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5/12 scheitern ist nicht das Ende der Wege Gottes mit dir. Scheitern CHRISCHONA GEMEINDE – MISSION – THEOLOGIE chrischona.org Schwungvoller Start 27 junge Menschen haben voller Vorfreude das Studium am Theologischen Seminar St. Chrischona begonnen | Seite 5 Wachsende Leidenschaft Wertvolle Impulse für Jesus-Nachfolger bei den geistlichen Einführungstagen mit Direktor René Winkler | Seite 6 Konferenzzentrum ist top Zu den zehn beliebtesten Tagungszentren in der Schweiz wurde das Konferenzzent- rum St. Chrischona gewählt | Seite 20 ausserdem

Panorama 5/2012: Scheitern

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Chrischona-Panorama 5/2012 - die Themen: Scheitern ist nicht das Ende der Wege Gottes mit Dir, schwungvoller Semesterstart, Konferenzzentrum St. Chrischona ist top!

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5/12

scheiternist nicht das Ende der Wege Gottes mit dir.

Scheitern

CHRISCHONA

G E M E I N D E – M I S S I O N – T H E O L O G I E

chrischona.org

Schwungvoller Start27 junge Menschen haben voller Vorfreude das Studium am Theologischen Seminar St. Chrischona begonnen | Seite 5

Wachsende Leidenschaft Wertvolle Impulse für Jesus-Nachfolger bei den geistlichen Einführungstagen mit Direktor René Winkler | Seite 6

Konferenzzentrum ist topZu den zehn beliebtesten Tagungszentren in der Schweiz wurde das Konferenzzent-rum St. Chrischona gewählt | Seite 20

ausserdem

2 CHRISCHONA 5/2012

Editorial8

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INHALT

3 Auf ein Wort

4 Vermischtes

St. Chrischona

5 Schwungvoller Start am Theologischen Seminar

6 Geistliche Einführungstage: Wie werden wir leidenschaftliche Nachfolger? René Winkler

Thema

8 Gescheitert, aber geliebt! Christina Brudereck

12 Vom gescheiterten Gott. Andreas Loos

14 Gut mit Gescheiterten umgehen. Andrea Baur

Impuls

16 Staunen über Gottes vitale Unermüdlichkeit. Eckhard Hagedorn

St. Chrischona

17 Finanzen: Freude über eine Sommer-Überraschung. Walter Stauffacher

Strom frei auf St. Chrischona. Solaranlagen ans öffentliche Stromnetz angeschlossen

20 Konferenzzentrum St. Chrischona in den Top 10 der beliebtesten Tagungszentren der Schweiz

Literatur

19 Brunnen Verlag Basel: Interview mit Markus Müller über sein Buch über Hans Staub

Gemeinde

22 Deutschland: Wachse über dich hinaus. Christustag in Hessen. Günther Kress

23 Deutschland: Kinderarbeit auf dem Holzweg. Projekt «Woody Town» im Saarland. Markus Dörr

24 Schweiz: Bekenntnis zur Mehrsprachigkeit. Vorstand traf sich im Tessin. Peter Gloor

Wie Pädagogik zum Erlebnis wird. Christian Stricker

25 Die Langeweile der Gemeinderäume. Gedanken eines Südafrikaners auf Reisen in Deutschland. Martin Stobwasser

29 Menschen in unseren Gemeinden

Chrischona-Panorama 5/2012:Redaktionsschluss: 17. August 2012 Inserateschluss: 5. September 2012 Erscheinungstag: 7. Oktober 2012

Chrischona-Panorama 1/2013:Redaktionsschluss: 30. November 2012 Inserateschluss: 12. Dezember 2012 Erscheinungstag: 10. Februar 2013

panorama

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EDITORIAL

Liebe Leser

Wer will schon scheitern. Sie etwa? Ich nicht. Und ehrlich gesagt: Ich erlaube es mir auch nicht. Es gehört weder in meinen Karriereplan noch in meinen Lebensentwurf. Schei-tern verboten. Bloss verhält es sich damit wie mit den guten Vorsätzen zu Beginn eines Jahres: das Schei-tern ist mit dem Vorsatz schon so gut wie vorprogrammiert. Schei-tern ist menschlich, gehört zum Le-ben dazu. Ob ich will oder nicht.

Scheitern ist sogar erlaubt, es ist keine Schande, lautete die befreien-de Botschaft bei der Konferenz für geistliche Erneuerung (KGE) in die-sem Sommer auf St. Chrischona. Wie man «gescheit scheitert» wisse sie nicht, sagte die Theologin und Schriftstellerin Christina Brudereck an der KGE. Dafür konnte sie viel dazu sagen, wie man «geliebt schei-tert» – lesen Sie selbst ab Seite 8.

Die Bibel ist keine Sammlung von Helden-Geschichten. Wir lesen dar-in aber nicht nur von Menschen, die scheitern. Gott selbst scheitert mit und an uns Menschen, sagte der Theologe Andreas Loos an der KGE. Gott scheitert? Habe ich mich ver-hört? Ja ist er denn dann noch Gott? Und ob. Lesen Sie «vom ge-scheiterten Gott» ab Seite 12. Die gute Nachricht: Es gibt keinen Ort des Scheiterns, der gottlos ist. Des-halb ist das Scheitern nicht das Ende der Wege Gottes mit mir. Auch wenn es sich manchmal so anfüh-len mag – und darf.

Viel Freude beim Lesen wünscht

Michael Gross, Redaktionsleiter

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Auf ein WortEditorialAuf EIN WORT

Verhältnismässig

RENé WINKLER, DIREKTOR

Ich habe mir von Kommunikationsprofis sagen lassen, dass es sieben (!) gute Botschaften braucht, um eine Negativbotschaft zu neutralisieren. Wir Menschen sind irgendwie verrückt, dass wir so viel aufmerksamer das Negative wahrnehmen. Und wir bebrüten das Negative – ohne uns wirklich dafür entschlossen zu haben. So herzhaft und konsequent, dass in uns zuweilen fast täglich Zweifel, Wut, Schuldzuweisungen, Selbst-anklage, Wertlosigkeit, Angst und ähnliche Ungeheuer schlüpfen und sich unverhältnismässig breit machen. Viele unter uns kennen Zeiten, in denen ihnen eigene und fremde Schuld über den Kopf zu wachsen drohen, Zeiten, in denen die Hoffnung schwindet, dass sich die Dinge zum Guten wenden lassen; Zeiten, in denen das eigene Scheitern greifbar und offensichtlich wird.

Wenn Jesus Christus unser Herr ist, dann ändern sich die Verhältnisse. Nicht, dass dann alles Negative und Schwierige aus unserem Leben verschwindet. Aber Jesus nimmt dem Negativen und Schwierigen seine Macht.

Wenn Jesus Christus mein Herr ist, dann fühlt es sich zwar sehr schlecht an, wenn andere mich übergehen, aber es entwertet mich nicht.

Wenn Jesus Christus mein Herr ist, dann irritiert es mich zwar sehr, wenn andere meinen Lösungsvorschlag belächeln, aber mein Leben wird damit keinen Deut sinnloser.

Wenn Jesus Christus mein Herr ist, sind verregnete Ferien allemal ein Ärgernis, aber der Exklusivanspruch, die schönste Zeit des Jahres zu sein, ist ihnen entzogen.

Wenn Jesus Christus dein Herr ist, bricht es dir zwar fast das Herz, wenn dein Kind den Kontakt zu dir abbricht, aber verlassen bist du deswegen nicht.

Wenn Jesus Christus dein Herr ist, dann ist es zwar der Supergau, wenn deine Frau dir eröffnet, dass sie nicht länger mit dir zusammenleben will, aber schmaler, niedriger, kürzer und oberflächlicher wird die Liebe von Jesus Christus zu dir deswegen nicht.

Wenn Jesus Christus mein Herr ist, ist meine Sünde zwar ein Schlag in sein Gesicht, aber nicht das Ende seiner Treue.

Wenn Jesus mein Herr ist, ist meine Gleichgültigkeit ihm gegenüber zwar ein Rätsel, aber sie besiegelt nicht mein Schicksal.

Ja, wir mögen mit unserem Leben immer wieder mal verhältnismässig schräg in der Landschaft stehen – seine Liebe bleibt unverhältnismässig!*

*Psalm 103,10-14; Römer 8,38-39; 2. Timotheus 2,13

KONTENPilgermission St. ChrischonaPilgermission St. ChrischonaChrischonarain 200, 4126 Bettingen• Postkonto40-872-3

IBAN: CH39 0900 0000 4000 0872 3

DeutschlandChrischona-Gemeinschaftswerk e.V.Gottlieb-Daimler-Strasse 22, D-35398 Giessen• Ev.KreditgenossenschaftKassel

BLZ 520 604 10, Konto 5851• VolksbankMittelhessene.G.

BLZ 513 900 00, Konto 50 237 800

Gaben an die Pilgermission können auch über die Chrischona-Stiftung weitergeleitet werden:• VolksbankMittelhessen

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für Spenden aus Ländern der Eu:• Ev.KreditgenossenschaftKassel

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für Spenden aus dem nicht Eu-Raum:• SWIFT-Code:GENODEF1EK1

frankreichPilgermission St. ChrischonaCH-4126 Bettingen/Bâle• CréditMutueldesTroisPays,

6, Place de la Gare, F-68330 Huningue Identifikation Konto (RIB): 10278 03050, 00024007701 78

Südafrika und NamibiaFür Leser in Südafrika und Namibia schlagen wir vor, jeweils im März eine Spende von R/N $ 100.– mit dem Vermerk ‘Chrischona-Panorama’ auf das Konto der je-weiligen Stadtmission zu überweisen. Herzlichen Dank!

IMPRESSuMRedaktionsleitung:Michael Gross Tel. +41 (0)61 64 64 557 E-Mail: [email protected]

Inserate und Beilagen: Wolfgang Binninger Tel. +41 (0)61 64 64 554 E-Mail: [email protected]

Layout: kyrio.de

Druck: Druckerei Jakob AG, Grosshöchstetten

Erscheinungsweise: sechsmal im JahrAuflage: 12’000 ExemplareKosten: Wir sind für einen Beitrag für das Chrischona-Panorama dankbar. Richtwert ist CHF 20.– / € 15.– im Jahr. Sie können dazu den eingehefteten Einzahlungsschein verwenden.

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St. Chrischona

CHRISCHONA 5/2012

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Schreiben Sie uns:Redaktion Chrischona-PanoramaChrischonarain 200CH-4126 [email protected]

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scheiternist nicht das Endeder Wege Gottes mit dir.

Scheitern

CHRISCHONA

G E M E I N D E – M I S S I O N – T H E O L O G I E

chrischona.org

Schwungvoller Start27 junge Menschen haben voller Vorfreude

das Studium am Theologischen Seminar

St. Chrischona begonnen | Seite 5Wachsende LeidenschaftWertvolle Impulse für Jesus-Nachfolger

bei den geistlichen Einführungstagen

mit Direktor René Winkler | Seite 6Konferenzzentrum ist topZu den zehn beliebtesten Tagungszentren

in der Schweiz wurde das Konferenzzent-

rum St. Chrischona gewählt | Seite 20

ausserdem

Termine auf St. Chrischona13.-14. OktoberGemeinde-Besuchswochenende auf St. ChrischonaGemeinden aus dem Chrischona-Verband sind eingeladen, ein kostenloses Wochenende auf St. Chrischona zu verbringen.

19.-21. OktoberInteressentenwochenende am Theologischen SeminarSiehe Anzeige unten

4.-8. NovemberStrategie- und Schulungskonferenz (SSK)«Diene vernetzt» lautet das Motto der Hauptkonferenz für alle Hauptamtlichen im Verband der Pilgermission St. Chrischona.Mehr unter ssk.chrischona.org

Schlanker, dynamischer, sozial vernetzter: chrischona.org, die Inter-netseite der Pilgermission St. Chrischona, erstrahlt in neuem De-sign und ist an die Bedürfnisse moderner Internetnutzer angepasst. Egal ob Sie per PC, Netbook oder Smartphone surfen, die Darstel-lung von chrischona.org passt sich optimal Ihrem Anzeigegerät an – ganz automatisch!

Inhaltlich nimmt Sie unsere überarbeitete Homepage mit auf eine Entdeckungsreise in den facettenreichen christlichen Verband der Pilgermission St. Chrischona. Aktuelle Meldungen aus der Arbeit finden Sie genauso wie Veranstaltungshinweise, Predigten zum Download oder Spendeninformationen. Erforschen Sie per Maus-klick unseren neuen Internetauftritt: www.chrischona.org //

mehr: tsc.chrischona.chTheologisches Seminar St. Chrischona

Wagst du es auch?Wagst du es auch?

Interessentenwochenende 19.-21. Oktober 2012

Entdecke das Theologische Seminar St. Chrischona.Es geht um deine Zukunft.

