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Paraffin, Cosmolin und Vaselin. 467 bis zu dem Punkte, wo die Fliissigkeit eine schone rubin- rothe Farbe angenommen hatte. Es stand in Italien sehr in) Rufe und wurde gegen Blasenleiden taglich zu 12 bis 15 Tropfen eingenommen. Nicht minder bemerkenswerth ist es , dass, ungeachtet der verschiedenen Zusammensetzung dieser Praparate , doch eine gewisse Aehnlichkeit der Eigenschaften gestattet , sic sbmtlich in eine Gruppe zu bringen, welcher auch gleiche Heilkrafte zugeschrieben werden. Aus dem Gesagten geht ubrigcns hervor, dass das Bar- lemer Oel ein in seiner Zusammensetzung variables und daher auch in seinen Wirkungen unsicheres Mittel ist. Dr. Arnal veranlasste mich daher, durch Destillation des Holzes und der Beeren des Wachholdcrs ein gemischtes Oel damustellen, welches gleiche Theile von jedem Oele enthalt. ") Mit einem solchen Praparate sind alle seit mehreren Jahren angestellten therapeutischen Versuche ausgefiihrt, und sowohl die Aussagen der Aerzte Amal, Phiiips, Guyot etc., a h auch die der behandelten Kranken beweisen, dass dasselbe die erwartete Wirkung besitzt. Die innerliche tagliche Dosis ist 80 Centigr. in 4 Kap- seln vertheilt. Die Xur muss liingere Zeit fortgesetzt wer- den,, denn die Heilung erfolgt langsam, obwohl die Kranken gleich vom Anfang an Erleichterung ihrer Leiden spiiren. Das Mittel lost zwar die schon vorhandenen Blasensteine nicht auf, und ebenso wenig die in den Gelenken abgesctzten Callositiiten, verhindert aber die Bildung neuer Ausscheidun- gen, Sand und Gries horen auf und die Schmerzen in den Nicren verschwinden. Offenbar wirkt es also dadurch , dass e8 die Funktionen der Nieren wieder auf ihren normalen Standpunkt zuriickfiihrt. (Repertoire de Phrmacie.). G. C. W. Parafb , Cosmolin und Vaselin. Die Reinigung des Paraffins beginnt nach 31 i 11e r da- mit , dass man die Kohlenol - Riickstande destillirt in grossen *) Bus :den Angaben des Verf. gcht nicht Mar hervor, ob sein Wachholderholzol durch troche Destillation oder dwch Destillation mit Wasser bcreitet worden ist. Man sollte fast dae Ersterc vermuthen, denn er nennt diescs Oel h u i l e de c a d e v r a i e , wahrend er dns von ihmverwendete Reerenol huile eseentielle des baies de gbnevrier nennt. 30 *

Paraffin, Cosmolin und Vaselin

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Paraffin, Cosmolin und Vaselin. 467

bis zu dem Punkte, wo die Fliissigkeit eine schone rubin- rothe Farbe angenommen hatte. Es stand in Italien sehr in) Rufe und wurde gegen Blasenleiden taglich zu 12 bis 15 Tropfen eingenommen.

Nicht minder bemerkenswerth ist es , dass, ungeachtet der verschiedenen Zusammensetzung dieser Praparate , doch eine gewisse Aehnlichkeit der Eigenschaften gestattet , sic sbmtl ich in eine Gruppe zu bringen, welcher auch gleiche Heilkrafte zugeschrieben werden.

Aus dem Gesagten geht ubrigcns hervor, dass das Bar- lemer Oel ein in seiner Zusammensetzung variables und daher auch in seinen Wirkungen unsicheres Mittel ist.

Dr. Arnal veranlasste mich daher, durch Destillation des Holzes und der Beeren des Wachholdcrs ein gemischtes Oel damustellen, welches gleiche Theile von jedem Oele enthalt. ") Mit einem solchen Praparate sind alle seit mehreren Jahren angestellten therapeutischen Versuche ausgefiihrt, und sowohl die Aussagen der Aerzte Amal, Phiiips, Guyot etc., a h auch die der behandelten Kranken beweisen, dass dasselbe die erwartete Wirkung besitzt.

Die innerliche tagliche Dosis ist 80 Centigr. in 4 Kap- seln vertheilt. Die Xur muss liingere Zeit fortgesetzt wer- den,, denn die Heilung erfolgt langsam, obwohl die Kranken gleich vom Anfang an Erleichterung ihrer Leiden spiiren. Das Mittel lost zwar die schon vorhandenen Blasensteine nicht auf, und ebenso wenig die in den Gelenken abgesctzten Callositiiten, verhindert aber die Bildung neuer Ausscheidun- gen, Sand und Gries horen auf und die Schmerzen in den Nicren verschwinden. Offenbar wirkt es also dadurch , dass e8 die Funktionen der Nieren wieder auf ihren normalen Standpunkt zuriickfiihrt. (Repertoire de Phrmacie.).

G. C. W.

Parafb , Cosmolin und Vaselin. Die Reinigung des Paraffins beginnt nach 31 i 11 e r da-

mit , dass man die Kohlenol - Riickstande destillirt in grossen

*) Bus :den Angaben des Verf. gcht nicht Mar hervor, ob sein Wachholderholzol durch troche Destillation oder dwch Destillation mit Wasser bcreitet worden ist. Man sollte fast dae Ersterc vermuthen, denn er nennt diescs Oel h u i l e de c a d e v r a i e , wahrend er dns von ihmverwendete Reerenol h u i l e e s e e n t i e l l e d e s b a i e s d e g b n e v r i e r nennt.

