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73 oder besser gesagt, helIeren Lant yon sich. Henlt doch auch der Stnrm ht~her ira alten Gem~iuer~ wenn er starker bl~ist, pfeift doch auch eine abgeschossene Btichsenkuffel Anfangs h0her, sp~iter tiefer, tOnt doch auch ein Hifthorn oder eine Rehblatte ht~her bei st~,irkerem Blasen; ja ich bin erbOtig auk tier niichsten Versammlunff, die ich so ffltlcklich sein werde, hesuchen zu kOnnen~ den verehrten Herren auf meiner Raub- vogeliockpfeife jede mir hekannte Melodie melodisch richtiff vorblasen zn wollen, (abet ers% nachdem ich alle mit schwachen Nerven ver- sehenen Herren gewarnt,) bloss dnrch st~irkeres und schw~icheres Blasen in dasselbe Instrument.- Doch nun bin ich mit meiner Akustik fertig; das weitere ,Wie?" muss ieh Physikern yon Fach iiberlassen: dass abet bloss dutch verst~irkten Luftzug die Tonlage erhOht werden kann, dass ferner der Luftzuff sich w~ihrend des Schnnrrens verst~irkt, glaube ich genugsam dargethan zu haben. Warum also nicht hierin ausser dem zugegehenen St~irkerwerden anch das Hellerwerden snchen? Warnm So viele feine Akustik anwenden, wo man mit einem bischen Schul- ph~-sik a,uskommt. Zu Ende kommen wir mit jener doch nicht: das Schnturen ist einmal kein Ton im akustischen Sinne, sondern nut ein Laut ~ind ein dutch die Luft ffeschlagener Stock ist and hleibt ein viel besseres Analogon unseres Instrumentes, wie das Labium der Rohr- instrumente. I)er freundliche Leser wird mir hoffentlich verzeihen, dass ich trotzdem meinerseits auch wieder mit akustischen Argumenten ffek~mpft babe. Die in die Miickertheorie gebrachte Akustik war eine Krankheit, welehe man hom0opathisch behandeln musste, am sie auszurotten; ob das meiner Miihe gelungen ist, muss der Erfolg lehren, jedenfalls waren die Absichten gut. Nut nachdem ich die feste Ueberzeugung gewonnen, dass dieses Mal mein kindtich Gemiith in Einfalt etwas abe, was der Vet- stand der Verst~indigen iihersehen hatte r babe ich es ffewafft, Ansichten yon M~innern, wie J~ickel, Baldamus und Altum gegeniiber zu treten. M0gen sie es mir verzeihen, wenn sie wenigstens irgend etwas Branch- bares in meinem Geschreibsel finden. Was ich bek~impft babe sind Ansichten, nicht Personen~ welche ich s~immtlich als tiichtige Ornitho- logen attfrichtig verehre. Ornitholo~lseher Berleh¢ aus Worpon~mern. V0n Dr. Gnstav Qnist0rp, in Greifswald 1858. N o v e m b e r. Nachdem in der erstenWoche dieses Monats meh- rere Tage hindurch sehr heftige ~'ordsttirme gewehet batten, welche eine unffew0hnliche K~lte und selbst etwas Schnee brachten, wurden in der Provinz Vorpommern mehrere nordische V~gel beobachtet, yon denen der eine seit dem Jabre J833 bier nicht wieder gesehen women war. Es ist die Schnee-Eule~ Strix nivea L. In den Monaten Fehruar und M~rz des Jahres 1833 wurden n~mlich eine ziem]ich grosse Menge dieser schOnen nordfschen Eulen in unserer Provinz geschossen und nicht blos ira hiesiffen Museum, sondern auch in den Sammlnngen einiffer Privatleute finden sieh aus~estopfte Schnee-Eu|en~ aus ienem Jahre herstammend. Ich entsinne reich noch sehr wohl~ welch' ein sch6ner

