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1009 13. Xot& iibev d4e verzerrten Bilder, welche durch Rac1,izcmbromid auf der photographischen Platte hervorgerufen werden; von Georg W. A. Kahlbazcnz. (Hierro Tsf. V.) Unter ganz ahnlichem Titel: ,,Einige neue Erscheinungen, welche durch Radiumbromid auf der photographischen Platte veranlaBt werden", veroffentlichte Hr. J o s ef Petri in Heft 5 dieser Annalen, p. 951. 1905, das am 16. Mai ausgegeben wurde, eine Reihe sehr interessanter Beobachtungen, die er bei der Herstellung radiographischer -4ufnahmen von Munzen hat be- obachten kijnnen. Er hebt dabei hervor, da8 seine Bilder besondere Erscheinungen zeigen: ,,welche bei Bestrahlungen von Munzen u. a. durch Radiumbromid noch nicht beobachtet worden sind." Statt ,,beobachtet(g wurde es besser heiBen ,,veroffentlicht" ; denn wie unten gezeigt werden wird, sind mir diese besonderen Erscheinungen hersits seit dem Sommer 1902 bekannt, und auch einer Reihe von Fachgenossen privatim vorgewiesen worden. Dn sie nber bisher noch nicht veroffentlicht worden sind, konnte Hr. P e t r i nichts davon wissen. Er war also durchaus im Rechte, wenn er sich selbst auch fur den ersten Beobachter hielt, wie denn auch die Prioritat der offentlichen Bekannt- gabe und das unabhangige Auflinden dieser interessanten Er- scheinung ihm fraglos zusteht. Ich wurde auch das Wort in dieser Angelegenheit kaum ergriffen haben, wenn nicht die von Hrn. P e t r i angewandte Versuchanordnung denselben zu einem, wie mir scheint , un- richtigen Schlusse verfuhrt und ich nicht selbst seit einiger Zeit, d. h. also vor der Bekanntschaft mit der zu besprechen- den Arbeit, ebenfalls die Einwirkung des Magneten, jedoch auf die aktinautogrnphischen Erscheinungen, studiert hatte. Hr. Petri hat Munzen aus Silber, Nickel und Kupfer, - die sogenannten Nickelmunzen bestehen allerdings auch

Notiz über die verzerrten Bilder, welche durch Radiumbromid auf der photographischen Platte hervorgerufen werden

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Page 1: Notiz über die verzerrten Bilder, welche durch Radiumbromid auf der photographischen Platte hervorgerufen werden

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13. Xot& iibev d4e verzerrten Bilder, welche durch Rac1,izcmbromid auf der photographischen Platte

hervorgerufen werden; von G e o r g W. A. Kahlbazcnz.

(Hierro Tsf. V.)

Unter ganz ahnlichem Titel: ,,Einige neue Erscheinungen, welche durch Radiumbromid auf der photographischen Platte veranlaBt werden", veroffentlichte Hr. J o s ef P e t r i in Heft 5 dieser Annalen, p. 951. 1905, das am 16. Mai ausgegeben wurde, eine Reihe sehr interessanter Beobachtungen, die er bei der Herstellung radiographischer -4ufnahmen von Munzen hat be- obachten kijnnen. Er hebt dabei hervor, da8 seine Bilder besondere Erscheinungen zeigen: ,,welche bei Bestrahlungen von Munzen u. a. durch Radiumbromid noch nicht beobachtet worden sind."

Statt ,,beobachtet(g wurde es besser heiBen ,,veroffentlicht" ; denn wie unten gezeigt werden wird, sind mir diese besonderen Erscheinungen hersits seit dem Sommer 1902 bekannt, und auch einer Reihe von Fachgenossen privatim vorgewiesen worden. Dn sie nber bisher noch nicht veroffentlicht worden sind, konnte Hr. P e t r i nichts davon wissen. Er war also durchaus im Rechte, wenn er sich selbst auch fur den ersten Beobachter hielt, wie denn auch die Prioritat der offentlichen Bekannt- gabe und das unabhangige Auflinden dieser interessanten Er- scheinung ihm fraglos zusteht.

Ich wurde auch das Wort in dieser Angelegenheit kaum ergriffen haben, wenn nicht die von Hrn. P e t r i angewandte Versuchanordnung denselben zu einem, wie mir scheint , un- richtigen Schlusse verfuhrt und ich nicht selbst seit einiger Zeit, d. h. also vor der Bekanntschaft mit der zu besprechen- den Arbeit, ebenfalls die Einwirkung des Magneten, jedoch auf die aktinautogrnphischen Erscheinungen, studiert hatte.

