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(Aus der Prov. Heft- und Pflegeanstalt Dtisseldorf-Grafenberg und der Psychia- trischen Klinik der Medizinischen Akademie Diisseldorf [Direktor: Prof. Dr. Sioli].) Pharmakodynamische Untersuchungen an Konstitutionstypen. Von Dr. Th. Hertz. Mit 12 Textabbildungen. (Eingegangen am 30. Mgrz 1931.) In den letzten Jahren haben sich viele Untersucher bemtiht, die yon Kretschmer aufgestellten Typen anatomisch, physiologiseh und psychologisch zu umgrenzen. In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, durch vegetative Pharmaca dies zu erreichen, ausgehend yon dem Ge- danken, dal3 ,,das endokrine und nerv5se System" bei der Konstitution mitbestimmend ist (Ehrenberg). Diese Untersuchungen geben uns einen weiteren Beitrag zur Physiologie der Kretschmerschen Typen. Wenn sich bei den untersuchten ausgepriigten Typen wesentliche Unterschiede der Reaktion anf Adrenalin, Atropin und Pilocarpin ergeben, so haben wit damit vielleicht auch ein Mittel, um Zwisehentypen einreihen zu k6nnen. Als Methodik wurde die yon Platz angegebene gew/ihlt, d.h. es wurde den untersuchten Personen an drei aufeinanderfolgenden Tagen je 0,01 mg Adrenalin, 0,75 mg Atropin und 7,5 mg Pilocarpin intravenSs injiziert und die Reaktion an Puls und Blutdruck beobachtet. Dal3 die Methodik fiir psychiatrisches Material nicht ideal ist, wird bei Besprechung der Versuchsergebnisse erwi~hnt werden. Aul3er den individuellen Fak- toren der Reaktion auf vegetative Pharmaca kommt hierbei die oft zu Fehlresultaten fiihxende Unruhe der Patienten in Frage. Eigene Untersuchungen. Die Auswahl unserer Patienten geschah nach dem Gesamteindruck. Antropometrische Messungen wurden nicht vorgenommen. Obwohl die Anstalt Grafenberg etwa 600 m/innliche Insassen hat, war die Zahl der Patienten, die ffir die Untersuchungen in Betracht kamen, sehr gering. Es schieden alle Patienten aus, bei deren Erkrankung an eine Mit- betefligung des vegetativen Nervensystems gedacht werden konnte, so vor allem solche mit Traumen, Epflepsie, Paralyse und Postence-

Pharmakodynamische Untersuchungen an Konstitutionstypen

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Page 1: Pharmakodynamische Untersuchungen an Konstitutionstypen

(Aus der Prov. Heft- und Pflegeanstalt Dtisseldorf-Grafenberg und der Psychia- trischen Klinik der Medizinischen Akademie Diisseldorf [Direktor: Prof. Dr. Sioli].)

Pharmakodynamische Untersuchungen an Konstitutionstypen.

Von

Dr. Th. Hertz.

Mit 12 Textabbildungen.

(Eingegangen am 30. Mgrz 1931.)

In den letzten Jahren haben sich viele Untersucher bemtiht, die yon Kretschmer aufgestellten Typen anatomisch, physiologiseh und psychologisch zu umgrenzen. In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, durch vegetative Pharmaca dies zu erreichen, ausgehend yon dem Ge- danken, dal3 ,,das endokrine und nerv5se System" bei der Konstitution mitbestimmend ist (Ehrenberg). Diese Untersuchungen geben uns einen weiteren Beitrag zur Physiologie der Kretschmerschen Typen. Wenn sich bei den untersuchten ausgepriigten Typen wesentliche Unterschiede der Reaktion anf Adrenalin, Atropin und Pilocarpin ergeben, so haben wit damit vielleicht auch ein Mittel, um Zwisehentypen einreihen zu k6nnen.

Als Methodik wurde die yon Platz angegebene gew/ihlt, d .h . es wurde den untersuchten Personen an drei aufeinanderfolgenden Tagen je 0,01 mg Adrenalin, 0,75 mg Atropin und 7,5 mg Pilocarpin intravenSs injiziert und die Reaktion an Puls und Blutdruck beobachtet. Dal3 die Methodik fiir psychiatrisches Material nicht ideal ist, wird bei Besprechung der Versuchsergebnisse erwi~hnt werden. Aul3er den individuellen Fak- toren der Reaktion auf vegetative Pharmaca kommt hierbei die oft zu Fehlresultaten fiihxende Unruhe der Patienten in Frage.

