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PANORAMA DES BAROCK 12. September 2021, 18.00 Uhr, eater Hagen, Großes Haus Sonderkonzert

PANORAMA DES BAROCK

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PANORAMA DES BAROCK12. September 2021, 18.00 Uhr, Theater Hagen, Großes HausSonderkonzert

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Panorama des Barock12. September 2021, 18.00 Uhr, Theater Hagen, Großes Haus

Johann Sebastian Bach (1685-1750)Ouvertüre aus der Orchestersuite Nr. 1 BWV 1066

Antonio Vivaldi (1678-1741)Konzert für Blockflöte und Orchester C-Dur op. 44/11 RV 443I. AllegroII. LargoIII. Allegro

Georg Philipp Telemann (1681-1767)Alster-Suite (Auszüge) TWV 55:F11I. Ouverture (Grave / Allegro)II. Die canonierende PallasV. Der Schwanen GesangVII. Die concertierenden Frösche und KrähenIX. Der Schäffer und Nymphen eilfertiger Abzug

PAUSE

Johann Christian Bach (1735-1782)Ouvertüre zu der Oper Il tutore e la pupillaI. Allegro assaiII. AndanteIII. Presto

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Giuseppe Sammartini (1695-1750)Concerto für Sopranblockflöte und Streicher F-DurI. AllegroII. SicilianoIII. Allegro assai

Carl Stamitz (1745-1801)Sinfonie d-Moll op. 15I. PrestoII. AndanteIII. Prestissimo

Blockflöten: Stefan TemminghLeitung: Werner Ehrhardt

Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Hagen: Henry Kreuter, Ilzoo Park, Ingrid Kletke, Rosalind Oppelcz, Marco Frisch, Lucjan Mikolajczyk, Yutaka Shimoda (Violine 1); Evgeny Selitsky, Magdalena Rozanska, Katharina Eckert, Ines Collmer, Barbara Wanner (Violine 2); Ursina Staub, Michael Lauxmann, Olga Adams-Rovner, Axel Kühne (Viola); Yan Vaigot, Kerstin Warwel, Katrin Geelvink (Violoncello); Grzegorz Jandulski, Andreas Jannasch (Kontrabass); Fanny Kloevekorn, Almut Jungmann (Oboe); Mario Krause (Fagott); Kathrin Sasz, Martin Theusner, Rosa Schell, Ermir Qirici (Horn); Edeltraud Nörenberg, Jan Esch (Trompete); Klaus Motzet (Pauke); Taepyong Kwak (Cembalo)

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„Die Musik erfindet sich neu!“

Dirigent Werner Ehrhardt im Gespräch mit Dramaturgin Christina Brüggemann

In unserem Konzertprogramm Panorama des Barock lassen sich Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Entwick-lungen in der Musik des Barocks hin zur Frühklassik ent-decken. Herr Ehrhardt, was ist für Sie das Besondere an der Barockmusik?Die Musik des Barocks klingt unglaublich opulent und reichhaltig. Sie hat eine übergeordnete Sinnlichkeit, und in ihrer Ästhetik hat sie Gefühle wie Schmerz, Freude und Trauer als Affekte dargestellt. Es ging weniger um subjektive Empfindungen. Noch viel wichtiger ist jedoch der Zusam-menhang zwischen Sprache und Musik. Aus einem Brief von Carl Philipp Emanuel Bach wissen wir, dass sein Vater ein Musikstück wie eine Rede aufbaute und dabei rhetorische Prinzipien angewendet hat.

Was fasziniert Sie besonders an der Alster-Suite von Georg Philipp Telemann?Die Alster-Suite von Telemann ist ein repräsentatives Werk, das durch die Besetzung mit vier Hörnern eine opulente Klangwirkung hat. Zugleich zeigt sich hier Telemanns Gespür, Menschen und auch Situationen genau zu beobachten: Er hat jedem Satz einen Übertitel gegeben, z.B. Die canonierende Pallas oder Die concertierenden Frösche und Krähen. Es ist

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herrlich, wie er Situationen aus dem Leben in Musik gewan-delt hat.

