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REGENSBURG 25 Mehr Lebensqualität dank Hochwasserschutz MdL Scharf und OB übergaben Hochwasserschutzanlage Reinhausen ihrer Bestimmung Regensburg. Unter reger An- teilnahme der Reinhausener Bevöl- kerung übergaben gestern Staats- ministerin Ulrike Scharf und Ober- bürgermeister Joachim Wolbergs die neue Hochwasserschutzanlage Reinhausen ihrer Bestimmung. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde das gut neun Millionen teure Hoch- wasserprojekt am Regen fertigge- stellt. Das Gesamtkonzept des Re- gensburger Hochwasserschutzes, zu dem der vollendete Abschnitt ge- hört, ist eines der technisch an- spruchsvollsten und größten lau- fenden Hochwasserschutzprojekte des Freistaats und soll in 18 Bauab- schnitten umgesetzt werden. „Ich schau übers Wasser – die Winde wehn, die Wellen gehn“, san- gen die Kinder der Grundschule Sankt Nikola Reinhausen und wäh- renddessen bewegten sie ihre Bay- ernfähnchen tüchtig im Takt. Ob- wohl der Festakt schon über eine Stunde dauerte, sind die vielen An- wohner des Viertels immer noch da und hören aufmerksam den Kin- dern zu. Für sie ist die feierliche In- betriebnahme des Hochwasser- schutzes entlang der Regenstraße ein Festakt. Schließlich werden durch die Baumaßnahmen 8 000 Anwohner und 600 Arbeitsplätze geschützt, betonte die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf, die extra zur Freigabe des neuen Bauabschnitts angereist war. Schließlich, so fuhr die Staatsmi- nisterin fort, sei der Ausbau des Hochwasserschutzes für Regens- burg eines der technisch anspruchs- vollsten und größten laufenden Hochwasserschutzprojekte des Freistaats. Insgesamt 100 Millionen Euro sind für die Maßnahme geplant, die in 18 Bauabschnitten umgesetzt werden soll. In Reinhausen soll ab jetzt eine Kombination aus Mauern und mobilen Mauern vor Über- schwemmungen schützen. Gegen das Überlaufen der Kana- lisation bei hohen Wasserständen hilft eine leistungsfähige Abwasser- pumpe. Die Feierstunde nutze Scharf zudem, um für die Flutpol- der zu werben. Sie hob hervor, wie viele Menschen bei einem akuten Hochwasserfall von ihnen profitie- ren würden. Laut ihr seien Polder unverzichtbar. Auch Oberbürger- meister Joachim Wolbergs hob den Wert von Retentionsfläche hervor. Die Ausgleichsflächen seien sehr wichtig, da wir durch die Einen- gung des Flusses selbst auch Anteil an den Hochwassern hätten, so der OB. Besonders große Zufriedenheit herrschte bei den Anwesenden da- rüber, dass sich der Hochwasser- schutz so gut in die Strukturen vor Ort einfüge. Scharf formulierte es so, dass hier „das Schöne mit dem Nützlichen verbunden worden“ sei: Durch eine Erweiterung der Ufer- flächen sind neue Freiflächen ent- standen, die als Parks und Freizeit- flächen genutzt werden können. Zusätzlich entstehen neue Lebens- räume für Tiere und Pflanzen im und am Wasser. So kämen hier nun täglich immer mehr Regensburger, um am neuen Uferweg zu joggen oder an den Kiesflächen die Füße in den Regen zu halten. Auch die Lei- terin des Kinderhauses Sankt Niko- laus in Reinhausen freut sich über die neue Ufergestaltung: „Es ist ide- al hier für Kinder – wir kommen fast jeden Tag hier her“. -el- „Ich schau übers Wasser – die Winde wehn, die Wellen gehn“, sangen die Kin- der der Grundschule St. Nikola Reinhausen, und während dessen bewegten sie ihre Bayernfähnchen tüchtig im Takt. Mit offiziellen Reden, dem Segen Gottes, Liedeinlagen der Grundschule Reinhausen und einer kräftigen Stärkung im An- schluss begingen Vertreter der Politik und etliche Anwohner die offizielle Fertigstellung der neuen Hochwasserschutz- anlage in Reinhausen. (Foto: el)

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Freitag, 31. Juli 2015 REGENSBURG 25

Stadt nimmt weitereFlüchtlinge auf

Regensburg. Da die von derRegierung der Oberpfalz be-triebene vorläufige Übergangs-erstaufnahmeeinrichtung fürFlüchtlinge in Regensburg der-zeit voll besetzt ist, bereitet sichdie Stadt auf die Ankunft wei-terer Flüchtlinge vor.

