1
92 Zeitsehriftenreferate.- Ern~hrungsphysiologie. Ern/ihrungsphysiologie. Folgezustande tehlerhafterErnihrung: Philip Handler: Der komplexe Stoflwechsel bei der Pellagra. (Metabolic complexities of pellagra.) (Durham, De1). of Biochem., Duke Univ. ~chool o/Med.) J. Lab. din. Med. 32, 428--36 (1947). Der Aufsatz beriehtet tiber den Stoffweehsei bei Pellagra, wie sie sieh bei der Mais essenden Bev61kerung endemiseh entwickelt. Es werden dazu 60 Berichte der angelsgchsischen Literatur, vorwiegend aus den letzten 10 Jahren, verwertet. Danach ,,wird Pellagra durch einen Giftstoff verurs~cht, der aus der M~iskost stammt und dessen Auswirkungen durch geniigend hoehwertiges Eiweil3 behoben werden k~innen oder vielleicht dureh geniigend Vitamin B 2, das im aligemeinen das hochwertige EiweiB begleitet". Als Gtftstoffe werden diskutiert: Eine ~Ten SWOCKMA~ 1933 aUS Maisfuttermehl (Mais ohne St~rke und ]q'ette) isolierte S~ure, yon der Grammdosen beim Rhesusaffen zu Sch]gfrigkeit, L/~hmungen, Kom~ und Ted ffihren, mit ghn]ichen histo- logischea Ver/~nderungen im Nervensystem wie bei Pellagrakranken. WooLlY beschrieb 1946 die Isolierung einer organischen Base aus Maismehl, die vieileicht ein Pyridinabk~mmling ist. KODICEK beobachtete 1946, dab Maismehl 20m]00 mg Indolylessigsgure pro Kilogramm ent- h~lt, und dab sehon 1,5 rag daven in /00 g R~%enkost das W~chstum der Tiere hemmten, nnd andere beriehten, dab ~ueh das W~chstum yon Bakterien gehemmt wird, und dab diese ~em- mung durch Zugabe der 10 faehen Dosis Nieotins~m'e~mid aufgehoben werden kann. Die nicht immer sch~digendeWirkung der Indolylessigs~ure]gBt sie als urs~chlichen Faktor ffir die ]Pellagra wieder zweifelhaft erscheinen. A]s ~derter Giftstoff w~re nach t~ASKAauch Adenin in ]~etracht zu ziehen, yon dem sehon 0,4 g/Tag mit Natriumphosphat zus~mmen bei I-Iunden mit einer guten Xost die Entwicklung der Schwarzzungen-Erscheinungen herbeifiiln'ten, verbunden mit t{yloertonie innerhalb einer Woclae, die in 14~ Tagen zum Tode fiihrten. Offensichtlich ist also ffir die Entstehung der Pellagra notwendig, d~13 die Beziehungen im Stoffwechse] zwischen Nicotins/~ureamid, Pyridoxin, Tryptophan, Indo]ylessigsgure und ~delleicht Adenin gestSrt sind. Dabei sind auBer Betracht ge]~ssen die anderen Vitamine, der Mange] an Aminos~m'en und die Auswirkungen der Eiweit~menge im Mlgemeinen. D~B Mais a]lein ftir das Zustandekommen der klassisehen Pe]lagra nieht notwendig ist, ist bekannt and wird neuerdings mit Berichten fiber USA-Soldaten aus Gefangenenlagern auf den Philippinen bestgtigt, deren Nest vide Kehlenhydrate enthie]t and knapp an Ca]orien, Eiweil3 und B-Komplex-Vitaminen war, und in der tierisches EiweiB v~Slligfehlte. Eine Ei'kl~rung ffir das Zustandekommen der ]{~uterschei- nungen, fiir die Zun~hme der Pigmentierungenund das Aufflackern der Dermatitis unter Sonnen- bestrahlung hat man nicht. Freies Nicotins~ureamid hat wahrscheinlich keine physiologisehe Bedeutung. Man land es bisher in grSgeren Mengen nur in der Leber, die nicht einmal geringer werden, wenn das Tier an Nicotinsguremangel sth'bt, w~hrend dabei die Konzentration ~n Pyridin-Nueleotiden drastisch ~ermindert ist. N-Methyl-nicetin~mid ist bei der Schwarzzungen- Krankheit unwirksam, und daher ist die methylierte Form wahrcheinlich nieht die im Stoff- weehsel erstrebte Durehgangsform. Aueh die Aufklgrung der iohysiologischen Bedeutung der Oxydation des N-Methyl-nicotinamids zum entspreehenden 6-Pyridon ist notwendig. Der Berieht referiert eine Ftille weiterer Beobachtungen und Sehlugfolgerungen, die zur kurzen Wiedergabe nieht geeignet sind. W. Grab (Wuppertal-Elberfeld). °° J. D. Reinhold: l?ett-VerdauungsstSrungen bei einem brusterniihrten Kind. (Fat Indigestion in ~ Breast-fed Infant.) (Jewesbury, 18. O.) Brit. reed. J. 1948~ S. 981. Eine Frauenmilch wies den ungew5hnlich hohen FetLgehalt yon 7,4% auf, obwohl die Nah- rung nur wenig Fett enthielt. Da bei der ~Iutter st~rke Gewichtsabnahme eintrat, mugte der S~ugling, der anBeldem die fette Milch nicht vertragen and unter fortgesetztem Erbreehen gelitten hatte, entwghnt werden. W.Wei[31~op[ (Miinehen).

