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Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 16 Übergewicht und Adipositas © Robert Koch-Institut ISBN 3-89606-144-5 ISSN 1437-5478 ROBERT KOCH INSTITUT Statistisches Bundesamt Der prozentuale Anteil übergewichtiger und adipöser Menschen in der Bevölkerung der west- lichen Industrieländer nimmt seit einigen Jahr- zehnten stetig zu. Dies gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche. In Deutschland sind ca. zwei Drittel der männ- lichen Bevölkerung und ca. die Hälfte der weib- lichen Bevölkerung übergewichtig oder adipös. Der Anteil adipöser Kinder und Jugendlicher liegt bei ca. sieben Prozent. Übergewicht und Adipositas werden in Zusammenhang mit dem deutlichen Anstieg verschiedener Folgeerkrankungen wie z.B. Bluthochdruck, koronare Herzerkrankung, Typ 2-Diabetes und orthopädische Erkrankungen gebracht. Bei der Gewichtsreduktion stehen lang- fristige Strategien im Mittelpunkt: Veränderung der Ernährung und Steigerung des Bewegungs- verhaltens, was durch begleitende verhaltens- therapeutische Maßnahmen unterstützt werden sollte. Da die Erfolge gewichtsreduzierender Maßnahmen begrenzt sind, kommt der Primär- prävention eine hohe Bedeutung zu, z.B. die früh- zeitige Anleitung zu einer ausgewogenen Ernährung und zu sinnvollem Bewegungs- und Freizeitverhalten sowie zu einem positiven Körper- bild. Hier haben die Schulen und andere Sozialisationseinrichtungen wichtige Funktionen, indem Ernährung im Unterricht behandelt und auch über gemeinsame Mahlzeiten Modell- lerneffekte und Motivation gefördert werden.

Übergewicht und Adipositas · 2016-06-10 · Quelle: Robert Koch-Institut, BGS98 18–19 10 20 30 40 50 60 70 20–29 30–39 40–49 50–59 60–69 70–79 Prozent Übergewicht

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  • Gesundheitsberichterstattung des BundesHeft 16

    Übergewicht und Adipositas

    © Robert Koch-Institut

    ISBN 3-89606-144-5ISSN 1437-5478

    R O B E R T K O C H I N S T I T U TStat is t isches Bundesamt

    Der prozentuale Anteil übergewichtiger und adipöser Menschen in der Bevölkerung der west-lichen Industrieländer nimmt seit einigen Jahr-zehnten stetig zu. Dies gilt sowohl für Erwachseneals auch für Kinder und Jugendliche. In Deutschland sind ca. zwei Drittel der männ-lichen Bevölkerung und ca. die Hälfte der weib-lichen Bevölkerung übergewichtig oder adipös. Der Anteil adipöser Kinder und Jugendlicher liegtbei ca. sieben Prozent. Übergewicht und Adipositaswerden in Zusammenhang mit dem deutlichenAnstieg verschiedener Folgeerkrankungen wie z.B. Bluthochdruck, koronare Herzerkrankung, Typ 2-Diabetes und orthopädische Erkrankungengebracht. Bei der Gewichtsreduktion stehen lang-fristige Strategien im Mittelpunkt: Veränderung der Ernährung und Steigerung des Bewegungs-verhaltens, was durch begleitende verhaltens-therapeutische Maßnahmen unterstützt werdensollte. Da die Erfolge gewichtsreduzierender Maßnahmen begrenzt sind, kommt der Primär-prävention eine hohe Bedeutung zu, z.B. die früh-zeitige Anleitung zu einer ausgewogenenErnährung und zu sinnvollem Bewegungs- undFreizeitverhalten sowie zu einem positiven Körper-bild. Hier haben die Schulen und andereSozialisationseinrichtungen wichtige Funktionen,indem Ernährung im Unterricht behandelt undauch über gemeinsame Mahlzeiten Modell-lerneffekte und Motivation gefördert werden.

  • Gesundheitsberichterstattung des BundesHeft 16

    Übergewicht und Adipositas

    Autorin und Autor: Andrea Benecke und Heiner Vogel

    Herausgeber: Robert Koch-Institut

  • Die Gesundheitsberichterstattung des Bundes(GBE) liefert daten- und indikatorengestützte Beschreibungen und Analysen zu allen Bereichendes Gesundheitswesens.

    Als dynamisches und in ständiger Aktualisierungbegriffenes System bietet die Gesundheitsbericht-erstattung des Bundes die Informationen zu denThemenfeldern in Form sich ergänzender und auf-einander beziehender Produkte an:

    Ω Themenhefte der Gesundheitsberichterstattungdes Bundes Ω In den Themenheften werden spezifische

    Informationen zum Gesundheitszustand derBevölkerung und zum Gesundheitssystemhandlungsorientiert und übersichtlich prä-sentiert. Jedes Themenheft lässt sich einemder GBE-Themenfelder zuordnen; der innereAufbau folgt ebenfalls der Struktur der The-menfelder. Somit bieten die Themenfelder der GBE sowohl den Rahmen als auch die Gliederung für die Einzelhefte. Inhaltlich zusammengehörende Themen können ge-

    Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 3

    Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens

    Gesundheits-probleme,

    Krankheiten

    Ausgaben,Kosten und

    Finanzierung

    Gesundheits-verhalten und -gefährdungen

    Ressourcen derGesundheits-versorgung

    Gesundheitliche Lage

    Leistungen und Inanspruchnahme

    Gesundheitsberichterstattung des Bundes

    bündelt und gemeinsam herausgegeben werden. Die fortlaufende Erscheinungsweisegewährleistet Aktualität. Die Autorinnen und Autoren sind ausgewiesene Expertinnenund Experten aus dem jeweiligen Bereich.www.rki.de/GBE/GBE.HTM

    Ω Informationssystem der Gesundheitsbericht-erstattung des BundesΩ Das Informationssystem der Gesundheits-

    berichterstattung des Bundes liefert als On-line-Datenbank schnell, kompakt und trans-parent gesundheitsrelevante Informationenzu allen Themenfeldern der Gesundheits-berichterstattung. Die Informationen wer-den in Form von individuell gestaltbaren Tabellen, übersichtlichen Grafiken, verständ-lichen Texten und präzisen Definitionen be-reitgestellt und können heruntergeladenwerden. Das System wird ständig ausgebaut.Derzeit sind aktuelle Informationen ausüber 100 Datenquellen abrufbar. Zusätzlichkönnen über dieses System die GBE-The-menhefte und die Inhalte aus dem Gesund-heitsbericht für Deutschland (Hrsg. Statisti-sches Bundesamt, Stuttgart, 1998) abgerufenwerden.www.gbe-bund.de

    Ω SchwerpunktberichteΩ In den Schwerpunktberichten werden spe-

    zielle Themen der Gesundheit und des Ge-sundheitssystems detailliert und umfassendbeschrieben.

    Die Aussagen der Gesundheitsberichterstattungdes Bundes beziehen sich auf die nationale,bundesweite Ebene und haben eine Referenz-funktion für die Gesundheitsberichterstattung derLänder. Auf diese Weise stellt die GBE des Bundeseine fachliche Grundlage für politische Entschei-dungen bereit und bietet allen Interessierten einedatengestützte Informationsgrundlage. Darüberhinaus dient sie der Erfolgskontrolle durchge-führter Maßnahmen und trägt zur Entwicklungund Evaluierung von Gesundheitszielen bei.

    http://www.rki.de/GBE/GBE.HTMhttp:// www.gbe-bund.de

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 5Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 164

    Bislang sind folgende Themenhefte der GBE erschienen:

    Heft 1 »Schutzimpfungen«Heft 2 »Sterbebegleitung«Heft 3 »Gesundheitsprobleme bei Fernreisen«Heft 4 »Armut bei Kindern und Jugendlichen«Heft 5 »Medizinische Behandlungsfehler«Heft 6 »Lebensmittelbedingte Erkrankungen«Heft 7 »Chronische Schmerzen«Heft 8 »Nosokomiale Infektionen«Heft 9 »Inanspruchnahme alternativer Metho-

    den in der Medizin«Heft 10 »Gesundheit im Alter«Heft 11 »Schuppenflechte«Heft 12 »Dekubitus«Heft 13 »Arbeitslosigkeit und Gesundheit«Heft 14 »Gesundheit alleinerziehender Mütter

    und Väter«Heft 15 »Hepatitis C«

    Adressen:

    Robert Koch-InstitutGesundheitsberichterstattungPostfach 65026113302 BerlinTel.: 018 88.754–34 00Fax: 018 88. 754–35 [email protected]/GBE/GBE.HTM

    Statistisches BundesamtZweigstelle BonnInformations- und Dokumentationszentrum GesundheitsdatenGraurheindorfer Straße 19853117 BonnTel.: 018 88. 644–8121Fax: 018 88. 644–[email protected]

    Der Leser- und Nutzerkreis der GBE-Produk-te ist breit gefächert: Angesprochen sind Gesund-heitspolitikerinnen und -politiker, Expertinnenund Experten in wissenschaftlichen Forschungs-einrichtungen und die Fachöffentlichkeit. Zur Zielgruppe gehören auch Bürgerinnen und Bür-ger, Patientinnen und Patienten, Verbrauche-rinnen und Verbraucher und ihre jeweiligen Ver-bände.

    Das vorliegende Heft 16 der Gesundheits-berichterstattung des Bundes »Übergewicht undAdipositas« lässt sich folgendermaßen in das Gesamtspektrum der Themenfelder einordnen:

    Übergewichtund

    Adipositas

    Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens

    Gesundheits-probleme,

    Krankheiten

    Ausgaben,Kosten und

    Finanzierung

    Gesundheits-verhalten und -gefährdungen

    Ressourcen derGesundheits-versorgung

    Gesundheitliche Lage

    Leistungen und Inanspruchnahme

    http://www.gbe-bund.dehttp://www.rki.de/GBE/GBE.HTMmailto:[email protected]:[email protected]

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 7

    Übergewicht und Adipositas

    In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl vonübergewichtigen und adipösen Menschen in denwestlichen Industrienationen stetig zugenommen.Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Eshat sich im Gegenteil gezeigt, dass Übergewichts-probleme in den Staaten und Regionen zu-nehmen, in denen sich der westliche Lebensstil(hochkalorische Nahrung, Nahrungsmittelüber-fluss, wenig Bewegung) etabliert. Daneben ist zubeobachten, dass immer mehr Kinder und Ju-gendliche übergewichtig bzw. adipös sind.

    Übergewicht an sich ist zunächst nicht alsKrankheit anzusehen. Wenn es jedoch ein be-stimmtes Maß überschreitet, wird es als Adipo-sitas bezeichnet und als Krankheit eingestuft(WHO, 1997). Krankheitswertig wird Übergewichtab einem bestimmten Ausmaß insofern, als dass es dann, je nach Fettverteilung, ein deutlicherhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen nach sich zieht. Vor allem wegen dieser Folge- bzw.Begleiterkrankungen, wie z. B. Typ 2-Diabetes,Herz-Kreislauferkrankungen sowie Gelenk- und Rückenbeschwerden, um nur einige zu nennen, sind Übergewicht und Adipositas von gesund-heitspolitischer Bedeutung.

