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Nummer 1 September 2006 Neue Folge DER KICKENBERG Osterfelder Heimatblatt Auflage 2000 Exemplare - kostenlos für Osterfelder Bürger Der Kickenberg St. Pankratius- Pfarre Wohnkolonie Eisenheim Osterfelder Wappen Schacht IV

Nummer 1 September 2006 Neue Folge DER KICKENBERG - Osterfeld - Einst und Heute · 2011. 7. 21. · Kinder und Frauen, denn der Zölibat war und Kollektanten. Arme Leute bekamen nicht

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Nummer 1 September 2006 Neue Folge

DER KICKENBERGOsterfelder Heimatblatt

Auflage 2000 Exemplare - kostenlos für Osterfelder Bürger

Der Kickenberg

St. Pankratius-Pfarre

WohnkolonieEisenheim

OsterfelderWappen

Schacht IV

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Grußwort Neuauflage?Der 1912 gegründete Osterfelder Heimat-verein, der 1956 und 1957 das Heimatblatt „Der Kickenberg“ ist wieder auferstan-"Der Kickenberg" herausgab, ist seit lan-den!gem sanft entschlafen. Doch noch leben einige damalige Mitglieder und sind am Die Gestaltung eines Stadtteils ist und Geschehen in Osterfeld nach wie vor

bleibt ein Prozess mit vielen Akteuren. interessiert.Wandel ist Wesensmerkmal städti- "Der Kickenberg" war so interessant und schen Lebens. Originäre Aufgabe einer geschichtlich wertvoll, daß seine gesamten Stadt ist es daher, den fortwährenden Nummern in einer Kopie im Mai 1985 neu Prozess über Entstehung, Gestaltung aufgelegt wurden. Leider ergab sich daraus

keine Weiterführung des beliebten Hei-und Pflege im Sinne der Menschen zu matblattes. Das will eine kleine Gruppe schützen und ständig neu zu be-Heimatenthusiasten, die sich in einem Ar-stimmen, um die Lebensqualität immer beitskreis zusammengeschlossen haben wieder auf ein hohes Niveau zu brin-und regelmäßig im Haus Ripshorst tagen, gen. Somit steht fest: Die Stadt der Zu-nun ändern. Wir meinen, dass die Liebe zur

kunft muss also mehr Lebensqualität Heimat nach wie vor ein wertvolles Gut ist. besitzen, als die von heute, wenn sie Sie gibt den Menschen Orientierung und nicht in die Bedeutungslosigkeit ver- hilft, der Entfremdung entgegenzuwirken.sinken will. Das Heimatblatt soll dabei helfen und

bleiben. Auch die Frage nach der Bün- gleichzeitig die Integrierung der vielen delung der Kräfte wird zu beantworten Fremden in Osterfeld unterstützen. Wir „Der Kickenberg“ hat sich zur Aufgabe sein, so wie die Frage nach dem, was sähen es gern, wenn Gleichgesinnte sich zu gemacht, Osterfeld im Spannungsfeld

uns gesellen und uns bei der weiteren geschaffen worden ist bzw. wo noch der sich wandelnden Gesellschaft zu Herausgabe des Heimatblattes helfen Handlungsbedarf besteht. beleuchten. Das Heimatblatt will auf-würden. Auch sind wir für Kritik und zeigen, wie sich Osterfeld von einst auf Hinweise sehr dankbar. Wir wünschen dem Kickenberg eine heute qualifiziert hat. Von daher sind Unser Leitartikel stammt wie in der ersten neue und gute Zukunft. Wir hoffen, die Verantwortlichen des Osterfelder Nummer des "Kickenberg" von Ferdinand

dass er viele Leser findet und Interesse Bürgerrings und der Werbegemein- Küper, Kaplan von St. Pankratius (Mai weckt, aber auch zur Meinungsbildung schaft Osterfeld (WEGO) dankbar, 1946 Februar 1957). Dabei verwenden wir und Meinungsäußerung beiträgt. dass sich Menschen aus Osterfeld ge- die Mitschrift eines Vortrages, den der

spätere Dechant von Osterfeld am 21. 01. funden haben, die sich dieser Heraus-Man kann den Kickenberg nachlesen 1967 in der Pankratiuskirche anläßlich des forderung neu stellen und sich dieser

Abschlusses der Renovierung und Neuge-und auch Antworten geben unter: Mühe unterziehen. staltung des Gebäudes gehalten hat.Format und Layout der Neuauflage des www. oberhausen-osterfeld.deZukünftig soll also zwei- bis dreimal Heimatblattes wurde auch aus Kosten-

im Jahr „Der Kickenberg“ erscheinen gründen der Neuzeit angepaßt. E-Mail: kickenberg@oberhausen-und über den Wandel in Osterfeld be- Die Redaktion hofft, daß der Heimatin-osterfeld.derichten und aufzeigen, wie sich Oster- teressierte Freude am Lesen findet.

feld gewandelt hat und ob Osterfeld Mit einem herzlichen Glückauf an die eine völlig andere Stadt geworden ist. Redaktion, die Osterfelder und die, die Dabei wissen wir natürlich auch wie den Osterfeldern sehr nahe stehen, jeder Leser und Kenner Osterfelds, verbleiben wir bis Dezember 2006 dass die Antwort allein durch den Weg-

zug der Industrie und des Bergbaus für Für den Osterfelder BürgerringOsterfeld eigentlich feststeht. Ob aber

der „Freiraum auch neuen Stadtraum“ Walter Paßganggeschaffen hat, ob die Menschen eine (Vorsitzender)bessere Lebensqualität in Bezug auf

Arbeit, Wohnen und Einkaufen vor-finden, wird die spannende Frage

IMPRESSUMImpressumNächste Ausgabe: Dezember 2006

Herausgeber: Osterfelder BürgerringRedaktion: Heinrich J. Bahne, Axel Brinkmann, Josef Kortz, Fritz Pamp,

Hans Real, Michael Tomec

Email: [email protected]