Die Blockflöte als Soloinstrument erfährt in unserem Konzert eine besondere Aufmerksamkeit. Was ist das jeweils Charakteristische in der Musik der beiden Flöten-konzerte von Vivaldi und Sammartini? Gibt es in einem oder beiden Werken bereits Hinweise auf die sich später entwickelnde Klassik?Das Vivaldi-Konzert steht ganz in der Tradition der Virtuo-senkonzerte wie sie im späten Barock typisch waren, bei de-nen sich der Solist mit seiner ganzen Kunstfertigkeit präsen-tieren konnte. Es ist schon ein kleiner Fingerzeig auf das, was später Künstler wie Paganini auf die Spitze treiben. Interes-santerweise spürt man beim Konzert von Sammartini schon die Randklänge, die in die Klassik hineingehen. Es klingt galant, geschmeidig und charmant – heute würde man es als Galanten Stil bezeichnen. Die Virtuosität steht nicht so sehr im Vordergrund, sondern vielmehr der Wechsel zwischen Virtuosität und dieser charmanten Musik.

Große musikalische Veränderungen von Barock zur Früh-klassik sind bereits sehr gut innerhalb von nur zwei Generationen zu hören. Auf unserem Programm steht die Ouvertüre der Orchestersuite Nr. 1 von Johann Sebastian Bach sowie die Ouvertüre, die Johann Christian Bach zur Oper Il tutore e la pupilla komponiert hat. Worin liegen die Unterschiede, wenn man diese zwei Generationen in

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den beiden Ouvertüren musikalisch miteinander vergleicht?Bei Johann Sebastian Bach hat diese Ouvertüre eindeutig den Repräsentationscharakter der französischen Ouvertüre. Es ist ein Werk für einen bedeutenden Anlass, es hat etwas richtig Königliches im Gestus. Nichtsdestotrotz kommen bei Bach aber auch italienische Elemente mit hinein. Dadurch besteht eine gewisse Vermischung der Stile. Das ist zum Beispiel im schnellen Teil erkennbar: Hier hören wir konzertante Ele-mente, auch schon virtuose Lauffiguren, die man so aus der italienischen Musik kennt.Die Ouvertüre von Johann Christian Bach ist einer Oper vorangestellt, deshalb liegt hier eine ganz andere Situation vor, die man sich so vorstellen muss: Die Ouvertüre machte das Publikum darauf aufmerksam, dass das Stück gleich be-ginnen wird und erst daraufhin begaben sich die Menschen auf ihren Platz. Genau dieser Bedingung ist letztlich auch der Charakter der Opernouvertüre geschuldet: Sie klingt wach, spritzig, munter, aber ist musikalisch nicht sehr kompliziert. Die Kompositionsart von Johann Sebastian Bach, die eine große Harmonie-Dichte, ein Gerüst aufbaut, ist in diesem Werk seines Sohnes nicht mehr zu finden. Johann Sebastian Bach komponierte zunächst die Basslinie und setzte dann die anderen Stimmen – oftmals kontrapunktisch – darauf. Statt-dessen nehmen die harmonischen Verläufe in der Opern- Ouvertüre sehr viel mehr Zeit und Raum ein. Dadurch wird die Musik viel freier und gelöster. Man kann hier auch schon hören, dass Johann Christian Bach einen Einfluss in seiner Klanglichkeit auf Wolfgang Amadeus Mozart hatte.

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Kommen wir nun zur Sinfonie des Abends: Carl Stamitz ist der Sohn seines ebenso berühmten Vaters Johann Stamitz, welcher der Begründer der Mannheimer Schule war. Würden Sie sagen, dass in der Sinfonie d-Moll op. 15 diese Mannheimer Tradition noch zu hören ist? Ja, das ist eindeutig die Mannheimer Tradition. Mit einer großen Orchesterdisziplin entstehen sehr beeindruckende klangliche Situationen, große Effekte sowie starke dynami-sche Kontraste. Das ist alles in dieser Sinfonie enthalten. Die Mannheimer neigten auch dazu, Naturszenerien, wie z.B. Donner, Wasser oder etwas Dunkles, das auf einmal auf-braust, in ihre Klanglichkeit aufzunehmen. Dafür ist diese Sinfonie ein Paradebeispiel. Sie hat auch eine große Band-breite zwischen Dramatik und Verspieltheit.