Dies bedeutet, dass ab kom-mender Woche Flüchtlinge inder Turnhalle der Clermont-Ferrand-Schule untergebrachtwerden müssen. Die Halle, diebereits im Oktober 2014 und imFebruar 2015 als provisorischeFlüchtlingsunterkunft gedienthat, wird für bis zu 200 Perso-nen hergerichtet.

Die Turnhalle bleibt voraus-sichtlich für die Dauer von etwasechs Wochen, also während derSchulferien, geschlossen. Wanndie Flüchtlinge ankommen undmit wie vielen Menschen tat-sächlich zu rechnen ist, kannderzeit nicht abgeschätzt wer-den. Auch die Herkunft derFlüchtlinge ist noch nicht be-kannt.

Bei der Betreuung der neuankommenden Flüchtlinge istdie Stadt – neben dem Einsatzvon eigenem Personal – wiederauf die Unterstützung vonHilfsorganisationen und derenhaupt- und ehrenamtlichenMitgliedern angewiesen. Ober-bürgermeister Joachim Wol-bergs bittet um Verständnis da-für, dass die Turnhalle nun er-neut als Flüchtlingsunterkunftgenutzt werden muss. Darüberhinaus appelliert der OB an dieArbeitgeber, ehrenamtlicheHelfer der Rettungs- und Hilfs-organisationen für diesen neu-erlichen Hilfseinsatz von derArbeit freizustellen.

„Die Stadt und die mit ihrzusammenarbeitenden Hilfsor-ganisationen unternehmen gro-ße Anstrengungen, damit die zuuns kommenden Menschen or-dentlich untergebracht und be-treut werden können – unddazu brauchen wir wieder drin-gend Ehrenamtliche, denen ichfür ihren Einsatz schon jetztherzlich danke“, erklärt OBWolbergs.

Wie vermutet hat die Flücht-lingswelle im Sommer nocheinmal zugenommen. „Wir se-hen uns in Regensburg in derhumanitären Verpflichtung, dieMenschen, die uns als Flücht-linge zugewiesen werden, men-schenwürdig aufzunehmen undzu betreuen“, so Wolbergs.

„Die Unterbringung derFlüchtlinge wird zwar zuneh-mend eine Herausforderung fürdie Stadt, die wir jedoch ganzsicher alle gemeinsam bewälti-gen werden.“

REGENSBURGwww.donau-post.de

Bestattungen heuteIn Regensburg

Friedhof am Dreifaltigkeitsberg:10.30 Uhr, Walther Dietz, 80 Jahre;14.15 Uhr, Karin Meyer-Straeten,54 Jahre;Evangelischer Zentralfriedhof:13 Uhr, Dr. Rupprecht Rieß, 100Jahre;Friedhof Winzer:10.30 Uhr, Anna Lercher, 82 Jahre;Alter Friedhof Regenstauf:15.15 Uhr, Elisabeth Schild, 85 Jah-re.

Mehr Lebensqualität dank HochwasserschutzMdL Scharf und OB übergaben Hochwasserschutzanlage Reinhausen ihrer BestimmungRegensburg. Unter reger An-

teilnahme der Reinhausener Bevöl-kerung übergaben gestern Staats-ministerin Ulrike Scharf und Ober-bürgermeister Joachim Wolbergsdie neue HochwasserschutzanlageReinhausen ihrer Bestimmung.Nach zwei Jahren Bauzeit wurdedas gut neun Millionen teure Hoch-wasserprojekt am Regen fertigge-stellt. Das Gesamtkonzept des Re-gensburger Hochwasserschutzes, zudem der vollendete Abschnitt ge-hört, ist eines der technisch an-spruchsvollsten und größten lau-fenden Hochwasserschutzprojektedes Freistaats und soll in 18 Bauab-schnitten umgesetzt werden.