Handy: 0170 6034345

Satz und Layout:Dieter Kusenberg

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Walter PaßgangVorsitzender

Ausgabe 9/2006

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KickenbergSenke vor dem Knappschaftskrankenhaus - Auf einer alten Karte sind nur zwei Kotten Der Kickenberg wurde mit dem Namen Kickenberg belegt. eingetragen: Kickenberg und Tumult. Im Dieser Kickenberg, der mit dem Von- Schatzregister des Vestes Recklinghausenderberg, der Klosterhardt, dem Tackenberg vom Jahre 1584 wird aufgeführt Johann und der Königshardt auf der sogenannten Kickenberg. Als im Jahre 1603 die zweite

Vielen Menschen ist der Kickenberg im „Rheinhauptterrasse“ lag, hat im Mittel- der neuen Osterfelder Glocken gegossen

Verlauf des 19. und mehr noch des 20. alter und sicher schon vorher - wie der wurde, taucht unter den Stiftern aus der

Jahrhunderts Heimat geworden. Einstmals Name sagt - eine wichtige Aufgabe. Ob auf Pfarrei auch ein Arnt Kickenberg auf, der

war der Kickenberg die beherrschende dem Kickenberg je ein Wachturm gestan- „48 Albus Minus 3 HLL.“ stiftete. Ein

Anhöhe oberhalb Osterfelds. Gegenüber den hat, kann man heute nicht nachvoll- Albus oder Weißpfennig hatte einen Wert

lag der Gehrberg. Vom Gehrberg aus ziehen. Es wäre aber gut denkbar gewesen. von 4 - 5 Pfennig heute; allerdings mit einer

schaute man ins Mühlbachtal, der Koppen-Landwehren, wie sie auch zwischen Oster- ungleich höheren Kaufkraft.

burgsmühle und über den Rothebusch hin feld und Bottrop gelegen waren und heute

zur Klosterhardt. Vom Kickenberg schaute Der Kickenbergs Kotten lag oben im noch in Resten erkennbar sind - z.B. am man über die Düsselbecke zur Emscher äußersten Winkel der Osterfelder Rodung Westfriedhof in Bottrop - wurden früher und darüber hinaus zur Frintroper Höhe auf an der Ecke Koppenburger und Bottroper von Gemeinwesen und Städten unterhal-dem anderen Emscherufer. Gleichzeitig Straße (ehemals Schäfer). Dieses Haus, das ten. Die vielen Gräberfunde zwischen hatte man vom Kickenberg vor 100 Jahren immer wieder von den Bergschäden be-Osterfeld und Bottrop weisen das Gebiet einen schönen Blick auf das Dorf Oster- troffen war, ist in den 80er Jahren errichtet des ehemaligen Kickenberges als ein ural-feld. Diesem Umstand verdankt der Berg worden. Das ältere lag mehr südlich auf tes Siedlungsgebiet aus. Am Koppenburgs-auch wohl seinen Namen: Von ihm aus Osterfeld zu. Heute ist nur noch der Berg mühlenbach (Nürnberger Straße) hat man konnte man frei über ganz Osterfeld schau- selber Träger des Namens in Osterfeld, und zu Anfang des Jahrhunderts ein großes en - kiecken oder kicken - ein niederdeut- die Kickenbergstraße erinnert uns an den Gräberfeld gefunden, aber leider die Fund-scher Begriff, der mit sehen oder schauen Kickenberg. Jedoch ist er vielen Menschen stücke (Bestattungsurnen) nicht pfleglich zu übersetzen ist. im Verlauf des 19. Und 20. Jahrhunderts behandelt. 1920 fand man am südlichen

Heimat geworden. Das Osterfelder Vonderberg in der nächsten Nachbarschaft Der Kickenberg war also der Berg, von Heimatblatt „Der Kickenberg“ schreibt am des Kickenbergs ein Feuersteinbeil, ferner dem man Ausschau halten kann - eine ArtSchluss: Mögen diese bescheidenen Zeilen eine Streitaxt sowie 1935 auf dem Galgen-„Schauinsland.“ Der Kickenberg war der dazu beitragen, dass er den Menschen, die berg an der alten Bottroper / Osterfelder letzte gerodete Berg vor dem zusammen-ihn jetzt bewohnen, noch lieber wird im Grenze ein Hügelgrab. Ferner entdeckte hängenden Waldgebiet nach Bottrop, un-wahren Sinne: Heimat! man vorgeschichtliche Funde in der Kies-serem ehemaligen Stadtwald, heute Re-

grube Birkenfelds und Vonderort hart an vierpark Vonderort. Er hat auch dem der Bottrop / Osterfelder Landwehr. Ein Gehrberg den Namen streitig gemacht, und

Auszüge: „Kickenberg “ Nr. 1- 1956“Beweis, dass das Emschertal und die klei-selbst die Anhöhe hinter der Koppenburg-neren Seitentäler tatsächlich uraltes Sied-straße, die ausgesandet wurde - bis hin zur lungsgebiet waren.

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Osterfeld im Wandelder Zeit

Wenn wir von Industrialisierung und Strukturwandel sprechen, geht es immer auch um den Menschen. Heimatpflege war immer verbunden mit altüberlieferter Sitte und Ordnung. Sie ging einher mit Schicksalsschlägen, aber auch mit Wurzeln, die man an einem neuen Ort geschlagen hat. Heimat kann oftmals jeder nur an sich selbst und für sich selbst feststellen. Es ist das geistige Wur-zelgefühl. Es ist die erlebte Gemeinschaft mit den Menschen im Raum einer gewachsenen Kultur, eines gemeinsamen Schicksals, Gefüge einer geprägten staatlichen Ordnung. In jedem Menschen ist Heimat lebendig. Ein solches Hei-matgefühl kann auch nicht gleichgesetzt werden mit irgendeiner wirklichkeits-fremden oder romantischen Schwärme-rei. Vielmehr ist ein solches Heimatgefühl durchaus wirklichkeitsnah.

