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Anna Katharina Wittlinger, B. Sc. T6 31 – 68161 Mannheim, [email protected] Masterstudiengang: Corporate Publishing Erstgutachter: Prof. Dr. Günter Bentele, Universität Leipzig Zweitgutachter: Prof. Dr. Ortwin Renn, Universität Stuttgart Eingereicht am: 26.04.2011 Master Thesis ÖFFENTLICHES VERTRAUEN IN GRÜNE GENTECHNIK EINE STUDIE ZUR BERICHTERSTATTUNG ÜBER SOWIE DEN HERAUSFORDERUNGEN AN UNTERNEHMENSKOMMUNIKATION ZUM THEMA GRÜNE GENTECHNIK Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft Kommunikationsmanagement und Public Relations

ÖFFENTLICHES VERTRAUEN IN GRÜNE GENTECHNIK · Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik 1 „Naturwissenschaftler wissen genau, wie zwei Atome in einem Molekül zusammengehalten

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Anna Katharina Wittlinger, B. Sc.

T6 31 – 68161 Mannheim,

[email protected]

Masterstudiengang: Corporate Publishing

Erstgutachter: Prof. Dr. Günter Bentele, Universität Leipzig

Zweitgutachter: Prof. Dr. Ortwin Renn, Universität Stuttgart

Eingereicht am: 26.04.2011

Master Thesis

ÖFFENTLICHES VERTRAUEN

IN GRÜNE GENTECHNIK

EINE STUDIE ZUR BERICHTERSTATTUNG ÜBER SOWIE DEN HERAUSFORDERUNGEN AN

UNTERNEHMENSKOMMUNIKATION ZUM THEMA GRÜNE GENTECHNIK

Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft

Kommunikationsmanagement und Public Relations

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

1

„Naturwissenschaftler wissen genau,

wie zwei Atome in einem Molekül zusammengehalten werden.

Was aber hält unsere Gesellschaft zusammen?“

Elisabeth Noelle-Neumann

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

2

Danksagung

Diese Masterarbeit wäre nicht möglich gewesen, ohne…

… Prof. Bentele, der mich schon in der ersten Vorlesung zu diesem Thema inspirierte und

mich bei der Ausarbeitung des Themas unterstützte

… Prof. Ortwin Renn, der dankenswerterweise das Zweitgutachten übernimmt

… die Interviewpartner, die sich Zeit genommen haben und offen waren, mir Rede und

Antwort zu stehen

… viele meiner Kollegen, die mir mit Rat zum Thema zur Seite gestanden haben

… Andreas Barta, der das Abtippen der Interviews übernommen hat

… Katharina Kolland, Katharina Laws und Nadine Siemer, die meine Arbeit durchgesehen

haben

… meinen Vorgesetzten, der es mir ermöglicht hat, meine Arbeitszeit flexibel einzuteilen

… die Leipzig School of Media und ihre lieben Mitarbeiter durch die wertvolle

Unterstützung während des gesamten Studiums

… Nadine Siemer und Ralf Garten, die während des Studiums immer ein offenes Ohr für

mich hatten und mich ermutigt haben

… meine Eltern durch ihre Unterstützung und ihr ehrliches Feedback zum Thema

… Simon Barta, der in allen Höhen und Tiefen für mich da war

Ihnen allen möchte ich danken für das Engagement, dass sie mir und dem Thema

entgegengebracht haben.

SSSSoli oli oli oli DDDDeo eo eo eo GGGGlorialorialorialoria

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

3

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...................................................................................................................................................................... 9

1.1 Problemstellung .................................................................................................................................................. 9

1.2 Relevanz der Arbeit für Wissenschaft und Praxis .............................................................................. 10

1.4 Forschungsfrage ............................................................................................................................................... 11

1.5 Begriffe .................................................................................................................................................................. 12

2 Analytisch-theoretischer Teil .............................................................................................................................. 13

2.1 Die Grüne Gentechnik als Untersuchungsgegenstand..................................................................... 13

2.1.1 Naturwissenschaftliche Grundlagen ............................................................................................... 13

2.1.2 Anwendungsbereiche der Grünen Gentechnik ........................................................................... 14

2.1.3 Funktionsweise und Anwendung von Amflora .......................................................................... 16

2.2 Meinungsbildung zur Grünen Gentechnik in Deutschland ............................................................. 17

2.2.1 Einstellungen zur Grünen Gentechnik in Deutschland ............................................................ 18

2.2.1.1 Akzeptanz ........................................................................................................................................... 18

2.1.1.2 Vertrauen in Stakeholder ............................................................................................................ 19

2.1.1.3 Wissen und Demographie ........................................................................................................... 20

2.2.2 Einstellungen im internationalen Vergleich ................................................................................ 20

2.2.2.1 Europa ................................................................................................................................................. 20

2.2.2.2 USA ........................................................................................................................................................ 22

2.2.2.3 Brasilien……………………………………...………………………………………………………..22

2.2.2.4 China ..................................................................................................................................................... 23

2.2.3 Stakeholder und ihre Argumente ..................................................................................................... 23

2.2.3.1 Industrie und industrie-affine Organisationen .................................................................. 24

2.2.3.2 Bundesregierung ............................................................................................................................. 25

2.2.3.3 Mediatoren ........................................................................................................................................ 25

2.2.3.4 Wissenschaft ..................................................................................................................................... 26

2.2.3.5 Landwirte und Verbände ............................................................................................................. 26

2.2.3.6 Zivilrechtliche Verbände und Gruppierungen .................................................................... 27

2.2.6.7 Kirchen ................................................................................................................................................ 27

2.2.3.8 Argumente der Stakeholder ....................................................................................................... 27

2.2.4 Medienberichterstattung zur Grünen Gentechnik .................................................................... 30

2.2.4.1 Berichterstattung ............................................................................................................................ 30

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

4

2.2.4.2 Rezeption............................................................................................................................................ 33

2.2.5 Weitere Gatekeeper zur Grünen Gentechnik ............................................................................... 34

2.2.6 Unternehmenskommunikation zur Grünen Gentechnik ........................................................ 34

2.2.6.1 Fallbeispiel Amflora ....................................................................................................................... 35

2.2.6.2 Weitere Unternehmen .................................................................................................................. 37

2.2.7 Wissensvermittlung und Risikokommunikation zur Grünen Gentechnik ...................... 38

2.2.8 Vergleich zu Roter Gentechnik .......................................................................................................... 40

2.2.9 Zusammenfassung................................................................................................................................... 41

2.2.10 Einfluss von Vertrauen auf die Meinungsbildung ................................................................... 44

2.3 Öffentliches Vertrauen ................................................................................................................................... 45

2.3.1 Öffentlichkeit ............................................................................................................................................. 45

2.3.2 Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Öffentliches Vertrauen .............................................................. 47

2.3.3 PR-Theorie öffentlichen Vertrauens ............................................................................................... 48

2.3.4 Vertrauen in Naturwissenschaft und Technik ............................................................................ 50

2.3.5 Vertrauen in Unternehmen ................................................................................................................. 51

3. Empirischer Teil ....................................................................................................................................................... 54

3.1 Qualitative Inhaltsanalyse ............................................................................................................................ 54

3.1.1 Erkenntnisinteresse ............................................................................................................................... 54

3.1.2 Untersuchungsmethode........................................................................................................................ 56

3.1.2.1 Untersuchungszeitraum .............................................................................................................. 57

3.1.2.2 Untersuchungsmaterial ................................................................................................................ 57

3.1.2.3 Kategoriensystem ........................................................................................................................... 60

3.1.2.4 Methodische Reflexion ................................................................................................................. 63

3.1.3 Ergebnisse der Qualitativen Inhaltsanalyse................................................................................ 63

3.1.3.1 Akteure ................................................................................................................................................ 63

3.1.3.2 Themen ............................................................................................................................................... 64

3.1.3.3 Nutzen/Risiko .................................................................................................................................. 64

3.1.3.4 Bewertung.......................................................................................................................................... 65

3.1.3.5 Image .................................................................................................................................................... 66

3.1.3.6 Vertrauensfaktoren ........................................................................................................................ 66

3.1.3.7 Zusammenfassung .......................................................................................................................... 67

3.2 Experteninterviews ......................................................................................................................................... 68

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

5

3.2.1 Erkenntnisinteresse ............................................................................................................................... 68

3.2.2 Untersuchungsmethode........................................................................................................................ 69

3.2.2.1 Interviewpartner ............................................................................................................................ 69

3.2.2.2 Hypothesen........................................................................................................................................ 70

3.2.2.3 Interviewleitfaden ......................................................................................................................... 71

3.2.2.4 Methodische Reflexion ................................................................................................................. 72

3.2.3 Ergebnisse der Experteninterviews ................................................................................................ 72

3.2.3.1 Generelle Herausforderungen ................................................................................................... 72

3.2.3.2 Kommunikative Maßnahmen .................................................................................................... 73

3.2.3.3 Stakeholder ....................................................................................................................................... 73

3.2.3.4 Internationaler Vergleich ............................................................................................................ 74

3.2.3.5 Vertrauensfaktoren ........................................................................................................................ 74

3.2.3 6 Zusammenfassung .......................................................................................................................... 77

4 Fazit ................................................................................................................................................................................. 79

4.1 Empfehlungen für Gentechnik-befürwortende Unternehmen ..................................................... 79

4.1.1 Bezugsgruppen ......................................................................................................................................... 79

4.1.1.1 Mitarbeiter ......................................................................................................................................... 79

4.1.1.2 Medien ................................................................................................................................................. 80

4.1.2 Inhalte und Argumente ......................................................................................................................... 80

4.1.2.1 Kommunikative Adäquatheit ..................................................................................................... 80

4.1.2.2 Gesellschaftlich-normative Vertrauensfaktoren ............................................................... 80

4.2 Zusammenfassung ........................................................................................................................................... 81

5 Literatur ........................................................................................................................................................................ 83

5.1 Monographien, Sammelwerke, Zeitschriftenartikel .......................................................................... 83

5.2 Online-Literatur ................................................................................................................................................ 88

5.3 Zeitungsartikel................................................................................................................................................... 90

Anhang 1: Codebuch zur Qualitativen Inhaltsanalyse .................................................................................. 96

Anhang 2: Zeitungsartikel und Themen .............................................................................................................. 97

Anhang 3: Experteninterviews ............................................................................................................................ 100

Anhang 4: Zeitungsartikel und Codiermaske…………………………………...………………Rückseite Innen

Selbstständigkeitserklärung ................................................................................................................................. 154

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

6

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Anbau von genetisch verändertem Saatgut weltweit 2010………………………………………..16

Abb. 2: Funktionsprinzip der Amflora…………………………………………………………………………………17

Abb. 3: Einstellungen zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln in Deutschland und Europa 2010………………………………………………………………………………………………………………………...……..…18

Abb. 4: Vertrauen in Stakeholder, Deutschland und Europa 2010…………………………………...…....19

Abb. 5: Argumentationsraum der Grünen Gentechnik………………………………………………….....……28

Abb. 6: Argumentationsschwerpunkte der Pro-Positionen………………………………...…………..…….28

Abb. 7: Argumentationsschwerpunkte der Contra-Positionen………………….……………………..……29

Abb. 8: Akzeptanz von gentechnischen Anwendungen im Vergleich………………………………..……41

Abb. 9: Multifaktorielles Modell der Akzeptanz von Grüner Gentechnik………..…………...…………42

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Formulierung für „gentechnisch verändert“………………………………...…………………………...33

Tab. 2: Übersicht über Vertrauensfaktoren………………………………………………………………………….49

Tab. 3: Vertrauensfaktoren im Corporate Trust Index……………………………...…………………………..52

Tab. 4: Untersuchungsmaterial…………………….……………………………………………………………………..60

Tab. 5: Ausgewählte Printmedien…………………………………………….…………………………………………60

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

7

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

ABL Arbeitskreis Bäuerliche Landwirtschaft

Anm. Anmerkung

BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung

BLL Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde

bspw. beispielsweise

BVL Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

BVE Bundesvereinigung der Deutschen Lebensmittelindustrie

bzw. beziehungsweise

DBV Deutscher Bauernverband

ders. derselbe

dies. dieselbe(n)

d.h. das heißt

DIB Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie

DNA Desoxyribonukleinsäure (Erbgut)

ebd. eben da

EFSA European Food Safety Authority

et al. et altera

EU Europäische Union

EU 27 27 Länder der EU

f folgende

FAQ Häufig gestellte Fragen (Frequently Asked Questions)

ff fortfolgende

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

8

GVOs gentechnisch veränderte Organismen

GM gentechnisch verändert (genetically modified)

Hrsg. Herausgeber

NGOs Nichtregierungsorganisationen (Non-governmental organizations)

o.J. ohne Jahresangabe

PR Public Relations

S. Seite

Tab. Tabelle

u.a. unter anderem

usw. und so weiter

vgl. vergleiche

WGG Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik

z.B. zum Beispiel

z.T. zum Teil

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

9

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Genmilch ist in den Schlagzeilen. Die Diskussion um gentechnisch verändertes Saatgut erhitzt

die deutschen Gemüter. Europa und im Besonderen die deutsche Bevölkerung begegnen der

Grünen Gentechnik mit breiter Ablehnung. Das zeigt auch die wachsende Zahl an

gentechnikfreien Regionen, Forderung für Anbauverbote und Diskussionen über

Kennzeichnung von Lebensmitteln. Dabei wird eines schnell deutlich: Die Grüne Gentechnik ist

da. Auf den Tellern und auf den Feldern, als Futtermittel und zur industriellen Anwendung. Die

ersten Früchte der Technologie gab es schon 1973 mit gentechnisch veränderten Petunien,

und fast so lange gibt es kommunikative Bemühungen um die Akzeptanz. Schon seit Beginn

der Forschung war dieser gezielte Eingriff in die Natur ein Streitpunkt, die Kommunikation

risikobehaftet und angstbesetzt.

In den USA, Südamerika und Teilen von Asien werden die Anbauflächen für gentechnisch

veränderte Organismen (GVOs) immer größer, eine durch die Öffentlichkeit ablehnende

Diskussion ist, anders als in Deutschland, nicht zu beobachten. Auch innerhalb von Europa

zeigen sich starke Unterschiede in der Akzeptanz um die Technologie – Spanien ist

beispielsweise sehr offen. Die gesellschaftliche Akzeptanz für Grüne Gentechnik wird

insbesondere in Europa mitentscheidend sein für die Zukunft der Technologie.

Während die Wissenschaft und die Grüne Gentechnik befürwortende Industrie Risiken für

gering und abschätzbar halten, treten Kritiker mit Argumenten anderer Dimension auf. So

wird beispielweise die zunehmende Kontrolle der Konzerne über die

Nahrungsmittelproduktion angeprangert und die weitere Industrialisierung der

Landwirtschaft in Frage gestellt. Zwischen den Befürwortern und Kritikern steht der

Verbraucher, der die Technologie ohne Fachwissen kaum beurteilen kann. Neben

wissenschaftlichen Gesichtspunkten werden aber auch zunehmend wirtschaftliche, politische

und ethische Diskussionen geführt. Die dabei entstandene Komplexität ist für den Bürger nicht

mehr zu durchschauen, hier setzt Vertrauen an.

Vertrauen wird als Mechanismus zur Reduktion von Komplexität verstanden (vgl. Luhmann

2000). Während in den vergangenen Jahren zwar viel Aufklärungsarbeit geleistet wurde,

wurde dem Thema Vertrauen in Grüne Gentechnik noch keine besondere Aufmerksamkeit

zugeteilt. Die vorliegende Masterarbeit soll untersuchen, welche Rolle Vertrauen und

insbesondere Vertrauensfaktoren in der Medienberichterstattung und der

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

10

Unternehmenskommunikation von Grüner Gentechnik spielen und Ableitungen für neue

Ansätze in der Unternehmenskommunikation liefern.

1.2 Relevanz der Arbeit für Wissenschaft und Praxis

Die kontroverse Diskussion über das Thema Grüne Gentechnik hat das wissenschaftliche

Interesse schon länger geweckt. So gibt es zahlreiche Studien zur Medienberichterstattung

über Grüne Gentechnik und Untersuchungen zu Einstellungen in der Bevölkerung. In Büchern

und Aufsätzen wird unter verschiedenen Blickwinkeln die kommunikative Situation beleuchtet

(vgl. Meier/Bonfadelli; Peters; Hampel/Renn). In Bezug auf Öffentlichkeitsarbeit ist dabei vor

allem die Risikokommunikation näher untersucht worden. Die Kommunikation von Risiken

hat einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung der Verbraucher beigetragen, aber keine

Veränderung in der Akzeptanz zur Grünen Gentechnik herbeigeführt. Daher soll öffentliches

Vertrauen als „Schlüssel-Größe für die Akzeptanz in Grüne Gentechnik“ in der vorliegenden

Arbeit untersucht werden (Busch et al. 2008:306). Auch Peters sieht in der vertrauens-

basierten Einstellungsbildung einen Fortschritt in der Untersuchung, wie Einstellungen zur

Grünen Gentechnik entstehen können (vgl. Peters 2008:136).

Die PR-Theorie des öffentlichen Vertrauens nach Bentele beinhaltet konkrete

Vertrauensfaktoren, deren Umsetzung in der Kommunikation durch die einzelnen Stakeholder

im Rahmen der Arbeit genauer untersucht werden soll. Damit schafft die Arbeit eine

Verbindung vom wissenschaftlichen Forschungsinteresse zur Praxis, da das Thema

Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik noch nicht genauer untersucht wurde und

Relevanz für die konkrete Kommunikationsarbeit von Befürwortern und Kritikern haben kann.

Befürworter der Grünen Gentechnik zeigten sich im Rahmen der Experten-Interviews sehr

offen für das Thema Vertrauen. Es wurde deutlich, dass es Bedarf an neuen Ansätzen gibt, wie

Öffentlichkeitsarbeit gestaltet werden kann, um eine größere Akzeptanz zu schaffen. Die

vertrauensbasierte Kommunikation kann hier einen Ansatz schaffen, wie verschiedene

Bezugsgruppen besser angesprochen werden können.

Besonderes Augenmerk liegt in der vorliegenden Arbeit auf Amflora, die als einziges

gentechnisch verändertes Produkt (, das nicht nur zu Forschungszwecken) auf den deutschen

Feldern wächst. Für die Praxis ist das Thema aufgrund seiner Aktualität und momentanen

Einzigartigkeit ebenso interessant wie für die Wissenschaft.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

11

1.3 Aufbau der Arbeit

Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und empirischen Teil. Der theoretische Teil fasst

die bereits in der Literatur erwähnten Ergebnisse zur öffentlichen Meinung um Grüne

Gentechnik zusammen und führt in die Grundlagen der Vertrauensbildung und öffentlichem

Vertrauen ein. Neben naturwissenschaftlichen Grundlagen soll auf die Einstellung der

Bevölkerung und der verschiedenen Stakeholder eingegangen werden, die Berichterstattung

wird untersucht und die PR-Theorie öffentlichen Vertrauens vorgestellt.

Im empirischen Teil erfolgt eine Studie zur aktuellen Berichterstattung in Deutschland und

eine Befragung von Befürwortern, Gegnern und Beobachtern der Grünen Gentechnik.

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der aktuellen Situation und den praktischen

Herausforderungen. Vertrauensbasierte Kommunikation soll als ein Werkzeug für

Unternehmenskommunikation untersucht werden.

1.4 Forschungsfrage

Der Fokus der Arbeit liegt stark auf der aktuellen kommunikativen Situation in Deutschland.

Dabei werden insbesondere als Befürworter der Technologie die Wissenschaftler und die

Agrochemieindustrie untersucht, als Gegner treten vor allem Nichtregierungsorganisationen

(NGOs) und Kirchen auf. Zunehmend wichtiger werden auch die Positionen von

Lebensmittelherstellern und dem Einzelhandel; diese werden in der vorliegenden Arbeit aber

nur zweitrangig berücksichtigt.

Wie gezeigt wurde, wird Öffentliches Vertrauen als zunehmend wichtiger Faktor

wahrgenommen, ist für die Grüne Gentechnik aber noch nicht systematisch in der Literatur

beschrieben. Daraus ergibt sich folgende Forschungsfrage: Wie kann Vertrauensbildung in die

Grüne Gentechnik theoretisch und empirisch gestaltet werden?

Für den theoretischen Teil soll dabei auf die Vertrauensbildung in Wissenschaft und

Unternehmenskommunikation eingegangen, die Multiplikatoren der öffentlichen

Meinungsbildung und die Faktoren zum Vertrauensaufbau ermittelt werden.

Im Rahmen einer durchgeführten qualitativen Inhaltsanalyse soll die Forschungsfrage „Trägt

Medienberichterstattung zur Grünen Gentechnik zu öffentlichem Vertrauen in die Technologie

bei?“ beantwortet werden. Da aufgrund von vorherigen Studien angenommen wird, dass die

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

12

Berichterstattung zur Grünen Gentechnik nicht neutral ist und somit zum negativen

Gesamtbild in der Bevölkerung beiträgt, wurden vom Autor Hypothesen entwickelt:

� In der Medienberichterstattung werden nicht alle Akteure gleichberechtigt genannt

� Argumente zu Risiken sind stärker vertreten als Argumente zum Nutzen der

Technologie

� Meinungs-Artikel wie Interviews und Kommentare sprechen sich gegen die Grüne

Gentechnik aus

� Das Image der Grünen Gentechnik wird in der Berichterstattung überwiegend als

negativ dargestellt

� Unternehmen, die Grüne Gentechnik vorantreiben, werden auf Basis der

Vertrauensfaktoren kommunikative Diskrepanzen unterstellt

Um konkrete Herausforderungen für die Unternehmenskommunikation der Befürworter

abzuleiten, wird mit Hilfe von Interviews die Praxis der Kommunikation abgefragt. Dabei

werden sowohl Befürworter als auch Kritiker und Beobachter insbesondere zu

Vertrauensfaktoren abgefragt. Die zu verifizierenden Hypothesen sind:

� Die Diskussion über Risiken und Nutzen der Grünen Gentechnik führt nicht zu einer

größeren Akzeptanz

� Das Hinzuziehen von Experten hat nicht den gewünschten Erfolg zum

Vertrauensaufbau

� Das Misstrauen in die Technologie ist darauf zurückzuführen, dass der Verbraucher

keinen direkten Nutzen von der Technologie sieht

� Das mangelnde Vertrauen in Grüne Gentechnik ist auf die Nichtberücksichtigung der

gesellschaftlich-normativen Vertrauensfaktoren (siehe Kapitel 2.3.3) der Befürworter

zurückzuführen

1.5 Begriffe

Grüne Gentechnik, Grüne Gentechnologie, Pflanzenbiotechnologie, Agro-Gentechnik sind

verschiedene Bezeichnungen für die gleiche Technologie. Der Begriff der Grünen Gentechnik

ist in der Zwischenzeit weit verbreitet und wird daher in der vorliegenden Arbeit als

Hauptbegriff verwendet. Bei GVOs handelt es sich um die Bezeichnung für gentechnisch

veränderte Organismen. Eine weitere Bezeichnung sind transgene Organismen. In

vereinfachter Form wird in der Arbeit teilweise nur über gentechnisch veränderte

Nahrungsmittel gesprochen.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

13

2. Analytisch-theoretischer Teil

2.1 Die Grüne Gentechnik als Untersuchungsgegenstand

2.1.1 Naturwissenschaftliche Grundlagen

Bei der Grünen Gentechnik handelt es sich um die Anwendung gentechnischer Verfahren zur

Züchtung von Pflanzen. Als Ergebnis erhält man gentechnisch veränderte Organismen (GVOs).

Die Grüne Gentechnik ist ein Anwendungsgebiet der Biotechnologie, bei der gezielte Eingriffe

in das Erbgut vorgenommen werden und damit der Stoffwechsel von Lebewesen verändert

wird. Dabei wird unterteilt in die Rote Gentechnik, deren Anwendungsbereich die Medizin

und Pharmazeutik ist. Ein Beispiel dafür ist die biotechnologische Produktion von Insulin

durch modifizierte Bakterien. Eine weitere Differenzierung ist die Weiße Gentechnik, bei der

gezielt Industrieprozesse durch Biotechnologie optimiert werden. Ein Beispiel dafür ist die

biotechnologische Produktion von Enzymen, die dann in industriellen Prozessen,

beispielsweise in der chemischen Industrie eingesetzt werden. Die Grüne Gentechnik, auch

Agro-Gentechnik genannt, hat die gentechnische Veränderung von Nutzpflanzen und damit

Lebensmitteln zum Ziel, z.B. ein Pilzbefall-resistenter Mais.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Züchtung können mit Hilfe von gentechnischen Methoden

gezielt Gene transferiert werden, die gewünschte Eigenschaften mit sich bringen. Während die

herkömmliche Züchtung mit gezieltem Kreuzen von Pflanzen mit gewünschten Eigenschaften

arbeitet und dabei u.a. die Artengrenze nicht überschritten werden kann, können bei der

Gentechnik - meist mit Hilfe von Mikroorganismen - gezielt neue Gene eingeschleust werden.

Je nach Anwendungsgebiet lassen sich verschiedene Optimierungswege gehen. Zum einen

kann durch die Gentechnik eine Überexpression eines Gens angeregt werden, wodurch dann

ein bestimmtes Protein mit bevorzugten Eigenschaften vermehrt produziert wird. Zum

anderen können auch Knock-out Populationen gezüchtet werden, wobei ein nicht gewünschtes

Gen in einer Pflanze „ausgeschaltet“ wird (vgl. Kügler-Seifert 2011, online; Gassert 2003).

Möglichkeiten des Gentransfers

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Gene zu transferieren. Diese Methoden werden unter

dem Begriff Transformation zusammengefasst, drei davon werden regelmäßig eingesetzt.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Agrobacterium tumefaciens ist ein Bodenbakterium, das Pflanzen als Lebensraum nutzt. Auf

einem Plasmid (Bakterien-Erbgut) befinden sich die Gene mit den Informationen, die das

Bakterium benötigt. Gelangt also das Agrobacterium in eine Pflanze, bildet sich ein Tumor am

Wurzelhals und die Nährstoffe werden produziert. Die Grüne Gentechnik nutzt das

Agrobacterium, um gezielt Gene in Pflanzen zu transferieren. Dabei wird das bisherige Plasmid

„stillgelegt“ und durch ein modifiziertes ersetzt. Pflanzengewebe werden mit Agrobacterium

versetzt, in Labor werden diese dann zu einer vollständigen Pflanze herangezogen. Das

modifizierte Plasmid enthält neben dem zu übertragenden Gen mit der gewünschten

Eigenschaft auch ein Markergen, meist mit einer Antibiotika-Resistenz. Diese Resistenz wird

benötigt, um zu überprüfen, ob das gewünschte Gen auch übertragen wurde und zwar an der

richtigen Stelle (vgl. Kügler-Seifert 2011).

Neben dem Plasmidtransfer wird auch eine rein mechanische Methode angewandt. Dabei wird

DNA (Erbgut) auf Gold- oder Wolframpartikel aufgebracht, die anschließend mit

Geschwindigkeiten von mehr als 1300 Meter pro Sekunde in die Zellen geschossen werden

(vgl. dies.).

Darüber hinaus ist die Protoplastentransformation eine dritte Methode. Dabei werden die

Zellwände der Zellen des zu transformierenden Gewebes aufgelöst. Diese nennt man dann

Protoplasten. Die Membran ist durchlässig für DNA. Daraus lassen sich dann wieder Pflanzen

mit verändertem Erbgut regenerieren (vgl. dies.).

2.1.2 Anwendungsbereiche der Grünen Gentechnik

Die Anwendungsgebiete der Grünen Gentechnik unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von

denen der herkömmlichen Pflanzenzucht. Ziel ist es, den Ertrag der Pflanzen zu steigern oder

ihre Resistenz gegen Umwelteinflüsse zu erhöhen. Die gentechnisch veränderten Pflanzen

lassen sich in verschiedene Generationen unterteilen.

Gentechnisch veränderte Pflanzen der ersten Generation dienen dazu, die Fitness von Pflanzen

zu erhöhen, beispielsweise durch eine erhöhte Trockentoleranz. Dadurch können Kosten

gesenkt werden und/oder der Ertrag gesteigert werden. Die zweite Generation zeichnet

Pflanzen aus, die den Nährstoffgehalt der Pflanzen verbessern sollen. Zur dritten Generation

gentechnisch veränderter Pflanzen zählen Pflanzen, die Industrierohstoffe oder

pharmazeutische Produkte herstellen (vgl. Kügler-Seifert 2011).

Bei den Anwendungsbereichen lassen sich Input Traits und Output Traits unterscheiden. Zu

den Input Traits zählen Veränderungen im Erbgut, die die Resistenz der Pflanze gegenüber

verschiedenen Umweltbedingungen erhöhen, wie Herbizidtoleranz, Insektenresistenz,

Virusresistenz, Pilzresistenz, Trockentoleranz, Salz-und Aluminiumtoleranz. Zu den Output

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

15

Traits gehören Pflanzen, die die Quantität oder Qualität einer Pflanze erhöhen. Momentan

erforschte Pflanzen können Phosphat und Eisen besser aufnehmen und verarbeiten, haben

eine Verbesserung der Proteinqualität von Samenproteinen, es wurden Allergene bei Soja und

Futtergräsern entfernt. Darüber hinaus kann die Qualität von Ölen verbessert werden,

Baumwollsamen entgiftet werden und Reis mit Vitamin A angereichert werden (Golden Rice).

Damit gehören sie zu den GVOs der zweiten und dritten Generation (vgl. Kügler-Seifert 2011,

Müller-Röber 2007).

Gentechnisch veränderte Pflanzen sind in erster Linie Soja, Mais, Baumwolle, Raps und Papaya

(vgl. James 2010).

Anbau

In der Europäischen Union (EU) wurden seit 1998 Genehmigungen für gentechnisch

veränderte Pflanzen wie Raps, Mais, Baumwolle, Soja und Kartoffeln ausgesprochen. Ein

kommerzieller Anbau wurde aber lediglich für Mais im Jahre 1998 (u .a. Mon810) und für

Amflora in 2010 genehmigt. Der Anbau des Genmais Mon810 wurde im April 2009 durch das

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Deutschland

aufgrund unklarer Risiken für bestimmte Insektenarten verboten. Weitere Genehmigungen

beziehen sich auf den Einsatz als Futter- oder Lebensmittel (vgl. BVL 2011, online).

Jede gentechnisch veränderte Pflanze muss innerhalb der EU ein Genehmigungsverfahren

durchlaufen. Die Zulassung erfolgt durch einen Antrag zur Nutzung eines GVOs. Eine

Risikobewertung erfolgt durch die EFSA (European Food Safety Authority). Parallel dazu

prüfen nationale Behörden die Risiken. So übernimmt beispielsweise das Bundesamt für

Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Deutschland die Beratung zum

Risikomanagement. Daraufhin erfolgt eine Entscheidung der EU-Kommission. Damit darf die

Pflanze in ganz Europa angebaut werden. Derzeit wird diskutiert, ob die Entscheidungen nicht

wieder verstärkt auf nationaler Ebene getroffen werden sollen (vgl. dies.).

Weltweit wächst die Anbaufläche von gentechnisch veränderten Pflanzen. 2010 wurden in

insgesamt 29 Ländern auf einer Fläche von 148 Millionen Hektar GVOs angebaut, was einen

Anstieg von 14 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Wie Abbildung 1 zeigt zählen USA, Brasilien,

Argentinien, Indien, Kanada, China, Paraguay, Pakistan, Südafrika und Uruguay zu den

bedeutendsten Anbauländern (vgl. James 2010, online).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

16

#21 Portugal< 0,05 Million Has.

Maize

#27 Romania< 0,05 Million Has.Maize

#6 China*3,5 Million Has.Cotton, Tomato,

Poplar, Papaya, Sweet Pepper

#14 Myanmar*0,3 Million Has.Cotton

#13

Philippines*0,5 Million Has.Maize

#4 India*9,4 Million Has.Cotton

#12 Australia*0,7 Million Has.Cotton, Canola

#8 Pakistan*2,4 Million Has.

Cotton

#24 Egypt< 0,05 Million Has.

Maize

#15 Burkina Faso*0,3 Million Has.

Cotton

#9 South Africa*2,2 Million Has.Maize, Soybean, Cotton

#2 Brazil*23,4 Million Has.Soybean, Maize, Cotton

#10 Uruguay*1,1 Mill ion Has.Soybean, Maize

#3 Argentina*22,9 Million Has.Soybean, Maize, Cotton

#19 Chile< 0,05 Million Has.Maize, Soybean, Canola

#7 Paraguay*2,6 Million Has.Soybean

#7 Bolivia*0,9 Million Has.Soybean

#18 Colombia<0,05 Mill ion Has.Cotton

#26 Costa Rica<0,05 Mill ion Has.Cotton, Soybean

#20 Honduras<0,05 Mill ion Has.Maize

#1 USA*66,8Million Has.Maize, Soybean,

Cotton, Canola, Sugarbeet, Alfalfa,

Papaya, Squash

#5 Canada*8,9 Million Has.Canola, Maize, Soybean, Sugarbeet

Biotech Crop Countries and Mega Countries*, 2010

* 17 biotech mega-countries growing 50,000 hectares, or more, of biotech crops

#16 Spain0,1 Million Has.Maize

#29 Germany< 0,05 Million Has.Potato

#28 Sweden< 0,05 Million Has.Potato

#22 Czech Rep.< 0,05 Million Has.Maize, Potato

#23 Poland< 0,05 Million Has.Maize

#25 Slovakia< 0,05 Million Has.Maize

#17 Mexico*0,1 Million Has.Cotton, Soybean

#21 Portugal< 0,05 Million Has.

Maize

#27 Romania< 0,05 Million Has.Maize

#6 China*3,5 Million Has.Cotton, Tomato,

Poplar, Papaya, Sweet Pepper

#14 Myanmar*0,3 Million Has.Cotton

#13

Philippines*0,5 Million Has.Maize

#4 India*9,4 Million Has.Cotton

#12 Australia*0,7 Million Has.Cotton, Canola

#8 Pakistan*2,4 Million Has.

Cotton

#24 Egypt< 0,05 Million Has.

Maize

#15 Burkina Faso*0,3 Million Has.

Cotton

#9 South Africa*2,2 Million Has.Maize, Soybean, Cotton

#2 Brazil*23,4 Million Has.Soybean, Maize, Cotton

#10 Uruguay*1,1 Mill ion Has.Soybean, Maize

#3 Argentina*22,9 Million Has.Soybean, Maize, Cotton

#19 Chile< 0,05 Million Has.Maize, Soybean, Canola

#7 Paraguay*2,6 Million Has.Soybean

#7 Bolivia*0,9 Million Has.Soybean

#18 Colombia<0,05 Mill ion Has.Cotton

#26 Costa Rica<0,05 Mill ion Has.Cotton, Soybean

#20 Honduras<0,05 Mill ion Has.Maize

#1 USA*66,8Million Has.Maize, Soybean,

Cotton, Canola, Sugarbeet, Alfalfa,

Papaya, Squash

#5 Canada*8,9 Million Has.Canola, Maize, Soybean, Sugarbeet

Biotech Crop Countries and Mega Countries*, 2010

* 17 biotech mega-countries growing 50,000 hectares, or more, of biotech crops

#16 Spain0,1 Million Has.Maize

#29 Germany< 0,05 Million Has.Potato

#28 Sweden< 0,05 Million Has.Potato

#22 Czech Rep.< 0,05 Million Has.Maize, Potato

#23 Poland< 0,05 Million Has.Maize

#25 Slovakia< 0,05 Million Has.Maize

#17 Mexico*0,1 Million Has.Cotton, Soybean

Abb. 1: Anbau von genetisch verändertem Saatgut weltweit 2010, Quelle: James 2010

2.1.3 Funktionsweise und Anwendung von Amflora

Bei Amflora handelt es ich um eine gentechnisch optimierte Kartoffel des Unternehmen BASF

Plant Science GmbH. Die herkömmliche Kartoffel enthält zwei verschiedene

Stärkebestandteile: Amylopektin und Amylose. Für die industrielle Stärkeproduktion wird

jedoch ausschließlich Amylopektin verwendet, da nur diese aufgrund der Eigenschaften

geeignet für die Produktion ist. Damit gehört Amflora zur dritten Generation gentechnisch

veränderter Pflanzen.

Bei Amflora, die offiziell unter dem Namen Amylopektin Kartoffel EH92-527-1 geführt wird,

wurde das Gen für die Amylose-Synthese ausgeschaltet. Somit wird statt 80 Prozent

Amylopektin und 20 Prozent Amylose von der gentechnisch veränderten Kartoffel 98 Prozent

Amylopektin produziert (siehe Abbildung 2). Die dahinterliegende Methode wird Anti-Sense-

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

17

genannt. Dafür wird quasi das Gegen-Gen zu einem nicht erwünschten Gen in eine Pflanze

transformiert, die dann - bevor das Gen zur Amylose-Produktion abgelesen und in das

Amylose-Protein „übersetzt“ werden kann - anhaftet und das Ablesen verhindert. Außerdem

enthält Amflora ein Antibiotikaresistenzgen. Dies wird wie oben beschrieben üblicherweise

verwendet, um zu selektieren, welche Pflanzen das gewünschte Gen tragen (vgl. BASF 2011,

online).

Abb. 2: Funktionsprinzip der Amflora, Quelle: Amflora 2011

Amflora soll in erster Linie für die Stärkeproduktion eingesetzt werden. Stärke dient zur

Beschichtung von Druckerpapier, ist Bestandteil von Sprühbeton und Klebstoffen. Als Vorteile

werden, aus Sicht des Unternehmens eine verbesserte Produktqualität, Nachhaltigkeit und

Wirtschaftlichkeit genannt. In der Stärkeproduktion können Produktionsschritte sowie

Energie, Wasser und Zusatzstoffe eingespart werden. Die Abfallprodukte der

Amfloraproduktion dürfen als Futtermittel verwertet werden (dies.).

Amflora ist die erste seit 1998 zugelassene gentechnisch veränderte Pflanze, die auch

kommerziell angewandt werden kann. Die Genehmigung wurde am 02. März 2010 erteilt.

Obwohl die EFSA mehrmals die Unbedenklichkeit der Amflora für Mensch, Tier und Umwelt

bestätigt hatte, dauerte das Zulassungsverfahren 13 Jahre (dies.).

2.2 Meinungsbildung zur Grünen Gentechnik in Deutschland

Unternehmen wie BASF haben ein starkes Interesse, die Technologie auch in Deutschland zu

etablieren. Es gibt jedoch auch regen Widerstand, bspw. von NGOs und eine breite Ablehnung

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

18

in der Bevölkerung. Ein vollständiges Bild über die Argumente und Stakeholder ist kaum

möglich. Die Interessen der Beteiligten sind sehr unterschiedlich, die Materie ist komplex. Im

Folgenden sollen zuerst die Einstellungen der Bevölkerung in Deutschland und anderen

Ländern dargelegt werden. Die Positionen der einzelnen Stakeholder werden erläutert; die

Inhalte der Medienberichterstattung ausgeführt. Am Fallbeispiel der Amflora wird die

Unternehmenskommunikation zur Grünen Gentechnik vorgestellt und in Grundlagen der

Risikokommunikation eingeführt.

2.2.1 Einstellungen zur Grünen Gentechnik in Deutschland

In einer 2010 durchgeführten Umfrage (Eurobarometer 2010a/b, online) wurde die

Einstellung der Europäer - gesamt und in den einzelnen Ländern - zur Biotechnologie

allgemein abgefragt. Dabei sind nur etwas mehr als die Hälfte der Europäer davon überzeugt,

dass sich die Biotechnologie positiv auf ihr Leben auswirken wird. Unter Biotechnologie fallen

hier auch die Anwendungen der Roten und Weißen Gentechnik. In gentechnisch veränderten

Lebensmitteln sehen die Europäer insgesamt keine Vorteile und halten diese sogar für

bedenklich oder schädlich.

2.2.1.1 Akzeptanz

Die Studie zeigt ein generelles Misstrauen der Deutschen, aber auch der Europäer allgemein,

gegenüber gentechnisch veränderten Lebensmitteln. In der Studie wurden verschiedene

Fragen gestellt, die die Einstellung der Verbraucher aufzeigen sollte. Die Abbildung 3 zeigt ein

differenziertes Bild für die verschiedenen Anwendungen von Grüner Gentechnik mit einer

breiten Ablehnung.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

19

Abb. 3: Einstellungen zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln in Deutschland und Europa 2010, Quelle:

Eurobarometer 2010a

Im intereuropäischen Vergleich wird deutlich, dass 33 Prozent der Deutschen zustimmen, dass

gentechnische veränderte Lebensmittel förderlich sind für die Wirtschaft, womit sie noch über

dem europäischen Durchschnitt liegen. Knapp 70 Prozent der Deutschen stimmen der Aussage

zu, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel nicht gut sind für sie und ihre Familie. Bei der

Frage, ob gentechnisch veränderte Lebensmittel nur für einige einen Vorteil bringen, und für

andere Risiken, zeigt sich die Abweichung der Deutschen vom europaweiten Durchschnitt. So

glauben dies drei Viertel aller Deutschen, knapp 60 Prozent sehen dies auch so in Europa. Im

Vergleich über die letzten Jahre zeigt sich, dass die Ablehnung in Deutschland bereits seit 2002

sehr stark zugenommen hat und seit 2005 stagniert. In Europa (27 Länder der EU (EU27))

nähert sich die Ablehnung nun der von Deutschland an (vgl. Eurobarometer 2010b:40ff).

2.1.1.2 Vertrauen in Stakeholder

Den Forschern und Ärzten an Universitäten wird das meiste Vertrauen als Experten im Bereich

Biotechnologie zugeschrieben. Dabei wurde im Rahmen der Umfrage die Frage gestellt: „Wenn

Sie einmal an folgende Personen oder Gruppen denken: Sind Sie der Meinung, dass diese für

die Gesellschaft gute Arbeit leisten in Bezug auf Biotechnologie?“. Abbildung 4 zeigt den

europaweiten Durchschnitt und die Abweichungen für Deutschland (Eurobarometer 2010a:

176ff).

Abb. 4: Vertrauen in Stakeholder, Deutschland und Europa 2010, Quelle: Eurobarometer 2010a

In Bezug auf Deutschland zeigen sich einige Abweichungen, insbesondere was das Zutrauen in

die Europäische Union, die Industrie und die Regierung angeht. Während 60 Prozent der

Europäer grundsätzlich finden, dass die EU gute Arbeit leistet, sind in Deutschland nur 45

Prozent davon überzeugt. Ähnlich sieht die Situation im Vertrauen in die Industrie aus. Das

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

20

Vertrauen in die Regierung ist in Deutschland ebenfalls niedriger als in anderen europäischen

Staaten (vgl. Eurobarometer 2010a:186).

2.1.1.3 Wissen und Demographie

Immerhin 95 Prozent der Deutschen haben schon von gentechnisch veränderten

Lebensmitteln gehört, wobei 78 Prozent auch schon mit jemandem darüber gesprochen haben.

Betrachtet man die soziodemographische Struktur, so stellt man fest, dass leitende Angestellte

mit der größten Wahrscheinlichkeit schon einmal mit jemandem über gentechnisch

veränderte Lebensmittel gesprochen haben. Ebenfalls häufig ist dies unter denjenigen, die das

Internet häufig nutzen, die sich höher auf der sozialen Leiter befinden oder über einen

gewissen wissenschaftlichen Hintergrund verfügen. Immerhin 44 Prozent der Deutschen

haben schon aktiv nach solchen Informationen gesucht (vgl. Eurobarometer 2010a:18).

In einer anderen Befragung wurde festgestellt, dass es eher Frauen sind, die die Gentechnik

ablehnen. Die religiösen Vorstellungen spielen bei der Meinungsbildung keine große Rolle

beim Vertrauen in bestimmte Personen (Hampel/Pfenning 1999: 45).

2.2.2 Einstellungen im internationalen Vergleich

Wie bereits in Abbildung 1 (Kapitel 2.1.2) zu sehen war, sind die Anbaumengen international

sehr unterschiedlich. Während Europa generell noch eher zurückhaltend ist, hat sich der

Anbau in Südamerika und USA weitgehend durchgesetzt.

2.2.2.1 Europa

Die Skepsis der Deutschen gegenüber der Grünen Gentechnik wird nicht von allen

europäischen Ländern geteilt. Generell glaubt die Mehrheit der Europäer (53 Prozent, EU 27)

in 2010, dass die Gentechnik allgemein einen positiven Effekt hat. Dem gegenüber stehen 20

Prozent, die der Technologie pessimistisch gegenüberstehen. Diese Zahl ist im Ländervergleich

allerdings nicht sehr homogen. Während Spanien mit 74 Prozent der Biotechnologie sehr

optimistisch gegenübersteht, sind die Österreicher der Gentechnik gegenüber vorwiegend

ablehnend (sieben Prozent). Deutschland befindet sich mit 12 Prozent auf dem zweitletzten

Platz (vgl. Eurobarometer 2010b:20).

Argumente

Im Rahmen der Eurobarometer-Befragung zur Einstellung zur Biotechnologie in 2010 wurde

eine Clusterung der Europäischen Länder vorgenommen. Dabei wurden Profile angelegt,

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

21

welche Kriterien zur Bewertung der Technologie in den einzelnen Ländern angesetzt werden.

Dabei wurde die Argumentationskraft von ethischen, wirtschaftlichen, politischen und

wissenschaftlichen Gründen verglichen. Zum Cluster 1 gehören unter anderem Belgien,

Frankreich, Schweden und Großbritannien, die sich durch ein moderates Interesse in

ethischen Fragestellungen auszeichnen und der wissenschaftliche Fortschritt höher gewertet

wird als ethische Fragen. Die Gewichtung der Wissenschaft an erster Stelle ist auch beim

Cluster 2 zu finden. Dazu gehören Kroatien, Finnland, Lettland, Luxemburg, Norwegen, Polen,

Portugal und die Türkei. Biotechnologie unter ethischen Gesichtspunkten zu bewerten ist in

diesen Ländern unüblich, es gibt dafür moderate Bedenken bezüglich der Verteilungs-

Gerechtigkeit. Im dritten Cluster finden sich Ungarn, Italien und Spanien, die sich vor allem

dadurch auszeichnen, dass dort die Wissenschaft in der Führung ist. In den folgenden beiden

Clustern werden nun ethische Fragestellungen höher gesetzt als Wissenschaftliche. Zum

vierten Cluster gehören die deutschsprachigen Länder und Griechenland. Die Verteilungs-

Gerechtigkeit (gerechte Verteilung von Nahrungsmitteln) ist hier ein sehr wichtiges Argument.

Im letzten Cluster befinden sich Island, Irland und die Niederlande, die sich wiederum wenig

um die Verteilungs-Gerechtigkeit kümmern und vielmehr die moralische Seite die wichtigste

Seite ist (Eurobarometer 2010b :108).

Bezieht man diese Einteilung auf die generelle Einstellung, ist ersichtlich, dass die Art der

Argumentation und Gewichtung von ethischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen

Argumenten nicht unmittelbar mit dem Optimismus zusammenhängt, der der Biotechnologie

entgegengebracht wird. So ist beispielsweise Zypern, das eine ähnliche Art der

Meinungsbildung vorweist wie Deutschland, sehr viel optimistischer eingestellt (vgl. dies.:20).

Betrachtet man gezielter konkrete Anwendungen, so differenziert sich das Bild stärker. Bei der

Anwendung der Gentechnik für Lebensmittel, einem großen Teil der Grünen Gentechnik, zeigt

sich die differenzierte Haltung. Großbritannien ist mit 44 Prozent am positivsten eingestellt in

Bezug auf Unterstützung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Der europaweite

Durchschnitt liegt bei 27,4 Prozent (dies.:40ff). Insgesamt ist die Zustimmung sehr viel

geringer als bei den Anwendungen der Biotechnologie allgemein. So werden Anwendungen

der regenerativen Medizin viel positiver bewertet (Eurobarometer 2010a:7).

Innerhalb der EU ist die Bekanntheit von gentechnisch veränderten Lebensmitteln

überraschend. Immerhin mehr als die Hälfte setzt sich aktiv damit auseinander, spricht

darüber und suchen zumindest nach Bedarf Informationen darüber. Dem gegenüber stehen

aber immerhin 18 Prozent, die noch nie etwas davon gehört haben (vgl. dies.:15).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

22

2.2.2.2 USA

Die Vereinigten Staaten sind seit jeher ein agrardominiertes Land und zugleich Heimat der

großen Konzerne der Grünen Gentechnik wie Monsanto oder Dupont. Bereits 90 Prozent des

angebauten Getreides sind gentechnisch verändert (vgl. Transgen 2010, online) und ein

aktiver Widerstand wie beispielsweise in Deutschland ist nicht zu beobachten. In einer 2005

durchführten Studie wurde ermittelt, dass 66 Prozent der US-Amerikaner die Möglichkeiten

der Grünen Gentechnik als wichtiger einschätzen als die Risiken (vgl. Hoban 2004:9). Ebenso

wurde festgestellt, dass Konsumenten gentechnisch veränderte Nahrungsmittel annehmen,

wenn sie selbst einen Nutzen davon haben. In früheren Studien (1992, 1994, 1998) wurden

US-amerikanische Verbraucher nach ihrer Unterstützung von Pflanzenbiotechnologie befragt,

wobei jedes Jahr über 70 Prozent die Technologie konkret für unterstützenswert befinden

(ders.:3).

Betrachtet man die Zustimmung allerdings genauer, fällt auf, dass es sich dabei nicht um reine

Zustimmung handelt. Lediglich 27 Prozent haben in einer 2004 durchgeführten Befragung ihre

Zustimmung für gentechnisch veränderte Lebensmittel ausgedrückt. Fast die Hälfte (49

Prozent) hat keine klare Meinung dazu, 39 Prozent tendieren aber zu einer Zustimmung

(Hallmann et al 2004:7). Insbesondere unter den Landwirten wird die Technologie gerne

angenommen, da sie den Landwirten Arbeiten abnimmt und Prozesse erleichtert (vgl. Kügler-

Seifert 2011:71). Ein Beispiel ist ein geringerer Einsatz von Herbiziden.

Gründe für die große Zustimmung in die Technologie kommen vor allem durch eine

grundsätzlich andere Vertrauensstruktur zustande. Beispielsweise vertrauen US-

amerikanische Staatsbürger deutlich mehr in politische Institutionen und

Wirtschaftsinstitutionen. Dieses Institutionenvertrauen in den USA korreliert mit einer

positiven Einstellung gegenüber der Grünen Gentechnik (Peters 2008:142f).

Bemerkenswert ist allerdings, dass das Bewusstsein, gentechnisch veränderte Lebensmittel

bereits konsumiert zu haben, relativ gering ist. So gaben nur ein Drittel der US-Amerikaner in

einer 2004 durchgeführten Studie von Hallmann et al. an, gentechnisch veränderte

Lebensmittel konsumiert zu haben (vgl. Hallmann et al. 2004:3). Daraus lässt sich schließen,

dass sie relativ uninformiert sind über die Präsenz von gentechnisch veränderten

Nahrungsmitteln in der Lebensmittelindustrie.

2.2.2.3 Brasilien

Brasilien ist Nummer Zwei in Bezug auf GVO-Anbau (vgl. James 2010, online). In Brasilien gibt

es sowohl Bundesländer, die den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen verbieten als

auch Bundesländer, die sehr offen dafür sind. Insgesamt stehen 55 Prozent der Technologie

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

23

offen gegenüber und sehen darin mehr Nutzen als Risiken. Brasiliens Agrarwirtschaft ist ein

wichtiger Motor in der Industrie und hat ein hohes Wachstumspotential. Die

Kommerzialisierung von gentechnisch veränderten Pflanzen fand erst 2005 statt und war

verbunden mit Widerstand. Da die Biodiversität in Brasilien sehr hoch ist, gibt es einige

Gesetze, die der Einführung von gentechnisch veränderten Pflanzen im Weg stehen (vgl.

Griesse 2006:103 ff).

2.2.2.4 China

In China ist mit 72 Prozent eine hohe Zustimmung zur Pflanzenbiotechnologie zu finden. Dies

liegt vor allem im Vertrauen in staatliche Behörden und dem Vertrauen in die

Produktsicherheit. Darüber hinaus sind sie der Wissenschaft gegenüber positiv eingestellt. Sie

sind darüber hinaus bereit, für gentechnisch veränderte Lebensmittel mehr zu bezahlen als für

herkömmliche (vgl. Curtis et al. 2002:175ff).

2.2.3 Stakeholder und ihre Argumente

Der Begriff „Stakeholder“ wird im Deutschen mit „Anspruchsgruppen“ oder „Bezugsgruppen“

übersetzt und meint diejenigen Gruppen oder Individuen, die auf das Erreichen

organisatorischer Ziele einwirken oder durch die Organisation beeinflusst werden (vgl.

Freeman 1984:46). Die Grüne Gentechnik an sich ist aber keine Organisation oder an eine

Organisation gebunden. Hier wird vielmehr der Begriff Stakeholder als Bezugsgruppe zu

Grünen Gentechnik verwendet. Diese zeichnet sich durch viele Stakeholder mit

unterschiedlichen Einstellungen aus. Um einen Überblick zu schaffen, sollen die wichtigsten

Stakeholder und ihre Argumente dargelegt werden.

