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Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung e.V.

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ver.di – die Interessenvertretung aller Dienstleistungsberufe:

Finanzdienstleitungen Banken, Sparkassen, Versicherungen Ver- undEntsorgung Energiewirtschaft und Bergbau, Wasserwirtschaft, Abfall-wirtschaft Gesundheitswesen und soziale Dienste Krankenhäuser,Pflegeeinrichtungen, Wohlfahrtsverbände, Kirchen Sozialversicherun-gen Krankenkassen, Rentenversicherungsträger, Agentur für Arbeit Bil-dung, Wissenschaft, Forschung (Fach-) Hochschulen, Studierende,Bildungseinrichtungen Bund und Länder Bundes- und Landesverwal-tungen, Justiz, Bundeswehr Gemeinden Kommunalverwaltungen, kom-munale Betriebe Kunst, Kultur, Medien, Industrie Journalismus,Verlage, Rundfunk, KünstlerInnen, Druckindustrie, dienstleistungsnaheIndustrie Telekommunikation Telekom, Festnetz- und Mobilfunkbran-che, Informationstechnik und Datenverarbeitung Postdienste, Speditio-nen und Logistik Post und Postdienste, Kurier-, Express- und Paket-dienste, Logistikbetriebe, Speditionen Verkehr Straßenpersonenverkehr,Luft- und Schifffahrt, Schienenverkehr Handel Einzelhandel, GroßhandelBesondere Dienstleistungen Friseurhandwerk, Wach- und Sicherheits-dienste, Reisebüros, Verbände

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1 FUgE-news Ausgabe 1/2016

Editorial

Im September gibt es einen Geburtstag zu feiern!Seit 20 Jahren zeigt der Eine-Welt- und Umwelt-tag die wunderbare Vielfalt an Engagement derFUgE-Mitgliedsorganisationen. Mit einemgroßen Fest für alle Sinne und natürlich vielenInformationen und Mitmach-Aktionen möchtenwir dieses Jubiläum am 11. September 2016 mitvielen Gästen und Besuchern feiern.

Den runden Geburtstag haben wir zum Anlassgenommen, in der aktuellen Ausgabe der FUgE-News einfach mal auf die positivenAkzente, die FUgE und seine Mitgliedsorgani-sationen in den letzten Monaten setzen konnten,in den Mittelpunkt zu stellen. Da gibt es tolleProjekte im Umwelt- und Klimaschutz, aber auchim Einsatz für eine gerechtere Weltordnung undfür Menschenrechte.

Lassen Sie sich von unserem bunten Themen-Blumenstrauß einfach überraschen. Sie werdenerstaunt sein, was die Menschen in Hamm soalles auf die Beine stellen.

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FUgE-news · Eine-Welt- und Umweltmagazin für Hamm, 15. Jahrgang, Heft 1/2016Herausgeber: FUgE e. V., Widumstraße 14, 59065 HammRedaktion: Karl A. Faulenbach, Marcos Antonio da Costa Melo, Erhard Sudhaus, Michael Thon, Claudia KastenRedaktions- Widumstraße 14, 59065 Hamm, Telefon (0 23 81) 4 15 11, Telefax 43 11 52, anschrift: E-Mail: [email protected], www.fuge-hamm.orgLayout: Ulrich Schölermann Werbung und Druck, HammBildnachweis: Titelbild: Engagement GlobalDruckauflage: 3000 Exemplare, gedruckt auf 100 % RecyclingpapierAnzeigenleitung: Dorothee Borowski, Telefon (0 23 81) 4 15 11, Telefax 43 11 52

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder oder sonstige Unterlagen übernehmen wir keinerleiGewähr. Unterlagen werden grundsätzlich nicht zurückgeschickt. Die Redaktion behält sich Kürzungen undjournalistische Überarbeitungen aller Beiträge vor. Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge müssennicht die Meinung der Herausgeber wiedergeben.

Mit freundlicher Unterstützung von:

Für den Inhalt dieser Publikation ist allein das Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung e.V., FUgEHamm, verantwortlich. Die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt von EngagementGlobal gGmbH und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wieder.

Brot für die Welt – Evangelischer

Entwicklungsdienst

20 Jahre Eine-Welt- und Umwelttag – eine Erfolgsbilanz 2

Präludium zum FUgE aus Sicht desBUND 4

Fairer Handel im Caritas Seniorenzentrum St. Bonifatius 5

Fair-o-mat in der ZentralbibliothekHamm 5

Die Friedensschule ist nun FairtradeSchool! 6

Der Faire Handel vernetzt sich 7

Bürgerbusverein Hamm-Süd gegründet 8

Klimaschutz macht Spaß! 9

Autofasten 2016 endet mit Rekordergebnis 10

Die Bio-Station kommt 11

Kohlekraftwerke und unser Energieverbrauch 12

Klimaschutzziele: Verliert Hamm den Anschluss? 14

Zeitbombe Atomenergie – 30 Jahre Tschernobyl 15

40 Jahre Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm 16

Papierprojekt geht weiter 18

Gesucht – gefunden: Becherheld! 19

Erfolgreiche Briefaktion für Menschenrechte 20

Tonga-Frauen auf dem Weg zur eigenen Medienproduktion 21

Rückblick auf die ersten Anti-Rassismus-Veranstaltungen 23

Entwicklungsziele der Vereinten Nationen: WeltBaustellen fürNachhaltigkeit 25

Der Internationale Club Hamm feiert Jubiläum 27

Die Eine Welt in der Hellwegregion und der Faire Handel 28

Fair & nachhaltig handeln, CETA & TTIP stoppen 30

Nachruf Günther Bähler 32

Servicestelle NRW, aus EPIB-Mitteln

Inhalt

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Wasser-Welt-Ausstellung in derElektrozentrale des Maxiparks 2006.

fee-Bar, ökologische Weine mititalienischen Speisen, Car-Sharingund Solarkocher. Die Angebotevon 20 Unternehmen aus demUmweltbereich ergänzten die Ei-ne-Welt-Gruppen. Der Besuch warauch dank des Wochenmarktes soerfolgreich, dass sich alle Akteureanschließend dafür stark machten,diese breite Angebotspalette imnächsten Jahr zu wiederholen. DerWestfälische Anzeiger hatte denVeranstaltern sogar eine Sonder-seite in der Vorberichterstattungeingeräumt.

In den Folgejahren wurden Leit-themen ausgewählt, um sie vonFachleuten in kurzen Talkrundendiskutieren zu lassen. Ziel war es,den Besuchern einen roten Fadenzur Orientierung für das eigeneVerhalten an die Hand zu gebenund ihnen über die Arbeit an denGruppenständen hinaus Informa-tionen zur Verfügung zu stellen.Hierzu zählten wichtige gesell-schaftliche, politische und kom-munale Themen im globalen Zu-sammenhang und der sich ab-zeichnenden Klimakatastrophe.

Folgende plakative Themen wur-den von den Organisatoren eben-so ausgewählt, wie auch unter-schiedliche Veranstaltungsorte inder Stadt:

● Standorte waren zu Beginn derMarktplatz an der Pauluskirche,die Widumstraße, der Willy-Brandt-Platz, die Friedensschu-le, das Gymnasium Hammo-nense und die Marienschule.Durchgesetzt hat sich letztlichder Maximilianpark wegen derguten Infrastruktur.

● Themenschwerpunkte warenimmer die beiden Aspekte Fairund Ökologisch, mal in Verbin-dung mit Regionalität, demMotto „Zukunftsfähig Mobil“ inVerbindung mit zehn JahreÖkologische Stadt der Zukunft,zum Abschluss von Ausstel-lungsprojekten wie „Frieden-schaffen ohne Waffen“, „Wasser ist Zukunft“, „Kommmit nach Afrika“, „Heiße Zeiten“ oder wie im letzten Jahr„Fairer Handel fair-bindet dieWelt“.

Nach fast 20 Jahren soll eine kur-ze Bilanz gezogen werden, bevoram 11. September 2016 wiederumim Maxipark ein kleines Jubiläumunter dem Motto „Vielfalt in derEINEN WELT“ gefeiert werden soll:

● Dieser Aktionstag hat sich beigut 20 bis 25 ständigen Teilneh-mergruppen so etabliert, dassderen Teilnahme selbstver-

20 Jahre Eine-Welt- und Umwelttag – eine ErfolgsbilanzKarl Faulenbach

Zusammen mit der Öko-Hamm(zum 7. Mal als Infomarkt für Natur,Umwelt und Gesundheit des Ar-beitskreises Ökologisch Konse-quenter Handeln (AKÖKH)) wurde1997 der 1. Eine-Welt-Tag an ei-nem Samstag im Verbund mitdem Wochenmarkt an der Paulus-kirche organsiert. Im Sinne der lo-kalen Agenda 21 (Beschluss vonRio 1990) sollten die drei AspekteUmwelt, Eine Welt und Soziale Ge-rechtigkeit zusammengeführt undihre Interdependenz deutlich ge-macht werden.

Diese Veranstaltung passte her-vorragend in das LandesprojektNRW, das Hamm als Modell (zu-sammen mit Aachen und Herne)mit der Vision „Ökologische Stadtder Zukunft“ ausgewählt hatte.

Das seit 1985 an der VHS existie-rende Nord-Süd-Forum suchte imVorfeld das Gespräch mit demAKÖKH. Beide Partner kamenschnell zu dem Schluss, die Anlie-gen, Ziele und Organisationen zubündeln und an einem Aktionstagin der Stadt gemeinsam zu prä-sentieren. Schon diese erste Ver-anstaltung wurde zu einem buntenStrauß von Angeboten, ergänzt mitTalkrunden, Kultur und internatio-nalen Spezialitäten. Hinzu kamenein Kaffee-Parcours und eine Kaf-

Auch Schüler setzten sich bei der Veranstaltung für den Fairen Handelein.

2FUgE-news Ausgabe 1/2016

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● Die Besucherzahlen warenselbst bei schlechtem Wetterimmer im vierstelligen Bereich.Das Programm hat sogar einigeMale mehr als 5000 Menschenmotiviert, den EWU-Tag inHamm zu besuchen.

● Als besonders günstiger Stand-ort hat sich inzwischen der Ma-xipark klare Vorteile erworben,weil die Infrastruktur und dieUnterstützung fast einzigartigsind, selbst wenn unsere Besu-cher Eintritt in den Park bezah-len müssen.

● Wir haben leider keine nach-prüfbare Evaluation zu dieserVeranstaltung, aber schon den

Eindruck, dass Menschen ger-ne kommen, um sich zu infor-mieren, zu feiern, unterhalten zulassen und sich anregen lassen,auch ihren Lebensstil und Kon-sumverhalten zu überdenkenund zu verändern.

Als Wunsch möchte FUgE für dieZukunft anregen, dass sich wiedermehr professionelle Unternehmenaus dem Eine-Welt- und Umwelt-bereich wie zu Anfang an demEWU-Tag beteiligen. Wünschens-wert wäre auch eine breitere Pla-nungsgruppe von Teilnehmern ge-meinsam mit FUgE, damit eineVielfalt von Ideen und auch Neuesund Ungewohntes gewagt wird.

ständlich geworden ist, selbstwenn es einem großen perso-nellen und organisatorischenAufwand braucht.

● Das gemeinsame Anliegen derAkteure ist klar:

– Erhaltung der Schöpfung undReduzierung des Klimawandels

– Internationale Gerechtigkeitinsbesondere durch den fairenHandel und Entwicklungspro-jekte als Hilfe zur Selbsthilfe

– Frieden schaffen ohne Waffenund Einhaltung der Menschen-rechte

– global denken und lokal han-deln.

EWU-Tag-Aktion von ART AT WORK 2006. Humanitas sorgt für „faire Kaffeepausen“.

EWU-Tag-Podiumsdiskussion2001.

FUgE-news Ausgabe 1/20163

Weltmusik mit Sambanda Girassol, 2014.

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Informationsständen von Vereinen,zivilgesellschaftlichen Gruppenund ökologisch orientierten Unter-nehmen. Veranstaltungsorte undKooperationspartner haben imLaufe der Zeit gewechselt. In denersten Jahren gruppierten sich dieStände meist um die Pauluskirche.

In diesen Jahren wuchs das Be-dürfnis nach einer Professionali-sierung des Engagements derUmweltbewegung. Speziell derBUND träumte von einer zentralgelegenen Geschäftsstelle mitBüro und Versammlungsraum.Wobei „träumte“ der richtige Be-griff ist: Es gab kein tragfähiges Fi-nanzierungskonzept und auch kei-ne konkreten Planungen. Ein För-derantrag bei der IBA Emscher-park ist erfolglos geblieben.

Ein globales, ein nationales undein lokales Element sind zu nen-nen, um die Frage zu beantworten:Wie kam die Eine-Welt-Thematikauf die Tagesordnung der „Ökos“?Eine Schlüsselrolle spielt der Erd-gipfel der Vereinten Nationen in

Rio de Janeiro 1992, insbesonderedie dort initiierte Agenda 21. InDeutschland gingen von der Stu-die „Zukunftsfähiges Deutsch-land“ wichtige Impulse aus. 1996,im Erscheinungsjahr der vomWuppertalinstitut im Auftrag vonBUND und Misereor erstellten Stu-die, wurde in Hamm und Münsterdas S-N-O-W-Konzept (Süd-Nord-Ost-West) entwickelt, ausdem die heutige fairPla.net-Ge-nossenschaft hervorgegangen ist.Das Anliegen von fairPla.net ist,gemeinschaftlich mit Menschenaus dem globalen Süden erneuer-bare Energien voranzubringen unddadurch die Umwelt zu schützenund die Energiearmut zu bekämp-fen.

So war der Boden bereitet für eineZusammenarbeit zwischen derEine-Welt-Bewegung und denUmweltgruppen. Der entscheiden-de Impuls ist dann vom Nord-Süd-Forum der Volkshochschule aus-gegangen. Aber das gehört bereitszur Gründungsgeschichte desFUgE.

Präludium zum FUgE aus Sicht des BUNDLars Büthe

Umwelt und Entwicklung gehörenzusammen. Vor 25 Jahren war die-se Aussage neu und keineswegsselbstverständlich. In der HammerKreisgruppe des BUND (Bund fürUmwelt und Naturschutz Deutsch-land) war das Thema einer globalgerechten Entwicklung Anfang der90er Jahre nicht präsent.

Energiewende, Verkehrswende,Agrarwende, Müllwende: „Wende“ist ein Schlüsselbegriff in der Öko-logiedebatte jener Tage. Darinspiegelt sich die Vorstellung einesgrundlegenden Richtungswech-sels auf unterschiedlichen Gebie-ten. Diesem Wandel muss jeweilsein schlüssiges Konzept zugrundeliegen, für das gesellschaftlicheund politische Mehrheiten gefun-den werden müssen. Die Vernet-zung der Akteure ist dabei vonzentraler Bedeutung. In Hammstanden die Umweltverbände inmehr oder weniger regem Aus-tausch mit den Vereinen und Initia-tiven, die sich eines speziellenThemas angenommen hatten:Dem Arbeitskreis Wasser an derVolkshochschule, dem Aktions-kreis Müll, dem Arbeitskreis Öko-logisch Konsequenter Handeln(AKÖKH), der BI Umweltschutzoder dem Verkehrsclub Deutsch-land und dem ADFC – um nur eini-ge zu nennen. Eine-Welt-Gruppenwaren nicht darunter.

