28
Lexikalische und prosodische Phonologie / Optimalitätstheorie Phonetik & Phonologie (Hall, Kapitel 10 & 11) Ralf Vogel [email protected] Universität Bielefeld Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft

Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

  • Upload
    others

  • View
    11

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Lexikalische und prosodischePhonologie / Optimalitätstheorie

Phonetik & Phonologie

(Hall, Kapitel 10 & 11)

Ralf [email protected]

Universität Bielefeld

Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft

Page 2: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Aufgabe 10

(1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell zustande käme. Erstellen Sie dazu die Repräsentation von [kasnos] im Moren-modell, benutzen sie die Tilgungsregel auf S. 10 und erstellen Sie eine geeignete Assoziationsregel.

Lösungen

[k a s n u s]

σ

μ μ

σ

μ μ

[k a n u s]

σ

μ μ

σ

μ μ>

Tilgung

[k a n u s]

σ

μ μ

σ

μ μ>

Assoziation

Page 3: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Aufgabe 10

Assoziationsregel:

Lösungen

[-kons]

μ μ

σ

Erläuterungen: Im Prinzip funktioniert hier alles genauso wie im Silbenkonstituentenstrukturbeispiel, nur dass man statt X-Skelettpositionen eben mit Moren zu tun hat.

Page 4: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Aufgabe 10

(2) Erstellen Sie eine Repräsentation der folgenden Worte im CV-Modell. Gehen Sie dabei vom Template CCVCC aus:(a) Straßenbahndepot (b) Sklavenhalter (c) Streichs

Lösungen

[S t ³ a s n b a n d @ p o]

C

σ

VCC C C V

σ σ

VC C C C V

σ σ

VC C

[s k l a v @ n h a l t @ ³]

C

σ

VCC C

σ

VC C

σ

VC C

σ

VC C

[S t ³ a I C s]

C

σ

VCC C C C

Erläuterungen: Da Sie vom CCVCC Template ausgehen sollten, müssen einige Konsonanten extrasilbisch sein. Der Diphthong [aI] in Streichs wird wie besprochen als VC-Abfolge analysiert. Eine Affrikata (kommt hier nicht vor) würde nur mit einem C-Knoten assoziieren.

Page 5: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Aufgabe 10

(3) Erstellen Sie den metrischen Baum gemäß der Akzentregeln auf Folie Nr. 32 für das maranungkuische Wort ["we.le%.pe.ne%.man.ta].

Lösungen

[w e l e p e n e m a n t a]

σσ

F

s w

ω

w

σ σ

F

s w

s

σ σ

F

s w

w

Erläuterungen: Auch hier läuft alles gemäss den Vorlesungsbeispielen ab. Man verteilt Trochäen von links nach rechts; dann wird der erste Fuß zum starken Fuß erklärt, alle anderen sind schwach und das war's.

Page 6: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieBisher haben wir folgendes Modell der Interaktion dergrammatischen Komponenten angenommen:

Morphologie Syntax

Zugrundeliegende Repräsentation

Phonologie

Phonetische Repräsentation

Page 7: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieEs gibt viele Argumente, die gegen dieses Modell sprechen.

● Bestimmte phonologische Regeln müssen vor der Syntax operieren,● andere nach der Syntax.● Einige phonologische Regeln müssen vor morphologischer Affigierung

angewendet werden, ● andere danach.

● Die Theorie der lexikaIischen Phonologie wurde in den 80er Jahren entwickelt, um den Zusammenhang von Phonologie und Morphologie/Syntax zu erfassen.

Page 8: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieEine Regel, die nur innerhalb von Wörtern appliziert: „Velar Softening“

Einige Regeln operieren nur innerhalb von Wörtern,ein Beispiel ist das sog. Velar Softening.