Abgeleitet von einer Studie zu den Stakeholdern zur Grünen Gentechnik in der Schweiz von

Schanne und Meier (2010:33f) werden als wichtige Stakeholder dargestellt:

� Organisationen aus der Industrie: Agrochemie, Lebensmittelhersteller, Chemie- und

Nahrungsmittelkonzerne

� Industrie-affine Organisationen: industrielle Gentechnologie-Promotoren,

Branchenverbände

� Großverteiler/Großdetaillisten: verarbeitende Lebensmittelindustrie

� Behörden und Bundesverwaltung

� Außerparlamentarische Beratungsorgane, wie z.B. Ethik-Kommissionen

� Mediatoren

� Wissenschaft

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

24

� Bäuerliche Nahrungsmittelproduzenten und ihre Verbände und Labelorganisationen

� Zivilgesellschaftliche Verbände und Gruppierungen

� Verbraucher

� Kirchen

Auch wenn nicht alle innerhalb einer Gruppe der gleichen Meinung sind, so lassen sich doch

gewisse Argumente und Interesse innerhalb der einzelnen Gruppierungen feststellen, die nun

einzeln aufgeführt werden. Es soll im Folgenden eine Auswahl an in der Öffentlichkeit

wahrnehmbaren Stakeholder mit ihren Einstellungen erläutert werden.

2.2.3.1 Industrie und industrie-affine Organisationen

Deutsche Unternehmen wie Bayer, BASF, KWS Saat befürworten die Grüne Gentechnik und

haben GVOs auf den Markt gebracht. Diese Unternehmen haben aber z.T. GVOs, die in USA und

anderen Ländern angepflanzt werden - beispielsweise KWS Saat mit gentechnisch veränderten

Zuckerrüben. Amflora, die gentechnisch veränderte Kartoffel, ist dabei die für den Anbau in

Deutschland zugelassene GVO. Monsanto ist als amerikanisches Unternehmen bekannt; die

Einfuhr von gentechnisch verändertem Getreide ist zulässig, der Anbau z.B. von MON810

(gentechnisch veränderter Mais der Firma Monsanto) aber vorläufig verboten. Die genannten

Unternehmen setzen sich proaktiv für die Grüne Gentechnik ein und begründen sie mit

Vorteilen für die Landwirte, für industrielle Anwendungen, für die Bekämpfung des

Welthungers.

Auf der Seite der Nahrungsmittelindustrie finden sich sowohl Befürworter als auch Kritiker.

Bisher sind uneinheitliche Siegel mit der Aufschrift „Ohne Gentechnik“ in den Regalen zu

finden; inzwischen spricht sich die Branche für eine Kennzeichnung „Mit Gentechnik“ aus (vgl.

Frankfurter Rundschau 2010, online).

Gentechnik in Form von Futtermittel für Tiere ist auch in Deutschland in der Zwischenzeit sehr

verbreitet. Lebensmittelhersteller, die gentechnisch veränderte Lebensmittel einsetzen, sind

eher passiv. Aktiver sind dagegen Handelsketten wie Tegut, die sich gegen Gentechnik

aussprechen (vgl. Börnecke 2009, online). Nach Aussage des Deutschen Bauernverbandes

fordern immer mehr ernährungswissenschaftliche Unternehmen und der

Lebensmitteleinzelhandel GVO-freie Lieferungen (vgl. Bauernverband 2009, online).

Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) setzt sich für eine

verantwortungsbewusste Anwendung und Weiterentwicklung der Grünen Gentechnik „auf

Basis anerkannter hoher Sicherheitsstandards ein“ (BLL 2011, online). Die Koexistenz von

GVO und Pflanzen ohne Gentechnik ergeben eine gewünschte Vielfalt am Markt (vgl. dies.).

Ähnlich formuliert es die Bundesvereinigung der Deutschen Lebensmittelindustrie (BVE) und

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

25

setzt sich für eine Wahlfreiheit sowohl der Verbraucher als auch der Wirtschaft ein (vgl. BVE

2008, online). Darüber hinaus ist eine Positivkennzeichnung für Lebensmittel erwünscht (vgl.

Spiegel online 2010, online).

Vielfalterleben ist eine Initiative, die unter der Führung von Alnatura und mit Partnern aus

Umwelt- und Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Lebensmittel-Verarbeitung und Handel, die

sich für mehr Vielfalt und gegen Gentechnik ausspricht (vgl. Vielfalt erleben 2011, online).

Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) wird unter dem Vorsitz des

Vorstandsmitglieds der BASF geführt und setzt sich ebenfalls für den Einsatz der Grünen

Gentechnik unter einer Koexistenz von konventioneller, biologischer und gentechnisch

veränderter Landwirtschaft ein (vgl. DIB 2011, online).

2.2.3.2 Bundesregierung

Die Bundesregierung spricht sich für den Einsatz von Grüner Gentechnik aus. Im

Koalitionsvertrag von 2009 heißt es dazu: „Die Biotechnologie [Anm.: hier

Pflanzenbiotechnologie] stellt eine wichtige Zukunftsbrache für Forschung, Wirtschaft und

Landwirtschaft dar, die bereits weltweit etabliert ist“. Insbesondere das Bundesministerium

für Bildung und Forschung setzt im Rahmen der Hightech-Strategie auf Pflanzenbiotechnologie

(vgl. BMBF 2010, online; CDU 2009, online). CDU und FDP stehen in der aktuellen Debatte der

Grünen Gentechnik offen gegenüber, die anderen im Bundestag vertretenen Parteien sprechen

sich gegen die Technologie aus (vgl. Pro Planta 2011, online).

2.2.3.3 Mediatoren

Der Verein „Forum Bio- und Gentechnologie“ setzt sich für eine offene Diskussion zum Thema

Gentechnik ein und betriebt die Seite www.transgen.de, die ich für Transparenz für Gentechnik

bei Lebensmitteln einsetzt (vgl. Transgen 2011, online). Im Auftrag des Bundesministeriums

für Bildung und Forschung (BMBF) wird die Seite www.biosicherheit.de inhaltlich unabhängig

betrieben, die viele Hintergrundinformationen über Grüne Gentechnik bereithält und eine

differenzierte Debatte führt (vgl. Biosicherheit 2011, online).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

26

2.2.3.4 Wissenschaft

Wissenschaftler sind überwiegend Befürworter der Grünen Gentechnik. Neben der Forschung

an Universitäten gibt es einige Forschungsinstitute, die an der Grünen Gentechnik forschen

und sich für ihren Einsatz in Deutschland einsetzen. Dazu zählt unter anderem das Institut für

Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben und das Max-Planck-

Institut für Pflanzenzüchtungsforschung (MPIZ) in Köln. Der Fokus der Öffentlichkeitsarbeit

liegt dabei in einer Informationstätigkeit (vgl. Meier/Bonfadelli 2010:253). Der

Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik e.V. (WGG) steht dazu folgendermaßen: „Nötig ist also

das rechte Augenmaß, um einerseits Potenzial und Chancen der Technologie zu erkennen und

zu fördern – und um andererseits angemessene Vorkehrungen gegen denkbare Risiken und

unerwünschte Entwicklungen zu treffen“ (WGG 2011, online).

2.2.3.5 Landwirte und Verbände

Die Landwirte sind eine weitere Anspruchsgruppe mit wesentlichem Einflussfaktor. Unter

Beteiligung von Landwirten sind in Deutschland bereit 203 gentechnikfreie Regionen und

Initiativen entstanden; die Fläche macht aktuell 37,5 Prozent der gesamten

landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland aus (vgl. Gentechnikfreie Regionen 2011,

online). Zahlreiche Initiativen gegen Grüne Gentechnik gehen auf Landwirte zurück. In einer

2006 durchgeführten Studie bei Landwirten mit Großbetrieben wurde festgestellt, dass die

Landwirte grundsätzlich kritisch sind, aber nicht durchweg ablehnend (vgl. Voss et al. 2007:8).

Aus Sicht des Deutschen Bauernverbandes ist die „Monopolisierung im Zugang zu dieser neuen

Technologie“ kritisch zu sehen; sie setzen sich stark für mehr Forschung und Entwicklung von

sowohl GVOs als auch konventioneller Züchtung ein (DBV 2009, online). Der Bauernverband

setzt sich außerdem dagegen ein, dass „nach der jetzigen Gesetzeslage wirtschaftliche Risiken

beim Anbau von GVO faktisch allein bei der Landwirtschaft abgeladen werden“ (ebd.).

Kritischer sieht es der Arbeitskreis bäuerliche Landwirtschaft (ABL), der sich für das Recht

einsetzt, weiterhin konventionelle und biologische Landwirtschaft ausüben zu können (vgl.

ABL 2011, online). In der medialen Öffentlichkeit sind Landwirte oft unterrepräsentiert (vgl.

Hermann-Giovanelli/Leonarz 2010:129) oder werden in der öffentlichen Debatte zumindest

nicht als wichtig wahrgenommen.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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2.2.3.6 Zivilrechtliche Verbände und Gruppierungen

Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace und der BUND setzen sich für ein Anbauverbot

von Grüner Gentechnik ein. Aus ihrer Sicht sind die Folgen auf die Umwelt nicht abschätzbar.

Greenpeace fordert beispielsweise konkret: „Kein Anbau von Gen-Pflanzen, keine Gentechnik

im Essen und keine Gen-Pflanzen im Tierfutter“ (Greenpeace 2010, online). Aus Sicht des

Verbandes für Entwicklungshilfe VENRO bietet die Grüne Gentechnik mehr Risiken als

Chancen zur Bekämpfung des Welthungers. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft wird dadurch

gefährdet. Außerdem werden „bessere und effizientere Wege zur Bekämpfung des Hungers“

gesehen (VENRO 2010, online).

2.2.3.7 Kirchen

Die Evangelische Kirche in Deutschland spricht sich gegen die Grüne Gentechnik aus. Als

Grund wird dabei meist der nicht gewollte Eingriff in die Schöpfung genannt. Die Evangelische

Kirche gehört zu den größten Landbesitzerinnen in Deutschland, wovon der größte Teil

landwirtschaftliche Nutzfläche ist. Sie verbieten die Aussaat von GVOs auf den von Ihnen

verpachteten Flächen, wie 1994 in Sachsen (vgl. Gentechnikfreie Regionen 2011, online). Die

katholische Kirche in Deutschland hingegen hat keine so eindeutige Position. Zwar sprechen

sich viele Kirchenoberhäupter gegen die Grüne Gentechnik aus, es gibt aber kein einheitliches

Positionspapier. Soziale Argumente stehen bei der Bewertung im Vordergrund (ebd.).

2.2.3.8 Argumente der Stakeholder

Während die Positionen der Stakeholder oft sehr klar befürwortend oder ablehnend sind, ist

sind die genannten Argumente der sehr unterschiedlich und stark differenziert. Meier und

Bonfadelli haben für die öffentliche Debatte in der Schweiz den Argumentationsraum

untersucht, in dem sich die Diskussion bewegt. Für die öffentliche Debatte liegt keine

vergleichbare Untersuchung vor; die Situation der Schweiz ist mit der in Deutschland

vergleichbar. In Abbildung 5 sind die wesentlichen Pro- und Contra-Argumente genannt, die

sich weiter unterteilen lassen in Argumente, die zu einem Konsens zwischen Pro- und Contra-

Argumenten führen und Argumente, die zum Dissens führen (vgl. Meier/Bonfadelli 2010:261).

Während Befürworter argumentieren in starkem Maße wissenschaftsorientiert, Positionen

dazwischen betonen die Wahlfreiheit und Koexistenz.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Abb. 5: Argumentationsraum der Grünen Gentechnik, Quelle: Meier/Bonfadelli 2010

Peuker wählt eine andere Darstellung für die unterschiedlichen angeführten Argumente zur

Grünen Gentechnik. Bei der Analyse von Positionspapieren, die sowohl von Befürwortern als

auch Kritikern erstellt werden, stellte Peuker basierend auf der Akteur-Netzwerk-Theorie fest,

dass sich die Argumentationsschwerpunkte von Befürwortern und Kritikern unterscheiden.

Während Befürworter in der Diskussion Schwerpunkte setzen, sind die Argumente von

Kritikern breiter (Abb. 6 und 7).

Abb. 6: Argumentationsschwerpunkte der Pro-Positionen, Quelle: Peuker 2010

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Abb. 7: Argumentationsschwerpunkte der Contra-Positionen, Quelle: Peuker 2010

Die Abbildungen zeigen die unterschiedlichen Interessen der Befürworter und Kritiker.

Während die Pro-Positionen hauptsächlich wissenschaftlich und wirtschaftlich argumentieren

und Nutzen und Risiken betonen, sprechen die Kontra-Positionen breitere Argumente an.

Neben wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten werden auch Belange wie die

„natürliche Ordnung“ und die Arten- und Sortenvielfalt angesprochen. Peuker schließt daraus,

dass „es kritischen Intellektuellen gelungen ist, Organisationen, die bereits an andere

gesellschaftlichen Problemstellungen arbeiteten, zu einer gentechnikkritischen Haltung zu

bewegen“ (Peuker 2010:214), wie beispielweise Haltungen zur Industrialisierung der

Landwirtschaft.

Während Befürworter stark wissenschaftsfixiert argumentieren, „dass die Wissenschaft alles

im Griff habe und über ausreichendes Wissen verfügt“ (Meier/Bonfadelli 2010:261), wird

genau das von Kritikern in Frage gestellt. Dem Nutzen von Grüner Gentechnik werden

alternative Vorteile einer konventionellen und ökologischen Landwirtschaft aufgezeigt.

Offensichtlich stoßen dabei die gentechnikkritischen Argumente auf mehr Zustimmung in der

Bevölkerung, „gentechnologiekritische Argumente sind in der Bevölkerung mehrheitsfähig“

(dies.:263).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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2.2.4 Medienberichterstattung zur Grünen Gentechnik

Diverse Studien haben die Medienberichterstattung zur Grünen Gentechnik untersucht, eine

aktuelle Berichterstattung für Deutschland liegt aber nicht vor. In dieser Arbeit werden

Studien aus den Jahren 1994 bis 2008 herangezogen, die aber nicht konkret auf Vertrauen und

Vertrauensfaktoren eingehen. Im Rahmen der Arbeit wurde eine aktuelle Studie im

empirischen Teil erarbeitet. Darüber hinaus wurde die Einstellung von Journalisten und die

Rezeption von Berichterstattung über Grüne Gentechnik untersucht.

2.2.4.1 Berichterstattung

Insgesamt stimmen die Ergebnisse der Studien darin überein, dass die Berichterstattung

neutral und ambivalent ist. Die Berichterstattung „bildet die Komplexität und Ambivalenz der

Problematik ab“ stellt Feindt zur Berichterstattung über die Regulierung der Grünen

Gentechnik fest (vgl. Feindt et al. 2004, online). Je nach Medium und Anwendung der Grünen

Gentechnik differenzieren sich die Meinungen wieder. „Über Gentechnik wird weder

einheitlich berichtet noch wird sie einheitlich in den untersuchten Medien bewertet“ ist ein

Fazit von Merten zur Analyse der Berichterstattung in Print- und TV-Medien (Merten 1999:

338). Die Aussagen über Gentechnik enthalten selten pauschale Wertungen; die Medien

verstehen sich vielmehr als Informationsquelle für die Bevölkerung (vgl. ebd.). Eine von

Hermann-Giovanelli und Leonarz durchgeführte Studie über Schweizer

Medienberichterstattung von 2003 bis 2008 kommt zu dem Schluss, dass die Medien ihre

Aufgabe als „Informationsinstanz“ sehr ernst nehmen und ein umfassendes Bild über Grüne

Gentechnik kommunizieren. Dies zeigt sich an der Kontinuität der Berichterstattung und an

der Vielfalt der Protagonisten und Argumente (vgl. Hermann-Giovanelli/Leonarz 2010: 142).

Es ist außerdem zu beobachten, dass die Berichterstattung hauptsächlich auf einen Anlass

bezogen ist, also hauptsächlich darüber geschrieben wird, wenn konkrete Ereignisse

stattfinden. Es ist eine eindeutige Tendenz der politischen Perspektive gegenüber

wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Einschätzungen zu lesen, was sich zwischen den

einzelnen Tageszeitungen aber etwas unterscheidet (vgl. dies.138).

Eine von Müller et al. durchgeführte Studie zur Berichterstattung in Deutschland 2009 zur

Grünen Gentechnik ergab das Image zur Grünen Gentechnik: „The public image of „plant

biotechnology“ in the media is perceived as a Christian, political ecological and economic

topic“. Das Thema wird wenig aus einer wissenschaftlichen als aus einer politischen und

ökonomischen Perspektive betrachtet in der Öffentlichkeit (Müller et al. 2010:544).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Die Berichterstattung der Jahre 1999 bis 2007, durchgeführt von BIO Mitteldeutschland, zeigt

eine leicht überwiegende ablehnende Gesamtbewertung. Während fast die Hälfte der Artikel

eindeutig neutral ist, überwiegt die Anzahl der Artikel mit ablehnender oder stark

ablehnender Tendenz. Dabei ist eine Tendenz einzelner Medienberichterstattungsorgane zu

erkennen. So wird der Fokus als Wochenzeitung mit positiver Berichterstattung

wahrgenommen, ebenso wie die Wirtschaftszeitungen Financial Times und Handelsblatt, aber

auch Welt und FAZ. Neutral sind dagegen Zeit und Spiegel, Berichte mit eindeutig negativer

Tendenz sind in der Süddeutschen Zeitung, Frankfurter Rundschau und taz zu finden (vgl. BIO

Mitteldeutschland 2009:17).

Akteure

Die Tendenz zur politischen Perspektive zeigt sich auch an den Akteuren. Als dominierender

Akteur wird meist als erstes die Politik genannt. So treten in der Schweizer Berichterstattung

die Schweizer Judikative und die Schweizer Exekutive, gefolgt vom politischen Ausland als

wichtigste Akteure auf (vgl. Hermann-Giovanelli/Leonarz 2010: 128). In einer in deutschen

Medien durchgeführten Studie von 2003-2004 wurden ebenfalls die Politik und die Wirtschaft

als aktivste Akteursgruppen in der Regulierung um die Grüne Gentechnik definiert (vgl. Feindt

et al. 2004, online). Diese starke Politisierung zeigte sich auch bereits 1994 in der Analyse von

Print- und TV-Medien zur Gentechnik (vgl. Merten 1999:338).

NGOs und ihre Vertreter werden ebenfalls häufig genannt. Von den NGOs ist Greenpeace am

meisten aufgeführt (vgl. Hermann-Giovanelli/Leonarz 2010:139). Die Studien weisen darauf

hin, dass es den Kritikern, insbesondere den NGOs, besser gelingt, ihre Argumente zu

positionieren als den Befürwortern. So gelingt es Greenpeace, mit den Begriffen „Gentomate“

und „Genmais“ ein „resonanzfähiges kollektives Symbol in der Diskussion zu verankern“ (vgl.

Feindt et al. 2004:23).

In früheren Forschungen wurde festgehalten, dass Wissenschaftler im „Rahmen der Technik-

und Risikoberichterstattung zu wenig zu Wort“ kämen, was durch mehrere Studien widerlegt

werden konnte (Kohring et al. 1999:302). In aktuellen Studien sind Naturwissenschaftler als

Hauptakteure präsent (vgl. Hermann-Giovanelli/Leonarz 2010:126). Wissenschaftler äußern

sich sowohl befürwortend als auch kritisch gegenüber Grüner Gentechnik.

Akteuren der Wirtschaft gelingt es trotz professioneller PR oft nicht, sich so erfolgreich wie

andere Akteure in den Medien zu positionieren. „Allerdings stellt sich hier die Frage, ob die

Wirtschaft überhaupt ein Interesse daran hat, in diesen Jahren im Gentechnik-Diskurs

medienwirksam zu sein“ (dies.:139). In der bereits zitierten Studie von 2003-2004 zur

Regulierung der Grünen Gentechnik wurde hingegen die Wirtschaft als Hauptakteur genannt

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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(Feindt et al. 2004:8). Daraus lässt sich schließen, dass die Wirtschaft je nach Thema mehr

oder weniger stark als Akteur auftritt.

Als Nebenakteure sind zusätzlich noch Landwirte und die ihnen zugeordneten Verbände zu

nennen (vgl. Hermann-Giovanelli/Leonarz 2010:127). Damit zeigt sich insgesamt eine breite

Streuung der Akteure, die in der Medienberichterstattung präsent sind und die der Breite der

Thematik entspricht (vgl. Feindt et al. 2004).

Themen

Themen bezüglich der Grünen Gentechnik, die in den Medien erscheinen, lassen sich anlässlich

der Berichterstattung zwischen 1991 und 1996 zu folgenden Themenkomplexen

zusammenfassen: Freisetzung, Produktion/Veränderung von Pflanzen,

Produktion/Veränderung von Nahrungsmitteln, Herbizidresistenz von Pflanzen und andere

ökologische Anwendungen (vgl. Kohring et al. 1999:298). In der jüngeren Berichterstattung,

2003 bis 2008, sehen die Hauptthemen in den Schweizer Medien so aus: Moratorium,

Grundlagenforschung bzw. Freisetzungsversuche, gesetzliche Regulierung, öffentliche

Demonstrationen und Proteste, politische Willensbildung, Zulassung, Hungerbekämpfung,

Sicherheitsfragen, Genfood allgemein und Kontamination (vgl. Hermann-Giovanelli/Leonarz

2010:122). An der Zusammenfassung der Themen lässt sich die zeitliche Veränderung der

Technologie abbilden. Während vor 15 bis 20 Jahren die Technologie noch „Zukunft“ war,

drehen sich heute viele Fragen um Regulierungen, Risiken und weitere Auswirkungen der

Technologie. Ebenso lässt sich festhalten, dass die Themen „Gesetzgebung“ und Anbau von

transgenen Nutzpflanzen eigentlich ein Thema sind; dass je nach Zeitung der eine oder andere

Aspekt stärker betont wird (vgl. BIO Mitteldeutschland 2009:39).

Anlässe zur Berichterstattung waren in der deutschen Berichterstattung von 1999 bis 2007 in

fast 50 Prozent der Fälle „politische Prozesse/Entscheidungen“. Das Hauptthema in diesem

Zeitraum war die Gesetzgebung zur Grünen Gentechnik. Skandale und Aktionen dagegen sind

mit knapp sieben Prozent eher selten Gegenstand journalistischer Berichterstattung. Die

journalistische Eigeninitiative und Stellungnahmen von Journalisten machen damit ebenfalls

einen großen Anteil aus. Das Thema Grüne Gentechnik wird demnach überwiegend „seriös“

kommuniziert (dies:15).

Formulierung für „gentechnisch verändert“

2009 wurde die Berichterstattung in deutschen Printmedien auf die konkrete Verwendung der

Bezeichnung von gentechnisch veränderten Pflanzen von Müller et al. untersucht. So wurde

mit Abstand am meisten das Wort gentechnisch verändert und genverändert verwendet, was

auf eine neutrale Haltung schließen lässt. Darauf folgen Bezeichnungen mit dem Wort

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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manipuliert, was eine negative Betonung der Technologie beinhaltet. Die Begriffe modifiziert

werden oft im wissenschaftlichen Kontext verwendet (siehe Tab. 1). Es zeigt sich eine

überwiegend neutrale Zuordnung des Begriffs mit einer leichten Tendenz zur Ablehnung

(Müller et al. 2010:541ff).

Treffer

Gentechnisch verändert 242 Genverändert 52 Genmanipuliert 52 Gentechnisch verändert 12 Gentechnisch manipuliert 4 Genetisch manipuliert 3 Genmodifiziert 4 Gentechnisch modifiziert 3 Genverbessert 0

Tab. 1: Formulierung für „gentechnisch verändert“, Quelle: Müller et al. 2010

2.2.4.2 Rezeption

In einer 1999 von Peters durchgeführten Studie wurde die Rezeption von Artikeln über

Gentechnik bei Testlesern und Testzuschauern näher untersucht. Das Ergebnis waren

erheblich mehr gentechnikkritische als gentechnikbefürwortende Reaktionen (vgl. Peters

1999:v). Die Voreinstellung der Testteilnehmer war durchschnittlich leicht gentechnik-

kritisch, aber auch Testrezipienten mit neutraler Einstellung äußerten mehr

gentechnikkritische als –befürwortende Gedanken. Dabei kommt Peters zu dem Schluss, dass

Wertungen durch den Leser/Zuschauer nicht einfach übernommen werden, sondern

„Interpretationsschemata bei den Rezipienten aktivierten, die zur Selbstgenerierung von

Bewertungen führen“ (ders.:vi). Als Beispiel nennt er eine sich entwickelnde ablehnende

Haltung bei zu positiver Berichterstattung, die verharmlosend wirkt (ebd.).

2.2.4.3 Einstellung von Journalisten

Die Einstellung von Journalisten zur Grünen Gentechnik wurde 1999 von Schenk untersucht.

Entgegen dem Argwohn der Befürworter, dass die kritische Haltung in der Bevölkerung mit

der kritischen Berichterstattung zu tun habe, stellt er eine neutrale Position zur Grünen

Gentechnik. Mit Hilfe einer Telefonbefragung mit 119 deutschen Journalisten, die

hauptsächlich über Gentechnik schreiben, kam Schenk zu dem Schluss, dass die Meinung der

Journalisten je nach Anwendung sehr differenziert ist. Nur eine Minderheit der Befragten sieht

sich selbst als Gegner der Technologie. „Der vergleichsweise hohe Anteil von Befragten mit

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einer ambivalenten Grundeinstellung (Globalurteil) ist in diesem Sinne ein Ausdruck einer

differenzierten Beurteilung gentechnischer Entwicklungen“ (vgl. Schenk 1999:290f) schließt

er.

Die Studie macht auch deutlich, dass die Bearbeitung des Themas Gentechnik einen hohen

Rechercheaufwand für Journalisten bedeutet. Dabei stützen sich Journalisten auf

selbstrecherchiertes Material und befragen hauptsächlich universitäre Naturwissenschaftler

nach ihrer Einschätzung (ebd.).

2.2.5 Weitere Gatekeeper zur Grünen Gentechnik

Unter einem Gatekeeper versteht man in den Sozialwissenschaften metaphorisch einen

Einflussfaktor, der im Rahmen eines Entscheidungsfindungsprozesses eine wichtige Rolle

einnimmt (vgl. Manning White 1950:27). Durch die publizistische Wirkungsweise sind dies in

erster Linie die Massenmedien. Daneben sind aber noch weitere Meinungsführer zu

beobachten.

Neben den Medien lassen sich zusätzliche Gatekeeper ausmachen, deren Meinung in

Deutschland die Verbraucher zu beeinflussen vermögen. So verstehen sich NGOs,

Umweltschutzverbände und teilweise auch Kirchen als Sachwalter öffentlicher Moral, denen

von einer signifikanten Mehrheit zugebilligt wird, wichtige Aufgaben im Streit um die

umstrittene Technologie wahrzunehmen (vgl. McKinsey 2003). Diese verlässliche

Einschätzung wird ihnen eher zugestanden als der Grundlagen- und Industrieforschung (vgl.

Busch et al. 2008:308).

Die Rolle von Gentechnikexperten ist weniger einflussreich als angenommen. So kommt Peters

1999 zu dem Schluss, dass das Vertrauen in Gentechnikexperten begrenzt ist, da die

Bevölkerung den Experten unterstellt, sich an den Interessen ihrer Arbeit- und Auftraggeber

zu orientieren. Wissenschaftliches Wissen wird als fehlbar eingestuft, sodass die

Sicherheitsversprechen sich auch als falsch erweisen können (vgl. Peters 1999:241).

2.2.6 Unternehmenskommunikation zur Grünen Gentechnik

Als Unternehmenskommunikation werden alle Kommunikationsprozesse bezeichnet, mit

denen ein Beitrag zur Aufgabendefinition und –erfüllung in gewinnorientierten

Wirtschaftseinheiten geleistet wird (vgl. Zerfaß 1996:23). Darüber hinaus soll hier die

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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integrierte Unternehmenskommunikation betrachtet werden, die aus Interner

Kommunikation, Marktkommunikation und Public Relations besteht (vgl. ebd.).

Im Folgenden werden eine Auswahl von unternehmerischen Kommunikationsaktivitäten

vorgestellt, die in der Literatur beschrieben oder online verfügbar sind. Im Schwerpunkt soll

es dabei um die BASF, am Fallbeispiel Amflora, sowie Maßnahmen der KWS Saat und

Monsanto gehen. Weitere Beispiele von Befürwortern und Kritikern, aber auch neutralen

Positionen sind im empirischen Teil erarbeitet.

2.2.6.1 Fallbeispiel Amflora

Amflora ist der einzige zum Anbau in Deutschland zugelassene GVO. Wie bereits in Kapitel

2.1.3 vorgestellt, wurde die gentechnisch veränderte Kartoffel nach 13 Jahren zugelassen. Da

Maßnahmen der Unternehmenskommunikation nur ausschnittweise für Außenstehende

dokumentiert sind, werden lediglich in der Literatur oder im Internet dokumentierte

Maßnahmen analysiert. Neben klassischer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyarbeit,

sind über die öffentlich zugänglichen Kommunikationskanäle (Internet) folgende

Stellungnahmen und Maßnahmen beschrieben:

Positionierung BASF Plant Science

„Die BASF sieht in der Pflanzenbiotechnologie einen bedeutenden Wirtschaftszweig,

von dem das Unternehmen, unser Land und die europäische Gemeinschaft sowie viele

Menschen weltweit profitieren können“ (BASF 2009, online)

heißt es im Positionspapier zur Grünen Gentechnik. Dabei betont es die Sicherheit der

Produkte, die mögliche Schaffung von Arbeitsplätzen, den Beitrag zum Umweltschutz durch

Einsatz von Grüner Gentechnik, die Wahlfreiheit der Verbraucher und eine Koexistenz

verschiedener Anbauformen (ebd.). Damit spricht sich BASF klar für den Einsatz von Grüner

Gentechnik aus.

Auf der BASF-Homepage wird auch der Dialog mit der Gesellschaft kommentiert: „Die

öffentliche Diskussion um Bio- und Gentechnologie zeigt, dass bei vielen Menschen nach wie

vor ein hohes Informationsbedürfnis besteht. Der Skepsis wollen wir mit Transparenz und

Information über unsere Aktivitäten begegnen. Unser Ziel ist es, einen Beitrag zu dieser

Diskussion zu leisten und offen über unsere Arbeit in diesem Feld zu informieren“ (BASF 2011,

online). Der Meinungsaustausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Verbrauchern wird

als Hilfe angesehen, „nachhaltig zukunftsorientierte Ideen“ für „aktuelle Probleme zu leisten“

(ebd.).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Dialogplattform Amflora

BASF Plant Science verfügt über eine sogenannte „Dialogplattform“ im Internet

(www.amflora.de), auf der zahlreiche Informationen zu Amflora zu finden sind. Die

Dialogplattform der Amflora besteht aus drei Teilen: Blog-Einträge mit Kommentarfunktion,

Hintergrundinformationen und FAQ (Frequently Asked Questions).

Die Blog-Einträge werden von einem Autorenteam erstellt, es kommen aber auch externe

Experten zu Wort. Das Autorenteam besteht nicht nur aus Kommunikateuren, sondern

Entwicklern, Marketing-Experten der Amflora, Zuständigen für politische Arbeit und

Zulassungsanträge und nicht zuletzt einem Mitglied des Vorstandes der BASF.

Die Einträge erfolgen anlassbezogen unterschiedlich häufig, jedoch mindestens einmal im

Monat. Die Themen unterteilen sich in die Rubrik „Amflora“ und „Grüne Gentechnik“, wobei

die Themen von konkreten Ereignissen wie der ersten Ernte von Amflora über

Demonstrationen bis zu Hintergrundberichten über den Nutzen von Grüner Gentechnik

reichen.

Die Dialogplattform existiert seit dem 19. April 2010, bis 31.12.2010 waren 30 Blogeinträge

eingestellt. Durchschnittlich erhält ein Beitrag vier Kommentare, wobei die Anzahl der

Beiträge seit Beginn abgenommen hat.

Die Artikel sind personalisiert, das heißt, der Autor schreibt oft von seinem persönlichen

Empfinden bezüglich eines Ereignisses.

„Für morgen hat eine Gruppe von Demonstranten ihren Besuch bei der BASF

angekündigt (…) Wir sind schon gespannt auf das angekündigte Theaterspiel, bei dem

anscheinend mit Kartoffelbrei und lautem Trommeln gegen Amflora demonstriert

werden soll. Mit Sicherheit werden wieder einmal die „vermeintlichen Risiken“, die

angeblich von Amflora ausgehen sollen, thematisiert werden“ (Amflora 2011, online)

ist beispielsweise am 17. Mai 2010 auf der Plattform zu lesen. Zum Start der Plattform ist dort

zu lesen: „Im Blog werden unsere Mitarbeiter regelmäßig aus ihrem Berufsalltag berichten,

über Neuigkeiten informieren und persönliche Einblicke in das Amflora-Projekt geben. Dazu

gehört, gegenüber allen Fragen offen zu sein und klare Antworten zu geben“ (ebd.). Die Blog-

Einträge sind in der Regel Textbeiträge, beinhalten teilweise aber auch Videomaterial.

Die Rubrik „Hintergrund“ liefert Informationen über die Funktionsweise, die Sicherheit und

die Geschichte von Amflora. Außerdem wird weiteres Download- und Pressematerial

bereitgestellt und es werden Links zu BASF-Seiten und Gentechnik befürwortenden

Einrichtungen genannt. Neben Interessenten sollen hier auch Journalisten mit

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Presseinformationen, Pressefotos und Infografiken angesprochen werden (vgl. Amflora 2011,

online).

Fragen, die an das Redaktionsteam gestellt werden, werden über die Rubrik Frequently Asked

Questions (FAQ) beantwortet. Die gestellten Fragen werden beantwortet und Leser können

diese Antwort als hilfreich einstufen. So können die Fragen nach den hilfreichsten bzw.

kürzlich beantworteten Antworten sortiert werden. Bis zum 19.03.2011 wurden 40 Fragen

beantwortet, die durchschnittlich 90 Leser hilfreich fanden. Die Fragen gehen von allgemeinen

Fragen zu BASF über Gentechnik zu spezifischen Fragestellungen zur Amflora (beispielsweise

zur Antibiotika-Resistenz) (ebd.).

Weitere Maßnahmen

Ein Dialog mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen wird angestrebt. Dies geschieht

durch Vorträge oder durch Tage der offenen Tür in den biotechnologischen

Forschungseinheiten. Im Internet ist eine Feedback-Funktion eingerichtet, die es ermöglicht,

gezielt Fragen zu stellen. Schülern wird im Schülerlabor Xplore! die Möglichkeit gegeben,

Einblicke in die Biotechnologie zu erlangen und Experimente mit Biochemikern der BASF zu

diskutieren (vgl. BASF 2011, online). Außerdem werden Broschüren bereitgestellt (vgl.

Amflora 2011, online). „Es geht uns darum, Fragen zu beantworten und über Chancen, aber

auch Risiken dieser Technologie aufzuklären“. BASF selbst sieht eine positive Resonanz auf

das Gesprächsangebot und sehen sich damit auf dem richtigen Weg (ebd.)

2.2.6.2 Weitere Unternehmen

Die KWS Saat beschreibt beispielsweise die Unternehmenskommunikation zur Grünen

Gentechnik sehr ausführlich. Als oberstes Gebot wird hier der Respekt vor der Meinung

Andersdenkender angesehen. Für gentechnisch veränderte Produkte werden

Einzelfallentscheidungen für Risiko und Nutzen erarbeitet und die Öffentlichkeit soll frühzeitig

informiert werden(Zeddies 2008:254).

Präsentationsmaterial folgt bewusst dem Grundsatz der Verständlichkeit und Einfachheit;

Themen sind dabei der Technologiewandel der Landwirtschaft, Grundlagen zur

Pflanzenzüchtung und Züchtung mit Hilfe der Gentechnik. Darüber hinaus wird die Beteiligung

an gesellschaftlicher Wertebildung angestrebt, wie dem Kuratorium Gentechnik in der

Pflanzenforschung. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Dialogmöglichkeiten wie

Informationsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Gesprächskreise. In einem

Dialogversuch mit Kritikern der Grünen Gentechnik wurden Hintergründe für Konflikte mit

Gentechnik und Ansätze für eine bessere Verständigung erarbeitet. Dabei wurde deutlich,

„dass die emotionale Betroffenheit eine entscheidende Rolle zu spielen scheint“ (dies.:258).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Es wurde von KWS Saat festgestellt, dass die geringe Akzeptanz auf den mangelnden Nutzen

für den Verbraucher zurückzuführen ist. Darum wurde Informationsmaterial erstellt, das den

Nutzen über die gesamte Nahrungsmittelkette, also vom Züchter, über den Landwirt,

Verarbeiter und Handel zum Verbraucher darstellt (dies.:254ff.).

Außerdem ist KWS Saat „auf vielen Ebenen regional und überregional aktiv“. Die

Kommunikation soll auf gesellschaftlicher, wissenschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher

Ebene geführt werden (dies.:253).

Monsanto führte Mitte der 1990er Jahre GVOs ein. Während sich in USA kaum Widerstand

regte, war in Europa ein breiter Widerstand in Medien und der Öffentlichkeit zu erkennen (vgl.

Gadzar/Kirchhoff 2008:25f). Durch offensive Werbung und Pressegespräche wurde damals

versucht, „die Kritiker zum Schweigen zu bringen“. Dies führte aber zu einer noch stärkeren

Ablehnung der Technologie sowohl der Medien als auch der Abnehmer. Daraufhin änderte

Monsanto seine Strategie und besetzte von Kritikern belegte Argumente: So warf Monsanto

den Kritikern Technophobie vor und positionierte GVOs als Hilfe im Kampf gegen den Hunger

in der Dritten Welt (vgl. dies.:25).

2.2.7 Wissensvermittlung und Risikokommunikation zur Grünen Gentechnik

Bei der Kommunikation von Grüner Gentechnik geht es vor allem um die Vermittlung von

Nutzen und Risiken. Da das Vorwissen über die Technologie meist sehr gering ist, müssen

Kommunikateure die Aufgabe der Wissensvermittlung und Risikokommunikation mit

übernehmen.

Unter Wissensvermittlung versteht man die Weitergabe von Wissen. Ein Problem ist dabei die

geringe Vorbildung von Laien zum Thema. Es ist nicht leicht, die technologischen Sachverhalte

so anschaulich zu erklären, dass eine hinreichende Beurteilungskompetenz erreicht werden

kann. Sowohl Befürworter als auch Gegner setzen auf Aufklärung und halten Wissen für

wichtig (vgl. Pfister et al. 1999:170).

Die meisten Studien ergeben, wenn überhaupt, nur einen schwachen, oft nicht-monotonen

Zusammenhang zwischen Wissensstand und Einstellungen bei Gentechnik. Das heißt nicht,

dass Wissen irrelevant ist. Ob es für wahr gehalten wird, entscheidet sich jedoch nicht am

Wissensstand. Peters unterscheidet drei verschiedene Modelle zur Einstellungsbildung. Das

erste Modell der subjektiven Rationalität gibt an, dass aus dem Wissen das Ermitteln der Vor-

und Nachteile folgt und daraus die Einstellung gebildet wird. Im Falle der Gentechnik geht er

vielmehr davon aus, dass Vertrauen und Glaubwürdigkeit Einfluss auf das

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Informationsverhalten der Öffentlichkeit haben und somit auch auf das erworbene Wissen und

die daraus resultierende Einstellung (vgl. Peters 2008:139).

Risikokommunikation

Nach Ulrich Beck leben wir heute in einer industriegesellschaftlichen Risikogesellschaft.

Währende die treibende Kraft der Klassengesellschaft „Ich habe Hunger“ war, heißt es nun „Ich

habe Angst“ (Beck 1986:66). Charakteristisch für Risikogesellschaften ist, „dass ein

vollständiger Einblick in Detailerkenntnisse die zur Untersuchung von Risiken geliefert

werden, kaum noch zu bewältigen ist“ (Frank o.J.:7). Während der Nutzen der

Pflanzenbiotechnologie nur für Einzelne zu erkennen ist, haben die eventuellen Folgen der

Risiken alle zu tragen. Darüber hinaus kann eine Risikoabschätzung nur immer am Einzelfall

gemacht werden (vgl. Frank o.J.:10).

Es gibt zahlreiche Definitionen zu Risikokommunikation. Ruhrmann und Kohring definieren

1996 so: „Risikokommunikation kann als Kommunikation über beabsichtigte oder schon

ausgeführte Handlungen mit Risikopotential beschrieben werden“ (vgl. Ruhrmann/Kohring

1996:17).

Auffallend ist die Diskrepanz, wie Laien und wie Experten Risiken definieren. Während Laien

Entscheidungen aufgrund vorwissenschaftlicher Theorien und Annahmen fällen, versuchen

Experten diese Strukturierung des Gegenstandsbereichs zu hinterfragen, indem sie dem

Laienpublikum mit wissenschaftlichen Aussagen begegnen (vgl. Peters 1992:45). Die

unterschiedlichen Wahrnehmungsmuster sind wenig kompatibel, was auch im Vorwurf

enthalten ist, dass die Risikobewertung zur Grünen Gentechnik ohne Einbezug der

Verbraucher erfolgte (Krczal 2008:108). Aus Expertensicht ist der Einbezug von Laien auch

nicht gewünscht, da Laien nur wenig Beurteilungskompetenz haben. Dem gegenüber steht

aber das Bedürfnis, ernst genommen zu werden.

Während Experten Risiken entlang einer engen wissenschaftlichen Problemdefinition und

einem komplexen wissenschaftlichen Modell orientieren und für sich beanspruchen, sich nur

an „harte Fakten“ zu halten, gehen Laien von einer eher umfassenden Problemdefinition aus,

der ein komplexes soziales Modell hinten ansteht. So wird beispielsweise die Unabhängigkeit

von Studien in Frage gestellt, wenn Experten selbst an Versuchen beteiligt sind (Lehmann

2001:73). Die Risikobewertung erfolgt durch das Vermitteln von technischen

Risikoabschätzungen durch Experten, die für den Laien nicht nachvollziehbar sind. Er

bewertet vielmehr intuitiv und multifaktoriell (vgl. Krczal 2008:108). Da Befürworter und

Bevölkerung da oft aneinander vorbeigeredet haben ist eine zunehmend ablehnende Haltung

entstanden (vgl. dies.:110).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Somit wird deutlich, dass Information zwar eine wichtige Größe ist, sie aber keinesfalls

ausreicht, um „eine Diskussionsgrundlage für die Akzeptanzprobleme zu schaffen oder diese

gar zu lösen“. Es müssen zuerst die Informationsbedürfnisse erfasst werden und darauf

aufbauend adäquate Informationsangebote bereitgestellt werden (Lehmann 2001:86).

In einer breiteren Definition von Risikokommunikation werden die Ziele breiter gefasst. So

lassen sich kognitiv-orientierte Ziele, affektiv-orientiere Ziele und konativ-orientierte Ziele

unterscheiden. Kognitiv-orientiere Ziele zielen klar auf die Weitergabe von Wissen und

Informationen ab, konativ-orientierte Ziele zielen auf erkennbare Reaktionen oder artikulierte

Verhaltensabsichten ab. Affektiv-orientiere Ziele beziehen sich auf Vertrauen und

Glaubwürdigkeit (vgl. Gassert 2003:200ff). Damit wird Risikokommunikation um

vertrauensbildende Maßnahmen erweitert, was ein Ausweg aus dem mangelnden Erfolg mit

alleiniger Informationsweitergabe bieten kann.

2.2.8 Vergleich zu Roter Gentechnik

Unter Roter Gentechnik versteht man den Einsatz von Biotechnologie für medizinische

Anwendungen. Gentechnische Methoden werden angewandt, um Wirkstoffe mit Hilfe

genetisch veränderter Organismen herzustellen, zur Gentherapie, zur Diagnostik und zur

Regenerationsmedizin (vgl. Gassert 2003:111).

Aus Studien geht hervor, dass die Akzeptanz für Anwendungen der Roten Gentechnik viel

höher ist als für die Grüne Gentechnik. So ergibt die Studie zu Einstellungen in die

Biotechnologie 2010, dass die Mehrheit Anwendungen der Roten Gentechnik befürwortet,

unter der Bedingung von strengen Gesetzen und mit ethischen Vorbehalten (vgl. Hampel

2004). Die Öffentlichkeit nimmt die Rote und Grüne Gentechnik sehr differenziert wahr (vgl.

Zwick 2008:263). Diese Differenzierung wurde schon zu Beginn der Einführung der

Technologie beobachtet. 1997 zeigten sich im Rahmen der Biotech Survey Deutschland eine

starke Befürwortung der medizinischen Anwendungen von Gentechnik und eine

überwiegende Ablehnung von genetischer Veränderung von Pflanzen (Abb. 8).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

41

Abb. 8: Akzeptanz von gentechnischen Anwendungen im Vergleich, Quelle: Biotech Survey 1997

Die Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen in Deutschland lange umstritten;

nachdem sie mit engen Grenzen erlaubt wurde, hat sich die Lage entspannt. Eine direkte

Vergleichbarkeit ist aber nicht möglich. So sind beispielsweise die Auswirkungen von Roter

Gentechnik meist nur für den unmittelbaren Nutzer zu spüren. Während bei grüner

Gentechnik Veränderungen in der Natur die Folge sind und damit „alle“ betroffen sind, ist für

Rote Gentechnik lediglich eine passive Akzeptanz der Bevölkerung erforderlich (vgl. Hampel

2004:3). Darüber hinaus ist der unmittelbare Nutzen für den Verbraucher bei der Roten

Gentechnik oft unmittelbar zu erkennen, während das bei der Grünen Gentechnik (noch) nicht

möglich ist.

2.2.9 Zusammenfassung

Wie gezeigt wurde, handelt es sich bei der Grünen Gentechnik um eine Technologie mit wenig

Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung. Die verschiedenen Argumente der Stakeholder

machen es dem Laien nicht leicht, ein Urteil über die Technologie zu fällen; bzw. sie

akzeptieren eher die Argumente der Kritiker. Die Medienberichterstattung zur Grünen

Gentechnik ist nur leicht negativ und kann nicht alleinige Ursache für die mangelnde

Akzeptanz sein. Sowohl Befürworter als auch Kritiker versuchen mit Wissensvermittlung und

Aufklärung über Risiken, ihre Haltungen zu bestärken. Es konnte allerdings gezeigt werden,

dass die Risikokommunikation für die Befürworter nicht den gewünschten Effekt gezeigt hat.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

42

Bonfadelli hat für die Schweiz ein multifaktorielles Modell erstellt, das die Einflussfaktoren auf

die Grüne Gentechnik zusammenfasst. Die genannten Einflussfaktoren wirken sich – mit

unterschiedlicher Intensität – auf die Einstellungsbildung der Verbraucher aus. Er

unterscheidet dabei (siehe Abb. 7) in Stimulus-orientierte Faktoren wie Nutzen und Risiken,

Faktoren aus der Rezipientenperspektive wie Soziodemographie, wissenschaftliche,

ökologische und religiöse Wertehaltungen und Vertrauen und drittens situationale Umstände

wie Involviertheit und Wissensstand (vgl. Bonfadelli 2010:189).

Abb. 9: Multifaktorielles Modell der Akzeptanz von Grüner Gentechnik, Quelle: nach Bonfadelli 2010

Da neue Technologien als sozio-technische Systeme verstanden werden können, also Systeme

bei denen es nicht nur um die Technologien an sich geht, sondern Menschen, Organisationen

und Institutionen eingebunden sind, besitzt eine Technologie quasi moralische Qualität: Man

kann bestimmte Intentionen und Interessen unterstellen, und, nach der Fairness bei der

Entwicklung und Anwendung der Technik fragen (vgl. Rayner/Cantor 1987; vgl. Peters

2008:137).

Der wirtschaftliche Nutzen ist für viele Verbraucher einleuchtend, der aber vor allem in einem

Nutzen für die Industrie selbst mündet. Darüber hinaus bleiben die Nutzen für den

Verbraucher eher abstrakt, die Risiken sind aber gesamtgesellschaftlich zu tragen. Auffallend

ist, dass Begründungen für die Anwendung der Gentechnik, die einen individuellen Nutzen

(Preisvorteil, Fettreduktion) bringen, weniger akzeptiert werden als Begründungen, die einen

kollektiven oder einen gesundheitsbezogenen Nutzen haben (Hampel 2008:77).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Der Verbraucher wägt also ab, welchen Nutzen, welches Risiko und welche moralische

Akzeptabilität die einzelnen Anwendungen der Biotechnologie mit sich bringen. Es konnte

dabei beobachtet werden, dass die Verbraucher durchaus in der Lage sind, zwischen den

einzelnen Anwendungen zu differenzieren (Hampel/Pfenning 1999:51). Interessant ist dabei

zu beobachten, dass die Diskussion über die Grüne Gentechnik zusätzlich aufgeheizt wird

durch eine Diskussion über soziale Werte (Zwick 1999:130). Dies hat wohl folgende Gründe:

Gentechnik hier in Deutschland wird als nutzlos und überflüssig angesehen. Die Macht der

Konzerne wird ebenso in Frage gestellt wie der tatsächliche Nutzen. Damit zeigt sich, dass

Befürworter nicht auf akzeptierte Problemstellungen in der Gesellschaft reagieren. Während

Befürworter die öffentliche Debatte als Akzeptanzproblem der Verbraucher auffassen, und

Ängste und Emotionen als „irrational“ erklären, wird es von kritischen Positionen so

geschildert, dass als Befürworter nur die Biotechnologieunternehmen genannt werden, die

„dem Rest der gesellschaftlichen Akteure ihren Willen aufdrücken“ (Peuker 2010:198).

Auch die Wichtigkeit von Pflanzenzüchtung und generell der Bedeutung von Landwirtschaft ist

dem Verbraucher nicht klar und kann daher als Grund für die mangelnde Akzeptanz

angesehen werden, wie z.B. die Unwissenheit über Wichtigkeit von Pflanzenzüchtung (vgl.

Zeddies 2008:249).

Unterschiedliche Vorstellungen von Natur zwischen Laien und Experten machen den

Sachverhalt nicht leichter. Bewahrung der Natur und der Schöpfung werden als wesentliche

Gegenargumente genannt. Dabei muss aber erst untersucht werden, was der Begriff Natur

eigentlich meint. Mit Natur wird naturbelassen gleichgesetzt; aber auch ein Bioapfel ist das

Produkt jahrelanger Optimierung und menschlicher Eingriffe. Dem wird die Komponente Zeit

der Züchtung im Gegensatz zur gentechnischen Veränderung von Pflanzen gegenüber gestellt

(Au 2008:27). Natürlich wird gemeinhin mit gut gleichgesetzt, wohingegen dem künstlich „der

Geruch des Manipulierten“ anhaftet (dies.:23). Wissenschaftler hingegen verwenden häufig

einen anderen Naturbegriff, den galileischen Naturbegriff, dem nach auch der Eingriff in die

Natur durch gentechnische Methoden die Pflanzen immer noch natürlich ist, da sie noch den

Naturgesetzen entsprechen (dies.:24). Die Naturvorstellungen sind nach Sawicka ein

„relevanter Faktor“ bei der öffentlichen Wahrnehmung der Grünen Gentechnik (Sawicka

2008:181). Insbesondere in Bezug auf die Naturvorstellungen geht die Diskussion aneinander

vorbei. „Die Unterstellung, dass Entscheidungen über Grüne Gentechnik lediglich nach

wissenschaftlichen bzw. ökonomischen – also vermeintlich rationalen – Kriterien getroffen

werden, geht an der Realität vieler Menschen vorbei“ (ebd.).

Daran zeigt sich zunehmend, dass die Grüne Gentechnik als Projektionsoberfläche genutzt

wird und dass es immer weniger um technologische Fragestellungen geht. Während früher

noch ökologische Fragestellungen die öffentliche Diskussion bestimmt haben, sind es

zunehmend ökonomische Gründe (vgl. Busch 2008, Kügler-Seifert 2011). Es entsteht der

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Eindruck, dass es zunehmend ein ideologischer Kampf ist, und dass es um die generelle

Aushandlung gesellschaftlicher Normen geht (vgl. Schanne/Meier 2010). Zumindest aber

steht Grüne Gentechnik für mehr als die Technologie. So steht die Pflanzenbiotechnologie für

„Industriegesellschaft, Modernisierung und Globalisierung“ (vgl. Zwick 1999:98ff). „Wir

interpretieren dies dahingehend, dass die Gentechnik als Technologie angesehen wird, die eine

als Bedrohung empfundene Funktionalisierung und Ökonomisierung von persönlich wichtigen

Lebensbereichen unterstützt und fördert“ (Hampel/Pfenning 1999:54).

Organisationskommunikation im Sinne der Kommunikation von Befürwortern könnte an

einigen dieser Punkte ansetzen. Da die Kommunikation über Risiken und Nutzen nicht

ausreichend ist, müssen neue Wege gegangen werden. Es zeigt sich, dass das mangelnde

Vertrauen in die Technologie nicht durch Kommunikation von Nutzen und Risiken erreicht

werden konnte. Die Komplexität der Grünen Gentechnik und die Ängste, die durch die

Kommunikation der Gegner adressiert werden, sind - wenn überhaupt – nur durch einen

Vertrauensaufbau zu lösen. Der Vertrauensaufbau in Institutionen ist eine Möglichkeit, wie

Befürworter auf die Bevölkerung zugehen können und so signalisieren können, dass die

Bedürfnisse ernst genommen werden.

