15
physio Aus der Praxis Fallbeispiel Unterschenkel- schaftfraktur Wissenschaftlicher Beitrag Evidenz am Beispiel des Patellofemoralen Schmerzsyndroms Zum Sammeln! Muskelanatomie »Mobilisation mit Bewegung« Das Mulligan Konzept Braintuning Goodbye Gedächtnislücken – die Zahlenmethode Journal 2. Auflage 2013

physio - · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

  • Upload
    builien

  • View
    217

  • Download
    2

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

physioAus der Praxis

FallbeispielUnterschenkel-schaftfraktur

Wissenschaftlicher BeitragEvidenz amBeispiel des PatellofemoralenSchmerzsyndroms Zum Sammeln!Muskelanatomie

»Mobilisation mit Bewegung« Das Mulligan Konzept

BraintuningGoodbye Gedächtnislücken – die Zahlenmethode

JournalFachliteratur

Heller-Skripte

Tape-Kurse

Exklusiv-Angebote unter: www.dieFachwelt.de

2. Aufl age 2013

Page 2: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

physio-Journal 5

INHALTINHALTImpressum

physio-JOURNAL

VerlagDie Fachwelt Verlags- und Handelsgesellschaft mbHIfenpfad 2–4 · 12107 Berlin

GeschäftsführerBenjamin Bareiss

Herausgeber/RedaktionAnna Heller, MarburgStephan Kruft, Marburg

Wissenschaftlicher BeiratVerena Gesing M.Sc., DortmundDr. Bernard C. Kolster, MarburgProf. Udo Wolf, BochumFranz van den Berg, Innsbruck

Erscheinungsweise4 Ausgaben/Jahr

Layout/ProducingLydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich

DruckAZ Druck- und Datentechnik, Berlin

RedaktionshinweiseWie jede Wissenschaft ist die Medizin/Physiotherapie ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, ins-besondere was Behandlung und medikamentöse The-rapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikations-formen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernom-men werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfäl-tige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Do-sierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Heft abweicht. Eine sol-che Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellie-ren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauig-keiten dem Verlag mitzuteilen.

Urheber- und VerlagsrechtDie Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Bei-träge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Annahme des Manuskripts gehen das Recht zur Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von Nachdruckrechten, zur elektronischen Spei-cherung in Datenbanken, zur Herstellung von Sonderdru-cken, Fotokopien und Mikrokopien an den Verlag über. Jede Verwertung außerhalb der durch das Urheberrechts-gesetz festgelegten Grenzen ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. In der unaufgeforderten Zusendung von Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt das jederzeit widerrufliche Einverständnis, die zugesandten Beiträge bzw. Informationen in Datenbanken einzustel-len, die vom Verlag oder von mit diesem kooperierenden Dritten geführt werden. Die Rechte für die Nutzung von Artikeln für elektronische Pressespiegel erhalten Sie über die PMG Presse-Monitor GmbH, Tel. (0 30) 2 84 93-0 oder www.presse-monitor.de.

GebrauchsnamenDie Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen und dgl. in dieser Zeitschrift berech-tigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Wei-teres von Jedermann benutzt werden dürfen; oft handelt es sich um gesetzlich geschützte eingetragene Warenzei-chen, auch wenn sie nicht als solche gekennzeichnet sind.

© Die Fachwelt Verlags- und Handelsgesellschaft mbHIfenpfad 2–4 · 12107 Berlin

INHALT EDITORIAL

TITELTHEMA

MULLIGAN – MOBILISATION WITH MOVEMENT 6

WORKSHOP MANUELLE THERAPIE: UNTERSCHENKELFRAKTUR 10

WISSENSCHAFT: MANUELLE THERAPIE BEIM PATELLOFEMORALEN SCHMERZSYNDROM 13

VORGESTELLT Leute: Dr. Martina Dietl-Fried 16Schule: Hogeschool van Arnhem en Nijmegen, Niederlande 19Blickwinkel: Hebamme 21