Wir beobachten eine Alternation zwischen [k] und [s] bei manchen Wörtern des Englischen:

electric electricity s

Velar Softening: k s / __+[-kons,-hint]

... the book is ... #Iz/ [bUkIz]

Page 9: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieEine Regel, die auch zwischen Wörtern appliziert: regressive Stimmhaftigkeitsassimilation im Niederländischen:

op di Op##di Obdi ... auf dem ...bos bouw bOs##bOu bOzbou ... Wald baue ...eetbaar /et+bAr/ [edbAr] essbarzakdoek /zak+duk/ [zagduk] Taschentuch

Ein stimmhafter Plosiv wirkt auf den vorausgehenden Obstruenten, der im Merkmal Stimmhaftigkeit assimiliert wird.

Ein anderes Beispiel ist das „Flapping“ im amerikanischen Englisch:meet Ann [mi:/t/ []/ _ [-kons]

Vor Vokal wird /t/ zu [].

Page 10: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieDas Modell der lexikalischen Phonologie trägt dem Rechnung, indem eseinen lexikalische und eine postlexikalische Regelkomponente annimmt:

Zugrundeliegende Repräsentation

Lexikalische Regeln Syntax

Postlexikalische Regeln

Phonetische Repräsentation

Page 11: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieEigenschaften lexikalischer Regeln:Sie können nicht über Wortgrenzen hinweg operieren.Sie kommen vor allen postlexikalischen Regeln zur Anwendung.Sie können sich auf morphologische Informationen beziehen.Sie können Ausnahmen haben.Sie können strukturbewahrend sein.

Eigenschaften postlexikalischer Regeln:Sie können über Wortgrenzen hinweg operieren.Sie kommen nach allen lexikalischen Regeln zur Anwendung.Sie beziehen sich nicht auf morphologische Informationen.Sie können keine Ausnahmen haben.Sie müssen nicht strukturbewahrend sein.

Page 12: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieMorphologische Information in lexikalischen Regeln

Im Italienischen werden wortfinale Vokale getilgt, allerdings nur bei Verben.

So che vuole nuotare So che vuol nuotare„Ich weiß, dass er schwimmen will.“

Ho le suole nuove *Ho le suol nuove„Ich habe neue Sohlen.“

V Ø / K __ #Verb

Page 13: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieAusnahmen in lexikalischen Regeln

Das „Trisyllabic Shortening“ im Englischen: ein langer Vokal wird kurz realisiert, wenn er in der drittletzten Silbe des Wortes vorkommt:

serene /si:n/ [si:n] „heiter“serenity /si:n+Iti:/ [sEnIti:] „Heiterkeit“

obese /oUbi:s/ [oUbi:s] „fettleibig“obesity /oUbi:s+Iti:/ [oUbi:sIti:] „Fettleibigkeit“

Es gibt auch ausnahmslose lexikalische Regeln. Postlexikalische Regeln sind aber alle ausnahmslos.

Page 14: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieStrukturbewahrung

Als strukturbewahrend gilt eine Regel, wenn ihr Output ein Phonem der Sprache ist.

Englisches Velar Softening und Trisyllabic Shortening sind strukturbewahrend.

Die regressive Stimmhaftigkeitsassimilation im Holländischen , eine postlexikalische Regel, ist nicht strukturbewahrend, da sie das Allophon [g] produziert, das kein Phonem des Niederländischen ist.

Gleiches gilt für das Flapping im amerikanischen Englisch.

Page 15: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieInteraktion Phonologie/Morphologie

Für die Interaktion von Phonologie und Morphologie gibt es zweiMöglichkeiten:

(i) Alle morphologischen Regeln sind allen phonologischen Regeln vorgeordnet.

(ii) Bestimmte phonologische Regeln können bestimmten morphologischenRegeln vorgeordnet sein.

Nach (ii) finden wir für ein komplexes Wort „Stamm+Suffix“ bestimmtephonologische Regeln, die auf den Stamm angewendet werden, bevordas Suffix angefügt wird.

Page 16: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Lexikalische PhonologieInteraktion Phonologie/Morphologie

Im Englischen werden bestimmte Suffixe nur an Stämme mit einem bestimmten Akzentmuster angefügt.