2.2.10 Einfluss von Vertrauen auf die Meinungsbildung

Grüne Gentechnik ist ein komplexes Thema, von dem jeder irgendwie und „diffus“ betroffen ist

(vgl. Peters 2008:132). Bei Grüner Gentechnik sind nicht nur die unmittelbaren Nutzer

betroffen, Auswirkungen auf die Umwelt sind nicht auszuschließen. Die Komplexität der

Thematik ist für den Laien nicht zu erfassen.

Vertrauen ist ein Mechanismus zur Reduktion von Komplexität (Luhmann 2000). Damit kann

der gezielte Aufbau von Vertrauen bzw. in einer erweiterten Form Öffentliches Vertrauen

helfen, eine größere Akzeptanz für die Grüne Gentechnik zu schaffen

Darüber hinaus fehlt dem Verbraucher die Beurteilungsfähigkeit. Das Elaboration Likelihood

Modell von Petty und Casioppo (1986) geht davon aus, dass Einstellungsbildung durch eine

starke Motivation und entsprechende Kompetenz einer Einzelperson und einem daraus

resultierenden Urteil erfolgt (vgl. Peters 2008:136f). Für die Grüne Gentechnik kann diese

starke Motivation und die Kompetenz eher nicht angenommen werden, da die

Berührungspunkte mit GVOs oft zu gering sind und eine Beurteilungsfähigkeit weit mehr als

naturwissenschaftliches Grundwissen erfordert (ebd.).

In verschiedenen Studien konnte ein nur schwacher Zusammenhang zwischen Wissen und

Einstellung zur Grünen Gentechnik festgehalten werden (vgl. Peters 2008:134). Daraus lässt

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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sich nun nicht schließen, dass Wissen irrelevant ist; es kommt nur weniger auf das objektive

als das subjektive Wissen an (ebd.). Weiche Faktoren spielen bei der Einstellung zur Grünen

Gentechnik eine wesentliche Rolle. Ein weiteres Problem ist, dass nicht nur eine

wissenschaftliche Beurteilungsfähigkeit notwendig ist, sondern auch eine wirtschaftliche und

moralische.

Offensichtlich strahlen die beteiligten Befürworter diese Kompetenz bisher nicht in vollem

Maße aus und genießen damit auch nicht das Vertrauen der Bevölkerung. Den Kritikern

scheint es umso mehr zu gelingen.

„Vertrauen bezieht sich im Kern auf Erwartungen an als Akteure aufgefasste Personen,

Organisationen, Institutionen oder soziale Systeme in Situationen, die von hoher Unsicherheit

und Verwundbarkeit gekennzeichnet sind“ (Peters 2008:138). Daraus folgt, dass positive

Erwartungen an den Akteur gebunden werden und die Einhaltung der Erwartungen nicht

kontrolliert werden.

2.3 Öffentliches Vertrauen

Wie bereits am Beispiel der Grünen Gentechnik gezeigt wurde, zeichnen sich moderne

Gesellschaften durch eine zunehmende Ausdifferenzierung und eine wachsende Komplexität

aus, die zu einem gesteigerten Kommunikationsbedarf führt (vgl. Lucht 2006:92), um den

Zusammenhalt und die Funktionalität der Gesellschaft gewährleisten zu können. Dennoch

kann die transportierte Information oder Wissen in den wenigsten Fällen vom Empfänger auf

seine Richtigkeit überprüft werden – er muss also der Information bzw. dem zugehörigen

Sender vertrauen. Im Folgenden soll erarbeitet werden, wie öffentliches Vertrauen entsteht,

ob es Vertrauen in Wissenschaft und Unternehmenskommunikation gibt und Untersuchungen

über Vertrauen in grüne Gentechnik darlegen.

2.3.1 Öffentlichkeit

Öffentlichkeit kann grundsätzlich als Zugang zu Information verstanden werden. Da

Kommunikation die Öffentlichkeit von Innovationspotentialen voraussetzt, können

Öffentlichkeit und Kommunikation gleichgesetzt werden (Szyszka 2005:133). Nach Neidhardt

und Gerhard wird Öffentlichkeit als ein offenes Kommunikationssystem auf mehreren Ebenen

verstanden, als „offenes Kommunikationsforum“, in dem Themen und Meinungen gesammelt,

verarbeitet und weitergegeben werden (Neidhardt 1994:9). Dies lässt sich in modernen

Gesellschaften weiter unterteilen in gesellschaftliche und themenspezifische Systeme wie

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

46

beispielsweise die politische Öffentlichkeit, die Wirtschaftsöffentlichkeit oder die

wissenschaftliche Öffentlichkeit (vgl. Raupp 2009:276). Das offene Kommunikationsforum,

welches die Öffentlichkeit darstellt, findet auf mehreren, unterschiedlichen Ebenen statt (ebd.).

Die Literatur unterscheidet dabei drei Ebenen: die Encounter-Ebene als spontane Interaktion

ohne Differenzierung zwischen den Anwesenden, die Themen- und

Versammlungsöffentlichkeit als thematisch zentrierte Interaktions- und Handlungstypen und

die Medienöffentlichkeit als medial konstruierte Öffentlichkeit (vgl. Jarren/Donges 2006:104).

Zwischen den Ebenen befinden sich Selektionsstufen, was bedeutet, dass es nur ein geringer

Teil der Themen von der Encounterebene auf die Ebene der Versammlungsöffentlichkeit und

dann auf die Ebene der Medienöffentlichkeit schafft. Die Bereitstellung und Herstellung von

Themen auf der Ebene der Medienöffentlichkeit erfolgt von spezialisierten Personen, wie

beispielsweise Journalisten, die dauerhaft und auf Basis spezifischer Berufsregeln agieren (vgl.

Donges/Imhof 2005:153).

Die Grüne Gentechnik ist somit ein Thema und beinhaltet Meinungen, die auf allen drei Ebenen

diskutiert werden.

In der Öffentlichkeit als offenem Kommunikationsforum werden Themen und Meinungen von

verschiedenen Akteursgruppen und Rolleninhabern gesammelt, verarbeitet und

weitergegeben. Drei spezifische Akteure werden dabei unterschieden: Sprecher, Vermittler

und Publikum. Als Sprecher können beispielsweise öffentliche Repräsentanten, Advokaten,

Experten, Intellektuelle und Journalisten, die zu Kommentatoren werden, auftreten. Die Rolle

der Vermittler haben vor allem Journalisten inne. Das Publikum dient als Adressat von

Sprechern und Vermittlern, welche die Aufmerksamkeit und Zustimmung für ihre Themen

erhalten wollen. Sprecher und Vermittler können zwischen den Rollen des Sprechers, des

Zuhörers als Mitglied des Publikums und des Vermittlers zwischen Sprecher und Publikum

wechseln. Das Publikum bleibt hingegen statisch, da „es als Kollektiv nicht handlungsfähig ist“

(Donges/Imhof 2005:154). Öffentlichkeit wird hergestellt, weil es einen sozialen Raum erstellt,

in dem Sprecher und Vermittler Äußerungen tätigen. Öffentliche Meinung entsteht durch

Konsonanz zwischen Akteuren und Publikum.

Nölle-Neumann definiert öffentliche Meinung folgendermaßen:

„Unter öffentlicher Meinung versteht man wertgeladene, insbesondere moralisch

aufgeladene Meinungen und Verhaltensweisen, die man – wo es sich um

festgewordene Übereinstimmung handelt, zum Beispiel Sitte, Dogma – öffentlich

zeigen muss, wenn man sich nicht isolieren will“ (Nölle-Neumann 1996:343f).

Die öffentliche Meinung selektiert also Meinungen und Themen. Darüber hinaus ist es eine

Kontrollinstanz für soziale Macht.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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2.3.2 Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Öffentliches Vertrauen

Die Begriffe Vertrauen, Glaubwürdigkeit und öffentliches Vertrauen werden in der

Umgangssprache nicht klar voneinander getrennt verwendet. Auch in der Literatur sind die

Begriffe teilweise nicht einheitlich verwendet.

Das Wort „Vertrauen“ hat seinen etymologischen Ursprung im althochdeutschen Wort

„fertruen“, das für „hoffen“ steht und hat damit den gleichen Ursprung wie das Wort „glauben“

(für lieb halten, gut heißen). Erst später wurde es in abgeschwächter Form für „annehmen,

vermuten, für wahr halten“ verwendet (vgl. Bentele 2005, Duden 1989:716). Luhmann

definiert Vertrauen als „Mechanismus, der die soziale Komplexität reduziert“ (Luhmann 2000).

Vertrauen muss in der heutigen Gesellschaft immer mehr in Anspruch genommen werden, um

mit „technisch erzeugter Komplexität umgehen zu können“ (ders.). Vertrauen wird dabei als

Vorleistung verstanden, die erst in der Zukunft ihre Bestätigung findet.

Glaubwürdigkeit entsteht durch Zuverlässigkeit bei vergangenen Erfahrungen und basiert auf

dem entgegengebrachten Vertrauen. „Glaubwürdigkeit wird damit zu einer Eigenschaft, die

sich auf Menschen, Institutionen oder deren kommunikative Produkte überträgt und wird so

zu einem rekonstruierbaren Teilphänomen von Vertrauen“ (Bentele/Seidenglanz 2005:346).

Vertrauen kann im Gegensatz zu Glaubwürdigkeit nicht nur Einzelpersonen, sondern auch

Institutionen, Gegenständen oder deren Eigenschaften entgegengebracht werden (vgl. ebd.).

Vertrauen in am öffentlichen Meinungsbildungsprozess beteiligte Akteure wird als

Öffentliches Vertrauen beschrieben:

„Öffentliches Vertrauen lässt sich als Prozess und Ergebnis öffentlich hergestellten

(d.h. in der Regel medienvermittelten) Vertrauens in öffentlich wahrnehmbare

Akteure (z.B. Einzelakteure, Organisationen) und Systeme (z.B. Teilsysteme wie das

Rentensystem, das Parteiensystem, das politische oder das Wirtschaftssystem oder

aber die ganze Gesellschaft als System) definieren“ (Bentele 2005:609).

Öffentliches Vertrauen kann auch als Sozialkapital angesehen werden, wenn es den Charakter

eines öffentlichen Guts hat, von dem alle etwas haben und das niemand für sich alleine

beanspruchen kann (vgl. Hirsch 1976). Außerdem verschafft es einen privilegierten Zugang zu

den Medien.

Es kann zwischen In-Group-Trust und Out-Group-Trust unterschieden werden. Während In-

Group-Trust sich hauptsächlich auf das Vertrauen innerhalb homogener Gruppen bezieht

bezeichnet Out-Group-Trust das öffentliche Vertrauen, also das Vertrauen eines Individuums

in anonyme Institutionen. Während In-Group-Trust symmetrisch verläuft, ist Out-Group-Trust

asymmetrisch (vgl. Aerni 2008:14ff).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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In der heutigen Informations- und Kommunikationsgesellschaft ist Vertrauen eine wichtige

Voraussetzung für Akzeptanz, die durch Mittel der Kommunikation beeinflusst werden kann.

Insbesondere Vertrauensverluste und –krisen werden mit Hilfe von Öffentlichkeitsarbeit

behoben (vgl. Bentele 2005:356).

2.3.3 PR-Theorie öffentlichen Vertrauens

Da die Mehrzahl der rezipierten Information über die Medien vermittelt werden und diese

daher nur bedingt nachprüfbar sind, gewinnt öffentliches Vertrauen zunehmend an

Bedeutung. Bestimmte Vertrauensfaktoren sind bei der medial vermittelten Kommunikation

entscheidend für den Vertrauensaufbau. Beachten öffentlich wahrnehmbare Personen bzw.

Organisationen diese Vertrauensfaktoren nicht, besteht die Gefahr des Vertrauensverlustes.

Nach der Einführung in Ansätze zur Öffentlichen Meinung sollen nachfolgend die theoretischen

Maßnahmen des Erwerbs anhand der „Theorie des öffentlichen Vertrauens“ von Bentele (1994

erstmals formuliert) betrachtet werden.

Prozesse der Vertrauensbildung oder von Vertrauensverlusten auf Rezeptionsseite hängen

stark von den durch die Medien vermittelte Information, also von den Regeln organisierter

Kommunikation sowie von den Prozessen und Strukturen der öffentlichen Kommunikation

insgesamt ab. Die Elemente der PR-Theorie bestehen aus fünf Instanzen. Die

Vertrauenssubjekte sind die Personen d.h. Personen(-gruppen), die aktiv vertrauen.

Vertrauensobjekte sind die öffentlich wahrnehmbaren Personen, Organisationen, oder

Systeme, denen Vertrauen entgegen gebracht wird; die Medien und Öffentlichkeitsarbeit sind

Vertrauensvermittler. Sachverhalte und Ereignisse sind Bezugsgrößen öffentlicher

Kommunikation und Texte/Botschaften spielen in der öffentlichen Kommunikation eine

zentrale Rolle (Bentele 2008:355).

Das Vorhandensein der von Bentele eingeführten Vertrauensfaktoren Sachkompetenz,

Problemlösungskompetenz, Kommunikationsadäquatheit, kommunikative Konsistenz,

kommunikative Transparenz, gesellschaftliche Verantwortung und Verantwortungsethik

fördern die Vertrauensbildung, während Vertrauensverluste vor allem durch Wahrnehmung

von Diskrepanzen ausgelöst werden (vgl. ebd.).

Vertrauensfaktoren

Der Prozess der Vertrauensbildung setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Diese

Vertrauensfaktoren nach der Theorie des öffentlichen Vertrauens erzeugen hohe

Vertrauensfaktoren, wohingegen ihre Abwesenheit zu niedrigen Vertrauenswerten führt. Die

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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sieben von Bentele eingeführten Vertrauensfaktoren, wie oben beschrieben, führen zu hohen

Vertrauenswerten. Dem gegenüber stehen Faktoren für niedrige Vertrauenswerte, die in

Tabelle 2 aufgeführt sind:

Hohe Vertrauenswerte Niedrige Vertrauenswerte

Sachkompetenz Mangelnde Sachkompetenz

Problemlösungskompetenz Mangelnde Problemlösungskompetenz

Kommunikationsadäquatheit Kommunikationsinadäquatheit

Kommunikative Konsistenz Kommunikative Diskrepanz

Kommunikative Transparenz Kommunikative Intransparenz

Kommunikative Offenheit Kommunikative Geschlossenheit

Gesellschaftliche Verantwortung Mangelnde gesellschaftliche Verantwortung

Verantwortungsethik Utilitaristische Ethik

Tab. 2: Übersicht über Vertrauensfaktoren, Quelle: eigene Darstellung

Eine geringe Ausprägung oder Abwesenheit der Faktoren führt zu Misstrauen, aus dem ein

Vertrauensabbau bzw. Vertrauensverlust resultiert (vgl. Bentele/Seidenglanz 2005:355). Der

Vertrauensaufbau bedarf einer längeren Zeitspanne. Während der Zeit der Vertrauensbildung

ist eine beständige positive Bestätigung für das Bestehen von Vertrauen notwendig. Ein

Vertrauensverlust kann hingegen durch ein einziges Fehlverhalten verursacht werden (s.u.,

Verlust von Vertrauen).

Die Vertrauensfaktoren wurden von Smirek 2006 weiter präzisiert. Der Faktor

Sachkompetenz wird mit „fachlichen Fertigkeiten, Kenntnissen und Erfahrungen eines

öffentlichen Akteurs sowie dessen Verständnis themenspezifischer Zusammenhänge“ näher

erläutert. Die Sachkompetenz bezieht sich auf Sachverhalte, die durch eigene Leistungen

beeinflussbar sind. Die Sachkompetenz ist die Grundlage für die Problemlösungskompetenz,

der auch die Fähigkeit zur Entwicklung, Umsetzung und Kontrolle von

Problemlösungsstrategien enthält. Kommunikationsadäquatheit erfasst inwieweit ein

öffentlicher Akteur die Wirklichkeit durch seine Äußerungen richtig, also adäquat weitergibt.

Das Ausmaß der Offenlegung von Informationsquellen und Hintergrundinformationen wird

durch den Vertrauensfaktor Kommunikative Transparenz erfasst. Kommunikative Offenheit

beschreibt die generelle Bereitschaft zur Kommunikation. Der Vertrauensfaktor

gesellschaftliche Verantwortung beinhaltet das Aufgreifen von gesellschaftlichen Interessen

und aktuellen Themen durch einen öffentlichen Akteur. Die Orientierung der Kommunikation

an gesellschaftlich akzeptieren ethisch-moralischen Normen fördert auch den

Vertrauensaufbau (vgl. Marg 2007:75ff).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Die Vertrauensdimensionen können weiterhin unterteilt werden in sozialpsychologische

Vertrauensfaktoren, zu denen das Kommunikationsverhalten zählt, gesellschaftlich-normative

Vertrauensfaktoren wie Verantwortungsbewusstsein und ethisch-normatives Verhalten und

fachspezifische Vertrauensfaktoren wie Sachkompetenz und Problemlösungskompetenz (vgl.

Sommer 2005, Corporate Trust Index in Kapitel 2.3.5). Sommer geht davon aus, dass die

Dimensionen unterschiedlich stark auf den Prozess der öffentlichen Vertrauensbildung

einwirken, da sich die fachspezifischen Faktoren für den Rezipienten schwerer überprüfen

lassen als beispielsweise die gesellschaftlich-normativen Vertrauensfaktoren.

Verlust von Vertrauen

Die Bedeutung von Vertrauen wird meist erst bei dessen Nichtvorhandensein festgestellt. Die

Wahrnehmung von Diskrepanzen in der Kommunikation bzw. im Handeln von Personen und

Institution führt zu Vertrauensverlust und wird durch die Medien transportiert und dadurch

verstärkt (vgl. Bentele 1998:308). Bentele klassifiziert dabei sechs Diskrepanztypen:

� Diskrepanz zwischen Information und tatsächlichem Sachverhalt (Lüge)

� Diskrepanz zwischen verbaler Aussage und tatsächlichem Handeln

� Diskrepanz zwischen verschiedenen Handlungen innerhalb einer Institution

� Diskrepanz zwischen Aussagen einer Person zu unterschiedlichen Zeitpunkten

� Diskrepanz zwischen Aussagen unterschiedlicher Akteure innerhalb einer Institution

� Diskrepanz zwischen etablierten moralischen bzw. juristischen Normen und

faktischem Handeln

Ein allgemeiner Wertewandel, eine erhöhte Risikosensibilität, die Mediatisierung der

Gesellschaft und der Hang der Medien zur Negativdarstellung von Ergebnissen begünstigt

Vertrauenseinbußen darüber hinaus (vgl. Bentele 1994:147).

Befragungen in USA und eine Stuttgarter Biotech-Survey haben ergeben, dass vor allem das

Vertrauen in Wissenschaft und Wirtschaft die Einstellung maßgeblich beeinflusst (vgl. Peters

2008:143). Das Vertrauen in Politik und Recht spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Dabei

geht es aber weniger um die Frage nach den Kompetenzen, sondern mehr um die unterstellten

Intentionen (vgl. ders.:144).

2.3.4 Vertrauen in Naturwissenschaft und Technik

Zunächst gelten Technik und Natur als Gegensätze. So ist auch in der Diskussion um die Grüne

Gentechnik oft von der Bewahrung der Schöpfung die Rede und es gibt Studien, die den

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Zusammenhang zwischen der Naturvorstellung und der Einstellung zur Grünen Gentechnik

nachweisen (vgl. Kapitel 2.2.9). Die Bearbeitung der Natur mit technologischen Möglichkeiten

wird als Eindämmung der Natur angesehen.

Die Entwicklung von neuen Technologien, die seit dem Beginn des Zeitalters der

Industrialisierung nicht mehr aufzuhalten sind, war zu Beginn der Industrialisierung von der

Bevölkerung wohlwollend aufgenommen worden, brachte sie doch immer mehr

Erleichterungen in den Alltag. Dabei war die Naturwissenschaft und Technik Motor für den

Fortschritt. Die breite Akzeptanz der Bürger veränderte sich unter anderem deswegen, weil

im zweiten Weltkrieg auch die negativen Folgen des Fortschritt, wie der Atombombe, zu sehen

waren (Apel 2005:269ff).

Das Vertrauen in Naturwissenschaft und Technik hängt stark mit dem Vertrauen in Experten

zusammen, welches zunehmend nachlässt (vgl. Bonfadelli 2010:27). Dies liegt unter anderem

auch daran, dass mit dem zunehmend mehr vorhandenen Wissen die Wissenschaftler sich

immer mehr spezialisieren und nur einen kleinen Ausschnitt des gesamten Prozesses sehen.

Von den Experten wird aber eine grundlegende Beurteilungskompetenz abverlangt. Das

Vertrauen in Wissenschaftler kann über zwei Wege erreicht werden. Erstens durch Erfahrung,

wenn Aussagen und Einschätzungen des Experten in der Vergangenheit sich als richtig

erwiesen haben und zweitens, wenn der Experte von einem anderen Experten des gleichen

Fachgebiets als kompetent eingeschätzt wird (vgl. Apel 2005:279). Damit zeigt sich, dass

Vertrauen in Naturwissenschaft und Technik stark von der Glaubwürdigkeit der Akteure

beeinflusst werden kann (vgl. ders.:278).

Aus Sicht von Apel hängt die Akzeptanz technischer Innovationen sehr stark vom direkten

Nutzen und den Folgewirkungen für den Einzelnen ab (vgl. ders.:287). Wissenschaftler müssen

sich bewusst machen, dass die Akzeptanz ihrer Ergebnisse nicht nur von technischen, sondern

auch ökonomischen und psychischen Aspekten abhängt. „Dazu ist ein engeres

Zusammenwirken zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Politik erforderlich, was

eine neue Qualität der Informationskultur erfordert“ (ebd.).

2.3.5 Vertrauen in Unternehmen

Nach Herger hat Vertrauen für Organisationen in den komplexen modernen Gesellschaften

empirische Relevanz. Sie ist die Stütze eines Unternehmens mit seiner Umwelt. Er sieht die

Vertrauensbildung jedoch gefährdet, was an der veränderten gesellschaftlichen Umwelt und in

technischen Innovationen liegt. Er verweist dabei auf Luhmann, der 1991 die funktionale

Ausdifferenzierung unserer Gesellschaft argumentiert. Die einzelnen Systeme Wissenschaft,

Politik, Religion und Ethik differenzieren sich immer weiter und müssen durch

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Kommunikation ihr Legitimation und Glaubwürdigkeit selbst herstellen. Außerdem

fiktionalisieren Massenmedien unsere Gesellschaft. Die Selbstdarstellung, die Beobachtung

von Images und Reputation sowie die Vertrauenswürdigkeit allgemein werden zentral für die

Stabilisierung fiktionaler Wahrnehmungsprozesse. Ein weiteres Argument sind technische

Innovationen und die ökologischen Folgen, die zu einem verstärkten Risikobewusstsein führen

und für Unternehmen Unwägbarkeiten, Unsicherheiten und Unkalkulierbarkeit mit sich

bringen (Herger 2006:25).

Das Image von Unternehmen wird maßgeblich durch das Öffentliche Vertrauen beeinflusst,

was wiederrum durch Massenmedien vermittelt wird. Aufbauend auf den bereits eingeführten

Vertrauensfaktoren (Kapitel 2.3.3) auf Basis der Theorie des öffentlichen Vertrauens ist der

Corporate Trust Index entwickelt worden. Sieben Vertrauensfaktoren werden als

Beeinflussungsgrößen des öffentlichen Vertrauens klassifiziert (vgl. Zerfaß 2008, online).

Dabei erfolgt eine Unterscheidung der Faktoren in fachspezifische, ethische und

kommunikative Vertrauensdimensionen (vgl. Tabelle 3). Auf Basis der positiv oder negativ

bewerteten Vertrauensfaktoren wird ein Corporate-Trust-Index ermittelt.

Fachspezifische Dimensionen

Ethische Dimensionen Kommunikative Dimensionen

Kategorie Fachspezifische Kategorie Gesellschaftliche Kategorie Sozialpsychologische Kategorie

Vertrauens-faktoren

Fachkompetenz

Problemlösungskompetenz

Ethisches Verhalten

Verantwortungsbewusstsein

Soziales Verhalten

Kommunikationsverhalten

Charakter

Tab. 3: Vertrauensfaktoren im Corporate Trust Index, Quelle: eigene Darstellung

Wirtschaftsunternehmen genießen 2010 mit 43 Prozent den höchsten Vertrauenswert seit

zehn Jahren laut des Edelman Trust Parameters 2010. Im Rahmen der mindestens einmal

jährlich durchgeführten Studie wurden in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres weltweit

4.875 Meinungsführer zum Thema Vertrauen in Institutionen (Regierung, Wirtschaft, NGOs

und Medien) befragt. Demnach gaben 54 Prozent der befragten Entscheider an, darauf zu

vertrauen, dass Wirtschaftsunternehmen „das Richtige“ tun (2009: 50 Prozent) (vgl. Edelmann

2010, online).

Das Vertrauen steigt und Vertrauenszuwächse in einzelnen Bereichen gehen nicht zu Lasten

anderer: Die Unternehmen legen zu, zugleich aber in noch viel stärkerem Maße tun dies auch

Regierungen und NGOs. Sie sind nicht nur in Deutschland die Vertrauensprofiteure der Krise:

Weltweit stieg das Vertrauen in die Regierungen um vier Punkte auf 47 Prozent. NGOs legten

auf traditionell hohem Niveau um drei Punkte auf 57 Prozent zu. In Deutschland verzeichnet

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

53

die Regierung ein Plus von sieben Punkten und erreicht 43 Prozent, NGOs sind mit 51 Prozent

am vertrauenswürdigsten (2009: 49 Prozent) (ebd.).

Vertrauen ist in Deutschland zum wichtigsten Reputationsfaktor von Unternehmen geworden

(62 Prozent, 2009: 67 Prozent). Im letzten Jahr war noch der Umgang mit den Mitarbeitern das

wichtigste Beurteilungskriterium. Deutschland führt damit den globalen Trend des

Bedeutungszuwachses von Vertrauen bei der Unternehmensreputation an: Weltweit liegt die

Qualität von Produkten und Dienstleistungen trotz des Verlustes von drei Punkten (69

Prozent) knapp vor dem Vertrauen, das bei 66 Prozent stabil bleibt (ebd.).

„Öffentliches Vertrauen kann in der Tat als Sozialkapital identifiziert werden“ schließt Aerni

für die Politik (Aerni 2008:17; vgl. Hirsch 1976). Dies kann analog für Unternehmen helfen, die

„Transaktionskosten bei Verhandlungen zu senken“ und sich „privilegierten Zugang zu den

Massenmedien“ zu verschaffen (ebd.). Gerade im Fall der Grünen Gentechnik kann das

öffentliche Vertrauen zur Senkung der Transaktionskosten beitragen.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

54

3. Empirischer Teil

Im empirischen Teil sollen zum einen die veröffentlichte Meinung der Grünen Gentechnik in

der aktuellen Berichterstattung sowie die Kommunikation einzelner Stakeholder unter

besonderer Betrachtung der Vertrauensfaktoren untersucht werden.

3.1 Qualitative Inhaltsanalyse

3.1.1 Erkenntnisinteresse

Ziel der Qualitativen Inhaltsanalyse ist der Vergleich der veröffentlichten Meinung zur Grünen

Gentechnik durch die Berichterstattung in Meinungsführerorganen.

Basierend auf der Theorie des öffentlichen Vertrauens von Bentele ist das zentrale Ziel der

Untersuchung die Einstellungen und Vertrauenseinstellungen in der öffentlichen

Wahrnehmung aufzuzeigen. Dabei sollen ausgewählte Ereignisse untersucht werden, die in

den Jahren 2008 bis 2010 stark in der Öffentlichkeit diskutiert wurden. Es soll geprüft werden,

wie in ausgewählten Print- und Onlinemedien über Grüne Gentechnik berichtet wird, welche

Nebenthemen angesprochen werden, welche Stakeholder in der Diskussion um die Grüne

Gentechnik zu Wort kommen und inwieweit Vertrauensfaktoren und kommunikative

Diskrepanzen thematisiert werden.

Abgeleitet aus dem theoretischen Rahmen und dem bisherigen Kenntnisstand ergibt sich

folgende Forschungsfrage:

„Trägt Medienberichterstattung zum Thema Grüne Gentechnik zu öffentlichem Vertrauen in

Grüne Gentechnik bei?“

Aus der Forschungsfrage ergeben sich folgende Leitfragen:

1. Welche Stakeholder sind in der Medienberichterstattung präsent?

2. Wie werden Nutzen und Risiken im Verhältnis zueinander bewertet?

3. Welche Forderungen werden von Stakeholdern gestellt?

4. Welche Aussagen und Bewertung zur Akzeptanz der Grünen Gentechnik werden

getroffen?

5. Wie werden Vertrauensfaktoren kommuniziert bzw. kommunikative Diskrepanzen?

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

55

Hypothesen

Aus der Literatur lassen sich Hypothesen ableiten, die mittels der Inhaltsanalyse verifiziert

oder falsifiziert werden. Es handelt sich dabei um „geschlossene Hypothesen“, d.h. die

Forschungsfrage wird in einzelne, als Behauptung formulierte Problemstellungen übersetzt

und dargestellt (vgl. Früh 2007:80):

Hypothese 1: In der Medienberichterstattung werden nicht alle Akteure gleichberechtigt genannt

Es wird vermutet, dass nicht alle beteiligten Stakeholder in der Berichterstattung

gleichermaßen vertreten sind. Grundlage für diese Annahme sind frühere Studien, die auf eine

starke Präsenz einzelner Akteure hindeuten. So wurde in einer Medienberichterstattung zum

Thema Gentechnik im Zeitraum von 1991 bis 1996 festgestellt, dass mit 60 Prozent die

staatlich geförderte Wissenschaft der aktivste Akteur in Deutschland war (vgl. Kohring et al.

1999:303). Hermann-Giovanelli und Leonarz untersuchte von 2003 bis 2008 Schweizer

Medien zur Berichterstattung über Grüne Gentechnik und stellte als Hauptakteure die

Schweizer Judikative und Schweizer Exekutive fest. Die am wenigsten genannten Akteure

waren Pro-Gentechnik-Unternehmen und Landwirte (vgl. Hermann-Giovanelli/Leonarz

2010:129). Daraus ergibt sich eine mögliche Politisierung des Themas, die Argumente von

einzelnen Befürwortern oder Entscheidungsträgern wie den Landwirten sind

unterrepräsentiert.

Hypothese 2: Argumente zu Risiken sind stärker vertreten als Argumente zum Nutzen der

Technologie

Aus der oben zitierten Studie von Hermann-Giovanelli/Leonarz geht hervor, dass 57 Prozent

der Argumente für oder gegen Grüne Gentechnologie Kontra-Argumente sind. Daraus lässt sich

ableiten, dass die vorhandenen Argumente für den Nutzen der Technologie nicht so stark

kommuniziert werden wie die Risiken. Die Fragestellung ist insofern besonders relevant, da

sie dem Leser und damit dem Verbraucher nur einen eingeschränkten Beurteilungsrahmen

lässt und so das Vertrauen in die Technologie erschwert wird.

Hypothese 3: Sprecher sprechen sich gegen die Grüne Gentechnik aus

Beruhend auf Hypothese 2 lässt sich die Hypothese weiter präzisieren. Insbesondere

meinungsbetonte Artikel geben die Möglichkeit, Positionen zur Grünen Gentechnik klarer

darzustellen. Es sollen aber insgesamt alle zu Wort kommenden Sprecher berücksichtigt

werden. Es wird vermutet, dass Printmedien den Gegnern der Technologie mehr Raum geben,

als Befürwortern. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Forderungen gelegt. Forderungen

sind eine besondere Form von Wertungen, bei denen der Autor seine Handlungspräferenzen

an einen Adressaten weitergibt (vgl. Kohring et al. 1999:305).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

56

Hypothese 4: Das Image der Grünen Gentechnik wird in der Berichterstattung überwiegend als

negativ dargestellt.

Es wird vermutet, dass die Ablehnung in der Bevölkerung durch die Berichterstattung über

Grüne Gentechnik auch dadurch betont wird, dass das Image der Grünen Gentechnik

ablehnend beschrieben wird. Die Grundtendenz der Artikel ist negativ.

Hypothese 5: Befürworter, die Grüne Gentechnik vorantreiben, wird auf Basis der

Vertrauensfaktoren kommunikative Diskrepanz unterstellt.

Das mangelnde Vertrauen gegenüber der Grünen Gentechnik ist auf die negative

Berichterstattung über Befürworter zurückzuführen. Es werden kommunikative Diskrepanzen

betont. Den Zusammenhang zwischen kommunikativen Diskrepanzen und Vertrauensabbau

belegte Gersters 2005 empirisch (vgl. Sommer 2005:92).

3.1.2 Untersuchungsmethode

Die Methode der Inhaltsanalyse wurde gewählt als „Methode zur Erhebung sozialer

Wirklichkeit“ (Merten 1995:59). Die Inhaltsanalyse eignet sich in besonderer Weise als

Analysemethode für Zeitungsartikel als „empirische Methode zur systematischen,

intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Mitteilungen“ (Früh

2007:133).

Die Inhaltanalyse kann als quantitative oder als qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt

werden. Der Schwerpunkt der qualitativen Inhaltsanalyse besteht nicht in einer

zahlenmäßigen Zusammenfassung noch einer Repräsentativität, sondern der Auswahl

einzelner relevanter Aspekte (vgl. Mayring 2008). Es wird jedoch, wie bei der quantitativen

Inhaltsanalyse, ein Kategoriensystem entwickelt, nach dessen Regeln der Text zu untersuchen

ist.

Während die quantitative Inhaltsanalyse nicht auf die variierende Bedeutung von

Textelementen einzugehen vermag, wurde mit der qualitativen Inhaltsanalyse eine Methodik

entwickelt, die sich an der Komplexität von Informationen und am Verstehen orientiert. Basis

ist dafür auch ein für quantitative Inhaltsanalysen zu entwickelndes Kategoriensystem; dieses

wird aber am zu untersuchenden Material überprüft und abgeglichen (vgl. Gläser/Laudel

2009:198). Aus diesem Grund wurde die qualitative Inhaltsanalyse als Methode gewählt.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

57

3.1.2.1 Untersuchungszeitraum

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen aktuelle Ereignisse zum Thema Grüne Gentechnik.

Die Berichterstattung der vergangenen Jahre wurde in vielen Studien untersucht, es fehlen

jedoch veröffentliche Studien zur Berichterstattung aus jüngerer Zeit. Als

Untersuchungszeitraum wurden daher der 01.01.2008 bis 31.12.2010 verwendet. In diesem

Zeitraum wurden politische und juristische Entscheidungen getroffen, die maßgeblichen

Einfluss auf die aktuelle Situation zur Grünen Gentechnik haben. Die Themen werden in

Kapitel 3.1.2.2 detailliert erläutert.

3.1.2.2 Untersuchungsmaterial

Bei den untersuchten Artikeln handelt es sich lediglich um eine Stichprobe, eine Vollerhebung

war aus zeitlichen Gründen nicht möglich. Die Selektion der Themen als auch der Medien

erfolgte durch ein Auswahlverfahren in mehreren Schritten mit dem Ziel, eine Stichprobe zu

erhalten, die ein verkleinertes Abbild der Grundgesamtheit darstellt.

Bei einem bewussten Auswahlverfahren werden Merkmalsträger danach ausgewählt, „wie

brauchbar bzw. wie zentral ihre Untersuchung für die Beantwortung der gewählten

Fragestellung“ sind (Brosius et al. 2008:83). Ausgewählt wurden zuerst repräsentative Artikel,

deren Inhalt entweder allgemein das Thema Grüne Gentechnik war oder gezielt Ereignisse

beschrieb. Im Vorfeld definierte Themenkomplexe waren:

� Genehmigung/Verbot von GVO für Deutschland

� Anbau von GVO in Deutschland

� GVO als Futtermittel

� GVO als Nahrungsmittel

� Lebensmittelkennzeichnung

Unter Einbezug der von Brosius et al. formulierten Einschränkung der Auswahl ergeben sich

für den ausgewählten Zeitraum der vergangenen zwei Jahre folgende zentrale Themen:

� Anbauverbot von Mon810

� Anbaugenehmigung Amflora

� Anbau Amflora (Amadea)

� Genmilch

� Gentechnik-Gesetz

� Lebensmittelkennzeichnung

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

58

Darüber hinaus wurden weitere Artikel unter dem Stichwort „Grüne Gentechnik“ ausgewählt,

die sich übergeordnet mit dem Thema beschäftigen, aber keinem konkreten Ereignis

zugeordnet sind. Diese Auswahl erfolgte explorativ. Dabei wurden Artikel zum Thema Grüne

Gentechnik gesucht, die das Thema breiter aufgreifen und dabei auch Hintergründe erläutern.

Hinter den gewählten Themen stecken Ereignisse, die im Folgenden näher erläutert werden:

Verbot Mon810:

Mon810 ist eine gentechnisch veränderte Maissorte des Unternehmens Monsanto mit einer

Insektizidresistenz. Ein zusätzliches Gen sorgt dafür, dass der die Maispflanze schädigende

Maiszünsler und Maiswurzelbohrer nach dem Verzehr der gentechnisch veränderten Pflanze

stirbt. Dadurch ergibt sich ein Nutzen für den Landwirt, der weniger Insektizide einsetzen

muss bzw. der Ertrag durch weniger Verlust gesteigert werden kann. Mon810 wird als

Futtermittel eingesetzt. Das Produkt wurde von der EU-Kommission 1998 zugelassen und am

14.04.2009 vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

(Ilse Aigner) mit Hilfe einer Schutzklausel verboten. Grund dafür waren neue Studien, wonach

Schmetterlinge und der 2-Punkt-Marienkäfer auch an Mon810 sterben. Dem gegenüber stellt

Monsanto Studien, die die Unbedenklichkeit von Mon810 beweisen. Mit dieser Entscheidung

war Deutschland das sechste Land, das sich gegen Mon810 ausgesprochen hat. Monsanto hatte

Klage eingereicht gegen die Entscheidung, die per Eilbeschluss am 05.05.2009 vom

Verwaltungsgericht Braunschweig abgelehnt wurde. Die endgültige Entscheidung steht noch

aus.

Anbaugenehmigung Amflora:

Nach 13 Jahren wurde Amflora, eine gentechnisch veränderte Kartoffel des Unternehmens

BASF am 02.03.2010 von der EU-Kommission genehmigt. Die gentechnisch veränderte

Kartoffel ist für die Industrieanwendung optimiert; Stärke wird verwendet zur

Papierherstellung, für Klebstoff und in Textilien (siehe auch Kapitel 2.1.3). Ein

gesundheitliches Risiko wird bei Amflora nicht direkt gesehen, Kritiker sehen darin aber einen

„Türöffner“ zur Etablierung der Grünen Gentechnik in Deutschland. Bereits ein Jahr zuvor gab

es einiges an Berichterstattung, da Aigner den Anbau der Amflora zu Forschungszwecken

(wieder) genehmigt hatte.

Anbau Amflora(Amadea):

Am 06.09.2010 gab BASF Plant Science bekannt, dass sich in Schweden auf Feldern, auf denen

Amflora angebaut wurde, auch Kartoffeln der Sorte Amadea befanden. Amadea ist eine noch

nicht zugelassene gentechnisch veränderte Kartoffel der BASF Plant Science. Als Ursache

wurde später bekannt, dass Saatgut im Lager der BASF verwechselt wurde. Im Rahmen der

Berichterstattung über dieses Malheur wurden kritische Stimmen laut, wonach Grüne

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

59

Gentechnik kaum zu kontrollierten ist. Im Februar 2011 wurde die Amflora-Ernte aus

Deutschland vernichtet.

Genmilch:

2004 hatten Anhänger von Greenpeace die Milch von Müllermilch als Genmilch bezeichnet.

Grund dafür war, dass den Kühen gentechnisch veränderter Mais gefüttert wird. Müllermilch

hat daraufhin geklagt, das Verfahren ging mehrmals hin und her. Der Begriff sei „irreführend“,

so das Unternehmen, da die Kühe nicht gentechnisch verändert seien. Die endgültige

Entscheidung am 22.09.2010 brachte schließlich das Urteil, dass der Begriff Genmilch erlaubt,

da Müllermilch nicht in allen Verarbeitungsschritten auf Gentechnik verzichtet.

Gentechnikgesetz:

2004 wurde unter der damaligen rot-grünen Bundesregierung das deutsche Gentechnik-

Gesetz verschärft. Dort wurde festgehalten, dass Landwirte bei gentechnischen

Veränderungen in ihrem Getreide haften müssen. Außerdem müssen die Flächen, auf denen

GVOs angebaut werden im Internet veröffentlicht werden. Das Land Sachsen-Anhalt hatte

gegen die Verschärfung geklagt. Am 24.11.2010 wurde das Gentechnik-Gesetz aber vom

Bundesverfassungsgericht bestätigt.

Lebensmittelkennzeichnung „Gentechnik“:

Im Sommer 2009 stellte Ilse Aigner ein einheitliches Siegel „Ohne Gentechnik“ vor, das auf

Produkten erscheinen darf, die weitestgehend Gentechnik-frei sind. Dabei wurden immer

wieder Forderungen nach einer Positivkennzeichnung laut. Im Januar 2010 sprach sich dann

der Lebensmittelverband BVE erstmals für eine Positivkennzeichnung aus (vgl. auch Kapitel

2.2.3.1).

Dabei wurden, wie in Tabelle 4 zusammengefasst, insgesamt 67 Artikel untersucht.

Thema Anzahl Artikel Zeitraum der Berichterstattung

Mon810

- Davon Verbot

12

10

25.03.2009-26.01.2010

14.04.2009-13.05.2009

Amflora

- Anbaugenehmigung 2009

- Zulassung 2010

- Amadea

16

2

8

5

23.04.2009-16.08.2010

23.04.2009-27.04.2009

02.03.2010-04.03.2010

06.09.2010-09.09.2010

Genmilch 8 11.03.2008-23.09.2010

Gentechnik-Gesetz 9 24.11.2010-28.11.2010

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Lebensmittel-Kennzeichnung „Gentechnik“

7 10.08.2009-17.07.2010

Sonstiges 15 25.03.2009-06.10.2010

Summe 67

Tab. 4: Untersuchungsmaterial

Dem Ziel entsprechend wurden Meinungsführerorgane der Print- und Onlinemedien

ausgewählt. Ausgeschlossen wurden dabei Zeitungen, die nicht zu allen gewählten Themen

einen Beitrag lieferten. Aus den überregionalen Zeitungen wurden aufgrund ihrer

Auflagenstärke und damit Repräsentativität die Frankfurter Rundschau (Druckauflage

Q4/2010: 162.206), Süddeutsche Zeitung (Druckauflage Q4/2010: 516.131) und Die Welt

(Druckauflage Q4/2010: 330.827) ausgewählt. Darüber hinaus wurde als Wochenzeitung Die

Zeit (Druckauflage Q4/2010: 652.400) ausgewählt und als Onlinemedium Spiegel online (90

Mio. Visits im Monat, vgl. Spiegelgruppe 2011), (vgl. IVW 2011, online). In einer

unveröffentlichten Studie zur Medienresonanzanalyse zum Thema Grüne Gentechnik in den

Jahren 1999 bis 2007 wurden die Welt, Süddeutsche Zeitung, Spiegel und Zeit aufgrund ihrer

kontinuierlichen Berichterstattung zu den Zeitungen gezählt, die „prägend für die Etablierung

einer öffentlichen Meinung zum Thema Grüne Gentechnik sind (vgl. BIO Mitteldeutschland

2009:7). Tabelle 5 zeigt in der Übersicht, wie viele Artikel aus welchen Zeitungen ausgewählt

wurden.

Zeitung Anzahl Artikel

Frankfurter Rundschau 11

Süddeutsche Zeitung 17

Die Zeit 12

Die Welt 11

Spiegel Online 17

Summe: 69

Tab. 5: Ausgewählte Printmedien

3.1.2.3 Kategoriensystem

Die Bildung von Kategorien, nach denen der Text untersucht werden soll ist „zunächst einmal

die exakte Definition dessen, was erhoben bzw. gemessen werden soll“ (vgl. Brosius et al.

2008:154). Die Kategorien spiegeln den Zweck der Untersuchung wieder und erfassen das

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

61

Untersuchungsmaterial erschöpfend (vgl. Pürer 2003:555). Es wird dabei zwischen formalen

und inhaltlichen Kriterien unterschieden (vgl. Rössler 2005:244).

Bei der Ausbildung von Kategorien ist auf Vollständigkeit und Trennschärfe der Kategorien zu

achten (vgl. Pürer 2003:557). Daher muss jede Kategorie einen abgegrenzten

Bedeutungsinhalt repräsentieren (vgl. Früh 2007:87).

Kategoriensysteme können theoriegeleitet und empiriegeleitet erstellt werden. Bei der

theoriegeleiteten Erstellung wird ein zuvor ausgearbeitetes Kategoriensystem an das zu

untersuchende Material herangetragen, um Hypothesen und frühere Forschung zu

verifizieren. Das empiriegeleitete Erstellen von Kategorien erfolgt aufgrund eigener Ideen und

nach erster Sichtung des Materials entwickelter Kategorien (ders.).

Aufgrund der Tatsache, dass keine Vollerhebung stattfinden sollte und eine qualitative

Inhaltanalyse durchgeführt wird, wurde eine Mischform verwendet. Es wurde kein festes

Codebuch erstellt, da die Auswertung nicht quantitativ erfolgt.

Formale Variablen (Variable 1 bis 4)

Die Kategorien 01 bis 03 erfassen die laufende Nummer der Inhaltsanalyse, das

Erscheinungsdatum und das Medium, in dem der zu untersuchende Artikel erschienen ist.

Themen des Artikels (Variable 04 bis 07)

Neben dem Hauptthema, das im Vorfeld Selektionskriterium war, wurden Nebenthemen

festgehalten. Die Themen entsprechen den zuvor definierten Themenkomplexen (siehe Kapitel

3.1.2.2). Zusätzlich wurden die einzelnen genannten Risiken und Nutzen erfasst. Diese wurden

explorativ hinzugefügt und in Unterkategorien aufgeteilt. Die Erfassung der Themen und dabei

genannten Nutzen und Risiken zielt auf Hypothese 2 ab.

Akteure (Variable 08 bis 10)

Im Vorfeld wurden Personen, Institution und Gruppen ausgewählt, die als zentrale Stakeholder

zur Grünen Gentechnik bekannt sind (Variable 08). Es wird unterschieden zwischen Akteuren

und Sprechern (Variable 09). Die Liste der Einzelpersonen wurde im Lauf der Inhaltsanalyse

systematisch um häufig genannte Personen ergänzt (Variable 10). Die Frage nach den

Akteuren bezieht sich auf Hypothese 1.

Bewertungen

Bewertungen sind nichtneutrale Aussagen zu einem Sachverhalt. Sie hängen von einer

sachlichen Information ab, beinhalten aber subjektive Werthaltungen. Eine Bewertung

beinhaltet einen Urheber der Bewertung (Variable 11), ein Objekt der Bewertung (Variable

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

62

12) und eine Richtung der Bewertung (Variable 13). Diese Bewertungen betreffen zu Wort

kommende Sprecher und nicht die Meinung des Journalisten und überprüfen Hypothese 3.

Image

Die Hypothese 4 will untersuchen, wie das generelle Image zur Grünen Gentechnik in den

Medien kommuniziert wird. Ein Image stellt den Gesamteindruck der Bewertungen dar. In

Variable 14 wird festgehalten, ob der Gesamteindruck positiv, leicht positiv,

neutral/ambivalent, leicht negativ oder negativ ist.

Vertrauensfaktoren, Diskrepanzen

Die in Hypothese 4-5 unterstellten Fragen zielen insbesondere auf Befürworter der Gentechnik

ab und ob Vertrauensfaktoren (vgl. Kapitel 2.3.3) vermittelt werden bzw. ob ihr

Nichtvorhandensein kommuniziert wird. Dies wird in den Variablen 15 und 16 festgehalten.

Zu den fachspezifischen Vertrauensfaktoren gehören Sachkompetenz und

Problemlösungskompetenz. Diese Kategorien beziehen sich auf die fachspezifischen

Anforderungen an Befürworter. Sachkompetenz ist vorhanden, wenn Sachkenntnis und

Erfahrung vorhanden ist, Probleme zu identifizieren und themenspezifische Zusammenhänge

aufzugreifen und zu nutzen. Die Ausprägung von Problemlösungskompetenz bezieht sich auf

die Fähigkeit der Befürworter, Sachkenntnis, Erfahrung und Probleme zu identifizieren, zu

definieren, Lösungen zu entwickeln, diese aktiv umzusetzen und die Kontrolle der Ergebnisse.

Zu den sozialpsychologischen Vertrauensfaktoren zählen soziale und kommunikative

Kompetenzen und der Charakter der einzelnen Akteure. Aufgrund der Vielzahl der Akteure

wurde auf das Codieren des Charakters verzichtet. Das soziale Verhalten umfasst

Verhaltensweisen der Beteiligten, wie harmonisches und konflikthaftes Verhalten. Die

Ausprägung des Kommunikationsverhaltens hält fest, inwieweit Befürworter die Wirklichkeit

adäquat (wahr/richtig) kommunizieren und ob sich Widersprüche in der Kommunikation

finden und stellt ebenso dar, inwieweit eine kommunikative Offenheit und Transparenz

erkennbar ist.

Gesellschaftlich-kommunikative Vertrauensfaktoren umfassen moralische Wertvorstellungen

wie Verantwortungsbewusstsein. Die ethische Verantwortbarkeit hält fest, inwieweit ethisch-

moralische Wertvorstellungen respektiert werden, sowie Achtung von Ethik und Moral

kommuniziert wird. Die gesellschaftliche Verantwortung stellt dar, inwieweit Akteure ihr

Handeln an gesellschaftlichen Interessen orientieren und gesellschaftliches Engagement

zeigen.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

63

3.1.2.4 Methodische Reflexion

Eine Vollerhebung wäre für ein umfassendes Bild hilfreich gewesen, war aber im Rahmen der

vorgegebenen Zeit nicht durchführbar. Die Auswahl der Artikel erfolgte durch Vorgabe von

Themen, was das Ergebnis beeinflusst haben mag. Für eine qualitative Aussage war die Anzahl

von knapp 70 Artikeln aber gut möglich. Die Vorgaben für die Kategorien waren umfassend

und decken das Erkenntnisinteresse gut ab.

3.1.3 Ergebnisse der Qualitativen Inhaltsanalyse

3.1.3.1 Akteure

Da eine Vorselektion von Themen stattgefunden hat, kann die Auswahl der beteiligten

Stakeholder nicht vollständig sein. Sie kann aber zumindest eine Tendenz aufzeigen.

Die Berichterstattung der Jahre 2009 bis 2010 ist geprägt durch aktive Akteure der

Agrochemieindustrie (z.B. BASF), NGOs und der Judikative. Auch die Regierung ist als Akteur

in den untersuchten Artikeln sehr präsent, wobei vieles an der Einzelperson Ilse Aigner

festgemacht wird. Weitere häufig genannte Stakeholder sind die EU-Kommission und die

Wissenschaft. Dieses Bild verstärkt sich weiter bei der Betrachtung der Sprecher. Sprecher von

Nichtregierungsorganisationen werden am häufigsten zitiert, gefolgt von Zitaten aus

Gerichtsurteilen und von Vertretern von Unternehmen der Agrochemieindustrie. In der

Berichterstattung sind vor allem die Landwirte und diverse Verbände wenig vertreten.

Neben der Agrochemieindustrie sind auch Lebensmittelhersteller Akteure, vor allem beim

Thema Lebensmittelkennzeichnung und bezüglich der Genmilch. Diese treten jedoch nicht

flächendeckend als Akteure auf.

Die in früheren Studien belegten Stakeholder können teilweise bestätigt werden. Die von

Hermann-Giovanelli und Leonarz belegte Politisierung kann bestätigt werden. Das Thema wird

aus der politischen Perspektive betrachtet und bewertet. Darüber hinaus bestimmen die

politischen Akteure und ihre Argumente klar die Berichterstattung (vgl. Hermann-

Giovanelli/Leonarz 2010:138). In der Studie für die vorliegende Arbeit ist insbesondere eine

Personifizierung an Ilse Aigner, Bundesministerin im Ministerium für Verbraucherschutz,

Landwirtschaft und Ernährung festzumachen. Der Artikel „Baum und Borke“ im Spiegel

unterstreicht diese Aussage: „Zugleich bekommt Aigner nämlich massiven Druck aus ihrer

Partei. Ministerpräsident Seehofer möchte Bayern zur gentechnikfreien Zone erklären

(Bornhöft/Schwägerl 2010).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

64

3.1.3.2 Themen

Es wurden Artikel zu den sechs gewählten Themenkomplexen (Kapitel 3.1.2.2) ausgewählt.

Darüber hinaus wurden Artikel aus dem genannten Zeitraum gewählt, die sich generell mit

dem Thema Grüne Gentechnik beschäftigen.

