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Mitteill,!ngen 308 GAIA 7 1998) no. 4 ~<1It>G U L' .. ~ r Schweizerische Akademische Gesellschaft fur Umweltforschung und Okologie Swiss Academic Society for Environmental Research and Ecolo~1Y Societe Academique Suisse pour la Recherche sur l'Environnement et l'Ecologle Ole mit Name., unterze,chnelen Be.tra e decken sich nlcht unbedl Wie nachhaltig ist das Konzept der Nachhaltigkeitsforschung? Gedanken rund urn das "Konzept Urnwelt- und Nachhaltigkeitsforschung" des Schweizerischen Wissenschaftsrates 1 'ie werden wir "nachhaltig"? Und wie kann die wissenschaftliche Forschung dazu beitragen? Seit Februar 1998 liegt der Bericht der von Prof. Gilles Petitpierre prasidierten Kommis- sion "Strategie Umweltforschung und Nachhaltige Entwicklung" vor 1), die vom Schweizerischen Wissenschaftsrat (SWR) im Sommer 1996 aufgrund eines Man- dats des Eidgenossischen Departemen- tes des Innern (EDI) eingesetzt worden war. Mit diesem Auftrag wurden die folgenden Ziele verfolgt: Die »strategi- sche Beratung von Bundesrat und EDI im Bereich Umweltforschung ... «, die »Unterstiitzung der Politik der nachhal- tigen Entwicklung aus der Sicht der Forschung« und die »Ausarbeitung eines Umweltforschungskonzeptes (freie, ori- entierte und Auftragsforschung), fokus- I) Schweizerischer Wissenschaftsrat (SWR): Konzept Umwelt und Nachhaltigkeitsforschung, Vorschliige der Kommission "Strategie Umwelt- forschung und Nachhaltige Entwicklung" unter der Leitung von Prof. G. Petitpierre, FOP 52, Bern (1998). 2) SWR in 1), Anhang A. 3) B. Bohlen: Strategie Umweltforschung in der Schweiz - Vorschliige und Empfehlungen, Bern (1995). 4) ProClim: Forschung zu Nachhaltigkeit und Globalem Wandel - Wissenschaftspolitische Visionen der Schweizer Forschenden, SANW, Bern (1997). 5) SWR in I), p. I. 6) Siehe dazu Arbeitsgruppe Praxisbegleitende Umweltforschung Schweiz (PUSCH): Forschen fUr eine nachhaltige Schweiz, SAGUF, Ziirich (1996); M. Roux: "Umrisse einer praxisbegleitenden Umweltforschung - was kann und soli sie leisten?", GAIA 4/3 (1995) 179-181; D. Steiner: "Braucht die Idee der praxis- begleitenden Umweltforschung einen wissenschaftsphilosophischen Hintergrund?", GAIA 4/3 (1995) 178-179. 7) Allerdings ist auch schon im Bohlen-Bencht die N otwendigkeit einer Verkniipfung von" diszi- pliniirem Spezialwissen" mit "Erfahrungswissen aus der Praxis" betont worden (Bohlen in 3), p. 29). 8) SWR in I), p. 7. 9) ProClim in 4>, p. 13. 10) Vergleiche R. Hiiberli: "Wirksame Forschung durch Transdisziplinaritiit - Wege der Zusammen- arbeit von Wissenschaft und Praxis", Neue Ziircher Zeitung (18. Juli 1997). siert auf die Optimierung der bestehen- den Institutionen und Instrumente«.2) Jeder Beitrag, der mithilft, die Dis- kussion urn eine nachhaltige Entwick- lung der Schweiz weiter anzukurbeln und zu vertiefen, ist zu begriiBen. Da sich aber ahnliche Studien in der letzten Zeit ohne erkennbares Koordinations- prinzip haufen, stellt sich die Frage nach Aufwand und Ertrag. Schon im Januar 1993 hatte ja der Bundesrat Prof. Bruno Bohlen, ehemals Direktor des Bundesamtes rur Umweltschutz (BUS), beauftragt, eine "Strategie Um- weItforschung in der Schweiz" zu er- arbeiten, die dann im Februar 1995 erschien. 3 ) Und seit Dezember 1997 arbeitet das Bundesamt rur UmweIt, Wald und Landschaft (BUWAL)wieder- urn im bundesratlichen Auftrag an der Formulierung von einem "Forschungs- konzept Umwelt". Daneben gibt es noch die von ProClim, dem Forum rur Klima und Global Change der Schweizerischen Akademie der Natur- wissenschaften (SANW) aufgrund einer Umfrage bei den Forschenden heraus- gegebene Studie "Forschung zu Nach- haltigkeit und Globalem Wandel" 4>, deren Auftraggeber die Konferenz der Schweizerischen Wissenschaftlichen Akademien (CASS) war. MiiBten hier Noten verteiIt werden - das BUWAL- Konzept, das noch nicht fertig ausge- arbeitet ist, lassen wir dabei aus dem Spiel - , kame das ProClim-Heft mit seiner inhaltlichen Substanz, aber auch der Systematik und Qualitat seiner Darstellung am besten weg. Der Bi:ihlen- Bericht besticht durch seine gedankliche Einheit, die wohl damit zusammen- hiingt, daB er durch lediglich zwei Per- sonen (Bruno Bohlen unter Mitarbeit von Kathy Kovats) erstellt wurde. Der Bericht des Schweizerischen Wissen- schaftsrates bietet im Vergleich zu seinen alteren Vorlaufern nicht eigentlich etwas dramatisch Neues; er falIt auch durch Heterogenitaten auf, was daraufzurUck- zufiihren sein diirfte, daB hier eine 29kopfige Kommission am Werk war, die sich innerhalb der vorgegebenen Frist einen Weg von einem Pluralismus von Ansichten (der 17 Hochschul-, 4 Privatwirtschafts-, 6 Verwaltungs- und 2 Umweltorganisations-AngehOrigen) zu einem Minimalkonsens bahnen muBte. An sich ist es im Sinne eines demokra- tischen Vorgehens natiirlich wiinschens- wert, ein breites Meinungsspektrum einbeziehen zu ki:innen, aber es stellt sich schon die Frage, auf welche Weise dies am besten geschehen kann. Was darf von einer Kommission erwartet werden, deren Mitglieder "kompetente Personlichkeiten" waren 5>, die zweifel- los sonst schon an Uberlastung litten und hier dann noch zusatzliche neb en- amtliche Arbeit hatten leisten sollen? 1m folgenden werde ich auf einige ausgewahlte Punkte - ich beschranke mich dabei auf methodische und them a- tische Fragen - einen kritischen Blick werfen. Partizipativitiit Zuerst mochte ich etwas Erfreuliches erwahnen: Seit einigen Jahren setzt sich die SAGUF rur die Etablierung einer praxisbegleitenden Umweltfor- schung ein 6); diese Anstrengungen tragen nun langsam Friichte. Eine "partizipative Arbeitsweise" wird im SWR-Bericht als wesentliche Voraus- setzung fUr die Nachhaltigkeitsforschung gesehen. 7 ) Dieser Begriff »bezieht sich auf eine Weiterfiihrung des Ansatzes der Interdisziplinaritat in Richtung Partizipation, das heiBt [die] Planung und Durchfiihrung von Projekten er- folgt wo immer moglich in geeigneter Zusammenarbeit mit Betroffenen und Anwendern«.8) Damit wird die im ProClim-Bericht vertretene 9) und auch im Rahmen des Schwerpunktprogram- mes Umwelt angewandte 10) definito- rische Formel Transdisziplinaritiit = Interdisziplinaritiit + Partizipativitiit iibernommen. Dies finde ich in begriff- licher Hinsicht etwas ungliicklich und verwirrend, denn nach friiheren Vor- schlagen ware ein transdiszipliniirer

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Mitteillngen 308GAIA 7 1998) no 4

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Societe Academique Suisse pour la Recherche sur lEnvironnement et lEcologle

Ole mit Name unterzechnelen Betra e decken sich nlcht unbedl

Wie nachhaltig ist das Konzept der NachhaltigkeitsforschungGedanken rund urn das Konzept Urnwelt- und Nachhaltigkeitsforschung des Schweizerischen Wissenschaftsrates

1ie werden wir nachhaltig Undwie kann die wissenschaftliche

Forschung dazu beitragen Seit Februar1998 liegt der Bericht der von ProfGilles Petitpierre prasidierten Kommis-sion Strategie Umweltforschung undNachhaltige Entwicklung vor 1) die vomSchweizerischen Wissenschaftsrat (SWR)im Sommer 1996 aufgrund eines Man-dats des Eidgenossischen Departemen-tes des Innern (EDI) eingesetzt wordenwar Mit diesem Auftrag wurden diefolgenden Ziele verfolgt Die raquostrategi-sche Beratung von Bundesrat und EDIim Bereich Umweltforschung laquo dieraquoUnterstiitzung der Politik der nachhal-tigen Entwicklung aus der Sicht derForschunglaquo und die raquoAusarbeitung einesUmweltforschungskonzeptes (freie ori-entierte und Auftragsforschung) fokus-

I) Schweizerischer Wissenschaftsrat (SWR)Konzept Umwelt und NachhaltigkeitsforschungVorschliige der Kommission Strategie Umwelt-forschung und Nachhaltige Entwicklung unterder Leitung von Prof G Petitpierre FOP 52Bern (1998)2) SWR in 1) Anhang A3) B Bohlen Strategie Umweltforschung inder Schweiz - Vorschliige und EmpfehlungenBern (1995)4) ProClim Forschung zu Nachhaltigkeit undGlobalem Wandel - WissenschaftspolitischeVisionen der Schweizer Forschenden SANWBern (1997)5) SWR in I) p I6) Siehe dazu Arbeitsgruppe PraxisbegleitendeUmweltforschung Schweiz (PUSCH) ForschenfUr eine nachhaltige Schweiz SAGUFZiirich (1996)M Roux Umrisse einer praxisbegleitendenUmweltforschung - was kann und soli sieleisten GAIA 43 (1995) 179-181D Steiner Braucht die Idee der praxis-begleitenden Umweltforschung einenwissenschaftsphilosophischen HintergrundGAIA 43 (1995) 178-1797) Allerdings ist auch schon im Bohlen-Benchtdie N otwendigkeit einer Verkniipfung von diszi-pliniirem Spezialwissen mit Erfahrungswissenaus der Praxis betont worden (Bohlen in 3) p 29)8) SWR in I) p 79) ProClim in 4gt p 1310) Vergleiche R Hiiberli Wirksame Forschungdurch Transdisziplinaritiit - Wege der Zusammen-arbeit von Wissenschaft und PraxisNeue Ziircher Zeitung (18 Juli 1997)

siert auf die Optimierung der bestehen-den Institutionen und Instrumentelaquo2)

Jeder Beitrag der mithilft die Dis-kussion urn eine nachhaltige Entwick-lung der Schweiz weiter anzukurbelnund zu vertiefen ist zu begriiBen Dasich aber ahnliche Studien in der letztenZeit ohne erkennbares Koordinations-prinzip haufen stellt sich die Fragenach Aufwand und Ertrag Schon imJanuar 1993 hatte ja der BundesratProf Bruno Bohlen ehemals Direktordes Bundesamtes rur Umweltschutz(BUS) beauftragt eine Strategie Um-weItforschung in der Schweiz zu er-arbeiten die dann im Februar 1995erschien3) Und seit Dezember 1997arbeitet das Bundesamt rur UmweItWald und Landschaft (BUWAL)wieder-urn im bundesratlichen Auftrag an derFormulierung von einem Forschungs-konzept Umwelt Daneben gibt esnoch die von ProClim dem Forumrur Klima und Global Change derSchweizerischen Akademie der Natur-wissenschaften (SANW) aufgrund einerUmfrage bei den Forschenden heraus-gegebene Studie Forschung zu Nach-haltigkeit und Globalem Wandel 4gtderen Auftraggeber die Konferenz derSchweizerischen WissenschaftlichenAkademien (CASS) war MiiBten hierNoten verteiIt werden - das BUWAL-Konzept das noch nicht fertig ausge-arbeitet ist lassen wir dabei aus demSpiel - kame das ProClim-Heft mitseiner inhaltlichen Substanz aber auchder Systematik und Qualitat seinerDarstellung am besten weg Der Biihlen-Bericht besticht durch seine gedanklicheEinheit die wohl damit zusammen-hiingt daB er durch lediglich zwei Per-sonen (Bruno Bohlen unter Mitarbeitvon Kathy Kovats) erstellt wurde DerBericht des Schweizerischen Wissen-schaftsrates bietet im Vergleich zu seinenalteren Vorlaufern nicht eigentlich etwasdramatisch Neues er falIt auch durchHeterogenitaten auf was daraufzurUck-zufiihren sein diirfte daB hier eine29kopfige Kommission am Werk war

die sich innerhalb der vorgegebenenFrist einen Weg von einem Pluralismusvon Ansichten (der 17 Hochschul-4 Privatwirtschafts- 6 Verwaltungs- und2 Umweltorganisations-AngehOrigen) zueinem Minimalkonsens bahnen muBteAn sich ist es im Sinne eines demokra-tischen Vorgehens natiirlich wiinschens-wert ein breites Meinungsspektrumeinbeziehen zu kiinnen aber es stelltsich schon die Frage auf welche Weisedies am besten geschehen kann Wasdarf von einer Kommission erwartetwerden deren Mitglieder kompetentePersonlichkeiten waren 5gt die zweifel-los sonst schon an Uberlastung littenund hier dann noch zusatzliche neb en-amtliche Arbeit hatten leisten sollen

1m folgenden werde ich auf einigeausgewahlte Punkte - ich beschrankemich dabei auf methodische und them a-tische Fragen - einen kritischen Blickwerfen

PartizipativitiitZuerst mochte ich etwas Erfreuliches

erwahnen Seit einigen Jahren setztsich die SAGUF rur die Etablierungeiner praxisbegleitenden Umweltfor-schung ein 6) diese Anstrengungentragen nun langsam Friichte Einepartizipative Arbeitsweise wird imSWR-Bericht als wesentliche Voraus-setzung fUr die Nachhaltigkeitsforschunggesehen7) Dieser Begriff raquobezieht sichauf eine Weiterfiihrung des Ansatzesder Interdisziplinaritat in RichtungPartizipation das heiBt [die] Planungund Durchfiihrung von Projekten er-folgt wo immer moglich in geeigneterZusammenarbeit mit Betroffenen undAnwendernlaquo8) Damit wird die imProClim-Bericht vertretene 9) und auchim Rahmen des Schwerpunktprogram-mes Umwelt angewandte 10) definito-rische Formel Transdisziplinaritiit =Interdisziplinaritiit + Partizipativitiitiibernommen Dies finde ich in begriff-licher Hinsicht etwas ungliicklich undverwirrend denn nach friiheren Vor-schlagen ware ein transdiszipliniirer

Mitteilungen

Ansatz als ein Vorgehen zu verstehendas zwar die Grenzen der jeweils betei-ligten Disziplinen iiberschreitet sichaber insgesamt immer noch innerhalbdes Bereichs der Wissenschaft abspieltSobald ein Briickenschlag zu auBer-wissenschaftlichen Bereichen versuchtwird wiirde es sich dagegen urn einentranswissenschaftlichen Ansatz han-deln Dabei ware die partizipative Ver-bindung von Wissenschaft und Praxiseine Moglichkeit eine andere waredurch den Einbezug philosophischerReflexion gegebenll)

