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3. Marktformen 3.1 Marktstrukturen 3.1.1 Unterschiede in den Marktgegebenheiten Jeder konkrete Markt zeichnet sich durch eine Hille an Details aus, was Zahl und Gro13e Marktteilnehmer auf Angebots- und Nachfrageseite anbetrifft, was deren Verhalten kennzeichnet und was die technischen und okonomischen Eigenschaften der auf dem Markt gehandelten Guter anbelangt - seien sie homogen oder recht verschiedenartig, seien sie untereinander gut oder schlecht substituierbar. Diese Unterschiede in den Marktgegebenheiten sind in der wirtschaftswissenschaftli- chen Literatur Anla13 fur eine Vielzahl von Strukturierungsversuchen. Diese wer- den nicht nur angestellt, urn die Markte nach vorgegebenen Kriterien einzuteilen, sondem urn daraus auch Hypothesen fUr mogliche unterschiedliche Markter- gebnisse abzuleiten. In der traditionellen Markt- oder Preistheorie s1013t man auf die Einteilung vollkommene oder unvollkommene Markte. Ein voIlkommener Markt zeichnet sich dadurch aus, daB die dort gehandelten Giiter homogen sind, daB es keine spe- ziellen Praferenzen zwischen Anbietem oder Nachfragem gibt, daB Markttranspa- renz in Form vollstandiger und gleichartiger Information vorliegt und daB der Markt offen ist. Ein vollkommener Markt ist nach diesen Kriterien ersichtlich ein Idealbild oder eine reine Gedankenkonstruktion, die keine Beziehung zur wirt- schaftlichen Umwelt hat. Diese Einteilung hi 1ft insoweit nicht fUr beobachtbare Markte, auf denen es grundsatzlich keine fUr aIle Beteiligten subjektiv gleichartig bewerteten Guter geben wird. Die tatsachlichen Markte mussen deshalb nicht we- niger schlecht funktionieren als das Modell. Eine andere Einteilung der Markte greift auf die Teilnehmerzahl auf der An- gebots- und der Nachfrageseite zurtick. Daraus ergeben sich Marktformen wie Monopole, Oligopole oder die vollstandige Konkurrenz. Die Teilnehmerzahl der Marktparteien entscheidet aber nicht immer uber die Marktergebnisse, es kommt auch darauf an, wie gro8 gemessen an dem durch Substitutionsbeziehungen abzu- grenzenden Markt die Teilnehmer sind, und wie sie sich im Marktproze13 verhal- ten. Insbesondere die auf subjektiven Einschiitzungen und Erwartungen beruhen- den Verhaltensmoglichkeiten der Marktteilnehmer sind vielgestaltig und lassen im einzelnen unterschiedliche Marktergebnisse zu, was beispielsweise von der Spieltheorie untersucht wird. Wenn im folgenden gleichwohl die Marktformen lediglich nach den Teilnehmerzahlen eingeteilt und erlautert werden, so ist damit die vereinfachende Hypothese verbunden, daB insbesondere von der Teilnehmer- zahl der Marktparteien auch entsprechende Einflusse auf die Verhaltensmoglich- keiten ausgehen, und die Marktergebnisse sich damit mit einer fur eine festgesetzte Teilnehmerzahl gemeinsamen Struktur annahem. G. Graf, Grundlagen der Volkswirtschaftslehre © Physica-Verlag Heidelberg 2002

[Physica-Lehrbuch] Grundlagen der Volkswirtschaftslehre || Marktformen

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3. Marktformen

3.1 Marktstrukturen

3.1.1 Unterschiede in den Marktgegebenheiten

Jeder konkrete Markt zeichnet sich durch eine Hille an Details aus, was Zahl und Gro13e d~r Marktteilnehmer auf Angebots- und Nachfrageseite anbetrifft, was deren Verhalten kennzeichnet und was die technischen und okonomischen Eigenschaften der auf dem Markt gehandelten Guter anbelangt - seien sie homogen oder recht verschiedenartig, seien sie untereinander gut oder schlecht substituierbar. Diese Unterschiede in den Marktgegebenheiten sind in der wirtschaftswissenschaftli­chen Literatur Anla13 fur eine Vielzahl von Strukturierungsversuchen. Diese wer­den nicht nur angestellt, urn die Markte nach vorgegebenen Kriterien einzuteilen, sondem urn daraus auch Hypothesen fUr mogliche unterschiedliche Markter­gebnisse abzuleiten.

In der traditionellen Markt- oder Preistheorie s1013t man auf die Einteilung vollkommene oder unvollkommene Markte. Ein voIlkommener Markt zeichnet sich dadurch aus, daB die dort gehandelten Giiter homogen sind, daB es keine spe­ziellen Praferenzen zwischen Anbietem oder Nachfragem gibt, daB Markttranspa­renz in Form vollstandiger und gleichartiger Information vorliegt und daB der Markt offen ist. Ein vollkommener Markt ist nach diesen Kriterien ersichtlich ein Idealbild oder eine reine Gedankenkonstruktion, die keine Beziehung zur wirt­schaftlichen Umwelt hat. Diese Einteilung hi 1ft insoweit nicht fUr beobachtbare Markte, auf denen es grundsatzlich keine fUr aIle Beteiligten subjektiv gleichartig bewerteten Guter geben wird. Die tatsachlichen Markte mussen deshalb nicht we­niger schlecht funktionieren als das Modell.

Eine andere Einteilung der Markte greift auf die Teilnehmerzahl auf der An­gebots- und der Nachfrageseite zurtick. Daraus ergeben sich Marktformen wie Monopole, Oligopole oder die vollstandige Konkurrenz. Die Teilnehmerzahl der Marktparteien entscheidet aber nicht immer uber die Marktergebnisse, es kommt auch darauf an, wie gro8 gemessen an dem durch Substitutionsbeziehungen abzu­grenzenden Markt die Teilnehmer sind, und wie sie sich im Marktproze13 verhal­ten. Insbesondere die auf subjektiven Einschiitzungen und Erwartungen beruhen­den Verhaltensmoglichkeiten der Marktteilnehmer sind vielgestaltig und lassen im einzelnen unterschiedliche Marktergebnisse zu, was beispielsweise von der Spieltheorie untersucht wird. Wenn im folgenden gleichwohl die Marktformen lediglich nach den Teilnehmerzahlen eingeteilt und erlautert werden, so ist damit die vereinfachende Hypothese verbunden, daB insbesondere von der Teilnehmer­zahl der Marktparteien auch entsprechende Einflusse auf die Verhaltensmoglich­keiten ausgehen, und die Marktergebnisse sich damit mit einer fur eine festgesetzte Teilnehmerzahl gemeinsamen Struktur annahem.

G. Graf, Grundlagen der Volkswirtschaftslehre© Physica-Verlag Heidelberg 2002

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3.1.2 Ein Marktformen-Grundschema

Die Vielzahl von Markten laBt sich in ein Grundschema mit einer Uberschaubaren Zahl von Marktformen Ubertragen. Das Grundschema unterscheidet die Marktfor­men in Abhangigkeit von der Anzahl der Marktteilnehmer, die auf der Ange­bots- und der Nachfrageseite eines Marktes vorhanden sind. Damit ist zugleich unterstellt, daB die Teilnehmerzahl wesentliche Eigenheiten der unterschiedlichen Markte pragt. Die beobachtbaren Markte werden in aller Regel immer Wesens­merkmale aufweisen, die im nachfolgend dargestellten Marktformen-Grundschema enthalten sind, auch wenn daruber hinaus im Einzelfall jeweils noch Besonderhei­ten des konkreten Marktes zusatzlich zu berUcksichtigen sind. Das Marktformen­Grundschema gebt lediglich von der Anzahl der Marktteilnehmer auf der Ange­bots- und der Nachfrageseite aus und ordnet sie drei Gruppen zu, je nachdem ob es viele, wenige oder nur einen Teilnehmer gibt.

Nachfrager Viele Wenige Einer

Vollstandige Nachfrage- Nachfrage-Viele Konkurrenz OJigopol Monopol

(Polypol) Angebots- Zweiseitiges Beschranktes

Anbieter Wenige Oligopol Oligopol Nachfrage-Monopol

Angebots- Beschranktes Zweiseitiges Einer Monopol Angebots- Monopol

Monopol

Abb. 24: Marktformen-Grundschema

Treffen mithin viele Nachfrager mit vielen Anbietem fUr ein Gut zusam­men, so spricht man von der Marktform der vollstiindigen Konkurrenz oder des Polypols. Konkrete Erscheinungsformen der vollstandigen Konkurrenz finden sich naherungsweise auf groBen Wochenmarkten oder groBen Borsen bzw. bei groBen Auktionen.

Wenn viele Nachfrager wenigen Anbietem gegenUberstehen, wird dies als Angebots-Oligopol bezeichnet. Derartige Angebots-Oligopole sind in unserem Wirtschaftsleben recht haufig anzutreffen, typisch hierfiir sind die Markte fUr Au­tos, Benzin, Waschpulver, viele elektrische und elektronische Gerate.

1m Fall, daB viele Nachfrager auf dem Markt mit nur einem Anbieter zu­sammentreffen, liegt ein Angebots-Monopol vor. Solche Monopole bedUrfen, falls sie nicht nur kurzfristig existieren so lien, in aller Regel einer Absicherung, die verhindert, daB weitere Anbieter auftreten konnen. Konkrete Angebots-Monopole

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sind daher vorrangig dort anzutreffen, wo der Staat Markteingriffe vornimmt und beispielsweise durch staatlichen Zwang weiteren Anbietem den Zugang zum Markt verhindert. Entsprechende Monopole gab es deshalb fiiiher im Bereich des Post- und Femrneldewesens, sie sind im ubrigen bei einem Teil der kornrnunalen Versorgungsbetriebe (Wasser, Abwasser) noch iiblich.