„Ich schau übers Wasser – dieWinde wehn, die Wellen gehn“, san-gen die Kinder der GrundschuleSankt Nikola Reinhausen und wäh-renddessen bewegten sie ihre Bay-ernfähnchen tüchtig im Takt. Ob-wohl der Festakt schon über eineStunde dauerte, sind die vielen An-wohner des Viertels immer noch daund hören aufmerksam den Kin-dern zu. Für sie ist die feierliche In-betriebnahme des Hochwasser-schutzes entlang der Regenstraßeein Festakt. Schließlich werden

durch die Baumaßnahmen 8 000Anwohner und 600 Arbeitsplätzegeschützt, betonte die BayerischeUmweltministerin Ulrike Scharf,die extra zur Freigabe des neuen

Bauabschnitts angereist war.Schließlich, so fuhr die Staatsmi-nisterin fort, sei der Ausbau desHochwasserschutzes für Regens-burg eines der technisch anspruchs-vollsten und größten laufendenHochwasserschutzprojekte desFreistaats.

Insgesamt 100 Millionen Eurosind für die Maßnahme geplant, diein 18 Bauabschnitten umgesetztwerden soll. In Reinhausen soll abjetzt eine Kombination aus Mauernund mobilen Mauern vor Über-schwemmungen schützen.

Gegen das Überlaufen der Kana-lisation bei hohen Wasserständenhilft eine leistungsfähige Abwasser-pumpe. Die Feierstunde nutzeScharf zudem, um für die Flutpol-der zu werben. Sie hob hervor, wieviele Menschen bei einem akutenHochwasserfall von ihnen profitie-ren würden. Laut ihr seien Polderunverzichtbar. Auch Oberbürger-meister Joachim Wolbergs hob denWert von Retentionsfläche hervor.

Die Ausgleichsflächen seien sehrwichtig, da wir durch die Einen-gung des Flusses selbst auch Anteilan den Hochwassern hätten, so derOB. Besonders große Zufriedenheitherrschte bei den Anwesenden da-rüber, dass sich der Hochwasser-schutz so gut in die Strukturen vorOrt einfüge. Scharf formulierte esso, dass hier „das Schöne mit demNützlichen verbunden worden“ sei:Durch eine Erweiterung der Ufer-flächen sind neue Freiflächen ent-standen, die als Parks und Freizeit-flächen genutzt werden können.Zusätzlich entstehen neue Lebens-räume für Tiere und Pflanzen imund am Wasser. So kämen hier nuntäglich immer mehr Regensburger,um am neuen Uferweg zu joggenoder an den Kiesflächen die Füße inden Regen zu halten. Auch die Lei-terin des Kinderhauses Sankt Niko-laus in Reinhausen freut sich überdie neue Ufergestaltung: „Es ist ide-al hier für Kinder – wir kommenfast jeden Tag hier her“. -el-

„Ich schau übers Wasser – die Winde wehn, die Wellen gehn“, sangen die Kin-der der Grundschule St. Nikola Reinhausen, und während dessen bewegten sieihre Bayernfähnchen tüchtig im Takt.

Mit offiziellen Reden, dem Segen Gottes, Liedeinlagen der Grundschule Reinhausen und einer kräftigen Stärkung im An-schluss begingen Vertreter der Politik und etliche Anwohner die offizielle Fertigstellung der neuen Hochwasserschutz-anlage in Reinhausen. (Foto: el)

Gesellschaft hat den Auftrag Kinder zu schützenProfessor Melter berichtete im Presseclub über die große Zahl misshandelter Kinder

Regensburg. Es ist ein Appellan die Gesellschaft. Ein Aufruf,hinzuschauen. Professor MichaelMelter, Leiter der Universitätskin-derklinik berichtete am Donnerstagim Presseclub über die große Zahlvon Kindern, die von Erwachsenenmisshandelt und missbraucht wer-den. Oft sind sie im Alter unter ei-nem Jahr. Die Eltern rufen erstdann einen Arzt, wenn sie Angst ha-ben, das Kind könnte sterben. InRegensburg sind es fünf bis siebenKinder im Monat, die mit massivs-ten Verletzungen ins Krankenhauskommen. Die Dunkelziffer ist hoch.

