4
Zeifeclrnft Mr angewandte CMemie. 1891. Heft 4. Paraffin and Bitnmen des Braunkohlentheers. Von Edgar von Boyen. Das Fehlen einer einfachen und genauen Methode zur Bestimmung des krystallinischen Paraffins muss noch immer als eine bedau- erliche Lücke in der Analyse gelten. Die ••Schwierigkeiten einer solchen Bestimmung, *d»felclle jedem, der in die Lage kam, den Paraffingehalt einer Losung feststellen zu wollen, .genügend bekannt sind, bestehen ^namentlich in der leichten Löslichkeit des Paraffins in Mineralölen, in der Indifferenz des Paraffins wie des Gemisches gegen che- mische Reagentien und in der Zersetzbarkeit desselben durch Destillation. Erschwert wird eine derartige Trennung durch die ver- schiedene Deutung, welche das "Wort „Pa- raffin" erfährt. Ich schliesse mich der von Scheithauer 1 ) vertretenen Ansicht an, nach welcher derselbe unter „Paraffin" reine kristallinische Kohlenwasserstoffe versteht, also Körper, welche nur aus Kohlenstoff jJtnd Wasserstoff bestehen und der Reihe ifeHza-hS oder mindestens der C n H2n ange- itSren. Die von Zaloziecki vorgeschlagene Fällungsmethode des Paraffins durch eine Mischung von Amyl- und Äthylalkohol (d. Z. 1888, 192) ist zwar nicht dazu angethan, Paraffin im Sinne von Scheithauer zu be- stimmen, aber sie gibt uns den Gehalt an festen Körpern, gleichviel ob dieselben kry- stallinisch oder amorph sind, in einer Mi- schung von flüssigen und festen Kohlen- wasserstoffen an, und dieses ist für viele Fälle von Werth. Schumann 8 ) versuchte die Frage der Paraffinbildung bei der Destillation von Cy- lindertheeren zu lösen dadurch, dass er auf Grund der Zaloziecki'sehen Methode Cy- lindertheer analysirte, welcher in der Schwee- J ) Jahresbericht des Techniker-Vereins der sächsisch - thüringischen Mineralölindustrie 1889; .Fischer's Jahresb. 1890 S. 74. ¥ • ^Jahresbericht des Techniker - Vereins der 'Sächsisch - thüringischen Mineralöliiidastrie 1889; fkeher's Jahresb. 1890 S. 70. lerei der Grube Concordia bei Nachterstedt gewonnen war. Er kam zu dem Ergebniss^ dass mit der Sicherheit, welche die Z.'sehe Methode zu bieten vermochte, eine Bildung von Paraffin bei der Destillation des Cylin- dertheers nicht nachgewiesen werden konnte.: Scheithauer (a. a. 0.), die Beantwor-- tung der gleichen Frage erstrebend, war es ebenfalls nicht möglich, im Theer, welchem: die festen Körper bei 0° entzogen waren, durch Destillation Paraffin zu erzeugen, auch gelang es ihm nicht, nach Z.'s Angabe „Asphalten" aus dem Niederschlag des Theers zu isoliren. Ich habe nun verschiedene Cylindertheere auf Grund der Z.'sehen Methode untersucht und bin zu dem Ergebniss gekommen, dass sämmtliche von den untersuchten Theeren. neben Paraffin mehr oder weniger des un- veränderten Bitumens der Braunkohle ent- hielten, welches im Braunkohlentheer die gleiche Rolle spielt, wie das sogenannte „Asphalten" im Petroleum nach Zaloziecki. (Vgl. d. Z. 1888, 261 u. 318.) Bevor ich zur Untersuchung der Theere schritt, han- delte es sich zunächst darum, die Z.'sehe Methode speciell für den Braunkohlentheer anzupassen. Ich nahm an, dass das- jenige Mischungsverhältniss zwischen Theer, Amyl- und Äthylalkohol das beste wäre, welches das grösste Gewicht an gefällter fester Substanz ergab. Ich bin auch jetzt dieser Ansicht, nur darf man nicht so wenig Amylalkohol anwenden, dass sich auf Zu- satz des Äthylalkohols vor der Krystallisation Theertröpfchen abscheiden, wodurch zugleich mit den festen Körpern Öle mitgerissen würden. Zu diesbezüglichen Vorversuchen be- diente ich mich eines Cylindertheers von Altzscherben, welcher 13,3 Proc. Rohparaffin (Smp. 51°) durch die Destillationsanalyse ergeben hatte. Für alle Versuche wurden 10 g Theer verwendet, welcher in einem kleinen Kolben in Amylalkohol (sp. G. 0,837 bei 17,5°) gelöst und dann mit fast abso- lutem heissen Äthylalkohol versetzt wurde. Die Mischung von Amyl- und Äthylalkohol wurde geändert. Bezüglich der Krystallisa- : tionsdauer ergab sich, dass es gleichgültig war, ob dieselbe einen oder fünf Tage währte. Die Temperatur war die zeitige atmosphä- 14