Ein Markt, auf dem viele Anbieter wenigen Nachfragem gegenubertreten, wird als Nachfrage-Oligopol bezeichnet. Eine solche Marktforrn kann im Ver­hiiltnis zwischen den groBen Lebensmittel-Filialbetrieben (als den wenigen Nach­fragem) und der Vielzahl der Anbieter von Lebensmitteln gesehen werden.

Treffen viele Anbieter auf nur einen Nachfrager des Gutes, liegt ein Nach­frage-Monopol vor. Eine solche Monopol-Marktforrn erfordert im allgemeinen wiederum entsprechende staatliche Vorkehrungen. Das Nachfrage-Monopol wird nur dort auftreten, wo der sich Staat seine Position als einziger Nachfrager durch staatIichen Zwang oder staatliche Zugangskontrollen absichert.

Ein Zweiseitiges Oligopol ist dann gegeben, wenn jeweils wenige Marktteil­nehmer auf der Angebots- und der Nachfrageseite zusarnrnentreffen. Solche Zweiseitigen Oligopole diirften im Bereich zwischen Automobilherstellem und deren Zulieferem vorliegen.

Das Zweiseitige Monopol ist eine Marktforrn, bei der ein Anbieter auf le­diglich einen Nachfrager stOBt. Eine solche Marktforrn kann kurzzeitig fUr jede laufende Vertragsverhandlung zwischen einem Anbieter und einem Nachfrager angenornrnen werden, wenn die Vertragsparteien sich beispielsweise fUr das Aus­handeln von Preis und Menge eines zu tauschenden Gutes zuruckgezogen haben. Als typische Erscheinungsforrn des Zweiseitigen Monopols wird im iibrigen viel­fach die Verhandlungssituation in Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebem und Arbeitnehrnem gesehen.

Die Marktforrnen des Beschrankten Angebots-Monopols und des Be­schrankten Nachfrage-Monopols, bei denen jeweils wenige Teilnehrner einer Marktseite auf nur einen Marktteilnehrner der anderen Marktseite treffen, tragen deshalb diese Bezeichnung, weil dabei unterstellt ist, daB die wenigen Teilnehrner ein hinreichendes wirtschaftliches und finanzielles Gewicht haben, urn dem ein­zigen Vertreter der anderen Marktseite wirkungsvoll entgegentreten zu konnen. Die Marktrnoglichkeiten des einzigen Vertreters einer Marktseite sind mithin be­schrankt, er ist also durch das Auftreten der wenigen groBen Teilnehrner der ande­ren Marktseite in seinen Markruberlegungen insoweit nicht vollig frei als er nicht nur eigene okonomische Belange berucksichtigen kann.

1m Zusammenhang mit der Einteilung der Angebots- und Nachfrageseite ei­nes Marktes nach der Anzahl der dort jeweils vorhandenen Teilnehrner liegt es nahe, auch eine Verbindung zwischen Anzahl und zurnindest relativer GroBe der Marktteilnehmer herzustellen und schlieBlich von der GroBe auch auf das Ver­halten, den EinfluB auf das Marktgeschehen oder die Marktmacht zu schlieBen. Unter Marktmacht kann die Moglichkeit eines Marktteilnehrners verstanden wer­den, sich beim Auftreten auf dem Markt ausschlieBlich an den eigenen okonomi­schen Zielen und Gegebenheiten orientieren zu konnen. Je mehr sich die Marktge-

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genseite hieran passiv ausrichten muB, urn so groBer ist die Marktmacht. Markt­macht ist allerdings eine liberaus situationsabhangige und subjektive GroBe, die sich nicht besonders als Einteilungskriterium eignet, weil sie von auBen nur unzu­reichend erfaBt werden kann.

Will man mithin neben der Anzahl der Marktteilnehmer auf der Angebots­und Nachfrageseite noch weitere Kriterien finden, urn Marktformen abzugrenzen und zu systematisieren, so bietet sich als plausibelste Oberlegung an, einen Zusam­men hang zwischen der Anzahl und der Gro8e der Marktteilnehmer zu unter­stellen. Hierbei wird mit steigender Anzahl der Teilnehmer deren GroBe abneh­men. Die GroBe so lite vorrangig in Relation zum Marktvolumen, z.B. dem Ge­samtumsatz eines Gutes auf einem Markt gemessen werden. Wenn also eine Marktseite viele Teilnehmer umfaBt, wird es sich urn kleine Teilnehmer handeln, die einen jeweils geringen EinfluB auf das Marktgeschehen insgesamt haben. Sind auf einer Marktseite wenige vorhanden, so werden sie im Verhiiltnis zum Volumen des gehandelten Gutes groB sein. Ein einziger Anbieter oder Nachfrager beeinfluBt schlieBlich als Monopolist den Gesamtmarkt, wobei einschrankend angemerkt werden muB, daB nicht jeder Monopolist notwendigerweise auch wirtschaftlich besonders groB sein muB, es genligt vielmehr fUr die Marktform, daB er der einzige auf einer Marktseite ist.

Anzahl und Gro8e der Marktteilnehmer wirken sich daneben insoweit auf das Verhalten der Anbieter oder Nachfrager aus als beispielsweise ein einzelner unter vie len kleinen sich nicht als Monopolist verhalten kann. Er muB seine wirt­schaftlichen Verhaltensmoglichkeiten immer an seiner GroBe und an der Zahl der auBer ihm auf der gleichen Marktseite teilnehmenden Konkurrenten ausrichten. Das gleiche gilt fUr die anderen Marktformen. Die Anzahl der Teilnehmer auf einer jeden Marktseite pragt damit wesentliche Gestaltungsmoglichkeiten fUr ihr wirt­schaftliches Verhalten.

Unabhangig von Zahl oder Gro8e der Anbieter und Nachfrager ist festzu­halten, daB durch ihr Zusammentreffen jeweils ein Markt entsteht. Ein Anbieter beispielsweise, der als Monopolist vie len Nachfragem gegenlibertritt, schaltet nicht den Markt aus. Durch sein Angebot entsteht erst ein Markt. Er verhiilt sich nur analog dieser Marktform.

Es ist gleichfalls zu beachten, daB eine Bewertung von Marktformen nach gu­ten oder schlechten wenig okonomischen Sinn macht. Offene Markte sind immer durch Wettbewerbsprozesse gekennzeichnet und erlauben auch Substitutionskon­kurrenz. Insoweit andem sich die Angebots- und Nachfragebedingungen in dyna­mischen Volkswirtschaften mit offenen Markten permanent und entsprechend bilden sich im Zeitablauf auch neue Marktformen heraus, es sei denn staatliche Eingriffe stabilisieren ein Monopol. Solche Monopolbildungen durch die staatliche Wirtschaftspolitik sind gleichbedeutend mit einer AbschlieBung eines Marktes fUr ein Gut.

Man muB sich auch hiiten, die Marktergebnisse einer Marktform mit denen einer anderen direkt zu vergleichen und daraus Aussagen liber hohere oder gerin­gere Preise bzw. groBere oder geringere Angebotsmengen abzuleiten. Jede Markt-

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form steht in einem dynamischen ProzeB, der sich fur ein spezielles Gut zu einem bestimmten Zeitpunkt herausgebildet hat. Ihr konkretes Marktergebnis laBt sich daher nur schlecht auf mogliche Resultate in einer anderen Marktform Ubertragen, die zu einem gegebenen Zeitpunkt mit den dabei herrschenden wirtschaftlichen Bedingungen nicht vorliegt.

1m folgenden sollen aus dem Grundschema drei Marktformen naher be­leuchtet werden, die wesentliche Eigenheiten der tatsachlichen Markte besonders gut erkennen lassen. Es sind dies die Marktformen der vollstandigen Konkur­renz, des Angebots-Monopols und des Angebots-OJigopols. Hierbei wird das Schwergewicht auf der Betrachtung des Verhaltens von Anbietem liegen, die ihr GUterangebot aus laufender Produktion bereitstellen.

3.2 Die vollstandige Konkurrenz

3.2.1 Ausgangsbedingungen fUr Anbieter in der vollstandigen Konkurrenz

In der Marktform der vollstandigen Konkurrenz treffen viele Anbieter auf viele Nachfrager. Aus der Marktform selbst folgt dabei, daB die vielen Teilnehmer einer jeden Marktseite klein sind. Besonders die hier interessierenden Anbieter sind gemessen am gesamten Umsatzvolumen des Marktes klein. Wenn ein entsprechend kleiner, einzelner Anbieter auf den Markt kommt, so hat er - wie jeder Anbieter -zwar prinzipiell den Wunsch, einen moglichst hohen Preis fur das von ihm ange­botene Gutes zu erzielen, urn zu einem fUr ibn vorteilhaften Tausch zu gelangen. Auch ein Student ist hin und wieder in der Position eines solchen Anbieters, wenn er beispielsweise sein aiteres Auto auf einem Automarkt verkaufen will oder wenn er als Anbieter von alteren Langspielplatten, von CD's oder Buchem auf einem groBeren Flohmarkt auftrirt. Ein solcher Anbieter wird ungeachtet seines prinzipi­ellen Wunsches nach hohen Preisen fur das angebotene Gut sich mit seinem Ange­bot aber sehr rasch an den Bedingungen orientieren mUssen, die ihm der Markt insgesamt vorgibt.

