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NORWEGIAN PEARL° Alaska 60 ° azur.de 4/2013 Foto: Vivienne Blücher 4/2013 azur.de 61 ° Metropolen zauber und Natur paradiese Bewundernswert: Die Erkundung von Seattle und ein Abstecher nach Washington State bilden den Auftakt für eine Kreuzfahrt auf der Norwegian Pearl zum „Last Frontier State“ Alaska, dem Land der Gletscher und Fjorde, der Berge und Seen und seiner einzigartigen Tierwelt. WWW.AZUR.DE

NorwegiaN Pearl Metropolenzauber und - azur.deazur.de/.../themes/azur/files/reportagen/alaska_norwegian_pearl.pdfPier 70, der älteste Pier von Seattle, und Space Needle, das neue

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NorwegiaN Pearl° Alaska

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4/2013 azur.de 61 °

Metropolenzauber undNaturparadiese

Bewundernswert: Die Erkundung von Seattle und ein Abstecher nach Washington State bilden

den Auftakt für eine Kreuzfahrt auf der Norwegian Pearl zum „Last Frontier State“ Alaska,

dem Land der Gletscher und Fjorde, der Berge und Seen und

seiner einzigartigen Tierwelt.

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Bei schönstem Sonnenschein finden sportliche Kreuzfahrer Entspannung beim Kanu-ausflug auf dem spiegelglatten „Basket of Bigger Fish“, wie die Tlingit-Indianer den Chilkoot Lake nennen.

Mit der Norwegian Pearl bis vor die Haustür in Skagway. Aber keine Angst, sie bleibt auf der Wasserstraße.

Er hätte ihn gern (Foto oben), aber wir haben ihn - den Fisch – und lassen

ihn gleich wieder ins Wasser.

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Der Margerie-Gletscher ist der absolute Höhepunkt

der Fahrt durch die Glacier Bay und begeistert mit

seiner bizarren Struktur. Da bleiben Rutsche und

Pool schon mal leer.

Pier 70, der älteste Pier von Seattle, und Space Needle, das neue Wahr-zeichen der Stadt. Auf dem einen kann man sehr gut essen, auf dem anderen sehr gut gucken.

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Seattle empfängt uns mit einem herr- lich warmen Sommertag. Die Stadt, die berühmte Söhne wie Bill Gates oder Jimi Hendrix hervorgebracht hat, ist eine lebendige Metropole des Nordwes-tens der USA, dabei mit etwa 700.000 Einwohnern überschaubar und gut zu entdecken. Gleich nach dem Einche-

cken in unserem Hotel, dem zentral Downtown gelege-nen Mayflower Park Hotel, gehen wir auf Entdeckungsrei-se – vorbei an der Einkaufsstraße 5th Avenue, am Seattle Art Museum und steil bergab zum belebten Alaska Way mit dem „The Seattle Great Wheel“, zu unzähligen Res-taurants und Geschenkartikelläden – zum Pier 55, wo unsere Sightseeing-Tour mit Argosy Cruises startet.

Eine Stunde später haben wir die Skyline mit ihrer Mischung aus Wolkenkratzern und altehrwürdigen Häusern, dem Containerhafen und dem Space Needle ge- sehen. Seattle macht Spaß, wir verarbeiten die Eindrü-cke gleich nebenan im „The Crab Pot“ auf Pier 57 bei Steamed Crabs, die wir mit einem kleinen Hammer be-arbeiten, um an das leckere Krabbenfleisch zu kommen. Eine wunderbar bunte Unterwasserwelt bekommen wir im Seattle Aquarium zu sehen. Eine Besonderheit ist der „Streichelzoo“, ein kleiner Teich mit Seesternen. Später lassen wir es uns zum Dinner in der „Dahlia Lounge“ gut gehen, einem der Restaurants von Tom Douglas, preis-gekrönter Koch und Gastronom, führend in der Restau-rantszene Seattles. Am nächsten Tag nehmen wir an der „Gourmet Seattle Foods & Culture“-Tour teil. Drei Stun-den, in denen wir nicht nur in ausgewählten Restaurants der Stadt viel Leckeres und Überraschendes wie Tomato Soup Cakes probieren können, sondern von unserem erstklassigen Guide auch eine Menge über die Stadt er- fahren. Seattle hat seinen Namen von dem Häuptling Noah „Chief“ Seattle. Also begeben wir uns auf die Spu-ren der indianischen Vergangenheit und fahren ins Til-licum Village auf Blake Island. Stammesriten und die traditionelle Lachszubereitung, das Salmon Bake, kom-men allerdings recht touristisch angehaucht daher.