    Die Therapie der Adipositas gestaltet sichschwierig, zum einen setzen genetische Disposi-tionen manchem Therapieziel Grenzen, zum an-deren muss die Therapie langfristig auf eine Lebensstiländerung zielen, was die Betroffenenhäufig überfordert. Als Konsens gilt, dass Adipo-sitas eine chronische Erkrankung ist, die durchGesundheitsförderung und Prävention möglichstzu vermeiden ist, und, wenn sie auftritt, einer lang-fristigen Therapie bedarf.

    Erscheinungsformen und Mess-methoden

    Unter Übergewicht versteht man eine Erhöhungdes Körpergewichts durch eine über das Normal-maß hinausgehende Vermehrung des Körperfett-anteils. Man kann zwischen primärem und se-kundärem Übergewicht unterscheiden [1]: ein

    primäres Übergewicht entsteht durch eine erhöh-te Energiezufuhr, die einhergeht mit einem relativ geringeren Energieverbrauch. Ursache fürÜbergewicht ist in der Regel ein gesteigerter Kalorienkonsum mit hohem Fettanteil. Die sekun-däre Adipositas wird als angeborener oder erwor-bener Hormondefekt beschrieben, der jedoch sehrselten auftritt, z.B. beim Prader-Willi-, Bardet-Biedl-Ahlstrom- und Cohen-Syndrom.

    Das Risiko für Folge- bzw. Begleiterkrankun-gen wird durch das Fettverteilungsmuster beein-flusst. Es werden zwei Typen unterschieden:

    Ω der androide Typ, der durch eine zentrale(stammbezogene) Fettverteilung gekennzeich-net ist. Als Maß dient das Verhältnis vom Taillen- zum Hüftumfang (Waist-to-hip-ratio,WHR). Wegen der Art der Fettverteilung wirddiese Form auch »Apfelform« genannt.

    Ω der gynoide Typ, der durch eine periphere Fettverteilung gekennzeichnet ist (so genannte»Birnenform«).

    Übergewicht kann durch verschiedene Messme-thoden bestimmt werden. Nachdem über längereZeit der Broca-Index üblich war (Normalgewicht in kg =Größe in cm minus 100), hat sich inzwi-schen der Body-Mass-Index (BMI) internationaletabliert, da er leicht und exakt zu bestimmen istund bei sehr großen bzw. sehr kleinen Menschengenauer mit der Gesamtfettmenge übereinstimmtals der Broca-Index. Der BMI ist definiert als dasKörpergewicht (in Kilogramm) dividiert durch dasQuadrat der Körpergröße (in Meter):

    BMI = Gewicht (kg) Größe (m)2

    Der BMI ist sowohl für Erwachsene als auch fürKinder gebräuchlich. Der BMI korreliert mit derFettmasse zu 95 % und gilt als das beste indirekteMaß für die Körperfettmasse. Allerdings wird erdurch den Körperbau und die Muskelmasse be-einflusst, d. h. er misst nicht direkt den Fettanteil,sodass Personen mit einer großen Muskelmassenach dieser Formel als übergewichtig gelten kön-

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 9Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 168

    durch alters- und geschlechtsspezifische Perzen-tile (prozentuale Anteile der Altersgruppe mit einem BMI unterhalb des entsprechenden Wer-tes) eine Einstufung der individuellen BMI-Wer-te erlauben. Im Kindes- und Jugendalter sollte die Feststellung von Übergewicht und Adipositasdeshalb anhand geschlechtsspezifischer Alters-perzentile erfolgen (Abbildung 1). Anhand derstatistischen Verteilung der Referenzwerte kön-nen das Überschreiten des 90. Perzentils und des 97. Perzentils im Sinne eines Übergewichtesals »auffällig« bzw. »sehr auffällig« bezeichnetwerden [4].

    Übergewicht und Adipositas sind bei Kindernund Jugendlichen besonders problematisch, weilman davon ausgeht, dass in der Kindheit ange-legtes Übergewicht in vielen Fällen zu Gewichts-problemen im Erwachsenenalter führt und zudemeinen – vom Übergewicht im Erwachsenenalterunabhängigen – Risikofaktor für Morbidität undMortalität darstellt.

    Verbreitung

    Aus den Ergebnissen des Mikrozensus 1999 unddes Bundes-Gesundheitssurveys 1998 (BGS 98)geht hervor, dass Übergewicht in der bundesdeut-schen erwachsenen Bevölkerung stark verbreitet ist.

    Es zeigt sich, dass nur etwa ein Drittel dermännlichen Bevölkerung als normalgewichtig zuklassifizieren ist, bei den Frauen ist es etwas we-niger als die Hälfte. Über die Hälfte der Bevölke-rung ist mindestens übergewichtig, ca. 20 % sindals adipös zu bezeichnen [6].

    Betrachtet man die Verbreitung von Überge-wicht und Adipositas in den Altersgruppen, dannfindet sich bei Männern in allen Altersgruppen eindeutlich größerer Anteil von Übergewichtigen alsbei Frauen (Abbildung 2). Im Alter von 30 bis un-ter 60 Jahren ist Adipositas bei Frauen und Män-nern etwa gleich häufig, bei den über 60-Jährigenist Adipositas bei Frauen häufiger.

    Abbildung 2Anteil der Männer und Frauen mit Übergewicht bzw. Adipositas in der jeweiligen AltersgruppeAngaben in Prozent der BevölkerungQuelle: Robert Koch-Institut, BGS98

    18–19

    10

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    Prozent

    Übergewicht Adipositas

    80

    Altersgruppe

    18–19 20–29 30–39 40–49 50–59 60–69 70–79

    Männer Frauen

    nen. Aus diesem Grund ist der BMI als einzigesKriterium für Übergewicht und Adipositas nur be-grenzt aussagefähig.

    Es gibt darüber hinaus Messmethoden für denKörperfettanteil, die aber aus unterschiedlichenGründen weniger gebräuchlich sind (siehe Über-sicht in [1]). Eine neue Methode zur Bestimmungeines Schätzwertes für den Körperfettanteil ist diebioelektrische Impedanzanalyse (BIA). Sie ist je-doch nicht geeignet bei extrem adipösen Men-schen und zur Messung kurzfristiger Verände-rungen und sie ist sehr störanfällig durch dieAbhängigkeit vom Hydrationszustand der Unter-suchten. Auch die Messung der Hautfaltendickekann zur Schätzung des Körperfettanteils benutzt

    werden, eine Methode, die allerdings recht unge-nau und schlecht reproduzierbar ist. Weitere Me-thoden, die aber kaum oder nicht angewandt wer-den, sind das vollständige Wiegen unter Wasser(Densiometrie; gilt zwar als Goldstandard, ist abersehr umständlich) oder Computer- und Kernspin-tomographie (hohe Strahlenbelastung, hohe Kos-ten und sehr aufwändig).

    Zur Bestimmung des Ausmaßes des Überge-wichts bzw. der Adipositas gibt es eine auf demBMI beruhende Klassifizierungstabelle der Welt-gesundheitsorganisation (WHO)[2], (Tabelle 1).

    Auch für das Taille-Hüft-Verhältnis liegenGrenzwerte vor. Bei Männern sollte die WHR klei-ner als 1, bei Frauen kleiner als 0,85 sein [1, 3].

    Als guter Richtwert kann auch der Taillen-umfang verwendet werden, der bei Frauen nichtmehr als 88 cm und bei Männern nicht über102 cm betragen sollte.

    Auch bei Kindern und Jugendlichen wird derBMI zur Bestimmung von Übergewicht und Adipositas verwendet. Da bei ihnen der BMI aberstark von den alters- und geschlechtsabhängigenphysiologischen Veränderungen der Körpermas-se beeinflusst wird, ist die für Erwachsene geltende oben genannte Klassifizierung nicht anwendbar. Es wurden deshalb mittels bevölke-rungsbezogener Untersuchungen Referenzwer-te für das Kindes- und Jugendalter ermittelt, die

    Abbildung 190%- und 97%-Perzentile des BMI nach Alter undGeschlechtQuelle: Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter 2001 [5]

    15

    20

    25

    30

    0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

    BMI Alter in Jahren

    Mädchen 90 %

    Mädchen 97 %

    Jungen 90 %

    Jungen 97 %

    Tabelle 1Klassifizierung des Body-Mass-Index Quelle: Richtlinien der WHO (1998), [2]

    Bezeichnung BMI (kg/m2)

    Normalgewicht 18,5–24,9

    Übergewicht 25,0–29,9

    Adipositas Grad I 30,0–34,9

    Adipositas Grad II 35,0–39,9

    extreme Adipositas Grad III ≥ 40

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 11Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 1610

    dass im Jahr 1998 14,2 % der Mädchen als adipöseinzustufen waren, bei den Jungen waren es 11,4%. Unter Mädchen mit einer Herkunft aus nie-drigem Sozialstatus waren 16,1 % adipös, von denMädchen mit hohem Sozialstatus dagegen nur10,4 %. Bei Jungen war der größte Anteil an Adi-pösen mit 12,1 % in der Gruppe mit mittlerem Sozialstatus. Verglichen mit den Schuleingangs-untersuchungen von 1994 fand sich 1998 eine Erhöhung des Anteils adipöser Jungen um 1,3 %und adipöser Mädchen um 0,5 % [9].

    Ergebnisse des Projektes CrescNet aus Leipzig,das Daten von Kindern und Jugendlichen ausKinderarztpraxen sammelt, zeigen für 2000/2001bei 7,5% der Mädchen und 7% der Jungen eine Adi-

    positas (BMI über der 97.Perzentile). Diese Anteilewaren zudem höher als in den Jahren davor [10].

    Die oben genannten Trends finden sich auchin anderen Staaten wie z. B. in den USA [11]. Ingroßen Prävalenzstudien zeigte sich dort, dass1960 30,5 % der Bevölkerung übergewichtig waren und dieser Anteil bis 1994 auf 32 % (24,7%der Frauen und 39,4% der Männer) anstieg. DieAdipositasprävalenz stieg in der gleichen Zeitspan-ne von 15,1% auf 24,9% bei Frauen und von 10,4%auf 19,9 % bei Männern. Insgesamt ist dies ein Anstieg von 12,8% auf 22,5% in der Gesamtbevöl-kerung der USA [12]. Große Unterschiede ergebensich in den USA zwischen einzelnen ethnischenGruppen. Als besorgniserregend wird von den staat-lichen Gesundheitsstellen bewertet, dass immermehr Kinder übergewichtig und adipös sind.

    Im Vergleich der Staaten der europäischenUnion liegt in einer Übersicht von Eurostat für das Jahr 1996 in Deutschland der Bevölkerungs-anteil mit einem BMI≥27 bei Männern rund 3%über dem EU-Durchschnitt, bei Frauen rund 2%darunter.

    Die Verbreitung von Übergewicht und Adi-positas unterscheidet sich in den verschiedenensozialen Schichten (Abbildung 5). Es zeigt sich,dass sowohl Männer als auch Frauen mit Überge-

    Abbildung 4bHäufigkeit von Übergewicht und Adipositas bei erwachsenenFrauen nach Bundesländern, standardisiertAngaben in ProzentQuelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 1999

    Thüringen

    Mecklenburg-Vorp.