Rückenwind kam damals auchvon offizieller Seite: 1992 startetedas Modellprojekt „ÖkologischeStadt der Zukunft“, 1993 wurdedas Öko-Zentrum NRW eröffnet.

Eine zentrale Rolle bei der Vernet-zung der Umweltbewegung spieltedie „Öko Hamm“, eine Messe fürökologische Produkte und Dienst-leistungen, die vom AKÖKH aus-gerichtet worden ist. Aus dieserMesse entwickelte sich der Ham-mer Umwelttag, der seit 1994 un-unterbrochen stattfindet – inzwi-schen in FUgE-Regie unter demNamen „Eine-Welt- und Umwelt-tag“. Kernstück dieser Veranstal-tung ist nach wie vor ein Markt mit

4FUgE-news Ausgabe 1/2016

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Bewohnerinnen und Bewohnerwurden durch Claudia Kasten inGesprächskreisen über den Anbauund die Verarbeitung von Kakaoinformiert. Nächstes Ziel ist es

nun, „fairen“ Kaffee in den Aus-schank zu bringen und gezielt hin-zuschauen, an welchen Stellenman bisherige Produkte durch Biound Fair Trade ersetzen kann.

Fairer Handel im Caritas Seniorenzentrum St. Bonifatius Nicole Hölker

Die Woche vor dem Misereor-Sonntag stand im Caritas-Seni-orenzentrum St. Bonifatius unterdem Motto des Fairen Handels.Durch eine Ausstellung im Cafèdes Hauses wurden Bewohner,Mitarbeiter und Gäste über denFairen Handel informiert. Donners-tags organisierten die Auszubil-denden der Hauswirtschaft ein„faires Frühstück“ für die Mitarbei-ter des Hauses. Neben „fairem“Kaffee, Tee und Schokolade konn-ten auf selbstgebackenem Brotverschiedene Aufstriche probiertwerden. Bei einem Quiz überSchokolade und Kaffee testetendie Mitarbeiter ihr Wissen und hat-ten die Möglichkeit, auch etwas zugewinnen. Eine kleine Auswahl derProdukte aus dem Weltladen kannseitdem auch im SeniorenzentrumSt. Bonifatius gekauft werden. Die

betriebene Bistro dann gesetztwar, war es aber klar, dass es keinKonkurrenzangebot in der Biblio-thek geben würde. Der Fair-o-matkam einige Jahre später fast schonzufällig ins Spiel. Da ich nicht dieklassischen Süßwaren anbietenwollte hatte ich die Idee, Snacksanzubieten, schon fast aufgege-ben. Sie wurde erst wieder ge-weckt, als ich in der Tageszeitungvom Fair-o-mat las, der in der Ma-rienschule betrieben wurde. Dannging es ziemlich schnell.

Wie wurde der Fair-o-mat finan-ziert?

Ich bin sehr dankbar, dass die Bi-bliothek einen aktiven Förderver-ein hat, den Freundeskreis Stadt-bücherei Hamm e.V. Ich durfte dieIdee in einem der Mitgliederrund-briefe vorstellen und stieß prak-tisch umgehend auf eine in Hammansässige Firma, die bereit war,die nötige Summe Geldes alsSponsoring bereitzustellen. Sovergleichsweise unproblematisch

habe ich selten Gelder akquirierenkönnen.

Welche Produkte sind im Fair-o-mat erhältlich?

Von salzig bis süß fast alles, wasauf dem Markt der fair gehandel-ten Snacks verfügbar ist. Insge-samt gibt es zehn Fächer, aus de-nen Snacks für Summen von 60Cent bis hin zu 2,50 Euro gezogenwerden können. Wir haben auf einmöglichst breites Spektrum in derAngebotspalette geachtet.

Wie wird der Automat von den Le-sern angenommen?

Es ist kein Massengeschäft – aberdamit habe ich auch nicht gerech-net. Natürlich sind die Produkte et-was teurer als Massensüßwaren.Aber man kann sie als kritischerKonsument mit gutem Gewissenkaufen. Ich kenne inzwischen eini-ge zufriedene Kunden, zu denenich mich übrigens auch selbst zäh-le. Mein Favorit sind übrigens dieCookies.

Fair-o-mat in der Zentralbibliothek Hamm Interview

Seit einigen Wochen können dieNutzer der Bibliothek im Lesecafé„faire Snacks“ aus einem beson-deren Automaten ziehen. Der Fair-o-mat ist ausschließlich mit Pro-dukten aus dem Fairen Handel be-stückt und funktioniert rein me-chanisch, d.h. ohne Strom und oh-ne Kühlung. Claudia Kastensprach mit Dr. Volker Pirsich, demLeiter der Stadtbücherei Hamm.

Herr Pirsich, warum haben Sie sichentschieden, in der Bibliothek ei-nen Fair-o-maten zu installieren?

Die Idee, überhaupt Snacks anzu-bieten, existiert schon lange inmeinem Kopf. In der (zugegebennur kurzen) Zeit, ehe die Entschei-dung fiel, in das Heinrich-von-Kleist-Forum ein professionell be-triebenes Bistro zu setzen, habeich sogar mit dem Gedanken ge-spielt, ein weitgehend ehrenamt-lich betriebenes Lesecafé zu in-stallieren, ähnlich dem Café Lesein der Bezirksbücherei Bockum-Hövel. Nachdem das professionell

Der faire Kiosk wurde vorgestellt.

5 FUgE-news Ausgabe 1/2016

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von Schülern der Jahrgänge 8-13sowie dem Kollegium rund 600Rosen beim Fairtrade-School-Team vorbestellt, die dann –selbstverständlich anonym – andie entsprechenden Personen ver-teilt wurden. Dabei erhielt mancheiner durchaus mehr als nur eineRose und durfte rätseln, wem erdenn wohl so am Herzen liegt.

Dass am Elternsprechtag wieder„fairer“ Kaffee ausgeschenkt wirdund auch der jetzige 10er Jahr-gang T-Shirts aus Fairem Handelkauft, versteht sich inzwischenvon selbst.

Dieser vielfältige Einsatz, den Fai-ren Handel in die Mitte der Schule

und in die Köpfe zu bringen, wur-de nun am 3. Mai mit der Überrei-chung der Urkunde zur FairtradeSchool honoriert.

Dabei standen dann auch dieZehntklässler in fairen Abschluss-shirts Spalier, um die geladenenGäste zu begrüßen.

Auf diese wartete dann vor demoffiziellen Teil ein „fairer“ Imbiss,der von der Schülerfirma CultureClub unter Beteiligung von Elterndes Fairtrade-School-Teams vor-bereitet wird. Vom offiziellen Aktund dem Verlauf der Feierstundewird dann demnächst berichtet.

Wir dürfen gespannt sein!

Die Friedensschule ist nun Fairtrade School!Heike Noack

Nach rund einem Dreivierteljahrder Vorbereitung und unterschied-lichster Aktionen ist es nun amt-lich: Am 03.05.2016 wurde dieFriedensschule als erste HammerSchule von Fairtrade Deutschlandausgezeichnet.

Noch in den letzten Monaten ha-ben sich das Fairtrade-School-Team und etliche weitere Schülerrichtig ins Zeug gelegt. Viele Akti-ve initiierten diverse Projekte, umden Fairtrade-Gedanken an derSchule zu festigen und weiterzu-entwickeln. So gab es z. B. denVorschlag, einen Bauchladen mitfairen Produkten zu bestückenund diese in den Pausen zu ver-kaufen. Diese Idee wurde zu einemabsoluten Renner! Das Projektwurde so gut angenommen, dassman darüber hinaus mit hand-werklicher Unterstützung vomPertheswerk sogar einen Fair-trade-Verkaufsstand baute, dernun als feste Größe das Fairtrade-Programm der Schule bereichertund auch bei der Auszeichnungs-feier am 3. Mai zum Einsatz kam.

Auch der Valentinstag bot einenschönen Anlass, jemanden mit ei-ner fair gehandelten Rose zu über-raschen. Bei dieser Aktion wurden

Großer Festakt zur Verleihung des Titels Faitrade-School. Fotos: Claudia Kasten

6FUgE-news Ausgabe 1/2016

Ein eigenerFairtrade-Kiosk vonSchülern fürSchüler.

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unterschiedlichen Kriterien vonFairtrade-Siegeln denjenigen derWeltläden gegenüber gestellt. Hierwurde noch einmal klar, dass derWeltladen derzeit die höchstenSozialstandards bietet.

Nach einer Mittagspause mit ve-getarischen Gerichten besuchtendie Teilnehmer den nahe gelege-nen FUgE-Weltladen, bevor es amNachmittag um den Austauschging. Dabei wurden Ideen undBest Practice Beispiele vorgetra-

gen und so mancher Denkanstoßgegeben. Eine wirklich schöneVeranstaltung, die auch neuen Mutgemacht hat, die Probleme derWeltläden anzugehen.

Das Vernetzungstreffen fand imRahmen des Projekts den „FairenHandel in die Mitte bringen“ statt.

Wir danken der Stiftung Umweltund Entwicklung Nordrhein-West-falen für die Unterstützung desProjekts.

Der Faire Handel vernetzt sichClaudia Kasten

Nachdem das ersteVernetzungstreffender Weltläden in derRegion 2014 bei sovielen Teilnehmern inbester Erinnerung warhatte sich FUgE berei-terklärt, das zweiteTreffen auszurichten.Und wie so häufig,was lange währt wirdam Ende gut. Mit 19Teilnehmern war dasTreffen im Café Kom-ma am 20. Februar2016 sehr gut be-sucht. Mitarbeiter undMitarbeiterinnen ausden Weltläden inHamm, St. Regina(Hamm), Unna, Ahlenund Werne waren ge-kommen, um sichüber die Möglichkei-ten und Probleme derWeltläden auszutau-schen.

Begonnen wurde zunächst jedochmit einem Fairtrade-Memory-Spiel, bei dem Logos bzw. Siegelund Texte aus den verschiedenenBereichen des Fairen Handels zu-sammengesucht werden mussten.Gar nicht so einfach, stellten wiralle fest. Obwohl wir regelmäßigviele der Abbildungen zu Gesichtbekommen ist doch nicht immerklar, was sich dahinter verbirgt. ImAnschluss wurden noch die „ZweiWege des Fairen Handels“ ge-genübergestellt. Dabei wurden die

„Familientreffen“ der Weltläden.

7 FUgE-news Ausgabe 1/2016

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Viele Leute fragen uns „Was ist ei-gentlich ein Bürgerbus?” Ein Bür-gerbus ist ein Kleinbus, der vonehrenamtlichen Fahrern gefahrenund von einem gemeinnützigenVerein betrieben wird. Der Sinnund Zweck eines Bürgerbusses istes, im ländlichen Raum, in demansonsten keine ÖPNV-Anbin-dung besteht, die Mobilität zu stei-gern. Die Bewohner dieser Berei-che sind grundsätzlich auf Autosoder anderweitigen Individualver-kehr, wie Roller oder Mofas, ange-wiesen. Kinder und Jugendlichesowie ältere Menschen, die nichtmehr in der Lage sind, selbst zufahren, sind dort grundsätzlich aufdie Hilfe von Angehörigen, Freun-den oder Nachbarn angewiesen,die sie mit dem Auto fahren um all-tägliche Dinge zu erledigen. Dassoll der Bürgerbus ändern. Es han-delt sich dabei nicht um einen Ruf-bus, der nur nach Bedarf fährt,sondern um eine richtige Busliniemit richtigen Haltestellen und ei-nem festen Fahrplan.

Die südlichen Außenbezirke derStadt Hamm sind per ÖPNV kaumbis gar nicht zu erreichen. DieMenschen dort sind, wie bereitsbeschrieben, immer auf ihre eige-

nen Fahrzeuge oder die Hilfe an-derer angewiesen, da dort nichteinmal eine Taxibus-Linie besteht.Lediglich Schulbusse verkehrendort. Zu den Schulbussen undauch zu anderen regulären Linien-angeboten soll der Bürgerbus kei-ne Konkurrenz darstellen, sondernlediglich als ergänzendes Angebotfür die südlichen Außenbezirke derStadt Hamm im Stadtbezirk Rhyn-ern dienen um die Mobilität derBewohner dort zu steigern. Nachlangen Vorbereitungen wurde am14. März 2016 der Bürgerbusver-ein Hamm-Süd gegründet. Trotz-

dem müssen Interessierte sichnoch etwas gedulden, denn nungilt es noch einige bürokratischeHürden zu überwinden. So stehenz. B. noch eine genaue Bedarfs-analyse und daraus resultierendeine Busroute aus. Schließlich sollder Bus ja dann fahren, wenn eram meisten benötigt wird.

Für weitere Informationen überden Bürgerbus Hamm-Süd wen-den Sie sich bitte per E-Mail anMaik Heinzel ([email protected]) oder Markus Schwipp([email protected]).

Bürgerbusverein Hamm-Süd gegründetMarkus Schwipp

Klimaschutz macht Spaß!Vierte Klimameile beim Frühlingsfest ein Erfolg Claudia Kasten

Die vierte Klimameile beim Früh-lingsfest wartete mit einigen klei-neren Neuerungen auf. So war die„Meile“ in diesem Jahr eher einMarkt. Da die Stände in der Bahn-hofstraße aufgrund der einzuhal-tenden Sicherheitsflächen rechtweit auseinanderlagen wurde be-schlossen, die Bahnhofstraße denOldtimern zu überlassen und dafürauf den Willy-Brandt-Platz zu zie-hen. Eine gute Entscheidung, wa-ren so die rund 15 Gruppen dichtzusammen. Weitere Stände imFoyer des Heinrich-von-Kleist-

Forums rundeten das Programmab.

Das strahlende Sommerwetter am3. April lockte tausende Besucherin die Innenstadt und so auch zuunserem „Markt der Möglichkei-ten“ rund um den Klimaschutz. DieThemen waren erneut vielfältigund die Aktionen zeigten: Klima-schutz kann richtig Spaß machen!

Da das Frühlingsfest bis 2012 aus-schließlich ein „Autofrühling“ war,bei dem neue Modelle der Auto-häuser in der Innenstadt ausge-

stellt wurden, spielt das ThemaMobilität seit 2013 eine große Rol-le bei der Klimameile. So präsen-tierte sich das Stadtplanungsamtunter anderem mit einem Ver-kehrsquiz, und die Autofasternutzten die Gelegenheit zu einemAbschlusstreffen. Vor dem Hein-rich-von-Kleist-Forum waren zu-dem Räder zu bewundern,während „Die Kleine Radwerk-statt“ und „Audion“ das Neustevom Fahrradmarkt vorführten. VielSpaß hatten die kleinen Besuchermit den „verrückten Rädern“, die

Der erste Vorstand des neuen Vereins. Foto: Claudia Kasten

FUgE-news Ausgabe 1/2016 8

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am Ende aber auch hochwertigeGewinne für die erfolgreichen Teil-nehmer. Aber auch beim NABUund „Wir helfen in Ukunda“ konn-ten die Besucher eine Menge überUmwelt- und Klimaschutzprojekteerfahren.