Den Abend beschließen wir im „Oliver’s“, der gut sortierten Cocktailbar unseres Hotels, und freuen uns auf Pike Place Market, einen der ältesten durchgehend betriebenen Märkte der USA. Auf mehreren Ebenen pul-siert hier ein quirliges, buntes Marktgeschehen. Viele Menschen, viele Angebote von Lebensmitteln über Blu-men, Kleidung bis hin zum Starbucks No. 1, dem ersten Starbucks überhaupt. Heute gibt es allein in Seattle über 300 Starbucks Coffee Shops, und man ist gut beraten, bei No. 1 nur zu gucken und in einem der 300 ande-ren Kaffee zu trinken. Zu viele wollen gerade dort ihren Kaffee holen, das kann schon mal eine Stunde Wartezeit erfordern. Besonders spektakulär geht es an den Fisch-ständen zu. Da fliegen die Fische von Fischhändler zu

Fischhändler, einer davon inmitten der Marktbesucher. Nach eigener Auskunft hat er noch niemals daneben- gegriffen, was auch angeraten ist, damit niemand auf einmal ungewollt einen Fisch an der Backe hat. Wir ma-chen uns auf den Weg zum Space Needle. Direkt dane-ben befindet sich das Experience Music Project (EMP), ein Museum rund um Rock, Science-Fiction und Pop- Kultur, mit vielen interaktiven Elementen wie etwa den Sound Laboratories. Gestiftet von Paul Allen, einem der Gründer von Microsoft, hat Stararchitekt Frank Gehry ein eigenwilliges, für Gesprächsstoff sorgendes Gebäu- de geschaffen. Wir bleiben dort länger als vorher ge-dacht und haben, als wir gehen, eine DVD von uns mit einer Studioaufnahme von „Twist and Shout“ dabei, Voll-Playback versteht sich.

Mit seiner markanten Optik hat sich der Space Needle, ein 184 Meter hoher Aussichts-turm, der 1962 zur Weltausstellung errich-tet wurde, als Markenzeichen der Stadt etab-

liert. Will man dort Wartezeiten wie vor Starbucks No. 1 vermeiden, empfiehlt sich ein Besuch im Lauf des Vor-mittags. Wir sind mit den Emerald City Trolleys direkt dorthin gefahren, mit denen wir hop on-hop off viele wichtige Punkte der Stadt erreichen. Oben angekommen

Easy Living in Seattle: Gute Laune und ein buntes Treiben prägen die Stadt.

Kung Fu Girl und Boom Boom, witzige Namen für hervorragende Weine von Charles Smith.

Was für ein schöner Platz, um Wale zu sehen am Whale Watch Point auf San Juan Island.

Er musste vor die Tür. Die gigantische Skulptur „Hammering Man“ steht am Eingang des Seattle Art Museum.

Winemaker John Freeman in seinem Element. Wir freuen uns

schon auf die Verkostung.

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erwartet uns ein grandioses Panorama von Seattle bis hin zum Mount Rainier. Auch Pier 66, an dem die Nor-wegian Pearl liegen wird, haben wir gut im Blick.

Noch zwei Tage bis zur Abfahrt und wir werden da-vor noch zweimal in die Luft gehen, um uns besonders interessante Flecken in Washington State anzusehen.

