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90 irland journal XXII, 4.11 Der Vater der Irish Whiskey Renaissance ist John Teeling. Mit dem Trotzkauf der in Ri- verstown, Co. Louth, gelegenen „Cimicei Teo Potato-Peel Distillery“ erwarb 1987 der im afrikanischen Diamantenabbau und -handel erfolgreiche Unternehmer zusammen mit anderen Investoren vom irischen Staat eine marode Industrie-Alkohol Distillery. Während seiner Promotion über die Irische Whiskey Industrie an der Harvard University entwickelte Teeling 1971 seine Gedanken, einmal in den Whiskey-Markt einzusteigen. Zusammen mit seinem Kommilitonen William McCarter – heute einer der Mitbesitzer und Direktoren von Cooley – schmiedete er damals in der Plough and Stars Bar in Cambrigde, Mass. Pläne einer zukünftigen Entwicklung der irischen Whiskey Industry. Seit 1992 ste- hen ihre Träume in den Regalen der Geschäf- te weltweit: der Blend Kilbeggan, der Single Malt Tyrconnell oder der Peated Connemara. Die Kilbeggan Distillery am River Brosna, Co. Westmeath, ist die welt-älteste lizenzierte Destillerie. Nach 53 Jahren wurde sie von John Teeling aus dem Schlaf geweckt. In Anwesen- heit der Nachfahren der ehemaligen Besitzer- familien McManus, Codd und Locke sprudel- te am 17. März 2007 wieder der Kilbeggan Spirit. Kilbeggan seit 1988 im Besitz Cooleys wurde Namensgeber des neu kreierten Irish Blends Kilbeggan. Er wurde zum schnellst- wachsenden „brown Spirit“ der letzten Jahre. Die Leistungsbilanz ist überwältigend, 125 Goldmedail- lien heimsten die Cooley-Produk- te bisher bei internationalen Wett- bewerben ein (Stand 2010). Coo- ley Whiskey findet sich in den Hauslabels vieler Lebensmittelket- ten, mehr als 30 % des Umsatzes erzielt Cooley über diese Handel- schiene. Und das Schönste: Der weltbeste Whisky kam 2009 aus dem Hause der einzigen unabhän- gigen irischen Destillerie. Das ist kein Wunder, denn John Teeling be- tont selbstbewusst: „Whiskey is Irish. Er kann in dieser gleich guten Qualität nirgendwo sonst auf der Welt hergestellt werden. Ursa- chen sind das milde irische Klima, das gute irische Wasser wie auch die Qualität der Gers- te. Aber es ist insbesondere das irische Klima, das diesen einzigartigen sanften Geschmack unserer Whiskies verantwortet.“ Dabei sah es für den irischen Whiskey lange Zeit keinesfalls rosig aus. Rund 60 % des welt- weiten Whiskyhandels wurde um 1830 von den vielen irischen Whiskies dominiert. Mehr als 400 Whiskeysorten wurden in jenen Jah- ren in den USA vertrieben. Aber in weniger als hundert Jahren fiel der Weltmarktanteil auf 35 % um 1900 und danach auf 2 % des schottischen Absatzes im Jahre 1960. Was war geschehen? Die irischen Traditionalisten unter den Distil- lern verschliefen die neuen Tendenzen des Weltmarktes. Sie verschlossen sich dem tech- nologischen Fortschritt. Ihre Sturheit und er- folgsverwöhnte Selbstgefälligkeit brachten allmählich das Ende eines weltweit anerkann- ten Exportschlagers. On the road again... Irischer Whiskey feiert Erfolge von Ernst J. Scheiner „Drei Mal hintereinander die besten in Europa zu sein, das ist für jeden bei Cooley ein fantastisches Ergebnis“, sagte der Managing Director der innovativsten irischen Distillery Jack Teeling stolz. Die renommierte International Wine & Spirits Com- petion (IWSC) ernannte in London 2008 die Cooley Distillery, als ersten irischen Whiskey-Hersteller überhaupt, zum World Distiller of the Year. Es folgten 2008, 2009 und 2010 die IWSC-Auszeichnungen Distiller of the Year. 2011 steht Coo- ley wieder auf der Shortlist der Wettbewerber. John Teeling Kilbeggan Distillery – der millionste Besucher kam 2011 aus Deutschland.