Ornithologischer Bericht aus Vorpommern

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oder besser gesagt, helIeren Lant yon sich. Henlt doch auch der Stnrm ht~her ira alten Gem~iuer~ wenn er starker bl~ist, pfeift doch auch eine abgeschossene Btichsenkuffel Anfangs h0her, sp~iter tiefer, tOnt doch auch ein Hifthorn oder eine Rehblatte ht~her bei st~,irkerem Blasen; ja ich bin erbOtig auk tier niichsten Versammlunff, die ich so ffltlcklich sein werde, hesuchen zu kOnnen~ den verehrten Herren auf meiner Raub- vogeliockpfeife jede mir hekannte Melodie melodisch richtiff vorblasen zn wollen, (abet ers% nachdem ich alle mit schwachen Nerven ver- sehenen Herren gewarnt,) bloss dnrch st~irkeres und schw~icheres Blasen in dasselbe Ins t rument . - Doch nun bin ich mit meiner Akustik fertig; das weitere ,Wie?" muss ieh Physikern yon Fach iiberlassen: dass abet bloss dutch verst~irkten Luftzug die Tonlage erhOht werden kann, dass ferner der Luftzuff sich w~ihrend des Schnnrrens verst~irkt, glaube ich genugsam dargethan zu haben. Warum also nicht hierin ausser dem zugegehenen St~irkerwerden anch das Hellerwerden snchen? Warnm So viele feine Akustik anwenden, wo man mit einem bischen Schul- ph~-sik a,uskommt. Zu Ende kommen wir mit jener doch nicht: das Schnturen ist einmal kein Ton im akustischen Sinne, sondern nut ein Laut ~ind ein dutch die Luft ffeschlagener Stock ist and hleibt ein viel besseres Analogon unseres Instrumentes, wie das Labium der Rohr- instrumente.

I)er freundliche Leser wird mir hoffentlich verzeihen, dass ich trotzdem meinerseits auch wieder mit akustischen Argumenten ffek~mpft babe. Die in die Miickertheorie gebrachte Akustik war eine Krankheit, welehe man hom0opathisch behandeln musste, am sie auszurotten; ob das meiner Miihe gelungen ist, muss der Erfolg lehren, jedenfalls waren die Absichten gut. Nut nachdem ich die feste Ueberzeugung gewonnen, dass dieses Mal mein kindtich Gemiith in Einfalt etwas abe, was der Vet- stand der Verst~indigen iihersehen hatte r babe ich es ffewafft, Ansichten yon M~innern, wie J~ickel, Baldamus und Altum gegeniiber zu treten. M0gen sie es mir verzeihen, wenn sie wenigstens irgend etwas Branch- bares in meinem Geschreibsel finden. Was ich bek~impft babe sind Ansichten, nicht Personen~ welche ich s~immtlich als tiichtige Ornitho- logen attfrichtig verehre.

O r n i t h o l o ~ l s e h e r B e r l e h ¢ a u s W o r p o n ~ m e r n . V0n

Dr. Gnstav Qnist0rp, in Greifswald 1858. N o v e m b e r. Nachdem in der erstenWoche dieses Monats meh-

rere Tage hindurch sehr heftige ~'ordsttirme gewehet batten, welche eine unffew0hnliche K~lte und selbst etwas Schnee brachten, wurden in der Provinz Vorpommern mehrere nordische V~gel beobachtet, yon denen der eine seit dem Jabre J833 bier nicht wieder gesehen women war. Es ist die Schnee-Eule~ Strix nivea L. In den Monaten Fehruar und M~rz des Jahres 1833 wurden n~mlich eine ziem]ich grosse Menge dieser schOnen nordfschen Eulen in unserer Provinz geschossen und nicht blos ira hiesiffen Museum, sondern auch in den Sammlnngen einiffer Privatleute finden sieh aus~estopfte Schnee-Eu|en~ aus ienem Jahre herstammend. Ich entsinne reich noch sehr wohl~ welch' ein sch6ner