Wenn der Wortakzent durch eine phonologische Regel eingefügt wird,dann muss dies also vor der Affigierung stattfinden.

Ein Beispiel ist das Suffix „-al“:

arrive „ankommen“ arriv+al „Ankunft“refuse „ablehnen“ refus+al „Ablehnung“commit „anvertrauen“ committ+al „Verpflichtung“

Die Verben weisen ein iambisches Muster auf.„-al“ wird nur an Verbstämme mit dem Akzentmuster σwσs angehängt.

Page 17: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Prosodische PhonologieDie Anwendung postlexikalischer Regeln ist meistens auch auf bestimmteDomänen beschränkt, die mehrere aber nicht beliebig viele Wörter umfassen.

Die Theorie der prosodischen Phonologie beschäftigt sich mit prosodischenKonstituenten.

Wir haben bereits gesehen, dass die Silbe als Domäne motivierbar ist,auf die sich phonologische Regeln beziehen.

Ein zweites Beispiel ist der Fuß. Es gibt Evidenz für vier weitere prosodische Konstituenten. Insgesamt haben wir die folgenden prosodischen Domänen:

Silbe (σ), Fuß (F), phonologisches Wort (ω), phonologische Phrase (φ),Intonationsphrase (IP), phonologische Äußerung (PÄ).

Page 18: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Prosodische PhonologieDer Fuß

Für die australische Sprache Diyari gelten folgende Akzentregeln:Die erste Silbe im Wort trägt den Hauptakzent, und jede zweite Silbedanach einen Nebenakzent.

[ F „durchbohren“[w (w)F ()F „brechen“

Die Reduplikation ist hier ein Mittel zur Bildung verschiedener morphologischer Kategorien. Dabei wird nur der erste Fuß redupliziert:

[ [+[wri] [waka+wakari]

Page 19: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Prosodische PhonologieDas phonologische Wort

Das phonologische Wort ist nicht das Gleiche wie das grammatische Wort.

Ein grammatisches Wort kann aus mehreren phonologischen Wörtern bestehen. Bspw. Komposita wie „Wegrand“: (weg)ω(rand)ω

Morphologische Affixe bilden oft kein eigenes phonologisches Wort:

(Stamm+Affix)ω

Die Vokalharmonie im Ungarischen bezieht sich auf die Domäne des phonologischen Wortes:

[te:rke:p~+r:l] „Landkarte“[lA:N+ro:l] „Mädchen“

Page 20: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Prosodische PhonologieDas phonologische Wort

Im Deutschen kann das phonologische Wort die Domäne der Silbifizierungsein.

Gemäß dem Maximum Onset Principle wird das Wort „Fabrik“ so silbifiziert:

[fa.b

Gemäß dieser Maxime müsste „Wegrand“ entsprechend silbifiziert werden:

*[we:.gant

Aber hier wird die Wortgrenze beachtet: [we:k.ant

Page 21: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Prosodische PhonologieDie phonologische Phrase

Ein Phänomen, für das diese Domäne relevant ist, ist im Italienischendas Radoppiamento Sintattico.

Hier wird ein wortinitialer Konsonant gedehnt, wenn (i) das vorhergehendeWort in einem betonten Vokal endet, und (ii) auf den Konsonanten einVokal oder Gleitlaut folgt.

(ho visto)φ (tre [k:]olibri)φ (molto scuri)φ

habe gesehen drei Kolibri sehr dunkle

Radoppiamento Sintattico bleibt aus, wenn zwischen Vokal und Konsonanteine φ-Grenze liegt.

Page 22: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Prosodische PhonologieDie Intonationsphrase

Eine Intonationsphrase ist die Domäne von Intonationskonturen. Inder Englischen Schrift bezeichnen Kommata häufig IP-Grenzen. AuchParenthesen bilden eigene IPn:

(By the sea shore)IP (they found an old cave)IP

(Isabelle is an artist)IP

(Isabelle)IP (as you know)IP (is an artist)IP

Die phonologische Äußerung

Dies ist die rößte prosodische Konstituente, die mehrere Sätze umfassenkann.