Um einen nachhaltigen Umgangmit Ressourcen ging es bei FUgE,dem FUgE-Weltladen und derMarienschule. So stellte der Welt-laden die neuen Coffee-to-go-Becher vor. Der Clou: sie sind ausBambus, rund drei Jahre immerwieder nutzbar und verringern soden Papierverbrauch (siehe ArtikelSeite 19). Gleich nebenan konntenInteressierte zusammen mit Schü-lern der Alto Plano AG der Marien-schule selber Papier schöpfen.

Selbstverständlich fand auch dasThema Energie seinen Platz aufder Klimameile. So informierte derLandesverband NRW der Deut-schen Gesellschaft für Sonnen-energie e.V. über sein Anliegen,während die Bürgerinitiative gegenGasbohren (BIGG) an ihrem Standüber die Gefahren von Frackingund Gasbohren aufklärte.

Insgesamt kamen an diesem Tagviele interessante Gespräche zu-stande. Wir freuen uns deshalbüber die gelungene Zusammenar-beit mit dem Stadtplanungsamtund dem Stadtmarketing, dassuns erneut mit der Organisationbeauftragte.

das Radfahren gar nicht so leichtmachen. Aber auch Infos zumRadverkehr und Radrouten hatteder ADFC zu bieten, während derVerkehrsclub Deutschland (VCD)vor allem die Vorteile von Tempo30 in Innenstädten vorstellte undin einem Tastkasten Fahrradteilezu erraten waren. Erstmalig dabeiwar auch der City Verkehr e.V., dereinen alten Bus wieder fahrtaug-lich macht und so für den ÖPNVwarb. Nebenan stellte das Pert-hes-Werk sein Angebot der Rad-station vor und bot zudem eineReparatur von E-Bike-Akkus an.

Eine Menge Fachwissen musstendie Besucher beim Quiz des Euro-pean Energy Award-Teams (eea)der Stadt mitbringen. Dafür gab es

Der Bürgerbusverein informierte über sein Vorhaben. Fotos (3): C. Kasten

Historische Räder und Verbraucherzentrale Seite an Seite.

Glücksrad mit Fragen zu FUgE und Klimaschutz.

9 FUgE-news Ausgabe 1/2016

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richtung verzichteten auf ihrenShuttle-Service und liefen oder ra-delten stattdessen und sparten soüber 1300 km ein. Nicht nur musi-kalisch viel Puste bewiesen dieMitglieder des Pop- und Gos-pelchors. Gleich neun Sänger be-teiligten sich und trugen auf die-sem Wege zu einer CO2-Ein-sparung von gut einer Tonne bei.

Knapp 1600 Rad- und Fußkilome-ter pro Teilnehmer standen amEnde der Fastenzeit auf dem Kon-to der Freien Radler Hamm. Siewaren damit das fahrradaktivsteTeam. Die meisten ÖPNV-Kilome-ter pro Teammitglied legten dieGemeindeglieder der evangeli-schen Gemeinde Hamm zurück.Auch hier kamen pro Teilnehmeretwa 1600 km zusammen. Da siezudem noch etliche Radkilometersammelten konnte am Ende derFastenzeit jeder der Teilnehmerdieser Gruppe im Schnitt stolze255 kg CO2-Einsparung für sichverbuchen.

Doppelter Klimaschutz

Bereits im Vorfeld der Aktion konn-ten die Organisatoren FUgE undEvangelischer Kirchenkreis Hammdie Sparkasse Hamm, das Sport-studio Wiese und LichtkonzepteLohmann von einem Solarprojektauf den Philippinen überzeugen.800 Euro kamen zusammen. Nachden Erfahrungen ausreichendSpenden, um einen Cent pro gefa-

steten Kilometer in ein sozialesProjekt fließen zu lassen. NachKinderrädern für zwei Schulen imletzten Jahr sollte auch dieses Malgleich doppelter Klimaschutz ge-leistet werden. Deshalb wurde be-schlossen, die Gelder in die Aus-stattung einer Solarbibliothek ei-ner Schule fließen soll, um denKindern bessere Lernmöglichkei-ten und gleichzeitig nachhaltigeEnergie zu schenken. ArlineRüther, deren Tochter das Solar-projekt auf den Philippinen ken-nenlernen durfte, berichtete imRahmen der Abschlussveranstal-tung auf der Klimameile beimFrühlingsfest kurz über den Nut-zen der Solarlampen für die Men-schen auf den Philippinen undstand für Nachfragen zur Verfü-gung. Nachdem in diesem Jahrüber 100.000 PKW-Kilometer ge-fastet wurden, wurde diese Sum-me nun aufgestockt und 1000Euro wurden an die Stiftung Solar-energie überreicht. So könnengleich zwei Schulen auf den Philip-pinen mit der regenerativen Ener-gie ausgestattet werden.

Knapp 15 Tonnen weniger CO2-Emissionen in Hamm und eine kli-mafreundliche Energie für die Phi-lippinen – dank der engagierenTeilnahme am Autofasten wird sodas Klima gleich doppelt ge-schont. Und so steht bereits fest:Auch 2017 wird das Autofastenwiederholt.

Autofasten 2016 endet mit RekordergebnisClaudia Kasten

Das Autofasten 2016 in Hamm en-det mit einem Rekordergebnis aufganzer Linie. Über 170 Aktive ver-zichteten in der Fastenzeit vom10.02. – 26.03. auf 103.318 PKW-Kilometer und sparten so gemein-sam über 14,8 Tonnen CO2 ein.Damit wurden die Ergebnisse ausden beiden Vorjahren mit jeweilsrund 150 Teilnehmern und 90.000bzw. 80.000 Fastenkilometerndeutlich übertroffen.

Während beim Fototermin zur Be-werbung der Aktion noch strah-lend die Sonne schien, war derAuftakt zum eigentlichen Autofas-ten kalt und verregnet. Trotzdemhatten wir an der Pauluskirche mitden beiden Klassen der Marien-schule und einigen Teilnehmernviel Spaß. Wie geplant wurde dieKirche fast eine Stunde lang kli-mafreundlich umrundet. Ob Skate-bord, Roller, Fahrrad oder Kettcar,alles was Räder hatte, war aucham Rollen.

Zur Hälfte der Fastenzeit schiendas Autofasten dem schlechtenWetter und dem frühen Fasten-start Tribut zollen zu müssen.Doch nach einem schleppendenStart trugen immer mehr Autofas-tende ihre Kilometer ein. In diesemJahr erstmals mit dabei war derBethel-Wohnverbund Welfen-straße mit 27 Personen. Bethelstellte damit auch die größteGruppe. Die Bewohner der Ein-

Teilnehmer der Aktion Autofasten. Foto: Claudia Kasten

10FUgE-news Ausgabe 1/2016

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widmen und auch die Nutzer vonNaturflächen, wie Angler oderLandwirte, einbinden wollen. Ichbin mir sicher: Nur wenn alle mit-genommen werden, kann auch diezukünftige Arbeit der Bio-Stationein Erfolg werden.

Allerdings dreht sich die Debatte –auch im WA – viel zu häufig um ei-nen möglichen Standort und nichtum Aufgaben und Ziele einer Bio-Station. Besonders der NameRadbod fiel häufig. Ich sage ganzehrlich: Der Standort ist mir relativegal. Am Ende kommt es auf eineerfolgreiche Arbeit für die Naturvor Ort und nicht auf das Gebäudean. Der nächste Schritt für denNABU ist daher, einen inhaltlichenMaßnahmenkatalog zu erstellen.Für die Station wird es ohnehinsinnvoller und „genehmigungs-technisch“ besser sein, die Bio-Station Hamm an die Struktureneiner vorhandenen Bio-Station imUmkreis anzuschließen. Das Bei-spiel der Stadt Dortmund beweistdies. Damit nutzt man nicht nurSynergien und vorhandene Erfah-rungen, sondern baut auch auf ei-ne gemeinsame Zusammenarbeitmit der Stadtverwaltung auf. Im-merhin arbeitet das Umweltamt

der Stadt Hamm seit vielen Jahreneng und vertrauensvoll mit vierBiologischen Stationen im Um-kreis zusammen. Die erfolgreichenLife-Projekte in den östlichen Lip-peauen sind ein eindrucksvollesBeispiel dafür. Und da wir alsgroße Koalition für die Renaturie-rung der Lippeauen noch viel mehrvorhaben, freue ich mich jetztschon auf das Wirken der Bio-Sta-tion Hamm.

Die Bio-Station kommtJustus Moor

Was lange währt, wird endlich gut.So oder so ähnlich mag man dieDiskussion um eine BiologischeStation Hamm beschreiben. Jah-relang hatten die Grünen oder wirSozialdemokraten (damals noch inder Opposition) eine Bio-Stationgefordert. Immer wieder ohne Er-folg. Den Knoten durchschlagenhat jetzt der Umweltausschuss.Am 1. Dezember des vergangenenJahres stimmten alle Parteien ei-nem gemeinsamen Antrag derGroßen Koalition zu, der die Unter-stützung einer Bio-Station vor-sieht.

Damit ist der Weg geebnet, abernoch keine Bio-Station geschaf-fen. Denn ein häufiger Irrtum in derDebatte war die Vorstellung, dassdie Stadt Hamm diese Station er-richten wird. Doch das Konzept istlandesweit ein anderes: Bio-Sta-tionen werden von gemeinnützi-gen, eingetragenen Vereinen ei-genständig geführt. Somit habenwir mit diesem Beschluss nur dieGrundlage geschaffen. Doch auchdieser hat es schon in sich: DerAntrag von CDU und SPD hatnämlich nicht nur die ideelle Unter-stützung durch die Stadt Hammvorgesehen. Sehr konkret habenwir beschlossen, dass die StadtHamm Aufgaben, wie die Pflegeund Betreuung von Schutzgebie-ten, Umweltmonitoring und natur-und umweltbezogene Bildungsar-beit, an diese neue Bio-Station ab-gibt. Dafür stellt die Stadt auchschon finanzielle Mittel zur Verfü-gung. Mit jährlich 20.000 Euro ausdem städtischen Haushalt könnendarüber hinaus bis zu 80.000 Eurodurch NRW-Landesförderung ak-quiriert werden. Eine gute Grund-lage für den Anfang.

Nun liegt der Ball aber nicht mehrim Feld der Politik oder Stadtver-waltung. Der Hammer Stadtver-band des NABU hat sich auf denWeg gemacht, eine Bio-Station zurealisieren. Ich finde es hervorra-gend, dass sich die engagiertenund fachkundigen Mitglieder desNaturschutzbundes diesem Ziel

Erfolgreiches Gemeinschaftsprojekt: Die Renaturierung der AuenFoto: Charlotte Nordahl, flickrCC

11 FUgE-news Ausgabe 1/2016

Justus Moor (29) ist Ratsherr derSPD in Hamm und stellvertreten-der Vorsitzender im Umweltaus-schuss der Stadt. Er studiert inBielefeld Erziehungs- und Poli-tikwissenschaften.

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Das gewaltige Loch in Kolumbien,mit 700 Quadratkilometern dergrößte Kohletagebau der Welt,frisst sich immer tiefer in die einstunberührte Landschaft. Insgesamtsind heute innerhalb Kolumbienssechs Millionen Hektar (das ent-spricht der Fläche der Schweiz) fürden Bergbau vorgesehen. DerKohleabbau soll Arbeitsplätzeschaffen und die Wirtschaft ankur-beln.

Doch der Abbau der Kohle ist di-rekt mit negativen sozialen undökologischen Auswirkungen ver-bunden. Im Zuge des Abbaus dortkommt es zur Vertreibung von in-

digener, afro-kolumbianischer undkleinbäuerlichen Gruppen.

Die Zerstörung der Landschaft,der nutzbaren Agrarflächen undPrimärwälder stellt eine Bedro-hung für die Artenvielfalt in Kolum-bien dar. Durch die Umleitung vonFlüssen wird vielen Anwohnern diewichtigste Wasserquelle des tägli-chen Bedarfs genommen und da-mit auch die Grundlage für einenachhaltige Lebensform geraubt.

Im Jahr 2018 werden die letztenZechen in Deutschland geschlos-sen. Deutsche Kohle ist aufgrundniedriger Weltmarktpreise nichtlänger rentabel genug. Es ist drei-

Kohlekraftwerke und unser EnergieverbrauchMarian Poppe und Marcos Antonio da Costa Melo

Woher kommt die Kohle für dasKraftwerk Westfalen in Hamm-Uentrop, wenn es wieder ans Netzgeht? Nicht aus Hamm – so viel istklar. Fast ein Drittel der Energie-versorgung der Stadtwerke Hamm(2014: 32,09%) wird in Kohlekraft-werken gewonnen. Woher stammtdie Steinkohle für diese Anlagen?Mehr als zwei Drittel des deut-schen Bedarfs an Kraftwerkskohlekommen heute vor allem ausRussland, den USA und Kolumbi-en. Diese und weitere Fragen zuunserem Energieverbrauch, zuminternationalen Steinkohlehandelund zu zerstörten Abbauregionenhier und weltweit stehen im Mittel-punkt eines FUgE-Bildungsprojek-tes, das im zweiten Halbjahr 2016beginnen soll.

In Schulworkshops setzen sichTeilnehmer/-innen mit den mögli-chen Wegen zu einem nachhalti-gen Energieverbrauch auseinan-der. In den offenen Foren wird überdie Folgen von Atomkraft, Erdgas-Fracking, Braun- und Steinkohle-Tagebau in Deutschland oder Ko-lumbien kontrovers diskutiert. Beider Vorführung des Films „LaBuena Vida“ von Jens Schanze,geht es u. a. um die Zerstörungmehrerer Gemeinden der Wayúu inder Kohleabbauregion „El Cerre-jón“ in Kolumbien.

Kohleabbau vor der Haustür im Dorf El Hatillo in der Region „El Cerre-jón“, Kolumbien. Foto: Sebastian Rötters

Blick in den Tagebau Nochten und im Hintergrund die Kohlekraftwerk Boxberg, Lausitz. Foto: Wikimedia Commons

12FUgE-news Ausgabe 1/2016

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Bildungsprojekt für die globalenZusammenhänge der Energiege-winnung durch Kohle sensibilisie-ren. Themen wie Umweltzer-störung, Gesundheitsschäden,Vertreibung und Mord werden denwirtschaftlichen Wachstumsver-sprechen, die an den Kohleabbaugeknüpft sind, gegenübergestellt.Ferner werden die Versprechender deutschen Energiekonzernean Nachhaltigkeit und Transparenzhinterfragt. Den Interessierten wirdso vor Auge geführt, dass derStrom nicht einfach nur aus derSteckdose kommt, sondern dasses unterschiedliche Wege und mitihnen spezifische Konsequenzengibt, ihn zu gewinnen und zu ver-

brauchen. Dabei hat nicht nur dieVerbrennung des EnergieträgersKonsequenzen für die Umwelt(durch CO2 und Feinstaubbelas-tung), sondern auch sein Abbauund Transport.