Hr. Petri hat Munzen aus Silber, Nickel und Kupfer, - die sogenannten Nickelmunzen bestehen allerdings auch

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1010 G. W. A. h'ahlbaum.

aus 75 Proz. Cu und nur 25 Proz. Ni, - auf einer photo- graphischen Platte so angeordnet, dab sie zwar sehr nahe an- einander lagen, sich jedoch nicht direkt beriihrten. Vier Mag- nete, die umgekehrt treppenfiirmig, bei einer Stufenbreite von 2 mm ubereinander lagen, waren, der unterste 2,5 cm, von den Munzen entfernt. Auf dem obersten Magiieten dienten zwei Holzbrettchen einer Kapsel mit 10mg Radium als Trager, so dab die Strahlenquelle 3,5 cm uber der empfindlichen Schicht sich befand.

Die Expositionszeit dauerte 1 Stunde. Der Erfolg war, da6: ,,an dem Magnetende, an Stelle,

welche dem Silberstuck am nachsten lag, eine dunkle Spitze sichtbar wird". - Diese Spitze mochte ich, da sie sich sonst nie wieder findet , wohl einer Zu€alligkeit, vielleicht einem Plattenfehler znschreiben. Dann aber heibt es weiter: ,,von der Nickel- zur Kupfermiinze hat sich eine Briicke gebildet, und an den am ntichsten befindlichen Stellen der Silber- und Kupferstucke einerseits und der Silber- und Nickelstucke an- dererseits zeigen sich deutlich wvahrnehmbare Ausbuchtungen."

Die Versuche werden alsdarin wiederholt und variiert, so daB der Hr. Verf. auf p. 956 zu folgendem Schlusse kommt:

,,Diese negativen Beweise wie die fruheren positiven Grunde mu6ten zu dern SchluB fiihren, dap n7n bei gleiclueitigem TOT- Itandensein der magnetischen Einwirkungen und der thcrnioelek- trisclzen Striime die beobachteten Ahcheiriun.qen aufftreten konnen." Der kursiv gesetzte Teil ist auch in der Originalarbeit in gleicher Weise hervorgehoben.

Nun zeigt meine beifolgende Aufnahme (vgl. Taf. V) in uberzeugender Weise das gleiche Phiinomen. Sie wurde damals gemacht, urn eine von der Soci4th g4n6rale des produits chimi- ques in Paris in den Handel gebrachten Radiogrltphie, die mir wenig gelungen schien, zu ersetzen. Nach diesem Vor- bild sind uuch die Gegenstande angeordnet. Bestimmt war sie fur den in Genf 1902 auf der Versammlung der schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft zu haltenden Vortrag, der jedoch wegen der Fruhstiicksbedurfnisse meinor Genfer Gastfreunde grobtenteils ungehalten bleiben mu6te. Spater hat mich dann mein Gesundheitszustand verhindert, das gesammelte Material und damit auch diese Versuche bekannt zu machen.

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Dieselben wurden in der Weise angestellt, da6 die Radium- pille, bestes Gieselsches Bromid, 15 cm iiber der empfincl- lichen Schicht , auf der die Gegenstande auflagen , befestigt war.

Der Schliisselring und der Nagel beruhren einander und bilden an dieser Beriihrungsstelle eine Briicke, ganz wie bei den Aufnahmen des Hrn. P e t r i , die Ausbuchtung, die zu dieser Briicke wird, hat bei dem Nagel eine Ausdehnung von mehr als 1 cm. An dem beruhrenden Schlusselring ist die- selbe nur ganz wenig zu bemerken. Der Nagel beriihrt aber mit seinem Iiopf, wie das am Negativ mit der Lupe deutlich wahrnehmbar, auch den gr66eren Schliissel. Hier aber findet merkwiirdigerweise keine Briickenbildung und keine Verzerrung statt. Beide, Nagel wie Schlussel, haben so gut wie vollkommen Figur gehalten, nur die rechte Seite des Nagelltopfes ist viel- leicht ein wenig verzogen.

Die Differenz der chemischen Zusammensetzung des Schliisselringes und des Nagels einerseits diirfte wohl kaum so groB sein, um die Annahme des Auftretens thermoelek- trischer Strijme, durch die geringe Warmeabgabe des 15 cm entfernten Radiums hervorgerufen, zu rechtfertigen; und wenn solche wirklich angenommen werden sollten , diirfte anderer- seits die Zusammensetzung von Nagel und Schliissel nicht als so vollkommen iibereinstimmend vorausgesetzt werden, um hier kine solche wieder ganzlich auszuschlie6en.

Da auBer der erdmagnetischen andere magnetische Krafte nicht in Betracht kommen, miiBte etwaige Wirkung derselben auch an beiden Stellen gleich gesetzt werden.

Ich glaube also, dab die Erklarung des Hrn. P e t r i : nur bei gleichzeitigem Vorhandensein der magnetischen und der thermoelektrischen Einwirkungen kbnnen solche Erscheinungen auftreten, nicht zutrifft, bin allerdings auch riicht in der Lage, eine anderweite Deutung dieser Erscheinung zu geben.

Die Expositionszeit behrug etwa 24 Stunden.

Base l , Physik.-chem. Laborat. d. Univ., 6 . Juni 1905. (Eiogegsngen 7. Juni 1905.)

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Annalen der Physik, I I-. Folye. B a d 17.

G . W. A. K a h l b a u m .