Von der Umwelt- zurNachhaltigkeitsforschung

Neu ist im SWR-Bericht der in sei-nem Titel zurn Ausdruck kommendeVorschlag zwischen Umweltforschungund Nachhaltigkeitsforschung zu unter-scheiden Zur ersteren heiBt es da raquoImZentrum des Forschungsinteresses stehendie Wechselwirkungen zwischen denmenschlichen Aktivitiiten und den Um-weltsystemen laquo wiihrend die letztereals raquoUmweltforschung im Dienst derNachhaltigkeitlaquo definiert wird12) Mankann sich daruber streiten ob damitetwas gewonnen ist denn ich wiirdevermuten daB die ganze Umweltfor-schung sich spatestens seit der Rio-Konferenz sowieso schon in einemnachhaltigkeits-unterstiitzenden Sinneverstanden hat SchlieBlich heiBt esauch schon im Bohlen-Bericht raquoDieUmweltforschung ist das Anfangs-glied in einer logischen Kette Um-weltforschung - Umweltpolitik - Um-weltschutzmaBnahmen - nachhaltigeUmweltentwicklung laquo13)So oder so istentscheidend daB wir derartige Begriffemit inhaltlicher Substanz zu fUllen im-stande sind und sie nicht zu bloBenWorthiilsen verkommen lassen In die-sem Sinne konnte ich der Neuschop-fung Nachhaltigkeitsforschung zu-stimmen wenn damit gemeint ist daBjetzt die Veranderbarkeit unserer Ge-sellschaft in Richtung Nachhaltigkeitzur zentralen Frage wird und nicht derZustand der Umwelt der aber natiirlichimmer eine Folgefrage bleibt Denn waswir brauchen ist nicht verbesserter Um-weltschutz unter unveranderten gesell-schaftlichen Verhaltnissen sondem einederart transformierte Gesellschaft daBdas Thema Umweltschutz iiberfliissigwird

Gibt es Anzeichen dafiir daB Nach-haltigkeitsforschung so verstanden wer-den soll raquoDie Forschung zu geistes-und sozialwissenschaftlichen Aspektender Nachhaltigen Entwicklung ist nochnicht sehr tief verwurzelt und soll als

wesentlicher Teil der Nachhaltigen Ent-wicklung vermehrt stimuliert werdenlaquoheiBt es im SWR-Bericht14) Dieser Aus-sage kann ich natiirlich zustimmen ob-schon ich gleichzeitig anmerken miiBtedaB damit die Forschung auf der human-wissenschaftlichen Seite bloB gestiirktaber noch lange nicht zum ausschlag-gebenden Thema erklart wird Dazu istauch nicht klar was geistes- und sozial-wissenschaftlich unter die Lupe genom-men werden solI Es ist davon die RededaB es die raquoInteressen der Gesellschaftlaquoseien die die Nachhaltigkeitsforschunglegitimieren aber auch daB raquodie gesell-schaftlichen Probleme so genau undkonkret wie moglich umschrieben wer-den [miiBten]laquo15)Es gibt also eine Ge-sellschaft die einerseits Interessen hatanderseits Probleme Wie verhalt sichdies zueinander Oder es heiBt raquoAuf-gabe der Nachhaltigkeitsforschung istes Wissen bereitzustellen welches ver-antwortungsvolle Entscheide ermoglichtund Handlungen auslost die zu einernachhaltigen Nutzung unseres Lebens-raurnes fiihrenlaquo16) Sind damit Entschei-de und Handlungen innerhalb von eta-blierten gesellschaftlichen Strukturenangesprochen oder allenfalls auch sol-che die eine Transformation von Struk-turen anstreben SchlieBlich nennt derBericht als ersten strategischen Punkteiner Nachhaltigkeitsforschung dieraquoEntwicklung einer lemfltihigen Gesell-schaft mit Mut und Fiihigkeit zur Um-setzunglaquo17) Wie wird eine Gesellschaftmutig und fltihig Oder ist gemeint daBderen Mitglieder mutig und fahig wer-den soIlen und wird erwartet daB sichdies dann auch giinstig auf das gesamt-gesellschaftliche Resultat auswirktDies alles ist ein biBchen diffus und ichhatte mir iiber die gut klingende Rhe-torik hinaus schon einige Prazisierun-gen gewiinscht Mir scheint es klar zusein daB eine zukiinftige Gesellschaftwill sie nachhaltig sein strukturell ge-sehen gegeniiber dem was wir heutekennen einen ziemiich anderen Charak-ter haben wird Ich komme auf ein paarAspekte die sich daraus fUr eine Nach-haltigkeitsforschung ergeben miiBtenzuruck

WissensartenEbenfalls aus dem ProClim-Bericht

iibemommen wurde die Klassifikationder Wissensarten in Systemwissen(Wissen iiber den Ist-Zustand) Ziel-wissen (Wissen iiber den Soll-Zustand)und Transformationswissen (Wissen dar-iiber wie wir yom Ist- zum Sollzustandgelangen konnen)18) Diese Unterschei-dung ist logisch und brauchbar wenn

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sie mit der notigen Vorsicht angewendetwird Was ich darunter verstehe sei miteinigen Amnerkungen angedeutetbull Zum Systemwissen Die Rede vonSystemen sollte nicht einen allzu me-chanistischen Charakter haben In ersterLinie wiirde es urn ein vernetztesDenken qualitativer Art und nur in be-stimmten passenden Situationen nichtin der Regel urn die Erstellung vonquantifizierten Systemmodellen gehenHier waren die Auffassungen von CWest Churchman zu beherzigen der derszientistischen Verwendung des System-begriffs seinen dialektischen System-ansatz gegeniiberstellt Dieser reflektiertund iiberwindet seine eigene Begrenzt-heit indem er sich jenen Standpunktengegeniiber offnet die seinen Anspruchauf Systernrationalitat in Frage stellender politische der moralische der reli-giose und der asthetische Standpunkt19)So gesehen muB schon die Erarbeitungvon Systemwissen in ein iibergeord-netes Vorgehen eingebunden sein undnicht erst diejenige des Zielwissensbull Zum Zielwissen Hier diirfte uns dieErkenntnis nicht schwerfallen daB diewissenschaftliche Arbeit nur Teil einesgesamtgesellschaftlichen Prozesses seinkann tatsachlich wird dies im SWR-Bericht auch so gesehen Es ware aberzu fragen welche Art von Zielwissenwir vordringlich benotigen Was eineverkraftbare Umweltbelastung anbe-langt so scheinen wir bereits gut doku-mentiert zu sein So haben uns dieschweizerischen Umweltorganisationenim Rahmen einer von den Friends ofthe Earth International angeregteneuropaweiten Kampagne mittels desInstrumentes des okologischen FuB-abdrucks 20)vorgerechnet in welchem

II) Vergleiche D Steiner Dimensionen einerhumanokologisch inspirierten UmweltforschungGAIA 41 (1995) 55-58Auch Jurgen MittelstraB ist der MeinungTransdisziplinaritiit sollte als Begriffbeibehalten werden raquoder bestimmte Formenwisssenschaftlicher Kooperation und Problem-bewiiltigung beschreibt nicht solche jenseitswissenschaftlicher Grenzenlaquo (siehe Ein PrinzipfaBt FuB GAIA 71 (1998) 1-2)12) SWR in I) p 5 beziehungsweise 613)Bohlen in 3)p 714) SWR in I) p 22-2315) SWR in I) p 2616) SWR in I) p 6 Diese Aussage ist fastwortlich aus dem ProClim-Bericht ubemommen(ProClim in 4) p 7)17) SWR in I) p 2618) SWR in I) p 7-8 Vgl ProClim in 4) p 15 ff19) C West Churchman Der Systemansatz undseine Feinde Haupt Bern (1981)20) Zu diesem Instrument siehe M WackernagelW Rees Unser okologischer Fuj3abdruck-Wie der Mensch Einfluj3 auf die Umwet nimmtBirkhiiuser Basel (1997)

Mitteilungen

Umfang wir auf einem zu groBen FuBleben21) Wenn wir den schweizerischenPro- Kopf- Landverbrauch von 33 Hektarmit der global en Schatzung der durch-schnittlich zur Verfiigung stehendenokologisch produktiven Flache (15 ha)vergleichen 221ergibt sich ein notwen-diger Reduktionsfaktor von etwas tiber2 In diesem also schon bekanntenRahmen konnen wir jetzt iiber moglicheprazisierende Schritte reden was jaauch getan wird Die Idee der 2000-Watt-Gesellschaft 23) und die Initiativezur Halbierung des motorisierten Stra-Benverkehrs 24) sind Beispiele Insge-samt aber muB sich der Schwerpunktder Erarbeitung von Zielwissen auf diehumanwissenschaftliche Seite verschie-ben denn die Frage welche Art vonGesellschaft in der Lage sein konntedie materiellen Vorgaben zu erreichenist offenbull Zum Transformationswissen Hiersollte keinesfalls der Eindruck entstehendaB damit die Bereitste11ung von Re-zeptwissen angesprochen iSt25) FertigeRezepte wie der Weg in die nachhaltigeZukunft einzuschlagen ist kann esnicht geben Doch der Moglichkeiteines solchen Irrtums diirfte mit der

21) Siehe S Mauch et a QuantitativeAspekteeiner zukunftsfiihigen Schweiz - ArbeitsberichtInfras Zurich (1996)22) Siehe Wackemagel und Rees in 20) p 2923) 1m SWR-Bericht erwiihnt (SWR in 1) p 27)Siehe dazu ausfiihrlich D Imboden O SmrekarVorwiirts wir mussen zurUck Aufbruch zur2000 Watt-GesellschaftGAIA 72 (1998) 93-10624) Siehe umverkehr Schlank sanjt nachhaltig -Verkehr mit Zukunjt Warum wir eine Halbierungdes motorisierten StrajJenverkehrs anstreben undwie wir sie uns vorstellen Zurich (1997)25) Zu einer dazu passenden Kritik am Primatder Praxis siehe M Huppenbauer Philosophi-cal remarks on the project of human ecology inD Steiner M Nauser (Ed) Human Ecology-Fragments of Anti-Fragmentary Views of theWorld Routledge London (1993) p 99-10426) SWR in I) p 8 (Hervorhebung von DS)27) SWR in I) p 828) SWR in I) p 5 Siehe dazu auch Interdepart-mentaler AusschuB Rio (IDARio) Elementefirein Konzept der nachhaltigen Entwicklung-Diskussionsgrundlage fir die Operationalisie-rung BDWAL Bern (1995) p 2329) Die Foige Kultur - Politik - Wirtschaft kannmit der in der Kulturanthropologie gelegentlichverwendeten Dreiteilung einer menschlichenGesellschaft in die Ebenen der Superstruktur(Information) der Struktur (Organisation) undder Infrastruktur (Reproduktion) [siehe zumBeispiel M Harris Cultural Materialism -The Struggle for a Science of Culture RandomHouse New York (1980) p 5 I ft] oder auch mitder Dreigliederung des sozialen Organismusin Geistesleben Staat und Wirtschaft bei RudolfSteiner [vergleiche 1 Hemleben Rudolf Steinerin Selbstzeugnissen und Dokumenten RowohltReinbek bei Hamburg (1963) p 120-1231 inVerbindung gebracht werden

Aussage Transformationswissen seiraquoWissen dariiber wie die heutige Ge-se11schaft in die Lage versetzt werdenkann einen gesellschaftlichen Trans-formationsprozeB im Sinne eines Such-Lern- und Gestaltungsprozesses in Rich-tung Nachhaltige Entwicklung einzulei-ten und zu verstetigenlaquo 26)ausreichendder Riegel geschoben sein

Evolutionare HierarchieDie mit Einschrankung wichtigste im

SWR-Bericht aufgefiihrte Forderungwird ebenfalls im Zusammenhang mitder Besprechung des Transformations-wissens erwahnt raquoHierzu [urn eine Ver-anderung in Richtung nachhaltige Ge-se11schaft in Gang bringen zu konnen]benotigt die Gesellschaft insbesondereWissen tiber sozio-okonomische kultu-relle und institutionelle Rahmenbedin-gungen die eine Nachhaltige Entwick-lung hemmen oder unterstiitzen [und]die Entstehung Entwicklung und Stabi-lWit solcher Rahmenbedingungen laquo27)Schon vorhin haben wir uns gefragt obnicht eine Transformation der gesell-schaftlichen Strukturen eine grundle-gende Voraussetzung sei urn tiberhauptauf einen zur Nachhaltigkeit fiihrendenPfad gelangen zu konnen Hier wirdalso angetont daB dem so sein konnte- aber warum nicht die Katze aus demSack lassen und die Dinge beim Namennennen Zugegeben an anderer Stelleist yom magischen Dreieck die RederaquoNachhaltigkeit umfaBt und verbin-det die Belange der okologischen wirt-schaftlichen und sozialen EntwicklungSo11menschliche Existenz auf Dauer ge-sichert sein sind diese drei Komponen-ten als eine immer neu herzustellendeEinheit zu betrachtenlaquo28) Es ist klardaB Nachhaltigkeit mehr beinhaltetals nur Umweltvertraglichkeit Eine aufKosten eines menschenwiirdigen Daseinsurnweltvertraglich gewordene Gesell-schaft ware nicht existenzfahig Soweit so gut Das Problem liegt darindaB bei der Betrachtung der an derNachhaltigkeit beteiligten Dimensionennormalerweise unterschlagen wirel daBes nicht einfach urn einen gleichgewich-tigen Ausgleich zwischen ihnen gehenkann sondern daB dabei eine Hierar-chie zu beachten ist Was meine ich da-mit Betrachten wir die Reihe Okologie- Kultur - Politik - Wirtschaft29) Diesehat einen evolutionaren HintergrundNatiirlich gibt es zunachst eine vor-menschliche Okologie aus der dann derMensch herauswachst Er verfiigt tibereine orientierende Geistesverfassungdie wir - in einem engeren Sinne ver-standen - Kultur nennen sie hat

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urspriinglich einen aIle Aspekte desLebens pragenden religiosen CharakterAnders ausgedriickt Die menschlichenGemeinschaften der archaischen Zeitsind noch ausschlieBlich kulturell be-stimmt indem es noch keine ausdif-ferenzierten politischen und wirtschaft-lichen Strukturen gibt Die Entstehungder ersteren fallt dann mit der Emer-genz von politischen Gesellschaften inder Vorantike die der letzteren mit der-jenigen der okonomischen Gesellschaftin der Neuzeit zusammen - deshalb jaauch die Namen dieser Gesellschafts-typen Der hierarchische Charakter die-ser Reihe riihrt nun daher daB dasevolutionar jeweils Neue sich zwar ausdem Altern heraus emanzipiert aber furseine eigene dauerhafte Existenz aufdessen Weiterbestehen angewiesen istWas bedeutet dies fiir unsere Nachhal-tigkeitsbetrachtung Schlicht und ein-fach das folgende Die Wirtschaft muBurn beim Jtingsten zu beginnen einenpolitisch definierten Rahmen haben diePolitik einen kulturell bestimmten unddie Kultur einen an der Okologie ausge-richteten Wir konnten auch sagen daBdas was wir brauchen eine okologischeKultur ist die einer kulturellen PolitikRaum gibt die ihrerseits eine politischeOkonomie ermoglicht

Kultur Politik WirtschaftWenn wir fahig werden die Zusam-

menhiinge in einer derartigen Form zusehen wird es uns vielleicht auch ge-lingen die Tabuzonen aufzubrechendie im gegenwartigen Nachhaltigkeits-Diskurs noch nicht angetastet werdenWenn schon nach einer Gesellschaftmit Mut verlangt wird warum nichtselbst damit beginnen Aber eben auchder SWR-Bericht ist da keine Aus-nahme er ist ein treues Spiegelbild derallgemein herrschenden Scheu tiefer-griindige Fragen zu stell en Werfen wirdeshalb auf jeder der drei Ebenen derKultur der Politik und der Wirtschafteinen kurzen Blick auf heiGe Eisen diein einem nachhaltigen Konzept zurNachhaltigkeitsforschung unbedingt Er-wahnung finden miiBtenbull Zur Kutur Betrachten wir die Wis-senschaft als evolutionar jtingstes Deu-tungssystem (nach der alteren Philo-sophie und der noch alteren Religion)und damit als Deutungssystem unsererZeit Wie uns allmahlich bewuBt wirdkann sie nicht mehr wie einst einesakrosankte Position als gesellschaft-liche Problemlosungsinstanz einnehmenWenn sie im Rahmen der Nachhaltig-keitsforschung die gesellschaftlichenHintergriinde auszuleuchten beginnt