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468 Paraffin, Cosmolin und Vasclin.

Blasen, die aus 5iS xolligcni Xesselcisen angefertigt sind und von 1500 bis 2500 Gallonen lnha l t habcn. Das Destillat wird in einem System von Eisenrohren condensirt, die in Ilolz- cisternen stchcn. Die Destilltltion beginnt bei 220° und ist gegen 570° beendigt; der Bodeii der direct erhitzten Dcstil- lirblasen ist dann wcissgliihend. Das Product ist bei gewohn- lichcr Ternperatur eine dicke, fettige Jlassc, die geges oder ctwas uber 100° schmilzt; es hat die eigenthiimliche irisirende Parbe und den characteristischen Gcruch des Paraffins. Der Ruckstand ist eine harte, porose, geruchlose, schwarze Masse, die den Gascokes ahnelt und als Brennmaterial dient.

Das Ueutillat wird zunachst mit 4 bis 5 Proc. Schwefel- s h e behandelt, dann wird, nach Entfernung dcr SPure durch kohlensaures matron, die dige Masse in 3 bis 4 Gallonen fassende Segeltuchbeutel gebracht, von wclchen je eine An- zahl in Schraubenpressen kommt.

Im Sommer muss mit Eis gekiihlt werden, urn Verlust an Paraffin zu vermeiden. Das ausgepresste Oel ist 25O schwer, als schweres I'araffinol bekannt und ein ausge- zeichnctes Schmicrmatcrial. Es kann leicht von scinem Ge- ruch befreit und dann als eine weichere Varietat des sog. Cosmolinv betrachtet werdcn.

Das aus den Pressen genommene rohe Paraffin wird gcschmolzen und in Forinen gegossm. Es ist nun hellgelb oder strohfarbig, noch wcich und stark nach Petroleum rie- chend. In diesem Zustande wird cs an die Raffinerien ver- kauft.

Das rohe, ,, Wachs '' genannte Paraffin kommt beim Raf- finiren in kriiftig wirkende hydraulische Pressen, wodurch ein 28 schweres Paraffin01 gewonnen wird, das fast ausschliess- lich als Schmiermittel dient. Der Ruckstand wird mit einer Art Gasolin oder Benzin behandelt, das von bestimmter Dich- tigkeit specie11 fur diesen Zweck dargestellt wird. Um das Product vollig geruchlos zu machen, wird es dem Wasser- dampfe ausgesctzt.

Von dem reinen, weissen Paraffin werden zwei Varietii- tcn dargestellt : die gewohnliche harte Waare mit krystallini- scher Structur, und eine weichere, gelatinose, zur Gummi- fabrication verwendete.

Unter den Verwendungen des Paraffins ist die zur Wasche zu erwahnen. Wenn man es der Stiirke zusetzt, so ertheilt es der Wiische einen ebensolchen Glanz, wie es durch Wd- rath oder weisses Waohs geschieht. Es ist ferner ein gutes Conservirungsmittel fur Holz, dient in der Gummifabrication,

Cosmolin. 460

zu Streichziindholzchen , in der Weberei , k'erzenfabrication, Zuckerbackerei. Man gebraucht es zum Wasserdichtmachen von Geweben, zum Ueberziehen des Innern von Wein- und Bierf'issern, zur Conservirung von Frescomalereien , zum Im- pragniren von Kork und Papier, als ein Leim fur kleine Gegenstiinde aus Leder, Hole und Knochen, zum Conserviren von Friichten u. s. w.

Um das Cosmolin, das schwere Paraffinol, geruchlos zu machen, versuchte &I i 1 1 e r die Einwirkung von Dampf; das Oel war dann geschmacklos und ohne Geruch. Es wurde durch praparirte Thierkohle filtrirt , wobei die Warme eines Ofens es flussig erhalten musste. In grosserem Maassstabc ware ein Wasserbad vorzuziehen, da eine noch so gcringe Steigerung der Hitze den Geruch des Kohlenols wieder zu entwickeln scheint. Dieses so gereinigte Paraffinol ist mit Cosmolin vollig identisch.

Die Praparation dcr Thierkohle geschieht dadurch , dass man sie niit 5 procentiger Losung von kohlensauerm Natron mischt, wiederholt mit einem starkcn Cebcrschuss von Salz- siiurc erwarmt und durch Wasser die Slure entfernt. Nach dem Trocknen war die Xohle auf ihres vorigen Gewichts reducirt.

Es konnen beide Paraffinole, das von 25O und das von 28O Schwere, so behandelt werden.

S h i n n lenkt die Aufmerksamkeit anf ein ahnliches Pra- parat, das Vaselin genannt wird. M i l l e r halt dafur, dass das obige Paraffinol dafiir substituirt werden kann und dass C: h e e s c br o u g h's Vaselin einfach Paraffin sei. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVI. 4 th. Ser. Vol. I?? 1874. pay. 1 seq.). R.

C o e m o l i n wird nach M i l l e r dadurch dargestellt, dass man rohes Pe- troleum destillirt , um Gasolin, Benzin, die brennbaren und die leichten Maschinenole zu entfernen. Der Rickstand wird dann grosserer K t z e ausgesetzt, und die entwickelten Dampfe in Beriihrung gebracht mit einem Strome uberhitzten Was- serdampfs , um die letzten Spuren leichter k'ohlenwasserstoffe zii entfernen. Darauf wird durch heissc Thierkohle weiter gereinigt. Man kann demnach folgern, dass Cosrnolin nichts weiter iot, wic unreines Paraffin, odcr ein Gemenge von Ya-