Auch im Schatten der Fördertürme, der Eisenhütte und der Fabrikhallen entstand Heimatliebe. Es gibt nur eine kleine ge-wachsene Struktur hier in diesem Ruhr-gebiet - und insbesondere in unserem Osterfeld. Viele sind auch als „Asylbe-werber“, um Arbeit zu erhalten, ins Ruhr-

teste Stadtteil Oberhausens, dessen Ge-schichte bereits rund ein Jahrtausend um-fasst, auf die Wertschätzung und Unter-stützung Aller vertrauen können. Zwi-schen der traditionsgebundenen Vergan-genheit und der stürmischen Entwicklung der Gegenwart müssen wir jetzt den Aus-gleich finden. gebiet gekom-

men. Der Raum zwischen Rhein und Ruhr, zwi-schen Emscher und Lippe war von jeher Schick-salsland. Geistige Brücke zwischen Ost und West. Nun stehen wir erneut an der Schwelle einer Ve r ä n d e r u n g .Oberhausen ent-wickelt sich zur Stadt der Dienst-leistungen, und dabei muss der äl-

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Vortrag von Ferdinand Küper, gehalten am 21. 1. 1967Mitschrift und Aufarbeitung : Heinrich J. Bahne

Teil 1: UrsprüngeUm 630 n.Chr. hat Kunibert von Köln als erster das Christentum in unserer Gegend verbreitet. Hilfe bekam er von den unter ihm arbeitenden englischen und irischen Mönchen u.a. Suitbert und Ewald I und II. 690 landete Willibrod auf dem Festland. Suitbert war in dieser Gegend der Apostel der neuen Botschaft.Die Erfolge wurden bedroht durch Ein-fälle der Sachsen 695 in Kaiserswerth am Rhein , 710 in Dorsten und am 1. März 717 wieder in Kaiserswerth. Das Christentum ist dennoch unter den Sachsen nach einer Ermahnung des Papstes weiter erblüht. 799wurde das Kloster Werden von Ludgerus

Jgegründet und 804 das Bistum Münster. Die Bischöfe hatten sich in Klöstern zu-rückgezogen. Von hier aus übten sie ihren Einfluss auf unsere Heimat aus, besonders von Werden und Deutz. Damit tritt Oster-feld in das Licht der Geschichte.In Werden wurden von 890 - 1803 genaue Listen geführt, das waren Abgabenlisten. 1150 entstand das liber previlegium major. Der Besitz von Werden reichte von der Ruhr bis zur Nordsee und vom Rhein bis zur Weser. Durch die Abgaben hatte das Kloster keine materiellen Sorgen . Oster-feld hat eine tausendjährige Verbindungnach Köln, urkundlich liegt nichts in Münster.Aus Werdener Quellen kommen um 1000erste Nachrichten über Osterfeld. 1050 ist die erste Nennung sicher. Es ist eine kleine Abgabenmeldung von Ostarfeld an die Scholaren in Werden. Auch im Memo-rienbuch kehrt der Name wieder: Oster-velde.Ostara war eine heidnische Lichtgöttin. (anderer Name im Kreis Moers).Um 890 (850) wird das Gut Armelerhof in Vonderort erwähnt. Erst als Osterfeld Pfarre wurde, tritt es in Erscheinung. Sie wurde nicht vom Kloster Deutz gegründet, dieses hat sie geerbt als Eigenkirche des sächsischen Kaiserhauses. Die Wurzel von St. Pankratius ist eventuell eine Bußleis-tung von Adela, Gräfin von Hamaland. Balderich hat sie sicher vor dem Jahr 1020 als Kirche gegründet.Durch die Inkorperation war der Abt des Klosters Deutz jetzt Herr der Pfarre. Noch

Kickenberg

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Fortsetzung Seite 6

KickenbergGeschichte der Stadt Osterfeld und der

St. Pankratius-Kirche

Die alte St. Pankratius-Kirche, abgebrochen 1893

Das Kircheninnere der alten Kirche 1893

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Kinder und Frauen, denn der Zölibat war und Kollektanten. Arme Leute bekamennicht klar. Erst das Konzil von Trient stellte Geld für einen Sarg, der damals einen Taler den Zölibat klar heraus. und 22 Stüber kostete. Die Dorfgemeinde Damals war auch auf den Adelshöfen die spürte: einer hat für den anderen einzu-Kommunion in zweierlei Gestalten ge- stehen.stattet, in der Kirche gab es vorher Spül- 1664 war die erste Pilgerfahrt nach Ke-wein. Der Pfarrer führte nun in Bottrop die velaer.Kommunion unter beiden Gestalten ein. Vicekurat Kaspar Stamm ging 1570 eben- Teil 4: 18. -20 Jahrhundert.falls nach Meiderich und trat zum Pro-testantismus über. Von 1706 ist eine Firmungsreise des Köl-Es scheint, dass das Dorf Osterfeld die ner Weihbischofsüberliefert: Am 28. Aprilnicht im alten Glauben Stehenden aus- fing er in St. Pankratius an; zwei Bottroper schied. Dann ist kein Versuch zum Über- Theologen bekamen die niederen Weihen.tritt mehr feststellbar, deshalb wurde das Am Nachmittag wurde gefirmt, es waren Patronat an die Herren von Vondern ge- 1100 Firmlinge, die Jüngsten 12- 18 Jahre. schenkt. Dann fuhr der Bischof nach Reckling-

hausen. Dort bekamen 15 Theologen die Teil 3: 16. - 18. Jahrhundert niederen Weihen. Im ganzen Vest wurden

bis zum 13.5. 12000 Menschen gefirmt und Armenpflege und Neupriester sind zu- 81 Theologen bekamen die niederennächst zu erwähnen. Es existiert ein Ar- Weihen.menprotokoll von 1664 mit einer ausführ-

