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Peter Bleses / Guido Becke / Kristin Jahns
Frühjahrskongress der Gesellschaft für ArbeitswissenschaftMünchen, 12. März 2014
Soziale Innovationen in der Arbeitsorganisation:Chancen der ambulanten Pflege im demografischen Wandel
Inhalt
1. Das Projekt ZUKUNFT:PFLEGE
2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege
3. Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeitals Ziel sozialer Innovationen
4. Gestaltungsansätze
5. Soziale Innovationen und ihre Folgen
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Übergeordnetes Ziel:• Förderung einer nachhaltigen Beschäftigungsfähigkeit in der
ambulanten Pflege
Durch:• Entwicklung, Erprobung und Evaluation von Lern- und
Handlungskonzepten zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit
• Regionale Vernetzung im Netzwerk ZUKUNFT:PFLEGE
• Wirtschaftlichkeitsanalyse
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1. Das Projekt ZUKUNFT:PFLEGE
• Definition: »Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit«Eigenschaft von Personen, dauerhaft und über sich wandelnde berufliche oder private Anforderungen und Widrigkeiten hinweg in einem gewählten Berufs- oder Tätigkeitsfeld verbleiben zu können
• Faktoren: kulturell / strukturell / persönlich
• Im Mittelpunkt: Arbeitsbedingungen, Arbeitsqualität, Arbeitsorganisation, Beteiligung, Erwartungsgerechtigkeit …
• Zusammengefasst:gesund, zufrieden und kompetent arbeiten können
1. Das Projekt ZUKUNFT:PFLEGE
Rahmen:
• Zunehmende Personalknappheit in der Pflege führt zu steigender Arbeitsverdichtung und Überstunden
• Ambulante Pflege ist besonders auf qualifiziertes Personal angewiesen – Pflegekraft ist allein vor Ort
• Ambulante Pflege weist hohe Fluktuationsraten auf
• Geringes Lohnniveau im Vergleich zu Anforderungen erschwert Mitarbeiterbindung
Chance: Unternehmen erkennen zunehmend die Notwendigkeit sozialer Innovationen zur Zukunftssicherung in der demografischen Entwicklung
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2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege
Rahmen:
• Sehr komplexe Organisationsaufgaben (Beispiel: Mit 50 Pflegekräften räumlich verteilt ca. 250 Patienten/innen im Zwei- oder Drei-Schicht-Betrieb versorgen):
oTourenplanung
oDienstplanung
oVermittelte Übergaben
oDokumentation (oft doppelt)
oNot- und Bereitschaftsdienste, Reservedienste
o…
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2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege
Ressourcen der Pflegekräfte:
•Selbstverantwortliche Arbeit vor Ort mit Handlungsspielräumen
•Hohes direktes Anerkennungsniveau
•Direkt erlebbare Sinnhaftigkeit der Arbeit
•Beständige Quelle von Selbstwirksamkeitserfahrungen
•Arbeit auf (meist) hohem Qualifikationsniveau
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2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege
Arbeitsbedingungen, v.a. durch:
• Hohes psychisches und physisches Anforderungsniveau
• Alleinarbeit vor Ort
• Ständiges Unterwegssein (30 % der Arbeitszeit im Auto)
• Hohe Kommunikationsanforderungen und –bedarfe
• Hohe Anforderungen an beständige Kompetenzentwicklung
• Wenig direkte Kommunikation zwischen den Pflegekräften
• Nicht immer befriedigende Beteiligungsmöglichkeiten
• Schichtarbeit und geringes Entlohnungsniveau
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2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege
Eine soziale Innovation ist eine:
„… intentionale, zielgerichtete Neukombination (…) sozialer Praktiken (…) mit dem Ziel, Probleme oder Bedürfnisse besser zu lösen bzw. zu befriedigen, als dies auf der Grundlage etablierter Praktiken möglich ist“ (Howaldt/Schwarz 2011: 224)
(Howaldt, Jürgen; Schwarz, Michael, 2011: Soziale Innovation – Gesellschaftliche Herausforderungen und zukünftige Forschungsfelder, in: Jeschke, Sabina; Isenhardt, Ingrid; Hees, Frank; Trantow, Sven (Hg.): Enabling Innovation. Innovationsfähigkeit – deutsche und internationale Perspektiven. Heidelberg et al.: Springer: 217-238)
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3. Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeitals Ziel sozialer Innovationen
Soziale Innovationen mit Bezug auf Verbesserung nachhaltiger
