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Seite 1 Ökologie der Wasserwechselzone und Anforderungen an technisch- biologische Ufersicherungen Kolloquium „Technisch-biologische Ufersicherungen an großen und schiffbaren Gewässern– Karlsruhe, 21.11.2013 Dr. Andreas Sundermeier Bundesanstalt für Gewässerkunde Tel.: 0261/1306-5151 [email protected]

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Ökologie der Wasserwechselzone

und Anforderungen an technisch-biologische Ufersicherungen

Kolloquium „Technisch-biologische Ufersicherungen an großen und schiffbaren Gewässern“ – Karlsruhe, 21.11.2013

Dr. Andreas SundermeierBundesanstalt für GewässerkundeTel.: 0261/[email protected]

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Ufer als Lebensraumim Mittellauf eines naturnahen Flusses mit Vegetationszonendie durch Standortbedingungen und Konkurrenz entstehen

Gewässer-zone

(aquatisch)

Wasserwechselzone(amphibisch)

Überflutung und ausgeprägte Trockenphasen

Land-zone

(terrestrisch)

Ellenberg 1996, verändert

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Schlamm-, Sand- und KiesbänkeLange überflutet, Trockenfallen bei Niedrigwasser, kurze VegetationszeitSpeziell angepasste PioniervegetationSpezielle Fauna (v.a. Fische, Vögel, Laufkäfer, Spinnen)aber: keine geeigneten Pflanzen zur Ufersicherung

Schlammling (ca. 1 cm Durchmesser)

Buhnenfeld, Mittelelbe

Peter Schneider, BfG Fluss-SeeschwalbeMichael Gerber

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Seite 4Rohrglanzgras-RöhrichtSchilf-Röhricht, UHW

Foto: Bischoff & Partner

Röhrichtzone: Röhrichte und Riede (Bestände aus hochwüchsigen Gräsern, grasartigen Pflanzen oder Groß-Seggen)Schilf - Röhricht bei relativ gleichmäßiger Wasserführung und geringer StrömungRohrglanzgras - Röhricht oder Riede bei stark schwankenden Wasserständen dann um 150 Tage/Jahr überflutet, unterhalb SoMWoft Dominanz einer Pflanzenart – aber Strukturreichtum

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Verwendung von Seggen und Schilf in der technisch-biologischen Ufersicherung

Versuchsstrecke Haimar, Mittellandkanal

Seggen Schilf

Vor allem Schilf wird zur Ufersicherung verwendet,aber nicht immer standortgerecht eingebracht. Oft wird es in einer Zone verwendet, in der es gegenüber Gehölzen langfristig nicht konkurrenzkräftig ist.

Oder es wird an Fließ-strecken gepflanzt, an denen Rohr-Glanzgras der typische Röhrichtbildner ist.

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Lebensraum Schilf-Röhrichtvertikale und horizontale Verteilung einiger Röhrichtbewohner

Ostendorp 1993

Mehlige Pflaumenblattlaus

Schilf-Gallmücke

verschiedene Marienkäfer

Aal

Drosselrohrsänger

Teichrohrsänger

Bartmeise

Haubentaucher

Rohrdommel

Bisam

Zwergmaus

Wasserspitzmaus

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Weichholzzone Weidengebüsch, Weidenauwaldnatürliches Vorkommen Schwarz-PappelUntergrenze ab sommerlichem MWHöhenband 60 - 100 cmetwa 80-100 (-150) Tage überflutetdurch Unterhaltung: Röhrichtbei Alterung der Gehölze: Totholz

Weichholzauwald mit Silber-Weide, Kühkopf, Oberrhein

WeidengebüschNiederrhein

Biber, Thomas Reich

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Weiden haben ihre günstigen bautechnischen Eigenschaften als Anpassung an die extremen Standortbedingungen der Weichholzaue erworbenintensive Wurzelbildung an abgetrennten Pflanzenteilenschnelle Regeneration nach Verletzungenströmungs- und überflutungstolerant± trockenresistent

Korb-Weide Mandel-Weide

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Hartholzzone3-50 Tage im Jahr überflutet schwankende Grundwasserständeartenreiche Gehölzflorawichtige Baumarten: Stiel-Eiche, Esche, UlmeFrühjahrsblüherTotholz

Stiel-Eiche, Christian Schneider

Hohler Lerchensporn

Untere Saale

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Gehölzarten für Heckenlagen haben ihre natürlichen Vorkommen in der Hartholzzone

Pfaffenhütchen Hartriegel Weißdorn

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Vegetationszonierung an gehölzfreien oder naturfernen Ufern

Weichholzzone

Hartholzzone(mit weiteren Unterzonen)

„Brombeergrenze“

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Wasserbaulicher Einfluss auf die UferStauregulierungTechnische Ufersicherung, UferversteilungSchiffsinduzierte BelastungenVerlust der natürlichen Standortvielfalt und DynamikSchaffung neuer, durch menschliche Aktivitäten

geprägter Lebensbedingungen und Dynamik

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MW

MW

MNW

MNW

MHW MHW

flach steil

steilgestaut

Wirkung von Uferversteilung und Stauregulierungauf Ufer-Lebensräume

WeichholzzoneHartholzzone

RöhrichtzoneWasserpflanzen

Folge der Stauregulierung: Veränderungen in der Artenzusammensetzung, die Erle wird konkurrenz-kräftiger. Weichholz- und Röhrichtzone sind in ihrer Höhenausdehnung stark geschrumpft. Die Röhrichtzone kann sich bei geringer schiffs-induzierterBelastung etwas ins Wasser ausdehnen, Standorte an Land sind aber in der Regel gehölzfähig und das Röhricht ist nur durch Unterhaltung langfristig zu sichern. Wasserpflanzen werden durch geringe Strömungsgeschwindigkeiten gefördert. Die konkrete Zonierung hängt von der Restdynamik der Wasserstände ab.

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Kanalufer

Oder-Spree-Kanal

Mittellandkanal

Wegen gleichmäßiger Wasserstände ist die gewässertypische Vegetation auf einen schmalen Streifen am Wasser begrenzt, bei starker schiffsinduzierter Belastung ist diese Zone stark beeinträchtigt.

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Anforderungen an technisch-biologische Ufersicherungen

Bauweisen mit Sicherungsfunktion, keine „Natur“

naturnahe Gestaltung nur eingeschränkt realisierbarhydraulische und sozioökonomische Rahmenbedingungentechnische KomponentenMorphodynamik nur eingeschränkt tolerierbarVerwendung von Pflanzen mit guter Sicherungsfunktion auch außerhalb ihrer natürlichen Standorte

Anforderungenmöglichst viel eigendynamische Weiterentwicklung der Bauweisen„besiedelbare Strukturen“Berücksichtigung der naturnahen ZonierungBerücksichtigung der natürlichen Standortansprüche der PflanzenEinbau oder Zulassen von Sonderstrukturen (z.B. Totholz)

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Herausforderungen und Fragestellungen seitens der Ökologie

Ökologische Wirksamkeit von Bauweisen

Beitrag der Bauweisen zur Erfüllung rechtlicher Erfordernisse

Unterhaltungsstrategien