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42 3 6068 424 Bei der Suche nach weiteren Aufnahmen des von E. Ernst in AN 187.9, Nr. 4465, angezeigten Sternes: Var. oder Nova 134.1910 Piscium, den schon E. Zinner 1911 vergeblich gesucht hat (AN 1~0.377, Nr. 4558), wurden auch die 6-ZBller- platten A 4900 und A 4901, auf denen der Stem entdeckt wurde, nochmals nachgesehen. Dabei m d t e festgestellt werden, daD das als Var. oder als Nova angesehene Stern- scheibchen keine Realitat besitzt, sondem nur ein zweites Bild des Stemes BD +9"62 ist. E. Ernst hatte damals ubersehen, Gesetz, ist als Gas transparent, und das im Hintergrund wie in der Umbra nachweisbare kontinuierliche Licht gehort nicht der Sonnengaskugel an, sondern kommt in betrachtlichen Mengen durch Streuung von der Granulation und von Fackeln her und durch Streuung innerhalb der Erdatmosphare, ein Bruchteil vielleicht von der BeschieBung beliebiger Ionen durch schnelle Elektronen. Diese Erkenntnis benotigt keine neue Theorie, keine neuen Formeln, sondern nur eine objektive Beurteilung der aus unseren photographischen Dokumenten abzulesenden, klar erkennbaren Tatsachen. Die Umbra ist kein von den normalen Sonnengasen durch besonders inszenierte Abkiihlungseffekte substanziell differenziertes Materialvolumen rnit Kondensatcharakter, sondern eben das von der prallenden Helligkeit der undurch- sichtigen, kurzlebigen Granulakerper befreite transparente Sonnengas, in welchem die aus der Sonne kommende Strahlung eine Extinktion erFahrt, entsprechend der Reaktion der ver- schiedenen Wellenllngen auf die Extinktionsfaktoren. Die Bezugnahme auf Temperaturdifferenzen im Sonnen- fleck, die bisher nur hypothetisch angenommen, aber niemals streng bewiesen waren, als Ursache fur vermehrte Absorption und vernngerte Helligkeit in der Umbra, ist irrefiihrend. Die Differenzen in dieser und in spektraler Beziehung sind tat- sachlich vorhanden, aber nicht als Folge von Temperatur- differenzen. Auch solche sind vorhanden, aber nicht als kausale Erzeuger der spektralen und der Helligkeitsdifferenzen, son- dern als physikalisch normale Funktion zweier Substanzen, die nach dem Kirchhofschen Gesetz einerseits in den opaken Granula als reine Temperaturfernstrahler, d. h. als Warme- radiatoren mit Fernwirkung funktionieren, andererseits als die von den Granula befreiten Strahlungsflachen der heil3eren Sonnengas-Hintergrundflaclien d i e Funktion von Thermostat- Gasisolatoren ausiiben und so die Warmeverluste der Sonne herabdriicken. Dies geht wieder konform dem Kirchhofschen Gesetze vor sich, nach welchem heiDe Gase keine Temperatur- fernstrahlung besitzen trotz innerer sehr hoher Temperatur, dagegen eine helle Linienstrahlung rnit photochemischer Energie in Form von Lumineszenzstrahlung aus IonenstoD und photoelektrischen Effekten, in die Ferne wirksam. Von Wichtigkeit ist die Erkenntnis der Feststellung, da13 die Volumtemperatur eines strahlenden Gases nicht gleich ist der von diesen heinen Gasen ausgehenden Warme- fernstrahlung, welch letztere laut Laboratoriumsversuchen bo- zusagen null ist. Dagegen besitzt die durch IonenstoDe, welche in heiDen verdiinnten Gasen die MolekularstoDe der reinen daD samtliche Sterne der beiden 6-Zollerplatten doppelt vor- handen sind. Da beide Platten 50 Minuten lang gleichzeitig belichtet sind, so mu13 offenbar wahrend dieser Zeit eine jetzt nicht mehr feststellbare Verschiebung des Okularschlittens eingetreten sein. Es ist also damit die betreffende Notiz in AN 4465 hin- fallig, und ebenso ist in ,Geschichte und Literatur der ver- anderlichen Sternecc und im oKatalog und Ephemeriden ver- anderlicher Sternecc die Nova Piscium (1907) zu streichen. Temperaturstrahlung mit Fernwirkung ablesen, erzeugte Lumineszenzstrahlung eine groBe photochemisch-aktinische Fernwirkung. Man hat bisher, fasziniert durch die vordringliche Brillanz nur auf die Granula hingestarrt und dabei die Existenz der nur bescheiden hellen Hintergrundstrahlungs- flachen als Reprasentanten der eigentlichen Sonnengase ver- gessen. Die Frage nach der Entstehung der Fleckspektra aus den ganz zu Unrecht angenommenen Abkiihlungseffekten resp. nach der Herkunft dieser mu13 ersetzt werden durch die Frage, welche Ursache schuld ist an dem zeitweiligen totalen Verschwinden der undurchsidhtigen Granulation und dem dadurch sofort bewirkten Freiwerden der eigentlichen Sonnen- gaskugel und der Funktionsmoglichkeit resp. Beobachtbarkeit des normalen Sonnengas-Linienspektrums ohne Intervention irgend welcher modifizierender besonderer Faktoren, wie sie durch die hypothetische Abkiihlung bewirkt werden sollten. Ich habe seit Jahren auf das Vorhandensein einer Lumineszenzstrahlung neben der reinen Temperaturstrahlung hingewiesen und behaupte, daB die Nichtbeachtung der ersteren die Diskrepanzen in der Intensitatskurve des Sonnen- spektrums bedingt. In AN Nr. 5868 (1932) habe ich in einer experimentellen Studie iiber wVorgHnge in Reiberohren und Beziehungen derselben zur Chromospharenphysikc gezeigt, da5 wir auf der Sonne nicht nur in der Chromosphare, sondern auch in der Photosphare rnit starker Lumineszenzemission durch IonenstoBeffekte in verdiinnten Gasen rechnen miissen. Diese Anschauung hat sich inzwischen durch andere Studien speziell durch die Erkenntnis und den Nachweis des Vor- handenseins einer Dichotomie des Begriffs der Photosphare, d. h. des Vorhandenseins von zwei wesensverschiedenen Kom- ponenten weiterhin zu der Unterscheidung auch der Funktion der diesen zugrunde liegenden Substanzen und ihrer Strahlung verdichtet. Wenn wir den Boden des Kirchhoffschen Gesetzes nicht verlassen, dann miissen wir den Standpunkt vertreten, da13 das reine Sonnengas in arealmaf3ig iiberlegener FlZche in Linien strahlt, das akzessorische, opake, kurzlebige Granu- lationsfeld aber im Temperaturkontinuum. DaO diese Auffassung nicht in der Luft schwebt, sondern reale Griinde hat, versuchte nicht nur ich selbst in verschiede- nen Arbeiten zu beweisen, sondern man kann in der Arbeit von W. M. Cohn in AN Nr. 5879 (1932) eine starke Stiitzung meiner Ideen finden wie auch in dem Versuch von Ambar- zumzan, die zentrale Helligkeit der H- und K-Linien des Ca der Chromosphare als Fluoreszenzeffekt, d. h. also als Lumines- zenzleuchten zu erklaren. Crschlmaen 1934 Nov. 8. Hcmusgebcr: H. Kobold. Expedition: Kid. Moltkau. 80. Pormcheck-Konto Nr. 6238 Hamburg XI. Druck von C. Schaidt, Inbaber Gcorp Oh&, Kid.

