9
69 November / Dezember 2008 P.b.b.02Z032714 SPONSORING-POST Verlagspostamt 8020 Graz

P.b.b.02Z032714 November / Dezember 2008 69 fileund Shanghai, über Bali und Hawai, ist der schlagende Beweis für diese Diagnose. Wie dieser Zeiten “Spott und Geißel” ertragen?

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

69November / Dezember 2008

P.b.b.02Z032714SPONSORING-POST Verlagspostamt8020 Graz

2

E D I T O R I A L

www.theatermerz.com 3www.theatermerz.com

E D I T O R I A L69 69

Misanthrop.Unter anderemMolière.

“Ich werde wild, es regt den Zorn mir auf, Seh ich das Tun und Treiben dieser Welt!Find’ ich doch allerorten nichts als feigeUnwürd’ge Schmeichelei, als Eigennutz,Verrat, Falschheit und Ungerechtigkeit! ...” Molière: Der Menschenfeind

Unzweifelhaft hat er recht, der Mis-anthrop, in seiner Diagnose un-serer menschlichen Gesellschaft, der westlich-abendländischen. Der aktuelle, weltweite Zustand dieser Ge-sellschaft, ökonomisch, politisch, kul-turell, von Graz über Kärnten nach Rio und Shanghai, über Bali und Hawai, ist der schlagende Beweis für diese Diagnose. Wie dieser Zeiten “Spott und Geißel” ertragen? Dazu noch im alltäglichen Leben “Rechtes Aufschub und den Übermut der Ämter”? ...

Misanthropie: eine Haltung, aufs in-nigste zu verstehen!

Nur: stammt diese Haltung, der Menschenhass, überhaupt von diesen Einsichten in die tatsächlich beklagenswerten gesellschaftlichen Umstände? Ist er dieser sachlichen

Natur? Was könnte den Misanthropen denn noch zu seiner scharfen, un-barmherzigen Diagnose zwingen, zu einem “radikalen Nonkonformisten” machen?

“Von der Tiefenpsychologie unserer Zeit her gesehen, ist die tiefste Quelle seines Hasses nicht sachlicher, sondern gefühlsmäßiger Natur. Es ist der von ihm erfahrene ‘Liebesverlust’, der den Misanthropen primär zum Menschenhass treibt. Es entsteht in ihm das, was Freud das ‘Unbehagen in der Kultur’ genannt hat.”

MOLIÈRE.MISANTHROP:

ein sich von Aufführung zu Aufführung veränderndes Fraktat auf der Basis des Stückes von Molière. Ein thea-tralischer Lokalaugenschein in einem

Labyrinth von Fragen. (Die Soirée zum Thema, ein Gespräch mit dem praktischen Arzt und Psychothera-peuten Dr. Gustav Mittelbach, war schlicht und einfach interessant und spannend, die Erwartungen mehr als erfüllend)!

War Karl Marx ein Misanthrop?

Als solcher wurde er bislang nicht gehandelt, aber wer weiß? Jedenfalls ist seine Diagnose und Kritik an unserer kapitalistischen Gesellschaft die schärfste, umfas-sendste und grundlegendste Attacke, die diesem “letztlich doch besten” (Staberl - Kronenzeitung) aller ökono-mischen und politischen Systeme widerfahren ist. Misanthropie oder nicht - der Zeitpunkt könnte pas-sender nicht sein, der Zustand unserer kapitalistischen Behausung schreit förmlich danach: nach dem 141 Jahre alten Befund des Dr. med. Karl Marx! Nach dem KAPITAL. Für alle RED HEAT-Anhänger und für alle, die’s jetzt endlich werden wollen: die Lese-Per-formance DAS KAPITAL. Motto (frei nach Burt Bacharach): What the world needs, is Marx, sweet Marx!!

DER WEISSE HIRSCH,

unser diesjähriges Kinder- und Ju-gendstück, bringt nach aller Misan-thropie, nach allen Fragen, Zweifeln, Ängsten und Widersprüchen des Herbstes im Dezember dann einen versöhnlichen Ausklang. Ganz frei von kritischen, aktuellen Bezügen im Sinne der besprochenen Produktionen ist aber auch dieses schöne steirische Märchen nicht. Lesen Sie genaueres im Inneren des Merzblattes und be-suchen Sie uns mit Ihren Kindern!