Mitteilungen

stoBt sie friiher oder spater auf sichselbst Dann muB sie erkennen daB vieleder Probleme die wir heute haben alsFolge des sogenannten wissenschaftlich-technischen Fortschritts (und natiirlichseiner wirtschaftlichen Vermarktung)entstanden sind Hier ist - neben einergesamtgesellschaftlichen und damit auchwissenschaftsexternen Beurteilung derRolle der Wissenschaft in einer nach-haltigen Gesellschaft - eine serioseSelbstreflexion innerhalb der Wissen-schaft gefragt Wie kann in Zukunft ver-mieden werden daB die Wissenschaftselbst weiterhin mit zu den Problem-verursacherinnen gehort30) Dies ist einThema das im Moment in keiner wis-senschaftlichen Institution diskutiertwird Und daB sich dies bald andernkonnte ist nicht sehr wahrscheinlichda das herkornmliche elitare Selbst-verstandnis der in der WissenschaftTiitigen noch wenig im Abbrockeln be-griffen ist Das hat sich relativ drastischbei der Diskussion urn die Genschutz-Initiative gezeigt in der die dominanteMeinung auf Seiten der Wissenschaftdie war daB die heilige Kuh derForschungsfreiheit nie und nimmer ge-schlachtet werden diirfe3) Ein promi-nentes Beispiel AnHiBlich einer Veran-staltung des Forum Gen im Oktober1997 vertrat Francis Waldvogel Prasi-dent des ETH-Rates die Auffassungeine wissenschaftliche Revolution zuverbieten wiirde zu einer logischenAbsurditat fUhren denn man konnenicht verbieten was man nicht kenne32)Mit andem Worten Machen wir wasrnachbar ist und setzen dann im nach-hinein zwecks SchadensminimierungEthikkommissionen ein33)Die zentraleFrage ist also Wie versichern wir unsdaB die Wissenschaft - und dabei istnatiirlich auch die Nachhaltigkeitsfor-schung eingeschlossen - selbst Nach-haltigkeitsanforderungen geniigtbull Zur Poitik Auf der politischen Ebenestellt sich die Frage ob unser demokra-tisches System der Aufgabe eine nach-haltige Entwickloog einzuleiten iiber-haupt gewachsen ist Sie erscheint zwarnoch nicht im Zentrurn der Nachhaltig-keitsdebatte hat aber immerhin dochschon eine gewisse marginale Dis-kussion in Gang gebracht Dabei gibtes verschiedene kritische Argumen-tationsstrange von denen ich hier aufdrei hinweise Der erste bezweifeltdie okologische Problemlosungsfahig-keit der Demokratie weil es einengrundlegenden Widerspruch zwischendem iiblichen Kurzzeit-Denken in legis-lativen Perioden ood einer notwendigenLangzeit- Verantwortung gibt Manfred

Linke schlagt dazu als KorrekturmaB-nahrne das Verbot der Wiederwahl vonParlamentarierinnen ood Parlamentari-em 34)Michael Kloepfer eine Institutio-nalisierung der Zukunftsverantwortungvor zum Beispiel in Form von Zu-kunftsraten35) Die zweite Art von Kritikbetrifft die in liberalen Demokratienfehlende rnoralische Basis die im Zu-sammenhang mit der Uberbewertungdes Individualismus steht Menschenkommen in einer demokratischen Ge-sellschaft zusammen urn gute Voraus-setzungen fUr individuelle Selbstbe-stimmung zu schaff en und nicht dessozialen Zusammenlebens wegen Da-mit wird aber auch eine okologischePolitik verunmoglicht Ais Remedurpliidiert Freya Mathews fUr die Forde-rung personlicher Identitiiten mit einemBeziehoogs- statt einem Trennungs-charakter und zwar in der Weise daBdie Relationen auch nicht-menscWicheLebewesen einschlieBen konnen36)SchlieBlich wird an der okologischenTauglichkeit der Demokratie gezweifeltweil wie es scheint der Staat relativhilflos und ohnmachtig dem Wirtchafts-prozeB ausgeliefert ist Martin Janickehat in diesem Sinne schon vor einigerZeit ein Staatsversagen diagnostiziert 37)Das okonomische System schafft Pro-bleme die dem Staat iiberbunden wer-den Undje weniger der Staat praventiveingreift und nachtraglich und teuerrepariert desto starker wachst mit demFinanzbedarf seine Abhiingigkeit vonder Steuerdividende der Wachstums-wirtschaft Wenn aber der Staat versagtund wenn seine Strukturen nicht geiin-dert werden kann es iiberhaupt nocheine politische Kontrolle des Wirt-schaftsgeschehens geben Vielleichtaber nur von alternativen Kriiften auBer-halb der etablierten Politik Denkenwir zum Beispiel an freiwillige Akteur-Plattformen die sich am Prinzip derkommunikativen Rationalitat orientierenund bei denen an einem Problem Betei-ligte beziehungsweise von ihrn Betrof-fene zu Verhandloogen zusammenkom-men38) Da alternative Ansiitze dieserArt meist aus Entwickloogen von ootenentstehen das heiJ3t aus Initiativenmotivierter und engagierter Biirger undBiirgerinnen stellt sich zudem die Fragewie eine Organisation der Selbstorga-nisation 39)bewuJ3ter als bisher an dieHand genommen werden kannbull Zur Wirtschaft Die aber sicher allesentscheidene Frage ist die nach derMoglichkeit der Ziihrnung des Wirt-schaftssystems Wie kann seinem ge-genwartigen zerstorerischen globalenAmoklauf Einhalt geboten werden 40)

311GAIA (199) no 4

1st es iiberhaupt denkbar daJ3wir diesesGeschehen in den Griff kriegen konnenimmer vorausgesetzt daJ3wir dies auchwirklich wollen Angesichts der ooge-heuren Eigendynamik des Systems istdas auf alle FaIle nicht so sicherVielleicht sind wir hier mit einemautonomen ProzeJ3 im Sinne des Histo-rikers Christian Meier konfrontiert der

30) Zu dieserThematik siehe D Steiner Endeoder Transformation der Wissenschaft Gedankenzu Theorierelevanz und Lebensgefahrdung versusPraxisrelevanz und LebensunterstiitzungGAIA 56 (1996) 310-3123) Fiir eine allgemeine Diskussion uber dieForschungsfreiheit siehe H HolzheyuP Jauch H Wiirgler (Ed)Forschungsfreiheit - Ein elhisches undpoilisches Problem der modern en WissenschaftVerlag der Fachvereine Zurich (1991)32) Nach einem Bericht SchulterschluB fur dieGentechnologie von bst in der Neuen ZurcherZeilung (1 November 1997)33) Die hier zugrundeliegende Geisteshaltungwar fur mich der AnlaB eingedenk des MottosSchieBe zuerst und frage spater einen Leser-brief mit dem Tite] Die Gentechnologie und derWilde Westen zu schreiben Neuen ZurcherZeilung (28 November 1997)34) Siehe M Linke Demokratische Gesellschaftund okologischer Sachverstand Kann dieDemokratie die okologische Krise bewaltigenoder brauchen wir eine Okodiktatur Beilriigeund Berichte 43 Institut fur WirtschaftsethikHochschule StGallen (1991)35) Vergleiche M Kloepfer Die Notwendigkeiteiner nachhaltigkeitsfahigen DemokratieGAIA 15 (1992) 253-260Zum Thema Zukunftsrat siehe Ein Zukunftsratals Dritte Parlamentskammer Das Modell vonFluh SAGW Bulletin 4 (1996) 9-17Die 1997 gegriindete Stiftung ZukunftsratbefaBt sich mit den in diesem Zusammenhangeinschlagigen Fragen und informiert in ihremBulletin Weiterarbeilen am Zukunftsral vondem Anfang Dezember Nr 4 erschienen ist36) Siehe F Mathews Community andthe Ecological SeW in F Mathews (Ed)Ecology and Democracy Frank Cass London(1996) p 66-10037) Siehe M Janicke Slaatsversagen -Die Ohnmachl der Poitik in der lndustriegesell-schaft Piper Miinchen (1986) besonders Kap III(Zur Theorie des Staatsversagens) p 52-62 38) Siehe dazu N Roling A DorenbosM Roux Plattformen fur Verhandlungen iibernachhaltige Ressourcennutzung in M RouxS Biirgin (Ed) F6rderung umweltbezogenerLernprozesse in Schulen Unlernehmen undBranchen Birkhauser Basel (1996) p 137-15739) Diese paradox klingende Formulierung stammtvon Karl-Heinz Ladeur Jenseits von Regulierungund Okonomisierung der Umwelt Bearbeitungvon UngewiBheit durch (selbst- )organisierteLemfahigkeit - eine Skizze Zeitschrift flirUmweltpoilik amp Umweltrecht 1(1987) 1-2240) Liest man ein Buch wie zum Beispiel dasjenigevon Jerry Mander und Edward Goldsmith (Ed)The Case Against the Global Economy andFor a Turn Toward the Local Sierra Club BooksSan Francisco CA (1996) dann kann einem leichtschlecht werden auch wenn man in Rechnungstellt daB hier bewuBt nur von allennegativen Aspekten des Weltwirtschaftssystemsdie Rede is

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Neu erschienen

Schweizer Botanik CD 198

Inhaltbull Die CD fUr Macintosh und Windowsenthillt eine Sammlung von wissen-schaftlichen Daten DatenbankvorlagenProgrammen Texten Karten undBildernDie einzelnen Beitrilge wurdensoweit es sich nicht urn eigenstandigeProgramme handelt vom BotanischenInstltut der Universitat Basel aufFileMaker Pro portiert und dieBenutzerfuhrung vereinheitlichtDer Katalog mit der inhaltlichenBeschreibung in Deutsch und Franzosisch(der auch als Broschure mit der CDgeliefert wird) enthiilt einen Volltext-Indexaus dem heraus die einzelnen Daten-banken direkt mit dem beillegendenFileMaker-Abspielprogramm (Runtime)geoffnet werden konnen

bull Aile Beitrage beziehen sich auf diePflanzenwelt der Schweiz im weiterenSinne (Flora Vegetation TaxonomieWlld- und Kulturpflanzen GeschichteGeographie Recht Institutionen undOrganisationen)

bull Die Beitrage sind von verschiedenenAutoren und Institutionen kostenloszur Verfugung gestellt wordenMit dem Verkaufspreis werden diedirekten Produktionskosten abgedeckt(zum Selbstkostenprels von CHF 40-1OEM 50-)

bull Die meisten Beitrage durfen freigenutzt werden (Forschung UnterrichtNaturschutzpraxis) Grundsiltzlichliegen aile Daten und Strukturen offendamit allfallige Anpassungen moglichsind Bei vielen Beitragen ist dies sogarausdrDcklich erwunscht

bull Die Urheberrechte Iiegen belden Autoren der jeweiligen BeitrageKommerzlelle Nutzungen sind nurmit dem Elnverstlndnis der Urhebergestatte

Kontaktadresse fur BestellungenUnterlagen und AuskunfteSchweizer Botanik CDBotanisches Institut der Uni BaselSch6nbeinstrasse 6CH-4056 Baselhttp wwwunibaschbotcdE-Mail botcdubacluunibasch

die unangenehme Eigenschaft hat daBer auf aIle Versuche ihn in positiveBahnen zu lenken mit einer nur nochstarkeren Bewegung in der negativenRichtung reagiert41) Wenn aber eineAbhilfe nicht moglich ist mussen wirdann warten bis sich das System wegenseiner Grenzenlosigkeit selbst erledigtund hoffen daB dieser Vorgang nichtmit einer allzu groBen Katastrophe ver-bunden ist Auf dem Weg sich selbstad absurdum zu ruhren ist es ja schonDas A und 0 des freien Marktes ist dasKonkurrenzprinzip aber der Uberlebens-kampf der aus diesem Prinzip folgtbedingt ein GroBenwachstum der Unter-nehmen (denken wir an die gegen-wartige nicht abreiBende Kette vonMegafusionen) was schlieBlich dieKonkurrenz auBer Kraft setzt Die Aus-sichten am Gang der realen Wirtschaftetwas andern zu konnen sind vermut-lich auch deshalb schlecht weil diezugrundeliegende dominante Theorieentweder rur die Probleme blind ist oderaber sich selbst in Absurditaten ver-strickt Auch hierrur ein Beispiel Inder Tagespresse schrieben Bruno S Freyund Iris Bohnet vor zwei Jahren unterdem Titel Wirtschaft bringt Freiheiteinerseits raquoDie freie Marktwirtschaftrealisiert urdemokratische Postulatelaquound anderseits raquoKeine Untemehmungund kein Staat kann sich uber liingereZeit ungestraft dem intemationalenHandel verschlieBenlaquo 42) Freiheit rur-wahr Was soIl man von solchen Argu-mentationen halten Wie dem auch seiin der Frage der Veranderbarkeit desWirtschaftssystems wiirde so wie iches sehe das vordringlichste Forschungs-thema liegen

Realismus versus FundamentalismusBei wohlwollender Beurteilung des

SWR-Berichtes laBt sich sagen er stelleeinen brauchbaren ganz ersten Anfangdar Dariiber hinausfiihrende entschei-dende Fragen aber werden nicht ge-stellt oder umgangen Die Petitpierre-Kommission selbst war der Ansicht ausihrer Arbeit resultiere raquoein Konzeptwelches eine Forschungs- Vision furden ProzeB einer Nachhaltigen Ent-wicklung aus der Sicht der Forschung

41) Siehe C Meier Fragen und Thesen zu einerTheorie historischer Prozesse in K-G FaberC Meier (Ed) Historische Prozesse DeutscherTaschenbuch Verlag Miinchen (1978) p 11-6642) 1m Tages-Anzeiger vom 23123 November1996 (Hervorhebungen von DS)43) SWR in I) p 144) Bundesrat Nachhaltige Entwicklung in derSchweiz - Strategie BUWAL Bern (1997) p 1(Hervorhebung von DS)

312GAIA 7 (1998 no-4

entwickeln wilIlaquo 43) Die Rede vonVision ist hier aber zweifellos fehl amPlatz DaB der Bericht insgesamt rechtzahm ausgefallen ist ist ja eigentlichauch nicht uberraschend Das ErgebnispaBt zur sonstigen Halbherzigkeit mitder bisher im politischen Bereich derWeg zu einer nachhaltigen Entwick-lung konzipiert worden ist Wie heiBtes doch im bundesratlichen Strategie-papier raquoDie Strategie beinhaltet keinenumfassenden MaBnahmenkatalog rurdie Bereiche Wirtschaft Gesellschaftund Umwelt Sie konzentriert sichbewuBt auf wenige umsetzbare Maj3-nahmen welche die im Rahmen derLegislaturplanung 1995-1999 bereitslaufenden Aktivitaten starken und er-giinzenlaquo 44) Gut wenn wir uns an diealte Unterscheidung von Realismus undFundamentalismus erinnem konntenwir sagen die bisherigen Dokumentezur nachhaltigen Entwicklung bemiih-ten sich eben urn realistische AnsatzeUnd solche brauchen wir ja auch dennder Ausgangspunkt fur die Zukunftist hier und jetzt Wollen wir uns aberan Wegweisern orientieren die unsmehr sagen konnen als bloB wir solltenlemfahig sein benotigen wir auchUberlegungen fundamentalistischer Art- wobei fundamentalistisch in einempositiven Sinne zu verstehen wareDenn wenn wir allzu realistisch bleibenin dem Sinne daB wir uns auf daskonzentrieren was ohne allzu glOBeSchmerzen veranderbar erscheint wirduns friiher oder spater die auBere Rea-litiit einholen Wie also werden wiretwas groBziigiger Wie bringen wiruns dazu in unser eigenes UberlebeneinzuwilIigen Diese Frage ware ver-mutlich die letztendlich wichtigste fUreine Nachhaltigkeitsforschung

