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Industriell veränderte Bäume und Wälder Die Argumente, die für die gentechnische Veränderung von Bäumen und an- deren Gehölzen ins Feld geführt werden, gleichen denen im Agrarsektor. Ein Einblick in die Prioritäten und die Debatte in diesem Bereich. Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 3 Schwerpunkt: Gehölze Überblick Christof Potthof G entechnisch veränderte Bäume werden von kriti- schen Fachleuten als besondere Gefahr für die Bio- logische Vielfalt angesehen. Diese Sonderrolle ver- danken sie insbesondere ihrer potentiellen Langlebigkeit, die nicht selten mehrere Jahrzehnte bis mehrere hundert Jahre umfassen kann. In diesem Zeitraum können sie sich über Samen, beziehungsweise Pollen, zum Teil auch über Ausläufer der Wurzeln, ausbreiten. Manche Gehölze können sogar aus scheinbar "toten" Sprossstücken, beispielsweise abgebrochenen Ästen, vollständige Pflanzen hervorbringen. So können die transgenen Konstrukte oder auch die Klone der gentechnisch veränderten Pflanzen verbreitet werden. Die Eigenschaften, die gentechnisch hinzu gefügt wurden, können sich im Laufe eines Baumlebens in ihrer Ausprägung verändern, was das Risiko fehlender Stabilität der Genex- pression mit sich bringt. Dies kann zu unvorhersehbaren und vor allem unge- wollten Nebeneffekten führen. Dieser möglichen Instabilität kommt eine be- sondere Bedeutung zu, da als ausichts- reichster Weg, die Verbreitung neu eingefügter Genkon- strukte zu verhindern, wiederum gentechnische Verände- rungen angesehen und entwickelt werden. Um die Verbrei- tung zu verhindern, sollen die Pollen steril gemacht werden. Nach Ansicht von Mae-Wan Ho und Joe Cummins vom bri- tischen "Institute of Science in Society" ist bei (gentechnisch veränderten) Bäumen besonders bedeutsam, dass diese über ein weit verzweigtes Wurzelsystem verfügen. Die Ge- fahr eines horizontalen Gentransfers sei stark erhöht, da in der Rhizosphäre - dem Boden als Lebensraum für das Wur- zelsystem der Pflanzen - die Möglichkeit des Austauschs ge- netischen Materials als außergewöhnlich hoch einzuschät- zen ist.(1) Hunger nach Holz Die Wirkung transgener Bäume kann nicht ohne einen Blick auf ihr potentielles Einsatzgebiet beurteilt werden. In der Regel ist ihre Pflanzung in Plantagen vorgesehen, also die industrielle Holzproduktion, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten auf 200 Millionen Hektar weltweit ihre Anwen- dung fand. Zum Vergleich: diese Fläche entspricht nahezu der Fläche des weltweiten Weizenanbaus.(2) So soll der un- ermessliche Hunger der Industriegesellschaften nach Holz, vor allem als Grundstoff für die Herstellung von Zellstoff, be- friedigt werden. Als Entlastung für natürliche und naturna- he Wälder gedacht, sind die industriellen Plantagen mittler- weile selbst zum Problem geworden, mancherorts wegen der intensiven Anbauweise mit oft Standort-fremden Bau- marten, Pestiziden, mineralischem Dünger und künstlicher Bewässerung, anderenorts als Landfresser, der natürliche Lebensräume oder die Nutzung der Flächen zur Produktion von Nahrungsmitteln verdrängt. Bekanntestes Beispiel für die schädliche Wirkung dieser Art der Holzerzeung ist der Einsatz des Eukalyptus-Baumes, der neben Pappel und Kiefer am häufigsten auf den Planta- gen der Welt wächst. Insbesondere in Südamerika - etwa in Brasilien - wird vielerorts Eukalyptus angepflanzt. Der Baum wird auch als "selfish tree", "egoistischer Baum", bezeichnet. Denn neben sich lässt er praktisch keine anderen Pflan- zen zu. Er zieht derart große Mengen von Nährstoffen und Wasser aus dem Boden, dass es für andere Pflanzen na- hezu unmöglich wird, im Schatten oder in der Nachbarschaft von Eukalyptus zu existieren. Unter den angestrebten gen- technisch veränderten Varianten wünscht man sich auch solche, die sich durch ein schnelleres und oder stärkeres Wachstum aus- zeichnen, was die beschriebene Situation noch verschärfen wird. Gentechnische Veränderungen für die Industrie Der Blick auf Forschung und Entwicklung zeigt, dass die gentechnischen Veränderungen in diesem Sektor ganz of- fensichtlich auf Industrie-orientierte Nutzung der Bäume abzielen: Aktuelle Projekte und Forschungsansätze sind, was die übertragenen Gene angeht zumindest teilweise ver- gleichbar mit denen an transgenen Pflanzen in der Land- wirtschaft: Herbizid- und Insektenresistente Bäume sollen den industriellen Anbau erleichtern, Bäume mit geringe- rem oder verändertem Ligningehalt sollen schneller wach- sen und leichter zu verarbeiten sein in den Papiermühlen der Welt (zum Lignin siehe weiter unten in diesem Beitrag). So wundert es nicht, wenn sich auf den ersten Blick auch Teile der Kritik ähneln: Herbizid-resistente Pflanzungen führen zu vermehrtem Einsatz von einigen wenigen Un- krautvernichtungsmitteln, dieser fördert seinerseits die Bil- dung resistenter Unkräuter, was wiederum zum Einsatz stärkerer - giftigerer - Mittel führt. Gleichzeitig muss bei der Als ausichtsreichster Weg, die Verbreitung neu einge- fügter Genkonstrukte zu verhindern, werden wieder- um gentechnische Verände- rungen angesehen.

Überblick Industriell veränderte Bäume und Wälder...der Fläche des weltweiten Weizenanbaus.(2) So soll der un-ermessliche Hunger der Industriegesellschaften nach Holz, vor allem

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  • Industriell veränderteBäume und Wälder

    Die Argumente, die für die gentechnische Veränderung von Bäumen und an-deren Gehölzen ins Feld geführt werden, gleichen denen im Agrarsektor. EinEinblick in die Prioritäten und die Debatte in diesem Bereich.

    Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 3

    Schwerpunkt: Gehölze

    Überblick

    Christof Potthof

    Gentechnisch veränderte Bäume werden von kriti-schen Fachleuten als besondere Gefahr für die Bio-logische Vielfalt angesehen. Diese Sonderrolle ver-danken sie insbesondere ihrer potentiellen Langlebigkeit,die nicht selten mehrere Jahrzehnte bis mehrere hundertJahre umfassen kann. In diesem Zeitraum können sie sichüber Samen, beziehungsweise Pollen, zum Teil auch überAusläufer der Wurzeln, ausbreiten. Manche Gehölze könnensogar aus scheinbar "toten" Sprossstücken, beispielsweiseabgebrochenen Ästen, vollständige Pflanzen hervorbringen.So können die transgenen Konstrukte oder auch die Kloneder gentechnisch veränderten Pflanzenverbreitet werden. Die Eigenschaften,die gentechnisch hinzu gefügt wurden,können sich im Laufe eines Baumlebensin ihrer Ausprägung verändern, was dasRisiko fehlender Stabilität der Genex-pression mit sich bringt. Dies kann zuunvorhersehbaren und vor allem unge-wollten Nebeneffekten führen. Diesermöglichen Instabilität kommt eine be-sondere Bedeutung zu, da als ausichts-reichster Weg, die Verbreitung neu eingefügter Genkon-strukte zu verhindern, wiederum gentechnische Verände-rungen angesehen und entwickelt werden. Um die Verbrei-tung zu verhindern, sollen die Pollen steril gemacht werden.Nach Ansicht von Mae-Wan Ho und Joe Cummins vom bri-tischen "Institute of Science in Society" ist bei (gentechnischveränderten) Bäumen besonders bedeutsam, dass dieseüber ein weit verzweigtes Wurzelsystem verfügen. Die Ge-fahr eines horizontalen Gentransfers sei stark erhöht, da inder Rhizosphäre - dem Boden als Lebensraum für das Wur-zelsystem der Pflanzen - die Möglichkeit des Austauschs ge-netischen Materials als außergewöhnlich hoch einzuschät-zen ist.(1)

    Hunger nach Holz

    Die Wirkung transgener Bäume kann nicht ohne einenBlick auf ihr potentielles Einsatzgebiet beurteilt werden. Inder Regel ist ihre Pflanzung in Plantagen vorgesehen, alsodie industrielle Holzproduktion, wie sie in den vergangenenJahrzehnten auf 200 Millionen Hektar weltweit ihre Anwen-dung fand. Zum Vergleich: diese Fläche entspricht nahezuder Fläche des weltweiten Weizenanbaus.(2) So soll der un-ermessliche Hunger der Industriegesellschaften nach Holz,

    vor allem als Grundstoff für die Herstellung von Zellstoff, be-friedigt werden. Als Entlastung für natürliche und naturna-he Wälder gedacht, sind die industriellen Plantagen mittler-weile selbst zum Problem geworden, mancherorts wegender intensiven Anbauweise mit oft Standort-fremden Bau-marten, Pestiziden, mineralischem Dünger und künstlicherBewässerung, anderenorts als Landfresser, der natürlicheLebensräume oder die Nutzung der Flächen zur Produktionvon Nahrungsmitteln verdrängt.

    Bekanntestes Beispiel für die schädliche Wirkung dieserArt der Holzerzeung ist der Einsatz des Eukalyptus-Baumes,der neben Pappel und Kiefer am häufigsten auf den Planta-gen der Welt wächst. Insbesondere in Südamerika - etwa inBrasilien - wird vielerorts Eukalyptus angepflanzt. Der Baum

    wird auch als "selfish tree", "egoistischerBaum", bezeichnet. Denn neben sichlässt er praktisch keine anderen Pflan-zen zu. Er zieht derart große Mengenvon Nährstoffen und Wasser aus demBoden, dass es für andere Pflanzen na-hezu unmöglich wird, im Schatten oderin der Nachbarschaft von Eukalyptus zuexistieren. Unter den angestrebten gen-technisch veränderten Variantenwünscht man sich auch solche, die sich

    durch ein schnelleres und oder stärkeres Wachstum aus-zeichnen, was die beschriebene Situation noch verschärfenwird.