    Sachsen-Anhalt

    Sachsen

    Brandenburg

    Rheinland-Pfalz

    Hessen

    Bayern

    Niedersachsen

    Nordrhein-Westfalen

    Baden-Würtemberg

    Saarland

    Bremen

    Berlin

    Schleswig-Holstein

    Hamburg

    10 20 30 40

    Prozent Übergewicht Adipositas

    Abbildung 5Verbreitung von Adipositas bei 18–79-jährigen Frauen undMännern nach sozialer SchichtAngaben in ProzentQuelle: Robert Koch-Institut, BGS98

    5

    10

    15

    20

    25

    30

    Unterschicht Mittelschicht OberschichtProzent Soziale Schicht

    Männer Frauen

    Abbildung 4aHäufigkeit von Übergewicht und Adipositas bei erwachsenenMännern nach Bundesländern, standardisiertAngaben in ProzentQuelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 1999Das durchschnittliche Körpergewicht in der

    Bevölkerung steigt bei Männern und Frauen mitzunehmendem Alter an [7], im hohen Alter ist esdann wieder geringer.

    In den letzten Jahrzehnten stieg der durch-schnittliche BMI in der deutschen Bevölkerungleicht an. Dies geht aus der Deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie (DHP) [8] bzw. demBundes-Gesundheitssurvey [6] hervor. Der mitt-lere BMI nahm in den alten Bundesländern zwi-schen 1985 und 1991 von 26,0 auf 26,4 zu.

    Bei Männern im Alter von 25 bis 69 Jahren istdie Verbreitung von Übergewicht und Adipositaszwischen 1991 und 1998 angestiegen. Die Häufig-keit von Adipositas (BMI≥30) stieg dabei am deut-lichsten, in den alten Bundesländern von 17,4% auf19,4%, in den neuen Bundesländern von 20,6%auf 21,8%. Der Anteil von Frauen (25–69 Jahre) mitAdipositas stieg in den alten Bundesländern von19,6% auf 20,9%, in den neuen Bundesländernsank der Anteil von 25,8% auf 24,2%. Der Anteilvon Adipösen in den neuen Bundesländern ist weiterhin größer als in den alten Bundesländern,der Anteil der Übergewichtigen ist in den neuenBundesländern bei den Frauen etwa 1 % größer, dagegen bei den Männern etwa 3,5% niedriger alsin den alten Bundesländern (Abbildung 3).

    Die Verbreitung von Übergewicht und Adi-positas in den einzelnen Bundesländern ist nach Ergebnissen des Mikrozensus 1999 (Abbil-

    dung 4a, 4b) unterschiedlich. In allen neuenBundesländern waren die Anteile höher als in allen alten Bundesländern. Aber auch zwischenden alten Ländern gibt es erhebliche Unterschiede,die niedrigsten Anteile fanden sich vor allem inden Stadtstaaten.

    In Deutschland sind je nach Definition 10–20 % aller Schulkinder und Jugendlichen alsübergewichtig bzw. adipös einzustufen. Als Maß-stab für Übergewicht und Adipositas wird übli-cherweise der alters- und geschlechtsspezifische90 %- bzw. 97 %-Perzentilwert der Normstich-probe verwendet [4] (siehe Abbildung 1).

    In einer Untersuchung der Einschülerinnenund Einschüler im Land Brandenburg zeigte sich,

    Thüringen

    Sachsen-Anhalt

    Mecklenburg-Vorp.

    Brandenburg

    Sachsen

    Rheinland-Pfalz

    Nordrhein-Westfalen

    Bayern

    Niedersachsen

    Hessen

    Baden-Würtemberg

    Schleswig-Holstein

    Saarland

    Berlin

    Hamburg

    Bremen

    10 20 30 40 50 60

    Prozent Übergewicht Adipositas

    Abbildung 3Verteilung des Body-Mass-Index in der deutschen Bevölke-rung (18–79 Jahre), getrennt nach alten und neuen Bundes-ländern (AL, NL)Angaben in ProzentQuelle: Robert Koch-Institut, BGS98

    FrauenAL

    FrauenNL

    MännerAL

    MännerNL

    Prozent

    BMIv40

    BMI30–39,9

    BMI25–29,9

    BMI

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 13Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 1612

    (d. h. die Menge an Energie, die vom Körper inWärme umgewandelt wird) bestimmt. Kognitiveund sensorische Einflüsse können die Regulationsehr stark beeinflussen, z.B. kann die Attraktivitätder Nahrung zu erhöhter Energieaufnahme überdie Sättigungsregulation hinaus führen [14, 15].

    Ein Teil der aufgenommenen Energie wirdvom Körper für den Erhaltungsstoffwechsel benö-tigt, z. B. für die Funktion der Organe, die Versor-gung der Muskeln oder für die Erhaltung der Kör-perwärme. Dieser Verbrauch wird Grundumsatzgenannt, er ist unabhängig von der Bewegung undist nur durch den Aufbau von Muskelmasse zusteigern [1]. Der Energieverbrauch insgesamt kannvor allem durch körperliche Bewegung gesteigertwerden. Weil bei den meisten Menschen im Alltagkaum noch Bewegung erforderlich ist, ist es umsowichtiger, über regelmäßige körperliche Bewe-gung oder Sport Energie zu verbrauchen, was zu-dem noch viele andere positive Auswirkungen hat(Senkung des Cholesterin- und Blutzuckerspie-gels, Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankun-gen etc.). Diese positiven Auswirkungen machensich in allen BMI-Klassen bemerkbar und sind beiden adipositasbedingten Risikofaktoren ganz be-sonders wichtig [16].

    Die Energiebilanz wird im Wesentlichendurch das Ernährungs- und Bewegungsverhaltenbestimmt. Einerseits wird dem Körper über dieNahrung Energie zugeführt, andererseits wirdEnergie durch jegliche Art von Bewegung ver-braucht. Hohe Energiezufuhr bei geringem Ver-brauch führt dazu, dass überschüssige Energie»aufgeladen« wird, die wiederum in Form von Fett

    abgelagert wird. Wird zu wenig Energie zugeführt(»negative Energiebilanz«), so wird zusätzlicheEnergie benötigt, die durch Abbau der »Fettde-pots« gewonnen wird. Neuere Forschung zeigt,dass auch die Zusammensetzung der Nahrungeine wichtige Rolle spielt. Insbesondere eine zuhohe Fettaufnahme trägt unabhängig von derGesamtenergieaufnahme zur Entstehung vonÜbergewicht und Adipositas bei.

    Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung(DGE) empfiehlt deshalb durchschnittliche Richt-werte für die Zusammensetzung der Nahrung. In Tabelle 2 wird diesen Richtwerten der durch-schnittliche tatsächliche Verzehr in Deutschlandgegenüber gestellt.

    Es wird deutlich, dass gegenwärtig in derdeutschen Bevölkerung im Durchschnitt noch im-mer zuviel Energie über Fette und Eiweiß zuge-führt wird, der Anteil von Kohlehydraten (vor al-lem von Getreideprodukten, Nudeln und Reis) istzu niedrig. Der Anteil der Energieaufnahme durchFett ist aber in den 90er Jahren erheblich gesun-ken, im DHP-Survey/Survey Ost 1991/92 lag derAnteil noch bei durchschnittlich 40 % und war inden neuen Bundesländern wesentlich höher als in den alten.

    Diskutiert wird die Rolle des glykämischen In-dexes der Kohlenhydrate. Dieser ist ein Maß für dieIntensität und das Ausmaß des Glukosespiegel-anstiegs nach der Aufnahme von Kohlenhydratenund abhängig von der Art und Zusammensetzungder Nahrung. Möglicherweise führen Kohlenhy-drate mit hohem glykämischen Index bei Überge-wichtigen und Adipösen wegen der vorhandenen

    Tabelle 2Empfohlener Prozentsatz der verschiedenen Energiequellenim Vergleich zum tatsächlich aufgenommenen Prozentsatznach GeschlechtQuellen: DGE [17] und RKI, Bundes-Gesundheitssurvey/Ernährungssurvey 1998

    Energiequelle Empfehlung der DGE für dieAnteile der Energieaufnahme

    tatsächlicher Anteil an derEnergieaufnahme 1998

    Frauen Männer

    Kohlenhydrate 60 % 49 % 46 %

    Fette 30 % 34 % 33 %

    Proteine 10 % 16 % 16 %

    Alkohol 2 % 5 %

    wicht undAdipositas prozentual häufiger in derUnterschicht zu finden sind. Der sozioökonomi-sche Status ist, besonders bei Frauen, negativ kor-reliert mit der Prävalenz von Übergewicht [13].

    Ursachen, Risiken und Erklärungs-ansätze für Übergewicht und Adipositas

    In der Entwicklungsgeschichte der Menschheit wares für den Homo sapiens von Vorteil, in Zeiten desNahrungsüberflusses schnell Energie (insbeson-dere in Form von Fett) zu speichern. Diese Fett-speicher konnten dann in Zeiten des Nahrungs-mangels wieder aufgebraucht werden. Nebendieser biologisch angelegten Tendenz der Gewichts-stabilisierung und Gewichtszunahme, verfügenMenschen über verschiedene Regulationssysteme,welche darauf ausgerichtet sind, das Körpergewichtüber die Balance zwischen Kalorienaufnahme und Energieverbrauch zu stabilisieren.

    Die Set-Point-Hypothese besagt, dass dasKörpergewicht auf ein bestimmtes Niveau regu-liert wird. Dieses Niveau kann mittel- oder lang-fristig durch verschiedene Faktoren, wie z.B. dieErnährung, die Zusammensetzung und die sen-sorischen Eigenschaften der Nahrung sowie dasAusmaß an Bewegung, beeinflusst werden. Einekurzfristige Veränderung der Ernährung wirddurch Stoffwechselregulationen ausgeglichen,ohne dass sich der Set Point verändert. Erst beilänger dauernder Veränderung der Energiebilanzverschiebt sich allmählich der Set Point, sodasseine neue Stabilität des Gewichts erreicht wird.

    Übergewicht und Adipositas lassen sich imRahmen dieser physiologischen Steuerungsme-chanismen als Abweichung von einem als gesundgeltenden »normalen« Körpergewicht verstehen.Dabei können im Einzelfall sehr verschiedene Faktoren im Rahmen eines komplizierten Zu-sammenspiels eine Rolle spielen: Genetische Be-dingungen, zentrale Steuerungsmechanismen imGehirn und insbesondere Ernährungs- und Bewe-gungsverhalten sowie psychische, soziale und Um-weltfaktoren.

    Aus der genetischen Forschung weiß man,dass der BMI ädipöser Kinder wesentlich enger

    mit dem der biologischen Eltern und Geschwisterassoziiert ist als mit dem der Adoptiveltern. Nachverschiedenen Zwillingsstudien geht man davonaus, dass 60–80 % der BMI-Varianz genetisch be-dingt sind. Auch die individuelle Gewichtszunah-me bei Überernährung bzw. die Gewichtsabnah-me unter Reduktionsdiät werden durch genetischeFaktoren beeinflusst.