Eigene Untersuchungen.

Die Auswahl unserer Patienten geschah nach dem Gesamteindruck. Antropometrische Messungen wurden nicht vorgenommen. Obwohl die Anstalt Grafenberg etwa 600 m/innliche Insassen hat, war die Zahl der Patienten, die ffir die Untersuchungen in Betracht kamen, sehr gering. Es schieden alle Patienten aus, bei deren Erkrankung an eine Mit- betefligung des vegetativen Nervensystems gedacht werden konnte, so vor allem solche mit Traumen, Epflepsie, Paralyse und Postence-

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606 Th. Hertz:

Tabelle I.

3 4 5 6 7 8 9

i0

Name

Schn. Gu. Bel. Ib. C1. Uf. Ru. Gr. Hii. Pe.

Alter Krankheit

i p

i ' i ' 1' 1' 1' i

Adrenalin

48 40 68 45 42 49 54 48 36 63

Alkoholismus Alkoholismus Manisch-depressiv Atypisch-manisch Alkoholismus Alkoholismus Depression Alkoholismus Morphinismus Manisch-depressiv

Spalte:

9 t

9' 9' 9' 9' 9'

1 /

1' 1'

i

9'

2

3' + 18 3' +15 + i 5 ! 3' + I5 § 20 ! 3' ~- i2 + 12 3' ~- iO + 25 3' ~- 7 ~ + 5 I 3' +10 I 3' +121++1~

keine Xnderung

[ 3 I 4 ] 5

phalitis; ferner wurden alle Patienten mit kSrperlichen Erkrankungen ausgesehlossen. So setzte sich der Haupttei l des Untersuchungsmaterials aus Patienten mit endogenen /unktioneUen Psychosen und Psychopathien zusammen. Unter den Pyknikern befand sich ein Morphinist, der schon mehrere Jab_re in der Anstalt weilte und voUkommen frei yon Zeichen des Morphinismus war. Ebenso verhielt es sich aueh mit den untersuehten Alkoholikern yon pyknisehem Typ. Besonders schwierig war die Aus- wahl der Athleten, da die reinen Typen zum grSBten Teil Epfleptiker waren, also aus den dargelegten Griinden nicht in Betracht kamen. Ich mul~te daher zu meinen Untersuehungen aueh Mischtypen mit vor- wiegend athletischem Habitus mitverwenden.

Die Pharmaca wurden intravenSs injiziert; es wurden die von Platz angegebenen Mengen verabreieht, wie schon oben erw~hnt wurde. Vor der Applikation jedes einzelnen Mittels wurde Blutdruck und Puls- zahl festgestellt. Beim Adrenalinversuch wurde der Urin auf Zucker untersucht und die Leukoeyten, sowie das relative Blutbfld ausgeziihlt. Nach der In jekt ioa wurden Blutdruek und Pulszahl alle 3 Minuten bestimmt, bis sie endgiiltig zur Norm abgesunken waren. Zur Bestimmung der Leukocytenzahl und des relativen Blutbildes wurde 5, 10 und 30 Min. naeh der ]njektion Blur aus der Fingerbeere entnommen. Die Zueker- probe im Urin wurde 2, 4 und 6 Stunden naeh der Injektion angestellt. Da die Patienten beim Adrenalinversueh wegen der Leukoeytenbe- stimmung niiehtern bleibeu mul~teu, blieben sie es auch bei Atropin und Pilocarpin, um vergleichsf~hige Resultate zu erhalten.

Nach dieser Methode warden 30 Patienten untersucht, 10 Pykniker, 10 Athleten und 10 Astheniker. Dabei wurden die in der Anhangstabelle aufgezeichneten Resultate erzielt. Es stellte sich heraus, da~ sich Unter- schiede im Anstieg und im Abfall der Kurven ergaben. Vergleieht man die 3 Gruppen, so ergibt sich jedoch keiue Unterscheidung in Vagotonie und Sympatbicotonie.

Page 3: Pharmakodynamische Untersuchungen an Konstitutionstypen

Pharmakodynamisehe Untersuchungen an Konstitutionstypen.

