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27 I 4966 272 Die Orion-Sternwarte zu Frederiksvaerk, Danemark, ist in letzter Zeit von ihrem Besitzer, Herrn A. PocR, umgebaut und erwertert und hat nunmehr - die wissenschaftliche Arbeit wieder aufgenommen. Uber die Einrichtungen der Sternwarte teilt Herr Pock in einem Briefe an den Herausgeber folgendes mit. Der neue Refraktor hat ein van Merz in Pasing geliefertes Objektiv von 162 mm Offnung und 265 cm Brennweite. Die Aufstellung ist von CorneIiUsKnudsen in Kopenhagen, der damit die grofite naher behandelt. Es ist von vornherein anzunehmen, dat3 bei den gunstigen modernen Saalverhaltnissen in Odessa Storungen der Refraktion gegeniiber der erwahnten Fehlerquelle nur eine untergeordnete Rolle spielen werden, und es mogen daher in der nachfolgenden Zusammenstellung die Resultate der Ver- gleichung rnit dem Fundamentalsystem Aufnahme finden, so und erste grofie Montierung in Skandinavien geschaffen hat. Fur photographische Zwecke dienen ein I 30 mm Busch-Aplanat von 65 cm Brennweite und das in Prof. Herhsprungs Arbeiten hauIiger erwahnte Steinheilsche Fernrohr von 8 I mm Offnung und I 23.6 cm. Brennweite, fruher im Besitz der Uraniasternwarte inKOpenhagen. AuDerdemverfiigt die Sternwarte uber3 Spektro- skope, einen Heliostaten und ein Universalmikrometer von Merz. Mochten an dieser neuen Pflegestatte unserer Wissen- schaft reiche Friichte erwachsen. K. wie sie unmittelbar aus der BackLuadschen Bearbeitung her- vorgehen. Vereinigt man zum SchluD alle bisher fur 1900 erhal- tenen definitiven Katalogabweichungen gegen den N. F. K. und fiigt die Heidelberger und Odessaer hinzu, so entsteht, mit einigen Interpolationen, das folgende Rild : Katalog- N.F.K. (1900). : ; $ { Odessa 19 I 0 Miinchen Wien Pulkowa Heidelberg Odessa 8 (ED. 1892) (1897) (1898) (1900) (1902) -. +9o0-+8o0 40705 -0703 -00lo1 +0~09 +o!'06 +o~og -+Or19 +80 -+70 3-0.07 0.00 +o.o7 +o.o8 +o.i7 +0.08 +lo -+60 +0.09 -0.13 +0.06 +o.o7 +0.30 +-0.08 +0.03 +60 -+50 -0.01 -0.19 +o.oz +0.06 t0.18 +O.OI +o.z~ +50 -+40 +o.zo -0.05 +0.04 +O.OI +O.I7 t0.07 (to.30) +40 -+30 (+o.I8) +O.IZ +0.05 (+0.03) +o.oz +0.08 1-0.34 +30 -+zo +o.15 +o.z4 +0.04 +o.o5 -0.07 +a08 (+o.zo) +ZO -+IO (+o.rz) +0.24 +o.os (-0.03) 0.00 +0.08 +o.og 0.00 -0.11 0.00 --0.01 +0.09 +I0 - 0 i-0.08 --0.01 o --10 +o.z6 -0.16 -0.06 -0.01 +o.o5 +o.oz f-0.421 -10 --20 +o.z~ -0.10 +o.16 (+0.27) to.26 to.17 fo.421 -2o--~o +0.22 -0.12 - +0.55 to.40 +0.26 +0.96 Mittel +o.14 -0.02 +0.04 +0.09 +o.13 +o.o~ +0.27 0.00 I - Wir sehen, daD von nennenswerten Widerspriichen zwischen den Katalogen von 1900 nunmehr keine Rede mehr ist. Der m. F. einer einzelnen Katalogabweichung stellt sich nach den Unterschieden gegen die Mittelwerte auf nur for13. Die Mittelwerte zeigen ferner, daD der N. F. K. fur 1900 noch sehr nahe mit den Beobachtungen iibereinstimmt und von be- merkenswerter Homogenitat ist. Nur bei den ganz sudlichen Sternen treten etwas groDere Abweichungen auf. Der aus den Pulkowaer Katalogen gefundene negative sakulare Gang in den Deklinationen des Fundamentalsystems - der iibrigens bei Boss fast doppelt so groD ist - wird hier durch einen Vergleich rnit dem in der Tabelle ebenfalls an- gefiihrten Odessaer Katalog (Aqu. u. Ep. I 9 I 0) prinzipiell bestatigt. Es ist danach in Zukunft eine merkliche Zunahme der positiven Abweichungen absoluter Deklinationen vom N. F. K. zu erwarten. IV. Wir fassen die Ergebnisse unserer Betrachtungen kurz zusammen : I) Fur die Berechnung der Refraktion ist bis mindestens 80" Zenitdistanz die Lufttemperatur am Beobachtungsinstrument (genauer im Fernrohr) die allein maagebende. z) Saalrefraktion entsteht dann nur infolge anormaler Lagerung der Luftschichten. 3) Die Luftschichten gleicher Dichte miissen nach Stellen erhohter Temperatur, also gewohnlich nach dim Inneren des Beobachtungsraumes zu, eine Einsenkung aufweisen. Die Schichtenneigungen lassen sich aus gemessenen Temperatur- gradienten oder auf andere Weise ableiten und in Rechnung bringen. 4) Bei Berucksichtigung dieser Saalrefraktion kommen die wichtigeren Deklinationssysteme unter 'Sich und rnit dern N. F. K. I 900 in befriedigende Ubereinstimmung. 5) Die Fundamentalsysteme von Auwers und Boss zeigen einen sakularen Gang in den Deklinationen', der bei Auwers durchschnittlich etwa - 073 betragt, bei Boss merklich griiDer ist. Berlin-Babelsberg, I 9 I 8 Mai 2 I. L . Courvoisier. hzeige. Mit dieser Nummer kommt Nr. 38 des Literarischen Beiblatts zur Versendung. ~ Inhalt zu Nr. 4966. L. Couruoisier. Uber Saalrefraktion und ihre Wirkung auf das Deklinationssystern. 257. - Orion-Sternwarte zu Frederiks- vaerk. 271. - Anzeige. 271. Geschlosscn rgr8 Nov. 18. Herausgeber: H. Kobold. Druck von C. Schaidt. Expeditioq: Kiel, Moltkestr. 80. Postscheck-Konto Nr. 6238 Hamburg 11