El Cerrejón oder die Lausitz eignensich daher sehr gut, um die globa-len und lokalen Zusammenhängeunseres Kohlehandels und -ver-brauchs nachzuvollziehen. Da-rüber hinaus soll das Projekt glo-bale Zusammenhänge offenlegen,Handlungsalternativen aufzeigenund dazu beitragen, dass HammerBürger/-innen zu kritischen undverantwortungsvollen Energiekon-sumenten werden.

bis viermal preiswerter, mehrereMillionen Tonnen Steinkohle10.000 km mit Schiffen über denAtlantik zu fahren.

Nach dem Baustopp am Block Eliefert das Kraftwerk „Westfalen“ inHamm seit Mai 2016 keinen Strommehr. Wenn es diese Krise über-steht, kann es täglich bis zu 5800Tonnen Kohle verfeuern. Der Be-treiber RWE bezog im Jahr 2011rund 43 % seiner Steinkohle ausKolumbien und arbeitet trotz derVorwürfe um die Zusammenarbeitmit paramilitärischen Gruppenweiter mit dem Bergbauunterneh-men Drummond zusammen.

Vor diesem Hintergrund soll das

FUgE-news Ausgabe 1/201613

Blick auf dieArme einerRiesenkrake;im Hinter-grund dasKohlekraft-werk Hamm-Uentrop.Foto: Horst Blume

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nennen auf einem Stadtgebiet,das durch Starkstromleitungen,Kraftwerke und Industriebautengeprägt, aber bisher nie von denWindkraftgegnern in Frage gestelltwurde, kann nur vorgeschobensein. Rätselhaft bleibt, was hinterdieser sehr aufgesetzt wirkendenAblehnung steckt.

3. Noch weniger nachvollziehbarist die Ablehnung für den Standortin Barsen (Bockum-Hövel) durchdie SPD, die ihre Ablehnung an dieEntscheidung über Weetfeld ge-koppelt hatte. Ihre Bockum-Höve-ler Genossen haben vermutlichdurch die Kohlelobbyisten ihreFraktion zu einer solchen Ent-scheidung beeinflusst, und dasobwohl der Hammer Rat bei derBeratung über Windkraftstandortein den Nachbargemeinden in un-mittelbarer Nähe zur dortigenStadtgrenze in früheren Sitzun-gen keine Einwendungen vorge-tragen haben.

Was heißt das für den Klimaschutzin Hamm?

In Hamm wird nur ein Drittel (0,35zu 1,35% des gesamten Stadtge-biets) der statistisch vorgesehenenund vorgegebenen Flächen fürWindenergie ausgewiesen. In derKonsequenz heißt das, in Hammwird man nur schwerlich die Kli-maschutzziele im Bereich der re-generativen Energien erreichen.

Damit werdendie gemeinsamvon 170 Natio-nen und derBundesregie-rung mitgetra-genen Ziele aussehr vorder-gründig ge-prägten Grün-den verfehlt.Dass allen Rats-mitgliedern, dieso entschiedenhaben, im Nach-hinein noch einschlechtes Ge-wissen kommenmüsste, ist soevident wie dasAmen in der Kir-che.

Nun hilft dasjetzt nicht wei-ter, es sei dennder Rat würdeden Mut haben,in den anderen

Handlungsfeldern des Klima-schutzes engagiert zu handeln,wie z. B.:

● Verkehr (Elektroautos, Stärkungdes ÖPNV, Umstieg auf dasFahrrad, Elektro-Mobilität, Car-Sharing)

● Fotovoltaik und Solarenergie

● Biogasanlagen mit Abfällen(und nicht mit Mais oder Wei-zen) aus der Landwirtschaft

● Energieeinsparung im Woh-nungsbau und in öffentlichenGebäuden

● Dezentrale Blockheizkraftwerke

● Öffentliche Kampagne für denKlimaschutz

Verliert Hamm den Anschluss?Dr. Karl Faulenbach

Der Rat der Stadt Hamm hat inseiner letzten Ratssitzung (15.März 2016) mit den Stimmen derGroßen Koalition (CDU und SPD)gegen die Oppositionsparteien(Die Grünen, Die Linke und ProHamm) zwei weiteren Windrad-standorten auf Hammer Stadtge-biet eine Absage erteilt, die wichtiggewesen wären,um auch alsStadt die Vorga-ben der PariserKlimakonferenz(Dezember 2015)und der Bundes-regierung aufk o m m u n a l e rEbene zu erfül-len. Es scheint sozu sein, dass derHammer Rat eheraus opportunisti-schen Gründenund nicht nachsachlicher Erwä-gung dieseStandorte abge-lehnt hat. Übri-gens gab es fürbeide StandorteInvestoren.

Was waren dieGründe für dieseaus meiner Sichtfatale Ablehnungmit Folgewir-kung:

1. Die CDU hatte für den Weetfel-der Standort Sorge wegen einerInteressenkollision einer CDU-Ver-treterin in der BezirksvertretungRhynern. Das hätte man durch ei-nen Verzicht an der Abstimmungteilzunehmen locker ausräumenkönnen.

2. Als wesentliches Argument wur-den Naturschutzinteressen undästhetische Gründe genannt. DerNABU hatte sich als der Natur-schutzverband für diese Standorte– wenn auch mit einigen Beden-ken – ausgesprochen.

Und Ästhetik in diesem Zusam-menhang als Gegenargument zu

14FUgE-news Ausgabe 1/2016

Foto: Ulrich Schölermann

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Aufenthalt in unserer Region kannebenfalls dazu beitragen, dass dieradioaktive Belastung allein durchdie Ernährung um bis zu 60 % fürein Jahr zurückgeht. Da die Kinderin jungen Jahren am anfälligstensind, haben wir uns dazu ent-schlossen, eine erste Einladung imAlter von acht Jahren und einezweite mit den gleichen Kindernzwei Jahre später nochmalsdurchzuführen. Seit 1992 werdendiese Aktionen sowie einige huma-nitäre Transporte durchgeführt.Unsere Gäste kommen aus Gorot-schitschi, einem kleinen belorussi-schen Dorf im Kreis Gomel, naheder ukrainischen Grenze. DenKontakt pflegen wir über dieSchulleiterin des Dorfes, mit derwir durch entsprechende Gegen-besuche die immer wieder neuenGruppen zusammenstellen

Wann auch immer Tschernobyl inden Medien auftaucht ist jedemklar, welcher kleine Teil der Erdegemeint ist: die Zone rund um dasKernkraftwerk, die hochradioaktivverseucht und in der keinerlei Le-ben möglich ist. Doch anders alsoft dargestellt liegt die Realitätweit ab vom allgemein angenom-menen Bild der Zone. Tschernobylist heute ein Stück Erde, das sichvon der Menschheit erholt hat.Tiere kehren in ihre ursprünglichen

Zeitbombe Atomenergie – 30 Jahre TschernobylKarl-Heinz Wolters

Die Katastrophe im KernkraftwerkTschernobyl am 26. April 1986 hatweite Landstriche der Ukraine undder belorussischen Republik ra-dioaktiv verseucht. Die einzigewirksame Hilfe, die Umsiedlungaus der verstrahlten Region, ist bisheute kaum erfolgt. Im betroffenenGebiet leben gut zwei MillionenMenschen, darunter etwa 800.000Kinder. Diese Menschen essenweiterhin strahlenverseuchte Nah-rungsmittel aus ihrem landwirt-schaftlichen Anbau. Tausende,überwiegend Kinder, sind als Fol-ge der Reaktorkatastrophe an Im-munschwäche, Blut- und Schild-drüsenkrebs erkrankt.

Die Naturfreunde-OrtsgruppeHamm-Werries hat sich bereits1991 mit dem Ärzteteam IPPNWaus Dortmund (Ärzte gegen Atom-energie) in Verbindung gesetzt undnach Möglichkeiten zur Hilfe derKinder gesucht. Es wurde empfoh-len, die betroffenen Kinder, sobaldsie sich im reisefähigen Alter befin-den (acht Jahre), über einen Zeit-raum von bis zu vier Wochen ein-zuladen. Durch Bewegungs- undBegegnungsmöglichkeiten sowiedurch gesunde und vitaminreicheErnährung können die Abwehr-kräfte gesteigert und ihnen neueImpulse für den Alltag zu Hausegegeben werden. Ein vierwöchiger

Internationale Begegnung der Naturfreunde-Kindergruppe Hamm-Werries und den Kindern aus Gorotschitschi 2013 im Naturfreunde-HausEbberg in Schwerte-Westhofen.

Besuch im Kindergarten vonGorotschitschi 2012.

15 FUgE-news Ausgabe 1/2016

Reviere zurück und bevölkern diezurückgelassenen Holzhütten, Be-tonbauten und Vorgärten. Doch essind nicht nur Tiere, die zurück-kehren. Jährlich besuchen tausen-de Touristen die Zone, es findenBauarbeiten an der Infrastrukturstatt, Forscher untersuchen dieAuswirkungen der Katastrophe aufdie Natur.

Wenn es auch schon viele nichtbeziehungsweise wenig verstrahl-te Gebiete in der Zone um Tscher-nobyl gibt, sind auch heute nochweite Teile sehr stark kontaminiert.Im Durchschnitt ist die Strahlenbe-lastung zwischen 50 bis 100 malhöher als die Normalstrahlung, derwir jeden Tag hier bei uns ausge-setzt sind. Langfristig kann diesZellen schädigen oder bei nochstärkerer Strahlung zum Tode oderschweren Missbildungen führen.Mitunter haben die radioaktivenStoffe, die die Zone verseucht ha-ben, zehntausende Jahre langeHalbwertzeiten. Deshalb werdenselbst unsere Urenkel nicht in derLage sein, Tschernobyl sicher zubetreten, mit Aufräumarbeiten zubeginnen beziehungsweise an ei-nen Neuaufbau zu denken.

Tschernobyl ist heute und bleibt inferner Zukunft eine Todeszone.

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Was also tun? Sollten wir vier Jah-re lang warten bis zur nächstenBundestagswahl, um dann dochnur eine der drei atomfreundlichenParteien ins Parlament wählen zukönnen? Oder aber wäre nichteher die gewaltfreie Graswurzel-bewegung eines Mahatma Gandhioder Martin Luther King eine bes-sere Handlungsalternative?

Gleich nach der Gründung unsererInitiative wurden wir Mitglied imBundesverband BürgerinitiativenUmweltschutz (BBU) und lerntenmit der Überparteilichkeit und Ge-waltfreiheit nicht nur die Grundsät-ze dieser neuen Bewegung schät-zen, sondern erhielten viele Anre-gungen für unsere Arbeit.

Aktionen und Erfahrungen

Schon während der ersten Monatenach der Gründung führten wir zu-sammen mit der Landjugend öf-fentliche Diskussionsveranstaltun-gen sowie ein Zeltlager und Kund-gebungen mit einigen hundertMenschen in direkter Nähe zumTHTR durch. Die eintägige Platz-besetzung vor dem im Bau befind-lichen „Informationszentrum“ derVEW planten und führten wir sehrerfolgreich nach gewaltfreien Me-thoden durch. Spezielle Flugblät-ter für Demonstranten, Polizei undMedien wurden verteilt, der Zaungekappt und ein eigenes Informa-tionszelt auf dem Platz aufgestellt.Die anwesenden Polizisten ver-speisten verständnisvoll unsereWürstchen vom Grill. Die Lage war entspannt, das Medienechoenorm.

Der Bau des Druckwasserreaktorswurde aus finanziellen Gründenaufgegeben, die Inbetriebnahmedes THTR rückte jedoch immernäher. Während einer mehrjährigenKampagne sammelten wir 100.000Mark, um gegen insgesamt 17 Teil-errichtungsgenehmigungen zu kla-gen. Wir erstritten einen gerichtlichangeordneten sechswöchigenBaustop, viele Ungereimtheiten tra-ten zutage und die Probleme beimTHTR wurden verstärkt wahrge-nommen. Es war also wichtig, auchdiesen Weg zu gehen.

40 Jahre Bürgerinitiative Umweltschutz HammHorst Blume

Die Voraussetzungen bei derGründung der Bürgerinitiative An-fang 1976 waren denkbarschlecht. Der THTR war schon seitfünf Jahren im Bau. Bis zum Erör-terungstermin für den zusätzlichgeplanten Druckwasserreaktor inHamm waren es nur noch wenigeTage. Die Genehmigungsbehördegab den größtenteils jüngeren BI-Mitgliedern bei diesem Verfahrenmehr als deutlich zu verstehen,dass hierbei zwar eine formale Be-teiligung zugestanden wurde, aberkeine faktische.

Es war erschreckend, wie wenigEinfluss wir als einfache Bürger aufden Gang der Ereignisse bei einerso gefährlichen Technologie, wieder Atomkraft, nehmen konnten.Bürgerinitiativen waren damals einvöllig neues Phänomen inDeutschland und stießen auf hefti-ge Ablehnung bei der Exekutiveund bei fast allen maßgeblichenMandatsträgern der Parteien, dieoftmals über lukrative Aufsichts-ratsposten Zuwendungen von denVereinigten Elektrizitätswerken(VEW) erhielten. In den Medienfand fast ausschließlich Hofbe-richterstattung für die Energiekon-zerne statt. Kritisches Informati-onsmaterial zum Thema Atomkraftgab es 1976 bis auf ein einzigesBuch und ein paar vereinzelteFlugblätter nicht.

Kundgebung am Bauzaun, 1986.

Blockade am THTR, 1986.

16FUgE-news Ausgabe 1/2016

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drastischen Aktionen ihrem Ärgerund ihrer Verzweiflung Luft, bliebaber immer gewaltfrei. Ein viel-beachteter dreitägiger Trecker-treck durch das Ruhrgebiet nachDüsseldorf setzte die SPD-Lan-desregierung zusätzlich unterDruck.

In den zehn Jahren zuvor hatte dieBürgerinitiative Strukturen aufge-baut und intensive Öffentlichkeits-arbeit betrieben, was sich nun ineiner breiten Beteiligung vielerMenschen auszahlte. Blockade-aktionen und Reaktorstillständewegen weiterer Störfälle wechsel-ten sich die nächsten Jahre ab. Fi-nanzielle Probleme des Betreiberskamen hinzu. Auch in den sonst soTHTR-freundlichen Parteien kipptedie Stimmung. Nun ging es nurnoch um die Frage, wie der THTRohne allzugroßen Gesichtsverlustder Atomparteien und horrendeRegressansprüche des Betreibersstillgelegt werden könnte.

Nachdem der THTR 1989 stillge-legt worden ist, war nach diesemtollen Erfolg bei vielen Aktivistenerst einmal die Luft raus. Aberschon 1992 musste der soge-nannte Tritiumwasserstörfall im„Keller“ des THTR kritisch hinter-fragt werden. In den 90er Jahrenfanden 59 Castortransporte mitden radioaktiven Brennelemente-kugeln aus dem THTR nach Ahausstatt. Auch hier arbeitete die BI mitden Initiativen im Münsterland zu-

sammen und beteiligte sich an De-monstrationen in Ahaus undMünster.