BRAINTUNING Lerntechniken: Zahlmethode 24Wissenscheck 25Wissenscheck Antworten Ausgabe 1 26Anatomie zum Herausnehmen 27Befundbogen Knie 28

FÜR DEN PRAXISALLTAG Tests und Assessmentinstrumente 29Diagnostik: Computertomographie 31Studienzusammenfassung 36

KONGRESSBEOBACHTER Landesjuniorentreffen in Bollmannsruh 38Hauptstadtkongress 2012 39

FRISCH EINGETROFFEN Das Muskelbuch 40

MITMACHEN & GEWINNEN Fallquiz 41Macht mit 42

INSIDER PT-Geflüster 43Comic 44

VERANSTALTUNGEN & TERMINE Veranstaltungskalender 45

AUSBLICK Das erwartet euch in der nächsten Ausgabe 46

Von Peter Hildner

Fall für Fall wird die Vorgehensweise des Physiotherapeuten am konkreten Patienten-

beispiel gezeigt. Jeder Fall beinhaltet eine ausführliche Befundschilderung und wichtige

physiotherapeutische Fragestellungen. Behandlungspläne, Befund- und Behandlungstechniken werden

praxisnah und verständlich vermittelt. Umfangreiche Bilddokumentationen (CT-Aufnahmen, Röntgenbil-

der) zu jedem Beispiel veranschaulichen die Inhalte.

200 Seiten, 110 Abbildungen,

Softcover, Format: 21 x 29,7 cm,

1. Aufl age 2011, € 14,80

Exklusiv erhältlich unter: www.dieFachwelt.de oder bequem mit beiliegender Bestellpostkarte bestellen!

Lernen mit realen Fallbeispielen

FÄLLE IN DER ORTHOPÄDIEA

NZE

IGE

nur

Page 3: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

6 physio-Journal

TITELTHEMA

»MOBILISATION MIT BEWEGUNG« DAS MULLIGAN KONZEPT

! Die Behandlung von Patienten mit Be-schwerden am neuro-muskulo-skelettalen System gehört für Physiotherapeuten und im Speziellen für Manualtherapeuten heut-zutage zum Standardrepertoire. Eine Fülle von Techniken spiegelt den Therapiealltag der Therapeuten wieder. Aus der Manuel-len Therapie sind Traktion und gehaltenes Gleiten ebenso bekannt wie oszillierende Mobilisationen, insbesondere dann, wenn eine Schmerzreduktion im Vordergrund steht. Kombiniert man eine aktive und eine passive Mobilisation miteinander, spricht Brian Mulligan von »Mobilisation with mo-vement«, kurz MWM. In Deutschland schät-zen mehr und mehr Therapeuten diese Be-handlungsform als wichtige Ergänzung ihres therapeutischen Handelns. Ziel des Artikels ist es, das Konzept vorzustellen und einige elementare Prinzipien zu erläutern.

EntwicklungSeit Mitte der 90iger Jahre kennt man das Mulligan-Konzept als Zusatzqualifi kation innerhalb der Manuellen Therapie auch in Deutschland. In angloamerikanischen Län-dern, besonders in Neuseeland, Australien

und England, ist es fester Bestandteil der phy-siotherapeutischen Ausbildung. Brian Mulli-gan ist Physiotherapeut und Gründer des Konzepts. Er stammt aus Wellington/Neu-seeland und ist Ehrenmitglied der New Zea-land Society of Physiotherapists (Abb. 1 mit Dr. Claus Beyerlein). Mulligan selbst versteht seine Techniken und Ideen als Ergänzung der Manuellen Therapie. Das Konzept beinhal-tet manualtherapeutische Techniken für die Wirbelsäule und die Extremitätengelenke.