A laska Air bringt uns zum ersten Zielpunkt nach Walla Walla. Im Südosten Washing-tons gelegen, gut eine Flugstunde von Seattle entfernt. Hier befindet sich eines der größten

Weinanbaugebiete der USA, das in den letzten zehn Jah-ren eine geradezu explosionsartige Entwicklung genom-men hat. Wir haben uns drei Weingüter zur Besichti-gung ausgesucht und erleben dazu das Flair einer Stadt, die von USA Today als „friendliest small town in the US“ ausgezeichnet wurde. Neben Wein und Freundlichkeit kommt man in Walla Walla und Umgebung nicht an den „Sweet Onions“ vorbei. Roh oder leicht gedünstet eignen sich diese süßen Zwiebeln als delikate Zugabe zu Bur-gern und Pizza, aber auch für Sweet Onion-Marmelade. Probieren wollen wir jetzt aber Wein. Long Shadows ist unsere erste Station, kein Weingut herkömmlicher Prä-gung. Sieben exzellente Winzer aus aller Welt sind hier vereint, wobei jeder einen einzigen Wein produziert, der die hervorragende Qualität des Columbia Valley als Weinanbaugebiet herausstellen soll. Aus Deutschland ist Armin Diel dabei, der, wen überrascht es, mit Poet’s Leap einen leckeren Riesling beisteuert. Weiter geht es zu Waterbrook, wo wir John Freeman treffen, der, von Napa Valley kommend, seit 2005 dort der „Wine- maker“ ist. Die Verkostung genießen wir im Freien auf der herrlich gelegenen, wunderschönen Anlage. John erklärt uns die Grundlage für die Eignung der Gegend zum Weinanbau verblüffend einfach: „Location, loca-tion, location!“ Einzigartige Wettergegebenheiten seien es. Sehr viele lange Sonnentage und kühle Nächte, in denen die Trauben zur Ruhe kommen können. Es besteht allerdings das Risiko harter Fröste. Sein Credo: Wein ist zum Konsumieren da. Entsprechend preislich moderat sind die gut trinkbaren Weine ausgerichtet, wie etwa der tiefrote Malbec aus einer ursprünglich in Südfrankreich beheimateten Traube. Wein zum direkten Genuss hat sich auch Charles Smith auf die Fahnen geschrieben, das Ambiente ist jedoch ein völlig anderes.

Der Verkostungsraum ist direkt in Walla Walla gele-gen, eine aufwändig restaurierte ehemalige Autowerk-statt in einem preisgekrönten Design. Die Weine tragen Namen wie Kung Fu Girl Riesling oder Boom Boom Sy-rah. Eine Extravaganz, die sich aus der Vergangenheit des Winzer-Autodidakten als Manager von Rockbands erklären mag. Dahinter verbergen sich respektable Weine voller Geschmack, ausgewogen und ihrer Her-kunft treu. Daneben gibt es unter K-Vintners eine Line

vorzüglicher hochwertiger Weine. Walla Walla ist unbe-dingt mit einer Übernachtung einzuplanen. Das Marcus Witman Hotel bietet sich dafür an, eine sehr gelungene Verbindung von Tradition und Komfort, einfach zum Wohlfühlen. Wir haben den Abend mit Baseball aus-klingen lassen. Die Walla Walla Sweets haben gespielt. Vor kleiner Kulisse, aber sehr authentisch. Sympathisch eben wie alles in Walla, von der ihre Einwohner sagen: „The City so nice, they named it twice.“ Zurück in Seattle geht es gleich wieder in die Luft.

