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1397 Nr. 172 8. November 2007 Geschichtsblätter für Lüdenscheid Stadt und Land Herausgegeben vom Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid e.V. Förderpreis für westfälische Landeskunde an Dr. Dietmar Simon 1397 Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vergibt jährlich einen Förderpreis für westfälische Landeskunde. In diesem Jahr hat der Kulturaus- schuss des LWL auf Vorschlag des Rates für west- fälische Landeskunde den Förderpreis Herrn Dr. Dietmar Simon, Lüdenscheid, für seine Verdienste um die Stadt- und Regionalgeschichte zuerkannt. In einer schönen und würdigen Feierstunde am 6. Juni 2007 im Geschichtsmuseum der Stadt Lü- denscheid verlieh der LWL-Kulturdezernent, Lan- desrat Prof. Dr. Karl Teppe, den mit 3.100 EUR dotierten Preis an Dietmar Simon. Zur Verleihung waren Angehörige, Freunde, Kollegen und Weg- gefährten des Förderpreisträgers ins Museum ge- kommen, unter ihnen zahlreiche Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins. Bürgermeister Dieter Dzewas betonte in seinem Grußwort: „Eine sehr richtige und würdige Entscheidung. Ich glaube, man hät- te es nicht besser treffen können.“ Dietmar Simon wurde am 21. Februar 1964 in Rahden, Kreis Lübbecke, geboren und lebt seit 1973 in Lüden- scheid. 1983 Abitur am Bergstadt-Gymnasium. Studium in Bochum (Geschichte und Germanistik) und in Mün- ster (Deutsch, Geschichte und Latein). 1994 Promotion zum Dr. phil. an der Fernuniversität Hagen mit einer Dis- sertation zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Lü- denscheid. Oberstudienrat am Bergstadt-Gymnasium. Von 1994 bis 2004 gehörte er als Mitglied der SPD-Frak- tion dem Rat der Stadt Lüdenscheid an; von 1999 bis 2004 war er Vorsitzender und bis heute ist er Mitglied des Kulturausschusses. Seit 1999 nimmt er die Aufgabe als stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins - seit 2005 Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid - wahr und leitet dessen Arbeitskreis für Stadtgeschichte. Unter anderen hat Dietmar Simon folgende Arbeiten zur Stadt- und Regionalgeschichte veröffentlicht: „Arbeiterbewe- gung in der Provinz . Soziale Konflikte und sozialistische Politik in Lüdenscheid im 19. und 20. Jahrhundert“, 1995. „Deckname Dobler . Das Leben des Werner Kowalski (1901 - 1943)“, 2004. „April 45 . Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Lüdenscheid“, 2005. „Wahlen in der Stadt Lüdenscheid vom 19. bis zum frühen 21. Jahrhundert . Wandel und Kontinuität politischer Lager im Spiegel der Reichs- und Bundestagswahlen“ in „Der Reidemeister“ Nr. 162, 2005. „Koppelschlösser zu Tauchsiedern . Zum wirtschaftlichen Leben in Lüdenscheid 1945 bis 1948“ in „Der Märker“ Heft 1 - 4, 2007. Dietmar Simon ist verhei- ratet und hat zwei Töchter. In der von Herrn LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch unterzeichneten Verleihungsurkunde heißt es: „Herr Dr. Simon erhält den Förderpreis für westfälische Landes- kunde, weil er kontinuierlich wichtige Beiträge zur west- fälischen Landesforschung vorgelegt hat. Insbesondere mit seinen Forschungen und Veröffentlichungen zur Ge- schichte der westfälischen Arbeiterbewegung hat er ei- nen innovativen Beitrag zur Geschichte des Arbeitsle- bens und der Arbeiterbewegung geliefert. Zudem enga- giert er sich auf dem Feld der historisch-politischen Bil- dung und der Vermittlung von Geschichtsbewusstsein. Dr. Simon hat sowohl als Forscher als auch als Initiator und Organisator in der historisch-politischen Bildung ausgezeichnete Arbeit geleistet. Durch seine Mittlerfunk- tion schafft er Möglichkeiten für den dringend er- wünschten Gedankenaustausch zwischen Forschung und Praxis. Die Impulse, die von seiner Arbeit für die lo- kale und regionale historische Forschung ausgehen, tra- gen wesentlich zur Förderung der westfälischen Landes- forschung bei.“ Der Leiter des LWL-Instituts für westfälische Regionalge- schichte, Prof. Dr. Bernd Walter, würdigte in seiner Lau- datio die Leistungen Dietmar Simons für die landes- kundliche Forschung und die Positionierung Lüden- scheids und der Region in der historischen Forschung. Er habe Verdrängtes und Vergessenes in die Erinnerung zu- rückgeholt und weiße Flecken der Stadtgeschichte be- seitigt. Die nicht zuletzt für den Stellenwert der Lokal- und Regionalgeschichte wichtigen Ausführungen von Prof. Walter sind nachstehend veröffentlicht. Am Schluss der Feierstunde stand ein Vortrag von Diet- mar Simon: „Lebenswege zwischen Provinz und Metro- pole . Biographische Entdeckungen in der Lüdenscheider Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts“. Dieser Vortrag über die Lebenswege von Werner Kowalski, Artur Schweriner, Julius Lenzmann und Siegmund Crummenerl fand große Beachtung. Obwohl ursprünglich nur für die Veranstaltung am 6. Juni gedacht, ist er mit dem freundlichen Einverständnis von Dietmar Si- mon ebenfalls nachstehend veröffentlicht. Mit diesem Vortrag wird die Tür zu weiteren For- schungen aufgetan. Der Beitrag von Pfarrer i. R. Peter Lienenkämper über „Abraham Dürninger und die Herrnhuter in Lüdenscheid“ in dieser Ausgabe steht nicht in ei- nem Zusammenhang mit der Verleihung des För- derpreises. Er mag aber als Hinweis gelten, dass Dietmar Simon und der Arbeitskreis für Stadtge- schichte des Geschichts- und Heimatvereins in Zukunft ihr Augenmerk verstärkt auf die „Stadt- geschichte der neuesten Zeit“ richten wollen. Sowohl die Verleihungsurkunde als auch Prof. Walter in seiner Laudatio verweisen ausdrücklich auf die Mittlerfunktion von Dietmar Simon zwischen Forschung und Praxis und seine verantwortliche Mitarbeit im Ge- schichts- und Heimatverein Lüdenscheid. Mit ihm wurde ein Mann geehrt, der sich nicht nur um die Geschichts- forschung verdient gemacht hat, sondern der zugleich erfolgreich mit uns daran arbeitet, Forschungsergebnisse zu vermitteln, geschichtliche Erkenntnisse darzustellen und sie insbesondere an die junge Generation weiterzu- geben. Der Geschichts- und Heimatverein ist für dieses große und beispielhafte ehrenamtliche Engagement sei- nes stellvertretenden Vorsitzenden und Leiters des Ar- beitskreises für Stadtgeschichte außerordentlich dankbar. Wir freuen uns mit Dietmar Simon über seine hohe Aus- zeichnung und die Anerkennung, die seine wissenschaft- liche Tätigkeit wie sein ehrenamtlicher Einsatz damit ge- funden haben. Die Ehre, die ihm zuteil wurde, zeichnet auch seine Stadt und seinen Verein aus. Sie ist uns An- sporn und Ermutigung, unsere Arbeit für Heimat und Kultur, Regional- und Stadtgeschichte, Denkmalschutz und Stadtbildpflege entschieden und kraftvoll fortzuset- zen. Unser Dank und unsere Mitfreude werden durch diese Ausgabe der Geschichtsblätter „Der Reidemeister“ noch einmal unterstrichen. Zugleich lassen wir damit ei- ne breite Leserschaft an den Vorträgen aus Anlass der Verleihung des Förderpreises am 6. Juni im Geschichts- museum teilnehmen. Hartmut Waldminghaus Vorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins Lüdenscheid e. V. Prof. Dr. Karl Teppe, Dr. Dietmar Simon Abb. 1

Nr. 172 8.November2007 Förderpreis für westfälische ... · an Dr. Dietmar Simon Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ... Prof. Dr. Bernd Walter, würdigte in seiner Lau-

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1397

Nr. 172 8. November 2007

Geschichtsblätter für Lüdenscheid Stadt und LandHerausgegeben vom Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid e.V.