Zu diesen Ausgangsbedingungen fur den Anbieter in der vollstandigen Konkurrenz ziihIt, daB der Wunsch nach hohen Preisen insoweit beschrankt wird, als der Markt einen Preis vorgibt. Der Anbieter muB daher den Preis fur sein Gut akzeptieren, der auf dem Markt herrscht. Bei einem hoheren Preis wiirde er keine Abnehmer tinden, denn es gibt eine hinreichende Zahl anderer Anbieter, die das Gut zu dem auf dem Markt Ublichen Preis anbieten. Setzte er einen geringeren Preis fUr sein Gut fest, als es der Markt vorsieht, harte er insoweit keinen Vorteil, als er damit wegen seiner geringen wirtschaftlichen GroBe keine nennenswerte Ausweitung seiner Absatzmenge erzieIte, weshalb der geringere Preis keinen wirt­schaftlichen Vorteil in Form einer ErIos- oder Umsatzausweitung brachte. Infolge­des sen bleibt als einzig sinnvolle Strategie fur den Anbieter, den Preis als Datum aus dem Markt zu nehmen.

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Unter diesen Bedingungen wird dem Anbieter als eigenstiindige Entschei­dungsmoglichkeit nur die Alternative offenstehen, seine angebotene Menge so zu wahlen oder festzulegen, daB er angesichts des gegebenen Preises ein wirtschaft­liches Optimum erreicht. Er ist ein Mengenanpasser. Bietet der Anbieter sein Gut aus laufender Produktion an, muB er sich mit seiner angebotenen Menge so anpassen., daB er sein wirtschaftliches Optimum realisiert, das sich aus dem Ver­gleich von Erlosen und Kosten, bzw. von Marktgegebenheiten und den innerbe­trieblichen Wirtschaftlichkeitsbedingungen ergibt.

3.2.2 Die ErlOse des Anbieters in der vollstandigen Konkurrenz

Das Angebotsverhalten des Anbieters in der Marktform der vollstlindigen Kon­kurrenz ist das eines Mengenanpassers. Der Markt legt den Preis fUr das Gut fest. Damit kann der Anbieter Erlose aus dem Verkauf des Gutes x erzielen, die sich aus dem Produkt von verkaufter Menge, x, und dem vom Markt bestimmten Preis, p, ergeben. Dbertragt man den Zusammenhang zwischen abgesetzter Menge an x und dem damit erreichten GesamterlOs, E, in einen Graph, so zeigt sich der in Abb. 24 dargestellte Zusammenhang. Die Gesamterlosfunktion E verlauft in Abhiingigkeit von der abgesetzten Menge x linear ansteigend durch den Ursprung. Die Stei­gung der Funktion wird durch den pro StUck gegebenen und konstanten Preis be­stimmt, d.h. wenn die Absatzmenge um eine Einheit des Gutes x steigt, nimmt der Erlos um den Betrag zu, der dem Preis des Gutes x, d.h. p, entspricht.

E

o x

Abb. 25: Gesamterlosfunktion bei gegebenem Preis von x

FUr den Anbieter in der Marktform der vollstiindigen Konkurrenz ist der Verkaufspreis des Gutes ein Datum unabhangig von der von ihm angebotenen Glitermenge. Der Anbieter erzielt beim Verkauf einer weiteren Einheit des Gu­tes x einen zusiitzlichen ErlOs oder Grenzerlos in der GroBenordnung des Preises des Gutes. Der GrenzerlOs ist hierbei unabhingig von der Absatzmenge, d.h. der Anbieter erzielt den gleichen Grenzerlos im AusmaB von p, wenn er bei einer

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geringen Absatzmenge eine weitere Einheit des Gutes absetzen oder wenn er kurz vor seiner KapaziUitsgrenze steht und dort noch eine weitere Einheit zusatzlich verkaufen kann. Der Grenzerms entspricht dem gegebenen Preis des Gutes x, d.h. p. Der Grenzerlos ist in der formalen Betrachtung der Differentialrechnung die erste Ableitung der Erlosfunktion nach x. Aber auch ohne dieses formale Hilfsmit­tel, laBt sich sicherlich nachvollziehen, daB der Grenzerlos die VeraDderung des Gesamterloses bei einer Veranderung der abgesetzten Menge urn jeweils eine Ein­heit darstellt. Bezeichnet man den Grenzerms mit E', so kann man in Abb. 26 die Verlaufsform des Grenzerloses grafisch darstellen.

E'

E' =p

o x

Abb. 26: Grenzerlosfunktion bei gegebenem Preis von x

Die Grenzerlosfunktion in Abb. 26 verlauft horizontal zur x-Achse, da die Grenzerlose in der vollstandigen Konkurrenz unabhangig von der Absatzmenge gleich bleiben und immer dem gegebenen Preis p entsprechen.

3.2.3 Kostenfunktionen

Fiir die WirtschaftlichkeitsuberIegungen des Anbieters, der das angebotene Gut produzieren muB, ist auch seine Kostensituation zu betrachten und damit der Ver­lauf der Kosten K in AbhaDgigkeit von der Produktionsmenge x. Hierfiir gibt es keine allgemein giiItigen Zusammenhiinge. Die Kosten und ihre Verlaufsformen hangen im ubrigen im Unterschied zur den ErIosen nicht von der Marktform abo Aus der betrieblichen Erfahrung lassen sich Kostenverlaufe ableiten, die wesentli­che wirtschaftliche Gegebenheiten aufgreifen. Abb. 27 stellt deshalb zwei mogli­che und durchaus plausible Verlaufsformen der Gesamtkostenfunktionen dar. Sie werden mit K) und K2 bezeichnet.

Die Gesamtkostenfunktion Kl weist bei einer Produktionsmenge von null bereits positive Kosten aus, die sich mit einem Fixkostenblock, Kfix, erklaren lassen. Die Fixkosten entstehen unabhaDgig von der Produktionsmenge und re­sultieren beispielsweise aus feststehenden Mieten, GebOhren oder Personalkosten. K) steigt im ubrigen linear an, d.h. die Ausweitung der Produktion des Gutes x filhrt zu gleichf6rmig steigenden Gesamtkosten. Diese Iineare Gesamtkostenent­wicklung bedeutet auch, daB jede weitere Produktionseinheit von x zu den glei­chen zusiitzlichen oder variablen Kosten beitragt.

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Die Kostenfunktion K2 unterscheidet sich bei geringeren Produktionsmen­gen des Gutes x nicht von K1• Ab einer bestimmten Produktions- oder Ausbrin­gungsmenge bleibt es jedoch nicht mehr beim linearen Kostenverlauf, sondem die Kosten steigen dann iiberproportional an. Dieses bei K2 angenommene iiberpro­portionale Ansteigen der Kosten bei grofieren Ausbringungsmengen kann beispielsweise damit erkliirt werden, daB ein Betrieb eines kleinen Anbieters ange­sichts einer gegebenen Kapazitat bei steigender Produktion in Engpiisse hinein­liiuft, die den iiberproportionalen Kostenanstieg verursachen, was auf einem hOhe­ren VerschleiB, hiiufigeren WartungsmaBnahmen oder einem iiberproportional stei­genden Material- bzw. Arbeitseinsatz beruhen kann.

K

o x

Abb. 27: Mogliche Verlaufsformen der Gesamtkostenfunktionen

Die Gesamtkostenfunktionen aus Abb. 27 zeigen die mit steigender Giiterpro­duktion absolut ansteigenden Kosten an. Das jeweilige Niveau der Gesamtkosten ergibt sich aus dem feststehenden Block der fixen Kosten zu dem die variablen Kosten der produzierten Giitermengen hinzukommen. Die Fixkosten sind unabhiingig von der Produktionsmenge, die variablen Kosten steigen mit der pro­duzierten Giitermenge an - sei es linear bei Kl oder iiberproportional bei K2.

Neben den Gesamtkosten und ihren Bestandteilen sind fUr wirtschaftliche Uberlegungen auch immer die Durchschnittskosten oder Stiickkosten entschei­dend. Die Durchschnittskosten ergeben sich dadurch, daB die Gesamtkosten durch die jeweils produzierte StUckzahl des Gutes dividiert werden, urn festzustellen, was eine einzelne Gutseinheit, ein StUck, gekostet hat. Formal sind die Durchschnitts­kosten, DK, also mit der Relation Klx zu erfassen. Die Durchschnittskosten iin­dem sich mit der Produktions- oder Ausbringungsmenge. Bei geringen StUckzahlen sind die Durchschnittskosten hoch, weil der Fixkostenblock nur auf wenige Pro­duktionseinheiten verteilt werden kann. Mit steigender StUckzahl fallen die Durch­schnittskosten, wei! die Fixkosten auf immer mehr Gutseinheiten aufgeteilt werden

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konnen. Dieses Fallen der Durchschnittskosten mit steigender Produktion wird auch als Kostendegression oder Vorteil der Massenproduktion bezeichnet. Abb. 28 weist die Durchschnittskostenfunktion, DK], fUr die Gesamtkostenkurve KJ aus.

o x

Abb. 28: Verlauf der Durchschnittskosten

Die Durchschnittskostenfunktion, DKJ in Abb. 28 HiBt erkennen, daB das Ni­veau der Durchschnittskosten zwar mit steigender Produktionsmenge permanent sinkt, gleichwohl aber nicht auf null abfallt, sondem sich einem positiven Wert nahert, der mit K' \ bezeichnet ist. Die Durchschnittskosten konnen deshalb nicht auf null absinken, weil mit steigender GUterproduktion gemaB der Gesamtkosten­kurve KJ jede weitere Gutseinheit immer noch zusatzliche Kosten verursacht. Diese zusatzlichen Kosten einer weiteren produzierten Gutseinheit sind die Grenz­kosten, die mit K' \ benannt worden sind.

Abb. 28 bezieht sich auf die aus der Gesamtkostenfunktion KJ resultierende Durchschnittskostenfunktion. Geht man hingegen von der Gesamtkostenfunktion Kz aus, so ware in der hier nicht dargestellten Durchschnittskostenfunktion der tiberproportionale Gesamtkostenverlauf zu berucksichtigen. Er wfude sich darin niederschlagen, daB die entsprechende Durchschnittskostenfunktion zunachst wie in Abb. 28 sinkt, dann aber unter der Wirkung der tiberproportional steigenden Gesamtkosten bei groBeren Produktionsmengen von x auch wieder ansteigt.