Theologisches Seminar St. Chrischona

• Inputs zum Thema Berufung

• Begegnung mit Studenten und Dozenten

• Infos zu den Studiengängen am tsc

• Zeit für Gespräche und die persönliche Orientierung

Ein spannendes Wochenende – kostenlos.Infos unter tsc.chrischona.ch

chrischona.org in neuem Glanz

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Schwungvoller Start am Theologischen Seminar27 junge Menschen haben Mitte August voller Vorfreude, Be-geisterung und Hoffnung ihr Studium am Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc) begonnen: Ein guter Grund zum Danken und Freuen! Auf St. Chrischona gab es ein grosses Hallo – mit herzli-cher Begrüssung, geistlichen Einführungstagen und einem fried-lichen Eröffnungsfest im Wild-West-Stil zwischen «Indianer-Neulingen» und alten «Cowboy-Hasen».

Die neuen tsc-Studenten folgen dem Weg ihrer Berufung. Das Theologische Seminar und die Lern-, Lebens- und Arbeitsgemein-schaft auf St. Chrischona werden sie dabei unterstützen. Sechs angehende Theologen, elf künftige Gemeindepädagogen, acht Jahreskursler und zwei Individualstudenten sind jetzt «Instrumente in der Hand des Meisters», wie René Winkler, Direktor der Pilger-mission, während der geistlichen Einführungstage sagte. Mehr dazu lesen Sie auf den nächsten Seiten in diesem Heft. //

Aktuelles von St. Chrischona:facebook.com/pilgermissionfacebook.com/tsc.chrischona

St. Chrischona

Jahreskurs

2012/2013

1. Jahrgang Gemeindepädagogik

Das Eröffnungsfest war fest im Griff der Cowboys und

Indianer. Jedes Jahr gestaltet es der 2. Jahrgang mit

kreativen und lustigen Ideen. Ein kurzes Video gibt es unter tsc.chrischona.ch

1. Jahrgang Theologie

6 CHRISCHONA 5/2012

Wie werden wir leidenschaftliche Nachfolger?

Jedes neue Studienjahr am Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc) beginnt mit geistlichen Einführungstagen. In diesem Jahr gab René Winkler, Direktor der Pilgermission, den rund 130 Studenten wichtige Impulse mit auf den Weg. Matthias Mockler, einer der neuen Theologiestudenten, hat die Referate zusammengefasst.

Jesus leidenschaftlich nachzufolgen ist eine riesige Herausforde-rung. Wer hat schon ständig das brennende Verlangen, dass Gottes Wille auf dieser Erde wie im Himmel geschieht? Immer wieder scheitern wir daran, Jesus mit unserem Leben die Ehre zu geben. Äussere Umstände schwächen unsere Leidenschaft, Teil des Reichs Gottes zu sein. Eine wichtige Voraussetzung für unser geistliches Wachstum ist das Vertrauen, dass es nicht so bleiben muss. Für uns alle gilt: Der Heilige Geist ist noch nicht fertig mit uns.

Verwurzelt in Gottes LiebeIn seiner Fürbitte für die Gemeinde in Ephesus führt uns der Apostel Paulus mit eindrücklichen Worten vor Augen, worauf leidenschaftliche Nachfolge aufbaut. In Epheser 3,14-17 schreibt er: «Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heisst im Himmel und auf Erden, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herr-lichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid.» Paulus betet für die vollständige Abhängigkeit der Gemeinde von Christus. Jesus soll nicht nur in den Herzen zu Gast sein, er soll dort wohnen und das ganze Leben durchdringen. Der Apostel betet darum, dass die Gemeinde in Gottes Liebe «eingewurzelt und gegründet» ist.

Für mich hat dieses Bild zwei Dimensionen: Zum einen bietet uns diese Verwurzelung Schutz vor den Stürmen des Lebens. Wie ein Baum, der fest in der Erde verwurzelt ist, können uns die äusseren Umstände nicht umwehen. Zum anderen sind wir bei Gott geborgen. Wie die Wurzeln von der Erde umschlossen sind, so umschliesst uns Gottes Liebe, die all unsere Vorstellungen übersteigt. Nichts und niemand kann etwas an der Tatsache än-dern, dass er uns liebt.

Warum ist diese Gewissheit für die leidenschaftliche Jesus-Nachfolge so wichtig? Ich möchte drei Gründe nennen: 1. Wenn Gottes Liebe in meinem Herz Raum gewinnt, erkenne ich, dass auf den Tag, an dem ich einen Fehler gemacht habe, nicht Gottes Tag der Abrechnung folgt. Wie oft regiert in unse-rem Leben folgendes Denkmuster: Nach einem begangenen Feh-ler fürchten wir, dass Gott uns nicht mehr segnen kann, oder dass er uns bestraft. Mit dem Blick auf Jesus erkennen wir, dass Gottes Reaktion eine andere ist. Jesus Antwort auf unser Versa-gen lautet zuallererst: «Ich liebe Dich.» Ein eindrückliches Bei-spiel dafür ist die Begegnung des auferstandenen Christus mit Petrus, die wir in Johannes 21 lesen können. Dreimal hat Petrus Jesus verleugnet, doch darum geht es im ersten Gespräch danach am See Genezareth in keiner Silbe. Jesus bohrt nicht in der Ver-gangenheit. Seine Frage «Liebst du mich?» blickt auf die Gegen-wart, sein Auftrag «Weide meine Herde!» in die Zukunft. Der Auferstandene rechnet nicht mit Petrus ab. Er schenkt ihm viel-mehr sein Vertrauen.2. Wenn Gottes Liebe in meinem Herz Raum gewinnt, dann erkenne ich, dass Jesus auch dann treu ist, wenn meine selbst gemachten Ideale, Ziele und Vorstellungen zerbre-chen. Ich sehe, ich kann und darf scheitern. Durch den ganzen ersten Johannesbrief zieht sich die Erkenntnis, dass Gottes Liebe die Angst vertreibt. Nicht mehr die Angst vor Gott, vor anderen Menschen, vor der Zukunft sollte uns antreiben, sondern diese göttliche Liebe, die bedingungslos gilt. 3. Unsere Fähigkeit, weit über diesen Tag hinaus zu denken, wird wachsen, wenn Gottes Liebe in unseren Herzen zu-nimmt. Gottes Liebe gibt uns den Mut und die Kraft, eigene Si-cherheiten aufzugeben, uns gegen Probleme zu stemmen und uns des Leids anderer Menschen anzunehmen. Gleichzeitig lässt sie

LeidenschaftTheologisches Seminar St. Chrischona – Geistliche Einführungstage

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in uns auch den Wunsch wachsen, uns selbst am Lieben Gottes zu beteiligen. Das ist geistliche Leidenschaft: Wenn nur Christus zum Zug kommt.

Leidenschaftstöter erkennenAllerdings ist unsere geistliche Leidenschaft permanent in Ge-fahr. Zum echten Leidenschaftstöter kann unser Umgang mit Zeit werden. Unser Terminkalender ist häufig so voll, dass uns die Herausforderungen des Alltags zu übermannen drohen. Unsere Beziehung zu Gott kommt zu kurz. Wenn wir nicht weise mit unserer Zeit umgehen, dann kann es schnell passieren, dass wir keine Zeit mehr für Gott finden. Wir werden zu «zeit-losen» Men-schen – keine Zeit, um auf seine Weisungen zu hören, und erst recht keine Zeit, um seine Liebe zu geniessen. Wenn dir der Raum verloren geht, auf Gott zu hören und mit ihm Zeit zu ver-bringen, dann kämpfe ihn dir zurück! Das Leben in Gottes Ge-genwart ist die wichtigste Voraussetzung für ein leidenschaftli-ches Christsein.

Besonders für diejenigen, die Theologie studieren, oder sich beruflich mit dem Wort Gottes beschäftigen, besteht eine weitere grosse Gefahr: Die Bibel wird zur Sache, zum Arbeitsmittel. Wir begreifen sie nicht mehr als Gottes persönliches Wort an uns, sondern sehen sie nur noch als Lernstoff oder ständig unter der Leitfrage: «Was bedeutet dieser Text für andere?» Mir persönlich ist es nach dem Theologiestudium mit dem 1. Buch Mose so ge-gangen. Über Jahre habe ich keinen Zugang mehr zu diesem Buch gefunden. Aus dieser Erfahrung kann ich nur dazu raten: Verstehe die Bibel immer zuerst als Gottes Wort an dich selbst, damit du dich nicht plötzlich in einer geistlichen Wüste wieder-findest.

Vielleicht gibt es in deinem Leben aber auch ganz andere Leiden-schaftstöter. Deine geistliche Leidenschaft soll anhalten und wachsen! Stell dir immer wieder die Frage: Was befeuert meine Leidenschaft, Jesus nachzufolgen? Was löscht sie ab? Und dann versuche, deine Erkenntnisse klug umzusetzen. Es kann ange-bracht sein, Dinge zu meiden, die deinen Dienst im Reich Gottes hemmen. Und damit meine ich nicht nur offensichtlich schlechte Dinge. Ich musste zum Beispiel die Erfahrung machen, dass ich mir nicht mehr Verantwortung aufladen sollte, als Jesus mir ge-ben will. Als gewissenhafter Mensch neige ich dazu, mich für alles verantwortlich zu machen. Ich habe auch festgestellt, dass meine geistliche Leidenschaft rapide sinkt, wenn ich masslos ar-beite.

Instrument in der Hand des MeistersLeidenschaft ist übrigens keine Typsache. Leidenschaft hat vor-erst gar nichts mit wild und laut zu tun. Wer leidenschaftlich mit und für Jesus lebt, empfindet grosses Glück, wenn im Leben an-derer Gottes Liebe und Willen Raum greift; und es schmerzt ihn, wenn es nicht geschieht. Totale Leidenschaft hängt entscheidend auch damit zusammen, wie viel man vom Leben und von Gottes Plan mit uns Menschen begriffen hat.

Der Geigenbauer Martin Schleske wird in Fachkreisen schon mit Stradivari, dem aussergewöhnlichen Geigenbaumeister aus dem 18. Jahrhundert verglichen. Ein Könner seines Fachs. Aus einem Fernsehinterview ist mir eine Aussage besonders in Erin-nerung geblieben. Er sagt, er könne aus jedem Holz eine Geige mit einer bestimmten Klangfarbe herstellen. Dafür müsse er das Holz genau lesen, ihm ein Mitspracherecht einräumen. Eine Gei-ge zu bauen sei ein Schöpfungsakt und keine Konstruktion. Für mich ein Bild dafür, was Gott mit uns machen kann und will. Er möchte keine Serienproduktion, sondern aus unserem «Holz» ein Instrument herstellen, auf dem er wunderbar musizieren kann. Dafür nimmt er uns mit unserer Vorgeschichte, unseren Bega-bungen, unseren Schwächen. Aus diesem Material will er ein Instrument erschaffen, auf dem er den Klang seines Reiches in die Welt setzen kann.

Wenn wir uns als Instrument in der Hand des Meisters verste-hen, ändert das unsere Perspektive. Gott ist der Konstrukteur. «Lebe Deinen Traum» taugt als Lebensmotto nicht wirklich. Nicht wir wissen, was das Beste für uns und diese Welt ist, sondern unser Schöpfer. Nicht wir definieren die Ideale für unser Leben, sondern Gott. Er will aus uns ein einzigartiges Instrument ma-chen. Das heisst auch: Vergleichen lohnt sich nicht. Vergleichen würde uns womöglich sogar an unserer persönlichen Berufung vorbeiführen. Seiner Liebe und Meisterschaft vertrauen und sich den Herausforderungen des Lebens stellen, ist wichtig. Wir sind in der Hand des Meisters – und er arbeitet noch an uns. Wenn wir das erkennen und ihn an uns arbeiten lassen, statt uns ihm zu entziehen, dann wächst unsere geistliche Leidenschaft. Eine Lei-denschaft, die nicht von äusseren Umständen bestimmt wird, sondern vor allem vom Meister selbst. //

Leidenschaft

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geliebt scheiternGescheitert, aber geliebt!

Christina Brudereck verbindet Theologie und Lyrik auf wundervolle Weise. Davon konnten sich die Teilnehmern der Konferenz für geistliche Erneue-rung (KGE) im August auf St. Chrischona überzeugen. Ihre Vorträge waren nicht nur schön anzuhören, sie gingen auch in die Tiefe und berührten die Zuhörer. Aus Auszügen daraus enstand dieser Text.

