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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 10 | 11. März 2016 159 ORIGINALARBEIT Fallzahlen und Sterblichkeitsraten von Sepsis-Patienten im Krankenhaus Analyse der deutschlandweiten fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik von 2007 bis 2013 Carolin Fleischmann, Daniel O. Thomas–Rueddel, Michael Hartmann, Christiane S. Hartog, Tobias Welte, Steffen Heublein, Ulf Dennler, Konrad Reinhart ZUSAMMENFASSUNG Hintergrund: Sepsis, die schwerste Verlaufsform akuter Infektionen, stellt für Gesundheitssysteme weltweit eine erhebliche Herausforderung dar. Deutsch- landweite Daten zur Sepsisinzidenz und -letalität sind unzureichend. Methode: Zur Erhebung der in Deutschland im Krankenhaus behandelten Sep- sisfälle und der Krankenhausletalität erfolgte eine Auswertung der deutsch- landweiten Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) von 2007 bis 2013. Zur Fallidentifikation wurden klinische und mikrobiologische ICD-10-Codes für Sepsis verwendet. Die Auswertung wurde alters- und ge- schlechtsstandardisiert sowie altersgruppenspezifisch vorgenommen. Ergebnisse: In Deutschland stieg die Fallzahl der Sepsis jährlich um durch- schnittlich 5,7 % von 200 535 im Jahr 2007 auf 279 530 Fälle 2013 an, was ei- ner Zunahme der adjustierten Krankenhausrate von 256 auf 335 Sepsisfälle pro 100 000 Einwohner entspricht. Der Anteil von Patienten mit schwerer Sepsis nahm von 27 % auf 41 % zu. Die Sterblichkeitsrate der Sepsis sank im Beob- achtungszeitraum um 2,7 Prozentpunkte auf 24,3 %. 2013 starben damit 67 849 Menschen an oder mit einer Sepsis. Die Fallzahlraten sind in den extre- men Altersgruppen am höchsten und die Krankenhausletalität nimmt ab dem 40. Lebensjahr nahezu linear zu. Schlussfolgerung: Sepsisfallzahlen und die Zahl der durch Sepsis verursachten Todesfälle sind in Deutschland deutlich höher als bisher angenommen und an- steigend. Die Publikation von Sepsiskennziffern sollte fester Bestandteil der Gesundheitsberichterstattung des Bundes und Teil der Berichterstattung der Krankenhäuser werden. Präventionsmaßnahmen und die Implementierung evi- denzbasierter Therapiekonzepte sollten flächendeckend umgesetzt werden. Zitierweise Fleischmann C, Thomas–Rueddel DO, Hartmann M, Hartog CS, Welte T, Heublein S, Dennler U, Reinhart K: Hospital incidence and mortality rates of sepsis—an analysis of hospital episode (DRG) statistics in Germany from 2007 to 2013. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 159–66. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0159 S epsis, die schwerste Verlaufsform akuter Infek- tionen, kann zum Mehrfachorganversagen füh- ren und endet in 30–50 % der Fälle tödlich (1, 2). Nach aktuellen Erhebungen des National Center for Health Statistics stieg die Inzidenz der Sepsis in den USA jährlich um 7–8 % von 221/100 000 Einwohner im Jahr 2000 auf 377/100 000 Einwohner im Jahr 2008 an (3). Trotz kontinuierlich sinkender Letalitäts- rate (4) verstarben dort 2007 mehr als 200 000 Patien- ten an einer Sepsis (5). Sepsis ist damit in den USA deutlich häufiger als Myokardinfarkt, Brust- oder Kolonkrebs (6, 7). Im Jahr 2011 führte Sepsis mit Ge- samtkrankenhauskosten von jährlich 22,2 Milliarden US-Dollar in den USA die Rangliste der kosteninten- sivsten Krankheitsbilder an (8). Als Gründe für den Inzidenzanstieg der dokumentierten Sepsisfälle gelten der demografische Wandel mit einer Zunahme älterer polymorbider Patienten und eine Zunahme medika- mentöser und invasiver, immunsuppressiver medizini- scher und intensivmedizinischer Maßnahmen (9). Auch vermehrte Sepsiskodierung durch erhöhte Auf- merksamkeit und Vergütungsanreize werden als Ursa- chen diskutiert (10). In der Gesundheitsberichterstattung des deut- schen Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) fehlen aggregierte Angaben zur Sepsis (11). Es fin- den sich lediglich Angaben zur Häufigkeit erreger- basierter Sepsis-Codes, obwohl seit 2005 bezie- hungsweise 2010 klinisch orientierte Sepsisdefini- tionen – R65.0! (Sepsis), R65.1! (schwere Sepsis) und R57.2 (septischer Schock) – in das Internatio- nale Krankheitsklassifizierungssystem ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenom- men wurden. Diese berücksichtigen, dass es in ma- ximal 30–40 % der Sepsisfälle gelingt, einen Erre- ger in der Blutbahn nachzuweisen (1). Diese Krite- rien sind seit den 1990iger Jahren international Grundlage für die Durchführung epidemiologischer Sepsisstudien (2, 12). Das Fehlen belastbarer Zahlen in Deutschland ver- anlasste im Jahr 2003 das Kompetenznetzwerk Sepsis (SEPNET), die Inzidenz der Sepsis in Deutschland auf Basis dieser Sepsiskriterien in einer Punktpräva- lenzstudie abzuschätzen (2). Diese Erhebung war je- Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena und Integriertes Behandlungs- und Forschungszentrum (IFB) Sepsis und Sepsisfolgen, Universitätsklinikum Jena: Carolin Fleischmann, PD Dr. med. Hartog, Daniel O. Thomas-Rüddel, Prof. Dr. med. Reinhart Apotheke und Integriertes Behandlungs- und Forschungszentrum (IFB) Sepsis und Sepsisfolgen, Universitätsklinikum Jena: Prof. Dr. rer. nat. Hartmann, Steffen Heublein Klinik für Pneumonologie, Medizinische Hochschule Hannover und Deutsches Zentrum für Lungenforschung: Prof. Dr. med. Welte Geschäftsbereich Medizincontrolling, Universitätsklinikum Jena: Dr. med. Dennler MEDIZIN