Aus den Gesamtkostenfunktionen laBt sich schlieBlich der Verlauf der Grenz­kosten herleiten. Grenzkosten sind die zusatzlichen Kosten, die bei der Prod uk­tion einer weiteren Gutseinheit anfallen. Formal entsprechen sie der ersten Ablei­tung der zugrunde liegenden Gesamtkostenfunktion nach x. In Abb. 29 ist darge­stellt, wie die Grenzkostenfunktionen verlaufen, die sich aus den Gesamkosten­funktionen K] und K2 ergeben und die mit K'] und K' 2 bezeichnet sind. Die Grenzkostenfunktion K'] ist bereits aus der Abb. 28 bekannt. Ihr horizontaler Ver­lauf laBt sich damit begrunden, daB die zugrunde liegende Gesamtkostenfunktion K] durchweg linear ansteigt, was bedeutet, daB eine Ausweitung der Produktions­menge urn jeweils eine Einheit immer zu gleichen zusatzlichen Kosten fiihrt.

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Die Grenzkostenfunktion K' 2 ist bei geringeren Produktionsmengen zunachst mit K' \ identisch, was aus dem identischen Gesamtkostenverlauf resultiert. Sobald die Gesamtkostenkurve K2 bei zunehmender Produktion von x eine iiberproportio­nale Steigung aufweist, foIgt daraus auch der Anstieg der davon abhangenden Grenzkosten. Insoweit steigt auch K' 2 bei groBeren Produktionsmengen an.

x

Abb. 29: Verlauf der Grenzkostenfunktionen

3.2.4 Das betriebliche Optimum in der vollstandigen Konkurrenz

Der Anbieter in der vollstandigen Konkurrenz wird seine Entscheidung zur Pro­duktions- und Angebotsmenge aus dem Vergleich von Kosten und Erlosen her­leiten. Geht man zunachst von der Kostenfunktion K\ aus, so kann die Entschei­dungs situation mit Abb. 30 verdeutIicht werden.

E

I Kapazitatsgrenze I

o Xopt x

Abb. 30: Erlos- und Kostenfunktion (K\) eines Anbieters in der vollstandigen Konkurrenz

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Die Erlosfunktion E hat mit der hier unterstellten linearen Gesamtkosten­funktion KI einen Schnittpunkt bei der Menge Xl. Bei Produktions- und Ab­satzmengen zwischen null und x I liegen damit die Gesamtkosten tiber den Erlosen. Es kommt dort zu Verlusten. 1m Schnittpunkt der Funktionen sind die Kosten ge­rade so hoch wie die Erlose aus dem Verkauf des Gutes. Dieser Schnittpunkt wird daher auch als Gewinnschwelle oder als break-even-point bezeichnet. Bei groBe­ren Mengen als XI bleiben die Gesamtkosten unter den Gesamterlosen, was nichts anderes bedeutet, als daB dann fUr den Anbieter ein Gewinn entsteht. Der Gewinn wird im tibrigen um so groBer, je weiter die Produktions- und Absatzmenge tiber XI hinaus steigt. Der Anbieter wird bei der in Abb. 30 unterstellten Situation seine Produktion daher so weit wie moglich ausdehnen, damit er in jedem Fall die Ge­winnschwelle tiberschreiten kann. Sein betriebliches Optimum fmdet er bei der Kapazitiitsgrenze des Betriebs, die hier bei Xopt angenommen ist. Die Kapazitlits­grenze ergibt sich ihrerseits entweder aus den begrenzten technischen Produkti­onsmoglichkeiten des kleinen Anbieters oder aus den beschr!inkten Absatzmog­lichkeiten, die der kleine Anbieter neben den vie len weiteren auf dem Konkur­renzmarkt hat.

Das betriebliche Optimum l!iBt sich nicht nur anhand der Erlos- und der Ge­samtkostenfunktion bestimmen, sondem auch mit den daraus hergeleiteten Funk­tionen des Grenzerloses und der Grenzkosten. Wenn mithin die Grenzerlosfunktion E' aus Abb. 26 und die der Gesamtkostenfunktion KI zuzuordnende Grenzkosten­funktion K'I aus Abb. 29 zusammengefiibrt werden, ergibt sich das in Abb. 31 enthaltene Bild.

E' K' .. , I

~----------------------~--- E'=p

1---------------+-- K'I

o .. "opt X

Abb. 31: Vergleich von GrenzerlOs E' und Grenzkosten (K'I)

Abb. 31 weist aus, daB die Grenzerlosfunktion E' oberhalb der Grenzkosten­funktion K'l verlliuft. Um dies nachvollziehen zu konnen, muB man sich die rela­tive Lage der beiden Funktionen aus dem Verlauf von Gesamterlos und der Ge­samtkostenfunktion Kl vergegenwlirtigen wie sie in Abb. 30 zu entnehmen ist. Dort wird deutlich, daB die Zunahme der Kosten, und damit das Niveau der Grenzko­sten bei sich lindemden Produktionsmengen jeweils geringer ausfiillt als die Zu­nahme des ErlOses bei Absatzausweitungen. Veranschaulichen kann man sich dies ebenfalls dadurch, daB die Erlosfunktion E in Abb. 30 steiler verlliuft und eine

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groBere Steigung aufweist als die Kostenfunktion K1• Daraus folgt, daB E' in Abb. 31 oberhalb von K' 1 verlaufen wird.

Aus Abb. 31 ist zu erkennen, daB der Anbieter mit jeder weiteren Einheit des Gutes x, die er produziert, immer geringere zusatzliche Kosten hat als er durch den Verkauf des Gutes zusatzlich erlosen kann. Die Grenzkosten K' 1 liegen immer unter dem Grenzerlos E'. Die optima Ie Angebotsmenge ergibt sich aber nur indirekt. Es zeigt sich lediglich, daB es sinnvoll ist, die Produktion immer weiter bis zur Kapazitatsgrenze auszudehnen. Anders als mit Abb. 30 kann aus Abb. 31 aber nicht ersehen werden, ob mit der Ausweitung der Produktion bis zur Kapazi­tatsgrenze ein Gewinn erwirtschaftet wird, denn hierUber entscheidet auch das Niveau der fixen Kosten, die sich in den Grenzkosten nicht niederschlagen.

Wird die Kostenfunktion K2 mit der fUr die Marktfonn der vollstandigen Konkurrenz typischen Erlosfunktion E zusammengefUhrt, so stellt Abb. 32 die fUr das WirtschaftlichkeitskalkUl wesentliche Situation des Anbieters dar.

E

x

Abb. 32: Erlos- und Kostenfunktion (K2) eines Anbieters in der vollstandigen Konkurrenz

1m Unterschied zu Abb. 30 finden sich in der Abb. 32 zunachst zwei Schnitt­punkte zwischen Erlos- und Kostenfunktion. Der Schnittpunkt bei der Menge XI ist wiederum die Gewinnschwelle oder der break-even-point des Anbieters. Bei klei­neren Produktions- und Angebotsmengen tibersteigen die Gesamtkosten gemaB K2 die ErlOse. Mit Uberschreiten der Menge XI wird ein Gewinn erreicht. Der Ge­winn steigt allerdings fUr weiter steigende Mengen nicht unbeschrankt we iter. Er nimmt sogar absolut wieder ab und ist bei der Produktions- und Absatzmenge X2

wieder null. Bei tiber X2 hinaus we iter steigenden Mengen liegen die Kosten insge­samt wieder tiber den Erlosen, so daB fUr den Anbieter ein Verlust entsteht. Es muB

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daher zwischen den Produktions- und Absatzmengen Xl und X2 ein betriebliches Optimum geben, bei dem der Gewinn am groBten ist und das der Anbieter als An­gebotsmenge anstreben wird.

Urn das betriebliche Optimum aufzufinden, greifen wir auf die GrenzerlOs­und Grenzkostenfunktionen zurUck, die man den Funktionen E und K2 zuordnen kann und die in Abb. 26 als E' und in Abb. 29 als K' 2 dargestellt sind.

E',K'2 K'2

I---------------+-- E' = p

o .. .. Xopt x

Abb. 33: Vergleich von Grenzerlos und Grenzkosten (K' 2)

Die GrenzerlOsfunktion E' verlauft unabhangig von der abgesetzten Menge auf dem durch den Preis des Gutes festgelegten Niveau durchweg horizontal. Die Grenzkostenfunktion K' 2 besitzt nur bei kleineren Produktionsmengen einen linea­ren Verlauf und steigt groBeren Mengen des Gutes x an, so daB ein Schnittpunkt mit der Grenzerlosfunktion E' moglich wird. Dieser Schnittpunkt ist flir die Ent­scheidung des Anbieters tiber seine Produktions- und Angebotsmenge von zen­traler Bedeutung. Links davon, d.h. bei kleineren x-Mengen, sind die zusatzlichen Erlose oder Grenzerlose einer Ausweitung der Produktions- und Absatzmenge hoher, als die dabei entstehenden zusatzlichen Kosten oder Grenzkosten. Rechts yom Schnittpunkt der beiden Funktionen werden mit jeder weiteren Produktions­einheit hohere zusatzliche Kosten verbunden sein als an zusatzlichen ErlOsen durch den Verkauf des Gutes erzielbar ist. Der Schnittpunkt der Funktionen E' und K' 2 markiert daher den Ubergang yom wirtschaftlich vorteilhaften Produktionsbereich zu einem Produktionsbereich, in dem zusatzliche Einheiten des Gutes mehr kosten als sich mit ihnen erlOsen laBt. 1m Schnittpunkt der beiden Funktionen E' und K' 2 liegt somit die optimale Produktions- und Angebotsmenge xopt. Die dort produzierte Einheit des Gutes x verursacht gerade so vie I an zusatzlichen Kosten wie sie an zusatzlichem Erlos auf dem Markt bringt.

