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313 Nordamcrikanischer Kaffeebaum ; vom Professor Dr. Dierb ach. Eiii sehr gebildeter Mann, selbst in mehreren Zweigen der Naturgeschichte nicht unerfahren, beabsicltigte, sich mit seiner Familie in den nordamerilianischen Freisfaaten mzu- kaufen , und dort mehrere europsische Culturpflanzen , be- sonders den Weinstock im Grossen zu ziehen , zugleich aber auch, amerikanische Gewiichse fiir den Handel nach Europa anzubauen ; unter andern sprach er mir auch von den1 h-af- ,feebaunz. Verwundert sah ich dabei meinen Freund an, denn ich wusste, dass er eine Niederlassung am Ohio, hiichstens in der Nihe des Mississipi, beabsichtigte, wo das Klima zwar wErmer als in Deutschland, doch aber nimmermehr zur Cul- tur der Cofea arabica tauglicli ist, die nur in der NZhe der Wendekreise oder zwischen denselten gedeiht , mehr niird- lich aber niemals im Freien gezogen werden kann. Bei genauerer Nachforschung fand es sich jedoch bald, dass hier ein ganz anderer Baum gemeint sey, der wenigstens in Deutschland als Kaffeebaum wenig bekannt seyn diirfle, niimlich Guikandina dioica L. oder Gymnocludus canadensis ~ i c h a u x (FZora bereal. american. YoZ. 2. pag. 241. tabul. 51), von welctier Leguminose, nach Ra- finesque, der Saame wie Kaffee benutzt wird; in mehrern Reiseberichten durch die nordamerikonischen Freistaaten kommt er unter dem Namen Bonduc oder Kaffeebaum vor, und hat so vi.elfdtig zu dem sonderbaren Irrthum Veranlas- sung gegeben, a19 ob man in Nordamerika den wahren Kaf- feebaum ziehen konne. Der Eonduc wlchst hauptsiich- lich in den westlichen PrQvinzen von Canada wild, und kommt auch in Europa gut fort; die englischen Gfrtner

Nordamerikanischer Kaffeebaum

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Nordamcrikanischer Kaffeebaum ; vom

Professor Dr. D i e r b ach.

Eiii sehr gebildeter Mann, selbst in mehreren Zweigen der Naturgeschichte nicht unerfahren, beabsicltigte, sich mit seiner Familie i n den nordamerilianischen Freisfaaten mzu-

kaufen , und dort mehrere europsische Culturpflanzen , be- sonders den Weinstock im Grossen zu ziehen , zugleich aber auch, amerikanische Gewiichse fiir den Handel nach Europa anzubauen ; unter andern sprach er mir auch von den1 h-af- ,feebaunz. Verwundert sah ich dabei meinen Freund an, denn ich wusste, dass er eine Niederlassung am Ohio, hiichstens in der Nihe des Mississipi, beabsichtigte, wo das Klima zwar wErmer als in Deutschland, doch aber nimmermehr zur Cul- tur der Cofea arabica tauglicli ist, die nur in der NZhe der Wendekreise oder zwischen denselten gedeiht , mehr niird- lich aber niemals im Freien gezogen werden kann.

Bei genauerer Nachforschung fand es sich jedoch bald, dass hier ein ganz anderer Baum gemeint sey, der wenigstens in Deutschland als Kaffeebaum wenig bekannt seyn diirfle, niimlich G u i k a n d i n a d i o i c a L. oder G y m n o c l u d u s

c a n a d e n s i s ~ i c h a u x (FZora bereal. american. YoZ. 2.

pag. 241. tabul. 51), von welctier Leguminose, nach Ra- f i n e s q u e , der Saame wie Kaffee benutzt wird; in mehrern Reiseberichten durch die nordamerikonischen Freistaaten kommt er unter dem Namen Bonduc oder Kaffeebaum vor, und hat so vi.elfdtig zu dem sonderbaren Irrthum Veranlas- sung gegeben, a19 ob man in Nordamerika den wahren Kaf- feebaum ziehen konne. Der Eonduc wlchst hauptsiich- lich in den westlichen PrQvinzen von Canada wild, und kommt auch in Europa gut fort; die englischen Gfrtner

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kennen ilin unter dem Namen Hardy bonduc; e r mird in England gross und schijn , bliihet aber da nichf ; in den hie- sigen Anlagen bliihfe er schon Xters , aber die Friichte habe ich daran noch nicht wahrgenommen. Unter dem Pl’amen Chicot ist der Baum in Frankreich bekannt.

Af‘rikanischer Salep.

N a n weiss , dass unser allbelrannter Salep grijsstentheils aus dem Orient kommt. und dort Yon Orchis- Arten bereitet wird, die in systeniatischer Hinsicht noch nicht genau ausge- mittelt wurden j auch weiss man, dass ein guter Salep selbst yon mehreren deutschen Orchis - Arien erhalten werden kann. Eine besonders gute Sorte liefert nach L i n d s a y (&Ted.- C7~irurg. Zeitung 1833. Bd. 3. p . 95) O r c h i s b i c o r - n i s L. (Houttuyn: P’anzensystem Bd. 11. tab. 86. J . 1). Die PRanze kommt auch unter dem Namen Satyrium bi- corne Tor und T h u n b e r g beschrieb sie als S a t y r i u n z c u c u l l a t u m ; sie wachst auf Hiigeln in der Nahe der Kapstndt und anderwHrts in der dortigen Gegend an sandigen, im Friihjahre iiberschwemmten Orten, und wird von den Einwohnern Hoode Trewe genannt. Die Rnollen, welche den Salep liefern, sind ungetheilt (testicuzati) , liiriglich und mit Haaren besetzt , durch welchen letzteren Unistand dieser afrikanische Salep leicht von dern asiatiscken und europHi- schen unterschieden werden kann.