Förderpreisfür westfälische Landeskunde

an Dr. Dietmar Simon

1397

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)vergibt jährlich einen Förderpreis für westfälischeLandeskunde. In diesem Jahr hat der Kulturaus-schuss des LWL auf Vorschlag des Rates für west-fälische Landeskunde den Förderpreis Herrn Dr.Dietmar Simon, Lüdenscheid, für seine Verdiensteum die Stadt- und Regionalgeschichte zuerkannt.In einer schönen und würdigen Feierstunde am 6.Juni 2007 im Geschichtsmuseum der Stadt Lü-denscheid verlieh der LWL-Kulturdezernent, Lan-desrat Prof. Dr. Karl Teppe, den mit 3.100 EURdotierten Preis an Dietmar Simon. Zur Verleihungwaren Angehörige, Freunde, Kollegen und Weg-gefährten des Förderpreisträgers ins Museum ge-kommen, unter ihnen zahlreiche Mitglieder desGeschichts- und Heimatvereins. BürgermeisterDieter Dzewas betonte in seinem Grußwort: „Eine sehrrichtige und würdige Entscheidung. Ich glaube, man hät-te es nicht besser treffen können.“ Dietmar Simon wurde am 21. Februar 1964 in Rahden,Kreis Lübbecke, geboren und lebt seit 1973 in Lüden-scheid. 1983 Abitur am Bergstadt-Gymnasium. Studiumin Bochum (Geschichte und Germanistik) und in Mün-ster (Deutsch, Geschichte und Latein). 1994 Promotionzum Dr. phil. an der Fernuniversität Hagen mit einer Dis-sertation zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Lü-denscheid. Oberstudienrat am Bergstadt-Gymnasium.Von 1994 bis 2004 gehörte er als Mitglied der SPD-Frak-tion dem Rat der Stadt Lüdenscheid an; von 1999 bis2004 war er Vorsitzender und bis heute ist er Mitglieddes Kulturausschusses. Seit 1999 nimmt er die Aufgabeals stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins - seit2005 Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid - wahrund leitet dessen Arbeitskreis für Stadtgeschichte. Unteranderen hat Dietmar Simon folgende Arbeiten zur Stadt-und Regionalgeschichte veröffentlicht: „Arbeiterbewe-gung in der Provinz . Soziale Konflikte und sozialistischePolitik in Lüdenscheid im 19. und 20. Jahrhundert“, 1995.„Deckname Dobler . Das Leben des Werner Kowalski(1901 - 1943)“, 2004. „April 45 . Das Ende des ZweitenWeltkrieges in Lüdenscheid“, 2005. „Wahlen in der StadtLüdenscheid vom 19. bis zum frühen 21. Jahrhundert .Wandel und Kontinuität politischer Lager im Spiegel derReichs- und Bundestagswahlen“ in „Der Reidemeister“Nr. 162, 2005. „Koppelschlösser zu Tauchsiedern . Zumwirtschaftlichen Leben in Lüdenscheid 1945 bis 1948“ in„Der Märker“ Heft 1 - 4, 2007. Dietmar Simon ist verhei-ratet und hat zwei Töchter.In der von Herrn LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirschunterzeichneten Verleihungsurkunde heißt es: „Herr Dr.

Simon erhält den Förderpreis für westfälische Landes-kunde, weil er kontinuierlich wichtige Beiträge zur west-fälischen Landesforschung vorgelegt hat. Insbesonderemit seinen Forschungen und Veröffentlichungen zur Ge-schichte der westfälischen Arbeiterbewegung hat er ei-nen innovativen Beitrag zur Geschichte des Arbeitsle-bens und der Arbeiterbewegung geliefert. Zudem enga-giert er sich auf dem Feld der historisch-politischen Bil-dung und der Vermittlung von Geschichtsbewusstsein.Dr. Simon hat sowohl als Forscher als auch als Initiatorund Organisator in der historisch-politischen Bildungausgezeichnete Arbeit geleistet. Durch seine Mittlerfunk-tion schafft er Möglichkeiten für den dringend er-wünschten Gedankenaustausch zwischen Forschungund Praxis. Die Impulse, die von seiner Arbeit für die lo-kale und regionale historische Forschung ausgehen, tra-gen wesentlich zur Förderung der westfälischen Landes-forschung bei.“Der Leiter des LWL-Instituts für westfälische Regionalge-schichte, Prof. Dr. Bernd Walter, würdigte in seiner Lau-datio die Leistungen Dietmar Simons für die landes-kundliche Forschung und die Positionierung Lüden-scheids und der Region in der historischen Forschung. Erhabe Verdrängtes und Vergessenes in die Erinnerung zu-rückgeholt und weiße Flecken der Stadtgeschichte be-seitigt. Die nicht zuletzt für den Stellenwert der Lokal-und Regionalgeschichte wichtigen Ausführungen vonProf. Walter sind nachstehend veröffentlicht.Am Schluss der Feierstunde stand ein Vortrag von Diet-mar Simon: „Lebenswege zwischen Provinz und Metro-pole . Biographische Entdeckungen in der LüdenscheiderStadtgeschichte des 20. Jahrhunderts“. Dieser Vortragüber die Lebenswege von Werner Kowalski, ArturSchweriner, Julius Lenzmann und Siegmund Crummenerl

fand große Beachtung. Obwohl ursprünglich nurfür die Veranstaltung am 6. Juni gedacht, ist er mitdem freundlichen Einverständnis von Dietmar Si-mon ebenfalls nachstehend veröffentlicht. Mitdiesem Vortrag wird die Tür zu weiteren For-schungen aufgetan.Der Beitrag von Pfarrer i. R. Peter Lienenkämperüber „Abraham Dürninger und die Herrnhuter inLüdenscheid“ in dieser Ausgabe steht nicht in ei-nem Zusammenhang mit der Verleihung des För-derpreises. Er mag aber als Hinweis gelten, dassDietmar Simon und der Arbeitskreis für Stadtge-schichte des Geschichts- und Heimatvereins inZukunft ihr Augenmerk verstärkt auf die „Stadt-geschichte der neuesten Zeit“ richten wollen.Sowohl die Verleihungsurkunde als auch Prof.

Walter in seiner Laudatio verweisen ausdrücklich auf dieMittlerfunktion von Dietmar Simon zwischen Forschungund Praxis und seine verantwortliche Mitarbeit im Ge-schichts- und Heimatverein Lüdenscheid. Mit ihm wurdeein Mann geehrt, der sich nicht nur um die Geschichts-forschung verdient gemacht hat, sondern der zugleicherfolgreich mit uns daran arbeitet, Forschungsergebnissezu vermitteln, geschichtliche Erkenntnisse darzustellenund sie insbesondere an die junge Generation weiterzu-geben. Der Geschichts- und Heimatverein ist für diesesgroße und beispielhafte ehrenamtliche Engagement sei-nes stellvertretenden Vorsitzenden und Leiters des Ar-beitskreises für Stadtgeschichte außerordentlich dankbar.Wir freuen uns mit Dietmar Simon über seine hohe Aus-zeichnung und die Anerkennung, die seine wissenschaft-liche Tätigkeit wie sein ehrenamtlicher Einsatz damit ge-funden haben. Die Ehre, die ihm zuteil wurde, zeichnetauch seine Stadt und seinen Verein aus. Sie ist uns An-sporn und Ermutigung, unsere Arbeit für Heimat undKultur, Regional- und Stadtgeschichte, Denkmalschutzund Stadtbildpflege entschieden und kraftvoll fortzuset-zen. Unser Dank und unsere Mitfreude werden durchdiese Ausgabe der Geschichtsblätter „Der Reidemeister“noch einmal unterstrichen. Zugleich lassen wir damit ei-ne breite Leserschaft an den Vorträgen aus Anlass derVerleihung des Förderpreises am 6. Juni im Geschichts-museum teilnehmen.

Hartmut WaldminghausVorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins Lüdenscheid e. V.

Prof. Dr. Karl Teppe, Dr. Dietmar Simon Abb. 1

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Sehr geehrter Herr Simon, liebe Familie Simon,sehr geehrte Damen und Herren,

die Verleihung des Förderpreises für westfälischeLandeskunde ist auf Vorschlag des Rates für west-fälische Landeskunde erfolgt. Dieser Rat ist zu-sammengesetzt aus den Vorsitzenden der West-fälischen Kommissionen für Landeskunde, demLeiter des LWL-Instituts für westfälische Regional-geschichte, dem LWL-Kulturdezernenten und jeeinem Vertreter der im Kulturausschuss vertrete-nen Fraktionen der Landschaftsversammlung. DieEntscheidung für einen Preisträger beruht also aufeiner breiten Basis und folgt den wissenschaft-lichen Kriterien der vertretenen landeskundlichenProfessionen, der Ur- und Frühgeschichte, Ge-schichte, Volkskunde, Geographie, Mundart- undNamenforschung und Literatur. Da jede der ge-nannten Professionen über hervorragende und enga-gierte Wissenschaftler verfügt und gern einen Preisträgerin ihren Reihen hätte, ist es naheliegend, dass sie auchdarauf achten, angemessen berücksichtigt zu werden, d.h. im Schnitt alle 5 Jahre. Umso mehr freut es mich, mitIhnen, Herr Simon, heute einen Preisträger aus der Re-gional- und Landesgeschichte würdigen zu dürfen. DasGewicht Ihrer historischen Forschungen sowie der Re-gional- und Lokalgeschichte insgesamt wird erst im grö-ßeren Zusammenhang deutlich. Daher möchte ich eini-ge Anmerkungen zum Stand der Regionalforschung vor-ausschicken.Die Regional- und Landesgeschichte hat sich in den ver-gangenen zwei Jahrzehnten konsequent weiterentwik-kelt. Sie hat sich von der historischen Landschaft als„Wesenheit“ gelöst, von politisch-gesellschaftlichen Be-dürfnissen und Instrumentalisierungen distanziert, fürthematische und methodische Innovationen geöffnetund die unterscheidende Kraft der modernen Regional-geschichte genutzt, die auf einer konsequenten Anwen-dung des Vergleichs beruht. Das Leitmotiv der modernenRegionalgeschichte, die Untersuchung des Besonderenund des Verallgemeinerbaren der politischen und kultu-rellen, der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ent-wicklung in Westfalen, steht dabei vor immer neuenHerausforderungen. Sollte sich die Regionalgeschichtedamit begnügen, die Analyse der Region lediglich zurKonkretisierung von Fallstudien oder für die regional dif-ferenzierte Betrachtung von „großen Prozessen“ zu nut-zen? Das würde die Region auf ein „Anschauungsfeld“(Hinrichs) reduzieren und den regionalen Spezifika nichtgerecht werden. Mit der kulturwissenschaftlichen, neo-hermeneutischen Wende der 1990er Jahre bekamenFragen nach dem „Wie“ der Umsetzung und nach denregionalen Voraussetzungen von Beharrung und Be-schleunigung wieder ein größeres Gewicht. Sie könneneher zur Klärung des Verhältnisses von Mikro- und Ma-kroebene historischen Geschehens, von nationaler, re-gionaler und lokaler Geschichte beitragen. Dabei geht esauch um die Überwindung einiger Defizite in den kon-zeptionellen Standards einer strukturgeschichtlich ge-prägten Regionalgeschichte. Genannt seien als Beispiel:die Vernachlässigung von diachronen und Langzeitent-wicklungen, die Trennung von politischer, Wirtschafts-und Sozialgeschichte oder der Mangel an integrierendenFragestellungen. Sehr geehrter Herr Simon, Sie haben sich den Heraus-forderungen der sich als „modern“ verstehenden Regio-nal- und Landesgeschichte gestellt und durch ihre For-schungen zur Stadt Lüdenscheid und Region der ehe-maligen Grafschaft Mark einen wichtigen Beitrag zur me-thodischen und inhaltlichen Profilierung der Regionalge-schichte geleistet. Hier sind natürlich zuerst die Veröf-fentlichungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung zu