Paraffin und Bitumen des Braunkohlentheers

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Paraffin und Bitumen des Braunkohlentheers

Zeifeclrnft Mr angewandte CMemie.1891. Heft 4.

Paraffinand Bitnmen des Braunkohlentheers.

Von

Edgar von Boyen.

Das Fehlen einer einfachen und genauenMethode zur Bestimmung des krystallinischenParaffins muss noch immer als eine bedau-erliche Lücke in der Analyse gelten. Die

••Schwierigkeiten einer solchen Bestimmung,*d»felclle jedem, der in die Lage kam, den

Paraffingehalt einer Losung feststellen zuwollen, .genügend bekannt sind, bestehen

^namentlich in der leichten Löslichkeit desParaffins in Mineralölen, in der Indifferenzdes Paraffins wie des Gemisches gegen che-mische Reagentien und in der Zersetzbarkeitdesselben durch Destillation. Erschwertwird eine derartige Trennung durch die ver-schiedene Deutung, welche das "Wort „Pa-raffin" erfährt. Ich schliesse mich der vonScheithauer1) vertretenen Ansicht an, nachwelcher derselbe unter „Paraffin" reinekristallinische Kohlenwasserstoffe versteht,also Körper, welche nur aus KohlenstoffjJtnd Wasserstoff bestehen und der ReiheifeHza-hS oder mindestens der CnH2n ange-itSren.

Die von Zaloziecki vorgeschlageneFällungsmethode des Paraffins durch eineMischung von Amyl- und Äthylalkohol (d.Z. 1888, 192) ist zwar nicht dazu angethan,Paraffin im Sinne von Scheithauer zu be-stimmen, aber sie gibt uns den Gehalt anfesten Körpern, gleichviel ob dieselben kry-stallinisch oder amorph sind, in einer Mi-schung von flüssigen und festen Kohlen-wasserstoffen an, und dieses ist für vieleFälle von Werth.

Schumann8) versuchte die Frage derParaffinbildung bei der Destillation von Cy-lindertheeren zu lösen dadurch, dass er aufGrund der Zaloziecki'sehen Methode Cy-lindertheer analysirte, welcher in der Schwee-

J) Jahresbericht des Techniker-Vereins dersächsisch - thüringischen Mineralölindustrie 1889;.Fischer's Jahresb. 1890 S. 74.

¥ • ^Jahresbericht des Techniker - Vereins der'Sächsisch - thüringischen Mineralöliiidastrie 1889;fkeher's Jahresb. 1890 S. 70.

lerei der Grube Concordia bei Nachterstedtgewonnen war. Er kam zu dem Ergebniss^dass mit der Sicherheit, welche die Z.'seheMethode zu bieten vermochte, eine Bildungvon Paraffin bei der Destillation des Cylin-dertheers nicht nachgewiesen werden konnte.:

Scheithauer (a. a. 0.), die Beantwor--tung der gleichen Frage erstrebend, war esebenfalls nicht möglich, im Theer, welchem:die festen Körper bei 0° entzogen waren,durch Destillation Paraffin zu erzeugen,auch gelang es ihm nicht, nach Z.'s Angabe„Asphalten" aus dem Niederschlag desTheers zu isoliren.

