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AAngenehm warm wartet das
Österreichische Kulturforum
auf seine Besucher in der kalten Jah-
reszeit. Elisabeth Kornfeind bittet
nach einer kurzen Wartezeit –
Details für eine bevorstehende Ver-
anstaltung mussten noch geklärt
werden – in ihr Büro und bietet so-
gleich einen Platz auf einer beque-
men Ledercouch an.
WWaahhllhheeiimmaatt
Zum Führungsposten am Öster-
reichischen Kulturforum sei sie
durch eine Bewerbung gekommen,
erklärte Kornfeind und führte aus,
dass dies in Diplomatenkreisen ganz
normal sei. Seit inzwischen drei-
einhalb Jahren leite sie die Ein-
richtung und wolle keine Sekunde
ihres arbeitsreichen Alltags in
Ungarn missen. „Ungarn war eine
tolle Chance, auch weil es ein Nach-
barland ist, aber insbesondere
wegen der Geschichte und Kultur,
die Ungarn und Österreich mitein-
ander teilen“, betont sie.
Kunst und Kultur gehörten seit
ihrer Jugend zu ihrem Leben, er-
zählt Kornfeind und fügt hinzu,
dass sie an einem Konservatorium
Musik studiert habe, später habe sie
aber dann ein Rechtsstudium absol-
viert. „Ich wusste, dass ich mir
durch Musik allein nicht genug
Schuhe kaufen kann“, sagt sie lä-
chelnd, versichert dann aber nach-
drücklich, dass ihr Jurastudium kei-
ne Verlegenheitswahl gewesen sei.
Bis heute schätze sie die Logik und
habe Spaß daran. Nach ihren Ab-
schlüssen lehrte sie eine Zeitlang
Musik und bekam dann eine Assis-
tentenstelle an der Universität. Weil
Verfassungsrecht ihr Spezialgebiet
war – sie schrieb auch ihre Disser-
tation zu diesem Thema –, wurde
sie als Spezialistin in das Wissen-
schaftsministerium geholt. Danach
arbeitete sie auf dem Feld der inter-
nationalen Beziehungen bei der
UNESCO und dem Europarat, wo
sie Kulturbeziehungen betreute. Ihre
Entscheidung für das Auswärtige
Amt sei ihr nach diesen Erfah-
rungen leicht gefallen, sie habe sie
bis heute nicht bereut. Es seien die
unendlichen Möglichkeiten, die man
in diesem Beruf habe, das fasziniere
sie. „Jeder Wechsel bringt mir eine
neue Herausforderung“, sagt Korn-
feind mit einem Strahlen in den
Augen. Eine andere Karriere könne
sie sich nicht mehr vorstellen.
EEnnttwwiicckklluunnggeenn
Da das Österreichische Kultur-
forum alle vier Jahre einen Wechsel
in der Leitung erlebe, ergäben sich
Chancen zur Neupositionierung des
Instituts, erklärt Kornfeind. „Ich
habe von Anfang an versucht, auch
Städten in der Provinz, in denen wir
schon Österreich-Bibliotheken und
Lektorate haben, sozusagen einen
Kultur-Stempel aufzudrücken“, be-
tont sie und räumt ein, dass sich das
Programm unter ihrer Leitung ge-
wandelt habe. Einige alte fixe
Elemente blieben bestehen, andere
kamen hinzu. Natürlich sei die
deutsche Sprache in einem Nach-
barland ein wichtiger Faktor, aber
nicht nur. Sie wolle weg von altbe-
kannten Klischees und neue Akzen-
te setzen. Dass sei ihrer
Meinung nach in den
vergangenen Jahren
auch geglückt.
Eine Besonderheit
des Kulturforums seien
die unterschiedlichen
Veranstaltungsorte in
der Hauptstadt: Im
Musiksalon auf der
Andrássy út fänden
Konzerte und Gesprä-
che statt, in der Zent-
rale in der Benczúr ut-
ca Konferenzen sowie
Ausstellungen und in
der Bibliothek an der Deutsch-
sprachigen Andrássy Universität
Lesungen und Buchpräsentationen.
Des Weiteren arbeitet das Kultur-
forum auch mit vielen Partnern zu-
sammen.
KKuullttuurraalllleerrlleeii
Zu den festen Programmteilen
des Kulturforums gehören die
Konzerte im Musiksalon, in dem
zwar bis heute klassische Stücke er-
klingen, aber auch zeitgenössische
Kompositionen vorgestellt werden.
Auch finden dort regelmäßig inter-
essante Gespräche statt. Ebenfalls
beliebt sind die Konzerte der Reihe
„Noises from the Neighborhood“
auf dem Kulturschiff A38, wo
mehrheitlich junge Künstler auftre-
ten. Schließlich gibt es noch die
Kinowoche. Letztere knüpft nicht
nur an aktuelle politische oder sozi-
ale Themen an, sondern zeigt auch
feine technische Arbeiten wie
Dokumentarfilme. Persönlich am
Herzen liegt Kornfeind die Öster-
reichische Bibliothek an der And-
rássy Universität, in der sich nicht
nur jedermann Bücher ausleihen
kann, sondern die auch als Veran-
staltungsort zur Verfügung steht.