Es ist schliel3lich noch darauf hinzuweisen, daB die Menge xopt in Abb. 33 nicht mit der Menge X2 in Abb. 32 tibereinstimmt. Die optimale Produktions- und Angebotsmenge xopt der Abb. 33 liegt vielmehr zwischen der Menge Xl und X2 in Abb. 32. Die Menge xopt befindet sich in Abb. 32 an der Stelle, wo die Gesamt­kostenfunktion K2 von der ErlOsfunktion E vertikal am weitesten entfernt ist und beide Funktionen die gleiche Neigung aufweisen. Unter den Voraussetzungen

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der Kurvenverlaufe von K2 und E in Abb. 32 entsteht dort ein positiver Gewinn; es ist zugleich der in dieser Lage groBtmogliche Gewinn. WUrde die Produktion bis zur Menge X2 (in Abb. 32) ausgedehnt, kame es zur Aufzehrung des Gewinns durch die tiber die Grenzerlose hinaus ansteigenden Grenzkosten, d.h. bei groBeren Men­gen als xopt erzielt der Anbieter fUr das Gut einen geringeren Preis pro Einheit als ihm die weiteren Einheiten an Kosten verursachen. Bei dem Kostenverlauf K2 wird der Anbieter mithin nicht die Kapazitiitsgrenze als Angebotsmenge wahlen, son­dern auf die durch wirtschaftliche Uberlegungen herauszufmdende optimale Produktions- und Angebotsmenge xopt abstellen.

3.3 Das Angebots-Monopol

3.3.1 Ausgangsbedingungen fiir den Angebots-Monopolisten

In der Marktform des Angebots-Monopols tritt ein einziger Anbieter vie len Nachfragem eines Gutesgegentiber. Der dabei entstehende Markt Iiefert dem Monopolisten nun aber keine bereits feststehenden Informationen tiber den Preis des zu handelnden Gutes. Der Monopolist hat vielmehr auf dem Markt einen eige­nen Entscheidungsspielraum, den er nach seinen Wirtschaftlichkeitstiberlegun­gen nutzen kann. Dies heiBt allerdings nicht, daB er beliebige Preis- oder Mengen­vorstellungen durchsetzen kann. Er muB sich an der Nachfrage orientieren, die preisabhangig ist und den tiblichen negativen Verlauf aufweist.

Der Monopolist steht als einziger Anbieter der gesamten Nachfrage gegen­fiber. Diese Nachfrage N ist in Abb. 34 als Gerade besonders einfach gewahlt und bis zu den jeweiligen Achsen verlangert, urn auch die Extrempunkte der Verhal­tensmoglichkeiten des Monopolisten deutlicher werden zu lassen. Dies bedeutet beispielsweise, daB es fUr das Gut x einen Hochstpreis Pmm gibt, zu dem die nachgefragte Menge auf null schrumpft. Dies resultiert aus der in offenen Mark­ten immer vorhandenen Substitutionskonkurrenz. Der Monopolist wird insoweit keinen Preis oberhalb des von der Nachfrage vorgesehenen Hochstpreises Pmax wahlen. Es kommen fUr ihn und sein Angebot daher prinzipiell nur Preise in Frage, die noch in dem von der Nachfrageseite her zulassigen Bereich liegen. Yom anderen Extrem her muB er beachten, daB es eine Siittigungsgrenze fur das Gut gibt, d.h. eine Menge Xma" bei der selbst zu einem Preis von null die nachgefragte Menge nicht mehr weiter zunimmt.

Der Monopolist hat nicht nur die Moglichkeit, den Preis fUr das Gut fest­zulegen und die Nachfrageseite tiber die dazu passende Nachfrage- oder Absatz­menge entscheiden zu lassen. Er kann auch eine Menge vorgeben, zu der sich dann auf dem Markt ein Preis herausbilden wird. In aller Regel kann er allerdings immer nur eine Variable autonom festsetzen, die andere Marktseite entscheidet dann tiber das AusmaB der Mengen- oder Preis-GroBe, die zu der yom Monopoli­sten gesetzten Variablen paBt. Sinnvolle Vorgaben des Monopolisten mtissen sich daher immer an der fur ihn und sein Gut vorhandenen Nachfragefunktion orientie-

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reno Er kann insoweit nicht "jeden" Preis festsetzen und auch nicht beliebige Absatzmengen anstreben. Er ist durch die Nachfrage in seiner wirtschaftlichen Entscheidungsfreiheit begrenzt.

P Pmax

P2

Pl··········· .......•..

o

N

X2 Xmax X

Abb. 34: Nachfrage nach dem vom Monopolisten angebotenen Gut x

Wiihlt der Monopolist im iibrigen den Preis P3 fUr das Gut x, kann er mit einer Nachfrage- und Absatzmenge im AusmaB von X3 rechnen. Beim Preis P2 wird er die Menge X2 absetzen konnen. SchlieBlich kann er beim Preis von PI die Absatz­menge XI erreichen. Welche Kombination der Angebots-Monopolist nun anstrebt, hangt vorwiegend davon ab, was sich aus seinem Wirtschaftlichkeitskalkiil, d.h. aus der Abwagung von Erlosen und Kosten, ergibt.

3.3.2 Die ErlOse des Angebots-Monopolisten

Die ErlOse des Angebots-Monopolisten errechnen sich jeweils aus dem Produkt aus Preis mal Menge, das sich gemaB der Nachfragefunktion in Abb. 34 bilden laBt. Danach ist der mit dem Preis P3 verbundene Erlos gleich P3'X3, was dem FIa­cheninhalt des Rechtecks unter der Nachfragefunktion mit den Koordinatenwer­ten P3 und X3 entspricht. Wiihlt der Monopolist den Preis P2 fUr sein Gut, wird er die Menge X2 absetzen konnen. Der dadurch erzielbare Erlos ist erkennbar grofier als der mit P3 erreichbare. Der Monopolist kann nun priifen, ob mit sich mit einer weiteren Preissenkung, die zu hOheren Absatzmengen fiihrt, nicht noch eine Er­lossteigerung realisieren laBt. Er wird aber feststellen, daB dies nicht durchgangig der Fall ist, sondem daB beispielsweise beim Preisniveau von PI der Erlos im Aus­maB von PI'XI wieder kleiner ausflillt als bei P2. SchlieBlich ist bereits oben erlau­tert worden, daB sein Erlos beim Hochstpreis Pmax null betragt, wei! dort die ab­setzbare Menge null ist. Selbstverstandlich ist auch beim Preis von null, bei dem

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die maximale Absatzmenge oder Sattigungsmenge der Nachfrage Xmax erreichbar ware, kein positiver ErlOs mehr moglich.

Die fUr einen Monopolisten typische Verlaufsform der ErlOsfunktion E laBt sich im Unterschied zum Anbieter in der vo11standigen Konkurrenz nicht durch eine einfache lineare Beziehung wie in Abb. 25 darste11en, die von einem konstan­ten Preis fUr alle Absatzmengen ausgeht. Beim Monopolisten fiihrt vielmehr eine Mengenausweitung immer gleichzeitig zu einer fUr a11e Einheiten der Angebots­menge reduzierten Preishohe. Die Flacheninhalte aus Preis und Menge unter der Nachfragekurve in Abb. 34 nehmen deshalb mit sinkenden Preisen erst zu und dann wieder abo Die sichaus einer linearen Nachfragefunktion ergebende ErlOs­funktion ist demnach eine nach unten geoffilete Para bel, wie es das Beispiel in Abb. 35 zeigt.

E

E

° xmax x

Abb. 35: Erlosfunktion eines Angebots-Monopolisten

Ein Zahlenbeispiel sol1 erganzend den typischen Verlauf der ErlOse und der Grenzerlose eines Monopolisten verdeutlichen. Ausgangspunkt dafiir sind die Preise und Mengen, die sich bei einer linearen Nachfragefunktion ergeben. Tabelle 1 enthalt die entsprechenden Angaben. Danach ist die Mengenausweitung von einer auf neun Mengeneinheiten des Gutes x nur moglich, wenn der Preis gemein­sam fUr a11e angebotenen Mengeneinheiten von 20,- auf 4,- Geldeinheiten sinkt. Der Erlos ergibt sich aus dem Produkt von Menge mal Preis. Aus der Erlosspalte wird deutlich, daB der Erlos bei hohen Preisen gering ist. Bei Preisen zwischen 10,­und 12,- Geldeinheiten erreicht er ein Maximum und feillt bei geringeren Preisen wieder abo

Die Werte der Grenzerlose E', die sich bei fortgesetzter Ausweitung der Men­gen ergeben, sind in der letzten Spalte der Tabe11e 1 enthalten CAus rechentechni­schen GrUnden enthalt die Spalte diskrete Schritte, was mit ilE zum Ausdruck kommen solI). Der erste Wert von 20,- Geldeinheiten kann so verstanden werden, daB ein Sprung von der Absatzmenge null auf die Absatzmenge eins zu dem ent-

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sprechenden Erloszuwachs von 20,- Geldeinheiten fiihrt. Werden die Absatzmen­gen ausgedehnt, nehmen die Werte des Grenzerloses durchgangig ab und erreichen bei Uberschreiten von sechs Mengeneinheiten negative Werte. Dies ist nochmals Ausdruck dafiir, daB der Gesamterlos E nur von der Menge 1 bis zur Menge 5 steigt, dann aber nicht mehr weiter wachst, sondem schlieBlich absolut abnimmt.