    GentechnischeVeränderungen für die Industrie

    Der Blick auf Forschung und Entwicklung zeigt, dass diegentechnischen Veränderungen in diesem Sektor ganz of-fensichtlich auf Industrie-orientierte Nutzung der Bäumeabzielen: Aktuelle Projekte und Forschungsansätze sind,was die übertragenen Gene angeht zumindest teilweise ver-gleichbar mit denen an transgenen Pflanzen in der Land-wirtschaft: Herbizid- und Insektenresistente Bäume sollenden industriellen Anbau erleichtern, Bäume mit geringe-rem oder verändertem Ligningehalt sollen schneller wach-sen und leichter zu verarbeiten sein in den Papiermühlender Welt (zum Lignin siehe weiter unten in diesem Beitrag).

    So wundert es nicht, wenn sich auf den ersten Blick auchTeile der Kritik ähneln: Herbizid-resistente Pflanzungenführen zu vermehrtem Einsatz von einigen wenigen Un-krautvernichtungsmitteln, dieser fördert seinerseits die Bil-dung resistenter Unkräuter, was wiederum zum Einsatzstärkerer - giftigerer - Mittel führt. Gleichzeitig muss bei der

    Als ausichtsreichster Weg,die Verbreitung neu einge-fügter Genkonstrukte zuverhindern, werden wieder-um gentechnische Verände-rungen angesehen.

  • Ausbringung der Herbizide mit Flugzeugen damit gerechnetwerden, dass angrenzende Gebiete, so auch Wasserflächen,vom Drift betroffen sind. Eine weitere Sorge betrifft dieSchädigung von so genannten nicht-Zielorganismen. Da in-sektenresistente gv-Bäume in die Lage versetzt werden, ihreigenes Insektizid (etwa das Bacillus thuringiensis-Toxin,das auch aus der Landwirtschaft bekannt ist) zu produzie-ren, können auch solche Organismen geschädigt werden,die zu den Nützlingen zählen oder keinen (bekannten) Ein-fluss auf die Bäume haben.

    Eine weitere, zumindest bei der Papaya bereits bis zurKommerzialisierung fortgeschrittene, Entwicklungslinie be-trifft die Resistenz gegen bestimmte Pflanzenviren. Im Falldieses palmenähnlichen Gewächses ist das die Resistenz ge-gen den so genannten Ringspot-Virus.(3) Ähnliche Projektelaufen mit Wein und Äpfeln.(4) Bei den beiden letzterenGehölzen werden Resistenzen gegen mikrobielle Erregervon Krankheiten - also gegen Pilze und/oder Bakterien - an-gestrebt. Von der Marktreife sind sie aber noch weit entfernt.

    Neben der gv-Papaya ist nur eine weitere transgene Bau-mart bekannt, sie sich bereits im kommerziellen Anbau be-findet: China kultiviert seit 2002 Pappeln , die eine Insekten-

    Resistenz auf der Basis des Bt-Gens (Bacillus thuringiensis)tragen. Berichten zufolge sollen bereits rund 1,4 Millionentransgene Pappeln in mindestens zehn verschiedenen chi-nesichen Provinzen angepflanzt worden sein.(4)

    Weltweiter Testanbau

    Darüber hinaus befinden sich zahlreiche Baumartenbislang noch im Stadium von Feldversuchen, dies aber inpraktisch allen Regionen der Welt, wobei auf dem afrikani-schen Kontinent nur in der Republik Südafrika Testreihenlaufen.(5) So werden Tests mit gv-Bäumen und Gehölzen inden USA und Europa, zudem in Asien, Südamerika, dortinsbesondere in Chile, und in Australien durchgeführt.(6)

    Wie zuvor beschrieben besteht ein großes Interesse dar-an, Bäume und Gehölze derart zu verändern, dass sie übereinen verminderten Lignin-Gehalt verfügen. Lignin ist zen-traler Bestandteil der Zellwand von Pflanzen und somit auchvon Bäumen und verleiht diesen, in Verbindung mit den Zel-lulosefasern, ihre Stabilität. In der Verarbeitung des Holzeszu Zellstoff bereitet das Lignin den Technikern einigeSchwierigkeiten, da es von den anderen Bestandteilen - ins-besondere von den Zellulosefasern - nur schwer zu trennenist. Stark giftige Chemikalien und ein hoher Energie-Einsatzsind hier vonnöten. Für die Widerstandfähigkeit der Bäumegegen Schädlinge ist das Lignin aber wichtig. Denn als Kleb-stoff in den Zellwänden bereitet es diesen ebenso Schwie-rigkeiten, wie den Verarbeitern des Holzes. Ist nun aber derGehalt an Lignin in den Zellwänden reduziert, kann es zu ei-ner größeren Empfindlichkeit der Bäume kommen, waswiederum zu einer Intensivierung der Forstwirtschaft durchgesteigerten Pestizid-Einsatz führen kann.

    Hinzu kommt, dass mit reduziertem Ligningehalt zwarvon der Senkung der Verarbeitungskosten des Holzes aus-zugehen ist, dies aber zur Folge haben kann, dass sich dieProduktionskosten damit an anderer Stelle erhöhen. Denndie Papiermühlen nutzen das abgetrennte Lignin als Ener-gieträger für ihren Verarbeitungsprozess, den sie dann duchden Zukauf anderer Energiequellenn ersetzen müssen. (7)

    Bedeutend für wen?

    Als zentrale Figur in der Gentechnik an Bäumen und an-deren Gehölzen gilt Steven Strauss, Professor für Molekular-und Zellbiologie und Genetik an der Forstabteilung der Uni-versität des US-Bundesstaates Oregon: Laut Strauss ist dieKritik an der Arbeit in diesem Bereich vor allem ideologischmotiviert. Wer eine intensive Bewirtschaftung bei der Holz-produktion ablehne und gentechnische Veränderungen alsnicht akzeptabel betrachte oder auch gegen die von Paten-tierungen gekennzeichnete privatwirtschaftliche Rolle beider Anwendung gentechnischer Veränderungen argumen-tiere, würde ebenfalls dazu neigen, die Gentechnik in derHolzwirtschaft abzulehnen. "Demgegenüber scheinen die-jenigen gentechnische Veränderungen zu favorisieren, dieglauben, dass die Aufgabe, mehr Holz auf weniger Fläche zuproduzieren, eine bedeutende Frage für die Umwelt undauch für die Wirtschaft ist." (8)

    Diese Rechtfertigung des Einsatzes der Gentechnik anBäumen und Gehölzen hält ein Bericht der internationalenSektion der "Freunde der Erde" für die Weltsicht hochquali-fizierter Männer aus der Mittelklasse des Nordens. "Es ist ei-ne Weltsicht, die wenig Gemeinsamkeiten hat mit der Le-

    Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.20054

    Gehölze Schwerpunkt

    Überblick

    Gv-Wein im Elsass?

    Anfang Juli dieses Jahres hat das französische Natio-nale Institut für landwirtschaftliche Forschung an-gekündigt, in der elsässischen Stadt Colmar einen Ver-such mit gentechnisch veränderten Weinreben durch-zuführen. Der Winzerverband "Erde und Wein derWelt" protestierte unmittelbar gegen die Ankündi-gung. "Es ist höchstwichtig, dass die Zukunft unseresBerufsstandes nicht nur von Wissenschaftlern, Indu-striellen und Technokraten bestimmt wird. (...) Wirsind nicht überzeugt, dass der Versuch - wie es nötig ist- mit dem höchsten Grad an Vorsorge gestartet wird."Laut einem Pressebericht (www.santafenewmexi-can.com) sei das Ziel des Projektes, Weinsorten herzu-stellen, die weniger empfindlich gegen Krankheitensind. Es sind die ersten Versuche dieser Art in Frank-reich nach einer Pause von sechs Jahren. In der Zeitvon 1996 bis 1999 hatte die Firma "Moet et Chandon"in Kooperation mit dem Forschungsinstitut gv-Weinim Freiland getestet, die Versuche waren aber nachProtesten auf Gewächshäuser beschränkt worden.(pau)

  • benswirklichkeit von Dorfbewohnern, die ihr Land und ihrAuskommen an die massiven industriellen Baum-Planta-gen im globalen Süden verloren haben.Ebenso wenig hat sieetwas zu tun mit dem Leben der Arbeiter auf diesen Planta-gen, deren Kollegen und Freunde durch den exzessiven Ein-satz von Pestiziden vergiftet wurden, die sie selbst indenPlantagen spritzen mussten. Sie hat auch nichts zu tun mitden Arbeitern, die in Brasilien unter fürchterlichen Bedin-gungen aus Eukalyptus Holzkohle herstellen müssen. DieArgumente für gentechnisch veränderte Bäume gehen anden Belangen der Dorfbevölkerung, die in der Nachbar-schaft von Plantagen lebt, vorbei. Ebenso wenig können sol-che Argumente jemanden berühren, der einmal der Dorf-bevölkerung bei der Beschreibung ihrer Probleme zuhörenkonnte, die daraus entstanden sind, dass ihr Land von einerPapier- und Zellstoff-Firma in eine Plantagen-Monokulturumgewandelt wurde."(8)

    Christof Potthof ist Redakteur beim Gen-ethischen Informationsdienst (GID)und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Gen-ethischen Netzwerks.

    Fußnoten:(1) GM Forest Trees - The Ultimate Threat, von Mae-Wan Ho und Joe Cum-

    mins; im Netz unter: www.i-sis.org.uk/GMFTTUT.php.(2) "Rohstoffherkunft für Zellstoffe" Fachtagung in Gelsenkirchen am

    01.10.2004; im Netz unter: www.treffpunkt-recyclingpapier.de/initiati-v e / m i t t e i l u n g e n / m i t t e i l u n g -pdf/20041116_Kurzfassung_FT_01.10.04.pdf.

    (3) Siehe auch den Artikel "Globaler Blick auf transgene Bäume" von AnnePetermann in diesem Schwerpunkt.

    (4) Siehe auch den Artikel "Der Staat treibt's voran" von Christof Potthof indiesem Schwerpunkt.

