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Dr. Barbara Muraca Universität Greifswald Februar 2011 Perspektive: Nachhaltigkeit ohne Wachstum?

Perspektive: Nachhaltigkeit ohne Wachstum? - bfn.de · • Das sog. trickle-down-effect funktioniert nicht automatisch: laut Studien nur unter der Bedingung von sehr starken Umverteilungspolitiken

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Perspektive:Nachhaltigkeit

ohne Wachstum?

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Schrumpfung wird auf uns zukommen:entweder erwischt uns

als Depressionoder wir gestalten sie

als Chance

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Degrowth: was ist das? - Wachstum und Kritik - Décroissance-Gesellschaft - Risiken und Perspektiven

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0. Einleitung und Struktur

1. Degrowth, Décroissance, Decrescita:1.1.warum?1.2.was ist das?1.3.wo kommt das her?

2. Was ist Wachstum?

3. Degrowth als Wachstumskritik

4. Das Projekt einer Décroissance-Gesellschaft

5. Risiken und Perspektiven

Degrowth: was ist das? - Wachstum und Kritik - Décroissance-Gesellschaft - Risiken und Perspektiven

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1. Degrowth: warum eine aktuelle Debatte?

• Schlüsselrolle von ökonomischem Wachstum bisher für soziale Gerechtigkeit, politische Stabilität und Wohlstandssicherung

• Krise des Wachstums in den Industrieländern: wir wachsen nicht mehr (schnell genug)! Alarmglocken bei der Politik (Stigliz-Sen-Fitoussi- Kommission in Frankreich; ,Prosperity without Growth in Großbritannien)

• ( Wieder)Entstehung einer sehr starken Kritik gegen Wachstum als ökonomisches Paradigma in den meisten südeuropäischen Ländern:

✴Erste & Zweite Internationale Degrowth Conference (Paris 2008; Barcelona 2010; ? 2012)✴De französische wachstumskritische Bewegung hat es geschafft, eine Partei auf der letzten EU-Parlament-Wahl aufzustellen

✴Die letzte internationale Jahreskonferenz der Ökologischen Ökonomen (ISEE) hatte das Them ganz oben auf der Tagesordnung

✴Die Bundesrepublik hat am 17. Januar eine Enquete-Kommission zum Thema Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität eingesetzt

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1.1. Degrowth: was ist das denn?

• Soziale Bewegung + ökonomische Theorie (Georgescu-Roegen)

• ökonomische Kritik am BIP (Stiglitz, Daly, Sen u.v.m.)

• Tatsachen konfrontieren: wir wachsen (im globalen Norden) nicht mehr - wie weiter nun?

• steigendes Bewusstsein für die biophysischen Grenzen unseres ökonomischen Systems (Daly)

• soziale und kulturelle Kritik gegen das Wachstumsparadigma:

• Profitmaximierung (mehr, schneller, größer, zentraler, effizienter)• Nutzenorientierung (subjektives, individuelles Nutzen, Entsolidarisierung)• Leistungsorientierung (besser, Elite, Überstunden, ...)• Rationalitätskonzept (,Rationalisierung‘, instrumentelle Betrachtung...)• Verlinkung zwischen Wachstum und Lebensqualität• Positionale Güter

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1.2 Degrowth: woher kommt das?

• Ölkrise/Wachstumskritik der 1970er (Club of Rome, André Gorz, Illich...)

• Entstehung der ökologischen Ökonomik als Wissenschaft (Georgescu-

Roegen etc.)

• Georgescu-Roegen verwendet zum ersten Mal das Wort Décroissance verbunden mit Lebensqualität ≠ Wirtschaftsdepression (vgl. Stuart Mill):

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„Il ne pourrait en être autrement étant donné que tout processus évolutionniste est irréversible. Et si ce retour devient nécessaire, la profession des économistes subira un changement curieux: au lieu d'être exclusivement préoccupés de croissance économique, les économistes chercheront des critères optima pour planifier la décroissance.“ (Georgescu-Roegen 1995 (1979), 150).