Wenn Ihre Kinder nicht zu “klein” sind, gilt diese Aufforderung ebenfalls für

GOETHE GEGEN SCHILLER,

einer Gastproduktion des Teams Glatz-Eichberger. Die beiden Herren würden sich freuen, wir freuen uns auf die beiden Herren und auf Sie!

P.S.: Goethe wurde im übrigen nicht selten als Misanthrop bezeichnet!

54

M O L I È R E . M I S A N T H R O P

www.theatermerz.comwww.theatermerz.com

M O L I È R E . M I S A N T H R O P

Bernharts MENSCHENFEIND-Fassung stellt natürlich nicht – in falsch ver-standener Werktreue – das bekannte und „originale“ Molière-Stück mit dementsprechender Besetzung und „richtigem Ensemble“ auf die Bühne.Bernhart konzentriert das MENSCHENFEIND-Thema in einer Person, die sich durch das Material spielt und arbeitet.

Der Misanthrop Alceste: ein radikaler Nonkonformist? Ein Kulturguerillero gewisser-maßen? Oder eher ein verzweifelter Freud’scher Zwangscharakter, den der „Liebesverlust“ zum Menschen- und Gesellschaftshasser macht?

Oder …?

Darsteller: Willi BernhartDramaturgie: Sabine Ruck, Willi BernhartBühne und Ausstattung: Danuta Lisowska und THEATERMERZ Ton: Michael Matle, Willi Bernhart, Thomas ÖllingerLicht: Sarah Hofbauer, Simon KirchmairBühnentechnik: Thomas Öllinger, Simon KirchmairProduktions- und Webadministration: Thomas ÖllingerAssistenz und PR: Sarah HofbauerInszenierung: Sabine Ruck, Willi BernhartGesamtleitung: Willi Bernhart

“... und einen abgelegnen Winkel mirauf Erden suchen, wo ich Freiheit habe,ein Ehrenmann zu bleiben.”

69 69

“Ich werde wild, es regt den Zorn mir auf, Seh ich das Tun und Treiben dieser Welt!Find’ ich doch allerorten nichts als feigeUnwürd’ge Schmeichelei, als Eigennutz,Verrat, Falschheit und Ungerechtigkeit! ...”

MOLIÈRE.MISANTHROPPerformance-Fraktat

Uraufführung: Oberzeiring, Werkstatt 2.8, 4. Oktober 2008Premiere 24. Oktober 2008weitere Aufführungen: 25 und 31. 10, 1., 6., 7., 8. 11. 2008

13,. 14., 15. und 16 November 2008 jeweils um 20.00 Uhr

Von: [email protected] Betreff: Goethe gegen Schiller Datum: 12. September 2008 20:06:59 GMT+02:00 An:[email protected]

76

G O E T H E G E G E N S C H I L L E R G O E T H E G E G E N S C H I L L E R

Lieber Willi Hier die Texte für die Ankündigung unserer Aufführungen bei dir. Ein Text ist von mir und einer von Fritz - such dir einen aus. Mir gefällt der Text von Fritz besser. Liebe Grüße Josef

Hallo lieber Josef! Ist doch auch genial Dein Text – und ein Beweis dass 2 Genies durchaus befreundet sein können!!! Hier der von gestern: mit einer kleinen Ergänzung.(Lass doch einfach den Herrn Theaterdirektor entscheiden…) Ist Freundschaft zwischen Genies überhaupt möglich?Erleben Sie in „Goethe gegen Schiller“Neben spritzigen Zitateduellen der Meister Deutscher LiteraturAuch einige Alternativen – eine mögliche Antwort –Und frischen Sie dabei gleich Ihr Wissen über die beiden Dichterfürsten auf– oder auch nicht?In diesem dramatisch-lyrisch-komödiantisch-epischen DramaNach Johannes GalliSpielen für Sie Josef Glatz und Friedrich L. Eichberger Mit ganz lieben Grüßenund in freudiger Erwartung der Weiterentwicklung unseres Stückes Dein Freund Fritz