Ich habe nun verschiedene Cylindertheereauf Grund der Z.'sehen Methode untersuchtund bin zu dem Ergebniss gekommen, dasssämmtliche von den untersuchten Theeren.neben Paraffin mehr oder weniger des un-veränderten Bitumens der Braunkohle ent-hielten, welches im Braunkohlentheer diegleiche Rolle spielt, wie das sogenannte„Asphalten" im Petroleum nach Zaloziecki .(Vgl. d. Z. 1888, 261 u. 318.) Bevor ichzur Untersuchung der Theere schritt, han-delte es sich zunächst darum, die Z.'seheMethode speciell für den Braunkohlentheeranzupassen. Ich nahm an, dass das-jenige Mischungsverhältniss zwischen Theer,Amyl- und Äthylalkohol das beste wäre,welches das grösste Gewicht an gefällterfester Substanz ergab. Ich bin auch jetztdieser Ansicht, nur darf man nicht so wenigAmylalkohol anwenden, dass sich auf Zu-satz des Äthylalkohols vor der KrystallisationTheertröpfchen abscheiden, wodurch zugleichmit den festen Körpern Öle mitgerissenwürden.

Zu diesbezüglichen Vorversuchen be-diente ich mich eines Cylindertheers vonAltzscherben, welcher 13,3 Proc. Rohparaffin(Smp. 51°) durch die Destillationsanalyseergeben hatte. Für alle Versuche wurden10 g Theer verwendet, welcher in einemkleinen Kolben in Amylalkohol (sp. G. 0,837bei 17,5°) gelöst und dann mit fast abso-lutem heissen Äthylalkohol versetzt wurde.Die Mischung von Amyl- und Äthylalkoholwurde geändert. Bezüglich der Krystallisa- :

tionsdauer ergab sich, dass es gleichgültigwar, ob dieselbe einen oder fünf Tage währte.Die Temperatur war die zeitige atmosphä-

14

Page 2: Paraffin und Bitumen des Braunkohlentheers

102 von Boyen: Paraffin und Bitumen des Braunkohlentheers. r iLange

Zeitschrift fUrwandte Chemie.

rische -+- 2° und H- 5°. Auch dieser Unter-schied übte keinen Einfluss auf die Ausbeutean festen Körpern. Den entscheidendstenEinfluss auf dieselbe übte das Verhältnissdes Amyl- zum Äthylalkohol, und das desAlkoholgemisches zur angewandten Theer-menge aus. Za loz ieck i empfiehlt, den ab-gesaugten Niederschlag sammt Filter in einenExtractionsapparat zu bringen und auszu-laugen. Ich habe dieses Verfahren dahingeändert, dass ich den Niederschlag auf einbei 120° getrocknetes und gewogenes Filterbrachte, absaugen liess und nicht mit Al-kohol nachwusch; sehr stark presste, denkleinen Presskuchen sammt Filter in Stückezerschnitt, bei 120° bis zum annähernd con-stanten Gewicht trocknete, wog und vomResultat das Gewicht des Filters abzog.Von einer absoluten Genauigkeit kann wederbei. diesem Verfahren noch bei dem vonZal'oziecki angegebenen die Rede sein,doch glaube ich, dass die relativen Werthe,welche man erhält, annähernd genaue sindund für den Vergleich vollständig genügen.Je 10 g Altzscherbener Theer ergaben bei 5°und eintägiger Krystallisationsdauer:

No.