    (5) Allerdings wurde im Juli 2004 - berichtet, dass auch in Kenia Projekte mitgentechnisch veränderten Bäumen geplant werden und erste gv-Bäumeins Land gebracht wurden. - zitiert nach www.ecoterra.net.

    (6) Für Details siehe den Artikel von Anne Petermann in diesem Schwerpunkt.(7) Gary Peter von der Universität des US-Bundesstaates Florida in Gainesvil-

    le, zitiert in: Harvey Black: Feature: Better trees from GM technology; Uni-ted Press International, InterestAlert, http://interestalert.com, 07.02.05.

    (8) Zitiert nach Chris Lang "Genetically Modified Trees - The ultimate threatto forests"; Friends of the Earth International und World Raninforest Mo-vement - Juni 2004; im Netz unter: www.wrm.org.uy/subjects/GMTre-es/text.html.

    Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 5

    Schwerpunkt: Gehölze

    Überblick

    Gentechnisch veränderte Bäume werden als besondere Gefahr für die Biologische Vielfalt angesehen. Diese Sonderrolle verdanken sie insbeson-dere ihrer potentiellen Langlebigkeit. Foto: Bilderbox

  • Anne Petermann

    225 Freisetzungsversuche in der Forstwirtschaft welt-weit, verteilt auf 16 Länder, das ist das Ergebnis desÜberblicks der FAO (United Nations Food and Agricul-ture Organization). Unglücklicherweise wird darin nicht un-terschieden zwischen Versuchen, die gerade stattfinden undsolchen, die in der Vergangenheit durchgeführt wordensind. So ergibt sich ein etwas verzerrtes Bild. Von den 225Feldversuchen werden 150 in den Vereinigten Staaten loka-lisiert. Die übrigen finden - laut Bericht - hauptsächlich inEuropa statt: in Frankreich, Deutschland, Großbritannien,Spanien, Portugal, Finnland und Schweden, aber auch inKanada und Australien. Es wird auch von Feldversuchen insich entwickelnden Ländern berichtet: in Indien, Südafrika,Indonesien, Chile und Brasilien. China wird als einzigesLand genannt, von dem bekannt ist, dass kommerzielle Frei-setzungen von gentechnisch veränderten (gv) Bäumendurchgeführt werden: Über eine Million Bäume wachsendort in zehn Provinzen.

    Forscher befragt

    Die Forschung konzentriert sich auf Pappel (47 Prozent),Kiefer (19 Prozent) und Eukalyptus (7 Prozent). Dabei gehtes vor allem um Herbizid- und Insektenresistenz, Holzei-genschaften wie zum Beispiel den Ligningehalt und dieFruchtbarkeit.

    Für den Bericht der FAO wurdenForscher, die sich mit der gentechni-schen Veränderung von Bäumen be-fassen, zu ihrer Einschätzung dermöglichen Chancen und Risiken be-fragt. Thematisiert wurden Chancenund Risiken ökonomischer und ökolo-gischer Art sowie Auswirkungen aufdie menschliche Gesundheit. Die For-scher äußerten hauptsächlich zweiBedenken: Zum einen waren sie besorgt über die fehlendeAkzeptanz von gv-Bäumen innerhalb der Bevölkerung.Außerdem hatte mehr als die Hälfte der befragten Forscherdie größten Bedenken bezüglich einer möglichen Verbrei-tung von gv-Pollen oder Pflanzen in umliegende Ökosyste-me und Wälder sowie die Auswirkungen, die dies auf Nicht-Zielorganismen haben könnte.

    Die Forscher tun gut daran, Bedenken zu haben. Schonjetzt zeigen sich negative Auswirkungen von gv-Bäumen.Gv-Papayas der Sorte "Sun Up", die in Hawaii kommerziellangebaut werden, verursachen schwerwiegende Probleme.Die Papayabäume, die gentechnisch verändert wurden, um

    resistent gegen das Ringspot-Virus zu sein, zeigen sich ih-rerseits sehr anfällig für eine Krankheit, deren Erreger alsBlack-spot-(Schwarzfleck)-Pilz bezeichnet wird. Dies führtdazu, dass die Bauern große Mengen von Fungiziden aufihren Papayaplantagen einsetzen müssen, um den Pilz inSchach halten zu können.

    Inzwischen werden bei über 50 Prozent der konventio-nell (nicht-gv-) und ökologisch angebauten Papayas, die ausHawaii stammen, Verunreinigungen durch gentechnischveränderte Papayas gefunden. Biobauern in Hawaii verlie-ren ihre Zertifizierung aufgrund der Kontamination undmanche haben ihren gesamten Papayabestand vernichtet,da sie keine gentechnikfreien Papayas garantieren können.

    Zweifelhafter Erfolg mit gv-Papaya

    Die Gentechnik-Industrie dagegen betrachtet die ha-waiianische gv-Papaya als eine Erfolgsstory. Ihre Vertreterbetonen gerne, dass die Gentechnik die Papaya auf Hawaiigerettet habe. Aber, wie oben genanntes schon erwarten läs-st: Gv-Papaya hat den biologisch und konventionell wirt-schaftenden Bauern, wie auch den Bauern, die die transge-nen Papayas angebaut haben, gleichermaßen ein ökonomi-sches Desaster beschert, und der Natur ein ökologischesnoch dazu. Dies sollte für die Allgemeinheit Anlass genugsein, wegen der Auswirkungen von kommerziellen Freiset-zungen anderer gentechnisch veränderter Bäume in dieUmwelt alarmiert zu sein. Auch wenn kommerzielle Frei-

    setzungen die meisten Bedenken her-vorrufen, müssen Feldversuche eben-so kritisch betrachtet werden, da auchhier die Gefahr besteht, dass natürli-che Verwandte durch gv-Pollen konta-miniert werden. (...)Wissenschaftler der Duke University inNorth Carolina, USA, haben mit Mo-dellierungs-Studien gezeigt, dass Pol-len von Versuchswäldern im Südostender USA durch Luftströmungen über

    2.000 Kilometer weit bis in die östlichen Provinzen Kanadasgetragen werden können. Da eine Kontamination über sol-che Entfernungen stattfinden kann, sind nationale Rege-lungen nicht ausreichend. Ein weltweites Moratorium musserlassen werden, das die Freisetzung von gv-Bäumen so lan-ge verbietet, bis eindeutig nachgewiesen wurde, dass gv-Bäume sicher für Mensch und Umwelt sind.

    Weltweites Anbau-Moratorium?

    Aus diesem Grund hatten Aktivisten in Finnland eineKampagne für eine Petition für ein weltweites Verbot von gv-

    Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.20056

    Gehölze Schwerpunkt

    FAO-Bericht

    Zu viele Unbekannte Ein neu erschienener Bericht der Vereinten Nationen gibt einen "vorläufigenÜberblick über Biotechnologie in der Forstwirtschaft, einschließlich gentechni-scher Veränderungen". Diese Bestandsaufnahme weist jedoch deutliche Infor-mationslücken auf.

    Mehr als die Hälfte der befrag-ten Forscher hatte die größtenBedenken bezüglich einer mög-lichen Verbreitung von gv-Pol-len oder Pflanzen in umliegen-de Ökosysteme und Wälder.

  • Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 7

    Schwerpunkt: Gehölze

    FAO-Bericht

    Bäumen initiiert und mehr als 2.500 Unterschriften ver-schiedener Organisationen gesammelt. Außerdem habenAktivisten bei Treffen der Vereinten Nationen auf der ganzenWelt über die Gefahren, die von gv-Bäumen ausgehen, in-formiert. Gruppen wie das Peoples Forest Forum aus Finn-land, das Global Justice Ecology Project aus den USA, WorldRainforest Movement aus Uruguay und die internationaleSektion der Friends of the Earth (1) haben am UN-Waldfo-rum (2) in Genf und New York City teilgenommen, um dieDelegierten über die Bedrohung zu informieren, die gv-Bäu-me für die Wälder weltweit darstellen. Auch bei der Klima-rahmenkonvention der Vereinten Nationen (United NationsFramework Convention on Climate Change - UNFCCC) inBuenos Aires wurden die Gefahren präsentiert. Denn beimTreffen der UNFCCC im Dezember 2003 in Mailand war dieEntscheidung gefällt worden, dass Plantagen aus gentech-nisch veränderten Bäumen als Klimasenken (3) eingesetztwerden können.

    Diese Entscheidung der UNFCCC ist besonders proble-matisch für die sich entwickelnden Länder, wo solche Plan-tagen zur Reduzierung Klima-relevanter Gase in der Atmos-phäre in der Regel gepflanzt werden. Gelangen Pollen oderSamen von gv-Baumplantagen in einheimische Wälder undübertragen Eigenschaften wie Insektenresistenz oder gerin-geren Ligningehalt, so bringen sie das Ökosystem Wald wei-ter ins Ungleichgewicht, so dass die globale Erwärmungnicht etwa abnehmen, sondern noch zunehmen wird. Hin-zu kommt noch, dass Bäume mit reduziertem Ligningehaltsich schneller zersetzen und dabei Kohlendioxid - ein denTreibhauseffekt erzeugendes Gas - in die Atmosphäre frei-setzen.

    Die Entscheidung der UNFCCC ist aus einem weiterenGrund problematisch. Jetzt kann die Errichtung von Planta-gen mit gv-Bäumen, die bislang für viele Länder zu teuer ge-wesen ist, von den Weltbank-Programmen zur Senkung derKlimagase unterstützt werden. Somit schafft die Weltbank insich entwickelnden Ländern finanzielle Anreize, armen undindigenen Gemeinden ihre landwirtschaftlichen Flächenund einheimische Wälder zu nehmen, sie in gv-Baumplan-tagen umzuwandeln, um diese auf die Kohlenmonoxide-missionen der Länder Nordamerikas und Europas als Aus-gleich anzurechnen. Die Folgen eines solchen Vorgehenswerden für die Umwelt, die menschliche Gesundheit undfür das soziale Gefüge in den entsprechenden Regionen derWelt weit reichend sein und - in den meisten Fällen - unwi-derruflich.