nennen, insbesondere die Dissertation zur „Arbeiterbe-wegung in der Provinz“, mit dem Untertitel „Soziale Kon-flikte und sozialistische Politik in Lüdenscheid im 19. und20. Jahrhundert“. Diese Untersuchung ist nicht nur ein in-novativer Beitrag zur Geschichte der Arbeiterbewegungund des Arbeitslebens, da sie an einem überschaubarenBeispiel das methodische Repertoire und inhaltlicheSpektrum der Arbeiterbewegungsforschung nachvoll-zieht. Mit ihrer Absicht, im regionalen und lokalen Raum„Voraussetzungen, Ansätze und Verlaufsformen struktur-wandelnder Prozesse“, Differenzierungen innerhalb die-ser Prozesse und die Rolle von Traditionen aufzuzeigen,bewegt sie sich ebenfalls im Rahmen einer strukturge-schichtlich verstandenen Regionalgeschichte. Indem dieUntersuchung die Umsetzung des sozialgeschichtlichenParadigmas auf der Ebene der Regional- und Lokalge-schichte ernst nimmt, also Zusammenhänge zwischenWirtschaft, Politik, sozialer Lage und Kultur, d. h. die ge-samte Breite der Arbeits- und Lebensbedingungen in ei-ner Stadtgesellschaft beachtet, kommt sie den Forderun-gen nach einer integrierten Problemsicht in der Regio-nalgeschichte schon sehr nahe. So wird die Arbeiterge-schichte in den regional- und lokalhistorischen Rahmeneingebettet und durch Erkenntnisse über häufig ver-nachlässigte Aspekte des täglichen Lebens und Organi-sationsformen der Arbeiterschaft bereichert.Das Buch „Arbeiterbewegung in der Provinz“ gibt jedochnicht nur methodische Orientierung und liefert umfas-sende Basisinformationen, die einem Rezensenten, dereigentlich „gar nicht so viel erfahren wollte“, großen Re-spekt abnötigt. Indem Simon mit seiner Studie zu Lü-denscheid einen spezifischen Typus von lokaler Arbeiter-bewegung beschreibt, und zwar den einer „Industrie-stadt“ des Typs der „Provinz“ (Reulecke), mit einem„leichtindustriellen“ Typ der Arbeiterklasse (Zwahr), er-schließt er die Stadt und Region der Fachwissenschaft,die nach Vergleichsmöglichkeiten sucht. Das gilt auch fürdie aus den Quellen gearbeiteten Veröffentlichungen z.B. zum Pressewesen, Wahlverhalten, zur regionalen Ver-kehrspolitik oder zur Revolution von 1848/49, mit denener weitere Akzente in der Regionalforschung gesetzt hat.Kaum eine Region Westfalens war in der Zeit des Vor-märz in solchem Ausmaß von frühindustriellem Gewer-be geprägt wie das märkische Sauerland und drängt sichdaher als Vergleichsregion auf. Damit leistet Simon einenwichtigen Beitrag zur Positionierung Lüdenscheids undder Region, die so in der historischen Forschung präsentbleiben und für Gesamtwestfalen und überregional alswichtige Referenzobjekte Beachtung finden.Ein Thema, das quer zur Analyse historischer Ereignisseliegt, sich jedoch wie ein roter Faden durch die Veröffent-lichungen Simons zieht, ist der Stellenwert der Erinnerungin der Gesellschaft und der Wandel der Erinnerungskultur.Ich denke hier insbesondere an den Aufsatz „Der Nackte

und die Toten“ zur Entstehung des LüdenscheiderEhrenmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrie-ges aus dem Jahr 1995 und die zwei Arbeiten ausden letzten Jahren zum Leben des KommunistenWerner Kowalski (1901-1943) und zum Ende desZweiten Weltkrieges in Lüdenscheid. Sie zeigen,dass Simon auch bereit ist unkonventionelle undunbequeme Themen anzufassen. Kowalski warlange Zeit seines Lebens ein überzeugter Kommu-nist, der im Widerstand gegen den Nationalsozia-lismus sein Leben riskiert hat. Er gehörte zu denMenschen, die von den KPD-Genossen fallenge-lassen wurde, auch weil Kowalski selbst sich derPartei entfremdet hatte. Sein Schicksal wäre ver-gessen, wenn nicht Simon seinen Lebensweg ver-folgt hätte. Er hat dadurch wesentlich zur pluralenErinnerung und zur demokratischen Meinungsbil-dung vor Ort und in der Region beigetragen und

einer verfemten Randgruppe einen Platz im lokalen Be-wusstsein eingeräumt. Das Buch zum Kriegsende in Lü-denscheid ist ebenfalls ein Beitrag zur Erinnerungskultur.Der Autor beschreibt darin die unterschiedlichen Versu-che, ein solches Buch herauszugeben, und die Gründe fürdas Scheitern. Die Darstellung der Ereignisse stützt sich vorallem auf Zeitzeugenberichte, die deutlich machen, wiesehr solche Berichte von Interessen und Selbst-Legitima-tionen geleitet sind und wie ambivalent das Verhalten derZeitgenossen gewesen ist. Diese Veröffentlichungen zeigen, dass „Erinnerung“ einerder Zentralbegriffe historischen Bewusstseins und ge-schichtlichen Denkens in einer Stadt ist. „Erinnerung“ alsder für die Konstituierung von Geschichtsbewusstseinmaßgebliche Bezug auf die Erfahrung der Zeit (Rüsen),durch die also erst „Geschichte“ entsteht und Ge-schichtsbewusstsein sich bildet, hat seit einigen Jahren inder Diskussion der historisch orientierten wissenschaft-lichen Disziplinen Konjunktur. Die Geschichtsschreibungals „Gedächtnis“ im Sinne einer Deutungsgemeinschaftvon Vergangenheit mit Legitimationsanspruch für eineGemeinschaft wurde zum neuen „Paradigma“ erklärt. JanAssmann hat diese Geschichtssicht in seiner Theorie des„kulturellen Gedächtnisses“ ausformuliert. „KulturellesGedächtnis“ ist für Assmann ein Sammelbegriff für allesWissen, das im spezifischen Interaktionsrahmen einerGesellschaft Handeln und Erleben steuert und von Ge-neration zu Generation zur wiederholten Einübung undEinweisung ansteht. Der Einzelne wird primär unter demAspekt seiner Verpflichtung auf die Werte einer Gemein-schaft gesehen. Erinnerungen vermitteln Zugehörigkeitund haben verpflichtenden Charakter; sie vermittelndem Einzelnen Identität. Sie gebären und pflegen alsonicht nur Mythen.Simon hat mit seinen Arbeiten das „kulturelle Gedächt-nis“ der Stadt und dessen Wandel in den Blick genom-men und gegen die allzu oft harmonisierende Tendenzvon Lokalgeschichtsschreibung zählebige Mythen ent-tarnt, Verdrängtes und Vergessenes in die Erinnerung zu-rückgeholt und weiße Flecken der Stadtgeschichte be-seitigt. Damit hat er nicht nur einen unverzichtbaren Bei-trag zu Stärkung des unverwechselbaren historischenProfils von Stadt und Region geleistet, sondern Wesent-liches zur Entwicklung einer gleichermaßen selbstbe-wussten wie auch selbstkritischen Haltung auf dem Feldder städtischen Erinnerungskultur beigesteuert. Denndiese Haltung beeinflusst das öffentlich-politische Ge-dächtnis als Verfahren der Herstellung von Identität inder jeweiligen Gesellschaft, ein Verfahren, das eine spe-zifische Repräsentation von Vergangenheit erzeugen soll.Da es in der Gegenwart seinen Ausgangspunkt hat undauf die Sinngebungsproblematik der Gegenwart bezo-gen ist, muss eine Anfälligkeit für jede Art von Steuerungangenommen werden.