ChrISTInA BruDErECK

Menschen scheitern alle. Früher oder später. Und sei es nur, dass ihnen das Leben so viel Glück be-schert, dass sie selbstgerecht wer-den. Und für die, die meinen «Das wird mir nie passieren», habe ich einen Tipp: Einfach älter werden. Es gibt da eine kleine interessante Bemerkung in der Geschichte von Jesus und der Ehebrecherin. Sie soll gesteinigt werden; man hat sie er-

tappt, sie ist im Unrecht, Sünderin, eindeutig, man hat sie wütend angeschleppt, in die Mitte gestellt; und nutzt die Chance, um zusätzlich Jesus eine Falle zu stellen. «Na, was sagst du jetzt?» Und was sagt er? «Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.» Und dann heisst es da: «Und sie gingen alle, einer nach dem an-deren, die Älteren zuerst.» (Johannes 8,9)

Wenn das Leben in Lebensgefahr istDas Scheitern von Liebe, das Scheitern von Beziehun-gen, Plänen. Abschied von Menschen, Möglichkeiten. Ein Lebenstraum hat sich nicht erfüllt. Das Ende einer Hoffnung. Eine Chance ist für immer vorbei. Ein Kind

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schreien. Auch Gott entgegen. Was wir nicht aushalten; was uns zu schwer ist; was wir nicht verstehen. Unsere Scham, unsere Schuld, unse-re Schwäche. Dass uns die Klage von Jesus erzählt wird, ist eine erste Spur. Denn die Klage bekommt Raum. Die Krise, das Scheitern, der Schmerz wird geteilt.

In unserer Gesellschaft ist der Tod und alles Tödliche ein Tabu. Aber das nimmt ihm ja nicht die Macht. Über Scheitern, Schuld, Lücken zu sprechen, ist auch schwer. Sich zu entschuldigen, fällt vielen schwer. Machen wir nicht mit beim Tot-schweigen. Fangen wir an zu spre-chen. Stellen wir unsere Fragen. […]

Ich würde Ihnen gerne etwas Leichteres erzählen, eine Lösung, einen Beweis liefern, ein Rezept. Aber wir wissen, dass die Welt so nicht ist. Unsere Lebensgeschichten sind nicht glatt. Erneuerung ist der Weg von Jesus. Es ist ein Weg, der in die Tiefe geht. Zu den Wunden. Zu den tiefen ehrlichen, ernsten Fra-gen, die nicht an der Oberfläche zu erledigen sind. Durch die Krise hin-durch, nicht über sie hinweg, dann aber mit uns über sie hinaus. Viel-leicht kann ich es so sagen: Gott hat mich nicht über das Scheitern hinweggetröstet, sondern zu sich hin-getröstet. […]

Abtauchen – auftauchenEiner meiner Lieblingsfilme «Bleu», wie Blau und Blues, erzählt von Ju-lie, die ihren Mann verliert und ihr Kind. Sie taucht ab, verschwindet: erst im Schock, dann im ohnmäch-tigen Zorn und taucht ab in die Trauer. Einen ganzen Film lang zit-tert man mit Julie mit, ob sie wohl wieder in ihrem Alltag auftauchen wird. Ob sie die Kraft finden wird, weiterzuleben. Man spürt den Blues, den Schmerz, den Verlust.

In diesen Film-Bildern, dieser Er-zählung habe ich mich wiedergefun-den. Obwohl ich meinen Mann nicht

wird nicht mehr geboren. Ein Wort kann nicht mehr gesagt, nicht mehr zurückgenommen werden. Das Le-ben und die Lebendigkeit sind angreifbar, so zerbrech-lich. Das Leben ist in Gefahr, in Lebensgefahr. Und wir stehen da und wissen nicht weiter.

Aber es geht weiter. Du wachst morgens auf. Du gehst arbeiten. Du lebst. Es geht nicht einfach so weiter, ein-fach ist das nicht. Aber es geht weiter. Du lebst. Mit der Erfahrung des Scheiterns, mit dem Aus und Vorbei, Alter, Abschied, Schuld.

SprachlosScheitern macht zuerst oft, dass wir sprachlos sind. Scheitern, das wir selber erleiden und Scheitern, das wir bei anderen sehen. Wir nehmen die Worte, die man uns so bietet, überliefert und sagen «Tut mir leid für dich» und merken, dass wir nicht viel zu sagen haben.

Mancher hält das auch kaum aus und redet, versucht, das Scheitern zu erklären oder schön zu reden: «Das hat sicher alles einen Sinn» oder «Das Leben geht weiter» oder «In jeder Krise liegt eine Chance» – und dann wol-len wir eigentlich bitten: Sei still.

Der Schmerz hält diese Worte nicht aus. Und das ist angemessen. In den Krisenzeiten meines Lebens habe ich erlebt: Ja, ich schweige. Ich werde stumm. Und dann will ich sprechen. Aber ich will keine Sprüche hören, keine Phrasen, keine schnellen Sätze. Ich brauche Zeit zum Klagen. Zum ehrlichen Fragen. Zum Wüten. Oft leihe ich mir dazu erst einmal Worte von anderen. Oder kleine Zeilen aus der Bibel, aus dem Buch der Psalmen. Von diesen grossen alten Gebeten wurde manches in Krisenzeiten geschrieben, irritiert, suchend, fragend nach einem Ausweg oder Neuanfang.

Aus Psalm 130: Aus der Tiefe rufe ich, Gott, zu dir, höre meine Stimme.Aus Psalm 7: Ich sehe für mich keine Zukunft mehr. Sprachlosigkeit erlebe ich in Begegnungen, Hilflosigkeit im Umgang mit mir. Lieber wechseln sie die Strassensei­te, als dass sie mich umarmen. Wende du dich mir zu und stehe mir bei. Tröste mich in meiner Trauer. So kann ich wieder den Blick erheben und für mich Zukunft er­kennen.Aus Psalm 51: Meine Verbrechen, ich kenne sie ge­nau. Meine Sünde ist mir immerzu gegenwärtig. Was in deinen Augen böse ist, habe ich getan. Wende dein Angesicht nicht von meiner Sünde ab. Wisch weg meine ganze Schuld. Ein klares Herz schaffe mir. Verwirf mich nicht. Rette mich vor den Folgen meiner Taten, Gott meiner Befreiung.

Gott sei Dank, dass es solche Worte gibt; für die Zeiten, in denen wir stumm sind. Man könnte ja auch denken, dass so ein religiöses Buch wie die Bibel vielleicht nur erhabene Gedanken überliefert. Es ist im Gegenteil sehr erstaunlich, wie offen hier erzählt wird. Auch die schmerzhaften Themen werden nicht schön geredet

oder etwa verschwiegen. Die Bibel weiss von Angst, Gewalt, Tod, Miss-brauch, Essstörungen, Betrug, Sinn-losigkeit, Neid, Streit. Die Bibel erzählt vom Leben wie es wirklich ist – und darüber hinaus auch da-von, wie es sein könnte. […]

Der Trost hat eine Schwester: die KlageDie Bibel leiht uns Worte, Geschich-ten und Gebete, die uns Raum ge-ben: für unsere Zweifel, unsere Schuld, unsere Suche, unsere Last. Eine der ältesten Ur-Geschichten der Bibel ist die von Noah, der auf Anordnung oder Hinweis von Gott eine Arche baut, um sich vor einer weltumspannenden Sintflut zu ret-ten. ‘Tevah’, das hebräische Wort für Kasten oder Korb, Arche, kas-tenähnliches Holzschiff, ist gleich-zeitig auch das hebräische Wort für ‘Buchstabe’. Man könnte also sagen, dass Gott dem Noah ans Herz legte: Schaffe dir eine Sprache, Worte, die dir als Obdach und Zuflucht dienen. Ein paar Zeilen, die Dir wie Bretter über die Flut helfen. Meine Gross-mutter, sie war blind, sagte es so: «Leg Dir einen Vorrat an, einen Wortschatz. Lern Worte der Bibel auswendig. Es könnten Zeiten kom-men, in denen Du nichts mehr siehst.» […]

Kennen Sie die Frage: Warum? Warum ich? Warum musste das ge-schehen? Warum so früh? Warum zu spät? Warum war ich nicht auf-merksamer? Warum habe ich nicht anders reagiert? Warum, mein Gott? Kennen sie das Gefühl, dass einen alle hängen lassen? Und die verzweifelte Frage nach Gott und seinem Eingreifen in der Luft hängt? Oder unter der Zimmerde-cke? Oder an einem leeren Himmel ohne Zeichen?

Und da hängt Jesus am Kreuz und fragt: Warum? Das ist keine Ant-wort auf unsere bitteren Fragen. Aber hier ist einer, der mit-schreit. Es ist eine erste Einladung: Wir müssen den Schmerz nicht tot-schweigen. Wir dürfen ihn heraus-

Thema

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durch einen Unfall verlor, sondern nach dem Scheitern unserer Ehe an eine andere Frau, war das Vermissen unendlich gross. Ich fühlte mich schuldig und gleichzei-tig erniedrigt. Minderwertig im Vergleich. Verbraucht, als hätte ich ausgedient, erledigt. Obwohl ich kein Kind verlor, sondern den Traum von einem eigenen Kind an die Einsicht, dass mein Mann jetzt ein Kind mit einer anderen Frau hatte, war die Lücke schmerzhaft. Es war eine andere Sorte Schmerz als die Trennung. […]

Ich bin glücklich verheiratet. Zum zweiten Mal. Meine erste Ehe wurde geschieden. Das erzähle ich nur äus-serst selten. Für manchen habe ich vielleicht alles Recht vertan, mich zu äussern. Ich habe viele Paare getraut, viele Geschichten erlebt, mich oft mitgefreut und weiss: Wir alle scheitern an der Liebe. Die Geschiedenen of-fensichtlicher, aber die anderen auch. Wir bleiben uns viel schuldig im Laufe der Zeit. Wir verletzen einander. Wir verpassen uns. Wir alle müssen uns viel verzeihen. Und manche müssen sich verzeihen, dass sie nicht mehr verzeihen können. Und gehen, trennen sich, lassen sich scheiden. Das ist nicht das, was wir wollen. Niemand plant das bei seinem Ja-Wort. Es ist nicht das, was wir richtig finden und gut. Wohl erst recht nicht, wenn wir Gott vertrauen; und unser Ja-Wort mit seinem Zu-spruch, seinem Ja-Wort verbunden haben. Und trotz-dem geschieht es. Und trotzdem liebe ich die Idee der Ehe.

Abtauchen! Das ist oft die erste, intuitive Reaktion. Den Fragen ausweichen. Den Blicken. Dem Mitleid. Den Urteilen. Der Selbstanklage. Dem Schmerz. Dem Spie-gelbild. Und vor allem der Scham. Abtauchen. Sich nicht mehr blicken lassen. Ausweichen. In einer eigenen Welt versinken. Sich wegschwemmen lassen von den Tränen. Untergehen. Lebensmüde aufgeben.

Meine Umwelt schien zu bestätigen, was ich fühlte. «Das ist ihr Untergang», sagten manche. Und meinten aber nicht meine Seele, sondern meine Karriere. Ich sah ein, dass man nicht darüber hinwegsehen konnte, dass ich an meinen eigenen Ansprüchen und Wertmassstä-ben gescheitert war. Ich selber wollte und konnte nicht darüber hinwegsehen. Aber leben wollte ich doch. […]

Gottes Geschichte ist verwoben in menschliche GeschichtenImmer wieder wird in der Bibel von Menschen berich-tet, die so gar nicht heilig sind. Sondern feige, schwach, verlogen, falsch, betrogen. Das hat etwas Ernüchtern-des: Schade, keine reine Sammlung von Helden- und Heldinnen-Geschichten. Das hat natürlich etwas Tröst-liches: Gottes Geschichte ist verwoben und verliebt in menschliche Geschichten. Und das hat etwas Einladen-des, Herausforderndes:

Ich bin, Du bist Teil dieser Geschichte. Ich, Du, wir scheitern.Ich, weil ich betrüge. Du, weil Du betrügst. Du, weil Du betrogen wurdest. Du, weil Du Deine Ideale verleugnest. Du, weil Du auserwählt bist und begabt. Du, weil Du scheiterst. Weil Du interpretierst, statt die Wahrheit zu suchen. Du, weil Du lügst. Und belogen wirst. Du, weil Du begehrst und haben willst, was nicht Dir gehört. Du, weil Du nicht weggucken kannst. Du, weil Du weg­guckst. Du, weil Du redest. Du, weil Du nicht redest. Du, weil Du Dein Gewissen überhörst. Und nicht richtig zuhörst. Vor der Schwelle nicht Halt machst, sondern weiter­gehst als richtig. Du, obwohl Du doch betest. Du, noch während Du Lieder singst. Du, weil Du Deine Versprechen nicht halten kannst. Du bist trotz allem und mit allem Teil dieser grossen Geschichte. Willkommen im Leben. […]

Ein Kollege von mir sagte damals: «Das überlebt sie nicht.» Und da regte sich Trotz in mir. Ein ganz ur-sprüngliches Gefühl von Widerstand. Der tiefe Wille, weiterzuleben. Als würde meine Seele unter Wasser tatsächlich anfangen zu strampeln. Es war, als würde Gott sprechen. Und er sagte etwas anderes als die an-deren Stimmen in mir und um mich herum. Was Gott sagte, klang nach Leben. Nicht nach «irgendwie weiter-leben», sondern nach Auferweckung. Nach Überwin-dung, Neuanfang. Nicht nach «Schwamm drüber», sondern nach Vergebung. Nach Gnade.