Seit dem Jahr 1995 gibt es die Mulligan Concept Teachers Association (MCTA) – eine internationale Vereinigung aller Mulligan-Lehrer. In der Organisation sind heute 49 In-struktoren aus 19 Ländern akkreditiert. Ziel der MCTA ist es, das Konzept und dessen Ideen kontinuierlich weiter zu verbreiten. Jeder Lehrer ist Physiotherapeut und besitzt einen international anerkannten Standard in Manueller Therapie (IFOMPT). Diese Vo-raussetzung gewährleistet zugleich einen hohen Standard in der Ausbildung von Phy-siotherapeuten, die sich für das Konzept in-teressieren. In Deutschland sind zurzeit drei Instruktoren tätig, die pro Jahr durchschnitt-lich 50–60 Kurse im Bundesgebiet anbieten (siehe Information).

foto

lia: ©

und

erdo

gstu

dios Text: Dr. Claus Beyerlein

Die wichtigsten Techniken: NAGs, SNAGs, MWMsIndikationen für die Behandlung sind schmerzhaft eingeschränkte Bewegungen. Ziel der Therapie ist die Bewegungserweite-rung sowie die Schmerzreduktion. Das the-rapeutische Prinzip ist einfach und lässt sich auf fast jedes Gelenk übertragen.

Kernmethode ist die »Mobilisation With Movement« (MWM), die Brian Mulligan seit Anfang der 90iger Jahre dokumentiert hat. Bei den MWMs führt der Therapeut pas-siv ein gehaltenes Gleiten/eine Traktion im Gelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. Finden die Techniken an den Extremitäten statt, werden sie von Mulligan als MWMs bezeichnet (»mobilisation with movement« – Mobilisation mit Bewegung). Eine Mobi-lisation mit Bewegung an der Wirbelsäule heißt dagegen SNAG (»Sustained Natural Apophyseal Glide« – gehaltenes natürli-ches Facettengelenkgleiten). Neben diesen beiden Techniken gibt es noch eine weitere Technik, die Brian Mulligan als NAGs (»Na-tural Apophyseal Glide« – natürliches Glei-ten im Facettengelenk) bezeichnet. Hierbei

Page 4: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

8 physio-Journal

1. In der Physiotherapie wird es immer wichtiger, wissenschaftliche Nachweise für Therapiemetho-den zu erbringen. Gibt es einen solchen Nachweis auch für das Mulligan-Konzept?

Ja, den gibt es. Nach Möglichkeit sollte die Evidenz, falls sie vorhanden ist, in die klinische Arbeit miteinfließen. Das halte ich für eine wesentliche Aufgabe von Fachhochschu-len und Universitäten in der Ausbildung von Physiothe-rapeuten. Im Mulligan-Concept, also der postgraduierten Fort- und Weiterbildung innerhalb der Manuellen Thera-pie, können wir seit den 90iger Jahren auf wissenschaft-

liche Studien (mittlerweile sind es über 100 wissenschaftliche Artikel) zurückgreifen, die wir auch in die Kurse integrieren. Längst lässt sich noch nicht al-les in der Physiotherapie bewei-sen, aber dort, wo es Wirksam-keitsnachweise gibt, müssen wir sie nutzen. Das macht uns und unsere Arbeit auch glaub-würdiger.

2. Haben Sie selber auch schon an Forschungs- arbeiten, die sich mit dem Mulligan-Konzept beschäftigen, mitgewirkt?

Ja, während meiner Ausbildung im Jahr 2001 an der Cur-tin University in Perth / Australien haben sich Kollegen und ich mit einer Technik aus dem Mulligan-Concept wissen-schaftlich auseinandergesetzt. In der Studie ging es da-rum, ob eine von Brian Mulligan beschriebene Technik (der sog. MTSLR, Mulligan Traction Straight Leg Raise) die schmerzfreie gestreckte Beinhebung bei Patienten mit Rücken und / oder Beinschmerzen verbessern kann. Das Ergebnis: Ja, die Technik verbessert die schmerzfreie gestreckte Beinhebung, was insbesondere für das All-tagsverhalten der Patienten entscheidend sein kann. Die Technik ist einfach zu erlernen, sie ist effektiv und wird deshalb von den Instruktoren auf den Mulligan-Kursen gezeigt.

