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ORTE UND ETRONU Paul Schoemaker | Der Versuch einer anschaulichen Analyse

Orte und Unorte

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Unsere Welt ist ein Ort in einem riesigen Universum voller Orte. Doch neben dem diesem Universum existiert ein noch viel interessanteres Paralleluniversum: Das der Unorte. die Brochüre geht auf Erkundungsflug.

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ORTE UNDETRONU

Paul Schoemaker | Der Versuch einer anschaulichen Analyse

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UNsERE WElT isT EiN ORT iN EiNEm RiEsigEN UNivERsUm vOllER ORTE. DOch NEbEN DiEsEm UNivERsUm ExisTiERT EiN NOch viEl iNTEREssaNTEREs PaRallElUNivEsUm: Das DER UNORTE. Dieses Buch nährt sich beiden Universen spielerisch an. Durch eine Mischung aus Analyse und zahlreicher anschaulicher Beispiele soll es es vor allem eins sein: Eine Quelle spannender Denkanstöße.

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Wie stehen diese beiden Begriffe sprachlich in Beziehung? Eine angebrachte Frage, will man doch möglich ohne Umwege ihr Wesen ergünden. Sucht man in der deutschen Spache nach ähnlichen Wortpaaren, fällt auf, dass solche Wortpaare fast ausnahmslos gegensätzliche Bedeutungen aufweisen. Hier einige Beispiele:

ORTE UND UNORTE

glücklich aNgENEhm . aNschaUlich gEmüTlich aNgEbRachT möglich gEWOhNT WahRhEiT schUlD gEREchTigkEiT

UNglücklich. UNaNgENEhm. UNaNschaUlich.UNgEmüTlich. UNaNgEbRachT. UNmöglich. UNgEWOhNT.UNWahRhEiT. UNschUlD. UNgEREchTigkEiT.

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DiE bEDEUTUNg vON EiNEm DER bEgRiffE ERgRüNDEN, Um sO aUf DiE DEs zWEiTEN zU schliEssEN. Auch die Begriffe „Ort“ und „Unort“ scheinen gegensätzliche Bedeutungen aufzuweisen – schließlich lassen sie sich nahtlos in die Reihe der aufgelisteten Wortpaare eingliedern. Um dem Wesen dieser Begriffe näher zu kommen gilt es zunächst die Bedeutung von mindestens einem dieser Begriffe zu ergründen, um dann im Idealfall über die erläuterte semantische Beziehung auf die Bedeutung des zweiten Begriffes zu schließen.

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Was isT EiN ORT?Der Begriff „Ort“ ist genauso alltäglich, wie absurd. Er gehört zu den vielen Skurrilitäten des Alltags, über dessen Bedeutung sich die meisten absolut nicht im Klaren sind, obwohl sie – so wie der Ort an sich – allgegenwärtig sind. Was macht also einen Ort zu einem Ort?

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Ein Ort wird durch eine vorhandene Ordnung defi niert. Nur durch eine Ordnung, bzw. eine Zuordnung kann der Mensch einen Ort als Ort wahrnehmen – die Ordnung ist also Prämisse für seine Existenz. Doch auch der Begriff der „Ordnung“ ist umstritten. Philosophen streiten sich seit Jahrtausenden darüber, ob es überhaupt so etwas wie eine feste Ordnung in unserer Umwelt gibt, oder ob es nicht wir als Subjekte sind, die durch unsere Wahrnehmung erst eine Ordnung in die Dinge legen. Doch unabhängig davon, ob wir es nun sind, die durch unsere aktive Ordnung einen Ort defi nieren oder ob es sich um eine schon vorhandene Ordnung handelt:Klar ist, dass unsere sinnliche Wahrnehmung ein unabdingbares Kriterium für einen Ort ist.

EIN ORT IST IM GRUNDE NICHTS ANDERES, ALS EINE SINNLICH ERFAHR-BARE (ZU-)ORDNUNG.

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ORTEORTE

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Was isT DaNN EiN UNORT? EiN kUNsTWORT miT EiNEm ENORmEN iNTERPRETaTiONs-POTENzial.Das Tolle an dem Begriff „Unort“ ist sein riesiges Interpretationspotenzial. Auf den folgenden Seiten soll das Kunstwort “Unort” mit Leben gefüllt werden – nicht durch Definitionen, sondern durch Interpretationen. Was unterscheidet also einen Unort von einem Ort?