Du bist gescheitert? Du musst deine Ehre nicht vertei-

digen. Lass es. Lass es los. Lass dich los. In Gottes Arme. Deine Seele fühlt sich an, als hättest du Glas geschluckt? Dein Herz, als würde es durchbohrt? Von deiner Scham, Schande, Schuld? Von den Blicken der anderen? Jesus legt die Hand vor dein Herz, schützend; die Nägel tref-fen ihn.

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Ich begann, mich wieder zu bewegen. Aber es war schwer. Als hätte ich Bleigewichte im Herz, als zögen mich Kräfte nach unten. Ich hatte Angst, es alleine nicht zu schaffen. Ich malte mir aus, wie ich verbittert würde und biestig, hart und unzugänglich für neue Erfahrungen. Dass ich meinen Alltag nicht bewältigen würde, finanziell nicht zurechtkäme. Rechnete damit, dass meine Kolleginnen und Kollegen mich von Projek-ten und Debatten ausschliessen würden. Ich verlor eini-ge Menschen, die sich enttäuscht abwandten. […]

«Warum weinst du?»Als ich persönlich scheiterte und sich dann irgend-wann Widerstand regte und Lebenswille, war es, als würde ich aufwachen. Ich wusste: Ich will nicht verbit-tern. Ich ahnte: Das wird nicht leicht. Das wird dich Seelenarbeit kosten. Ich bin in ein Kloster gefahren, nach Belgien, versteckte mich in kleinen Nischen in den grossen Kirchen. Bete, suche nach Worten. Nicht nach Erklärungen, sondern nach Worten, die ich an Gott richten kann: Ich frage immer wieder mal «War-um? Warum habe ich es nicht geschafft? Warum hast du mich so allein gelassen?» Manchmal sind die Fragen wirklich tiefehrlich. Dann wieder lache ich nur über meine Dramatik. Im nächsten Moment verbiete ich mir das Fragen, weil ich an die vielen denke, denen es in dieser Welt viel schlechter geht. Dann wieder lasse ich den Schmerz zu.

Eines Tages ging ich in eine Ausstellung in einer der Kathedralen und fand mich plötzlich vor einem grossen Bild wieder, das mich fragte: «Femme, pourquoi pleu-res-tu? Frau, warum weinst du?» Da war er, der Satz aus der Oster-Erzählung. Warum? Das frage diesmal plötzlich überraschend aber nicht ich, sondern Jesus fragt mich. «Warum?» war keine Klage mehr, sondern eine interessierte Frage. Genauer: Der Auferweckte selbst fragte: Warum weinst Du?

Da habe ich erstmal geweint. Vor Glück. Und diese direkte, wache Frage hat mich berührt und lockt mich weiter. Warum weinst du? So hörte es Maria Magdale-na. Und sie wusste, dass so nur Jesus fragt. Sie hörte ihren Namen. Sie hörte ihre Berufung. Geh los. Geh weiter. Erzähl, was du erlebt hast. Erzähl es deinen Brüdern. Du bist Teil einer grossen Geschichte. Sie will erzählt und gelebt werden! So habe ich es gehört: Geh wieder los! Verkündige, was Du erlebst hast! Sprich vom Leben. Walk on – geh weiter. […]

Aufgetaucht in der Liebe JesuIch tauchte wieder auf und fand mich in der Liebe wie-der. In Jesus selbst aufgehoben mit allem. […] Und da wusste ich, dass ich nicht untergegangen war. Wohl eine Weile abgetaucht, aber nicht versunken. Ich war wieder aufgetaucht und würde leben.

Christina Brudereck hielt ihr erstes referat bei der KGE am 1. August, dem Schweizer nationalfeiertag. Sie erinnerte an einen anderen 1. August, der bedeutend war für die Entwicklung der christlichen Kirche – vor 1698 Jahren:Am 1. August 314 fand die erste Reichssynode der Kirchengeschichte statt. Einberufen von Kaiser Konstantin, der nach Jahren der Christenver­folgung die Religionsfreiheit durchsetzte, dem Christentum zum Aufstieg verhalf und es zur wichtigsten Religion im Römischen Reich machte. An­lass für diese Synode war ein interner Streit der jungen Kirche mit einer Gruppe rund um Bischof Donatus von Karthago. Im Zentrum der Ausein­andersetzungen und Beratungen stand die Frage: Wie geht die Kirche um mit Menschen, die gescheitert sind?

Das Problem damals kam aus der jüngsten Vergangenheit. Bei der Chris­tenverfolgung in den Jahren 303 bis 311 unter Kaiser Diokletian waren Gläubige «vom Glauben abgefallen». Die Angst vor Strafe, Folter und Tod hatte dazu geführt, dass Christinnen und Christen nicht standhaft blieben, sondern leugneten.

Nun forderte die eine Seite: Die Kirche muss solche Personen ausschlies­sen. Sie haben eine schwere Sünde begangen. Und Priester, die schwach geworden waren, sind unwürdig und sollten keine Sakramente mehr aus­teilen dürfen. Die andere Seite lehnte diese Ansicht entschieden ab: Die Gültigkeit der Sakramente hängt nicht an der Würdigkeit der Person, die sie austeilt; sie hängt an Gottes Zusage. Eine Taufe ist gültig, unabhängig von dem, der tauft, weil sie im Namen des Dreieinigen Gottes geschieht. Selbst die Heiligen sind solange sie leben, der Sünde unterworfen. Ja: Die christliche Kirche ist eine Gemeinschaft von Sündern.

Die Bischöfe tagten am 1. August 314 im südfranzösischen Arles. Und die grosse Mehrheit sprach sich dafür aus, dass die Kirche Gemeinschaft der Gescheiterten ist. Weil es keine anderen Menschen gibt. //

1. August 314

Ich habe seither das Hohelied der Liebe (1. Korinther 13) oft so gele-sen: Jesus hat einen langen Atem. Jesus ist zuverlässig. Jesus ist nicht eifersüchtig. Jesus spielt sich nicht auf. Jesus handelt nicht respektlos und ist nicht egoistisch. Jesus wird nicht jähzornig und nachtragend. Jesus freut sich an der Wahrheit. Jesus ist fähig zu schweigen und zu vertrauen. Jesus hofft mit Ausdauer und Widerstandskraft. Jesus gibt niemals auf. //

Zur PErSonChristina Brudereck (Jahrgang 1969) ist Theologin und Schriftstelle­rin. Sie liebt Indien und Birma und das Ruhrgebiet, wo sie in einer Kom­munität lebt, und engagiert sich im Gemeinde­Kultur­Projekt, dem CVJM «e/motion». www.christinabrudereck.de

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Gott ist ein Gott, der mit uns scheitert. Wie das? An der Konferenz für geistliche Erneuerung erzählte Dr. An-dreas Loos, Dozent für systematische Theologie am Theologischen Seminar St. Chrischona, wie Gottes Geschichte mit den Menschen zum Drama wurde.

AnDrEAS LooS

Mein Leben gelingt nicht immer. Wenn ich diese Diffe-renz zu einem gelingenden Leben erfahre, erkenne und ertrage, dann sage ich: Ich bin gescheitert. Scheitern hat daher viel zu tun mit den verschiedenen Vorstellungen, die ich von mir selbst habe: wer ich bin, wer ich sein möchte, wer ich sein soll. Und diese Selbstvorstellungen sind mit geformt durch Vorgaben von aussen, von ande-ren – Gott eingeschlossen. Selbstüberschätzung und Selbstunterschätzung lassen mich scheitern bei meinen Vorhaben und Plänen, in meinen Beziehungen, viel-leicht sogar mit meinem ganzen Lebensentwurf.

Die Gnade des nullpunktsWer anfängt zu seinem Scheitern zu stehen, kann eine Entdeckung machen: Die Vorstellungen von dem, was ich bin, was ich sein möchte oder was ich sein soll, werden auf Null zurück gesetzt. Will ich das Ideal, das ich von mir im Kopf habe, wirklich weiter so zu leben suchen? Wer scheitert, fällt in die Gnade des Null-punkts. Spätestens jetzt ist es gestattet, die Grundvor-stellungen meines Lebens noch mal zu überprüfen und neu zu justieren.

Ist die Gnade des Nullpunkts der Grund, warum ich gescheitert bin? Hat Gott das Scheitern orchestriert, damit ich an diesem Nullpunkt ankomme? Vorsicht! Menschliches Scheitern ist oft viel zu schrecklich und unergründ-lich, als dass man es – am Ende noch theologisch – erklären könnte. Die Gnade des Nullpunkts ist schlicht ein Geschenk Gottes, ein Zeichen dafür, dass er in meinem Scheitern bei mir ist. Hier kommt das Evangelium für alle Gescheiterten: Gott ist ein Gott, der mit uns scheitert. Als mitscheiternder Gott kann er unser Scheitern einholen und von innen heraus überbieten.

Eigenartig ungöttlich – diese Kraft in der SchwachheitEin Gott, der scheitert – ist der überhaupt noch Gott? Entgleitet dem nicht die Welt, entgleitet dem nicht auch mein Leben? Nein, so ist das nicht gemeint mit dem «gescheiterten Gott». Aber so: Egal ob selbst- oder fremdverschuldet, egal warum und wie ich gescheitert bin: gegen alle lebensbedrohlichen Mächte dieser Welt hat Gott die Macht, neues Leben, frisches Gelingen und anderes Glück aus meinem Scheitern wachsen zu lassen. «Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein grosses Volk» (1. Mose 50,20). Joseph liefert seinen Brüdern keine Erklärung, nur die Erfahrung: Unser Scheitern aneinander hat Gott in den Weg verwandelt, auf dem er die zwölf Stämme ins Ziel liebt.

Ja, Gott hat die Macht, aber es ist nicht die selbstherrliche Macht eines Tyrannen, nicht die manipulierende Macht eines Computerprogramms und schon gar nicht die unwiderstehliche Macht der Naturgewalten. Es ist die personale Macht der Liebe, die nicht über uns hinwegfegt, sondern ihre

gescheitertVom gescheiterten Gott

13

heilvollen Ziele erreicht, indem sie durch uns hindurch-geht, unsere Wege mitgeht. Sie kommt durch unsere Schwachheit an ihr Ziel, durch unser Scheitern hindurch (2. Korinther 12,9).

Eine kleine Geschichte des Scheiterns GottesDas gelingende, glückselige und ewige Leben aller Krea turen in der Liebesgemeinschaft mit Gott, ist das grosse Ziel seiner Geschichte mit den Menschen. Dass diese Geschichte auch für Gott zu einem Drama wird, ist schnell erzählt.

Wo das Leben weder glückt noch gelingt, da ist Gott: «Ich bin bei ihm in der Not», heisst es in Psalm 91,15. Herz und Geist sind nur noch ein Scheiterhaufen? «Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind.» (Jesaja 57,15; ähnlich in Psalm 51,19). Fast schon atemberau-bend ist diese Variante von Jesaja 63,9: «In all ihrer Angst war ihm Angst.»

Es macht Gott zunehmend zu schaffen, dass sein Plan mit den Menschen immer wieder scheitert – und zwar an der Sünde der Menschen: «Mir hast du Arbeit ge-macht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten» (Jesaja 24,34).

Kopfschüttelnd und masslos enttäuscht steht Gott da angesichts der Tatsache, dass sein Volk den Bund mit ihm immer wieder bricht (Jeremia 3,6-20). Alle Versuche, das Scheitern des Bundes zu verhindern, führen nicht zu dem, was Gott gedacht hatte: «Und ich dachte, nachdem sie das alles getan, würden sie zu mir zurückkehren. Aber sie kehrten nicht zurück.» Ja, Gott selbst erklärt die Be-ziehung zu Israel für gescheitert und gibt dieser abtrün-nigen Frau den Scheidebrief (Jeremia 3,7-8).

Gott scheitert – und bereutRichtig dramatisch wird es dort, wo Gott das Scheitern seiner Geschichte mit den Menschen nicht mehr ver-hindern kann oder will. So stellt er den erbärmlichen Ist-Zustand seiner Menschen fest: «Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzen ist böse von Jugend auf» (1. Mose 6,5). Der Frust, der Zorn darüber, dass der Mensch die Heilsgeschichte zu einer Unheilsge-schichte macht, führt zu einer vernichtenden Einsicht. «Es gereute Gott, dass er die Menschen gemacht hat» (1. Mose 5,6). Nur Noah und seine Familie überleben die Flut.

Aber hier beginnt das Evangelium von der Reue Got-tes. Denn die liebende Hingabe Noahs bewegt Gott der-art, dass er seine erste Reue bereut. Nie wieder wird er der Menschheit so etwas antun. Das Zeichen dafür, den Regenbogen, den sehen die Menschen seitdem auf der Erde, während Gott ihn allezeit vor Augen hat, wenn er auf seinem Thron sitzt (Offenbarung 4,3).