    In Tierversuchen konnten ein Gen (»ob«-Gen=obesity-Gen) gefunden werden, dessen Proteine dem Organismus die Menge des ge-speicherten Fetts signalisieren. Das Gen ist im Fettgewebe aktiv. Es kodiert das Hormon Leptin,das in Relation zur Körperfettmasse ausgeschüttetwird. Bei Tieren führt eine fehlende Leptin-Pro-duktion zu einer exzessiven Nahrungsaufnahmeund zu einem unangemessen verringerten Ener-gieverbrauch, was ausgeprägtes Übergewicht undInsulinresistenz zur Folge hat. Beim Menschenhat man mehrere Kandidaten-Gene gefunden,ohne deren Auswirkungen genau einschätzen zukönnen. Es ist wahrscheinlich, dass sie in einerkomplexen Form zusammenwirken. Ein Verlustan Körperfett führt zu einer Abnahme der Lep-tinproduktion und zu einem niedrigeren zirku-lierenden Leptin-Level. Dadurch werden z. B.Hungergefühle bzw. der Appetit verstärkt, jedochder Energieverbrauch, die Reproduktionsfunktionund die Körpertemperatur verringert. Das heißt, es kommt zu einer positiven Energiebilanz. Bei einer Erhöhung des Körperfettanteils wird überden Anstieg des zirkulierenden Leptin-Levels ge-nau der umgekehrte Effekt und eine negative Energiebilanz bewirkt.

    Wahrscheinlich wirken einige Gebiete im Gehirn, speziell im Hypothalamus, ebenfalls aufdie Regulation des Essverhaltens. Im Hypothala-mus befinden sich sowohl das Esszentrum alsauch das Sättigungszentrum. Da Letzteres insu-linempfindlich ist, beeinflussen Blutglukose-Wer-te und der Insulinspiegel das Sättigungszentrum.Auch das Aufblähen des Magens nach dem Essenist ein hemmender Faktor für das Essbedürfnis(Dehnungsreize innerhalb des Magens aktivierenzum Gehirn führende Bahnen des Nervus vagus,die im Hypothalamus das Nahrungsaufnahme-bedürfnis herunterregulieren).

    Der Energieverbrauch wird durch dieStoffwechselrate in Ruhe, durch die Dauer und In-tensität der Bewegung und die Thermogenese

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 15Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 1614

    Sättigungsgefühle, die immer mit zeitlicher Ver-zögerung auftreten, nicht rechtzeitig registriertwerden. Es gibt immer mehr Snack Food, das gerne und häufig in der längeren Freizeit bei ge-sellschaftlichen Kontakten angeboten wird. Gleich-zeitig bieten sich weniger Gelegenheiten im Alltag,die aufgenommene Energie zu verbrauchen. Ar-beitsplätze wurden zunehmend automatisiert. Die meisten Berufstätigen haben eine sitzende Tätigkeit, in der Freizeit wird oft stundenlang (fast bewegungslos) ferngesehen, Haushaltsma-schinen übernehmen auch kleine Anstrengungen,Laufen und Radfahren wird oft durch Autofahrensogar für sehr kurze Wege ersetzt. In der westli-chen Gesellschaft spielt der »sitzende Lebensstil«als ein Hauptumweltfaktor eine große Rolle beider Entstehung und Aufrechterhaltung des Über-gewichts [11, 16].

    Auch verschiedene Medikamente können zueiner Veränderung des physiologischen Gleichge-wichts führen. Hier sind vor allem Hormonprä-parate zu nennen, bzw. Präparate, welche dieHormonproduktion anregen oder reduzieren.Auch viele Psychopharmaka führen zu einer Ge-wichtszunahme.

    Sehr bedenklich ist, dass zunehmend mehrKinder und Jugendliche übergewichtig und adipöswerden, was seine Hauptursachen in zu viel hoch-kalorischer Nahrung, z.B. Fast Food oder Süßig-keiten, und zu wenig Bewegung hat. Die Ände-rung des Freizeitverhaltens weg von sportlichenAktivitäten hin zu stundenlangem Fernsehen undComputerspielen führt früh zu zum Teil massivenGewichtsproblemen, die sich im Erwachsenen-leben fortsetzen können. Schon bei Kindern konn-te ein direkter Zusammenhang zwischen demAusmaß von Adipositas und der Dauer des Fern-sehens nachgewiesen werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Hinweis auf die deutlich erhöhte Morbidität bei Adipositas im jungen Erwachsenenalter, was ein erhöhtes kardio-vaskuläres Risiko nach sich zieht und mitverant-wortlich ist für die Erhöhung der Zahl an jungenTyp 2-Diabetikerinnen und -Diabetikern [18].

    Begleit- und Folgeerkrankungen

    Adipöse Männer und Frauen leiden häufig unterdiversen körperlichen Beschwerden wie Kurzat-migkeit, schneller Ermüdbarkeit, starkem Schwit-zen sowie Wirbelsäulen-, Hüft- und Kniegelenk-schmerzen, die teilweise direkt auf die Adipositaszurückzuführen sind. Daneben treten eine Reiheweiterer Erkrankungen häufig gemeinsam mitAdipositas auf. Auch wenn hier keine einfache ur-sächliche Beziehung anzunehmen ist, weil dieseErkrankungen z.B. auch von Bewegungsmangelund vom Tabakkonsum beeinflusst werden, sogeht man im Rahmen eines multifaktoriellenBedingungsmodells heute doch von einer beson-deren kausalen Bedeutung der Adipositas für dieEntstehung dieser Krankheiten aus. Das Risiko,Folge- und Begleiterkrankungen zu entwickeln,steigt mit zunehmendem BMI.

    Die Fettverteilung spielt besonders bei mäßi-gem Übergewicht, d. h. bei einem BMI zwischen 25 und 30, eine entscheidende Rolle. Bevorzugtbeim androiden (stammbezogenen) Übergewichtbesteht ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Er-krankungen über eine vermehrte Freisetzung vonFettsäuren aus diesen Fettdepots. Eine stammbe-tonte Fettverteilung ist besonders bei Frauen auf-fällig eng mit koronaren Herzkrankheiten und Typ 2-Diabetes assoziiert. Allerdings weisen Män-ner dieses Verteilungsmuster häufiger auf, so dasssie bei gleichem Ausmaß an Übergewicht auchhäufiger von den Komplikationen betroffen sind[8]. Das Quartett aus androidem Fettverteilungs-muster, Bluthochdruck, Hypertriglyzeridämie undGlukoseintoleranz wird als metabolisches Syndrombezeichnet, das sowohl bei Frauen als auch beiMännern in Zusammenhang mit einem erhöh-ten Risiko für koronare Herzkrankheiten und Typ 2-Diabetes steht.

    Nachfolgend werden die häufigsten und wich-tigsten Folgeerkrankungen genannt:

    Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie) ist diehäufigste Begleiterkrankung von Adipositas. Inverschiedenen epidemiologischen Studien zeigtesich eine kontinuierliche Beziehung zwischenBMI und Hypertonieprävalenz, d. h., je höher derBMI, desto häufiger wird ein Bluthochdruck fest-gestellt (z. B. NHANES-II-Studie [19], PROCAM-Studie [20]). Bluthochdruck ist ebenfalls ein Risi-

    erhöhten Insulinresistenz im peripheren Gewebezu einer länger anhaltenden Erhöhung der Insu-linspiegels im Blut, was dann in der Konsequenzwieder zu starken Hungergefühlen und Essatta-cken führen kann. Dieser Zusammenhang mit derEntstehung und Aufrechterhaltung von Überge-wicht und Adipositas ist aber zurzeit nicht ein-deutig nachgewiesen.

    Psychologische Ansätze betonen, dass das Ge-wicht auch abhängig ist von unterschiedlichen Ver-haltensparametern (z. B. dem einmal gelerntenEssverhalten). Sind oder fühlen sich Menschen zudick, kommt es sehr häufig zu unterschiedlichenVersuchen, Gewicht abzunehmen. Daraus erge-ben sich Verhaltensweisen, die typisch für Diätensind, z. B. Präferenz für niedrigkalorische Nah-rung, Ausfallenlassen von Mahlzeiten bzw. Nicht-Essen bei Hunger, Fastentage, Gewichtskontroll-maßnahmen mit Laxantien oder Appetitzüglern.Solche Verhaltensweisen stören wiederum die feinabgestimmte Regulation und können dazu führen,dass die Sensibilität für Appetit- und Hungerge-fühle nachlässt und Kompensationsreaktionen desKörpers einsetzen, wie z. B. Heißhungerattackenbei einseitigen Diäten.

    Auch Erziehungsregeln und -normen (z. B.»man muss den Teller leer essen«) tragen dazubei, die innere Regulation von Nahrungsaufnahmeund -verbrauch zu stören und führen allmählichzu einem außenreizgesteuerten Essverhalten, dasnicht mehr von Gefühlen wie Hunger und Sätti-gung bestimmt wird, sondern wahrgenommenenäußeren Reizen wie dem Nahrungsangebot, derverfügbaren Menge und anderem mehr.

    Depressionen sind häufig eine Begleiter-krankung bei Übergewicht und Adipositas. Seitlangem wird diskutiert, ob eine Depression nichtursächlich für Übergewicht und Adipositas ver-antwortlich sein kann. Bei einer Depression zie-hen sich die Betroffenen zurück, verlieren ur-sprüngliche Interessen und ihren Antrieb, sodass sie sich zu größeren Aktivitäten nicht mehrin der Lage sehen. Manchmal ist dann das Essennoch eines der wenigen Dinge, die angenehmsind. Aufgrund des Antriebsverlustes wird gleich-zeitig aber weniger Energie verbraucht. Inzwi-schen gibt es aber deutliche Hinweise darauf,dass in den meisten Fällen eine Depression eherFolge als Ursache von Übergewicht und Adiposi-tas ist.

    Soziale Einflüsse spielen ebenfalls eine wich-tige Rolle. Obwohl über die letzten Jahrzehnte hin-weg der eindeutige Trend festgestellt wurde, dassdie Menschen in den westlichen Industrieländerndurchschnittlich immer dicker geworden sind,lässt sich gleichzeitig konstatieren, dass der vor-zugsweise in der Werbung dargestellte Idealkörperimmer dünner wurde. Das heißt, dass Schlank-sein und Schlankwerden für Frauen und Männerspätestens seit den 60er Jahren immer stärker zueiner gesellschaftlichen Norm wird, die in Kulturund Werbung transportiert und verstärkt wird. DasImage »der Dicken« hat sich ebenfalls in den letz-ten Jahrzehnten verändert. Während Dicksein inden fünfziger Jahren des letzten Jahrhundertsnoch mit »humorvoll, gemütlich und ausge-glichen« verbunden wurde, assoziiert man es heu-te eher mit Faulheit, Dummheit und Willens-schwäche. Schon Kinder im Vorschulalter würdenlieber mit einem behinderten Kind befreundet seinals mit einem übergewichtigen. Dies hat nachhal-tige Wirkungen auf das Selbstwertgefühl der be-troffenen Menschen. Nicht zuletzt deshalb leidenviele übergewichtige und adipöse Menschen auchunter Depressionen und isolieren sich sozial häu-fig immer mehr.