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90 irland journal XXII, 4.11

Der Vater der Irish Whiskey Renaissance istJohn Teeling. Mit dem Trotzkauf der in Ri-verstown, Co. Louth, gelegenen „Cimicei TeoPotato-Peel Distillery“ erwarb 1987 der imafrikanischen Diamantenabbau und -handelerfolgreiche Unternehmer zusammen mitanderen Investoren vom irischen Staat einemarode Industrie-Alkohol Distillery.

Während seiner Promotion über die IrischeWhiskey Industrie an der Harvard Universityentwickelte Teeling 1971 seine Gedanken,einmal in den Whiskey-Markt einzusteigen.Zusammen mit seinem Kommilitonen WilliamMcCarter – heute einer der Mitbesitzer undDirektoren von Cooley – schmiedete er damalsin der Plough and Stars Bar in Cambrigde,

Mass. Pläne einer zukünftigen Entwicklungder irischen Whiskey Industry. Seit 1992 ste-hen ihre Träume in den Regalen der Geschäf-te weltweit: der Blend Kilbeggan, der SingleMalt Tyrconnell oder der Peated Connemara.

Die Kilbeggan Distillery am River Brosna, Co.Westmeath, ist die welt-älteste lizenzierteDestillerie. Nach 53 Jahren wurde sie von JohnTeeling aus dem Schlaf geweckt. In Anwesen-heit der Nachfahren der ehemaligen Besitzer-familien McManus, Codd und Locke sprudel-te am 17. März 2007 wieder der KilbegganSpirit.

Kilbeggan seit 1988 im Besitz Cooleys wurdeNamensgeber des neu kreierten Irish Blends

Kilbeggan. Er wurde zum schnellst-wachsenden „brown Spirit“ derletzten Jahre. Die Leistungsbilanzist überwältigend, 125 Goldmedail-lien heimsten die Cooley-Produk-te bisher bei internationalen Wett-bewerben ein (Stand 2010). Coo-ley Whiskey findet sich in denHauslabels vieler Lebensmittelket-ten, mehr als 30 % des Umsatzeserzielt Cooley über diese Handel-schiene. Und das Schönste: Derweltbeste Whisky kam 2009 ausdem Hause der einzigen unabhän-gigen irischen Destillerie.

Das ist kein Wunder, denn John Teeling be-tont selbstbewusst: „Whiskey is Irish. Er kannin dieser gleich guten Qualität nirgendwosonst auf der Welt hergestellt werden. Ursa-chen sind das milde irische Klima, das guteirische Wasser wie auch die Qualität der Gers-te. Aber es ist insbesondere das irische Klima,das diesen einzigartigen sanften Geschmackunserer Whiskies verantwortet.“

Dabei sah es für den irischen Whiskey langeZeit keinesfalls rosig aus. Rund 60 % des welt-weiten Whiskyhandels wurde um 1830 vonden vielen irischen Whiskies dominiert. Mehrals 400 Whiskeysorten wurden in jenen Jah-ren in den USA vertrieben. Aber in wenigerals hundert Jahren fiel der Weltmarktanteilauf 35 % um 1900 und danach auf 2 % desschottischen Absatzes im Jahre 1960. Was wargeschehen?

Die irischen Traditionalisten unter den Distil-lern verschliefen die neuen Tendenzen desWeltmarktes. Sie verschlossen sich dem tech-nologischen Fortschritt. Ihre Sturheit und er-folgsverwöhnte Selbstgefälligkeit brachtenallmählich das Ende eines weltweit anerkann-ten Exportschlagers.

On the road again...