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Anblick es eines Tags bei einer Jagdparfie in einem nahe am Strande gelegenen kleinen Holze war, mehrere dieser schOnen Eulen im herr- lichsten Sonnenscheine fiber der mit hohem Schnee bedeckten Erde in ihrem leichten Fluge schweben zu sehen, yon manchen Theilnehmern der Jaffd noch gar nicht gekannt and in der Ferne for Schw~ine ge- halten. Bald darauf begann in hiesiger Provinz die Jagd auf dieselben eifrig betrieben zu werden, welche, da die VOgel gar nicht sehr scheu waren, anch eine grosse Ausbeute lieferte. Trotz manches sehr kalten and schneereichen Winters waren diese sch0nen Eulen in unserer Pro- vinz nicht wieder gesehen worden, his geffen die Mitre des Novembers mehrere erlegte Exemplare yon der Insel Riigen nach Greifswald zum Ausstopfen gesandt wurden. Es waren beide sch0ne grosse VOgel, namentlich der eine mit sehr weissem Gefieder und den langen Federn an den F~ingen. Bald darauf warden auch in der N~ihe yon Greifswald mehrere dieser Eulen gesehen and auch geschossen und in den Zei- tungen las man die ~Iittheilung, dass in der Umgegend yon Colberg in Hinterpommern eine grosse Menge dieser VOgel gesehen und geschossen sei. In der ~Nfihe der Stadt Anclam schoss ein J~ger aus einer sehr weiten Entfernung auf eine Schnee-Eule mit grobem Schroot und der Zufall will es~ dass dem Vogel ein Schrootkorn in den Augapfel dringt, so dass er ftir den Augenblick bet~iubt umf~illt; der J~ger eilt zur Stelle and kommt gerade dort an, als der Vogel sich yon seiner ersten Bet~iubung erholt und davonfliegen will. Der J~iger ergreift denselben jedoch noch zeitig genug und bringt ihn Abends nach Hause, woselbst er ihn so lange fiitterte, bis der jetzige Director des zoologischen Gar- tens in C01n, Herr Dr. Bodinus, damals noch in Greifswald wohnhaft, ihn fiir sich ankauft. Ich habe hier den Vogel h~iufig gesehen und bemerkt~ wie sehr derselbe, als ira Friihjahre dieses Jahres die WiRe- rung warm wurde~ v o n d e r h0heren Temperatur zu leiden hatte, und Dr. Bodinus ~iusserte einmal, dass er beabsichtige ihm, wenn irgend m0glich~ im COiner zoologischen Garten eine kiihle Grotte bauen zu ]assen, well el. befiirchte ihn sonst nicht am Leben zu erhalten. Ob dies geschehen und ob der Vogel tiberhaupt noch lebt, weiss ich im Augenblicke nicht. Er wurde haupts~ichlich mit jungen Kanin.chen ge- ffittert und man hatte oft Gelegenheit die Kraft desselbeu zu bewundern, wenn man sah mit welcher Leichtigkeit ziemlich grosse Kaninchen yon ihm zerrissen and die Knochen zerbissen wurden. Eine andere lebende Schnee-Eule soll l~ingere Zeit auf einer OberfOrsterei der Insel Rtigen gehalten worden sein. Dass diese Eulen durch die Nordsttirme an unsere Kiiste verschlagen worden waren, unterliegt wohl keinem Zweifel. Interessant w~ire es jedenfalls gewesen, wenn nicht so viele yon ihnen geschossen w~iren, um zu beobachten, ob dieselben ihr Briitgesch~ift in ihrer neuen Heimath wie in ihrem Vaterlande verrichtet h~tten, dean ich glaube nicht, dass sie jemals den Weg nach dem hohen Norden zurUckgefunden und gemacht h~itten. Am 29. Januar 1859 wurde eine Schnee-Eule in einem nahen Walde bei Gelegenheit einer Treibjagd bemerkt; der sehr jugendlicbe Sehtitze sieht die Eule am Rande eiues ihm sehr bekannten Waldes auf der Erde zwischen niedrigem GebUsche sitzen, ohne jedoch zu wissen~ was es ist. Er n~ihert sich diesem ihm

