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136 Notiz fiber Vorkommen yon Bernsteins ure einem Rindeniiberzug auf 3lorus alba. Von Dr. Guido Goldschmiedt. (Atls dem Universit~tsL~boratorium des Prof. yon B arth.) (Vorgelegt in der Sitzung am 9. Februar 1882.) in Vor l~ngerer Zeit hatte ieh Gelegenheit, dig Beobachtung zu machen~ dass an den St~mmen Klterer sowohl, als aueh junger Maulbeerb~ume aus Rissen der Rinde eine salzig sehmeckende FlUssiglieit ausfliesse, wetehe namentlich an der dem Windanfalle exponirten Seite zu krystallinischen Krusten eintrocknet. Ieh babe damals eine QuantitKt yon etwa 2 Grm. dieser Krystallkrusten gesammelt und einer Untersuehung unterworfen~ welche ergab, dass dieselben neben kleineren Mengen kohlensauren Kalkes, im Wesentliehen aus bernsteinsaurem Kalk bestanden. Der Geschmack der Krystalle war ganz derselbe, wie jener des reinen bernstein- sauren Kalkes. Zur Reinigung wurden dig Krystalle wiederholt unter Anwendung yon Thierkohle umkrystallisirt und sehliesslieh eine Kalkbestimmung ausgefUhrt. 0"2784 Grin. des bei 200 ~ getrockneten Salzes lieferten 0"0982 ,, Kalk. In 100 Theilen: Oeflmden Ca... 25' 19 Berechnet flit C~H40~C~ 25" 64 Der Rest des Salzes wurde mit verdUnnter Schwefels~iure zersetzt~ zur Abseheidung des Gypses mit Alkohol versetzt und die Siiure dureh Verdunsten des letzteren wieder gewonnen. Nach mehrmalig'em Umkrystallisiren wurde der Sehmelzpunkt 180 ~ bgobaehtet , welcher der Bernsteins~iure zukSmmt. Dureh DestiUa- tion konnte das bei 160 ~ sehmelzende Anhydrid erhalten werden~

Notiz über das Vorkommen von Bernsteinsäure in einem Rindenüberzug aufMorus alba

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Notiz f iber Vorkommen yon Bernsteins ure einem Rindeniiberzug auf 3lorus alba.

Von Dr. Guido Goldschmiedt.

(Atls dem Universit~tsL~boratorium des Prof. yon B arth.)

(Vorgelegt in der Sitzung a m 9. Februar 1882.)

in

Vor l~ngerer Zeit hatte ieh Gelegenheit, dig Beobachtung zu machen~ dass an den St~mmen Klterer sowohl, als aueh junger Maulbeerb~ume aus Rissen de r Rinde eine salzig sehmeckende FlUssiglieit ausfliesse, wetehe namentlich an der dem Windanfalle exponirten Seite zu krystallinischen Krusten eintrocknet. Ieh babe damals eine QuantitKt yon etwa 2 Grm. dieser Krystallkrusten gesammelt und einer Untersuehung unterworfen~ welche ergab, dass dieselben neben kleineren Mengen kohlensauren Kalkes, im Wesentliehen aus bernsteinsaurem Kalk bestanden. Der Geschmack der Krystalle war ganz derselbe, wie jener des reinen bernstein- sauren Kalkes. Zur Reinigung wurden dig Krystalle wiederholt unter Anwendung yon Thierkohle umkrystallisirt und sehliesslieh eine Kalkbestimmung ausgefUhrt.

0"2784 Grin. des bei 200 ~ getrockneten Salzes lieferten 0"0982 ,, Kalk.

In 100 Theilen:

Oeflmden

C a . . . 25' 19

Berechnet flit C~H40~C~

25" 64

Der Rest des Salzes wurde mit verdUnnter Schwefels~iure zersetzt~ zur Abseheidung des Gypses mit Alkohol versetzt und die Siiure dureh Verdunsten des letzteren wieder gewonnen. Nach mehrmalig'em Umkrystallisiren wurde der Sehmelzpunkt 180 ~ bgobaehtet , welcher der Bernsteins~iure zukSmmt. Dureh DestiUa- tion konnte das bei 160 ~ sehmelzende Anhydrid erhalten werden~

Notiz tiber das Vorkommen yon Bernsteins~ure etc. 137

a uch die anderen fur Bernsteins~iure charakteristisehen I{eaetionen trafen bei dieser S~ture vollkommen zu, so dass deren Identit~t mit Bernsteins~ture zweifellos erscheint.