    Die Weltbank finanziert in Lateinamerika schon jetztund ohne den Einsatz gentechnisch veränderter Organis-men die Anpflanzung von Baumplantagen zur Reduzierungvon Treibhausgasen in der Erdatmosphäre. Dies hat schwer-wiegende Auswirkungen auf benachbart lebende Gemein-schaften und Ökosysteme. Es kommt unter anderem zu Ver-giftungserscheinungen durch die auf den Plantagen einge-setzten Chemikalien, zum Absinken des Grundwasserspie-gels und zur Austrocknung der Böden aufgrund der mitschnellwachsenden Bäumen intensiv bewirtschaftetenPlantagen. Gentechnisch veränderte Bäume in solchenPlantagen würden diese Probleme noch um einiges ver-schärfen.

    Nachdem beim UN-Waldforum wie auch auf dem Tref-fen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen sogut wie keine Unterstützung zu finden war, wenden sich Ak-tivisten und Wissenschaftler nun an die Delegierten der UN-

    Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD), um heraus-zufinden, ob auf diesem Wege internationale Regelungenfür transgene Bäume vorangebracht werden können. Sogardie FAO, die Organisation für Ernährung und Landwirtschaftder Vereinten Nationen, die selber dazu beigetragen hat, denkommerziellen Anbau von gv-Bäumen in China zu etablie-ren, scheint solche internationalen Regelungen zu be-grüßen, denn sie schließt in ihrem Bericht folgendermaßen:"Neue Biotechnologien, besonders gentechnische Verände-rungen, erwecken Bedenken. Zugegebenermaßen sind vie-le Fragen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und Bäu-men noch ungeklärt; insbesondere zu den Auswirkungengentechnisch veränderter Nutzpflanzen auf die Umwelt. Damit gv-Pappeln in China gentechnische Veränderungen beiBäumen schon in die kommerzielle Phase eingetreten sind,ist es sehr wichtig, dass Studien zur Umwelt-Risikoabschät-zung nach national und international abgestimmten Proto-kollen und Methoden durchgeführt werden. Außerdemmüssen die Ergebnisse solcher Studien allgemein zugäng-lich gemacht werden."

    Bei über 50 Prozent der konventionell und ökologisch angebauten Papayas,die aus Hawaii stammen, werden inzwischen Verunreinigungen durch gen-technisch veränderte Papayas gefunden. Foto:The

  • Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.20058

    Gehölze Schwerpunkt

    FAO-Bericht

    Kontamination kann nichtverhindert werden

    Zum gegenwärtigen Zeitpunkt beschränken sich die sogenannten Containment-Strategien, die Methoden gegeneine uneingeschränkte Verbreitung transgener Konstrukteund ganzer Organismen für gv-Bäume, hauptsächlich aufdas Fällen der Bäume, bevor sie fortpflanzungsfähig wer-den. Diese Vorgehensweise hat sich in manchen Fällen alsproblematisch herausgestellt: Gv-Bäume auf Testfeldern be-gannen zu blühen, Jahre bevor man dies von ihnen erwartethätte. Die Forscher hoffen, eines Tages sterile gv-Bäume zuentwickeln. Doch weisen diese Forscher selbst darauf hin,dass dies wahrscheinlich nicht möglich sein wird. Dies liegtzum einen an den komplizierten Genomen und der großenAnzahl von Genen, die mit der Fortpflanzung zu tun haben.Zum anderen liegt dies an der langen Lebensdauer von Bäu-men. Daraus lässt sich schließen, dass kommerziell ange-baute gentechnisch veränderte Bäume mit ihren Pollen oderSamen unweigerlich die einheimischen Wälder kontami-nieren werden. Im Bericht der FAO schreibt der ForscherHuoran Wang über kommerzielle Pappelplantagen in China:"Es ist fast unmöglich, das Risiko des Gentransfers von gv-Bäumen zu nicht gentechnisch veränderten Bäumen durchIsolationsabstände zu verringern, aufgrund der Leichtigkeitnatürlicher Hybridisierung der Pappeln. Zudem sind Pap-peln in Nordchina so weit verbreitet, dass die Ausbreitungvon Pollen und Samen nicht verhindert werden kann."

    Unbeantwortete Fragen

    Der international anerkannte Genetiker Dr. David Su-zuki stellt klar: "Wir haben keine Kontrolle über die Bewe-gungen der Insekten, Vögel und Säugetiere, den Wind undden Regen. Durch all diese natürlichen Ereignisse werdendie Pollen transportiert. Gv-Bäume haben das Potential, Pol-len über Hunderte von Meilen zu verbreiten. Tragen diesePollen die Gene für Insekten- oder Herbizidresistenz, fürSterilität oder reduzierten Ligningehalt, so haben sie da-durch das Potential, einen verheerenden Schaden in deneinheimischen Wäldern der Welt anzurichten. Gv-Bäumekönnten ebenso die Tierwelt und die ländlichen und indi-genen Gemeinschaften beeinträchtigen, die in Bezug auf ih-re Ernährung, ihre Unterkunft, ihre Versorgung mit Wasser,allgemein ihren Lebensunterhalt und ihre kulturelle Prakti-ken auf intakte einheimische Wälder angewiesen sind.

    Als Genetiker glaube ich, dass es bei weitem zu viele Un-bekannte und unbeantwortete Fragen gibt, um gentech-nisch veränderte Pflanzen - Nahrungsmittelpflanzen oderBäume - im Freien anzubauen. Gv-Bäume sollten nicht imZuge eines kommerziellen Anbaus in die Umwelt entlassenwerden, und alle existierenden Testfelder und vorhandenenPflanzungen sollten vernichtet werden."

    In Bezug auf die Zertifizierungskriterien von gv-Bäumenberichtet die FAO: "Es gibt weltweit viele Zertifizierungsor-ganisationen, und manche, wie das Forest StewardshipCouncil (FSC) (4), haben gv-Bäume von einer Zertifizierungausgeschlossen. Gleiches gilt für das Land, auf dem siewachsen und andere Produkte, die von den Flächen stam-men, auf denen diese Bäume wachsen. Manche forstwirt-schaftlichen Methoden, wie das Klonen, werden zertifiziert,aber die meisten Agenturen für die Zertifizierung haben kei-

    ne klaren Richtlinien, was die Anwendungen der Gentech-nik betrifft. Industrielle Prozesse, in welchen Enzyme einge-setzt werden, die mit gv-Mikroorganismen hergestellt wor-den sind, die auf chemischem Wege das Lignin aus demschon geschlagenen Holz entfernen, sind zertifiziert wor-den, da diese den Einsatz und den Ausstoß giftiger Chemi-kalien reduzieren. Somit weichen die Zertifizierungskriteri-en der verschiedenen Agenturen, Länder, Produkte, Prozes-se und Anwendungen stark voneinander ab." Dieser Mangelan Übereinstimmung bezüglich der Zertifizierung von gv-Bäumen macht deutlich, dass ein Moratorium für den kom-merziellen Anbau benötigt wird, bis internationale Stan-dards und Regelungen für diese Technologie entwickelt wur-den.

    Gravierende Mängel

    Wie oben bereits angedeutet besteht ein gravierenderMangel des FAO-Berichts in der fehlenden Befragung vonPersonen aus der Privatwirtschaft. Es finden sich also nurwenige Informationen über den Entwicklungsstand trans-gener Bäume in privatwirtschaftlichen Unternehmen. DerBericht enthält überhaupt keine Angaben darüber, welcheUnternehmen mit der Entwicklung beschäftigt sind, in wel-chem Ausmaß und für welchen Zeitpunkt ein kommerziel-ler Anbau von gv-Bäumen anvisiert wird. Außerdem fehlenAngaben über die Länder, in denen gv-Baumplantagen an-gelegt werden sollen. Die Bestandsaufnahme der FAO weistsomit große Informationslücken auf. Diese sollten durch ei-ne umfassendere, weltweit angelegte Untersuchung dieserTechnologie geschlossen werden. Dabei muss der Sektor derPrivatwirtschaft natürlich mit einbezogen werden. Solangewird es unmöglich sein, festzustellen, wie weit die Kommer-zialisierung von gv-Bäumen fortgeschritten ist oder welcheÖkosysteme oder Gemeinschaften am unmittelbarstendurch diese gefährdet sind.

    Übersetzung: Theresia Scheierling

    Anne Petermann ist Co-Direktorin der Non-Profit-Organisation Global Justi-ce Ecology Project. (www.globaljusticeecology.org/)

    Das Global Justice Ecology Project hat gerade einen neuen, 44-minütigenDokumentarfilm mit dem Titel "A Silent Forest: The Growing Threat, Gene-tic Engineererd Trees" herausgegeben. Sprecher ist der Genetiker Dr. DavidSuzuki. Kopien des Videos können unter [email protected] be-stellt werden.

    Fußnoten:(1) Friends of the Earth International, in Deutschland: Bund für Umwelt und

    Naturschutz Deutschland, in Österreich: Global 2000, in der Schweiz: ProNatura.

    (2) Siehe www.un.org/esa/forests/about.html(3) Klimasenken - zum Beispiel Wälder - sind Maßnahmen, die laut den Re-

    gelungen des Kyoto-Protokolls mit den jeweiligen Emmissionsredukti-onsverpflichtungen eines Landes verrechnet werden können. Das Kyo-to-Protokoll ist ein Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der Klima-Rah-menkonvention (UNFCCC) der Vereinten Nationen für den Klimaschutz.Es schreibt verbindliche Ziele für die Verringerung des Ausstoßes vonTreibhausgasen fest, welche als Auslöser der globalen Erwärmung gel-ten. Es ist am 16.2.2005 in Kraft getreten. Siehe dazu den Artikel "Gv-Bäume: keine Lösung zum Klimawandel" von Chris Lang im GID 168,S.21

    (4) Siehe zum Beispiel: www.fsc-deutschland.de

  • Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 9

    Schwerpunkt: Gehölze

    Forschung

    Ricardo Carrere

    Gentechnisch veränderte Bäume sind kein Ergebnisder Evolution. Sie sind das Ergebnis von Entschei-dungen über ihre Entwicklung und ihren Einsatz.Diese wurden in öffentlichen und privatwirtschaftlichen Or-ganisationen getroffen. Konzerne, Forschungsinstitutionenund Universitäten arbeiten hier eng zusammen. Die Firmenfördern Einrichtungen der Universitäten und beeinflussen,welche Art von Forschung durchgeführt wird.