Irischer Whiskey feiert Erfolgevon Ernst J. Scheiner

„Drei Mal hintereinander die besten in Europa zu sein, das ist für jeden bei Cooley einfantastisches Ergebnis“, sagte der Managing Director der innovativsten irischenDistillery Jack Teeling stolz. Die renommierte International Wine & Spirits Com-petion (IWSC) ernannte in London 2008 die Cooley Distillery, als ersten irischenWhiskey-Hersteller überhaupt, zum World Distiller of the Year. Es folgten 2008,2009 und 2010 die IWSC-Auszeichnungen Distiller of the Year. 2011 steht Coo-ley wieder auf der Shortlist der Wettbewerber.

John Teeling

Kilbeggan Distillery – der millionste Besucher kam2011 aus Deutschland.

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Kurioserweise war es der Ire Aneas Coffey, dermit einer Weiterentwicklung des vom Schot-ten Robert Stein 1826 erfundenen Destillati-onsverfahrens den jähen Absturz des irischenWhiskeys einläutete. Mit einer Coffey Stillkonnten in einer Woche so viel Spirit produ-ziert werden wie mit einer traditionellen PotStill in einem Jahr. Im Gegensatz zu den iri-schen Distillern erkannten die schottischenWhisky-Lords Andrew Usher, John Haig u.a.die Vorzüge des neuen Verfahrens, das stattder teuren, zeitintensiven traditionellen Gers-tendestillation in kupfernen Pot Stills einekostengünstige Mengenproduktion aus billi-gem Getreide erlaubte. Das Ergebnis war ge-waltig: ein milder, samtiger und fruchtigerSpirit. Dies war die Geburtsstunde des Blen-ded Scotch, einem Verschnitt aus den kosten-günstigen Grain Whiskies und den damals„rauen, rauchigen“ und wenig geschätztenschottischen Single Malts. Billiger als der iri-sche Pure Pot Still Whiskey trat der ScottishBlended Whisky einen bis heute anhaltendenSiegeszug um die Welt an. Selbst die bewuss-te antiquierte Schreibweise mit „ey“, die alsPrädikatssignal für einen guten irischen Whis-key damals herhalten sollte, konnte den frü-heren Qualitätsunterschied zu den schotti-schen Whiskies nicht mehr ausgleichen (im 19.Jhd. war die englische Schreibweise mit –y beiden irischen Destillerien Standard).

Die Gegenmaßnahmen der irischen Destille-rien nützen nichts: größere Brennblasen, diehöhere Verwendung von ungemälzter Gers-te sowie die Dreifach-Destillation zur Verfei-nerung der Aromen. Die Prohibition in denVereinigten Staaten, der Wirtschaftskrieg mitLondon nach der Irish Independence sowieder Verlust der wirtschaftlichen Zugänge zumBritish Empire taten ihr übriges. Außerdemhatte die Scottish Distillers Company mit ei-nem Coup mehrere Grain Distilleries in Irlanderworben, die sie dann, um die schottischenWhiskyindustrie zu schützen, einfach schlos-sen.

Von den 28 Irish Distilleries, die der ChronistAlfred Barnard 1886 in seiner BeschreibungThe Whisky Distilleries of the United Kingdom

(damals gehörte ganz Irland zum britischenKönigreich) dokumentierte, waren 1966 nurnoch drei Produzenten in der Republik Irlandübrig geblieben: John Power & Son, John Ja-meson & Son und Cork Distilleries Company,die sich zur Irish Distillers Group (IDG) zusam-men schlossen. 1972 trat die letzte nordirischeDistillery The Old Bushmills dem Verbund bei.Die IDG wurde damit zum irischen Whiskey-Monopolisten. Folgerichtig wurden 1975 alleProduktionsstätten (außer Old Bushmills) zu-gunsten einer neuen multi-purpose Mammut-Distillery in Midleton, Co. Cork, aufgegeben.

Irischer Whiskey, das war von nun an ge-meinhin ein dreifach gebranntes Destillat. DieIDG und seit 1987 der neue Eigentümer so-wie Global Player Pernod Ricard propagier-ten die Triple Distillation als ihre Marketing-strategie. Sie entwickelte sich zum Alleinstel-lungsmerkmal und Synonym für Irish Whiskey.2005 kaufte der andere Weltmarktspieler Di-ageo die The Old Bushmills Distillery. Auchsie produzierte weiterhin einen dreifach ge-brannten Whiskey. Diageo öffnete mit seinemglobalen Vertriebsnetz ebenfalls für den iri-schen Whiskey weitere Zugänge zum Welt-markt. Alle sie sind sie mit dem Werbetricktriple distilled bis heute weltweit sehr erfolg-reich.