Würdigung des FörderpreisträgersProf. Dr. Bernd Walter

Prof. Dr. Bernd Walter würdigt den Förderpreisträger Abb. 2

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Heute wird das Individuum zunehmend von kollektivenIdentitäten und Strukturen der industriellen Gesellschaft,z. B. von Traditionen des Milieus, der Kleinfamilien, dernationalen Identität freigesetzt. Institutionelle Gedächt-nisse wie das Archiv, das Museum, der Heimatvereinoder die Geschichte als Wissenschaft verlieren als „kultu-relles Gedächtnis“ oder als öffentlich-politisches Ge-dächtnis, ihre Kraft. Vor allem die Jüngeren definierensich über individualisierte Erfahrungen und Erinnerun-gen. Die Verbindung zur Vergangenheit wird vom Indivi-duum aus gesucht. „Erinnerungskultur“ erscheint in man-cher Hinsicht als Chiffre für eine ganze Lebensauffas-sung. Trotz dieser Entwicklung bleibt auch in Zukunft eingroßer Teil der Gesellschaft in überindividuelle Zu-sammenhänge (Nation, Vereine, Familie, etc.) eingebun-den, so dass von einer „Konkurrenz“ der verschiedenenFormen geschichtlicher Erfahrungen, von einer sozialenVielfalt der menschlichen Gedächtnis- und Erinnerungs-bildung auszugehen ist.Nicht nur die Stadt-Historiker müssen sich auf die Indivi-dualisierung der Erinnerung einlassen, wenn sie das Zeit-und Vergangenheitsbewusstsein der heute lebendenMenschen erreichen wollen. Wissenschaftler können zwarnicht als professionelle Erinnerer der Gesellschaft Hand-

lungsanweisungen geben, sondern nur Angebote für einehöhere Sensibilisierung des individuellen wie kollektivenErinnerungsvorgangs machen. Ein gutes Beispiel ist das En-gagement Simons auf dem Feld der historisch-politischenBildung und der Vermittlung von Geschichtsbewusstsein.Das Buch „April 45. Das Ende des Zweiten Weltkrieges inLüdenscheid“ ist die erweiterte Verfassung eines Vortrages,den Simon auf der Gedenkveranstaltung am 13. April2005 anlässlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes ge-halten hat. Hierzu hatte das Institut für Geschichte undBiographie der Fernuniversität Hagen in Kooperation mitdem Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid eingela-den. Simon ist stellvertretender Vorsitzender dieses Ver-eins und Vorsitzender des Arbeitskreises Stadtgeschichte.In dieser Funktion zeichnete er für Vortragsreihen zurStadt- und Regionalgeschichte („Stadtgeschichtliche Vor-träge“, „Geschichtliches Forum“) verantwortlich und hatauch selbst im Rahmen von Vorträgen seine Forschungs-ergebnisse in der Öffentlichkeit präsentiert.In diesem Zusammenhang ist auch die Konzeption undDurchführung einer Ausstellung zur lokalen Geschichteder Arbeiter und Arbeiterbewegung in den Museen derStadt Lüdenscheid im Jahr 1996 zu erwähnen. Sie warein wichtiger Beitrag zur Popularisierung von For-

schungsergebnissen und war geeignet, ein breites Inter-esse an lokaler Arbeiter- und Arbeiterbewegungsge-schichte zu wecken. Denn sie vermittelte einen Einblickin verschiedene Wirklichkeitsdimensionen des Arbeiter-daseins der letzten 150 Jahre.Simon hat sowohl als Forscher als auch als Initiator undOrganisator in der historisch-politischen Bildung ausge-zeichnete Arbeit geleistet. Durch seine Mittlerfunktionschafft er Möglichkeiten für den dringend notwendigenGedankenaustausch zwischen Forschung und Praxis. Da-bei bekommt „Erinnerung“ als Schnittstelle zwischenWissenschaft und Lebenswelt eine neue Funktion. DieGelegenheit, dass sich auf diesem Weg eventuell eineNeudefinition des Verhältnisses von Wissenschaft undLebenswelt vollzieht, ist durchaus günstig. Die Impulse,die von Ihnen, Herr Simon, für diesen Prozess, für die lo-kale und regionale historische Forschung ausgehen, sindzukunftsweisend und tragen wesentlich zur Förderungder westfälischen Landesforschung bei.

Lieber Herr Simon, Ihre Arbeit ist vorbildlich und ver-dient Anerkennung. Auch von meiner Seite den herz-lichsten Glückwunsch, den ich mit einem Dank für diegeleistete Arbeit verbinden möchte.

Geschichte ist etwas Persönliches. Sie betrifft unsalle, und sie beginnt vor der eigenen Haustür.Der Zusammenhang zwischen persönlicher undsozialer oder politischer Geschichte ist etwas,was sich im lokalen Zusammenhang besondersgut erfahren und dokumentieren lässt. Lebens-wege von Menschen stellen sich dar in einemGeflecht aus vielerlei Bezügen. Über jeden vonuns könnte man in diesem Sinne ein Buch schrei-ben, durch das man vieles erführe über die Ge-schichte neuerer und neuester Zeit. Für die Be-wohnerinnen und Bewohner jeder Stadt gilt das,nicht nur für diejenigen berühmter Orte. Ob esdabei stimmt, was Volker Ullrich kürzlich noch in derWochenzeitung „Die Zeit“ erklärte, dass nämlich die hi-storische Biographie eine „schwierige Königsdisziplin“darstelle1, sei einmal dahingestellt. Ganz zu Recht wirdaber schon seit einigen Jahren von einem „biographi-schen Verlangen“ gesprochen, nicht nur des Lesepubli-kums, sondern auch der Geschichtswissenschaft selber2.Dieser Drang zur Wiederbelebung historisch geworde-ner Menschen treibt auch mich seit längerem um. Dasist der Grund dafür, dass ich Ihnen heute etwas erzäh-len möchte über biographische Entdeckungen in derLüdenscheider Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts.Ich werde das an vier Beispielen tun, von denen einesein abgeschlossenes Projekt repräsentiert und daherkurz ausfallen kann, ein weiteres ein laufendes Projektbetrifft und daher länger ausfallen muss (soweit es dieknappe zugestandene Zeit erlaubt) und zwei weitere

künftige und nicht notwendigerweise eigene Projektebetreffen, zu denen ich aus diesem Grunde fast garnichts sagen möchte.Die Lebenswege, die ich Ihnen hier vor Augen stellenmöchte, zeigen ganz deutlich Zeichen innerer und äu-ßerer Unruhe, denn sie handeln von Menschen, derenLeben ganz viel mit dieser Stadt zu tun haben und vondenen ich ansonsten kaum etwas wüsste, deren Le-benswege aber zu einem großen Teil anderenorts ver-liefen, wobei ihre Lüdenscheider Zeit in jedem einzelnenFall erheblich beigetragen hat zu dem, was sie anders-wo erreichten, erstrebten oder erlitten. Und das war je-weils sehr viel. Zu meinem ersten Beispiel für eine bio-graphische Entdeckung sage ich, wie angekündigt, nurkurz etwas, denn sie liegt unter dem Titel „DecknameDobler“ bereits gedruckt vor. In ihr geht es um WernerKowalski3.

Als ich mitten in ersten Arbeiten zu diesem Buchsteckte, erreichte mich eines Tages unverhofft einAnruf aus Berlin von einem Mitarbeiter der dor-tigen „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“. An-dreas Herbst, so hieß der Anrufer, war damalsmit Hermann Weber von der Universität Mann-heim mit der Erarbeitung eines Lexikons überdeutsche Kommunisten beschäftigt4. Weber, ei-gentlich jemand, der über die Geschichte desdeutschen Kommunismus praktisch alles weiß,habe kurz vor dessen Fertigstellung gesagt: „Wasmachen wir nur mit Kowalski?“ Dieser war näm-lich aus der Geschichte verschwunden, ein Toter

ohne Gesicht, und das, obwohl bereits 1995 über ihnerste Informationen in meinem Buch „Arbeiterbewe-gung in der Provinz“ erschienen waren5.Das Projekt zu Werner Kowalski brachte immer deut-licher zutage, dass hier nicht nur ein lokalgeschichtlicheher nebensächlicher Politiker zu greifen war, der in Lü-denscheid zwei Jahre lang Stadtverordneter war, umdann über Nacht scheinbar spurlos zu verschwinden.Schon sehr früh hatte die Durchsicht von sogenanntenWiedergutmachungsakten gezeigt, was aus ihm wurde,nämlich ein politischer Emigrant, der in den erstenKriegsjahren in Südfrankreich verschiedene Internie-rungslager durchlief und dann, im Sommer 1943, in ei-nem Bauerndorf in den Savoyer Alpen von der deut-schen Geheimpolizei aufgespürt und erschossen wurde.Wie kam es zu diesem Vorgang, den zu finden man imhiesigen Stadtarchiv kaum erwarten konnte?

Lebenswege zwischen Provinz und MetropoleBiographische Entdeckungen in der Lüdenscheider Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts(Vortrag zur Verleihung des LWL-Förderpreises am 6. Juni 2007 im Geschichtsmuseum)

Dietmar Simon

Dr. Dietmar Simon bei seinem Vortrag am 6. Juni im Geschichtsmuseum Abb. 3

1 Volker Ullrich: Die schwierige Königsdisziplin, in: Die Zeit, Nr. 15/2007 (04.04.2007).2 Alexander Gallus: Biographik und Zeitgeschichte, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 1-2, 2005, S. 40-46.3 Dietmar Simon: Deckname Dobler. Das Leben des Werner Kowalski (1901-1943), Münster 2004.