Tabelle 1: Entwicklung von ErlOs und GrenzerlOs eines Monopolisten

Menge Preis Erlos E GrenzerlOs E' x p x·p i1E 1 20,- 20,- 20,-2 18,- 36,- 16,-3 16,- 48,- 12.-4 14,- 56,- 8,-

5 12,- 60,- 4,-

6 10,- 60,- 0,-7 8,- 56,- - 4,-8 6,- 48,- - 8,-9 4,- 36,- -12,-

Die Werte in der Tabelle ergeben sich aus folgender Nachfragefunktion: p = 22 - 2x. Die Erlosfunktion lautet: E = 22x - 2X2 Die GrenzerlOsfunktion ist: E' = 22 - 4x, wobei darauf hinzuweisen ist, daB die Tabelle nicht die Differentialwerte von E' ausweist, sondern auf die diskreten Anderungen des Erloses, L'l.E, abstellt.

3.3.3 Das betriebliche Optimum des Angebots-Monopolisten

Die Frage nach dem betrieblichen Optimum des Monopolisten und damit seiner Angebotsmenge oder seiner Preissetzung erfordert noch eine Betrachtung der Ko­stensituation bei der Produktion des Gutes. Der Kostenverlauf ist im wesentlichen unabhangig von der Marktform, so daB an die Ausfiihrungen unter Punkt 3.2.3 oben erinnert werden kann. Es geniigt im iibrigen, nur einen einzigen Kostenver­lauf, beispielsweise den linearen Kostenverlauf der Funktion KI aus Abb. 27 zu unterstellen, woraus sich ein durchweg horizontaler Grenzkostenverlauf K' 1 ergibt. Aus der Gegeniiberstellung von Grenzkosten und GrenzerlOs folgt wiederum die Losung des wirtschaftlichen Problems der optimalen Produktions- und An­gebotsmenge. Hierfiir dient auch Abb. 36, in der die GrenzerlOsfunktion E' ent­halten ist, die dem Zahlenbeispiel der Tabelle I entspricht. Zugleich enthait Abb. 36 die horizontale Grenzkostenfunktion K'I' Der Schnittpunkt der beiden Funk­tionen bestimmt das gesuchte wirtschaftliche Optimum und somit die Angebots­menge xopt '

Die GrenzerlOsfunktion E' verlauft steiler negativ geneigt als die dazugeho­rende Nachfragefunktion und erreicht, wie auch aus Tabelle I ersichtlich ist, ne­gative Werte. Die Grenzkostenfunktion K\ verlauft horizontal, woraus ein Schnittpunkt mit der Grenzerlosfunktion folgt. Dort gilt die bekannte Wirtschaft­lichkeitsiiberlegung, daB eine zusatzliche Mengeneinheit des Gutes in der

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Produktion gerade so viel kostet, wie sie an zusiitzlichern Erlos erbringt. Bei einer geringeren Produktions- und Absatzmenge als Xopt waren die zusatzlichen Kosten geringer als die zusatzlichen Erlose; eine Produktionsausdehnung ware angezeigt. Bei einem fiber der optimalen Menge liegenden Produktions- und Ab­satzvolumen wiirden hohere zusatzliche Kosten anfallen als zusatzliche Erlose zu verzeichnen waren. Auch im Fall steigender Grenzkosten, was sich aus einem Kostenverlauf wie der Funktion K2 in Abb. 27 ergabe, kame ein Schnittpunkt zwi­schen E' und K' 2 zustande, der zum entsprechenden betrieblichen Optimum fUhrte.

E',K'\

o x

Abb. 36: Bestimmung der Angebotsmenge des Monopolisten aus Grenzerlos (E') und Grenzkosten (K'I)

Die aus Abb. 36 zu entnehmende optimale Produktions- und Absatzmenge Xopt des Monopolisten liiOt noch nicht den Preis erkennen, den der Monopolist festsetzen bzw. fUr diese Menge aus dem MarktprozeB erhalten wird. Urn den Preis zu bestirnrnen, muB der Punkt auf der Nachfragefunktion in Abbildung 34 gefunden werden, der der Menge xopt zuordenbar ist. Dieser Punkt auf der Nach­fragefunktion wird auch als Cournot'scher Punkt bezeichnet. Er zeigt die Preis­und Mengenkonstellation an, bei der ein Monopolist seinen groBten Gewinn oder seinen geringsten Verlust macht.

Der Punkt C auf der Nachfragefunktion in Abb. 34 oben konnte dem Cour­not'schen Punkt entsprechen. Aus Abb. 36 ergibt sich noch der eher technische Hinweis, daB die optimale Produktionsmenge des Angebots-Monopolisten xopt

kleiner ist als das Volumen, bei dem der maximale Erlos vorliegt, bzw. der Grenz­erlos null ware, und die Grenzerlosfunktion die x-Achse schneidet. Dieser Hinweis wird zuweilen so interpretiert, daB der Monopolist seine Absatzmenge bewuBt geringer halt als es seinen Produktionsmoglichkeiten entspricht, weil er nur inso­weit zu seinem betrieblichen Optimum und damit zu seinem groBten Gewinn ge­langt.

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3.4 Das Angebots-Oligopol

3.4.1 Ausgangsbedingungen im Angebots-Oligopol

Das Angebots-Oligopol wird in der Literatur keinesfalls einheitlich dargestellt. So finden sieh einerseits vielfiiltigste Oligopol-Modelle mit unterschiedlichen An­nahmen fiber die Verhaltensweisen der Oligopolisten, woraus sieh selbstverstand­lich auch jeweils andere Angebotsresultate ableiten lassen. Die Ergebnisse sind dabei fiberaus spezifisch und lassen nieht immer verallgemeinernde Aussagen zu. Bis zorn heutigen Tage wird das Angebots-Oligopol daneben unter dem traditio­nellen Aspekt behandelt, daB es eine Marktform mit unvollstandiger Konkur­renz sei. Damit will man zum einen herausstellen, daB die wenigen groBen Anbie­ter nieht in gleicher Weise passiv yom Markt abhangen, wie die kleinen Anbieter in der vollstandigen Konkurrenz. Zum anderen unterstellt man den einzelnen Anbie­tern damit auch eine aktive Einflul3m6glichkeit auf das Marktgeschehen, die mit dem Begriff Marktmacht belegt wird. Wie weiter oben dargelegt, ist Marktmaeht aber eine Mchst subjektive und situationsabhangige Erscheinung, die sich von aul3en schlecht fassen laBt. Wir wollen das Oligopol-Verhalten deshalb nicht an­hand dieser vorwiegend normativ benutzten Argumente von Unvollstandigkeit der Konkurrenz oder Marktmacht erlautern. Wir favorisieren vielmehr einen anderen, neueren Ansatz, weil dieser wesentliche Ausgangsbedingungen in heutigen Oli­gopolmiirkten zutreffender erfaBt und insoweit die beobaehtbaren 6konomisehen Verhaltnisse in dieser Marktform plausibel und nachvollziehbar analysiert und be­sehreibt.

Das Angebots-Oligopol ist eine Marktform, in der viele, wenn nicht sogar die meisten GUter angeboten werden, die ein Haushalt heutzutage nachfragt. In dieser Marktform treten wenige Anbieter vie len Nachfragern gegenuber. Die wenigen Anbieter sind ihrerseits gro8, d.h. sie besitzen einen jeweils so groBen Marktan­teil, daB das wirtschaftliche Verhalten eines einzelnen Oligopolisten auf dem Markt - insbesondere soweit es Preise oder Mengen anbetriffi: - fUr aile anderen Mitanbieter oder die anderen Oligopolisten spiirbar ist. Das bedeutet, daB z.B. ein Mehrabsatz eines Oligopolisten bei den anderen Anbietern zu merkbaren Min­derungen des Absatzes fiihrt und umgekehrt. Jeder einzelne oligopolistische An­bieter spurt dam it das wirtschaftliche Handeln der anderen an seinem eigenen wirt­schaftlichen Ergebnis. Die wenigen Anbieter sind mit anderen Worten so groB, daB sie direkt die aus der Begrenzung eines Marktes und einer Gesamtnach­frage nach einern Gut resultierende Beschriinkung ihrer Handlungsrn6glichkeiten insgesamt erkennen und sieh in ihrer gegenseitigen Interdependenz erfahren.

FUr die einzelnen Oligopolisten folgt daraus, daB sie die Gegebenheiten des Marktes, die sich bei einer gegebenen Nachfrage vorwiegend aus den Handlungen der Mitanbieter oder Konkurrenten ergeben, nicht lediglich passiv hinnehmen k6nnen. Urn ihre wirtsehaftliche Position aufreeht zu erhalten und zu verbessern, sehen sie sich vielmehr der Notwendigkeit ausgesetzt, fortwiihrend auf rn6glichst alle Entwieklungen auf dern Markt umgehend zu reagieren, bzw. nach M6glich-

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keit eigenstandige Entwicklungen anzusto6en, von denen sie sieh einen wirt­sehaftliehen V orteil verspreehen, urn sieh von den Konkurrenten absetzen und einen zumindest stabilen Anteil des Marktes auf sieh konzentrieren zu konnen. Die Oligopolisten sind daher in ein Gefleeht von Handlung und Reaktion mit ihren Konkurrenten eingebunden.

Der gegenseitige Wettbewerb urn Absatzrnogliehkeiten im allgemeinen und urn eine jeweils wirtsehaftlieh vorteilhaftere Position auf dem Markt ist in dieser Marktform daher besonders intensiv. 1m Angebots-Oligopol, aber aueh im hier nieht naher beleuehteten Naehfrage-Oligopol, herrseht ein besonders starker Konkurrenzdruck, weil Marktergebnisse von der Teilnehmem nieht passiv iiber­nommen werden, sondem der Beeinflussung unterliegen, zugleieh aber immer vom Einzelfall abhangige Reaktionen der Mitanbieter zu erwarten sind. Dies fuhrt bei der Preisbildung auf dem Markt zu einem dynamischen ProzeB.