Startbahn ist Lake Union, von wo aus wir per Wasserflugzeug für einen Tagestrip zu den San Juan Islands fliegen. Eine Inselgruppe, der gera-de von US-Präsident Obama der Status „National

Monument“ verliehen wurde. Damit wird diese traum-haft schöne Inselgruppe mit ihrer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt dauerhaft geschützt. Werden wir Wale sehen? Der erste Versuch steht an, wir sind gespannt. Nach einer sanften Wasserlandung betreten wir Friday Harbor auf der Hauptinsel San Juan. Sofort erschließt sich uns, was uns unser Guide Barbara später so sagen wird: „It’s not what we have, it’s how people feel like when they are here.“

Wie in einer anderen Welt kommen wir uns vor, eine Idylle geprägt von Natur und Entspannung. Nicht ohne Grund ist die kleine Küstenstadt Roche Harbor wieder-holt zur besten Hochzeitslocation des amerikanischen Nordwestens gewählt worden. Eine Lavendel-Farm run-det das Bild perfekt ab. Was Stephen Robins zunächst als Beitrag zur Bewahrung der Natürlichkeit der Insel gedacht hatte, als er 1999 ein Stück Land erwarb, hat sich zu einer erfolgreichen Beschäftigung mit dem Na-turprodukt Lavendel in über 200 Spielarten entwickelt.

Dann gehen wir auf das Boot von Captain Hobbes Buchanan, Whale Watching steht an. Lange Zeit bleibt es ruhig. Von mehreren Booten aus wird die Wasser-oberfläche beobachtet. Und dann ist es so weit. Zwei Buckelwale schwimmen an uns vorbei, ein Stück ent-fernt, aber gut zu sehen. Das war ja schon mal etwas, aber wir hoffen auf mehr, als wir wieder in Seattle lan-den. Am letzten Abend bietet uns das „Aqua“, ein wun-derschön auf Pier 70 gelegenes Fischrestaurant, nicht nur eine sehr gute Küche, sondern mit einem Traum-sonnenuntergang und einem freien Blick auf den Mount Rainier auch einen respektablen Romantikfaktor.

Der Tag der Abreise nach Alaska ist da. An Pier 66 liegt die Norwegian Pearl direkt vor uns. Mit 14 Decks, 294 Metern Länge und 32 Me-tern Breite ist es das größte je gebaute Schiff

der Panamax-Klasse, soll heißen, es hat die zum Pas-sieren des Panamakanals zulässigen Maße voll ausge-schöpft. Und die Pearl hat wie die meisten Schiffe der

So lässt sich San Juan Island erkunden, im Minicar auf dem Weg zur Lavendelfarm.

Gleich fliegt der Fisch! Die Fischhändler in Pike Place Market machen es möglich.

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Norwegian Cruise Line ein sehr farbenfrohes, individu-ell gestaltetes Äußeres – ein Charakter, der sich auf dem Schiff fortsetzt. Wir gehen an Bord und beziehen unsere Kabine. Ein Koffer fehlt, wir müssen ihn auslösen. Zum Inhalt zählen zwei Flaschen Wein, die wir kurz vor der Abreise geschenkt bekamen. Für je 15 Dollar Korkgeld, so sind die Regeln, lösen wir die guten Tropfen aus und werden sie später bei einem unserer leckeren Dinner ge-nießen.