THTR-Export geht weiter

Trotz der vielen Störfälle und Plei-ten, die der THTR verursacht hat-te, trieb das ForschungszentrumJülich die Weiterentwicklung die-ser Reaktorlinie auf EU-Ebeneweiter voran und exportierte sogarunter rotgrünen Regierungen dasKnow how nach Südafrika undChina. Ab 2003 setzten wir mit derHomepage Reaktorpleite.de derExportoffensive der Atomkraft-freunde unsere Erfahrungen inHamm und unsere Argumente ent-gegen und intensivierten unsereKontakte nach Südafrika. Nach-dem dort über eine Milliarde Dollarin die Entwicklung des THTR in-vestiert worden sind, mussten dieVorbereitungen ergebnislos abge-brochen werden. Der THTR in Chi-na soll angeblich Ende 2017 in Be-trieb gehen.

Der sogenannte Stilllegungsbe-trieb des THTR in Hamm ist biszum Jahr 2027 vorgesehen. Wiees danach weitergeht und ob er inabsehbarer Zeit tatsächlichzurückgebaut wird, ist unklar.

Über all diese Themen berichteteunser „THTR-Rundbrief“ in bisher146 Ausgaben auf 2500 Seiten seit29 Jahren. Es sieht nicht so aus,dass der BI in absehbarer Zeit dieThemen ausgehen werden.

Die gewaltfreien Proteste stelltennur einen Bruchteil der Aktivitätender BI-Mitglieder dar. Jeder konn-te sich auf seine Weise einbringenund Leserbriefe schreiben, Plakatemalen, Unterschriften sammeln,Resolutionen verfassen oder Bil-dungsarbeit in Parteien und Ver-bänden organisieren. In den 80erJahren mieteten wir einen eigenen„Umweltladen“ in einem Ladenlo-kal an der Brüderstraße als Treff-punkt an.

1985 fand der Erörterungsterminfür den Katastrophenschutzplandes THTRs unter Beteiligung von500 besorgten Bürgern in der Hal-le des Maxiparks statt. Währenddie haarsträubenden Vorschlägedieses Plans von den Behördendargestellt wurden, klapperte alsBegleitmusik unsererseits ein mit-gebrachtes Skelett und ichbetätigte dazu die Handsirene ...

Der Störfall im THTR

Als wenige Tage nach der Reaktor-katastrophe in Tschernobyl 1986auch der Störfall am THTR be-kannt wurde und in Hamm deut-lich erhöhte radioaktive Werte ge-messen wurden, fanden in dendrei folgenden Jahren viele Kund-gebungen und Blockaden vonBürgern und Landwirten mitTreckern vor dem THTR statt. DieMenschenmenge vor dem Reaktorschwoll zeitweilig auf 7000 Perso-nen an und machte in teilweise

Rechtschutzaktie zur Finanzierung der Prozesse,1980.

Der Blockade-Bauwagen auf der THTR-Zufahrt, 1986.

FUgE-news Ausgabe 1/201617

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in Kleingruppen zur Papierver-schwendung, zum Recyclingpa-pier und zu den verschiedenenSiegeln. Verdeutlicht wird der Un-terschied zur Herstellung vonFrischfaserpapier, wo statt Altpa-pier Holz benötigt und außerdemwesentlich mehr Wasser und Ener-gie eingesetzt wird. Abschließenddürfen die Kinder in einer „Papier-werkstatt“ Recyclingpapier her-stellen und Ideen für einen nach-haltigen Papierverbrauch zu Hau-se und in der ganzen Schule vor-schlagen.

Die Gewinner des FUgE-Papier-Wettbewerbs 2015 unter 20 Schu-len aus Hamm waren die Schülerder Klasse 7f der Friedensschuleund der Klasse 8d der Friedrich-Ebert-Realschule.

Papierprojekt geht weiterMarcos Antonio da Costa Melo

In der zweiten Jahreshälfte 2016geht das FUgE-Papierprojekt wei-ter. 2015 erreichten wir 498Schüler/-innen und 27 Lehrkräftein 20 Papierworkshops in Hamm.Dafür wurden sechs Multiplikato-ren/-innen geschult, die auch beimEine-Welt- und Umwelttag am 13.September im Maxipark HammMitmachaktionen rund um Papierangeboten haben. Zudem fand inZusammenarbeit mit dem NABUHamm ein Abendforum „Papier istgeduldig. Wir nicht!“ im November2015 im Haus Busmann statt.Ähnlich wird das Projekt 2016 fort-gesetzt, wobei dieses Mal Schulenaus Lünen und aus dem KreisSoest mitberücksichtigt werden.

Warum gerade Papier? Wir Deut-schen gehören mit einem Pro-Kopf-Verbrauch aktuell von 244 kgzu den größten Papierkonsumen-ten der Welt. Ob als Kopier- oderArbeitsmaterial, in Form von Toilet-tenpapier oder Taschentüchern –Papier ist aus unserem Alltag nichtmehr wegzudenken. Bereits jederfünfte gefällte Baum wird zu Pa-pier verarbeitet.

Papierverbrauch Deutsch-lands (244 Kg pro Kopf)

120 kg (49,5%) grafisches Papier

106 kg (43,0%) Verpackung

18 kg (7,5%) Klo- + Handpapier

Worum geht es in denPapierworkshops?

Was wissen die Schüler/-innen der4. bis 8. Jahrgangsstufe über dieLicht- und Schattenseiten von Pa-pier? Bei einem kleinen Quiz ladenwir zu ersten Diskussionen ein. Aufeiner Weltkarte verdeutlichen wirden extrem unterschiedlich hohenPapierverbrauch der einzelnenLänder bzw. Kontinente. Bei unse-rem Bildervortrag zeigen wir diewunderschöne Wildnis Kanadas,Brasiliens oder Indonesiens, dieMenschen und Tieren Lebensraumund -grundlage bietet – aber auchKahlschläge für unseren Papier-konsum. Die Kinder arbeiten dann

Die Klasse 8d (früher Klasse 7d) der Friedrich-Ebert-Realschule wurdefür ihr Engagement erneut ausgezeichnet. Den zweiten Preis mit derSumme von 125 Euro erhielt sie dafür, dass alle Klassen seit 2015 einenblauen Papiersammelbehälter haben und ihre Schule seit 2016 mit ei-nem Papiercontainer ausgestattet wurde.

Viel Einsatz zeigte die Klasse 7f der Friedensschule mit der Organisationeiner Plakat-Aktion und Tipps zu einem nachhaltigen Umgang mit Papiernicht nur in der Schule. Die Schüler freuten sich über die Auszeichnungund das Preisgeld in Höhe von 150 Euro. Fotos: Dorothee Borowski

18FUgE-news Ausgabe 1/2016

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recycelbar ist. Das Ganze für ca.20 Minuten. Um der Lage Herr zuwerden fordern mehrere Parteieneine sogenannte Pappbechersteu-er. Abgabe bei Abnahme, 10 bis15 Cent pro Becher. Sicherlich ei-ne Maßnahme. Doch geht dasnicht auch anders? Ich denke: Ja!Das bedeutet aber ein Umdenkenund ein Zurück zu Mehrwegver-packungen. So spart man an meh-reren Unis bares Geld (10 Cent proTasse), wenn man Mehrweg nimmtoder mitbringt. Auch bei vielen an-deren Kaffeeanbietern sollen Ra-batte bis zu 50 Cent möglich sein.Der Kauf eines Mehrwegbecherskann sich also auch noch lohnen.

Sei in Becherheld

Das Gerücht, dass Mehrwegbe-cher aus hygienischen Gründennicht befüllt werden, kann ichdurch einen Selbstversuch nur wi-derlegen. Bisher wurde meinMehrwegbecher überall ohneWenn und Aber befüllt. Geld habeich bisher allerdings noch nichtgespart, dafür jedoch jede MengeRessourcen und Müll, und dasfreut Mensch und Umwelt. Probie-ren Sie es aus! Werden auch Sieein Becherheld! Becherheld ist ei-ne Initiative der deutschen Um-welthilfe. Mehr Infos unter http://www.duh.de/becherheld.html.

Neu im Weltladen

Damit auch Sie Ihren eigenenMehrwegbecher erstehen können,gibt es bei uns im Weltladen in derWidumstraße 14 (Hamm) ab sofortden Ecoffee Cup. Der Ecoffee Cupist aus Bambus. Dadurch ist er ul-traleicht und trotzdem stabil.Durch die Silikonmanschette liegter angenehm in der Hand. Der Si-likondeckel lässt sich fest aufset-zen, sodass der Becher in derSenkrechten dicht ist. Das Silikonist aus gebundener Kieselerde undlässt sich daher recyceln. LautHersteller ist der Becher spül-maschinengeeignet und kompo-stierbar. Die Lebensdauer des Be-chers beträgt mindestens dreiJahre.

Ökologische Vorteile desEcoffee Cup

Bambus wächst sehr schnell undist dadurch nachhaltig. Für dieHerstellung eines Ecoffee Cupwird auf einen geringen Energie-verbrauch und niedrige CO2-Emis-sionen geachtet. Der Becher istnicht Fairtrade-zertifiziert, es wirdjedoch auf die Einhaltung der all-gemein gültigen Arbeitsbedingun-gen geachtet. Der Becher ist inzwei Größen und vielen verschie-den Designs erhältlich, da solltefür jeden etwas dabei sein!

Gesucht – gefunden: Becherheld!Britta Seifert

Heutzutage muss es vor allemeins: Schnell gehen! So trinkt manseinen Kaffee auch „TO GO“. Un-terwegs. Mitgenommen in einemPappbecher. Ist der Inhalt leer,wird der Becher entsorgt. So stehtder Pappbecher genauso wie diePlastiktüte als Synonym für unsereWegwerfgesellschaft.

Rund 320.000 Pappbecher wan-dern stündlich über den Ladentre-sen. Daraus entsteht vor allen Din-gen eins: Bergeweise Müll! Ca.40.000 Tonnen im Jahr. In vielengroßen Städten kommt deswegensogar mehrmals täglich die Müll-abfuhr. Und dies bedeutet mehrKosten für die Stadt und den Bür-ger. Doch nicht nur das. Die Her-stellung der Becher benötigt Res-sourcen. Um allein den jährlichenPappbecherverbrauch in Deutsch-land zu decken müssen 43.000Bäume gefällt werden. 320 Millio-nen Kilowattstunden Energie wer-den benötigt, soviel wie ca.100.000 Menschen jährlich zumLeben brauchen, um die Pappeherzustellen. Dazu kommen noch1,5 Milliarden Liter Wasser, umge-rechnet 0,5 Liter pro Becher, oftmehr als der spätere Inhalt. Gar-niert wird das Ganze dann mit22.000 Tonnen Rohöl für die Be-schichtung, wodurch der Pappbe-cher weder kompostierbar noch

Müllberge müssen nicht sein! Langlebige Coffee-to-go-Becher in vielfältigem Design gibt es nun auch imWeltladen.

19 FUgE-news Ausgabe 1/2016

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sind zu einer enormen Quelle derStärke für mich geworden. Ichmöchte mich bei allen Mitgliedernund Unterstützerinnen und Unter-stützern von Amnesty Internatio-nal für die wundervolle Arbeit, mitder sie sich für uns eingesetzt ha-ben, bedanken.“

Darüber hinaus hatten sich beimBriefmarathon 2015 u. a. mehr alseine halbe Million Menschen fürden Schutz von Mädchen und jun-gen Frauen in Burkina Faso einge-setzt. Dieser internationale Druckzeigte schnell Wirkung: Das Jus-tizministerium von Burkina Fasobestätigte, dass die Regierungsich dazu verpflichtet hat, Früh-und Zwangsverheiratungen abzu-schaffen. Das Ministerium erklärte,dass man sich zu diesem Schrittgezwungen gesehen habe, nach-dem „Briefe, E-Mails und Nach-richten von Menschen aus derganzen Welt eingegangen waren“.

Auch die HammerAmnesty-Gruppebeteiligte sich am12.12.2015 amBriefmarathon. DerSchwerpunkt lag aufzwei Aktionen: In derFußgängerzone in-formierten Amnesty-Mitglieder an einemStand über fünf aus-gewählte Fälle vonMenschenrechtsver-letzungen (sieheweiter unten) undbaten Bürgerinnenund Bürger, vorbe-reitete Briefe an dieVerantwortlichen zuunterschreiben. ImF U g E - We l t l a d e nkonnte man dieseUnterschriften auchonline leisten und sodie Petitionsbriefesofort losschicken.

Großer Erfolg auchfür die Hammer Am-nesty-Gruppe: DankPressehinweisen ka-

men viele Bürgerinnen und Bürgergezielt zum Stand und leistetenihren Beitrag. Insgesamt konnten320 Briefe verschickt werden – ei-ne beachtliche Anzahl!

Die fünf ausgewähltenFälle:

● Malaysia: Der Karikaturist Zulki-flee Anwar Ulhaque wird wegenseiner Anprangerung von politi-schen Missständen mit jahr-zehntelanger Gefängnisstrafebedroht. Schon in der Vergan-genheit war er immer wiederOpfer von Drangsalierung undInhaftierung.

● Burkina Faso: Jedes dritteMädchen wird zwangsverheira-tet, bevor es 18 Jahre alt ist.Das ist zwar auch in Burkina Fa-so verboten, Verstöße werdenjedoch nicht geahndet. Zum Er-folg der Briefaktion: siehe oben

● Syrien: Die Zahnärztin RaniaAlabbasi, ihr Ehemann und ihresechs Kinder wurden 2013 vomsyrischen Geheimdienst ver-schleppt. Die Behörden machenweder Angaben zu den Grün-den noch zum Aufenthaltsortder Familie. Es ist nicht be-kannt, was mit ihr geschah.

● Usbekistan: Muhammad Bekz-hanov ist einer der am längsteninhaftierten Journalisten derWelt. Er befindet sich seit 16Jahren im Gefängnis – aufgrundeines „Geständnisses staats-feindlicher Straftaten“, das un-ter Folter erpresst wurde.

● Myanmar: Die Aktivistin PhyoePhyoe Aung organisierte inMyanmar einen Protestmarschvon Studierenden. Sie muss miteiner Gefängnisstrafe von neunJahren rechnen.

Erfolgreiche Briefaktion für MenschenrechteMonika Siegert

Erfolgreicher Einsatz für Men-schen in Not und Gefahr: Unter-stützerinnen und Unterstützer vonAmnesty International haben imvergangenen Dezember im Rah-men des Briefmarathons 2015weltweit 3.714.141 Millionen Brie-fe, SMS, E-Mails und Tweets ver-schickt – ein neuer Rekord!

Und dieses beeindruckende Enga-gement war erfolgreich: So wurdebeispielsweise Albert Woodfoxnach 44 Jahren in Einzelhaft imFebruar 2016 endlich aus der Haftentlassen. Mehr als 240.000 Am-nesty-Unterstützerinnen und Un-terstützer hatten im Rahmen desBriefmarathons seine Freilassunggefordert und ihm Briefe und Kar-ten als Zeichen ihrer Solidarität ge-schickt.

Albert Woodfox sagte Amnestygegenüber: „Die Nachrichten, diemich von Menschen außerhalb derGefängnismauern erreicht haben,

Unterschriften wurden auch in der HammerFußgängerzone gesammelt

20FUgE-news Ausgabe 1/2016

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Körbe, arbeiten im Fischfang,trocknen und verkaufen den Fisch.Zubo hilft bei der Selbstorganisati-on der Gruppen, in der Weiterbil-dung der Frauen, der Produkt- undProduktionsentwicklung und vorallem auch bei der Vermarktung.