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verd~iehtig aussehenden Punkte vorsichtig bis auf etwa 30 Schritte und als die Eule dann den Kopf nach ihm umdreht, sieht er, dass es ein grosser Raubvogel ist und schiesst sie so ira Sitzen todt. Es war ein altes Weibehen and ein sehr sch~ner Vogel, der sieh jetzt ausgestopft in einer Privatsararalang befindet. Kurze Zeit vorher waren zwei Sehnee- Eulen nicht fern yon dora Walde, in welehera diese erlegt wurde, am Wege sitzend gesehen worden~ die eine soil auf dem Wegweiser ge- sessen haben und die vorbeifahrenden Landleute dicht an sich haben vorbeipassiren lassen. - - Aueh in West- und Ostpreussen wurden, wie ich eben erfahre, viele Schnee-Eulen gesehossen; in diesera Som- mer sah man dort keine mehr.

So eben erfahre ieh, dass die Sehnee-Eule des Dr. Bodinus im zoologisehen Garten noch lebt and sieh in der GeseIIsehaft einer Aquila imperialis and fusca sehr wohl befindet. Eine andere lebende Sehnee- Eute befindet sieh auf dera Gate Zoatel bei Berth.

Der zweite nordisehe Vogel war der Seidensehwanz, Bombvcilla garrula, weleher ebenfaUs gegen die Mitto des November in grossen Sehaaren in manchen Wiildern hiesiger Gegend gesehen wurde. Aueh die stidlieheren Theile Deutsehlands sind yon einer grossen Menge dieser VOgel besucht worden und haben nicht bless in der Mark, sondern aueh in Sehlesien ihren Ted gefimden, wie aus dera Beriehte des Herrn Dr. Belle in diesera Journale hervorgeht.

D e c e r a b e r . Wie gew0hnlieh in hiesiger Provinz, so war es aueh in diesera Jahre; wean ira Monat November e i n i g e Wo e h e n hin- dureh ziemlieh heftige K~lte eintritt, so dauert dies nieht lange nnd es ist zieralieh sieher, dass dann ein sehnee- and frostarraer nasskalter Winter folgt. Wir hatten den ganzen iibrigen Theil des Winters hin- dureh anssergew0hnlieh viel Nebel bei niedrigen giiltegraden. Dom- pfaffen waren in grosser Menge vorhanden, desgleiehen dervielen Miiuse auf den Feldern wegen Bussarde. Falco eineraceus, weleher im Herbst 1858 so sehr zahlreieh in hiesiger Provinz gesehen and gesehossen wurde, wie nie zuvor, blieb den ganzen Winter hindureh bier, wenig- stens habe ieh einzelne Exeraplare den ganzen Winter hindureh beob- aehtet, dessen ieh raieh aus keinera frtiheren Jahre zn entsinnen weiss. Aueh Turdus iliacus wurde den ganzen Winter hindureh an vielen Stellen gesehen.

1859. J a n u a r. In der letzten Hfilfte dieses Monats waren sehon sehr viele Feldlerehen, Alauda arvensis, hier~ die bei seh0nem Wetter aueh singend in die Luft stiegen. Am 28. d. M. warde aueh eine Wald- sehnepfe gesehen, doeh hatte diesetbe wohl in dieser Gegend fiber- wintert. Den ganzen Monat hiadareh war nebeliges and regniges Wetter mit gelindem Frostwetter abweehselnd, bei abweehselnden Ost- und Nordwestwinden.