Die Themen sind in sich geschlossen, haben jedoch einen thematischen Zusammenhang. So

sind Anbaugenehmigungen die Voraussetzungen für Einsatz als Futtermittel und der

Kennzeichnung von Lebensmitteln. So ist auch in einer Vielzahl der Artikel zu beobachten,

dass mehrere Themen in einem Artikel angesprochen werden. Diese Themen werden meist als

Randthemen erwähnt; die Artikel legen sich jedoch meist auf ein Thema bzw. den konkreten

Anlass fest.

Auffallend ist, dass die Themen Mon810 und Anbaugenehmigung Amflora nur in wenigen

Artikeln in einen thematischen Zusammenhang gebracht werden. Die beiden Entscheidungen

lagen nur wenige Wochen auseinander. Nur wenige Artikel, wie die Süddeutsche Zeitung einen

Zusammenhang her (vgl. Kuhr et al. 2009, online). Diese Beobachtung ist insofern interessant,

als dass sie dem Leser die Möglichkeit bietet, den Gesamtzusammenhang der Themen zu

erfassen und die einzelnen Entscheidungen und Produkte in Zusammenhang und Relation zu

stellen.

3.1.3.3 Nutzen/Risiko

Zu den Nutzen der Grünen Gentechnik wurden befürwortende Argumente gruppiert in 4

Kategorien: Umweltschutz (beispielsweise durch geringeren Einsatz von Herbiziden), leichtere

Be- und Verarbeitung, was beispielsweise für die gentechnisch veränderte Kartoffel Amflora

zutrifft; Welternährung als Zusammenfassung für die Notwendigkeit von GVO, um die

zunehmende Bevölkerung zu ernähren und weitere genannte einzeln genannte Argumente.

Bei den Risiken wurde unterschieden zwischen gesundheitlichen Bedenken, wie der

Antibiotikaresistenz, Umweltschutz (z.B. Gefahren für Insekten), zunehmender

Industrialisierung und anderen genannten Risiken.

Bei der qualitativen Inhaltsanalyse konnte weiter ermittelt werden, dass in knapp der Hälfte

der Artikel die Rede von Risiken ist, während die Nutzen in weit weniger Artikeln erwähnt

werden. Die am häufigsten genannten Risiken sind Umweltschutz und gesundheitliche

Bedenken. Umweltschutz wird auch als häufiges Argument für die Grüne Gentechnik

verwendet; ebenso das Thema Welternährung.

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65

3.1.3.4 Bewertung

Wie bereits bei den Akteuren beschrieben, sind die NGOs die meist genannten Sprecher zur

Grünen Gentechnik. Da diese Organisationen die Grüne Gentechnik generell ablehnen, ist auch

die Mehrheit der Bewertungen negativ.

Forderungen

Generell ist zu beobachten, dass die Forderung gegen Grüne Gentechnik, was in den meisten

Fällen ein „Anbauverbot“ ist, häufiger fällt, als die Äußerung, Grüne Gentechnik in Deutschland

zu fördern.

Die positiv geäußerten Forderungen zur Grünen Gentechnik beziehen sich hauptsächlich auf

die Förderung der Forschung in Deutschland. Diese Forderung wird geäußert von Annette

Schavan, der Bundesforschungsministerin und Wissenschaftlern. So berichtet beispielsweise

die Frankfurter Rundschau am 14. April 2009 anlässlich des Verbots von Genmais: „Bundes-

forschungsministerin Annette Schavan (CDU) bedauerte Aigners Entscheidung: "Die grüne

Gentechnik ist Teil der Hightech-Strategie der Bundesregierung, von der sich weder

Deutschland noch Europa verabschieden dürfen“ (Gaserow/Balsen 2009, online).

Dem gegenüber stehen die Grüne Gentechnik ablehnende Forderungen. Auffallend ist, dass die

Kritiker der Grünen Gentechnik in Bezug auf konkrete Forderungen öfter zu Wort kommen.

Die Forderungen werden vorwiegend in Zusammenhang mit den Themen Anbau von Amflora

und Verbot des Genmais Mon810 genannt. Im Vergleich zu den positiven Forderungen und

deren Sprechern, ist die Bandbreite der zitierten Kritiker breiter. So sprechen sich sowohl

Politiker, als auch Sprecher von NGOs und Vertreter von Verbänden für ein Anbauverbot aus.

Eine weitere Forderung ist der Appell an Landwirte, keine GVOs anzupflanzen. „So appelliert

denn auch die Gentechnikexpertin des BUND, Heike Moldenhauer, an die "Vernunft der

Stärkeindustrie und der Bauern, Amflora nicht zu akzeptieren". Und Greenpeace-Experte

Martin Hofstetter forderte Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner auf, "den Anbau der Gen-

Kartoffel in Deutschland sofort zu stoppen. Gen-Pflanzen, welche die menschliche Gesundheit

gefährden können, sollten auf keinen Fall angebaut werden" (Börnecke 2010, online).

Neben eindeutig befürwortenden und ablehnenden Forderungen wurden Forderungen

festgehalten, die eher neutraler bzw. ambivalenter Art sind. Diese Forderungen sind

unabhängig von den Themen zu beobachten. Diese fordern teilweise eine neue Art der

Diskussion über Grüne Gentechnik, wie es beispielsweise die Süddeutsche in einem

Kommentar von Karl-Heinz Büschemann schreibt: „Deshalb sind Regierungen und Medien

gleichermaßen aufgerufen, ihren Beitrag zur Information und Aufklärung der Öffentlichkeit zu

leisten“ (Büschemann 2010, online). „So nahm die Akzeptanz der medizinischen Gentechnik in

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

66

der Öffentlichkeit seit den neunziger Jahren deutlich zu, nachdem sich die Medien dieses

Themas verstärkt angenommen hatten“ ergänzt er (ebd.).

Weitere Forderungen beschäftigen sich mit der Sicherung der Koexistenz von GVO,

konventioneller und ökologischer Landwirtschaft.

In der bereits zitierten Studie von Kohring beinhalteten nahezu die Hälfte der Artikel über

Gentechnik in den Jahren 1991 bis 1996 konkrete Forderungen, wobei sich zustimmende und

ablehnende Forderungen die Waage hielten (Kohring et al. 1999:306). Verglichen mit der

damaligen Studie zeigt sich heute eine stärkere Tendenz zu ablehnenden Forderungen, die

Anzahl der Forderungen liegt mit 27 von 67 Artikeln niedriger.

3.1.3.5 Image

Mit Image wird hier das Image von Grüner Gentechnik beschrieben. Die Bewertung bezieht

sich darauf, ob der Autor generell Potential in der Technologie sieht. Mehr als die Hälfte der

untersuchten Artikel zeigt eine neutrale bzw. ambivalente Darstellung der Autoren. Diese

Artikel zeichnen sich durch eine ausgeglichene Darstellung der Argumente aus bzw. der

Nennung von sowohl positiven als auch negativen Aspekten.

Die Verteilung der Artikel mit eindeutigem Gesamteindruck bezüglich eines positiven bzw.

negativen Images ist ungleich. Es ist zu beobachten, dass die Artikel eine leichte bis starke

Tendenz zum negativen Gesamteindruck besitzen; lediglich sieben Artikel sind leicht positiv

oder positiv bewertet. Auffallend ist, dass in den untersuchten Medien die mangelnde

Akzeptanz der Medien unterstrichen wird, durch Aussagen von Sprechern oder den Autor, was

zu einem negativen Gesamteindruck beiträgt. Beispielsweise schreibt die Zeit am 08.

September 2010 zum Thema Amflora: „Der Anbau von Amflora ist in Deutschland sehr

umstritten“ (Kremers 2010, online).

Während tatsachenbetonte Artikel betonte Artikel wie Berichte teilweise auch ein negative

Image aufweisen, ist dies bei positiven Images nicht der Fall. Lediglich Interviews oder

Kommentare zeigen sich der Grünen Gentechnik gegenüber offen.

3.1.3.6 Vertrauensfaktoren

Bei der Inhaltsanalyse wurde unterschieden zwischen Demonstration der Faktorensein bzw.

konkrete Hinweise auf Diskrepanzen.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

67

Der am stärksten betonte Faktor ist Sachkompetenz. Befürworter und Gegner zitieren Studien

und liefern Hintergrundinformationen zu ihren Argumenten. In etwa 20 Prozent der

analysierten Artikel wird Sachkompetenz aktiv demonstriert.

Kommunikative Kompetenz wird vorwiegend an der Transparenz festgemacht. Das Thema

Transparenz taucht insbesondere in Zusammenhang mit den Themen

Lebensmittelkennzeichnung und der Bestätigung des Gentechnik-Gesetzes auf. Dabei werden

fast so viele Positivbeispiele für Transparenz erwähnt, wie Forderungen nach Transparenz. So

wurde beispielsweise Monsanto zur Veröffentlichung einer Studie zur Verträglichkeit von

Genmais für Ratten aufgefordert (vgl. Spiegel online 2010, online).

Gesellschaftliche Verantwortung ist ein ebenfalls häufig angesprochener Vertrauensfaktor.

Hier überwiegen die Forderungen, stärker die gesellschaftliche Verantwortung

wahrzunehmen. Insbesondere an der Berichterstattung zum Gentechnik-Gesetz lässt sich

festmachen: Gentechnik greift in die elementaren Strukturen des Lebens ein und solange die

endgültigen Folgen noch nicht abgeschätzt werden können, ist ein sehr vorsichtiger Umgang

notwendig“ (vgl. Welt 2010, online).

Problemlösungskompetenz, soziale Kompetenz und ethische Verantwortung sind entweder

nicht kommuniziert, schwer kommunizierbar oder werden als weniger relevant eingestuft von

den Kommunikateuren. Auf Basis der Studie lässt sich ermitteln, dass Befürworter der Grünen

Gentechnik Vertrauensfaktoren vermitteln können. Insbesondere die Sachkompetenz und

Kommunikative Transparenz sind häufig genannte Aspekte in der Berichterstattung. Da

jedoch der Großteil der Artikel keine Aussagen bezüglich Vertrauensfaktoren enthält, scheint

das Potential noch nicht ausgeschöpft zu sein. Gesellschaftliche Verantwortung bezieht sich

darauf, ob die Kommunikation die Interessen der Allgemeinheit trifft (vgl. Kapitel 2.3.3). Die

Vermittlung der sich aus der Grünen Gentechnik ergebende Nutzen kann nur in wenigen Fällen

kommuniziert werden, beispielsweise am Nutzen „Welthunger-Bekämpfung“. Vielmehr wird

die gesellschaftliche Verantwortung der Grünen Gentechnik in Frage gestellt, wie im Artikel

„Keiner braucht Amflora – außer BASF“ bezeigt wird (Börnecke 2010, online).

3.1.3.7 Zusammenfassung

Die untersuchten Artikel stellen lediglich eine Auswahl der aktuellen Berichterstattung dar

und können somit nur Tendenzen aufzeigen. Die Politik tritt in der Berichterstattung als meist

genannter Akteur auf, was Hypothese 1 bestätigt. Es werden nicht alle Stakeholder

gleichermaßen in den Medien erwähnt.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

68

Die Risiken werden stärker betont als der Nutzen, der durch den Einsatz von Grüner

Gentechnik entstehen kann, was Hypothese 2 bestätigt. Die überwiegenden Forderungen

äußern sich gegen die Gentechnik als für die Gentechnik aus, was Hypothese 3 bestätigt.

Hypothese 4 lässt sich nur zum Teil bestätigen. Die Berichterstattung ist überwiegend neutral.

Wenn jedoch eine Meinungstendenz vorliegt, ist diese überwiegend negativ. Grund dafür ist

meist, dass in der Berichterstattung auf die mangelnde Akzeptanz der Bevölkerung verwiesen

wird oder die überwiegende Ablehnung in der Politik. Es lässt sich also darauf schließen, dass

die negative Tendenz eher durch die allgemeine Stimmungslage bestimmt ist, als dass Medien

das Image zur Grünen Gentechnik vorgeben.

Vertrauensfaktoren werden insbesondere von Befürwortern noch nicht umfassend in den

Medien dargestellt. Lediglich Sachkompetenz und kommunikative Transparenz wird durch die

Berichterstattung deutlich. Eindeutige kommunikative Diskrepanzen werden nicht unterstellt,

wie in Hypothese 5 formuliert. Unternehmenskommunikation kann hier ansetzen, um

Vertrauen zu fördern durch Demonstration der gesellschaftlichen Verantwortung, ethischen

Verantwortbarkeit und der kommunikative Adäquatheit zum Thema Grüne Gentechnik.

3.2 Experteninterviews

3.2.1 Erkenntnisinteresse

In diesem Teil der Masterarbeit wird untersucht, inwieweit sich die Erkenntnisse der

theoretischen Überlegungen mit der Umsetzung von Kommunikateuren übereinstimmen.

Insbesondere die Umsetzung von Vertrauensfaktoren, die in der Literatur für das Thema

Grüne Gentechnik noch nicht genauer untersucht wurden, sollen abgefragt und bewertet

werden.

Die kommunikative Praxis zum Thema Grüne Gentechnik ist in der Literatur zum Teil in Bezug

auf Risikokommunikation und Aufklärungsarbeit teilweise untersucht worden.

Schlussfolgerungen daraus waren, dass die Aufklärung über Nutzen und Risiken nicht zu einer

höheren Akzeptanz und einem stärkeren Vertrauen in die Technologie geführt haben.

Daher sollen Interviews mit Experten geführt werden, die herausarbeiten sollen, welche

Maßnahmen ergriffen werden, um Vertrauen zu fördern, welche Defizite bestehen und welche

Verbesserungsvorschläge sich ableiten lassen.

Als Experten eignen sich Befürworter aus Wissenschaft und Industrie, Kritiker aus NGOs und

weiteren Einrichtungen, die sich gegen Grüne Gentechnik einsetzen und Beobachter, die das

Thema aus wissenschaftlicher oder journalistischer Perspektive bewerten können.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

69

3.2.2 Untersuchungsmethode

Die Befragung von Experten zur Datenerhebung kann auf verschiedene Arten durchgeführt

werden. Es werden telefonische Leitfadengespräche durchgeführt. Die telefonische Befragung

ist aus Kosten- und Aufwandsgründen die adäquate Methode. Um einerseits die theoretischen

Kenntnisse zu prüfen und Raum für eigene Erfahrungen zu geben, sind Leitfadengespräche

passend.

Leidfadeninterviews sind halbstandardisierte Befragungen, bei denen die Fragen

vorformuliert sind, die Antworten des Interviewpartners sind offen (vgl. Gläser/Laudel

2010:41). Außerdem kann die Abfolge der Fragen variiert werden und Themen, die sich auf

dem Gespräch ergeben, weiterentwickelt werden. Durch den Leitfaden wird sichergestellt,

dass „alle forschungsrelevanten Themen auch tatsächlich angesprochen werden“ (Schnell et al.

2005:387). Die Übersetzung des wissenschaftlichen Interesses in den Kommunikationsraum

des Interviewpartners „folgt dem Prinzip des Verstehens als Basishandlung“ (Gläser/Laudel

2010:115). Daraus folgt, dass Reichweite, Spezifität, Tiefe und personaler Kontext erfüllt sein

müssen (vgl. Hopf 1978:99ff). Die Befragung holt weiter aus, um ein breites Spektrum von

Problemen anzusprechen und geht spezifisch auf besondere Merkmale ein (vgl.

Gläser/Laudel:116). Tiefe und personaler Kontext sind im Zusammenhang mit der Befragung

weniger relevant, da sie persönliche Einflüsse des Befragten berücksichtigen. Zur Befragung

von beruflichen Aktivitäten ist das von untergeordneter Bedeutung.

Die Gespräche werden aufgezeichnet und anschließend transkribiert. Die Auswertung erfolgt

aufgrund der Breite der Themen und Befragten explorativ.

3.2.2.1 Interviewpartner

Befragt werden sollen sowohl Befürworter, als auch Kritiker und neutrale Beobachter der

Grünen Gentechnik, die in der Öffentlichkeitsarbeit tätig sind. Da sich die Masterarbeit

hauptsächlich mit der Situation in Deutschland beschäftigt werden hauptsächlich in den

Medien zitierte Befürworter und Kritiker (siehe Kapitel 3.1.3) befragt.

Als Befürworter treten in den Medien Agrochemieunternehmen, Lebensmittelhersteller,

Wissenschaftler und die CDU bzw. das Bundesministerium für Bildung und Forschung auf. Es

wurden fünf Befürworter für eine Befragung angefragt, drei erklärten sich zu der Befragung

bereit.

Als Kritiker treten in den Medien vorwiegend NGOs, wie Greenpeace oder der BUND, sowie

Bauernverbände, Verbraucherverbände und Lebensmittelhersteller auf. Von den sechs

Befragten erklärten sich drei zu einer Befragung bereit, ein Interviewpartner mit

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

70

internationalem Hintergrund und einer mit einer kritischen, aber nicht stringent ablehnenden

Haltung.

Als Beobachter wurden Journalisten und Wissenschaftler definiert. Es wurden ein

Wissenschaftler und ein Journalist befragt.

3.2.2.2 Hypothesen

Analog zu den Hypothesen in der Qualitativen Inhaltsanalyse lassen sich für die PR-Praxis

ebenfalls Hypothesen aus der Literatur ableiten. Es handelt sich um geschlossene Hypothesen

(vgl. Kapitel 3.1.2).

Hypothese 1: Die Diskussion über Risiken und Nutzen der Grünen Gentechnik führt nicht zu einer

größeren Akzeptanz

Es wird vermutet, dass Aufklärung über Risiken und Nutzen der Grünen Gentechnik,

beispielsweise durch Hintergrundwissen, vielmehr zu einer ablehnenden Haltung beiträgt.

Pfister et al. stellten in einem 1999 zum Thema Gentechnik durchgeführten Wissenstest keinen

Zusammenhang zwischen Wissen und Einstellung her (vgl. Pfister et al. 1999:194). Die

Literatur beschreibt, dass sowohl Befürworter als auch Gegner auf Aufklärungsarbeit in Form

von Wissensvermittlung setzen (vgl. dies.:170). Es sollen Erfahrungen aus der Praxis abgefragt

werden.

Hypothese 2: Wissenschaftliche Erkenntnisse werden nicht ausreichend in für Laien

verständliches und relevantes Wissen übersetzt

Es findet zwar in umfangreichem Maß eine Aufklärung über Nutzen und Risiken statt. Da aber

Laien Risiken anders wahrnehmen als Experten (vgl. Kapitel 2.2.7) fehlt der Transfer des

Wissens in für Laien adäquate Erkenntnisse.

Hypothese 3: Das mangelnde Vertrauen in Grüne Gentechnik ist auf die Nichtberücksichtigung

der gesellschaftlich-normativen Vertrauensfaktoren der Befürworter zurückzuführen

Die gesellschaftlich-normativen Vertrauensfaktoren umfassen gesellschaftliche Verantwortung

und ethische Verantwortbarkeit.

„Es geht darum, dass die Diskussionen geführt werden, die die für die Öffentlichkeit

kritischen Themen aufgreifen. Dabei ist es weniger wichtig, über technische Risiken zu

kommunizieren, vorrangig viel mehr […] die Zieldiskussion, letztendlich die Frage

nach der ethischen Verantwortbarkeit von bestimmten Anwendungen und der

Legitimität der Anwendungsziele“ (Hampel/Renn 1999:390).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

71

Es wird vermutet, dass diese Kommunikation nicht ausreichend stattfindet. Ähnlich formuliert

Busch die rein technische Diskussion über Grüne Gentechnik als Soll-Bruchstelle, die auf

Fragen antwortet, die die Gesellschaft nicht gestellt hat (Busch et al. 2008:307). Die Interviews

sollen abfragen, wie Befürworter und Kritiker mit den gesellschaftlichen Interessen umgehen

und auf ethische Fragestellungen eingehen.

3.2.2.3 Interviewleitfaden

Dem Gespräch liegt ein Interviewleitfaden zugrunde, der aus zwei Teilen besteht. Im ersten

Teil wird die eigene Einschätzung der kommunikativen Situation um Grüne Gentechnik,

Stakeholder, PR-Maßnahmen und gegebenenfalls ein internationaler Vergleich abgefragt. Im

zweiten Teil werden auf Grundlage der PR-Theorie des Öffentlichen Vertrauens (siehe Kapitel

2.3.3) und weiteren im theoretisch-analytischen Teil erarbeiteten Erkenntnissen verschiedene

Fragenkomplexe abgefragt. Des Weiteren sollen Hypothesen überprüft werden.

Die Frage nach den kommunikativen Hauptherausforderungen soll aufgrund der Vielfalt der

Thematik abfragen, mit welchen Fragen und Themen sich die einzelnen Experten detailliert

beschäftigen und wo sie die aktuellen Schwerpunkte der Debatte sehen. Dies dient der

Einordnung der folgenden genannten Punkte. Die Frage bezüglich kommunikativer

Maßnahmen soll die Bandbreite und Schwerpunkte der Maßnahmen erfassen. Angesprochen

werden sollen Presse- und Medienarbeit, Veranstaltungen, Publikationen und Weiteres. Die

Frage nach den Stakeholdern fragt nach der Breite der angesprochenen Beteiligten am

öffentlichen Diskurs und soll Schwerpunkte der Adressaten festhalten. Im Fall von

international tätigen Experten sollen Vergleiche in der Kommunikation zwischen Deutschland

und anderen Ländern gezogen werden.

Die Frage nach den einzelnen Vertrauensfaktoren umfasst jeweils zwei Teile. Zum einen wird

abgefragt, wie die einzelnen Kommunikateure die einzelnen Faktoren ausführen und zum

anderen für wie relevant sie diesen Faktor für ihre Arbeit halten. Damit kann eine Gewichtung

der Befragten vorgenommen werden, die Aufschluss darüber gibt, welche Faktoren stärker

berücksichtigt werden als andere. Die sozialpsychologischen Vertrauensfaktoren werden nicht

weiter berücksichtigt, da Aussagen über Selbstbezug als weniger relevant eingestuft werden.

Darüber hinaus sollen die Hypothesen geprüft werden.

Die Übersetzung der wissenschaftlichen Fragestellung in die Praxis der Kommunikateure ist

ein zentrales Problem. Das Erkenntnisinteresse des Interviewers ist wissenschaftlich

formuliert und am „Defizit an wissenschaftlichem Wissen“ (Gläser/Laudel 2010:112). Der

Interviewer muss daher sein wissenschaftliches Interesse in kulturellen Kontext des Befragten

übersetzen. Diese Operationalisierung erfolgt durch den Leitfaden und „muss im Interview

spontan bewältigt werden“ (ebd.).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

72

3.2.2.4 Methodische Reflexion

Das Telefoninterview mit dem Leitfaden war generell eine adäquate Methode, um die

Informationen zu erfassen. Es konnte allerdings festgestellt werden, dass die Antworten sehr

unterschiedlich sind und so eine direkte Vergleichbarkeit nicht möglich ist. Die Auswahl der

Befragten hätte fokussiert werden können auf eine reine Befragung von Befürwortern und

Beobachter, um so ein gezielteres Bild über die eingesetzten Maßnahmen zum

Vertrauensaufbau zu erhalten. Gleichzeitig wäre es hilfreich gewesen, mehr Leute zu befragen,

um ein umfassenderes Bild zu erhalten. Dies war im Rahmen der Zeitvorgaben aber nicht

möglich.

Es wurde festgestellt, dass in der Praxis Begriffe (wie z.B. gesellschaftliche Verantwortung)

anders verwendet werden als in der Wissenschaft. Dies wird jedoch erst im Verlauf der

Interviews festgestellt; hier hätte eine klarere Definition bei den Fragen vorgegeben werden

können. Darüber hinaus wird festgestellt, dass PR-Praktiker nicht so stark zwischen den

einzelnen Begriffen unterscheiden in ihren Aussagen. Hier wäre eine klarere Definition

ebenfalls hilfreich gewesen.

3.2.3 Ergebnisse der Experteninterviews

3.2.3.1 Generelle Herausforderungen

Befürworter und Beobachter scheinen sich darüber einig zu sein, dass die aktuelle Debatte

über Grüne Gentechnik sehr emotionalisiert geführt wird. Die Situation wird beschrieben als

„ideologische Grabenkämpfe“ (Interview Beobachter 2) und „Austausch von Schlagworten“,

bei dem die einzelnen Beteiligten eher die jeweiligen Positionen diskutieren als in Dialog zu

treten. Es wurde ebenfalls erwähnt, dass beide Seiten Studien zu Rate ziehen, die die jeweilige

Position bekräftigen; insgesamt aber nur auf einer geringen Faktenlage diskutiert wird

(Interview Befürworter 1; 3). Darüber hinaus wird eine „Politisierung“ des Themas gesehen;

d.h. es wird nie nur über wissenschaftliche Fakten gesprochen, sondern diese immer in einen

politischen Kontext gestellt (Beobachter 1). Ein aktives Anhören der anderen Meinungen

findet nicht statt (vgl. Befürworter 3).

Kritiker sehen dagegen eine mangelnde Transparenz bei den Befürwortern, insbesondere den

Unternehmen, bezüglich der Risiken der Technologie. So wird beispielsweise auch das aktuelle

Gentechnik-Gesetz angeführt, das eine Koexistenz von Landwirtschaft mit gentechnisch

veränderten Pflanzen, konventioneller und biologischer Landwirtschaft schwer macht (vgl.

Kritiker 2). Beide Seiten sehen ihre Aufgabe in der sachlichen Aufklärung. Befürworter werfen

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

73

Kritikern eine Emotionalisierung der Debatte vor, Kritiker werden Befürwortern mangelnde

Transparenz vor.

3.2.3.2 Kommunikative Maßnahmen

Sowohl bei Befürwortern als auch bei Kritikern sind zahlreiche kommunikative Maßnahmen

zu sehen. Neben Presse- und Medienarbeit spielen Dialogmaßnahmen wie Tage der offenen

Tür, Gesprächsangebote, Teilnahme an Veranstaltungen eine wichtige Rolle. Diese sind

teilweise für den Verbraucher, teilweise auch Diskussionsrunden zwischen den

unterschiedlichen Bezugsgruppen. Weitere Dialogmaßnahmen sind Internetseiten und

Programme mit Schulklassen. Aufklärungsarbeit, z.B. in Form von Broschüren wird ebenfalls

gemacht; bei den Befürwortern wird dies hauptsächlich über die entsprechenden gentechnik-

befürwortenden Verbände organisiert.

Auffallend ist hier die unterschiedliche Positionierung der Befragten. Während manche

proaktiv auftreten (vgl. Befürworter 2, Kritiker 2), reagieren andere eher auf Anfragen und

halten sich sonst eher zurück (vgl. Befürworter 1, Kritiker 3).

3.2.3.3 Stakeholder

Als aktive Gruppe in der Debatte um die Grüne Gentechnik werden die NGOs angesehen (vgl.

Beobachter 1). Diese adressieren mit ihrer Kommunikation vor allem die Politik, um die

Gesetzeslage zu beeinflussen (vgl. Kritiker 1; 2; 3). Neben den NGOs werden auch

Unternehmen bzw. die Gentechnik-befürwortenden Verbände als zentraler Stakeholder

angesehen (vgl. Beobachter 1; 2). Diese Unternehmen sprechen wiederrum als Befürworter

mit ihrer Kommunikation eine breite Masse an Stakeholdern an. So ist bei Befürworter 2 eine

sehr breite Abdeckung an Bezugsgruppen zu sehen, die mit verschiedenen Maßnahmen

angesprochen werden. Insbesondere Mitarbeiter sind für die Befürworter wichtig, da sie als

Multiplikatoren für das Umfeld dienen. In zwei Fällen werden Kinder und Jugendliche gezielt

adressiert, da sie als wichtige Bezugsgruppe für die Zukunft angesehen werden (vgl.

Befürworter 3; Kritiker 1). Landwirte scheinen als Stakeholder nicht einheitlich betrachtet zu

werden. Während diese von Beobachter 1 nur in Bayern (eher kritisch) als wichtig

eingeschätzt werden, sieht Beobachter 2 insbesondere für die Biobauern (Kritiker) eine

wichtige Rolle vor. Die Rolle der Wissenschaftler wird als weniger stark eingeschätzt als noch

vor einigen Jahren (vgl. Beobachter 2).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

74

3.2.3.4 Internationaler Vergleich

Der internationale Vergleich kann kein umfassendes Bild über alle Länder bzw. alle

Einstellungen geben, zeigt aber eine Auswahl an Argumenten für die Besonderheit der

Diskussion in Deutschland. Gemeinsam ist den gesammelten Aussagen, dass die Diskussion im

Ausland als weniger emotionalisiert empfunden wird. So wird angeführt, dass in

Schwellenländern und Entwicklungsländern sehr viel Unwissenheit über die Technologie

herrscht und vermutet, dass „je höher die Bildung, desto kritischer“ ist die Haltung (Kritiker 2).

Es wird auch vermutet, dass in Ländern innerhalb von Europa mit größerer Zustimmung zur

Grünen Gentechnik andere Probleme, wie Arbeitslosigkeit, präsenter sind (vgl. Kritiker 1; 3).

Da in einigen Ländern Landwirtschaft gesellschaftlich wie auch wirtschaftlich noch eine

größere Rolle spielt, wird diskutiert, ob dies in der Bewertung eine Rolle spiel (vgl.

Befürworter 2; Beobachter 1; Kritiker 3). Dies wird von den Experten unterschiedlich gesehen;

zwei stimmen dem zu, einer lehnt es ab.

Als weiterer Unterschied wird das Vorhandensein von konkreten Anschauungsbeispielen und

damit auch dem konkreten Nutzen genannt. Es wird vermutet, dass dies zu einer höheren

Akzeptanz führt (Befürworter 2; Beobachter 1).

3.2.3.5 Vertrauensfaktoren

Die Fragen nach den Vertrauensfaktoren umfassten die Frage nach den Inhalten und die Frage

nach der Relevanz des einzelnen Vertrauensfaktors. Bezüglich der Relevanz zeigte sich, dass

diese als weitgehend wichtig eingeschätzt wurden. Es lag bei den einzelnen Befragten eine

unterschiedliche Gewichtung vor; bei der ethischen Verantwortbarkeit wurde im Durchschnitt

eine geringe Relevanz gesehen.

Ebenfalls zu beobachten ist, dass die einzelnen Vertrauensfaktoren unterschiedlich verstanden

und interpretiert wurden. Dies ist auf die sehr unterschiedlichen Aufgaben und Positionen der

befragten Experten zurückzuführen.

Sachkompetenz

Die Demonstration der Sachkompetenz wird allgemein als wichtig bzw. „selbstverständlich“

(Befürworter 2) angesehen. Konkret äußert sich diese Demonstration von Sachkompetenz

beispielsweise an Weiterbildung in wissenschaftlichen Methoden (vgl. Befürworter 1),

Informationsmaterial (vgl. Kritiker 1; 2; Befürworter 1), Belegung der Fakten durch

Quellenangaben (vgl. Kritiker 2) und Internetportale, wo Fragen beantwortet werden (vgl.

Befürworter 3; Beobachter 1). Dieser Punkt wird von einigen Befragten als wichtig

empfunden, um die Emotionalität der öffentlichen Debatte zu rationalisieren.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Als offener Punkt konnte hier in zwei Interviews gezeigt werden, dass viele Fakten „eher für

Verwirrung“ als zur Komplexitätsreduktion beitragen (vgl. Beobachter 2). Die Übersetzung der

komplexen wissenschaftlichen Information in für Laien nachvollziehbare Information erfolgt

zwar schon teilweise von Befürwortern und Gegnern, wird von anderen Interviewten aber als

noch nicht ausreichend angesehen. Insbesondere die Trennung zwischen Fakten und

Vermutungen wird von Beobachter 2 stärker gefordert.

Problemlösungskompetenz

Sowohl Kritiker als auch Befürworter schlagen im öffentlichen Diskurs Lösungen für Probleme

vor. So werden von der Pro-Seite gesamtheitliche Bewertungen von einzelnen Produkten

durchgeführt, wobei der Nutzen höher liegen muss als die Risiken, damit das Produkt auf dem

Acker getestet wird (vgl. Befürworter 2; 3). Daneben werden wissenschaftliche Methoden

weiter entwickelt und externe Experten mit der Bewertung der Risiken beauftragt

(Befürworter 1; 2). Kritiker demonstrieren Problemlösungskompetenz durch Vorschläge für

Regularien und Gesetzes-Handhabungen (z.B. Mindestabstände zwischen Feldern) und

alternative Züchtungsmethoden (vgl. Kritiker 1; 2; 3). Damit wird zwar deutlich, dass der

Vertrauensfaktor „praktiziert“ wird, aber auf unterschiedlichen Ebenen. Während die

gegnerische Seite die Technologie komplett ablehnt oder Wege sucht, wie diese Technologie

möglichst niemanden beeinträchtigt, der nichts damit zu tun haben will, sind Befürworter in

einer defensiven Position (vgl. Beobachter 1), wo sie sich und die Technologie verteidigen

müssen. Außerdem wird auch hier wieder die starke Emotionalisierung der Risikobewertung

durch die Kritiker kritisiert und so wissenschaftliche Argumente beim Verbraucher gar nicht

ankommen (vgl. Befürworter 3).

Kommunikative Adäquatheit

Bezüglich der kommunikativen Adäquatheit wird insbesondere die bereits erwähnte

„Übersetzungsleistung“ von wissenschaftlicher Erkenntnis zu für Laien verständlichem

Wissen. Dabei sind „Parameter zur Einordnung der naturwissenschaftlichen Darstellung des

Risikos“ erforderlich (Beobachter 1). Lediglich Kritiker 2 beansprucht für sich, dies auf allen

Wissensebenen durchzuführen. Beobachter 2 sieht in den Fehlinformationen,

Fehlinterpretationen und bewusst einseitigen Informationen der Vergangenheit die Ursache

für das Misstrauen in Grüne Gentechnik. Es lässt sich hier also ein Defizit an

vertrauensfördernden Maßnahmen ausmachen. Insbesondere in Zusammenhang mit den

Ergebnissen zur Sachkompetenz, dass Ergebnisse nicht so dargestellt werden, dass sie für den

Laien auch verständlich sind.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Kommunikative Transparenz/Offenheit

Da beobachtet werden konnte, dass Transparenz und Offenheit in der Umgangssprache oft

ähnlich verwendet wird, wurden die beiden Vertrauensfaktoren gemeinsam ausgewertet.

Befürworter werden als offener eingeschätzt als die Gegner (vgl. Beobachter 1). So wird den

Gentechnik-befürwortenden Unternehmen schon maximal mögliche Transparenz attestiert

(vgl. Beobachter 2). Auch Unternehmen selbst schätzen sich als offen und transparent ein, da

viele Informationen für den Genehmigungsprozess dargelegt werden müssen (vgl.

Befürworter 3; Beobachter 2). Die Bereitschaft zur offenen Kommunikation ist als bei den

Interviewten da, die Realisierung ist immer einfach. So lassen sich manche Informationen nur

schwer kommunizieren (vgl. Befürworter 1) und mit den Themen, die man damit setzen

möchte, kommt man „nicht durch“ (Beobachter 3). Hier ist wieder auf eine stärkere

Übersetzungsleistung der Informationen zu schließen und eine Fokus auf die tatsächlich für

den Verbraucher relevante Offenheit hilfreich. Diese könnte durch die Analyse der

gesellschaftlich relevanten Interessen untersucht werden.

Gesellschaftliche Verantwortung

Die Kritiker erfreuen sich einer großen Nachfrage („Neugier“) und Bestätigung durch Spenden

(vgl. Kritiker 1; 2). Es wird ihnen allerdings von Befürwortern vorgeworfen, dass diese sehr

stark Ängste bei den Verbrauchern schüren und somit eher gesellschaftliches Interesse decken

oder wecken, was die Befürworter in eine defensive Diskussion drängt (vgl. Befürworter 3).

Ein Kritiker geht davon aus, dass man gesellschaftlichem Interesse mit Emotionalität begegnen

müsste; diese es aber nicht tun, weil sie sachlich bleiben wollen (vgl. Kritiker 3). Die zwei

befragten Beobachter sind unterschiedlicher Auffassung. So gibt einer an, dass sich

insbesondere Befürworter mit den wahren Bedürfnissen der Verbraucher „nicht vertieft

auseinandersetzen“ (Beobachter 1), während Beobachter 2 sieht, dass von beiden Seiten

gesellschaftlich relevante Themen aufgegriffen werden, diese aber beim Verbraucher nicht

ankommen. Seine Aufforderung geht allerdings auch dahin, dass man gesellschaftliche

Interessen erst wecken muss (Beobachter 2) und das versuchen sowohl Kritiker als auch

Befürworter. Ein Befürworter gibt ebenfalls an, dass es auch noch mehr gelingen muss,

„wissenschaftliche Erkenntnisse so zu formulieren, dass es auch wirklich […] der ganz normale

Mensch auch versteht“ (Befürworter 2), was dann zu einer Annäherung der Interessen bei

Befürwortern und Verbraucher bringt. So schlägt auch Beobachter 1 einen wissenschaftlichen

Diskurs vor, aber unter gesellschaftlichen Gesichtspunkten.

Ethische Verantwortbarkeit

Ethische Fragestellungen spielen nach Meinung der einzelnen Befragten in der öffentlichen

Debatte eine eher untergeordnete Rolle und werden von keinem der Beteiligten aktiv

kommuniziert. Die Kritiker empfinden „keine Kompetenz“ darin, öffentlich über Ethik zu

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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sprechen (Kritiker 2; 3). Lediglich ein Befürworter nennt das Grenzen setzen bezüglich des

Einsatzes bestimmter Gene (z.B. Transfer von Tier auf Pflanze) als wichtigen Punkt zu

ethischen Debatte (vgl. Befürworter 3). Es wird vermutet, dass die ethische Verantwortbarkeit

zur Grünen Gentechnik auch deswegen schwierig zu demonstrieren ist, weil sie von einem

bestimmten Ethikverständnis abhängt (vgl. Beobachter 1). Beobachter 1 geht aber auch davon

aus, dass man den Konflikt besser verstehen könnte, wenn Ethik in der Debatte eine Rolle

spielt. Als technisch-ethische Fragestellungen, über die diskutiert werden muss, wird

vorgeschlagen: „Wie wollen wir mit Natur umgehen? […] Wo sind die Grenzen unseres

Handelns? Ist Handeln besser, ist Nicht-Handeln besser? Hat Nicht-Handeln auch ethische

Folgen?“ (Befürworter 2) und „Dürfen wir etwas tun, dessen Langzeitfolgen wir nicht sicher

absehen können?“ (Beobachter 2).

Die gesellschaftlich-normativen Vertrauensfaktoren werden von den Befürwortern nur

teilweise beachtet. Die Diskussion über die Legitimität der Anwendung (vgl. Kapitel 3.2.3.3)

wird nicht geführt. Es ist aber teilweise schon erkannt worden, dass diesbezüglich andere

Wege gegangen werden müssen, und dass Befürworter stärker auf Verbraucher zugehen

müssen, wenn eine größere Akzeptanz erreicht werden soll.

Nutzen/Risiken

Die Meinung, dass Aufklärung über Risiken und Nutzen nicht zu einer höheren Akzeptanz

führt, wurde von fast allen Befragten geteilt. Damit bestätigt sich Hypothese 1, nach der

Wissensermittlung allein eher zu einer größeren Ablehnung beiträgt. Gründe dafür wurden in

den Interviews nicht diskutiert, es wird aber ein Zusammenhang vermutet, dass Wissen und

insbesondere Risiken nicht so dargestellt werden, wie ein Laie sie wahrnimmt. Darüber hinaus

wird vermutet, dass bei der reinen Aufklärung der Faktor Vertrauen zu kurz kommt.

3.2.3.6 Zusammenfassung

Hypothese 1 und 2 lassen sich bestätigen. Die Kommunikation über Risiken führt aus Sicht der

Experten zu einer stärkeren Ablehnung der Technologie; darüber hinaus wird nicht

ausreichend Transferleistung des Wissens und der Risiken erbracht. So zeigt sich zwar der

Wille nach offener und sachlicher Kommunikation, dies wird aber nicht in vollem Maße auf

den Verbraucher zugeschnitten. Da hier in der Vergangenheit durch falsche Informationen

Misstrauen erzeugt wurde, ist hier in besonderer Weise Vertrauensaufbau zu leisten. Bezüglich

der gesellschaftlich-normativen Vertrauensfaktoren zeigt sich die Bestätigung von Hypothese

3. Der Bedarf, dieses Vertrauensfaktoren stärker für kommunikative Maßnahmen in Betracht

zu ziehen, wird zwar gesehen; geeignete Ideen für Maßnahmen fehlen aber noch.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

78

Die Breite der Befragten und deren unterschiedliche Wahrnehmung macht ein einheitliches

Bild zur öffentlichen Debatte über Grüne Gentechnik schwierig. Sie spiegelt damit aber die

Komplexität der Situation wieder, in der sich das Thema bewegt. Es wird deutlich, dass sich die

Befürworter in einer defensiven Diskussion sehen, von der aus sie nur schwierig die Themen

weitergeben, die sie bringen möchten („Für die guten Nachrichten interessiert sich niemand“

(Befürworter 3)). Es wird oft angeführt, dass Ängste auf Wissen treffen und dass hier gar nicht

auf einer Ebene diskutiert wird. Ein Dialog zwischen den einzelnen Beteiligten und mit der

Bevölkerung findet nur sehr emotionalisiert statt. Die „Debatte tritt immer noch auf der Stelle“

und hat durch falsche Informationen (z.B. zu große Euphorie) das Misstrauen der Verbraucher

zu verschulden (Beobachter 2).

Befürworter gehen davon aus, dass durch gentechnisch veränderte Produkte mit einem klaren

Nutzen für die Bevölkerung auch die Akzeptanz wächst. Da das Hunger-Argument für

Deutschland nicht zutrifft, wird die Notwendigkeit, Grüne Gentechnik einzusetzen nicht

erkannt (vgl. Befürworter 1). Es ist erkannt worden, dass andere Argumente gefunden werden

müssen, die den Nutzen der Pflanzenbiotechnologie betonen (vgl. Befürworter 2). Insgesamt

wird aber vermutet, dass Kommunikation allein die breite Ablehnung der Bevölkerung nicht

ändern kann (vgl. Befürworter 1).

Die festgestellten Defizite, insbesondere in der Kommunikation der Befürworter, sind die

mangelnde „Übersetzung“ wissenschaftlicher Erkenntnisse in für Laien relevante Information.

So wird zwar viel und transparent kommuniziert, aber oft nicht so, dass es dem Verbraucher

und seiner Wahrnehmung entspricht. Wie im Kapitel 2.2.7 festgehalten wurde, ist die

Risikobewertung des Verbrauchers eine andere als die des Experten. Dieser bezieht neben

wissenschaftlichen Argumenten auch wirtschaftliche, gesellschaftliche und ethische

Fragestellungen mit ein. Da die Befürworter den gesellschaftlichen Nutzen nicht ausreichend

führen und ethische Fragestellungen selbst nicht angehen, antworten sie nicht auf von dem

Verbraucher „akzeptierte Problemstellungen“ (vgl. Kapitel 2.2.9).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

79

4 Fazit

4.1 Empfehlungen für Gentechnik-befürwortende Unternehmen

Aus den Untersuchungen zum einen der Berichterstattung zur Grünen Gentechnik und zum

anderen der kommunikativen Praxis wird deutlich, dass vertrauensbildende Maßnahmen noch

nicht in vollem Umfang eingesetzt werden. Sowohl in den Medien als auch in der

Selbstwahrnehmung der Experten werden Sachkompetenz und kommutative Transparenz

demonstriert. Diese bilden, wie bereits in Kapitel 2.2.7 erwähnt, eine Grundlage für die

öffentliche Debatte, lösen aber nicht allein das Akzeptanzproblem. In der

Medienberichterstattung sind Unternehmen zwar vertreten, werden aber von anderen

Akteuren in den Hintergrund gedrängt. Dies mag strategisch so gewollt sein, ist für die

öffentliche Debatte aber eher hinderlich, da sich neben Wissenschaftlern und teilweise der

CDU und FDP keine Akteure klar für die Grüne Gentechnik aussprechen.

Es sollen im Folgenden für eine Auswahl an Kommunikationsmaßnahmen Empfehlungen

ausgesprochen werden.

4.1.1 Bezugsgruppen

4.1.1.1 Mitarbeiter

Insbesondere die Mitarbeiter stellen für Unternehmen eine wichtige Bezugsgruppe dar, die

teilweise von den Befürwortern schon als wichtig erkannte wurde (vgl. Befürworter 1; 2).

Mitarbeiter sind wichtige Multiplikatoren, da sie im persönlichen Umfeld Meinungen setzen

können und Berührungsängste abbauen. Auch Lehmann empfiehlt, „besonders auf die

Bedürfnisse der Mitarbeiter und deren Identifikation mit der Organisation“ zu setzen und

deren Vertrauen in die Technologie zu fördern (vgl. Lehmann 2001:172). Dabei gelten die

Vertrauensfaktoren für die interne wie die externe Kommunikation. Neben Informations- und

Wissensweitergabe, der Diskussion von Problemen und Risiken, einer an das

Informationslevel angepasste Kommunikation, die offen und transparent ist. Weiterhin direkt

beeinflussbar sind die Ansprache von gesellschaftlich relevanten Themen, wie auch die

ethischen Einstellungen. Es ist hier, wie in allen Kommunikationsprozessen, anzustreben, von

einer „Einweg-Kommunikation“ einen bewussten Dialog anzustreben, der auch eine

selbstkritische Betrachtung zulässt (Bentele 2005:357).

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

80

4.1.1.2 Medien

Gentechnik-befürwortende Unternehmen werden in den Medien zwar genannt und zählen zu

den Hauptakteuren, treten aber gegenüber den eher kritisch eingestellten Parteisprechern und

Vertretern von NGOs in den Hintergrund. Es wird empfohlen, sich hier stärker zu positionieren

und nach außen aufzutreten. In vielen Fällen sind es die Verbände, die präsenter sind. Ihre

Anonymität verhindert es allerdings, ein öffentliches Vertrauen aufzubauen (vgl. Befürworter

3). Der Weg über die Medien bietet den Unternehmen die Möglichkeit, ihre Themen in der

Öffentlichkeit zu platzieren und vertrauensbildende Maßnahmen „auszuspielen“.

4.1.2 Inhalte und Argumente

4.1.2.1 Kommunikative Adäquatheit

Wie bereits erwähnt, werden zwar viele Informationen weitergegeben, es fehlen aber

einordnende Einschätzungen zur Bewertung der Informationen. Insbesondere auf Grund des

Vertrauensverlustes durch falsche Informationen in der Vergangenheit, können

vertrauensbildende Maßnahmen hier ansetzen. Dabei ist zu empfehlen, in die Bewertung von

Risiken nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse einzubeziehen, sondern auch für Laien

relevante Faktoren. Es soll nach wie vor eine wissenschaftliche und sachliche Diskussion sein,

aber mit starker Offenheit für die von Laien als relevant empfundenen Risiken, vor allem in

den gesellschaftlichen und ethischen Auswirkungen (vgl. Beobachter 1; Peters 1999:243). Dies

kann zu einer Annäherung von Befürwortern und Verbrauchern führen. Ähnlich wie Kritiker

durch einfache Kommunikation Lebensmittel mit bzw. ohne Gentechnik in klare Kategorien

einteilen (vgl. Kritiker 2), können Befürworter ihre Produkte multifaktoriell durch Einbezug

von Laien bewerten lassen.

4.1.2.2 Gesellschaftlich-normative Vertrauensfaktoren

Solange der Verbraucher die Grüne Gentechnik nicht durch einen individuellen oder

kollektiven starken Nutzen legitimiert, wird sich vermutlich an der aktuellen breiten

Ablehnung in der Bevölkerung nichts ändern (vgl. Hampel/Pfenning 1999:54). Diese

Legitimität kann erreicht werden, in dem bewusst das Interesse für bestimmte Themen

geweckt wird. So wird das Welthungerproblem von der deutschen Bevölkerung nicht als

relevant empfunden, denn das Thema ist aufgrund der räumlichen Distanz erschwert

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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wahrnehmbar (vgl. Mast/Fiedler 2007:571). Eine relevante Diskussion über Grüne

Gentechnik kann aber die generelle Nutzung von landwirtschaftlicher Nutzfläche sein (vgl.

Beobachter 2). So sollen zukünftig nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Energie-liefernde

Pflanzen (Biomasse) angebaut werden; dies kann zu einer Knappheit an landwirtschaftlicher

Nutzfläche führen, die ertragreichere Pflanzen fordert. Darüber hinaus wird empfohlen, sich

vertiefter mit den Ängsten und Emotionen der Verbraucher auseinander zu setzen und den

Verbraucher mit den kommunikativen Maßnahmen dort abzuholen, wo er steht.

Aus ethisch-moralischer Sicht ist es wichtig für Unternehmen, Werte zu definieren, in deren

Rahmen sie Grüne Gentechnik vorantreiben wollen (Befürworter 3). Dieser sollte nach außen

kommuniziert werden, da Vertrauen auch auf Vorhandensein von gleichen Wertvorstellungen

beruht (vgl. Siegrist et al. 2003). Eine technisch-ethische Diskussion sollte in Zusammenarbeit

mit kompetenten Ethik-Experten in der Öffentlichkeit vorangetrieben werden.

Diese besondere Situation der breiten Ablehnung einer Technologie mag Unternehmen vor

neue Herausforderungen stellen, die sie bei anderen Produkteinführungen nicht haben. Eine

vertrauensbasierte Kommunikation bedeutet auch, sich der Öffentlichkeit gegenüber zu öffnen

und Kritik zuzulassen. Es erfordert eine Flexibilität, auf Argumente zu reagieren.

4.2 Zusammenfassung

Die öffentliche Debatte über Grüne Gentechnik wird seit über 20 Jahren geführt und ist seit

einigen Jahren verhärtet. Die deutsche Bevölkerung begegnet der neuen

Pflanzenzüchtungsmethode mit breiter Ablehnung; kommunikative Bemühungen der

Befürworter haben das kaum positiv beeinflusst.

Bei der Analyse der Einstellungen in der Bevölkerung zeigt sich eine differenzierte

Wahrnehmung bezüglich unterschiedlicher Anwendungen, während im internationalen

Vergleich das Thema weit weniger intensiv diskutiert wird. Die Analyse der unterschiedlichen

Stakeholder in Deutschland zeigt eine starke Präsenz der Kritiker, und eine leicht negative

Tendenz der Berichterstattung seit 1994, die zur ablehnenden Haltung einen Beitrag geleistet

haben mag. Es wurde gezeigt, dass Unternehmen in der Vergangenheit stark auf

Wissensvermittlung und Risikokommunikation gesetzt haben, was aber nicht zu einer

größeren Akzeptanz geführt hat. Zur Schaffung von Akzeptanz ist Vertrauen notwendig.

Vertrauen ist ein Mechanismus zur Reduktion von Komplexität. Dabei wurde Vertrauen in

Naturwissenschaft, Technik und Unternehmen genauer analysiert. Aufbauend auf den in der

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

82

PR-Theorie öffentlichen Vertrauens entwickelten Vertrauensfaktoren wurde Berichterstattung

und Unternehmenskommunikation analysiert.

Dabei wird mit dieser Arbeit erneut eine neutrale bis leicht ablehnende Haltung der Medien

zur Grünen Gentechnik belegt. Die Unternehmen und Wissenschaftler sind als Akteure zwar

präsent, verlieren aber durch die überstarke Präsenz der Politiker an Bedeutung. Bezüglich

der Vertrauensfaktoren zeigt sich, dass insbesondere die gesellschaftlich-normativen

Vertrauensfaktoren in der Öffentlichkeit kaum kommuniziert werden.

Das Gleiche gilt für die mit Hilfe von Experteninterviews untersuchte

Unternehmenskommunikation. Hier zeigte sich insbesondere ein sehr breites Bild in der

Wahrnehmung der öffentlichen Debatte. Neben mangelnder Kommunikation über

gesellschaftlich-normative Faktoren fehlt oft die Hilfe der Einordnung des Fachwissens für

Laien.

Daraus wurden konkrete Empfehlungen für Unternehmenskommunikation abgeleitet. Diese

können aber nur einen kleinen Beitrag zu einer vertrauensbasierten Kommunikation leisten.

Es wären tiefergreifende Analysen der tatsächlichen Ängste und Emotionen der Verbraucher

notwendig, um die Gründe für die breite Ablehnung besser zu verstehen und um darauf

kommunikativ reagieren zu können.

Übergeordnet konnte beobachtet werden, dass Befürworter eine defensive Diskussion führen,

wo sie sich verteidigen müssen für die Produktion von gentechnisch veränderten Pflanzen.

Damit ist die Kommunikation erschwert, die Themen zu setzen, die sie kommunizieren

möchten.

Ob vertrauensbildende Maßnahmen dazu beitragen, das öffentliche Vertrauen in Grüne

Gentechnik herzustellen, kann nicht abschließend beurteilt werden. Dies hängt von vielen

Faktoren ab und ist letztlich durch viele Jahre der Ablehnung geprägt. Der Erwerb von

öffentlichem Vertrauen bietet aber die Möglichkeit für Unternehmen, den Einsatz von Grüner

Gentechnik zu legitimieren. Es ist nicht zu erwarten, dass sich die ablehnende Haltung der

Verbraucher schnell ändern lässt, aber Kommunikation, die um Glaubwürdigkeit bemüht ist

und den Verbraucher in seinen Ängsten ernst nimmt, kann beitragen, das Misstrauen wieder

sukzessive abzubauen.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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TRAUFETTER, Gerald: Ex-Straßenkämpfer will Greenpeace umkrempeln. In: Spiegel online.