1285 war der Pfarrer von St. Pankratius lichen Auflistung. In den Kirchenbüchern Durch die Industrie kam größerer Reich-von Deutz abhängig als Vertreter des Ab- sind die Armenausgaben vermerkt. Es gab tum nach Osterfeld: 1754 wurde die erste tes. einen eigenen Armenprovisor, der vom Hütte gegründet. 1876 wurde sie aufgege-1395 war Friedrich Lugge erster unab- Pfarrer ernannt und vom Baron Herrn von ben, da sie keinen Bahnanschluss hatte.hängiger Pfarrer. Dadurch wurden die Bin- Brempt zu Vondern bestätigt wurde. Wie 1787 wurde ein vollkommener Ablass fürdungen an Deutz gelöst:." Osterfeld cum der Armenprovisor so wurde auch der denjenigen gewährt, der an zwei Marien-capellis Cyriakus Bottrop und Wellheim". Kirchmeister vereidigt. Auf dem Kupfer- feiertagen nach Empfang der Sakramente 1568 bekam Bottrop den ersten Pfarrer, becken von 1731 im alten Taufsteinstehen für die Wiedervereinigung der Christenvorher war er Vicekurat, erst 1897 fiel die die folgenden Namen : Schmitz, Pastor und betete. Vor dem 17. Jahrhundert hatte die letzte Bindung an St. Pankratius Osterfeld. Storp, Kirchmeister . Pfarre 3500 Seelen, im 17.JahrhundewrtDer Adel hatte das Ernennungsrecht für die Die Armenkasse war die Sparkasse des stieg die Zahl auf 12500 Katholiken.Pfarrer an St. Pankratius. Es waren u. a. Dorfe s. Es sammelte sich Kapital an und Deshalb begann man 1896 mit dem Bau die Grafen von Hardenberg,Vögte des brachte Zinsen. 1837 war die Summe von der neuen Pankratiuskirche.Klosters Werden, die Grafen von Berg als etwa 50000 DM an Kapital vorhanden, die 1905 gehörten 1500 Katholiken der Pfarrei Vögte des Klosters Deutz, die Grafen von 3 - 4 Tausend DM Zinsen brachte.Darüber St. Pankratius an. Deshalb waren Ab-Limburg-Styrum, die Grafen von Daun konnte man verfügen. Bedacht wurden die pfarrungen nötig: 1905 entstand die Not-und Falkenstein und die Grafen von Armen des Dorfes sowie Studenten, Pilger kirche St. Antonius. Mit dem Bau derNesselrode -Reichenstein, die den Pfarrer Kirche begann man 1913, 1915 wurde er Hermann Lewe noch vorgeschlagen ha- geweiht. Die Kirche St. Josef Heide wurde ben. Das Ernennungsrecht ruht jetzt. 1910 gebaut. Der Bau von drei Kirchen in

dieser kurzen Zeit zeugt vom Opfergeist Teil 2: 14. - 16. Jahrhundert der Osterfelder Christen.

Dazu kam 1921 die Notkirche St. Marien Zunächst stellten die Osterfelder Familien im Saal Lüger. 1927 war die Pfarrkirche die Pfarrer von Bottrop und Osterfeld, fertig.dann kamen Leute von Dorsten. Die Weitere Abpfarrungen erfolgten: 1954 St.Pfarrer lebten in Armut, sie hatten keine Suitbert, 1958 St Vinzenz und 1960 St. fetten Pfründe. Die Vikare waren besser Jakobus.gestellt. 1569 visitierte der Erzbischof Sa- 1962 wurde St. Pankratius zur Propstei-lentin von Isenburg das Vest, zuerst war er kirche ernannt.in Dorsten. Alle Pfarrer des Vestes waren aufgerufen, Auskunft über die Rechtgläu-bigkeit zu geben. Der Pfarrer von Osterfeld erschien nicht. Christian auf dem Hove war hier Pfarrstellenvertreter, doch sass er ei-gentlich in Meiderich und war protestan-tisch, hatte aber noch die Pfarren von Bot-trop und Osterfeld unter sich. In Osterfeld war alles in Ordnung, nicht so in Bottrop und Kirchhellen. Alle Geistlichen hatten

Kickenberg

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Fortsetzung von Seite 1

Dechant Ferdinand Küper

Grabstein von Ferdinand Küperauf dem Friedhof an der

Elpenbachstraße

Motiv aus dem Kirchen-blatt der St. Pankratius-Pfarre von 1922

Ausgabe 9/2006

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Kickenberg

Zeit gehörte noch die alte Wassermühle Heimat zu bewahren, scheiterten an der dazu, die damals s icher das äl teste Beurteilung der Denkmalbehörden, nachGebäude Osterfelds war und 1938 dem deren Meinung Alter, bauliche Ausge-Hochwasser zum Opfer fiel. staltung und zahlreiche Veränderungen ge-1887 wurde der Koppenburgshof geteilt gen die Auf nah me in die ört lic he„Wohl nie hat der Beckedahlsche Hof an und verkauft, ungefähr die Hälfte ein- Denkmalliste sprechen.der Koppenburgstraße in Osterfeld wäh-schließlich der Gebäude gelangte in den Leider int ere ssi eren sich im Raumrend seiner mehr als hundertjährigen Ge-Besitz der Beckedahls. Osterfeld zu wenige Bürger für das Objekt, schichte einen verlasseneren Eindruck 1956 mussten sie der Erweiterung der um es dennoch zu erhalten, zumal der gemacht als im Augenblick“, so heißt es in Wohnbebauung weichen - das Gelände Heimatverein nicht mehr besteht und der der ersten Ausgabe des Osterfelder Hei-wurde von der Stadt Oberhausen erworben Osterfelder Bürgerring kein Interessematblattes “Der Kickenberg”, Januar 1956.- und bekamen das Gut Böllenschmied im zeigt.Dieser Eindruck entsteht heute erst recht, Kreis Mettmann. Man hätte sich dort gut ein Kulturzentrum nachdem die WBO nach fast 50 Jahren Versuche, die heutigen Gebäude unter ähnlich dem Haus Jünger in Kirchhellen diesen Standort aufgegeben hat und für dasDenkmalschutz zu stellen und somit für die vorstellen können. heja