Pykniker.

607

1 /

1' 1' 1' 1' 1' 1' 1'

Atropin Pilocarpin

9 t

9' 9' 9'

10' 9' 9'

12' 3--6' § 24 keine ~nderung keine ~nderung

3' § 15 3' § 15 3' § 16 3' § 10 3' § 13 3' + 10 3' § 18

§ § 10 § 15 +2O + 9 § 10 § i1 + 6

1 2 3 4 5

i t

1' 1' 1' 1' 1' 1' 1' 1' 1'

9' 3' § 10 9' 3' § 15 9' 3" § 20 9' 3" [ §

16' 3' § 15 15' 3--6' -- 30 8' 3" § 14 9' 3' § 15 9' 3' § 13 9' 3' § 6

2 3 4

§ 15 § 20 § 15 § 16 § 23 § 10 § 20 § 23 § 13 § 19

Den allgemeinen Feststellungen der Forscher fiber die Wirkung yon Adrenalin, Atropin und Pilocarpin kommen die bei den Pyknikern gefundenen Werte am n/ichsten. Das Maximum der Wirkung liegt bei ihnen schon in der 3. Minute un4 der Normalwert ist in der 9. Minute wieder erreicht. Be ~ den Athleten ist der Anstieg verz6gert ; das Maximum liegt erst in der 9. Minute, im Durehschnitt ist der Normalwert in der 15.--18. Minute erreicht. Die Astheniker weichen am meisten yon der Norm ab: Die maximale Wirkung beginnt bei ihnen in der 3. Minute und h/fit bis zur 9. Minute an.

Vergleieht man auf Tab. 1, 2 und 3 in den einander entsprechenden Spalten die Werte fiber Blutdruck- und Puls/~nderung, so seheint sich auch hier der flieBende l~bergang yore pyknisehen fiber den athletischen zum asthenisehen Habitus zu ergeben. Am ldarsten 1/~Bt sich das aus den bei den ersten drei Patienten jeder Gruppe gefundenen Zahlen erkennen. Ich habe keine I)urchschnittswerte bei jeder Gruppe an- gegeben, sondern werde bei der Besprechung der Gruppen auf die einzelnen Zahlen eingehen.

Die yon den Leukocyten und relativen Blutbildern erhaltenen Zahlen bespreche ich nicht, da sie vollkommen ungleichm~Big ausgefatlen sind. Es trat bei allan Patienten nach der Adrenalininjektion eine Vermehrung der Leukocyten auf. Im Blutansstrich zeigte sich eine relative Ver- minderung der Leukocyten und eine relative Vermehrung der Lympho- und Monocyten.

Zucker im Urin trat bei einzelnen Patienten auf; bei den meisten blieb er aus.

Legenden zu den Tabellen und Abbildungen. Zu Tabelle 1, 2, 3: Spalte 1. Beginn dcr Wirkung in Minuten; 2. Ende der

Wirkung in Minuten; 3. Maximum der Wirkung in Minuten; 4. Blutdruck/~nderung in mm Hg.; 5. Pulszahl/~nderung pro Minute (Maximum resp. Minimum).

Zu den Abbildungen: - - Adrenalin-, . . . . Atropin-, . . . . . Piloearpinwirkung.

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608 Th. Hertz:

Ich gehe je$zt zur Besprechung der einzelnen Gruppen fiber und beginne mit den Pyknikern.

Aus 4er Tab. 1 ist ersichtlich, daI] bei den Pyknikern das Maximum der Wirkung in der 3. Minute lieg~ und der Normalwert wieder in der 9. Minute erreicht ist.

Zur Veransehauliehung dienen noch folgende Kurven z:

Izo

Z r G 8 ZO IZ /~//nuten po3t/'/73/.

Abb. I.

! I r I ~ d I I I i

1 6 0 _ _ i D / ' e . 4 t / ' o p # / - und P/'lococpinkur~'e - - s/ndd/'e.r

1~176 2 ~ s 8 10 H#/uten pos/ /~"

Abb. 2.

Abb. 1 und 2. Puls- und Blutdruckkuz '~en des Pyknikers Nr. 1.

7ZO 16"01 . I

86 - " ' ~ ~ 120

~% 2 ~ ~ 8 1o lz % z ~ M/~uten posl /~" W/'r/ulen posl #l~i

Abb. 3. Abb. 4. Abb. 3 u nd 4:. Puls- und B l u t d r u c k k u r v e n des Pyknikers Nr. 2.

