Per Wolf

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  • 7/23/2019 Per Wolf

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    Archiv fur slavische philologie.

    Berlin : Weidmann.

    http://hdl.handle.net/2027/uc1.$b216226

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    Slavische Vlkernamen.*)

    Ein Appellativum ist der Name Serben, Snb- (Srb, Srbin,Srbljin, Serbin, Sierbin, Sarbin etc.)) in den rues. Annalen aucbdas allerdings seltsameSerebb (collectivum), wohl Ser ebb, wie Seven, (vgl. oben), Cudb, Vesb, Rusb u. a., wenn man nicht mit

    Lambin (urnai minist, nar. prosv. 1877, Juni-Heft, 255)

    Serbbi,

    Sbrbbi lesen will. ImSerbischen bedeuten dieCollectiva Srbcad,Turad, Grcad, Vlaadetc.jnventoa, soblesserbica, turcica etc.,

    Srbadija =das Serbenvolk (vgl. pascad, pascadija canes) ; dasSuffix -ad,-adijaistnichttrkisch, wieoafaik meint, vgl. celjad',vad, gromada, Sumadija eine waldreiche Gegend in Serbien(Miklosic, Stammbildungslehre 209). Die Bedeutung des Volksnamens Srb hat afarik (Sl. Star. 151) mit Hlfe des polnischenund russischen Appellativums paserb (privignus) treffend erklrtals Volk, Nation, vollkommen entsprechend dem Namen Deutsch

    aus thiuda nato, gene. Frher stellte afark (Abkunft

    der

    Slaven) den Namen Srb, Srbad-ija, mit dem Volksnamen Sarmat,Sarmatia zusammen; aber in den Slov. Staroz. ( 16) entsagte er

    dieserEtymologie und erklrte die Sarmaten fr ein modischesVolk. Wir wollen nunnicht behaupten, daeeSrbad undSarmat* in etymologischer Beziehung identisch sind, wiewohlgeradeimSerbischen diese Collectiva auf -ad vorkommen. Aber wiederallen Sarmaten die Slavicitt absprechen zu wollen, wregrundlos: mit Hecht bemerktJ. Grimm (Gesch. der deutsch. Spr.120), daee die Sarmaten dieGrundlage des slavischen Volkes bil

    den, und dase durch ihre Wegnahme den Slaven einAnhalt inderlteren Geschichte entzogen wrde. Von den Veneten allein,zwischen der Weichsel und dem oberen Dnpr (bei Tacitus und

    ) Vergl. Archiv. 590.vni. 1

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    16 J. Perwolf,

    aufmehrberufeneLituanologen. Dasjetzigelitauische vitis(Held)istschon aus dem russischen vitjaz' entlehnt (Brckner, Litu-elav.StudienI. 154) ; vielleicht ist*vitingas dasursprungliche litauische

    Wort; vgl. kuningas

    k-bng- (), knjaz', peningas

    pe-nzb, penjaz', Lenkas "Lechb, Ljach, etc.

    Das slavische vitb, nachMiklosic lucrum, victoria, erscheintinzahlreichen Personennamen (s

    . beiMiklosic), Vit, Vitek (besondersbeliebtindem bhmischen Geschlechte derVitkovici) , Vitan,

    Vitj, Dobrovit (evvixog) ,Ljudevit (Xavixog), Vitoslav undVitislav

    (vtxoxiJe) , Vitomir undVitimir, u. a. ') Mit dem slawischen vit-

    istdas deutschevit- (rita, vitan, witzig, wissen etc.) nicht zusammenzustellen, wie Safafik meint; dies entspricht dem slav. vid-,vd-(scire) ,wie schon Matzenauer richtigbemerkt hat. Das Thema

    vitb in vitezb wre also slavisch. Das Suffix -ezb, - weist wohltheilweise auffremden , deutschen Ursprung , -ing (kingb , -

    nezb chuning, kuning, sklzb skiling), aber nicht immer;eswird sogar das pnzb, deutschphenning inZeitschrift XI, 173als slavisch bezeichnet. (Vgl. MikloSi, Stammbildungslehre 317).Die oben eiwhnten Wrter racjadz , robocj^dz rabotgb, sindslavisch, wohl auchrecjadz (retz, retjaz' etc.) . Das kladezb, kla-dez', kolodez', kolodjaz' etc. nebenkladenec, kolodec etc. (puteus)

    braucht nicht mit dem nicht einmal nachgewiesenen gothischen

    *kaldingsverbunden zu werden; Mikuckij (MaterijaJy . 100) ver

    bindet koiodjaz' mit kotoda (klada), po tomu tonavodnoj 1rylijamuivstavljalidupljastuju koiodut. Derpolnische Ortsname