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EiN UNORT kaNN ETWas siNNlich WahRNEhmbaREs OhNE fEsTE ORDNUNg sEiN, ER kaNN DER (alP-)TRaUm vON EiNER TOTalEN hiERaRchiE sEiN, DiE iDEE vON EiNEm 6. siNN, ODER DER gEschmack EiNER PhaNTasiE. DENN EiN UNORT isT vOR allEm EiNEs, EiN RiEsigER, UNbEgRENzTER fREiRaUm, DER fasT bEliEbig gEfüllT WERDEN kaNN.Denkt man den Gedanken der gegensätzlichen Bedeutung der Begriffe „Ort“ und „Unort“ konsequent weiter, so müsste ein Unort durch die genau entgegen gesetzten Eigenschaften eines Ortes defi niert werden. Ein Unort müsste sich also dadurch defi nieren, dass er keine Ordnung besitzt und sinnlich nicht wahrnehmbar ist? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Denn Gegensätzlichkeit kann sich auch immer nur auf ein bestimmtes Gebiet beziehen und trotzdem vollkommen sein. Und genau an diesem Punkt zeigt sich die Schönheit des riesigen Interpretationspotenzials des Begriffes „Unort“: Ein riesiger Freiraum tut sich auf, der fast beliebig gefüllt werden kann. Die Beziehung zwischen einem Ort und einem Unort ist aber auch als Prozess zu verstehen, denn sobald der angesprochene Freiraum gefüllt wird, wird aus einem Unort oft unwiderrufl ich und gleichzeitig ein Ort. Diese enorme Komplexität der Beziehung zwischen den beiden Begriffen ist die wahrscheinlich einzige legitime Defi nitionsgrundlage für den Begriff „Unort“ – und vor allem ist sie auch eines: absolut provokant. Warum wird auf den folgenden Seiten deutlich.

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ORT?

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UNORT?

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Das sPEkTRUm möglichER UNORTE isT WEiTaUs gRössER als ERWaRTET.Im öffentlichen Verständnis ist ein Unort in der Regel nicht mehr, als ein unschöner, abstoßender Ort. Wie etwa ein verkommender, alter Bahnhof, oder aber auch nur das ungeliebte Nachbardorf. Dabei ist das Spektrum möglicher Unorte weitaus größer. Auf den folgenden Seiten wird dieses Spektrum in Ansätzen veranschaulicht, um so zu einem neuen, komplexeren Blickwinkel auf den Begriff des Unorts zu gelangen, und dadurch hoffentlich spannende Denkanstöße zu schaffen.

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DURch Das REiNE bETRachTEN EiNEN iNhalT iN DEN lEEREN RaUm lEgEN.

Man kann einen leeren Raum drehen und wenden wie man will, er ist und bleibt ein Freiraum und doch verleiht es ihm eine ganz eigene Identität. Ähnlich verhält es sich mit einem Unort. Oft ist es nur der Blickwinkel, der aus einem Ort einen Unort macht, bzw. das Subjekt, das durch das reine Betrachten einen Inhalt in die Leere legt.

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DiE EigENE WElTaNschaUNg als PERsöNlichER UNORT.Optimismus und Pessimismus sind zwei gegensätzliche Weltanschauungen, die eins gemeinsam haben sowohl der Optimist, als auch der Pessimist nimmt alles wahr, nur nicht die Realität. So wird die eigene Weltanschauung zum ganz persönlichen Unort, der einen durch die Verzerrung der Wirklichkeit die eigenen Eindrücke leichter verarbeiten lässt.

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iN DiR WiRD DER

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wird der Ort zum Unort

iN DiR WiRD DER

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ORT zUm UNORT

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Das TOTalE chaOsEs ist eine schwierige Frage, ob es so etwas wie das totale Chaos gibt, oder man in allem eine gewisse Ordnung sehen kann. Wenn man jedoch irgendwo nicht mal den Ansatz einer Ordnung finden kann, befindet man sich höchstwahrscheinlich an einem Unort.