Ebenso gleiehmi~Big verlaufen auch die Kurven der Patienten 3 und 4. Bei Patient 5 tr i t t insofern eine Unregelm~Bigkeit auf, als die Pilo-

carpinwirkung 16 Minuten anh~lt. Doch liegt auch bei ihm das Maximum in der drit ten Minute.

Patient 6 zeigt eine starke Reaktion auf Pilocarpin; sein Maximum hiflt yon der 4. bis zur 6. Minute an. Hierzu ist zu bemerken, dab Patient trotz Verbotes, bevor er zur Untersuchung kam, sehon gearbeitet hatte, womit sich vielleicht aueh die negative Blutdruckkurve beim Pilocarpin erkli~rt.

Die Resultate bei Patient 7 sind nicht verwertbar, weil er sieh nut widerwillig die Injektionen machen lieB und bei Adrenalin nut einen Teil des Inhaltes der Spritze bekam.

Patient 8 war der Typ des gemiitlichen, doch leieht reizbaren Alko- holikers; an dem Tag der Atropininjektion war er in besonders erregter Stimmung.

1 Kontrollversuche mit physiologischer Kochsalzl6sung ergaben keine Jfmde- rungen im Blutdruck, Pulsz~hl und Blutbild.

Page 5: Pharmakodynamische Untersuchungen an Konstitutionstypen

Phaxmakodynamische Untersuchungen an Konstitutionstypen. 609

Die Patienten 9 und 10 zeigten auf Atropin keine Reaktion. Vielleicht war hier die gegebene Dosis zu gering. Patient 10 reagierte auf Adrenalin

170

~,.qO

,r. ,'~ ,~-" ~ "~"

2 ~ 6 8 70 12 IV /r post/z/:

Abb . 5.

,~o I I i I P P I [ [ I I I L?ie Atropin~urvc=#e#Ao'r~alMkurve

Z g 6' 8 I0 12 Ig ll/nul~,n130 sl /~fi

Abb . 6. A b b . 5 t rod 6, Pu l s - u n d B l u t d r u c k k u r v e n des Ath le t en Nr. 1.

lq6

~-"- .-" i ".,~

5L~0 Z g 6 3' lO 12 Ir l'/,'hulc# posl i~j'.

Abb . 7.

16o i I F I I I [ I I I 4uf AlmpM Ir~t keine ,#)7#eru~r e/)7

~ ~o L " ' "

lO0~ 2 r 6" g lO 12 lg MMulcz #osl I'zj

Abb . 8.

Abb . 7 u n d 8. Pu l s - t rod B l u t d r u c k k u r v e n des Ath le t en Nr. 2.

nieht, und auf Pilocarpin nur mit einer geringen Blutdruckerh6hung. Die Vermehrung der Pulszahl kann auf einen bei der Injektion ver- spiirten Schmerz zuriiekgefiihrt werden. Der Patient litt zur Zeit der

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1 2 3 4 5 6 7 8

Name Alter

K o . Ka. Kr. K a r . Le. Wi. Mii. Vo. Spc. Wich.

Tabelle 2.

Krankheit Adrenalin

I 23 35 22 43 24 44 33 36 37 45

Schizophrenie Pax. Schizophrenic Hebephrenie Psychopathie Psychopathie

1 / 1' 1' 1' 1'

610 Th. Hertz:

15' 9' + 15 + 12 18 ' 9' + 22 + 20 15' 9' + 20 + 20 15' 9' + 35 + 15 15' 6' + 30 + 20 10' 6' + 17 + 20 5' 4' +20 + 8

19' 3' + 15 + 12 keine Xnderung

18' ] 6' + 2 9 [ + 1 5

2 3 4 5

Psychopathie Deb. Depression Deg. Psychose Psychopathie Dept. Schizophrenie

Spalte:

1 ' 1' 1' 1' 1'

4 5 6 7 8 9

10

Name

Sp. V. H.

W . Sch. N. Her. Wi. B. Jo.

Tabelle 3.