12

3456

Amyl- | Äthyl-Alkohol

K 1 K

4040

40353535

4080

12080

100120

FesteKörper

20,722,2

21,322,222,022,1

Schmelz-punkt

53°53°

53°53°53°53°

Bemerkung

Ausscheidung v,Tröpfchen

Ausscheidung v.Tröpfchen

Demnach wäre das beste Mischungsver-hältniss für den Theer von Altzscherbenwie aus No. 2 ersichtlich, welches bei der4fachen Menge Amyl- und der 8 fachenMenge Äthylalkohol ohne Absonderung vonTröpfchen 22,2 Proc. an fällbaren, festenStoffen ergab. Da nun der Theer von Alt-zscherbeu bekanntlich zu den an Paraffinarmen Theeren gehört, so blieb nun noch

übrig, die Methode auf einen paraffinreichenTheer zu prüfen. Hierzu bediente ich micheiner Theerprobe aus Teutschenthal,-welche22,6 Proc. Rohparaffin durch die Destina-tionsanalyse ergeben hatte. Da die Lösungdieses Theers in 40 g Amylalkohol auf Zu-satz von Äthylalkohol eine reichliche Aus-scheidung von Tropfen ergab, wurden dieVersuche in gleicher Weise mit 50 und 45 gAmylalkohol und 10 g Teutschenthaler Theerausgeführt:

No.

1234

Amyl-Alk

K

50504545

Athyl-ohol

g

8012080

120

FesteKörperin Proc.

30,931,731,631,8

Schmelz-punkt

53°53°53°53°

Das günstigste Mischungsverhältniss wärehier No. 4. Da nun die anderen zur Unter-suchung gelangenden Theere bezüglich ihresParaffingehaltes zwischen diesen beiden lie-gen, so musste sich das geeignetste Mi-schungsverhältniss für jeden Theer ergeben,wenn man ihn einmal nach No. 2 des Sche-mas Altzscherben und nochmals nach No. 4des Schemas Teutschenthal analysirte. Dieerhaltene höchste Zahl war dann als dierichtige anzunehmen. Hierbei ergaben sichuntenstehende Zahlen.

Aus diesen Zahlen ergibt sich nun, dassdie Differenz zwischen festen Körpern, welchedurch die Fällungsanalyse erhalten wurden,und dem durch die Destillationsanalyse er-haltenen Rohparaffin keine regelmässige ist.So ergibt z. B. Nietleben und Reussen an-nähernd gleich viel Rohparaffin durch dieDestillationsanalyse, während die Fällungs-analyse bei Nietleben 3,1 Proc. mehr festeKörper als bei Reussen ergibt.

Hollsteitz und Reussen dagegen stimmenwieder in der Fällungsanalyse überein undgehen in der Destillationsanalyse auseinander.Der paraffinarme Theer Hollsteitz weist fast

Bezeichnung desTheers

Nietleben I, n

Altzscherben III

Teutschenthal III

Hollsteitz I* II

Näthern I„ II

Aue I„ II

Reussen I» II

No.

123456789

1011121314

Äthyl-Alk

g

4045404540454045404540454045

Amyl-ohol

g

8012080

12080

12080

12080

12080

12080

120

Feste Körper

in Proc.

20,319,721,621,125,625,717,617,919,719,725,425,417,217,2

Rohparafflndurch

Destillationin Proe.

14,4

14,1

19,1

11,5

14,9

17,5

14,3

Differenz

in Proc.

5,9

7,5

6,6

6,4

4,8

7,9

2,9

BerechnetesBitumen

im Theer

7,4

9,4

8,3

8,0

6,0

9,9

3,6

BerechnetesParaffinim Theer

13,0

12,2

17,3

9,9

13,7

15,5

13,6

Page 3: Paraffin und Bitumen des Braunkohlentheers

Jahrgang: 1891. ~|No. 4. 15. Februar 1891.J von Boyen: Paraffin und Bitumen des Braunkohlentheers. 103

die gleiche Differenz wie der paraffinreicheTheer Teutschenthal auf.