Wir fühlen uns wohl in unserer Kabine. Auf 19 Quad- ratmetern ist alles gut und kompakt untergebracht, und unser Balkon wird uns noch viele schöne Momente be-scheren. Dann geht’s aber direkt an Deck, wo wir bei herrlichem Wetter den Auslauf von Pier 66 in Seattle erleben. Auf dem Oberdeck wird richtig Stimmung ge-macht, geplantscht, getanzt und gelacht. Wir machen ei- ne erste Erkundungstour, und es fällt auf, dass die Voll-auslastung von etwa 2800 Gästen nirgendwo störend zu- tage tritt. Sehr positiv, die aufmerksame und mit knapp 1200 Crewmitgliedern sehr gut bemessene Besatzung. Wir spüren schnell den „American Spirit“, der die Pearl umweht: Über 90 Prozent der Passagiere kommen aus den USA, die Bordsprache ist Englisch. Ein Casino im Las Vegas-Stil, eine Einkaufs-Mall, Dresscode Badehose in der Sauna, ein großes Sport- und Unterhaltungsan-gebot sind weitere Belege dafür. Gleichzeitig herrscht eine angenehme, freundliche Stimmung, Passagierbe-treuung und Service sind absolut professionell. Auch Deutsch wird gesprochen. Wir erfahren vom Hoteldirek-tor Mirsad Bucuk, dass bei 60 Nationalitäten unter der Crew im Bedarfsfall noch immer jede Sprache vertreten war. Auf unserer Reise sind dies Ina am Servicecounter und Messiah Ritzinger, der Münchner F&B-Direktor der Pearl. Seine Heimat hat er am letzten Tag mit einem bayerischen Buffet sehr gelungen in Szene gesetzt.

V iermal macht die Norwegian Pearl auf ihrer Reise durch die legendäre Inside Passage Sta-tion. Juneau, Skagway, Ketchikan und Victo-ria heißen die Häfen. Wir haben unser Aus-

flugsprogramm bereits zusammengestellt. Den Anfang macht die „Mendenhall Glacier and Whale Watching“-Tour in Juneau. Umrahmt von Mount Juneau und Mount Roberts ist sie die einzige Bundeshauptstadt der USA, die nur mit Flugzeug und Schiff erreichbar ist. Eingepackt im Zwiebellook steigen wir bei um die 12 Grad in einen eher mäßig modernen Bus, der uns zum 20 Kilometer ent-fernten Mendenhall-Gletscher bringt. Auf dem vorgela-gerten Gletschersee erspähen wir bereits Eisschollen, die Größeres erwarten lassen. Und dann sehen wir ihn, den beeindruckenden Gletscherausläufer des 4000 Quadrat-meter großen Juneau Icefield. Ein grandioses Panorama zeigt sich mit der blau schimmernden Gletscherzunge und dem 115 Meter hohen Nugget Creek Fall, der in den

Mendenhall Lake stürzt. Nach gut einer Stunde geht’s weiter zum Whale Watching. Mit Geld-zurück-Garantie, falls wir keine Wale sehen. Ganz schön mutig, denken wir und sind am Ende doch sehr glücklich, dass uns nie-mand Geld geben musste. Die „St. Gregory“ nimmt erst mal Fahrt auf. Dann stoppen wir ab, gespannt wandern alle Augenpaare über die Wasseroberfläche. Auf einmal Jubel, richtig ansteckender Jubel. Zwei Flossen zeigen sich, dann sehen wir mehr von den zwei Buckelwalen, was uns alle in Begeisterung versetzt. Diese gleitenden, fließenden Bewegungen der etwa 15 Meter langen im-posanten Meeressäuger sind faszinierend. Nur wenig später zeigt sich auf der anderen Seite eine Orca-Fami-lie, zwei große Flossen, eine kleine. Ein Familienidyll. Damit sind wir im exklusiven 10-Prozent-Zirkel aller Whale Watcher, die sowohl Buckelwale als auch Orcas auf einer dieser Touren gesehen haben, ohne Zuzahlung. Dieser Ausflug ins Paradies für Naturliebhaber und Fotografen lohnt sich allemal, und wir sind rechtzeitig zum Dinner auf dem Schiff zurück.