Wie aus unterrichteten Kreisen verlautet, soll das fast hundertjährige Pankratiushaus der Erweiterung des Bischof-Kettelerhau-ses weichen.Damit würde ein weiterer Zeuge der Heimatgeschichte der ehemaligen Ge-meinde Osterfeld für immer verschwinden.Das Pankratiushaus wurde in der Kaierzeit am 2. 8. 1906 von den Schwestern der Göttlichen Vorsehung übernommen, die dort einen dringend benötigten Kinder-garten eröffneten. Außerdem führten sie Näh- und Bügelkurse durch und gaben Klavierunterricht.1923 wurde im Pankratiushaus nach dem Plan Pfarrer Strumanns das Osterfelder Katholische Lyceum eröffnet. Diese von der Stadt Osterfeld eingerichtete Frauen- großzügig modernisiert. Leider verlor es schule nannte sich „Im Brahmhof“. Den dadurch die Möglichkeit, in die Ober-Kindergarten verlegte man in eine feste hausener Denkmalliste aufgenommen zu Baracke in der Wißmannstr.. werden und kann somit nicht der Nachwelt Als 1933 das Lyceum in den ältesten Teil erhalten bleiben.der heutigen Osterfelder Gesamtschule heja

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Beckedahls Hof

Scheune an der Koppenburgstraße 2006

Beckedahls Hof - Haupthaus mit Brunnen 2006

Gelände ein Be-bauungsplan er-stellt worden ist.D a m i t v e r -schwindet einer der letzten Zeu-gen des ehemals landwirtschaft-lich geprägten Dorfes Oster-feld.Das Hauptge-bäude wurde- durch Anker da-tiert-1842 er-richtet. Im Jahre 1883 pachtete Josef Beckedahl den Hof vom Be-sitzer Koppen-burg. Zu dieser

zog, kehrte der Kindergarten in das Pankratiushaus zurück.Während des Krieges wurde in den Kellerräumen des Gebäudes ein Luft-schutzbunker eingerichtet, in dem dieKinder mit den 6 verbliebenen Schwestern

und die Nachbarn flüchten konnten. In der Nacht vom 23. zum 24. Juni 1943 wurde das Haus durch Brandbomben in Brand gesetzt. Ge-gen den Willen der NS löschten die Osterfelder Hand-werker den Brand. Nach dem Krieg bau-te man das Haus wie-der auf; der Saal wur-de jedoch nicht neu errichtet, stattdessen baute die Pfarrjugend sich dort ein Heim.Ab September 1963 wurde das GebäudeDas Pankratiushaus 2006

Pankratiushaus

Ausgabe 9/2006

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Der Kickenberg erzählt heute und in Wenn es die Umstände erlaubten, baute die der Stahlh ers tel lun g ein füh ren : dasden nächsten Ausgaben die Geschichte GHH in jeder Kolonie auch einen Kin- Puddelverfahren.dieser Siedlungen. dergarten mit Haushaltungsschule, eine Die benötigten Spezialisten mußten von

Verkaufsstelle des Hüttenkonsums sowie anderen Firmen durch das Anbieten Sowohl die Hüttengewerkschaft Jacobi besserer Konditionen abgeworben werden. Haniel & Huyssen (JH&H) als auch die Bald reichten jedoch höhere Löhne als Nachfolgegesellschaft Gutehoffnungs- Anreiz allein nicht mehr aus. Die hütte (GHH) bemühten sich seit 1846, für Firmenleitung glaubte, mit einem ihre Mitarbeiter in "Arbeiter- und Beam- zusätzlichen Wohnungsangebot ihre tenkolonien" preiswerten Wohnraum zu Chancen auf dem Facharbeitermarkt schaffen. Die Siedlungen entstanden in der wieder zu verbessern. Deshalb plante sie Nähe eines jeden neuen Betriebes und wa- 1844 eine Siedlung für 50 Familien auf ren wegen der Gärten und Ställe sowie einer 8 ha großen Acker- und Wiesenflächewegen der kurzen Wege zur Arbeitsstelle östlich der Provinzialstraße von Mülheim sehr beliebt. Ein weiterer Vorteil für die nach Dorsten, etwa eine halbe Stunde vom Mieter bestand darin, dass Werksinvaliden Ortskern in Osterfeld entfernt. Die Bauar-oder deren Witwen lebenslang das Wohn- seltener auch je ein Kasino für Arbeiter und beiten begannen im April 1846. Bis zum recht behielten. "Beamte". Die Konsumfiliale bot den Be- Winteranfang stellten die Handwerker Mit Hilfe dieser Werkswohnungen machte legschaftsmitgliedern gegen Barzahlung - sieben eineinhalbstöckige Doppelhäuser, die Gesellschaft viele Wanderarbeiter, die nur in Ausnahmefällen verkaufte man auf "Meisterhäuser" genannt, an der Provin-vorher oft fünf oder sechs Mal im Jahr ihre "Pump" - Lebensmittel aller Art zu günsti- zialstraße (heute Sterkrader Straße), ein Arbeitsstelle wechselten, sesshaft und bil- gen Preisen an. Einkellerungskartoffeln zweistöckiges Doppelhaus, die "Kaserne", dete sich mit der Zeit eine Stammbeleg- bezog die Hütte in großen Mengen und gab an einem Stichweg ohne Namen (später schaft heran, die nicht selten über Ge- sie zum Selbstkostenpreis weiter. Kasernenstraße, heute Fuldastraße) und nerationen "ihrer" Hütte treu blieb. Ein zwei ähnliche Doppelhäuser am Commu-weiterer Vorteil dieser Strategie liegt klar nal Weg (heute Wesselkampstraße) mit auf der Hand: das mühsam erarbeitete insgesamt 30 Wohnungen fertig.Know - How blieb im Betrieb. Die Königliche Regierung in MünsterStall, Garten und die Bauart der Häuser - genehmigte den für den neuen Ortsteil be-jede Familie hatte ihren eigenen Eingang - antragten Namen "Eisenheim" und veröf-sorgten dafür, dass sich die meist aus länd- fentlichte ihre Entscheidung im Amtsblatt.lichen Gegenden stammenden Bewohner Auch in den folgenden Jahren stellte die in der neuen Umgebung wohl fühlten. In Hütte neue Mitarbeiter ein. Da in Osterfeldden Ställen hielten sie nicht nur Schweine aber nach wie vor Wohnungen fehlten,und Hühner, viele züchteten auch mit gu- wurde zwischen 1865 und 1872 in Eisen-tem Erfolg Tauben. Außerdem halfen die heim weitergebaut.Erträge aus dem Garten besonders in Kri- In dieser Zeit entstanden 10 neue HäuserDie Brieftaube, das "Rennpferd" senzeiten mit, die Familien zu ernähren. für 36 Familien. Die Einwohnerzahl stiegdes kleinen Mannes

auf über 400 Personen. Der Architekt wen-dete in diesem Bauabschnitt zum ersten Die Kolonie EisenheimMale den "Kreuzgrundriss" an, der vier Wohnungen unter einem Dach vereinigte.