Die durch das Alkoholgemisch abgeschie-denen festen Körper waren theilweise zwei-fellos krystallinischer Natur. In diesenwie glänzende Schüppchen aussehenden Kry-stallen befanden sich indessen noch unregel-mässige, gelbbraune, structurlose Theilchen,was Schei thauer ebenfalls bemerkt hat.Wurde nun der Niederschlag auf das Filtergebracht, abgesaugt und dann in einerSchraubenpresse stark gepresst, so verwan-delten sich die ursprünglich hellen Krystallein einen dünnen biegsamen Kuchen vonbrauner Farbe, welcher so fest in dem Filter-papier klebte, dass er nicht mehr herausge-schält werden konnte. Ich zerschnitt ihnin Folge dessen sammt dem Papier in kleineSchnitzel, welche ich in einem Porzellan-tiegel bis zum constanten Gewicht bei 120°trocknete. Hierbei war, wie schon bemerkt,auch nur ein annähernd constantes Gewichtzu erhalten und auch erst nach 12 stündigemErhitzen.

"Wenn nun auch bis jetzt keine für dieAnalyse brauchbare Trennung des Paraffinsvom Bitumen zu ermöglichen war, so gabdie Differenz dennoch einen Hinweis, wieweit im Theer die Umwandlung des Bitu-mens der Kohle in Paraffin stattgefundenhatte. Dass der durch das Alkoholgemischerhaltene Niederschlag nicht allein aus Pa-raffin bestehen konnte, war augenscheinlich,auch ist eine derartige starke Zersetzungreinen Paraffins bei einmaliger Destillationunter atmosphärischem Druck wohl niemals,wie aus der Tabelle ersichtlich, beobachtetworden.

Das Bitumen der Braunkohle, welchesman am reinsten erhält, wenn man denPyropissit mit Amylalkohol extrahirt, dieLösung mit Äthylalkohol fällt und den gel-ben Niederschlag mehrmals aus einem Ge-menge von Amyl- und Äthylalkohol umkry-stallisirt, stellt in fein vertheiltem Zustandein grau-weisses amorphes Pulver dar, wel-ches bei etwa 90° zu einer dem rohenSchellack ähnlichen Masse schmilzt. Das-selbe ist wohl zweifellos eine Harzsäure,welche sich in kohlensauren und kaustischenAlkalien löst und schleimige, in Wasserleicht lösliche Salze bildet, die nicht kry-stallisiren, sondern zu einer hornartigenbraunen Masse eintrocknen. Diese Harz-säure erhält man auch, wenn man den Pyro-pissit mit conc. Salpetersäure oder mit Sal-peter und verdünnter Schwefelsäure kochtals bröcklige, wachsähnliche Masse, die nachder Entwässerung gleiche Eigenschaft, wiedie durch Amylalkohol ausgelaugte Säure

zeigt. Die Salpetersäure zerstört die Holz-und Huraussubstanz der Kohle, währenddie Harzsäure der Oxydation energischenWiderstand leistet. Dieses Harz löst sichin allen aus der Braunkohle erhaltenen Ölensehr leicht, auch schmilzt es leicht mit demParaffin zusammen, verfärbt dasselbe, erstarrtzu einer homogenen Masse, welche spröderist und ein geringeres Krystallisationsver-mögen als reines Paraffin zeigt. DerSchmelzpunkt des Paraffins wird durch das-selbe erhöht.