3. Wie sind Sie auf das Mulligan-Konzept gestoßen?Kurios, wie so vieles im Leben. Während eines McKenzie-Kurses 1996 in Portsmouth, England hat der Instruktor Grant Watson über eine Mulligan-Technik an der HWS geschwärmt. Das hat mich so beeindruckt, dass ich kurze Zeit später selber einen Mulligan-Kurs in Deutschland be-sucht habe. Damals war das Konzept noch recht wenig verbreitet. Das Konzept war für mich aber so überzeu-gend, dass ich es gerne anderen Physiotherapeuten zu-gänglich machen wollte. Deshalb bin ich 2002 letztendlich Instruktor geworden.

TITELTHEMA

4. Ein Motto des Mulligan-Konzepts ist »Erwarte je-den Tag ein Wunder«. Braucht man da in der Be-handlung von Patienten überhaupt noch andere Therapiemethoden oder kann man sich ganz auf das Mulligan-Konzept begrenzen?

Man braucht immer noch andere Therapiemethoden. Be-kanntlich führen viele Wege nach Rom. Selten kann man jedem Patienten mit nur einer Therapiemethode adäquat helfen. Diejenigen, die das behaupten, sind in meinen Au-gen unseriös. Wer manualtherapeutisch arbeitet, sollte in seinem Werkzeugkoffer aber auf alle Fälle »Mobilisation with Movements« (die Kernmethode des Mulligan-Con-cepts) haben. »Erwarte jeden Tag ein Wunder« war ein Slogan, den Mulligan in der Anfangszeit geprägt hat. Im Wesentlichen ging es darum, Physiotherapeuten für sein Konzept zu in-teressieren. Wunder gibt es in der Physiotherapie nicht. Brauchen wir auch nicht, denn wir haben stattdessen qua-litativ zum Teil sehr hochwertige Studien.

5. Neben Ihrer Tätigkeit als Mulligan-Instruktor un-terrichten Sie auch als Dozent an verschiedenen Hochschulen. Finden Sie dabei noch Zeit für die Patientenbehandlung?

In der Tat sind die Patientenbehandlungen durch Lehr- und Vortragstätigkeit im Lauf der Jahre zurückgegangen. Das ist normal. Ich stehe nicht mehr wie früher 40 Stunden/Woche an der Bank, aber ich bin mit Leib und Seele auch Kliniker und aus diesem Grund sehe ich regelmäßig Pati-enten in meiner Privatpraxis in Ulm. Überwiegend sind das Patienten mit unspezifischen Kreuzschmerzen und Patien-ten mit Kiefergelenksstörungen.

6. Nach Ihrer Ausbildung zum Physiotherapeuten und einem Studium der »Manipulative Therapy« in Australien, haben Sie noch ein Studium der »Diplom-Sportwissenschaften« absolviert. Wie kam es zu dem Sprung in die Sportwissen-schaften?

Ich glaube das liegt an meinem Charakter: Ich bin nicht sehr geduldig und will mich immer weiterentwickeln. Schnell habe ich nach meiner Ausbildung gemerkt, dass ich nicht mein Leben lang in einer Physiotherapie Praxis arbeiten will und kann, zumindest nicht ausschließlich. In dieser Zeit gab es ja überhaupt noch nicht die Möglichkeit, Physiotherapie in Deutschland zu studieren. Also habe ich nach einer Richtung gesucht, die auch mit der Physiothe-rapie kompatibel ist. Wenn sie dazu noch leidenschaft-lich gerne Sport machen, dann ist die Entscheidung nicht schwierig. Ich habe das nie bereut und würde das immer wieder so machen.

Dr. Claus Beyerlein Brian Mulligan

Fragen an Dr. Claus Beyerlein

Page 5: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

physio-Journal 11

Muskeldehnung M. rectus femoris

Hold relaxDer Patient liegt in Bauchlage, das linke Bein ist weit nach vorne auf dem Boden abge-stellt, um die Beckenaufrichtung zu fixieren. Der Therapeut flektiert das Knie, bis eine leichte Dehnung zu spüren ist. Der Patient spannt kurze Zeit in Extension gegen Wider-stand an, lässt wieder locker. Der Therapeut flektiert das Knie daraufhin weiter.