Friedrich L. Eichberger

Sindbad InfotainmentConsulting & EnterTrainmentFür Ihre professionell inszenierten Erfolge Donhartgasse 130A-1140 WienT: +43 (1) 914 7131M1: +43 (6991) 714 7131M2: +43 (650) 814 7131e1: Attachments NO!: [email protected]: Attachments Yes: [email protected]

Können zwei Genies Freunde sein?Die zwei Dichterfürsten Goethe und Schiller lebten zur gleichen Zeit in Weimar und werden dort durch eine Statue als Freunde dargestellt. Waren sie wirklich Freunde oder waren sie Feinde? Haben sie einander inspiriert oder geschadet?

GAST SPIEL

GOETHE: Friedrich L. Eichberger Schiller: Josef Glatz Überarbeitung des Textes und Inszenierung: Goethe und Schiller Produktion: Goethe und Schiller

www.theatermerz.com

69 69

98

R E D H E A T : D A S K A P I T A L

www.theatermerz.com

R E D H E A T : D A S K A P I T A L

Der Zeitpunkt könnte richtiger nicht sein, der Zustand unserer verkommenen kapitalistischen Behausung schreit förmlich danach: Da ist sie, die Leseperformance DAS KAPITAL von und mit Willi Bernhart! 60 Minuten aus der Bibel aller RED-HEAT-Anhänger.Karl Marx: Das Kapital, Band 1

What the world needs now,

is Marx, sweet Marx!

www.theatermerz.com

DIE ALLJÄHRLICHE SOZIALISMUS-ABFALL-VERWERTUNGS-PERFORMANCE

Das KAPITAL, das so “gute Gründe” hat, das Leiden der sie umgeben-den Arbeitergeneration zu leugnen, wird in seiner praktischen Bewe-gung durch die Aussicht auf zukünftige VERFAULUNG der Menschheit und schließlich doch unaufhaltsame Entvölkerung so wenig und doch so viel bestimmt als durch den möglichen Fall der Erde in die Sonne. In jeder AKTIENSCHWINDELEI weiß jeder, dass es das Haupt seines Nächsten trifft, nachdem er selber den Goldregen aufgefangen und in Sicherheit gebracht hat. “Après moi le déluge!” ist daher der Wahlruf jedes KAPITALISTEN und jeder KAPITALISTENnation. Das KAPITAL ist daher rücksichtslos gegen Gesundheit und Lebensdauer des Arbeiters, wo es nicht durch die Gesellschaft zur Rücksicht gezwungen wird.Leseperformance DAS KAPITALTextauswahl und Deklamation: Willi BernhartBühne und Ausstattung: Danuta Lisowska, Willi BernhartTon: Thomas ÖllingerLicht: Sarah Hofbauer und Simon Kirchmair

11 www.theatermerz.com

D E R W E I S S E H I R S C H69 69

Spieler: Willi BernhartBühne und Ausstattung: Danuta Lisowska und THEATERMERZAssistenz und PR: Sarah HofbauerTon: Thomas ÖllingerLicht: Sarah Hofbauer, Simon KirchmairBühnentechnik: Thomas Öllinger, Simon Kirchmair, Ernst PodolanProduktions- und Webadministration: Thomas ÖllingerGrafik: Walter HeindlMusikalische Mitarbeit: Marinos KurdaKonzept und Realisierung: Willi Bernhart und THEATERMERZ

Premiere: Donnerstag, 18. Dezember um 17.00 Uhr

Ein Märchen aus der Sammlung “Kinder- und Hausmärchen aus der Steiermark von Viktor von Geramb

“In alten Zeiten lebte ein König, der beherrschte viele Städte und Länder, aber er hatte keinen Sohn, so dass seine einzige Tochter Elsa ausersehen war, Krone und Reich zu erben. Da sie zudem ein kluges und schönes Mädchen war, lässt sich’s wohl denken, dass viele Freier kamen, die beim König um die Hand der Tochter anhielten.Aber, obwohl es der Vater hoch an der Zeit fand, einen Schwiegersohn und zugleich einen Thronfolger zu bekommen, konnte sich Elsa doch nicht entschließen, aus den vielen Freiern einen auszuwählen, der ihrem Herzen getaugt hätte. Wohl verstanden es alle, glatte, höfliche Worte zu machen, aber keiner hatte ein gutes Herz, und gerade darauf kam es der Königstochter an.”

