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NUMISMATIK IN MÜNSTER 348 NNB 9/18 A m 24. März 2017, irgendwann zwi- schen 10 und 12 Uhr vormittags, im Fürstenberghaus der Westfälischen Wil- helms-Universität Münster, Raum 208, wurde der Verbund „Numismatik in Münster“ gegründet. Initiator war Prof. Dr. Achim Lichtenberger, seit dem Win- tersemester 2016/17 Professor für Klas- sische Archäologie am Institut für Klas- sische Archäologie und Christliche Ar- chäologie / Archäologisches Museum und zugleich Direktor des Instituts wie des Museums. Ziel war es, alle in Müns- ter – vor allem an der Universität, aber auch an den Museen und darüber hinaus – in der wissenschaftlichen Numismatik Aktiven erstmals unter einem institutio- nellen Dach zu vereinen. Durch gemein- same Aktivitäten, deren erste die erste „Münster Numismatic Autumn School“ vom 13. bis 15. Oktober 2017 war, soll auf lange Sicht die Numismatik in Müns- ter breiter, noch breiter aufgestellt wer- den. Ausgehend von der Forschungsstelle Antike Numismatik am Institut für Klas- sische Archäologie und Christliche Ar- chäologie / Archäologisches Museum, die in Kooperation mit dem Münzkabi- nett des LWL-Museums für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum und dem Verein der Münzfreunde für Westfalen und Nachbargebiete e. V. all- jährlich den „Tag der Antiken Numisma- tik“ veranstaltet, konnte dieser bewährte Nukleus der Numismatik in Münster nochmals bedeutend erweitert werden. Aus Reihen des Instituts sind neben Prof. Dr. Achim Lichtenberger auch dessen Vorgänger, Prof. Dr. Dieter Salzmann, Dr. H.-Helge Nieswandt, Kustos des Ar- chäologischen Museums, Dr. Katharina Martin, frühere Mitarbeiterin der For- schungsstelle und aktuell Koordinatorin des NUMiD-Projekts an der Universität Düsseldorf, und Georg-D. Schaaf M.A., freiberuflicher Lektor und Lehrbeauf- tragter, vertreten. Aus Reihen des Mu- seums sind dies neben Stefan Kötz M.A., Kurator für das Münzkabinett und Refe- rent für Münzfundpflege bei der LWL- Archäologie für Westfalen, auch dessen Vorgänger, Dr. Peter Ilisch, und Dr. Gerd Dethlefs, Kurator für Landesgeschichte und Porträtarchiv Diepenbroick sowie Vorsitzender des Vereins und dessen Ortsgruppe Münzfreunde Münster. Doch auch an der Universität gibt es eine – sicherlich erweiterbare – Reihe numis- matisch arbeitender Kollegen: Prof. Dr. Johannes Hahn (Alte Geschichte), Prof. Dr. Michael Grünbart (Byzantinistik), Prof. Dr. Thomas Bauer (Islamwissen- schaft und Arabistik) und Prof. Dr. Jan Keupp (Mittelalterliche Geschichte). Und sogar das Stadtmuseum Münster kann nicht nur eine bedeutende numis- matische Sammlung, sondern in Kurator Dr. Bernd Thier auch einen aktiven Nu- mismatiker vorweisen. Im Verbund sind durch dieses vielfältige Personaltableau alle Epochen und Räu- me der mehr als zweieinhalb Jahrtausen- de Münz- und Geldgeschichte von der Antike über Byzanz und Islam, Mittelal- ter und Neuzeit bis in die Gegenwart fundiert vertreten. Er ist somit ein Spie- gel der breitgefächerten numismatischen Szene Münsters, die es letztlich bereits seit Jahrzehnten zu einem der Zentren der Numismatik in Deutschland macht. Zukünftige Aktivitäten des Verbunds in Forschung und Lehre sollen dies fort- führen und verstärken, in Münster und Umgebung für die Numismatik wirk- mächtig werden. Über den Verbund in- formiert auch eine eigene Homepage (http://www.uni-muenster.de/Numis- matik/), die allmonatlich in der Rubrik „Münze des Monats“ zudem Kurzessays aus der Feder der aktuell 13 Verbunds- mitglieder zu Objekten aus der bunten Welt der Numismatik bereithält. *** „Was macht die Numismatik sexy?“ frag- te Prof. Dr. Jan Keupp zu Beginn der ers- ten „Münster Numismatic Autumn School“ die gut zwanzig Studierenden, Der Verbund „Numismatik in Münster“ und die erste „Münster Numismatic Autumn School“ Stefan Kötz Abb. 1: Die Studierenden Anna Falke (links) und Lydia Hofmann (rechts) beim Betrachten römischen Schwergeldes (© R. Dylka)

NUMISMATIK IN MÜNSTER - uni-muenster.de€¦ · NUMISMATIK IN MÜNSTER 348 NNB 9/18 Am 24.März 2017, irgendwann zwi-schen 10 und 12 Uhr vormittags, im Fürstenberghaus der Westfälischen