    (adj.) Koiodzjqi, verglichen mit Bacj^z, setzt ein Appellativum"kolodzj^dz voraus, vielleicht eine andere Form vonkolodzjej (vgl.

    racjadz undracjej, vicjadz undvicjej); es knnte auch das poloni-

    >) Der Name Svetovit ist auch ein Personenname (. beiMiklosic), wie

    Svt-, Svtava (Svat, Svatava), wosvtb nicht aie das christliche sanctus,

    sondern als validus aufzufassen ist. Der Name desGottes vonRgen, des

    Sonnen- und Kriegsgottes Svantovit, Svantevit (nicht: Svantovid), istwohl

    nur ein Beiname des Svaroic, entweder subet. svto-vit (validus victor)

    oder adj. svt-ovit mit demSuffixe-ovit, was eine gewisse Flle bedeutet,wiein mohovit,mladovit, krasovit, glasovit, etc. (Miklosic, Stammbildungs

    lehre 193). Die Erklrung Hilferding's und Jireek's als heiliges Licht (svet

    vit) erscheint zuabstract. Das slavischeVitistfreilich nichtmitdem christ

    lichen sanctus Vitus zu vermischen, nach demVorgange der Mnche von

    Corvey, bei denen Svantovit sanctus Vitus.

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    SlaviseheVlkernamen. 17

    sirte russische koiodja sein, wiewohl der Ort noch im polnisch-mazovischenSprachgebiete liegt, nicht weit von derpolnisch-russi

    schen ethnographischen Grenze, bei Siedice und Vgrv. Der

    polnische Ortsname Gonjqdz, russisch Honjaz', Hanjaz', eine Stadtan dem FlusseBjebfa , russ. Bobreja, Bobrja, an der polnisch-rnssischen Grenze, ist wohl als Appellativum aufzufassen, von

    gon-, kon- (Jagd, vgl. den neusloven. OrtsnamenGonje, deutschTrieb) . DieStadt liegt am Bande von ausgedehnten Waldungen,von Jagdrevieren (gonitvy) , und am Flusse Bjebra fanden auch

    Biberjagden (gony, hony) statt. Dasgonjqdz istwohl eine andere

    Form von gonjec (honec), gonjaf, honk etc. ; damit , namentlichmit dem westrussischen honjaz', vgl. das grossrussische konjaz'(Reiter, nebenkonnik). Allerdings wrde man eher dieadj. Form

    Gonja2 (vgl. Racjqi von Bacjqdz) erwarten1). Der unweit vonGonjqdz befindliche Ort Jatvez fhrt aufden Volksnamen Jat'vjag,

    Jat'veh (russ.), Jacving, d. i.Jacvg (polnisch), eines litauischenStammes, dessen Name wohl nicht deutschen Ursprungs ist. Hierhergehren auchdie slavischen Wrter mit dem Suffixe ag-,jag-,(qg-, g-), brodjaga, biudzjaha, votoaha, vioga etc. Vgl.Miklo-, Stammbildungslehre 281.

    Safafk (Slov. Staro. 349), und nach ihm Miklosi (Fremdwrter, Stammbildungslehre 317) und Matzenauer halten dasWort

    vitzb wegen des Suffixes -zb fr deutsch, undzwarfr einAppel

    lativum, entstanden aus demVolksnamen Vithingi. afarik, hierinVoigt (Gesch. PreussensI. 107) folgend, setzt dasgothischea VolkderWithingen an das baltische GestadeunterdieLitauer, wohersie mit den Gothen zum Pontus Euxinus gezogen sein sollen.

    Aber vondiesen gothischen Withingen am baltischenMeereweiss

    man eben nichts, unddie deutschen Vithungi, Juthungi erscheinenimIV. Jahrh. n. Chr. an der oberen Donau als parsAlamanorum,worber vgl. Zeuss, DieDeutschen 312. Die Virtingui (Vittinguiist nur eine Conjectur des Herausgebers des Trebellius Pollio),welche a. 269 n. Chr. zugleich mit den Gothen gegen dieRmer

    l) Vgl. die Ortsnamen im polnischen Preussen: Ucjai, Plov, Vjelia(Vjelzaz). Diejetzige polnische Benennung frGraudenz, Grudzjqdz, kanndamitnicht verglichen werden ; dieursprngliche polnische FormwarOru-demca, Grudzjenica, worausdeutsch Grawdenitz,Grudenz, und dies polonisirtGrudzjdz (Ketrzynski inPamitnik krakow. akademiiI. 127).

    VIII. 2

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    18 J. Perwolf,

    am Pontos and an der unteren Donau kmpften, sind dieTervingi

    (Zenas 407, Bessell Gothen p. 128inErseh e Encyklopdie] , nnd

    nicht dieWithingen vom baltischen Meere, wie namentlich Voigt

    behauptet. Wenn nundieseWithingen nicht am baltischenMeerezufinden sind , so kann manmit ihnen weder dieVividarii (Vini-darii? nicht: Vidivarii) desJordanes, noch die Vites (?