Um fünf Uhr morgens beginnt der Ausflugstag in Skagway. Ein kurzes Frühstück im groß-zügigen Saal der Garden Lounge. Das Buf-fet lässt keine Wünsche offen. Dann geht’s

mit einem Schnellboot los zu unserem zweiten Ziel in Richtung Haines zum Angeln. Haines ist ein zauberhaft verträumtes Örtchen am nördlichen Ende der Chilkat-Halbinsel. Hier scheint alles Leben ruhig, verträumt und in Ordnung. Wir steigen in den Mini-Van, der uns zum „Fresh Water Fishing“ auf dem Chilkoot Lake brin-gen soll. Auf dem Weg gibt’s ein paar Informationen zu Haines, darunter, in welchem Laden man am besten Le-bensmittel, Kleidung und Knarren kaufen kann. Span-nend. Wenig später erreichen wir den Chilkoot Lake. Ab- solut ruhiges Wasser, eingerahmt von schneebedeckten Bergen und viel Wald. Nach kurzer Einweisung begin-nen wir zu angeln. Beobachtet von einem Weißkopfsee-adler, der über uns sitzt und interessiert schaut, ob wir etwas Leckeres für ihn aus dem Wasser ziehen. 280 Fi-sche haben heute laut Fischzählstation am Zufluss des Sees den Weg hierher gefunden, darunter Sockeye Sal-mon (Rotlachs) und arktische Saiblinge. Drei lernen wir näher kennen, entlassen sie aber gleich wieder ins Wasser.

Dieser Ausflug bescherte uns ein weiteres großar-tiges Erlebnis. Für das nächste brauchen wir die Pearl gar nicht zu verlassen. Auch nach Meinung unseres schwedischen Kapitäns Carl Hammerin steht der Höhe- punkt der Alaska-Cruise bevor, Glacier Bay. Reine, kühle Luft strömt durch das offene Fenster in unser Balkon-zimmer. Mächtige schneebedeckte Bergriesen säumen links und rechts den Fjord, durch den sich die Pearl langsam bewegt. Kaum Wind, keine Wellen, das Was-ser gleicht einem Spiegel. Dazu strahlt die Sonne vom ▼Fo

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Butchart Gardens:

wunderschön bei Tag,

grandios bei Nacht,

wenn die bezaubernde

Anlage illuminiert ist.

Kleiner Hafen, große Schiffe. Mehrere

Kreuzfahrt-Riesen finden ihren Platz im Hafen von Ketchikan.

Balkon mit Blick: Alaska bietet unvergleichlich schöne Ansichten. Beeindruckend und mitreißend, das Wechselspiel der Natur an sich vorbeiziehen zu lassen.

Frischer geht’s nicht. Gerade gefangene King Crabs verlocken zum Kauf.

Dieser Eisbär hält warm.

Alaskas Inside Passage – unberührte Natur und spektakuläres WildlifeErleben Sie die Vielfalt des „Last Frontier State“.

Pazif i scher Ozean

300 km0

K A N A D A

A L A S K A

U S A

Juneau

Skagway

Ketchikan

Glacier Bay

Victoria

Seattle

USA

Kanada

Ausschnitt

Seattle/waShiNg-toN State Seattle, der Startpunkt der Reise durch die Inside Passage, liegt im Westen des Staates Washington, zwischen dem Puget Sound und dem Lake Washington. Die lebendige Stadt, ge-nannt „Emerald City“, die smaragdgüne Stadt, ist im Westen von den Olympic Mountains und dem Mount Rainier im Osten umgeben. Wahrzeichen ist der für die Weltausstellung 1962 errichtete Space Needle. Washington State macht sich in seinem östlichen Teil immer mehr einen Namen als Weinregion mit mittler-weile über 80 Weingütern. Die Hauptanbaugebiete sind Columbia Valley, Walla Walla und Yakima Valley, etwa auf den gleichen Breitengraden wie Bordeaux oder Burgund gelegen.

iNSide PaSSage Der Seeweg vor der Küste Alaskas, des flächenmäßig größten US-Bundesstaates und des kanadischen British Columbia, führt durch ein Gebiet mit unzählig vielen Inseln, Fjorden, Buchten und beeindruckenden