    Wie oben erwähnt, ist Übergewicht und Adi-positas in den unteren sozialen Schichten deutlichhäufiger als in den oberen Schichten [7, 11]. Dieshat wahrscheinlich mehrere Gründe. Zum einenwerden Übergewicht und Adipositas in den oberensozialen Schichten stärker abgelehnt und schnel-ler sanktioniert (vor allem bei Frauen), was dazuführt, dass mehr Aufwand für das Schlanksein betrieben wird. Zum anderen wird aufgrund vonrelativem Geldmangel in unteren Schichten weni-ger Geld für Nahrung aufgewendet, was zur Folgehat, dass weniger Frischgemüse und Obst und dafür häufiger Konserven und Fertiggerichte mitrelativ hohem verstecktem Fettgehalt gekauft wer-den. Intensivere körperliche Bewegung wird in unteren Schichten ebenfalls weniger häufig be-trieben. In höheren sozialen Schichten ist das Image sportlicher Bewegung sehr positiv, in unte-ren Schichten nicht.

    Daneben machen sich auch Umweltfaktorenbemerkbar. Eine wachsende Fast-Food-Industriebietet den unter Zeitdruck stehenden Menschenschnell verfügbares, aber auch hochkalorisches Essen. Durch schnelles, hastiges Essen können

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 17Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 1616

    vorliegende ungünstige Ernährung oder das Über-gewicht ursächlich für die Karzinome (vor allembeim Darm- und Brustkrebs) sind [3]. Nach derPROCAM-Studie spielt der Tabakkonsum eine gro-ße Rolle bezüglich der Sterberate bei Krebserkran-kungen.

    Orthopädische Komplikationen: Adipositasbegünstigt das Auftreten von Arthrose besondersim Kniegelenk. Bei der stammbetonten Adipositasverlagert sich der Körperschwerpunkt (in der Fol-ge zeigt sich z.B. ein überlastungsbedingtes Ab-kippen der Beckenregion), wodurch eine stärkereBelastung der gesamten Wirbelsäule und der un-teren Extremitäten auftritt. Daneben findet maneine starke Belastung der Hüftgelenke, Auswir-kungen auf Mittelfuß, Fußwurzelgelenke und dasVorfußgewölbe. Männer können die Fehlbelas-tung besser durch muskuläre Stabilisierung aus-gleichen, das Arthroserisiko ist bei ihnen dement-sprechend niedriger als bei Frauen.

    Psychosoziale Komplikationen: Studien ausden USA ergaben, dass das Übergewicht einbedeutsames Hindernis für eine Ehe ist, dass dersoziale Aufstieg für Übergewichtige schwierigerund dass deren Durchschnittseinkommen gerin-ger ist als bei Normalgewichtigen. Bei einem BMI≥30 ist die Prävalenz von Angststörungen und Depression doppelt so hoch wie bei Normal-gewichtigen. Experten gehen davon aus, dass diepsychischen Erkrankungen eher Folge als Ursa-che des Übergewichts sind.

    Mortalität: Über die Beziehung zwischen Adi-positas und Übersterblichkeit bestehen unter-schiedliche, zum Teil widersprüchliche Vorstel-lungen. Der Zusammenhang stellt sich zudemgeschlechtsspezifisch unterschiedlich dar. Ab einem BMI über 30 zeigt sich ein deutlicher An-stieg des Mortalitätsrisikos, wobei hier besondersPatientinnen und Patienten mit kardiovaskulärenErkrankungen betroffen sind. Die Mortalitätsratensind hier gegenüber normalgewichtigen Men-schen um 50 % bis 100 % erhöht.

    Aus der Düsseldorf Obesity Mortality Study(DOMS) [23] geht hervor, dass der Mortalitätsindex(Verhältnis der Mortalität Übergewichtiger zur all-gemeinen Mortalität) mit wachsendem BMI an-steigt, bei Männern aber wesentlich stärker als beiFrauen. Mit zunehmendem Alter sinkt dieser In-dex jedoch für alle Adipositasklassen. Für Frauenüber 40 Jahren war eine adipositasbedingte Ver-

    kürzung der Lebenserwartung nur bei einem BMIüber 40 nachweisbar.

    Auch im Canada Fitness Survey fanden sichansteigende Mortalitätsrisiken mit steigendemBMI. Bei den in Tabelle 3 dargestellten Ergebnissenwurden die Risikofaktoren Alter, Rauchverhaltenund Alkoholgenuss berücksichtigt. Allerdings mussman einschränkend festhalten, dass die Gruppemit einem BMI≥35 aus einer relativ kleinen Stich-probe bestand.

    Viele Studien weisen auf Adipositas als unab-hängigen Einflussfaktor in Bezug auf die Morta-lität hin.

    In der Münsteraner PROCAM-Studie wirddarauf verwiesen, dass die meisten Todesfälle beiAdipositas durch eine koronare Herzerkrankungverursacht werden. Diese Erkrankung und letzt-

    Abbildung 6Standardisierter Mortalitätsindex in Abhängigkeit vom BMI Quelle: Düsseldorf Obesity Mortality Study, [23]

    1,0

    1,5

    2,0

    2,5

    3,0

    Frauen Männer

    Mortalitätsindex

    BMI 25–

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 19Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 1618

    bot machen, sollten über einen längeren Zeitraumangelegt sein (häufig ist ein Vierteljahr zu kurz)und von einem interdisziplinären Team durch-geführt werden, das aus Ärztin/Arzt, Ernäh-rungsberater/in, Physiotherapeut/in und Ver-haltenstherapeut/in besteht. Es sollte unterärztlicher Verantwortung stattfinden.

    Aufgrund der langen Dauer entsprechenderGewichtsreduktionsprogramme und der Mühe,die eine Verhaltensänderung bedeutet, sind diedrop-out-Raten häufig noch sehr hoch, der maxi-male Gewichtsverlust derjenigen, die durchhalten,übersteigt selten 10 % des Ausgangsgewichts. Moderate Ziele und eine langsame Gewichtsab-nahme maximieren allerdings die Wahrschein-lichkeit, den Gewichtsverlust nach der Abnahme-phase aufrecht erhalten zu können. Nach Meinungaller Experten stellt ein 5 %-iger Gewichtsverlust,der über ein Jahr lang gehalten wird, einen Erfolgbei der Gewichtsreduzierung dar.

    Grundsätzlich unterscheidet man fünf medi-zinisch akzeptierte Behandlungen bzw. Behand-lungsbausteine, deren Indikation zum Teil unter-schiedlich ist:

    Ernährungsumstellung

    Sie ist in jedem Fall unumgänglich, um ein gesün-deres Gewicht zu erreichen und zu halten. Dabeisoll auf eine ausgewogene Ernährung im Sinneder DGE-Richtlinien (s. o.) geachtet werden, beider die Betroffenen ein ausreichendes Sättigungs-gefühl erreichen. Dies bedeutet in erster Linie,dass weniger Fett und mehr Kohlenhydrate ver-zehrt werden sollten. Hilfreich sind hier die 10 Regeln für eine gesunde Ernährung (Tabelle 4).

    Die Indikation für sehr niedrig-kalorische Diäten (so genannte very low calory diets, VLCD)ist eng begrenzt, z. B. bei dringend nötigem Gewichtsverlust vor Operationen. VLCD’s oderFormula-Diäten sollten nur in interdisziplinären Therapieprogrammen eingesetzt werden (z. B.Optifast-Programm). Nebenwirkungen sehr nie-drig-kalorischer Diäten können vorübergehendeErschöpfung, Blutdruckabfall, Haarausfall, Schwin-del, Entwicklung von Gallensteinen und akutenGallenblasenerkrankungen sein.

    Körperliche Aktivität und Bewegung

    Die zusätzliche Durchführung eines Bewegungs-programms begleitend zur Ernährungsumstel-lung führt nicht zwangsläufig zu einem größerenGewichtsverlust, weil es neben der Reduktion derFettmasse zu einer Zunahme der Muskelmassekommt. Die Förderung von Bewegung ist be-sonders für die Aufrechterhaltung des Gewichts-verlusts hilfreich, denn durch die Zunahme derMuskelmasse steigt der Grundumsatz.

    Da nach gesteigerter Bewegung kein Hun-gergefühl einsetzt, kommt es normalerweise nichtzu einer Kompensation des erhöhten Energiever-brauchs durch erhöhte Energieaufnahme.

    Geeignet sind vor allem Ausdauersportartenwie z.B. Walking, Jogging, Radfahren und Schwim-men. Wirkungsvoll ist aber bereits eine Förderungder Bewegung im Alltag, z.B. Treppen gehen stattAufzug fahren, kurze Strecken laufen oder mit demRad zurücklegen und das Auto stehen lassen etc.Sinnvoll kann daneben auch Kraftsport (z.B. im Fit-nessstudio) sein, insbesondere in Phasen der

    Vollwertig essen und trinkennach den 10 Regeln der DGE

    1. Vielseitig essen2. Getreideprodukte – mehrmals am Tag

    und reichlich Kartoffeln3. Gemüse und Obst –

    Nimm »5« am Tag ...4. Täglich Milch und Milchprodukte,

    einmal in der Woche Fisch; Fleisch, Wurstwaren sowie Eier in Maßen

    5. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel6. Zucker und Salz in Maßen7. Reichlich Flüssigkeit8. Schmackhaft und schonend zubereiten9. Nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie Ihr

    Essen10. Achten Sie auf Ihr Gewicht und bleiben

    Sie in Bewegung

    Tabelle 410 Regeln für eine gesunde Ernährung Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), [25]

    lich auch die Sterblichkeit daran wird moderiertdurch verschiedene, schon oben erwähnte Risiko-faktoren. Diese Studie geht aber davon aus, dass eskeinen unabhängigen Einfluss des BMI auf dieMortalität gibt. Derzeit kann diese Frage nochnicht abschließend beantwortet werden.

    Behandlungsmöglichkeiten

    Ist die Energieaufnahme geringer als der Energie-verbrauch, werden gespeicherte Kalorien ver-braucht und das Gewicht sinkt allmählich. Daherbesteht die Behandlung von Übergewicht grund-sätzlich in einer Reduzierung der Kalorienauf-nahme, in einer Erhöhung des Energieverbrauchsoder in beidem. Wie schnell bzw. wie einfach Ge-wicht abgenommen werden kann, hängt u. a. vongenetischen Faktoren und damit zusammenhän-gend von den metabolischen Feedbackschleifenab. Über die erwähnten Regulationsmechanismenwerden bei einer niederkalorischen Ernährung zu-nächst vielfältige Gegenregulationsmechanismen,wie das Absenken des Grundumsatzes bzw. derKörpertemperatur, aktiviert, um eine Reduzierungdes Körpergewichts zu begrenzen. Die Ausprä-gung und Nachhaltigkeit dieser Gegenregulatio-nen dürfte vor allem genetisch determiniert sein.