4 Hermann Weber / Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918-1945, Berlin 20045 Dietmar Simon: Arbeiterbewegung in der Provinz. Soziale Konflikte und sozialistische Politik in Lüdenscheid im

19. und 20. Jahrhundert, Essen 1995.

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Die Beantwortung dieser Frage konnte ich mir im Rah-men meiner Doktorarbeit, die 1994 abgeschlossen wur-de, nur andeutungsweise erlauben. Immerhin aber ließsich schon damals die politische Sozialisation eines jun-gen Mannes in dieser Industriestadt nachvollziehen, diedie Grundlage bildete für eine Funktionärskarriere, diesich erst in den späte-ren Jahren mehr undmehr offenbarte. Dabeikamen mir viele Zufäl-le, hilfreiche Personenund das Graben anden richtigen Stellenzugute. Durch denKontakt nach Berlin,aber auch durch dieMithilfe Alexander vonPlatos, der in Lüden-scheid viele Jahre dasInstitut für Biographieund Geschichte derFernuniversität Hagenleitete, kam ich anMoskauer Quellen her-an, welche die bis da-hin unausfüllbarenLücken in der Biogra-phie Kowalskis zwi-schen 1931 und 1935sichtbar werden ließen.Verstreute Bemerkun-gen in der wissen-schaftlichen Literatur,Kowalski sei Teilnehmer der sogenannten „BrüsselerKonferenz“ der KPD gewesen und ins Zentralkomiteeder Partei gewählt worden, neben bekannteren Namenwie Pieck, Ulbricht und Wehner, wurden dadurch er-klärlich und gewannen an Plastizität. Ein LüdenscheiderKommunist war binnen kurzem in eine Schaltstelle derMacht geraten. Sein Schicksal in der politischen Emigra-tion in der belgischen Hauptstadt Brüssel bis 1940 ließsich dann recht schnell mit Hilfe von Gestapo-Personal-akten im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf ermitteln. Nä-heres über seinen Tod in der Nähe von Annecy konnteich aus einem Fundstück aus dem dortigen Departe-mentsarchiv entnehmen. An dieser Stelle möchte ichdie Bemerkung einflechten, dass die deutsche Emigra-tion in Belgien ein noch weitgehend unbearbeitetes Feldist, auf dem „Deckname Dobler“ immerhin ein paar Fur-chen ziehen konnte. Die Gründe dafür herauszuarbei-ten, das Verschwinden Werner Kowalskis aus der ge-schichtlichen Überlieferung zu erklären, scheint mir daswichtigste Ergebnis meiner Arbeit zu ihm zu sein. Eintreuer Parteisoldat der KPD wurde zu einem Renegaten,zu einem Abtrünnling, dem der Personenkult um Stalinzuwider wurde und den man deswegen „wegen partei-schädigenden Verhaltens“ aus der KPD entfernte. Sowurde er zu einem Heimatlosen im doppelten Sinne,und man brauchte sich nicht mehr darüber zu wundern,warum es in Lüdenscheid, in Berlin und in Mannheimbis zu Beginn der neunziger Jahre und darüber hinausnur noch Gerüchte über ihn gab.Damit komme ich zu dem zweiten angekündigten bio-graphischen Beispiel. Auch in diesem Fall erweist sich„Arbeiterbewegung in der Provinz“ als eine Art Basissta-tion, von der aus sich weitere vertiefende Entdeckungenmachen lassen.Seit Anfang 2005 gewinnt ein neues lebensgeschichtli-ches Projekt an Kontur. Gebrodelt aber hatte es schonlängere Zeit. In meiner Dissertation gibt es eine Neben-figur, die ich damals als „enfant terrible“ bezeichnet hat-te, was mir heute ein bisschen leid tut, was aber den-noch irgendwie stimmt. Gemeint ist damit der jüdischeJournalist Artur Schweriner, der in der Zeit kurz vor biskurz nach dem Ersten Weltkrieg, nämlich von 1912 bis

1920, in Lüdenscheid tätig war, und zwar zunächst alsSchriftleiter des „Lüdenscheider Tageblattes“. Bekannterwurde er dadurch, dass er in der Zeit des Ersten Welt-krieges eine Aufsehen erregende, in dieser medialenQualität hier bis dahin aber völlig unbekannte illustrier-te Zeitschrift herausgab, die „Lüdenscheider Zeitbilder“,

von denen bis heute in priva-ten Haushalten und diversenAntiquariaten noch etlicheExemplare eines repräsenta-blen Nachdrucks existieren6.Artur Schweriner war weitmehr als nur ein vorüber-gehender Redakteur in dersauerländischen Provinz. Daswar bis vor wenigen Jahrennoch nicht erkennbar. Dannaber führte mich der Zufallmit Jürgen Hartmann zusam-men, der als Pressesprecherdes Landkreises GrafschaftBentheim arbeitet und inRheine im Münsterlandwohnt - ein nicht akademischtätiger Historiker wie ich also,der eine Reihe von wichtigenPublikationen zur neuerenGeschichte der Stadt Det-mold und des FürstentumsLippe vorgelegt hat. Hart-mann interessierte sich auchfür Schweriner, weil dieser ei-ne Zeitlang in Lippe publizi-

stisch und politisch tätig war und dann aus seiner Per-spektive verschwand. Aus dem Lüdenscheider Blick-winkel hingegen tauchte er gewissermaßen aus demNichts auf. Und so ergab es sich über Nacht, dass Jür-gen Hartmann und ich ein gemeinsames biographischesProjekt in Angriff zu nehmen beschlossen, nämlich dieLebensgeschichte Artur Schweriners zu erforschen undin einem gemeinsam verfassten Buch zusammenzufas-sen7.Diese Form der histori-schen Forschung istzwar nicht gänzlich neuund kommt gelegent-lich vor, so wie bei mei-nem Doktorvater PeterBrandt, der ja auch ge-meinsam mit einemKoautor ein Buch unterdem Titel „Vaterlands-lose Gesellen“ verfassthat. Aber diese Zu-sammenarbeit ist dochetwas Ungewöhnliches,wenn man nicht vonvornherein voneinan-der abgegrenzte Aufga-benbereiche hat, son-dern wirklich gemein-sam forscht. Das erfor-dert eine intensiveKommunikation. Ohnedas Medium Internet,das uns auch zu-sammengeführt hat,wäre dies ebenso un-denkbar wie die Forschungsarbeit selbst, die bislang ei-ne Unzahl verschiedenster Ergebnisse zusammenge-bracht hat. Wir telefonieren natürlich oft, kommunizie-ren aber in der Regel per E-Mail miteinander und hof-fen, bis 2009 zum erfolgreichen Abschluss dieses Unter-nehmens gekommen zu sein. Dieses Gemeinschaftspro-jekt ist zeit- und arbeitsaufwändig, aber sowohl wegen

seiner Form wie auch wegen seines Gegenstandes un-geheuer spannend, und es verspricht - soviel wage ichnun doch zu sagen - anhand eines ungewöhnlichen Bei-spiels weiteres Licht in die deutsch-jüdische Geschichtedes 20. Jahrhunderts zu bringen.Artur Schweriner stammte aus Czarnikau, einer Klein-stadt in der preußischen Provinz Posen, wo er 1882 ge-boren wurde. Aufgewachsen in einem von der jüdi-schen Orthodoxie geprägten Umfeld, was ihm als Ein-zwängung erschien, machte er bald Anstrengungen,sein Leben zu verändern. Im Alter von etwa zwanzigJahren zog er nach Berlin, wo damals bereits sein älte-rer Bruder lebte, Oskar Schweriner, damals ein viel gele-sener und heute restlos vergessener Romanschriftsteller,der aber auch ein angesehener Journalist der Haupt-stadtpresse war, nämlich der „Vossischen Zeitung“. Ihmeiferte sein jüngerer Bruder nach. Dieser wurde nach ei-ner Ausbildung zum jüdischen Lehrer, was ihm nicht be-sonders zusagte, zunächst Korrespondent verschiedenerZeitungen im deutschen Reichstag und dann Journalistin der lippischen Provinz, wohin er ursprünglich als eineArt Referendar einer jüdischen Lehrerbildungsanstaltgeraten war. Von dort aus gelangte er im Jahre 1912nach Lüdenscheid, wo er die vakante Stelle der Redak-tionsleitung einer Zeitung übernahm, die als Aushänge-schild des fortschrittlichen Liberalismus fungierte wollte,aber bis dahin nicht so recht ankam, nämlich des bereitserwähnten „Lüdenscheider Tageblattes“. In der rund30.000 Einwohner zählenden Stadt gab es damals dreiweitere etablierte Blätter, nämlich zwei liberale und einsozialdemokratisches, was das Ganze natürlich zu einemwirtschaftlich riskanten Unternehmen machte.Artur Schweriner kam als 30-Jähriger nach Lüdenscheidund legte hier sogleich ein außerordentliches Selbstbe-wusstsein an den Tag. Ihm ging es darum, nicht nurjournalistisch tätig zu sein, sondern aus demokratisch-liberaler Überzeugung auch politisch zu wirken. Dies tater auf dem Boden der Fortschrittlichen Volkspartei, de-ren Presseorgan seine Zeitung war. Schweriner legte sichin seiner sprachlich überaus spitzen Art sogleich mit ver-schiedensten Leuten in der Stadt an, mit der örtlichen

Führung der Sozialdemokra-tie ebenso wie mit der bür-gerlichen Konkurrenzpresse.Es kam öfters vor (wie bisherauch schon in Lippe), dass ervor Gericht Verfahren wegenangeblicher Beleidigung zubestehen hatte. Man gewinntaber den Eindruck, dassSchweriner in der Lüden-scheider Gesellschaft rasch zueinem Hans Dampf in allenGassen wurde, überall als po-litischer Redner präsent, alsOrganisator von Festen undals Kritiker im örtlichen Thea-ter. Dass er Jude war, standihm dabei zunächst anschei-nend nicht im Wege undwurde auch gar nicht weiterthematisiert.Der Erste Weltkrieg drohteihn nach wenigen Monatenallerdings in den wirtschaft-lichen Ruin zu treiben, wasihn mit dazu bewog, die be-reits angesprochenen „Lü-

denscheider Zeitbilder“ auf den Markt zu bringen, einProdukt, das den „Berliner Illustrierten Zeitbildern“, dieer gut kannte, offensichtlich nachempfunden war undeinerseits einige provinzgewohnte Beobachter irritierte,andererseits offenbar breiten Anklang fand. Der Krieg je-doch brachte nach und nach Verschiedenes zutage.Schweriners anfängliche Zustimmung gegenüber dem

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6 Artur Schweriner: Lüdenscheid im Weltkriege 1914-1919. Heldentafeln nebst Verzeichnis der sämtlichenGefallenen aus der Stadt und dem Amte Lüdenscheid, Lüdenscheid o.J. [1920].