ORIGINALARBEIT Fallzahlen und Sterblichkeitsraten von ... · 2011 240 470 61 243 296 25,5 96 558 44 513 119 46,1 27 151 16 143 33 59,5 2012 256 918 63 419 311 24,7 105 130 46 666

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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 10 | 11. März 2016 159

M E D I Z I N

ORIGINALARBEIT

Fallzahlen und Sterblichkeitsraten von Sepsis-Patienten im KrankenhausAnalyse der deutschlandweiten fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik von 2007 bis 2013

Carolin Fleischmann, Daniel O. Thomas–Rueddel, Michael Hartmann, Christiane S. Hartog, Tobias Welte, Steffen Heublein, Ulf Dennler, Konrad Reinhart

ZUSAMMENFASSUNGHintergrund: Sepsis, die schwerste Verlaufsform akuter Infektionen, stellt für Gesundheitssysteme weltweit eine erhebliche Herausforderung dar. Deutsch-landweite Daten zur Sepsisinzidenz und -letalität sind unzureichend.

Methode: Zur Erhebung der in Deutschland im Krankenhaus behandelten Sep-sisfälle und der Krankenhausletalität erfolgte eine Auswertung der deutsch-landweiten Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) von 2007 bis 2013. Zur Fallidentifikation wurden klinische und mikrobiologische ICD-10-Codes für Sepsis verwendet. Die Auswertung wurde alters- und ge-schlechtsstandardisiert sowie altersgruppenspezifisch vorgenommen.

Ergebnisse: In Deutschland stieg die Fallzahl der Sepsis jährlich um durch-schnittlich 5,7 % von 200 535 im Jahr 2007 auf 279 530 Fälle 2013 an, was ei-ner Zunahme der adjustierten Krankenhausrate von 256 auf 335 Sepsisfälle pro 100 000 Einwohner entspricht. Der Anteil von Patienten mit schwerer Sepsis nahm von 27 % auf 41 % zu. Die Sterblichkeitsrate der Sepsis sank im Beob-achtungszeitraum um 2,7 Prozentpunkte auf 24,3 %. 2013 starben damit 67 849 Menschen an oder mit einer Sepsis. Die Fallzahlraten sind in den extre-men Altersgruppen am höchsten und die Krankenhausletalität nimmt ab dem 40. Lebensjahr nahezu linear zu.

Schlussfolgerung: Sepsisfallzahlen und die Zahl der durch Sepsis verursachten Todesfälle sind in Deutschland deutlich höher als bisher angenommen und an-steigend. Die Publikation von Sepsiskennziffern sollte fester Bestandteil der Gesundheitsberichterstattung des Bundes und Teil der Berichterstattung der Krankenhäuser werden. Präventionsmaßnahmen und die Implementierung evi-denzbasierter Therapiekonzepte sollten flächendeckend umgesetzt werden.

►Zitierweise Fleischmann C, Thomas–Rueddel DO, Hartmann M, Hartog CS, Welte T, Heublein S, Dennler U, Reinhart K: Hospital incidence and mortality rates of sepsis—an analysis of hospital episode (DRG) statistics in Germany from 2007 to 2013. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 159–66. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0159

S epsis, die schwerste Verlaufsform akuter Infek-tionen, kann zum Mehrfachorganversagen füh-

ren und endet in 30–50 % der Fälle tödlich (1, 2). Nach aktuellen Erhebungen des National Center for Health Statistics stieg die Inzidenz der Sepsis in den USA jährlich um 7–8 % von 221/100 000 Einwohner im Jahr 2000 auf 377/100 000 Einwohner im Jahr 2008 an (3). Trotz kontinuierlich sinkender Letalitäts-rate (4) verstarben dort 2007 mehr als 200 000 Patien-ten an einer Sepsis (5). Sepsis ist damit in den USA deutlich häufiger als Myokardinfarkt, Brust- oder Kolonkrebs (6, 7). Im Jahr 2011 führte Sepsis mit Ge-samtkrankenhauskosten von jährlich 22,2 Milliarden US-Dollar in den USA die Rangliste der kosteninten-sivsten Krankheitsbilder an (8). Als Gründe für den Inzidenzanstieg der dokumentierten Sepsisfälle gelten der demografische Wandel mit einer Zunahme älterer polymorbider Patienten und eine Zunahme medika-mentöser und invasiver, immunsuppressiver medizini-scher und intensivmedizinischer Maßnahmen (9). Auch vermehrte Sepsiskodierung durch erhöhte Auf-merksamkeit und Vergütungsanreize werden als Ursa-chen diskutiert (10).

In der Gesundheitsberichterstattung des deut-schen Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) fehlen aggregierte Angaben zur Sepsis (11). Es fin-den sich lediglich Angaben zur Häufigkeit erreger-basierter Sepsis-Codes, obwohl seit 2005 bezie-hungsweise 2010 klinisch orientierte Sepsisdefini-tionen – R65.0! (Sepsis), R65.1! (schwere Sepsis) und R57.2 (septischer Schock) – in das Internatio-nale Krankheitsklassifizierungssystem ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenom-men wurden. Diese berücksichtigen, dass es in ma-ximal 30–40 % der Sepsisfälle gelingt, einen Erre-ger in der Blutbahn nachzuweisen (1). Diese Krite-rien sind seit den 1990iger Jahren international Grundlage für die Durchführung epidemiologischer Sepsisstudien (2, 12).