    Die Entscheidung für eine mögliche Therapiedes Übergewichts ist zum einen abhängig vomAusmaß des Übergewichts und zum anderen vomVorliegen übergewichtsbedingter Erkrankungen.Dementsprechend wird in den aktuellen Leitlinienein gestuftes Vorgehen vorgeschlagen [3, 11]:

    Ω Bei Übergewicht (BMI 25–30) ohne Vorliegenübergewichtsbedingter Erkrankungen somati-scher und/oder psychischer Art wird eine Ge-wichtsreduktion nicht empfohlen. Es sollte abereine weitere Gewichtszunahme vermieden wer-den.

    Ω Bei Übergewicht und gleichzeitig vorliegendenübergewichtsbedingten Erkrankungen und/oder abdominellem Fettverteilungsmuster und/oder Erkrankungen, die durch Übergewicht ver-schlimmert werden, oder bei erheblichem psy-chosozialem Leidensdruck ist eine Therapie in-diziert. Diese sollte aus einer langfristigenÄnderung des Ernährungs- und Bewegungs-

    verhaltens bestehen, was häufig durch profes-sionelle verhaltenstherapeutische Unterstüt-zung erleichtert wird.

    Ω Bei Adipositas Grad I und II wird eine langfris-tig ausgelegte Therapie dringend empfohlen.

    Ω Bei Übergewicht bzw. Adipositas Grad I und IIkann eine medikamentöse Unterstützung derGewichtsabnahme zeitweilig sinnvoll sein.

    Ω Bei extremer Adipositas Grad III kommen beistrenger Indikationsstellung auch operativeVerfahren zum Einsatz.

    Bei der Behandlung von Folge- bzw. Begleiterkran-kungen von Übergewicht und Adipositas reicht oftschon eine Gewichtsabnahme von wenigen Kilo-gramm, um die Erkrankungen deutlich zu lindernoder sogar zu heilen. So geht man z. B. davon aus,dass beim Typ 2-Diabetes, der aufgrund des Über-gewichts zustande gekommen ist, häufig schoneine Gewichtsabnahme von ca. 5–10 kg die Blut-zuckerwerte deutlich verbessert oder normalisiert.

    Da immer mehr Menschen ihr Gewicht redu-zieren wollen/sollen und dies schnell und ohneMühe geschehen soll, hat sich ein »Diätmarkt«entwickelt, auf dem jährlich viele Millionen Euroumgesetzt werden. Es werden ständig neue Blitz-diäten und Wundermittel angepriesen, die schnellund bequem zum Ziel führen sollen. Diese Ver-sprechen sind meist haltlos. Selbst wenn mit einerBlitzdiät Gewicht abgenommen wird, führt das»normale« Essen nach der Diät zum so genannten»Jojo-Effekt«, d.h. die Betroffenen nehmen das ab-genommene Gewicht schnell wieder zu und in derRegel noch ein paar Kilogramm mehr. Darüberhinaus sind diese Diäten nicht selten ein Grundfür die Entstehung von Heißhungerattacken, diedann wiederum zu Essstörungen (z. B. Binge Eating Disorder) führen können (siehe Übersichtin [14]). Häufige Gewichtsabnahmen stellen zu-dem einen unabhängigen Risikofaktor für die Ent-stehung von koronaren Herzerkrankungen dar.

    Eine Gewichtsabnahme sollte langsam und inMaßen angestrebt werden. Dies ist nicht nur wich-tig, um die problematischen Gewichtsschwan-kungen zu vermeiden, sondern auch, weil eine Gewichtsreduktion unbedingt mit einer Lebens-stiländerung einhergehen muss. Das heißt, dassdas Ernährungsverhalten verändert und das Be-wegungsverhalten gesteigert werden soll. Pro-gramme, die ein so umfassendes Therapieange-

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 21Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 1620

    Operative Ansätze

    Chirurgische Methoden können bei extremübergewichtigen Erwachsenen (BMI>40), dienicht auf medikamentöse oder andere Behand-lungsmöglichkeiten ansprechen, und sehr moti-viert und sehr gut informiert sind, angewandt wer-den. Bei Patientinnen und Patienten mit einemBMI über 35 mit schweren Begleiterkrankungenkommen diese Methoden ebenfalls in Betracht [3].

    Bei den jeweiligen Operationstechniken(Magenverkleinerung nach Mason oder Einsetzeneines Silikonmagenbandes - gastric banding) wirdauf unterschiedliche Art und Weise das Magen-volumen verkleinert, so dass nicht mehr so vielNahrung aufgenommen werden kann. Bypass-Operationen, wie z.B. der jejunoileale Bypass, ent-sprechen nicht mehr dem heutigen Standard.

    Der Gewichtsverlust nach einer Operationverläuft anfangs sehr schnell und erreicht ein Plateau nach ca. 18 bis 24 Monaten, wobei durch-schnittliche Gewichtsverluste von 30 bis 60 kg die Regel sind. Häufig pendelt sich das Gewicht im Übergewichtsbereich ein.

    Die Nebenwirkungen und Gefährdungendurch operative Ansätze dürfen allerdings nichtunterschätzt werden: So liegt die Mortalitätsratebei diesen Operationen bei 0,3 bis 1,6%. Auch kön-nen verschiedene, zum Teil schwerwiegende Kom-plikationen auftreten, wie Wundinfektion, Lun-genembolie und Magenperforation.

    Etwa 20 % der operierten Patientinnen undPatienten umgehen das Wirkprinzip, indem siehochkalorische flüssige Nahrung zu sich nehmenoder nach einiger Zeit größere Mengen essen undden verkleinerten Magen wieder dehnen.

    Wichtig ist, dass auch nach einer Operationder Lebensstil, insbesondere die Ernährung ver-ändert werden muss. Auf eine ausgewogene Er-nährung ist in Anbetracht der kleinen Mahlzeitenbesonders zu achten, weil sonst Mangelernährungdroht.

    Insgesamt kann man festhalten, dass Ver-haltenstherapie, Medikation und Operation natur-gemäß kurz- bis mittelfristige Interventionen dar-stellen. Jede Therapie der Adipositas muss jedochvon Beginn an darauf abzielen, dass es um einegrundlegende und dauerhafte Veränderung vonErnährungs- und Lebensweisen im Alltag geht.

    Die Therapie muss deshalb in besonderer Weisedie Bedingungen des Alltags der Patientinnen undPatienten, ihre Bedürfnisse, ihre Belastungen undihre Ziele berücksichtigen sowie realistische Be-handlungsziele formulieren.

    Der langfristige Erfolg hängt ganz wesent-lich von der Eigenverantwortung und der weite-ren Motivation zur Beibehaltung eines veränder-ten Ernährungs- und Bewegungsverhaltens derBetroffenen ab. Selbsthilfegruppen können einegroße Hilfe sein, da der »Kampf« gegen eine er-neute Gewichtszunahme häufig ein Leben lang andauert. Längerfristige, interdisziplinäre Ange-bote sind selten und aufgrund des Aufwandes teuer. Volkshochschulen bieten häufig Ernäh-rungsschulungen und Kurse zur Gewichtsab-nahme mit verhaltenstherapeutischem Hinter-grund zu günstigen Preisen an. Auch ist wohl zuerwarten, dass die Krankenkassen zukünftig imRahmen von Disease Management Programmen,z. B. für Typ 2-Diabetes, oder auch unabhängig davon verstärkt spezifische Patientenschulungs-konzepte schaffen oder finanzieren werden.

    Gegenwärtig ist davon auszugehen, dass nurein geringer Teil adipöser Patientinnen und Pa-tienten eine adäquate Behandlung erfährt. Obwohlwirksame umfassende Behandlungsformen zurVerfügung stehen, wird Adipositas dennoch –auch von medizinischem Fachpersonal – viel zu häufig als Schicksal, Willensschwäche oderPersönlichkeitseigenschaft angesehen. Sofern Be-handlungen oder ärztliche Interventionen (Auf-klärungsgespräch, Beratung) erfolgen, sind diesein der Regel durch wenig erfolgversprechendeKurzfristigkeit und alleinige Konzentration auf die Ernährung und Gewichtsabnahme gekenn-zeichnet, die keine langfristigen Effekte erwartenlassen, sondern statt dessen eher Enttäuschungund Misserfolgserwartung verstärken.

    Insbesondere für die Altersgruppe der Kin-der und Jugendlichen werden Übergewicht und Adipositas zu häufig verharmlost und damitchronifiziert. Behandlungsangebote, insbesondereGruppenprogramme für Kinder und Jugendliche,stehen zwar prinzipiell zur Verfügung, sie sind jedoch häufig nicht ausreichend evaluiert, werdennur zum Teil von den Krankenkassen finanziert,und sie werden auch nicht flächendeckend an-geboten.

    Gewichtsabnahme, weil dann dem Abbau von Muskelmasse entgegengewirkt wird.

    Verhaltenstherapie

    Prinzipien und Techniken zur Veränderung derEssgewohnheiten und körperlichen Aktivität sindam hilfreichsten für gering oder mittelmäßig adi-pöse Menschen. Typischerweise besteht eine sol-che Therapie aus wöchentlichen, einstündigen Sit-zungen über einen durchschnittlichen Zeitraumvon 18 Wochen hinweg. In Verbindung mit einerErnährungsumstellung und gesteigerter Bewe-gung kommt es zu einem durchschnittlichen Ge-wichtsverlust von 10 kg [26], nach 52 Wochenkonnten ca. 68 % ihren Gewichtsverlust aufrechterhalten.

    Die Techniken und Prinzipien umfassen z. B.Selbstbeobachtung und Aufzeichnung des Essver-haltens und der relevanten kognitiven und emotio-nalen Faktoren (Situationsfaktoren, Gedanken,Stimmungen und Gefühle, die vor, während undnach Versuchen zu wohlüberlegtem Essen undSport auftreten). Eine Stimuluskontrolle umfassteine Veränderung von Faktoren bzw. Auslösern,die zu unangemessenem Essen führen (z. B. Essenaus Langeweile, schnelles, hastiges Essen, Neben-her-Essen etc.). Dabei kann es sich um einen ver-änderten Umgang mit Frustrationen handeln, de-nen nicht mehr mit »Frustessen« begegnet wirdoder auch um Veränderungen im Hinblick auf dasZeitmanagement, in dem dann mehr Zeit für dasEssen eingeplant wird. Bewegung und Sport soll-te in einem Wochenplan genau festgehalten undzu bestimmten Zeiten, an festgelegten Orten undfür eine definierte Dauer durchgeführt werden.

    Selbst gewählte Belohnungen für angemes-senes Ess- und Bewegungsverhalten sind weitereBausteine. Dies ist von besonderer Bedeutung fürdie Dauerhaftigkeit der angestrebten Verhaltens-änderung, weil die notwendige Beschränkung inder Nahrungszufuhr im Rahmen von Gewichtsre-duktionsprogrammen dazu führt, dass viele im All-tag übliche, angenehme Aktivitäten wegfallen undgezielt über den Aufbau neuer »Verstärkungsmus-ter« kompensiert werden müssen.

    Kognitive Verhaltenstherapien umfassen auchStrategien, um sozialem Druck zu begegnen. Fürlangfristige Erfolge ist auch die Bewältigung von

    Misserfolgen notwendig. Diese Misserfolge kön-nen entstehen durch ein zu hohes Anspruchs-niveau, durch zu großen Veränderungsaufwandmit Überforderung oder durch rigide Verhaltens-vorschriften und Diäten, die zu ausgeprägtenHungerempfindungen führen.