7 Ein erster Abriss ist nachzulesen bei Jürgen Hartmann / Dietmar Simon: Artur Schweriner (1882-1941). Eine Projektskizze, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, Nr. 3 (2006), S. 31-38 (zum Downloadverfügbar unter www.rosenland-lippe.de).

Werner Kowalski (1901 - 1943) Abb. 4

Artur Schweriner (1882 - 1941) Abb. 5

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Krieg wich mehr und mehr einer ironisch gefärbtenDistanz. In seinem Umfeld mehrten sich zudem in denletzten Kriegsjahren anscheinend antisemitische Ten-denzen, die er zwar schon von früher her kannte, ihmin dieser Stadt aber neu waren. Artur Schweriner be-trachtete sich in allererster Linie als Deutscher, nicht alsJude. Umso mehr trafen ihn die Anfeindungen, denener in den ersten Monaten nach Kriegsende ausgesetztwar. So beschloss er, gemeinsam mit seiner Frau nachBerlin zurückzukehren, das er acht Jahre zuvor verlassenhatte. Er tat das nicht ohne Bitternis. Er hinterließ denZurückbleibenden ein kleines Büchlein, das „Lüdenschei-der ABC“, in dem es immerhin heißt: „Wer in Lüden-scheid acht Jahre gelebt hat, wird die Heimat auf desBerges Höhen niemals schmähen können, auch wennihm beim Verlassen dieses netten Städtchens niemandeine Träne nachweint.“ 8

Das Weitere sei in aller gebotenen Kürze skizziert. InBerlin, wo er sich der SPD und später auch dem „Reichs-banner Schwarz-Rot-Gold“ anschloss, engagierte sichder jüdische Deutsche Artur Schweriner für den „Cen-tralverein der deutschen Staatsbürger jüdischen Glau-bens“, der größten deutsch-jüdischen Interessenorgani-sation, die es damals gab. Er wurde ihr Syndikus, redi-gierte eine ihrer Zeitungen und wurde in dieser Rolleimmer stärker zu einem aktiven Kämpfer gegen völki-sche und nationalsozialistische Strömungen, die sichuntergründig und nur anfangs nur scheinbar gefährlichin der Weimarer Republik ausbreiteten. Er ahnte wohlfrüh, dass dies ein aussichtsloser Kampf werden würde.Schon seine 1925 in Buchform erschienenen autobio-graphischen Texte betitelte er selbstironisch mit der Fra-ge „Ein verpfuschtes Leben?“ 9. Ende der zwanziger Jah-re gab er in Berlin als Antwort auf Goebbels’ „Stürmer“die inzwischen weitgehend vergessene und auch da-mals nicht weit verbreitete Zeitung „Alarm“ heraus, dieden Nationalsozialismus mit ätzender Polemik zu ent-larven versuchte.Nach Hitlers Amtsantritt als Reichskanzler gelang ihmüber Südtirol die Flucht zunächst nach Paris, dann in dieUSA, wo er in New York seit der Jahreswende 1933/34ständiger Mitarbeiterder „Neuen Volks-Zei-tung“ wurde, einemdeutschsprachigenBlatt für Zuwandererund Emigranten, diesozialdemokratisch ein-gestellt waren. In dieserRolle fungierte er nichtnur als regelmäßigerKolumnist für dasdeutsch-amerikanischeLeben, sondern attak-kierte weiterhin unver-wandt die politischeEntwicklung inDeutschland, für die esauch in den USA einigeSympathisanten gab.Ende 1941, als Schweri-ner sich gerade daranmachte, in Miami inFlorida eine eigene Zei-tung zu übernehmen,starb er plötzlich undunerwartet. Kurz zuvorerst hatte er die ameri-kanische Staatsbürgerschaft angenommen.

Das Leben Artur Schweriners ist archetypisch für das ei-nes jüdischen Deutschen zwischen Kaiserreich und na-tionalsozialistischer Diktatur. Sein provinzielles Herkom-men trägt dazu ebenso bei wie die verschiedenen Ver-suche, als gleichwertiger Bürger unter allen Deutschen

anerkannt zu werden und dann dennoch im Exil zu ster-ben.

Nach dieser groben Vorstellung meines derzeitigen For-schungsprojektes möchte ich nun noch auf zwei ver-gleichbare Fälle hinweisen, die Lüdenscheid zu bietenhat.

Der erste Fall ist einer,den man nur teilweisein den Kontext „20.Jahrhundert“ einord-nen kann. Es handeltsich um den Lüden-scheider Rechtsanwaltund Politiker JuliusLenzmann, der imMärz 1906 als Abge-ordneter im Reichstagin Berlin einen töd-lichen Schlaganfall er-litt. Er war zu diesemZeitpunkt 63 Jahre alt.Damit zählt er natürlichzu den Zeitgenossendes „langen“ 19. Jahr-hunderts und nicht zudenen des „kurzen“ 20.Jahrhunderts. Aber wirhaben es hier gleich-wohl mit einer histori-schen Übergangser-scheinung zu tun, miteiner Persönlichkeit, die man als politischen Modernisie-rer bezeichnen kann. Lenzmann war ein linksliberalerPolitiker, der seine Karriere als Stadtverordneter im Lü-denscheider Rathaus begann. Im Rahmen des Kampfeszwischen Bismarck und seinen politischen Konkurrentenvom Bürgertum bis zu den Sozialisten gelangte dieserMann zu einer überregionalen Bedeutung. Er war einMitstreiter Eugen Richters aus Hagen und stand inner-

halb der Freisinnigen Volks-partei, wie sich die Partei derLinksliberalen damals nannte,bald in vorderster Reihe.Lenzmann erkannte, dass ei-ne überkommene Honoratio-renbürgerlichkeit den Heraus-forderungen der Modernenicht gewachsen war. Ersuchte nach einem neuenWeg zwischen dem traditio-nellen Liberalismus und deraufstrebenden Arbeiterbewe-gung. Damit verfolgte er zwareine Politik, die in der Tatfortschrittlicher war als das,was viele andere damals zubieten hatten. Letztlich aberscheiterte sein Konzept anden inneren Zerwürfnissender wilhelminischen Gesell-schaft.

Der zweite Fall eines nochunaufgebrochenen, weitenFeldes ist schließlich Sieg-mund Crummenerl, der in

der überregionalen Forschungsliteratur bereits in einpaar verstreuten Fußnoten Erwähnung findet. Den jun-gen Jahren dieses sozialdemokratischen Politikers, der1892 in Lüdenscheid geboren wurde, aber selbst hiernahezu völlig vergessen ist, habe ich an anderer Stellebereits ein paar Seiten gewidmet. Seine biographischeEnthüllung als eines typischen Spitzenfunktionärs der

SPD in der Zeit der Weimarer Republik und der Zeit derpolitischen Emigration in Prag und Paris steht aber nochaus. Crummenerl, dessen Vater bereits Vertrauensmannder Lüdenscheider SPD war, stand dem hiesigen Orts-verein in den ersten Jahren nach dem Ersten Weltkriegvor und investierte einen großen Teil seiner Arbeit in

den Ausbau der politischenJugendbewegung und gerietdabei schon früh in scharfeKonflikte mit konkurrieren-den Kommunisten einerseits,vor allem aber rechtsradika-len Tendenzen andererseits.Als Parteisekretär in Magde-burg festigte er von 1925 anseine innerparteiliche Posi-tion offenbar so sehr, dass erzu Beginn der dreißiger JahreMitglied des SPD-Parteivor-standes wurde. In dieserFunktion ging er im Frühjahr1933 zusammen mit OttoWels und Friedrich Stampferins Prager Exil, um dort diesozialdemokratische Aus-landsorganisation, die Sopa-de, zu leiten. Getrieben durchdie weitere politische Ent-wicklung kam er 1938 nachParis. Sein Engagement ge-gen den Nationalsozialismusund seine Rolle innerhalb derdamaligen Diskussion um

den Aufbau einer sogenannten Volksfront war bemer-kenswert, doch, wie wir wissen, nicht von Erfolg ge-krönt. Wenige Tage vor dem Einmarsch der deutschenTruppen in Paris starb er an den Folgen einer Opera-tion, erst 48 Jahre alt.Damit sind wir an den Schluss dieser kleinen Reihe bio-graphischer Entdeckungen gelangt. Dass alle vier ange-sprochenen Persönlichkeiten am Ende ihres Lebens alsgescheiterte Existenzen dastanden, ist ein auffälliges ge-meinsames Merkmal. Nicht weniger wichtig ist aber derUmstand, dass sie alle über ihr jeweiliges persönlichesScheitern hinaus in unterschiedlicher Weise Recht be-halten haben gegen politische Zeitumstände, die manals katastrophal kennzeichnen kann. Dies wiederum istmehr als eine Rechtfertigung dafür, sich mit ihnen zubeschäftigen.