F e b r u a r . In der letzten Woehe dieses Monates werden Kibitze and Gabelweihen gesehen~ desgleiehen Turdus iliaeus and viseivorus. Am 26. d. M. sah ieh ein ares M~innehen yon Falco cineraceus, und am 28. d. M. einen juagen Vogel dieser Art. Staare sieht man sehon in ziemlieher Menge and selbst einige Waldsehnepfen werden gesehossen. Aueh Columba oenas wird an mehreren Stellen gesehen.

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Miirz. In den ersten Tagen dieses Honates hiirte ich Abends Anas Penelope L. ziehen.

Am 1. l)ltirz sah ieh 5 Columba palumbus. Am 2. Mfirz sah ieh 2 Turdus viscivorus. Am 5. ~lfirz 1 Emberina schoeniclus. Am 7. ~ltirz :2 Kibitze und 1 Anthus pratensis. Am 8. Mtirz 1 Falco pygargus. Am 14. Miirz 8 Grus cinerea und 1 Motacilla alba, dieselbe

ntimlich, welehe seit mehreren Jabren sehon an einem nahen FSrster- hause nistet.

Am 15. Mtirz Milvus regalis.

Am 16. Mtirz Am 17. M~rz Am 18. Mtirz Am 22. Mtirz

7 Waldlerehen~ Alauda arborea, und 1 Gabelweihe,

Fulica atra in Henge auf den Teiehen am Ryek. | Scolopax rusticola. 2 Scolopax rusticola gesehen and 1 gesehossen. 2 Scolopax rusticola gesehen und geschossen. Mo-

tacilla alba ist in grosser Henge hier. Turdus musicus und iliacus erst in einzelnen Schaaren und seAr scheu bei dem kiihlen Wetter.

Am 23, 24 , 25. und 26. Mtirz hatten wir kaltes Frostwetter mit Nordwind and etwas SeAnce.

Am 28. Miirz 1 Ciconia alba gesehen, 5 Scolopax rusticola gefunden und 3 davon gesehossen. Westwind~ trtibes und feuchtes Wetter in der Naeht vorher.

Am 29. nnd 30. Htirz seAr warmes Wetter; KrammetsvOgel in ziemlicher Menge, sowie aueh Waldschnepfen. Grus cinere'a zieht in grosser Anzahl, Ciconia alba dagegen isl noeh seAr selten zu sehen.

Apr i l . Am 3. und 4. April starken Regen mit Westwind. Am 5. April 3 Scolopax rusticola. Am 6. April 2 desgleichen; wenig Krammetsvtigel. Am 7. April 1 Scolopax gallinago~ 2 fflotacilla tiara; mehrere

Sylvia Trochilus Beehst. Am 10. April 7 Ciconia alba zusammensitzend gesehen; 1 Upupa

epops; wenig Krammetsviigel. Am 11. April. In manehen Revieren wurden ziemliehviele Wald-

sehnepfen und Krammetsvtigel gefunden. Wind: Siidwest mit Regen. Viele Stiirehe.

Am 12. April. 2 Scolopax rusticola gesehen und gesehossen. Am 15. April fand ich in meinem Reviere die letzte Waldsehnepfe. Am 20. April 1 Totanus octropus gesehen, 3 Anas querquedula,

yon denen 2 Mtinnchen heftig das Weibchen verfolgend. Im Holze naeh einer miiglieherweise versptiteten Waldsehnepfe suchend, finde ieh Anas boschas im hohen Haidekraute in der Ntihe des Ryekflusses auf 9 Eiern; die Ente sass so fest auf denselben, dass meine Hunde kurz vor derselben~ wie vor einer Schnepfe standen. Corvus corax, dessen Horst ieh besteigen liess, hatte in demselben 3 Junge, die ,sehon an- fingen Federn zu bekommen, Vanellus eristatus hatte an manchen Stellen schon ausgebriitet. Von Krammetsv0geln sah ieh nut noeh ein- zelne yon Turdus musicus. Auf manehen Wiesen dieser Gegend wurde Soolopax gallinago in ziemlieher Menge gefunden.