Das Fehlen belastbarer Zahlen in Deutschland ver-anlasste im Jahr 2003 das Kompetenznetzwerk Sepsis (SEPNET), die Inzidenz der Sepsis in Deutschland auf Basis dieser Sepsiskriterien in einer Punktpräva-lenzstudie abzuschätzen (2). Diese Erhebung war je-

Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena und Integriertes Behandlungs- und Forschungszentrum (IFB) Sepsis und Sepsisfolgen, Universitätsklinikum Jena: Carolin Fleischmann, PD Dr. med. Hartog, Daniel O. Thomas-Rüddel, Prof. Dr. med. Reinhart

Apotheke und Integriertes Behandlungs- und Forschungszentrum (IFB) Sepsis und Sepsisfolgen, Universitätsklinikum Jena: Prof. Dr. rer. nat. Hartmann, Steffen Heublein

Klinik für Pneumonologie, Medizinische Hochschule Hannover und Deutsches Zentrum für Lungenforschung: Prof. Dr. med. Welte

Geschäftsbereich Medizincontrolling, Universitätsklinikum Jena: Dr. med. Dennler

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doch auf die Intensivstationen und Patienten mit schwerer Sepsis beschränkt, deshalb wurden die Sep-sisfälle ohne Organdysfunktion, die meist nicht auf Intensivstation behandelt werden, lediglich geschätzt. Mit dieser Einschränkung ergaben sich für das Jahr 2003 jährlich etwa 154 000 Sepsis- und circa 60 000 Todesfälle. Seit Einführung des DRG-Systems in 2004 melden die deutschen Krankenhäuser die Ent-lassungsdiagnosen als ICD-Kodierungen regelmäßig an das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK). Dieselben Daten werden vom Statistischen Bundesamt als sogenannte Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) zusammenge-fasst. Ziel der vorgelegten Untersuchung ist es, basie-rend auf dieser Statistik, die Entwicklung der Sepsis-fallzahlen und -sterblichkeit für die Jahre 2007–2013 darzustellen. Die Nutzung der Krankenhausentlas-sungsdiagnosen ermöglicht es, deutschlandweit Da-ten zur Sepsisepidemiologie sowohl für auf der Inten-sivstation als auch auf der Normalstation behandelte Patienten zu erfassen. Dies ist nicht nur hinsichtlich der Repräsentativität für ganz Deutschland wichtig, sondern berücksichtigt auch die Tatsache, dass viel-fach auch auf Normalstationen Patienten mit Sepsis und schwerer Sepsis behandelt werden.

Methodik Grundlage dieser Erhebung bildete eine Abfrage der vom Statistischen Bundesamt nach § 21 Kran-kenhausentgeltgesetz (KhEntgG) erhobenen DRG-

Statistik, die Daten aller Krankenhäuser, die nach DRG-Vergütungssystem abrechnen, enthält. Für die Jahre zwischen 2007 und 2013 wurden Haupt- und Nebendiagnosen aller hospitalisierten Patien-ten ausgewertet. Zur Fallidentifikation wurden 27 ICD-10-Codes für Sepsis verwendet (eKasten 1), denen eine klinisch oder mikrobiologisch basierte Sepsisdefinition zugrunde liegt. Mikrobiologisch basierte ICD-10-Codes klassifizieren Sepsis an-hand des verursachenden Erregers. Eine Untertei-lung in klinische Schweregrade ist nicht möglich. Klinisch orientierte ICD-10-Codes für Sepsis (R65.0!) und schwere Sepsis (R65.1!) wurden in Deutschland 2007 eingeführt. 2010 wurde ein Code für den septischen Schock (R57.2) ergänzt; in den Vorjahren wurde die Diagnose „septischer Schock“ unter „schwerer Sepsis“ subsumiert. R65.0! und R65.1! können nur als sekundäre Nebendiagnosen kodiert werden und sind in Anlehnung an die klini-sche Konsensusdefinition (13, 14) der Sepsis defi-niert: Sie unterscheiden Sepsis mit mindestens zwei Zeichen einer systemischen inflammatori-schen Reaktion (SIRS) ohne eine Organdysfunkti-on von schwerer Sepsis, bei der zusätzlich zu einer Infektion und SIRS-Zeichen Kriterien für Organ-dysfunktionen vorliegen müssen. Als SIRS-Krite-rien gelten Fieber, Leukozytose, Tachykardie oder Tachypnoe. Der Code R57.2 verschlüsselt den sep-tischen Schock, also eine Hypotension trotz adä-quater Volumengabe bei schwerer Sepsis. Nur

TABELLE 1

Fallzahlen, Sterbefälle, Häufigkeits- und Sterblichkeitsraten von Sepsis, schwerer Sepsis und septischem Schock in Deutschland, 2007–2013*1

*1 standardisiert auf die Bevölkerungsstruktur 2010. DRG-Statistik des Statistischen Bundesamtes*2 Bis 2009 schließt der Code für schwere Sepsis (R65.1!) auch die Fälle von septischem Schock mit ein. Mit der Einführung des Codes für septischen Schock

(R57.2) im Jahr 2010 wurden beide getrennt ausgewiesen.

Sepsis inklusiver schwere Sepsis und septischer Schock

Fälle

Todesfälle

adjustierte Rate/100 000 Einwohner

Krankenhaussterblichkeit (%)

schwere Sepsis inkl. septischer Schock (R65.1!, R57.2*2)

Fälle

Todesfälle

adjustierte Rate/100 000 Einwohner

Krankenhaussterblichkeit (%)

septischer Schock (R57.2)

Fälle

Todesfälle

adjustierte Rate/100 000 Einwohner

Krankenhaussterblichkeit (%)

2007

200 535

54 169

256

27,0

53 722

26 606

69

49,5

2008

201 985

54 829

255

27,1

62 374

30 712

79

49,2

2009

214 615

56 992

267

26,6

71 642

34 269

89

47,8

2010

230 952

61 068

283

26,4

87 973

42 084

107

47,8

22 326

13 616

27

61,0

2011

240 470

61 243

296

25,5

96 558

44 513

119

46,1

27 151

16 143

33

59,5

2012

256 918

63 419

311

24,7

105 130

46 666

127

44,4

30 688

18 024

37

58,7

2013

279 530

67 849

335

24,3

115 421

50 349

138

43,6

33 815

19 891

40

58,8

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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 10 | 11. März 2016 161