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TRäUmE UND PhaNTasiEN blEibEN immER fikTiv, siE blEibEN immER UNORTE.Träume und Phantasienkönnen uns an die schönsten Orte bringen oder unsere schlimmsten Ängste freilegen. Wir können uns aus der gegenständlichen Welt herausträumen, doch von ihr ihr lösen können wir uns nie, denn die Orte, zu denen wir uns träumen bleiben immer fiktiv, sie bleiben immer Unorte.

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sTEREOTyPER blickWiNkEl isT TyPisch füR DiE öffENTlichE NORmiERUNg vON UNORTEN.Für viele Menschen stellen Sozialbau Gebiete Unorte dar, da sie auf Grund ihrer tristen Architektur und den Vorurteilen über ihre Bewohner symbolisch für Elend und geistige Armut sind. Dieser stereotype Blickwinkel ist sinnbildlich für die öffentliche Normierung von Unorten als einfache Orte, mit einer negativen Aura.

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schREcklichE EREigNissE machEN aUs ORTEN UNORTE.

Mit den Konzentrationslagern aus dem dritten Reich verbindet man die skrupellose Ermordung von Millionen von Menschen. Auf Grund dieser Ereignisse sind aus Orten wie Auschwitz oder Dachau unwiderruflich Unorte geworden. Innteressant ist dabei aber, dass hier die totale Ordnung, bzw. die totale Hierarchie bei den Nazis eine unabdingbare Bedingung für diesen Massenmord war. Ohne diese totale Ordnung wären aus den Orten Ausschwitz und Dachau niemals Unorte geworden.

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DiE siNNlich WahRNEhmbaRE NichT vORhaNDENE WiRklichkEiT isT EiN bEsONDERs PROvOkaNTER UNORT. Optische Täuschung verdeutlichen uns radikal die Fehlbarkeit unserer Sinne. Wir nehmen Dinge wahr, die materiell nicht existent sind und doch scheinen sie für uns eindeutig Wirklichkeit zu sein. Die sinnlich wahrnehmbare nicht vorhandene Wirklichkeit ist ein besonders provokanter Unort, da er beweist, dass der Mensch zu beschränkt ist, um zweifelsfrei zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden.

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DiE schNöRkEllOsE abbilDUNg vON UNORTEN

In der Kunst von M.C Escher ist alles gleichzeitig real, surreal, schief und gerade. Kaum ein anderer Künstler bringt einem das reine Wesen eines Unortes so schnörkellos nahe wie er.

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UnorteUnorteUnorteUnorte

Spielräume

Irrtum

Himmel - HölleOptische Täuschung

Träume

Chaos

Zukunft

Unendlichkeit

Spiegel Phantasien

Paradoxem

Grenzerfahrung Illusionen

Erscheinungen

Freiräume

Schlaraffenland

ParadiesOptimismus - Pessimismus

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UnorteUnorteUnorteUnorte

Chaos

Illusionen

Optimismus - Pessimismus

DER UNENDlichE PROzEss DEs WEchsEls zWischEN ORTEN UND UNORTEN isT gRUNDlagE DafüR, Dass DiE mENschhEiT NichT iN sTillsTaND ODER laNgEWEilE vERfällT.

Natürlich gibt es noch viel mehr völlig andere Unorte, als die zuvor aufgeführten. Dennoch sollten diese schon verdeutlichen, dass unsere Erfahrungswelt von Unorten maßgeblich mitbestimmt wird und man sich in einem ständigen Wechsel zwischen Orten und Unorten befindet. Beschäftigt man sich ernsthaft mit diesem Thema, wird einem klar, dass dieser unendliche Prozess des Wechsels die einzige Grundlage dafür ist, dass unsere Welt und jegliche Entwicklung der Menschheit nicht in Stillstand oder Langeweile verfällt. So sind es wahrscheinlich Eigenschaften wie die Fehlbarkeit unserer Sinne, die eine Entwicklung bis hin zu unserer heutigen Zivilisation erst möglich gemacht haben. Denn Unvollkommenheit ist die uneingeschränkte Prämisse für Fortschritt.

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Der einzige satz auf dieser seite ist falsch.

Hass