TITELTHEMATherapieziel:" bestmögliche Kniebeweglichkeit" bestmögliche DE im OSG" optimale Kniestabilität

Maßnahme:" Schmerzreduktion" Mobilisation der Knieflexion" Mobilisation der DE" Kräftigung und Koordinationstraining

Behandlungsplan

Behandlung

SchmerzlinderungFunktionsmassage M. rectus femoris

Funktionsmassage ESTEDer Therapeut legt einen Handballen auf den Muskelbauch, mit der anderen Hand fi-xiert er den Unterschenkel. Während er das Knie in Flexion bewegt, übt er Druck auf den Muskel aus. Als Alternative kann der Pa-tient auch in Rückenlage liegen, dann ist der zu behandelnde Oberschenkel unterlagert, wobei der Unterschenkel seitlich überhängt. Das andere Bein ist aufgestellt.

Funktionsmassage M. popliteus

Funktionsmassage ASTE

Funktionsmassage ESTEDer Patient liegt in Bauchlage, der Thera-peut fixiert den distalen Unterschenkel und legt den Handballen auf den Muskelbauch. Während das Knie in Extension geführt wird, wird Druck auf den Muskelbauch aus-geübt.

Funktionsmassage M. gastrocnemius

Funktionsmassage ESTEDer Patient liegt in Bauchlage, der distale Unterschenkel ist unterlagert. Während der Therapeut den Fuß mit dem Oberschenkel in Dorsalextension bewegt, übt er mit bei-den Händen Druck auf den Muskel aus.

Quermassage des Tractus iliotibialisDer Patient liegt in Seitlage links, zwischen den Knien liegt ein Kissen. Hüfte und Knie sind flektiert. Der Therapeut steht hinter dem Patient und fixiert das Knie. Der Tractus iliotibialis wird quer zum Faserverlauf nach anterior geschoben.

Komplikation bei Unterschenkelschaftfrakturen: Kompartmentsyndrom

Das Kompartmentsyndrom zählt zu den häufigsten Komplikationen bei geschlos-senen Verletzungen des Unterschenkels. Dabei kommt es durch ein Hämatom oder ein Ödem zu einer Druckerhöhung in einer Muskelloge. Da die Faszie, die die Muskelloge umgibt, nur sehr wenig dehnbar ist, wird der Druck nach innen weitergegeben, was zu einer Kompression von Nerven, Muskeln und Blutgefäßen und schließlich auch zu Nekrosen führt. Symptome der Druckerhöhung sind Mus-keldehnungsschmerz, sensible und motorische Ausfälle, bohrende Schmerzen und Verhärtungen der betroffenen Muskellogen, wobei der periphere Puls allerdings noch erhalten ist. Um Spätschäden zu vermeiden, wird die Faszie gespalten und anschließend eine Defektdeckung durchgeführt.Neben dem Kompartmentsyndrom sind Infektionen, Thrombosen und Lungenem-bolien weitere schwere Komplikationen, die bei einer Unterschenkelschaftfraktur entstehen können.

Weiter gehts auf der nächsten Seite mit

»Mobilisation« und »Eigenübungen«.

#

Page 6: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

physio-Journal 13

Pathogenese des PFSSZuerst sollten wir darüber informiert sein, worum es sich bei einem PFSS handelt.Die Pathogenese des Patellofemoralen Schmerzsyndroms ist noch nicht weitest-gehend geklärt. Es wird eine Vielzahl von Ursachen vermutet, welche von Patient zu Patient variieren. Vorwiegend tritt das Pa-tellofemorale Schmerzsyndrom bei jungen Menschen und Sportlern in Erscheinung.Witvrouw et al. (1) gehen davon aus, dass die Homöostase des Patellofemoralen Gleit-lagers gestört ist, was aus einer zu hohen Belastung bzw. einem »overuse« des pa-tellofemoralen Gleitlagers resultiert und dann zu entsprechenden Symptomen wie Schmerz und Dysfunktion führt. Um die richtige Ursache für den Verlust der Homöo-stase differentialdiagnostisch zu erfassen, ist ein Klassifikationssystem dargestellt, wel-ches die Ursachenforschung erleichtern soll.