Unter anderem werden hier auch
regionsbezogene Publikationen, zu-
mal Fachbücher, vorgestellt.
FFiinnaannzzeenn
Finanziell ginge es dem Österrei-
chischen Kulturforum gut, die
Mittel kämen vom Auswärtigen
Amt, sagt Kornfeind. Sie erhalte
jährlich ein fixes Budget, mit dem
es leicht falle zu planen. Auch Zu-
satzmittel könnten beantragt wer-
den. „Trotz des allgemeinen Sparens
hatten wir Glück. Kürzungen gab es
nur, als ich hier angefangen habe.“
In Österreich werde Kulturarbeit als
wichtiger Faktor der Diplomatie
angesehen, erklärt Kornfeind.
Im Vorjahr richtete das Kultur-
forum den Fokus auf Franz Liszt.
Der weltbekannte Pianist drängte
Ludwig Wittgenstein, einen österrei-
chischen Philosophen, dessen Todes-
tag sich 2011 zum 60. Mal jährte,
aus dem Rampenlicht. Das Geden-
ken an Wittgenstein werde aber jetzt
mit einer Ausstellung – die kommen-
den Montag eröffnet wird –, Philo-
sophieseminaren, Symposien und
Filmtagen nachgeholt. „Es ist er-
staunlich, wie viel Wirkung Wittgen-
stein auf verschiedene Genres hatte
und hat“, sagt Kornfeind nachdenk-
lich. Stolz betont sie, dass zum er-
sten Mal alle drei Filme über
Wittgenstein komplett gezeigt wür-
den, außerdem werde es eine Lesung
von Péter Esterházy beim Sympo-
sium am 24. Februar geben.
Beim Publikum sei ihr nicht die
Teilnehmerzahl, sondern die ange-
sprochene Zielgruppe wichtig.
Auch wenn vielleicht nicht viele kä-
men, müssten so kontroverse The-
men wie der Islam ins Bewusstsein
der Menschen gerückt werden.
Interessant fände sie jedes Mal die
Gemeinsamkeiten und Differenzen,
die es zwischen Ungarn und Öster-
reichern bei diversen Themen gäbe.
Durch die Veränderungen der Pro-
gramme sei die Heterogenität der
Besucher gestiegen, worüber sie
sich freue. Gleichzeitig sei die Zahl
jener Personen, die aus „Pflicht-
bewusstsein gegenüber Österreich“
zu den Veranstaltungen kämen, we-
niger geworden. Dazu trage be-
stimmt bei, dass einige Programme
in englischer Sprache stattfänden.
Die Besucherzahlen variierten je
nach Veranstaltung zwischen 80
und 600 Personen. „Unsere Aus-
stellungen sind sehr beliebt und gut
besucht“, fügt Kornfeind am Ende
stolz hinzu.
IINNEESS GGRRUUBBEERR
16 BUDAPESTER ZEITUNG BBUUDDAAPPEESSTT 17. - 23. FEBRUAR 2012 • NR. 7
! Großdemo der BKV geplant.Für den 22. Februar planen gleichzwei Gewerkschaften der BudapesterVerkehrsbetriebe (BKV) Demonstra-tionen in der Innenstadt. Die Demon-strationen sollen jeweils vor dem Par-lament und dem Rathaus enden. Vondrei Punkten aus werden die Demon-stranten starten, um sich dann aufdem Blaha Lujza tér zu vereinen undvon dort aus gemeinsam zum Rat-haus zu marschieren. Nachdem dorteine Petition überreicht wird, geht esweiter zum Parlament, wo im An-schluss an die neuerliche Überrei-chung der Petition ein spontanesFußballturnier abgehalten werdensoll.
! Keine Änderung der Zulas-sungszahlen. Rózsa Hoffmann,Staatssekretärin für Bildung, erklärteam Donnerstag in einem Fernseh-interview, es werde keine Änderun-gen an den festgelegten Zulassungs-zahlen für Hochschulanwärter geben.Hoffmann reagierte damit auf Forde-rungen der Studentenschaft, die amVortag demonstriert hatten. Die meh-reren Hundert Teilnehmer hatten amMittwoch unter anderem die Rück-nahme der Bleibepflicht verlangt.Diese sieht vor, dass ein Student, derein staatlich finanziertes Studium ab-solviert, nach seinem Abschluss min-destens 20 Jahre im Land bleibt. An-sonsten müssen die Studiengebüh-ren sofort und komplett zurückgezahltwerden.
! Immer höhere Nebenkosten. Inden vergangenen Jahren stiegen dieBetriebskosten von ungarischen Woh-nungen dramatisch an. Zwischen2005 und 2011 stieg der auf die Woh-nung verwandte Lohnanteil in Ungarnim Schnitt von 32,96% auf 41,68%.Im Jahr 2011 beispielsweise warendie Betriebskosten durchschnittlichum 7,2% höher als 2010. Insbeson-dere haben sich die Gas-, Heiz- undAbwasserkosten in den vergangenenJahren erheblich verteuert.
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ÖÖsstteerrrreeiicchhiisscchheess KKuullttuurrffoorruumm iinn BBuuddaappeesstt
KKuullttuurr aallss HHeerraauussffoorrddeerruunngg
Elisabeth Kornfeind ist das Gesicht hinter dem Österreischischen Kulturforum.
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