So gibt es seit Kurzem auch eineFrauengruppe für die Produktionvon Baobab-Saft und eine andere,die Seife aus Jatropha-Öl herstelltund verkauft.

Zubo hat Erfolg mit seiner Arbeitund erntet Anerkennung. Aber feh-lende Kompetenz in zeitgenössi-schen Medien macht sich nun alsLücke bemerkbar, wo es gilt, alldie gute Arbeit vor Ort auch wir-kungsvoll an die Öffentlichkeit zutragen. Die mediale Selbstdarstel-lung der Gruppen soll nun auchkollektiv unter den Frauen selbstentwickelt werden. Dies ist Zubowichtig, dient der Weiterbildungund dem Selbstbewusstsein der

Frauen und ist zudem sinnvoll, umdie Fortschritte der Selbsthilfe-gruppen vor Ort authentisch zudokumentieren und so potenziel-len Gebern und Kunden nahe zubringen.

Als Gast der älteren „Schwesteror-ganisation” Basilwizi Trust kam ich2012 nach Binga, machte überzwei Wochen viele Tonaufnahmenvor allem mit Frauen. Die Aufnah-men stehen im Internet zum freienDownload zur Verfügung. Siehewww.radiocontinentaldrift.wordpress.com

Seit drei Jahren ist das Thema„Medientraining” für die Zubo-Frauen ein Teil meiner Korrespon-denz mit der Leiterin der Organisa-tion, Rosemary Cumanzala. DasPodcast-Projekt ist seit einemJahr in intensiver Vorbereitung.Kürzlich erlaubte uns eine Unter-stützung der Solidaritätsfonds derBöckler-Stiftung den Ankauf eini-

Tonga-Frauen auf dem Weg zur eigenenMedienproduktion Dr. Claudia Wegener

Noch unter den Britischen Koloni-alherren des damaligen Nord- undSüdrhodesiens wurden die BaTon-ga von ihrem fruchtbaren Land amSambezi vertrieben, mussten sichin den trockenen Hochlagen desTales zu beiden Seiten des Flussesansiedeln. Ihr Land und die Gräberder Ahnen liegen seit 1958 aufdem Grund des Kariba-Stausees.

Wasser und Elektrizität von Karibabrachten dem heutigen Simbabweund Sambia industriellen Auf-schwung. Welche Opfer und Ver-luste der Fortschritt den BaTongaabverlangte, daran erinnert sichkaum jemand.

„The water will follow you …” warden Tonga bei der Zwangsumsied-lung versprochen worden. Aberauch nach der Unabhängigkeitfließen Wasser und Elektrizität amGroßteil der indigenen Bevölke-rung des Sambezitales vorbei. DieFlussauen hatten den Tonga zweiErnten im Jahr ermöglicht. Derkarge Boden in den Hochlagenkann die Bevölkerung nichternähren. Die Tonga sind nun vonLebensmittellieferungen und sogarSpenden abhängig, da die Dürre-perioden unter dem Einfluss desKlimawandels zudem häufiger undlänger werden.

Der Kariba-Stausee hat das Volkder Tonga, Familien, Kultur, Tradi-tion und Geschichte, geteilt undgewachsene gesellschaftlicheStrukturen zerrüttet: die einen sindnun Staatsbürger Sambias, die an-deren Simbabwes. In Simbabwesind die BaTonga eine marginali-sierte Minderheit. Junge Leute, dieaus dem Flusstal in die Städte ge-hen, ziehen es vor, ihre Zugehörig-keit zur Volksgruppe der Tonga zuverschweigen. Einige nehmen so-gar einen anderen Namen an.

Seit fünf Jahren unterstützt dieFrauenorganisation „Zubo” mehrals 20 Frauengruppen in den Dör-fern rund um die Kleinstadt Binga.Viele Frauen haben mit Hilfe vonZubo begonnen, sich eine Exis-tenz aufzubauen. Sie flechten z. B.

Wiedersehen von Rosemary Cumanzala und Claudia Wegener in Harare,Zimbabwe.

21 FUgE-news Ausgabe 1/2016

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dass die Frauen lernen ihre Arbeit,Leben und Kultur in Binga zu do-kumentieren und letztlich dannauch in der Lage sein werden, ihrelokalen Erzeugnisse, wie Körbe,Kunsthandwerk, getrocknetenFisch, Seife oder Baobab-Saft, er-folgreich zu vermarkten.

Die Reise einiger hundert Zubo-Frauen zur eigenen Dokumentati-onsarbeit wird ohne Zweifel längerals zwei Wochen dauern und unsallen um Vieles weiterbringen, alswenn nur ich das Mikrophon in derHand halte. Ich werde diese Reiseals „Multimedia-Volontärin“ biszum Ende 2016 begleiten. Für denunmittelbaren Projektbeginn konn-ten wir dank vieler freundlicherGeber schon etwa 1000 Euro sam-meln. Die finanziellen Mittel er-möglichen es uns, am Projekt teil-nehmende Frauen für ihren Bei-trag, ihre Leitung einer dörflichenDokumentationsgruppe oder aucheine Übersetzungsarbeit zumin-dest etwas zu entlohnen. Für denlangen Weg bis zu eigenen audio-visuellen Beiträgen werden wirwohl dreimal so viel benötigen.

Wenn Sie für Zubos Frauen spen-den möchten, dann können Siedies auf folgendem Wege tun:

Welthaus Bielefeld e.V.Sparkasse BielefeldIBAN DE914805016100000908 94BIC SPBIDE3BXXXStichwort: Radio Zubo(mit Spendenbescheinigung)

ger Aufnahmegeräte nebst Zu-behör und einem Laptop. „Tools ofaudio empowerment“ (Werkzeugefür eigene unabhängige Medien-produktion) machten gut die Hälftemeines Reisegepäcks nach Sim-babwe aus. In dem geplantenPodcast-Projekt geht es darum,

FUgE-news Ausgabe 1/2016 22

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Philip Bentrup (j.k.b. e.V.), Oezkan Aksoy (AK Asyl Bielefeld), Marcos daCosta Melo und Bernd Lammers (VHS Hamm) zeigen sich erfreut überdie gute Resonanz der Veranstaltung „Asylrecht und Flüchtlingsberatungin Deutschland“.

angeblich nicht zum Nutzen desStandorts Deutschland beitragen.

In einer repräsentativen Umfragevon 2011 in einer deutschen Groß-stadt stimmten 36% der Befragtendem Satz zu: „Bettelnde Obdach-lose sollten aus den Fußgängerzo-nen entfernt werden.” Danachging er auf die Hintergründe derFremdenfeindlichkeit und des

Rechtsextremismus etwa mit demNSU (Nationalsozialistischen Un-tergrund), der PEGIDA-Bewegungund der Entstehung der AfD ein.„Überfremdungsängste“ sind eherein Anzeichen für Vorurteile undweniger ein Indikator für realeÄngste, so der Konfliktforscher.

Er stellte dann fest, dass die Mei-nungen über eine vermeintliche

Rückblick auf die ersten Anti-Rassismus-Veranstaltungen Marcos Antonio da Costa Melo

FUgE, Amnesty InternationalHamm und VHS Hamm konnten inKooperation mit den Jugendlichenohne Grenzen (JoG), der Flücht-lingshilfe, dem Hammer Ge-schichtsverein und dem Verein zurFörderung von Jugend, Kultur undBildung in Hamm drei Foren zuFLUCHT UND RASSISMUS er-folgreich veranstalten.

Zum Start der Reihe am 21. Janu-ar 2016 in der VHS Hamm kamenrund 200 Interessierte zum Vortrag„Flucht, Migration und Rechtsex-tremismus in Deutschland“.

Prof. Dr. Andreas Zick, Leiter desInstituts für Interdisziplinäre Kon-flikt- und Gewaltforschung der UniBielefeld, erklärte zum Beginn desVortrags die Gründe unseres häu-fig trügerischen Selbstbildnisses:„Ich gehe auf andere unvoreinge-nommen zu und stehe Fremdenoffen gegenüber“. Vorurteile ge-genüber Frauen, Geflüchteten, Mi-granten, Muslim/-innen, Homose-xuellen, Obdachlosen, Arbeitslo-sen und Menschen mit Handicapssind je nach Alter, Bildungsniveau,Einkommensgruppe und sozialerHerkunft unterschiedlich ausge-prägt. Darüber hinaus gibt es eineAus- und Abgrenzung jener, die

Auf großes Interesse stieß ein Vortrag von Prof. Andreas Zick. Fotos (2): Dorothee Borowski

23 FUgE-news Ausgabe 1/2016

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(Europa/Afrika) für die Länder desSüdens.

Im Anschluss berichtete Dr. Boni-face Mabanza, Leiter der Kirchli-chen Arbeitsstelle Südliches Afrikain Heidelberg, über den Prozessder Auslagerung der Fluchtproble-matik durch die EU seit 2006 nachLibyen über Jordanien bis aktuellin die Türkei. Dabei trage Europaeine politisch-wirtschaftliche Mit-verantwortung für die Fluchtursa-chen in Afrika durch seine Han-delspartnerschaften. Im letztenJahr habe man darüber hinaus zuwenig wahrgenommen, dassBootsflüchtlinge vor allem ausAfrika auf den Weg nach Europaweiterhin sterben, so Dr. Mabanza.

Zum Abschluss der VortragsreiheFLUCHT UND RASSISMUS fandam 9. Juni 2016 in der VHS Hammder Interview-Abend über Erfah-rungsgeschichten mit in Hamm le-benden Geflüchteten statt.

Die Vortragsreihe „FLUCHT UNDRASSISMUS“ wird von Engage-ment Global, Servicestelle NRW,aus EPIB-Mitteln gefördert.

Überfremdung besonders dortverbreitet sind, wo interkulturelleKontakte fehlen. Abschließendplädierte Prof. Zick für eine eman-zipative Erziehung, die Rassismusund Rechtspopulismus engagiertentgegenwirkt und die Demokra-tie, Solidarität und Gewaltlosigkeitstärkt.

Rund 70 Interessierte besuchtenam Freitag, dem 18. Februar 2016,in der VHS Hamm die Veranstal-tung „Asylrecht und Flüchtlingsbe-ratung in Deutschland“. OezkanAksoy (im nebenstehenden Bildzweiter von links), Flüchtlingsbera-ter des Arbeitskreises Asyl Biele-feld, sprach über seine Erfahrungals Flüchtlingsberater in seinerStadt und gab einen Eindruck überden langwierigen Weg zu einemAsylverfahren.

Das Publikum befasste sich vor al-lem mit praktischen Tipps des Re-ferenten etwa bei der Antragstel-lung beim BAMF (Bundesamt fürMigration und Flüchtlinge), bei derBegleitung von Vertrauensperso-nen, der Anhörung eines Asylbe-werbers oder beim Zugang zu ei-ner eigenen Wohnung. Die lebhaf-te Diskussion zum Abschluss zeig-te, dass vor allem Aktive aus derFlüchtlingshilfe ein großes Interes-se an weitergehender Beratunghaben.

Zur Veranstaltung „Flucht aus Afri-ka“ am 12. Mai 2016 in der VHSHamm kamen 34 Interessierte.Lars Faulenbach, Journalist, gabeine kurze Einführung zu den Fol-gen von Handelsabkommen wieTTIP (USA und Europa) und EPAs

Marcos da Costa, FUgE Hamm, Boniface Mabanza, KASA, Lars Faulen-bach, Journalist, und Monika Siegert, Amnesty International – GruppeHamm. Foto: Hartmut Gliemann

FUgE-news Ausgabe 1/2016 24

Kontakt: Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung (FUgE)Dorothee Borowski, AnzeigenverwaltungTelefon (0 23 81) 4 15 11Telefax (0 23 81) 43 11 52E-Mail: [email protected]

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selektiv vorzugehen und nur die„tief hängenden Früchte“ zu ern-ten. Auch ist eine bruchstückhafteUmsetzung zu befürchten. MitBlick auf das umstrittene Ziel 8(Wirtschaftswachstum und Ar-beitsplätze) können Konzerne sa-gen: „Wir retten die Welt durch Ar-beitsplätze.“

„Butter bei die Fische!“

Für die Umsetzung der Sustaina-ble Development Goals (SDG)benötigt man konkrete Indikatoren– im Ruhrgebiet würde man sagen:„Gib Butter bei die Fische!“ Es isteine noch unerledigte Aufgabe,sinnvolle und angemessene Indi-katoren zu finden. Es ist deshalbwichtig, dass das Projekt „2030-Watch“ der Open KnowledgeFoundation deshalb die Umset-zung dieser ambitionierten Ziele inDeutschland überwacht und vi-sualisiert und sie vergleicht mit an-deren Ländern (www.2030-watch.de).

So schön man die 2030-Agendaauch finden mag: Die Weltrettungbleibt umstritten! Es mag einen er-freulichen Konsens bei den Zielengegeben haben – es gibt ihn ganzsicher nicht in der Frage, wie mansie erreichen kann. Beides bleibtgesellschaftlich umstritten. So wirddas alte Ziel der Deutschen Nach-haltigkeitsstrategie „Arten erhalten– Lebensräume schützen“ seitLangem nicht erreicht: Es scheitertimmer wieder an den Interessender Agrarwirtschaft. Den SDG fehlt

ein klarer Verweis auf die nötigeDekarbonisierung, den Verzichtauf fossile Energien wie Kohle undÖl. Dazu ist die G7-Erklärung vonElmau 2015 besser als die 2030-Agenda. Auch fehlt bei den SDGder klare Verweis auf die planetari-schen Belastungsgrenzen. Statt-dessen durchzieht das Wachs-tumsmantra die Agenda. Ziel 8 be-schreibt „dauerhaftes, breitenwirk-sames und nachhaltiges Wirt-schaftswachstum, produktive Voll-beschäftigung und menschenwür-dige Arbeit für alle.“ Doch stößtanhaltendes Wachstum nichtgrundsätzlich in vielen Sektoren an physische Grenzen? Nur vagewird formuliert, dass Wirtschafts-wachstum vom Ressourcenver-brauch entkoppelt werden muss.SDG Nummer 8 bietet uns eineSteilvorlage für die Diskussion vonPost-Wachstumsmodellen.

Die SDGs sind die neue politischeBeschlusslage, die das Engage-ment für globale Gerechtigkeit be-trifft. Ebenso wichtig ist sie als glo-baler Bezugsrahmen für die Nach-haltigkeitspolitik des Landes NRWund des Bundes. Auf kommunalerEbene geben die SDG neue Impul-se für Debatten und Beschlüsse –der Deutsche Städtetag hat dazuentsprechende Vorschläge erar-beitet.

Als Engagierte sollten wir die SDGerkennen und anerkennen, sie kri-tisch bewerten, sie verständlichkommunizieren und vor allem: siepolitisch nutzen. Die SDG können

Entwicklungsziele der Vereinten Nationen: WeltBaustellen für Nachhaltigkeit Manfred Belle

Seit dem 1. Januar 2016 sind sie inKraft: Die 17 Ziele der VereintenNationen für weltweit nachhaltigeEntwicklung (Sustainable Deve-lopment Goals – SDG). Diese Zie-le, die zur 2030-Agenda gehören,sind das Ergebnis einer globalenDebatte über die Wirksamkeit bis-heriger Entwicklungs-Strategien.Auch für unser Engagement fürglobale Gerechtigkeit beginnt da-mit eine neue Ära. Die neuen Zieleersetzen die Millennium Develop-ment Goals (MDG), die für die Zeitvon 2000 bis 2015 tonangebendwaren.