    Auch wenn es eine große Anzahl von Akteuren im Be-reich der gentechnisch veränderten Bäume gibt, so sinddoch einige deutlich wichtiger als andere. Der größte Teil derForschung wird in einer verhältnismäßig kleinen Zahl vonLändern durchgeführt. Die wichtigsten sind die USA, Kana-da, Neuseeland, Australien, Chile, Großbritannien und Chi-na.

    ArborGen

    Dabei sind einige der wichtigsten Forst(-wirtschafts)-Unternehmen direkt in die Forschung einbezogen. Zum Bei-spiel haben drei der Großen in derForstwirtschaft (International Paper,Westvaco und Fletcher) 1999 ein jointventure mit dem US-Gentech-KonzernMonsanto gegründet. Dieses joint ven-ture wurde ArborGen genannt. Es wur-de zum weltweit größten Unterneh-men im Geschäft mit gentechnischveränderten Bäumen. Dabei zog sichMonsanto bereits nach sechs Monaten aus der Kooperationzurück, während sich im Januar 2000 das größte Biotech-Unternehmen Neuseelands, Genesis Research and Deve-lopment, hinzu gesellte. Genesis und Fletcher Challengehatten bereits fünf Jahre lang gemeinsam an Herbizid-resi-stentem gentechnisch verändertem Eukalyptus, an gv-Pap-pel und an gv-Kiefer zusammengearbeitet. Fletchers Bio-tech-Aktivitäten, ebenso wie ihre Anteile an ArborGen wur-den im Jahr 2001 von Rubicon übernommen, eine Firmaebenfalls aus Neuseeland. Auch bei Genesis änderten sichdie Besitzverhältnisse: Die Firma lagerte ihren BereichPflanzenwissenschaften in ein neues Tochterunternehmenaus, das den Namen AgriGenesis Biosciences trägt. Dortwurden auch die ArborGen-Aktivitäten fortgeführt.

    Aktuell [Herbst 2004] unterhält ArborGen in den USA 51

    Feldversuche mit gentechnisch veränderten Pappeln, Euka-lyptus, Kiefer und dem Amberbaum. Die Wissenschaftlervon ArborGen arbeiten an geringerem Lignin-Gehalt, anschnellerem und geraderem Wachstum, an der Sterilität undan Resistenzen gegen Schädlinge und Herbizide.

    Horizon

    Eine andere wichtige Firma, die an gentechnisch verän-derten Bäumen arbeitet, ist die in Neuseeland angesiedelte'Horizon', die im März 2003 aus einer Fusion von 'CarterHolt Harvey Forest Genetics' und der 'Trees and Technolo-gy' von Rubicon hervorgegangen ist. Carter Holt Harvey isteine neuseeländische Holzfirma, die zu 50 Prozent zu Inter-national Paper gehört.

    Der dritte bedeutende Konzern im Bunde ist die chile-nische Firma 'GenFor'. Sie ist ein Zusammenschluss ausdem Technologie-think tank 'Fundacíon Chile' und der ka-nadischen 'Cellflor'. Die Gründung wurde mitfinanziert vonder chilenischen Entwicklungsagentur und hat Forschungs-kooperationen mit den chilenischen Forstkonzernen 'Arau-co' und 'Mininco'. Letztere versorgen GenFor mit ihren Top-

    Musterbäumen und GenFor steuert dieTechnologie zu deren Verbesserung beiund hat das Recht, die Resultate der For-schung zu vermarkten.GenFors Forschungs-Fokus liegt aufgentechnisch veränderten so genanntenRadiata-Kiefern. Diese Kiefernsortesteht auf 80 Prozent der chilenischenPflanzungen. Die Forscher von GenFor

    versuchen gv-Kiefern zu erzeugen, die eine Resistenz gegenden europäischen Kiefernknospentriebwickler tragen. Die-se Motte ist auf etwa eineinhalb Millionen Hektar mit Ra-diata-Kiefern bepflanzter Fläche ein ernsthafter Schädling.

    Der Partner von GenFor, Cellfor, ist eine Reihe von Ko-operationen mit Universitäten eingegangen, darunter Ox-ford, Purdue, British Columbia, Alberta und Victoria. Cellforhat außerdem mit dem Institut für molekulare Agrobiologiein Singapur und 'SweeTree Genomics' in Schweden zusam-mengearbeitet.

    Außerdem wird an Insekten-resistenten gentechnischveränderten Radiata- und so genannten Loblolly-Kiefern,an solchen mit einem erhöhten Zellulose- und verringertenLignin-Gehalt geforscht.

    In den USA haben einige Papier- und Zellstoff-Firmen,

    Forstwirtschaftund Forschung

    Privatwirtschaftliche Interessen werden mit den Forschungen an Universitätenund anderen Forschungseinrichtungen zur Deckung gebracht. Das Ziel ist dieEingliederung der Natur in rundherum ökonomisch verwertbare Produktions-prozesse.

    Firmen fördern Einrichtungender Universitäten und beein-flussen, welche Art von For-schung durchgeführt wird.

  • Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.200510

    Gehölze Schwerpunkt

    Forschung

    darunter Weyerhaeuser, International Paper, MacMillanBlodel, Aracruz Cellulose und Potlach Coorporation, dieUniversität des US-Bundesstaates Oregon gefördert, na-mentlich deren Programme zu Baum-Genomik, Baum-Bio-technologie und Baum-Züchtung. Diese entwickeln Herbi-zid-Toleranz, Sterilität, Resistenz gegen Pilze und Insektensowie reduzierten Lignin-Gehalt.

    Manche der Firmen führen auch eigene Forschungendurch. Beispiele dafür sind 'Aracruz Cellulose' in Brasilienund die japanischen Firmen 'Oji Paper' und 'Nippon PaperIndustries'.

    Aracruz, der weltweit größte Produzent von gebleich-tem Eukalyptus-Zellstoff, der aus riesigen Plantagen in Bra-silien stammt, unterhält derzeit drei eigene Labors zur For-schung an gentechnisch veränderten Bäumen. Nach Anga-ben von Firmenvertretern werden derzeit weder Versuchs-noch kommerzielle Freisetzungen unternommen.

    Nippon Paper

    'Nippon Paper', Japans größter Papier-Hersteller, hat ei-nen gentechnisch veränderten Salz-toleranten Eukalyptusentwickelt. Außerdem wird an Pappeln gearbeitet, die eineResistenz gegen Umwelt-Schadstoffe tragen. Nippon unter-zeichnete 1995 eine Vereinbarung mit 'Zeneca', um ge-meinsam an Bäumen mit verändertem Lignin-Gehalt zu ar-beiten. Im Jahr 2001 wurde ein gv-Eukalyptus entwickelt,der 20 Prozent weniger Lignin, zehn Prozent mehr Zelluloseund fünf Prozent mehr Zellstoff produzierte als nicht-gen-technisch veränderter Eukalyptus.

    Oji Paper

    Oji Paper ist eine der größten Zellstoff- und Papier-Fir-men der Welt. Die Firma unterhält ein eigenes Forschungs-programm zu gentechnisch veränderten Bäumen. Die Wis-

    senschaftler von Oji Paper arbeiten an gv-Bäumen mit ver-mindertem Lignin-Gehalt und einer erhöhten Salztoleranz,außerdem an gv-Eukalyptus, der auf sauren Böden wachsenkann.

    Nur wirtschaftliche Ziele im Blick

    Die aufgezählten Beispiele veranschaulichen die Rollevon Firmen und Konzernen bei der Entwicklung von gen-technisch veränderten Bäumen. Die Firmen wollen, dassdie Bäume bei allen möglichen Umweltbedingungen wach-sen, ohne dass ihr schnelles Wachstum dabei gefährdet ist.Die Holz-Plantagen sollen in das industrielle Produktions-schema integriert werden - so zum Beispiel durch die Redu-zierung des Lignin-Gehaltes. Die Monokulturen sollen In-sekten-resistent, Herbizid-resistent und steril sein. Zusam-mengefasst haben die Firmen die Absicht, die Natur zu ma-nipulieren, um diese für ihre langfristigen wirtschaftlichenZiele nutzbar zu machen - ungeachtet der damit zusam-menhängenden Unsicherheiten und Risiken.

    Übersetzung: Christof Potthof

    Ricardo Carrere ist Koordinator der Nichtregierungsorganisation WorldRainforest Movement (www.wrm.org.uy). Der vorliegende Artikel ist unterdem Titel "Forestry corporations and GM tree research"in englischer Spra-che im Internet unter www.wrm.org.uy/bulletin/88/scenario.html#forestryabrufbar.

    Man arbeitet an der Entwicklung von Pappeln, die eine Resistenz gegen Umwelt-Schadstoffe tragen. Foto:The

  • Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 11

    Schwerpunkt: Gehölze

    Deutschland

    Christof Potthof

    Zum Beispiel Äpfel: Gentechnisch veränderte (gv) Äp-fel sollten vor gut zwei Jahren in Dresden-Pillnitz(Sachsen) und Quedlinburg (Sachsen Anhalt) freige-setzt werden. Die Bundesforschungsanstalt für Züchtungs-forschung - genau genommen das Institut für Obstzüchtung- hatte die Freisetzung von gv-Apfelsorten zunächst im Som-mer 2002 zum ersten Mal beantragt. Ohne Angabe vonGründen ging im Juni 2003, also nach einem Jahr, in demnicht über den Antrag entschieden worden war, der prak-tisch unveränderte Antrag an das - seinerzeit noch zustän-dige - Robert Koch-Institut. Noch vor einer Entscheidungaus der Behörde wurde der Freisetzungsversuch vom Bun-desverbraucherministerium gestoppt.

    Der Versuch mit den Äpfeln war ungewöhnlich weitrei-chend beantragt worden: Mit einer Laufzeit von zwanzigJahren, 8 Genen und etwa 170 verschie-denen Linien gehört er zu umfassend-sten Freisetzungsanträgen in Deutsch-land.