In den 1830er Jahren baute die JH&H ihr Mit dem Ausbau der Zeche Osterfeld Walzwerk Oberhausen aus, weil besonders entstand ab 1897 die Kolonie "Eisenheim die Nachfrage nach Eisenbahnschienen II". Sie war praktisch eine Erweiterung der stark zunahm. In diesem Zusammenhang bestehenden Hüttenarbeitersiedlung um 30 wollte die Firma auch eine neue Technik in Häuser für 120 Bergarbeiterfamilien.

Kickenberg

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Die Wohnkolonien der Gutehoffnungshütte in Osterfeld (Teil 1)

Das Schwein im Stallsicherte den Sonntagsbraten

Logo der GHH

Bekanntmachung im Amtsblatt von 1847

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Kickenberg

Die Verantwortlichen der Hüttenwerke chen und die Fläche nach modernen Ge-In der Endausbaustufe bot die Kolonie Oberhausen AG (HOAG), einer GHH- sichtspunkten neu zu bebauen.Eisenheim, die von der Berliner Straße, der Nachfolgegesellschaft, entschieden 1958, Aus unbekannten Gründen verzögerte sich Sterkrader Straße, der Fuldastraße und der die alten Häuser, die besonders we-en ihrer der geplante Abriß und kam erst Ende der Wesselkampstraße begrenzt wird, 186 sanitären Einrichtungen nicht mehr zeitge- 1960er Jahre wieder zur Sprache, als der Wohnungen. Obgleich der Mietvertrag die mäß waren, dem Erdboden gleich zu ma- Thyssen-Konzern, dem Eisenheim inzwi-Aufnahme von Untermietern nicht erlaub-te, lebten in einigen Häusern, wegen der fehlenden Ledigenheimplätze vom Ver-mieter stillschweigend geduldet, mehrere Kostgänger.1910 wurde als letztes Gebäude an der Ecke Wesselkampstraße/Eisenheimer Straße, der Kindergarten, seiner Bestim-mung übergeben.Im Zweiten Weltkrieg fielen neben neun anderen Häusern und dem Kindergarten fünf der sieben Meisterhäuser an der Sterkrader Straße dem Bombenkrieg zum Opfer.1952 entstanden auf den Grundstücken vier Wohnblocks. Die beiden Häuser zwi-schen der Eisenheimer- und der Berliner Straße überdauerten den Krieg ohne grö-ßere Schäden. Sie wurden trotzdem 1961 abgerissen. Damit verschwanden die äl-testen Siedlungshäuser aus dem Stadtbild. Der Platz blieb bisher unbebaut, er dient heute als Ausstellungsfläche für "moder-ne" Kunst.

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auf diesem Stadtplanausschnitt ist dieKolonie Eisenheim rot umrandet. Die Kaserne 2006

Die Meisterhäuser 1935

Ein Blick in die Eisenheimer Straße

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schen gehörte, die in der Schublade waren die Abrisspläne vom Tisch, die Ei-schlummernden Pläne überarbeiten ließ: senheimer hatten ihr Ziel erreicht. Nach-nun wollte man die Altbauten sogar durch dem die 39 Siedlungshäuser zwischenHochhäuser ersetzen. 1977 und 1983 saniert worden waren, hal-Es kam zu ersten Protestaktionen der Ei- fen die Bewohner tatkräftig mit, "ihre" Ko-senheimer. Sie machten in Leserbriefen lonie auch äußerlich in ein Vorzeigeobjektund durch die Sammlung von Unterschrif- zu verwandeln.ten die Öffentlichkeit auf ihre Situation aufmerksam. 1972 gründeten sie dann eine Die Treuhandstelle GmbH (THS) kaufteBürgerinitiative für den Erhalt der Sied- die Kolonie Eisenheim 1991. Sie sorgte für lung. Eine Studie von Studenten der Fach- eine weitere Verbesserung: bis 1998 wur-hochschule Bielefeld unter der Leitung von den alle Wohnungen mit einer Zentral-Professor Dr. Roland Günter lieferte die heizung ausgerüstet.benötigten Argumente. Nun schaltete sich der Landeskonservator ein. Er erreichte Das 1979 in einem ehemaligen Waschhauszunächst einen Kompromiss. Thyssen ver- eingerichtete Museum dokumentiert diezichtete auf die radikale Lösung und stim- Geschichte der ältesten Arbeitersiedlungmte zu, dass einige Siedlungshäuser für die des Ruhrgebietes und den Kampf ihrerNachwelt erhalten blieben. Der Rest sollte Bewohner gegen den Abriss. Diese habenein- und zweistöckigen Mietshäusern und sich mittlerweile daran gewöhnt, dassEigenheimen weichen. Weil sich auch die- Tausende Touristen jährlich allein oderse Variante wegen der anhaltenden Proteste geführt durch Eisenheim schlendern undnicht durchsetzen ließ, kam die gesamte die Sehenswürdigkeiten betrachten undKolonie 1974 unter Denkmalschutz. Damit fotografieren.