Die frühere irische Whiskey-Vielfalt wie sieAlfred Barnard vorfand, getorft, nicht getorft,Single Malt, Irish Pure Pot Still, zweifach oderdreifach destilliert, war Geschichte.

An der Übernahmeschlacht des MonopolistenIDG Mitte der achtziger Jahre war eine Inves-torengruppe um John Teeling ebenfalls be-teiligt, wollte er doch seinen Harvard-Traumendlich verwirklichen. Gewonnen wurde die-ser Kampf von der Groupe Pernod Ricard.Nach der Enttäuschung kam seine richtungs-weisende Trotzreaktion. Mit der GründungCooleys wurde das irische Whiskey-Monopolbeendet. Seit 1989 wird in den Cooley Moun-tains neben Grain Spirit in Coffey Stills auchein zweifach destillierter nicht-getorfter undgetorfter Single Malt nach schottischemBrennverfahren in kupfernen Pot Stills pro-

duziert. Die Vielfalt des irischen Whiskeys warmit 5000 Flaschen John Locke’s Single Malt1992 zurück. Gelagert wird der Cooley Spiritvorwiegend in Heaven Hill Bourbon Fässernin den Warehouses von Kilbeggan, Tullamo-re und neuerdings auch in den neuen RackingWarehouses in Riverstown.

Die irische Whiskyindustrie kam in Bewegung,sie verzeichnet seit Jahren gegenüber ihremschottischen Nachbarn stetig die höchsten Zu-wächse. Rund 50 Millionen Liter irischer Whis-key werden wohl 2011 abgesetzt, das sindetwa 14.9 % der irischen Exporte. Der An Ta-oiseach Enda Kenny war mit der Steigerungs-

Die kupfernen Po Stills in der Cooley Distillerystammen aus der Comber Distillery, Co. Down

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rate von 24 % und den irischen Whiskey-Um-sätzen von 173 Millionen Euro im Jahr 2010anlässlich der Jubelfeier von Jameson im Dub-lins Grand Canal Theatre sichtlich mit dieserEntwicklung zufrieden. Mehr als drei Millio-nen „Cases“ mit jeweils 9 Litern Whisky konn-te der irische Pacemaker Jameson im Jahr 2010weltweit absetzen. Dieser best-selling IrishBlend beschleunigt noch immer den weltwei-ten positiven Trend hin zum Irish Whiskey.Heute liegt Jamesons irischer Marktanteil bei64%. Die anderen Mitbewerber Diageo undCooley spüren diesen Aufwind und Sog. Sieinvestieren ebenfalls in die Zukunft. Sie ver-bessern ihre Produktionskapazitäten und er-höhen ihre Herstellungsmenge.

Cooley produziert etwa 2.25 Millionen LiterPot Still Spirit und 7,2 Millionen Liter GrainSpirit pro Jahr. Rund 7 Millionen Liter reifen

in Holzfässern den Lagerhäusern zuWhiskey, darunter seltene Irish BogOak Barrels, heran. In naher Zukunftwird Cooley sogar einen Single PotStill Poitin sowie eine limitierte Aus-gabe eines im irischen Eichenholz-fass gealterten Connemara SingleMalt herausgeben.

Mit dem Erwerb von Tullamore Dewund Irish Mist kommen die Schottenzurück. Der Single-Malt-Weltmarkt-führer Glenfiddich erwarb 2010 die-se Marken. Die schottische Distiller-Familie William Grant & Sons Distil-

lers Ltd. signalisierte öffentlich den Bau ei-ner neuen Distillery, wohl in Clonmel, Co. Tip-perary, so wird spekuliert.