Diese Fähigkeit, diese Beweglichkeit zur Reue ist es, was Israel am Leben hält. Wo Gott das Scheitern des Bundes nicht mehr verhindern will, da lässt er sich von Menschen wie Mose bewegen, das Volk nicht preiszuge-

ben, sondern in Gnade und Geduld, die Wüstenwege des Scheiterns mit-zugehen (2. Mose 32,7-14; 4. Mose 14,10-25). Ja, er nimmt das Wan-dern der Sünder in der Wüste auf sein Herz (5. Mose 2,7). Gerade so bleibt Gott sich selbst treu. Denn das hatte er Mose doch klargemacht: Ich bin Jahwe. Das heisst: Ich bin da, ich bin für dich da, mit einem Übermass an Barmherzigkeit, Gnade, Geduld und Treue – egal was geschieht (2. Mose 3,14; 34,6-8).

Und dann, als das Volk von sich aus nicht mehr umkehren, Gott da-her auch nicht mehr zur Reue bewe-gen kann, als das endgültige Ver-nichtungsurteil eigentlich schon feststeht, da zeigt Gott den tiefsten Grund für seine Reuefähigkeit: «Mein Herz kehrt sich in mir um, ganz und gar erregt ist all meine Reue. Nicht ausführen will ich die Glut meines Zornes, will nicht noch einmal Ephraim vernichten. Denn Gott bin ich und nicht ein Mensch, in deiner Mitte der Heilige; ich will nicht in Zornglut kommen» (Hosea 11,8-9).

Das ist der neue Bund, in dem Gott aus Liebe den Weg des Scheiterns auf sich nimmt. Der Sohn, Jesus Christus, beschreitet ihn – bis zum bitteren Ende. Tiefer kann man nicht scheitern, als in der Hölle zu enden. Genau dorthin geht er. Und hier fin-det auch die Geschichte von der Reue Gottes ihren Höhepunkt. Denn in dieser Geschichte gibt es eine Gruppe von Menschen, die nur die vernichtende Reue Gottes kennenge-lernt hat: die Menschen, die in der Sintflut starben. Es ist, als würde Gott seine wahre Reue ihnen gegen-über nachholen, wenn der Sohn in das Reich des Todes hinabsteigt, um denen, die zur Zeit Noahs ungehor-

sam waren, das Evangelium zu ver-kündigen (1. Petrus 3,18-20). Was für ein Gott!

Seit Golgatha gibt es keinen Weg des Scheiterns mehr, keinen Ort des Scheiterns, der gottlos ist. Seit der Auferweckung Christi von den Toten ist mein Scheitern noch lange nicht das Ende der Wege Gottes mit mir. Gott ist in der Lage und hat es be-wiesen, dass er mein Scheitern im-mer nochmal unterbieten und dann überbieten kann. Tiefer als das To-tenreich geht nicht, stärker als die Totenauferweckung geht auch nicht.

Gott scheitert mit mir – na und?Schön, Gott scheitert mit mir, an meiner Seite. Aber was habe ich heu-te von Gottes Scheitern, jetzt, wo ich es noch aushalten muss, wo noch kein anderes Glück in Sicht ist?

1. Es ändert meine Perspektive. Bisher habe ich Gott angeklagt: «Wa-rum hast du das Scheitern zugelas-sen?» Plötzlich merke ich, dass er auf der Seite der Gescheiterten steht.

2. Es entlastet mich. Ich kann mich mit meinem Scheitern an Gott wen-den: «Du hast das doch auch durch-gemacht, kannst du mir ein paar Tipps geben, wie das jetzt gelingt?» Geteiltes Leid ist halbes Leid. Geteil-tes Scheitern ist halbes Scheitern.

Besonders schön ist es, wenn Gott Gemeinschaften des Scheiterns stif-tet. Er schafft Orte und Beziehun-gen, da ist Scheitern erlaubt und wird konkret mitgetragen – in der Gemeinde oder an der Konferenz für geistliche Erneuerung (KGE).

3. Es setzt mich frei. Als Geschei-terter ist es mir gestattet, zu protes-tieren: «Ich bin nicht einverstan-den!» Weil Jesus am Kreuz auch protestiert hat: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlas-sen?» Und wenn schon der ewig ge-liebte Sohn bei seinem Vater dage-gen protestiert, dass er im Totenreich endet, um wie viel mehr darf ich dann mein Scheitern ansehen, Gott hinhalten, dazu stehen, meine Wut herauslassen, das Porzellan an die Wand knallen – an der Seite des Sohnes, des gescheiterten Gottes. //

«Seit Golgatha gibt es keinen Weg des Scheiterns, der gottlos

ist. Seit der Auferweckung Christi von den Toten ist mein Scheitern

noch lange nicht das Ende der Wege Gottes mit mir.»

Thema

14 CHRISCHONA 5/2012

gut umgehenDie Firma, in der Erich arbeitet, geht pleite. Lena, 20 Jahre alt, ist an einem hirntumor erkrankt. Die Ehe von Susann und Jürgen geht nach 30 Jahren auseinander. Joachim hat die Stelle als Abteilungsleiter nicht be-kommen. Lissy hat schon wieder eine Absage erhalten und kann ihre Ausbildung als Floristin nicht beginnen… Wir alle kennen Menschen, die an ihren Zielen, Plänen, Idealen, Lebenskonzepten scheitern. Wie können wir ihnen gut und hilfreich begegnen?

AnDrEA BAur

Wenn wir einer Person begegnen, die gerade eine Situa tion des Scheiterns durchlebt, fühlen wir uns oft ohnmächtig, ratlos, sprachlos. Diese Betroffenheit dür-fen wir mitteilen. Wir dürfen ihr sagen, dass es uns sehr leid tut, dass sie in diese Situation geraten ist. Und wir können fragen, was ihr helfen und gut tun würde. Aber was, wenn sie nicht sagen kann, was sie braucht oder was ihr in der Situation gut täte? In diesem Fall ist unsere Wahrnehmung gefordert, bevor wir konkrete Hilfe anbieten.

Wie man helfen kannBei einem Menschen, bei dem der Boden unter den Füssen ins Wanken gerät und nichts mehr ist, wie es war, kann der ganze Lebensrhythmus durcheinander kommen. Er sucht nach Halt, kann ihn aber oft nicht finden. Wie können wir ihm helfen, wieder Bodenkon-takt zu bekommen? Einige Anregungen dazu:

• SuchenSiedenpersönlichen KontaktundhaltenSieihnaufrecht.ZeigenSieechtes,ehrlichesInteresse.

•Ärztliche hilfekanneineMöglichkeit sein,auchUn-terstützungdurchMedikamentefüreinegewisseZeit.

• Helfen Sie, dass die betroffene Person einen Tages-rhythmus finden kann, indem sie gemeinsammit ihreinenTages-oderWochenplanaufstellen: festeMahl-zeiten, Dinge erledigen, Ruhephasen, Bewegung, Ta-gesabschluss.

• Ist finanzielle unterstützung oder Beratung oderjuristischer ratgefragt?VielleichtkönnenSieweiter-helfen, kennen Beratungsstellen oder Menschen imFreundeskreis oder in der Gemeinde, die beistehenkönnen.

• BrauchtdiePersonhilfe imAlltag fürWohnungoderHaus, imGartenoderbeiReparaturen,UnterstützungimHaushaltoderfürdieKinder?HelfenSieselbstoderorganisierenSieHilfe.

• MerktdiebetroffenePerson,dassihretwasguttut(z.B.einSpazierganganderfrischenLuft),dannbestätigenSiesiedarinundermutigenSiesie,diesweiterzutun.

•respektieren Sie die Entschei-dungen der betroffenen Person,auchwennSie nicht dahinter ste-hen können. Können wir dennwirklichwissen,wasfürdenAnde-rengutist?

• HelfenSiedabei,dassdiebetroffe-ne Person selbst wieder auf die Füssekommt.LassenSiesieaktivsein,nehmenSieihrnichtallesab.

• Beiallemistesimmerwiederwich-tig, die eigene Wahrnehmungvon der Situation zu überprüfen –fürsichundfürdenAnderen.Fra-gen Sie sich selbst, wie viel Nähenoch hilfreich ist, auch für Sie alsHelfenden.

Gott hat gesagt, dass er den Müden Nahe sein will und die zerbroche-nen Herzen heilen möchte. In der Fürbitte können wir die betreffende Person dem dreieinigen Gott anbe-fehlen, um sein Erbarmen bitten und mit seinem Eingreifen rechnen. Auch die Klage hat hier ihren Platz. Was wir nicht verstehen, dürfen wir vor Gott aussprechen.

Es kann die betreffende Person sehr unterstützen, wenn jemand da ist, der mit ihr zusammen auch das Nichtverstehen aushält. Es kann verletzend sein, wenn man zu schnell Erklärungen suchen und finden will. Oft braucht es einen langen Atem, bis eine Person, deren Leben aus den Fugen geraten ist, wieder Halt bekommt. Geben wir die Hoffnung nicht auf und lassen wir uns selbst von Gottes Barmher-zigkeit täglich neu beschenken. //

Zur PErSonAndrea Baur (Jahrgang 1952) ist Mitglied des Trägerkreises der Konferenz für geistliche Erneue-rung (KGE) und hat dort in die-sem Jahr ein Seminar zu dem Thema gehalten. Sie lebt mit ih-rem Mann in Mössingen in der Nähe von Tübingen.

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Gut mit Gescheiterten umgehen

gut umgehen

Inserat

Konferenz für geistliche Erneuerung (KGE)

Scheitern – ein Tabuthema. obwohl es im Leben allge-genwärtig ist. Die Konferenz für geistliche Erneuerung (KGE) stellte sich vom 28. Juli bis 4. August diesem Thema. rund 220 Teilnehmer erlebten eine ermutigen-de Woche: Denn bei Gott ist Scheitern erlaubt!

DietäglichenBibelstudiensindKernstückderKonferenz.Dr.AndreasLoosundChristinaBruderecknähertensichdemThemabehutsam,abermitTiefgang.EtwasvondengehaltvollenVorträgenhatdasChrischona-PanoramaaufdenvorigenSeitenaufgefangen.Die Vorträge und Predigten der KGE 2012 stehen im

Internetunterkge.chrischona.ch alsAudio-Datei zumHerunterladen bereit. Dort finden sich auch Bilder undweitereMeldungen vondieser ermutigendenunderfri-schenden Ferienwoche auf St. Chrischona. Klicken Siemalrein!

Scheitern erlaubt

Bitte Vormerken: DieKGE2013vom

27.Julibis3.August20

13beschäftigt

sichmit«denanderensechsT

agen

–SpiritualitätimAlltag».

Mehr unter:

kge.chrischona.org

«Alles in allem: eine körperlich, seelisch und geistlich anregende und fruchtbringende Woche! Deshalb für

mich: Nächstes Jahr wieder!»Paul Graf, Rämismühle

Ein sinnlicher höhepunkt bei der KGE 2012: der «Schoggiabend».

Befreiend: beim Porzellanwerfen das Scheitern symbolisch an der Wand zertrümmern.

Die Kirche wurde zum raum der Stille: Du kennst alle meine Tränen. Du sammelst sie in Deinen Krug. (Psalm 56,9)

Das Konferenzbild verändert sich von Tag zu Tag.

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Impuls

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Impuls

«Weisst du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie lau-fen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.» (Jesaja 40,28-31)

Der Religionsunterricht war zu Ende. Die grosse Pause

begann. Auf dem Flur wartete der Rektor. «Frau Guhl-

mann hat sich überraschend krank gemeldet. Ich

brauche kurzfristig eine Vertretung für die siebte Klas-

se.» «Für wann?» «Für sofort. Gleich nach der Pause.»

Eine unbekannte Klasse. Kein Thema, keine Vorberei-

tungen, kein Material und auf die Schnelle auch keine

Idee. Na ja.

Aber dann geht es viel besser als erwartet; das liegt an

Mirko.

Nach einer kurzen gegenseitigen Vorstellung sagt ir-

gendjemand, alle Leute hätten Probleme, eine etwas

sehr allgemeine Formulierung, aber alle sind über-

zeugt, dass das stimmt. 13-, 14-Jährige haben da be-

reits einiges an Erfahrungen aufzuweisen …

Mirko meldet sich: «Wenn man ein Problem hat,

braucht man eigentlich jemand, mit dem man reden

kann.» Und dann kommen ein paar Sätze, mit denen

hat Mirko wohl selbst nicht gerechnet; man kann ihm

beim Denken zusehen, wie da ein Gedanke aus dem

gerade gesagten herauswächst.

«Manche gehen zum Pfarrer, wenn sie einen brau-

chen, mit dem man reden kann. – Aber der braucht ja

eigentlich auch einen, mit dem er reden kann… Das

ist der Bischof …» – Mit den konfessionellen Unter-

schieden war Mirko nicht sehr vertraut, wer will es

ihm verdenken. – «Und der Bischof, der redet dann

mit dem Papst. Aber der Papst braucht ja auch einen.

Der redet dann mit Gott.» Kurze Pause, dann der ver-

blüffende Schlussgedanke: «Eigentlich müsste Gott oft

in Kur gehen.»