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Der Kindergarten 2004 trat das “Blaue Haus” an die Stelle des durchBomben zerstörten Kindergartens - 2006

Jede Familie hatte ihr“Plumpsklo” im Stallge-

bäude auf dem Hof)

Hier standen bis 1961 die letzten beidenMeisterhäuser - 2006

Einer der vier Wohnblocks von 1952 - 2006

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Der Rundweg durch Eisenheim führt auch am 1940 gebauten Luftschutzbunker vorbei, der an ein trauriges Ereignis aus dem Zweiten Weltkrieg erinnert.In der Nacht vom 30. März zum 31. März 1944 überflogen ausnahmsweise keine großen Verbände sondern nur vereinzelte Bomber das Stadtgebiet. Die "Öffentliche Luftwarnung" (ÖLW) wurde 21.20 Uhr ausgelöst. Es war der vierte Fliegeralarm in diesem Tag. Gegen 21.25 Uhr warf eine Maschine über Eisenheim eine Luftmine ab, die in unmittelbarer Nähe des Bunkers einschlug. Wegen der kurzen Vorwarnzeitkonnten viele Menschen den Schutzraum nicht mehr erreichen. Diese eine Bombe forderte ungewöhnlich viele Opfer: 41 Tote und 32 Verletzte. Außerdem zerstörte sie 4 Häuser in der Werrastraße total und beschädigte 20 weitere Koloniehäuser schwer. Auch die Eisenheimschule erlitt einen Totalschaden. Nach dem Kriege ließ die GHH die Häuser in vereinfachter Form ohne die Backsteinverzierungen wieder aufbauen, die Schule dagegen verschwand für immer von der Bildfläche.

Am Ende des Rundgangs erwartet die Besucher eine Überraschung. Es gehört schon viel Phantasie dazu, die Brücke zwischen einem Koloniehaus aus dem Jahre 1872 und dem unmittelbar danebenstehenden, 2004 errichteten "Blauen Haus" zu schlagen.Einige alteingesessene Eisenheimer fragen sich auch 2006 noch, wie ein so stilfremdes Gebäude in der denkmalgeschützten Siedlung genehmigt werden konnte, während man ihnen gleichzeitig sogar die Höhe der Hecke um ihren Garten vorschreiben will …

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Am Waschtag stand die Waschmaschine, je nach Lage der Wohnung, auf dem Hof oder auf dem Bürgersteig.Um den Mietern wenigstens das Waschen unter freiem Himmel zu ersparen, ließ die HOAG 1952 drei Waschhäuser bauen: an der Berliner Straße, an der Eisenheimer Straße und an der Werrastraße.In den 128 m² großen Gebäuden befanden sich vier separate Wasch- und Trockenräume.

Das nicht mehr benötigteWaschhaus an der Berliner

Straße dient seit 1979als Volksmuseum

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Der Luft-schutzbunker

an derWerrastraße

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Das Haus Wessel-kampstraße 35

stammt aus demJahre 1872 - 2006

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Der Wappenplatz an der Gildenstraße

Der Wappenplatz in Osterfeld ist der Ort, an dem sich unter anderem auch das Leben von Osterfeld abspielt. Er hat zwar nicht die Funktion des Marktplatzes übernom-men, und dennoch ist er zum Treffpukt für viele Osterfelder geworden. Er soll auch Treffpunkt bleiben und nicht dem „Rowdy-tum“ geöffnet werden.Wildes Fußballspielen, unnötiges Tauben-füttern, langes „kampieren“ bis in die späte Nacht ärgert natürlich die Anwohner. Des-halb ist es wichtig, auch an dieser Stelle einmal darauf hinzuweisen, dass der Wappenplatz Informationspunkt, Ruhezo-ne, aber auch Festplatz ist und weiter sein soll.Der Brunnen, von der inzwischen ver-storbenen Ursulinenschwester Thiesa von der Schulenburg, die auch den Kreuzweg auf der Halde Haniel gestaltet hat, ent-worfen und von der Sparkassen Bürger-stiftung bezahlt, ist neben dem Osterfelder Stadtwappen und dem inzwischen aufge-stellten „Goldhelm“ Mittelpunkt des Plat-zes. Der „Goldhelm“ soll - neben der „Bergkapelle“ an der Bottroper Straße - alles Skulpturen der Künstlerin Christel Lechner - an die lange Osterfelder Berg-bautradion erinnern. Der Brunnen zeigt neben Motiven des Osterfelder Bergbaus auch Motive der Osterfelder Eisenbahn-epoche und der Oberhausener Hüttenzeit. Die Zeit der Osterfelder Landwirtschaft findet sich hier natürlich auch wieder.Der Wappenplatz ist aber auch Festplatzu.a. für Firmenjubiläen und andere Aktionen und Aktivitäten.

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Bild oben:Stelle des heutigen Wappenplatzes, im Hintergrund der Roh-bau des “Glückauf-Hauses”. Das Haus im Vordergrund hieß in Osterfeld “Bügelei-sen”. Das Schuhhaus “Kölschbach” hatte hier seinen Standort.

Der heutige WappenplatzBrunnen der Thisa von der Schulenburg

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weist auf das damals in die Rheinprovinz fünftürmigen Mauerkrone, kleinere Städte vorspringende Stadtgebiet hin. Das Flü- hingegen begnügten sich wie Osterfeld mit gelrad und die Bergmannszeichen Schlägel einer dreiteiligen Mauerkrone.und Eisen deuten auf den Aufschwung hin, den Osterfeld durch den Verkehr (Sammel- Ob Farben oder Bergmannszeichen, dasund Verschiebebahnhof) und den Bergbau Osterfelder Stadtwappen wird leidergenommen hat. immer wieder falsch dargestellt. Selbst auf Die dreitürmige Zinnenmauerkrone ist als dem Wappenplatz in Osterfeld-Mitte sindeine Modeerscheinung aus der Zeit vor die festgelegten Farben nicht richtig wie-dem Ersten Weltkrieg anzusprechen. Auch dergegeben. Als der Wappenplatz zumdie aufstrebenden Ruhrgebietsstädte Buer Jahreswechsel 2001/2002 von der Stadt und Herne schmückten im frühen 20. Jahr- Oberhausen neu gestaltet wurde, konntehundert ihr Wappen mit einer solchen Mau- dieser Fehler aus finanziellen Gründenerkrone. Ursprünglich stammte dieser nicht korrigiert werden. Es gibt wohl nicht Schmuck aus der rheinisch-französischen viele Gemeinden in Deutschland, die sich Kommunalheraldik der napoleonischen einen „falschen“ Wappenplatz lei stenZeit und wurde vom Preußischen Herolds- können!amt im 19. Jahrhundert weiterentwickelt. tomi (Michael Tomec)Große Städte zierten sich gerne mit einer