Melter schildert den Fall dersechs Monate alten Lena (Name ge-ändert), deren Eltern den Notarztriefen, weil sie angeblich aus demBett gefallen war. Im Krankenhauswurden starke Einblutungen im Ge-hirn festgestellt, wie sie nur durchmassives Schütteln entstehen kön-nen. Das Kind hat dauerhafte neu-rologische Schäden und ist schwerbehindert.

„Wir sehen nur dieschweren Fälle“Statistisch gesehen entstehen im

Alter von bis zu einem Jahr rund 40Prozent der Verletzungen bei Klein-kindern durch Fremdeinwirkung.Risikofaktor ist das soziale Umfeld.Eltern, die sich nicht im Griff ha-ben, weil sie Drogen oder Alkoholkonsumieren, selbst misshandeltwurden oder zu jung sind, umschwierige Situationen mit einemBaby zu bewältigen.“Wir sehen nurdie schweren Fälle“, sagte Melter.

Geschätzt wird, dass mehr als zwölfProzent der Männer und zehn Pro-zent der Frauen in ihrer KindheitGewalt erfahren haben.

Die Ursachen für Misshandlun-gen sind oft Hilflosigkeit, Überfor-derung oder Angst und Ärger. Hin-weise für den Arzt, dass ein Kindmisshandelt wurde, sind das verzö-gerte Aufsuchen eines Mediziners,häufige Terminabsagen, Arztwech-sel und Ungereimtheiten. Auffälligsind gehäufte Knochenbrüche oderVerletzungen, die über einen länge-ren Zeitraum entstanden. Verdäch-tig sind Verletzungen an ungewöhn-

lichen Körperteilen wie dem Rü-cken, dem Bauch oder an den Geni-talien. Nicht selten reagieren Elternaggressiv, wenn der Verdacht aufMisshandlung entsteht. Schuld sei-en an dem schlechten Zustand desKindes dann immer die Ärzte, dienicht fähig seien, sagt Melter.

Gefährlich ist das Schütteltrau-ma, das schreienden Kindern vonEltern manchmal auch im Affektzugefügt wird. Blutungen zwischenHirn und Schädeldecke führen ineinem Viertel der Fälle zum Tod desKindes. Von den dreiviertel Überle-benden sind zwei Drittel schwer be-

hindert. Im Krankenhaus könne nurdie Diagnose gestellt werden, sagteMelter. Ziel sei aber die Prävention.Die Zusammenarbeit mit der Stadtauf dem Gebiet der Familien- undJugendhilfe sei vorbildlich. Hier seivor allem die Arbeitsgemeinschaftgegen Gewalt gegen Kinder aktiv.Im medizinischen Bereich wurde dieKinderschutzgruppe gegründet. EinVerband, der fachübergreifend überalle Fakultäten arbeitet. Es sei fürdie behandelnden Ärzte aber immerschwierig, Maßnahmen zu ergrei-fen, weil sie der Schweigepflichtunterliegen. Wechseln Eltern denArzt, so kann ein Verdacht nichtweitergegeben werden. Melter ap-pellierte deshalb, auch in der Bevöl-kerung wachsam zu sein, und zuhandeln, wenn der Eindruck ent-steht, ein Kind wurde misshandelt.

„Deutschland hat keinekinderfreundliche Kultur“Es gebe in Deutschland keine

kinderfreundliche Kultur. „Wiragieren nicht kindgerecht und kin-derfreundlich.“ Es werde in der Ge-sellschaft als Makel betrachtet,wenn sich Eltern in der Kinderer-ziehung Hilfe suchen. Familienwürden allein gelassen. Es habeaber jeder den Auftrag, in seinemdirekten Umfeld das Wohl von Kin-dern zu unterstützen.

In Lenas Fall konnten sich dieÄrzte bald ein Bild von den Ge-schehnissen zu Hause machen. DieMutter kam in den nächsten Tagenmit einem blauen Auge ins Kran-kenhaus, der Vater ist Alkoholiker.

- bd -

Professor Michael Melter appellierte im Presseclub, das Wohl von Kindern alspersönlichen Auftrag zu betrachten. (Foto: bd)

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Schreibmaschinentext
Donau Post 31.07.2015