Orion-Sternwarte zu Frederiksvaerk

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2 7 I 4966 2 7 2

Die Orion-Sternwarte zu Frederiksvaerk, Danemark, ist in letzter Zeit von ihrem Besitzer, Herrn A. PocR, umgebaut und erwertert und hat nunmehr - die wissenschaftliche Arbeit wieder aufgenommen.

Uber die Einrichtungen der Sternwarte teilt Herr Pock in einem Briefe an den Herausgeber folgendes mit. Der neue Refraktor hat ein van Merz in Pasing geliefertes Objektiv von 162 mm Offnung und 2 6 5 cm Brennweite. Die Aufstellung ist von CorneIiUsKnudsen in Kopenhagen, der damit die grofite

naher behandelt. Es ist von vornherein anzunehmen, dat3 bei den gunstigen modernen Saalverhaltnissen in Odessa Storungen der Refraktion gegeniiber der erwahnten Fehlerquelle nur eine untergeordnete Rolle spielen werden, und es mogen daher in der nachfolgenden Zusammenstellung die Resultate der Ver- gleichung rnit dem Fundamentalsystem Aufnahme finden, so

und erste grofie Montierung in Skandinavien geschaffen hat. Fur photographische Zwecke dienen ein I 3 0 mm Busch-Aplanat von 65 cm Brennweite und das in Prof. Herhsprungs Arbeiten hauIiger erwahnte Steinheilsche Fernrohr von 8 I mm Offnung und I 23.6 cm. Brennweite, fruher im Besitz der Uraniasternwarte inKOpenhagen. AuDerdemverfiigt die Sternwarte uber3 Spektro- skope, einen Heliostaten und ein Universalmikrometer von Merz.

Mochten an dieser neuen Pflegestatte unserer Wissen- schaft reiche Friichte erwachsen. K.

wie sie unmittelbar aus der BackLuadschen Bearbeitung her- vorgehen.

Vereinigt man zum SchluD alle bisher fur 1900 erhal- tenen definitiven Katalogabweichungen gegen den N. F. K. und fiigt die Heidelberger und Odessaer hinzu, so entsteht, mit einigen Interpolationen, das folgende Rild :

K a t a l o g - N.F.K. (1900).