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WILLMROTH, Jan: Die Knolle, die keiner braucht. In: Spiegel online. 06.10.2010.

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Zwei Drittel der Deutschen lehnen Genfood ab. BÖL, DDP. In: Spiegel online. 10.09.2009.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

96

Anhang 1: Codebuch zur Qualitativen Inhaltsanalyse

Variable Kategorie Inhalt

Formale Variablen

01

02

03

Laufende Nummer

Erscheinungsdatum

Medium

Themen des Artikels

04

05

06

07

Hauptthema

Nebenthemen

Risiken

Nutzen

Mon810, Amflora, Anbau Amflora, Genmilch, Gentechnik-Gesetz, Lebensmittelkennzeichnung

Genehmigung/Verbot von GVO für Deutschland, Anbau von GVO in Deutschland, GVO als Futtermittel, GVO als Nahrungsmittel, Lebensmittelkennzeichnung

Gesundheitliche Bedenken, Umweltschutz, Industrialisierung, Unumkehrbarkeit

Vereinfachte Be-/Verarbeitung, Umweltschutz, Welternährung

Akteure

08

09

10

Stakeholder

Sprecher

Einzelpersonen

Agrochemieindustrie, Lebensmittelhersteller, Wissenschaft, Landwirte, EU-Kommission, Kirchen, NGOs, Exekutive, Judikative, Verbände

s. Stakeholder

Ilse Aigner, Annette Schavan, Horst Seehofer, Thilo Backhaus

Bewertungen

11

12

13

Urheber der Bewertung

Objekt der Bewertung

Richtung der Bewertung

s. Akteure

S. Themen

Positiv, leicht positiv, negativ/ambivalent, leicht negativ, negativ

Image

14 Bewertungsrichtung Sachkompetenz, Problemlösungskompetenz, Ausprägung Kommunikationsverhalten (Offenheit, Transparenz, Wahrheit),

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Gesellschaftliche Verantwortung, ethische Verantwortbarkeit

Vertrauensfaktoren, Diskrepanzen

15

16

Vertrauensfaktoren

Kommunikative Diskrepanzen

Positiv, leicht positiv, neutral/ambivalent, leicht negativ, negativ

Mangelnde Vertrauensfaktoren

Anhang 2: Zeitungsartikel und Themen

Titel Medium Anlass Datum

Angeblich keine Veränderung der Kuhmilch

Frankfurter Rundschau Mon810 25.03.2009

BASF darf Genkartoffel aussetzen Frankfurter Rundschau Genehmigung Amflora 02.03.2010

Vom Acker gemacht Frankfurter Rundschau Mon810 14.04.2009

Mon 810 bleibt verboten Frankfurter Rundschau Mon810 28.05.2009

Druck auf BASF wächst Frankfurter Rundschau Amadea 09.09.2010

Greenpeace darf "Gen-Milch" sagen Frankfurter Rundschau Genmilch 22.09.2010

Industrie will nun Genessen kennzeichnen Frankfurter Rundschau Lebensmittelkennzeichnung

22.01.2010

Karlsruhe setzt Gentechnik in Landwirtschaft Grenzen

Frankfurter Rundschau Gentechnik-Gesetz 24.11.2010

Keiner braucht Amflora - außer BASF Frankfurter Rundschau Genehmigung Amflora 02.03.2010

Sauwohl am Futtertrog Frankfurter Rundschau Lebensmittelkennzeichnung

10.08.2009

Verfassungsgesetz bestätigt Gentechnikgesetz

Frankfurter Rundschau Gentechnik-Gesetz 24.11.2010

EU erlaubt Anbau der umstrittenen Knolle Süddeutsche Zeitung Genehmigung Amflora 02.03.2010

Halbwahrheiten und Ängste Süddeutsche Zeitung Mon810 14.04.2009

Monsanto scheitert vor Gericht Süddeutsche Zeitung Mon810 05.05.2009

Grüne Raute Süddeutsche Zeitung Lebensmittelkennzeichnung

10.08.2009

Meinungsfreiheit schützt den Begriff "Gen-Milch"

Süddeutsche Zeitung Genmilch 11.03.2008

Aigner erlaubt Anbau von Gen-Kartoffel Süddeutsche Zeitung Genehmigung Amflora 27.04.2009

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Angst vor der Genknolle Süddeutsche Zeitung Genehmigung Amflora 03.03.2010

Und jetzt die Kartoffel Süddeutsche Zeitung Genehmigung Amflora 23.04.2009

Es entstehen doch keine Monsterpflanzen Süddeutsche Zeitung Genehmigung Amflora 16.08.2010

Bauern haften für ihre Pollen Süddeutsche Zeitung Gentechnik-Gesetz 24.11.2010

Deutschland verbietet Anbau von Genmais Süddeutsche Zeitung Mon810 13.05.2009

Greenpeace darf "Gen-Milch" sagen Süddeutsche Zeitung Genmilch 23.09.2010

Wissen statt glauben Süddeutsche Zeitung Sonstiges 06.03.2010

Anbau von Genmais vorerst gestoppt Die Zeit Mon810 14.04.2009

Greenpeace darf "Gen-Milch" sagen Die Zeit Genmilch 22.09.2010

Die EU erlaubt den Anbau der Kartoffel "Amflora"

Die Zeit Genehmigung Amflora 02.03.2010

Gentechnik auf dem Teller Die Zeit Lebensmittelkennzeichnung

29.07.2010

Das Geheimnis der genetisch veränderten Kartoffel

Die Zeit Genehmigung Amflora 04.03.2010

BASF wegen Gen-Kartoffel unter Druck Die Zeit Amadea 08.09.2010

Landwirte haften für gentechnisch verändertes Saatgut

Die Zeit Gentechnik-Gesetz 24.11.2010

Wir dürfen die Grüne Gentechnik nicht den anderen überlassen

Die Zeit Gentechnik-Gesetz 25.11.2010

Kartoffeln außer Kontrolle Süddeutsche Zeitung Amadea 09.09.2010

Agrarministerin verbietet Genmais Die Welt Mon810 15.04.2009

Gen-Kartoffel Amflora beschlagnahmt Die Welt Amadea 07.09.2010

Gentechnik-Gesetz mit Grundgesetz vereinbar

Die Welt Gentechnik-Gesetz 24.11.2010

Die Genkartoffel kommt Die Welt Genehmigung Amflora 03.03.2010

Lebensmittelindustrie will nun doch Transparenz

Die Welt Lebensmittelkennzeichnung

22.01.2010

Die Deutungshoheit ist grün statt wissenschaftlich

Die Welt Gentechnik-Gesetz 24.11.2010

Gericht: Anbau von Genmais bleibt verboten

Die Welt Mon810 06.05.2009

Niederlage vor Gericht Die Welt Genmilch 23.09.2010

Ein Botanik-Professor setzt Greenpeace unter Druck

Die Welt Sonstiges 19.11.2010

Greenpeace darf "Gen-Milch" anprangern Die Welt Genmilch 11.03.2008

Chance oder Gefahr Süddeutsche Zeitung Sonstiges 14.10.2009

Alles was groß ist, ist verdächtig Süddeutsche Zeitung Sonstiges 18.08.2009

Gen-Raps breitet sich unkontrolliert aus Süddeutsche Zeitung Sonstiges 06.08.2010

Grüne Gentechnik ist Naturschutz Die Zeit Sonstiges 31.07.2009

Die Zukunft liegt auf dem Acker Die Zeit Sonstiges 22.03.2009

Wahrhaftigkeit Die Zeit Sonstiges 18.02.2010

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Greenpeace darf Müllermilch "Gen-Milch" nenne

Die Zeit Genmilch 22.09.2010

Greenpeace übersieht den wahren Mais-Skandal

Die Welt Sonstiges 07.06.2010

Es-Straßenkämpfer will Greenpeact umkrempeln

Spiegel online Sonstiges 04.12.2009

Zwei Drittel der Deutschen lehnen Genfood ab

Spiegel online Sonstiges 10.09.2009

Schattengewächs Spiegel online Sonstiges 12.08.2009

Die Knolle, die keiner braucht Spiegel online Sonstiges 06.10.2010

Greenpeace darf Müller-Milch als "Gen-Milch" bezeichnen

Spiegel online Genmilch 11.03.2008

Lebensmittelbranche für klare Kennzeichnung

Spiegel online Lebensmittelkennzeichnung

22.01.2010

EU-weite Kennzeichnung von Gen-Nahrung gestrichen

Spiegel online Lebensmittelkennzeichnung

17.07.2010

Schavan will trotz Karlsruhe-Urteil Gentechnik ausbauen

Spiegel online Gentechnik-Gesetz 28.11.2010

Verfassungsrichter verwerfen Klage gen das Gentechnikgesetz

Spiegel online Gentechnik-Gesetz 24.11.2010

forscher finden möglichen Schaden bei Ratten

Spiegel online Mon810 26.01.2010

Anbau von umstrittenem Genmais gestoppt

Spiegel online Mon810 14.04.2009

Monsanto klagt gegen Anbauverbot Spiegel online Mon810 21.09.2009

EU lässt umstrittene Gen-Kartoffel zu Spiegel online Genehmigung Amflora 02.03.2010

Nicht-zugelassene BASF-Genkartoffel entdeckt

Spiegel online Amadea 06.09.2010

Museum der Todgeweihten Spiegel online Sonstiges 48/2010

Zwischen Baum und Borke Spiegel online Sonstiges 32/2010

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Anhang 3: Experteninterviews

Interview Befürworter 1

Allgemein

F1: Aus Ihrer Perspektive, welche Herausforderungen sehen Sie hauptsächlich in der öffentlichen Debatte zum Thema grüne Gentechnik?

A1: Ich glaube die größte Herausforderung ist, dass man wohl von den Seiten der Befürworter der grünen Gentechnik, als auch der Gegner der grünen Gentechnik, dass man hier eine gewisse Offenheit für die Argumente der Gegenseite bringt. In der breiten Öffentlichkeit relativ schnell mit Argumenten auch offene Ohren findet, aber gerade wenn es darum geht, eben, diese beiden wenn man so will gegensätzliche Lager in eine Diskussion oder ein Gespräch zu bringen, kommt man sehr schnell dazu, dass man nicht mehr argumentativ miteinander umgeht, oder Fakten schafft, sondern einfach nur Positionen diskutiert.

F2: Also noch mal kurz zur Verstärkung, jeder bleibt auf seiner Seite, beharrt auf seinen Argumenten und es gibt keinen richtigen Dialog, oder dass man gemeinsam irgendwelche Kompromisse aushandelt.

A2: Ja, Kompromisse aushandeln, soweit würde ich gar nicht gehen, aber dass man sich zumindest öffnet für die Argumente, die die eine oder andere Seite bringt. Ja, und da werden halt gegenseitig irgendwelche Studien zitiert, die keiner natürlich in der Wahrnehmung, wenn das eine Podiumsdiskussion ist, die ja auch gleich von einer breiten Öffentlichkeit dann verfolgt wird, die natürlich keiner irgendwie nachvollziehen kann, oder qualifizieren oder verifizieren kann, ja, in der Schnelle der Zeit. Und ein Punkt, der mir noch Bauchschmerzen ist insbesondere natürlich auch das Problem, dass Forscher sich nicht so sehr zu, ja, zu Holzhammerrhetorik, wie sie vielleicht von der Gegenseite mitunter angewandt wird, also so dieses absolute Bewusstsein, oder diese absolute Richtigkeit in Argumenten herauszukehren, was vielleicht nur mit Halbwissen unterfüttert ist, sich auf diese Art von Diskussion einzulassen, sondern immer wirklich abwägt und wissenschaftlich begründete Fakten auch zugeben muss.

Stakeholder

F3: Dann wäre die nächste Frage: Wen adressieren Sie hauptsächlich mit Ihren kommunikativen Maßnahmen? Also welche Steakholder, welche Bezugsgruppen?

A3: Hier im Prinzip wirklich die breite Öffentlichkeit. Eben aus den genannten Gründen, dass wir wirklich Probleme haben, an Gentechnikkritiker heran zu kommen und da wirklich eine konstruktive Diskussion zu führen. Wir haben verschiedene Angebote wie wir das machen, aber da kommt sicherlich noch eine Frage wo ich da drauf eingehen kann, wie wir das machen. Und, ja, im Prinzip ist die breite Öffentlichkeit, das sind politische oder gesellschaftliche Entscheidungsträger. Sind auch Vertreter von Kirchen mitunter dabei, ja also wirklich bunt genmischt und natürlich auch die Wissenschaft an sich.

F4: Also adressieren Sie zum Beispiel auch direkt, also Kirchen haben Sie schon angesprochen, die sind ja eher kritisch, aber auch noch andere Kritiker?

A4: Ja, also nicht in dem Maße. Also wir beteiligen uns natürlich an Diskussionsrunden, wie dem grünen Tisch, der beim BMBF stattgefunden hat jetzt zu Gentechnik, jetzt im letzen Jahr. Und auch vom Landwirtschaftsministerium initiiert ein Innovationsforum durch das Ministerium an dem verschiedene agrarische Verbände teilgenommen haben, die sowohl im konventionellen als auch im Öko-Landbau tätig sind. Da sind wir auch vertreten. So dass wir wirklich da auch eine Diskussion haben, die aber ja mehr so

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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indirekt geführt wird. Indirekt in der Form, dass sie nicht wirklich transparent ist für die breite Öffentlichkeit, sondern immer nur über Pressemitteilungen oder irgendwelche Protokolle dann entsprechend zur Verfügung steht. In so fern ist das eher dann eine abgeschlossene Diskussion.

Maßnahmen

F5: Dann wäre die Frage wo Sie vorher schon angedeutet haben: Welche Maßnahmen Sie da konkret machen, also Presse, Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen, irgendwelche Veranstaltungen? Vielleicht können Sie da näher drauf eingehen, was Sie da alles machen.

A5: Ja, also wir haben eigentlich jedes Jahr einen Tag der offenen Tür, der dort stattfindet bei uns. Wir haben im letzten Jahr ein Gespräch veranstaltet, da ging es um grüne Gentechnik im globalen Maßstab. Welche Auswirkungen hat die globale Gentechnik in Entwicklungsländern. Wie ist sie dort verbreitet? Wie wird sie aufgenommen? Und insbesondere war es auch für uns mal interessant, da wir uns mit den Sachen eigentlich nicht beschäftigen, welche ökonomischen Folgen der Einsatz von gentechnischen Veränderungen in Entwicklungsländern hat und da hat halt ein Wissenschaftler ein sehr differenziertes Bild gemalt, welche gentechnisch veränderten Pflanzen dort wirklich Vorteile bringen für die Landwirte, oder für die Gesellschaft als solches und welche halt weniger relevant wirken. Und das finde ich eigentlich einen sehr schönen Ansatz, wie man dort differenziert, wirklich mit Fakten belegt und nicht aus der hohlen Hand heraus gegriffen argumentiert. Und die Ergebnisse haben wir auch zusammengefasst ein einer Broschüre, das ist im Prinzip die Mitarbeiterzeitung und für so bestimmte Anlässe haben wir dann immer auch eine Sonderausgabe und dort sind die Ergebnisse auch nochmal zusammengefasst, dass die Leute das auch eigentlich dann nachlesen könnten, die nicht an der Veranstaltung selber teilgenommen haben.

Vertrauen

Sachkompetenz

F6: Dann komme ich mal jetzt stärker auf den Punkt Vertrauen. Ich hab Vertrauen deswegen als den Hauptschwerpunkt gewählt, weil grüne Gentechnik ja ein sehr komplexes Thema ist und der einzelne Verbraucher schlecht urteilen kann, was da alles im einzelnen dahinter steck an Forschung und ja sich deswegen drauf verlassen muss, dass die, die quasi ein Urteil abliefern, dass er denen vertrauen kann, dass die schon zum richtigen Urteil gekommen sind. Da wäre jetzt dann die… da möchte ich jetzt sieben Faktoren ansprechen, die also Vertrauensfaktoren sind und würden quasi einfach so abfragen, was Sie zu dem Thema machen und dann auch Ihre Einschätzung für wie relevant sie diesen Faktor in der Kommunikation halten.

Das erste wäre Sachkompetenz: Also wie demonstrieren Sie aktiv Ihre Sachkompetenz? Mit welchen Maßnahmen?

A6: Also unsere Sachkompetenz die demonstrieren wir natürlich zum Einen, dass wir uns auf dem aktuellen Stand versuchen zu halten. Dass wir natürlich den aktuellen Stand der Forschung verfolgen und zum Teil auch selber weiter entwickeln und auch publizieren und natürlich dann auch in Versuchen in entsprechenden Gewächshäusern oder im Labor entsprechend anwenden.

F7: Das wäre ja jetzt mehr die wissenschaftliche Sachkompetenz. Würde ich jetzt noch fragen wollen: Runtergebrochen auf, dass es ein Laie versteht, machen Sie da auch was um aktiv das Wissen, das Sie haben auf ein einfaches Level verständlich zu machen?

A7: Also nicht in Form von Publikationen bislang, in Form, dass wir Broschüren oder Ähnliches herausgeben. Ich denke, da gibt es andere Verbände, die das wesentlich besser machen und ein wesentlich breiteres Spektrum auch an Öffentlichkeit erreichen

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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wie zum Beispiel jetzt die DFG auch vor zwei Jahren gemacht hat mit ihrer Broschüre zur grünen Gentechnik, die in ihrer ersten Auflage komplett vergriffen ist. Eine schöne Darstellung, was wissenschaftlich gemacht wird und auch die gesellschaftlichen Auswirkungen des Einsatzes grüner Gentechnik dargestellt wird. Also die DFG als übergeordnetes Schema bzw. andere wissenschaftliche Vereinigungen, die es machen. Was wir machen ist, wir beteiligen uns an Diskussionen, die dann auch wieder Einladungen betreffen, die von Berufsverbänden, von Parteien, von Interessengruppen, aus der Wirtschaft, aus dem gesellschaftlichen Leben an uns herangetragen werden. Auch an Schulen zum Beispiel Gymnasien, das Wissenschaftler von uns dann dort Vorträge halten und dann auch für Diskussionen zur Verfügung stehen. Also wirklich dann rein die breite Öffentlichkeit. Und aufgrund der hohen Resonanz, die man im Nachhinein immer so bekommt und ich natürlich auch durch die Führungen am Institut, das habe ich jetzt noch nicht gesagt, auch sehr stark, weil da viele Rentnergruppen und diverse gesellschaftliche Vereinigungen, die dann da das Jahr über am Institut sind. Wir haben da im Schnitt so um die fünfzehn bis zwanzig Führungen, die in diese Richtung gehen. Ist immer relativ gutes Feedback, weil das Thema natürlich auch ganz oben auf der Agenda bei den Leuten steht, wenn die bei uns ans Institut kommen und sich über die Forschung informieren wollen. Also die meinen schon, dass wir ganz gut in der Lage sind unsere Punkte rüberzubringen.

F8: Das heißt, sie halten diesen Faktor, diese Sachkompetenz zu demonstrieren auch für relevant? Schließe ich mal aus dem, was Sie bisher gesagt haben.

A8: Das Wichtigste der Diskussion, um diese Emotionalität eine bisschen herauszunehmen.

Problemlösungskompetenz

F9: Gut. Das nächste wäre Problemlösungskompetenz: Also wie sprechen Sie aktiv Probleme an, oder werden Problemlösungsvorschläge zum Beispiel gegen... was jetzt bestimmte Risiken angeht erarbeitet und kommuniziert?

A9: Also zum Einen ist es ja so, dass der Einsatz gentechnischer Verfahren oder Methoden in Mittel- und Westeuropa, in der entwickelten Welt, in generell sehr stark reglementiert ist. Das heißt zum Einen halten wir uns natürlich an die Regularien, die da mit dem Einsatz dieser Technik verbunden sind, der Forschung und Freisetzung und so weiter. Und zum Anderen arbeiten wir auf, ich hab es eben im Punkt Forschung angebracht, auch an der Weiterentwicklung von Methoden um eben Ausweitung und so weiter entsprechend einzudämmen. Die ja immer als Gefahr gesehen wird von den kritischen oder kritisch eingestellten Personenkreisen gegenüber der grünen Gentechnik. Und wir sind aber eigentlich jetzt wirklich nicht in der Risiko- oder Sicherheitsforschung aktiv, sondern wirklich rein auf die biologische Forschung bezogen. Wir machen jetzt nicht unbedingt Studien, die darauf abzielen Methoden so zu entwickeln, oder Anbaumethoden so zu verfeinern, dass eine Auskreuzung oder so etwas in der Form da entsprechend minimiert wird, oder dass es per se mit untersucht wird. Also ich würde den für uns als nicht wichtig ansehen, aber rein für die Akzeptanz in der Bevölkerung oder in der Gesellschaft allgemein als sehr, sehr wichtig einschätzen. Es gibt ja sehr viel Arbeit dazu, auch Forschung gibt’s ja dann über Biosicherheit.de und so weiter, natürlich auch Transgen.de Informationen eben zu Forschungsprojekten, die dort gemacht werden. Also aus meiner Sicht wichtig und ja, eigentlich zu unterstützen.

Kommunikative Adäquatheit

F10: Wie werden Informationen zum Beispiel über Risiken, Sie haben es teilweise schon angesprochen, oder neue Studien weitergegeben? Das dann nicht Ihr Schwerpunkt ist, aber ein Stückweit haben Sie ja sicherlich auch Ergebnisse, wo man erarbeitet hat, dass es gewisse Risiken gibt. Wie werden die weiterkommuniziert und wenn Sie jetzt zum Beispiel angenommen später zu dem Schluss kommen, dass vorherige Informationen

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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falsch abgegeben wurden, wie werden diese korrigiert?

A10: Es ist so, dass wir natürlich…, das war vielleicht nicht ganz richtig in dem vorderen Punkt,… natürlich ein gesellschaftlich sensibles Material bei uns haben, dass man im Zusammenhang mit grüner Gentechnik diskutiert und hatten auch eine Feldzerstörung, die hauptsächlich aus diesem Grunde auch stattgefunden hat. Und wir sind natürlich bestrebt, zum Einen alle diese Regularien, was ich vorhin auch schon angesprochen hatte, einzuhalten, um Auskreuzungen und so weiter zu minimieren und Sicherheitsforschungen entsprechend da und entsprechend da, ja, einzuhalten zu befördern, was bei uns im Rahmen möglich ist und zum Anderen ist es natürlich so, dass wir ein Qualitätsmanagement eingeführt haben, so dass wir für den Bereich, der für uns relevant ist, sprich Vermeidung der Auskreuzung von gentechnisch veränderten Konstrukten […] wirklich zu verhindern und wenn uns Sachen, entweder durch externe Hinweise, die wir durchaus ernst nehmen,… also von Gentechnikkritikern haben wir zum Beispiel auch ein, zwei Hinweise gefunden […] dass wir da entsprechend die Abläufe angepasst haben, welche Vorkehrungen zu treffen sind, dass es sich eben nicht um GVOs handelt. Und gehen da sukzessive halt damit um, diese Methoden zu verfeinern und anzupassen.

F11: Und haben Sie diese Anpassung zum Beispiel auch dann kommuniziert und oder ich denke bei Führungen oder so kommt sicher mal die Frage, aber haben Sie da auch aktiv irgendwie das kommuniziert, dass Sie da eben diesen offenen Weg gehen?

A11: Also wir tun es nicht rein aktiv. Wir würden das dann eher auf Nachfrage machen. Bei manchen Führungen kommt man dann eben auf diese Tiefe, ja, dass man dann wirklich gefragt wird, ja: Wie macht ihr denn das? Oder: Wie verändert ihr das? Und da wären wir halt aussagefähig, aber da sind dann eher die Wissenschaftler gefragt, die dann die Führungen machen. Also die machen es nicht aktiv, aber eben, würden es aktiv machen, wenn wir nachgefragt werden.

F12: Dann hätte ich an der Stelle kurz eine Frage: Wenn Ihre Mitarbeiter dann die sind, die letztlich auch Kommunikation machen: Werden die auf diese Gespräche vorbereitet, weil, es ist ja schon so, dass ein wissenschaftliches und ein gesellschaftlich verständliches Level, das ja unterschiedlich ist, oder meinen Sie, dass das einfach im normalen Dialog ausreicht, dass man da auf eine Verständnisebene kommt?

A12: Das ist sehr subjektiv. Also das hängt wirklich immer von der Person ab, wie Sie schon sagen, also was einen Bereich betrifft, haben wir zwei sehr gute Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter, die das sehr gut können, weil die das wirklich … das gehört zum täglichen Geschäft bei den Beiden. Es gibt viele Anfragen, was Führungen betrifft und die sind da wirklich Profis, auch was Medienarbeit mit Rundfunk, Fernsehen, Zeitungen usw. betrifft. Und zum Anderen ist es so, wenn Sie den Bereich Gentechnik ansprechen, haben wir einen Wissenschaftler, der wirklich hautnah damit arbeitet, auch Transformationsmethoden, also die... gentechnisch veränderter Konstrukte im Pflanzenmaterial auf fast einzigartigem Niveau betreibt dort. Und der hat auch eine Zusatzausbildung, was die Kommunikation betrifft, dieser gentechnischen Methoden oder Verfahren, und er ist persönlich auch sehr gut in der Lage und hat eine Authentizität, eben, dass er halt nichts beschönigt, sondern wirklich kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn er darüber spricht, was er macht und was andere Leute machen. Denk ich mal das klappt sehr gut, bei anderen, ja, ist es schwieriger. Also das muss man einfach sehen, diese Sache, und könnte man dann sicherlich ausbauen, wenn man sagt, ok. wir haben … der Druck ist so hoch, dass die Nachfrage so groß ist, was diese Aufklärung betrifft und es ist so ein Schwerpunkt bei uns, dass wir da aktiv werden, dass man dann darüber Nachdenken müsste mehreren Leuten die Möglichkeit zu geben sich auf diesem Gebiet da weiterzubilden.

Kommunikative Transparenz

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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F13: Sie haben schon die Publikationen angesprochen. Es geht jetzt um den Bereich, so Hintergrundinformationen liefern, kommunikative Transparenz darzustellen. Gibt es da noch weitere Sachen, wo Sie vielleicht auch mit anderen zusammenarbeiten und die quasi als Referenten verwenden und das quasi so offen und transparent kommunizieren, wie Sie zu Ergebnissen kommen?

A13: Ist mir jetzt nichts bekannt. Also wo das wirklich in größerem Maßstab, oder wirklich planerisch dann irgendwo stattfindet. Es gibt noch natürlich verschieden Kooperationen, also wissenschaftlich kein luftleerer Raum. Und man ist natürlich immer sehr stark in Kooperation mit anderen Forschergruppen, mit Firmen eingebunden, aber ich tue mich da schwer wirklich das gut nachvollziehen zu können. Also da zu dem Punkt muss ich sagen, bin ich nicht gut aussagefähig.

F14: Halten Sie eine kommunikative Transparenz denn generell für wichtig in der Kommunikation?

A14: Auf jeden Fall. Also ich denke mal, das trägt maßgeblich zur Glaubwürdigkeit und zur Identifizierung, oder Authentifizierung der Leute mit den Argumenten, die die jeweiligen Personen oder Vereinigungen, Gruppen bringen, entsprechend bei, so dass sie dann halt wirklich nachvollziehen können, woher die Ergebnisse stammen. Also anders ist eine Bewertung gar nicht möglich. Zum Anderen muss ich gestehen, dass ich bei vielen Leuten nicht unbedingt absprechen will, dass sie sich informieren, aber ich danke mal, die Informationsflut trägt einfach dazu bei, dass viele Leute sich die Bürde der… des Nachfassens oder des Nachhakens einfach dann doch nicht auf sich nehmen und es dann auf sich beruhen lassen und die Argumente einfach dann, ja aus dem Bauch heraus dann irgendwie verarbeiten.

Kommunikative Offenheit

F15: Als wie offen würden Sie Ihre Kommunikation denn bewerten?

A15: Offen? Ja, es gibt natürlich bestimmte Bereiche, wo man sagen muss, das ist einfach private Information und dabei würde ich es auch belassen, das heißt, das würde ich nicht in die Öffentlichkeit geben. Da geht es dann um bestimmte Arbeitsabläufe oder bestimmte Detailfragen, a) die sich schwer kommunizieren lassen b) die durch Kooperation mit anderen Partnern nicht an die Öffentlichkeit dringen dürfen oder zumindest zu dem Zeitpunkt, wo sie dann bekannt werden und noch nicht kommuniziert werden dürfen, so dass es da immer, denk ich mal, eine Einzelfallentscheidung ist, in wieweit man wirklich eine vollkommene Transparenz bzw. eine partielle Transparenz da irgendwo… oder Offenheit gegenüber der Öffentlichkeit herstellt und das ist dann natürlich genauso… ist ja auch diese Argument der... ja, was sich dann in die Kommunikation letztendlich einfügt. Das heißt, dass man die Information, die man zur Verfügung hat, letztendlich in so einer Form darstellt, dass es auch für den Empfänger möglich ist, diese Information zu verarbeiten. Das heißt, wenn ich sehr komplexe Sachverhalte habe, die die Leute ohne vielleicht dann zwei Stunden Vortrag oder Einführung über sich ergehen zu lassen, gar nicht verarbeiten können, macht es wenig Sinn es in das Publikum reinzubringen.

F16: Haben Sie denn den Eindruck, dass mehr Offenheit helfen würde für eine größere Akzeptanz bzw. halten Sie diese Offenheit für relevant?

A16: Schwierig. Also das hängt wirklich von dem Level ab, wo man die Offenheit ins Spiel bringt. Als es, denke ich mal, wenn es um detaillierte Fragen geht, die Molekularbiologie und so weiter betreffen, ist es, was die breite Öffentlichkeit betrifft, denk ich mal nicht relevant. Wenn es um Fachpublikum geht, ist es natürlich relevant, dass die dann nachvollziehen können, ja, und insofern hängt es sehr stark davon ab, an wen man sich richtet und welche Ergebnisse man präsentiert.

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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Gesellschaftliche Verantwortung

F17: Glauben Sie, dass Sie mit der Kommunikation auch die gesellschaftlichen Interessen aufgreifen? Also, ich denke wenn es sehr viele Anfragen für Führungen gibt, dann gibt es irgendwo ein gesellschaftliches Interesse, aber vielleicht können Sie da noch mal näher darauf eingehen.

A17: Also hier denke ich mal… Nicht unbedingt ein gesellschaftliches Interesse, sondern was wir machen wollen, ist einfach Interesse für unsere Arbeit zu wecken. Wenn das auf Interesse stößt, und das ist bei Führungen scheint‘s der Fall und auch wenn Nachfragen kommen, über Medien oder über Telefonanrufe, Zeitungen, denk ich mal, haben wir da ein gewisses Interesse, was man sich aber an dieser Stelle noch in einem größeren Maße wünschen würde. Aber, wie gesagt, das wissenschaftliche Metier ist nicht gerade einfach zu kommunizieren und insofern denk ich mal auch durch andere übergelagerte Interessen, die dann bei den einzelnen Personen eine Rolle spielen sicherlich; so wie es derzeit läuft glaub ich für das Institut gut verkraftbar, so dass wir gut damit umgehen können und die Relevanz ist auf jeden Fall da und sie wird sicherlich in Zukunft noch zunehmen. Also auch wenn wir von der Gentechnik einfach absehen. Andere Fragenstellungen wie Ernährungssicherheit und so weiter betreffen, sind dann aber auch noch relevant.

Ethische Verantwortbarkeit

F18: Es gibt ja auch immer wieder ethische Diskussionen über grüne Gentechnik. Würden Sie sagen, dass die Diskussion ethische Grenzen berührt und ist es auch für Sie relevant, dazu eine Position zu haben?

A18: Ich glaube das ist… Ethik ist immer sehr subjektiv […] Die Ethik ist sehr wichtig, auch in Gesprächen in der Vergangenheit, haben sich immer wieder mit Fragen der gesellschaftlichen Auswirkungen oder der ethischen oder moralischen Akzeptanz von bestimmten Technologien und deren Einsatz beschäftigt, insofern ist sie für unsere Arbeit auf jeden Fall relevant. Aber das ist, denke ich, nichts was man irgendwo am runden Tisch so für sich entscheiden kann. Also das sieht man auch wieder am Entscheid der Ethikkommission zur Gentechnik diese Woche. Das ist eine ganz individuelle, subjektive Entscheidung, die jeder für sich selber treffen muss.

Dialog,…

F19: Meine Überlegungen schließen mit ein, dass die Diskussion über Risiken und mehr Information, also mehr Aufklärung bei der Bevölkerung nicht zu einer größeren Akzeptanz der grünen Gentechnik führt. Was für Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

A19: Das unterstreiche ich zu hundert Prozent. Also es gibt jetzt zwanzig Jahre den Einsatz von grüner Biotechnologie in Deutschland und Sie haben recht, das war auch genau der Einstieg und auch ja, im Prinzip die Motivation, trotz diese Punktes, dass eben alle Aufklärung, alle Forschung in diese neue Technologie, nicht dazu geführt haben, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung für diese Technik zugenommen hat und dass es da merklich zu einer Akzeptanz gekommen wäre. Wir sind nicht in der Lage in der Bevölkerung eine Akzeptanz für diese Technologie in Mitteleuropa zu schaffen. In den Entwicklungsländern mag das anders aussehen. Für Mitteleuropa oder die entwickelte Welt ist das so.

F20: Das heißt, noch mal um das zu verschärfen, Sie würden sagen, man kann mit Hilfe von Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikationsmaßnahmen, es nicht schaffen, die Meinung in der Bevölkerung zu ändern?

A20: Man kann es schaffen. Aber nicht alleine damit. Also so würde ich vielleicht… man kann es schaffen, aber ich denke, was sich immer mehr und mehr durchsetzt, auch in der

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Ansicht der Leute, die damit befasst sind, ist eine sogenannte, in Anführungsstrichen Killer-Applikation. So eine Anwendung oder Anwendungsfall, wo man einfach sagen muss: O.K. da kommen wir nicht umhin, wir müssen das einsetzen, eine andere Lösung gibt es dafür nicht. Nun ist das so, dass die grüne Gentechnik auf agrarische Produktion oder landwirtschaftliche Produktion abstellt und da ist es so, dass wir in Mitteleuropa oder der westlichen Welt natürlich in einem gewissen Überfluss leben, das heißt, der Anteil an dem Einkommen, was wir für Nahrungsmittel, Ernährung ausgeben, ist so gering im Vergleich zu anderen Teilen der Welt, dass es nicht ins Gewicht fällt, wenn es dort Preissteigerungen gibt. Das ist in andren Regionen wesentlich anders der Fall, wie die letzten Jahre auch gezeigt haben. Und insofern das Argument, dass Landwirte unter einfachen Bedingungen oder höhere Erträge erzielen können, das ist für die Region Mitteleuropa oder Westeuropa einfach nicht relevant. Und wenn es jetzt … also wenn wir so ein Szenario skizzieren, was es dann vielleicht auch in Mitteleuropa dann auch zu einer Akzeptanz führen würde, wäre halt, wenn wirklich durch die Trockenheit oder Dürre oder andere Umweltkatastrophen eben wirklich so massive Ertragsausfälle weltweit resultieren würden, das wirklich eine Knappheit, eine wirkliche Knappheit , also …. Sie kriegen es einfach nicht, das Zeug und was zu Essen, sicherlich mit anderen Augen gesehen würde, wenn grüne Gentechnik hier eine Lösung bieten würde. Dann wirklich zu einer Verbesserung der Lebenssituation führen würde. Ich denke, der Punkt wird einfach derzeit von der breiten Bevölkerung noch nicht in der Form gesehen. Also was letztendlich GVO Pflanzen für Vorteile bringen. Das wird eher auf der Produktionsseite und weniger auf der Verbraucherseite.

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Interview Befürworter 2

Allgemein

F1: Was sind denn aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen in der aktuellen öffentlichen Debatte über grüne Gentechnik?

A1: Die größte Herausforderung ist, denke ich, dass die Diskussion ja relativ verhärtet ist, wie auch sehr… in einiger Weise ist es ein Austausch von Schlagworten. Wir sind ja mittlerweile dabei, dass man sich Studien um die Ohren wirft. Die Einen zitieren eine Liste von Pro-Studien, die Anderen diskutieren oder zitieren eine Liste von Kontra-Studien. In dem Zusammenhang ist die größte Herausforderung, einfach den Dialog wieder aufzunehmen und ihn von dieser rationalen Ebene wo das jetzt läuft, wo jemand Fakten um die Ohren haut, auf die emotionale Ebene zu bringen. Das man gegenseitig zuhört, es gegenseitig versteht und für Befürworter der grünen Gentechnik ist es noch wichtig, den direkten Nutzen für den Verbrauchen deutlicher zu machen. Einfacher zu formulieren, plakativere Beispiele bringen, wirklich den individuellen Nutzen für den Verbraucher stärker in den Vordergrund zu stellen.

PR-Maßnahmen

F2: Was sind denn die hauptsächlichen kommunikativen Maßnahmen die Sie ergreifen? Also Presse, Medienarbeit, Veranstaltungen und Publikationen.

A2: Also wir machen schon sehr lange grüne Gentechnikkommunikation. Schon seit Anfang der achtziger Jahre. Wir haben je nach Zielgruppe, man muss ja immer unterscheiden, ob man… welche Zielgruppe man hat.

F3: Genau, wäre die nächste Frage, können Sie auch gerne verbinden.

A3: Ja, oder Zielgruppen können wir danach machen. Aber wir haben je nach Zielgruppe unterschiedliche Methoden. Wir haben zum Einen Push-Medien, als auch Pull-Medien, dass heißt Push-Medien, wo wir direkt raus gehen, Personen anschreiben, wie zum Beispiel politischen Meinungsbilder, die bekommen von uns einen politischen Newsletter zu bestimmten Themen. Oder Pull-Medien, in dem wir sagen wir haben auf unserer Internetseite unsere Positionen dargestellt. Dann haben wir natürlich zum Thema grüne Gentechnik Flyer für unsere Kunden, für die Öffentlichkeit. Wir gehen auf Vorträge. Wir beteiligen uns an Diskussionsrunden, Podiumsdiskussionen, gehen wenn wir Feldbesetzungen bei unseren Freilandversuchen haben auch direkt auf den Acker, diskutieren dort mit den Feldbesetzern, führen Interviews mit Journalisten, führen Hintergrundgespräche mit Journalisten, beteiligen uns an oder veranstalten Foren, zum Beispiel für Imker zur Bienenproblematik. Wir gehen auf Kongresse. Wir haben Diskussionsrunden regional für die breite Öffentlichkeit angelegt. Das nennt sich bei uns Dialogforum und dann haben wir seit den achtziger Jahren ein sogenanntes Kuratorium Pflanzenzüchtung, wo wir auch interdisziplinär mit Experten zusammenarbeiten auch zu Thema grüne Gentechnik. Also wir unterstützen Aktionen von EuropaBio wie den Schaugarten Üpplingen, also wir haben eine ganze Reihe, was weiß ich… Führung durch den Betrieb machen wir, Pressemeldungen, also ich hab jetzt... alles aufgezählt, was wir so alles machen. Also Sie sehen, es ist ein breites Spektrum, eben von einer Eins-zu-Eins Ansprachen, bis zu nem breitgestreuten Newsletter ist da alles dabei.

Stakeholder

F4: Gut. Dann wäre die nächste Frage: Was sind ihre Hauptbezugsgruppen? Also, wen adressieren Sie denn in der Hauptsache? Ist wahrscheinlich jetzt schwierig bei dieser Menge, aber vielleicht könne Sie es einfach so ein bisschen…

A4: Ne, ich kann Ihnen das auch ganz gut aufzählen. Also ich hab mit das ja alles… auch

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schon Stichworte so dazu gemacht. Das ist kein Problem. Also ich unterscheide meine Bezugsgruppen zum Einen nach Intern, also unsere Mitarbeiter sind zum Beispiel eine sehr, sehr wichtige Bezugsgruppe. Die müssen natürlich genauso über das Thema grüne Gentechnik Bescheid wissen, um eben selbst argumentieren zu können wieder nach draußen, aber eben auch um mit Überzeugung in die Arbeit zu gehen und auch ne eigene Position zu finden. Wie stehe ich persönlich zu Arbeiten der grünen Gentechnik? Also die internen Kunden sind unsere Mitarbeiter und dann eben extern und da unterscheide ich auch erst mal regional und überregional. Aber extern sind zum Beispiel ganz wichtige Zielgruppe unsere Kunden, die Landwirte. Damit verbunden auch der Landhandel. Ne, das sind auch unsere Kunden. Dann natürlich die breite Öffentlichkeit . Journalisten sind eine wichtige Zielgruppe. Dann die Meinungsbildner aus Politik und Wissenschaft. Dann eine Untergruppe der breiten Öffentlichkeit, die Lehrer, Schüler, ne, da wir ja auch sehr viel Wissen vermittelt. Dann Verbände, wir machen also auch Verbandskommunikation, Interessenverbandsvertreter. Dann natürlich Mitbewerber, Behörden. Dann NGOs, wo ich auch die Feldbesetzer mit einordnen und die Kirche zum Beispiel ist eine wichtige Bezugsgruppe. Und Kirche hat ja zum Beispiel auch Moratorien ausgegeben, dass keine gentechnisch veränderten Pflanzen auf ihren Äckern angebaut werden. Ist auch eine wichtige Bezugsgruppe. Also ne große Latte.

F5: Ja, damit sprechen sie ja dann quasi alle an, die irgendwas dazu zu sagen haben, oder?

A5: Ja, also genau und daraufhin richten wir dann auch unsere Kommunikationsmedien aus, deswegen haben wir da so einen breiten Strauß und man muss dann gucken welches Medium für die Zielgruppe die richtige ist.

Internationalität

F6: Gut. Sie sind ja international tätig. Was würden Sie…

A6: Ich?

F7: Sie persönlich nicht, aber Ihre Organisation.

A7: Nein,… genau.

F8: Was würden Sie denn sagen, sind die Hauptunterschiede in der Einstellung der Deutschen und international gesehen und welche Besonderheiten ergeben sich für die Kommunikation in Deutschland?

A8: Also international merkt man das ja auch an den Anbauzahlen, an den Flächenzahlen für grüne Gentechnik weltweit werden gentechnikveränderte Pflanzen zunehmend angebaut. Man muss jetzt vielleicht ein bisschen unterscheiden zwischen Deutschland und Europa. Es gibt ja auch noch so ein bisschen Unterschiede. In Deutschland haben wir momentan eben nur die Amflora, die zugelassen ist. Der BT-Mais ist wieder zurückgezogen worden, also wir haben momentan keine Produkte in Europa, die angebaut werden, das heißt der Verbraucher hier, oder die Öffentlichkeit hier, auch die Kunden hier, oder die Menschen hier, haben gar keine Möglichkeit solche Pflanzen überhaupt kennen zu lernen, um eben auch ihre Vorbehalte oder ihre Ängste, ihre Einstellung zu diesen Pflanzen mal überhaupt auf den Prüfstand zu stellen. Und in der EU ist es so, dass dort auch sehr zurückhaltend mit gentechnisch veränderten Pflanzen mit der Zulassung… die Zulassung gehandhabt wird. Ausnahme ist Spanien, die sind also etwas offener. Die sind zum Beispiel bei BT-Mais… sind da etwa 20 Prozent ihrer Anbauflächen bestellt. Spanien mit BT-Mais zum Beispiel. Also von daher muss man da so ein bisschen gucken. Ich denke weltweit wird das Thema weit weniger emotional und fundamental diskutiert wie bei uns. Also bei uns wird das sehr angstbesetzt, risikobehaftet diskutiert und das ist weltweit weniger der Fall. Meist werden dort diese Pflanzen auch eingesetzt. Die Menschen können dort in der Eins-zu-Eins Situation abschätzen: bringt es einen Nutzen für mich, eine solche Pflanze anzubauen? Und das

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ist glaube ich der entscheidende Unterschied.

F9: Gut. Da frage ich noch einmal gezielt danach: Sie glauben, wenn man den definitiven Nutzen erkennt, ändert sich auf die Einstellung? Also, das dann auch Risiken anders bewertet werden im Verhältnis zum Nutzen.

A9: Genau, ganz genau. Wenn man selber etwas ausprobieren kann, mal anschauen kann, mal anfassen kann, über Jahre ne Erfahrung mit irgendwas sammeln kann, dann werden Ängste, Vorbehalte abgebaut und das ist eben in anderen Ländern leichter der Fall, weil dort eben der unmittelbare Nutzen für den Landwirt deutlich wird […] Die große Akzeptanz in den USA ist einfach, dass der Landwirt die Rüben um einiges günstiger produzieren kann. Also er muss weniger Unkrautmanagement machen, er kann… muss weniger über den Acker fahren und es macht sich direkt in seinem Geldbeutel bemerkbar.

F10: Würden Sie auch sagen, dass in Ländern, wo Landwirtschaft noch ne größere Bedeutung spielt, die Akzeptanz einfacher zu erreichen ist?

A10: Gute Frage. Könnte sein. Weil viele Menschen bei uns… also, die Bedeutung der Landwirtschaft für quasi unseren volkswirtschaftlichen Nutzen wird von vielen Menschen gar nicht gesehen. Das heißt wir können eigentlich nur… wir haben eigentlich nur so einen hohen Wohlstand, weil wir eben so ne gut funktionierende, industrialisierte Landwirtschaft haben. Wir können… wir müssen weniger Geld für unser Essen ausgeben und können mehr eben in andere Bereiche investieren. Das ist ein großer Vorteil für unsere Volkswirtschaft. Drum könnte es vielleicht sein… könnte durchaus was dran sein, das wo… in Ländern wo der Bezug noch etwas direkter und unmittelbarer ist, dass da ne Akzeptanz leichter zu bekommen ist.

Vertrauensfaktoren

Sachkompetenz

F11: Gut. Dann würde ich jetzt stärker auf die Fragen zum Vertrauen eingehen. Ich hatte Vertrauen eben als ein Hauptpunkt für mich ausgesucht, weil grüne Gentechnik aus meiner Sicht sehr schwer verständlich zu machen ist für den Verbraucher und er deswegen den Leuten, die ihm ein Urteil liefern, über diese Technik, Vertrauen entgegen bringen muss.

Und da gibt es Faktoren, in der Literatur und die werde ich jetzt nacheinander abfragen, wie sie diese realisieren und ob Sie diesen Faktor auch für relevant halten, dass der betont wird. Das erste wäre Sachkompetenz: Also wie demonstrieren Sie aktiv Sachkompetenz?

A11: Also ich kann jetzt relativ wenig damit anfangen, weil ich hatte mir jetzt so ein paar Begriffe zu vertrauensbildenden Maßnahmen oder vertrauensbildenden Eigenschaften aufgeschrieben. Da hatte ich jetzt die Sachkompetenz nicht. Ich überlege jetzt gerade, ob das so ein wichtiger Punkt ist.

F12: Ich kann Ihnen vielleicht mit ein paar Beispielen weiterhelfen. Also ich denke, viele verstehen unter Sachkompetenz einfach eine Beurteilungskompetenz zu haben, um aktiv zu demonstrieren, wir haben dieses Hintergrundwissen. Das muss halt aktiv demonstriert werden, dass man wirklich diese Beurteilungskompetenz hat. Und das ist eben die Frage, ob so was aktiv in irgendwelchen…

A12: Genau. Jetzt weiß ich in welche Richtung… […] Also dass wir sowohl eigenen Forschung machen, aber uns immer wieder mit Experten aus anderen Bereichen kurzschließen und auch interdisziplinäre solche Sachen diskutieren.

F13: Sie hatten jetzt Sachkompetenz nicht aufgeschrieben, hatten Sie grad gesagt. Also

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würde ich jetzt davon ausgehen, dass war nicht unmittelbar relevant….

A13: Das war selbstverständlich.

F14: Ja ich meine, das gibt sicherlich auch Beispiele…

… wo das einfach, wie auch immer… nicht gewollt ist, so sich in die Karten so ein bisschen schauen zu lassen. Aber da komme ich später noch dazu.

A14: Ja, sie haben absolut Recht.

Problemlösungskompetenz

F15: Die zweite Frage wäre nach der Problemlösungskompetenz: Also wie adressieren Sie konkret Probleme, zum Beispiel Risiken? Werden Problemlösungsvorschläge, wie man zum Beispiel mit Risiken umzugehen hat, adressiert?

A15: Genau, das machen wir auch eben so, dass wir nicht nur die Vorteile sehen, sondern dass wir wirklich abwägen… also, wir machen quasi solche ja SWOT-Analysen, dass man da sich so… also man muss einfach wirklich bei jedem Prozess auch beurteilen, inwieweit es eben mögliche Risiken gibt und wir haben zum Beispiel auch Grundsätze, wie wir mit der grünen Gentechnik umgehen. Wir haben eine Einzelfallbewertung, der potentielle Nutzen einer gentechnisch veränderten Pflanze muss deutlich höher liegen, als bei bisher verfügbaren Sorten. Genau, also wir realisieren schon die Probleme oder die Risiken, die möglichen Risiken, sehr gut. Analysieren die und müssen dann eben abwägen. Zum Beispiel führen wir Freilandversuche erst dann durch, wenn Vorprüfungen im Labor und Gewächshaus ergeben, dass nach dem Stand des Wissens mögliche Schäden ausgeschlossen werden können. Also von daher sind wir sehr…

F16: Dieses Urteil fällen Sie mit Ihren eigenen Leuten, oder haben Sie auch externe Experten, die da das mit beurteilen würden?

A16: Also da sind externe Experten, eben weil wir eben solche interdisziplinäre Arbeitsgruppen haben und uns da auch immer rückversichern, ist es absolut wichtig, dass auch externe Experten mit einbezogen werden, das ist ganz, ganz klar. Auch externe Studien werden da mit einbezogen. Nicht nur eben Menschen, sondern auch Fachkompetenz von außen wird natürlich mit einbezogen, ganz klar.

F17: Und für wie relevant halten Sie das, diese Problemlösungskompetenz zu demonstrieren?

A17: Absolut wichtig, weil das ist eben auch eine vertrauensbildende Maßnahme. Das man nicht sagt, das ist absolut sicher, sondern man muss deutlich machen, man hat sich mit möglichen Risiken auseinander gesetzt. Aber wichtig ist eben bei so einer Risikobewertung… also es muss dann eben eine Bewertung stattfinden: Für wie hoch schätze ich ein mögliches Risiko ein? Und dann muss ich eben eine Entscheidung fällen, aber die muss man… aber dann wird es eben offen und transparent. Wenn man sagt: Ich habe mich mit den und den Risiken auseinandergesetzt, hab für mich die Entscheidung getroffen, das Risiko ist zu groß, deshalb mache ich es nicht. Oder in dem anderen Fall: Ich habe ein Risiko eingeschätzt, habe beschlossen nach allen… nach dem Stand des Wissens, sind Schäden auszuschließen, deswegen entscheide ich mich für den Einsatz.

Kommunikative Kompetenz

F18: Gut. Nehmen wir mal an, Sie kommen später zu einem Ergebnis, dass frühere Untersuchungen falsch waren und dass es jetzt doch ein größeres Risiko gibt als angenommen, wie gehen Sie damit um?

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A18: Offen und transparent. Sofort ansprechen und sagen: Die Entscheidungsgrundlage hat sich in dem Moment sofort geändert. Also, da muss man recht schnell rausgehen und sagen: Okay, das ist eine Studie, da gucken wir, wie relevant ist die Studie? Wenn sie relevant erscheint und wenn es auch Fachleuten als relevant erscheint, ist es absolut wichtig, dass man dann auch dazu steht, eine bestehende Entscheidung auch zu revidieren.

F19: Auch als Unternehmen?

A19: Auch als Unternehmen, absolut. Das wär die falscheste Entscheidung mit Vollgas in die falsche Richtung weiterzufahren. Also das geht gar nicht.

F20: Ne, das ist nur in den Medien oft so dargestellt, ja, also in dem Fall von MON810 war…

Monsanto fand es unbedenklich, die Medien fand es bedenklich und man hat so beharrt auf sein… also zumindest wurde es in den Medien so dargestellt.

A20: Ja, ja genau und gerade auch bei dem Fall MON810 ist es ja auch so. Da muss man wirklich die Studie ganz genau angucken und da muss man… und das ist… eben genau… und irgendjemand bringt eine Studie raus, aber es muss dann eben die Relevanz einer solchen… ja eines solchen neuen Ergebnisses, muss dann eingeschätzt werden und manchmal kommt man zu dem Ergebnis, die ist nicht relevant und nicht überzeugend, dann fahre ich weiter oder gehe ich weiter auf meinem Weg, oder sie ist so relevant und wichtig, dass eben eine Entscheidung eben nochmal revidiert werden muss. Das sind eben die zwei Möglichkeiten, die man hat. Wenn man zu dem Schluss kommt, dass sie so relevant ist, dass ein Umkehre… eine Umkehr oder ein Stoppen eines Prozessen notwendig ist, dann wird der bei uns hier sofort auch gestoppt.

F21: Daraus schließe ich, dass sie das auch als sehr relevant halten da….

A21: Ja, absolut relevant, ja.

Kommunikative Offenheit

F22: Gut, dann können wir gleich mit... da überspringe ich eine Frage, wie es gerade gut passt. Als wie offen würden Sie denn ihre Kommunikation bewerten?