Dieter SteinerProf em fur Quantitative Geographie

und Humanokologie ETH ZUrich

KontaktadresseSAGUF-Geschaftsstelleco Christian PohlETH Zurich HADCH-8092 Ziirich

TeJephon (+41 I) 63263 10Telefax (+41 I) 632 1029E-Mail sagufumnwethzch

Page 2: p7,Ci8A F ! - Dieter Steiner · HumanökologieQ[[MQT\VOMV;chVio Vah Z^c Pdg\Z]Zc oj kZghiZ]Zc& YVh olVg Y^Z AgZcoZc YZg _ZlZ^ah WZiZ^(a^\iZc >^ho^ea^cZc ^^WZghX]gZ^iZi& h^X] VWZg

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Ansatz als ein Vorgehen zu verstehendas zwar die Grenzen der jeweils betei-ligten Disziplinen iiberschreitet sichaber insgesamt immer noch innerhalbdes Bereichs der Wissenschaft abspieltSobald ein Briickenschlag zu auBer-wissenschaftlichen Bereichen versuchtwird wiirde es sich dagegen urn einentranswissenschaftlichen Ansatz han-deln Dabei ware die partizipative Ver-bindung von Wissenschaft und Praxiseine Moglichkeit eine andere waredurch den Einbezug philosophischerReflexion gegebenll)

Von der Umwelt- zurNachhaltigkeitsforschung

Neu ist im SWR-Bericht der in sei-nem Titel zurn Ausdruck kommendeVorschlag zwischen Umweltforschungund Nachhaltigkeitsforschung zu unter-scheiden Zur ersteren heiBt es da raquoImZentrum des Forschungsinteresses stehendie Wechselwirkungen zwischen denmenschlichen Aktivitiiten und den Um-weltsystemen laquo wiihrend die letztereals raquoUmweltforschung im Dienst derNachhaltigkeitlaquo definiert wird12) Mankann sich daruber streiten ob damitetwas gewonnen ist denn ich wiirdevermuten daB die ganze Umweltfor-schung sich spatestens seit der Rio-Konferenz sowieso schon in einemnachhaltigkeits-unterstiitzenden Sinneverstanden hat SchlieBlich heiBt esauch schon im Bohlen-Bericht raquoDieUmweltforschung ist das Anfangs-glied in einer logischen Kette Um-weltforschung - Umweltpolitik - Um-weltschutzmaBnahmen - nachhaltigeUmweltentwicklung laquo13)So oder so istentscheidend daB wir derartige Begriffemit inhaltlicher Substanz zu fUllen im-stande sind und sie nicht zu bloBenWorthiilsen verkommen lassen In die-sem Sinne konnte ich der Neuschop-fung Nachhaltigkeitsforschung zu-stimmen wenn damit gemeint ist daBjetzt die Veranderbarkeit unserer Ge-sellschaft in Richtung Nachhaltigkeitzur zentralen Frage wird und nicht derZustand der Umwelt der aber natiirlichimmer eine Folgefrage bleibt Denn waswir brauchen ist nicht verbesserter Um-weltschutz unter unveranderten gesell-schaftlichen Verhaltnissen sondem einederart transformierte Gesellschaft daBdas Thema Umweltschutz iiberfliissigwird

Gibt es Anzeichen dafiir daB Nach-haltigkeitsforschung so verstanden wer-den soll raquoDie Forschung zu geistes-und sozialwissenschaftlichen Aspektender Nachhaltigen Entwicklung ist nochnicht sehr tief verwurzelt und soll als

wesentlicher Teil der Nachhaltigen Ent-wicklung vermehrt stimuliert werdenlaquoheiBt es im SWR-Bericht14) Dieser Aus-sage kann ich natiirlich zustimmen ob-schon ich gleichzeitig anmerken miiBtedaB damit die Forschung auf der human-wissenschaftlichen Seite bloB gestiirktaber noch lange nicht zum ausschlag-gebenden Thema erklart wird Dazu istauch nicht klar was geistes- und sozial-wissenschaftlich unter die Lupe genom-men werden solI Es ist davon die RededaB es die raquoInteressen der Gesellschaftlaquoseien die die Nachhaltigkeitsforschunglegitimieren aber auch daB raquodie gesell-schaftlichen Probleme so genau undkonkret wie moglich umschrieben wer-den [miiBten]laquo15)Es gibt also eine Ge-sellschaft die einerseits Interessen hatanderseits Probleme Wie verhalt sichdies zueinander Oder es heiBt raquoAuf-gabe der Nachhaltigkeitsforschung istes Wissen bereitzustellen welches ver-antwortungsvolle Entscheide ermoglichtund Handlungen auslost die zu einernachhaltigen Nutzung unseres Lebens-raurnes fiihrenlaquo16) Sind damit Entschei-de und Handlungen innerhalb von eta-blierten gesellschaftlichen Strukturenangesprochen oder allenfalls auch sol-che die eine Transformation von Struk-turen anstreben SchlieBlich nennt derBericht als ersten strategischen Punkteiner Nachhaltigkeitsforschung dieraquoEntwicklung einer lemfltihigen Gesell-schaft mit Mut und Fiihigkeit zur Um-setzunglaquo17) Wie wird eine Gesellschaftmutig und fltihig Oder ist gemeint daBderen Mitglieder mutig und fahig wer-den soIlen und wird erwartet daB sichdies dann auch giinstig auf das gesamt-gesellschaftliche Resultat auswirktDies alles ist ein biBchen diffus und ichhatte mir iiber die gut klingende Rhe-torik hinaus schon einige Prazisierun-gen gewiinscht Mir scheint es klar zusein daB eine zukiinftige Gesellschaftwill sie nachhaltig sein strukturell ge-sehen gegeniiber dem was wir heutekennen einen ziemiich anderen Charak-ter haben wird Ich komme auf ein paarAspekte die sich daraus fUr eine Nach-haltigkeitsforschung ergeben miiBtenzuruck

WissensartenEbenfalls aus dem ProClim-Bericht

iibemommen wurde die Klassifikationder Wissensarten in Systemwissen(Wissen iiber den Ist-Zustand) Ziel-wissen (Wissen iiber den Soll-Zustand)und Transformationswissen (Wissen dar-iiber wie wir yom Ist- zum Sollzustandgelangen konnen)18) Diese Unterschei-dung ist logisch und brauchbar wenn

309GAIA 7 (199 ) no 4

sie mit der notigen Vorsicht angewendetwird Was ich darunter verstehe sei miteinigen Amnerkungen angedeutetbull Zum Systemwissen Die Rede vonSystemen sollte nicht einen allzu me-chanistischen Charakter haben In ersterLinie wiirde es urn ein vernetztesDenken qualitativer Art und nur in be-stimmten passenden Situationen nichtin der Regel urn die Erstellung vonquantifizierten Systemmodellen gehenHier waren die Auffassungen von CWest Churchman zu beherzigen der derszientistischen Verwendung des System-begriffs seinen dialektischen System-ansatz gegeniiberstellt Dieser reflektiertund iiberwindet seine eigene Begrenzt-heit indem er sich jenen Standpunktengegeniiber offnet die seinen Anspruchauf Systernrationalitat in Frage stellender politische der moralische der reli-giose und der asthetische Standpunkt19)So gesehen muB schon die Erarbeitungvon Systemwissen in ein iibergeord-netes Vorgehen eingebunden sein undnicht erst diejenige des Zielwissensbull Zum Zielwissen Hier diirfte uns dieErkenntnis nicht schwerfallen daB diewissenschaftliche Arbeit nur Teil einesgesamtgesellschaftlichen Prozesses seinkann tatsachlich wird dies im SWR-Bericht auch so gesehen Es ware aberzu fragen welche Art von Zielwissenwir vordringlich benotigen Was eineverkraftbare Umweltbelastung anbe-langt so scheinen wir bereits gut doku-mentiert zu sein So haben uns dieschweizerischen Umweltorganisationenim Rahmen einer von den Friends ofthe Earth International angeregteneuropaweiten Kampagne mittels desInstrumentes des okologischen FuB-abdrucks 20)vorgerechnet in welchem

II) Vergleiche D Steiner Dimensionen einerhumanokologisch inspirierten UmweltforschungGAIA 41 (1995) 55-58Auch Jurgen MittelstraB ist der MeinungTransdisziplinaritiit sollte als Begriffbeibehalten werden raquoder bestimmte Formenwisssenschaftlicher Kooperation und Problem-bewiiltigung beschreibt nicht solche jenseitswissenschaftlicher Grenzenlaquo (siehe Ein PrinzipfaBt FuB GAIA 71 (1998) 1-2)12) SWR in I) p 5 beziehungsweise 613)Bohlen in 3)p 714) SWR in I) p 22-2315) SWR in I) p 2616) SWR in I) p 6 Diese Aussage ist fastwortlich aus dem ProClim-Bericht ubemommen(ProClim in 4) p 7)17) SWR in I) p 2618) SWR in I) p 7-8 Vgl ProClim in 4) p 15 ff19) C West Churchman Der Systemansatz undseine Feinde Haupt Bern (1981)20) Zu diesem Instrument siehe M WackernagelW Rees Unser okologischer Fuj3abdruck-Wie der Mensch Einfluj3 auf die Umwet nimmtBirkhiiuser Basel (1997)

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Umfang wir auf einem zu groBen FuBleben21) Wenn wir den schweizerischenPro- Kopf- Landverbrauch von 33 Hektarmit der global en Schatzung der durch-schnittlich zur Verfiigung stehendenokologisch produktiven Flache (15 ha)vergleichen 221ergibt sich ein notwen-diger Reduktionsfaktor von etwas tiber2 In diesem also schon bekanntenRahmen konnen wir jetzt iiber moglicheprazisierende Schritte reden was jaauch getan wird Die Idee der 2000-Watt-Gesellschaft 23) und die Initiativezur Halbierung des motorisierten Stra-Benverkehrs 24) sind Beispiele Insge-samt aber muB sich der Schwerpunktder Erarbeitung von Zielwissen auf diehumanwissenschaftliche Seite verschie-ben denn die Frage welche Art vonGesellschaft in der Lage sein konntedie materiellen Vorgaben zu erreichenist offenbull Zum Transformationswissen Hiersollte keinesfalls der Eindruck entstehendaB damit die Bereitste11ung von Re-zeptwissen angesprochen iSt25) FertigeRezepte wie der Weg in die nachhaltigeZukunft einzuschlagen ist kann esnicht geben Doch der Moglichkeiteines solchen Irrtums diirfte mit der

21) Siehe S Mauch et a QuantitativeAspekteeiner zukunftsfiihigen Schweiz - ArbeitsberichtInfras Zurich (1996)22) Siehe Wackemagel und Rees in 20) p 2923) 1m SWR-Bericht erwiihnt (SWR in 1) p 27)Siehe dazu ausfiihrlich D Imboden O SmrekarVorwiirts wir mussen zurUck Aufbruch zur2000 Watt-GesellschaftGAIA 72 (1998) 93-10624) Siehe umverkehr Schlank sanjt nachhaltig -Verkehr mit Zukunjt Warum wir eine Halbierungdes motorisierten StrajJenverkehrs anstreben undwie wir sie uns vorstellen Zurich (1997)25) Zu einer dazu passenden Kritik am Primatder Praxis siehe M Huppenbauer Philosophi-cal remarks on the project of human ecology inD Steiner M Nauser (Ed) Human Ecology-Fragments of Anti-Fragmentary Views of theWorld Routledge London (1993) p 99-10426) SWR in I) p 8 (Hervorhebung von DS)27) SWR in I) p 828) SWR in I) p 5 Siehe dazu auch Interdepart-mentaler AusschuB Rio (IDARio) Elementefirein Konzept der nachhaltigen Entwicklung-Diskussionsgrundlage fir die Operationalisie-rung BDWAL Bern (1995) p 2329) Die Foige Kultur - Politik - Wirtschaft kannmit der in der Kulturanthropologie gelegentlichverwendeten Dreiteilung einer menschlichenGesellschaft in die Ebenen der Superstruktur(Information) der Struktur (Organisation) undder Infrastruktur (Reproduktion) [siehe zumBeispiel M Harris Cultural Materialism -The Struggle for a Science of Culture RandomHouse New York (1980) p 5 I ft] oder auch mitder Dreigliederung des sozialen Organismusin Geistesleben Staat und Wirtschaft bei RudolfSteiner [vergleiche 1 Hemleben Rudolf Steinerin Selbstzeugnissen und Dokumenten RowohltReinbek bei Hamburg (1963) p 120-1231 inVerbindung gebracht werden

Aussage Transformationswissen seiraquoWissen dariiber wie die heutige Ge-se11schaft in die Lage versetzt werdenkann einen gesellschaftlichen Trans-formationsprozeB im Sinne eines Such-Lern- und Gestaltungsprozesses in Rich-tung Nachhaltige Entwicklung einzulei-ten und zu verstetigenlaquo 26)ausreichendder Riegel geschoben sein

Evolutionare HierarchieDie mit Einschrankung wichtigste im

SWR-Bericht aufgefiihrte Forderungwird ebenfalls im Zusammenhang mitder Besprechung des Transformations-wissens erwahnt raquoHierzu [urn eine Ver-anderung in Richtung nachhaltige Ge-se11schaft in Gang bringen zu konnen]benotigt die Gesellschaft insbesondereWissen tiber sozio-okonomische kultu-relle und institutionelle Rahmenbedin-gungen die eine Nachhaltige Entwick-lung hemmen oder unterstiitzen [und]die Entstehung Entwicklung und Stabi-lWit solcher Rahmenbedingungen laquo27)Schon vorhin haben wir uns gefragt obnicht eine Transformation der gesell-schaftlichen Strukturen eine grundle-gende Voraussetzung sei urn tiberhauptauf einen zur Nachhaltigkeit fiihrendenPfad gelangen zu konnen Hier wirdalso angetont daB dem so sein konnte- aber warum nicht die Katze aus demSack lassen und die Dinge beim Namennennen Zugegeben an anderer Stelleist yom magischen Dreieck die RederaquoNachhaltigkeit umfaBt und verbin-det die Belange der okologischen wirt-schaftlichen und sozialen EntwicklungSo11menschliche Existenz auf Dauer ge-sichert sein sind diese drei Komponen-ten als eine immer neu herzustellendeEinheit zu betrachtenlaquo28) Es ist klardaB Nachhaltigkeit mehr beinhaltetals nur Umweltvertraglichkeit Eine aufKosten eines menschenwiirdigen Daseinsurnweltvertraglich gewordene Gesell-schaft ware nicht existenzfahig Soweit so gut Das Problem liegt darindaB bei der Betrachtung der an derNachhaltigkeit beteiligten Dimensionennormalerweise unterschlagen wirel daBes nicht einfach urn einen gleichgewich-tigen Ausgleich zwischen ihnen gehenkann sondern daB dabei eine Hierar-chie zu beachten ist Was meine ich da-mit Betrachten wir die Reihe Okologie- Kultur - Politik - Wirtschaft29) Diesehat einen evolutionaren HintergrundNatiirlich gibt es zunachst eine vor-menschliche Okologie aus der dann derMensch herauswachst Er verfiigt tibereine orientierende Geistesverfassungdie wir - in einem engeren Sinne ver-standen - Kultur nennen sie hat