Lassen Sie mich zusammenfassen: Was kann lokal- undregionalgeschichtliche Forschung im Rahmen der histo-rischen Biographik leisten für überregionale Zusammen-hänge? Wenn es um Biographien historisch bedeutsa-mer, aber bislang weitgehend unbekannter Persönlich-keiten geht, ergibt sich - zugespitzt formuliert - oft einzweifaches Perspektivenproblem: Von unten, von derStadtgeschichte aus, stellt sich den Betrachtern die Fra-ge nach der Bedeutsamkeit jenseits des lokalen Hori-zonts manchmal gar nicht, sei es aus Unkenntnis oderaus eingeschränktem Erkenntnisinteresse. Das anderePerspektivenproblem ergibt sich aus der Sicht von oben.Der akademischen Zunft bleiben biographische Zu-sammenhänge zu historisch bedeutsamen Personenmanchmal deswegen verborgen, weil sie die Sicht vonunten nicht kennt. Aus dieser Perspektive treten histo-risch interessante und bedeutsame Persönlichkeiten nurfür kurze Zeiträume ins Rampenlicht der Geschichte,und zwar aus einem Dunkel heraus, in dem die Her-kunft, die persönliche Entwicklung mitsamt ihren gesell-schaftlichen Bedingungen und manchmal auch der Ver-bleib solcher Personen verborgen bleiben. Eine engereBeziehung zwischen lokaler und überregionaler Ge-schichtsschreibung kann aber dazu beitragen, diesesDunkel aufzuhellen.

Julius Lenzmann (1843 - 1906) Abb. 6

Siegmund Crummenerl (1892 - 1940) Abb. 7

8 Artur Schweriner: Lüdenscheider ABC (8 Jahre Lüdenscheid), Hagen 1920, S. 44. 9 Artur Schweriner: Ein verpfuschtes Leben? Heiteres aus dem Tagebuch eines Unentwegten, Berlin-Tempelhof 1925.

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Selbst wer die Herrnhuter Losungen1 täglichzur Hand nimmt, wird den Namen Abra-ham Dürninger kaum kennen, obwohl dieFirma, die seinen Namen trägt, noch heutebesteht und im Losungsbuch verzeichnetist.2 Wer war dieser Mann? Was hat er mitLüdenscheid zu tun?Geboren wurde er am 22. Dezember 1706in Straßburg als drittes Kind des Tuchhänd-lers Jacob Dürninger, der als Ratsherr einewichtige Stellung in der Stadt innehatte. Sei-ne Mutter war Susanna Catharina, geb. Fau-stin. Die Familie Dürninger besaß seit 1633das Straßburger Bürgerrecht. Wie kam es,dass Abraham, der so tief in seiner Heimat-stadt verwurzelt war, das Elsaß verließ?Der Vater sorgte als Kaufmann dafür, dasssein Sohn nicht nur bei ihm in die Lehreging, sondern auch in Geschäftshäusern inBasel, Nancy, Alicante und Amsterdam. Ermuss sich dabei gründliche Kenntnisse deseuropäischen Handels erworben haben, jaer dürfte via Amsterdam bereits nach Ame-rika geblickt haben. Spätere Beziehungen zuSurinam in Südamerika und der Zigarrenim-port aus Havanna legen diese Vermutungnahe. Belegt ist, dass Dürninger plante, nachGeorgia, heute USA, auszuwandern. Dassdieser Plan nicht verwirklicht wurde, lag ander Bitte des siebzigjährigen Vaters, nachStraßburg zurückzukehren.In den folgenden Jahren machte er eine Ent-wicklung durch, die ihn über Philipp JacobSpener3 zu Nikolaus Graf von Zinsendorf4

führte und damit aus Straßburg über dieWetterau nach Herrnhut. Tiefe Frömmigkeitpaarte sich mit kaufmännischer Klugheit.Von beidem überzeugt, machte ihn Zinsen-dorf 1745 zum Rechnungsführer der Brüder-gemeine in Herrnhag in der Wetterau, demdamaligen Sitz der Gemeine, bevor Herrn-hut ständiges Zentrum werden sollte. Dernahe gelegene Hutberg bei Berthelsdorf ander sächsisch-schlesischen Grenze führte zu dem ebensotröstlichen wie mahnenden Namen „Herrnhut“. Dorthinberief ihn Zinsendorf 1747, wo er den verschuldeten Ge-meinladen (sic!) übernehmen sollte. Vorbedingung wardie Eheschließung. Dürninger heiratete eine junge Wit-we, die den neunjährigen Johann Georg Obermüller mitin die Ehe brachte. Eigene Kinder hatte Abraham Dür-ninger nicht.Zinsendorf und Dürninger müssen sich gut verstandenhaben. Zinsendorf ist heute vielen bekannt durch seinLied „Jesu, geh voran auf der Lebensbahn...“, das aufnüchterne Weise zur lebenslangen Jesusnachfolge auf-ruft und um Führung bittet „bis ins Vaterland“. Von Je-susminne zeugt das Lied „Herz und Herz vereint zusam-men...“. Beide Lieder werden im Gottesdienst gesungen,zumal im evangelischen. Das gilt von dem Abendmahls-lied „Christi Blut und Gerechtigkeit...“ nur in geringeremMaße. Denn seine Sprache ist heute schwer vermittelbar.Das mögen die Strophen zwei und drei zeigen: „Drumsoll auch dieses Blut allein mein Trost und meine Hoff-nung sein...“, „Solang ich noch hienieden bin, so ist undbleibet das mein Sinn: Ich will die Gnad in Jesu Blut be-

zeugen mit getrostem Mut.“Und Dürninger? Er schreibt an Johann Nitschmann sen.,den späteren Bischof der Brüdergemeine, in Herrnhag:„Das Lamm Gottes seegne Sie ferner in reicher maaß -und lege mir das gantze geheimniß seiner Leyden aufdas Kräfftigste ans Hertz, damit ich in seinem Blutschwimmen und baden möge, der ich elend nackendund bloß und unter deren Brüdern Dero geringster Bru-der Abraham Dürninger. Straßburg, den 17. Septembris 1744Die Fracht vom Faß wein habe ich überschrieben pro 5Louisdor bis Frankfurt.“Man erkennt leicht: Dürninger spricht Zinsendorfs Spra-che. Daran ändert auch das Fass Wein nicht viel.In Herrnhut war der Name Dürninger bald noch be-kannter als einst in Straßburg. Abraham widmete sichnun nicht mehr nur dem Leinwandhandel, der ihm ausden Geschäften seines Vaters bekannt war. Er gründete1762 eine Tabak- und Siegellackfabrik. Sie wurde vonseinem Bruder Johann geleitet, der zunächst Apothekergewesen war, alsdann von seinem Bruder Daniel, der1770 starb. Er selber starb am 13. Februar 1773. Wie

dachte die Gemeine über ihn? 1758 war erzum Diakon ordiniert worden. Daraus wirddeutlich, dass sie seine geistlichen Gabenebenso schätzte wie seine kaufmännischen. Abraham Dürninger ist wahrscheinlich nurnoch einmal nach Straßburg gekommen.Wie aber kam sein Name nach Lüden-scheid?Der Name Dürninger war zumindest einemMann bekannt, der von 1933 bis 1937 inLüdenscheid lebte. Es war Pfarrer WaltherBaudert.5 Er war von seinen Eltern mit drei-zehn Jahren auf das Pädagogium der Brü-dergemeine in Niesky in der Oberlausitz ge-schickt worden. Nach dem dortigen Abiturund dem Theologiestudium im Seminar vonGnadenfeld war er wieder in Niesky, dies-mal als Lehrer. Er schloss sich der Beken-nenden Kirche an, deren Barmer Bekenntnisvon 1934 in seine Lüdenscheider Amtszeitfällt. Der zeitweise in Surinam Tätige wurde1951 zum Bischof der Evangelischen Brü-derunität gewählt. Baudert hatte also Ver-bindungen sowohl nach Herrnhut als auchnach Lüdenscheid. Ob er dazu beigetragenhat, dass es Ende der 1940er Jahre in Lü-denscheid eine Abraham-Dürninger-Sied-lung gab?Eine solche Vermutung darf jedenfalls nichtgänzlich zurückgewiesen werden. Feststeht,dass bei Kriegsende 1945 die dem Unter-nehmen Dürninger angegliederte Firma Erx-leben & Co. nach Münchberg in Oberfran-ken verlagert wurde. Bis dahin hatte die Fir-ma ihren Sitz in Gnadenfrei, einem für dieGeschichte der Herrnhuter bedeutsamenOrt. Er hieß früher Oberpeilau, alsdannSeidlitz-Gut. Der evangelische Namensge-ber war um der „herrnhutischen Versamm-lungen“ willen, die auf seinem Schloss statt-fanden, inhaftiert worden. Nach siebzehn-monatiger Haft wurde er 1742 beim Ein-marsch Friedrich II. befreit. Der Name Gna-