wenn eine Erkrankung die Aufnahme veranlasst hat, die mit diesem Code oder einem mikrobiologisch basierten Sepsis-Code zu verschlüsseln ist, kann ei-ne Sepsis als Hauptdiagnose kodiert werden. Es er-folgte eine Abfrage der jährlichen Fallzahlen und Krankenhaustodesfälle der zwischen 2007 und 2013 in Deutschland hospitalisierten Patienten aller Altersgruppen. Die jährliche populationsbezogene Sepsishäufigkeit wurde auf Basis der vom Statisti-schen Bundesamt angegebenen nationalen Bevölke-rungsdaten der Jahre 2007 bis 2013 mittels der Me-thode der direkten Standardisierung auf die Bevöl-kerungsstruktur vom 31. 12. 2010 standardisiert. Eine Adjustierung auf US-Normbevölkerung 2000 wurde für die Jahre 2007–2010 zum Vergleich der Sepsisraten vorgenommen (eTabelle 1). Falls nicht anders spezifiziert, schließt der Begriff Sepsis die Fälle von schwerer Sepsis und septischem Schock, und der Begriff schwere Sepsis die Fälle von septi-schem Schock mit ein. Patienten, die mehr als einen ICD-10-Code für Sepsis aufwiesen, wurden einfach gezählt; gewertet wurde jeweils die schwerste Ver-

laufsform (septischer Schock > schwere Sepsis > Sepsis). Die Abschätzung der direkten ambulanten und stationären Behandlungskosten für Patienten mit Sepsis erfolgte auf Grundlage der Daten des Bundesversicherungsamtes (BVA), das regelmäßig eine Erhebung der mittleren Leistungsausgaben für Patienten mit Sepsis beziehungsweise Sepsisfolgen zur Berechnung des morbiditätsorientierten Risiko-strukturausgleiches vornimmt. Diese Berechnung basiert auf einer Liste von ICD-10-Codes, die vom Bundesversicherungsamt als sepsisrelevant defi-niert wurden (eKasten 2). Die konkreten Berech-nungsschritte sind auf der Internetpräsenz des BVA verfügbar (15). Die mittleren Leistungsausgaben pro Patient wurden für Deutschland entsprechend der ermittelten Fallzahlen berechnet.

ErgebnisseIm Zeitraum 2007–2013 stieg die Gesamtzahl der Sepsisfälle in der DRG-Statistik von 200 535 auf 279 530 Fälle an, was einem durchschnittlichen jährlichen Anstieg von 5,7 % entspricht (Tabelle 1,

Sepsis (klinische und mikrobiol. Codes) schwere Sepsis (R-Codes)

Sepsis – Krankenhaussterblichkeit schwere Sepsis – Krankenhaussterblichkeit

GRAFIK 1

Häufigkeitsrate pro 100 000 Einwohner standardisiert auf die Bevölkerungsstruktur 2010 und Krankenhausletalität von Sepsis und schwerer Sepsis (inklusive sep-tischem Schock) in Deutschland, 2007–2013

Fallzahlen/100 000 Einwohner

400

350

300

250

200

150

100

50

0

60

50

40

30

20

10

0

Krankenhaussterblichkeit (%)

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Jahr

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Grafik 1). Im gleichen Zeitraum stieg die auf die Bevölkerung 2010 standardisierte Rate aller Sepsis patienten von 256/100 000 Einwohner auf 335/100 000 Einwohner an. Der Anteil von Sepsis -patienten an der Gesamtheit der Krankenhausfälle stieg in diesen Jahren von 1,21 % auf 1,54 % an. Die Krankenhausletalität von Patienten mit Sepsis sank von 27 % auf 24,3 %. In 2007 lag bei 27 % und in 2013 bei 41 % der Patienten eine schwere Sepsis vor, was einer auf 2010 standardisierten Ra-te von 69/100 000 Einwohner für 2007 und 138/100 000 Einwohner für 2013 entspricht. Die Krankenhausletalität von Patienten mit schwerer Sepsis ging von 49,5 % auf 43,6 % zurück (Tabelle 1). Die Fallzahlen für den septischen Schock stie-gen seit 2010 an: In 2010 wurden 22 326, in 2013 33 815 Patienten mit septischem Schock behandelt. Die Krankenhausletalität ging zwischen 2010 und 2013 um 2,2 % zurück und lag 2013 bei 58,8 %. Die Sepsishäufigkeit betrug 2007–2013 in der Al-tersgruppe der Neugeborenen 1 556/100 000 und bei Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren 30/100 000. Mit zunehmendem Alter stieg die Sepsishäufigkeit an und erreichte in der Alters-gruppe ≥ 85 Jahre mit 1 434 Fällen/100 000 ihren zweiten Gipfel (Grafik 2). Die Krankenhaussterb-

lichkeit bei Sepsis nahm mit dem Alter auf bis zu 36,5 % und bei schwerer Sepsis auf 60,3 % zu (Grafik 3, eTabelle 2).

Männer wiesen eine bis zu 1,8-fach höhere Sep-sishäufigkeit als Frauen auf. Die Häufigkeit von schwerer Sepsis war abhängig von der Altersgrup-pe bis zu 2-fach höher als bei Frauen. Bei vom Bundesversicherungsamt erhobenen mittleren Leistungsausgaben von 27 467,92 Euro pro Sepsis-fall in 2013 errechnen sich Gesamtkosten von rund 7,7 Milliarden Euro für die stationäre und nachfol-gende ambulante Behandlung der Sepsisfolgen.

DiskussionDie Auswertung der DRG-Statistik ermöglichte eine deutschlandweite, repräsentative Darstellung von Häufigkeit und Letalität der krankenhausbehandel-ten Sepsisfälle. Zwischen 2007 und 2013 stieg die Sepsisfallzahl in Deutschland auf 335 Fälle/100 000 Einwohner an, während die Letalitätsrate um 2,7 % auf 24,3 % sank. Sepsishäufigkeit und -sterblichkeit waren deutlich alters- und geschlechtsabhängig. In den USA ergab die Auswertung von Routinedaten im letzten Jahrzehnt jährliche Zuwachsraten zwi-schen 8,2 % und 17,8 % und eine Inzidenzrate von 377 Fällen/100 000 Einwohner (3, 5, 16). Spanien

GRAFIK 2

Krankenhaushäufigkeit von Sepsis pro 100 000 Personen/Jahr in Abhängigkeit von Altersgruppe und Geschlecht in 2007–2013 (klinische und mikrobiologisch basierte Sepsis-Codes)

Fallzahlen/100 000 Einwohner

2 500

2 000

1 500

1 000

500

0

0

Alter in Jahren

1–4 5–9 10–14 15–19 20–24 35–39 40–44 55–5925–29 30–34 45–49 50–54 65–69 70–74 85+60–64 75–79 80–84

männliches Geschlecht

weibliches Geschlecht

beide Geschlechter

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krankungen wie Krebs, Leberzirrhosen, Dia-betes, HIV/AIDS oder gesundheitsschädliches Verhalten wie überhöhten Alkoholkonsum, Rauchen und Bewegungsmangel erhöht (4, 21–26).