A22: Also, wir bezeichnen sie als sehr offen und sehr transparent. Also wir machen wissenschaftliche, technische und anderen Informationen der Öffentlichkeit recht früh und auch sehr umfangreich transparent. Was wir nicht können sind natürlich Betriebsgeheimnisse ausplaudern, das geht natürlich nicht, aber dadurch dass wir Leute bei uns in unsere Forschungseinrichtungen Führungen machen, das wir eben im regionalen Dialog sind, wo jeder auch kommen kann, Fragen stellen kann. Wir auf Informationsveranstaltungen gehen, also wenn wir irgendwas vorhaben, ist es eine Devise von uns möglichst offen und transparent zu handeln.

F23: Und für wie relevant halten Sie diese Offenheit?

A23: Auch sehr wichtig. Weil das ist eine vertrauensbildende Maßnahme. Also das hatte ich mir als ein… das steht bei mir ganz oben auf der Liste der vertrauensbildenden Maßnahmen. Also offen, transparent und dadurch wird man dann eben auch glaubwürdig.

Gesellschaftliche Verantwortung

F24: Gut. Würden Sie sagen, dass das gesellschaftliche Interesse mit Ihrer Kommunikation zum Thema grüne Gentechnik treffen? Ist es ein Thema in…

A24: Es ist ein absolutes Thema. Also es ist ein Thema, was unsere Kommunikation sehr stark prägt und sie prägt sie nicht nur bei Kunden, sondern sie prägt sie bei ganz vielen

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verschiedenen Zielgruppen. Deswegen war die Liste, die ich vorhin aufgezählt habe auch so groß. Also es ist ein Thema, was in der Öffentlichkeit breit diskutiert wird. Was mir eben fehlt, ist das die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die es dazu gibt, auch die vielen Studien, die es dazu gibt, das die zu wenig in der Öffentlichkeit noch diskutiert werden. Es werden zu stark die Risiken diskutiert und wenig die Vorteile und der Nutzen des Ganzen.

F25: Würden Sie dann eher sagen, die Befürworter müssten versuchen, sich auf die Diskussion der Gesellschaft einzulassen, oder man muss die Gesellschaft mehr für die Wissenschaft interessieren? Also wo muss die Annäherung stärker stattfinden?

A25: Ja, also ich denken, sie muss auf beiden Wegen stattfinden. Zum einen müssen wir auch ganz genau zuhören, wodurch die Entscheidung oder die Befindlichkeit von der Gesellschaft… wie die zustande kommt. Also wir beschäftigen uns auch ziemlich stark, warum solche Bedenken und warum solche Vorbehalte gegen die grüne Gentechnik da sind und warum es zum Beispiel Gentechnikkritiker so leicht haben oder so gut argumentieren und dadurch eine höhere Akzeptanz für ihre Position bekommen. Also das machen wir sehr stark mit der Auseinandersetzung mit Argumenten der Kritiker. Aber auf der anderen Seite müssen wir es auch schaffen, unsere Botschaften, unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse so zu formulieren, dass es auch wirklich der Otto-Normalverbraucher, der ganz normale Mensch auch versteht. Die Sprache, die Sprachen passen noch nicht zusammen. Das meinte ich auch ganz am Anfang, dass wir einfachere Botschaften, plakativere Beispiele brauchen, um den direkten Nutzen einfach deutlicher zu machen.

Ethische Verantwortbarkeit

F26: Gut. Da wär noch der letzte Faktor, da geht es um ethische Normen. Da wäre die Frage: Würden Sie sagen, dass die Diskussion um das Thema grüne Gentechnik ethische Grenzen berührt und für wie relevant halten Sie das Thema Ethik für Ihre Kommunikation?

A26: Also das ist ja zum Beispiel auch gerade mit der Zielgruppe Kirche ein wichtiges Thema, weil von dieser Seite seht stark der ethische Aspekt, quasi dieser Eingriff in die Natur, Veränderung, Gott spielen, also dieses „wording“ trifft… und Ethik hat ja auch was mit ja, damit zu tun wie eine Gesellschaft mit bestimmten Themen umgeht und wie ja, eine bestimmte Kritikfähigkeit und eine gesellschaftliche Einstellung zu bestimmten Themen… also ein wichtiger Punkt. Wir befürworten das auch, dass zum Beispiel immer quasi … man muss zum Einen über die wissenschaftlichen und die biologischen Hintergründe Bescheid wissen, aber dann eben auch in der Lage sein, sich eine Meinung da zu bilden, ethische Meinung da zu bilden. Da gibt es ja auch tolle Schülerprogramme wie Hannover Gen zum Beispiel, die genau das miteinander verbinden. Wo die Schüler die biologischen Hintergründe lernen, aber dann eben auch im Religionsunterricht eben diese ethische Abschätzung machen: Was wollen wir als Gesellschaft? Wie wollen wir mit der Natur umgehen? Wie wollen wir mit Technik umgehen? Wie wollen wir …. ja, wo sind die Grenzen unseres Handelns? Ist handeln besser, ist nicht handeln besser? Hat Nicht-Handeln auch ethische Folgen? Also das sind eben auch diese Abschätzungsfragen, also ganz, ganz wichtige Frage.

F27: Gut. Ich wäre jetzt mit meinen Vertrauensfaktoren zu Ende, hab aber noch ein paar andere Fragen, aber wenn Sie jetzt noch weitere vertrauensbildende Maßnahmen haben, könnten Sie die ja noch nennen.

A27: Authentizität ist für mich ein wichtiger vertrauensbildender Faktor, dass jemand authentisch ist. Dass er nicht zum Einen dies sagt und zum Anderen das sagt, also das wirklich die Argumente, ja authentisch rüberkommen. Und kritikfähig, das finde ich auch eine ganz wichtige Sache, dass man wirklich auch die Argumente der anderen Seite hört und sich darauf einlässt, auch sich Kritik gefallen lässt, „Sagt, Mensch genau, du hast eigentlich Recht, bei dem Punkt müssen wir uns nochmal hinterfragen und

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dann müssen wir unsere Meinung noch mal auf den Prüfstand stellen“ und eben eine permanente Dialogbereitschaft ist auch ganz wichtig. Wenn jemand nicht bereit ist dem Anderen zuzuhören, oder mit Jemandem in den Dialog zu treten, dann hat die andere Seite da kein Vertrauen mehr, ja zur Person.

Aufklärung

F28: Meine Überlegungen schließen auch mit ein, dass die Diskussion über die Risiken und eine Aufklärungsarbeit nicht zu einer größeren Akzeptanz bisher geführt hat. Wie schätzen Sie das ein?

A28: Aufklärung über Risiken?

F29: Also generell, dass man versucht hat die Bevölkerung mehr aufzuklären darüber, was sind wirklich die tatsächlichen Risiken, was sind auch die Nutzen? Die sind nur wahrscheinlich nicht so spürbar. Das einfach generell diese Aufklärungsarbeit , das hat man ja schon länger verstanden …

A29: Das sehe ich ganz genau so, dass es bisher noch nicht gelungen ist die Vorteile rüberzubringen und die Risiken noch sehr stark im Vordergrund stehen. Das hatte ich auch eben am Anfang versucht zu sagen, weil es eben, das „wording“ noch nicht passt. Wir kommen noch nicht zueinander. Wir sprechen noch nicht dieselbe Sprache, das ist das wo wir wirklich viel Gehirnschmalz reinstecken. Wie können wir die Vorteile, den Nutzen der grünen Gentechnik noch deutlicher machen? Und deswegen beschäftigen wir uns eben auch damit, wie eben die Vorbehalte zustande kommen. Wir sind jetzt gerade sehr stark dabei, zu diskutieren wie weit das mit Ängsten zu tun hat bei Menschen und sind da jetzt auch mit einem Angstforscher in einem Dialog und der hat uns zum Beispiel erklärt, dass es beim menschlichen Gehirn verschiedene Angstzonen gibt. Es gibt also quasi so dieses Bauch… diese Urangst. Das hat was mit einer existentiellen Angst zu tun, also Hunger, Tod, also immer so was mit wirklich existentiellen Urängsten. Das ist bei uns im Gehirn verankert und viele der Argumente gegen die grüne Gentechnik zielen genau auf dieses Angstspektrum im Gehirn ab. Dieses Angstspektrum , das überlagert quasi die Vernunft, die intelligente Angst, wo man sagen kann: Mensch du brauchst doch jetzt keine Angst zu haben durch die dunkle Straße zu gehen oder jetzt durch das dunkle Zimmer zu gehen, du weißt doch, da steht niemand mit der Keule hinter der Tür und haut sie dir über den Kopf. Also diese rationelle…. diese rationelle Angst, die gibt es ja auch, wenn man weiß, im dunklen Zimmer kann dir nichts passieren, weil, die Haustür ist zugesperrt, es ist niemand Anders im Raum, die kann man überwinden, aber wenn eben dieser Urangstbereich im Gehirn angesprochen wird, dann schlägt die immer diese rationelle Angst und solange die Argumente immer auf diese Urängste abzielen, wird es nicht gelingen mit rationellen Argumenten diese Angst zu besiegen. Das heißt, man muss jetzt Argumente finden, die den Nutzen ansprechen, aber eben auf dieser Urangstebene. Das ist wirklich schwierig das zu erklären, aber das ist eine spannende Sache, wo wir vielleicht in dem, ja, im nächsten Jahr irgendwie weiterkommen. Das wir versuchen da andere Argumentationslinien zu verfolgen.

F30: Hört sich auf jeden Fall interessant an. […] Und meine Arbeit zielt ja auch darauf ab, dass man eben andere Wege der Kommunikation finden muss und ein Gegner, der ist nicht so in der Situation, dass er Lösungen anbieten muss wie man es besser machen kann. Er ist ja zufrieden mit der Situation, wie es im Moment ist.

A30: Absolut, genau, und ich finde auch die Kommunikation von den Gegnern sehr, sehr gelungen. Also muss ich ganz ehrlich sagen, sie zielen wirklich genau auf diese existentiellen Ängste ab, Gesundheit, ja, Gefahren für Leib und Leben, das sind genau diese Angstszenarien und dann ebenso Verschwörungstheorien, Machtkonstrukte, also das sind alles so Argumente, die sehr, sehr leicht bei Menschen verfangen. Und das finde ich, ist genial gemacht. Die brauchen gar nichts Anderes mehr zu machen und wir sind jetzt in der Situation um zu gucken, wie können wir das… ja wie können wir

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unsere positiven Argumente, den Nutzen wirklich noch stärker in den Vordergrund stellen. Da sind wir sehr stark gefordert.

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Interview Befürworter 3

Allgemein

F1: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen in der Debatte über grüne Gentechnik?

A1: Ich glaube, das muss man global differenziert betrachten. Warum differenziert? Das Thema grüne Gentechnik ist im Wesentlichen als Technologie, wenn man Nordamerika und Südamerika sich anschaut, ist die Technologie... wird eigentlich nicht in Frage gestellt. Also da gibt es im Grunde genommen eine sehr geringe öffentliche Debatte über die Technologie. Da gibt es ein bisschen eine Debatte über die Industrie. Das ist aber ein ganz anderes Thema. Das heißt also, man muss zunächst einmal sagen, dass in weiten Teilen der Welt, es geringfügig eine öffentliche Debatte gibt und die öffentliche Debatte in Europa ist eine ganz intensive. Und die öffentliche Debatte in Europa, und das ist aus meiner Sicht die Hauptherausforderung auch für uns, das ist eine in hohem Maße emotionalisierte Diskussion ist. Also eine emotionalisierte Diskussion, eine Diskussion, die häufig wirklich mit nur einer geringen Faktengrundlage geführt wird und wo aber sehr stark emotionalisiert wird. Ich denke, das ist die Hauptherausforderung aus meiner Sicht.

F2: Würden Sie denn sagen, dass das für die ... also dass Sie diese Probleme in USA nicht haben?

A2: Wir haben diese Probleme in USA in der Tat nicht. Also wenn wir die Diskussion uns anschauen, es gibt dort auch Diskussionen. Aber das ist nicht Teil einer öffentlichen Diskussion. Ich meine, es gibt dort eine NGO, die das juristische System einfach nutzt um, ich sag mal, die zu blockieren. Es ist weniger eine öffentliche ... also es ist wenig eine öffentliche Diskussion. Es gibt eine Diskussion über diese, wie heißt das, „Koexistenz“. Das ist mehr dieses Koexistenz-Thema. Das ist aber hier in Europa jetzt eine viel fundamentalere Diskussion, die wir eigentlich haben.

Maßnahmen

F3: Dann wäre die nächste Frage: Was sind die kommunikativen Maßnahmen, die Sie hauptsächlich ergreifen?

A3: Also ich denke, da gibt es auch wiederum mehrere Ebenen. Ein Gutteil der kommunikativen Maßnahmen ergreifen wir nicht als Firma, sondern wird eigentlich von der Industrie gemeinschaftlich über Institutionen wie, sag ich mal, Croplife International, EuropaBio, USBio, also über die Verbände letztendlich gemacht. Und da gibt es also sehr unterschiedliche... da gibt es sehr unterschiedliche Maßnahmen. Es gibt einmal wirklich ein breites Angebot im Internet an Informationen. Es gibt spezifische Aktionen für Schulen, für Studierende, für... also ich sag mal, wo also wirklich auch... wie sagt man so schön auf Neudeutsch... Outreach betrieben wird, also hinausgegangen wird. Es gibt natürlich auch eine ganze Menge spezifische Informationsveranstaltungen, die für politische Mandatsträger organisiert werden. Also das ist ein ganzer Strauß. Ich würde sagen das meiste, das meiste wird wirklich von den Verbänden gemacht. Wir kümmern wir uns im Wesentlichen um die Belange unserer Produkte, das heißt für uns ganz speziell, heißt das heute ganz, ganz viel eben Medienarbeit.

F4: Gibt es einen besonderen Grund, warum Sie das über die Verbände machen?

A4: Das hat schlichtweg etwas… also grundsätzlich sind die Themen für uns alle in der Industrie gleich und das ist dann eine Frage ein bisschen auch der Effizienz. Und man muss auch sagen, ein Verband ist immer noch in der Regel glaubhafter als wenn es eine einzelne Organisation - also so ist mein Gefühl - als wenn es eine einzelne Organisation macht. Und was wir eigentlich … wo wir uns hinbewegen wollen, aber das ist ein Wollen, da sind wir heute nicht. Wir wollen eigentlich stärker in, und da sind wir dabei

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Konzepte zu entwickeln, in einen öffentlichen Diskurs hinein, den nicht ein Verband gestaltet, den nicht wir gestalten, sondern wo wir uns im Prinzip versuchen auch Leute, ja, wo wir versuchen Leute zu gewinnen, die, ich sag mal, in der Öffentlichkeit auch eine Glaubwürdigkeit besitzen. Wir sind in der Regel nicht glaubwürdig. Genauso, die Politik ist auch nicht glaubwürdig, ja, vielleicht sogar noch weniger glaubwürdig. Wo wir aber Leute gewinnen, die eine Glaubwürdigkeit besitzen, die, ich sag mal, nicht für uns sprechen, sondern die dafür sorgen, dass über dieses Thema nicht nur negativ berichtet wird, nicht nur emotionalisiert berichtet wird, sondern wirklich, ich sag mal, ein Diskurs über dies Für und Wider, positive auch Bedrohung und diese Dinge gesprochen wird. Also wir wollen in Richtung Diskurs uns bewegen. Das wird eine unserer Aufgaben jetzt in diesem Jahr sein, eine Diskursplattform aufzubauen. Aber das ist Zukunftsmusik und das ist auch sehr teuer, muss man sagen. Ich meine… deswegen auch, sehr viel geht über die Verbände.

F5: Jetzt in Bezug auf Vertrauen, wo wir später noch drauf kommen, ist ein Verband anonymer, als jetzt ein einzelnes Unternehmen.

A5: Ist anonymer, ja. Wobei natürlich auch, was ich … Sie werden sich mit den Themen dann intensiv auseinander gesetzt haben. Ich denke, wir haben natürlich auch schon auch ein paar Leuchtfiguren, die auftreten und Anonymität hat natürlich auch Nachteile. Eine Persönlichkeit ist fassbarer, greifbarer und ich denke, wir haben da jemanden, der nach außen sehr, sehr stark bei dem Thema auftritt. Und da muss man ganz realistisch sein, wenn die Geschäftsführer was sagen, die werden natürlich ganz anders wahrgenommen, als wenn ich was sage, zum Beispiel.

Stakeholder

F6: Sie hatten es ja schon angesprochen, welche Bezugsgruppen sie da speziell adressieren. Können wir grad noch mal durchgehen. Sie hatten Politiker schon angesprochen.

A6: Also Politiker gehören sicherlich, also politische Mandatsträger und Leute die in der politischen Sphäre arbeiten, gehören natürlich dazu, weil die letztendlich ja politische Entscheidungen. Ich denke, das was ganz schwierig ist, weil es in der Fläche gar nicht für uns eigentlich zu bewerkstelligen ist, sind Jugendliche, Kinder, sind Schulen. Weil natürlich viele der Grundlagen für eine Ablehnung werden früh gelegt und wenn das erst einmal da ist, dann ist das da. Also mein Kinder, das erste Mal als ich mit denen diskutiert habe über das Thema, ich hatte diesen Wahlomat mal mit denen gemacht, da gab es dann die Frage 23, ob man gentechnische Lebensmittel essen will, und was haben die sofort gesagt, alle drei Kinder bei mir: Nein, nein, nein! Das haben die nicht von mir gehört, ja. Das hatten die aber aufgeschnappt. So, und dann haben wir länger diskutiert. Heute sind die, ich sag mal, wiederum, heute sind die positiv eingestellt. Die wissen, aha, das ist wichtig für uns, deswegen kommt das Geld ins Haus. Das ist nicht jetzt ein inhaltliches Thema. So sind die natürlich auch eingenommen und ich denke, Kinder vernünftig zu erreichen ist, Kinder und Jugendliche zu erreichen ist eine Gruppe, die man nicht unterschätzen sollte. Aber es ist natürlich eine große Flächenaufgabe. Was hatten wir noch? Ich glaube, das sind wesentliche Gruppen, also Politik und auch eben Jugendliche, ja.

F7: Und versuchen sie zum Beispiel auch mit Landwirten direkt …

A7: Haben wir selber, nein, wenig. Also für das spezifische Thema, ja, in der Fläche wir nicht. Beim Verband bin ich überfragt, muss ich ganz ehrlich sagen. Übrigens Sie sollten wahrscheinlich, das wäre für Sie ganz gut, wenn Sie mit jemandem, vielleicht mit Natalie Moll von EuropaBio ein Gespräch führen, das wäre wahrscheinlich wirklich … da wäre noch jemand, der… Natalie Moll heißt die Chefin von EuropaBio und das lässt sich garantiert einrichten.

Vertrauen

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Sachkompetenz

F8: Dann kommen wir mal stärker auf das Thema Vertrauen: Ich habe Vertrauen deswegen gewählt, weil es ja eine sehr komplexe Sache ist. Nicht nur wissenschaftlich, sondern auch mittlerweile auch wie wirtschaftlich diskutiert wird und von der Tragweite auch ethisch. Und deswegen ist Vertrauen was, was ein Verbraucher dem Einzelnen entgegen bringen muss. Da gibt es eben in der Literatur verschiedene Faktoren, die da beschrieben werden und die werde ich jetzt nacheinander durchgehen und dann werde ich eben fragen was Sie dafür tun, um diese Kompetenz zu unterstreichen und ob Sie das für relevant halten in der gesamten Diskussion. Also das erste wäre eben Sachkompetenz: Wie demonstrieren Sie aktiv Sachkompetenz zum Thema grüne Gentechnik?

A8: Also was wir …. ich denke auch da wieder über mehrere Ebenen. Wir haben eine ganze Menge Kontakte zu Leuten aus der Politik und die kommen auch sehr, sehr häufig auch wirklich mit Fragen auf uns zu. Und ich denke da ist gerade bei uns ein Experte, der das sehr stark auch da nach außen vertritt und er hat sich wirklich einen Namen gemacht. Warum? Weil er eben diesen Leuten, ich glaube vernünftig recherchiertes Hintergrundwissen auch wirklich gibt. Das heißt es … da geht es wirklich „one on one“. Die Internetseite, die wir haben, ist natürlich auch dazu da, dass wir Fragen, die auf uns zukommen versuchen, sachkompetent und, ich sag mal, offen und ehrlich darüber, über Dinge zu sprechen. Wir haben eine ganze Menge Informationsmaterial, was wir, sag mal, aufbereitet haben, wo wir ... dass wir Leuten zur Verfügung gestellt haben. Wo wir versuchen nach bestem Wissen und Gewissen eben Fach- und Fakteninformationen für Leute zusammenzustellen. Also ich denke, das ist die Art und Weise wie wir versuchen nach außen eben auch diese Fachkompetenz rüberzubringen. Ob die viel zählt? Ich mir nicht sicher. Ob die gehört wird? Ich habe das Gefühl: Fakten sind zwar gut, aber die Emotionalität hat einen viel größeren Einfluss als die Fakten.

F9: Würden Sie denn auch sagen, dass das Hinzuziehen von neutralen Experten da auch hilft um eine gewisse Sachkompetenz, also eine Unabhängigkeit, zu demonstrieren?

A9: Ja, was und das geht wiederum von der ... von den Verbänden aus, also es gibt eine Reihe von... also zunächst mal haben sich die wissenschaftlichen Akademien relativ intensiv auch zu dem Thema geäußert, die, ich sag mal, eher unabhängig dann sind, auch von der Wissenschaft kommen, von den Fakten kommen. Es gibt eine Reihe von Institutionen, Innoplanta, und die sich für Thema Pflanzenbiotechnologie im Grunde genommen stark machen. Das Problem, das wir natürlich haben, ist, und da wird man natürlich auch aufs Korn genommen. Es gibt eine ganze Menge von Leuten, die sich für Gentechnik einsetzen, es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die sich gegen Gentechnik aussprechen. Und da wo wir natürlich auch immer wieder ins Schwimmen ... wo wir öffentlich dann auch aufs Korn genommen werden, ist, dass dann gesagt wird, also da beteiligen sich ja auch Leute an dieser und dieser Organisation. Also da wird natürlich auch sehr schnell versucht das immer wieder diese Neutralität in Frage zu stellen. Das machen die NGOs ganz gezielt und das ist, diese Neutralität wirklich zu haben, zu wahren und nach außen auch glaubhaft vermitteln zu können, ist nicht so einfach in der Realität. Also ich glaube, das neutralste sind da heute für mich die Akademien, die einfach wirklich mit Informationen aufwarten und die nutzen wir, aber eben indirekter.

Problemlösungskompetenz

F10: Dann, wie werden Probleme adressiert? Also gerade jetzt in Bezug auf Risiken. Wie werden Problemlösungsvorschläge erarbeitet und dann kommuniziert?

A10: Also das ist insofern für uns wirklich ein schwieriges Thema, weil wir natürlich in der Regel auf die Faktenbasis gehen. Da wird unglaublich emotional diskutiert. Wir haben da such versucht wirklich die Fakten vernünftig aufzubereiten. Immer wieder, ich sag mal, in Interviews, in Publikationen auch darauf eingegangen, dass eben ein Gentransfer von einer Pflanze zu einem Mikroorganismus, ich sag mal, fast beliebig

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unwahrscheinlich ist. Das kann man auch belegen. Dass der Gentransfer von einem Mikroorganismus zu einem andern Mikroorganismus viel wahrscheinlicher ist. Das heißt also im Grunde genommen, von dieser Technologie geht im Vergleich zu dem, was wir in der Umwelt heute schon haben, eigentlich kein wirkliches Risiko aus. Aber diese Fakteninformationen, so oft sie auch schon erwähnt worden sind, sie finden kein Gehör. Also das ist wirklich schwierig. Also wir versuchen, auf Fakten da zu setzten. Fakten sind schwierig in die Köpfe von vielen zu bekommen. Emotionen sind viel leichter zu bewegen. Das sieht man jetzt gerade beim Thema Atomkraft wieder.

F11: Was sind denn aus Ihrer Sicht genau die Emotionen, die da eine Rolle spielen? Die, die Gegner benutzen oder die, die in der Bevölkerung da sind.

A11: Ja, es werden Ängste geschürt. Kommen wir zu dem Thema Antibiotikaresistenz. Angst die geschürt wird, die Angst die geschürt wird ist: Ich kriege plötzlich eine Krankheit und kann nicht mehr geheilt werden. Ich glaube, es gibt ganz, ganz intensive Bedenken, dass sich die Produkte plötzliche in einer Art und Weise ausdehnen, nicht mehr beherrschbar sind, auskreuzen, das sich, ich sag mal, die Natur nachhaltig verändert. Das sind glaube ich ... das ist ein, da gibt es hier... und noch mal, wir reden über diese Ängste. Das alles reden wir über Deutschland oder über Europa. Wir reden nicht über die Welt. Ich denke, es gibt Ängste, dass solche Technologien, die sehr teuer sind, ein sehr hohes Investment erfordern, plötzlich die Landwirtschaft von wenigen Firmen abhängig macht. Also das sind die Ängste, glaube ich, die geschürt werden und die bei den Leuten eine nachhaltige Wirkung hinterlassen werden.

F12: Also generell die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft?

A12: Also, ja, das ist sicherlich ein Punkt. Ich glaube dieses Thema „unkontrollierbar, nicht mehr aufhaltbar, dehnt sich aus“, das sind schon ähnliche Ängste, wie wir sie auch schon in der Atomenergie haben. Also ich glaube, das Thema Industrialisierung ist für mich in der Wahrnehmung das kleinere Problem. Ich glaube, das ist mehr bei den Landwirten, trifft sogar die Abhängigkeit von wenigen Firmen. Das ist mehr bei den Landwirten als in der Bevölkerung, aber ich glaube in der Bevölkerung, also meine Wahrnehmung ist wirklich ganz stark diese Existenzängste. Die Natur verändert sich und diese Antibiotikaresistenz, unglaublich wie nachhaltig sich das hält.

Kommunikative Kompetenz

F13: Wenn Sie also jetzt zum Beispiel zu neuen Erkenntnissen kommen würden bezüglich Risiken oder neuen Studien, wie würden Sie damit umgehen, diese weiterzugeben oder wenn man nachträglich zu einem anderen Schluss kommt?

A13: Also ich denke, das was wir wirklich versuchen, ist Offenheit. Nicht nur in guten Zeiten, sondern auch ich schlechten Zeiten […] Und da gibt es für mich auch keine Frage, Offenheit und Transparenz ist denke ich auch Thema Vertrauen, ist wichtig, da sind wir verpflichtet. Und da haben wir, ich sag mal auch wirklich ganz, ganz klare und ich glaube „Guidelines“ und einen Wertekanon, in dem wir uns bewegen wollen. Also insofern: Offenheit und das direkt publik machen würde sicherlich bei uns auf jeden Fall dazugehören, ja.

F14: Das ist ja immer relativ schwierig zu offen, also sehr offen zu sein weil man ja gewisse Dinge auch hat, die muss man einfach als Wettbewerbsvorteil auch für sich behalten. Als wir offen würden Sie denn die Kommunikation bezeichnen?

A14: Also noch mal, wir haben... diese ganze Thema ist im Grunde genommen extrem transparent. Jede Studie, die wir machen, kann jeder Mensch im Internet einsehen. Also wir haben heute eine Transparenz schon bei diesem Thema, die gewaltig ist. Also die Transparenz, die die neuen Medien gebracht haben, ist eine gewaltige. Noch mal, wenn wir Fehler machen, werden wir darüber berichten. Wenn wir Dinge feststellen, dann werden wir berichten. Und ich denke wahrheitsgemäß, das ist wirklich etwas, was wir

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versuchen. Aber deswegen glaubt man uns noch lange nicht. Das ist frustrierend. Ich bin gespannt auf Ihre Arbeit, was Sie da noch herausfinden. Ich glaube das ist... wir können da bestimmt auch einiges lernen, ja also ich bin wirklich... wir sind transparent, wir kommunizieren die Dinge, die wir wissen, wahrheitsgemäß, aber man glaubt uns trotzdem nicht.

F15: Aber Sie würden aber sagen es ist relevant, nur hat es trotzdem nicht den gewünschten Effekt erreicht?

A15: Tja, das ist immer schwierig, was ist relevant? Ich meine im Grunde ... man könnte sich auf die Position stellen, relevant ist, was die Öffentlichkeit interessiert. Für die guten Nachrichten interessiert sich aber gar kein Mensch. Wir haben alle genug Essen. Das ist ein fundamentales Problem, was in Europa haben. Wir helfen, Landwirtschaft effizienter und effektiver zu machen. Wir haben Menschen hier, die immer weniger ihres disponiblen Einkommens für Essen und Trinken ausgeben. Das heißt, es ist kein „need“. Es macht ihnen nichts aus, ein bisschen mehr für Essen auszugeben. Das ist natürlich in anderen Ländern ganz, ganz anders. Und ich glaube, da verkennen wir auch die globale Situation ein bisschen und wenn man anschaut, was jetzt in Nordafrika passiert, das ist natürlich ein Teil des Problems ist, das dort eine Reihe von Leuten, den geht es sehr, sehr schlecht. Die gehen auf die Barrikaden nicht, weil es ihnen gut geht, weil es ihnen schlecht geht. Weil da ist es ein Problem. Ich glaube, global gesehen haben wir schon das Interesse, das eine Landwirtschaft effizient ist, aber das ist hier schwierig durchzubekommen. Also was ist relevant, ich glaube deswegen für diese Leute, diese Ängste sind relevant. Vielleicht kommen wir deswegen mit diesen Themen auch gar nicht durch. Was ich nicht verstehe, und das sehe ich als einen unglaublich großen Unterschied zwischen Nordamerika und Europa. Grundsätzlich sind die Leute in Nordamerika genauso satt wie hier. Warum ist die Diskussion so anders? Und ich glaube das hängt auch ein bisschen was mit der grundsätzlichen Einstellung, mit der Kultur zusammen. In Europa gibt es bezüglich Zukunft, bezüglich neuen Technologien, gibt es einfach eine andere Einstellung in der Gesellschaft. Da sieht man einen riesen Unterschied zu Nordamerika.

Gesellschaftliche Verantwortung

F16: Dann würden wir mal mehr auf die Faktoren, die ich jetzt auch ein bisschen als Schwerpunkt in meiner Arbeit gesetzt habe, nämlich gesellschaftliche Themen und so weiter. Glauben Sie, dass Sie die gesellschaftlichen Interessen und aktuellen Themen aufgreifen mit Ihrer Kommunikation?

A16: Was heißt gesellschaftlichen... was bedeutet das? Die gesellschaftlichen Themen aufgreifen? Die Ängste aufgreifen, in dem Fall, die spezifischen oder was meinen Sie damit?

F17: Man kann das aus einer Entwicklung heraus sehen. Ich denke schon, dass generell die Befürworter versuchen, Themen, die auch für den Verbraucher relevant sind, anzusprechen. Jetzt ist der Nutzen ja für den Verbraucher auch noch nicht da. Weil es noch nicht diese Produkte gibt oder die, die ihm auch spezifischen Nutzen bringen könnten. Und das wird dann angesprochen, ja, man kann der Welthunger damit bekämpfen. Das sind schon Sachen, die interessieren den Verbraucher denke ich, ja, aber sie berühren ihn nicht so. Und die Gegner schaffen es nach meinen Untersuchungen besser, die Themen, die halt den einzelnen Verbraucher interessieren zu adressieren und dann mit ihren Argumenten zu belegen.

A17: Ja.

F18: Nimmt die Antwort vorweg, aber....

A18: Ja, ne, das stimmt aber. Die Ängste, die die Leute haben, das sind die Themen, mit denen sich die Gegner auseinander setzen. Und ich würde sagen, dem stehen wir auch

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eigentlich fast machtlos gegenüber. Warum? Weil natürlich das, was wir versuchen rauszustellen, ist erstens mal, dass die Technologie sicher ist. Das ist natürlich schon Adressieren der Angst. Nur die Angst lässt sich leichter schüren, als eine Sicherheit. Also ich glaube dieses Thema, Sicherheit der Technologie wird schon intensiv adressiert, nur das ist im Grunde genommen, das ist natürlich eine defensive Diskussion, die wir hier führen. Die Diskussion, die wir lieber führen wollen, die aber keinen interessiert ist eigentlich, die Vorteile die es für globale Landwirtschaft bringt. Die interessiert keinen in der Tat, insofern greifen wir durchaus in Themen rein, die gesellschaftlich nicht so relevant sind. Aber das ist ein bisschen „Quadratur des Kreises“. Also ich habe keine Antwort dafür, muss ich ganz ehrlich sagen. Unbefriedigend aber vielleicht können Sie uns ja am Ende der Studie sagen, auf welche Themen wir uns stürzen sollten.

F19: Ja das ist dann noch mal ein Schritt weiter. Also ich meine, dass man sagt o.K., es würde helfen, irgendwie die gesellschaftlichen Interessen oder die Themen stärker aufzugreifen. Ja, aber wie man das als Befürworter machen kann und noch, sag ich mal ... da habe ich ein Beispiel: Es gibt Broschüren, die dann analog zu denen vielleicht von Greenpeace gemacht werden, nur für Befürworter und die sehr blumig dargestellt werden und alle ist schön und alles wird super und das ist dann vielleicht schon mehr, sag ich mal, auf dem Informationsverarbeitungslevel, wo es halt einfacher ist die Dinge nachzuvollziehen, aber ist ja die andere Frage wieder, ob man dadurch glaubwürdig ist, wenn man da die Fakten verwischt oder so was in die Richtung. Deswegen ist es dann schwierig…

A19: Sie meinen solche Broschüren gibt es von EuropaBio oder solche Dinge gibt es. Aber wir erreichen dadurch nur einen relativ geringen Effekt. Angst verbreitet sich viel schneller als Optimismus. Also das ist das Problem, mit dem wir immer wieder kämpfen.

Ethische Verantwortbarkeit

F20: Machen wir mal weiter. Die grüne Gentechnik berührt sicher auch ethische Grenzen. Würden Sie sagen, dass diese Diskussion über Ethik auch Teil von Kommunikation ist oder sein sollte?

A20: Ja, also noch mal, diese Themen mit den Ängsten oder mit ethischen Fragen, das sind eigentlich Themen, die wir in diesem öffentlichen, in dieser Diskursplattform auch thematisieren wollen. Und ich denke, da müssen wir auch bezüglich ethischer Grenzen ähnlich wie das in der roten Biotechnologie, uns auch als Industrie Grenzen setzen. Nur wenn wir uns Grenzen setzen, können wir glaubhaft sein. Wir haben also gesagt, dass wir eben keine tierischen Gene in Pflanzen hinein nehmen, das war für uns die Grenze. Wir nutzen artenübergreifend, das heißt, wir gehen von Pflanze-A nach Pflanze-B. Wir nutzen auch Gene aus dem Genpool von Mikroorganismen zum Beispiel. Aber wir haben gesagt, so Richtung Tiere, da setzen wir eine Grenze. Die ethische Diskussion findet statt. Ich denke, dass das, wenn man sich einmal anschaut, die Führerschaft bei den Diskussionen um Angst haben heute die NGOs wie Greenpeace. Die Führerschaft um das Thema Ethik haben im Prinzip heute die Kirchen. Also das sind eigentlich... und das ist auch etwas was wir auch versuchen, wir sind dabei ein, und das eben auch für die Außenkommunikation, ein neues Werkzeug zu entwickeln. Also ein Werkzeug, mit dem man, ich sag mal, Verfahren Produkte der Pflanzenbiotechnologie, Produkte insgesamt aus dem gesamten Kontext Landwirtschaft, bewerten kann nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Kriterien. Dieses Werkzeug haben wir entwickelt und haben das in der Erstellung der Kriterien über eine ganze Reihe von steakholder- Dialogen gemacht. Das heißt also, wir haben eingeladen: Vertreter aus Kirchen, wir haben eingeladen Vertreten von NGOs (WWF, BUND), dass die einfach auch ihre Meinung dazu sagen, um eben versuchen irgendwo eine Basis zu finden. Wir haben das nicht hier in Deutschland gemacht. Wir haben das in Nordamerika gemacht. Wir haben in Südamerika steakholder-Dialoge gemacht. Um am Ende ein Werkzeug zu haben, um über objektive Diskussion, also die Diskussion objektiviert. Das Werkzeug ist

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nicht nur gestrickt, um Schönwetterinformationen zu verbreiten. Wir haben auch bewusst gesagt als Unternehmen: Wir werden auch damit leben, wenn in der Bewertung herauskommt, das ein Produkt, was wir entwickeln, ob das nun Pflanzenschutz, Pflanzenbiotechnologie ist, da schlecht rauskommt, werden wir es nicht verheimlichen, sondern wir werden auch darüber reden. Einfach, um die Glaubwürdigkeit zu erreichen. Das ist ein Prozess, den wir jetzt angefangen sind zu gehen, wo wir nächstes Jahr, so am Ende des Jahres wird das... werden wir damit an die Öffentlichkeit gehen. Und dieses Instrument wollen wir einfach auch für den Diskurs nutzen, damit wir möglichst viele verschiedene gesellschaftliche Gruppen da rein kriegen. Thema Ethik sind wir angefangen. Das heißt eben dann auch, dass wir Vertreter der Kirchen dann reinnehmen. Und dann kommen dann auch diese ethischen Grenzen... werden dann auch automatisch thematisiert werden.

F21: Würden Sie das als bis jetzt schon als hilfreich empfinden? Zumindest den Dialog mit den Stakeholdern?

A21: Also was wir merken ist, wir hatten also jetzt zwei ganztägige Workshops mit eben Leuten von Kirchen. Die Leute, zunächst mal, sie kommen. Die Leute diskutieren mit. Natürlich haben die auch ihre Meinung auch dazu und die ändert sich auch mit so etwas nicht. Aber es ist ein Werkzeug, womit man Leute, die unterschiedliche Meinung haben, an den Tisch bekommt. Ich denke das Problem, das wir haben, auch als Befürworter ist, wir senden ganz stark, wir kommunizieren unsere Position, aber das aktive Zuhören auch, was will der Andere, was sind die Sorgen, das fehlt glaube ich und ich glaube, das Werkzeug erlaubt es, ein bisschen besser auch einander zuzuhören. Also nicht nur die uns, sondern wir auch denen. Und ich glaube das hilft, auch um einen gesellschaftlichen Diskurs auch vernünftig zu führen.

F22: Ja, ich denke ein wichtiger Punkt mit den Stakeholdern und der Bevölkerung ist, dass sie sich ernst genommen wird. Ich glaube die Ängste sind halt da oder die Befürchtungen. Zu sagen, aus wissenschaftlicher Sicht ist es unbedenklich hilft dem Einzelnen in seiner subjektiven Wahrnehmung oder in seiner subjektiven Beurteilung wenig. Er muss das Gefühl haben, er kann darüber reden und Fragen stellen.

A22: Und da kommen wir natürlich in das Problem, da müssen Sie im Prinzip mit sehr, sehr vielen Leuten sprechen und das ist dann einfach auch ein logistisches Problem.

F23: Also sie sprechen mit denen einzeln, nicht alle an einem Tisch, sondern ...

A23: Doch, doch es sind alle zusammen. Das war ein größerer Zirkus.

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Interview Beobachter 1

F1: Die erste Frage wäre: Worin sehen Sie die Hauptherausforderungen der aktuellen öffentlichen Debatte zur grünen Gentechnik?

A1: Dass Wissenschaft nicht zu Politik verkommt. Die Wissenschaft der Pflanzenforschung ist in dem Bereich selber ziemlich politisiert und wird von Befürwortern und Gegnern sehr stark in Anspruch genommen. Wie wir auch über diese Sachen nur wissenschaftlich streiten können. Das hat mit Genehmigungsverfahren und anderen Dingen zu tun. Das ist eine sehr große Gefahr für Wissenschaft, dass sie entweder selber unmittelbar Politik macht, oder von der Politik nur im Hinblick auf ihre politische Legitimationsfunktion in Anspruch genommen wird.

F2: Dann würde ich jetzt vielleicht hier schon mal vorausgreifen. Das heißt, für Sie wäre die Lösung, dass man das stärker versucht zu trennen?

A2: …dass man es stärker versucht zu trennen und dafür einen Modus für öffentliche Kommunikation zu finden. Das läuft gegenwärtig unter dem Stichwort sozioökonomische Kriterien. Jetzt ist die Frage wo soll dieser Diskurs stattfinden? Das ist dann die eigentlich spannende Frage. Ja also dieser sozioökonomische „Hype“, der ist immer auch gesellschaftlich schon mit wissenschaftlichen Argumenten, aber sieht den gesellschaftlichen Diskurs.

Stakeholder

F3: Was würden Sie sagen, sind die wichtigsten Gruppen, die sich an dieser öffentlichen Diskussion beteiligen? Also, welche sehen Sie da als die, die am Meisten die Meinung beeinflussen?

A3: Tja, beeinflussen tun die Meinung sehr stark Greenpeace und der NaBu, wie heißt es nochmal abgekürzt? […] Tja, und ansonsten wird der Diskurs sehr stark beeinflusst von…

F4: Vielleicht als Hilfestellung: Die Unternehmen, wie zum Beispiel die BASF, die eine gentechnisch veränderte Kartoffel rausbringt, oder auch andere Forschungseinheiten, die in diese Richtung forschen, haben die eine starke Wirkung aus Ihrer Sicht?

A4: Ja, das haben sie, die die Produkte einführen wollen und die Anträge stellen. Aber ansonsten halten die sich eigentlich eher zurück und lassen andere streiten. Das sind dann bestimmte Verbände, bzw. Kommunikationsinitiativen, wie z.B. Biosicherheit.de, Transgen.de, das ist also durchaus das BMBF, das da dahinter steht und auf die Art und Weise versuchen die, den Diskurs zu versachlichen, bzw. eng auch an Forschungsfragen, sicher an Forschungsfragen zu diskutieren. Allerdings ist das natürlich einer kleinen Gruppe vorbehalten, von Leuten die sich tatsächlich informieren. Ansonsten ist der Diskurs natürlich im weitesten Sinne eher in Kampagnen… wird der vorangetrieben, wie zum Beispiel bei Greenpeace.

F5: Die Landwirte, die ja letztendlich auch mitentscheiden, ob es angebaut wird, würden Sie sagen, dass die in der öffentlichen Diskussion groß Raum finden?

A5: In Bayern schon, in Bayern schon. Wie heißt da diese Gruppe, also über diese gentechnikfreien Regionen? Da gibt er diesen Christoph Fischer und der hat einen Verein oder eine Initiative gegründet. Das ist in Bayern stark. Wie das in anderen Bundesländern ist, weiß ich nicht. Zum Teil sind schon auch die Kirchen schon auch Akteure im öffentlichen Diskurs, schon auch. Die Unternehmen sind aber eher ein bisschen passiv. Also die bringen ihre Produkte rein und lassen sich das aber eher von Verbänden und so weiter unterstützen.

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Internationaler Vergleich

F6: Nächste Frage wäre internationaler Vergleich. Haben Sie selber auch Vergleiche angestellt? Jetzt Deutschland und im internationalen Vergleich und da vielleicht herausgearbeitet was da die Kernunterschiede sind?

A6: Ja, das beobachten wir. Wir haben jetzt keine eigenen Forschungsstudien dazu angestellt und wir beobachten natürlich diejenigen die die anderen machen. Ja, schon, das ist in Deutschland anders als in Spanien und natürlich erst recht anders als in Amerika. In den USA, aber auch in Südamerika. Es hat in erster Linie damit zu tun, dass die Struktur der Landwirtschaft eine andere ist. Es hat aber auch damit zu tun, dass in Deutschland ein relativ hohes Bewusstsein beim Umgang mit der Natur herrscht. Und es hat damit zu tun, dass man in Deutschland bei Fragen der Technik im Hinblick auf mögliche unbekannte Wirkungen sehr sensibel ist.

F7: Würden Sie sagen, dass das schon immer so war, oder dass es sich im Fall der grünen Gentechnik vielleicht auch ein Stück weit auch deswegen entwickelt hat weil… Es gibt eben diese Theorie, dass eben diese Nutzenversprechen auch nicht eingehalten wurden und dass wie die grüne Gentechnik am Anfang kommuniziert wurde, dass man gesagt hat, man kann sehr viel ändern und das Leben wird sehr leicht und auch für die Verbraucher letztendlich und das man eben in der Forschung nicht so schnell vorangekommen ist, wie angekündigt und dass das so ein bisschen auch einfach so Vorbehalte mit sich gebracht hat, weil es jetzt eben im Moment mehr für die Industrie oder für einzelne Teilgruppen Vorteile bringt. Würden Sie sagen, das hat schon auch einen Einfluss?

A7: Schon auch, ja, genau. In Deutschland ist für Verbraucher der Nutzen eigentlich, den sie davon haben, in Deutschland nicht erkennbar. Aber eine internationale Perspektive zeigt, dass in anderen Ländern, in denen zum Teil klimatisch schwierige Verhältnisse herrschen, oder die Produktivität der Landwirtschaft nicht so ganz effektiv ist, durchaus auch das anders gesehen wird.

F8: Gut. Auch in der gemeinen Bevölkerung dann?

A8: Nee, in der allgemeinen Bevölkerung, weiß ich nicht ob die sich da in den Ländern so besonders drum kümmern, aber bei denen die es anbauen können. Der Landwirt, aber dann auch im politischen Bereich. Zum Beispiel Argentinien.

Vertrauensfaktoren

F9: Dann würde ich mal stärker zum Thema Vertrauen kommen. Öffentliches Vertrauen ist ja auch ein Teilziel von öffentlicher Kommunikation, eben versuchen Vertrauen aufzubauen und ich versuche in meiner Masterarbeit eben speziell darauf aufzubauen. Da Vertrauen ja auch ein Mechanismus ist, der die Komplexität versucht zu reduzieren. Und die Materie der grünen Gentechnik ist ja schon sehr komplex und von daher könnte, wenn mehr Vertrauen in einzelne Beteiligten ist, die Diskussion sicher auch vereinfacht werden oder die Zustimmung in der Bevölkerung. Würden Sie sagen, dass in der aktuellen Diskussion Vertrauensaufbau wichtig ist, oder dass es ein Augenmerk ist, auf das Aufmerksamkeit gelegt wird?

A9: Ja, aber man muss sehr genau aufpassen, was man darunter meint.

F10: Können Sie das vielleicht noch näher erläutern?

A10: Vertrauen kann nicht bedeuten, dass man die Transparenz von Verfahren, ja, einfach dadurch ersetzt, dass man den gutgemeinten Absichten irgendwelcher Player, die ja alle Interessen haben aufsitzt. Und dann, ich würde den Vertrauensbegriff… ist ja eine personale Kategorie, also, es früher im Hinblick auf Organisation der Institution nicht

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gebraucht worden. Es ist eine neue Geschichte, dass man da von Vertrauen redet. Ich weiß, was damit gemeint ist, es geht da stark um Verlässlichkeit der Aussagen, aber es ist dann noch mal was Anderes und bei dem Thema Verlässlichkeit geht’s einfach darum, dass auch Verfahren, Strukturen der Auseinandersetzung um dieses Thema transparent gestaltet werden und man sich überlegt an welchen Stellen diejenigen, die es dann betrifft, beteiligt. Das gehört dann dazu.

Sachkompetenz

F11: In der Literatur gibt es Vertrauensfaktoren, die ich jetzt nacheinander mal abfragen möchte. Also, Sie hatten Verlässlichkeit ja schon angesprochen. Das erste wäre Sachkompetenz. Würden Sie sagen, dass Sachkompetenz von den Beteiligten aktiv demonstriert wird und wie wird diese Vermittlung konkret gestaltet?

A11: Von den Beteiligten, die diesen Diskurs vorantreiben, also das sind jetzt dann auch immer wieder, also das sind die beteiligten Gruppen, ja, meinen Sie, nicht die Bürger. Grundsätzlich würde ich sagen teils, teils. Wie viel Kriterien, wie viele Faktoren haben Sie denn?

F12: Ich kann’s Ihnen vorlesen. Es ist, Sachkompetenz, dann Problem…

A12: Ist da ja oder nein, oder gibt es da auch Teils/Teils?

F13: Sie können, also lieber differenziert antworten. Also es geht nicht um Ja/Nein, sondern eher, wie was beobachten Sie, wird die vermittelt. Wird das als einen wichtigen Punkt angesehen, dass man wirklich diese Sachkompetenz demonstrieren muss. Das man Aufklärung betreibt und so weiter.

A13: Ja, das wird als wichtiger Punkt angesehen.

F14: Und was sind das für konkrete Maßnahmen, wie das dann vermittelt wird?

Also, vielleicht als Anregung, was ich mir vorstellen könnte, dass man eben versucht Aufklärung zu machen, dass man dem Laien versucht verständlich zu machen, was steckt dahinter.

A14: Internetportale mit Sicherheit. Das ist jetzt auf Seiten der Wissenschaft und dann gibt es aber auch kritische Portale im Internet. Es wird eigentlich relativ viel gemacht zu dem Thema.

F15: Halten Sie diesen Faktor, also diese Sachkompetenzvermittlung für sehr relevant für diese Diskussion, die hilft sie zu versachlichen?

A15: Eher weniger. Mittel, mittel.

Problemlösungskompetenz

F16: Werden Probleme oder Risiken von den einzelnen Beteiligten angesprochen und konkrete Problemlösungsvorschläge vorgestellt? Haben Sie den Eindruck, dass das so ist?

A16: Ja, also wenn man das so summarisch macht, dann sind das ja ganz unterschiedliche Beteiligte. Dann würde ich schon sagen, dass darüber diskutiert wird. Ja, und dass sie auch von den jeweiligen Parteien angesprochen werden, zum Teil auch vorstellt werden.

F17: Also konkret, Sie würden sagen, dass auch eine Pro-Seite sagt es gibt diese Risiken, aber wir haben diese Problemlösungsvorschläge um sie in den Griff zu bekommen.

A17: Genau. Genau.

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F18: O.K. Und andersrum auch, dass ein Gegner auch mal sagen würde, o.K. unter den Bedingungen, wenn man die Risiken im Griff hat, könnte man Pro-Gentechnik sein, oder Grüne Gentechnik unter gewissen Bedingungen oder sie unter gewissen Bedingungen sie akzeptieren.

A18: Genau. Unter gewissen Bedingungen.

F19: Halten Sie diesen Faktor für relevant, dass es Problemlösungsvorschläge gibt, dass aktiv von beiden Seiten über die Risiken diskutiert wird, für die öffentliche Diskussion?

A19: Das halte ich für höher relevant als die Frage davor.

Kommunikationsadäquatheit

F20: Dann die nächste Frage: Da geht es um die Kommunikationsadäquatheit. Werden Faktoren wie beispielsweise die Risiken der grünen Gentechnik korrekt dargestellt von den einzelnen Beteiligten und eventuelle Falschinformationen später revidiert?

A20: Ja, sie werden korrekt dargestellt, aber nicht adäquat. Verstehen Sie, das stimmt alles, aber für die Öffentlichkeit braucht man auch noch mal Parameter zur Einordnung der naturwissenschaftlichen Darstellung des Risikos. Das wird oft nicht gesehen und deswegen sind diese Dinge auch nicht so relevant. Also diese Sachinformation wird, denke ich, schon korrekt gegeben. Und in diesen ganzen politischen Gremien, das ist… da habe ich eigentlich nicht so eine große Sorge, aber es fehlt die Hilfe zur Einordnung derartigen Wissens in ein Lebenszusammenhang, der von den Verbrauchern, insbesondere aber auch von den Protestgruppen in der Regel ja nicht wissenschaftlich verstanden wird, das fehlt.

F21: Da fällt mir gerade zusätzlich noch eine Frage ein, da sind ja dann unterschiedliche Ebenen auf denen diskutiert wird. Greenpeace oder Gegner, die argumentieren doch eher nicht aus dem wissenschaftlichen Hintergrund, sondern aus dem gesellschaftlichen, wohingegen jetzt Befürworter wahrscheinlich eher sich an die Wissenschaft halten.

A21: Genau. Angst trifft auf Wissen. Was soll man da machen? Da schaffen Sie kein Vertrauen. Aber soll jetzt die Wissenschaft ihrerseits einen emotionalen Diskurs führen? Es gibt ein paar Broschüren von solchen Verbänden um Gentechnik, die haben so viel Blümchen und so, ja, das ist dann auch schon wieder wie Greenpeace, nur auf die andere Seite. Das sind Beruhigungspillen. Aber es funktioniert ja auch nicht. Das nimmt denen niemand ab. Ja, auf der anderen Seite ist natürlich auch der Angstdiskurs vom Ergebnis völlig emotionalisiert. Da gibt es zwar dann immer wieder auch wissenschaftliche Argumente, aber die sind gekleidet in einen Rahmen, der im Grunde von Emotionen besetzt ist und Emotionen mobilisieren will.

Kommunikative Transparenz

F22: Dann wäre die nächste Frage nach der kommunikativen Transparenz. Da wäre die konkretere Frage: Stellen die einzelnen Beteiligten Hintergrundinformationen bereit und legen offen, woher sie diese Informationen haben?

A22: Im Genbereich schon, sonst weniger.

F23: Halten Sie diese kommunikative Transparenz für wichtig? Relevant für die öffentliche Diskussion?

A23: Ja, sehr wichtig.