Page 23: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

Prosodische PhonologieDie prosodische Hierarchie

Die prosodischen Konstituenten stehen in einer hierarchischen Beziehung:

phonologische ÄußerungIntonationsphrase

phonologische Phrasephonologisches Wort

FußSilbe

Strict Layer Hypothese (Selkirk 1984): Eine prosodische Konstituente nwird unmitelbar von einer prosodischen Konstituente n+1 dominiert.

Page 24: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

OptimalitätstheorieEin neuerer Ansatz, der seit 1993 zu einer sehr prägenden Theorierichtungin der Phonologie wurde, ist die Optimalitätstheorie.

Sie verzichtet auf Regeln und Derivationen.

Phonologische Generalisierungen werden nicht mit Hilfe von Regeln, sondern mit Constraints (Beschränkungen) ausgedrückt.

Es gibt Markiertheits- und Treue-Beschränkungen.

Markiertheitsbeschränkungen formulieren Wohlgeformtheitsbedingungen.Treuebeschränkungen wirken diesen oft entgegen, da sie die Beibehaltungzugrundeliegender Repräsentationen fordern.

Page 25: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

OptimalitätstheorieDie Beschränkungen sind verletzbar und gemäß einer Beschränkungs-hierarchie geordnet.

Eine OT-Grammatik beschreibt eine Input-Output-Abbildung.

Für einen Input, eine zugrundeliegende Repräsentation, wird eine Kandidatenmenge möglicher Outputformen (Oberflächenformen) generiert.

Diese Kandidaten werden nun miteinander mittels der Beschränkungs-hierarchie verglichen.

Der Output, also grammatische Ausdruck, ist der optimale Kandidat, derin diesem Vergleich am besten abschneidet.

Page 26: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

OptimalitätstheorieEin solcher OT-Wettbewerb wird in einer Tabelle dargestellt:

/input/ A BKandidat 1 *Kandidat 2 *

Beispiele für Markiertheitsconstraints:a. Vordere Vokale sind ungerundetb. Sonoranten sind stimmhaftc. Silben sind offen

Beispiele für Treueconstraints:d. Der Input enthält alle Segmente, die im Output erscheinen.e. Der Output enthält alle Segmente, die im Input erscheinen.f. Die Outputsegmente haben dieselben Merkmale wie die

Inputsegmente.

Page 27: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

OptimalitätstheorieEine Anwendung: Pluralallomorphe im Englischen

/feIs+z/ *SibilSibil K-Epenth StimmStimm[feisz] *! *

[feisIz] *[feiss] *![feizz] *!

3 Beschränkungen:

*SibilSibil: Eine Folge aus zwei Sibilanten am Wortende ist verboten.StimmStimm: In einer Folge aus zwei Obstruenten haben beide den

gleichen Werten für Stimmhaftigkeit.KeineEpenthese: Epenthese ist verboten

Ein ! markiert die Verletzung, die zur Niederlage des Kandidaten führt.Der Finger deutet auf den Gewinner.

Page 28: Phonetik Phonologie -  · Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel Aufgabe 10 (1) Zeigen Sie, wie die kompensatorische Längung (siehe Folie Nr. 8ff) von [ka:nus] im Moren-modell

Phonetik & Phonologie WS 2007/2008 Ralf Vogel

OptimalitätstheorieDie Möglichkeiten und Mechanismen der Optimalitätstheorie können hier nur angedeutet werden.

Sie hat sich inzwischen zur wichtigsten Strömung in der generativenPhonologie entwickelt.

Mit der OT kann man auf Regelordnungen verzichten.

Es werden einzig Oberflächenrepräsentationen für zugrundeliegendeFormen verglichen.

Damit erledigen sich einige Schwierigkeiten, mit denen die anderenModelle zu kämpfen hatten, von selbst, zum Beispiel das Verhältnisvon phonologischen und morphologischen Regeln.