Philip Handler: Der komplexe Stoffwechsel bei der Pellagra

  • Upload
    w-grab

  • View
    216

  • Download
    2

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Philip Handler: Der komplexe Stoffwechsel bei der Pellagra

92 Zeitsehriftenreferate.- Ern~hrungsphysiologie.

Ern/ihrungsphysiologie. Folgezustande tehlerhafter Ernihrung:

Philip Handler: Der komplexe Stoflwechsel bei der Pellagra. (Metabolic complexities of pellagra.) (Durham, De1). of Biochem., Duke Univ. ~chool o/Med.) J. Lab. din. Med. 32, 428--36 (1947).

Der Aufsatz beriehtet tiber den Stoffweehsei bei Pellagra, wie sie sieh bei der Mais essenden Bev61kerung endemiseh entwickelt. Es werden dazu 60 Berichte der angelsgchsischen Literatur, vorwiegend aus den letzten 10 Jahren, verwertet. Danach ,,wird Pellagra durch einen Giftstoff verurs~cht, der aus der M~iskost stammt und dessen Auswirkungen durch geniigend hoehwertiges Eiweil3 behoben werden k~innen oder vielleicht dureh geniigend Vitamin B 2, das im aligemeinen das hochwertige EiweiB begleitet". Als Gtftstoffe werden diskutiert: Eine ~Ten SWOCKMA~ 1933 aUS Maisfuttermehl (Mais ohne St~rke und ]q'ette) isolierte S~ure, yon der Grammdosen beim Rhesusaffen zu Sch]gfrigkeit, L/~hmungen, Kom~ und Ted ffihren, mit ghn]ichen histo- logischea Ver/~nderungen im Nervensystem wie bei Pellagrakranken. WooLlY beschrieb 1946 die Isolierung einer organischen Base aus Maismehl, die vieileicht ein Pyridinabk~mmling ist. KODICEK beobachtete 1946, dab Maismehl 20m]00 mg Indolylessigsgure pro Kilogramm ent- h~lt, und dab sehon 1,5 rag daven in /00 g R~%enkost das W~chstum der Tiere hemmten, nnd andere beriehten, dab ~ueh das W~chstum yon Bakterien gehemmt wird, und dab diese ~em- mung durch Zugabe der 10 faehen Dosis Nieotins~m'e~mid aufgehoben werden kann. Die nicht immer sch~digendeWirkung der Indolylessigs~ure ]gBt sie als urs~chlichen Faktor ffir die ]Pellagra wieder zweifelhaft erscheinen. A]s ~derter Giftstoff w~re nach t~ASKA auch Adenin in ]~etracht zu ziehen, yon dem sehon 0,4 g/Tag mit Natriumphosphat zus~mmen bei I-Iunden mit einer guten Xost die Entwicklung der Schwarzzungen-Erscheinungen herbeifiiln'ten, verbunden mit t{yloertonie innerhalb einer Woclae, die in 14~ Tagen zum Tode fiihrten. Offensichtlich ist also ffir die Entstehung der Pellagra notwendig, d~13 die Beziehungen im Stoffwechse] zwischen Nicotins/~ureamid, Pyridoxin, Tryptophan, Indo]ylessigsgure und ~delleicht Adenin gestSrt sind. Dabei sind auBer Betracht ge]~ssen die anderen Vitamine, der Mange] an Aminos~m'en und die Auswirkungen der Eiweit~menge im Mlgemeinen. D~B Mais a]lein ftir das Zustandekommen der klassisehen Pe]lagra nieht notwendig ist, ist bekannt and wird neuerdings mit Berichten fiber USA-Soldaten aus Gefangenenlagern auf den Philippinen bestgtigt, deren Nest vide Kehlenhydrate enthie]t and knapp an Ca]orien, Eiweil3 und B-Komplex-Vitaminen war, und in der tierisches EiweiB v~Sllig fehlte. Eine Ei'kl~rung ffir das Zustandekommen der ]{~uterschei- nungen, fiir die Zun~hme der Pigmentierungen und das Aufflackern der Dermatitis unter Sonnen- bestrahlung hat man nicht. Freies Nicotins~ureamid hat wahrscheinlich keine physiologisehe Bedeutung. Man land es bisher in grSgeren Mengen nur in der Leber, die nicht einmal geringer werden, wenn das Tier an Nicotinsguremangel sth'bt, w~hrend dabei die Konzentration ~n Pyridin-Nueleotiden drastisch ~ermindert ist. N-Methyl-nicetin~mid ist bei der Schwarzzungen- Krankheit unwirksam, und daher ist die methylierte Form wahrcheinlich nieht die im Stoff- weehsel erstrebte Durehgangsform. Aueh die Aufklgrung der iohysiologischen Bedeutung der Oxydation des N-Methyl-nicotinamids zum entspreehenden 6-Pyridon ist notwendig. Der Berieht referiert eine Ftille weiterer Beobachtungen und Sehlugfolgerungen, die zur kurzen Wiedergabe nieht geeignet sind. W. Grab (Wuppertal-Elberfeld). °°

J. D. Reinhold: l?ett-VerdauungsstSrungen bei einem brusterniihrten Kind. (Fat Indigestion in ~ Breast-fed Infant.) (Jewesbury, 18. O.) Brit. reed. J. 1948~ S. 981.

Eine Frauenmilch wies den ungew5hnlich hohen FetLgehalt yon 7,4% auf, obwohl die Nah- rung nur wenig Fett enthielt. Da bei der ~Iutter st~rke Gewichtsabnahme eintrat, mugte der S~ugling, der anBeldem die fette Milch nicht vertragen and unter fortgesetztem Erbreehen gelitten hatte, entwghnt werden. W.Wei[31~op[ (Miinehen).