● Ironischerweise auch der medizinische Fort-schritt, da dieser mit medizinischen Maßnah-men einhergeht, die die Immunkompetenz und natürlichen Abwehrbarrieren schwächen und so Infekt- oder Sepsisanfälligkeit erhöhen. Dies gilt umso mehr, wenn sie auf Frühgebo-rene und sehr alte Menschen ausgedehnt wer-den (27). Das sepsisassoziierte Multiorganver-sagen wurde in den 1970iger Jahren erstmals beschrieben; in der Ära ohne Intensivmedizin verlief diese Verlaufsform einer Sepsis in we-nigen Stunden tödlich. Sepsis kann jedoch auch als Komplikation von intensivmedizini-schen Maßnahmen auftreten. In den USA, die neben Deutschland die pro Kopf höchste Zahl an Intensivbetten aufweisen, wurden 29,2 % der über „Medicare“ versicherten Patienten während der letzten drei Lebensmonate auf ei-ner Intensivstation behandelt (28). Diese Pa-tienten sind besonders anfällig für septische Komplikationen.

und Großbritannien berichten über einen Zuwachs der schweren Sepsis um jährlich 8,6 % auf 85 Fäl-le/100 000 Einwohner (17) beziehungsweise um 43 % in 10 Jahren (18). In Skandinavien wird die In-zidenz der über die Notaufnahme aufgenommen Pa-tienten mit ambulant erworbener Sepsis auf 731/100 000 Einwohner geschätzt, davon 60 % mit schwerer Sepsis (19). Die Vergleichbarkeit dieser Beobachtungsstudien wird durch die Verwendung unterschiedlicher Sepsisdefinitionen und Studiende-signs erschwert. Die Anwendung von Sepsisdefini-tionen, die weniger restriktiv sind als die Definitio-nen, die durch die in Deutschland einzuhaltenden Kodierrichtlinien festgelegt sind, führt zu höheren Sepsisfallzahlen und meist niedrigeren Sterblich-keitsraten (20). Bei Adjustierung der in dieser Studie erhobenen Raten auf Basis des US-Zensus 2000 wä-re in Deutschland alterskorrigiert von 236 Sepsisfäl-len/100 000 Einwohnern und damit einer niedrige-ren Sepsisrate als in den USA auszugehen (377/100 000 (3) (eTabelle 2).

Als Ursachen für den Anstieg gelten: ● Biologische beziehungsweise medizinische

Gründe, die mit der demografischen Entwick-lung assoziiert sind. Die Anfälligkeit für In-fektionen und Sepsis wird durch Begleiter-

GRAFIK 3

Krankenhaussterblichkeit von Patienten mit Sepsis in Abhängigkeit von Altersgruppe und Geschlecht in 2007–2013 (klinische und mikrobiologisch basierte Sepsis-Codes)

Krankenhaussterblichkeit (%)

40

25

15

10

5

0

0

Alter in Jahren

1–4 5–9 10–14 15–19 20–24 35–39 40–44 55–5925–29 30–34 45–49 50–54 65–69 70–74 85+60–64 75–79 80–84

männliches Geschlecht

weibliches Geschlecht

beide Geschlechter

35

30

20

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● Vermehrte Kodierung von Sepsis ist ein weite-rer Grund für die Fallzahlzunahme. Die Präzi-sierung der Sepsisdefinitionen (13) und die später erfolgte Umsetzung dieser Definitionen in den (SIRS-)Sepsis-Codes im ICD-9/10-Sys-tem haben die Sepsiskodierung erleichtert und bieten in einigen Ländern wie Deutschland auch einen finanziellen Anreiz zur Kodierung (10, 29), ähnlich dem als Will-Rogers-Phäno-men beschriebenen Phänomen bei Krebspa-tienten (30). Ein Anstieg der Sepsisraten wird jedoch auch aus Registerstudien berichtet, bei denen Kodieranreize keine Rolle spielen (31). Um das Problem einer Überkodierung vor al-lem für leichtere Sepsisfälle zu verhindern, wurde in Deutschland die Kodierung von Sep-sis, SIRS, Neutropenie und Bakteriämie seit Einführung des Fallpauschalensystems streng reguliert. In der speziellen Kodierrichtlinie 103a werden seit 2004 Vorgaben zur korrekten Verwendung der Codes gemacht. Diese Ko-dierrichtlinie wurde im Jahr 2005 in der Fas-sung 103d grundlegend neugefasst und bein-haltet seitdem auch Vorgaben zur Verschlüsse-lung eines SIRS. Zusätzlich sind die ergänzen-den Hinweise des Deutschen Instituts für Me-dizinische Dokumentation und Information (DIMDI) zur Anwendung der Codes zur Ko-dierung eines SIRS zu berücksichtigen (32). Die klinisch orientierten Sepsis-Codes dürfen nur bei mindestens zwei der möglichen vier SIRS-Kriterien Verwendung finden. Um Falschkodierungen zu verhindern, wird seit 2007 in Deutschland die Kodierung R65.0! zu Abrechnungszwecken nur akzeptiert, wenn positive mikrobiologische Befunde oder Or-gankomplikationen mit zwei der vier SIRS-Kriterien vorliegen oder wenn bei Fehlen ei-nes mikrobiologischen Nachweises alle vier SIRS-Kriterien nachgewiesen werden. Bei cir-ca 12 % der Patienten mit mikrobiologisch und klinisch gesicherter schwerer Sepsis liegt jedoch nur ein oder gar kein SIRS-Kriterium vor (33). Diese Auflage trägt eher zu einer Unterkodierung der Sepsis bei. Generell kön-nen ICD-10-basierte Sepsiskodierungen in Krankenhausentlassungsdaten im Vergleich zur Auswertung von Krankenakten zu einer Unterschätzung der tatsächlichen Sepsishäu-figkeit um den Faktor 2,3 bis 6 führen (19, 34). Manche Sepsisfälle werden falsch oder gar nicht kodiert (35, 36). Andererseits sind einige mikrobiologischen Codes nicht einein-deutig mit einer Sepsisdiagnose verbunden, so dass sich ein als sehr gering einzuschätzender Anteil an Patienten mit derartigen Codes kei-ne Sepsis haben könnte. In welchem Verhält-nis demografischer Wandel, die Ausweitung der Behandlungsoptionen und Kodiereffekte Anteil an der Fallzahlsteigerung haben, ist