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urspriinglich einen aIle Aspekte desLebens pragenden religiosen CharakterAnders ausgedriickt Die menschlichenGemeinschaften der archaischen Zeitsind noch ausschlieBlich kulturell be-stimmt indem es noch keine ausdif-ferenzierten politischen und wirtschaft-lichen Strukturen gibt Die Entstehungder ersteren fallt dann mit der Emer-genz von politischen Gesellschaften inder Vorantike die der letzteren mit der-jenigen der okonomischen Gesellschaftin der Neuzeit zusammen - deshalb jaauch die Namen dieser Gesellschafts-typen Der hierarchische Charakter die-ser Reihe riihrt nun daher daB dasevolutionar jeweils Neue sich zwar ausdem Altern heraus emanzipiert aber furseine eigene dauerhafte Existenz aufdessen Weiterbestehen angewiesen istWas bedeutet dies fiir unsere Nachhal-tigkeitsbetrachtung Schlicht und ein-fach das folgende Die Wirtschaft muBurn beim Jtingsten zu beginnen einenpolitisch definierten Rahmen haben diePolitik einen kulturell bestimmten unddie Kultur einen an der Okologie ausge-richteten Wir konnten auch sagen daBdas was wir brauchen eine okologischeKultur ist die einer kulturellen PolitikRaum gibt die ihrerseits eine politischeOkonomie ermoglicht

Kultur Politik WirtschaftWenn wir fahig werden die Zusam-

menhiinge in einer derartigen Form zusehen wird es uns vielleicht auch ge-lingen die Tabuzonen aufzubrechendie im gegenwartigen Nachhaltigkeits-Diskurs noch nicht angetastet werdenWenn schon nach einer Gesellschaftmit Mut verlangt wird warum nichtselbst damit beginnen Aber eben auchder SWR-Bericht ist da keine Aus-nahme er ist ein treues Spiegelbild derallgemein herrschenden Scheu tiefer-griindige Fragen zu stell en Werfen wirdeshalb auf jeder der drei Ebenen derKultur der Politik und der Wirtschafteinen kurzen Blick auf heiGe Eisen diein einem nachhaltigen Konzept zurNachhaltigkeitsforschung unbedingt Er-wahnung finden miiBtenbull Zur Kutur Betrachten wir die Wis-senschaft als evolutionar jtingstes Deu-tungssystem (nach der alteren Philo-sophie und der noch alteren Religion)und damit als Deutungssystem unsererZeit Wie uns allmahlich bewuBt wirdkann sie nicht mehr wie einst einesakrosankte Position als gesellschaft-liche Problemlosungsinstanz einnehmenWenn sie im Rahmen der Nachhaltig-keitsforschung die gesellschaftlichenHintergriinde auszuleuchten beginnt

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stoBt sie friiher oder spater auf sichselbst Dann muB sie erkennen daB vieleder Probleme die wir heute haben alsFolge des sogenannten wissenschaftlich-technischen Fortschritts (und natiirlichseiner wirtschaftlichen Vermarktung)entstanden sind Hier ist - neben einergesamtgesellschaftlichen und damit auchwissenschaftsexternen Beurteilung derRolle der Wissenschaft in einer nach-haltigen Gesellschaft - eine serioseSelbstreflexion innerhalb der Wissen-schaft gefragt Wie kann in Zukunft ver-mieden werden daB die Wissenschaftselbst weiterhin mit zu den Problem-verursacherinnen gehort30) Dies ist einThema das im Moment in keiner wis-senschaftlichen Institution diskutiertwird Und daB sich dies bald andernkonnte ist nicht sehr wahrscheinlichda das herkornmliche elitare Selbst-verstandnis der in der WissenschaftTiitigen noch wenig im Abbrockeln be-griffen ist Das hat sich relativ drastischbei der Diskussion urn die Genschutz-Initiative gezeigt in der die dominanteMeinung auf Seiten der Wissenschaftdie war daB die heilige Kuh derForschungsfreiheit nie und nimmer ge-schlachtet werden diirfe3) Ein promi-nentes Beispiel AnHiBlich einer Veran-staltung des Forum Gen im Oktober1997 vertrat Francis Waldvogel Prasi-dent des ETH-Rates die Auffassungeine wissenschaftliche Revolution zuverbieten wiirde zu einer logischenAbsurditat fUhren denn man konnenicht verbieten was man nicht kenne32)Mit andem Worten Machen wir wasrnachbar ist und setzen dann im nach-hinein zwecks SchadensminimierungEthikkommissionen ein33)Die zentraleFrage ist also Wie versichern wir unsdaB die Wissenschaft - und dabei istnatiirlich auch die Nachhaltigkeitsfor-schung eingeschlossen - selbst Nach-haltigkeitsanforderungen geniigtbull Zur Poitik Auf der politischen Ebenestellt sich die Frage ob unser demokra-tisches System der Aufgabe eine nach-haltige Entwickloog einzuleiten iiber-haupt gewachsen ist Sie erscheint zwarnoch nicht im Zentrurn der Nachhaltig-keitsdebatte hat aber immerhin dochschon eine gewisse marginale Dis-kussion in Gang gebracht Dabei gibtes verschiedene kritische Argumen-tationsstrange von denen ich hier aufdrei hinweise Der erste bezweifeltdie okologische Problemlosungsfahig-keit der Demokratie weil es einengrundlegenden Widerspruch zwischendem iiblichen Kurzzeit-Denken in legis-lativen Perioden ood einer notwendigenLangzeit- Verantwortung gibt Manfred

Linke schlagt dazu als KorrekturmaB-nahrne das Verbot der Wiederwahl vonParlamentarierinnen ood Parlamentari-em 34)Michael Kloepfer eine Institutio-nalisierung der Zukunftsverantwortungvor zum Beispiel in Form von Zu-kunftsraten35) Die zweite Art von Kritikbetrifft die in liberalen Demokratienfehlende rnoralische Basis die im Zu-sammenhang mit der Uberbewertungdes Individualismus steht Menschenkommen in einer demokratischen Ge-sellschaft zusammen urn gute Voraus-setzungen fUr individuelle Selbstbe-stimmung zu schaff en und nicht dessozialen Zusammenlebens wegen Da-mit wird aber auch eine okologischePolitik verunmoglicht Ais Remedurpliidiert Freya Mathews fUr die Forde-rung personlicher Identitiiten mit einemBeziehoogs- statt einem Trennungs-charakter und zwar in der Weise daBdie Relationen auch nicht-menscWicheLebewesen einschlieBen konnen36)SchlieBlich wird an der okologischenTauglichkeit der Demokratie gezweifeltweil wie es scheint der Staat relativhilflos und ohnmachtig dem Wirtchafts-prozeB ausgeliefert ist Martin Janickehat in diesem Sinne schon vor einigerZeit ein Staatsversagen diagnostiziert 37)Das okonomische System schafft Pro-bleme die dem Staat iiberbunden wer-den Undje weniger der Staat praventiveingreift und nachtraglich und teuerrepariert desto starker wachst mit demFinanzbedarf seine Abhiingigkeit vonder Steuerdividende der Wachstums-wirtschaft Wenn aber der Staat versagtund wenn seine Strukturen nicht geiin-dert werden kann es iiberhaupt nocheine politische Kontrolle des Wirt-schaftsgeschehens geben Vielleichtaber nur von alternativen Kriiften auBer-halb der etablierten Politik Denkenwir zum Beispiel an freiwillige Akteur-Plattformen die sich am Prinzip derkommunikativen Rationalitat orientierenund bei denen an einem Problem Betei-ligte beziehungsweise von ihrn Betrof-fene zu Verhandloogen zusammenkom-men38) Da alternative Ansiitze dieserArt meist aus Entwickloogen von ootenentstehen das heiJ3t aus Initiativenmotivierter und engagierter Biirger undBiirgerinnen stellt sich zudem die Fragewie eine Organisation der Selbstorga-nisation 39)bewuJ3ter als bisher an dieHand genommen werden kannbull Zur Wirtschaft Die aber sicher allesentscheidene Frage ist die nach derMoglichkeit der Ziihrnung des Wirt-schaftssystems Wie kann seinem ge-genwartigen zerstorerischen globalenAmoklauf Einhalt geboten werden 40)

311GAIA (199) no 4

1st es iiberhaupt denkbar daJ3wir diesesGeschehen in den Griff kriegen konnenimmer vorausgesetzt daJ3wir dies auchwirklich wollen Angesichts der ooge-heuren Eigendynamik des Systems istdas auf alle FaIle nicht so sicherVielleicht sind wir hier mit einemautonomen ProzeJ3 im Sinne des Histo-rikers Christian Meier konfrontiert der

30) Zu dieserThematik siehe D Steiner Endeoder Transformation der Wissenschaft Gedankenzu Theorierelevanz und Lebensgefahrdung versusPraxisrelevanz und LebensunterstiitzungGAIA 56 (1996) 310-3123) Fiir eine allgemeine Diskussion uber dieForschungsfreiheit siehe H HolzheyuP Jauch H Wiirgler (Ed)Forschungsfreiheit - Ein elhisches undpoilisches Problem der modern en WissenschaftVerlag der Fachvereine Zurich (1991)32) Nach einem Bericht SchulterschluB fur dieGentechnologie von bst in der Neuen ZurcherZeilung (1 November 1997)33) Die hier zugrundeliegende Geisteshaltungwar fur mich der AnlaB eingedenk des MottosSchieBe zuerst und frage spater einen Leser-brief mit dem Tite] Die Gentechnologie und derWilde Westen zu schreiben Neuen ZurcherZeilung (28 November 1997)34) Siehe M Linke Demokratische Gesellschaftund okologischer Sachverstand Kann dieDemokratie die okologische Krise bewaltigenoder brauchen wir eine Okodiktatur Beilriigeund Berichte 43 Institut fur WirtschaftsethikHochschule StGallen (1991)35) Vergleiche M Kloepfer Die Notwendigkeiteiner nachhaltigkeitsfahigen DemokratieGAIA 15 (1992) 253-260Zum Thema Zukunftsrat siehe Ein Zukunftsratals Dritte Parlamentskammer Das Modell vonFluh SAGW Bulletin 4 (1996) 9-17Die 1997 gegriindete Stiftung ZukunftsratbefaBt sich mit den in diesem Zusammenhangeinschlagigen Fragen und informiert in ihremBulletin Weiterarbeilen am Zukunftsral vondem Anfang Dezember Nr 4 erschienen ist36) Siehe F Mathews Community andthe Ecological SeW in F Mathews (Ed)Ecology and Democracy Frank Cass London(1996) p 66-10037) Siehe M Janicke Slaatsversagen -Die Ohnmachl der Poitik in der lndustriegesell-schaft Piper Miinchen (1986) besonders Kap III(Zur Theorie des Staatsversagens) p 52-62 38) Siehe dazu N Roling A DorenbosM Roux Plattformen fur Verhandlungen iibernachhaltige Ressourcennutzung in M RouxS Biirgin (Ed) F6rderung umweltbezogenerLernprozesse in Schulen Unlernehmen undBranchen Birkhauser Basel (1996) p 137-15739) Diese paradox klingende Formulierung stammtvon Karl-Heinz Ladeur Jenseits von Regulierungund Okonomisierung der Umwelt Bearbeitungvon UngewiBheit durch (selbst- )organisierteLemfahigkeit - eine Skizze Zeitschrift flirUmweltpoilik amp Umweltrecht 1(1987) 1-2240) Liest man ein Buch wie zum Beispiel dasjenigevon Jerry Mander und Edward Goldsmith (Ed)The Case Against the Global Economy andFor a Turn Toward the Local Sierra Club BooksSan Francisco CA (1996) dann kann einem leichtschlecht werden auch wenn man in Rechnungstellt daB hier bewuBt nur von allennegativen Aspekten des Weltwirtschaftssystemsdie Rede is

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Schweizer Botanik CD 198

Inhaltbull Die CD fUr Macintosh und Windowsenthillt eine Sammlung von wissen-schaftlichen Daten DatenbankvorlagenProgrammen Texten Karten undBildernDie einzelnen Beitrilge wurdensoweit es sich nicht urn eigenstandigeProgramme handelt vom BotanischenInstltut der Universitat Basel aufFileMaker Pro portiert und dieBenutzerfuhrung vereinheitlichtDer Katalog mit der inhaltlichenBeschreibung in Deutsch und Franzosisch(der auch als Broschure mit der CDgeliefert wird) enthiilt einen Volltext-Indexaus dem heraus die einzelnen Daten-banken direkt mit dem beillegendenFileMaker-Abspielprogramm (Runtime)geoffnet werden konnen

bull Aile Beitrage beziehen sich auf diePflanzenwelt der Schweiz im weiterenSinne (Flora Vegetation TaxonomieWlld- und Kulturpflanzen GeschichteGeographie Recht Institutionen undOrganisationen)

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bull Die meisten Beitrage durfen freigenutzt werden (Forschung UnterrichtNaturschutzpraxis) Grundsiltzlichliegen aile Daten und Strukturen offendamit allfallige Anpassungen moglichsind Bei vielen Beitragen ist dies sogarausdrDcklich erwunscht

bull Die Urheberrechte Iiegen belden Autoren der jeweiligen BeitrageKommerzlelle Nutzungen sind nurmit dem Elnverstlndnis der Urhebergestatte

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die unangenehme Eigenschaft hat daBer auf aIle Versuche ihn in positiveBahnen zu lenken mit einer nur nochstarkeren Bewegung in der negativenRichtung reagiert41) Wenn aber eineAbhilfe nicht moglich ist mussen wirdann warten bis sich das System wegenseiner Grenzenlosigkeit selbst erledigtund hoffen daB dieser Vorgang nichtmit einer allzu groBen Katastrophe ver-bunden ist Auf dem Weg sich selbstad absurdum zu ruhren ist es ja schonDas A und 0 des freien Marktes ist dasKonkurrenzprinzip aber der Uberlebens-kampf der aus diesem Prinzip folgtbedingt ein GroBenwachstum der Unter-nehmen (denken wir an die gegen-wartige nicht abreiBende Kette vonMegafusionen) was schlieBlich dieKonkurrenz auBer Kraft setzt Die Aus-sichten am Gang der realen Wirtschaftetwas andern zu konnen sind vermut-lich auch deshalb schlecht weil diezugrundeliegende dominante Theorieentweder rur die Probleme blind ist oderaber sich selbst in Absurditaten ver-strickt Auch hierrur ein Beispiel Inder Tagespresse schrieben Bruno S Freyund Iris Bohnet vor zwei Jahren unterdem Titel Wirtschaft bringt Freiheiteinerseits raquoDie freie Marktwirtschaftrealisiert urdemokratische Postulatelaquound anderseits raquoKeine Untemehmungund kein Staat kann sich uber liingereZeit ungestraft dem intemationalenHandel verschlieBenlaquo 42) Freiheit rur-wahr Was soIl man von solchen Argu-mentationen halten Wie dem auch seiin der Frage der Veranderbarkeit desWirtschaftssystems wiirde so wie iches sehe das vordringlichste Forschungs-thema liegen

Realismus versus FundamentalismusBei wohlwollender Beurteilung des

SWR-Berichtes laBt sich sagen er stelleeinen brauchbaren ganz ersten Anfangdar Dariiber hinausfiihrende entschei-dende Fragen aber werden nicht ge-stellt oder umgangen Die Petitpierre-Kommission selbst war der Ansicht ausihrer Arbeit resultiere raquoein Konzeptwelches eine Forschungs- Vision furden ProzeB einer Nachhaltigen Ent-wicklung aus der Sicht der Forschung

41) Siehe C Meier Fragen und Thesen zu einerTheorie historischer Prozesse in K-G FaberC Meier (Ed) Historische Prozesse DeutscherTaschenbuch Verlag Miinchen (1978) p 11-6642) 1m Tages-Anzeiger vom 23123 November1996 (Hervorhebungen von DS)43) SWR in I) p 144) Bundesrat Nachhaltige Entwicklung in derSchweiz - Strategie BUWAL Bern (1997) p 1(Hervorhebung von DS)