Alter

51 26 28

31 24 39 55

41 43

Krankheit

Per. Dementia praecox Par. Schizophrenie ~'ahr. Schizophrenie

Par. Schizophrenie Depr. Schizophrenic Katatonie Paraphrenie Katatonie Par. Schizophrenic Katatonie

Spalte:

1 / 1' 1'

1 ' 1' 1' 1' 1'

1'

Adrenalin

15' 3--9' + 30 15' 3--9' + 30 15' 3--9' +20

15' 3--9' + 9 14' 3--9' + 24 15' 3--9' + 6 12' 3--9' + 30 12' 3--9' + 15

eine Anderung 15' 9' ] - 10

3 1 4 I

+ 18 + 20 zittert stark + 8 + 16 +11 + 12 + 12

- 1 6

Untersuchung an einer Depression, verweigerte jegliches Essen un4 klagte fiber sein sinnloses Leben.

Aus der Tab. 1 ergibt sich beim Vergleich der Spalten 4 und 5 jeder Gruppe, dab unter Ausschalten aller Fehlerquellen die Puls- und Blut- druckwerte sich um 10--20 Pulsschliige und um 10--20 mm Hg verschieben, was den von Czepai angegebenen Zahlen fiber normale Erregbarkeit im vegetativen System entspricht.

Beim Betrachten der Tab. 2 erkelmt man die verzSgerte Wirkung der Pharmaca, was auch die Kurven der Patienten 1 und 2 veranschau- lichen. Hierbei f/ill, als erste Unregelm/~Bigkeit schon auf, dab die Patienten 2 und 3 auf Atropin keine Reaktion zeigten. Patienten 1 und 3 haben leichten pyknischen Einsehlag. Vielleicht h/~ngt damit zusammen, da$ das Maximum der Wirkung bei Pilocarpin schon in der 6. Minute war.

Patient 4 war ein leieht erregbarer Mensch, der Anf/~lle yon Herz- jagen bekam, in denen er Angstgefiihle hatte. Nach der Injektion yon Atropin und Piloearpin wurde tier Patient sehr blaB, zitterte stark und beffirchtete anhaltend einen Anfall. Soweit es fiberhaupt m6glich

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Pharmakodynamische Untersuchungen an Konstitutionstypen.

Athleten.

611

1' 1' 1'

1' 1' 1' 1' 1' 1'

Atropin Pilooarpin

15' 9' ~- 15 keine ~nderung keine ~nderung

12' 6' . -~ 15 keine ~nderung

15' ~ 9' I + 15 20' 3' -- 21 30' 12' .. ~ 18

keine Anderung

2 ] 3 I 4

q - 1 6

-t- 10

q- 15 § 20 q - 33

1' 15' 1' 15' 1' 12'

1' 9' 1' 12' 1' 10' 1' 20' 1' 1' 12'

1 2

6' ~- 23 9' + 25 6' ~- 18

3' -- 25 6' -~ 16 3' § 20 6' + 15

keine J(nderung 4' I + 3 2

3 4

Astheniker.

+ 24 § 30 -[- 15

- - 4 0

+ 16 + 16 ~-31

-+- 34

1' 1' 1'

1' 1' 1' 1'

1' 1'

12' 12' 15'

12' 14' 12' 12'

4 ' 9'

Atropin

3 - - 9 ' 3 - - 6 '

3 - - 9 '

3' 3--9 '

3--9 ' 3--6 '

3' 3--4 '

+ 25 + 30 § 20

-~ 29 + 9 - - 10 + 15

- - 15

~- 12 1' + 2 0 i ' + 24 1'

~- 36 1' ~- 9 1' § 18 1' + 10 1'

+ 10 1' § 2 1'

5 1

15' 15' 15'

20' 16' 16' 12'

15' 7'

Pilocarpin

3--6' + 20 3--6 ' + 30 3--9 ' § 26

3--6 ' + 20 3--9 ' ~- 30 3--9 ' + 21 3--6 ' -- 20

3--9 ' § 20 2--4 ' -- 16

3 4

+ 20 + 20 + 29

+ 20 + 28 + 20 - - 12

§ 20 § 24

war, Puls- und Blu td ruckwer te festzustel len, f ielen dieselben so unregel- m~Big aus, dab sich keine ve rwer tbare K u r v e ergab. Pa t i e n t war yon a th le t i sch-pyknischem Mischtyp mi t vorherrschend a th le t i schen Zeichen. Er ~uGerte jedes Mal sehr erregt Bedenken gegen die In jek t ion . Auf Pf locarp in in jek t ion reagier te Pa t i en t mi t enorm s t a rkem SpeichelfluG, der ungef~hr eine S tunde dauer te , SchweiGausbruch und Tri~nen-, sowie Nasensekret ion. Zieht m a n auch noch die Verr ingerung der Puls- a n d Blu td ruckwer te in Bet racht , so mug m a n zu dem SchluG kommen, daG hier die Dosis zu grog war.