Beschäftigungsfähigkeit: (Beispiele)
•Kompetenzen von Person und Organisation zur Bewältigung der
Arbeits- und Organisationsaufgaben entwickeln
•Beteiligungsmöglichkeiten schaffen
•Austausch zwischen Hierarchieebenen und Gruppen ermöglichen
•Bedingungen des Arbeitens und Zusammenarbeitens verbessern
•…
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3. Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeitals Ziel sozialer Innovationen
• Gestaltung der Schnittstellen und der Kooperation zwischen
verschiedenen Gruppen/Interessen im Zentrum:
Führungskräfte – Pflegekräfte –
Pflegebedürftige
Wirtschaftlichkeit – Arbeitsqualität – Pflegequalität
Beispiele:
Übergabe / Tourenplanung / Dienstplanung / Dokumentation
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4. Gestaltungsansätze
• »Organisation von Kommunikation«o Verlässlichkeit der Orte und Instrumenteo Informationsfluss sicherno Austausch »auf Augenhöhe« ermöglichen o Belastungsreduktion durch geregelte Kommunikationo Belastungen als Thema des Austauschs – Belastungen ernst
nehmen o Anerkennung in und durch Kommunikationo Unternehmen und Pflegekräfte: wechselseitige
Bedarfsermittlung durch Kommunikation (z.B.: Qualifizierung, Arbeitszeiten)
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4. Gestaltungsansätze (Beispiele)
• Übergabesituation ‚entschärft‘ durch:o Übergabebogen als Strukturierungshilfe
o Feste Ansprechpartner im Büro
o Eins-zu-Eins-Kommunikation
o Störungsfreier Raum
• Tourenplanung ‚beteiligungsorientiert‘ und ‚reflexiv‘ durch:o Rückmeldemöglichkeiten zu Fahrzeiten, Pflegezeiten, Problemen…
o Erfassung vorhandener Kompetenzen für angemessene Einsätze
o Kompetenzentwicklung zur Bewältigung alltäglicher Aufgaben
o ‚Mein Bogen‘ als vertrauliches Dokument zur Bearbeitung von wichtigen
Problemen der Pflegekräfte mit einer Führungskraft
o
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4. Gestaltungsansätze (Beispiele)
• Dokumentationsarbeit bewältigen können (und wollen):o Dokumentation als wichtiges Instrument der Kommunikation
o Gute Dokumentation für gute Arbeits- und Pflegequalität
o Anleitungen für Dokumentationsarbeit
• Fortbildungen bedarfsgerecht planen und anbieten:o Wünsche der Pflegekräfte berücksichtigen
o Ausreichende Informationen zu Inhalten anbieten
o Feedback der Pflegekräfte zu Veranstaltungen
o Interne Praxisfortbildungen durch Anleitungen und Multiplikatoren
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4. Gestaltungsansätze (Beispiele)
Zunehmende Vermischung von Interaktions- und
Koordinationsarbeit•Führungskräfte müssen zunehmend mit Pflegekräften interagieren, z.B.:
oWünsche und Erwartungen abfragen und berücksichtigen
oEingehen auf Situation und Befindlichkeiten der Pflegekräfte
oGemeinsame Bearbeitung von Problemen der Pflegekräfte
•Pflegekräfte werden zunehmend in die Koordination von Aufgaben
einbezogen und erweitert interagieren, z.B.:
oTourengestaltung
oAls verantwortliche Pflegekraft Qualität der Dokumentation sichern
oInteraktion mit Führungskräften als zusätzliche Interaktionsdimension
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5. Soziale Innovationen und ihre Folgen
Integration von Interaktion und Koordination•Neue Handlungsressourcen für Pflege- und Führungskräfte, z.B. durch:
oBeteiligung
oAustausch
•Neue Handlungsanforderungen, z.B. durch:
oGrößere Bedeutung innerorganisatorischer Interaktionsprozesse
oZeiträume für zusätzliche Interaktion und Koordination
oEntwicklung von Kompetenzen für Interaktion und Koordination
Berücksichtigung im Gestaltungs- und Entwicklungsprozess!
Bedeutung für arbeitswissenschaftliche Konzepte klären!
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5. Soziale Innovationen und ihre Folgen
Kontakt
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Projektteam amartec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit Universität Bremen:
Guido Becke, Peter Bleses (Verbundprojektleitung),Kristin Jahns
Enrique-Schmidt-Str. 7 (SFG), 28359 BremenE-Mail: [email protected]: 0421-218 61843
Projektteam amZentrum für SozialpolitikUniversität Bremen:
Sina Lürßen, Heinz Rothgang,Wolfgang Ritter, Isabella Schimitzek
Mary-Somerville-Straße 5, 28359 BremenE-Mail: [email protected]: 0421-218 58609
Vielen Dank !