Die Irish Whiskey Renaissance setzt sich mitder geplanten Micro-Distillery DrioglannDaingean Ui Chuis in Dingle fort. Die dortbereits bestehende Dingle Brewery beabsich-tigt aus ihrem Beer einen Shackleton’s IrishWhiskey zu destillieren. Selbst ein Lottomilli-onär möchte in Belfast die irische Whiskey-Vielfalt mit dem Bau der Titanic Distillery be-flügeln.

WissenwertesWhiskeyWohl erstmals 1715 erwähnt, leitet sich dasWort vom Schottisch-Gälischen uisge beatha

ab und bedeutet Lebenswasser. Aus derim Englischen früher üblichen Schreib-weise usqebaugh ergab sich whiskybaebzw. whisky. Die irische Form whiskeywurde von Dubliner Distilleries im 19. Jh.eingeführt, um sich von den ländlichenHerstellern abzuheben. Später sollte sichder irische Whiskey allgemein, nicht nurdurch die Schreibweise, bewusst vomdamals wohl „schlechteren“ schotti-schen Whisky unterscheiden. In den An-nals of Clonmacnoise (nur eine englischeÜbersetzung) wurde erstmals schriftlich1405 von den Wirkungen des aqua vi-tae berichtet.

Single MaltAus 100% gemälzter Gerste im Pot Still-Brenn-verfahren (zweifach oder dreifach) gebrann-ter Whiskey. Er stammt nur aus einer Distille-ry.

Traditional Irish Pure Pot Stilloder Pure Pot Still WhiskeyAus ungemälzter und einem geringeren Teilgemälzter Gerste im Pot Still-Brennverfahren(zweifach oder dreifach) gebrannter Whiskey,der zwar typisch für Irland, jedoch eine nichtgeschützte Bezeichnung ist.

Single GrainAus verschiedenen Getreidearten wie Mais,Weizen oder Roggen mit einem kontinuierli-chen Brennverfahren in einer Coffey Still her-gestellter Whiskey. Er stammt nur aus einerDistillery.

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Greenore Single Grain, 8 Jahre, 40 % vol.Aroma: sanfter süßer Mais, etwas Honig, et-was Vanille vom Bourbon Fass, feinGeschmack: sehr weich, sanft, etwas Honig,leichte GewürznotenNachklang: angenehm, trockenFazit: sehr harmonischer ausgeglichener Sin-gle Grain, der acht Jahre in first-fill BourbonFässern reifte, hoher Maisgehalt von 90 % inder Maische.

Informationenwww.irlandwhiskeytrail.comwww.irishwhiskeychaser.webs.comwww.irishwhiskeysociety.comwww.singlepotstill.comwww.whisky-distilleries.netwww.bushmills.comwww.cooleywhiskey.comwww.dinglebrewingcompany.iewww.dinglewhiskeydistillery.iewww.irishdistillers.iewww.jamesonwhiskey.comwww.kilbegganwhiskey.comwww.tullamoredew.de

Bezugsquellenwww.scoma.dewww.irisch-lifestyle.de

Destillerieführungund WhiskeyprobeEin Leserbeitrag von Dirk Rosenow

Mein Bekannter und ich sind immer für einengepflegten Whiskey zu haben. Besonderswenn der Wind ums Haus pfeift und den Rauchdes Torffeuers ab und zu nach unten drückt...Nun fragte mein Bekannter anlässlich eines be-vorstehenden Besuches, ob es noch andere De-stillerien als Bushmills gebe (die nicht geradeTagesreisen von Bundoran entfernt sind). Bu-shmills hatten wir etliche Male durch und seitman sich dort noch nicht mal mehr Zeit nimmtfür die schöne audiovisuelle Show, hinterlässtes bei mir doch den faden Beigeschmack derMassenabfertigung. Also, Computer „vorglü-hen“, hoffen dass das irische Internet „Wire-less Broadband“ nicht wieder durch die Milli-onen I-Phones verstopft ist (Rezession? Trotz-dem hat hier fast jeder ein neues Smartpho-ne). Und googlen. Gefunden: Die Cooley Des-tillerie. Wer mehr über die Geschichte der De-stillerie erfahren will, schaue auf die Website.Ein kurzer Anruf, eine E-mail hin und her,freundlichste Abwicklung, die Buchung warperfekt, 10 Euro pro Nase incl. Kostprobe.(Aber, die hatte es in sich...)