Während nun diese Harzsäure für sichallein durch conc. Schwefelsäure leicht zueiner wasserlöslichen Sulfosäure gelöst wird,welche ebenfalls Alkalisalze bildet, die nichtkrystallisirt erhalten werden können, wirktSchwefelsäure auf eine Mischung von Bi-tumen und Paraffin nur unvollkommen ein.Es gelingt nicht, die letzten Reste der Harz-säure durch Schwefelsäure zu zerstören oderauszuschütteln, es bleibt vielmehr stets einkleiner Theil derselben mit dem Paraffinverbunden, welcher Farbe und Krystallisa-tionsvermÖgen des letzteren merklich beein-flusst. Auch durch wiederholtes Umkrystal-lisiren aus verschiedenen Lösungsmittelngelingt es nicht, das Paraffin auf die ur-sprüngliche Qualität zurückzuführen. Ähn-liche Eigenthümlichkeit zeigt die Harzsäuregegen Alkalien. Für sich allein löst siesich leicht in einer verdünnten kochendenSodalösung, wogegen sie in einem Gemengevon Mineralölen oder Paraffin fast garnichtvon der Sodalösung aufgenommen wird.Auch Natronlauge löst sie in der Mischungnur schwierig; ist aber in der letzterenKreosot enthalten, so geht sie zum grösstenTheil in das Kreosotnatron hinein, aber auchhier leider nicht quantitativ. Es bleibt wie-derum ein unveränderter kleiner Theil der-,selben im Paraffin, welcher genügt, um das-selbe in der Qualität merklich herabzu-setzen. — Ganz analoge Beobachtungenlassen sich bei der Mehrzahl der Cylinder-theere anstellen.

Jeder bis jetzt mir vorgekommene Cy-lindertheer besteht aus 01, Paraffin und Bi-tumen. Kühlt man den Theer ab, so schei-det sich Paraffin und Bitumen zugleich inmehr oder minder krystallinischer Form ab.Ist dann nach dem Pressen das Pressöl pa-raffinfrei geworden, so muss es auch frei vonBitumen sein, wie Schumann und Scheit-hauer übereinstimmend bestätigen, kannalso durch Destillation kein Paraffin bilden,denn der Paraffinbildner im Braunkohlentheerist eben ausschliesslich das Bitumen. Be-stimmt man nun das Paraffin aus den Destil-lationsproducten eines Cylindertheers, so

14*

Page 4: Paraffin und Bitumen des Braunkohlentheers

104 Jahoda: Veränderlichkeit des Geibstoffgehaltes. r ZeltsLangewai

Zeitschrift fllrmdte Chemie.

•wird man stets weniger Paraffin als festeKörper durch die Fällungsanalyse beim nicht-destillirten Theer erhalten, weil das imTheer enthaltene Bitumen durch die Destil-lation in gleicher Weise, wie beim Schweel-process der Kohle in Wasser, Gas, Koks,Öl und Paraffin zerfällt, welches letztereungefähr 20 Proc. vom Bitumen beträgt.Wir haben also ganz allgemein bei jederTheerdestillation einen Verlust von 80 Proc.des im Theer enthaltenen Bitumens zu ver-zeichnen. Da nun aber die in der letztenTabelle enthaltene Differenz die Verluste anfesten Körpern repräsentirt, welche durchdie Destillation in Form von Gas, WasserKoks und 01 erhalten werden, so brauchenwir nur diese Zahl mit 100 : 80 zu multi-pliciren, um das im Theer ursprünglich ent-haltene Bitumen zu finden. Diese Zahl vonderjenigen abgezogen, welche nach der Fäl-lungsanalyse die im Theer gesammten festenKörper repräsentirt, ergibt das im Theerursprünglich enthaltene Paraffin.

Selbstverständlich sind diese Zahlen nurannähernde und bedürfen einiger Correcturen.So z. B. erhält man bekanntlich nach derDestillation des Theers das ursprünglich indemselben enthaltene Paraffin nicht quanti-tativ wieder, sondern weniger, weil bekannt-lich durch jede Destillation ein kleinerTheil an Paraffin Zersetzung erleidet. DieserVerlust ist bei verschiedenen Paraffinsortenverschieden. Er ist grösser bei hochschmel-zendem, kleiner bei niedrigschmelzendemParaffin. — Trotzdem halte ich es für diePraxis von Wichtigkeit, einen Cylindertheerauf Grund der soeben erörterten Methode aufseinen annähernden Gehalt an Paraffin undBitumen zu prüfen. Wie wichtig diese Be-urtheilung in der Verarbeitung des Theersauf Paraffin ist, soll die in Weiterem fol-gende kritische Zusammenstellung verschie-dener üblicher Arbeitsmethoden lehren.