Für die Zeit zwischen Barock und Klassik, die viel mehr ist als nur ein „dazwischen“, gibt es viele verschiedene Begriffe, die sie beschreiben, z.B. Vorklassik, Sturm und Drang, Empfindsamkeit, Galanter Stil. Was denken Sie – welche Begriffe geben den Zeitgeist der Frühklassik besonders gut wieder?Die Begriffe alle zusammen, würde ich sagen! Das Wunder-bare an dieser Zeit zwischen Barock und Klassik ist, dass es eine Erfindungszeit ist. Die Musik erfindet sich neu! Sie hat all die unterschiedlichen Strömungen aufgenommen und sich dadurch selbst verändert, z.B. das kritische Denken der Auf-klärung, die Empfindsamkeit, bei der der einzelne Mensch mit seinen eigenen Gefühlen in den Vordergrund getreten ist

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oder das in der d-Moll-Sinfonie stark zu hörende Stürmen und Drängen, ein Brausen auf eine persönliche Art und Weise, wie man es aus dem Barock nicht kannte.

Stefan Temmingh

Der Südafrikaner Stefan Temmingh gehört zur Weltspitze auf der Block-fl öte. Als Solist gastiert er mit ver-schiedenen Barock-, Kammer- und Sinfonieorchestern in Europa, Asien und Afrika, die er teilweise selbst lei-tet. Als Spezialist für Alte Musik tritt er weltweit bei renommierten Festi-

vals und Konzertreihen mit seinem Barockensemble The Gentleman’s Band auf. Des Weiteren initiiert und beteiligt er sich an diversen Projekten und Urauff ührungen von Neuer Musik. Stefan Temmingh ist ein Künstler, der neue Traditio-nen schaff t und Maßstäbe setzt. Bereits mit seinem hochge-lobten Debüt Corelli à la mode gelang es ihm, die Grenzen von Repertoire und Klang zu sprengen. Seine CDs mit der Sopranistin Dorothee Mields Inspired by Song, BIRDS und Telemann sowie seine 2018 veröff entliche Vivaldi-CD wur-den von der Presse bejubelt und vielfach ausgezeichnet. 2016 erhielt Stefan Temmingh den renommierten ECHO Klassik als Instrumentalist des Jahres. Seit Herbst 2019 unterrichtet er als Professor an der Hochschule für Musik Freiburg.

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Werner Ehrhardt

Der Dirigent und Geiger Werner Ehrhardt ist einer der herausragenden Pioniere der deutschen Original-klangszene und Spezialist für Alte Musik und Frühklassik. 1985 gründe-te er das weltweit renommierte Kam-merorchester Concerto Köln, das er bis 2005 leitete. Werner Ehrhardt gas-

tierte mit großem Erfolg bei zahlreichen internationalen Orchestern wie z.B. dem Zürcher Kammerorchester oder dem Vojvođanski Simfonijski Orkestar und arbeitete u.a. zu-sammen mit Solisten wie Edita Gruberová, Magdalena Kožená, Xavier de Maistre, Daniel Hope, Barbara Hendricks, Christine Schäfer, Avi Avital und Andreas Scholl. Unter der Leitung von Werner Ehrhardt sind bereits um die 70 CD-Auf-nahmen entstanden, die vielfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Unter den Einspielungen befinden sich z.B. Salieris Oper La Fiera di Venezia oder Oboenkon-zerte von Johann Sebastian Bach mit Céline Moinet. Seit 2004 ist er Leiter des Orchesters l’arte del mondo, welches zuletzt eine CD mit dem Bratschisten Nils Mönkemeyer ver-öffentlichte.

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Th eater Hagen gGmbHElberfelder Straße 65, 58095 HagenTelefon 02331 /207-3210 (Pforte)Postfach 4260, 58042 Hagenwww.theaterhagen.de

Amtsgericht Hagen – HRB 9873Vorsitzender des Aufsichtsrates: Wolfgang RöspelSpielzeit 2021/22

Th eaterleitungIntendant: Francis HüsersGeneralmusikdirektor: Joseph TraftonGeschäftsführer: Dr. Th omas Brauers

Redaktion – Christina BrüggemannGestaltung – Yuliana FalkenbergFotonachweise – AS-Fotografi e (Werner Ehrhardt);Harald Hoff mann (Stefan Temmingh)