Der Tag der Besichtigung. Das Navi wird mitden bei Wikipedia angegebenen Daten gefüt-tert und los Richtung Dundalk. Kurz vor derLandung, an der R173, liegt Fitzpatrick’s Bar &Restaurant. Da wir zu früh waren, hier ein klei-ner Stop. Sicher nicht der Insider- Geheimtip,aber urige Atmosphäre trotz vieler Touristen.Der Biergarten und der Gastraum selbst gleichteinem Antikhandel. Also, noch schnell ein Fri-sches runtergespült. Wir hätten hier lieber wasordentlich fettes Essen sollen, aber dazu spä-ter... Unser Navi lässt uns genau an einem Publanden, warum, dazu auch später. Von Destil-le keine Spur. Also zurück.

Etwas abseits der Strasse ist ein grüner Kas-ten, den ich eher einer Baustofffabrik zuge-ordnet hätte, zu sehen. Einzig komisch ist die

Connemara SingleMalt, 40 % vol.Aroma: verhaltener,zurückhaltender an-genehmer Rauch, et-was Holz und Fruch-tigkeitGeschmack: weich,samtig und dennochetwas würzig, ange-nehmer Rauch kom-biniert mit Früchten,guter KörperNachklang: schönerharmonischer Ab-gang, lang anhal-tend, steht lange im

Munde, etwas trocken und würzig, der Rauchist nicht dominantFazit: eine Überraschung, der einzige irischegetorfte Whiskey (das grüne Malz wird überTorfrauch gedarrt), ein junger Malt mit un-aufdringlichem Charakter, der zweifach in PotStills destilliert wurde, ohne Altersangabe, esist der Schottische unter den Iren. Kein Rauch-Schock, ein Genuss!

Blended WhiskeyEin Verschnitt aus Grain Whiskies, Pure PotStill Whiskies und/oder Single Malt Whiskiesverschiedener oder gleicher Destillerien.

NB: Nach dem Irish Whiskey Act von 1980muss irischer Whiskey in der Republik Irlandoder in Nordirland aus einer Getreidemaischedestilliert werden und dort in der Summemindestens drei Jahre in Holzfässern („woo-den casks“) gelagert sein.

Zum Autor: Ernst J. Scheiner ist ehemali-ger Leiter der VHS im WBZ Ingelheim undHerausgeber der Webseite „The Gatewayto Distilleries“.www.whisky-distilleries.net.

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irische Fahne, die da weht.Kein Hinweisschild, nichts.O.k., Versuch und BINGO.Wir stehen vor dem Tor derDestillerie. Keine Holzdä-cher, keine Pagoden, keinTouri-Schnickschnack. Wirsind auf einem Fabrikgelän-de. Wir werden vom erstenMitarbeiter, den wir treffen,freundlich empfangen undgebeten, uns einen Momentzu gedulden. Dann kam un-ser Guide, ein langjährigerAngestellter. Von Ihm wer-den wir in wirklich jedenWinkel der Destillerie ge-führt. Fotos, ja klar, ist ja keinGeheimnis, solange wir nichtdie Rezeptur vom Kontroll-raumbildschirm ablichten.Von wegen, wie in Bushmil-ls, keine Fotos wegen Funkenbildung am Aus-löser und Explosionsgefahr!! So hat die Coo-ley Destillerie auch keine Scheu, den Besuchernzu zeigen, dass ein Grossteil des Whiskeys inBlends eben nicht Gerstenwhiskey aus der Kup-ferbrennblase, sondern Maisschnaps aus derDestilliermaschine ist. Ein kleines Highlight beijedem Rundgang ist ein Stop in der Brennhal-le (auch mit Kupferkesseln, aber nicht so ge-wienert wie in den Schaudestillen). Der Guidesagt, na, dann wollen wir mal den Rohschnaps(aus der Maisstrecke) probieren. Er öffnet ei-nen Hahn an einer Kupferleitung und sagt, nalos, Hände drunter halten und trinken...Ebenso interessant und sonst noch nie gese-hen: Die Abfüllung des Rohschnaps in die La-gerfässer. In einem offenen Unterstand (Hierist wirklich wegen der Explosionsgefahr allesoffen) werden die Fässer mittels Zapfpistole(genau wie an der Tankstelle) gefüllt. Und die„gereiften Fässer“ werden dort auch wiederabgepumpt. Ebenso für den Besucher zugäng-lich sind die Lagerhäuser. Wir konnten darinrichtig lange herumlaufen, die Fässer begut-achten und den „Angels Share“ (der AnteilAlkohol, der beim Lagern aus den Fässern ent-weicht) einatmen. Bei Bushmills darf man ge-rade mal durch einen Türschlitz schauen. Nach-