Nach der Stunde habe ich Mirko gesagt, dass er uns da

auf eine ganz besonders gute Spur gesetzt hat und ihn

gefragt, ob ich seine Worte bei Gelegenheit in einer

Predigt weitersagen kann oder in einem Artikel ver-

wenden darf. Er hat erst ein bisschen verwundert ge-

guckt, dann aber gern zugestimmt.

Mirko hatte bis dahin wohl noch nie etwas von Jesaja

40 gehört. Aber er zählt für mich zu den grossen Aus-

legern dieser Verse. Denn er hat uns bis an die Schwel-

le geführt, an der das grosse Staunen beginnt über

Gottes vitale Unermüdlichkeit, die Unermüdlichkeit,

von der wir leben können. //

Pfarrer Dr. Eckhard Hagedorn ist Dozent für Neues

Testament am Theologischen Seminar St. Chrischona.

Staunen über Gottes vitale Unermüdlichkeit

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Strom frei auf St. Chrischona

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Finanzen

Freude über eine Sommer-Überraschung

Walter Stauffacher

Der august war der spenden-stärkste Monat dieses Jahres: 351’000 franken durften wir entgegennehmen. Darin sind ein legat von 50’000 franken und eine Darlehensschenkung von 100’000 franken enthalten. ebenfalls 100’000 franken er-reichten uns durch viele einzel-spenden als reaktion auf die Spendenaktion für die ausbil-dung am theologischen Semi-nar. Wir sind sehr dankbar über dieses grossartige Geschenk mitten in der Sommerzeit.

Der rückstand auf das Budget hat sich durch die august-Spen-den auf 300’000 franken verrin-gert. Insgesamt haben wir von den budgetierten 3.8 Millionen franken aktuell 1.75 Millionen erhalten (siehe Grafik). Bis zum Jahresende fehlen uns somit noch über 2 Millionen franken. ein grosser Betrag für die ver-bleibenden vier Monate, der aber mit unterstützung der ganzen chrischona-familie getragen wer den kann. tragen Sie mit?

St. Chrischona

Spenden in anderer FormIn letzter Zeit bekamen wir auch wieder Spenden in form von Äpfeln, Kartoffeln und verschie-denem Gemüse. Darüber freuen wir uns sehr und bedanken uns als ganze Berggemeinschaft herzlich bei den landwirten und Gemüsegärtnern!

Budget 2013aktuell sind wir in allen Berei-chen mit der erstellung des Budgets für 2013 beschäftigt. Die herausforderung besteht darin, die voraussichtlichen er-träge (Spenden, Studienerträ-gen, ertrag Gästebetrieb und Mieten) richtig zu kalkulieren und mit den anfallenden Kosten in Balance zu bringen.

Wir sind sehr dankbar, wenn Sie uns im Gebet um die nötigen finanzen für dieses Jahr und um Weisheit für die Planung 2013 unterstützen! //

Walter Stauffacher ist Geschäftsführer der Pilgermission.

Spenden 2012Spendenstand Ende August:CHF 1.75 Millionen

Die Grafik zeigt, wie der aktuelle Spendenstand (grün) und der Bedarf an Spen-den (rot) von Monat zu Monat wachsen. Für das Jahr 2012 beträgt die Spendener-wartung der Pilgermission St. Chrischona 3.8 Mio Franken.

Die Solarmodule auf dem Dach des Konferenzzentrums St. Chrischona.

Stecker ein, Solarstrom fliesst:

Projektleiter Patrik Senn (links)

und Thomas Kubli, Inhaber der

Basler Baufirma Suncontract.

Die Solaranlagen auf St. chrischona stehen, der Strom fliesst. Mit dem symbolischen einstecken des Stromsteckers feierte die Pilgermission am 29. august den anschluss der neuen Photovoltaik-anlagen auf dem Dach des Konferenzzen-trums St. chrischona an das öffentliche Stromnetz.

Vor versammelter Mannschaft – Studenten, Mitarbeiter und Bewohner von St. chrischona – verkoppelte Projektleiter Patrik

Senn zusammen mit thomas Kubli, Inhaber der Basler Baufir-ma Suncontract, zwei Stromka-bel. Das war der symbolische Start der Solarstromproduktion auf St. chrischona.

Pro Jahr werden die Solaran-lagen auf dem Dach des Konfe-renzzentrums und der alten landwirtschaft rund 200’000 Kilowattstunden Strom produ-zieren. Das reicht, um etwa 40 einfamilienhäuser ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Das

Projekt konnte in wenigen Wo-chen Bauzeit realisiert werden, wobei auch Studenten des theologischen Seminars tat-kräftig mithalfen.

Weitere Informationen zum Solarstrom der Pilgermission St. chrischona unterwww.chrischona.org/photovoltaik

Inserate

Bern: Sonntag, 21. Oktober 2012Winterthur: Samstag, 27. Oktober 2012Events zusammen mit den Gästen aus Osteuropa

li fest 2012

www.lio.ch

www.brunnen-verlag.com

Markus Müller

Trends 2021 – Es wird anders werden!

Dieser Dreiklang ist wichtig: 1. Zusammenhänge verstehen. 2. Entwicklungen erahnen. 3. Trends erkennen. Klar ist eines: Selten war die Zukunft so offen wie nach zwölf Jahren des 21. Jahrhunderts. Je nach Prägung überwiegen bei uns Hoffnung, Unsicherheit, Bedenken, Skepsis oder Angst. Hier steigt der Autor ein. Er weiß: Mit dem «arabischen Frühling», den Wirkungen vom japanischen Atomunfall in Fukushima, dem nicht abbrechenden europäischen Finanzdebakel, dem Scheitern einzelner wichtiger Politiker und der amerikanischen Interessenverlagerung in den Pazifik sind unerwartet neue Themen auf die Tagesordnung gekommen. Neue Fragestellungen stehen im Raum. Christen wie Nichtchristen werden darauf Antworten geben müssen.

ca. 320 Seiten, Paperback, 13 x 20,5 cmca. € 14,99 (D), € 15,50 (A), CHF *22,80, *unverb. Preisempfehlung

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Europa mag scheitern. Wir mögen scheitern. Aber darin liegt auch eine große Chance!

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Hans Staub war von 1947-1967 der vierte Direktor der Pilgermis-sion St. Chrischona. Im Oktober erscheint im Brunnen Verlag Basel ein Buch über ihn. Der Autor: Markus Müller, ebenfalls ehemaliger Direktor der Pilgermission. Michael Gross sprach mit ihm über das Buch.

Chrischona-Panorama: Mar-kus Müller, was hat Sie dazu bewogen, ein Buch über Hans Staub zu veröffentlichen?Markus Müller: Wer die Zu-kunft will, muss um die Vergan-genheit wissen. Mir fiel im Laufe meines Dienstes bei der Pilger-mission auf, dass wir über die meisten Direktoren recht viel wissen, nicht aber über Hans Staub. Gleichzeitig merkte ich, dass jene Leute, die Hans Staub noch persönlich kannten, langsam weniger werden. So lag es auf der Hand, vor allem gemeinsam mit diesen Menschen etwas zu verfassen, das aufzeigt, wer Hans Staub war, was ihn bewegte und wofür er sich stark machte. Das Buch enthält also neben einigen wichtigen Reden, Briefen und Aufsätzen des damaligen Direktors eine Reihe persönlicher Erfahrungsberichte, nicht zuletzt auch von dessen Tochter Doris und dessen Sohn Hans.

Was für ein Typ Mensch war Hans Staub?Markus Müller: Wenn Spittler der Pionier, Rappard der Evangelist, Veiel der Hüter und Mehrer des Vätererbes war, so war Staub wohl der Beter. Als Mensch, verankert im Gebet, war Hans Staub umsich-tiger, väterlicher Berater und in vielen Fällen gar der einfühlsame und anteilnehmende Freund. Kaum ein Lehrer, kaum ein Student und kaum ein Mitarbeiter unterlässt es, Hans Staub als einen tief seel-sorgerlichen Menschen im Amt des Direktors zu charakterisieren.

«Das Geheimnis eines fruchtbaren Dienstes» steht im Unterti-tel des Buches. Was war Staubs Geheimnis?Markus Müller: «Wir müssen uns immer tiefer in das Wort Gottes hineinlesen, hineinbeten, hineindenken, hineinleben – das ist das Geheimnis eines fruchtbaren Dienstes». Mit diesem Satz gibt Hans Staub die Antwort. Die Liebe zum Wort Gottes hatte unweigerlich die tiefe Verwurzelung im Gebet und eine kaum beschreibbare Lie-be zu den einzelnen Menschen zur Folge. Hans Staub war Direktor und Bruder, im wahrsten Sinne «Bruder Direktor».

Was hat uns Hans Staub heute noch zu sagen?Markus Müller: Er rang in seinem Leitungsamt unermüdlich nach der Innensicht der Dinge. Weniges hat ihn so sehr geärgert, wie Oberflächlichkeit, der Glaube an die Machbarkeit und der verdäch-tige Glanz eigenen Könnens. Gute Führung war Führung aus einer Herzensschau – von Gott und der Beauftragung von Menschen und Institutionen her.

Brunnen Verlag Basel

«Bruder Direktor»

DirektorenDIe DIrektOren Der PIlGerMISSIOn1840-1867 Christian Friedrich Spittler1868-1909 Carl Heinrich Rappard1909-1947 Friedrich Veiel1947-1967 Hans Staub1967-1991 Edgar Schmid1991-2001 Karl Albietz2001-2012 Markus MüllerSeit 2012 René Winkler

Dr. Markus Müller war von 2001-2012 Direktor der Pilgermission St. Chrischona. Seit April 2012 ist er Heimpfarrer in der Heim-stätte Rämismühle.

Wie ist Hans Staub denHerausforderungen seiner Zeit begegnet?Markus Müller: Es war die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg mit allem, was damit seelsorgerlich, gemeindlich, kirchlich, gesell-schaftlich und politisch zusammenhing. Er leistete nach den Kriegswirren insbesondere einen elementaren Beitrag zu einem guten Einvernehmen mit der politischen Gemeinde Bettingen. Hans Staub hat viele starke Akzente gesetzt: Mit dem Start der jährlichen und bis heute stattfindenden Heiligungskonferenz (heute als Kon-ferenz für geistliche Erneuerung KGE), durch den starken Ausbau der Frauenbibelschule, im Rahmen der Feierlichkeiten rund um das 125-Jahr-Jubiläum und im Zusammenhang mit der Übernahme der Chrischonakirche in den Besitz der Pilgermission. In allem legte er wesentliche Grundsteine für die Blütezeit der Pilgermission in den 1970er und 1980er Jahren. «Betend führen» war das bewährte Mot-to und Leitmotiv, nach dem Hans Staub dachte und handelte. //

Markus Müller: Hans Staub: Betend führen128 Seiten, TaschenbuchCHF 13.95 / € [D] 8.99 / € [A] 9.30ISBN: 978-3-7655-4178-0 Brunnen Verlag Basel

19

literatur

Konferenzzentrum St. Chrischona ist top!

Chrischona-Panorama: Wie haben Sie es in die Top 10 der beliebtesten Tagungszentren der Schweiz geschafft?Luc Decrauzat: Wir haben ein schönes und modernes Konfe-renzzentrum in Top-Lage und wunderschöner Umgebung, dazu motivierte und flexible Mitarbeiter. Veranstalter von Konferenzen, Tagungen und Se-minaren haben uns bei der Wahl gute Noten gegeben. Ganz of-fensichtlich hat sie unser Ange-bot überzeugt. Das freut mich sehr.

Was unterscheidet das Konfe-renzzentrum St. Chrischona von anderen Tagungszent-ren?Luc Decrauzat: Wir sind ein Teil des grossen Verbandes der Pilgermission. Einerseits ermög-lichen wir Veranstaltungen und führen diese gewinnbringend durch. Andererseits dienen wir der Pilgermission und den Be-dürfnissen des Verbands. Immer wieder müssen wir unsere Ziele mit den Verbandszielen abstim-men. Dies erfordert Umsicht und Kompromissbereitschaft.

Über 1’000 Seminarhotels und Tagungszentren gibt es in der Schweiz, und das Konferenzzentrum St. Chrischona zählt zu den beliebtesten. Das ist das Ergebnis der Wahl 2012 der besten Schweizer Seminarhotels und Tagungszentren vom unabhängigen Zürcher Fachverlag SPEKTRAmedia. Das Konferenzzentrum erreicht den 5. Platz unter den Tagungszentren. Wir sprachen über diesen Erfolg mit Luc Decrauzat, dem Leiter des Konferenzzentrums St. Chrischona.

St. Chrischona

Zudem sind wir ein Teil der Ausbildungs-Philosophie am Theologischen Seminar St. Chrischona: gemeinsam leben, lernen und arbeiten. Viele Stu-denten arbeiten bei uns mit. Sie lernen fürs Leben und können einen Teil ihres Studiums da-durch mitfinanzieren.