10

D E R W E I S S E H I R S C H

www.theatermerz.com

DER WEISSE HIRSCH

Zu glatt.Zu äußerlich.Kein gutes Herz.Das kommt uns doch bekannt vor.Das ist uns sehr nahe.Und es klingt gar nicht märchenhaft,sondern sehr wirklich ...

Um zu prüfen, ob es unter diesen Grafen, Jägern und Prinzen, unter diesen Gewinnern und Machos, so jemanden wie einen liebevollen Menschen gibt, lässt sich Elsa in einen weissen Hirschen verwandeln ...

13 www.theatermerz.com

N A C H L E S E69 69

Es war schön in Oberzeiring, das Essen und die Bewirtung im Gasthof Haunschmidt wun-derbar.EinDankeandieChefinund ihre MitarbeiterInnen!Unser Spielort im Dom des Schaubergwerks war eine hervorragende Wahl, anstren-gend zwar immer wieder, aber höchst lohnend im Sinne des Vorhabens. Der “gute Geist des abgelegnen Winkels”, Fritz Stuhlpfarrer, war der beste Geist, den wir uns wünschen konnten. Ein großes Danke, Fritz, an Dich! Und natürlich an den Intendanten dafür, dass er uns eingeladen hat. Danke, Peter Faßhuber, und Grüße nach Oberzeiring!

12

N A C H L E S E

www.theatermerz.com

Vier Jahre keine Rezensionen in unserer Heimatpresse, und dann diese schöne, schlichte Notiz zu unserer jüngsten Per-formance! Und das bei diesem Anlass! Und diesem Aufgebot an hochkarätigen Ereignissen! Da freut sich auch der doch ein wenig bescheiden gewordene Misanthrop ...

Kleine Zeitung, 06.10.2008

Bildnachweis: Foto Kleine Zeitung: Doris ReicheltFotos aus Oberzeiring: Mike Traussnigg

1514

S P I E L P L A N

www.theatermerz.comwww.theatermerz.com

S P I E L P L A NNovember / Dezember 2008 Vorschau 2009

MOLIÈRE.MISANTHROP

24. Oktober 20.00 Uhr Premiere25. Oktober 20.00 Uhr31. Oktober 20.00 Uhr 01. November 20.00 Uhr06. November 20.00 Uhr07. November 20.00 Uhr08. November 20.00 Uhr

GOETHE GEGEN SCHILLER Gastspiel Glatz / Eichberger

13. November 20.00 Uhr 14. November 20.00 Uhr 15. November 20.00 Uhr 16. November 20.00 Uhr

RED HEAT

22. November 20.00 Uhr28. November 20.00 Uhr29. November 20.00 Uhr

DER WEISSE HIRSCH

18. Dezember 17.00 Uhr Premiere19. Dezember 17.00 Uhr20. Dezember 16.00 Uhr21. Dezember 16.00 Uhr22. Dezember 17.00 Uhr

Vorschau 2009:Wiederaufnahme der Produktionen

D I E L Ü G Enach einer Kurzgeschichte von Raymond Carver

DIE BESTIE VON BUCHENWALD

Wir wollen niemals auseinandergehen ... Lieder der

Gastspiele:16. Januar 2009 in Warschau / Polenab Mai 2009 Österreich-Tournee

Impressum: Texte: wie angeführt, sonst Willi BernhartFotos: Doris Reichelt, Mike TraussniggGrafikundLayout:WalterHeindl,WilliBernhartDruck: Dorrong, Graz

Steinfeldgasse 208020 Graz

In Kyoto bin ich,doch beim Schrei des Kuckuckssehn ich mich nach Kyoto.

Bashö