schwer abschätzbar. Da auch bei Adjustierung an die Bevölkerungsstruktur der jeweiligen Jahre ein altersunabhängiger Anstieg der Sep-sishäufigkeit sichtbar bleibt, liegt nahe, dass in den hochentwickelten Industrienationen Kodiereffekte und die Ausweitung therapeuti-scher Maßnahmen der Hochleistungsmedizin, die das Infektionsrisiko steigern, einen we-sentlichen Anteil am Anstieg der Sepsiszahlen haben. Es muss ebenfalls davon ausgegangen werden, dass die Gesamtzahl der Sepsisfälle in Deutschland durch die vorliegenden Fall-zahlen noch unterschätzt wird, da bis 12 % der Sepsispatienten nicht im Krankenhaus behan-delt werden, sondern in Pflegeheimen oder im häuslichen Bereich erkranken und versterben (37).

Im Beobachtungszeitraum zeigte sich für das Gesamtkollektiv der Sepsispatienten mit 0,45 % nur ein geringer jährlicher Rückgang der Kranken-haussterblichkeit. Die Sterblichkeit bei Patienten mit schwerer Sepsis reduzierte sich in Deutschland im Durchschnitt jährlich um 0,98 %. Die Ver-gleichszahlen aus den USA und Australien zeigen bei schwerer Sepsis eine Letalitätsreduktion zwi-schen 1,3 % und 2 % (5, 16, 31, 38). Ob die Ursa-chen für den stärkeren Rückgang der Sepsissterb-lichkeit in den USA durch eine vermehrte Kodie-rung von weniger schweren Sepsisfällen mit gerin-gerem Sterberisiko bedingt ist, oder im Vergleich zu Deutschland mit größeren Fortschritten in der Früherkennung und Therapie, ist schwer zu beant-worten. Richtig ist allerdings, dass die Inzidenz postoperativer Sepsisfälle für alle US-amerikani-schen Krankenhäuser als ein offizieller verpflich-tender Qualitätsindikator gilt (39), und eine Reihe großer Krankenhausketten die Reduzierung der Sepsissterblichkeit in ihre Qualitätsziele aufge-nommen haben (40). Auffällig ist, dass die Kran-kenhaussterblichkeit bei schwerer Sepsis in Austra-lien und den USA absolut zwischen 10–15 % nied-riger liegt als in Deutschland und anderen europäi-schen Ländern. Dies ist am ehesten durch Unter-schiede in der Krankheitsschwere (e1) sowie in der Krankenhausverweildauer erklärbar, die in den USA und in Australien um circa 10–14 Tage kürzer ist als in Deutschland (2, 5, 31).

Bekanntlich verstirbt ein großer Teil der Sepsis -patienten in den ersten Wochen und Monaten nach der Krankenhausentlassung (e2). Bessere Früher-kennung und damit ein schnellerer Therapiebeginn (e3) werden neben der Verbesserung der notfall- beziehungsweise intensivmedizinischen Sepsisthe-rapie als die wichtigsten Faktoren für die Letali-tätsreduktion in Register- und klinischen Studien angesehen (31, e4). In den USA führten Empfeh-lungen des National Quality Forum in letzten Jah-ren (39) zur Einführung von Sepsisprotokollen in privaten und öffentlichen Krankenhäusern entspre-chend der Richtlinien der Surviving Sepsis Cam-

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paign, in deren Folge über eine Reduzierung der Sepsissterblichkeit von bis zu 50 % berichtet wird (e5, e6). Vergleichbare nationale Empfehlungen zur Sepsisprävention und -früherkennung fehlen bisher in Deutschland. Als weitere Ursache für die verrin-gerte Sepsissterblichkeit in den USA wird jedoch auch die Zunahme der Dokumentation von weniger schweren Fällen verantwortlich gemacht (10), wo-bei in den USA und in Australien auch für Sepsis -patienten mit Beatmung und Organversagen eine Verbesserung der Überlebensrate beschrieben wird (e7).

SchlussfolgerungenDie Krankheitslast durch Sepsis in Deutschland ist im Beobachtungszeitraum gewachsen. Gründe hierfür sind die demografische Entwicklung und eine zunehmende Ausweitung der Hochleistungs-medizin auf die extremen Altersgruppen. Der An-teil der Zunahme, der aus einer vermehrten Kodie-rung resultiert, ist unklar. Zur Begrenzung eines weiteren Anstiegs der Sepsishäufigkeit und der Verbesserung der Behandlungsqualität ist ein trans-sektoraler Ansatz mit Nutzung aller Möglichkeiten der Prävention, Frühdiagnose, Akuttherapie und Behandlung der Langzeitfolgen erforderlich.

Dies bedeutet Impfung von Risikopopulationen, Verbesserung der Früherkennung im ambulanten und allen Krankenhausbereichen als Voraussetzung zur frühzeitigen antimikrobiellen und Kreislaufthe-rapie, die Verfügbarkeit effektiver Antiinfektiva, die Entwicklung derzeit fehlender adjunktiver, im-munmodulatorischer Sepsistherapeutika und die Entwicklung geeigneter Rehabilitationskonzepte zur Behandlung der unterschätzten Langzeitfolgen nach überlebter Sepsis.

Zur Überprüfung der Fortschritte sollte das Mo-nitoring von Sepsiskennziffern basierend auf klini-schen und mikrobiologischen ICD-10-Codes fester Bestandteil der Gesundheitsberichtserstattung des Bundes werden und von Krankenhäusern zur Steuerung von Qualitätsverbesserungsmaßnahmen genutzt werden, wie dies bereits jetzt für Sepsis im Rahmen der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) auf freiwilliger Basis realisiert wird (e8).