TITELTHEMA

WISSENSCHAFTLICHERBEITRAGEVIDENZ IN DER MANUELLEN THERAPIE AM BEISPIEL DES PATELLOFEMORALEN SCHMERZSYNDROMS

Symptome des PFSSBeim Patellofemoralen Schmerz-syndrom kommt es zu einer Viel-zahl von Erscheinungen, meistens jedoch kommt es zu Schmerzen im ventralen Bereich des Kniege-lenks, retro- oder peripatellar.

Diese Schmerzen treten vermehrt auf, wenn das patellofemorale Ge-lenk belastet wird, das heißt beim Bergab- oder Bergaufgehen, beim Treppen steigen, bei Knieflexion unter Belastung (Kniebeuge), bei geknieter Haltung und beim lan-gen Sitzen mit flektierten Knien.

In der letzten Ausgabe haben wir uns schon mit der Evidenz in der Manuellen Therapie anhand der Halswirbelsäule befasst. Ein Ergebnis war, dass wir auch außerhalb unserer Behandlungsbank versuchen können, Patienten mit Nackenschmerzen zu helfen, indem wir unser Wissen durch die Suche und das anschließende Studium aktueller Literatur bereichern. In diesem Artikel soll es nun um Patienten mit Knieschmerzen gehen, genauer genom-men dem anterioren Knieschmerz. Häufig kommen Patienten in die Praxis, auf deren Re-zept die Diagnose PFSS oder auch Patellofemorales Schmerzsyndrom steht. Dafür gibt es noch etliche Synonyme wie etwa anteriorer Knieschmerz, Chondropathia patellae oder auch Chondromalazia patellae. In der Manuellen Therapie wollen wir allerdings nicht im Trüben fischen, dass heißt, wir werden durch eine Untersuchung tatsächlich erstmal sicher stellen, dass es sich bei der Diagnose tatsächlich um einen Schmerz handelt, der durch eine patellofemorale Dysfunktion ausgelöst wird. Es gibt in diesem Bereich noch einige andere Strukturen, die diesen Schmerz auslösen könnten. Allerdings würde dies hier zu weit führen und gibt eher Anlass für weitere Artikel zur Differentialdiagnostik bei anteriorem Knieschmerz. Wir haben das Knie nun untersucht und sind uns sehr si-cher, dass es sich um ein PFSS handelt.

PFSS

Malalignment

Malalignment des gesamten

Beins(ausgenommen

das Patellofemorale Gelenk)

Malalignment des Patello-femoralen Gelenks

Nicht muskulärer Ursprung

Muskulärer Ursprung

Kraftdefizit

VMO

M. quadricepsfemoris

Neuro- muskuläre

Dysfunktion

VMO/VL

Dysfunktion

Flexibilität

Hamstrings

Quadriceps

Gastrocnemius

Iliotibialband

Muskuläre Dysfunktion

Klinische Klassifikation des Patellofemoralen Schmerzsyndroms

Text: Verena Gesing

foto

lia: ©

Mar

idav

Page 7: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

16 physio-Journal

In dieser Rubrik stellen wir euch interessante Menschen vor, die vor einigen Jah-ren, genauso wie ihr jetzt, ihre Ausbildung zum Physiotherapeuten gemacht ha-ben und deren Werdegang sich zu erzählen lohnt. Außerdem berichten für euch Physioschüler und -studenten von ihrer Schule oder Hochschule. Auch ihr könnt eure Ausbildungsstelle ins Rampenlicht rücken, wenn ihr glaubt, dass von eurer Schule oder Hochschule jeder mal gehört haben sollte! Da wir immer mit vielen Disziplinen zusammenarbeiten, darf natürlich bei »Vorgestellt« auch der Einblick in andere Berufsgruppen nicht fehlen! Freut euch also auf interessante Menschen der Physiotherapie, interdisziplinäre Einblicke und die bunte Welt der Physioschu-len und Hochschulen.