dem wir mit einer Kopf-haube (Haare!) ausgestat-tet wurden, durften wirauch in die Abfüllerei, inder das flüssige Gold dannin die Flaschen gelangt.Eine rundum interessan-te, gelungene Besichti-gung. Ach ja, der grüneKasten sind die Malz- undMaissilos. Aber: Das bes-te kommt noch.

Nach dem Rundgang sagtder Mitarbeiter so etwa:Aus Lizenz- und anderenGründen gibt es hier aufdem Gelände keine Ver-kostung, die findet inMartin’s Pub statt, wir sol-len ihm folgen, oder, fallswir ohne Auto sind, bei

ihm mitfahren. Und, „ja, die 10 Euro, die sindfür die Verkostung, die gebt Ihr dann dortab!“ Wir landen, aha, genau vor dem Pub, wouns das Navi hingeführt hatte. Eines dieserCountry-Pubs, mit dem spröden Charme vonFootball-Clubhaus und Bingo-Verein. Wir wer-den in einen abgetrennten, gemütlicherenRaum gebeten. Der Wirt begrüßt uns aufs herz-lichste und der Mitarbeiter verabschiedet sich.Der Wirt entschuldigt sich noch, dass er ab undzu mal nach den anderen Gästen schauen muss.Ist doch wohl klar! Und fängt an, Whiskeyfla-schen hinzustellen. Wir erwarteten nun das Üb-liche: Na, von welchem wollt Ihr denn einenFingerhut voll. Weit gefehlt!!! Er geht mit unsso ziemlich die gesamte Produktpalette derBrennerei durch. Nach dem sich beim drittenGlas so ein flaues Gefühl im Magen einstellte,sagte er: Ihr habt nichts gegessen? Oh man,Whiskey und nichts gegessen, tödlich. Leiderhätte er nichts. Aber, kein Problem. Drückt uns10 Euro in die Hand und sagt, einer von uns(ich) solle aus dem Dorfladen etwas Kochschin-ken, ein Toast und Margarine holen. Gesagt,getan, einer dieser Kleinstläden mit Postfilia-le, nette Bedienung und der Wirt machte unsdaraufhin Sandwiches aus dem gesamtenToastbrot. Das brauchten wir wirklich. Danach

ging die Verkostung erst richtig los. Alle mög-lichen Sorten und Untersorten Whiskey kamenauf den Tisch. Mancher „nur“ mit dem Unter-schied, dass er in Fässern aus Holz x, y, z gela-gert war. Einziges winzig kleines Manko war,dass der Wirt nicht so ein großer Whiskeykund-ler war. Aber, vielleicht auch mal gut so, dakonnte man ganz unvoreingenommen denWhiskey schmecken.

Um den Kesseldruck wenigstens scheinbar un-terhalb des erlaubten zu drücken, machte derWirt uns noch einen für irische Verhältnissesehr starken und guten Kaffee. Wir konntenbei ihm Whiskey zum „Werkspreis“, der we-gen der Steuer trotzdem happig ist, kaufen.Der Wirt zierte sich sogar, die 10 Euro für dasEssen und den Kaffee zu berechnen. Und ver-abschiedete sich mit einem „Auf Wiederse-hen“. Na, auf alle Fälle!!!