Interessenkonflikt Prof. Reinhart erhielt Honorare für Beratertätigkeiten von Adrenomed. Er unter-hält persönliche Beziehungen zur InflaRx.

Prof. Welte erhielt Honorare für Beratertätigkeit von Astellas, AstraZeneca, Basilea, Bayer, MSD, Novartis und Pfizer. Für die Durchführung von klinischen Auftragsstudien, bei denen ein Bezug zum Thema besteht, wurde er honoriert von AstraZeneca, Basilea, Bayer, MSD, Novartis und Pfizer.

Die Arbeit wurde teilweise durch das Integrierte Forschungs- und Behand-lungszentrum (IFB) „Sepsis und Sepsisfolgen“ unterstützt. Das IFB erhält Fördergelder des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Förderkennzeichen: 01 E0 1002.

Dr. Dennler, Frau Fleischmann, Prof. Hartmann, PD Dr. Hartog, Herr Heublein und Herr Thomas-Rüddel erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Manuskriptdaten eingereicht: 13. 4. 2015, revidierte Fassung angenommen: 1. 12. 2015

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KERNAUSSAGEN

● Die Krankenhaushäufigkeit der Sepsis stieg in Deutsch-land zwischen 2007 und 2013 jährlich um durchschnitt-lich 5,7 % und betrug 2013 335/100 000 Einwohner.

● Die Sepsishäufigkeit ist bei Neugeborenen und in den hohen Altersklassen besonders hoch. Die Sepsisletali-tät steigt ab dem 40. Lebensjahr nahezu linear an.

● Der Anteil von Sepsispatienten an der Gesamtheit der Krankenhausfälle stieg im Beobachtungszeitraum von 1,21 % auf 1,54 %.

● Die Sterblichkeitsrate ist mit 43,6 % für die schwere Sepsis und 58,8 % für den septischen Schock weiter hoch.

● Demografischer Wandel, Ausweitung invasiver und immunsupprimierender medizinischer Maßnahmen auf immer ältere Patienten und gestiegenes Problem -bewusstsein mit Auswirkung auf die DRG-Codierung sind die wahrscheinlichen Ursachen für die Zunahme der Sepsisfallzahlen.

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Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Konrad Reinhart Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena Erlanger Allee 101 07747 Jena [email protected]

Zitierweise Fleischmann C, Thomas–Rueddel DO, Hartmann M, Hartog CS, Welte T, Heublein S, Dennler U, Reinhart K: Hospital incidence and mortality rates of sepsis—an analysis of hospital episode (DRG) statistics in Germany from 2007 to 2013. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 159–66. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0159

@ The English version of this article is available online: www.aerzteblatt-international.de

Zusatzmaterial Mit „e“ gekennzeichnete Literatur: www.aerzteblatt.de/lit1016 oder über QR-Code

eTabellen und eKästen: www.aerzteblatt.de/16m0159 oder über QR-Code

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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 10 | 11. März 2016 | Zusatzmaterial I

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eLITERATUR

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e9. Center for Disease Control and Prevention: Age Standardization and Population Counts www.cdc.gov/nchs/tutorials/NHANES/NHANESAnalyses/agestandardization/age_standardization_ intro.htm (last accessed on 1 November 2015).

Zusatzmaterial zu:

Fallzahlen und Sterblichkeitsraten von Sepsis-Patienten im KrankenhausAnalyse der deutschlandweiten fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik von 2007 bis 2013

Carolin Fleischmann, Daniel O. Thomas–Rueddel, Michael Hartmann, Christiane S. Hartog, Tobias Welte, Steffen Heublein, Ulf Dennler, Konrad Reinhart

Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 159–66. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0159

II Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 10 | 11. März 2016 | Zusatzmaterial

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eKASTEN 1

ICD-10-Sepsis-Codes zur Fallidentifikation von Sepsisfällen in der DRG-Statistik● Fallidentifikation Sepsis

– A02.1 (Salmonellensepsis)– A20.0 (Bubonenpest)– A20.7 (Pestsepsis)– A21.7 (generalisierte Tularämie)– A22.7 (Milzbrandsepsis)– A24.1 (akute oder fulminante Melioidose)– A26.7 (Erysipelothrix-Sepsis)– A28.2 (extraintestinale Yersiniose)– A32.7 (Listeriensepsis)– A39.2 (akute Meningokokkensepsis)– A39.3 (chronische Meningokokkensepsis)– A39.4 (Meningokokkensepsis, nicht näher bezeichnet)– A39.1 (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom)– A40.– (Streptokokkensepsis)– A41.– (sonstige Sepsis)– A42.7 (aktinomykotische Sepsis)– A48.3 (Syndrom des toxischen Schocks)– B00.7 (Sepsis durch Herpesviren)– A54.8 (sonstige Gonokokkeninfektion)– B37.7 (Candida-Sepsis)– B37.6 (Candida-Endokarditis)– B49 (nicht näher bezeichnete Mykose [Fungämie])– A49.9 (bakterielle Infektion, nicht näher bezeichnet [Bakteriämie])– P36.- (bakterielle Sepsis beim Neugeborenen)– O75.3 (sonstige Infektionen unter der Geburt)– O85 (Puerperalfieber), – R65.0! (SIRS infektiöser Genese ohne Organkomplikation)– R65.1! (SIRS infektiöser Genese mit Organkomplikation)– R57.2 (septischer Schock)

● Fallidentifikation schwere Sepsis: – R65.1! (SIRS infektiöser Genese mit Organkomplikation)

● Fallidentifikation septischer Schock:– R57.2 (septischer Schock)

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 10 | 11. März 2016 | Zusatzmaterial III