312GAIA 7 (1998 no-4

entwickeln wilIlaquo 43) Die Rede vonVision ist hier aber zweifellos fehl amPlatz DaB der Bericht insgesamt rechtzahm ausgefallen ist ist ja eigentlichauch nicht uberraschend Das ErgebnispaBt zur sonstigen Halbherzigkeit mitder bisher im politischen Bereich derWeg zu einer nachhaltigen Entwick-lung konzipiert worden ist Wie heiBtes doch im bundesratlichen Strategie-papier raquoDie Strategie beinhaltet keinenumfassenden MaBnahmenkatalog rurdie Bereiche Wirtschaft Gesellschaftund Umwelt Sie konzentriert sichbewuBt auf wenige umsetzbare Maj3-nahmen welche die im Rahmen derLegislaturplanung 1995-1999 bereitslaufenden Aktivitaten starken und er-giinzenlaquo 44) Gut wenn wir uns an diealte Unterscheidung von Realismus undFundamentalismus erinnem konntenwir sagen die bisherigen Dokumentezur nachhaltigen Entwicklung bemiih-ten sich eben urn realistische AnsatzeUnd solche brauchen wir ja auch dennder Ausgangspunkt fur die Zukunftist hier und jetzt Wollen wir uns aberan Wegweisern orientieren die unsmehr sagen konnen als bloB wir solltenlemfahig sein benotigen wir auchUberlegungen fundamentalistischer Art- wobei fundamentalistisch in einempositiven Sinne zu verstehen wareDenn wenn wir allzu realistisch bleibenin dem Sinne daB wir uns auf daskonzentrieren was ohne allzu glOBeSchmerzen veranderbar erscheint wirduns friiher oder spater die auBere Rea-litiit einholen Wie also werden wiretwas groBziigiger Wie bringen wiruns dazu in unser eigenes UberlebeneinzuwilIigen Diese Frage ware ver-mutlich die letztendlich wichtigste fUreine Nachhaltigkeitsforschung

Dieter SteinerProf em fur Quantitative Geographie

und Humanokologie ETH ZUrich

KontaktadresseSAGUF-Geschaftsstelleco Christian PohlETH Zurich HADCH-8092 Ziirich

TeJephon (+41 I) 63263 10Telefax (+41 I) 632 1029E-Mail sagufumnwethzch

Page 3: p7,Ci8A F ! - Dieter Steiner · HumanökologieQ[[MQT\VOMV;chVio Vah Z^c Pdg\Z]Zc oj kZghiZ]Zc& YVh olVg Y^Z AgZcoZc YZg _ZlZ^ah WZiZ^(a^\iZc >^ho^ea^cZc ^^WZghX]gZ^iZi& h^X] VWZg

Mitteilungen

Umfang wir auf einem zu groBen FuBleben21) Wenn wir den schweizerischenPro- Kopf- Landverbrauch von 33 Hektarmit der global en Schatzung der durch-schnittlich zur Verfiigung stehendenokologisch produktiven Flache (15 ha)vergleichen 221ergibt sich ein notwen-diger Reduktionsfaktor von etwas tiber2 In diesem also schon bekanntenRahmen konnen wir jetzt iiber moglicheprazisierende Schritte reden was jaauch getan wird Die Idee der 2000-Watt-Gesellschaft 23) und die Initiativezur Halbierung des motorisierten Stra-Benverkehrs 24) sind Beispiele Insge-samt aber muB sich der Schwerpunktder Erarbeitung von Zielwissen auf diehumanwissenschaftliche Seite verschie-ben denn die Frage welche Art vonGesellschaft in der Lage sein konntedie materiellen Vorgaben zu erreichenist offenbull Zum Transformationswissen Hiersollte keinesfalls der Eindruck entstehendaB damit die Bereitste11ung von Re-zeptwissen angesprochen iSt25) FertigeRezepte wie der Weg in die nachhaltigeZukunft einzuschlagen ist kann esnicht geben Doch der Moglichkeiteines solchen Irrtums diirfte mit der

21) Siehe S Mauch et a QuantitativeAspekteeiner zukunftsfiihigen Schweiz - ArbeitsberichtInfras Zurich (1996)22) Siehe Wackemagel und Rees in 20) p 2923) 1m SWR-Bericht erwiihnt (SWR in 1) p 27)Siehe dazu ausfiihrlich D Imboden O SmrekarVorwiirts wir mussen zurUck Aufbruch zur2000 Watt-GesellschaftGAIA 72 (1998) 93-10624) Siehe umverkehr Schlank sanjt nachhaltig -Verkehr mit Zukunjt Warum wir eine Halbierungdes motorisierten StrajJenverkehrs anstreben undwie wir sie uns vorstellen Zurich (1997)25) Zu einer dazu passenden Kritik am Primatder Praxis siehe M Huppenbauer Philosophi-cal remarks on the project of human ecology inD Steiner M Nauser (Ed) Human Ecology-Fragments of Anti-Fragmentary Views of theWorld Routledge London (1993) p 99-10426) SWR in I) p 8 (Hervorhebung von DS)27) SWR in I) p 828) SWR in I) p 5 Siehe dazu auch Interdepart-mentaler AusschuB Rio (IDARio) Elementefirein Konzept der nachhaltigen Entwicklung-Diskussionsgrundlage fir die Operationalisie-rung BDWAL Bern (1995) p 2329) Die Foige Kultur - Politik - Wirtschaft kannmit der in der Kulturanthropologie gelegentlichverwendeten Dreiteilung einer menschlichenGesellschaft in die Ebenen der Superstruktur(Information) der Struktur (Organisation) undder Infrastruktur (Reproduktion) [siehe zumBeispiel M Harris Cultural Materialism -The Struggle for a Science of Culture RandomHouse New York (1980) p 5 I ft] oder auch mitder Dreigliederung des sozialen Organismusin Geistesleben Staat und Wirtschaft bei RudolfSteiner [vergleiche 1 Hemleben Rudolf Steinerin Selbstzeugnissen und Dokumenten RowohltReinbek bei Hamburg (1963) p 120-1231 inVerbindung gebracht werden

Aussage Transformationswissen seiraquoWissen dariiber wie die heutige Ge-se11schaft in die Lage versetzt werdenkann einen gesellschaftlichen Trans-formationsprozeB im Sinne eines Such-Lern- und Gestaltungsprozesses in Rich-tung Nachhaltige Entwicklung einzulei-ten und zu verstetigenlaquo 26)ausreichendder Riegel geschoben sein

Evolutionare HierarchieDie mit Einschrankung wichtigste im

SWR-Bericht aufgefiihrte Forderungwird ebenfalls im Zusammenhang mitder Besprechung des Transformations-wissens erwahnt raquoHierzu [urn eine Ver-anderung in Richtung nachhaltige Ge-se11schaft in Gang bringen zu konnen]benotigt die Gesellschaft insbesondereWissen tiber sozio-okonomische kultu-relle und institutionelle Rahmenbedin-gungen die eine Nachhaltige Entwick-lung hemmen oder unterstiitzen [und]die Entstehung Entwicklung und Stabi-lWit solcher Rahmenbedingungen laquo27)Schon vorhin haben wir uns gefragt obnicht eine Transformation der gesell-schaftlichen Strukturen eine grundle-gende Voraussetzung sei urn tiberhauptauf einen zur Nachhaltigkeit fiihrendenPfad gelangen zu konnen Hier wirdalso angetont daB dem so sein konnte- aber warum nicht die Katze aus demSack lassen und die Dinge beim Namennennen Zugegeben an anderer Stelleist yom magischen Dreieck die RederaquoNachhaltigkeit umfaBt und verbin-det die Belange der okologischen wirt-schaftlichen und sozialen EntwicklungSo11menschliche Existenz auf Dauer ge-sichert sein sind diese drei Komponen-ten als eine immer neu herzustellendeEinheit zu betrachtenlaquo28) Es ist klardaB Nachhaltigkeit mehr beinhaltetals nur Umweltvertraglichkeit Eine aufKosten eines menschenwiirdigen Daseinsurnweltvertraglich gewordene Gesell-schaft ware nicht existenzfahig Soweit so gut Das Problem liegt darindaB bei der Betrachtung der an derNachhaltigkeit beteiligten Dimensionennormalerweise unterschlagen wirel daBes nicht einfach urn einen gleichgewich-tigen Ausgleich zwischen ihnen gehenkann sondern daB dabei eine Hierar-chie zu beachten ist Was meine ich da-mit Betrachten wir die Reihe Okologie- Kultur - Politik - Wirtschaft29) Diesehat einen evolutionaren HintergrundNatiirlich gibt es zunachst eine vor-menschliche Okologie aus der dann derMensch herauswachst Er verfiigt tibereine orientierende Geistesverfassungdie wir - in einem engeren Sinne ver-standen - Kultur nennen sie hat

310GAIA 7 199 004

urspriinglich einen aIle Aspekte desLebens pragenden religiosen CharakterAnders ausgedriickt Die menschlichenGemeinschaften der archaischen Zeitsind noch ausschlieBlich kulturell be-stimmt indem es noch keine ausdif-ferenzierten politischen und wirtschaft-lichen Strukturen gibt Die Entstehungder ersteren fallt dann mit der Emer-genz von politischen Gesellschaften inder Vorantike die der letzteren mit der-jenigen der okonomischen Gesellschaftin der Neuzeit zusammen - deshalb jaauch die Namen dieser Gesellschafts-typen Der hierarchische Charakter die-ser Reihe riihrt nun daher daB dasevolutionar jeweils Neue sich zwar ausdem Altern heraus emanzipiert aber furseine eigene dauerhafte Existenz aufdessen Weiterbestehen angewiesen istWas bedeutet dies fiir unsere Nachhal-tigkeitsbetrachtung Schlicht und ein-fach das folgende Die Wirtschaft muBurn beim Jtingsten zu beginnen einenpolitisch definierten Rahmen haben diePolitik einen kulturell bestimmten unddie Kultur einen an der Okologie ausge-richteten Wir konnten auch sagen daBdas was wir brauchen eine okologischeKultur ist die einer kulturellen PolitikRaum gibt die ihrerseits eine politischeOkonomie ermoglicht

Kultur Politik WirtschaftWenn wir fahig werden die Zusam-

menhiinge in einer derartigen Form zusehen wird es uns vielleicht auch ge-lingen die Tabuzonen aufzubrechendie im gegenwartigen Nachhaltigkeits-Diskurs noch nicht angetastet werdenWenn schon nach einer Gesellschaftmit Mut verlangt wird warum nichtselbst damit beginnen Aber eben auchder SWR-Bericht ist da keine Aus-nahme er ist ein treues Spiegelbild derallgemein herrschenden Scheu tiefer-griindige Fragen zu stell en Werfen wirdeshalb auf jeder der drei Ebenen derKultur der Politik und der Wirtschafteinen kurzen Blick auf heiGe Eisen diein einem nachhaltigen Konzept zurNachhaltigkeitsforschung unbedingt Er-wahnung finden miiBtenbull Zur Kutur Betrachten wir die Wis-senschaft als evolutionar jtingstes Deu-tungssystem (nach der alteren Philo-sophie und der noch alteren Religion)und damit als Deutungssystem unsererZeit Wie uns allmahlich bewuBt wirdkann sie nicht mehr wie einst einesakrosankte Position als gesellschaft-liche Problemlosungsinstanz einnehmenWenn sie im Rahmen der Nachhaltig-keitsforschung die gesellschaftlichenHintergriinde auszuleuchten beginnt

Mitteilungen

stoBt sie friiher oder spater auf sichselbst Dann muB sie erkennen daB vieleder Probleme die wir heute haben alsFolge des sogenannten wissenschaftlich-technischen Fortschritts (und natiirlichseiner wirtschaftlichen Vermarktung)entstanden sind Hier ist - neben einergesamtgesellschaftlichen und damit auchwissenschaftsexternen Beurteilung derRolle der Wissenschaft in einer nach-haltigen Gesellschaft - eine serioseSelbstreflexion innerhalb der Wissen-schaft gefragt Wie kann in Zukunft ver-mieden werden daB die Wissenschaftselbst weiterhin mit zu den Problem-verursacherinnen gehort30) Dies ist einThema das im Moment in keiner wis-senschaftlichen Institution diskutiertwird Und daB sich dies bald andernkonnte ist nicht sehr wahrscheinlichda das herkornmliche elitare Selbst-verstandnis der in der WissenschaftTiitigen noch wenig im Abbrockeln be-griffen ist Das hat sich relativ drastischbei der Diskussion urn die Genschutz-Initiative gezeigt in der die dominanteMeinung auf Seiten der Wissenschaftdie war daB die heilige Kuh derForschungsfreiheit nie und nimmer ge-schlachtet werden diirfe3) Ein promi-nentes Beispiel AnHiBlich einer Veran-staltung des Forum Gen im Oktober1997 vertrat Francis Waldvogel Prasi-dent des ETH-Rates die Auffassungeine wissenschaftliche Revolution zuverbieten wiirde zu einer logischenAbsurditat fUhren denn man konnenicht verbieten was man nicht kenne32)Mit andem Worten Machen wir wasrnachbar ist und setzen dann im nach-hinein zwecks SchadensminimierungEthikkommissionen ein33)Die zentraleFrage ist also Wie versichern wir unsdaB die Wissenschaft - und dabei istnatiirlich auch die Nachhaltigkeitsfor-schung eingeschlossen - selbst Nach-haltigkeitsanforderungen geniigtbull Zur Poitik Auf der politischen Ebenestellt sich die Frage ob unser demokra-tisches System der Aufgabe eine nach-haltige Entwickloog einzuleiten iiber-haupt gewachsen ist Sie erscheint zwarnoch nicht im Zentrurn der Nachhaltig-keitsdebatte hat aber immerhin dochschon eine gewisse marginale Dis-kussion in Gang gebracht Dabei gibtes verschiedene kritische Argumen-tationsstrange von denen ich hier aufdrei hinweise Der erste bezweifeltdie okologische Problemlosungsfahig-keit der Demokratie weil es einengrundlegenden Widerspruch zwischendem iiblichen Kurzzeit-Denken in legis-lativen Perioden ood einer notwendigenLangzeit- Verantwortung gibt Manfred

Linke schlagt dazu als KorrekturmaB-nahrne das Verbot der Wiederwahl vonParlamentarierinnen ood Parlamentari-em 34)Michael Kloepfer eine Institutio-nalisierung der Zukunftsverantwortungvor zum Beispiel in Form von Zu-kunftsraten35) Die zweite Art von Kritikbetrifft die in liberalen Demokratienfehlende rnoralische Basis die im Zu-sammenhang mit der Uberbewertungdes Individualismus steht Menschenkommen in einer demokratischen Ge-sellschaft zusammen urn gute Voraus-setzungen fUr individuelle Selbstbe-stimmung zu schaff en und nicht dessozialen Zusammenlebens wegen Da-mit wird aber auch eine okologischePolitik verunmoglicht Ais Remedurpliidiert Freya Mathews fUr die Forde-rung personlicher Identitiiten mit einemBeziehoogs- statt einem Trennungs-charakter und zwar in der Weise daBdie Relationen auch nicht-menscWicheLebewesen einschlieBen konnen36)SchlieBlich wird an der okologischenTauglichkeit der Demokratie gezweifeltweil wie es scheint der Staat relativhilflos und ohnmachtig dem Wirtchafts-prozeB ausgeliefert ist Martin Janickehat in diesem Sinne schon vor einigerZeit ein Staatsversagen diagnostiziert 37)Das okonomische System schafft Pro-bleme die dem Staat iiberbunden wer-den Undje weniger der Staat praventiveingreift und nachtraglich und teuerrepariert desto starker wachst mit demFinanzbedarf seine Abhiingigkeit vonder Steuerdividende der Wachstums-wirtschaft Wenn aber der Staat versagtund wenn seine Strukturen nicht geiin-dert werden kann es iiberhaupt nocheine politische Kontrolle des Wirt-schaftsgeschehens geben Vielleichtaber nur von alternativen Kriiften auBer-halb der etablierten Politik Denkenwir zum Beispiel an freiwillige Akteur-Plattformen die sich am Prinzip derkommunikativen Rationalitat orientierenund bei denen an einem Problem Betei-ligte beziehungsweise von ihrn Betrof-fene zu Verhandloogen zusammenkom-men38) Da alternative Ansiitze dieserArt meist aus Entwickloogen von ootenentstehen das heiJ3t aus Initiativenmotivierter und engagierter Biirger undBiirgerinnen stellt sich zudem die Fragewie eine Organisation der Selbstorga-nisation 39)bewuJ3ter als bisher an dieHand genommen werden kannbull Zur Wirtschaft Die aber sicher allesentscheidene Frage ist die nach derMoglichkeit der Ziihrnung des Wirt-schaftssystems Wie kann seinem ge-genwartigen zerstorerischen globalenAmoklauf Einhalt geboten werden 40)