Gletschern. Die einzigartige Natur mit schneebedeckten Bergen und Wäldern und eine artenreiche Tierwelt, insbesondere Wale, See-löwen, Weißkopfseeadler, Bären und über 400 Vogelarten, bilden eine atemberaubende Kulisse. Aufgrund der wilden Land-schaft, des rauen Klimas und der Distanz zu den übrigen 48 Staaten trägt der 49. Staat der USA den Beinamen „Last FrontierState“. Juneau, ca. 32.000 Einwohner, die erste Stadt, die erreicht wird, ist die Hauptstadt Alaskas und die einzige Hauptstadt eines Bundesstaates der USA, die keine Straßenanbindung hat und nur mit Flugzeug oder Schiff erreichbar ist.Skagway, ca. 860 Einwoh-ner, eine ehemalige Gold-gräberstadt zu Zeiten des Klondike Goldrush, ist der Endpunkt der Inside Pas-sage. Ketchikan, ca. 8200 Einwohner, der verträumte Ort mit der landesweit größten Sammlung an original Totempfählen, hat seinen Ursprung im Fisch-fang, als 1883 eine Fabrik zur Lachsverarbeitung er-richtet wurde. Heute steht

der Tourismus im Vorder-grund. Victoria, Hauptstadt der kanadischen Provinz British Columbia, Kanada, verdankt die Tatsache, dass sie angelaufen wird, der Vorschrift, dass die in den USA fahrenden Schiffe mit ausländischer Flagge (Baha-mas im Fall der Norwegian Pearl) mindestens einen Hafen außerhalb der USA anlaufen müssen.

BeSte reiSezeitJuni bis August mit Tempe-raturen bis um die 15°C. Oft rasch wechselnde Wetter-bedingungen, „Zwiebel-Look“ ist empfehlenswert. Seattle und Washington State sind deutlich wärmer. Zeitverschiebung: Alaska -10 Stunden, Seattle/Wa-shington State -9 Stunden.

leSetiPPAlaska, Yukon, Marco Polo, 11,99 Euro.Top 10 Seattle,Dorling Kinders-ley, 9,99 Euro.USA – Der Nordwesten, Dumont, 24,99 Euro.

iNFoSeattle: www.visitseattle.org Washington State: www.experiencewa.comWeinanbaugebiete: www.wallawalla.orgInside Passage: www.travelalaska.com

Direkte Nachbarn: Mendenhall Glacier und Juneau.

azur.de 71 °

Himmel. Eine Kulisse, die ihresgleichen sucht. Auf dem Deck sichern sich erwartungsfrohe Gäste die besten Plätze für die Sicht auf den Gletscher. Heißgetränke „mit Schuss“ werden angeboten. Nun ja, verlockend bei einer Temperatur von zehn Grad, aber morgens um acht Uhr besser nicht.

Ganz am Ende des Fjords liegt unser Ziel, der Margerie-Gletscher mit dem schneebedeckten Mount Fairweather im Hintergrund. Die Eis-front des Gletschers erhebt sich ca. 75 Meter

über das Wasser und gehört zu den meistkalbenden Gletschern der Welt, was bedeutet, dass große Eiswände abbrechen und ins Wasser krachen. Dieses Naturschau-spiel lässt nicht lange auf sich warten, und mit großem Getöse, begleitet von klatschenden und jubelnden Passa-gieren, kracht ein riesiger Eisbrocken ins Wasser. Zurück bleibt eine frische Abbruchstelle, die sich uns farben-prächtig in einem reinen Türkis-Blau präsentiert. Wir verlassen Glacier Bay, und weiter geht die Reise nach Ketchikan.

Hier ziehen wir die private Erkundung des Ortes ei-ner weiteren Tour vor und machen einen ausführlichen Landgang. Ein verträumtes Nest, das an die Zeiten des Goldrausches erinnert. Eindrucksvoll, die auf Pfahl-bauten stehende Creek Street. Wenn allerdings gleich mehrere Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen, rücken die zahlreichen Shopping-Gelegenheiten in den Vorder-grund. Nach einer weiteren Nacht auf der Pearl führt uns der letzte Ausflug auf kanadischen Boden. In Vic- toria besuchen wir den wunderschön angelegten, weit-läufigen Blumengarten Butchart Gardens. Wir sind gegen Abend dort und kommen in den Genuss der zau- berhaften Illuminationen, mit denen die Anlage ein-drucksvoll in Szene gesetzt wird. Den krönenden Ab-schluss bildet ein grandioses Feuerwerk. Eine einzig-artige Choreographie von aufeinander abgestimmten Lichteffekten und musikalischer Begleitung.