VORGESTELLT

Steckbrief Dr. med. Martina Dietl-Fried

Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Chirotherapie

Aktuelle Tätigkeit

Facharztpraxis mit Schwerpunkt in konservativer Orthopädie und Schmerztherapie

Ärztliche Leiterin der IAOM

Fachlehrerin für Manuelle Therapie

Arbeitsschwerpunkte

Manuelle Therapie Akupunktur Injektionstechniken

INTERVIEW LEUTE: MARTINA DIETL-FRIED O Sie sind nun schon fast 20 Jahre in der MT-Fortbildung aktiv. Wie sind Sie zur

Manuellen Therapie gekommen?O Zunächst hat mich ein Artikel in einer Zeitschrift über Schulteruntersuchung nach Cyriax sehr beeindruckt. Als kurz danach in meiner Klinik Kurse in orthopädischer Medizin nach Cyriax und manueller Therapie von der IAOM (Internationale Akademie für Orthopädische Medizin – begründet von Dos Winkel) angeboten wurden, war ich natürlich dabei.

O Was begeistert Sie an der MT?O Manuelle Medizin (es geht ja nicht nur um Therapie) versetzt uns in die Lage, mit ein-fachen Mitteln, wie einer genauen Anamnese und gezielten Untersuchung, mit unseren Händen eine Diagnose zu stellen. Damit kann man vielen Patienten und auch manchem »austherapierten« Patienten effektiv helfen.Das verwundert und beeindruckt Patienten, die es gar nicht mehr gewohnt sind, unter-sucht und angefasst zu werden. Die bildgebende Diagnostik steht leider oft im Vorder-grund, nützt aber bei funktionellen Störungen ohne entsprechende Klinik nicht.

O Neben Ihrer Arbeit als MT-Instruktorin sind sie auch noch Medizinerin. Wie können Sie die Manuelle Therapie in Ihrer Arbeit als Ärztin anwenden?

O Fast alles, was wir in den Kursen vermitteln, brauche ich täglich für meine Arbeit mit Patienten. Das beginnt mit der Anamnese und klinischen Untersuchung und führt über die Interpretation der Befunde zur Erstellung eines Therapieplans – indem ich in Form von Injektionen, Manipulationen oder Mobilisationen und Beratung auch manche Teile über-nehme. Daneben bin ich natürlich auf die gute Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten angewiesen.

O Sie haben eine Facharztpraxis für Physikalische und Rehabilitative Medizin mit Schwerpunkt in konservativer Orthopädie und Schmerztherapie. Was unterscheidet Sie vom klassischen niedergelassenen Orthopäden?

O Kollegen meiner Fachrichtung denken primär in funktionellen Zusammenhängen. Sicher sehen wir auch die geschädigte Struktur. Dann stellt sich jedoch die Frage: ist diese Struk-tur überhaupt Schmerzgenerator und/oder spielt sie eine Rolle für die Beschwerden des Patienten? Wenn ja, warum und wie kann man sie durch Änderung von Bewegungs- und Verhaltensmustern entlasten?Nur wenige Kollegen röntgen in der eigenen Praxis und wir operieren nicht.Da es den Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin erst seit 1993 in Deutsch-land gibt, ist er noch recht unbekannt. Einzelne Patienten bekommen heute noch vom Hausarzt keine Überweisung zu mir, »weil es diese Fachrichtung nicht gibt.«

O

Text: Noemi Hagemann

O

Page 8: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

physio-Journal 19

SCHULE HOGESCHOOL VAN ARNHEM EN NIJMEGEN NIEDERLANDE Die Hogeschool van Arnhem en Nijmegen befindet sich im Osten der Niederlande, nahe der deutschen Grenze. Wie der Name erahnen lässt, teilt sich die Hochschule auf zwei Städte auf: Arnhem und Nijmegen. An den zwei Studienorten leben rund 30.000 Studenten und werden von 3.100 Mitarbeitern betreut. Etwa 2.000 der Stu-denten kommen aus Deutschland.