311GAIA (199) no 4

1st es iiberhaupt denkbar daJ3wir diesesGeschehen in den Griff kriegen konnenimmer vorausgesetzt daJ3wir dies auchwirklich wollen Angesichts der ooge-heuren Eigendynamik des Systems istdas auf alle FaIle nicht so sicherVielleicht sind wir hier mit einemautonomen ProzeJ3 im Sinne des Histo-rikers Christian Meier konfrontiert der

30) Zu dieserThematik siehe D Steiner Endeoder Transformation der Wissenschaft Gedankenzu Theorierelevanz und Lebensgefahrdung versusPraxisrelevanz und LebensunterstiitzungGAIA 56 (1996) 310-3123) Fiir eine allgemeine Diskussion uber dieForschungsfreiheit siehe H HolzheyuP Jauch H Wiirgler (Ed)Forschungsfreiheit - Ein elhisches undpoilisches Problem der modern en WissenschaftVerlag der Fachvereine Zurich (1991)32) Nach einem Bericht SchulterschluB fur dieGentechnologie von bst in der Neuen ZurcherZeilung (1 November 1997)33) Die hier zugrundeliegende Geisteshaltungwar fur mich der AnlaB eingedenk des MottosSchieBe zuerst und frage spater einen Leser-brief mit dem Tite] Die Gentechnologie und derWilde Westen zu schreiben Neuen ZurcherZeilung (28 November 1997)34) Siehe M Linke Demokratische Gesellschaftund okologischer Sachverstand Kann dieDemokratie die okologische Krise bewaltigenoder brauchen wir eine Okodiktatur Beilriigeund Berichte 43 Institut fur WirtschaftsethikHochschule StGallen (1991)35) Vergleiche M Kloepfer Die Notwendigkeiteiner nachhaltigkeitsfahigen DemokratieGAIA 15 (1992) 253-260Zum Thema Zukunftsrat siehe Ein Zukunftsratals Dritte Parlamentskammer Das Modell vonFluh SAGW Bulletin 4 (1996) 9-17Die 1997 gegriindete Stiftung ZukunftsratbefaBt sich mit den in diesem Zusammenhangeinschlagigen Fragen und informiert in ihremBulletin Weiterarbeilen am Zukunftsral vondem Anfang Dezember Nr 4 erschienen ist36) Siehe F Mathews Community andthe Ecological SeW in F Mathews (Ed)Ecology and Democracy Frank Cass London(1996) p 66-10037) Siehe M Janicke Slaatsversagen -Die Ohnmachl der Poitik in der lndustriegesell-schaft Piper Miinchen (1986) besonders Kap III(Zur Theorie des Staatsversagens) p 52-62 38) Siehe dazu N Roling A DorenbosM Roux Plattformen fur Verhandlungen iibernachhaltige Ressourcennutzung in M RouxS Biirgin (Ed) F6rderung umweltbezogenerLernprozesse in Schulen Unlernehmen undBranchen Birkhauser Basel (1996) p 137-15739) Diese paradox klingende Formulierung stammtvon Karl-Heinz Ladeur Jenseits von Regulierungund Okonomisierung der Umwelt Bearbeitungvon UngewiBheit durch (selbst- )organisierteLemfahigkeit - eine Skizze Zeitschrift flirUmweltpoilik amp Umweltrecht 1(1987) 1-2240) Liest man ein Buch wie zum Beispiel dasjenigevon Jerry Mander und Edward Goldsmith (Ed)The Case Against the Global Economy andFor a Turn Toward the Local Sierra Club BooksSan Francisco CA (1996) dann kann einem leichtschlecht werden auch wenn man in Rechnungstellt daB hier bewuBt nur von allennegativen Aspekten des Weltwirtschaftssystemsdie Rede is

Mitteilungen

Neu erschienen

Schweizer Botanik CD 198

Inhaltbull Die CD fUr Macintosh und Windowsenthillt eine Sammlung von wissen-schaftlichen Daten DatenbankvorlagenProgrammen Texten Karten undBildernDie einzelnen Beitrilge wurdensoweit es sich nicht urn eigenstandigeProgramme handelt vom BotanischenInstltut der Universitat Basel aufFileMaker Pro portiert und dieBenutzerfuhrung vereinheitlichtDer Katalog mit der inhaltlichenBeschreibung in Deutsch und Franzosisch(der auch als Broschure mit der CDgeliefert wird) enthiilt einen Volltext-Indexaus dem heraus die einzelnen Daten-banken direkt mit dem beillegendenFileMaker-Abspielprogramm (Runtime)geoffnet werden konnen

bull Aile Beitrage beziehen sich auf diePflanzenwelt der Schweiz im weiterenSinne (Flora Vegetation TaxonomieWlld- und Kulturpflanzen GeschichteGeographie Recht Institutionen undOrganisationen)

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die unangenehme Eigenschaft hat daBer auf aIle Versuche ihn in positiveBahnen zu lenken mit einer nur nochstarkeren Bewegung in der negativenRichtung reagiert41) Wenn aber eineAbhilfe nicht moglich ist mussen wirdann warten bis sich das System wegenseiner Grenzenlosigkeit selbst erledigtund hoffen daB dieser Vorgang nichtmit einer allzu groBen Katastrophe ver-bunden ist Auf dem Weg sich selbstad absurdum zu ruhren ist es ja schonDas A und 0 des freien Marktes ist dasKonkurrenzprinzip aber der Uberlebens-kampf der aus diesem Prinzip folgtbedingt ein GroBenwachstum der Unter-nehmen (denken wir an die gegen-wartige nicht abreiBende Kette vonMegafusionen) was schlieBlich dieKonkurrenz auBer Kraft setzt Die Aus-sichten am Gang der realen Wirtschaftetwas andern zu konnen sind vermut-lich auch deshalb schlecht weil diezugrundeliegende dominante Theorieentweder rur die Probleme blind ist oderaber sich selbst in Absurditaten ver-strickt Auch hierrur ein Beispiel Inder Tagespresse schrieben Bruno S Freyund Iris Bohnet vor zwei Jahren unterdem Titel Wirtschaft bringt Freiheiteinerseits raquoDie freie Marktwirtschaftrealisiert urdemokratische Postulatelaquound anderseits raquoKeine Untemehmungund kein Staat kann sich uber liingereZeit ungestraft dem intemationalenHandel verschlieBenlaquo 42) Freiheit rur-wahr Was soIl man von solchen Argu-mentationen halten Wie dem auch seiin der Frage der Veranderbarkeit desWirtschaftssystems wiirde so wie iches sehe das vordringlichste Forschungs-thema liegen

Realismus versus FundamentalismusBei wohlwollender Beurteilung des

SWR-Berichtes laBt sich sagen er stelleeinen brauchbaren ganz ersten Anfangdar Dariiber hinausfiihrende entschei-dende Fragen aber werden nicht ge-stellt oder umgangen Die Petitpierre-Kommission selbst war der Ansicht ausihrer Arbeit resultiere raquoein Konzeptwelches eine Forschungs- Vision furden ProzeB einer Nachhaltigen Ent-wicklung aus der Sicht der Forschung

41) Siehe C Meier Fragen und Thesen zu einerTheorie historischer Prozesse in K-G FaberC Meier (Ed) Historische Prozesse DeutscherTaschenbuch Verlag Miinchen (1978) p 11-6642) 1m Tages-Anzeiger vom 23123 November1996 (Hervorhebungen von DS)43) SWR in I) p 144) Bundesrat Nachhaltige Entwicklung in derSchweiz - Strategie BUWAL Bern (1997) p 1(Hervorhebung von DS)

312GAIA 7 (1998 no-4

entwickeln wilIlaquo 43) Die Rede vonVision ist hier aber zweifellos fehl amPlatz DaB der Bericht insgesamt rechtzahm ausgefallen ist ist ja eigentlichauch nicht uberraschend Das ErgebnispaBt zur sonstigen Halbherzigkeit mitder bisher im politischen Bereich derWeg zu einer nachhaltigen Entwick-lung konzipiert worden ist Wie heiBtes doch im bundesratlichen Strategie-papier raquoDie Strategie beinhaltet keinenumfassenden MaBnahmenkatalog rurdie Bereiche Wirtschaft Gesellschaftund Umwelt Sie konzentriert sichbewuBt auf wenige umsetzbare Maj3-nahmen welche die im Rahmen derLegislaturplanung 1995-1999 bereitslaufenden Aktivitaten starken und er-giinzenlaquo 44) Gut wenn wir uns an diealte Unterscheidung von Realismus undFundamentalismus erinnem konntenwir sagen die bisherigen Dokumentezur nachhaltigen Entwicklung bemiih-ten sich eben urn realistische AnsatzeUnd solche brauchen wir ja auch dennder Ausgangspunkt fur die Zukunftist hier und jetzt Wollen wir uns aberan Wegweisern orientieren die unsmehr sagen konnen als bloB wir solltenlemfahig sein benotigen wir auchUberlegungen fundamentalistischer Art- wobei fundamentalistisch in einempositiven Sinne zu verstehen wareDenn wenn wir allzu realistisch bleibenin dem Sinne daB wir uns auf daskonzentrieren was ohne allzu glOBeSchmerzen veranderbar erscheint wirduns friiher oder spater die auBere Rea-litiit einholen Wie also werden wiretwas groBziigiger Wie bringen wiruns dazu in unser eigenes UberlebeneinzuwilIigen Diese Frage ware ver-mutlich die letztendlich wichtigste fUreine Nachhaltigkeitsforschung

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stoBt sie friiher oder spater auf sichselbst Dann muB sie erkennen daB vieleder Probleme die wir heute haben alsFolge des sogenannten wissenschaftlich-technischen Fortschritts (und natiirlichseiner wirtschaftlichen Vermarktung)entstanden sind Hier ist - neben einergesamtgesellschaftlichen und damit auchwissenschaftsexternen Beurteilung derRolle der Wissenschaft in einer nach-haltigen Gesellschaft - eine serioseSelbstreflexion innerhalb der Wissen-schaft gefragt Wie kann in Zukunft ver-mieden werden daB die Wissenschaftselbst weiterhin mit zu den Problem-verursacherinnen gehort30) Dies ist einThema das im Moment in keiner wis-senschaftlichen Institution diskutiertwird Und daB sich dies bald andernkonnte ist nicht sehr wahrscheinlichda das herkornmliche elitare Selbst-verstandnis der in der WissenschaftTiitigen noch wenig im Abbrockeln be-griffen ist Das hat sich relativ drastischbei der Diskussion urn die Genschutz-Initiative gezeigt in der die dominanteMeinung auf Seiten der Wissenschaftdie war daB die heilige Kuh derForschungsfreiheit nie und nimmer ge-schlachtet werden diirfe3) Ein promi-nentes Beispiel AnHiBlich einer Veran-staltung des Forum Gen im Oktober1997 vertrat Francis Waldvogel Prasi-dent des ETH-Rates die Auffassungeine wissenschaftliche Revolution zuverbieten wiirde zu einer logischenAbsurditat fUhren denn man konnenicht verbieten was man nicht kenne32)Mit andem Worten Machen wir wasrnachbar ist und setzen dann im nach-hinein zwecks SchadensminimierungEthikkommissionen ein33)Die zentraleFrage ist also Wie versichern wir unsdaB die Wissenschaft - und dabei istnatiirlich auch die Nachhaltigkeitsfor-schung eingeschlossen - selbst Nach-haltigkeitsanforderungen geniigtbull Zur Poitik Auf der politischen Ebenestellt sich die Frage ob unser demokra-tisches System der Aufgabe eine nach-haltige Entwickloog einzuleiten iiber-haupt gewachsen ist Sie erscheint zwarnoch nicht im Zentrurn der Nachhaltig-keitsdebatte hat aber immerhin dochschon eine gewisse marginale Dis-kussion in Gang gebracht Dabei gibtes verschiedene kritische Argumen-tationsstrange von denen ich hier aufdrei hinweise Der erste bezweifeltdie okologische Problemlosungsfahig-keit der Demokratie weil es einengrundlegenden Widerspruch zwischendem iiblichen Kurzzeit-Denken in legis-lativen Perioden ood einer notwendigenLangzeit- Verantwortung gibt Manfred

Linke schlagt dazu als KorrekturmaB-nahrne das Verbot der Wiederwahl vonParlamentarierinnen ood Parlamentari-em 34)Michael Kloepfer eine Institutio-nalisierung der Zukunftsverantwortungvor zum Beispiel in Form von Zu-kunftsraten35) Die zweite Art von Kritikbetrifft die in liberalen Demokratienfehlende rnoralische Basis die im Zu-sammenhang mit der Uberbewertungdes Individualismus steht Menschenkommen in einer demokratischen Ge-sellschaft zusammen urn gute Voraus-setzungen fUr individuelle Selbstbe-stimmung zu schaff en und nicht dessozialen Zusammenlebens wegen Da-mit wird aber auch eine okologischePolitik verunmoglicht Ais Remedurpliidiert Freya Mathews fUr die Forde-rung personlicher Identitiiten mit einemBeziehoogs- statt einem Trennungs-charakter und zwar in der Weise daBdie Relationen auch nicht-menscWicheLebewesen einschlieBen konnen36)SchlieBlich wird an der okologischenTauglichkeit der Demokratie gezweifeltweil wie es scheint der Staat relativhilflos und ohnmachtig dem Wirtchafts-prozeB ausgeliefert ist Martin Janickehat in diesem Sinne schon vor einigerZeit ein Staatsversagen diagnostiziert 37)Das okonomische System schafft Pro-bleme die dem Staat iiberbunden wer-den Undje weniger der Staat praventiveingreift und nachtraglich und teuerrepariert desto starker wachst mit demFinanzbedarf seine Abhiingigkeit vonder Steuerdividende der Wachstums-wirtschaft Wenn aber der Staat versagtund wenn seine Strukturen nicht geiin-dert werden kann es iiberhaupt nocheine politische Kontrolle des Wirt-schaftsgeschehens geben Vielleichtaber nur von alternativen Kriiften auBer-halb der etablierten Politik Denkenwir zum Beispiel an freiwillige Akteur-Plattformen die sich am Prinzip derkommunikativen Rationalitat orientierenund bei denen an einem Problem Betei-ligte beziehungsweise von ihrn Betrof-fene zu Verhandloogen zusammenkom-men38) Da alternative Ansiitze dieserArt meist aus Entwickloogen von ootenentstehen das heiJ3t aus Initiativenmotivierter und engagierter Biirger undBiirgerinnen stellt sich zudem die Fragewie eine Organisation der Selbstorga-nisation 39)bewuJ3ter als bisher an dieHand genommen werden kannbull Zur Wirtschaft Die aber sicher allesentscheidene Frage ist die nach derMoglichkeit der Ziihrnung des Wirt-schaftssystems Wie kann seinem ge-genwartigen zerstorerischen globalenAmoklauf Einhalt geboten werden 40)

311GAIA (199) no 4

1st es iiberhaupt denkbar daJ3wir diesesGeschehen in den Griff kriegen konnenimmer vorausgesetzt daJ3wir dies auchwirklich wollen Angesichts der ooge-heuren Eigendynamik des Systems istdas auf alle FaIle nicht so sicherVielleicht sind wir hier mit einemautonomen ProzeJ3 im Sinne des Histo-rikers Christian Meier konfrontiert der