denfrei ist 1743 bei einem Besuch Zinsendorfs entstan-den. Er soll dankbar daran erinnern, dass Seidlitz durchmenschliche und göttliche Gnade die Freiheit wiederer-langte. Ortsnamen wie Gnadau, Gnadenfeld und Neu-gnadenfeld zeugen ebenfalls von herrnhutischem Ur-sprung. Die aus Gnadenfrei nach Münchberg verlagerte FirmaErxleben und Co. arbeitete dort unter dem Namen „We-berei Abraham Dürninger & Co.“ weiter. 1946 bautenRudolf Wurr (1892 - 1975) und Erich Merten (1903 -1969) eine zweite Weberei in Lüdenscheid-Hellersenauf.6 Ersterer war seit 1929 in Herrnhut in leitender Stel-lung, überdies der 19. Nachfolger Dürningers. Letztererwar ein Fachmann der Textilbranche und schon in Gna-denfrei in der Leitung der dortigen Weberei tätig. Mit Wurr kam also eine in Herrnhuter Kreisen und dar-über hinaus bekannte Persönlichkeit nach Lüdenscheid.Dem kurzzeitig in Kierspe Wohnhaften konnte nicht ver-borgen bleiben, dass in Hellersen leer stehende Pferde-ställe und eine ehemalige Panzerwerkstatt zur Verfügungstanden, seitdem die Kasernen friedlichen Zwecken dien-ten. Dort entstand die Weberei. Im nahen Piepersloh

Abraham Dürninger und die Herrnhuter in LüdenscheidEin Stück Kirchen- und Nachkriegsgeschichte

Peter Lienenkämper

1 Die täglichen Losungen und Lehrtexte der Brüdergemeine. Jährlich herausgegeben von der EvangelischenBrüder-Unität, Herrnhut und Bad Boll

2 Abraham Dürninger & Co. - Großhandel für kirchlichen Bedarf: www.duerninger.com3 Philipp Jacob Spener, * 13. 1. 1635 in Rappoltsweiler, + 5. 2. 1705 in Berlin, Begründer des lutherischen

Pietismus

4 Nikolaus Ludwig Graf von Zinsendorf, * 26. 5. 1700 in Dresden, + 9. 5. 1760 in Herrnhut, Begründer derHerrnhuter Brüdergemeine

5 Walther Baudert, * 1. 1. 1888 in Zeist/Niederlausitz, + 25. 12. 1952 in Herrnhut6 Abraham Dürninger & Co., Hellersen, Leinen- und Baumwollbuntweberei, Webereidirektor Erich Merten, laut

Einwohnerbuch Stadt Lüdenscheid und Kreis Altena, Ausgabe 1951/52

Abraham Dürninger (1706 - 1773) Abb. 8

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wuchs nach und nach eine Siedlung für die Beschäftig-ten. Die ersten vier Häuser konnten 1949 bezogen wer-den. Die meisten Fachkräfte wohnten hier, während dieJüngeren in dem Herscheider Gasthof „An der Hardt“untergebracht werden mussten.Bereits 1952 stellte der Lüdenscheider Firmenzweig denBetrieb ein. Hierfür waren wirtschaftliche Gründe maß-gebend, doch besteht die Firma Erxleben & Co. nochheute und hat ihren Firmensitz in Herrnhut.Der Name „Abraham-Dürninger-Siedlung“ besteht nichtmehr. Aber ältere Lüdenscheider erinnern sich und wis-sen, dass die Häuser hinter dem heutigen Steakhaus ander Herscheider Landstraße liegen7. Manche erinnernsich auch an den Tabakladen neben dem Kaufhof, woman Dürningerzigarren aus erster Hand kaufen konnte.Denn getreu der Herrnhuter Tradition war in Lüden-scheid bald nach der Weberei eine kleine Tabakindustrieentstanden. 1946 - 1952! Soll man von einem Intermezzo sprechen?Warum nicht? Aber dann von einem mutigen, das ge-prägt war vom Geist des Grafen Zinsendorf und demWeitblick seines Freundes Abraham Dürninger.

Quellen:Mündliche Informationen von Herrn Horst Rogel, Lü-denscheid, früher GnadenfreiSchriften aus dem Unitätsarchiv Band 2, herausgegebenvon Rüdiger Kröger: Abraham Dürninger, ein HerrnhuterKaufmann, 2006Helmut Pahl: Lüdenscheider Köpfe des kulturellen Le-bens von A - Z, 2003Martin Rößler: Liedermacher im Gesangbuch Band 2,1990Hans Wagner: Abraham Dürninger & Co. 1747 - 1939 .Ein Buch von Herrnhutischem Kaufmanns- und Unter-nehmertum, 1940

Abbildungsverzeichnis:Fotos 1, 2 und 3: Thomas KrummFoto 4: Russisches Staatliches Archiv für soziale und

politische Geschichte, MoskauFoto 5: U.S. National Archives and Records

Administration

Foto 6: Stadtarchiv LüdenscheidFoto 7: Magdeburger Biographisches LexikonFoto 8: Abraham Dürninger & Co. Ein Buch von Herrn-

hutischem Kaufmanns- und UnternehmertumFotos 9 und 10: Sammlung Schumacher, Lüdenscheid

In eigener SacheHerr Dr. Walter Hostert ist aus Alters- und Krankheitsgründen als Schriftleiter des „Reidemeister“ ausgeschieden. Wir haben sein Wirken anlässlich seines 80. Geburtstages (Reidemeister Nr. 166) und in der Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der Geschichtsblätter (Reidemeister Nr. 167) ausführlich gewürdigt. Der Vorstand dankt ihmauch an dieser Stelle noch einmal sehr für seine fachkundige, vorbildliche Arbeit in vier Jahrzehnten und wünschtihm für die Zukunft Gesundheit, Wohlergehen und Gottes Segen.

Der Vorstand hat in der letzten Sitzung Hartmut Waldminghaus zum neuen Schriftleiter berufen. Er hat Dr.Hostert schon in den letzten Jahren in dieser Aufgabe unterstützt, so dass die Kontinuität für unsere Geschichts-blätter „Der Reidemeister“ gewahrt bleibt und die erfolgreiche Arbeit für die Publizierung von Beiträgen zurGeschichte der Stadt und des Lüdenscheider Sauerlandes fortgesetzt werden kann.

Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid e. V.Der Vorstand

Tabakladen Abraham Dürninger & Co. neben dem Kaufhof am heutigen Sternplatz Abb. 9

Poststempel der Firma Abraham Dürninger & Co., Lüdenscheid-Hellersen Abb. 10

7 Heutige Anschrift : In den Buchen 1–9

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Der Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid lädt ein:

Geschichtliches Forumdonnerstags, 17.30 - 19.00 Uhr im Veranstaltungsraum des Stadtarchivs, Kerksigstraße 4.

Der Eintritt ist frei!

15. November 2007: „Der Selve-Brunnen und sein Stifter“Referentin: Dr. Irene Hueck, Lüdenscheid

29. November 2007: „Literatur über Lüdenscheid . Fachbuch und Roman (Teil 5)“Referent: Rainer Assmann, Holzdorf/Lüdenscheid

13. Dezember 2007: „Hotels, Gaststätten und Cafés auf alten Ansichtskarten –ein Bummel durch Lüdenscheid (Teil 1)“

Referent: Wolfgang Schumacher, Lüdenscheid

24. Januar 2008: „Hotels, Gaststätten und Cafés auf alten Ansichtskarten –ein Bummel durch Lüdenscheid (Teil 2)“

Referent: Wolfgang Schumacher, Lüdenscheid

14. Februar 2008: „Die Geschichte der diakonischen Einrichtungen in Lüdenscheid.Von der Herberge zur Heimat bis zur Sozialwerkstatt.

Vom Verein für Innere Mission Oberrahmede bis zum Evangelischen Perthes-Werk“Referent: Hartmut Waldminghaus, Lüdenscheid

Sonstige VeranstaltungenUnser traditionelles Stadtteiltreffen „Weißt Du noch...?“ findet diesmal am Tinsberg statt

und zwar am Freitag, dem 16. November 2007, 18 - 20 Uhr,im Hotel Zur Kluse, Werdohler Straße 99.

Eingeladen sind alle ehemaligen und heutigen Bewohner zwischen Brüderstraße und Wiesenstraße.Wir wollen gemeinsam in die Entwicklung des Tinsbergs zurückblickenund unter dem Motto „Weißt Du noch...?“ Erinnerungen austauschen.

Für Donnerstag, den 24. Januar 2008, lädt der Geschichts- und Heimatvereinab 19 Uhr Mitglieder und Gäste ein zum Neujahrsempfang 2008 im Stadtarchiv Kerksighalle.

Auskunft und Anmeldungen bei der Geschäftsstelle des Geschichts- und Heimatvereins,Alte Rathausstraße 3, 58511 Lüdenscheid, Telefon 0 23 51 / 17-16 45.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung

Herausgeber: Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid e.V.Alte Rathausstraße 3, 58511 Lüdenscheid, Telefon 02351/17-1645

www.ghv-luedenscheid.de

Vorsitzender und Schriftleiter: Hartmut WaldminghausDruck: Märkischer Zeitungsverlag GmbH & Co. KG

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