Kommunikative Offenheit

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F24: Sehen Sie bei den einzelnen Beteiligten eine allgemeine Bereitschaft zur offenen Kommunikation?

A24: Unterschiedlich. All die Gruppen, die Emotionen und Betroffenheit mobilisieren können eigentlich kein Interesse daran haben und ich sehe da auch wenig Bereitschaft. Diejenigen, die wissenschaftlich stärker versuchen das über wissenschaftliche Argumentation voranzubringen, bei denen sehe ich eine stärkere Bereitschaft. Schon auch deswegen, weil sie wissen, dass sie im Diskurs die Schwächeren sind.

F25: Würde diese Offenheit aus Ihrer Sicht helfen, wenn man die, wenn die stärker wäre?

A25: Ich glaube schon, weil sie, wenn sie sensibilisiert, dafür, dass in dem Streit um grüne Gentechnik mehr als Wissenschaft im Spiel ist, dann würde diese Offenheit helfen.

Gesellschaftliche Verantwortung

F26: Würden Sie sagen, dass die einzelnen Beteiligten die gesellschaftlichen Interessen aufgreifen, oder geht die Diskussion eher ein Stück weit an den Bedürfnissen der Verbraucher vorbei?

A26: Das weiß ich nicht, weil ich diese Bedürfnisse der Verbraucher … das ist immer schwierig einzuschätzen. Es kommt immer darauf an wie man sie fragt, ja. Ne ganz große Ablehnung gegenüber grüner Gentechnik. Insofern würde man sagen, offensichtlich nimmt eine Gruppe, nämlich die Kritiker, die Bedürfnisse der Bevölkerung ernst und die Anderen nehmen sie nicht ernst, weil sie immer noch versuchen dagegen etwas … also zu überzeugen. Auch die Überzeuger nehmen sie natürlich in gewisser Weise ernst, weil sie etwas, sofern es Unternehmen sind, etwas verkaufen wollen. Ich weiß dann nicht, und das würde ich gern dazu sagen, was die wahren Bedürfnisse sind, das weiß ich nicht.

F27: Also könnten Sie vielleicht sagen, dass man sich mit den Bedürfnissen der Verbraucher nicht allzu sehr beschäftigt?

A27: Nicht vertieft auseinandersetzt.

F28: Glauben Sie dass es der Diskussion helfen würde, wenn man darauf gezielter eingehen würde?

A28: Ja.

Ethische Verantwortbarkeit

F29: Dann, das wäre der letzte Faktor. Der geht in Richtung ethische Verantwortbarkeit. Befinden wir uns mit der Diskussion zur grünen Gentechnik im Rahmen der ethisch akzeptierten Normen? Also mit der Kommunikation an sich sicherlich, aber die Frage wäre eben auch vielleicht was den Widerstand der Verbraucher angeht, ob wir da vielleicht an eine ethisch schwierige Zone rankommen bei dem ganzen Thema?

A29: Ja, weil da diese Ethik eine… da ist natürlich eine Frage des Ethikverständnisses. Also es geht bei Ethik ja nicht nur um die Frage erlaubt oder verboten. Ja, das ist ja auch immer eine Frage des Rechts. Die Ethik hat ja auch immer damit zu tun, dass da ganz bestimmte… dass da ein ganz bestimmtes Selbstverständnis von Menschen jetzt in dem Fall im Umgang mit Lebensmitteln, mit Natur, aber auch mit Veränderung eine Rolle spielt und die Dimension kann nicht einfach gelöst werden. Ja, da gibt es kein richtig und falsch. Sondern da muss man fragen, O.K., wie macht man das zum Thema? Zunächst mal geht es darum es zum Thema zu machen, weil es da ist und halt eine Rolle spielt. Aber man kann es nicht einfach lösen.

Dialog, Weiteres

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F30: Damit wären wir mal mit den einzelnen Faktoren durch. Sie hatten teilweise ja schon gesagt, wie sie die bewerten. Vielleicht haben sie noch dazu zu ergänzen, was sie sagen würden, was auch noch helfen würde, nach Ihrer Einschätzung das Vertrauen zu stärken, oder würden Sie sagen wir haben damit alles?

A30: Genau, das was ich schon vorhin sagte, also das ist jetzt auch die letzte Antwort: Also, ich würde durchaus meinen, dass Ethik da… eine stärkere Berücksichtigung von Ethik den Konflikt besser verstehen lernt. Und wenn man das tut kann man Vertrauen stiften. Wenn auch die Leute das besser verstehen, was … warum sie z.B. dagegen sind. Und dann der andere Gesichtspunkt, den ich vorhin sagte, das wäre die Bereitschaft, insbesondere der Biologie, sich auf Aspekte der Risikowahrnehmung stärker einzulassen und jetzt nicht so einen Gegensatz von rational und irrational aufzubauen.

F31: Ja. Gut. Es gibt einige Überlegungen in die Richtung, dass Dialogmöglichkeiten die ganze Diskussion eben auch hilft Vertrauen aufzubauen. Gerade Podiumsdiskussionen oder dass das Unternehmen Verbraucher bewusst einladen, oder irgendwelche Verbände. Wie würden Sie das sehen, hat es Potential, hilft es? Oder ist es eher… verpufft da die Wirkung?

A31: Es hilft dann, wenn alle Beteiligten wissen, dass man den Streit nicht nur zur Mobilisierung der eigenen Gruppen führt, sondern um sich auch mal öffentlich auch mal selbst in Frage stellen zu lassen. Und an so einem Streit können dann natürlich nur bestimmte Parteien teilnehmen, weil für andere ist das ganz riskant, sich in Frage stellen zu lassen ist. Aber sagen wir mal für Wissenschaft ist das vielleicht produktiv. Das ist bei Unternehmen anders und das ist bei Protestverbänden natürlich auch anders, weil die einfach eine andere Rolle in der öffentlichen Diskussion zugewiesen haben. Die sollen ja Themen fokussieren, pushen, ja, aber Wissenschaft ist eigentlich dadurch definiert, dass man sich permanent in Frage stellen lässt. Und auf die Art und Weise deutlich macht, was die Grundlage der Argumentation ist.

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Interview Beobachter 2

Allgemeines

F1: Worin sehen Sie die Herausforderungen oder die größten Herausforderungen in der aktuellen öffentlichen Debatte zur Grünen Gentechnik?

A1: Die größte Herausforderung besteht darin, eine Lösung dafür zu finden, die stark ideologisierten Grabenkämpfe zu beenden, die in diesem Bereich stattfinden. Man kann beobachten, dass es im wirtschaftlichen Bereich, etwa bei der international zu beobachtenden Ausdehnung der Anbauflächen, bei der Zahl der Sorten, als auch im methodischen Bereich, wenn es um Sicherheitsforschung, um die Methoden zur Transformation von Pflanzen zum Beispiel geht, enorme Entwicklungen gegeben hat. Die Debatte tritt aber immer noch auf der Stelle und das tut sie inzwischen seit fast 30 Jahren.

Maßnahmen

F2: Aus Ihrer übergeordneten Perspektive: Welche kommunikativen Maßnahmen sehen Sie bei den einzelnen Beteiligten, die hauptsächlich ergriffen werden? Also Befürwortern und Gegnern?

A2: Ich finde die Einteilung in Befürworter und Gegner nicht ganz richtig. Sie stehen sozusagen an den beiden Enden des Spektrums in dieser Debatte. Es gibt zwischen diesen beiden Enden des Spektrums alle möglichen weiter differenzierten Positionen, in der Wissenschaft, in der Wirtschaft und in der Politik. Positionen, die bestimmte Anwendungen der grünen Gentechnik kritisch sehen und andere befürworten.

Welche kommunikativen Maßnahmen sehe ich in diesem Spektrum? Viele Beteiligte argumentieren mit Erfahrungen oder Vorerfahrungen, wobei dasselbe Argument von den unterschiedlichen Seiten sehr unterschiedlich verwendet wird. Nehmen wir als Beispiel das Argument: „Gentechnik wächst seit 15 Jahren auf dem Acker, seit die ersten transgenen Sojabohnen, die 1996 in den USA kommerziell angebaut wurden.“ Für die einen ist das schon eine lange Zeit der Beobachtung und das Argument, das daraus resultiert, ist: Gentechnik hat noch keinen Menschen getötet oder hat noch keinem Menschen nachweislich geschadet und das ist ein Beweis der Sicherheit. Für andere ist exakt dieses Argument ein Argument für Unsicherheit, weil ihnen dieser Zeitraum überhaupt nicht ausreicht, um Risiken zu bewerten. Also, vielleicht müssen Sie die Frage noch mal präzisieren, was meinen Sie mit kommunikativen Maßnahmen? Meinen Sie äußere Formen der Kommunikation, meinen Sie Argumente, Inhalte der Kommunikation?

F3: Es geht schon eher um die Kommunikations-Instrumente, die gewählt werden. Also, würden Sie sagen, dass sehr viel versucht wird, über die Medien zu machen oder mehr über Veranstaltungen oder so in die Richtung?

A3: In dieser Debatte gibt es im Prinzip fast jedes Mittel der Kommunikation, das eingesetzt wird. Das reicht von Veranstaltungen über Flugblätter über Internetauftritte über Blogs über Zeitungen, auch Filmformate auf Youtube habe ich schon gesehen. Ich glaube, es gibt kein einziges kommunikatives Format, das von den verschiedenen Seiten nicht eingesetzt wird. Das gilt für die Gegner, das gilt aber auch für die Befürworter. Im Prinzip bedienen die sich, wenn man das Spektrum anguckt, sehr ähnlicher Maßnahmen.

F4: Würden Sie denn sagen, dass die Gegner da aktiver auftreten oder präsenter sind als die Befürworter?

A4: Sie waren lange Zeit präsenter. Das würde ich auf jeden Fall sagen. Es gibt ein ganz schönes Beispiel, an dem man das vielleicht deutlich machen kann. Im April 2008 wurde zum ersten Mal ein Feld von Befürwortern der Gentechnik besetzt. Und zwar durch die Mitarbeiter der KWS, die ein Feld besetzt haben, um es zu schützen, um die Aussaat zu schützen. Was wir seit vielen Jahren kennen, sind Feldbesetzungen, um die Aussaat zu verhindern oder Felder

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zu zerstören.

Ich glaube, das kann man nicht nur bei den Aktionen, sondern bei fast allen Formaten der Auseinandersetzung sagen: Die Gegner sind über lange Zeit sehr viel präsenter und auch sehr viel aggressiver aufgetreten als die Befürworter.

F5: Sie hatten gesagt, dass Sie es nicht so gut finden, wenn man Befürworter und Gegner so klar unterteilt. Jetzt würde ich dem entgegensetzen, das wird aber in den Medien stark so dargestellt. Wie sehen Sie das? Also dass es wenig Differenzierung zwischen klar-dafür und klar-dagegen gibt?

A5: Ja, ich stimme dem zu. In den Medien wird das Feld ziemlich schwarz-weiß gezeichnet. Es gibt auf der einen Seite die Unternehmen mit ihrem Streben nach Gewinn und an deren Spitze ein Unternehmen, dass in Deutschland keinen besonders guten Ruf hat, nämlich Monsanto: Die Monsanto-Manager werden immer vorgezeigt, als diejenigen, die diese Technologie mit aller Macht und aller Marktmacht durchsetzen wollen. Und dem gegenüber gibt es in der Wahrnehmung der Medien die Gentechnikgegner, in Deutschland zum Beispiel relativ aktiv und auch relativ prominent Imker oder Biobauern, die um die Verkaufbarkeit ihrer Produkte fürchten. Das wird so schwarz-weiß gegeneinander geschnitten. Wenn Sie aber einen Wissenschaftler fragen, der sich mit Risikoforschung beschäftigt, oder auch wenn Sie einen Genetiker fragen, an welche Pflanze würde er denn rangehen oder welche Pflanze würde er in Deutschland zum Anbau vorschlagen, dann werden Sie bemerken, dass es da zwischenzeitlich sehr differenzierte Positionen gibt. Nicht jede Eigenschaft in jeder Pflanze ist sinnvoll, nicht jede Pflanze ist in jedem Gebiet sinnvoll. Also wirklich eine differenzierte Wahrnehmung des Ganzen. Die kommt aber tatsächlich zu selten öffentlich vor.

F6: Würde es helfen aus Ihrer Sicht, wenn man die in der Öffentlichkeit mehr abbilden würde? Also in Bezug jetzt auf ein öffentliches Bild, also dass der Verbraucher sich jetzt ein besseres Bild machen kann.

A6: Ich glaube, man muss es auf jeden Fall tun. Ob es hilft? Es gibt Studien, die zeigen, dass mehr Wissen nicht unbedingt eine höhere Akzeptanz bedeutet. Wissenschaftliche Aufklärung allein kann eine prinzipielle Angst vor Gentechnik nicht beseitigen.

Stakeholder

F7: Dann kommen wir mal zum nächsten Thema: Was sind denn aus Ihrer Sicht die wichtigsten Stakeholder oder Beteiligten in der öffentlichen Diskussion zum Thema „Grüne Gentechnik“?

A7: Gegenwärtig tatsächlich auf der einen Seite die Unternehmen, weil es eben jetzt momentan in Europa eine Phase gibt, in der das Zulassungsmoratorium für gentechnisch veränderte Pflanzen geendet hat und nun die große Frage für Unternehmen, wie beispielsweise die BASF ist: „Bekommen sie ihre Pflanzen zugelassen? Können sie sie anbauen? Kriegen Sie den kommerziellen Anbau hin?“. Für die ist es momentan ein entscheidender Zeitpunkt, darum sind die auch ziemlich stark sichtbar. Was gleichzeitig ziemlich stark sichtbar ist, sind Landwirte, vor allem die Biolandwirte, die jetzt, wo sie vergegenwärtigen müssen, dass möglicherweise auf dem Acker nebenan bald eine gentechnisch veränderte Pflanze wachsen könnte, allein wegen der veränderten Rechtslage, die wir in Europa jetzt haben, deutlicher werden. Und auch die NGOs treten in dieser Phase wieder deutlicher hervor.

F8: Sie hatten klar betont, dass es um die Gegenwart geht. Würden Sie sagen, da ist eine Veränderung zu sehen im Vergleich zu den letzten Jahren insgesamt? Waren zum Beispiel die Wissenschaftler früher präsenter als jetzt?

A8: Ja, die Wissenschaftler waren früher deutlich präsenter. Die Debatte um Grüne Gentechnik fing ja in Deutschland an mit Versuchen an Petunien am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln und die Debatte, die damals in Deutschland losbrach, war eine, in der es vor allem zwei Spieler gab. Und zwar die Wissenschaftler selbst und die Politik. Damals wurde eine Enquete-Kommission zur Gentechnik gegründet, und von Wolf-Michael

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Catenhusen geleitet, die sich fragte: Was brauchen wir in Deutschland für gesetzliche Rahmenbedingungen, um diese Technologie abzusichern? Das waren komplett andere Spieler als jetzt in der Debatte aktiv sind.

F9: Ich hatte auch als Teil meiner Masterarbeit eine kleine Medienresonanzanalyse gemacht und da waren für mich die Politiker schon sehr stark vertreten. Würden Sie dem auch zustimmen, dass die Politik sehr stark mit dem Thema Grüne Gentechnik in Verbindung gebracht wird? Mehr noch als Unternehmen und NGOs?

A9: Das kommt auf das Bundesland an, auf das Sie schauen. Ein Zentrum der Auseinandersetzung ist gegenwärtig Bayern. Und ein Politiker im Zentrum ist Horst Seehofer, der als Bundeslandwirtschaftsminister in Berlin ganz anders über Gentechnik gesprochen hat als er jetzt als Ministerpräsident in München über Gentechnik spricht. Das heißt, wenn Sie eine Medienresonanzanalyse machen, werden Sie vermutlich unter anderem auf diese Auseinandersetzung stoßen. Es ist aber in meiner Wahrnehmung nicht mehr so, dass sich in einem weiten Bereich, wie am Anfang der Debatte, sich zum Beispiel der Deutsche Bundestag mit der Gentechnik beschäftigt; diese Debatte ist inzwischen eher kleinteiliger geworden.

Internationaler Vergleich

F10: Würden Sie einen Unterschied in der Berichterstattung in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern sehen?

A10: Das kann ich nur bedingt vergleichen. Ich kenne die Berichterstattung in den USA. Da sehe ich erstens eine weitaus im Umfang geringere Berichterstattung über das Thema Grüne Gentechnik. Wenn es eine Risikodebatte gibt, wird sie selten sichtbar. Wenn Sie einzelne Konsumenten in USA fragen: „Wollen Sie gentechnisch veränderte Pflanzen essen?“, dann sagen die ähnlich wie die Europäer: „Wenn ich die Wahl habe, lieber nicht“. Aber im Normalleben ist der US-Konsument, obwohl er die Nahrungsmittel tatsächlich im Supermarktregal stehen hat, jemand, der sich darüber nicht besonders aufregt. Und ein ähnliches Bild sehe ich dort in den Medien. Also, diese aufgeregte Debatte kann ich dort nicht finden.

F11: Also, wer hat aus Ihrer Sicht eher damit angefangen? Ist es der Verbraucher, oder haben die Medien vielleicht auch erst dieses Bewusstsein geprägt? Oder kann man das so klar nicht sagen?

A11: Ich glaube, dass es immer wieder ein Spiel zwischen Medien und Öffentlichkeit ist. Die Medien nehmen Strömungen auf, verstärken sie, spielen sie an die Öffentlichkeit zurück. Und sie merken, dass mit jedem Lebensmittelskandal, egal ob er etwas mit Gentechnik zu tun hat oder nicht, auch so die Aufregung rund um dieses Thema wächst.

Vertrauensfaktoren

Sachkompetenz

F12: Dann kommen wir mal zu den konkreten Vertrauensfaktoren. Ich habe Vertrauen deswegen gewählt, weil diese Thematik ja sehr komplex ist und für den einzelnen Verbraucher kaum zu durchschauen und sich das Wissen selber anzueignen. Deswegen muss er denen, die ein Urteil darüber fällen, auch vertrauen können. Und da gibt es eben verschiedene Vertrauensfaktoren, wo ich jetzt einfach der Reihe nach durchgehen würde und Sie fragen, ob Sie finden, dass die einzelnen Beteiligten diese Kompetenz aktiv demonstrieren und ob sie diesen Faktor für relevant halten.

Das erste wäre: Wird die Sachkompetenz von den einzelnen Beteiligten aktiv demonstriert?

A12: Also wir reden jetzt über die Stakeholder, wie wir Sie oben genannt haben? Frage ist: Spielen die ihre Sachkompetenz aus? Habe ich das richtig verstanden?

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F13: Ja, genau, richtig.

A13: Also, ich glaube, diese Debatte wird sehr stark auf der Basis von Sachargumenten geführt. Da wird ganz viel über Distanzen, über Pollenflug, da wird über Grenzwerte von 0,9 Prozent diskutiert, über die Fragen, wann eine Kontamination vorliegt. Das heißt, wenn man hinschaut, geht es ganz viel um Sachargumente, nur sind diese Sachargumente extrem argumentationsbedürftig. Eigentlich hab ich das Gefühl, fast alle Beteiligten sorgen nicht für eine Komplexitätsreduktion, sondern sorgen eher für Verwirrung durch viele Fakten.

F14: Würden Sie denn sagen, dass die Demonstration der Sachkompetenz an sich relevant ist für öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik?

A14: Ich glaube, dass sie durchaus relevant ist. Die Frage ist, wie man mit ihr umgeht.

F15: Also in dem Sinne, dass es einfacher vermittelt wird, oder nur die tatsächlich wichtigen Punkte…

A15: … oder Fakten vermitteln und dazusagen, wie vertrauenswürdig sie sind. Was sind Annahmen, was sind Hypothesen und was sind reale Fakten und woher kommen die Nachweise. Das wird nicht hinreichend gemacht.

Problemlösungskompetenz

F16: Werden Probleme von den einzelnen Beteiligten angesprochen und gibt es auch Problemlösungsvorschläge bezüglich Risiken?

A16: Das glaube ich durchaus, ja. Also, die Probleme werden nicht nur von den Gegnern angesprochen und von den Befürwortern ignoriert, sondern es gibt auch auf der Seite der Befürworter, nehmen wir jetzt mal die beteiligten aktiven Forscher, die Unternehmen, die Verbände, die sich für Gentechnik einsetzen, durchaus ein Risikobewusstsein. Man versucht auch, Risiken zu begegnen. Ein Beispiel ist, bei neuen Pflanzengenerationen auf Marker zu setzen, die zum Beispiel keine Antibiotikaresistenz-Marker sind.

F17: Halten Sie die Demonstration dieser Problemlösungskompetenz für relevant?

A17: Absolut, ja.

F18: Also, Sie denken, dass es dazu beträgt, Vertrauen in die Technologie zu fördern?

A18: Ja, unbedingt, ich halte es für dringend notwendig.

Kommunikative Kompetenz

F19: Werden denn – das hängt vielleicht mit den vorherigen Fragen schon zusammen – Fakten, wie Risiken, wirklich korrekt dargestellt von den Beteiligten, oder wenn es neue Informationen gibt, diese später revidiert?

A19: Also, es hat im Laufe dieser Debatte so viele Fehlinformationen, Fehlinterpretationen und bewusst zugespitzte oder einseitige Informationen und interpretierte Fakten gegeben, dass diese Mischung aus Täuschung und Verwirrung der entscheidende Faktor ist, der dazu beigetragen hat, dass das Vertrauen in diese Debatte und damit die weitere Entwicklung der Debatte extrem erschwert hat. Hier sind wir, glaube ich, an einem entscheidenden Punkt.

F20: Das heißt, Sie würden es für relevant halten, weil es Misstrauen erzeugt hat?

A20: Ja, natürlich.

F21: Würden Sie sagen, dass die einzelnen Beteiligten ausreichend Hintergrundinformationen bereitstellen und transparent kommunizieren?

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A21: Das ist sehr unterschiedlich. Unternehmen müssen ja zum Beispiel, wenn sie neue Produkte anmelden, Unterlagen beibringen, um über die Produkteigenschaften und die entsprechenden Tests usw., Auskunft zu geben. Das sind natürlich alles Tests, die sie selber gemacht haben. Darum lautet ein typischer Vorwurf in der Risikodebatte, die Unternehmen untersuchen die Sicherheit ihres eigenen Produkts. Ich glaube, dass so viel Transparenz vorhanden ist, wie bei industrieller Forschung vorhanden sein kann. Ich glaube, dass es das Misstrauen des Verbrauchers nicht ganz beseitigen kann. Das ist jetzt aus der Sicht, wie transparent Unternehmen kommunizieren. Denn einerseits müssen die natürlich allein im Zulassungsverfahren nachweisen, was ihre Pflanzen können und tun, andererseits versuchen sie natürlich, ihre patentierten Erfindungen oder ihr Know-how zu schützen. Wie bei jedem anderen industriellen Produkt auch.

Ähnliches gilt aber auch für NGOs oder Gegner. Sie sagen nicht immer, woher sie ihre Informationen haben, legen Quellen nicht immer offen, oder belegen ihre Behauptungen nicht immer sauber. Also ich finde Transparenz auf der einen wie auf der anderen Seite kritikwürdig.

F22: Halten Sie denn so eine Transparenz für relevant, würde mehr Transparenz helfen?

A22: Ich glaube, mehr Transparenz würde helfen, ich halte Sie aber für schwer herstellbar. Wichtiger ist eigentlich, worüber wir vorher gesprochen haben, nämlich die Glaubwürdigkeit von Argumenten und Informationen.

Gesellschaftliche Verantwortung

F23: Würden Sie sagen, dass die einzelnen Beteiligten gesellschaftliche Interessen und aktuelle Themen aufnehmen mit ihrer Kommunikation?

A23: Absolut, ja. Alle.

F24: Also ich frage jetzt besonders: Befürworter auch?

A24: Befürworter auch, natürlich. Es gibt ja eine ganz neue Qualität in der Debatte um die Gentechnik. Und die ist erst vor zwei, drei Jahren in die Debatte eingekehrt. Sie wird momentan, Stichwort E10, immer deutlicher: ich spreche von Energie und Biomasse. Der Acker soll künftig nicht nur Nahrungsmittel liefern, sondern gleichzeitig Energiepflanzen und Biomasse. Das hat natürlich ökonomische, soziale, gesetzliche Konsequenzen, die diese Debatte auch weiterhin prägen werden. Das wird von beiden Seiten aufgegriffen.

F25: In ein paar Gesprächen kam sehr stark die Diskussion auf, eine angstgeführte Debatte von den Gegnern, die es damit schaffen, den Ängsten der Verbraucher zu begegnen und dann quasi das Argument zu verwenden, dass die Technik gefährlich ist. Die Befürworter hatten eher in den Interviews gesagt, sie glauben nicht, dass sie nicht schaffen, die gesellschaftlichen Interessen im Sinne dieser Ängste zu treffen. Sie sehen das jetzt etwas differenzierter. Würden Sie denn sagen, konkret, dass es den Verbraucher jetzt schon interessiert, die Diskussion über Nachhaltigkeit, oder Energiethemen oder die Landwirtschaft der Zukunft…

A25: Ich glaube, dass Befürworter das jetzt als einen der neuen Argumentationsstränge sozusagen weiter entwickeln.

F26: Also, dass das jetzt quasi eher ein Thema ist, wo man das öffentliche Interesse trifft?

A26. Ja, beziehungsweise öffentliches Interesse wecken muss. Ich glaube, die Debatte leidet darunter – ich erlaube mir eine kleine Abschweifung – weil wir natürlich in einer ziemlich saturierten Gesellschaft diskutieren. Wir haben genügend Nahrungsmittel und können sie auch gut bezahlen. Wir haben – das ist die öffentliche Meinung – überhaupt keinen Bedarf für Grüne Gentechnik. Oder wir sehen den Bedarf nicht. Eine solche Gesellschaft ist nicht bereit, Risiken in Kauf zu nehmen für etwas Neues. Darum funktioniert das Spiel mit der

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Angst. Dem würde ich zustimmen.

Die Befürworter sagen jetzt: Wir müssen einen ganz anderen Blick auf den Acker werfen. Wir brauchen pro Jahr echte Erntezuwächse. Wir müssen die Leistung der Pflanzen steigern, wir müssen den Ertrag steigern, und zwar kontinuierlich. Und das aus drei Gründen. Wir müssen die wachsende Weltbevölkerung ernähren. Das ist nicht mehr das alte Welthungerargument, sondern das ist das neue Argument, dass die Weltbevölkerung wächst, dass in Schwellenländern wie Indien oder China eine Wohlstandspopulation wächst, die höhere Ansprüche an Nahrung hat, die darum mehr verbraucht. Dazu kommt, dass die Äcker Energie liefern sollen, um fossile Energien im Sinne des Klimaschutzes zu ersetzen. Das Dritte ist, dass Biomasse auch als Rohstoff herhalten soll um begrenzte fossile Rohstoffe zu ersetzen. Und das zusammen genommen wird glaube ich zu einem stärkeren Argument, dass aber dem Verbraucher noch sehr fern liegt in seiner Wahrnehmung.

F27: Halten Sie denn das Berühren von gesellschaftlichen Themen für relevant?

A26: Das halte ich für absolut relevant. Das ist ein wichtiger Punkt.

Ethische Verantwortbarkeit

F28: Dann wäre da noch der letzte Faktor, die ethische Verantwortbarkeit. Werden ethische Themen aus Ihrer Sicht diskutiert?

F28: Geben Sie mir mal ein Beispiel dafür… Meinen Sie Fragen wie: „Darf man in die Schöpfung eingreifen?“?

F29: Genau. So was in die Richtung, was so an Argumenten kommt.

A29: Ich glaube, das Argument ist von gestern. Es hat diese Argumente gegeben, ganz am Anfang der Gentechnik-Debatte, 1973, als das erste Bakterium gentechnisch verändert wurde. Und danach immer wieder. Meistens gar nicht, wenn es um Gentechnik ging. Zum Beispiel beim Retortenbaby Louise Brown wurde der Schöpfungsgedanke intensiv diskutiert oder beim Klonschaf Dolly. Tenor: Der Mensch darf sich nicht zum Schöpfer aufschwingen.“ Dabei hat weder das Retortenbaby noch da Schaf etwas mit Gentechnik zu tun. Aber sie wurden zum Argument in der gentechnischen Debatte. Ich sehe diese Ebene der ethischen Argumentation inzwischen immer schwächer werden, immer leiser werden. Ich bin lange Zeit nicht mehr auf dieses Argument gestoßen in der Debatte.

F30: Nicht nur Schöpfung, sondern was mir jetzt auch noch einfällt, generell „Inwiefern dürfen wir die Natur beeinflussen?“. Ich meine, das hat auch viel mit der Unwissenheit der Verbraucher zu tun, dass halt Jahrhunderte lang schon gezüchtet wird, aber ich denk da nicht an Schöpfung aus einem religiösen Hintergrund, sondern eine intuitive Vorstellung von Natur und was wir damit tun dürfen. Das habe ich jetzt schon immer wieder noch gelesen.

A30: Ja, ich glaube, es gibt ein anderes Argument, das noch wichtiger ist. Und vielleicht als ethisches Argument bezeichnet werden könnte, als technik-ethisches Argument: Dürfen wir etwas tun, dessen Langzeitfolgen wir nicht sicher absehen können? Das ist so ein Argument, dass wir auch aus der Kernenergie-Debatte kennen, jetzt umso stärker nach Fukushima. Dieses Argument wird immer wieder auf die Gentechnik-Debatte übertragen: „Könnt ihr die Folgen eures Tuns wirklich absehen?“. Und diese Frage muss ein ehrlicher Wissenschaftler natürlich immer mit Nein beantworten.

F31: Würden Sie denn sagen, dass dieser ethische Bereich relevant ist für die öffentliche Diskussion?

A31: Also dieser letzte Punkt ja. Die Grundsatzfrage der Beherrschbarkeit von Technik, diese technik-philosophische Ebene. Die Frage „Wie tief darf der Mensch in die Natur eingreifen?“, halte ich heute für weniger relevant.

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Interview Kritiker 1

Position

F1: Bitte beschreiben Sie Ihre Position zur Grünen Gentechnik.

A1: Ich bin nicht ein Gegner der Technologie, ich bin sehr kritisch. Aber das ich eine ideologische Position, die ich gegen GVO habe, das würde ich nicht sagen. Aber ich bin sehr kritisch. Ich als Wissenschaftlerin sehe die Gefahren sehr sehr klar, aber das es nirgends für niemand überhaupt eine Lösung bieten kann, auch nicht für die Zukunft, bin ich nicht der Meinung. Ich bin als Wissenschaftlerin offen, dass Forschung gemacht werden soll, aber das sind auch sehr viele Faktoren da, und man muss die Forschungsgelder von anderen Sachen nicht wegnehmen, aber wenn die Forschung viel Geld reinstecken will und man damit Geld machen kann, bin ich offen, dass die Forschung weitermachen kann. Natürlich gibt es da noch andere Fragestellungen, wie die Patentsachen und so. Aber ein Gegner, wie ein klassischer Gegner ist, bin ich, glaube ich nicht.

F2: Könnten Sie dann noch mal die Aufgabe in Ihrer Organisation beschreiben? Setzen Sie sich dann dafür ein, dass die Risiken stärker wahrgenommen werden oder man sich stärker damit beschäftigt, was es für Risiken gibt?

A2: Ja, wir sind sehr besorgt, dass die gesamte Regulation, das regulative System, sehr schlecht sind, nicht adäquat sind, nicht gut durchgeführt sind, nicht transparent sind, nicht inklusiv sind, sie nehmen sozusagen nicht die anderen Stakeholder mit und alles wird geheim gehalten und da ist unsere Sorge, dass die Tests gut genug sind und die Ergebnisse immer das sind, was sie herausgefunden haben. Wir kennen das von der Pharma-Industrie, dass wenn man Gelder reinsteckt, dass man einiges auf den Markt gebracht hat, was man eigentlich nie auf den Markt bringen sollte, Contergan und solche. Und das ist meine ganz große Sorge, mit dieser Industrie oder mit dieser Branche, die viel Geld in die Forschung reingesteckt hat, und ungern ein Produkt sozusagen in den Eimer werfen würde, auch wenn die Ergebnisse so sagen, dass das Produkt nicht gut genug ist oder nicht ganz sicher ist oder nicht geeignet ist.

PR-Maßnahmen, Stakeholder, Internationaler Vergleich

F3: Wie versuchen Sie denn das zu kommunizieren, also welche Maßnahmen ergreifen Sie?

A3: Ich habe über 13 Jahre viele öffentliche Diskussionen in kleineren Orten gehalten, die es ermöglicht haben, Leute zusammenzubringen und die Sache zu diskutieren. Da haben sich Leute gesprochen, Wissenschaftler gesprochen und versucht zu erklären, was sie meinen, was man mit der Technologie machen kann und bieten kann. Und Anderen haben Ihre Sorgen und Risiken gebracht und so eine offene Debatte ermöglicht. Ich halte das für sehr wichtig, dass die Gruppen und die NGOs und die Aktivisten oder NGOs nicht nur eine Seite darstellen, sondern um die Leute versuchen eine eigene Meinung zu bilden und einfach auch die gesamte Situation anzubieten und den Leuten, ihre eigene Meinung zu kommen. Das finde ich ist eine gute Sache. Ich meine auch, dass viel über die GVOs und wie die GVO wirken, kommuniziert worden, das läuft alles so schief, dass man da genauso ehrlich darlegen soll als man den Wissenschaftlern, die dafür sind, genauso die Möglichkeit gibt zu sprechen. Das ist was wir wollen. Und die Leute sollen sagen, wenn wir haben dieses und jenes Risiko oder jenes Ergebnis oder die Gefahren. Eine offene Diskussion. Ich denke, dass bringt eine intelligente Auseinandersetzung mit der Sache. Es gibt den Leuten die Möglichkeit, selbstständig zu denken, dass sie überlegen, ob das notwendig ist und ob das was bringt. Das ist die wichtigste Form, eine Plattform, eine Debatte zu machen. Ich habe versucht, das über Jahre zu machen und ich hoffe, dass das was gebracht hat.

F4: Zur Situation in Indien: Sind die Leute eher dafür und offen, oder gibt es auch eher

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verschiedene Gruppierungen, die dagegen einsetzen?

A4: Ich würde sagen, die Bevölkerung hat wirklich sehr wenig Ahnung. Wir hatten die ganzen Argumente mit einer großen Universität gemacht und wir haben zusammen eine dreijährige Studie gemacht über fünf Bundesländer, um wirklich dann zu sehen, was Bauern und Verbraucher, Wissenschaftler und Studenten, Frauen; was die darüber meinen, was sie dazu wissen, was sie davon halten. Das ist eine sehr komplizierte Social Science Studie, die eigentlich groß ist und aussagekräftig ist deswegen. Über fünf Bundesländer ist es ziemlich repräsentativ. Und davon sehen wir, dass die Leute sehr wenig Ahnung haben. Selbst die Bt-Baumwollbauern haben überhaupt keine Ahnung, was das ist. Und deswegen zu sagen, die Leute sind dafür oder dagegen, ist eine schwierige Frage. Um die Frage zu antworten, würde man sagen, dass viele Leute überhaupt keine Ahnung haben. Und oft hat man den Eindruck, die Aktivisten tun Leute Worten in den Mund und sagen: „Die meinen das“. Wenn man eigentlich eine offene Studie macht, findet man, dass sie eigentlich gar keine Ahnung haben.

F5: Sie haben nun von diesen Debatten gesprochen, die Sie durchführen. Wen adressieren Sie damit hauptsächlich? Und wie adressieren die die Bauern?

A5: Was wir gemacht haben, diese ungefähr 50, 60 Debatten waren eigentlich für die Jugendlichen und eine allgemeine Verbrauchergruppe, nicht die Bauern. Mit Bauern haben wir andere Diskussionen gehabt: „Was halten Sie von dieser Saat?“, „Was halten Sie von diesem und jenem Aspekt, der diese Vorteile bringt, aber eben auf diese und jene Weise gentechnisch verändert ist, die man aus einem Tier oder aus einem Bakterium hat?“ Sozusagen haben wir mit Bauern diskutiert. Das war eigentlich sehr interessant, was die Bauern mit den Food crops und den cash crops meinen. So, die Bauern sind sehr konservativ gegenüber den food crops und wollen gar kein Saat in die Richtung benützen wollen. Aber mit Baumwolle und so waren sie viel eher bereit, so eine Saat zu probieren. Bei dem was sie essen, da sind sie sehr, würde ich sagen, konservativ. Also, es ist nicht sehr viel, aber sie wollen keine Gene aus Tieren, wie man das in ihrer Sprache erklären würde.

F6: Wie steht den die Regierung in Indien zur Grünen Gentechnik?

A6: Sie sind sehr dafür. Sie sind überzeugt, dass die Gentechnik was bringt. In einem politischen Konzept muss man das sehen, von der Green Revolution haben sie sehr viel, zum Beispiel, dass die Weizen- und Reisproduktion sehr schnell erhöht war und auch wenn viele Leute was dagegen sagen, die Tatsachen sind sehr gut, dass die Produktion von Weizen und Reis innerhalb von 3 Jahren wirklich extrem erhöht war. Für die Regierung ist das eine sehr große Sache, dass da Umwelt Public Debates waren oder die Chemie die Agrar dadurch erhöht ist. Das sind andere Sachen, die nicht so im Fokus von der Politik waren. Ein Minister denkt, dass muss ich jetzt importieren, die Hungrigen mit importierter Getreide versorgen muss oder bin ich selbstständig. Das sind die Fragen, die die Politiker interessieren. Deswegen hatten wir so einen großen Einfluss, der sehr positives gebracht hat. Und die Technologie in Agrar hat eigentlich eine gute Reputation. Das heißt, man hat eine Erfahrung gehabt. Und dazu muss ich noch sagen, auch andere, die großen Companies, wie Monsanto, die sitzen nicht da und schauen zu, sondern die sind sehr aktiv und machen ihre Propaganda und sowohl legal als auch nicht so legale Propaganda und Geld in verschiedener Weise zu spenden. Die machen auch ganz ganz große Aktionen hier zu Zeit, leider. Aber man muss auch sagen, dass es viele Wissenschaftler gibt, die überzeugt sind. Die sind nicht unehrlich und haben Gelder genommen, dass sie das meinen, sondern die sind davon überzeugt. Aber es gibt solche und solche Forscher.

Vertrauensfaktoren

Sachkompetenz

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Öffentliches Vertrauen in Grüne Gentechnik

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F7: Ich würde jetzt gern stärker auf das Thema „Vertrauen“, weil in meiner Arbeit der Schwerpunkt, dass es kein öffentliches Vertrauen in die Technologie gibt und ich versuche herauszuarbeiten, wie sowohl Befürworter als auch Gegner, kommunizieren. Dafür werde ich einzelne Faktoren ansprechen und werde sie dann befragen, wie Sie diese Faktoren mit Maßnahmen füllen und ob Sie diesen Faktor in Bezug auf Grüne Gentechnik für relevant halten?

Wie versuchen Sie aktiv, die Sachkompetenz, die Sie haben, z.B. über die Risiken, zu demonstrieren? Und für wie wichtig erachten Sie diesen Faktor?

A7: Ich halte das für sehr wichtig. Die Leute erkennen, wenn ich lüge und die Leute erkennen, wenn ich die Wahrheit sage, ich oder jemand anderes. Und Leute muss man nicht für doof halten, dass ich ihnen meine Meinung sage und sie dann überzeuge, dann glaubst du, was ich sage. Und deswegen die offene Debatte ist wichtig, offen darzustellen, die Für und Wider und das, was passieren kann und deswegen muss man vorsichtig gehen mit dieser Sache und nicht alles glauben. Aber das gilt von beiden Seiten. Wir sind jetzt in der Situation in Indien, wo die Aktivisten bereit sind, mit der Wahrheit zu spielen. Und das ist wirklich sehr, sehr gefährlich. Das bringt nicht viel, sondern schadet. Weil wenn du sagst, da sind Gene von Skorpionen und Schlangen und die wollen dich vergiften und so, das kann nur soweit gehen. Aber die intelligenten Leute, die uns fragen „Gibt es da wirklich Gene von Schlangen drin, was da angeboten wird von Industrie?“, das ist ihre Fragestellung. Und deswegen ist das sehr counterproductive. Und es ist viel wichtiger, dass man die Wahrheit sagt. Man versucht jetzt mit Bt und Herbizidtoleranz zu arbeiten und nicht Genen von Schlangen und Skorpionen und sonst sowas. Das ist schlimm genug. Es gibt andere Gefahren damit. Ja, ich finde es sehr wichtig, dass man die Risiken darstellt. Und ich meine, die Risiken sind hoch genug und sind wissenschaftlich ernst zu nehmen, bevor man das mit Genen von Schlangen und Skorpionen darf. Dazu machen wir ganz ganz einfache Publikationen, die sind in einer sehr einfachen Sprache, die die vier oder fünf wichtigsten Sachen zeigt und wir machen das in verschiedenen Sprachen, nicht nur englisch. Und weil das eine ganz große Message hat, arbeiten wir mit verschiedenen Organisationen, mit unserer Eigenen, Subgruppen sozusagen in den verschiedenen Bundesländern, und haben so gewissermaßen einen Outreach. Und dann für diese begrenzte Internetgruppe hat man das Internet. Und man arbeitet auch mit diesen kleinen Bauernverbänden in verschiedenen Bundesländern, die mit Agrar arbeiten und Bauernrecht. Und man ist verbunden durch dieses Netz und man verteilt die Sachen, wo da Interesse ist und da ist Interesse und so gibt man diese Sachen raus und das fördert die Eigendiskussion. Ich glaube, dass ist eine wirkliche Outreach-Programm.

Problemlösungskompetenz, Kommunikative Kompetenz

F8: Würden Sie sagen, dass es auch einen Austausch über konkrete Problemlösungsvorschläge gibt, dass man über Risiken spricht, aber auch, wie man sie in den Griff bekommen kann?

A8: Meine Position ist, dass man, weil ich ein Wissenschaftler bin, dass man die Forschung nicht stoppen sollte. Weil ob es wirklich was ist oder nicht, wird man nur rausfinden, wenn man weiter forscht. Aber man muss auch eine Regulation haben, dass wenn das so weit gegangen ist und man die Lösung nicht findet oder die Gefahr nicht beseitigen kann oder gewisse Haken nicht wegkriegen kann, dann muss man Stopp sagen. Und deswegen ist das sehr wichtig. Jede Technologie muss in einem regulativen Framework arbeiten. Es muss ein Policy Framework da sein, das sagt: Das kann man machen und das kann man nicht machen. Ich bin z.B. der Meinung, dass Crops wie Reis, das aus Indien kommt, also dem Geburtsort, oder Mais aus Mexiko, oder so was, dass man in diese Gebiet, oder Sojabohnen aus China, dass man in diese Gebiete, wo die Biodiversität wirklich sehr hoch ist, wo die Gene alle da sind, muss man nicht die GVO von diese Sorte nehmen. Deswegen ist die ganze Corn-Sache von Mexiko so ein Thema geworden. Das halte ich für unnötig, das muss man nicht machen. Was man haben

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muss, ist dass man für jede Region eine Liste hat, was man tun kann und was nicht. Dieses Framework ist sehr wichtig. Weil man da Gefahren sieht, bin ich nicht der Meinung, dass man da einfach Stopp sagt. Trotz der Offenheit für Forschung muss man eine gewisse Grenze auch haben. Nicht, dass man in die Ewigkeit forscht und weitere Jahre wartet, die man die Ergebnisse kennt.

F9: Das Framework, das Sie angesprochen haben, versuchen Sie da auch über Lobbyarbeit die Regierung zu beeinflussen?

A9: Ja und unsere Organisation hat eine gewisse Offenheit geschaffen. Viele Daten, die nicht vorgegeben waren, müssen die Leute nun bereitstellen. Wir haben über das Gericht das ermöglicht. Das ist auch, was wir viel tun. Lobbyarbeit, das das Testing aus der Forschung als auch die Daten betrifft, da sind wir sehr aktiv und manches ist auch passiert.

Gesellschaftliche Verantwortung

F10: Würden Sie sagen, dass Sie mit Ihren Fragen und den Themen, die Sie ansprechen, wirklich das gesellschaftliche Interesse treffen, also dass sie wirklich Themen aufnehmen, die in der indischen Bevölkerung aktuell sind?

A10: Wir gehen wie gesagt die großen Themen an. Also nicht, ob die crops in diesem oder jedem Bundesland gebracht werden soll. Da haben wir auch eine Meinung. Dass die Produkte viel zu früh auf dem Markt sind, dass die Studien noch nicht so weit sind und sie haben nicht eine definitive Antwort, ob man es machen soll oder nicht. Wer hat das gewollt, wer hat das gewünscht? … Es ist einfach ein Produkt, das die Industrie für sich selber gemacht hat und ich versuche mit Argumenten, da zu reden. Das ist ein Argument, wie die anderen auch. Aber die großen Fragen: „Wollen wir Regulation?“, da sind wir auch sehr aktiv. Die großen Themen sind, dass man die Daten freigeben muss und dass man Fragen beantworten muss. Dass man Experten und Regulation bodies haben muss. Ich will damit nicht sagen, dass wir alles perfekt gemacht haben oder dass wir etwas wollen es auch kriegen, aber ich würde sagen, dass es langsam vorwärts geht. Nicht so wie wir wollten, absolut nicht. Die Lobby von der Industrie ist viel viel aktiver, stärker und hat auch sehr viel Geld. Im Großen und Ganzen ist es keine Situation, mit der wir zufrieden sind, absolut nicht.

F11: Würden Sie denn sagen, bei den Debatten, die Sie machen, dass das auf ein großes Interesse bei den Verbrauchern stößt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen?

A11: Sehr. Da ist eine Neugier „Was ist denn das?“ und das wächst. Das sind wichtige Punkte für Debatten und Diskussion und Information.

Ethische Verantwortbarkeit

F12: In Deutschland ist die Diskussion auch sehr stark über ethische Themen und ethische Grenzen. Gibt es so eine Diskussion in Indien auch?

A12: Nein. Wobei ich bin selbst ein Mitglied von Ethics-Comitee. Ich versuche hin und wieder mal, eine Diskussion in diese Richtung zu provozieren, aber da sind so viele andere Sachen, die noch nicht verstanden sind und sozusagen noch nicht auseinander gesetzt sind, dass die Ethik nicht das Wichtigste ist. Obwohl da ein Comitees und so was ist.

F13: In Europa und speziell Deutschland sind vielleicht auch einfach andere Bedingungen?

A13: Es gibt da einfach eine viel längere Debatte. Auch aus einem ganz anderen Hintergrund. Ich bin selber Genetikerin und bin in Heidelberg gewesen. Ich weiß, wie die Deutsche für eine Einstellung zu Genetik haben und das hat eigentlich auch Einfluss. Das sind einfach andere Faktoren. Eigentlich auch eine sehr starke Ideologie. Aber die Ideologie ist auch geprägt von eine gewisse Hintergrund. Es gab ein Drittes Reich, es gab eine

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ganz ganz große Forschung für die Genetik damals, die schreckliches Unheil gebracht hat. Und das alles prägt natürlich. Dazu kein Hunger und kein Argument, dass die Welt hungert, Hunger in Indien und so. Das ist ja auch nicht relevant. Europa hat einen anderen Hintergrund und eine andere Geschichte.

Aufklärung

F14: Ich habe in der Literatur darüber gelesen, dass selbst wenn Unternehmen oder Verbände, die pro Gentechnik sind, sich dafür einsetzen, Wissen weiterzugeben und eine offene Diskussion zu führen, dass das dazu geführt hat, dass die Leute nicht offener sind gegenüber der Gentechnik. Aus dem was Sie bereits gesagt haben, würde mich interessieren, wie Sie das sehen. Wenn die Leute sich mit Ihren Debatten und Publikationen auseinandersetzen, ändert sich ihre Meinung gegenüber der Gentechnik?

A14: Wir versuchen zu sagen, was ist, was die Gefahren sind. Viele empfinden irgendwo unsere Aussagen als Gefahren, aber wir haben auch andere?, die ihre Vorteile haben möchten. Und dass eine gewisse Bilanz ist sozusagen, … Ich meine, eine erste Frage, die ein Jugendlicher hat, ist: „Warum tun sie das überhaupt, wenn das so furchtbar ist?“, „Warum ist das überhaupt erlaubt, wenn das so ein Quatsch ist?“. Wir haben eigentlich auch immer jemanden, der erzählt, normalerweise einen Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin, die sagt, was die Punkte der Forschung sind deswegen …. Und normalerweise würde jemand fragen „Aber was ist über diese oder jene Gefahr und Risiko?“. Und das bringt schon sehr eine offene Debatte und ich würde denken, dass Leute dann bereit sind zu akzeptieren, dass da Risiken da sind, aber auch die anderen Leute nicht reine Schweine sind, sondern die versuchen, was zu erreichen. Ob sie einverstanden sind, ist eine andere Frage. Aber ich mein, man kann nicht einfach Tausenden von Jugendlichen sagen, dass der produzierende wirtschaftliche Sektor einfach lügt. Natürlich, die Industrie hat den Vorteil des Profits. Aber es gibt auch andere Leute, die davon überzeugt sind. Und heute die Sache ist das mit der Bt-Baumwolle. Die Aktivisten können sagen, was sie wollen. Wenn man in die Felder geht, die Bauern in Indien haben teilweise ganz große Vorteile. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Aber wie kann man lügen und sagen, jeder Bauer hat Selbstmord begangen wegen der Baumwolle. Das stimmt nicht. Insofern, das muss alles in die Debatte kommen. Es gibt Gebiete, wo die Baumwolle ein totaler Fehler war. Es gibt Gebiete, wo das ein großer Prozess ist und viele Vorteile gebracht hat. Man muss beides darstellen. Wenn man versucht zu analysieren, warum das schiefgegangen ist, ob man dort die Baumwolle überhaupt nicht bauen soll und dafür etwas anderes bauen soll, dann muss ich mich mit so was auseinandersetzen. Den Bauern ist nicht gut damit gedient, dass man sagt, die Baumwolle ist der Grund, warum Bauern Selbstmord begangen haben. Das ist einfach nicht wahr. Das ist eine ganz ganz große komplexe Sache. … weil die Bauern dann keine Gründe haben. Das stimmt überhaupt nicht.

Aufklärung ist gut mit ehrlichen Debatten, nicht mit Rheotorik. Das ist leider was, was viele Aktivistengruppen hier in Indien als Strategie benutzen. Ich finde das sehr gefährlich und ich bin sehr besorgt, weil das ist counterproductive.

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Interview Kritiker 2

Allgemein

F1: Was sind denn aus Ihrer Sicht die Hauptherausforderungen der aktuellen öffentlichen Debatte über grüne Gentechnik in Deutschland?

A1: Das ist schon sehr umfassend. Also ganz aktuell wird letztendlich über Saatgut gestritten. Ob da ein Grenzwert eingeführt werden soll. Weil bisher ist es noch aus europäischer Rechtsprechung gibt kein Grenzwert für Saatgut. Also Saatgut was als konventionelles verkauft wird darf kein GVO enthalten. Und dass ist auch unsere Ansicht darüber und da sind wir auch sag ich mal sehr streng und wir wollen auch dabei bleiben, weil das Saatgut ist eben der Anfang von Allem. Und wenn man da anfängt irgendwie mit Grenzwerten und 0,1 dann ist es irgendwie klar, dass es sich auflöst, irgendwann, also das auf jeden Fall die Grenzwerte auch weiter verschoben werden und nicht bei 0,1 bleibt, so dass es immer so weiter geht und das wir vor allen Dingen nicht mehr wissen, wo die Gentechnik ist und wo nicht. So dass es im Grunde keine Koexistenz mehr gibt. Was ja so zu sagen als Versprechen als die Gentechnik in Europa eingeführt wurde so Grundlage von allen Gesetzen war. Dass es weiterhin auch normale Landwirtschaft gibt, also gentechnikfreie Landwirtschaft.

F2: Das heißt, sie sie versuchen hauptsächlich in dem Fall jetzt die Gesetzgebung zu beeinflussen? Weniger jetzt die öffentliche Meinung…

A2: Es ist jetzt ein Punkt der ganz aktuell diskutiert wird. Weil, wir haben ja nicht besonders viel Gentechnik in Europa auf dem Acker. Das ist, weil die Bevölkerung ja sehr kritisch eingestellt ist gegenüber Gentechnik. Also in Deutschland sind das ja über 80 Prozent und das bezieht sich nicht nur auf den Konsum. Das bezieht sich auf den Anbau. Also die wollen auch nicht das das angebaut wird und in anderen europäischen Ländern geht es immerhin auch über 60 Prozent, diese Ablehnung, nach dem Eurobarometer und das ist, ja und deswegen könnte man jetzt nicht etwa Inhaltsstoffe hier verkaufen. Also es gibt ja die Kennzeichnungspflicht und bisher wagen also kaum Unternehmen, also ganz wenig verschwindende, ihre Sachen als gentechnisch verändert, also Inhaltsstoffe direkt reinzubringen, die sie dann verkaufen und die sie dann auch kennzeichnen müssen. Und das der Grund für die große Lücke im System, die, dass ja der größte Teil der Gentechnik, die weltweit angebaut wird, über die Futtermittel hierher kommen. Und da sind wir auch dran, mit unserem Einkaufsratgeber zum Beispiel. Weil das ist etwas, was Verbraucher eben nicht sehen. Sie sehen ja nicht, ob in dem Fleisch oder in den Eiern oder in der Milch, die sie kaufen, dass die Tiere mit GVO Soja zum Beispiel gefüttert wurden und da haben sie sozusagen keinen Einfluss darauf. Weil sie es ja nicht dem Produkt ansehen können. Da versuchen wir so ein bisschen Transparenz reinzubringen über unseren Einkaufsratgeber. Das ist für uns auch nach wie vor ein wichtiger Punkt in der ganzen Debatte, dass hier mehr Transparenz möglich ist für den Verbraucher und dass der Verbraucher auch wirklich bestimmen kann, ob er Gentechnik fördern möchte, indirekt mit seinem Geld oder nicht.