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2. Was ist Wachstum?• Wachstum wird traditionell durch BIP gemessen

• BIP ist die Gesamtsumme aller ökonomischen Transaktionen in einer Volkswirtschaft

- inclusive so genannter ,defensive expenditures‘ - Ausgleichsausgaben

• Pro-Kopf BIP ist eine Durchschnittsgröße: Verteilungsfragen werden überhaupt nicht berücksichtigt

• BIP ist ein exponentieller Indikator: es misst Wachstum prozentual zum Vorjahr ≠ absoluter Indikator

• BIP sagt überhaupt nichts über Lebensqualität - trotzdem verwenden es Politiker_innen oft als Maß für die ,Gesundheit‘ einer Volkswirtschaft

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2.1 Wofür soll Wachstum gut sein?• Da die Gesamtsumme hergestellter Güter steigt, die verteilt werden

können, und dadurch Bedürfnisse und Wünsche (Präferenzen) befriedigt werden können, steigt auch entsprechend den Lebensstandard und die Lebensqualität von Individuen (individuelle Ebene).

• Wachstum ist eine wesentliche Grundlage für Wohlfahrtsstaaten und macht Verteilung leichter annehmbar: wenn der Kuchen größer wird, muss man niemandem was wegnehmen um anderen zu geben (institutionelle Ebene). ➙ Grundlage für Demokratie!

• Wachstum ist eine notwendige Bedingung für Beschäftigung: wenn Arbeitslosigkeit vermieden werden soll, muss die Wirtschaft stärker als die Arbeitsproduktivität wachsen.

• Wachstum ist notwendig für Umwelt- und Naturschutz: nur so kann man Überschüsse in Naturschutzmaßnahmen (re)investieren

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Kuznet Curve

Environmental Kuznet Curve

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2.2 Kritik gegen das Wachstumsparadigma

• Schwellenhypothese: Lebensqualität/Glücksempfinden ist ab einer bestimmten Schwelle von Wachstum (BIP) abgekoppelt (Max-Neef ) ➔

• Das sog. trickle-down-effect funktioniert nicht automatisch: laut Studien nur unter der Bedingung von sehr starken Umverteilungspolitiken (Schweden...); sonst nimmt mit Wachstum auch die Ungleichheit zu

• Zerstörung der natürlichen Umwelt korreliert sehr stark mit Wachstum (die Umwelt-Kuznet-Kurve klappt nur in isolierten Fällen (Sulphate, Wasserverschmutzung)

• Entkopplung zwischen Wachstum und Ressourcennutzung lässt sich bisher nicht beobachten aufgrund von sog. Rebound-effect: Zufall oder systemischer Zusammenhang? ➔

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2.3 Kritik gegen das Wachstumsparadigma

• Wachstum führt (nicht mehr) automatisch zu Beschäftigung ( jobless growth - mind. 3%)

• Wachstumslogik führt zu Zentralisierung von Kontrollstrukturen (Produktion, Vertrieb, Konsum):

• Effizienz- und Profitkriterium + Allokation

• Investitionsspirale

• Verschuldungsspirale

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2.4 Kritik gegen das Wachstumsparadigma

• soziale Ungleichheit ist ein Hauptgrund für subjektive Unzufriedenheit wegen konstanten positionalen Wettbewerbs und der daraus resultierenden Tretmühle (Binswanger):

• Frust, Verlust gesellschaftlicher Anerkennung, Schamgefühle beeinträchtigen auch substantielle Freiheit (= kreative Gestaltungs- und Teilhhabechancen --> ,Selbstwirksamkeitsgefühl‘

• dynamische Ungleichheit durch Wachstum führt zu einem strukturellen Wandel in dem Zugang zu wesentlichen Lebensgrundlagen (existentiell aber auch im Sinne eines ,guten Lebens‘)

• Maßnahmen gegen Armutsbekämpfung im globalen Süden können vorhandene Kompetenzen zur Existenzbewältigung zerstören und nicht monetäre oder marktvermittelte Zugänge zu Grundbedingungen für ein gutes Leben nichtig machen --> gilt es nicht auch bei uns?

