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Objektiv und gerecht – Problemfelder und Grenzen der Leistungsbeurteilung Schulleistung und Leistungsbeurteilung

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Objektiv und gerecht – Problemfelder und Grenzen der Leistungsbeurteilung

Schulleistung und Leistungsbeurteilung

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Staatliche Schulberatungsstelle München, Dr. Helga Ulbricht, 2010 2

Übersicht

Sie erfahren in dieser Präsentation etwas über:

Die Definition von SchulleistungIndividuelle Determinanten von SchulleistungFamiliäre Determinanten von SchulleistungDen Einfluss von Peergroups und Schule auf die SchulleistungDas komplexe Zusammenwirken aller Einflüsse auf die SchulleistungDie Funktion von LeistungsbeurteilungBezugsnormen in der LeistungsbeurteilungGütekriterien der LeistungsbeurteilungPersonenwahrnehmung und StolpersteineFolgen und Grenzen der Leistungsbeurteilung

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Was ist Schulleistung?

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Was ist Schulleistung in der Fachliteratur?

Schulleistung ist das Ergebnis von Lernprozessen, die durch Unterrichtsmaßnahmen initiiert und gesteuert werden. (Krapp)

Schulleistung ist das Ergebnis und der Vollzug einer zielgerichteten Tätigkeit, die mit Anstrengung verbunden ist und für die Gütemaßstäbe anerkannt werden. (Klafki)

Schulleistung kann als Leistungszuwachs (dynamisch) oder als Leistung zu einem bestimmten Zeitpunkt (statisch) gesehen werden; sie ist norm- und zweckgebunden sowie anlage- und umweltbedingt.

Schulleistung ist eine gedankliche Größe, die in einem noch weithin ungeklärten Verhältnis zu den Indikatoren steht, aus welchen man auf sie schließt. Schulnoten z.B., Testergebnisse oder Einschätzungen von Lehrern, sind solche Indikatoren. Ein Konstrukt lässt sich nicht ein für allemal und endgültig bestimmen, sondern nur durch die darauf bezogene Forschung zunehmend präzisieren und inhaltlich füllen. (Pädagogisches Lexikon)

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Determinanten von Schulleistung

Staatliche Schulberatungsstelle München, Dr. Helga Ulbricht 5Aus: Dr.A.Götze: Aktuelle Themen in der päd. Psychologie, TU Chemnitz, WS 06/07, Weinert 1997

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Leist.Beurt.

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Individuelle Determinanten

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Kognitive Determinanten, z.B.- Intelligenz- Vorwissen- Konzentration- Kreativität- Sprachkompetenz

Motivationale und affektiveDeterminanten, z.B.- Selbstbild- Motivation- Interesse- Attribuierungsmuster- Prüfungsangst

Konative Determinanten (spez. Handlungsimpulse), z.B.- Arbeitstechniken- Lernstrategien- Handlungskontrolle- Abschirmungstechniken gegenüber konkurrierenden Stimuli

Konstitutionelle Determinanten,z.B.- Alter- Physischer Entwicklungsstand- Psychischer Entwicklungsstand- Gesundheit- Geschlecht

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Familiäre Determinanten

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Status- und Strukturmerk-male der Familie, z.B.- Familiengröße- Familienkonstellation- Sozioökonomischer Status- Wohnsituation- Sprache/Migrationshinter- grund

Erziehungsklima und häusliche Unterstützung, z.B.- Restriktives Familienklima vs. akzeptierendes Familienklima- Eltern-Kind-Aktivitäten- Lernunterstützung- Medienausstattung

Persönlichkeit der Eltern, z.B.- Eigene Schulerfahrung, Bildung- Berufliche Erfahrungen/ Arbeitslosigkeit- genetische Dispositionen

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Der Einfluss von Schule und Peergroups

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Schulorganisation und Klassenzusammensetzung,z.B.- Schul- bzw. Klassengröße- Lehrerversorgung- Räumliche Bedingungen- Sachmittelausstattung- Unterrichts- und Betreuungs- angebote

Lehrerpersönlichkeit, z.B.- Erziehungs- und Unterrichtsstil- Qualifikation, Expertise- Engagement- physische und psychische Belastbarkeit- eigene Belastungen (z.B. familiär)- Beziehung zum Schüler bzw. zur Klasse

Klassenverband, Peergroups,z.B.- Beliebtheit, Wohlbefinden- Aktivitäten der Peergroups- Funktion innerhalb der Klasse, innerhalb der Peergroup

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Funktion der Leistungsbeurteilung

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Berichtsfunktion für- Eltern- Schüler- Weitere InteressierteBild über die Entwick-lung und den Leistungs-stand

Diagnosefunktion für- Lehrer- Eltern- SchülerWurden die gesetzten Ziele erreicht?