1918 gab es in den Nachbarorten Ober-hausen, Sterkrade und Bottrop immer wie-der Überlegungen, die attraktive Landge-meinde Osterfeld einzugemeinden. Dies gefiel den Osterfeldern überhaupt nicht und so bemühte sich der damalige Oster-felder Gemeinderat mit Erfolg um eigene Stadtrechte. Am 27. Juni 1921 wurde die damalige Landgemeinde Osterfeld dann endlich zur Stadt erhoben. Was noch fehlte, war ein eigenes Stadtwappen. Der damali-ge Verein für Orts- und Heimatkunde Osterfeld legte daher im November 1921 einen ersten Entwurf vor. Unter Hinzuzie-hung des Kunstmalers Josef Dominicus aus Parderborn und des Heraldikers Roth aus Münster erteilte, nach einigen Mei-nungsverschiedenheiten zwischen den Fachleuten, das preußische Staatsminis-terium am 1. März 1923 der Stadt Osterfeld die Genehmigung zur Führung eines eige-nen Wappens. Das nach heraldischen Re-geln (Wappenkunde) gestaltete Wappenwird wie folgt beschrieben: In Rot eine mit einem roten Flügelrad belegte aufsteigen-de Spitze in Silber. Rechts und Links in Silber das Bergmannszeichen.

Das Wappen spiegelt mit seinen Wappen-figuren den damaligen Zeitgeist einer auf-blühenden Stadtgemeinde wieder. Die auf silbernen Grund (Silber ist in der Heraldik eine Metallfarbe und wird gewöhnlich auch in Weiß dargestellt) gesetzte Farbe Rot erinnert an die Jahrhunderte alte Zuge-hörigkeit Osterfelds zu Westfalen, wie sie auch im Landeswappen Nordrhein - West-falen enthalten ist. Die dargestellte Spitze

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Das Osterfelder Stadtwappen

Osterfelder Wochenmarkt

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Der Schacht IV der Deutschen Steinkohle entstand um 1922. Er steht heute wie eine Trutzburg zwischen Tackenberg und Klo-sterhardt und fordert den Dialog mit dem Bergbau heraus.Der Bebauungsplan ist immer noch nicht rechtskräftig, weil sich der Bergbau und die Stadt über die Ziele der Nutzung des Geländes bzw. der Bebauung nicht einig sind. Die Beschlusslage geht zurück auf Juni 1999. Immer noch geht es darum, zu Lasten des Bergbaus eine Baulast einzutra-gen, damit bestimmte Flächen des Ge-ländes entsprechend mit Erdreich abge-deckt werden können und damit eine kleinteilige Wohnbebauung möglich wird. Die angedachte Wohnbebauung soll über die Dinnendahlstraße/Münzstraße er-schlossen werden. Die Idee, hier eine Schießanlage für die Oberhausener Klein-kaliberschützen zu errichten, ist inzwi-schen verworfen worden. Die ganze Dis-kussion gewinnt weiter an Interesse, nach-dem durch das Rheinische Industrie-museum die Ausgrabungen rund um die Antoniehütte erflogreich angelaufen sind. Auch touristisch könnte die Achse Anto-niehütte, Fundstelle des ersten Hochofens und Schacht IV von Interesse sein. Mit der Unterbringung des Stadtarchivs in den Ge-bäudeteilen der Schachtanlage könnte auch für diese Institution eine endültige Heimat gefunden werden.

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Schacht IV zwischen Tackenberg und Klosterhardt

Schacht IV der ehemaligen Zeche Osterfeld

OsterfelderVeranstaltungs-

kalender

Liebe Leser,an dieser Stelle wird in den kommenden Ausgaben ein Veranstaltungskalender mit Osterfelder Terminen für ca ein Vierteljahrerscheinen. Sehen Sie uns bitte nach, wenn in dieser Ausgabe der Kalender nicht vollständig ist. In der Kürze der Zeit war eine Vollständigkeit nicht zu erreichen.

Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft

- jeden zweiten Donnerstag im Monat Mitgliederversammlung im Lokal Haus Wittekind*10.11.2006 Hoppediz-Erwachen ab 11.00 Uhr auf dem Wappenplatz*18.11.2006 Kinderprinzenkürung im Revierpark Vonderort ab 15.00 Uhr* 25.11.2006 Sturm auf die Burg Vondernab 17.00 Uhr

Marinekameradschaft Osterfeld 02jeden ersten Freitag im Monat Mitglieder-versammlung im Vereinslokal “Heide-blümchen” ab 19.00 Uhr

Kleingartenverein Osterfeld 1932* 4.11.2006 Frauennachmittag im Vereins-heim Bergstraße 130 ab 15.00 Uhr

Heimatkundliche Wanderung mit Heinrich Bahne

* 23.9.2006 ab 14.00 Uhr - Treffpunkt: an der Autobahnbrücke, Thema: Pilzsuche in den Birkenwäldern Vonderns* 25.11.2006, 14.00 Uhr - Treffpunkt:Parkplatz des Freizeithauses, Thema: Die ehemalige Bauerschaft Vonderort, ein alter Teil Osterfelds

Bürgerring und WEGO* 1.12.2006 Einschaltung der Weihnachts-beleuchtung auf der Gildenstraße

WEGO* 25.10.2006 Helloween-Tag auf dem Wappenplatz

21. Stadtfest in Osterfeld

Eröffnung Freitag, 1.9.2006 um 16.00 Uhr auf dem Marktplatz

Samstag und Sonntag Markt der Möglich-keiten auf allen Plätzen und Straßen der Innenstadt. Zwei Aktionsbühnen - Sport und Unterhaltung

Die kath. Kliniken Oberhausen - das Ma-rienhospital - präsentiert in der Kirchstra-ße und Vikariestraße ein breites Spektrum der Leistungen.Gesund leben, gesund bleiben! Halten Sie sich fit und besuchen sie an drei Tagen das Osterfelder Stadtfest - Genaues Programm in dieser Ausgabe sowie in den Tageszei-tungen

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