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NUMISMATIK IN MÜNSTER

348 NNB 9/18

Am 24. März 2017, irgendwann zwi-schen 10 und 12 Uhr vormittags, im

Fürstenberghaus der Westfälischen Wil-helms-Universität Münster, Raum 208,wurde der Verbund „Numismatik inMünster“ gegründet. Initiator war Prof.Dr. Achim Lichtenberger, seit dem Win-tersemester 2016/17 Professor für Klas-sische Archäologie am Institut für Klas-sische Archäologie und Christliche Ar-chäologie / Archäologisches Museumund zugleich Direktor des Instituts wiedes Museums. Ziel war es, alle in Müns -ter – vor allem an der Universität, aberauch an den Museen und darüber hinaus– in der wissenschaftlichen NumismatikAktiven erstmals unter einem institutio-nellen Dach zu vereinen. Durch gemein-same Aktivitäten, deren erste die erste„Münster Numismatic Autumn School“vom 13. bis 15. Oktober 2017 war, sollauf lange Sicht die Numismatik in Müns -ter breiter, noch breiter aufgestellt wer-den.Ausgehend von der ForschungsstelleAntike Numismatik am Institut für Klas-sische Archäologie und Christliche Ar-chäologie / Archäologisches Museum,die in Kooperation mit dem Münzkabi-nett des LWL-Museums für Kunst undKultur / Westfälisches Landesmuseumund dem Verein der Münzfreunde fürWestfalen und Nachbargebiete e. V. all-jährlich den „Tag der Antiken Numisma-tik“ veranstaltet, konnte dieser bewährteNukleus der Numismatik in Münsternochmals bedeutend erweitert werden.Aus Reihen des Instituts sind neben Prof.Dr. Achim Lichtenberger auch dessenVorgänger, Prof. Dr. Dieter Salzmann,Dr. H.-Helge Nieswandt, Kustos des Ar-chäologischen Museums, Dr. KatharinaMartin, frühere Mitarbeiterin der For-schungsstelle und aktuell Koordinatorindes NUMiD-Projekts an der UniversitätDüsseldorf, und Georg-D. Schaaf M.A.,freiberuflicher Lektor und Lehrbeauf-tragter, vertreten. Aus Reihen des Mu-seums sind dies neben Stefan Kötz M.A.,Kurator für das Münzkabinett und Refe-

rent für Münzfundpflege bei der LWL-Archäologie für Westfalen, auch dessenVorgänger, Dr. Peter Ilisch, und Dr. GerdDethlefs, Kurator für Landesgeschichteund Porträtarchiv Diepenbroick sowieVorsitzender des Vereins und dessenOrtsgruppe Münzfreunde Münster.Doch auch an der Universität gibt es eine– sicherlich erweiterbare – Reihe numis-matisch arbeitender Kollegen: Prof. Dr.Johannes Hahn (Alte Geschichte), Prof.Dr. Michael Grünbart (Byzantinistik),Prof. Dr. Thomas Bauer (Islamwissen-schaft und Arabistik) und Prof. Dr. JanKeupp (Mittelalterliche Geschichte).Und sogar das Stadtmuseum Münsterkann nicht nur eine bedeutende numis-matische Sammlung, sondern in KuratorDr. Bernd Thier auch einen aktiven Nu-mismatiker vorweisen.Im Verbund sind durch dieses vielfältigePersonaltableau alle Epochen und Räu-me der mehr als zweieinhalb Jahrtausen-de Münz- und Geldgeschichte von derAntike über Byzanz und Islam, Mittelal-

ter und Neuzeit bis in die Gegenwartfundiert vertreten. Er ist somit ein Spie-gel der breitgefächerten numismatischenSzene Münsters, die es letztlich bereitsseit Jahrzehnten zu einem der Zentrender Numismatik in Deutschland macht.Zukünftige Aktivitäten des Verbunds inForschung und Lehre sollen dies fort-führen und verstärken, in Münster undUmgebung für die Numismatik wirk-mächtig werden. Über den Verbund in-formiert auch eine eigene Homepage(http://www.uni-muenster.de/Numis-matik/), die allmonatlich in der Rubrik„Münze des Monats“ zudem Kurzessaysaus der Feder der aktuell 13 Verbunds-mitglieder zu Objekten aus der buntenWelt der Numismatik bereithält.