Notiz betreffend Nova Piscium (1907)

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Page 1: Notiz betreffend Nova Piscium (1907)

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Bei der Suche nach weiteren Aufnahmen des von E. Ernst in AN 187.9, Nr. 4465, angezeigten Sternes: Var. oder Nova 134.1910 Piscium, den schon E . Zinner 1911 vergeblich gesucht hat (AN 1~0.377, Nr. 4558), wurden auch die 6-ZBller- platten A 4900 und A 4901, auf denen der Stem entdeckt wurde, nochmals nachgesehen. Dabei m d t e festgestellt werden, daD das als Var. oder als Nova angesehene Stern- scheibchen keine Realitat besitzt, sondem nur ein zweites Bild des Stemes BD +9"62 ist. E. Ernst hatte damals ubersehen,

Gesetz, ist als Gas transparent, und das im Hintergrund wie in der Umbra nachweisbare kontinuierliche Licht gehort nicht der Sonnengaskugel an, sondern kommt in betrachtlichen Mengen durch Streuung von der Granulation und von Fackeln her und durch Streuung innerhalb der Erdatmosphare, ein Bruchteil vielleicht von der BeschieBung beliebiger Ionen durch schnelle Elektronen.

Diese Erkenntnis benotigt keine neue Theorie, keine neuen Formeln, sondern nur eine objektive Beurteilung der aus unseren photographischen Dokumenten abzulesenden, klar erkennbaren Tatsachen.

Die Umbra ist kein von den normalen Sonnengasen durch besonders inszenierte Abkiihlungseffekte substanziell differenziertes Materialvolumen rnit Kondensatcharakter, sondern eben das von der prallenden Helligkeit der undurch- sichtigen, kurzlebigen Granulakerper befreite transparente Sonnengas, in welchem die aus der Sonne kommende Strahlung eine Extinktion erFahrt, entsprechend der Reaktion der ver- schiedenen Wellenllngen auf die Extinktionsfaktoren.