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2.5 Kritik gegen das Wachstumsparadigma

• Tretmühlen führen aber auch zu objektiver Diskriminierung: •Beispiel SUV in den USA bzw. Handy/Smart Phone

• Stetiger Wettbewerb verbunden mit sozialer Mobilität und wachstumsfunktional zerstört soziale Netzwerke und unterminiert andere Formen zwischenmenschlicher Beziehungen --> Verlust an sog. Sozialkapital

•ABER ACHTUNG: relationale und soziale Netzwerke dürfen nicht idealisiert werden!!! Gefahr von Lokalismen + Verschleierung von Unterdrückungsstrukturen ➙ empowerment of women!

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2.6 Kritik gegen das Wachstumsparadigma• Steigender Ressourcen- und Senkenbedarf aufgrund von Wachstum

führt zu geopolitischen Formen von Herrschaft und ökonomischer Abhängigkeit (Biomasse; Biopiraterie; Landnahme; Schuldenspirale... --> auch zwischen Stadt und Land?)

• Einige Vertreter_innen von Degrowth fordern degrowth in den Industrieländern und moderates Wachstum im globalen Süden• Industrieländer sollen ihren Ressourcen- und Senkenimpakt reduzieren bis sie einen ,nachhaltigen‘ Pfad erreicht haben (viable technologies= nur auf Sonnenenergie + lebendige Funds basierend)

• Andere fordern für das globale Süden sogar ein ,Recht auf Degrowth‘•Wachstum ist under der Bedingung entstanden einer Ausbeutung anderer Menschen (Sklaven, Frauen, Bauern...) und natürlicher Prozesse bzw. Land (sog. Niemandsland in den Kolonien, Raubbau über die natürlichen Regenerationszeiten hinaus…)

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3. Décroissance = A-croissance: Umdenken + Entzugskur

• Weder ,nachhaltige Entwicklung‘....- sprachliches coup de génie und bequemer Kompromiss

• ....noch ,stationary state‘- gefangen in der Wachstumslogik

• Declining State für die westlichen Industrieländer- übersetzt ins Französische mit ,Décroissance‘:

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3.1 Das Projekt einer Dècroissance-Gesellschaft

• Dekolonisierung des Wachstumsimaginären

- “Décroissance ist nur in einer Décroissance-Gesellschaft möglich” (Latouche)

• Umdenken - Gesellschaft ,neu‘ denken:

- Entgiftung: sich von der Wachstumssucht befreien ≠ Verzicht- Décroissance steht für ,mehr‘ Freiheit ≠ Präferenzen-Willkür- einzelne Maßnahmen müssen in diesen Umdenkprozess eingebettet

werden - sonst nur Reproduktion der Wachstumslogik:- Änderung der Lebensstile- Strukturelle Änderung - politische Intervention- Das Recht auf eine ‘konviviale Armut’ wiederentdecken (Rahnema)

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3.2 Das Projekt einer Dècroissance-Gesellschaft

Programm der 8 ,R‘

(Latouche):

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3.3 Das Projekt einer Dècroissance-Gesellschaft

„Supprimer une école de village, une desserte ferroviaire secondaire, une antenne médicale de campagne ou un bureau de poste dans un bourg rural, au nom du développement, de la modernisation ou de la rationalité (...), c’est contribuer à la mort du local et saboter les efforts de ceux qui résistent et luttent pour redonner sens aux lieux.“ (Latouche 2005, 282).