A uf See fühlen wir uns während der gesam- ten Reise sehr angenehm umsorgt und unter-halten. Das auf den Schiffen der Norwegian Cruise Line durchgehend eingeführte Free-

style-Konzept bietet eine kaum zu überschauende Band-breite an Möglichkeiten. Wir gewinnen den besten Über-blick in der täglichen Bordzeitung, die wir in deutscher Sprache erhalten. Große Auswahl besteht auch für die Dining-Optionen. Wir können unter acht Spezialitäten-Restaurants auswählen. Fair bemessene Zuschläge von 15 bis 30 Dollar werden hier erhoben. Ein gut organi-siertes Buchungssystem ermöglicht volle Flexibilität für die eigene Zeitplanung. Besonderes gefragt das „Teppa-nyaki“. Gut aufgelegte Hibachi-Köche bereiten die Spei-sen direkt auf der im Tisch eingelassenen Heizplatte,

garniert mit einigen Showeinlagen, zu. In den drei Hauptrestaurants wird eine im Preis inbegriffene le-ckere Küche serviert. Durchgehend erleben wir einen sehr freundlichen und aufmerksamen Service. Egal, ob Dining, Unterhaltung oder Sport, die Vielfalt des Angebots sorgt da-für, dass trotz der vielen Passagiere niemals ein Gefühl von Anstehen oder Gedränge aufkommt. Seien es die Kletterwand, das Basketballfeld, die Golf-Boxen, das gut ausgestatte-te Fitness-Center, die Outdoorpools, der Laufkurs, das Stardust Theatre oder die Bars und Lounges, auf alles verteilt sich das Publikum. Schon für die Kleinen ab 3 Jahren bis hin zu den 17-jährigen Youngsters gibt es in der „Splash Academy“ Unter-haltung bis 1.30 Uhr in der Nacht. Wir entscheiden uns für eine Ent-spannung versprechende Freizeit-gestaltung und erwerben zwei der limitierten 119 Dollar teuren Wo-chenpässe zur Nutzung des Man-darin Spa. Ein wenig mehr Wärme hätte die Einrichtung vermitteln können, aber der Blick geht sowieso durch die bodentiefen Panorama-fenster nach draußen. Auf Deck 13, direkt über der Brücke gelegen, ha- ben wir eine atemberaubende Sicht, einen Captain’s View. Angeschlos-sen ist ein Beauty-Bereich mit einem sehr umfassenden Angebot und täg-lichen Sonderaktionen. Im Bereich von 50 bis 100 Dollar kann man so in den Genuss der Anwendungen, wie einer Hot Stone-Massage, kommen.

W ir fühlen uns sehr wohl, deshalb sehen wir am letzten Mor-gen die eindrucks-

volle Kulisse von Seattle mit dem imposanten Space Needle mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir haben Eindrücke gesam-melt, die uns keiner mehr nehmen kann. Noch einmal tief die Seeluft einatmen, bevor wir in einer Stunde von Bord gehen.

Text: Marcel Ullrich

Gut 60 Meter müssen die Boote Abstand halten. Mit etwas

Glück kommen die Wale näher. Neugierig sind sie bisweilen.

Eine Hauptstraße auf Pfählen und eine Kulisse zum Träumen, die Creek Street in Ketchikan.

Auf Augenhöhe, Mount Rainier, nicht mehr aktiver Vulkan, ist mit 4392 Metern der höchste Berg von Washington State.

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