Auch die nachs ten Pa t ien ten , mi t Ausnahme des Pa t i en t en 9, h a , t e n pyknischen Einschlag. Bei Pa t i en t 6 und 10 , r a t auf A t rop in keine R e a k t i o n ein. Pa t i en t 7 war bei den In j ek t i onen sehr unruhig und ba t mich jedesmal , , ibm eine Spri tze zu geben, daG er n ieht mehr aufwache" .

Pa t i en t 8 zeigt wohl durch Er regung bei den In j ek t i onen yon A t rop in und Pf locarpin eine verli~ngerte Wi rkung der Pharmaca . Auch weist bei A t rop in der B lu td ruck eine pa radoxe Empf ind l ichke i t auf. Pa t i e n t ha , r e nu t eine R e a k t i o n auf At ropin , die sehr langsam au f t r a t und ebenso l angsam abfiel.

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612 Th. Hertz:

Aueh Pa t i en t 10 zeigte auf A t rop in keine Reak t ion . Bei Adrena l in - in jek t ion ]iegt das Max imum in der 6., bei P i locarp in in der 4. Minute .

1/0

2 g 6 8 TO 12 1~ Al/~u/~n ~o~t ~k/J."

Abb, 9.

156 . . . .

7~6 ==~

Ioo~ 2 ~ 6 8 10 12 I~ hl]nulcn post /n l:

A.bb. 10. Abb. 9 und 10. Puls- und Blu~druckkurven des Asthenikers Nr. 1.

110

~3o

~ 7 o f

/60

lZO /

ioo~

I l l l l l l l l l l ] D/'c A//opinkurvc ~ derAdrenzdinkurve

J ~ s 8 /0 /Z I~ M/nulcn gas//'nj:

.&bb. 11.

\ D/e A/roF~kurve=der,4d,'~nu//zkurve

I E l [ f l [ l l f l l Z ~ $ 8 10 12 1~

Plinulen poal in~. Abb. 12.

Abb. 11 und 12. Puls- und Blu~druckkurven des Asthenikers Nr. 2.

Vergleicht m a n die Zahlen in Tab. 2 mi t denen von Tab. 1, so t r i t t t ro tz der Unregetm~Bigkeiten die versp~te te und ve r langsamte W i r k u n g nach den In j ek t ionen zutage. Bei Vergleich der Spa l ten 4 und 5 in Tab. 2

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Phaxmakodynamische Untersuchungen an Konstitutionstypen. 6]5

sie im Durchschn i t t flieBende ~be rggnge zeigen, lg13~ sich aus dieser Arbe i t nicht geben. Hierzu w~ren Unte rsuchungen an viel grS~erem und mSglichst n icht psych ia t r i schem Mater ia l n6tig. Solche Unte r - suchungen sind im Gange.

Literaturverzeichnis. Bergmann, G. yon: Vegetatives Nervensystem im Handbuch der inneren Medizin,

Bd. 5, 2. Tell. Berlin: Julius Springer 1926. -- Billigheimer: Pharmakologie des vege- tativen Nervensystems im Handbuch der inneren Medizin. Berlin: Julius Springer 1926. -- Czepai: Dtsch. reed. Wschr. 38, 953 (1921). -- Ehrenberg: Theoretisehe Biologie. Berlin: Julius Springer 1924. - - Georgi, F.: KSrperbau und seelische Aulage im Handbuch der Geisteskrankheiten. Berlin: Julius Springer 1928. - - Kretschmer:K6rperbauundCharakter. Berlin: Julius Springer 1922 und Aufl. 1929. Hier siehe weitere Literatur. -- Platz: Die pharmakologische Prtifung des vege- tativen Nervensystems in Funktionsprfifung innerer Organe. Berlin: Julius Springer 1927. Hier siehe weitere Literatur.

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