    Medikamentöse Therapie

    Der Einsatz von Medikamenten kann bei einemBMI von mehr als 30 oder, wenn zusätzlich Be-gleiterkrankungen vorliegen, bei einem BMI grö-ßer als 25 erwogen werden [3]. Sie sollten jedochnur nach einem Scheitern der schon genanntenMethoden eingesetzt werden [27]. Da die exaktenMechanismen der Regulation der Nahrungsauf-nahme noch nicht völlig bekannt sind, ist eine kau-sal orientierte medikamentöse Therapie nur an-satzweise möglich. Die erste Generation derAppetitzügler, welche im zentralen Nervensystemwirkten und so eine vorzeitige Sättigung indu-zierten, ist aufgrund erheblicher Nebenwirkungenund der Suchtgefahr weitgehend vom Markt ge-nommen worden.

    Zurzeit sind zwei Medikamente mit unter-schiedlichen Wirkmechanismen zur Unterstüt-zung der Gewichtsabnahme einsetzbar. Zum einen Sibutramin (Reductil®), ein im zentralenNervensystem wirkendes Medikament, welchesdas Sättigungsgefühl verstärkt und insbesonderedie Aufnahme von Fett und Kohlenhydraten redu-ziert. Sein Profil unerwünschter Arzneimittel-wirkungen ist bei der Anwendung strikt zu be-achten. Zum anderen ein Medikament mit demWirkstoff Orlistat (Xenical®), welches nur imDarm wirkt und dort die Resorption von Fett teil-weise verhindert.

    Beide Medikamente sollten nur zeitweise undnur zusätzlich zu Ernährungsumstellung undBewegungssteigerung eingesetzt werden. In kon-trollierten Studien konnte jeweils ein mittlerer Gewichtsverlust von ca. 7 bis 10 kg durch die Me-dikamente nachgewiesen werden. Nach dem Ab-setzen der Substanzen besteht die Gefahr der Ge-wichtszunahme.

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 23Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 1622

    Die Medikamente zur Unterstützung einerGewichtsreduktion sind von den Betroffenenselbst zu bezahlen. Die Kosten sind erheblich, sieliegen für die oben genannten zurzeit gängigenPräparate für 28 Tage zwischen 60 und 100 e. DieKosten für die Teilnahme an Gewichtsabnahme-programmen wie Weight Watchers sind ebenfallsvon den Betroffenen selbst zu tragen. Zählt mandann noch die erhöhten Ausgaben für so genannteLight-Produkte hinzu, kommt man auf nicht unerhebliche Ausgaben für die Betroffenen, die in volkswirtschaftlichen Kostenschätzungen zu-meist nicht auftauchen.

    Aus den Ergebnissen des ADT-Panels desZentralinstituts für die Kassenärztliche Versor-gung ergibt sich für das Jahr 1998, dass Adiposi-tas (E66 nach der Internationalen Klassifikationder Krankheiten ICD-10) die siebthäufigste Dia-gnose bei den allgemeinärztlichen Patienten dar-stellt. Bei 5,9 % der Patientinnen und Patienten al-ler Altersgruppen (5,5 % der Patienten und 6,4 %der Patientinnen) wurde die Diagnose Adipositas gestellt. Bei den 60- bis 69-jährigen Patientinnenund Patienten waren es sogar 10,8 %. Die am-bulanten Jahresbehandlungskosten von Dauer-patientinnen und -patienten mit Adipositas in All-gemeinarztpraxen wurden auf durchschnittlich320 e geschätzt (Zentralinstitut für die kassen-ärztliche Versorgung, 1999).

    Stationäre Krankenhausbehandlungen mitder Diagnose Adipositas (E66 nach ICD-10) wur-den im Jahr 1999 insgesamt 8.461 mal (6.413 fürFrauen, 2.048 für Männer) mit insgesamt 81.487Pflegetagen durchgeführt. Während im Vergleichzu 1995 die Fallzahl um 1.300 gestiegen ist, nahmdie Zahl der Pflegetage um etwa 20.000 ab. Dadie Diagnose Adipositas eher selten als Haupt-diagnose bei Krankenhausaufenthalten vergebenwird, ist davon auszugehen, dass bei einer statio-nären Behandlung (neben der Hauptdiagnose)eine behandlungsbedürftige Adipositas wesentlichhäufiger vorliegt.

    Die Statistik der Gesetzlichen Rentenversi-cherung zu abgeschlossenen Rehabilitations-leistungen wies für 1996 für die Diagnose »Fett-sucht und sonstige Formen der Überernährung« (ICD-9 278) 8.737 Maßnahmen (4.092 für Frau-en, 4.645 für Männer) aus. Im Folgejahr halbiertesich diese Zahl und ist bis 1999 wieder auf 5.185Maßnahmen (2.329 für Frauen, 2.856 für Män-

    ner) angestiegen. Diese Zahlen sind relativ nie-drig, was vor allem daran liegt, dass viele Maß-nahmen unter den Diagnosen von Folgekrankhei-ten (z. B. Gelenkschäden) ausgewiesen werden.Das Durchschnittsalter bei Inanspruchnahme der o. g. Maßnahmen hat sich seit 1992 um ca.3 Jahre verringert und betrug 1999 bei den Frauen 41,9 Jahre und 43,2 Jahre bei den Männern.

    Operative Eingriffe werden in besonders be-gründeten Einzelfällen bei extrem Adipösen vonder Kasse erstattet. Zahlen zur Häufigkeit von ope-rativen Adipositasbehandlungen liegen nicht vor,weil es sich hier nicht um Regelbehandlungenhandelt. Man kann allerdings davon ausgehen,dass diese in Deutschland in den meisten Schwer-punktkrankenhäusern vorgenommen werden.

    Gruppenkurse für erwachsene Übergewichti-ge und Adipöse gibt es in nahezu allen Erwachse-nenbildungsstätten (insbesondere Volkshochschu-len) und bei den Krankenkassen. Schließlich istauf zahlreiche Selbsthilfegruppen hinzuweisen,die vor allem zur Stabilisierung von erreichtenVeränderungen beitragen können. Es mangelt je-doch an Statistiken, die die Häufigkeit oder denAufwand für diese Leistungen darstellen.

    Schätzungen der direkten und indirektenKrankheitskosten der Adipositas und der Folge-bzw. Begleiterkrankungen für 1995 ergeben jenach Modellvariante zwischen 7,75 und 13,55 Milli-arden e, das sind 3,1% bis 5,5% der Gesamtkosten.Diese Kostenschätzung entspricht in etwa denenin internationalen Studien [28].

    Zusammenfassung und Schluss-folgerungen

    Übergewicht und Adipositas stellen aufgrund derzunehmenden Prävalenz und der damit verbun-denen Folgeerkrankungen eine wachsende Her-ausforderung für das Gesundheitssystem dar. Dieentstehenden direkten und indirekten Kosten sindhoch und werden weiter zunehmen, wenn Maß-nahmen der Prävention von Übergewicht und Adi-positas nicht wirksam umgesetzt werden.

    Selten entsteht das Übergewicht aufgrund en-dokriner Erkrankungen. Durch ein Überangebotan Nahrungsmitteln und deren verstärkten Kon-sum einerseits und immer weniger Bewegung

    Prävention

    Da Adipositas oft bereits im Kindesalter und in derfrühen Jugend einsetzt und häufig über im Elternhaus erworbene Ernährungsgewohnheitenvermittelt wird, kommt der Prävention schon früh-zeitig eine besondere Bedeutung zu.

    Das bedeutet als primäre Prävention die An-leitung zu einer ausgewogenen Ernährung und zusinnvollem Bewegungs- und Freizeitverhalten so-wie zu einem positiven Körperbild. Hierzu wäreauch eine gesellschaftlich-kulturelle Entwicklungsehr hilfreich, die sich zum einen von übertriebe-nem Schlanksein und einer entsprechenden Figurbetonung – insbesondere für Frauen – löstund zum anderen eine ausgewogene Ernährungals wertvolle Lebensgrundlage versteht.

    Als sekundäre Prävention bedeutet es einer-seits frühzeitiges Erkennen übergewichtiger Kin-der und die gezielte Beratung und Unterstützungbei der Verhaltensänderung. Hier haben auch dieSchulen und andere Sozialisationseinrichtungenwichtige Funktionen, indem etwa Ernährung imUnterricht behandelt und auch über gemeinsameMahlzeiten Modelllerneffekte und Motivation ge-fördert werden. Andererseits erfordert diese Ziel-setzung aber auch die Anleitung zu gesundem Er-nährungs- und Bewegungsverhalten im Alltag undin allen Sozialisationsfeldern, insbesondere inKindergarten und Schule. Von Bedeutung ist auchdie breite Vermittlung angemessener Fähigkeitenzum Umgang mit Frustrationen, Ärger und sozia-len Belastungen sowie auch von angemessenemFreizeitverhalten, damit Kinder und Jugendlichenicht zu Frust-, Stress- oder Langeweileessern wer-den und sich durch sozialen Druck im Zu-sammenhang mit Essen und Trinken nicht beein-flussen lassen.

    In diesem Zusammenhang ist auf die inzwi-schen zahlreich vorliegenden Materialien, etwavon der Bundeszentrale für Gesundheitliche Auf-klärung (BZgA), hinzuweisen, die zu Ernährungund Essstörungen hilfreiche Informationen zurVerfügung stellen.

    Sekundärprävention richtet sich auch an Er-wachsene und bedeutet hier, das Gewicht im Nor-mal- bis Übergewichtsbereich zu halten, sofernkeine androide Fettverteilung vorliegt. Im letzterenFall sollte bei Übergewicht eine Gewichtsnor-

    malisierung wie eine Normalisierung der meistgleichzeitig vorliegenden Fettstoffwechselstörungangestrebt werden.

    Aus tertiärpräventivem Blickwinkel istschließlich eine Gewichtsreduzierung bei Vorlie-gen einer Adipositas unumgänglich, wenn nichtFolgeerkrankungen entstehen sollen. Hierzu ge-hört es auch, im Anschluss an erfolgte und er-folgreiche Therapien dauerhafte Unterstützungzu bieten, z. B. durch die Teilnahme an Selbst-hilfegruppen, um die nicht seltenen Rückfälle zuverhindern bzw. zu begrenzen.

    Der seit der Gesundheitsreform 2000 erwei-terte Auftrag der Krankenkassen zum Engagementin der primären Prävention, der betrieblichen Gesundheitsförderung und Selbsthilfeförderung(§ 20 SGB V) ist der Beginn eines Prozesses, beidem der Prävention ein größerer Stellenwert ein-geräumt wird.