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Am 24. April viele Hirundo rustica. Am 25. April. Fulica atra briitet auf vollem Gelege. Mai. Am 3. Mai erscheint Sylvia tithys, der Vogel nfimlich,

welcher seit 5 Jahren altjfihrlieh in der Nfihe meiner Wohnung brtitet. Sylvia Philomela wird singend in mehrerert G~irten geh6rt. Am 6. Mai. Totanus calidris hatte in mehreren I~testern, die ieh

land, volles Gelege. Die Eier yon lranellus eristatus, die ieh fand, waren alle stark bebrfitet. Von Tringa pugnax sah ieh etwa 6 - - 8 M~innehen, welehe heftig mit einander k~impften, so dass man sieh ihnen auf 4 0 - 50 Schritte n~ihern konnte. Es befanden sieh mehrere sehr seh0ne Exemplare unter ihnen. Von Tringa alpina und Schin~ii konnte ieh kein Nest mit Eiern entdeeken, und sehliesse daraus, dass sie an diesem Tage noeh nieht gelegt hatten. Die Wiesen waren tibri- gens bei tier grossen Diirre und den seit Woehen sehon wehenden kalten Ostwinden noeh sehr kahl, das Gras hatte gar nieht waehsen k0nnen bei der so ungtinstigen Witterung. Deshalb fand ieh aueh auf den Wiesen kein einziges Nest yon Alauda arvensis, die im vorigen Jahre nur um 8 Tage spater auf denselben Wiesen sehr viele Nester mit vollem Gelege batten.

Am 7. Mai soll sehon ein Cnculus canorus gesehen worden sein. Am 9. Mai h0rte ieh Abends die ersten Rohrs~inger~ Sylvia tur-

doides und arundinacea. Mehrere Paare yon Anas querquedula und clypeata, yon denen die Enten yon den Erpeln stets heftig geiagt wurden. Falco buteo und palumbarius, klilvus regalis rand ater haben volle Gelege. Upupa epops ist mit Bauen des Nestes beseh~iftigt.

Am 11. Mai waren die Rohrsiinger sehr zahlreieh hier; ebenso wurde Cuculus canorus jetz h~iufig geh0rt und gesehen.

Am 17. Mai sah ieh den ersten Lanius coUurio, in den niiehsten Tagen sehon deren viele.

Am 18. Mai war aueh Cypselus apus angekommen. Das Wetter war seit den letztert 3 Tagen trotz des bestfindigen Ostwindes doeh warm geworden und an drei auf einander folgenden Tagen regnete es Abends bei Gewittertuft und in der Naeht ziemlieh stark, so dass aueh die Vegetation grosse Fortsehritte machte. An diesen Tagen sangen viele VOgel yon den Gattungen Sylvia und Museicapa in Gfirten Jund W~ildern. Perdix coturnix hiirte ieh gegen die Mitte des Mai zum ersten Mal sehlagen. Oriolus galbula war sehon seit Mitte dieses Monates hier.

J uni. Am 20. Juni liess ieh den Horst yon Milvus ater bestei- gen, in welehem 2 ganz befiederte Junge nebst einem faul gebriiteten Ei gefunden wurden. Das Nest war ganz mit Lumpen ausgefiittert. Ieh nahm die Jungen mit zur Stadt und haben dieselbe die Reise yon hier naela C01n mit dem hier gerade anwesenden Dr. Bodinus gemaeht, und befinden sieh hoffentlich als prfiehtige Exemplare im zoologisehen Garten yon C01n. Ebenfalls in der dritten Woehe des Juni fand ieh Lanius minor, Emberiz~a miliaria, Alauda cristata, Emberiz~a citrinella, Frin- gilla chloris, Parus major, Turdus musicus brtitend. Auffallend war in diesem Frtihjahre die geringe Menge yon Turdus musicus sowohl als yon Sylvia Philomela, welehe hier brtiteten~ im Yergleieh zu vo-