• Die Zerstörung des Lokalen im Namen der Effizienz schafft einen fruchtbaren Nährboden für die Wachstumslogik:

• Autonomie-Gedanke: Tradition des sog. ,Assoziativen Sozialismus‘:

• Subsidiaridätsprinzip

• Stärkung der Zivilgesellschaft zwischen Markt und Staat: eine andere Logik der Verhandlung darüber, wie wir leben wollen

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3.4 Das Projekt einer Dècroissance-Gesellschaft • Schritte auf dem Weg zu einer Décroissance-Gesellschaft

- Ausgaben für Werbung und Vermarktung regulieren/besteuern/verbieten- Höchstes ,faires‘ Einkommen (z.B. durch 100% Besteuerung ab ...)- qualitative Differenzierung der Produktion auf lokaler Ebene- Starke Verknüpfung zwischen allen Formen ,akkumulierten Kapitals‘ Strong (Humank., Relationales K., Naturk., Wissensk.)

- Regionale Produktionskreisläufe- Demokratische Teilhabe in die Gestaltung von Produktion und Konsum - Regionale und globale Netzwerke zwischen Produzenten und Konsumenten

- Explizite, absichtliche Erzeugung von positiven sozialen ,Externalitäten‘- Radikale Reduzierung der Arbeitszeit (Mischformen)

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4. Risiken & Perspektiven • Risks

- Lokalismen, ideologische & exklusive Regionalismen- Ökofascismus- Askeseideologie für eine kleine Elite- Anerkennungsfragen + Fragen sozialer Teilhabe jenseits der Erwerbsarbeit

- Herausforderung für Gewerkschaften und traditionelle sozialdemokratische Partien: eine gerechte degrowth-Gesellschaft!!!!

• Perspektiven:

- Neuer Rahmen für die Sozialforen (Rio 2012, Cancun...)- Globale Bewegung (buen vivir, Armut ≠ Elend...)- Jenseits von BIP - andere Wohlstandsindikatoren (Commission Stigliz-Sen-Fitoussi; Enquete Kommission...)

- Neue Wohlstandsmodelle und Konzepte eines ,guten Lebens‘

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Max-Neef: Threshold Hypothesis

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1. Status Quo 2. More efficient technology

3. Impact Reduction 4. Growth

Illusion of decoupling and 'green growth'

Reboundeffect

(Figures: see Schneider)

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Rebound Effect + Macro-Rebound-Effect (F.Schneider)

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Degrowth: not only of the employment of resources but also of the capacity to exploit them

Rebound Effect + Macro-Rebound-Effect (F.Schneider)

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Rebound Effect + Macro-Rebound-Effect (F.Schneider)

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Rebound Effect + Macro-Rebound-Effect (F.Schneider)

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Rebound Effect + Macro-Rebound-Effect (F.Schneider)

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Vielen Dankfür Ihre Aufmerksamkeit

Barbara MuracaUniversität Greifswald

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Egan-Krieger, T. v., Muraca, B. (2010): Gerechtigkeit jenseits von Wachstum. In: Rundbrief des Forum Umwelt und Entwicklung, 1/2010.Egan-Krieger, T. v., Muraca, B. (2010): Abschied von der WachstumsideologieWarum Wachstum in den Industrieländern weder erreichbar noch wünschenswert ist. In: Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft 177.Muraca, B. (forthcoming): Growth, Degrowth, and the right to a ‘good life’: A scrutiny of the ethical assumptions in the growth-degrowth debate with respect to distributive justice. In: Proceedings of the 2nd international Degrowth Conference.Muraca, B. (2010): Denken in Grenzgebiet: prozessphilosophische Grundlagen einer Theorie starker Nachhaltigkeit. Freiburg/München: Karl Alber Verlag.Muraca, B. (2009): Nachhaltigkeit ohne Wachstum? Auf dem Weg zur Décroissance – Theoretische Ansätze für eine konviviale Post-Wachstum-Gesellschaft. In: Egan-Krieger, T., Schulz, J., Pratap-Thapa, P., Voget, L. (eds.): Die Greifswalder Theorie starker Nachhaltigkeit. Ausbau, Anwendung und Kritik.. Marburg: Metropolis.