Motivationsfunktion für- Schüler- ElternBeibehaltung der erfolg-reichen Arbeitsweisebzw. Steigerung derAnstrengungen

DisziplinierungsfunktionNegative Rückmeldungauf zu geringe Anstren-gungsbereitschaft

Selektionsfunktion- Zuweisung zu Schul- laufbahnen- Zugangsberechtigun- gen zu best. Berufen

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Bezugsnormen in der Leistungsbeurteilung

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Individuelle BezugsnormSie beschreibt den persönlichen Wissenszuwachs eines Kindes und dient

dem Aufzeigen persönlicher Lernfortschritte der Entwicklung und Begleitung individueller Förderpläne der Unterstützung der Motivation bei der Erreichung von Teilzielen

Kriteriumsorientierte BezugsnormDie Leistung wird in Bezug zu einem vorher festgelegten Lernziel (Kriterium, Standard) gesetzt. Dieses Verfahren dient

der persönlichen Rückmeldung, ob ein Lernziel erreicht wurde der Planung und Fortsetzung des weiteren Lernprozesses

Soziale BezugsnormDie individuelle Leistung wird mit den Leistungen innerhalb einer Schulklasse verglichen. der „Wert“ der eigenen Leistung kann in Bezug auf andere eingeschätzt werden. durch die Bildung von Rangordnungen (Noten) können Zuweisungen erfolgen die Leistungsbeurteilung auf der Grundlage der sozialen Bezugsnorm ist besonders wichtig für externe Interessenten (andere Schulen, Arbeitgeber …)

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Gütekriterien der Leistungsbeurteilung

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ReliabilitätDie Reliabilität ist ein Maß für die Verlässlichkeit einer Methode. Bei der Wiederholung mit denselben Messinstrumenten müssten auch dieselben Ergebnisse heraus kommen.

Wird eine bestimmte Schülerleistung zweimal mit einer bestimmten Methode gemessen, dann müsste man im Wesentlichen zu dem gleichen Ergebnis kommen.

ObjektivitätEin Messwert gilt dann als objektiv, wenn das Testergebnis einer Person hinsichtlich der Durchführung, der Auswertung und der Interpretation von der Testsituation und vom Untersucher unabhängig ist.

Derselbe Test durchgeführt beim selben Schüler sollte bei zwei unterschiedlichen Lehrkräften zu gleichen Ergebnissen kommen.

ValiditätDie Validität bezeichnet die Gültigkeit eines bestimmten Verfahrens. In wie weit misst ein Test auch das, was er vorgibt zu messen?

Soll z.B. geprüft werden, ob ein Schüler das schriftliche Dividieren anwenden kann, dann dürfen die Aufgaben nicht so formuliert sein, dass etwa zusätzlich noch die Lesegeschwin-digkeit geprüft wird, etwa bei einer umfang-reichen Textaufgabe

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Stolpersteine der Wahrnehmung

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• Wegen der meistens nicht sichtbaren Charakteristika (Intelligenz, Wissen, Aufmerksamkeit, kreative Denkprozesse ...) ist die personale Wahrnehmung sehr schwierig. Häufige Fehleinschätzungen sind die Folge. • Wir nehmen praktisch nie unvoreingenommen Informationen über unser Gegenüber auf. Gefühle, Einstellungen, Motivationen haben großen Einfluss auf unsere Wahrnehmung.

• Jede Wahrnehmung wird beeinflusst durch Wissen und Erfahrung sowie durch dominante Details (Blickkontakt, aufmerksame Körperhaltung, Sympathie und Antipathie ... ).

• Die meisten Merkmale sind nur ungefähr beschreibbar.

Aber: Selektive Wahrnehmung ist „normal“ und für die Reaktionsfähigkeit eines Menschen lebenswichtig.

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Personenwahrnehmung

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Ein oder zwei Gesichter?

Kaninchen oder Ente?

Alte oder junge Frau?

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Folgen und Grenzen der Leistungsbeurteilung

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Eine „gerechte“ Beurteilung der Schülerleistungen kann es nicht geben.

Die Objektivität und Reliabilität von Noten ist eher fraglich und bleibteine ferne Zielvorstellung.

Jede Lehrkraft muss sich der Determinanten von Schulleistung und der Einflüsse innerhalb der Personenwahrnehmung bewusst sein.

Kontrollierte Subjektivitätbedeutet z.B.- Konkrete Verhaltensweisen von Schülern benennen, an denen die Erreichung von Lernzielen überprüft werden kann.

Trennung zwischen der Beschreibung einer Leistung oder eines Verhaltens und der Bewertung.

Leistungsbeurteilungfür die Betroffenennachvollziehbarund transparentgestalten.

An die verschiedenenFunktionen der Leistungs-beurteilung denken, auchan die motivierende.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.