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rigem and friiheren Jahren. Corvus pica hatten ausgewaebsene Junge um die Mitre dieses Monates. Yon Grus cinerea wurde mir ein frisehes El gebraeht; dasselbe stammt yon einem Paare, welches karze Zeit zuvor ein Nest mit 2 Eiern in einem Torfmoore gebabt, die aber yon einem Raubthiere zerstiirt wurden. Ganz in der Niihe dieses JNestes wurde das mir gebraehte auf einem kleinen Haufen zusammengetragenen Haidekrautes gefunden. Ieh babe dasselbe an Dr. Bodinus naeh CSln gesandt, der den Versueh gemaeht, dasselbe ausbrtiten zu lassen; mit welehem Erfolge weiss ich noeb nieht. Von den 8 Eiern der Anas boschas, welehe ieh brtitend im Holze fund, am 20. April, warden 4: Eier glfieklicla ausgebriitet.

Au gu s t . Anas Tadorna hat gegen die l)Iitte dieses ]~Ionates aus- gewaehsene Junge. Zwischen mehreren Ardea cinerea sah ieh am Ryckfiusse zu mehreren Malen einen Reiher yon so dunkler Farbe, dass ieh ihn fiir einen Purpurreiher halten musste; leider war die Entfernung stets so gross, dass eine genaue Unterseheidung und Erkennung niebt miiglieh war. Grus cinerea zieht in Sehaaren. Ciconia alba zieht gleich naeh der Mitre des August fort. Cypselus apus ist schon seit Anfang desselben versehwunden. Perdix cinerea ist in ziemlicher Ylenge vorhanden, doeh nieht in dem Maasse, als man naeh dem gtin- stigen Winter, Friihling und Sommer glauben sollte; auf vielen Giitern ist sogar die Zahl derselben eine sehr geringe, wenigstens was junge Rebhiihner betrifft, wogegen sieh alte giiste Hiihner und besonders H~ihne in Menge flnden. Die Jagd auf Rebhiihner hat im Ganzen ein schleehtes Resultat'in hiesiger Gegend geliefert; denn selbst auf den Feldern, wo die Anzahl derselben eine grosse war, waren sic so ausserordentlieh wild and seheu, wie sieh die Jtiger nieht zu entsinnen wussten, es jemats erlebt zu haben. Wenn nieht das Terrain ein be- sonders gtinstiges war, wurden stets nnr sehr wenige Rebhiihner ge- sehossen. Sehuld daran war wohl die frtihe Entbliissung der Getreide- felder and die hiiufige kalte Witterung. Perdix coturnix war in grosser Menge zu finden and diente stets zam Objecte der Jagd, wenn mit Reb- htihnern nichts zu machen war. Yon Crex pratensis, der in frtiheren Jahren so zahlreieh im Herbste bier gesehossen wurde, babe ieh in den letzten Jahren immer weniger gefunden und in diesem Herbste nur ein einziges Exemplar; die drei letzten troekenen Sommer schienen den Vogel ganz aus hiesiger Gegend verbannt zu haben. Scolopax galli- nago wurde seit der ~Iitte des Juli auf den geeigneten Stellen reeht zahlreich gefunden. Falco cineraceus, der ira vorigen Jahre so zahl- reich auf der Hiihnerjagd gesehossen wurde~ ist, soviel ieh erfahren babe, in diesem Jahre nirgends beobachtet worden. Es gab aber aueh keine M~iuse, wie im vorigen Jahre eine ungeheure Menge auf den Fel- dern zu sehen war.