Ein Super-Erlebnis jenseitsausgetretener Touristenpfade.

Cooley Distillery, Riverstown, Cooley, Co. Louth00353-(0)-42-937-6102, www.cooleywhiskey.com

Derzeit ist die Distillery wegen Umbauarbeitennicht zu besichtigen. Ab wann sie wieder ge-öffnet hat, steht derzeit noch nicht fest – aberauf der homepage. Ansonsten gilt: Besichtigungnach Voranmeldung. (Spontan? Versuchen!) Vonder M1/N1 an der Abfahrt 18 abfahren. Der Küs-tenstrasse (R173) folgen. Links kommt Fitzpatrick’sPub, nicht zu übersehen. Nach ganz grob 2 kmsieht man auf der linken Seite, ein gutes Stückvon der Straße weg, die besagten grünen Siloge-bäude. Nächste Straße links. Nach ca. 300m stehtman vor dem Tor.

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Whiskey Trail-Info

Der ‘Irische Whiskey Trail’ist Ihr ganz persönlicher Füh-rer zu den besten Orten undPlätzen, die in Irland (Ach-tung: Leider nur Republik)mit Whiskey zu tun haben. Erzeigt und beschreibt Ihnenmit Hilfe einer detaillierten

Landkarte die besten Plätze. Und das Bes-te – er ist auf Deutsch. Dazu gibt es fürsieben Destillerien verschiedene Spezial-angebote und Ermäßigungen.Die Voucher dazu kann man sich hierholen: www.irelandwhiskeytrail.com

Whiskeyreise Schottland 2012Das EBZ Irland / Gaeltacht Irland Reisen bie-tet 2012 in Zusammenarbeit mit dem AutorErnst J. Scheiner eine Reise nach Schottlandan. Dazu sind Sie als Einzelgast gern gesehen:

16.5.-21.5.2012:Whisky KulTourHighlands-Speyside-LowlandsVon Edinburgh über Perth durch die wunder-schöne Royal Deeside der Highlands führt Siedie Reise in die Region Granton-on-Spey. The-matischer Schwerpunkt sind die Landschaftender Highlands, ihre Mythen und Legenden,die Geologie, die Flora und Fauna sowie Fra-gen der Whiskyherstellung. Besucht werdendie Destillerien Royal Lochnagar, Cragganmo-re, Glen Grant, Glenlivet und Benromach.Das genaue Reiseprogramm sowie diePreise 2012 dazu finden Sie in Kürze aufunserer Webseite www.gaeltacht.de(Menüpunkt „Andere (EBZ)-Reisen“)Vormerken (lassen) geht immer!

Whisky KulTour -–Zu den Quellen des Uisce BeathaKlöster, Destillerien, Literatur und Architektur. Kil-beggan, Tullamore, The Old Bushmills, Old Ja-meson Distillery, Cooley. „Whiskey is like sunshine,“ sagte einst GeorgeBernhard Shaw. Entdecken Sie mit uns die Son-ne Irlands.Der Autor dieses Artikels, ausgewiesener Whis-ky-Kenner, bietet zusammen mit dem Europäi-schen Bildungs- und Begegnungszentrum (EBZ)Irland, diese Reise an:

Termin:Mo. 20. August bis Freitag, 24. August 2012

Mit der Option, auch das nachfolgende Wo’endenoch mit einzuzbinden – für den, der will.

Eigenanreise: So bleibt Ihr herrlich flexbel undkönnt diese „Sonnenerfahrung“ in Euren Urlaubintegrieren.Preis (in Euro) :496 (5 Tage) im DZ; EZ-Zuschlag: 120728 E (7 Tage) im DU; EZ Zuschlag: 180

Leistungen: Reisebegleitung E.J. Scheiner (nichtnur Whisky- sondern auch Irlandexperte); 4 (6)Nächte Halbpension in Dublin und Belfast (In-nenstadthotels). Exkursionen wie oben.Unterwegs zui den Destillerien (und anderenAusflugspunkten) im Kleinbus.(Minimum 12, max.18 Personen.

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