Über die Veränderlichkeit des Gerbstoff-gehaltes in einigen Gerbmaterialien.

Von

Dr. Rudolf Jahoda.

Viele Gerbmittel zeigen das eigenthüm-liche Verhalten, dass sie, im feuchten Zu-stande der Luft ausgesetzt, Sauerstoff ab-sorbiren. Die Thatsache schien mir inter-essant genug, um sie an den gebräuchlichstenGerbmaterialien, und hauptsächlich in Hin-

blick auf die verschiedenen Methoden derGerbstoffbestimmung zu studiren. Es han-delte sich in diesem Falle nur um dieLöwenthal 'sche und die gewichtsanaly-tische Methode.

Man konnte erwarten, dass die erstereMethode, welche doch auf einer Oxydationberuht, mehr in Mitleidenschaft gezogen istals die andere. Es hat sich dies in derThat auch in vielen Fällen bestätigt; nichts-destoweniger gab es gewichtsanalytisch aucherhebliche Differenzen.

So zeigte es sich z. B. an der Fichtenrinde,wo die Erscheinung am auffallendsten auf-tritt, dass der Gerbstoffgehalt nach derLöwenthal ' schen Methode von 6,65 Proc.auf 2,29 Proc. herabsank, somit auf '/3, wäh-rend nach der gewichtsanalytischen Methodein diesem Falle der Gehalt von 9,27 Proc.auf 6,40 Proc. sank, also nur um nichtganz ^3. Bemerkenswerth ist dabei, dassdie Abnahme des Gerbstoffgehaltes nur biszu einer gewissen Grenze vor sich geht, vonda ab constant bleibt, und eine weitere Ab-sorption von Sauerstoff nicht mehr stattzu-haben scheint.

Dieser Grenzpunkt liegt im obigen Fallebei dem Gehalte von 2,29 Proc. Gerbstoffnach Löwenthal und 6,40 Proc. gewichts-analytisch.

Die Abnahme des Gerbstoffgehaltes istder Dauer der Einwirkung des Sauerstoffesproportional. Die Fichtenrinde, welche imfrischen Zustande 6,65 Proc. (Löwenthal)und 9,27 Proc. (gewichtsanalytisch) Gerb-stoff zeigte, ergab nach einwöchentlicher Ein-wirkung des Sauerstoffes auf das befeuchteteMaterial 4,12 bez. 8,30 Proc.; nach demZeitraum von 14 Tagen 2,35 bez. 6,40 Proc.und nach 4 Wochen 2,29 bez. 6,40 Proc.,somit ist in den letzten Wochen eine Ver-änderung nicht mehr eingetreten.

Die Eichenrinde, in derselben Weise unter-sucht, zeigte keinerlei Veränderung, des-gleichen das Quebrachoholz. Eichenholzdagegen zeigte eine geringe Abnahme.

Ich lasse hier eine Tabelle folgen, diealle meine Versuchsresultate übersichtlichzusammenfasst. Die Versuche wurden soausgeführt, dass die zur Analyse ausreichendeMenge des Gerbmaterials in einem Erlen-meyer'schen Kolben gewogen wurde, hieraufmit Wasser befeuchtet soweit, dass es anallen Stellen damit benetzt war; dann wurdevon Zeit zu Zeit Sauerstoff in den Kolbengeleitet und verstöpselt stehen gelassen.

Diese interessante Erscheinung ist zwei-felsohne auf eine Oxydation des Gerbstoffeszurückzuführen. Der Umstand, dass zudiesem Vorgange die Anwesenheit von Wasser