Das Auftreten yon ,~Ausschwitzung'en" an Maulbeerb~tumen st schon vor lang'er Zeit yon K l a p r o t h beobachtet und sind die- selben als Kalksalz einer S~ture, die er ,Maulbeerholzs~inre" nannte~ beschrieben worden. Sp~ter untersuchte L and er el" die- selben und scheint mit jenen K lap ro th ' s iibereinstimmende Angaben gemacht zu haben. Anders verh~tlt sich ein Rinden- tiberzug~ den R o u c h a s in I-I~inden hatte. Mir ist keine der dies- beztiglichen Arbeiten im 0rig4nale zug~nglich gewesen~ es scheint abe 5 dass aus derjenig'en K l a p r o t h ' s zum Mindesten eine ~rosse Ahnlichkeit der Maulbeerholzsi~ure mit Bernsteins~ture zu ent- nehmen ist~ denn G m e l in ~ sag't in seinem Handbuche: ,Vielleieht ist die yon K l a p r o t h beschriebene Mallbeerholzs~ure~ welche bisweilen inVerbindun~ mitKalk aus dem Stamme vonMorus alba ausschwitzt~ nichts anderes als Bernsteins~iure"~ eine Vermuthun~ welche also durch vorstehende Notiz ihre Best~tigung finder.

Das Vorkommen yon Bernsteins~ture in Pflanzensgften ist eine langst bekannte und an einer grossen Anzahl yon Kr~tutern erwiesene Thatsache, hingegen finder sieh keine Angabe, welche dasselbe in aus Organen yon Baumen gewonnenen Saften mit Bestimmtheit behanpten wUrde. Der Umstand nun, dass an alien Stellen der Rinde~ aus welchen die Ausscheidung erfolgt~ sich auch eine braune humusartige Substanz vorfand~ liess reich ver- muthen, dass die Bernsteinsi~ure in diesem Falle vielleicht kein physiologisches Secret, vielmehr alas Product eines pathologischen Processes sein k(innte.

Herr Professor Wi e s n e r, weleher die grosse Freundliehkeit hatte, auf racine Bitte diese braune Substanz einer Untersnchung zu unterziehen, theilte mir hiertiber Folgendes mit:

,~Die humusartige Substanz besteht aus eingetrockneten Plasmodien nnd sporenftihrenden FruehtkSrpern eines Myxo- miceten hSchstwahrscheinlich einer "~thaliumart.

Die Sporen waren noeh keimfi~hig und liessen sich daraus Myxomiceten erziehen. Weiter wurde die Cultur nicht fortgesetzt.

1 l=tandbuch, V, pag'. 253.

138 G o 1 d s c h m i e d t. :Notiz tiber das Vorkommen etc.

Die Plasmodien der Myxomiceten sind nach Re inke ' s i' Untersuchung sehr reich an Mineralsubstanz. (Die Untersuchung liefert bis tiber 40% Asehe, welehe sehr reich an Kalk ist.)

Bernsteins~iure wurde in den Plasmodien yon R e i n k e nicht nachgewiesen. Dies l~tsst wohl vermuthen, dass der bernsteinsaure Kalk nicht yon den Myxomiceten herriihrt, vielmehr scheint die Annahme berechtig't, dass dieser auf dem kalkreichen Substrat sich ansiedelt."

Vielleicht ist das Auftreten der Bernsteinsiiure auf einea Giihrungsprocess zurilckzuftthren~ in Folge dessen die im Safte der M~ulbeerb~tume 2 bekanntlieh vorkommende .~pfels~ture in Bernsteinsi~ure umgewandelt wird, eine Metamorphose, welche nach den Untersuchungen yon F i t z a bei Spaltpilzgi~hrungen ziemlich glatt verl~uft, nachdem er in Folge quantitafiver Bestimmungen fiir dieselbe zur Umsetzungsgleichung" 3C~H605 - - ~-~ 2 C4II~0 4-~- C~H~0 2 -4-- 2 C0 2 -~- H~0 gelangt.

1 Studien tiber das Protoplasma. 2 Gmelin, Handbuch, V, pag. 336. 3 Bet. d. deutsch. Ges., XII, pa~. 481.