    Zur Zeit der Beantragung formiertesich insbesondere in Dresden-Pillnitzeine kritische Bewegung gegen die Frei-setzung. Da Pillnitz als traditionellerOrt für die Entwicklung von Obstsortenund insbesondere auch Apfelsorten gilt, waren Obstbauernund Bürger aus der Region besorgt um den guten Ruf. Ihrebesondere Sorge galt der Sicherheit des Versuches. So zwei-felten sie zum Beispiel an der Plausibilität des Antrages, indem davon ausgegangen wird, dass es möglich ist, die Bäu-me zu "entblüten", insbesondere wenn es sich im Versuchs-verlauf um mehrere tausend Stück handelt. (1)

    Formell hat die BAZ das RKI (jetzt Bundesamt für Ver-braucherschutz und Lebensmittelsicherheit, BVL) gebeten,den Antrag ruhen zu lassen. Dieser kann aber jederzeit wie-der aufgenommen werden, zum Beispiel, wenn im Septem-ber ein Regierungswechsel stattfindet.

    Gv-Wein

    Ein Freisetzungsversuch mit gentechnisch verändertenWeinreben ist in diesem Frühjahr aufgegeben worden. NachAuskunft des zuständigen Leiters am Institut für Reben-züchtung (der Bundesforschungsanstalt für Züchtungsfor-schung) in Geilweilerhof, Reinhard Töpfer seien auf alle Fra-gestellungen Antworten gefunden worden.

    Insbesondere die Ergebnisse zum Pollenflug und sei-nem Anteil an der Auskreuzungsrate zeigen nach TöpfersAnsicht, dass keine Probleme zu erwarten seien: Wie erwar-tet spiele der horizontale Gentransfer bei der Weinrebe kei-ne Rolle. Schließlich seien auch schon in der Vergangenheitweiße und rote Sorten nebeneinander angepflanzt worden.

    Der Freisetzungsversuch mit den gv-Weinreben war füreinen Zeitraum von zwanzig Jahren beantragt und geneh-migt worden. Er lief seit 1999 an zwei Orten: in Siebeldingenin der Pfalz und in Würzburg in Franken. Dabei wurden dreiWeinsorten mit insgesamt drei verschiedenen gentechni-schen Veränderungen freigesetzt. Die Virusresistenz sollteauf Eigenschaften aus der Gerste und aus dem BakteriumEscherichia coli aufbauen, deren Gene in den Wein einge-führt wurden.

    Die zu untersuchenden Fragestellungen des Versucheswird wie folgt beschrieben: "Insbesondere sollte geklärt wer-

    den, ob die eingesetzten Genkonstruktetatsächlich zu einer erhöhten Wider-standskraft der Reben gegenüber pilzli-chen Schaderregern führen."(2) DazuProfessor Töpfer, Geilweilerhof: "Hin-sichtlich der Pilzresistenz hat sich beiden gentechnisch veränderten Rebenkein Vorteil gegenüber den Kontrollenerkennen lassen". Dieses Ergebnis ist in-

    sofern verwunderlich, als dass zu erwarten gewesen wäre,dass es bereits Teil der einer Freisetzung vorausgehendenUntersuchung im Gewächshaus hätte sein können, die voreiner Freisetzung nach den europäischen Regeln für dieFreisetzung von GVO sowieso notwendig ist. Töpfer bewer-tet das Projekt als rundhrerum gelungen, "auch wenn ge-wisse Kreise eine andere Ansicht verbreiten".(siehe auch Ka-sten 1)

    Interessant ist an diesem Projekt auch, dass es vom Bun-desforschungsministerium (BMBF) mit Mitteln aus demTopf der Biologischen Sicherheitsforschung gefördert wur-de. Über die Frage, ob gentechnische Veränderungen imDienste der - öffentlich zu fördernden - Sicherheitsfor-schung stehen, oder eher unter die Kategorie "Produktent-wicklung" fallen kann, wurde in den letzten Monaten treff-lich gestritten.(3)

    Gv-Pappeln - insektenresistent

    Die Bundesforschungsanstalt Holz (BfH) kooperiertnach eigenen Angaben schon seit den frühen neunziger Jah-

    Der Staat treibt's voranPolitisch ist es in Deutschland mehr als umstritten, welche Rolle die Gentechnikin der öffentlich finanzierten Forschung spielen soll. Dies verdeutlichten die Dis-kussionen, wenn Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast mal wie-der eine ihrer Forschungsanstalten anwies, von dem einen oder anderen Pro-jekt Abstand zu nehmen. Bei transgenen Gehölzen gibt es im privaten Sektorpraktisch überhaupt keine Projekte.

    Die besondere Sorge derObstbauern und der Bürgerder Region galt der Sicherheitdes Versuches.

  • Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.200512

    Gehölze Schwerpunkt

    Deutschland

    ren [des letzten Jahrhunderts] mit Gen- und Biotechnologenaus China. Dort werden seit 2002 gentechnisch verändertePappeln kommerziell angebaut, die zum Teil auch in derBfH untersucht worden sind. Dabei werden in China zweiSorten transgener Pappeln angebaut: einerseits insektenre-sistente Sorten, (bei denen zwei verschiedene Bt-Gene ver-wendet werden) die die Bäume ihre eigenen Insektizide pro-duzieren lassen. hier stammen die Gene aus dem im Bodenlebenden Bakterium Bacillus thuringiensis (Bt). Anderer-seits kommen auch herbizidresistente Sorten zum Einsatz.Dietrich Ewald, Mitarbeiter der BfH in Waldsieversdorf warunlängst in China, um sich selbst ein Bild zu machen. SeinerMeinung nach, sollte der Anbau nicht zu Problemen führen.Einerseits seien solche Pappeln ausgewählt worden, die kei-ne Pollen bilden. Außerdem sei eine Verbreitung unwahr-scheinlich, da die Samen unter den natürlichen Bedingun-gen in der Anbauregion nicht keimfähig seien.(4)

    Die gv-Pappeln in China sollen nach zehn Jahren geern-tet werden, die Flächen werden anschließend neu bepflanzt.Insgesamt muss bei dem Anbau von intensiver Plantagen-wirtschaft gesprochen werden. Die Flächen werden gedüngt

    und zum Teil auch bewässert. Nach Angaben in dem öster-reichischen online-Magazin "profil.at" wird jetzt mit "Mit-teln der Gentechnik (...) versucht, die Sünden der Vergan-genheit ungeschehen zu machen. Großflächige Abholzun-gen hatten Schneisen für den Vormarsch der Wüste geschla-gen. Im Zuge eines groß angelegten Aufforstungs-programms" seien "in den vergangenen Jahrzehnten mehrals sechs Millionen Hektar Land wieder mit Pappeln be-pflanzt. Diese Monokulturen, geschaffen aus zehntausend-fach vervielfältigten, genetisch identischen Stecklingen, er-wiesen sich als extrem anfällig für blattfressende und denStamm anbohrende Insekten. Im Zusammenspiel mitTrockenheit und Sandstürmen können so leicht 50 Prozentder Bäume wieder vernichtet werden."(5)

    Gerade bei den langlebigen GVO, wie Bäumen, ist es not-wendig, dass die Genkonstrukte stabil an die Folgegenerati-on weitergegeben und dort auch über die gesamte Lebens-dauer exprimiert werden. Nach Angaben von Ewald ist diesbei den Bt-Pappeln der Fall, in Waldsieversdorf sei dies mitFütterungsstudien an den Schädlingen getestet worden. Eskonnte zumindest für einjährige gv-Pappeln, die in Wald-sieversdorf im Gewächshaus gezogen worden waren, Stabi-lität nachgewiesen werden. Sie hatten ihre Insektengiftigkeitnicht verloren. Gleichzeitig berichtet Ewald von Bt-Pappeln,die er in China gesehen hat, sie haben auch nach elf Jahrendas Bt-Gen noch exprimiert. Allerdings werden aus Chinaauch andere Erfahrungen mit Bt-Pappeln berichtet: "Einigeder Pflanzen zeigten Störungen in der Chlorophyllbiosyn-these (...), andere wiesen nach zwei Jahren Fraßschäden vonInsekten auf, die bis dahin keine bedeutenden Schäden ver-ursacht hatten." Besonders interessant im Zusammenhangmit der Stabilität der Genexpression ist aber die Beobach-tung, dass sich "mit zunehmendem Alter (...) Veränderun-gen an Blättern und Rinde" zeigten.(6)

    Stabilität der Genexpression

    Die Stabilität der Genexpression war das zentrale Themaeines Forschungsprojektes, das vom Land Schleswig Hol-stein und dem Umweltbundesamt Berlin (später Bundes-amt für Naturschutz) koordiniert wurde und im vergange-nen Jahr zu Ende ging. Im Rahmen des Verbundprojekteswar insbesondere die Langlebigkeit von Gehölzen und dieverwandschaftliche Nähe von Kultur- und Wildpopulatio-nen hervor gehoben worden. Aufgrund dieser Besonderheittransgener Gehölze müsste, so Thomas Engelke vom schles-wig-holsteinischen Landwirtschafts- und Umweltministeri-um in seiner Zusammenfassung, der Sterilität der transge-nen Gehölze und der Stabilität der Genexpression besonde-re Bedeutung zukommen.(7) Die Sterilität der Pollen undSamen wird durch eine gentechnische Veränderung herbei-geführt, die notwendigerweise für die Lebenszeit der jewei-ligen Gehölze bestand haben muss. Gleichzeitig zeigte sichin dem Projekt, dass es sehr schwierig ist, zuverlässige Da-ten zu ermitteln. Das größte Hindernis stellte hier die Streu-ungsbreite der Ergebnisse bei der Darstellung der Genex-pression dar. In ihrem Beitrag zum Verbundprojekt "Grund-lagen für die Risikobewertung gentechnisch veränderterGehölze" kommen die Biotechnologie-Berater ThomasPickard und André de Kathen zu dem Schluss, dass es der-zeit nicht möglich ist, die dauerhafte Exprimierung vonfremden Genen in Gehölzen zu gewährleisten. In ihrer Un-tersuchung der verfügbaren wissenschaftlichen Literatur

    Gentechnisch veränderte Äpfel sollten vor gut zwei Jahren in Dresden-Pillnitz(Sachsen) und Quedlinburg (Sachsen Anhalt) freigesetzt werden. Foto: Bilder-bos.

  • Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 13

    schreiben sie zusammenfassend, es "ist [zum gegenwärtigeZeitpunkt - CP] von einer nur begrenzten Wirksamkeit bio-logischer Confinements [(8)] bei vielen Gehölzarten auszu-gehen. Nichtsdestotrotz gehen sie davon aus, dass dies inder Zukunft möglich sein (könnte/wird). Aber: "auch im Fal-le zunächst stabiler Linien [besteht - CP] keine 'Garantie' füreine dauerhaft unveränderte Merkmalsausprägung".(9)

    Pappeln - Bodensanierung

    Ausgehend von Forschungen an der Universität in Frei-burg/Breisgau werden in Deutschland auch gentechnischveränderte (gv) Pappeln freigesetzt, mit denen schwerme-tallbelastete Böden saniert werden sollen. Die Bäume la-gern die aufgenommenen Schwermetalle in den Blätternab. In Fällen von hoher Bodenbelastung mit - zum Beispiel- Kupfer, wird in den transgenen Pflanzen das neu eingefüg-te so genannte Glutamylcystein-System aktiviert. Das solldazu führen, so die Forscher, dass die Unterschiede im Kup-fer-Gehalt der Pflanzen zwischen dem Wildtyp und dertransgenen Variante auch nur auf diesen Böden signifikanthöher ist.

    Es bleibt zu fragen, was davon zu halten ist, wenn jegli-che Investitionen und Forschungen nur aus Mitteln der öf-fentlichen Hand getätigt werden. Hat die private Wirtsch-schaft das Innovationspotential der so genannten grünenGentechnik noch nicht erkannt, liegt dieses Potential nochin zu weiter Ferne oder wird dieses Potential als so klein ein-geschätzt, dass sich eigene finanzielle Aufwendungen nichtlohnen? Gibt es dieses Potential überhaupt?

    Christof Potthof studierte Biologie und Sozialwissenschaften in Osnabrück.Er ist Redakteur beim Gen-ethischen Informationsdienst (GID) und wissen-schaftlicher Mitarbeiter des Gen-ethischen Netzwerks.

    Fußnoten:(1) Auf der Internet-Seite www.genapfel.de sind umfangreiche Informationen

    zu den Pillnitzer Äpfeln zu finden.(2) Siehe zum Beispiel www.biosicherheit.de.(3) Siehe dazu GID 169, April/Mai 2005 den Artikel "Forschungsunsicherhei-

    ten" von Christof Potthof.(4) Siehe dazu auch den Artikel "Globaler Blick auf transgene Bäume" von

    Anne Petermann in diesem Heft.(5) Gentechnik: Bäume nach Maß; im Netz unter:

    www.profil.at/index.html?/articles/0512/560/108274.shtml.(6) Risikoaspekte der Gentechnik bei Gehölzen; im Netz unter: www.biosi-

    cherheit.de/features/printversion.php?id=98.(7) Auf der Internetseite des Projektes (www.umwelt.schleswig-

    holstein.de/servlet/is/21838) finden sich eine Reihe von Powerpoint-Prä-sentationen, die im vergangenen Jahr auf der Abschlussveranstalung desProjektes gezeigt wurden; zuletzt abgerufen Anfang August 2005. Derschriftliche Abschlussbericht soll, nach Angaben aus dem Bundesamt fürNaturschutz, in den nächsten Wochen veröffentlicht werden.

    (8) "Confinements" werden die Systeme genannt, die die Verbreitung derGenkonstrukte durch horizontalen Gentransfer gewährleisten sollen(confinement [engl.] = Beschränkung, Einsperrung). Die Systeme, die mitder Biologie des (neuen) Organismus für die Beschränkung sorgen, zumBeispiel durch die Sterilität von Pollen oder Samen, werden konsequen-terweise "bioconfinements" genannt. Andere confinement-Systemekönnen zum Beispiel physikalischer Natur sein, wie Zäune Mauern oderähnliches.

    (9) Verbundprojekt "Grundlagen für die Risikobewertung transgener Gehöl-ze", dazu Literaturstudie zur Stabilität transgen-vermittelter Merkmalein gentechnisch veränderten Pflanzen mit dem Schwerpunkt transgeneGehölzarten und Stabilitätsgene; erschienen als laufende Nummer 53/02in der Reihe UBA-Texte des Umweltbundesamtes Berlin (jetzt Dessau).

    Schwerpunkt: Gehölze

    Deutschland

    Ein Freisetzungsversuch mit gentechnisch veränderten Weinreben ist in diesem Frühjahr aufgegeben worden. Anbauorte waren Siebel-dingen in der Pfalz und in Würzburg in Franken. Foto: Bilderbox

  • Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.200514

    Gehölze Schwerpunkt

    Übersicht

    Gentechnisch veränderte Gehölze, ihre Eigenschaften und Freisetzungen

    Die hier vorliegende Zusammenstellung bezieht sich, soweit nicht anders erwähnt, auf erzielteForschungs- und Entwicklungsergebnisse und vollzogene Freisetzungen. (Die sehr heterogeneDatenlage spiegelt sich in einer entsprechenden Darstellung wieder.)

    A. Forstgehölze

    gentechnisch veränderer (gv) Amerikanischer AmberbaumUSA: Erhöhte Herbizidresistenz sowie Virenresistenz und Holzqualität. Freisetzungen in den Jahren 1998-2006* (1)

    gv-Amerikanische UlmeUSA: Verbesserte Pilzresistenz. Freisetzungen in den Jahren 2004-2010* (1)

    gv-BirkeFinnland: Veränderungen bei Blütezeit, Markergen-System, Schädlingsresistenz. Freisetzungen in den Jahren 2005-2008* (2)

    gv-EukalyptusBrasilien: Aracruz Cellulose, weltweit größter Hersteller gebleichter Zellulose aus Eukalyptusbäumen, Forschung hin-sichtlich schnellerem Wachstum und höherem ZellulosegehaltBrasilien: seit 1995 entwickelt der US-Konzern Monsanto herbizid-resistenten gv-EukalyptusJapan: Entwicklung für Wuchs auf sauren Böden durch Oji PaperNeuseeland: Die Firma "Horizon2" forscht an Eukalyptus und Radiatakiefer (siehe unten), (veringerter Ligningehalt,erhöhter Zellulosegehalt, schnelleres Wachstum, Insektenresisistenz, Stresstoleranz, verändertes Blühverhalten) USA: verbesserte Kältetoleranz, Markergen-Systeme und erhöhtes Wachstum sowie Fruchtqualität. Freisetzungen inden Jahren 2004-2009* (1)Die britische Firma "Shell" investierte in gv-Baum Forschung und führt 1998 Freisetzungen in Uruguay, Chile und Groß-britannien durch; Forschung später von Shell eingestellt (3)

    gv-FichteSteigerung des Ertrages an Holzmasse, Verbesserung der Holzqualität, Erhöhung der Resistenz gegen Emmissionen,sauren Regen, Bodenschadstoffe, Trockenheit, Schnee und Eis, Frost, sowie Pilz- und InsektenresistenzFinnland: Freisetzungsversuche (Markergen-Systeme) (4)USA: Freisetzungsversuche für erhöhte Insektenresistenz, seit 1993 (1)Neuseeland: staatlich finanzierte Forschung und Freisetzung herbizidresistenter Fichte durch Forest Research (3)USA: Freisetzungsversuche für erhöhte Insektenresistenz bereits 1993 (1)

    gv-KieferPilzresistenz (Schüttepilz), Qualitäts-Steigerung, Erhöhung der Masse, Zellulose- und Ligningehalt, Faserlänge sowieder Gehalt und die Zähflüssigkeit des HarzesFinnland: Markergen-Systeme (Freisetzungsversuche) (4)Chile: Die Firma GenFor plant den kommerziellen Anbau seiner Bt-Radiatakiefer in 2008; Schädling: European shoot-tip moth (Agonopterix ulicitella); Radiatakiefern = 80% der chilenischen BaumplantagenNeuseeland: Horizon2 forscht an Eukalyptus und Radiatakiefer (verringerter Ligningehalt, erhöhter Zellulosegehalt,schnelleres Wachstum, Insektenresisistenz, verbesserte Toleranz gegen Stress, verändertes Blühverhalten) Neuseeland: Bt-Radiatakiefer, Freisetzung herbizidresistenter Kiefer durch Forest Research (3)USA: Freisetzungen in den Jahren 1999-2008* für Markergen-Systeme und verbesserte Holzqualität, im Zeitraum zwi-schen 2002-2007* auch bei der Außergewöhnlichen gv-Kiefer (Radiata pine)

    gv-Europäische LärcheSteigerung der Wuchsleistung bei gleichzeitiger Geradschaftigkeit, Verbesserung der Holzqualität, Verbesserung der To-leranz gegen Emmisionen (4)

    gv-PappelSteigerung der Wuchsleistung, Verkürzung der Umtriebszeit, Erhöhung der Holzdichte, Steigerung des Zellulose- undVerringerung des Ligningehaltes, Faserlänge, Reistenz gegen Herbizide (Glyphosat), Insekten, Pilze und Bakterien(Weichfäule), Frosttoleranz, männliche und weibliche Sterilität, LigninbiosyntheseFreisetzungen in den USA, Frankreich, Großbritannien, Belgien (erstmals 1988), Norwegen, Schweden, Deutschland(1996), Spanien, Kanada, China (erstmals 1994) (4)

  • Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 15

    Schwerpunkt: Gehölze

    Übersicht

    China: Forstakademie in Bejing forscht seit den späten 80er Jahren an gv-Pappeln, kommerzieller Anbau auf mehr alseiner Millionen Hektar, insekten-resistente Arten (Stand 2004)USA: Quecksilber-fixierende Arten mit Genen eines Coli-Bakteriums, in 2003 eine Freisetzung mit 60 Bäumen, Ziel:verseuchte Böden alter Industrieanlagen zu reinigen, Oak Ridge National Laboratory forscht an Pappeln, die ver-stärkt Kohlenstoff speichern, Forscher der North Carolina State University entwickelten Zitterpappel (Espe) mit um50 Prozent reduziertem Lignin-Gehalt und erhöhtem Zelluslose-Ertrag und schnellerem Wachstum (im Vergleich zukonventionellen Zitterpappeln) (3)Deutschland: Freisetzungen zur Bioremediation (Bodensanierung mit Pflanzen) in den Jahren 2003-2005.Frankreich: Qualitäts- und Quantitätssteigerung. Freisetzungen in den Jahren 2003-2006*Schweden: Bäume mit Antibiotika-Resistenz-Markergenen, Freisetzungen in den Jahren 2004-2008* (2)USA: erhöhte Bakterien-, Pilz-, Viren- und Insektenresistenz, sowie erhöhte Herbizidtoleranz und Test von Markerge-nen. Freisetzungen in den Jahren 1997-2006*, im Zeitraum zwischen 1999 und 2005 auch mit gv-östlicher Pappel (1)

    gv-TollkirscheUSA: Freisetzungen in den Jahren 1998 und 2000 für verbesserte Insektenresistenz (1)

    gv-UlmeSchottland: mit Resistenz gegen Ulmensterben (Dutch elm disease) (3)

    B. Obstgehölze

    gv-ApfelErste Freisetzug 1989, in Gewächshaus- und Feldversuchen getestet auf: verlängerte Lagerfähigkeit, Resistenz gegenFeuerbrand, Insekten- und Herbizidresistenz, sowie Verbesserung der Stecklingsbewurzelung (5), zahlreiche Freiset-zungen in den USA, weitere in Großbritannien, Neuseeland, Schweden und den Niederlanden (4)USA: verbesserte Produktqualität und erhöhter Zuckergehalt sowie veränderte Blütezeit, Fäuleresistenz sowie Bakte-rien-, Pilz- und Insektenresistenz. Freisetzungen in den Jahren 1998-2010* (1)Europa: erste Freisetzung 1991 (6)Belgien: verbesserte Blütezeit, Selbstbefruchtung sowie Produktqualität, Steigerung der Fruchtmenge, des Ertrages undder Fruchtqualität, Freisetzungen in den Jahren 2003-2006*Deutschland: Pilz- und Bakterienresistenz, Freisetzungen derzeit gestopptNiederlande: Verbesserte Blütezeit sowie Pilzresistenz. Freisetzungen in den Jahren 2003-2008*Schweden: Verbesserte Wachstums- und Fruchteigenschaften und Blühverhalten, Freisetzungen zusammen mit gv-Birnbäumen 2004 (2)

    gv-Aprikose1999 befanden sich transgene Aprikosenbäume mit Resistenzgenen gegen den Parapocken-Virus (PPV) seit drei Jah-ren im Gewächshausversuch. Freisetzungen waren in Österreich vorgesehen (4)

    gv-BirneVerbesserung der Bewurzelungsfähigkeit durch agrobakterium-vermittelten Gentransfer, Resistenz gegen Herbizide(Basta) und Feuerbrand (bakterieller Erreger) (5)Schweden: Verbesserte Wachstums-, Blüh- und Fruchteigenschaften sowie Fruchtqualität. Freisetzungen zusammenmit gv-Apfelbäumen 2004 (2)USA: Erhöhte Bakterienresistenz und verbesserte Fruchtqualität im Feldanbau. Freisetzungen in den Jahren 1999-2002,Freisetzungsversuche in den Jahren 1991/1992 mit gentechnisch veränderter Kahlen-Felsenbirne (Amelanchier laevis)für erhöhte Insekten-Resistenz (1)

    gv-BlaubeereUSA: Freisetzungen in den Jahren 2005/2006* mit Herbizidtoleranz (1)

    gv-(Ess-)KastanieUSA: Forschung an gv Amerikanischer Esskastanie (American Chestnut) mit Resistenz gegen Kastanien-Mehltau-Pilz(8), Freisetzungen 2003-2005, erhöhte Pilzresistenz (1)

    gv-Pampelmuse (= Grapefruit)USA: Erhöhte Insektenresistenz, Bakterien-und Virenresistenz sowie Entwicklung von Markergen-Systemen, Freiset-zungen 1999-2007* (1)

    gv-PapayaUSA: Erste Freisetzung 1991 (6), Freisetzungsversuche zur Untersuchung von Reifeverzögerung, verschobener Blüte-zeit, reduzierter Ethylensynthese, erhöhter Zuckeralkohol-Konzentration, Krankheits- und Insektenresistenz (8)

  • Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.200516

    Gehölze Schwerpunkt

    Übersicht

    Erhöhte Viren-, Pilz- und Insektenresistenz sowie verbesserte Fruchtqualität. Freisetzungen in den Jahren 1998-2005(1), (Hawaii:) kommerzieller Anbau virusresistenter Papayasorten (5)Phillippinen: Entwicklung virusresistenter Papaya seit 1999; Freisetzungsversuche für Anfang 2005 geplant (5)In beiden Ländern handelt es sich um eine Resistenz gegen den Papaya Ringspot Virus (PRSV) (5)

    gv-PfirsichTransformation mit Marker- und Reportergenen, Beeinflussung der Fruchtreifung und des Weichwerdens der Früchtemit Antisense-Konstrukten (5), bislang aber keine Freisetzungsversuche (4)

    gv-PflaumeVirusresistenz, insebesondere gegen Sharka (PPV), steht im Vodergrund (4)Italien: Freisetzungsversuche in seit Anfang der 1990erJahre (4),Spanien: Virenresistenz. Freisetzungen in den Jahren 2005-2010* (2)- USA: Erhöhte Viren- und Pilzresistenz sowie verbesserte Fruchtqualität, Freisetzungen in den Jahren 2000-2009* (1),auch beim gv-Dattelpflaumbaum (persimmon) erhöhte Insekten- und Pilzresistenz sowie Entwicklung von Markergen-Systemen. Freisetzungen in den Jahren 1999-2009* (1), auch mit reduzierter Ethylenproduktion, im Freiland getestetwurden im Weiteren: veränderte Morphologie, neue Markergen-Systeme (7)

    gv-WalnussVon 1990 bis 1998 wurden in den USA von der University of California insgesamt 11 Freisetzungsversuche zu Insekten-und Virusresistenz, verändertem Blühverhalten, bakterielle Resistenz (Walnussbrand), Nematodenresistenz sowie ver-besserter Stecklingsbewurzelung durchgeführt (5), weitere Freisetzungen in den USA zwischen 1997-2006* für verbes-serte Bakterien- und Insektenresistenz (1)

    gv-WeinZiele der genetischen Veränderung bestehen in der Schaffung neuer Edelsorten sowie reblaus- und pilzreistenten Un-terlagen. Die Weinrebe ist besonders anfällig für Pilzkrankheiten wie Mehltau und Roter Brenner (5), zahlreiche Frei-setzungen in den USA (Markergen-Systeme, Nematoden-, Insekten-, Virus- und Pilzresistenz, sowie bakterielle Resi-stenz), Kanada (abiotische Stresstoleranz, selektive Marker), Frankreich (Virusresistenz), Italien und Deutschland (Pilz-resistenz) (5)USA: Erhöhte Mehltau- und Insektenresistenz sowie Bakterien-und Virenresistenz, Entwicklung von Markergen-Sy-stemen und verbesserte Fruchtqualität. Freisetzungen in den Jahren 1996-2014* (1)Frankreich: Virenresistenz und Markergen-Systemen. Freisetzungen in den Jahren 2004-2008 geplant (2) Status aber un-klar, in einigen Fällen Gene für Herbizidresistenz übertragen (4)

    gv-Zitronen (auch Limette)Italien: erhöhte Pilzresistenz in Zitronen. Freisetzungen in den Jahren 2005-2015* (2)USA: Freisetzungen in den Jahren 2001-2007* mit erhöhter Bakterienresistenz (1), Freisetzungsversuche 2004 für ver-besserte Virenresistenz bei gv-Limette (1)

    Weitere Freisetzungsversuche mit folgenden gv-Obstgehölzen: Preiselbeere, Avocado, Dattel (4) und Orange, Kiwi, Holz-apfel, Olive (7), Kaffee (6) und Kakao (2)

    C. ZiergehölzeFreisetzungen von Rosen mit gentechnisch veränderter Blütenfarbe fanden in Australien statt (4). Publikationen zurTransformation von Ziergehölzen sind außerdem erschienen zu: Sesbanie (Sesbania punicea), Hibiskus, Kalmia,Kaktus (Gattung Opuntia)

    * voraussichtliches Ende der Freisetzungen (stg/ben)

    Fußnoten:(1) US-Datenbank Freisetzungen gentechnisch veränderter Organismen, im Netz unter: www.isb.vt.edu/CFDOCS/fieldtests1.cfm2) EU-Datenbank des Gemeinsamen Forschungs-Zentrums der Europäischen Komission (entsprechend der Richtlinie 2001/18/EC des Europäischen Parla-

    ments und des Rates zur Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen, im Netz unter: http://gmoinfo.jrc.it/gmp_browse_geninf.asp)(3) Chris Lang, Genetically Modified Trees - The ultimate threat to forests. Bericht für Friends of the Earth International und The World Rainforest Move-

    ment 2004, im Netz unter: www.wrm.org.uy oder www.foe.org.(4) Freisetzung transgener Gehölze und Grundlagen für Confinements, Kurt Zoglauer und Claudia Aurich. erschienen als die Nummer 31/00 der Reihe Tex-

    te des Umweltbundesamtes, Berlin (jetzt: Dessau). Zusammenfassung im Netz unter: www.umweltbundesamt.org/fpdf-k/1843.pdf.(5) International Service for the Acquisition of Agri-Biotech Applications, www.isaaa.org.(6) GM technology in the forest sector - A scoping study for WWF; Rachel Asante Owusu, November 1999.(7) Designer Forests - The Development of GM Trees. GeneWatch UK, Briefing No. 16, September 2001. Im Netz unter: www.genewatch.org/CropsAnd-

    Food/briefs.htm#Brief16.(8) Biological Confinement of Genetically Engineered Organisms, Committee on the Biological Confinement of Genetically Engineered Organisms, Natio-

    nal Research Council, 2004, im Netz unter: www.nap.edu/books/0309090857/html.

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