Fiir die Marktform des Angebots-Oligopols konnen ungeaehtet der vielfalti­gen dynamisehen und von ihrem Ergebnis her offenen Marktprozesse gleiehwohl einige Aussagen getroffen werden, die fur das Verstandnis von Oligopolmarkten heutiger Tage von allgemeiner Bedeutung sind. Es ist in diesem Zusammenhang keinesfalls uninteressant, auf erganzende Beobaehtungen tatsaehlieher Oligopol­markte, wie beispielsweise jenen fur Benzin, Zigaretten, Waschmittel, Kaffee, Autos und andere technische Produkte zuriickzugreifen, wobei vorrangig wenige leicht erkennbare institutionelle Details als Erklarungshilfe dienen sollen.

Bei der Mehrzahl der typischen von Oligopolisten angebotenen Giitem liegt auf seiten der Nachfrage, d.h. der vie len relativ kleinen Haushalte, eine zumin­dest kurzfristig wirksame weitgehende Sattigung mit diesen Giitem vor. Die ge­samte Nachfragemenge ist damit im wesentliehen konstant. Das Verbraueherver­halten der Haushalte bei den erwahnten Giitem fuhrt nur im Rahmen eines in einer jeweiligen Periode iiblichen Verbrauchs- oder Ersatzbedarfs zu einer Nachfrage, die auf dem Markt zur Erscheinung kommt. Die Gesamtnachfrage in einer Peri­ode ist daher starr, d.h. Preisveranderungen fiihren nicht zu nennenswerten Men­genreaktionen im Nachfragevolumen des Marktes insgesamt. Gleichwohl zeigt sieh eine beachtliche Substitutionselastizitat der Haushalte zwischen den von den einzelnen Oligopolisten angebotenen Giltern. Da die Giiter der Oligopolisten technisch eng verwandt sind, wie das Benzin von unterschiedlichen Mineralolfir­men oder die Wasehmittel verschiedener Hersteller, besteht bei Preisunterschieden bzw. Preisveranderungen fur einzelne Produkte seitens der Haushalte eine ausge­pragte Neigung, zwischen den Giitem zu substituieren, d.h. von einem Produkt auf ein anderes iiberzugehen oder auszuweichen. Aus diesem Verhalten der Nachfrager resultiert die bereits besehriebene intensive Konkurrenzsituation in der Form, daB ein erkennbarer Mehrabsatz eines Anbieters bei den anderen Oligopolisten zu deutlichen Minderungen des Absatzvolumens fuhrt. Jeder einzelne Anbieter steht daher in einem engen wirtschaftlichen Abhangigkeitsverhaltnis gegeniiber den anderen Anbietem des Oligopols.

Die Angebotsseite der groBen Oligopole weist dariiber hinaus spezifische Ei­genheiten auf, die bei den Anbietem in gleicher Weise vorliegen. So sind die Pro-

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duktions- und Angebotsprozesse der Anbieter unter anderem durch den Einsatz betrachtlicher Kapitalmengen gekennzeichnet. Neben dem hohen Kapitaleinsatz ist fUr die Oligopolisten charakteristisch, daB ein hohes technisches Wissen vor­handen sein und eingesetzt werden muB. Der hohe Standard an Know-How dient den Oligopolisten einerseits dazu, aktueIle, innovative Produkte anbieten zu kon­nen; andererseits wird das technische Wissen auch im Produktionsverfahren der Produkte ben5tigt, so daB zusammen mit dem Kapitaleinsatz ein kapitalintensives, technisiertes Produktionsverfahren angewandt wird, das im Ubrigen nur bei gro­Beren Produktionsmengen wirtschaftlich ist. Es kommt hinzu, daB das aktuelle, hohe technische Wissen im wesentlichen allen Anbietern zuganglich ist und somit bei den Anbietern ein vergleichbarer Wissensstand vorhanden sein wird.

Daraus folgt, daB die Anbieter fUr gleichartige Produktqualitaten auch ver­gleichbare Produktionskosten haben werden, denn es bestehen keine nennens­werten Unterschiede im gesamten technischen Wissen und in der Kapitalausstat­tung pro Mengeneinheit. Die Gleichartigkeit der Kosten bei den Anbietern des Oligopols begrundet sich nicht nur mit der Kapitalausstattung und dem vergleich­baren technischen Wissen, sondern auch dam it, daB die Oligopolisten gleichartigen Bedingungen auf den Beschaffungsmarkten ausgesetzt sind, d.h. die Rohstoffe, die Lohnkosten und die Steuer- bzw. Abgabenbelastung sind fUr aIle Anbieter inner­halb eines Landes im wesentlichen gleich und werden zur Gleichartigkeit der Kosten pro produzierter Mengeneinheit beitragen.

Die Gleichartigkeit der Kosten mUBte sich allerdings nicht auch in ver­gleichbaren Preisen der Oligopolgiiter niederschlagen. Gleiche Kosten konnen prinzipiell mit unterschiedlichsten Angebotspreisen einhergehen. Angesichts des hohen Konkurrenzdrucks zwischen den Anbietern wirkt sich aber die Gleichar­tigkeit der Kosten dahingehend aus, daB die Oligopolisten auch vergleichbare Preise nehmen werden, die sich eng am Kostenniveau pro qualitativ gleicher Men­geneinheit ausrichten mUssen. Bei technisch gleichartigen Produkten kann dies bis zur Identitat der Preise fUhren. Andern sich in diesem Fall fUr aIle Anbieter die gemeinsamen Kostenbestandteile, wird man auch gleichzeitige und gleich groBe Preisveranderungen erwarten konnen. Die Oligopolisten werden sich daher bei ihrer Preisgestaltung durch ein sogenanntes Parallelverhalten auszeichnen. Der uninformierte AuBenstehende ist dann schnell geneigt, insbesondere bei gleichzei­tigen und gleich groBen Preiserhohungen Absprachen zwischen den Oligopolisten zu unterstellen und damit ein unerlaubtes Kartellverhalten anzunehmen. Sinken die Preise der von den Oligopolisten angebotenen Giiter aber entsprechend gleichzeitig und im gleichen Umfang - was annahernd ebenso haufig beobachtbar ist - versagt vielfach die Annahme eines Kartells und die uninformierten AuBenstehenden au­Bern sich zu diesem wirtschaftlichen Vorgang nicht mehr.

Die fUr den typischen Oligopolmarkt der Mineralolprodukte beobachtbare Parallelitat und Gleichzeitigkeit von Preisbewegungen nach oben und nach unten erfordert in aller Regel keine Absprachen. Es genugt zu deren Verstandnis die dargestellte Charakterisierung der Marktform an sich. Angesichts der beispiels­weise auf dem Benzinmarkt gegebenen fUr aile gleichartigen Kostenbestandteile,

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wie z.B. die Rotterdarner Preisnotierung fUr Benzin und der Dollar-Kurs, folgt, daB auch der Angebotspreis fUr Benzin bei allen Oligopolisten gleichartig sein wird, denn die weiteren Kostenbestandteile wie ArbeitslOhne, Vorleistungen, Abschrei­bungen und staatliche Abgaben sind bezogen auf eine Mengeneinheit ohnehin nahezu identisch. Die Preisbewegungen des Benzinpreises reflektieren dann die fUr aile Oligopolisten eingetretenen wirtschaftlichen Anderungen, die aufgrund der intensiven Konkurrenzsituation zwischen den Anbietem des Oligopols in weitge­hend gemeinsarnen Preisanderungen weitergeben werden (mtissen). Diese Argu­mentation wird auch nicht dadurch beeintrachtigt, daB die Oligopolisten versuchen werden, ihre Preise regional bzw. in Abhangigkeit von Nachfrageintensitaten zu differenzieren. Dies bedeutet lediglich, daB sie sich auf einem jeweils abgrenzbaren Markt an der dort herrschenden Nachfragesituation fUr das Gut orientieren.

3.4.2 Verhaltensmoglichkeiten eines einzelnen Oligopolisten

Ein einzelner Oligopolist, der von der besonders intensiven Konkurrenz des Oli­gopolmarktes nicht nur zum gleichen Preisniveau fUr sein Gut, sondem auch zu gleichartigen Preisveranderungen gedrangt wird, steht selbstverstandlich immer wieder vor der Frage, ob er sich nicht aus dem Konkurrenzzusammenhang des Oligopolmarktes losen kann. Dies gilt urn so mehr als ihm der Oligopolmarkt nur geringe Ertragsaussichten bietet. Seine Verhaltensmoglichkeiten konnen anhand der in Abb. 37 enthaltenen sogenannte geknickten Nachfragekurve tiberpriift werden.

p

N

x

Abb. 37: Geknickte Nachfragekurve aus Sicht eines einzelnen Oligopolisten

Abb. 37 stellt die aus Sicht eines einzelnen Oligopolisten vorhandene Nach­fragekurve dar. Sie verdeutlicht den fUr ihn wesentlichen Teil der Gesarntnachfrage nach dem Gut x, das auf dem Oligopolmarkt angeboten wird. Die Preis- und Men­gensituation des Punktes E auf der individuellen Nachfragekurve reflektiert dabei den tiber den InformationsprozeB des Marktes zustande gekommenen Punkt, der

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die fUr den einzelnen Oligopolisten bedeutsamen Bedingungen aus der Gesamt­naehfrage widerspiegelt. Die Preis- und die MengengroBen des Punktes E entspre­ehen dam it der auf einen einzelnen Oligopolisten entfallenden Teilnaehfrage naeh dem Gut x.