***

„Was macht die Numismatik sexy?“ frag-te Prof. Dr. Jan Keupp zu Beginn der ers -ten „Münster Numismatic AutumnSchool“ die gut zwanzig Studierenden,

Der Verbund „Numismatik in Münster“ und dieerste „Münster Numismatic Autumn School“

Stefan Kötz

Abb. 1: Die Studierenden Anna Falke (links) und Lydia Hofmann (rechts) beim Betrachtenrömischen Schwergeldes (© R. Dylka)

Page 2: NUMISMATIK IN MÜNSTER - uni-muenster.de€¦ · NUMISMATIK IN MÜNSTER 348 NNB 9/18 Am 24.März 2017, irgendwann zwi-schen 10 und 12 Uhr vormittags, im Fürstenberghaus der Westfälischen

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die sich vom 13. bis 15. Oktober 2017 inder Sky-Lounge des LWL-Museums fürKunst und Kultur / Westfälisches Lan-desmuseum versammelt hatten. „Sie istder Schlüssel zur heutigen, aber auch zuvergangenen Welten. Ein Spiegel sozusa-gen, der einen ehrlichen und unmittel-baren Blick auf die Geschichte bietet.“Dieser direkte und auch ganz haptischeEindruck von Numismatik war eines derZiele des dreitägigen Kurses. Die Studie-renden, die nicht nur aus Münster ka-men, sondern unter anderem auch ausBonn, Halle und Heidelberg angereistwaren, sollten einen sowohl theoreti-schen als auch vor allem praktischenÜberblick über die Numismatik von der

Antike bis zur Gegenwart erhalten. Undso ließen es sich die eine Dozentin unddie sieben Dozenten nicht nehmen, ihreTresore zu öffnen sowie echte Schätzeund Raritäten durch die Hände der Stu-dierenden wandern zu lassen. Die Au-tumn School richtete sich dabei sowohlan Bachelor- als auch Masterstudieren-de, an Numismatikneulinge ebenso wie„Alte Hasen“.Die insgesamt sieben Sektionen waren„Was ist Geld?“ (Kötz / Martin), „Münz-herstellung und Sonderformen“ (Kötz),„Antike“ (Hahn / Lichtenberger), „Is-lam“ (Bauer), „Mittelalter“ (Keupp /Kötz), „Neuzeit“ (Dethlefs) und „Mo-derne“ (Thier). Nach drei intensiven Ta-

gen des Lernens, Erfahrens und Begrei-fens trafen sich die Studierenden und dieDozenten noch zu einem abschließen-den Round-Table, um über die AutumnSchool und die Perspektiven der Numis-matik zu diskutieren. Die Begeisterungfür Numismatik war auf alle überge-sprungen; insbesondere die Arbeit mitOriginalen und das epochenübergreifen-de Programm fanden großen Anklang.Einen Schwerpunkt des Gesprächs bilde-ten aber die beruflichen Möglichkeitenin der Numismatik. Diese schadet aufdem persönlichen Karriereweg sichernicht, sollte jedoch nicht der ausschließ-liche Fokus sein; eine solide Ausbildungals Archäologe oder Historiker ist dieGrundlage, um vielleicht einmal an Uni-versitäten, Museen oder Akademienauch numismatisch tätig werden zu kön-nen. Zuletzt waren sich alle einig: Die„Münster Numismatic Autumn School“soll wiederholt werden – jährlich undauf jeden Fall länger als drei Tage. Diezweite Ausgabe ist inzwischen auf den 4.bis 7. Oktober 2018 terminiert.

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Die numismatische Spring/Summer/Au-tumn/Winter-School-Szene ist aktuellweltweit gut aufgestellt: Am bedeutend-sten sind das achtwöchige „Summer Se-minar“ der American Numismatic So-ciety in New York seit 1952 und daszweiwöchige „Numismatische Sommer-seminar“ des Instituts für Numismatikund Geldgeschichte der UniversitätWien seit 2007. Doch gibt es neben die-sen thematisch ungebundenen, universalausgerichteten, regelmäßigen Formatenauch zahlreiche weitere Kurse zu speziel-leren Themen seitens verschiedensterInstitutionen. Genannt sei nur die„Spring School“ des NumismatischenVerbunds in Baden-Württemberg vom3. bis 5. April 2018 in Mannheim zumThema „‚Das Geld liegt auf der Straße‘ –Zum wissenschaftlichen Umgang mitFundmünzen“. Mit ihrem spezifischenFormat, Numismatik durch alle Epochenund Räume unter besonderer Einbezie-hung von Originalen an Studierende imBachelor und Master innerhalb wenigerTage als Appetizer zu vermitteln, will die„Münster Numismatic Autumn School“zu den etablierten Formaten freilichnicht in Konkurrenz treten. Vielmehrsoll sie die Szene, die nicht vielfältig undlebendig genug sein kann, um ein weite-res, nicht nur auf Münster und Umge-bung konzentriertes Angebot berei-chern.

Abb. 2: Ein Teil der Dozierenden der „Münster Numismatic Autumn School“ (von links nachrechts): Dr. Bernd Thier, Dr. Katharina Martin, Prof. Dr. Johannes Hahn, Prof. Dr. Achim Lichten-berger, Stefan Kötz M.A. (© R. Dylka)

Abb. 3: Münzen können wirklich faszinieren (© R. Dylka)