30) Zu dieserThematik siehe D Steiner Endeoder Transformation der Wissenschaft Gedankenzu Theorierelevanz und Lebensgefahrdung versusPraxisrelevanz und LebensunterstiitzungGAIA 56 (1996) 310-3123) Fiir eine allgemeine Diskussion uber dieForschungsfreiheit siehe H HolzheyuP Jauch H Wiirgler (Ed)Forschungsfreiheit - Ein elhisches undpoilisches Problem der modern en WissenschaftVerlag der Fachvereine Zurich (1991)32) Nach einem Bericht SchulterschluB fur dieGentechnologie von bst in der Neuen ZurcherZeilung (1 November 1997)33) Die hier zugrundeliegende Geisteshaltungwar fur mich der AnlaB eingedenk des MottosSchieBe zuerst und frage spater einen Leser-brief mit dem Tite] Die Gentechnologie und derWilde Westen zu schreiben Neuen ZurcherZeilung (28 November 1997)34) Siehe M Linke Demokratische Gesellschaftund okologischer Sachverstand Kann dieDemokratie die okologische Krise bewaltigenoder brauchen wir eine Okodiktatur Beilriigeund Berichte 43 Institut fur WirtschaftsethikHochschule StGallen (1991)35) Vergleiche M Kloepfer Die Notwendigkeiteiner nachhaltigkeitsfahigen DemokratieGAIA 15 (1992) 253-260Zum Thema Zukunftsrat siehe Ein Zukunftsratals Dritte Parlamentskammer Das Modell vonFluh SAGW Bulletin 4 (1996) 9-17Die 1997 gegriindete Stiftung ZukunftsratbefaBt sich mit den in diesem Zusammenhangeinschlagigen Fragen und informiert in ihremBulletin Weiterarbeilen am Zukunftsral vondem Anfang Dezember Nr 4 erschienen ist36) Siehe F Mathews Community andthe Ecological SeW in F Mathews (Ed)Ecology and Democracy Frank Cass London(1996) p 66-10037) Siehe M Janicke Slaatsversagen -Die Ohnmachl der Poitik in der lndustriegesell-schaft Piper Miinchen (1986) besonders Kap III(Zur Theorie des Staatsversagens) p 52-62 38) Siehe dazu N Roling A DorenbosM Roux Plattformen fur Verhandlungen iibernachhaltige Ressourcennutzung in M RouxS Biirgin (Ed) F6rderung umweltbezogenerLernprozesse in Schulen Unlernehmen undBranchen Birkhauser Basel (1996) p 137-15739) Diese paradox klingende Formulierung stammtvon Karl-Heinz Ladeur Jenseits von Regulierungund Okonomisierung der Umwelt Bearbeitungvon UngewiBheit durch (selbst- )organisierteLemfahigkeit - eine Skizze Zeitschrift flirUmweltpoilik amp Umweltrecht 1(1987) 1-2240) Liest man ein Buch wie zum Beispiel dasjenigevon Jerry Mander und Edward Goldsmith (Ed)The Case Against the Global Economy andFor a Turn Toward the Local Sierra Club BooksSan Francisco CA (1996) dann kann einem leichtschlecht werden auch wenn man in Rechnungstellt daB hier bewuBt nur von allennegativen Aspekten des Weltwirtschaftssystemsdie Rede is

Mitteilungen

Neu erschienen

Schweizer Botanik CD 198

Inhaltbull Die CD fUr Macintosh und Windowsenthillt eine Sammlung von wissen-schaftlichen Daten DatenbankvorlagenProgrammen Texten Karten undBildernDie einzelnen Beitrilge wurdensoweit es sich nicht urn eigenstandigeProgramme handelt vom BotanischenInstltut der Universitat Basel aufFileMaker Pro portiert und dieBenutzerfuhrung vereinheitlichtDer Katalog mit der inhaltlichenBeschreibung in Deutsch und Franzosisch(der auch als Broschure mit der CDgeliefert wird) enthiilt einen Volltext-Indexaus dem heraus die einzelnen Daten-banken direkt mit dem beillegendenFileMaker-Abspielprogramm (Runtime)geoffnet werden konnen

bull Aile Beitrage beziehen sich auf diePflanzenwelt der Schweiz im weiterenSinne (Flora Vegetation TaxonomieWlld- und Kulturpflanzen GeschichteGeographie Recht Institutionen undOrganisationen)

bull Die Beitrage sind von verschiedenenAutoren und Institutionen kostenloszur Verfugung gestellt wordenMit dem Verkaufspreis werden diedirekten Produktionskosten abgedeckt(zum Selbstkostenprels von CHF 40-1OEM 50-)

bull Die meisten Beitrage durfen freigenutzt werden (Forschung UnterrichtNaturschutzpraxis) Grundsiltzlichliegen aile Daten und Strukturen offendamit allfallige Anpassungen moglichsind Bei vielen Beitragen ist dies sogarausdrDcklich erwunscht

bull Die Urheberrechte Iiegen belden Autoren der jeweiligen BeitrageKommerzlelle Nutzungen sind nurmit dem Elnverstlndnis der Urhebergestatte

Kontaktadresse fur BestellungenUnterlagen und AuskunfteSchweizer Botanik CDBotanisches Institut der Uni BaselSch6nbeinstrasse 6CH-4056 Baselhttp wwwunibaschbotcdE-Mail botcdubacluunibasch

die unangenehme Eigenschaft hat daBer auf aIle Versuche ihn in positiveBahnen zu lenken mit einer nur nochstarkeren Bewegung in der negativenRichtung reagiert41) Wenn aber eineAbhilfe nicht moglich ist mussen wirdann warten bis sich das System wegenseiner Grenzenlosigkeit selbst erledigtund hoffen daB dieser Vorgang nichtmit einer allzu groBen Katastrophe ver-bunden ist Auf dem Weg sich selbstad absurdum zu ruhren ist es ja schonDas A und 0 des freien Marktes ist dasKonkurrenzprinzip aber der Uberlebens-kampf der aus diesem Prinzip folgtbedingt ein GroBenwachstum der Unter-nehmen (denken wir an die gegen-wartige nicht abreiBende Kette vonMegafusionen) was schlieBlich dieKonkurrenz auBer Kraft setzt Die Aus-sichten am Gang der realen Wirtschaftetwas andern zu konnen sind vermut-lich auch deshalb schlecht weil diezugrundeliegende dominante Theorieentweder rur die Probleme blind ist oderaber sich selbst in Absurditaten ver-strickt Auch hierrur ein Beispiel Inder Tagespresse schrieben Bruno S Freyund Iris Bohnet vor zwei Jahren unterdem Titel Wirtschaft bringt Freiheiteinerseits raquoDie freie Marktwirtschaftrealisiert urdemokratische Postulatelaquound anderseits raquoKeine Untemehmungund kein Staat kann sich uber liingereZeit ungestraft dem intemationalenHandel verschlieBenlaquo 42) Freiheit rur-wahr Was soIl man von solchen Argu-mentationen halten Wie dem auch seiin der Frage der Veranderbarkeit desWirtschaftssystems wiirde so wie iches sehe das vordringlichste Forschungs-thema liegen

Realismus versus FundamentalismusBei wohlwollender Beurteilung des

SWR-Berichtes laBt sich sagen er stelleeinen brauchbaren ganz ersten Anfangdar Dariiber hinausfiihrende entschei-dende Fragen aber werden nicht ge-stellt oder umgangen Die Petitpierre-Kommission selbst war der Ansicht ausihrer Arbeit resultiere raquoein Konzeptwelches eine Forschungs- Vision furden ProzeB einer Nachhaltigen Ent-wicklung aus der Sicht der Forschung

41) Siehe C Meier Fragen und Thesen zu einerTheorie historischer Prozesse in K-G FaberC Meier (Ed) Historische Prozesse DeutscherTaschenbuch Verlag Miinchen (1978) p 11-6642) 1m Tages-Anzeiger vom 23123 November1996 (Hervorhebungen von DS)43) SWR in I) p 144) Bundesrat Nachhaltige Entwicklung in derSchweiz - Strategie BUWAL Bern (1997) p 1(Hervorhebung von DS)

312GAIA 7 (1998 no-4

entwickeln wilIlaquo 43) Die Rede vonVision ist hier aber zweifellos fehl amPlatz DaB der Bericht insgesamt rechtzahm ausgefallen ist ist ja eigentlichauch nicht uberraschend Das ErgebnispaBt zur sonstigen Halbherzigkeit mitder bisher im politischen Bereich derWeg zu einer nachhaltigen Entwick-lung konzipiert worden ist Wie heiBtes doch im bundesratlichen Strategie-papier raquoDie Strategie beinhaltet keinenumfassenden MaBnahmenkatalog rurdie Bereiche Wirtschaft Gesellschaftund Umwelt Sie konzentriert sichbewuBt auf wenige umsetzbare Maj3-nahmen welche die im Rahmen derLegislaturplanung 1995-1999 bereitslaufenden Aktivitaten starken und er-giinzenlaquo 44) Gut wenn wir uns an diealte Unterscheidung von Realismus undFundamentalismus erinnem konntenwir sagen die bisherigen Dokumentezur nachhaltigen Entwicklung bemiih-ten sich eben urn realistische AnsatzeUnd solche brauchen wir ja auch dennder Ausgangspunkt fur die Zukunftist hier und jetzt Wollen wir uns aberan Wegweisern orientieren die unsmehr sagen konnen als bloB wir solltenlemfahig sein benotigen wir auchUberlegungen fundamentalistischer Art- wobei fundamentalistisch in einempositiven Sinne zu verstehen wareDenn wenn wir allzu realistisch bleibenin dem Sinne daB wir uns auf daskonzentrieren was ohne allzu glOBeSchmerzen veranderbar erscheint wirduns friiher oder spater die auBere Rea-litiit einholen Wie also werden wiretwas groBziigiger Wie bringen wiruns dazu in unser eigenes UberlebeneinzuwilIigen Diese Frage ware ver-mutlich die letztendlich wichtigste fUreine Nachhaltigkeitsforschung

Dieter SteinerProf em fur Quantitative Geographie

und Humanokologie ETH ZUrich

KontaktadresseSAGUF-Geschaftsstelleco Christian PohlETH Zurich HADCH-8092 Ziirich

TeJephon (+41 I) 63263 10Telefax (+41 I) 632 1029E-Mail sagufumnwethzch

Page 5: p7,Ci8A F ! - Dieter Steiner · HumanökologieQ[[MQT\VOMV;chVio Vah Z^c Pdg\Z]Zc oj kZghiZ]Zc& YVh olVg Y^Z AgZcoZc YZg _ZlZ^ah WZiZ^(a^\iZc >^ho^ea^cZc ^^WZghX]gZ^iZi& h^X] VWZg

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bull Die meisten Beitrage durfen freigenutzt werden (Forschung UnterrichtNaturschutzpraxis) Grundsiltzlichliegen aile Daten und Strukturen offendamit allfallige Anpassungen moglichsind Bei vielen Beitragen ist dies sogarausdrDcklich erwunscht

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die unangenehme Eigenschaft hat daBer auf aIle Versuche ihn in positiveBahnen zu lenken mit einer nur nochstarkeren Bewegung in der negativenRichtung reagiert41) Wenn aber eineAbhilfe nicht moglich ist mussen wirdann warten bis sich das System wegenseiner Grenzenlosigkeit selbst erledigtund hoffen daB dieser Vorgang nichtmit einer allzu groBen Katastrophe ver-bunden ist Auf dem Weg sich selbstad absurdum zu ruhren ist es ja schonDas A und 0 des freien Marktes ist dasKonkurrenzprinzip aber der Uberlebens-kampf der aus diesem Prinzip folgtbedingt ein GroBenwachstum der Unter-nehmen (denken wir an die gegen-wartige nicht abreiBende Kette vonMegafusionen) was schlieBlich dieKonkurrenz auBer Kraft setzt Die Aus-sichten am Gang der realen Wirtschaftetwas andern zu konnen sind vermut-lich auch deshalb schlecht weil diezugrundeliegende dominante Theorieentweder rur die Probleme blind ist oderaber sich selbst in Absurditaten ver-strickt Auch hierrur ein Beispiel Inder Tagespresse schrieben Bruno S Freyund Iris Bohnet vor zwei Jahren unterdem Titel Wirtschaft bringt Freiheiteinerseits raquoDie freie Marktwirtschaftrealisiert urdemokratische Postulatelaquound anderseits raquoKeine Untemehmungund kein Staat kann sich uber liingereZeit ungestraft dem intemationalenHandel verschlieBenlaquo 42) Freiheit rur-wahr Was soIl man von solchen Argu-mentationen halten Wie dem auch seiin der Frage der Veranderbarkeit desWirtschaftssystems wiirde so wie iches sehe das vordringlichste Forschungs-thema liegen

Realismus versus FundamentalismusBei wohlwollender Beurteilung des

SWR-Berichtes laBt sich sagen er stelleeinen brauchbaren ganz ersten Anfangdar Dariiber hinausfiihrende entschei-dende Fragen aber werden nicht ge-stellt oder umgangen Die Petitpierre-Kommission selbst war der Ansicht ausihrer Arbeit resultiere raquoein Konzeptwelches eine Forschungs- Vision furden ProzeB einer Nachhaltigen Ent-wicklung aus der Sicht der Forschung

41) Siehe C Meier Fragen und Thesen zu einerTheorie historischer Prozesse in K-G FaberC Meier (Ed) Historische Prozesse DeutscherTaschenbuch Verlag Miinchen (1978) p 11-6642) 1m Tages-Anzeiger vom 23123 November1996 (Hervorhebungen von DS)43) SWR in I) p 144) Bundesrat Nachhaltige Entwicklung in derSchweiz - Strategie BUWAL Bern (1997) p 1(Hervorhebung von DS)

312GAIA 7 (1998 no-4

entwickeln wilIlaquo 43) Die Rede vonVision ist hier aber zweifellos fehl amPlatz DaB der Bericht insgesamt rechtzahm ausgefallen ist ist ja eigentlichauch nicht uberraschend Das ErgebnispaBt zur sonstigen Halbherzigkeit mitder bisher im politischen Bereich derWeg zu einer nachhaltigen Entwick-lung konzipiert worden ist Wie heiBtes doch im bundesratlichen Strategie-papier raquoDie Strategie beinhaltet keinenumfassenden MaBnahmenkatalog rurdie Bereiche Wirtschaft Gesellschaftund Umwelt Sie konzentriert sichbewuBt auf wenige umsetzbare Maj3-nahmen welche die im Rahmen derLegislaturplanung 1995-1999 bereitslaufenden Aktivitaten starken und er-giinzenlaquo 44) Gut wenn wir uns an diealte Unterscheidung von Realismus undFundamentalismus erinnem konntenwir sagen die bisherigen Dokumentezur nachhaltigen Entwicklung bemiih-ten sich eben urn realistische AnsatzeUnd solche brauchen wir ja auch dennder Ausgangspunkt fur die Zukunftist hier und jetzt Wollen wir uns aberan Wegweisern orientieren die unsmehr sagen konnen als bloB wir solltenlemfahig sein benotigen wir auchUberlegungen fundamentalistischer Art- wobei fundamentalistisch in einempositiven Sinne zu verstehen wareDenn wenn wir allzu realistisch bleibenin dem Sinne daB wir uns auf daskonzentrieren was ohne allzu glOBeSchmerzen veranderbar erscheint wirduns friiher oder spater die auBere Rea-litiit einholen Wie also werden wiretwas groBziigiger Wie bringen wiruns dazu in unser eigenes UberlebeneinzuwilIigen Diese Frage ware ver-mutlich die letztendlich wichtigste fUreine Nachhaltigkeitsforschung

Dieter SteinerProf em fur Quantitative Geographie

und Humanokologie ETH ZUrich

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