Der Oligopolist wird als wirtsehaftlieh handelndes Wirtsehaftssubjekt und als groBer Anbieter des Gutes immer wieder vor der Uberlegung stehen, ob er sieh nieht von den Gegebenheiten des Punktes E losen und andere fUr ihn vorteilhaftere Preis-Mengen-Kombinationen erreiehen kann. Hierbei liegt es zunaehst nahe, An­derungen des Preises in Erwagung zu ziehen, urn daraus angesiehts der aus Sicht des Oligopolisten relativ unbeeinfluBbaren Produktionskosten einen MehrerlOs zu

erzielen. Ausgehend von der Preishohe PI in Punkt E konnte der Oligopolist zunachst

priifen, ob nicht ein hoherer Preis fUr das Gut x zu erzielen ware, wodureh die gewiinsehte UmsatzerhOhung erreieht werden konnte. Bei dieser Priifung muB der Oligopolist aber das Verhalten der Naehfrager und das der Konkurrenten in Be­traeht ziehen. Wenn sieh an den wirtsehaftliehen Grundbedingungen wie Kosten der Produktion und Gesamtnaehfragevolumen gegentiber bisher niehts geandert hat, wird naeh aller Erfahrung die isolierte PreiserhOhung eines einzelnen Oligo­polisten einerseits dazu fUhren, daB die anderen Oligopolisten ihre Preise kon­stant lassen werden, d.h. sie ziehen bei der isolierten Aktion eines einzelnen nieht mit. Andererseits ist wegen der teehnisehen und aueh okonomisehen Ahnliehkeit des im Oligopol angebotenen Produkts auf der Seite der Naehfrager eine hohe Sub­stitutionsbereitsehaft vorhanden. Dies wirkt sieh insoweit aus, daB bei der isolier­ten Preiserhohung eines einzelnen Oligopolisten die fUr ihn geltende Teilnachfra­gefunktion N bei Preisen oberhalb PI iiberaus elastisch verlauft. Er muJ3 mit anderen Worten bei Preiserhohungen mit deutliehen MengeneinbuBen reehnen, so daB sieh damit das angestrebte Ziel einer Umsatzerhohung nieht erreiehen laBt.

Der einzelne Oligopolist wird nun aueh priifen, ob er nicht mit einer Preis­senkung eine hinreiehende Absatzmengenausweitung erzielen kann, urn auf diesem Wege zu einem hOheren Gesamtumsatz als im Punkt E zu gelangen. Wenn sieh wiederum an den wirtsehaftliehen Grundbedingungen des Marktes niehts geandert hat, muB er naeh aller Erfahrung bei einer isolierten Preissenkung damit reehnen, daB nunmehr die anderen Oligopolisten mitziehen, weil sie sonst ihrer­seits AbsatzeinbuJ3en erleiden, d.h. sie sen ken nun eben falls ihre Preise. Tritt dies ein, so kann der einzelne Oligopolist mit seiner isolierten Aktion kaum eine Erhohung der naehgefragten Menge erreiehen. Die fUr ihn bedeutsame Naehfrage N ist unterhalb des Preises von Punkt E weitgehend starr, so daB die angestrebte Umsatzausweitung tiber den Weg der isolierten Preissenkung ebenfalls nieht zu­stande kommt.

Die auf den einzelnen Oligopolisten bezogene Nachfragekurve hat damit den in Abb. 37 dureh N dargestellten Verlauf. Bei Preisen oberhalb von PI verlauft N sehr flaeh und laBt die groBe Elastizitat der Naehfrage erkennen. Unterhalb von dem im Punkt E geltenden Preis PI ist die Naehfrage starr. Der Punkt E selbst stellt insoweit den "Knick" dar, der den Ubergang von der elastisehen auf die une-

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lastisehe Reaktion der Naehfrager anzeigt. Der Knick ist allerdings nieht nur dem Verhalten der Naehfrager zu verdanken, sondem resultiert zu gleichen Teilen aueh aus der Reaktionsweise der Konkurrenten eines Oligopolisten, die aufMaBnahmen eines einzelnen je spezifiseh reagieren.

Lediglieh wenn sieh die wirtsehaftliehen Grundbedingungen fUr aIle Oligopo­listen gemeinsam andem, kann damit gereehnet werden, daB sie ihre Preise gemeinsam und parallel verandem. Insoweit versehiebt sieh der Punkt E auf der fUr einen einzelnen Oligopolisten geltenden Naehfrage vertikal naeh oben oder unten (was in Abb. 37 nieht besonders dargestellt ist), ohne wesentliehe Mengenreaktio­nen bei den Anbietem auszulOsen. Die dabei entstehenden Umsatzanderungen folgen aber nur den Kostenanderungen, so daB die SaldogroBe Gewinn hiervon nieht systematiseh beeintluBt wird.

Diese dem Oligopolisten durch die gegebene Gesamtnachfrage und die Reaktionsweisen der Konkurrenten auferlegten engen Grenzen verhindem keinesfalls den Wunsch, aus diesem Rahmen auszubrechen. Nachdem aber der Preis fUr das Gut dem einzelnen Oligopolisten als eigenstandiges absatzpolitisches Instrument zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage nicht zur VerfUgung steht, bleibt ihm nur, andere absatzpolitische Instrumente einzusetzen, bzw. durch Ratio­nalisierung und Kostensenkung auf die Gewinnsituation einzuwirken.

Unter den absatzpolitischen Instrumenten des Oligopols sind zwei von be­sonderer Bedeutung: die Werbung und die Qualitatspolitik. Auf diese beiden Instrumente trifft man auf typischen Oligopolmarkten in auffallender Haufigkeit und Intensitat. Das Ziel des Einsatzes von Werbung und von geanderten und ver­besserten Qualitaten fUr das angebotene Gut besteht vereinfacht ausgedrUckt darin, vom Punkt E in Abb. 37 zu dem Punkt D zu gelangen, bei dem sowohl eine hOhere Menge als auch ein hoherer Preis fUr das Gut vorherrschten. Die individu­elle Nachfrage nach dem Gut eines Oligopolisten solI erhOht werden, bzw. der Marktanteil solI nicht nur konstant bleiben, sondem steigen.

Beide Instrumente der Absatzpolitik, Werbung und Qualitatsverbesserung, haben aus Sicht eines einzelnen Oligopolisten dazu beizutragen, fUr das von ihm angebotene Gut eine groBere Individualitat herauszustellen. Die Nachfrager sol­len einen Unterschied erkennen zwischen dem von ihm angebotenen Gut und den Konkurrenzprodukten der anderen Oligopolisten. Nach Moglichkeit solI das Gut des einzelnen Oligopolisten als das bessere oder neuere Produkt angesehen wer­den. Damit verbindet sich die Erwartung, daB die Nachfrager ihre Sub­stitutionsbereitschaft zwischen den Produkten der Oligopolisten einschranken, weil sie technische und okonomische Unterschiede wahmehmen. Der einzelne Oligopolist will durch Werbung und Qualltatspolitik spezielle Praferenzen fUr sein Gut erzeugen. Solche besonderen Praferenzen der Nachfrager fUr das von einem Oligopolisten angebotene Gut konnen nicht nur zur Bereitschaft der Nach­frager beitragen, hierfUr gegebenenfalls auch einen hOheren Preis zu bezahlen, sondem konnen im Extremfall so weit gehen, daB das Gut zumindest okonomisch als einzigartig eingeschatzt wird, wodurch der Oligopolist aus dem Oligo pol­markt und dem Konkurrenzdruck ausbrechen konnte.

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Die absatzpolitischen Instrumente Werbung und Qualitiitspolitik haben im iibrigen gegeniiber der Veranderung des Preises fUr das Gut aus Sicht des einzelnen Oligopolisten den wesentlichen Vorteil, daB die dadurch verursachten Kosten im vorhinein relativ genau kalkulierbar sind. Das wirtschaftliche Risiko aus dem Einsatz dieser Instrumente ist insoweit geringer.

Gleichwohl stoBen die Oligopolisten auch beim Einsatz dieser Instrumente wiederum an Grenzen. Denn ihre Konkurrenten greifen ebenfalls auf diese Instru­mente zuriick. Ais Folge tritt vielfach eine gegenseitige Neutralisierung der er­warteten Wirkungen von Werbung und Qualitiitspolitik auf die Nachfrage ein. Die von einem einzelnen Oligopolisten beabsichtigte Bewegung von Punkt E in Abb. 37 in Richtung auf Punkt D kommt dann nicht zustande. Kurzfristige bzw. vorubergehende Marktvorteile eines Oligopolisten sind nicht grundsatzlich ausge­schlossen, sie k5nnen jedoch durch Reaktionen der Konkurrenten stets wieder zunichte gemacht werden. Oligopolisten kiinnen daher insgesamt nur selten aus einem gegebenen Markt- und Nachfragerahmen ausbrechen. Die intensiven Konkurrenzbeziehungen im Oligopol verhindem somit selbst fUr die groBen An­bieter wesentliche eigenstandige Gestaltungsm5glichkeiten fUr die Marktergeb­nisse.

Ais Konsequenz fUr die Oligopolisten ergibt sich schlieBlich die bereits ange­deutete Strategie, ihre jeweiligen Kosten bezogen auf die Produktions- und Ab­satzmengen zu reduzieren bzw. zu optimieren. Sie finden sich somit in einer iihnlichen Situation wie die Anbieter in der vollstiindigen Konkurrenz, wenn sie ihr betriebliches Optimum angesichts des gegebenen Preises aus dem Oligo­polmarkt anstreben. Allerdings wird der OptimierungsprozeB dynamischer oder mit einer gr5Beren Variabilitat ablaufen, da die gemeinsamen Kosten im Oligopol gr5Beren Schwankungen unterliegen k5nnen, und zudem mit einem weitgehend pa­rallelen Vorgehen der Oligopolisten bei der Kostenoptimierung zu rechnen ist.