Anders als die MDG gelten dieneuen Nachhaltigkeitsziele aus-drücklich für alle Länder. AuchDeutschland muss sich viel stärkerin Richtung Nachhaltigkeit ent-wickeln. Unser alter Slogan „Ent-wicklungsland D“ ist damit offiziellbeschlossene Sache! Die 2030-Agenda ist ein globaler Kompro-miss, so wie er 2015 möglich war.Dafür ist es relativ viel: „Die SDGverkörpern gegenwärtig die einzi-ge multilaterale Agenda mit einempositiven gestalterischen An-spruch. Dass dies erreicht wurde –trotz globaler Machtverschiebun-gen, zunehmender Ungleichheit,Kriegen, Terror und Flucht – ist einWert an sich“ urteilen Imme Scholzund Dirk Messner vom DeutschenInstitut für Entwicklungspolitik inBonn.

Neu ist im Gegensatz zu denMDGs, dass die Armutsverringe-rung und soziale Ziele wieder ge-koppelt werden an den Umwelt-schutz. Dieses „Zurück zur Nach-haltigkeit“ fehlte bei den MDG.

Das Stichwort „Einkommensun-gleichheit“ aus dem Ziel Nr. 10,das es auf zivilgesellschaftlichenDruck hin in die SDG geschaffthat, bietet deutlich stärkere Bezü-ge zu Inlandsarbeit. Diesen positi-ven Einschätzungen, die bei Wei-tem überwiegen, stehen Risikengegenüber: Die Vielfalt der 17 Zie-le (Goals) mit 169 Unterzielen (Tar-gets) machen es Staaten leicht,

25 FUgE-news Ausgabe 1/2016

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die prüft auch, inwiefern die Nach-haltigkeitsstrategien die OECD-Kriterien für effektive Strategienerfüllen. Alle Bundesländer habenentweder eine Analyse der Aus-gangssituation und/oder eine Ana-lyse aktueller und zukünftigerTrends und Risiken in ihre Nach-haltigkeitsstrategie integriert.

SDG: Kampagne WeltBaustellen in NRW

Das Eine-Welt-Netz NRW will dasmit vielen Menschen in NRW dis-kutieren. Dazu dient unsere Kam-pagne „WeltBaustellen NRW!“, diewir im April 2016 in Köln gestartethaben. Wir bringen entwicklungs-politische Themen in künstleri-scher Form mit großen Wandbil-dern in 16 Städten an Hauswände.Zu jedem Wandbild beschäftigensich Künstler/-innen aus der Stadtund aus aller Welt mit der Nach-haltigkeit. Wir stoßen damit eineneue gesellschaftliche Debatte umdie Ziele nachhaltiger Entwicklungan. Die Kampagnen-Bausteinebieten vielfältige Möglichkeiten zu

Gesprächen und Aktivitäten – undzugleich die Chance für Engagier-te, aktiv mitzumachen: Eine-Welt-Initiativen und Bündnisse koordi-nieren die Aktionen vor Ort undbetreuen die Künstler/-innen,Hausbesitzer stellen für fünf Jahreeine Wand zur Verfügung, Grup-pen wirken am Infostand und beiVeranstaltungen mit, Kommunenund Firmen unterstützen mit Räu-men und Zuschüssen, Schulennutzen die Kampagnen-Angebote.Sind Sie dabei?

Melden Sie sich bei unserem Welt-Baustellen-Team! Sebastian.Bonse@eine-welt-netz-nrw., Telefon02 11-6 00 91 12.

Aktuelle Zusammenstellung vonInfos zur 2030-Agenda und denSDG unter www.eine-welt-netz-nrw.de/seiten/index.php?id=3194

Manfred Belle, Politologe M.A.,Fachpromotor SustainableDevelopment Goals beim

Eine Welt Netz NRW,Manfred.Belle@eine-welt-netz-

nrw.de

eine Aufwertung vieler Einzelzieleunseres Engagements bedeuten.

SDG und NRW

Die 2030-Agenda betrifft auch diedeutschen Bundesländer. Sie neh-men eine wichtige Rolle bei derFestlegung und Umsetzung vonMaßnahmen zur Umsetzung der2030-Agenda und damit den Sus-tainable Development Goals(SDGs) ein: aufgrund ihrer Zustän-digkeiten, lokalen Expertise undihrer Nähe zu wichtigen Akteurenist ihr Beitrag wichtig und notwen-dig, um den Bund zu unterstützen.In einer neuen Studie des Deut-schen Instituts für Entwicklungs-politik (DIE) aus Bonn werden dieNachhaltigkeitsstrategien und dieentwicklungspolitischen Leitliniender Bundesländer vor dem Hinter-grund der Zuständigkeiten derBundesländer analysiert unddurch die Zuordnung ihrerSchwerpunkte zu korrespondie-renden SDGs in die verändertenRahmenbedingungen internatio-naler Zusammenarbeit und nach-haltiger Entwicklung eingebettet.(www.die-gdi.de, Discussion Pa-per 12/2015).

Die fünf wichtigsten Politikfelder(„Big Five“), in denen Strategieän-derungen der Industrieländer diegrößten positiven in- und auslän-dischen Auswirkungen hervorru-fen können, sind laut DIE der Kli-mawandel (SDG 13), Energie (SDG7), nachhaltiger Konsum undnachhaltige Produktion (SDG 12),Meeres- und Küstenschutz (SDG14) und die Reduzierung von Un-gleichheiten innerhalb und zwi-schen Ländern (SDG 10). Die Stu-

FUgE-news Ausgabe 1/2016 26

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Monica, und im gleichen Jahr ka-men Anton Voß und BürgermeisterHerb Spurgin nach Hamm, um denSanta-Monica-Platz einzuweihen.Das war der Beginn von gegensei-tigen Besuchen, wobei die Gästehüben wie drüben in Familien auf-genommen wurden.

Es blieb nicht bei der Städtepart-nerschaft mit Santa Monica in Ka-lifornien. Schon in den 1950erJahren gab es Schüleraustausch-programme mit Bingley undShipley im englischen Yorkshire,heute Stadtteile von Bradford. Indie Besuche schalteten sich Politi-ker ein, und 1969 wurde die Ver-bindung zu Shipley auf eine offizi-elle Basis gestellt. Beim HammerStadtjubiläum 1976 war es dannso weit, dass auch diese Partner-schaft offiziell mit Bradford beur-kundet wurde.

Die Hammer Stadtverwaltung wardamals mit der Betreuung derKontakte überfordert. Dem Bei-spiel der Sister-City-Association inSanta Monica folgend schlugOberbürgermeister Dr. Rinsche1976 die Gründung des Internatio-nalen Clubs Hamm (I.C.H.) vor.

Gründungsvorsitzender wurdeWerner Beeck, der ein Jahr zuvormit einer Reisegruppe in SantaMonica war.

Die Kalifornier brachten bei ihrenGegenbesuchen Gäste aus ihrerPartnerstadt Mazatlan in Mexikomit, die als dritte im Bunde 1977eine Partnerschaftsurkunde mitHamm unterzeichnete. Durch dieAnsiedlung des amerikanischenChemiewerks DuPont in Uentropentstanden Kontakte zur StadtChattanooga in Tennessee, die1978 dem Reigen der Freundebeitrat. Nach Öffnung der inner-deutschen Grenzen folgte 1991 alsnächstes die polnische StadtKalisz. Hamm hat noch weiterePartnerstädte, wie Oranienburg inDeutschland, Toul und Neufchâ-teau in Frankreich und Afyonkara-hisar in der Türkei, die nicht vomI.C.H. betreut werden.

Dieser hat aber rege Besuchs- undSchüleraustauschprogramme mitBradford, Chattanooga, Kalisz,Mazatlan und Santa Monica.Einschließlich der Orchester, Chö-re und Tanzgruppen wurden inHamm schon weit über tausendBesucher aus den Partnerstädtenbetreut. Einige hundert Schülerhaben bereits mit Hilfe des I.C.H.ihre Ferien oder auch ein Schuljahrin dem jeweils anderen Land ver-bracht.

Mit fast 400 Mitgliedern zählt derInternationale Club zu den größe-ren Vereinen der Stadt. Er setztsich nach Kräften dafür ein,Freundschaft über Grenzen hin-weg zu knüpfen und zu pflegen.

Der Internationale Club Hamm feiert JubiläumAnneliese Beeck

Freundschaft schließen über Gren-zen hinweg von Haus zu Haus.Diese Idee stand Pate, als derI.C.H. vor 40 Jahren gegründetwurde. Alle, die dabei waren, hat-ten den Krieg erlebt und wussten,dass gegenseitiges Kennenlernenweitere kriegerische Ereignisseverhindern würde.

Gegründet wurde der Club 1976auf Initiative des damaligen Ober-bürgermeisters der Stadt Hamm,Dr. Günter Rinsche. Er hatte alsStudent in Amerika den Kolping-sohn Anton Voß getroffen, den esin den 20er Jahren über dengroßen Teich nach Kalifornien zog,wo er es mit seiner Bäckerei inSanta Monica zu Ansehen undReichtum brachte. Er vergaß seinealte Heimat nicht und schicktenach dem Krieg Care-Pakete. Rin-sche blieb mit ihm in Kontakt.

Als er 1964 Hammer Oberbürger-meister wurde, entwickelte er mitAnton Voß die Idee einer Städte-partnerschaft, die am 9. Juli 1969vom Hammer Rat beschlossenwurde. Schon im April 1970 mach-te sich eine Reisegruppe ausHamm auf den Weg nach Santa

Besuch aus Kalisz an der Yunus-Emre-Moschee.

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en sowie die von FUgE und derStadt Hamm entwickelte Ausstel-lung „Klima wandeln – fair und re-gional handeln“ brachten viel Le-ben in die Kampagne. Der Weltla-dentag am 7. Mai 2016 auf demMarkt an der Pauluskirche machteauf die Notwendigkeit der Sorg-faltspflicht deutscher Unterneh-mer in der gesamten Produktions-kette aufmerksam.

Herausragend für die Kampagnewar die Auszeichnung der Frie-denschule Hamm als Fairtrade-School am 3. Mai 2016.

Kreis Unna

Bis auf die Stadt Kamen sind alleKommunen im Kreis Unna im Rah-men der Fairtrade-Town-Kampa-gne in der Zusammenarbeit zwi-schen Politik, Wirtschaft und Zivil-gesellschaft vorbildlich engagiert.

Die feierlichen TitelerneuerungenMitte 2015 u. a. von Holzwickede,Werne und der Stadt Unna zeigenein engagiertes Bild des Kreises.In der Stadt Unna z. B. gibt es seitSommer 2015 einen eigenen Fair-trade-Wein, der von der Stadtver-waltung vertrieben wird.

Dank der Steuerungsgruppe Berg-kamen, die Mitte Mai ein attrakti-ves „faires“ Frühstück im Gemein-dehaus der St.-Elisabeth-Kirchen-gemeinde organisierte, gibt es seitApril 2016 den fairen „Bergkamen-Bio-Kaffee“. Nicht nur im Büro desBürgermeisters wird dieser Fair-trade-Kaffee getrunken, sondernauch in den Filialen der Sparkasseder Stadt, die sich daran auch alsSponsor beteiligt haben.

Nicht zuletzt sorgt die LIGA (LünerInitiative gegen Globale Armut) für

Die Eine Welt in der Hellwegregion und der Faire Handel Marcos Antonio da Costa Melo

Zahlreiche Kommunen der Hell-wegregion bemühen sich weiter-hin aktiv um die Sache des FairenHandels, wie der aktuelle Entwick-lungsstand der Fairtrade-Towns-Kampagne im Mai 2016 zeigt. Hierorganisieren die Akteure des Fai-ren Handels vor Ort Veranstaltun-gen, wie Infostände, Filmvor-führungen, „Faire“ Frühstücke,vertreiben eigene fair gehandelteProdukte, wie Kaffee, Schokoladeund Wein, oder geben einen loka-len „Fairen Einkaufsführer“ heraus.Die Akteure machen somit nach-vollziehbar, dass man durch denKauf von fair gehandelten Produk-ten das wirtschaftliche Ungleich-gewicht im Handel zwischen denIndustrieländern und dem Globa-len Süden verringern kann undausbeuterischer Kinderarbeit,Niedriglöhnen und ökologischerZerstörung entgegenwirkt. Sie se-hen den Fairen Handel als wir-kungsvolles Instrument der Ar-mutsbekämpfung, das Fehlent-wicklungen korrigiert, nachhaltigund umweltschonend ist.

Die Stadt Hamm

Mit der Herausgabe der Fairtrade-Aufkleber Ende 2015, der die ander Kampagne beteiligten Vereine,Schulen, Handelsgeschäfte undGastronomen besser erkennbarmacht, war die Kampagne inHamm vor allem durch das FUgE-Projekt „Fairen Handel in die Mittebringen“ gut präsent. Die vielenAktionen des Weltladen-Treffs, dasProgramm rund um Kuba im Rah-men des Weltgebetstags der Frau-

Fairtrade-Towns-Kampagne (FTT) in der Hellwegregion (Stand Mai 2016)

Steuerungsgruppe der Fairtrade-Town-Kampagne Bergkamen stellenden Bergkamen-Bio-Kaffee vor. Foto: Hillebrand/WA

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Nach der Titelerneuerung vonLippstadt, Soest und Lippetalsteht jetzt die Titelerneuerung vonGeseke im Juni 2016 bevor. Rundum die Fairtrade-Kampagne inSoest ist ein Ladenlokal in der Mit-te der Stadt in der Entstehung u. a.dank des Engagements von

Sabine Lux Röttgers und WernerLindke mit dem Verein „Eine WeltFair Trade Soest“.

Rund um die Faitrade-Kampagnein Soest wurde am 9. Juni der „so fair Weltladen“ in der Jakobi-straße 62 (gegenüber Pilgrim-Haus) eröffnet. Er geht auf den Ini-tiativkreis „eine Welt fairtradeSoest e. V.“ zurück, in dem sich u. a. Sabine Lux Röttgers undWerner Lindke engagieren.

Lippstadt hat viele Gründe, dasJahr 2016 zu feiern. Der WeltladenLippstadt wird im September 35Jahre alt. Im Rahmen der Feier-lichkeiten findet am 17. Septem-ber 2016 ein Frühstück unter demTitel „Fair“-gnügen zwischen 10und 12 Uhr im Weltladen statt, undab 20 Uhr gibt es in der Stu-diobühne Lippstadt ein Theater-stück mit der Gruppe Cactus Jun-ges Theater. Parallel zu diesen Fei-erlichkeiten gibt die Fair-Trade-Steuerungsgruppe die erst faireLippstadt-Schokolade heraus.