Die Bezugnahme auf Temperaturdifferenzen im Sonnen- fleck, die bisher nur hypothetisch angenommen, aber niemals streng bewiesen waren, als Ursache fur vermehrte Absorption und vernngerte Helligkeit in der Umbra, ist irrefiihrend. Die Differenzen in dieser und in spektraler Beziehung sind tat- sachlich vorhanden, aber nicht als Folge von Temperatur- differenzen. Auch solche sind vorhanden, aber nicht als kausale Erzeuger der spektralen und der Helligkeitsdifferenzen, son- dern als physikalisch normale Funktion zweier Substanzen, die nach dem Kirchhofschen Gesetz einerseits in den opaken Granula als reine Temperaturfernstrahler, d. h. als Warme- radiatoren mit Fernwirkung funktionieren, andererseits als die von den Granula befreiten Strahlungsflachen der heil3eren Sonnengas- Hintergrundflaclien d i e Funktion von Thermostat- Gasisolatoren ausiiben und so die Warmeverluste der Sonne herabdriicken. Dies geht wieder konform dem Kirchhofschen Gesetze vor sich, nach welchem heiDe Gase keine Temperatur- fernstrahlung besitzen trotz innerer sehr hoher Temperatur, dagegen eine helle Linienstrahlung rnit photochemischer Energie in Form von Lumineszenzstrahlung aus IonenstoD und photoelektrischen Effekten, in die Ferne wirksam.

Von Wichtigkeit ist die Erkenntnis der Feststellung, da13 die Volumtemperatur eines strahlenden Gases nicht gleich ist der von diesen heinen Gasen ausgehenden Warme- fernstrahlung, welch letztere laut Laboratoriumsversuchen bo- zusagen null ist. Dagegen besitzt die durch IonenstoDe, welche in heiDen verdiinnten Gasen die MolekularstoDe der reinen

daD samtliche Sterne der beiden 6-Zollerplatten doppelt vor- handen sind. Da beide Platten 50 Minuten lang gleichzeitig belichtet sind, so mu13 offenbar wahrend dieser Zeit eine jetzt nicht mehr feststellbare Verschiebung des Okularschlittens eingetreten sein.

Es ist also damit die betreffende Notiz in AN 4465 hin- fallig, und ebenso ist in ,Geschichte und Literatur der ver- anderlichen Sternecc und im oKatalog und Ephemeriden ver- anderlicher Sternecc die Nova Piscium (1907) zu streichen.

Temperaturstrahlung mit Fernwirkung ablesen, erzeugte Lumineszenzstrahlung eine groBe photochemisch-aktinische Fernwirkung.

Man hat bisher, fasziniert durch die vordringliche Brillanz nur auf die Granula hingestarrt und dabei die Existenz der nur bescheiden hellen Hintergrundstrahlungs- flachen als Reprasentanten der eigentlichen Sonnengase ver- gessen. Die Frage nach der Entstehung der Fleckspektra aus den ganz zu Unrecht angenommenen Abkiihlungseffekten resp. nach der Herkunft dieser mu13 ersetzt werden durch die Frage, welche Ursache schuld ist an dem zeitweiligen totalen Verschwinden der undurchsidhtigen Granulation und dem dadurch sofort bewirkten Freiwerden der eigentlichen Sonnen- gaskugel und der Funktionsmoglichkeit resp. Beobachtbarkeit des normalen Sonnengas-Linienspektrums ohne Intervention irgend welcher modifizierender besonderer Faktoren, wie sie durch die hypothetische Abkiihlung bewirkt werden sollten.

Ich habe seit Jahren auf das Vorhandensein einer Lumineszenzstrahlung neben der reinen Temperaturstrahlung hingewiesen und behaupte, daB die Nichtbeachtung der ersteren die Diskrepanzen in der Intensitatskurve des Sonnen- spektrums bedingt. In AN Nr. 5868 (1932) habe ich in einer experimentellen Studie iiber wVorgHnge in Reiberohren und Beziehungen derselben zur Chromospharenphysikc gezeigt, da5 wir auf der Sonne nicht nur in der Chromosphare, sondern auch in der Photosphare rnit starker Lumineszenzemission durch IonenstoBeffekte in verdiinnten Gasen rechnen miissen. Diese Anschauung hat sich inzwischen durch andere Studien speziell durch die Erkenntnis und den Nachweis des Vor- handenseins einer Dichotomie des Begriffs der Photosphare, d. h. des Vorhandenseins von zwei wesensverschiedenen Kom- ponenten weiterhin zu der Unterscheidung auch der Funktion der diesen zugrunde liegenden Substanzen und ihrer Strahlung verdichtet. Wenn wir den Boden des Kirchhoffschen Gesetzes nicht verlassen, dann miissen wir den Standpunkt vertreten, da13 das reine Sonnengas in arealmaf3ig iiberlegener FlZche in Linien strahlt, das akzessorische, opake, kurzlebige Granu- lationsfeld aber im Temperaturkontinuum.

DaO diese Auffassung nicht in der Luft schwebt, sondern reale Griinde hat, versuchte nicht nur ich selbst in verschiede- nen Arbeiten zu beweisen, sondern man kann in der Arbeit von W. M. Cohn in AN Nr. 5879 (1932) eine starke Stiitzung meiner Ideen finden wie auch in dem Versuch von Ambar- zumzan, die zentrale Helligkeit der H- und K-Linien des Ca der Chromosphare als Fluoreszenzeffekt, d. h. also als Lumines- zenzleuchten zu erklaren.

Crschlmaen 1934 Nov. 8. Hcmusgebcr: H. K o b o l d . Expedition: Kid. Moltkau. 80. Pormcheck-Konto Nr. 6238 Hamburg XI. Druck von C. Schaidt, Inbaber Gcorp Oh&, Kid.