:;${ Odessa 19 I 0 Miinchen Wien Pulkowa Heidelberg Odessa 8 (ED. 1892) (1897) (1898) (1900) (1902) - . +9o0-+8o0 4 0 7 0 5 -0703 -00lo1 +0~09 +o!'06 + o ~ o g -+Or19

+80 -+70 3-0.07 0.00 +o.o7 +o.o8 +o. i7 +0.08

+lo -+60 +0.09 - 0 . 1 3 +0.06 +o.o7 +0.30 +-0.08 +0.03

+ 6 0 -+50 - 0 . 0 1 -0.19 +o.oz +0.06 t 0 . 1 8 + O . O I + o . z ~

+ 5 0 -+40 +o.zo -0.05 +0.04 +O.OI + O . I 7 t0.07 ( t o . 3 0 ) +40 -+30 (+o.I8) + O . I Z + 0 . 0 5 (+0.03) +o.oz +0.08 1-0.34 +30 -+zo +o.15 +o.z4 +0.04 +o.o5 -0.07 + a 0 8 (+o.zo)

+ Z O -+IO ( + o . r z ) +0.24 +o.os (-0.03) 0.00 +0.08 +o.og 0.00 -0.11 0.00 --0.01 +0.09 + I 0 - 0 i -0.08 --0.01

o --10 +o.z6 -0.16 -0.06 -0.01 +o.o5 +o.oz f-0.421

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Mittel +o.14 - 0 . 0 2 +0.04 +0.09 +o.13 + o . o ~ +0 .27

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Wir sehen, daD von nennenswerten Widerspriichen zwischen den Katalogen von 1900 nunmehr keine Rede mehr ist. Der m. F. einer einzelnen Katalogabweichung stellt sich nach den Unterschieden gegen die Mittelwerte auf nur for13. Die Mittelwerte zeigen ferner, daD der N. F. K. fur 1900 noch sehr nahe mit den Beobachtungen iibereinstimmt und von be- merkenswerter Homogenitat ist. Nur bei den ganz sudlichen Sternen treten etwas groDere Abweichungen auf.

Der aus den Pulkowaer Katalogen gefundene negative sakulare Gang in den Deklinationen des Fundamentalsystems - der iibrigens bei Boss fast doppelt so groD ist - wird hier durch einen Vergleich rnit dem in der Tabelle ebenfalls an- gefiihrten Odessaer Katalog (Aqu. u. Ep. I 9 I 0) prinzipiell bestatigt. Es ist danach in Zukunft eine merkliche Zunahme der positiven Abweichungen absoluter Deklinationen vom N. F. K. zu erwarten.

IV. Wir fassen die Ergebnisse unserer Betrachtungen kurz zusammen :

I ) Fur die Berechnung der Refraktion ist bis mindestens 80" Zenitdistanz die Lufttemperatur am Beobachtungsinstrument (genauer im Fernrohr) die allein maagebende.

z ) Saalrefraktion entsteht dann nur infolge anormaler Lagerung der Luftschichten.

3) Die Luftschichten gleicher Dichte miissen nach Stellen erhohter Temperatur, also gewohnlich nach dim Inneren des Beobachtungsraumes zu, eine Einsenkung aufweisen. Die Schichtenneigungen lassen sich aus gemessenen Temperatur- gradienten oder auf andere Weise ableiten und in Rechnung bringen.

4) Bei Berucksichtigung dieser Saalrefraktion kommen die wichtigeren Deklinationssysteme unter 'Sich und rnit dern N. F. K. I 900 in befriedigende Ubereinstimmung.

5 ) Die Fundamentalsysteme von Auwers und Boss zeigen einen sakularen Gang in den Deklinationen', der bei Auwers durchschnittlich etwa - 073 betragt, bei Boss merklich griiDer ist.

Berlin-Babelsberg, I 9 I 8 Mai 2 I . L . Courvoisier.

h z e i g e . Mit dieser Nummer kommt Nr. 38 des Literarischen Beiblatts zur Versendung. ~

I n h a l t zu Nr. 4966. L. Couruoisier. Uber Saalrefraktion und ihre Wirkung auf das Deklinationssystern. 257. - Orion-Sternwarte zu Frederiks- vaerk. 271. - Anzeige. 271.

Geschlosscn rgr8 Nov. 18. Herausgeber: H. K o b o l d . Druck von C. Schaidt. Expeditioq: Kiel, Moltkestr. 80. Postscheck-Konto Nr. 6238 Hamburg 11