Was leistet das Konferenzzen-trum für den Verband der Pilgermission?Luc Decrauzat: Seminarräu-me und Hörsäle des Theologi-schen Seminars befinden sich

im Konferenzzentrum. Ausser-dem ermöglichen wir die Anläs-se der Pilgermission und ihrer Bereiche. Es ist auch unser Auf-trag, die Infrastruktur und Ge-bäude auf St. Chrischona zu pflegen und zu unterhalten und nach Möglichkeit extern weiter zu vermieten. //

KonferenzKonferenzzentrum St. Chrischona

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Freut sich über den Platz in der Top 10 der beliebtesten Tagungszentren der Schweiz: Luc Decrauzat, Leiter des Konferenzzent-rums St. Chrischona.

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22 CHRISCHONA 5/2012

Deutschland

Wachse über dich hinausDer Christustag ist Familientreffen, Kinderfest und das Begeg-nungs-Highlight der Chrischona-Gemeinden in Hessen. Im August traf man sich in der Dauphtetaler Hinterlandhalle. Mit mitreissenden Posaunenklängen, wirbelnder Action und Überra-schungsgästen aus Skandinavien.

GÜnTHER KRESS

Mit einfühlsamen Liedern und entspannter Gitarrenmusik kann man Klaus Göttler erleben, Jahrgang 1966 aus Wuppertal und Pra-xisdozent an der dortigen Evangelistenschule. Die rund 2000 Besu-cher des Christustag erleben ihn anders. Herzlich begrüsst durch das Christustag-Moderatorenteam Tabea und Wieland Müller, geht es dem langjährigen EC-Jugendreferenten diesmal um «die Frömmsten der Frommen aus den Gemeinsten der Gemeinden» (so ein humorvolles Anspiel, mit dem Mitglieder der Gemeinde in Mar-burg auf das Thema des Christustags einstimmen).

Mehr als ein Fan-Club«Wir lieben die Starken und wir lieben die Stärken. Jeder von uns ist anfällig für Ruhm und Stolz», lenkt Klaus Göttler den Blick seiner Zuhörer auf die urchristliche Gemeinde in Korinth und zeigt, dass es schon damals die Suche nach dem «Superstar» gab. Und fromme Fan-Clubs, die für ihren Kandidaten Stimmung machten: für den jüdischen Frontmann Petrus oder den herausragenden Theologen Paulus. «Aber die Gemeinde Jesu ist kein Ort frommer Leistungs-Shows», zieht Klaus Göttler die Linien in unsere Gegenwart, «auch kein Spielplatz zum Austoben individueller Vorstellungen von einem christlichen Leben. Sondern Gemeinde ist eine Baustelle Gottes.»

Gott ist Architekt, Bauherr, Vorarbeiter und Lieferant des Bauma-terials auf seiner Baustelle. Er fordert uns heraus zu Gedanken und Dingen, die wir nicht gedacht, uns nicht zugetraut hätten. Nicht wir, sondern er ist es, der uns voranbringt. «Deshalb lasst uns als Bau-arbeiter auf den Bau gehen und entdecken, wie wir als Gemeinden in der Kraft Gottes über uns hinauswachsen können», appelliert Klaus Göttler an seine Zuhörer. Und freut sich: «Die Bauabnahme können wir getrost Gott selbst überlassen!»

Wikinger im Hinterland«Kann man dieses Video auch kaufen?» Im eigens für kleinste Besu-cher des Christustag eingerichteten Mutter-Kind-Raum verfolgt ein Catering-Mitarbeiter den Film auf dem grossen Übertragungsmoni-tor. Und kann fast nicht glauben, dass die Akteure der Handlung nur wenige Meter entfernt live zu sehen sind. Mit «Hey hey Wicki» hatten die Mitglieder des CGW-Posaunendienstes wenige Minuten zuvor zu einem witzigen Familiengottesdienst unter der Regie der Stadt-mission Gießen übergeleitet. Das Thema: «Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig». Hauptakteure: Der ängstliche Snor-re, der starke Giselgar und eine Truppe bärbeissiger Wikinger auf hoher See. «Egal ob ich ein Schwächling bin oder ein Held, wichtig ist nur, dass ich mich von Gott gebrauchen lasse», sagt Snorre am Schluss des Nachmittags. Und un-terstreicht noch einmal das Thema des Tages: «Mit Gott kann ich über mich selbst hinauswachsen!» //

Gemeinde

Moderator Wieland Müller (links), Vorsitzender des Chrischona-Gemeinschaftswerks Deutschland (CGW), im Gespräch mit Referent Klaus Göttler.

Vom Ferienchalet am Davosersee zum 3-Sterne Hotel

Durch die umfassende Renovation und Erweiterung - und den gezielten Verbesserungen der Räumlichkeiten und der Infrastruktur - erfüllen wir nun mit dem Hotel Seebüel die Kriterien einer Aufnahme in die Mittelklasse-Hotel-Kategorie.

Angefangen hat alles im Jahre 1935. Oberhalb des Davosersees wurde dazumal ein einfaches, aber geräumiges Ferienchalet errichtet. Entsprechend den Bedürfnissen der Gäste wurde stets fleissig ausgebaut und das Seebüel hat sich immer weiterentwickelt.

Das Hotel Seebüel verfügt nun über 38 Zimmer und Suiten alle mit Dusche/WC und es können bis zu 111 Personen beherbergt werden. Der Komfort ist gehoben und die wichtigsten Kriterien sind erfüllt. Einen Fernseher auf dem Zimmer werden wir aber auch in Zukunft nicht anbieten. Dafür gibt es leistungsfähiges WLAN und ist kostenlos.

Ein Unternehmen der

Deutschland

Kinderarbeit auf dem HolzwegMit dem Projekt «Woody Town» beleben saarländische Stadt-missionen ihr Kinderangebot.

MARKuS DöRR

Ein Hochhaus, eine Burg oder eine Kathedrale errichten: Wer wollte nicht schon einmal ein Baumeister sein? Die Evangelischen Stadt-missionen Püttlingen und Saarbrücken im Saarland haben während der Ferienzeit diesen Architektentraum für gross und klein Wirk-lichkeit werden lassen – mit «Woody town». Die 40.000 dafür benö-tigten Holzklötzchen stellte der ECJA zur Verfügung, der Jugend-verband der deutschen Chrischona-Gemeinden. «Woody Town» soll auch der Startschuss für eine neue Kinderarbeit in den saarländi-schen Gemeinden werden.

Von «Woody Town» in den «Rock-Solid-Club»In Püttlingen bauten am 6. und 7. August täglich bis zu 30 Kinder und auch manche Erwachsene an der Stadt aus Holz mit. Jürgen Köppel, Gemeinschaftspastor der Evangelischen Stadtmission Püttlingen, zeigte sich begeistert, wie gut die Aktion ankam: «Das motiviert uns, auch weiterhin gute Angebote für die Jugendlichen der Stadt Püttlin-

Die kleinen und grossen Baumeister in der Evangelischen Stadtmission Püttlingen.

gen anzubieten.» Konkret ging es mit dem Neustart des «Rock-Solid-Clubs» am 28. August im Gemeindezentrum der Stadtmission weiter. Kinder, die durch «Woody Town» einen guten ersten Eindruck gewon-nen haben, werden jetzt in die regelmässig stattfindende Kinderarbeit eingeladen. Insofern ist «Woody Town» ein evangelistisches Projekt.

Auch die Evangelische Stadtmission in Saarbrücken hat die Bau-klotzaktion veranstaltet und damit viele Kinder begeistert. Ihr Ge-meinschaftspastor Dieter Jähne erhofft sich nun, dass das Auftakt für eine neue christliche Jungschargruppe ist.

Stefan Kaiser, Kinder- und Jungscharreferent im ECJA, hat schon in über 15 Gemeinschaften das evangelistische Projekt durchgeführt und empfiehlt es weiter: «Wenn ich mit ‘Woody Town’ unterwegs bin, erzähle ich biblische Geschichten, in denen es um Bauklötze geht – etwa der Turmbau zu Babel. Die jungen Baumeister können ganz praktisch erfahren, was Bauklötze mit der Bibel zu tun haben. Das spricht auch viele Kinder ausserhalb der Gemeinden an.» //

Internet: www.ecja.de

Inserat

Gemeinde

24 CHRISCHONA 5/2012

Schweiz

Bekenntnis zur Mehrsprachigkeit

Wie Pädagogik zum Erlebnis wird Ein Erfahrungsbericht von Christian Stricker:

Der Vorstand der Chrischona-Gemeinden Schweiz hat sich vier Tage Zeit für eine Retraite (Einkehrtage) im Tessin genommen. Der Besuch war auch ein Bekenntnis zur Mehrsprachigkeit und Multikulturalität des Vereins Chrischona-Gemeinden Schweiz. Gemeinsam und unabhängig von Sprache und Kulturgrenzen, wollen wir die Schweiz für Jesus erreichen. Daran werden uns weder «Rösti-Graben» noch Gotthard hindern!

PETER GLooR

Ein wichtiger Teil der Retraite war das Treffen mit den Pastoren der Tessiner Gemeinden. Der Austausch mit Marco Zollinger (Mendrisio), Antonio Peretta (Giubiasco) und Daniele Scarabel (Locarno) war für die Vorstandsmitglieder eine Bereicherung und für die Pastoren eine Ermutigung. Die Arbeit im Tessin hat sich in den vergangenen Jahr-zehnten verändert. Waren es früher deutschsprachige Stadtmissionen,

Es ist stockdunkle Nacht, kurz vor vier Uhr, Donnerstag, der 16. August 2012. Vom Frauen-Biwak kommt mir Angelika entgegen, nicht uner-wartet. Dass es regnet, lässt uns kalt. Dass der Wind aber nicht nur auffrischt hier am Rande des Graubodens im Jura auf knapp 1100 Metern über Meer, sondern auch noch seine Richtung radikal ändert, damit haben wir nicht gerechnet. Schnell setzen wir die ausgerissenen Heringe, die das Zelt im Boden verankern, erneut an ihre Plätze. Bei den Frauen kehrt wieder Ruhe ein. Unter der grossen Plane wärme ich mich am Feuer etwas auf. Ich bin froh, dass wir am Abend mit grossen Holzbrocken die Glut auf Stunden hinaus gesichert haben. Kurz dar-auf kuschele ich mich wieder in den wohlig warmen Schlafsack.

Teamfähigkeit ist gefragtIm ersten Unterrichts-Modul «Erlebnispädagogik», das ich im Rahmen der summer school am Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc) durchführe, ist das Wetter lange nicht das Spannendste. Mit manchem habe ich am Anfang nur ansatzweise gerechnet. Sieben Personen

Von Links: Eveline Hedinger (Vorstand), Anette und Erich Forster (Vorstand), Samuel und Annekäthi Burkhardt (Vorstand), Sandy und Samuel Kern (Präsident Vorstand), Daniele Scarabel (Pastore Locarno), Peter und Martina Gloor (Leiter Gemeinden Schweiz, Vorstand). Auf dem Foto fehlen die Vorstandsmitglieder Ralf oberli und Johann Alberts.

haben sich auf das einwöchige Modul eingelassen. Jungscharlei-ter, Erzieherinnen und Theologie-studenten aus der Schweiz und Deutschland. Bereits in den ers-ten beiden Theorietagen fliessen praktische Übungen ein. Vertraut-heit und Offenheit steigen beein-druckend schnell.

Bald ist klar: Die Gruppe will ihre Teamfähigkeit im prakti-schen Teil reflektieren und entwi-ckeln. Um das zu erreichen, ma-chen wir eine dreitägige Tour in den Jura. Am ersten Tag lassen wir uns Zeit, nehmen uns die nötigen Pausen. Das Verlassen der ge-wohnten Komfortzone löst bei den Teilnehmern etwas aus. Bei man-chen tauchen Themen auf, die sie seit längerem beschäftigen. Team-fähigkeit ist jetzt nicht nur beim Kochen und bei gezielten Übungen gefragt, sondern auch im sorgfältigen, feinfühligen Miteinander. Plötzlich geht es um mehr, als die «Phasen einer Übung», «Ansätze in der Erlebnispädagogik», die «Rolle des Trainers», «Aspekte der Si-cherheit» und «Reflektions-Möglichkeiten».

Mehr als Action in der naturErlebnispädagogik ist mehr als erlebnisorientiertes Handeln. Es geht nicht um ein bisschen Action draussen in der Natur. Erlebnispädago-gik im christlichen Umfeld bietet viele Möglichkeiten, um aufeinander und auf Gott zu hören, um konkrete Schritte zu erkennen und zu er-lernen für den Alltag. Vom 4. bis 8. März 2013 findet wieder eine Wo-che «Einführung Erlebnispädagogik» statt – offen für jedermann. //

Christian Stricker (45), selbst Absolvent des Theologischen Seminars St. Chrisch-ona, ist Pastor in der Chrischona-Gemeinde Amriswil, Lehrer und Erlebnispädago-ge. Internet: www.terraincognita.li

so sind es heute italienischsprachige Chrischona-Gemeinden, in de-nen immer mehr Tessiner zum Glauben kommen. Dieser Kulturwech-sel ist eine grosse Herausforderung. Nicht jede Gemeinde steht am gleichen Punkt dieser Entwicklung, aber die Marschrichtung ist klar. //

Dr. Peter Gloor ist Leiter der Chrischona-Gemeinden Schweiz.