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eKASTEN 2

Sepsis/SIRS-definierende ICD-Codes für das Ausgleichsjahr 2013 nach § 31 Absatz 2 RSAV (Krankheiten und Diagnosen für den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich, festgelegt vom Bundesversicherungsamt)● A02.1 (Salmonellensepsis)● A20.7 (Pestsepsis)● A22.7 (Milzbrandsepsis)● A26.7 (Erysipelothrix-Sepsis)● A32.7 (Listeriensepsis)● A39.1 (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom)● A39.2 (akute Meningokokkensepsis)● A39.3 (chronische Meningokokkensepsis)● A39.4 (Meningokokkensepsis, nicht näher bezeichnet)● A40.0 (Sepsis durch Streptokokken, Gruppe A)● A40.1 (Sepsis durch Streptokokken, Gruppe B)● A40.2 (Sepsis durch Streptokokken, Gruppe D)● A40.3 (Sepsis durch Streptococcus pneumoniae)● A40.8 (sonstige Sepsis durch Streptokokken)● A40.9 (Sepsis durch Streptokokken, nicht näher bezeichnet)● A41.0 (Sepsis durch Staphylococcus aureus)● A41.1 (Sepsis durch sonstige näher bezeichnete Staphylokokken)● A41.2 (Sepsis durch nicht näher bezeichnete Staphylokokken)● A41.3 (Sepsis durch Haemophilus influenzae)● A41.4 (Sepsis durch Anaerobier)● A41.5 (Sepsis durch sonstige gramnegative Erreger)● A41.51 (Sepsis: Escherichia coli [E. coli])● A41.52 (Sepsis: Pseudomonas)● A41.58 (Sepsis: sonstige gramnegative Erreger)● A41.8 (sonstige näher bezeichnete Sepsis)● A41.9 (Sepsis, nicht näher bezeichnet)● A42.7 (aktinomykotische Sepsis)● B00.7 (disseminierte Herpesvirus-Krankheit)● B37.7 (Candida-Sepsis)● O88.3 (pyämische und septische Embolie während der Gestationsperiode)● P36.0 (Sepsis beim Neugeborenen durch Streptokokken, Gruppe B)● P36.1 (Sepsis beim Neugeborenen durch sonstige und nicht näher bezeichnete Streptokokken)● P36.2 (Sepsis beim Neugeborenen durch Staphylococcus aureus)● P36.3 (Sepsis beim Neugeborenen durch sonstige und nicht näher bezeichnete Staphylokokken)● P36.4 (Sepsis beim Neugeborenen durch Escherichia coli)● P36.5 (Sepsis beim Neugeborenen durch Anaerobier)● P36.8 (sonstige bakterielle Sepsis beim Neugeborenen)● P36.9 (bakterielle Sepsis beim Neugeborenen, nicht näher bezeichnet)● R57.2 (septischer Schock)● R65.0 (systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS] infektiöser Genese ohne Organkomplikationen)● R65.1 (systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS] infektiöser Genese mit Organkomplikationen)● R65.2 (systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS] nichtinfektiöser Genese ohne Organkomplikationen)● R65.3 (systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS] nichtinfektiöser Genese mit Organkomplikationen)● R65.9 (systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS], nicht näher bezeichnet)

IV Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 10 | 11. März 2016 | Zusatzmaterial

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eTABELLE 1

Häufigkeit von Sepsis, schwerer Sepsis und septischem Schock pro 100 000 Einwohner adjustiert auf die US-Normbevölkerung 2000 (e9)

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

Sepsis (klinische und mikrobiologische

Sepsis-Codes)

191,26

188,15

196,14

205,59

212,79

220,77

236,19

schwere Sepsis/ septischer Schock

(R65.1!, R57.2)

46,74

53,18

59,86

71,88

79,04

83,83

90,89

septischer Schock als R-Code

(R57.2)

18,11

22,25

24,61

26,80

eTABELLE 2

Häufigkeit von Sepsis, schwerer Sepsis und septischem Schock pro 100 000 Einwohner in Deutschland in 2007–2013 nach Altersgruppen

Alter (in Jahren)

0

1–4

5–9

10–14

15–19

20–24

25–29

30–34

35–39

40–44

45–49

50–54

55–59

60–64

65–69

70–74

75–79

80–84

85+

Sepsis (klinische und mikrobiologische Sepsis-Codes)

1 556,16

79,89

37,02

29,72

42,55

43,78

49,56

56,85

63,36

75,87

108,86

165,07

249,74

364,94

532,9

733,74

1 049,26

1 332,94

1 434,28

schwere Sepsis/septischer Schock (R65.1!, R57.2)

146,8

8,5

3,84

4,31

8,55

9,99

11,33

14,5

19,46

27,31

41,54

65,65

100,74

147,75

210,6

295,1

419,59

514,71

517,01

septischer Schock als R-Code (R57.2)

16,74

1,82

0,9

1,14

2,57

2,94

3,63

4,87

6,68

10,4

14,87

24,36

37,46

53,82

77,44

99,73

133,1

163,77

143,12

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 10 | 11. März 2016 | Zusatzmaterial V

M E D I Z I N

eTABELLE 3

Fallzahlen und Krankenhaussterblichkeit von Sepsis, schwerer Sepsis und septischem Schock in Deutschland in 2007–2013 nach Altersgruppen

Alter (in Jahren)

0

1–4

5–9

10–14

15–19

20–24

25–29

30–34

35–39

40–44

45–49

50–54

55–59

60–64

65–69

70–74

75–79

80–84

85 +

Fallzahlen Sepsis

73 568

15 316

9 320

8 135

12 627

14 851

17 204

19 185

22 684

34 315

52 904

71 858

95 527

118 009

168 208

240 913

244 562

214 275

191 544

KH-Letalität Sepsis (%)

3,9

2,8

2,6

3,6

4,4

5,8

5,8

7,4

10,7

14,8

18,2

21,0

22,9

24,7

26,4

28,0

30,7

33,5

36,5

Fallzahlen schwere Sepsis

6 940

1 630

968

1 181

2 536

3 388

3 933

4 892

6 968

12 353

20 189

28 580

38 532

47 778

66 476

96 891

97 798

82 742

69 045

KH-Letalität schwere Sepsis

17,6

15,9

15,5

16,0

15,1

18,8

18,7

21,4

25,7

29,8

33,9

37,2

39,7

42,4

44,8

46,8

50,7

55,3

60,3

Fallzahlen septischer Schock (%)

451

198

126

176

418

566

717

955

1 263

2 509

4 161

6 280

8 311

10 521

12 557

19 300

18 844

15 251

11 376

KH-Letalität septischer Schock (%)

39,5

33,3

31,0

25,0

25,8

31,3

29,1

32,1

37,6

43,4

45,4

48,1

52,1

54,6

56,9

59,5

64,2

69,4

76,3