    ) des Geo

    graphen Ravenna, noch dasWitland, Widland (neben Sam-

    land) des Mittelalters verbinden, und alles das fr Gothen er

    klren, worber vgl. Zeuse 521, 668669. Die normannischenPiraten Vikingi (von vik Busen, Meer) sind nicht mitVitingi zuvermischen, wie es Adam Brem, und nach ihmVoigtthun ; auchMiklosic glaubt neuesten (Altslov. Lautlehre ed. 1878, p. 32) dasvitezb mit dem altnord. vikingr zusammenstellen zuknnen, nach

    Adam Brem. : piratae withingi. Voigt's Hypothese, als wren dieoben erwhnten altpreussischen vitingi (nicht bloss in Samland)dnischeColonie ten, skandinavische Vikragi, istgrundlos, undistschon von den Herausgebern der Scriptores rerum prussicarum

    widerlegt worden.

    Nach alledem ist eswohl nicht zugewagt, das vitezb vicjqdz

    (inForm und Sache dem raejadz entsprechend) nicht fr fremd,sondern fllr ein slavisches , ja,inAnbetracht dee altpreussischen

    *vitingo8, freinlitu-slavischee Appellativum zu halten.Sehr verbreitet ist die vonafafik aufgestellte Ansicht, dase

    die beiden slavischen, beziehungsweise sttdslaviechen Worte ne-ropbch oder mropbch (rusticus) und sebr (plebejus) aufden beidenVolksnamen derNoropen und Sahiren beruhen (Slov. Staroz. 381,

    274), was auch Miklosic (Lexicon, Fremdwrter) wiederholt. Wasdas ersteWort, neropehodermropch, betrifft, welchesausschliess

    lichserbisch ist(vgl. Danicic's Rjecnik), so ist esvorerst ganzunwahrscheinlich, dass ein sounbedeutendesVolk, wie die Noropenim nrdlichenMacdonien, inPaeonien htte noch existiren knnen,

    als die Slaven dieseGegend besetzten undbevlkerten ;die dor

    tigenAutochthonen waren damals schonlngst Vlachen geworden,

    und wurden dann grsstentheils elavieirt, die Paeonier wurdenbulgaro-slovenische Pijanci. Ausserdem hat essich nach neuerenUntersuchungen gezeigt, dass es Uberhaupt in Macdonien keineNoropen gegeben hat, und dase diese dieNoriker derAlpenlndersind : N>Q07teg edvog iarlIcuovixv, vvv de NoqcxoI xalovvrai.

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  • 7/23/2019 Per Wolf

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    SliiviBche VOlkenuuneu.

    und Zablin (1876) wollten durchaus beweisen, dass die schon

    durch ihren blossen Namen Schrecken einjagenden Warger von

    Wagrien, und die Russen von Rgen (d. i. rog. poln. rg=

    nig, Horn!) her nach dem fernen Osten gawandert seien.

    Aberbeide Forscher haben sich ohne das nthige philologische und

    historische Rstzeug ansWerk gemacht, und konnten dannfreilich

    Niemandem weis machen, es seien die Vagri die Vargiu (diesist die wendisch-ljachische Form) , oder es seien daspommersche

    Rosenhagen, das preussische Rosenberg, das ingermanlndische

    Rugodiv, das russische Rjaza Spuren der Wanderung derwendischen Rugi oder Rus' baltischen Wendland bis zumfernen Russland am Dnpr. Dieses unwissenschaftliche Gebahren

    msete abgewiesen und seine Urheber zurecht gewiesen werden,

    was wirauch im Zurnalminist,

    narodn. prosvs. (1877, Juli-Heftgethan unddamit hoffentlich diewendische Theorie zuGrabe getragen haben.

    Wirrumen recht gerne ein, inderDeutung mancher Namennicht immer das Richtige getroffenzu haben. Errare humanuni est,namentlich in demLabyrinthederalten Geschichte undEthnologie.

    Warschau. /. Perwolf.

    Anmerkung der Redaction. ZurAbhandlung SlavischeVlkernamen war inBd. VII, S. 590 einAnhang versprochen, inwelchem die Behauptungen des Verfassers, gegendie sich haupt

    schlich unserWiderspruch richtenmuss, kurzbesprochenwerden

    sollten. Leider war der Verfasser des schon damals in Aussicht

    genommenen Anhangs durch Krankheit verhindert, seinen kriti

    schen Beitrag zur vorliegenden Abhandlung fr dieses Heft zu lie

    fern. Wir hoffen und wnschen, es mglichst bald ineinemdernchsten Hefte nachzutragen. V.J.

    3*

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