    Die Vorgaben von § 20 SGB V verpflichtendie gesetzlichen Krankenkassen, – im Rahmengemeinsamer Richtlinien – Leistungen zur Prä-vention in ihrer Satzung zu verankern und hier-für einen festgelegten Betrag aufzuwenden. Dievon den Spitzenverbänden der Krankenkassenverabschiedeten einheitlichen Richtlinien sehenneben anderem insbesondere Leistungen zurVeränderung des Bewegungsverhaltens und zurFörderung gesundheitsbewusster Ernährung vor.Während sich diese Maßnahmen eher als primär-oder sekundärpräventiv einordnen lassen, kön-nen die Krankenkassen darüber hinaus nach § 43SGB V auch Schulungen bei solchen Patientin-nen und Patienten finanzieren, bei denen bereitseine chronische Krankheit, z. B. Adipositas, vor-liegt.

    Leistungen und Kosten

    Die Kosten der Behandlung von Adipositas wer-den gegenwärtig nur in begründeten Fällen vonden gesetzlichen Krankenkassen übernommen.Behandlungskosten müssen jedoch in erheblichemUmfang für die verschiedenen Folge- und Be-gleitkrankheiten aufgebracht werden. Somit lässtsich die Kostenrelevanz von Adipositas über epide-miologische Studien und übliche Statistiken des Ge-sundheitswesens nur grob erschließen.

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 25Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 1624

    Weiterführende Literatur

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    andererseits kommt es zu einer positiven Ener-giebilanz, die auf Dauer das metabolische Gleich-gewicht gefährdet und den so genannten Set-Pointnach oben verschiebt.

    Die Behandlung von Übergewicht und Adi-positas erfolgt nach einem gestuften Vorgehen. Jenach der Stärke des Übergewichts, der Chronizitätund der schon durchgeführten Versuche zur Be-handlung kommen unterschiedliche Konzeptezum Tragen. Um einen langfristigen Erfolg bei derGewichtsabnahme zu haben, müssen die Betrof-fenen ihren Lebensstil ändern, d.h. ihre Ernäh-rung umstellen und sich mehr bewegen. Um dieszu gewährleisten, sollte das Therapieprogrammüber einen längeren Zeitraum angelegt sein (mehr als drei Monate), und es sollten Hilfen zurVerhaltensänderung angeboten werden, z. B. überverhaltenstherapeutische Gruppenprogramme. Solche Programme sollten von einem interdiszipli-nären Team durchgeführt werden. Seriöse Thera-pien werden seit einiger Zeit vermehrt angeboten.Dem gegenüber steht ein Diätmarkt, der über weit-reichende Versprechungen zum Kauf der Warenanimiert und viele Millionen Euro im Jahr um-setzt.

    Angesichts der begrenzten Wirksamkeit undder erheblichen Kosten der verschiedenen The-rapieprogramme kommt gerade bei Adipositas derPrävention eine besondere Bedeutung zu. Präven-tionsprogramme müssen primär- und sekundär-präventiv ausgerichtet sein und sollten sich in erster Linie an Kinder- und Jugendliche richten.Hier geht es um die Förderung gesunder Ernäh-rung und Bewegung sowie eines positiven Kör-perbildes. Angebote zur Bewegungsförderung sollten eine zentrale Rolle spielen. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, die ganze Familieeinzubeziehen. Das Gesundheitssystem bietetdiesbezüglich zurzeit zu wenig umfassende, inter-disziplinäre Angebote für die wachsende Anzahlübergewichtiger und adipöser Menschen. Nochwird dieses Problem als ein privates betrachtet, fürdas die Betroffenen selbst verantwortlich sind.

    Weitere Informationen undSelbsthilfegruppen:

    Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung,Köln,www.bzga.de

    Deutsche Adipositas-Gesellschaft, Hamburg, www.adipositas-gesellschaft.de

    Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Bonn, www.dge.de

    Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen(NAKOS), Berlin, www.nakos.de

    http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/adip-001.htmhttp://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/adip-002.htmhttp://www.adipositas-gesellschaft.de/Leitlinien/leitlinien.htmlhttp://www.bzga.dehttp://www.adipositas-gesellschaft.dehttp://www.nakos.dehttp://www.dge.de

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 16 27Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 1626

    Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie.

    HerausgeberRobert Koch-Institut

    Nordufer 2013353 Berlin

    RedaktionRobert Koch-Institut

    GesundheitsberichterstattungElisabeth Gaber, Dr. Thomas Ziese

    Seestraße 1013353 Berlin

    Autorin und Autor Dipl.-Psych. Andrea Benecke

    Dr. Heiner VogelUniversität Würzburg

    Institut für Psychotherapie und Med. Psychologie

    AbonnentenserviceDie Hefte »Gesundheitsberichterstattung des

    Bundes« können im Jahresabonnement oder als einzelne Hefte bezogen werden.

    E-Mail: [email protected]

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    DruckOktoberdruck, Berlin

    gedruckt auf PROFIsilk, tcf

    ISBN3-89606-144-5

    ISSN 1437-5478

    13. Knopf H, Ellert U, Melchert HU (1999) Sozi-alschicht und Gesundheit. Das Gesundheits-wesen 61, Sonderheft 2: 169–177

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    http://www.rki.demailto:[email protected]

  • Die politische und finanzielle Verantwortung fürdie Gesundheitsberichterstattung des Bundes liegtbeim Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung.

    Gesundheitsberichterstattung des Bundes

    Robert Koch-Institut in Zusammenarbeit mit demStatistischen Bundesamt

    Heft 16August 2003

    Übergewicht und Adipositas

    Berlin: Robert Koch-InstitutISBN 3-89606-144-5ISSN 1437-5478

    In the western industrialized world, the percentageof overweight and obese people in all agegroupshas been increasing for decades.In Germany about two thirds of men and about 50 per cent of women are overweight or obese. About seven percent of the German children areobese. Overweight and obesity are connected withan increasing risk of various diseases: high bloodpressure, coronary heart disease, diabetes and orthopedic diseases. Concerning weight reductionlong-term strategies are to be preferred: change ofnutrition patterns and enhanced physical activitywhich should be supported by behavioral therapy.Primary prevention is of great importance becauseof the limited success of weight reduction pro-grammes. Primary prevention includes early training towards balanced nutrition, appropriatephysical and leisure time activities as well as assisting in developing a positive body image.Schools and other socialising institutions have important functions in teaching nutrition.

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes

    Themenheft 16 – Übergewicht und AdipisitasErgänzende Wertetabellen zu den AbbildungenStand: 2003

    Abbildung 1, Seite 890%- und 97%-Perzentile des BMI nach Alter und GeschlechtQuelle: Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter 2001

    Alter Mädchen 90 % Mädchen 97 % Jungen 90 % Jungen 97 %

    0 14,12 14,81 14,28 15,01

    1 18,25 19,22 18,73 19,81

    2 17,92 19,03 18,01 19,14

    3 17,64 18,84 17,62 18,82

    4 17,54 18,85 17,54 18,83

    5 17,69 19,16 17,61 19,02

    6 17,99 19,67 17,86 19,44

    7 18,51 20,44 18,34 20,15

    8 19,25 21,47 19,01 21,11

    9 20,04 22,54 19,78 22,21

    10 20,80 23,54 20,60 23,35

    11 21,61 24,51 21,43 24,45

    12 22,48 25,47 22,25 25,44

    13 23,33 26,33 23,01 26,28

    14 24,05 27,01 23,72 26,97

    15 24,59 27,45 24,36 27,53

    16 24,91 27,65 24,92 27,99

    17 25,11 27,72 25,44 28,40

    18 25,28 27,76 25,91 28,78

    Abbildung 2, Seite 9Anteil der Männer und Frauen mit Übergewicht bzw. Adipositas in der jeweiligen AltersgruppeAngaben in Prozent der BevölkerungQuelle: Robert Koch-Institut, BGS 98

    Altersgruppe Männer Frauen

    Übergewicht Adipositas Übergewicht Adipositas

    18–19 12,4% 7,5% 11,8% 4,9%

    20–29 34,2% 7,7% 17,4% 9,0%

    30–39 46,5% 15,3% 23,7% 13,5%

    40–49 52,0% 21,8% 29,7% 21,7%

    50–59 54,3% 24,9% 38,1% 26,2%

    60–69 54,2% 27,5% 42,0% 35,5%

    70–79 59,2% 18,7 % 44,7% 31,1%

    Abbildung 3, Seite 10Verteilung des Body-Mass-Index in der deutschen Bevölkerung (18–79 Jahre),getrennt nach alten und neuen Bundesländern (AL, NL)Angaben in ProzentQuelle: Robert Koch-Institut, BGS 98

    Geschlecht BMI 40

    Frauen AL 47,9% 31,1% 19,3% 1,8%

    Frauen NL 43,1% 32,4% 23,1% 1,4%

    Männer AL 33,2% 48,7% 17,6% 0,7%

    Männer NL 33,9% 45,1% 20,5% 0,4%

  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes

    Themenheft 16 – Übergewicht und AdipisitasErgänzende Wertetabellen zu den AbbildungenStand: 2003

    Abbildung 4b, Seite 11Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas bei erwachsenenFrauen nach Bundesländern, standardisiertAngaben in ProzentQuelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 1999

    Abbildung 4a, Seite 10Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas bei erwachsenenMännern nach Bundesländern, standardisiertAngaben in ProzentQuelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 1999

    Bundesland AdipositasÜbergewicht AdipositasÜbergewicht

    Thüringen 15,4%46,6%

    Sachsen-Anhalt 14,7%44,5%

    Mecklenburg-Vorpommern 14,7%44,0%

    Brandenburg 14,2%43,9%

    Sachsen 12,6%45,4%

    Rheinland-Pfalz 12,6%44,6%

    Nordrhein-Westfalen 11,8%45,0%

    Bayern 12,3%44,0%

    Niedersachsen 11,2%44,1%

    Hessen 12,1%43,1%

    Baden-Würtemberg 11,0%42,6%

    Schleswig-Holstein 10,8%42,6%

    Saarland 10,2%42,4%

    Berlin 9,6%39,4%

    Hamburg 9,0%39,8%

    Bremen 9,3%38,4%

    Bundesland

    Thüringen 31,3% 14,0%

    Mecklenburg-Vorpommern 30,4% 14,9%

    Sachsen-Anhalt 30,8% 13,5%

    Sachsen 29,7% 12,9%

    Brandenburg 27,9% 14,1 %

    Rheinland-Pfalz 28,9% 11,1 %

    Hessen 29,1 % 10,8%

    Bayern 28,2% 10,7%

    Niedersachsen 29,3% 9,1%

    Nordrhein-Westfalen 28,0% 10,3%

    Baden-Würtemberg 28,4% 9,7%

    Saarland 26,6% 10,1 %

    Bremen 26,7% 9,5%

    Berlin 26,0% 10,2%

    Schleswig-Holstein 27,0% 8,8%

    Hamburg 24,0% 9,0%

    Soziale Schicht Männer Frauen

    Unterschicht 22,3% 31,4%

    Mittelschicht 18,9% 20,3%

    Oberschicht 16,2% 9,9%

    Abbildung 5, Seite 11Verbreitung von Adipositas bei 18–79-jährigen Frauen undMännern nach sozialer SchichtAngaben in ProzentQuelle: Robert Koch-Institut, BGS 98

    Abbildung 6, Seite 17Standardisierter Mortalitätsindex in Abhängigkeit vom BMI Quelle: Düsseldorf Obesity Mortality Study

    BMI BMI 25–