Im Vorfeld dieser Entwicklung fandam 23. Januar 2016 in der Aulades ev. Gymnasiums in Lippstadtdie Faire-Kita-Fachtagung statt.Im Juni wird mit der Stadtwald-Kita die erste Faire-Kita in Lipp-stadt ausgezeichnet.

Warstein und Welver wollen sichfür den Titel Fairtrade-Town 2016bewerben.

das Engagement von Kindertages-stätten im Bereich des Fairen Han-dels und zahlreiche spannendeVeranstaltungen in Lünen. ZumBeispiel die Vorführung des Musi-cals Global Playerz im März 2016im Lükaz (Lüner Kultur- und Akti-onszentrum). Erwähnenswert istdie Entwicklung der Fairtrade-Town-Bewegung in Schwerte, diesich auf die Schulen positiv aus-wirkt. Anfang 2015 wurde die Ge-samtschule Schwerte Fairtrade-School. Es gibt in der Schule Ak-tionen zu fairen Rosen, und dasSchülercafé wurde um ein Fair-trade-Sortiment bereichert.

Nach der Wahl des neuen Bürger-meisters 2015 ist die GemeindeBönen gerade dabei, eine Steue-rungsgruppe zu bilden und somitdie Kampagne „Gemeinde desFairen Handels“ in Bönen zu star-ten. In Fröndenberg soll eine neueSteuerungsgruppe entstehen. Seitdem Weggang von Pfarrer Hart-mut Görler 2014 stagniert dieKampagne leider.

Kreis Soest

Auch im Kreis Soest engagierensich immer mehr Kommunen fürdie Sache des Fairen Handels.

Im November 2015 fand die Aus-zeichnung der Stadt Werl als Stadtdes Fairen Handels statt. Ge-bührend gefeiert wird aber erst am25. Juni 2016 vor der Basilika Werlmit zahlreichen Infoständen undMitmachaktionen.

Der Ökumenische Initiativkreis Lippstadt freut sich auf das 35jährige Be-stehen des Weltladens. Fotos (2): Dorothee Borowski

Mitglieder von Steuerungsgruppen der Fairtrade-Towns aus der Hell-wegregionen „Was bringt der Faire Handel“ am 20. April 2016 in Erwitte

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Als Ziele der beiden Abkommenwerden von ihren Befürwortern vorallem eine Belebung des Wirt-schaftswachstums und die Schaf-fung neuer Arbeitsplätze genannt.Eine Fülle von wissenschaftlichenGutachten kommt mittlerweile zuder Einschätzung, dass die Wachs-tums- und Arbeitsplatzeffekte al-lenfalls marginal, die Risiken dage-gen enorm und zum Teil auch nurschwer abzuschätzen sind.

Die Lüner Initiative gegen globaleArmut/LIGA und das Forum fürUmwelt und gerechte Entwick-lung/FUgE in Hamm haben sich inden letzten Monaten mehrfach in-tensiv mit den Abkommen be-schäftigt und sind mit vielen kirch-lichen Gruppen, Verbänden und zi-vilgesellschaftlichen Organisatio-nen der Auffassung, dass schonjetzt absehbar ist, dass beide ge-planten Handelsabkommen ele-mentare Anforderungen an einefaire und nachhaltige Handelspoli-tik nicht einmal ansatzweise erfül-len werden.

Für diese Sicht sprechen guteGründe:

1. Entwicklungsländer zählenerneut zu den Verlierern imWelthandel

Die armen Länder des Südenssind nicht an den Verhandlungenbeteiligt, obwohl sie von den Ver-handlungsergebnissen unmittelbarund existenziell betroffen sind. Be-troffen werden z. B. Entwicklungs-länder und Schwellenländer sein,für die der Handel mit landwirt-schaftlichen Erzeugnissen oderTextilien von hoher wirtschaftlicherBedeutung ist. Ihnen droht derVerlust von Marktanteilen und Ein-kommen. TTIP/CETA gefährden soArmutsbekämpfung und tragen zuweiteren Flüchtlingsströmen bei.

2. Der Klimaschutz bleibt auf derStrecke

Klimapoltische Ziele sind in beidenHandelsabkommen nicht vorgese-hen. Im Gegenteil: Beide Abkom-men werden dazu beitragen, dassdie Ergebnisse der Klimakonferenzvon Paris untergraben werden.Denn jede Zunahme transatlanti-scher Handelsströme führt zu ei-ner Belastung der Erdatmosphäre.Darüber hinaus stellt das beiCETA/TTIP vorgesehene Streit-

Fair & nachhaltig handeln, CETA & TTIP stoppenUlrich Weber

„TTIP ist nicht nötig und gefähr-lich. Der Nutzen für den Handelwäre nicht groß, der Schadenfür die Demokratie aber schon.“Joseph Stiglitz (Ökonom undNobelpreisträger).

In den nächsten Monaten tretendie Verhandlungen zu zwei wichti-gen und uns alle angehenden Frei-handelsabkommen in ihre ent-scheidende Phase:

Bereits im Herbst soll es zur Un-terzeichnung von CETA (Compre-hensive Economic and Trade Ag-reement) kommen, dem bereitsausgehandelten Handelsabkom-men zwischen der EuropäischenUnion (EU) und Kanada.

Noch im laufenden Jahr soll auchTTIP (Transatlantic Trade and In-vestment Partnership) in Kraft tre-ten, das gegenwärtig noch zwi-schen der EU und den USA ver-handelt wird. CETA gilt als „Blau-pause“ für TTIP. Beide Abkommenhaben die Form eines völkerrecht-lichen Vertrags, der zwischen den28 Mitgliedsstaaten der EU undden USA bzw. Kanada geschlos-sen werden soll.

Antrag von der SPD und BG Erwit-te kam, erschwerte den Start derKampagne vor Ort. Die zivilgesell-schaftlichen Akteure möchtennach einigen Events rund um dasThema Fairness und tiefgehendenBeratungsgesprächen mit der lo-kalen Politik den Antrag „Erwitte:Stadt des Fairen Handels“ Ende2016 neu stellen.

Fazit

Das Puzzle der Fairtrade-Townsgestaltet sich in den ländlichenRäumen der Hellwegregion nichtunbedingt schwieriger als in denstädtischen. Eine gute Zusam-menarbeit zwischen der Zivilge-sellschaft und den unterschiedli-chen demokratischen Parteien istentscheidend für den Erfolg derKampagne.

Geseke und Lippetal waren seit2014 vorbildlich in der Kommuni-kation der Kampagne und in derVermittlung der Bedeutung derEthik beim Einkaufen. Auch in derStadt Hamm und Lippstadt habensich alle Parteien vor der Fair-trade-Town-Kampagne öffentlichpositioniert, bevor der Antrag 2012überhaupt gestellt worden ist. Werlkonnte dagegen die Zusage derPolitik schnell erhalten, tat sichaber schwer, einen direkten Wegzum Titel Fairtrade-Town einzu-schlagen.

Entsprechend der unterschiedli-chen lokalen Voraussetzungen fin-det jede Kommune einen individu-ellen Weg innerhalb der Kampa-gne „Fairtrade-Towns“. Bleibt ab-zuwarten, was weitere Entwicklun-gen für den Fairen Handel in derHellwegregion bringen.

Leider ist die Bewerbung in Erwit-te ins Stocken geraten, da der ent-sprechende Antrag der SPD undder BG Erwitte vom Rat der Stadtim Dezember 2015 abgelehnt wur-de. Daraufhin luden die Akteuredes Fairen Handels Hendrik Mei-sel, Botschafter der Kampagnevon Fairtrade Deutschland, zu ei-nem Infoabend „Was bringt derFaire Handel“ am 20. April 2016 indie Marxwirtschaft Erwitte ein, umden Ansatz der Kampagne vorzu-stellen.

An der Veranstaltung nahmen Ak-teure der Steuerungsgruppen ausGeseke, Hamm, Lippetal, Lipp-stadt und Rheda-Wiedenbrückteil, die über ihre Erfahrung spra-chen. Abschließend wurde überGründe für die ablehnende Hal-tung der CDU und FDP in Erwittediskutiert. Die Tatsache, dass der

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werden, so ist die Schaffung vonSonderrechtssystemen für einzel-ne Gruppen von Rechtssuchen-den der „falsche Weg“ – wie auchder Deutsche Richterbund fest-stellt.

5. Öffentliche Leistungenwerden weiter privatisiert undKommunalpolitik entmachtet

Mit den geplanten Freihandelsab-kommen soll die Liberalisierungder öffentlichen Daseinsvorsorge(z. B. Wasserversorgung, Kranken-häuser, Bildungs- und Kulturein-richtungen) zur Regel, ihr Schutzzu Ausnahmen werden; denn alleprivaten und öffentlichen Dienst-leistungen sind automatisch nachden Abkommen zu liberalisieren,wenn sie nicht explizit als Ausnah-me in einer Negativliste genanntwerden. Rückgängig können Libe-ralisierung und Privatisierung nichtmehr gemacht werden.

TTIP/CETA

Gegen die beiden Abkommenspricht auch,

● dass die Verhandlungen seitihrem Beginn intransparent undweitgehend unter Ausschlussder Öffentlichkeit stattgefundenhaben und

● dass sie völkerrechtlich bindendund praktisch nicht veränderbaroder kündbar sind.

Die Veröffentlichung von Geheim-papieren zum aktuellen Verhand-lungsstand zeigt, dass die Realitätder Verhandlungen die dunklenAhnungen noch übertrifft. Unter

der Überschrift „Die Wahrheit überTTIP: Geheimpapiere zeigen,worüber USA und EU wirklich re-den“ war in der SüddeutschenZeitung am 2. Mai 2016 zu lesen:

Eine Expertenkommission mit Ab-gesandten beider Seiten sollzukünftig umfassende Kompeten-zen bei künftigen Gesetzesvorha-ben oder Vertragsänderung be-kommen, ohne Zustimmung derPolitik. Die US-Verhandler greifenmassiv Europas Verbraucher-schutz an. So soll das europäischeVorsorgeprinzip ausgehebelt undGenfood und Hormonfleisch in derEU verkauft werden können. DieEU führt die Öffentlichkeit in dieIrre, da die USA keineswegs zuge-stimmt haben, die privatenSchiedsgerichte durch einen öf-fentlichen Handelsgerichtshof zuersetzen (gegen den auch Beden-ken angebracht sind).

Bei CETA und TTIP geht es nichtnur um Wirtschaft, sondern umGrundfragen von Rechtsstaat undDemokratie, um Weichenstellun-gen in die Zukunft. Daher gilt es,CETA und TTIP zu verhindern undzu neuen Verhandlungen für einefaire und nachhaltige Gestaltungdes Welthandels zu kommen.

Wir sind alle daher aufgefordert,lokale und auch bundesweite Ak-tionen zu unterstützen, die sichdafür einsetzen, den Abschlussder Abkommen zu verhindern.

Dr. Ulrich Weber,Lüner Initiative gegenglobale Armut, LIGA

schlichtungsverfahren (siehePunkt 4) den Unternehmen Instru-mente zur Verfügung, um gegenMaßnahmen von Regierungen zurReduktion von Klimagasen vorge-hen zu können.

Kohlenstoffintensive Branchengehören schon jetzt zu denen, diedas Schlichtungsverfahren ammeisten nutzen. So klagte geradedie US-Firma Lone Pine gegen einMoratorium für die Erdgasförde-rung nach der Fracking-Methodeunter dem Lorenzstrom in Kanada.

3. Wichtige Standards drohenabgesenkt zu werden

Unterschiedliche Standards fürden Schutz von Umwelt, Verbrau-chern und Arbeitnehmern geltenals „nicht-tarifäre“ Handelshemm-nisse und sollen daher abgebautwerden.

In einem Prozess der „Harmonisie-rung“, wie er in TTIP vorgeschla-gen wird, soll eine Deckelung derStandards festgelegt werden, diedem jeweils niedrigsten EU- oderUS-Standard entspricht. Eine„Harmonisierung“ nach unten istwahrscheinlich. Fatal ist die Sicht-weise auf Regulierungen. Regulie-rungen sind nämlich nicht einewillkürliche Behinderung der Wirt-schaft, sondern sollen die öffent-liche Gesundheit, die Bürger/-innen- und Arbeitnehmer/-innen-rechte sowie eine gesunde Um-welt schützen und fördern.

4. Private Gewinninteressenwerden über das Allgemeinwohlgestellt und Demokratie abge-baut

Mit der Einführung von Sonder-schiedsgerichten soll Investorendas Recht eingeräumt werden,Staaten und Kommunen zu verkla-gen, wenn eine staatliche Maß-nahme, wie z. B. zum Schutz derUmwelt, die Gewinne eines Unter-nehmens beeinträchtigt.

Unternehmen wird so ein Instru-ment an die Hand gegeben, mitdem sie ihre Gewinne zulasten derAllgemeinheit verteidigen und dennotwendigen Wandel bekämpfenkönnen. Selbst wenn die privatenSchiedsgerichte in öffentliche„Handelsgerichtshöfe“ umbenannt

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sowie die Schulgemeinschaft derAlbert-Schweitzer-Schule wert-schätzen sein langjähriges, außer-ordentliches Engagement als akti-ves Mitglied in ihren Reihen.

Das FUgE-Team ist dankbar fürseine umfassenden Dokumenta-tionen des Eine-Welt- und Um-welttages und zahlreicher FUgE-Diskussionsforen der letzten zehnJahre. Er wird dem Team sehr feh-len, insbesondere Renate Pethund Marcos A. da Costa Melo.

Wir danken ihm für seinen vorbild-lichen Einsatz im Interesse interna-tionaler Solidarität für Kinder inNot und für die Eine Welt und wer-den ihn in bester Erinnerung be-halten.

Nachruf Günther Bähler

Als 1993 zur Einweihung desDoppelfamilienhauses Hamm imAldea-Infantil-Westfalia-Kinderdorfeine Gruppe aus Hamm zum ers-ten Mal nach Peru reiste, gehörtenGünther und Marianne Bähler zudieser Delegation, so wie auch beiallen folgenden Reisen in das Kin-derdorf. Günther Bähler dokumen-tierte 23 Jahre lang alle Ereignisseund Einsätze rund um Haus Hammmit der Kamera und trug dadurchmaßgeblich zum Erfolg des Pro-jekts bei.

Alle Aktiven der Initiative bedauernden großen Verlust. Seine Herz-lichkeit und Hilfsbereitschaft undseinen liebenswerten Humor wer-den sie sehr vermissen.

Auch der Internationale VerbandWestfälischer Kinderdörfer e.V.,die Leitung des peruanischen Kin-derdorfs Aldea Infantil Westfáliaund die ganze Dorfgemeinschaft

Als Vater eines der Kinder, die 1992 in der Albert-Schweitzer-Schule diestadtweite Spendenaktion „Kinder helfen Kindern – Haus Hamm“ initiier-ten, gehörte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Marianne zu den Gründernder Initiative. Bei allen Aktionen für das Kinderdorf in Peru waren die bei-den dabei und unterstützten das Engagement der Schüler tatkräftig.

Günther Bähler Interviews auf dem Eine-Welt- und Umwelttag 2015 imMaxipark Hamm

Marcos Antonius da Costa Melo,Günther Bähler, Renate Peth und

Marianne Bähler während ihrergemeinsamen Reise in Peru 2009.

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