Maßnahmen

F3: Das heißt, Publikationen sind schon angesprochen worden. Was sind denn weitere kommunikative Maßnahmen die ergriffen werden? Also Presse,- und Medienarbeit sicherlich und vielleicht noch Veranstaltungen. Vielleicht können Sie da noch näher darauf eingehen, was da alles gemacht wird.

A3: Also wir haben den Ratgeber, den geben wir regelmäßig raus, seit ungefähr fast, einmal im Jahr [...] Also das ist relativ gut verständlich dann auch für den Verbraucher. Er kann sich danach richten. Tatsächlich richten sich die Unternehmen auch danach. Da ist auch für uns ein interessantes Tool deswegen und wir verändern auch daraufhin. Es ist also nicht so, dass die Unternehmen einfach machen was sie wollen, statisch sind, sondern

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die richten sich natürlich sehr stark danach, was der Verbraucher will und demnach auch danach was in unserem Ratgeber steht, weil die Verbraucher sich eben auch danach richten. Es hat da auch schon einige Bewegung im Markt stattgefunden, unter anderem wegen dieses Gentechnikratgebers. Das ist also das eine Tool. Dann verfolgen wir natürlich die Gesetzgebung in Europa und in Deutschland zum Thema Gentechnik und kommentieren das in unserem Sinne. Ja, im Grunde genommen...

F4: Veranstaltungen?

A4: Wir machen natürlich Informations…, ja das machen wir nicht so viel , das machen mehr Andere. Also wir machen …, wir werden natürlich eingeladen zu Diskussionen und so ….das machen wir schon, aber selbst Veranstaltungen machen wir eigentlich weniger, so Bildungsveranstaltungen oder so was… also das läuft mehr über die großen Medien. Das dann auch mal mehr so aktionsorientiert quasi eine Aktion passiert irgendwo, die dann auch entsprechend Aufmerksamkeit erzeugt, dann auch wirklich kommuniziert wird in den Medien und das Thema auf diese Weise ins Bewusstsein kommt.

Stakeholder

F5: Was sind Ihre Bezugsgruppen, also welche Personenkreise werden am Meisten adressiert? Also Verbraucher sind schon angesprochen worden. Jetzt wäre die Frage, versuchen Sie auch mit Wissenschaftlern in Kontakt zu kommen, mit Landwirten oder entsprechenden Verbänden, oder dass Sie auch direkt die Industrie adressieren.

A5: Eigentlich alle, also wir haben ja selbst Wissenschaftler, wo wir Fragen, die für uns noch nicht klar sind, in Auftrag geben. Wir machen auch juristische Expertise, holen wir von außen ein. Also da haben wir natürlich Berater von außen. Das ist uns ganz wichtig. Also insofern sind wir da auf jeden Fall in Kommunikation. Dann kommt von der Seite der Unternehmen, die kommen dann oft auf uns auch zu, also wir fragen sie ab, je nach dem um überhaupt herauszufinden wie die eigentlich füttern, sonst wissen wir da ja auch nicht. Insofern da findet eine ständige Kommunikation statt, weil die Unternehmen dann natürlich auch Interesse haben mit uns die Kommunikation weiter zu führen. Sie wollen natürlich dann auch ein bisschen aus dem Schussfeld geraten und mit anderen Worten versuchen die Unternehmen auch so ein bisschen herauszufinden worauf wir hinauswollen, sozusagen. Genau. Also da ist eine Unternehmenskommunikation, ja mit Wissenschaftlern auch teil… ja dass eben auch auf der einen Seite, dann von Wissenschaftlern von Seiten von Unternehmen, die kommen dann eher selten auf uns zu. Eigentlich. Und mit Politikern sind wir eigentlich auch regelmäßig irgendwie in irgend ner Form in Kontakt, je nachdem wer jetzt grad für was zuständig ist. Ob das auf der Bundesebene ist oder europäischen Ebene oder auf der Landesebene.

F6: Landwirte wären noch ein Punkt. Versuchen Sie die auch zu adressieren oder wenden die sich auch an Sie?

A6: Also da gibt es bestimmt Organisationen, sag ich mal, die ABL, die dann näher dran ist, weil die wirklich ein Verband sind von, also quasi ein Bauernverband. Die die wirklich die vertreten. Das ist bei uns jetzt nicht so, aber es melden sich relativ viele Landwirte und wollen... fragen nach Rat und wollen Dinge wissen und… also wir unterstützen auch hin und wieder auch in rechtlichen Prozessen Landwirte und so was machen wir zum Beispiel auch.

Internationaler Vergleich

F7: Dann die nächste Frage zum internationalen Vergleich. Sehen Sie Unterschiede in den Einstellungen der Bevölkerung international und können Sie da Unterschiede feststellen, die sich dann in der unterschiedlichen Kommunikation auswirken?

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A7: Also ich denke mal, die Situation ist ganz klar so, je höher die Bildung desto kritischer sind die Leute. Das kling jetzt übel, aber da wo im Grund die Leute die Möglichkeit haben sich tatsächlich zu informieren und entsprechend auch ein pluralistisches System ist, der Nachrichten und Informationen, was in den USA ja auch teilweise etwas eingeschränkt ist, ist die Meinung der Bevölkerung eher kritisch. Also auch da in den Ländern, sag ich mal, wo sie auch noch Zeit haben, sich überhaupt Gedanken über so was zu machen. In Ländern wo sie jetzt auch innerhalb Europa, also ärmere Länder, wo sie jetzt andere Sorgen haben ist auch teilweise nicht ganz so stark, nicht. Also ich hab das Gefühl, das hat auch einen ganz starken Bezug darauf, Mensch, wenn die Leute irgendwie darüber nachdenken wo sie jeden Tag ihre Arbeit herkriegen oder so, dann ist das nicht vorrangig ihr erstes Problem. Wobei das auch daran liegt, dass es gar nicht ihnen im Bewusstsein ist. Bin ich der Meinung, also ich hab selbst mal einen Dokumentarfilm gemacht, in Nicaragua, und also da kann man schon sagen, dass 80 Prozent überhaupt noch nie was von Gentechnik gehört hat. Von der normalen Bevölkerung jetzt mal. Insofern ist das bisschen schwierig so zu vergleichen, man kann nicht sagen, die Leute haben eine andere Einstellung, sie sind teilweise gar nicht informiert.

F8: Das heißt, ich weiß nicht ob Sie darüber informiert sind, aber würde dann Ihr Unternehmen in anderen Ländern eben erst mal mehr Aufklärungsarbeit machen, um diesen, dieses Unwissen auszugleichen? Das heißt, es wären andere Maßnahmen, wo hier die Bevölkerung grundsätzlich schon besser informiert ist, wie der…

A8: Das kann man natürlich machen. Wir sind keine reine Informations-NGO und wir können auch nicht. da müssten wir erst mal mit Alphabetisierungsmaßnahmen anfangen und solche Geschichten. Das ist ein bisschen viel verlangt für eine NGO. Aber klar, wir arbeiten ja international. Wir haben viele Büros in verschiedenen Ländern und das läuft dann von… also ich spreche ja hier erst einmal für unsere Einrichtung in Deutschland und es läuft aber viel zum Thema Gentechnik auch in anderen Ländern, aber, ja das ist natürlich unterschiedlich schwierig. Man muss ganz woanders anfangen teilweise in einigen Ländern. Also es kommt sehr darauf an, also es gibt auch Länder…. Mittlerweile laufen auch in China größere Kampagnen, da sind mittlerweile die Leute sehr gut aufgeklärt. Da gab’s jetzt neueste Umfragen, dass… jetzt weiß ich die Zahl wieder nicht auswendig, aber ich glaube es waren über 70 Prozent der Chinesen zum Beispiel gegen Genreis waren. Also wenn man das vor zehn Jahren gefragt hätte, hätten die Leute sich, glaube ich, nicht einen Deut darum gekümmert, sag ich mal, nicht ganz so, sag ich mal. Und da hat sich auch informationsmäßig, ist da eigentlich viel passiert in den letzten Jahren.

Vertrauensfaktoren

Sachkompetenz

F9: Dann würde ich mal stärker auf diese Vertrauensfaktoren eingehen. Und würde die so nacheinander abarbeiten. Da wäre die erste Frage immer: Wie Sie diesen Faktor demonstrieren und die zweite Frage wäre für wie relevant Sie diesen Faktor halten. Der erste Faktor wäre Sachkompetenz. Also wie demonstrieren Sie aktiv Sachkompetenz, mit welchen Maßnehmen? (Frage musste wiederholt werden)

A9: O.K., kam gerade jemand rein. Also wir haben ja, wie gesagt unsere Berater, die auf verschiedenen Ebenen, also einmal innerhalb Deutschlands, aber auch aus Europa und von woanders, also sozusagen unsere Wissenschaftler, das sind dann auch Molekularbiologen, die uns dann die Gutachten schreiben und ihre Stellungnahmen zur jeweiligen Trade sozusagen, also das ist wirklich ganz konkret dann in Bezug auf die einzelnen Sorten, die jetzt gerade zugelassen werden sollen, die dann in der Diskussion sind und so weiter. Damit beschäftigen wir uns sozusagen sehr eingängig und das versuchen wir dann runter zu brechen auf so ner Ebene der Fact Sheets […] Mit Quellennachweisen, also wir sind … uns ist es sehr wichtig, dass wir Quellennachweise haben und diese Nachweise müssen auch peer reviewed sein, also die müssen wirklich

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auch entsprechend anerkannt sein von der fachlichen Welt. Also wir nehmen da nicht jede Studie, die uns irgendwie gerade lieb ist und die uns irgendwie unterkommt, sondern die müssen auch irgendwie anerkannt sein.

F10: Halten Sie die Demonstration von Sachkompetenz für einen sehr wichtigen Faktor in der aktuellen Diskussion um grüne Gentechnik?

A10: Das heißt aber nicht…. meine Meinung eine Voraussetzung ist um dafür was tun zu müssen. Also wenn jetzt NGOs nicht die finanzielle oder ne andere Form Möglichkeit haben finde ich das auch total gut, wenn sie trotzdem dazu arbeiten, weil ich der Meinung bin, man kann auch als normal Sterblicher ein Eindruck zu dem Thema machen, der jetzt nicht auf unbedingt molekularbiologischen Grundlagen beruht und der trotzdem nicht so weit entfernt ist von dem, was … welchem Schluss man vielleicht auch kommen könnte, wenn man jetzt keine Erfahrung hat.

Problemlösungskompetenz

F11: Wie adressieren Sie Probleme wie zum Beispiel Risiken? Also, werden zum Beispiel Problemlösungsvorschläge erarbeitet, die dann kommuniziert werden?

A11: Was ist mit Problemlösung gemeint?

F12: Sagen wir es jetzt mal als Beispiel so, wir haben ein gewisses Risiko bezüglich einer Pflanze, dass man unter bestimmten Umständen, wo Sie vielleicht sagen, unter diesen Umständen könnte man damit leben, dass man diese Pflanze unter den gewissen Bedingungen anbaut. Also, dass Sie quasi nicht nur sagen - nein dagegen, sondern dass man aktiv versucht auch Problemlösungsvorschläge zu erarbeiten.

A12: Na ja, das ist jetzt gerade ein bisschen schlechtes Beispiel, wenn ich ehrlich bin. Weil wir sind ja generell gegen Gentechnik, da können wir ja nicht sagen: Ja gut, wenn das jetzt aber bei Mon810 oder so ein BT1507 weniger BT Gift wär, dann ist das schon O.K. Aber das werden wir bestimmt nicht sagen. Also uns, wir haben … unsere Problemlösungen gehen eher in andere Richtungen, dass wir der Meinung sind, dass es ohne Gentechnik besser geht.

F13: O.K., das heißt, Sie würden, um nochmal konkret nachzufragen, heißt für Sie Problemlösungsvorschlag, es geht auch ohne Gentechnik um die Probleme zu lösen.

A13: Genau, wir haben auch Studien, die belegen, dass es mit ökologischem Landbau und anderer Art, auch Smart Breeding und anderen Methoden eben zu gleichen oder besseren Ergebnissen kommt ohne Nebenwirkungen und dass, ja… und das ist für und die Problemlösung. Wir sagen jetzt auch nicht irgendwie, ja jetzt halt irgendwie. Wir gehen natürlich auf Probleme ein. Gerade das Argument mit dem Hunger wird ja oft genannt, da ist allerdings dann das… für uns allerdings… die Verbindung fehlt da schon. Also wir sind der Meinung, dass der Hunger, dass teilweise Entwicklung wie die Gentechnik so was eher favorisieren wie die Ausbreitung des Hungers und deswegen kann man nicht auf der gleichen Ebene darüber sprechen…. Das ist natürlich auch ein Problem, man kann nicht sagen… dann sagen wir, ist ja gut wir haben jetzt das Hungerproblem, dann müssen wir ein bisschen mehr Gentechnik machen. Wenn wir das schon nicht einsehen und der Meinung sind, Gentechnik hilft generell gegen Hunger nicht, weil es ganz andere, grundlegende Probleme gibt bei der Verteilung von Nahrungsmitteln und Reichtum und Armut, dann ist es natürlich auch sinnlos auf dieser Ebene zu reden.

Kommunikative Adäquatheit

F14: Ja. Sie hatten schon erwähnt, dass Sie im Hintergrundinformationen bereitstellen und Quellen angeben. Jetzt wäre die Frage hier auch noch: Für wie relevant halten Sie diesen Faktor, dieses Bereitstellen und diese offene Kommunikation?

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A14: Auf jeden Fall, das ist schon ganz wichtig. Deswegen haben wir ja auch immer die Möglichkeit… geben wir die Möglichkeit, sozusagen vom ganz einfachen wird’s immer konkreter, effektiv dann mit den Quellen, die man dann auch verfolgen kann mit Internetlinks und so weiter. Aber wenn man eben nicht irgendwie dann zu seinem Hauptberuf machen kann, das bis ins Letzte das verfolgen kann, nicht. Aber diese Möglichkeit wollen wir auf jeden Fall geben.

Kommunikative Transparenz

F15: Wenn man jetzt davon ausgeht, dass, es kann ja auch mal seine, dass irgendwelche falschen Schlüsse bekommen hat, auf Grund von irgendwas, dass eine Studie später revidiert wird, weiß ich nicht, ob das konkret vorgekommen ist, aber wie würden Sie damit umgehen, wenn Falschinformationen ursprünglich gegeben wurden, werden diese dann korrigiert?

A15: Ja, auf alle Fälle.

F16: O.K. das kann ich jetzt nicht konkret sagen, ob es passiert ist, aber halten Sie das für relevant, dass man das offen sagt „Wir haben uns da falsch positioniert, oder haben falsche Schlüsse entwickelt2 und die dann später revidiert?

A16: Also kommt nicht so häufig vor, weil wir uns sehr absichern müssen, also wir sind eher mal bisschen zu vorsichtig in unseren Aussagen. Also wir sagen nicht, wir haben zum Beispiel in einem Ratgeber stehen, irgendwie so ganz vorsichtige Andeutungen, so von wegen um keine Panik zu schüren, dass Milch von Tieren, die mit Genmais gefüttert wurden und so weiter, keine akute Gesundheitsgefährdung und so weiter, ne, also so was versuchen wie irgendwie, obwohl wir eigentlich auch eher meinen, also man kann es jetzt nicht nachweisen und es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu Gesundheitsrisiken führt. Aber wir betonen jetzt auch nicht in erster Linie, dass man jetzt da tot umfällt oder solche Geschichten.

Kommunikative Offenheit

F17: Als wie offen würden Sie denn ihre Kommunikation bewerten und wie demonstrieren Sie diese Offenheit?

Also in dem Sie zum Beispiel darlegen, wo Sie diese Informationen herhaben, also würden Sie sagen Sie sind da schon relativ offen, also jeder kann irgendwie nachvollziehen wo die Informationen herkommen oder versuchen Sie sich da schon ein bisschen… das zu selektieren?

A17: Ne, da sind wir eigentlich total offen. Also da ist eigentlich gar kein Vorbehalt weil wir haben ja nichts wie Unternehmensgeheimnisse oder so und unsere einzige Gruppe ist ja die Öffentlichkeit sozusagen und ja, deswegen ist ganz klar für uns, offen zu sein. Wenn wir irgendwo neue Erkenntnisse haben, oder irgendeine neue Studie zur Grundlage, versuchen wir die möglichst schnell einzubauen in unsere Fact Sheets, dass die auch erneuert werden und dass das dann auch alles drin ist und dann sieht man ja auch genau wo das herkommt und so weiter

Gesellschaftliche Verantwortung

F18: Glauben Sie, dass Sie die gesellschaftlichen Interessen mit ihrer Art der Kommunikation aufnehmen?

Also dass es wirklich die Themen sind und die sag ich mal, das Informationslevel, dass für den Verbraucher relevant ist?

A18: Ich glaube schon, also wir machen ja im Haus verschiedene Themen. Gentechnik ist ja nur eines der Themen. So, man kann eigentlich nur sagen weil, ja, also die, sag ich mal, die Spendeneinnahmen sind ja nicht ganz gering. Die Leute scheinen sich schon zu

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interessieren dafür, ja. Also das ist ja allein schon eigentlich ein Indiz dafür, dass es nicht ganz ohne auf Interesse stößt. Also das es das ist, was die Leute berührt.

F19: Und diesen Faktor halten Sie auch für relevant? Dass es die Themen sind, die für die Gesellschaft relevant sind?

A19: Ja, ja, ja.

Ethische Verantwortbarkeit

F20: Es gibt Diskussionen darüber, dass wir mit der grünen Gentechnik an ethische Grenzen kommen. Es ist vielleicht nicht gerade die Hauptaufgabe von Ihrer Organisation über Ethik zu sprechen, aber wird das adressiert und für wie relevant halten Sie ethische Fragenstellungen bei dem Thema?

A20: Also wir betonen die nicht so, ja, weil es ist irgendwie… tatsächlich haben wir eher so Umweltauswirkungen oder vielleicht auch soziale Auswirkungen im Blick. Also hauptsächlich Umweltauswirkungen als Umweltorganisation, aber das gehört natürlich immer so dazu. Wobei wir das also als Argumentation eigentlich selten anführen. Ich glaube das ist eher so eine persönliche Sache dann.

F21: Aber generell gesehen wenn Sie sich… als Experte zu diesem Thema würden Sie sagen, in der Diskussion kommen immer wieder ethische Fragenstellungen auf, oder halten Sie die gar nicht für so präsent?

A20: Ich finde „ethisch“ ist ja auch total weitgehend wiederum. Also man kann nicht einfach nur sagen… das reine Argument, man darf nicht in die Schöpfung eingreifen oder so, das wäre jetzt glaube ich nicht so das Argument, weil dann ist wirklich schwierig auch so ein bisschen zu unterscheiden Richtung Smart Breeding und markergestützte Genselektionen so, wo wir ja kein Problem mit haben, oder so. Also das ist jetzt…. das sind jetzt nicht so unsere Hauptargumente, ne, also da… das, es geht jetzt also wirklich eher auch darum, dass wir konkret Probleme sehen, wie sich auf das Ganze auswirken könnten und eben ja…..

Dialog, Aufklärung und eigene Beurteilung

F21: Gut. Dann wäre noch eine Frage: Für wie wichtig halten sie Maßnahmen, wie direkten Dialog mit dem Verbraucher, wo man denen direkt die Möglichkeit gibt Fragen zu stellen?

A21: Das ist ganz wichtig. Also wir haben ja Leute, die bei uns auf der Straße stehen und das sind eigentlich die, die dann… die sind dann auch geschult entsprechend zu den Themen und können zum gewissen Grade zumindest darauf auch antworten und wenn eben noch weitere Fragen kommen, dann müssen die Leute sich im Internet informieren oder bei uns direkt im Büro, ne. Aber da ist sozusagen ständig ziemlich viel Gespräch, weil sie sehr präsent sind und auch eben in allen möglichen Bundesländern. Also das ist gerade in Deutschland eigentlich sehr gut gelöst, die direkte Kommunikation.

F22: In der Literatur findet man öfters Angaben darüber, dass die verstärkte Diskussion über die Risiken, also wenn man mehr weiß, also wenn der Einzelne mehr weiß, über die Risiken, dass es nicht zu einer größeren Akzeptanz der grünen Gentechnik wird, würden Sie das so bestätigen?

A23: Ich glaube, es würde mehr Ablehnung geben.

F24: Dann wäre die letzte Frage am allgemein noch, was Sie glauben, wie man das Vertrauen stärken kann, also in diese Technologie bzw. gegen diese Technologie, je nachdem, wie Sie sich positionieren. Also, was sie glauben, was wichtig ist um das Vertrauen für Ihre

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Meinung zu erreichen.

A24: Ich glaub wichtig ist das… teilweise haben natürlich die meisten Menschen grad hier in Deutschland auch ein bisschen die Verbindung zur Landwirtschaft und Ernährung und Nahrungsmittelproduktion verloren, weil sie ja selber nichts mehr damit zu tun haben und ich glaube irgendwie wäre es doch relativ wichtig, da sozusagen doch mal mehr Grundlagen sozusagen zu vermitteln. Das müsste an Schulen auch passieren, dass müsste von staatlicher Seite einfach vorgesehen sein, dass es dafür auch ein Schulfach gibt oder so was. Damit die Leute heutzutage einfach zu weit weg. Ich glaube wir könnten die ganze Sache auch besser einschätzen, auch wie, ja, einfach wie so eine Nutzpflanze so aufgebaut ist. Wie man die so behandelt und so weiter und so fort. Wie komplex das Ganze ist, das Gefüge mit Ökosystem und Boden und Umwelt und Klima und so weiter und so fort. Da glaube ich, da müsste irgendwie noch viel passieren, damit sozusagen auch irgendwie so ja vielleicht diese Einsichten über diese komplexen Zusammenhänge klar sind und damit würde auch…. würden die Leute das vielleicht auch… aber ich glaube dadurch, dass die Ablehnung ja schon relativ hoch ist hier in Deutschland, ist es ja so, dass die meisten Leute das schon so intuitiv ganz schnell begreifen. Und ja die meisten, ja die Bundesbürger ja auch einigermaßen gebildet sag ich mal, so im Durchschnitt zur Welt. Ja, ich glaub, viele haben sich ja auch schon informiert in irgend ner Form.

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Interview Kritiker/Ambivalent 3

Allgemein

F1: Die erste Frage: Ich habe jetzt auf den Internetseiten so eine differenzierte Meinung vom Ihrer Organisation gesehen. Vielleicht können sie noch einmal kurz beschreiben, wie Sie die Stellung definieren würden.

A1: Also ich würde sagen, unsere Organisation steht eigentlich für eine sachliche und wirtschaftlich begründete GVO-Politik und auch in einer öffentlichen Diskussion versuchen wir dies immer darzustellen, also Sachlichkeit. Weil uns in der ganzen Diskussion, die öffentlich stattfindet zu viel Emotion drin ist. Wir sagen ganz klar, Forschung in dem Bereich muss möglich sein und dass Gentechnik auch ein Vorteil für Landwirte sein kann. Wenn eben vernünftig über Risiken aufgeklärt wird und eben auch Risikoforschung möglich ist. Also wir wollen uns nicht da generell von dieser neuen Technologie ausschließen. Sagen wir mal, das ist so die Grundlinie. Nichts desto trotz gibt es natürlich … wir vertreten ja sag ich mal den ganzen Berufsstand. Und da hat man natürlich auch immer Strömungen, die von Mitgliedern Süd bis Nord, also ich kann es jetzt mal so ausdrücken: in Bayern ist die Lage eher gentechnikkritisch unter den Landwirten, während in Schleswig-Holstein die Landwirte und Mecklenburg-Vorpommern die Landwirte da durchaus aufgeschlossen sind, was GVO-Anbau angeht. Und da geht es natürlich da drum auch in dieser Diskussion auch so einen, sag ich mal Mittelweg zu finden, mit dem alle leben können, wie es ja in einer Demokratie dann auch ist. Und ja das ist so ein Ausbalancieren auch der internen Position.

F2: Worin sehen Sie denn die Hauptherausforderungen in der aktuellen öffentlichen Debatte über grüne Gentechnik?

A2: Also ich sehe eigentlich die Hauptherausforderung darin, dass man die Verbraucher aufklären muss, eben auch, wie ich das eben schon gesagt habe, sachlich über Gefahren, die es gibt und die auch sich begründen lassen, weil ich glaube, dass diese ganze Diskussion total emotionalisiert ist. Und man hat eigentlich keine Chance mehr wenn es dann um so unsicher Faktoren geht, wie Angst, die unbegründet ist, wohl wissenschaftlich gesehen, aber solche inneren Einstellungen zu ändern ist unheimlich schwierig. Und ich glaube, das ist die Herausforderung und das kann man meiner Meinung nach nur schaffen, indem man eben den Weg geht immer wieder zu informieren vor Allem und zu versuchen, diese Emotionen, diese Ängste zu nehmen. Und, gut einen Königsweg gibt es dafür nicht, weil es eben sehr schwer ist. Ich glaube das ist die größte Herausforderung, weil die Diskussion wird nicht sachlich geführt; die Diskussion wird emotional geführt. Und überall wo Emotionen drin sind, hat man dann eben auch ein Kommunikationsproblem oder eine Herausforderung.

Maßnahmen

F3: Was sind die kommunikativen Maßnahmen, die Sie ergreifen? Also Presse, Medienarbeit, Veranstaltungen, Publikationen. Was machen Sie davon und was ist so das Wichtigste?

A3: Also wir arbeiten mit Pressemitteilungen, ganz klar, wobei immer zu berücksichtigen ist, dass man natürlich dann, weil ich eben, wie ich grad schon gesagt habe, die Diskussion öffentlich auch sehr aufgeheizt ist, und es ist keine, sage ich mal, Kommunikationsstrategie, die wir jetzt fahren, dass wir uns hier pro GVO da total einsetzen wollen. Als wir machen Pressemitteilungen, wenn politisch wichtige Entscheidungen getroffen werden und versuchen so unsere Position auch öffentlich zu diskutieren oder zu transportieren natürlich, in Richtung der Politik, aber eben auch in Richtung der eigenen Mitglieder, um da transparent zu sein. Ja, dann je nach dem…. man muss natürlich immer gucken, was im Zeitverlauf gerade ansteht, auch thematisch, politisch natürlich. Wenn jetzt eine Diskussion ist über Schwellenwerte für GVO. Beispielsweise im Jahr 2008 war das ziemlich weit oben. Dann macht man

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öffentliche Veranstaltungen. Da gab es im Rahmen der „Grünen Woche“ eine Veranstaltung „Gentechnik in der Lebensmittelherstellung“, so was zum Beispiel. Da werden im…. breit eingeladen, sowohl Kritiker, als auch Befürworter von Gentechnik und oder auch unserer Forderung nach Schwellenwerten dann und dann eben auch so unsere Position da zu transportieren und auch immer zu diskutieren. Das ist eben das Wichtige, dass man versucht offen zu diskutieren, genau. Und ansonsten ist aber die Strategie, würde ich sagen weniger offensiv, sondern eher … ja wir melden uns zu Wort, wenn‘s wirklich wichtig ist, aber wir sehen auch schon, dass Gentechnik emotional diskutiert wird und man will sich auch nicht jedes Mal die öffentliche Klatsche abholen.

F4: Ja, das finde ich einen interessanten Punkt, weil bisher hatte ich eher Interviewpartner, die sage ich mal sehr pro aktiv sich darstellen. Aber es kann ja auch eine Art Positionierung sein, dass man sich einfach zurückhält und sagt: Wir melden uns zu Wort wenn es nur wirklich dringend ist. Ist sicherlich auch was, was ich in meiner Auswertung mit berücksichtigen kann. Dass nicht alle mitmischen wollen an der Diskussion.

A4: Ja, wir wollen also schon mitmischen an der Diskussion, aber nicht in der breiten Öffentlichkeit so stark, weil, ich habe es ja eben schon gesagt, die Interessen intern auch da zu sehr heterogen sind, sag ich mal und es ist schwierig genug da die internen Interessen da soweit zusammenzubringen, dass man sagt, so das ist jetzt unser kleinster gemeinsamer Nenner. Also ich mache jetzt mal ein Beispiel: Wenn ich jetzt mit einer Pressemitteilung raus gehe und da ganz proaktiv und offensiv fordere, wir brauchen Schwellenwerte für Verunreinigungen in Saatgut, dann weiß ich, dass in Bayern da wahrscheinlich zwanzig Landwirte sagen: Was fordern die da für einen Mist? Ich trete aus. Diese Briefe, die landen dann bei uns hier im Haus und nachher am Ende auf meinem Tisch. Und dann darf ich 25 Briefe schreiben und sagen: Liebe Leute, wir fordern das in eurem Sinne, damit ihr keine wirtschaftlichen Schäden habt. Und das ist ja auch ein Punkt, den man bei Kommunikationsmaßnahmen und bei Pressearbeit immer berücksichtigt. Und gerade bei so einem kritischen Thema, weil eben nicht nur die Verbraucher emotionalisiert sind, sondern zum Teil auch unsere eigenen Mitglieder.

Stakeholder

F5: Das führt mich gleich zur nächsten Frage: Was sind denn Ihre Hauptanspruchsgruppen, also wen sprechen sie hauptsächlich an? Also zum einen, denke ich, sicher die Landwirte, aber wen sprechen sie darüber hinaus noch an?

A5: Also in erster Linie natürlich die Politik. Weil es gibt ja nach wie vor in den, sag ich mal, jetzt geltenden gesetzlichen Regelungen national und auch auf EU-Ebene zu Gentechnik einfach Schwachpunkte, die wir versuchen wollen zu lösen. In Form von Kompromissen, so dass eben alle da am besten rauskommen. Also in erster Linie die Politik und dann auch ganz klar mit unseren Forderungen. Denn wie kann… für uns ist ja wichtig – Koexistenz. Da gibt es eben da so einen Punkt im Gentechnikgesetz. Da ist eine verschuldensunabhängige Haftung drin, das wär wirklich mal ein ganz konkreter Punkt, der auch nicht emotional ist. Das heißt, wenn ein Landwirt GVO anbaut und in seiner Nachbarschaft auch noch Zwei und da ist ein Öko-Bauer der nachher sagt: Hier ihr habt mir, jemand hat mir mein Feld damit verunreinigt, dann sind alle drei dran, weil nicht nachweisbar ist, von wem es denn dann kommt. Also das ist einfach so, dass dann…. da wird dann keine Versicherung für aufkommen und so ein Landwirt der hätte…. oder die hätten dann alle einen Riesenschaden und das sind einfach Dinge, um dann auch wirklich praktikabel GVO anbauen zu können brauch man dafür eine Lösung. Und deswegen sag ich mal in die Richtung der Politik, zu diesem Thema und auch zu ein, zwei anderen Punkten, die uns sehr wichtig sind, Kommunikation... wobei man sagen muss, bei uns ist so etwas immer mehrstufig. Also ich würde erst mal, wenn ich eine Problem habe, dann versuche erst mal mit meinem Ansprechpartner im

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Ministerium zu telefonieren. Um herauszufinden wie die Politik da gerade tickt und ob da was kommt. Und der zweite Schritt ist dann, wenn ich von dem keine Antwort kriege, dann schreibe ich einen Brief im Namen meines Chefs und der geht dann an den Chef von dem, den ich angerufen habe und dann müssen sie ja antworten. Das heißt, mein Gegenstück, den ich vorher angerufen habe, der muss mir dann diesen Brief beantworten. Das weiß er auch normalerweise, deswegen wird man im Gespräch auch mehr herauskriegen, als das was einem gar nichts sagt, weil er weiß, dass er nachher nur mehr Arbeit hat. Und dann die nächste Stufe, nach briefschreiben ist eben öffentlich Pressemitteilungen zu machen und das geht dann eben alles in Richtung der politischen Diskussion. Ja, die andere Geschichte ist halt Information der Landwirte. Auch in Form von Pressemitteilungen oder eben auch indem man mal ein Interview gibt oder in dem man für Fachzeitschriften Beiträge schreibt und Information der Öffentlichkeit. Obwohl wir uns da, wie gesagt, in der letzten Zeit ein bisschen zurückgezogen haben. Auch immer aus strategischen Gesichtspunkten, da eben öffentlich im Moment… Wir hatten einen Dioxinfall, wir haben eine Tierschutzdiskussion und wir wollen einfach dieses Fass in der öffentlichen Diskussion gerade nicht aufmachen. Genau, und andere, sag ich mal, befreundete oder auch nicht befreundete Institutionen gehen da anders vor. Es gibt einen „Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik“, die sind pro aktiver. Der Bund der Pflanzenzüchter ist pro aktiver und wir sind da eben ein bisschen ruhiger.

Internationalität

F6: Haben Sie denn Anhaltspunkte dazu wie Institutionen im Ausland mit grüner Gentechnik umgehen und ob das da anders ist, wie die Diskussion geführt wird?

A6: […] Spanien ist ja das Land in dem EU-weit am meisten GVO überhaupt angebaut werden. Die sind da mit 75.000 Hektar dabei an BT-Mais und ich glaube, das ist die Diskussion auch innerhalb dieser Verbände sehr kritisch. Die einen sind total dagegen und versuchen da auch die öffentliche Diskussion in die Richtung zu drehen und die anderen sind dafür, weil die eben riesige Probleme mit Schädlingen haben, die sich eigentlich nur noch mit diesem GVO-Mais beheben lassen. Da sind dann sehr divergente Auffassungen und ich glaub, man muss dann auch immer sehen, welchen Stand hat eigentlich die öffentliche Wahrnehmung auch in einem Gesamtkontext. Also in Spanien ist es so, die haben 20 Prozent Arbeitslose. Die haben im Moment ganz andere Probleme, als sich über GVO und da Emotionen Gedanken zu machen, weil die nämlich vor wirtschaftlichen Existenzsorgen stehen. Also die breite Verbraucherschaft da wird die Diskussion ganz anders geführt. Oder in Rumänien wo auch GVO angebaut wird, ich weiß gar nicht mehr ob die in diesem Jahr auch so viel haben wie sonst, da haben die Leute auch ein anderes Problem. Also die haben weniger dieses Luxusproblem: Wir können uns jetzt über das Thema Gentechnik emotional Gedanken machen, sondern die haben auch das Problem, dass sie nicht wissen wovon sie am Ende des Monats die Rechnungen bezahlen sollen. Und dann wird eine Diskussion immer anders geführt. Das ist genauso wie mit einer Tierschutzdiskussion. So eine Diskussion ist eine Luxusdiskussion in der Öffentlichkeit. Wenn es den Leuten gut geht, dann hat man Zeit solche Dinge zu diskutieren. Wenn es den Leuten nicht so gut geht, dann sind die Sorgen und die Gedanken woanders.

F7: Würden Sie auch sagen, dass in den Ländern wo Gentechnik mehr befürwortet ist, auch in der generellen Öffentlichkeit noch mehr das Bewusstsein über Landwirtschaft da ist? Dass wir uns in Deutschland… dass viele gar nicht mehr wissen, wie landwirtschaftliche Prozesse ablaufen?

A7: Ich glaube, das muss man auch differenziert sehen. Ich glaube, man kann ganz gut, sage ich mal, in einem Land wie Rumänien, wo die Leute auch zum Teil Selbstversorger sind und wirklich noch mit Landwirtschaft auch mit ihren Händen und mit ihrer Arbeit jeden Tag zu tun haben, ist ein Bewusstsein für Landwirtschaft sicherlich da. Beispielsweise in Spanien glaube ich es gar nicht mehr so, weil, der Trend geht auch da

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ganz stark hin … Urbanisierung und je mehr Leute in den Städten leben, je mehr Leute den Kontakt eigentlich zum Land verloren haben und auch, sag ich mal, den Einkauf beim Bauern … der nicht mehr stattfindet, oder auf den Markt zu gehen, desto entfernter ist man eben auch emotional von dieser Diskussion oder auch von der Sachlichkeit. Und ich glaube, wenn man da in Madrid eine Umfrage machen würde, da kriegt man eine ganz andere Antwort, als wenn man beispielsweise in die Extremadura geht, wo die Leute noch sehr landverbunden sind, aber da ist halt auch der Trend, dass die Leute einfach weggehen, weil da keine Arbeit ist.

Vertrauen

Sachkompetenz

F8: Dann würde ich jetzt mal stärker zum Thema Vertrauen kommen. Ich habe Vertrauen deswegen ausgewählt, weil grüne Gentechnik ja ein sehr komplexes Thema ist und es für den einzelnen Verbraucher wahrscheinlich gar nicht möglich ist, sich mit allen Details selbstständig auseinanderzusetzen und er deswegen den Stakeholdern, also den Einzelnen, die eine Meinung dazu haben, vertrauen muss. Und da gibt es verschiedene Vertrauensfaktoren in der Literatur und die werde ich jetzt nacheinander durchgehen. Werde fragen, was Sie machen um den Faktor zu beleben und ob sie ihn für relevant halten. Und da wäre der erste Faktor Sachkompetenz. Und da wäre die Frage: Wie demonstrieren Sie aktiv Sachkompetenz zum Thema?

A8: Ja also eigentlich kann ich mich nur wiederholen. Indem man wirklich in einer Pressemitteilung nicht emotional, sondern sachlich versucht die Zusammenhänge darzustellen. Und auch weiterhin, wenn wir Veranstaltungen machen, zu dem Thema da auch wirklich selber in Diskussionen die Sachkompetenz zu transportieren. Aber auch in dem man da eine Plattform bietet für Wissenschaftler, die sich mit dem Thema da wirklich aus rationaler Sicht beschäftigen. Das dann da aufzugreifen und dann eben auch wieder über Pressearbeit mit zu diskutieren. Und dann eben mit allen Werkzeugen, die wir da zur Verfügung haben. Einmal direkte Journalistenansprache natürlich im Vorfeld solcher Veranstaltungen, das man die Journalisten da auch vor Ort hat, aber halt auch durch Werkzeuge ,die multimedial sind, zum Beispiel in dem man Videointerviews aufzeichnet mit unseren Stakeholdern, die dann versuchen die Botschaft sachlich zu transportieren.

F9: Sich hatten gerade Wissenschaftler angesprochen. Versuchen sie dann quasi auch Externe, nicht... also die, die unabhängig sind, dann auch mit ins Boot zu holen, um ihre Aussagen zu unterstützen.

A9: Ja, genau, also es gibt da ja wirklich eine breite Landschaft auch an Wissenschaftlern, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, die auch neutral sind, beispielsweise in den Bundesbehörden. Und ja, die gewinnt man dann eben für Vorträge auf Veranstaltungen, um dann einfach auch das Thema von allen Seiten sachlich und fachlich zu beleuchten.

F10: Für wie relevant halten sie diese Demonstration der Sachkompetenz?

A10: Finde ich sehr wichtig. Also relevant auf jeden Fall.

Problemlösungskompetenz

F11: Und der nächste Faktor wäre Problemlösungskompetenz, das heißt, ob man konkrete Vorschläge zum Beispiel erarbeitet, wie man mit gewissen Risiken umgehen kann, oder ob man die irgendwie umgehen kann. Machen sie das auch aktiv, dass sie da Problemlösungsvorschläge erarbeiten und kommunizieren?

A11: Ja, allerdings muss ich sagen, dann eher in Richtung der Mitgliedschaft an so einem wirklich so rationalen Problem wie einer Haftungsregelung. Oder wenn es um

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Koexistenz der Anbauformen geht, was dann wieder eine Anbaufrage ist. Das man denn eben den Kontakt zur Wissenschaft hält, zu den Leuten, die da Forschung betreiben. Ich meine... wir machen man natürlich selber keine Forschung. Und dann eben auch solche, sage ich mal, Erkenntnisse in unsere Forderungen münden, dass wir sagen, wenn jetzt Seitens der Politik vorgeschlagen wird: Wir haben... wir brauchen einen Koexistenz-Abstand bei Kartoffeln von x Metern. Dass wir uns eben auch durch externe Experten und durch... in einer internen Diskussion sagen: Nein, uns ist jetzt das was vorgeschlagen ist zu wenig. Wir wollen lieber da noch einen Faktor drei drin haben, um wirklich sicher zu gehen, dass der Öko-Landwirt nicht negativ beeinträchtigt wird. Und, ja also das ist uns schon wichtig, weil nur dagegen sein, oder nur dafür sein bringt nichts, man muss ja auch immer irgendwo Lösungen anbieten können.

Kommunikative Kompetenz

F12: Wie werden denn Informationen zum Beispiel über Risiken oder wenn es neue Studien gibt weitergegeben? Also auch im Fall, wenn man zum Beispiel feststellt, dass eine ursprüngliche Einschätzung im Nachhinein jetzt als falsch sich herausgestellt hat. Wie werden diese Informationen korrigiert?

A12: Ja, also einmal ist es so, dass wir eine interne Kommunikation haben. Die aber absolut intern ist und nicht öffentlich, also da ist dann immer, sag ich mal eine Einzelfallentscheidung, um welche Korrekturen oder so es da geht. Ob man da, sage ich mal, in die Öffentlichkeit geht oder nicht. Und auf jeden Fall über alles was passiert wird intern informiert, damit wirklich bis auf Kreisverbandsebene auch die Informationen ankommen. Und man muss ja auch sehen, die Leute die da vor Ort sind, in den einzelnen Bundesländern, die werden natürlich auch von der Presse angesprochen. Und wenn jetzt irgendwo eine kritische Studie ist, die ein Risiko darstellt und ich habe die Information, dann muss ich natürlich gucken, dass da wirklich auch meine ganzen Kollegen in den einzelnen Bundesländern darüber informiert sind. Weil da werden Journalisten anrufen, die werden nachfragen und dann müssen meine Kollegen gerüstet sein. Und das ist dann so, dass man eben nicht nur die Studie weitergibt und sagt: Hier da gibt es eine neue Studie, sondern man guckt schon auch rein und versucht das zu bewerten. Und dann eben mit dieser Bewertung den eigenen Mitgliedern oder den eigenen Kollegen die Chance zu geben, sich da dann auch im Zweifelsfalle öffentlich zu äußern. Ja und dann kommt es eben darauf an, beispielsweise, sag mal, so einen Punkt wie Lebensmittelkennzeichnung. Wenn dann regelmäßig festgestellt wird, dass die geltende Kennzeichnung was GVO angeht eigentlich eine Irreführung der Verbraucher ist, dann ist das natürlich für uns, weil wir die Position haben, wir hätten lieber eine Positivkennzeichnung, dass überall draufsteht, hier ist Gentechnik drin, als es steht irgendwie gar nichts drauf, aber man kann .... Weiß auch nicht, was überhaupt passiert ist. Und dann ist .... mit unserer Position verbunden und unterstützt unsere Position, dass wir dann dazu auch Pressemitteilungen machen würden. Also wenn eine neue Studie kommt, die sagt: Die geltende Kennzeichnung für GVO in Lebensmitteln, die ist nicht o.K., damit wird der Verbraucher getäuscht, dann stützt das unsere Position und dann können wir natürlich in einer Pressemitteilung da auch öffentlich darüber informieren. Ja, aber wie gesagt, das ist immer Einzelfallabhängig.

F13: Als wie offen würden Sie denn ihre Kommunikation bezeichnen? Und wie demonstrieren sie Offenheit?

A13: Also ich würde sie schon als offen bezeichnen, aber wie gesagt, immer unter der Prämisse Sachlichkeit. Und wir sind auf jeden Fall da transparent. Also wir scheuen uns nicht, wenn unsere Positionen... werden ja beschlossen. Demokratisch. Die sind dann vom ganzen Verband getragen, auch wenn es natürlich immer den Einen oder Anderen gibt, der da nicht mit einverstanden ist. Aber das ist in einer Demokratie so und wenn wir eine Position haben, dann tragen wir die auch nach außen. Beispiel ist jetzt: Im Dezember, es gab gerade Diskussion um die Gentechnik, weil die Bundesregierung

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geplant hatte, da einem Koalitionsvertrag gerecht zu werden, einiges umzusetzen und auch auf EU-Ebene mehrere Dinge angestoßen sind und da haben wir eben eine offizielle Position verabschiedet und die lässt sich zum Beispiel auch auf der Internetseite finden. Und die ist dann auch in der Fachpresse veröffentlicht worden und auch an die Medien verschickt worden.

F14: Für wie relevant halten Sie denn so eine offene und transparente Kommunikation?

A14: Finde ich sehr relevant, weil nur wenn man offen und transparent ist, dann kann man auch davon ausgehen, dass kein Misstrauen entsteht. Wenn man sich abkapselt und nicht äußert nach außen und nicht versucht seine Position auch nicht nur als Position darzustellen, sondern die auch zu erklären, eben auch die Hintergründe, warum fordern wir das, dann gibt es einfach Misstrauen. Und Misstrauen ist ein schlechtes Gefühl. So will sich keiner fühlen. Uns so willen wir auch nicht gesehen werden.

Gesellschaftliche Verantwortung

F15: Würden Sie den sagen, dass sie die gesellschaftlichen Interessen und die aktuellen Themen aufgreifen mit der Diskussion? In Ihren Positionen.

A15: Also ich würde sagen, nicht unbedingt. Weil wir uns eben entschieden haben, das Thema nicht emotional zu diskutieren. Wenn man, sag ich jetzt mal, guckt, wie sind die gesellschaftlichen Themen dabei, dann kann ich sagen, wenn es um Welternährung geht, wenn es um Themen geht, wie den Anstieg der Weltbevölkerung. Die Tatsache das wir 2050 9,2 Milliarden Menschen ernähren müssen, ja, dann sind wir dann schon eher auf dem Trip, dass man sagt, wir können uns dieser neuen Technologie nicht verweigern. Auf der anderen Seite ist die gesellschaftliche Diskussion ja weitergehend. Da gibt es ethische Bedenken, da gibt es Umweltgeschichten, die da stark nach vorne gebracht werden sollen, die meines Erachtens auch nicht immer unbedingt nachweisbar sind und auf diese Züge springen wir nicht so gerne auf. Also ich sag mal so, was hier emotional diskutiert wird und eigentlich eine Verliererdiskussion ist, für Jemanden, der da sachlich reingehen will. Auf den Zug springen wir eigentlich eher weniger auf. Wenn es aber um Themen geht, die zukunftsorientiert sind, so was wir Welternährung und im Zusammenhang mit Gentechnik, da sind wir da schon eher mit dabei.

F16: Dann würden Sie sagen, ein Stück weit ist es schon relevant, darauf einzugehen, aber halt nur unter der Bedingung Sachlichkeit?

A16: Genau.

Ethische Verantwortbarkeit

F17: Ethik hatten Sie gerade schon angesprochen. Das wäre auch noch ein Faktor: Also, halten Sie die Diskussion über Ethik für relevant und beteiligen Sie sich daran?

A17: Ich glaube eine ethische Diskussion ist durchaus relevant, ja, aber die ist nicht unsere Aufgabe. Also da beteiligen wir uns eigentlich nicht dran, weil wir sind ein Wirtschaftsverband und, sag mal, Probleme mit... oder ethische Fragestellungen sind auch nicht in unserem Kompetenzbereich. Man kann nicht für alles kompetent sein und da muss man ganz klar sagen, für die Ethik ist die Kirche zuständig und für die Ethik ist die Philosophie zuständig.

Weiteres

F18: Aus meinen Überlegungen geht so ein Stück weit hervor, dass die Diskussion über Risiken und Aufklärungsarbeit nicht zu einer größeren Akzeptanz der grünen Gentechnik führt. Wie würden Sie das einschätzen?

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A18: Spontan würde ich sagen: Der stete Tropfen höhlt den Stein. Aber, na ja, ich glaube, dass ich da mit Ihnen relativ d’accord bin. Das ist ja auch mit der Grund, warum wir da nicht öffentlich nicht total offensiv und pro aktiv vorgehen, weil, die Diskussion ist so festgefahren und die bewegt sich, wie gesagt, auf einer rein emotionalen Ebene und ich glaube, für uns ist wichtig, dass wir versuchen sachlich zu informieren über die Gentechnik. Aber ich gehe nicht davon aus, dass wir da in den nächsten fünf oder zehn Jahren schaffen werden die öffentliche Meinung umzudrehen. Weil, die hat sich über eine lange Zeit so aufgebaut, wie sie jetzt ist und es wird eine sehr lange Zeit dauern, bis man die wieder abbaut. Und ich glaube das, sag ich mal, dass man da im Moment wenig Chancen hat. Also kurzfristig sehe ich da keine Chance das zu ändern.

F19: Wie sehen Sie das denn bei den Landwirten? Also in der Berichterstattung wird manchmal geschrieben, die Landwirte sehen es ähnlich wie die Verbraucher. Dann gibt es wieder Studien, wo das eigentlich eher befürwortend gesehen wird. Also wie würden Sie denn generell die Einstellung der Landwirte einschätzen?

A19: Differenziert. Also ich glaube da, wie gesagt, das ist einfach .... da ist ein Gefälle drin. Es gibt Regionen in Deutschland, da sind die Landwirte sehr dagegen und es gibt Regionen in Deutschland, da sind die Landwirte durchaus dem ganzen offen gegenüber eingestellt.

F20: Würden Sie sagen, die wissen genug darüber? Oder haben Sie eher das Gefühl, die fragen da sehr nach, nach Hintergrundinformationen?

A20: Also ich glaube, die Landwirte sind generell so eine Berufsgruppe, die sehr gut informiert ist und die auch gut informiert sein muss. Also insgesamt über alle Themenbereiche und ich glaube, dass wir in den Fachmedien, die die Landwirte lesen und die auch wirklich, sage ich mal, die 90 Prozent oder über 90 Prozent der Landwirte abdecken, sehr gut und sehr sachlich über Thema Gentechnik informiert wird. Also ich glaube, die Landwirte sind da schon gut informiert. Aber da spielt einfach in der Einstellung auch der Bauern dieser emotionale Aspekt eine große Rolle. Und ich glaube das einfach eine Grundsatzentscheidung, die man für sich selbst auch anhand des eigenen Wertebildes treffen muss, oder trifft. Auch der Bauer. Will ich das oder will ich das nicht. Da kommen schon auch sicherlich auch eigene ethische Überlegungen oder religiöse Einstellungen mit dazu und eben auch wirtschaftliche Bedenken und danach wird dann auch ... treffen die Landwirte ihre Entscheidungen. Und ich glaube dass eben einstellungstechnisch auch die Unterschiede in den einzelnen Bundesländern auch relativ groß sind. Also in Bayern ist die Struktur der Betriebe wesentlich kleiner als in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern. Da ist auch an vielen Stellen viel mehr religiöses Dorfleben, sag ich mal, vorhanden und da ist die Einstellung eher kritisch gegenüber Gentechnik. Und in anderen Bundesländern, wo die Betriebe sehr viel größer sind, wo es mehr auch um riesengroße Wirtschaftsbetriebe geht, da wird die Gentechnik dann eher auch ein... Wirtschaftsaspekt betrachtet und dementsprechend auch schneller befürwortet. Also sehr heterogen eigentlich.

F21: Würden sie auch sagen, dass die Anliegen der Landwirte oder die Meinung bzw. Ihre Position ausreichend in der Medienberichterstattung Platz findet?

A21: Ja, ich denke schon. Also ich denke schon, wie gesagt, wir versuchen da.... vorzugehen und das ist auch immer eine strategische Entscheidung, ob man sich äußert oder sich nicht äußert, aber, ich würde sagen, wenn es eine öffentliche Diskussion gibt, ich habe jetzt ein konkretes Beispiel: Wir hatten jetzt die Entscheidung getroffen, zu dem Bundesratsantrag von Bayern, der letzte Woche im Bundesrat war zum Gentechnikgesetz sich zu äußern. Aber man merkt dann halt schon, wenn man ein bisschen auch die Medienlandschaft sich durchguckt, ich sag mal die TAZ oder so, die seht gentechnikkritisch ist. Die wollen in so einem Fall auch den Bauernverband erwähnen und wenn man sich da nicht äußert, dann suchen die halt in der Vergangenheit nach..... und bringen es dann trotzdem. Ja, ja also ich mein, sehe ich jetzt gar nicht mal unbedingt so negativ. Aber man ist auf jeden Fall schon gefragt mit der

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Meinung. Wenn wir nach außen gehen wird die Meinung, wenn wirklich gerade ein aktuelles Thema auf der Tagesordnung auch öffentlich ist. Man muss ja auch mal sehen, was gerade öffentlich diskutiert wird, dann sind wir da auch mit dabei.

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Selbstständigkeitserklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Masterarbeit in allen Teilen selbstständig verfasst

und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel (einschließlich elektronischer

Medien und Online-Quellen) benutzt habe.

Alle wörtlich oder sinngemäß übernommenen Textstellen habe ich als solche kenntlich

gemacht.

Mannheim, den 26.04.2011

_________________________________________________

Katharina Wittlinger