Gemeinde

25

der Evangelischen Stadtmission in Kapstadt schreiben die Schü-ler der Deutschen Schule jedes Jahr ihre Abschlussprüfungen. Mein Pastorenkollege Heinrich Weidmann aus Kapstadt begeg-net häufig Menschen, die ihm erzählen: «In Ihrer Kirche habe

ich meine Abschlussprüfungen geschrieben.»

Genial – es gibt bereits Ge-meinden, deren Gottesdiensträu-me sich unter der Woche nicht langweilen müssen. Wie wäre es, ich würde in meiner Gemeinde so ein Projekt wagen? //

Inserat

Südafrika

Die Langeweile der Gemeinderäume Gedanken eines Südafrikaners auf Reisen in Deutschland.

MARTIn SToBWASSER

Längere Zeit verfolgt mich ein Gedanke: Warum gibt es so viele Gemeindezentren und Kirchengebäude, die gelang-weilt unter der Woche herum-stehen? Keine faszinierenden Menschen, die ein- und ausge-hen – höchstens einmal der Kir-chendiener oder der Putzdienst, der in Eile mit dem Besen hin-durch fliegt, nebenbei vielleicht noch Selbstgespräche führend. Diese Gedanken verfolgen mich während meines Reisedienstes von April bis Juli 2012 durch Deutschland.

Wie sieht es bei mir aus?Aber eigentlich kann ich nicht nur mit meinem Zeigefinger auf meine Mitchristen in Deutsch-land zeigen. Schliesslich zeigen drei Finger auf mich zurück: Wie sieht das eigentlich in meinem Geburtsland Südafrika aus? Wie sieht es unter der Woche in Megakirchen mit 7000 Sitzplät-zen aus – oder in meinem eige-nen Kirchenschiff der Evangeli-schen Stadtmission Pretoria mit ihren möglichen 200 Sitzplät-zen? Können wir die Gottes-diensträume während der Wo-che nicht noch anders verwenden?

Im Internet begegnet mir bei Facebook ein Verweis zu Bono, dem Sänger der irischen Pop-gruppe «U2». Er formuliert ei-gentlich eine geniale Idee: «Bitte öffnet die Türen eurer Gemein-den und macht sie zu Kliniken …». Der Gedanke trifft mich an einem Jahre alten, wunden Punkt: Was wäre, wenn unter der Woche Menschen in unse-rem Gemeindezentrum Hilfe für Aids finden würden, oder wenn die nicht betreuten Kinder der

männer Tag 2012

17. November 2012 in Trimbach (bei Olten)

Einer für Alle – Alle für EinenGenerationen

www.maennerforum.ch

arbeitenden Eltern Unterkunft fänden?

Es gibt sie dochIch erinnere mich an den Pastor einer Kirche in Somerset West, einer Küstenstadt bei Kapstadt. 2009 erschütterte Südafrika vier Wochen lang eine Welle der Ge-walt und Fremdenfeindlichkeit gegenüber Ausländern aus an-deren afrikanischen Ländern. Viele Südafrikaner befürchteten den Verlust ihrer Arbeitsplätze. Während dieser Wochen brachte der Pastor Ausländer in den Got-tesdiensträumen unter. Die Ge-meinde versorgte sie. Es gibt sie also doch: Gemeinden, die es wagen, ihre Räume nicht verein-samen zu lassen.

Im Januar dieses Jahres be-gegnete mir ein Pastor einer Lu-therischen Kirche aus dem Grossraum Johannesburg, die während der Woche eine Schule in ihrem Gottesdienstraum un-terbringt. Und in den Räumen

ZuR PERSonMartin Stobwasser ist Pastor der Evangelischen Stadtmission in Pretoria, Südafrika. Die Evangelischen Stadtmissionen im Südli-chen Afrika (ESSA) mit zwei Gemeinden in Namibia und fünf Ge-meinden in Südafrika gehören zum Chrischona-Gemeinschafts-werk Deutschland (CGW). www.stadtmission.org.za

Gemeinde

29

D-Neunkirchen: 3. Dez.: Elisabeth LangCH-Schaffhausen: 9. Nov.: Lisel Wicki 28. Nov.: Ruedi MäderCH-Winterthur: 27. Okt.: Elsy SchalcherCH-Zürich: 1. Okt.: Vreni Bürgi

101. GeburtstagD-Bergstrasse: 22. Nov.: Maria Arnold

HochzeitenCH-Beringen: 1. Sept.: Jar und Dominik VögeliCH-Weinfelden: 15. Sept.: Stephanie und Nicolas Eschmann

Todesfälle17. März: Werner Keller (93), CH-Brugg, tsc-Absolvent 194425. Juli: Lotti König (103), CH-Basel, tsc-Absolventin 193229. Juli: Margrit Deutsch (91), CH-Brugg, Witwe von Paul Deutsch, tsc-Absolvent 194030. Juli: Marika (Maria Erika) Müller (95), CH-Gonten-schwil, Frau von Hermann Müller, tsc-Absolvent 19468. Aug.: Günter Ulbrich, (82), D-Demmin, tsc-Absolvent 1954

Gemeinde

Menschen in unseren Gemeinden

InseratGeburtenCH-Bauma: 6. Aug.: Christian BrunnerCH-Lenzburg: 12. Juli: Josua Leuenberger 23. Aug.: Jarina KernD-Neunkirchen: 9. Aug.: David SchrammCH-Rebstein: 21. Juni: Jaron Noah HunzikerCH-Reinach: 14. Juni: Lars Kito WälchliCH-Romanshorn: 7. Aug.: Timea LehmannCH-Schaffhausen: 2. Aug.: Louis Eric SchaadCH-Schleitheim: 26. Juli: Céline VögeliCH-Schöftland-Rued: 23. Aug.: Lena EichenbergerCH-Weinfelden: 10. Juli: Céline Dürr

Zu Geburt, Geburtstag und Hochzeit gratulieren wir recht herzlich mit Jesaja 40,41:

«Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.»

18. GeburtstagCH-Bauma: 7. Okt.: Sharon Keller 27. Okt.: Melissa KuratleCH-Brunnadern-Neckertal: 21. Okt.: Dominik BürgeD-Friedberg: 25. Okt.: Onno Block 28. Okt.: Micha Fiedler CH-Hallau: 19. Okt.: Manuela Schnetzler CH-Muttenz: 11. Sept.: Letizia SabatinoD-Neunkichen: 14. Okt.: Anna GabrielCH-Schaffhausen: 19. Okt.: Christian BrämD-Sontheim a.d. Brenz: 13. Okt.: Jonathan MackCH-Weinfelden: 22. Okt.: Désirée Burkhard 8. Nov.: Melanie ReberCH-Winterthur: 30. Okt.: Denise HuberCH-Zürich: 6. Okt.: Marius Knecht 21. Okt.: Daniela Goode

80. GeburtstagD-Bergstrasse: 9. Okt.: Johannes KellerCH-Beringen: 6. Nov.: Marie EgliD-Butzbach: 14. Okt.: Inge JeckelD-Friedberg: 22. Nov.: Helmtrud EuserCH-Kirchleerau-Reitnau: 8. Nov.: Helen LeuppiD-Ottweiler: 4. Okt.: Elisabeth ReidenbachCH-Wila: 25. Okt.: Irma Keller 30. Okt.: Werner GiesenhagenCH-Ziefen: 25. Nov.: Willi BuserCH-Zürich: 8. Nov.: Katrin Held

90. GeburtstagD-Bergstrasse: 16. Okt.: Elisabeth DingeldeyD-Eichstetten: 3. Okt.: Adolf DingerCH-Gränichen: 25. Nov.: Jakob Bohli

AdressänderungenAdressänderungen betreffen Absolventen des Theo logischen Seminars St. Chri schona und Mitarbeiter der Pilgermission. Wir sind dankbar, wenn Sie uns Änderungen Ihrer Adresse und E-Mail mitteilen. Bitte senden Sie diese an: [email protected]

Ernst und Sonya Diggelmann OMF International 5200 Calapan City PhilippinenJean-Georges Kanmacher 2, rue du cimetière 67160 Drachenbronn- Birlenbach Frankreich

Inserat

30

St. Chrischona

CHRISCHONA 5/201230 CHRISCHONA 5/2012

PilgermissionPilgermiSSion St. ChriSChona

Die Pilgermission St. Chrischona ist ein internationaler christlicher Verband mit Sitz in Bettingen bei Basel. Zum Verband gehören • das Chrischona-Gemeinschaftswerk Deutschland

(CGW) inklusive der Evangelischen Stadtmissionen im Südlichen Afrika (ESSA), der Literaturarbeit Brunnen Verlag Giessen / ALPHA Buchhandlung, dem Logistikzentrum ChrisMedia und der Chrischo-na Service-Gesellschaft,

• die Chrischona-Gemeinden Schweiz, • der französische Gemeindeverband Vision-France, • die Arbeitsgemeinschaft für das messianische

Zeugnis an Israel (amzi), • die Schwesternschaft des Diakonissen Mutterhau-

ses St. Chrischona (DMH) und • die Literaturarbeit Brunnen Verlag Basel / Bibelpa-

norama. Die rund 200 Chrischona-Gemeinden evangelisch-lan-deskirchlicher und freikirchlicher Prägung werden der-zeit von etwa 20’000 Menschen besucht.

Kernauftrag der Pilgermission St. Chrischona ist die Bildungsarbeit am theologischen Seminar. Derzeit sind auf Chrischona über 130 Studierende eingeschrie-ben. Sie studieren entweder Theologie oder Gemeinde- pädagogik oder besuchen den Jahreskurs. Die Bache-lor-Abschlüsse sind von der Middlesex University in London (GB) validiert. Unsere Absolventen arbeiten in den unterschiedlichsten kirchlichen und freikirchlichen Werken und in der weltweiten Mission.

Das Konferenzzentrum St. Chrischona zieht jährlich rund zehntausend Gäste zu Seminaren, Konferenzen oder Tagungen an. Zusammen mit vielen weiteren Be-suchern lassen sie sich auf dem höchsten Punkt des Kantons Basel-Stadt durch die Ruhe und Aussicht ins-pirieren.

adreSSen

herausgeberPilgermission St. ChrischonaChrischonarain 200CH-4126 BettingenTel. +41 (0)61 64 64 111Fax +41 (0)61 64 64 277E-Mail: [email protected]: www.chrischona.org

Theologisches Seminar St. ChrischonaChrischonarain 200, CH-4126 BettingenTel. +41 (0)61 64 64 426E-Mail: [email protected]: http://tsc.chrischona.ch

SchweizGeschäftsstelle Chrischona-Gemeinden SchweizHauentalstrasse 138, Postfach 3,CH-8200 SchaffhausenTel. +41 (0)52 630 20 70Fax +41 (0)52 630 20 79E-Mail: [email protected]: www.chrischona.ch

deutschland, luxemburg, Südafrika, namibiaChrischona-Gemeinschaftswerk e.V.Gottlieb-Daimler-Strasse 22D-35390 GiessenTel. +49 (0)641 60 59 200Fax +49 (0)641 60 59 210E-Mail: [email protected]: www.chrischona.deHomepage: www.chrischona.co.za

FrankreichVision-FranceUne Union d’Églises Protestantes Évangéliques13, rue Xavier MarnierF-25000 BexançonTel. +33 (0)3 81 50 46 64E-Mail: [email protected]: www.visionfrance.net

reiSendresden, FeWos und Ponyhof, Fam. Nicolaus Tel. +49 (0)351 322 60 01www.ponyonline.de

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4/12CHRISCHONA

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Unser Umgang mit FinanzenSerie geht weiter mit sechstem Grundsatz: Rechenschaft und Transparenz | Seite 17

Schmuck statt Asche Visionstexte der Pilgermission inspirierten zu einer interaktiven Ausstellung in einer Chrischona-Gemeinde | Seite 16

Wechsel bei Brunnen BaselDr. Dominik Klenk übernimmt Mitte Oktober die Geschäftsführung des Brunnen Verlags Basel | Seite 24

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Wachsende Leidenschaft

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mit Direktor René Winkler | Seite 6

Konferenzzentrum ist top

Zu den zehn beliebtesten Tagungszentren

in der Schweiz wurde das Konferenzzent-

rum St. Chrischona gewählt | Seite 20

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Glück l i c he K i nde rDiaconia-Monatskalender 201324 Seiten; gefalzt A4 quer, offen A3 hochsolange Vorrat Diaconia Internationale HilfeFeldstrasse 9, 5712, Beinwil am SeeTel.: 062 771 05 50, Fax: 062 771 45 03,E-Mail: [email protected], www.diaconia.org

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«Ich tauchte wieder auf und fand mich in der Liebe wieder. In Jesus selbst aufgehoben mit allem.»sagt Christina Brudereck auf Seite 11

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aufgetaucht

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