S e p t e m b e r . Am 12. Abends, als ieh auf den Anstand reich begebend den Ryekfluss durehwatete, sah ieh 6 Totanus ochropus am Ufer desselben. Gegen die Mitre dieses Monates fanden sich 2 Cor- moran-Seharben, Carbo cormoranus, auf dem R~(ekfiusse zwischen der Stadt und dem Hafen ein, fast auf derselben Stelle, wo ieh im August vermuthlich den Purpurreiher gesehen hatte. Nach Verlauf yon etwa-

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8 Tagen gesellte sich ein dritter Vogel dieser Art hinzu. Da ich bald yon hier verreiste, habe ich noch nicht erfahren, wie lange dieselben dort geblieben und was aus ihnen geworden. Am 29. d.M. nach trii- ben Nfichten mit Ostwind und Regen land ich ungeheuer viel Krammets- vogel, wie ich tiberhaupt den ganzen October hindurch yon diesen VO- geln viel mehr gesehen habe, als in langen Jahren zuvor. Schuld daran mochte wohl das fast g~inzliche Missrathen der Ebereschenbeeren sein, so dass die wohlschmeckenden VSgel dadurch dem Tode derErdrosse- lung entgingen uvd so die W~ilder beleben konnten. Wo nur eine Beihe Weidenb~iume an einer Wiese entlang standen, war man sicher eine Menge yon Turdus musicus darin zu finden. Perdix coturnix land ich zuletzt noch in der letzten~Woche des September. In den letzten Tagen dieses Monates und den ersten des October zogen auch die sfimmtlichen Schwalben fort. Die Witterung war schon sehr herbstlich und kUhl gewor- den, so dass schon in manehen N~chten Reif fiel; dabei oft starker Nebel.

O c t o b e r . Alauda arvensis in ausserordentlich grosser Anzahl auf dem Zuge; Scolopax yallinago ebenfalls zahlreich, aber sehr scheu bei der ktihlen Witterung. Scolopax rusticola um die Mitte dieses iYlonates in manchen Revieren zahlreicher gefunden. Ganz in der Nfihe yon Greifswald wurde nm diese Zeit eine Waldschnepfe etwa 800 Schritte welt auf freiem Felde yon einem Jfiger geschossen, als sie dicht bei demselben aus der Waizenstoppel aufflog. Gewiss ein selte- her Fall. Die ganze zweite Hfilfte dieses Monates hindurch fund man in gtinstigen Revieren ziemlich viele Waldschnepfen, namentlich am 20. und den darauf folgenden Tagen. Auch Krammetsv6gel waren in diesem ganzen Monate zahlreich. Anser segetum zieht in grosseu Schaaren landeinwiirts am 24. October. Am 22. fund ieh einen sehr grossen und feisten Crex pratensis an dem Bohre des Ryekes und schoss den- selben; der einzige, den ich in diesem Herbste sah; vielleieht kava dieser Vogel schon ans hohem Norden, da man selbst im niirdlichen Schweden im Sommer das knarrende Geschrei der Wiesenknarrer beim Reisen h6ren kann.

N o v e m b e r . In der erstenWoche dieses Monates batten wir sehr vielen Regen mit West- Siid- und Ostwind. Waldschnepfen fund man big zur Mitte des Monats noch hiiufig; anf den meisten Treibjagen wurden deren gesehen und geschossen.

Charadrius auratus sah und hOrte ich in Hinterpommern noeh am 18., obgleieh schon seit acht Tagen Frostwetter eingetreten und selbst etwas Schnee gefallen war. Auch Alauda arvensis sah ich his Ende dieses Mouates in der Nfihe yon Greifwald.

Auf dem Gute Pappendorf bei Grtinow wurde eine Kr~ihe, Corvus cornix, yon ganz besonderer F~irbung geschossen. Das Gefleder war nfimlich ganz hellgelblich~ die Schwungfedern der Fliigel, sowie die grossen Sehwanzfedern dagegen brliunlich. Der Vogel wird gegenw~irtig hier ausgestopft und wird Herr Kaufmann Klatt eine nfihere Beschrei- bung des Vogels bald liefern.