Die HAN bietet verschiedene professionelle akademische Bildungswege in fol-genden Bereichen an: Bildung, Sozialwesen, Handel, Kommunikation, Unterneh-mensmanagement, Wirtschaft, Technik, Bauwesen, angewandte Wissenschaften, Kommunikation und Gesundheitswesen. In diesen Fachbereichen können Studen-ten aus über 65 Bachelor- und mehr als 21 Masterstudiengängen wählen.

Der Campus für den Fachbereich Gesundheit liegt in Nijmegen. Am Gesund-heitscampus des paramedizinischen Instituts vereinen sich die verschiedenen pa-ramedizinischen Gesundheitsfachberufe: Ernährung und Diätetik, Mundhygiene, Krankenpflege, Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie.Nijmegen am Niederrhein ist eine alte Hansestadt mit rund 160.000 Einwohnern; rund 25 % der Einwohner sind Studenten. Die HAN gehört zu den am schnellsten wachsenden Hochschulen im Land.

AusbildungskonzeptDas oberste Ziel der HAN ist es, das Beste aus dir herauszuholen. Dieses Ziel wird mit einer intensiven Betreuung durch qualifizierte Mitarbeiter verfolgt.

Die HAN bietet dir hochwertige Bildung in einer inspirierenden, unternehmerischen und innovativen Umgebung, die auf deine Wünsche abgestimmt ist und Differenzen im Bezug auf Talente und Lernstile berücksichtigt. Nach deinem Abschluss bietet die HAN eine her-vorragende Startposition auf dem Arbeitsmarkt; denjenigen, die bereits arbeiten, bietet sie die Chance, sich weiter zu entwickeln. Unsere Studienangebote haben eine hervorragende Qualität, mit einer nachweisbaren Relevanz für das Berufsfeld.

Die Arbeit der HAN beruht auf sozialem Engagement und dem Willen, einen Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft zu leisten. Ziel der HAN ist es, Wissen und Fähigkeiten zu fördern und zu erweitern. Sie erreicht dieses Ziel durch deine Ausbildung zu einem gewis-senhaften und verantwortungsbewussten Professional. Jeder der Schritte der HAN wird von einem Streben zur Nachhaltigkeit begleitet. Mit dem straffen Vertragsmanagement strebt die HAN nach ergebnisorientierter Arbeit, die innerhalb der gesetzten Rahmen möglichst große Freiräume lässt.

Physiotherapie auf Fachhochschul-NiveauAn der HAN lernst du viel mehr als nur Massieren und das Verbinden verstauchter Knöchel. In den vergangenen 30 Jahren hat dieses Fachgebiet eine enorme Entwicklung durchgemacht.

In den Niederlanden ist das Physiotherapie-Studium sehr anspruchsvoll. Das muss auch so sein, denn Physiotherapeuten haben in den Niederlanden eine sehr viel größere Berufsau-tonomie. Physiotherapeuten führen nicht nur ärztliche Aufträge über verschriebene Heilmit-telverordnungen aus. Sie müssen selbstständig Lösungen für gesundheitliche Beschwerden finden und das funktionelle Gesundheitsproblem genau diagnostizieren – Hilfsmittel dabei sind die physiotherapeutischen Kernkompetenzen. Diese Kernkompetenzen kannst du im niederländischen Berufsprofil für Physiotherapeuten von der königlichen niederländischen Gesellschaft für Physiotherapie (KNGF) selbst nachlesen.

VORGESTELLT

Text und Bild: Benjamin Kretschmer

Page 9: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

physio-Journal 21

Was macht die Hebamme?Der Arbeit einer Hebamme ist sehr vielsei-tig und bunt. Wie in der Physiotherapie gibt es auch in diesem Beruf viele Einsatzorte. Ein paar werde ich hier kurz beschreiben.

Im KreißsaalIm Kreißsaal arbeiten Hebammen, je nach der Geburtenzahl des Krankenhauses, alleine oder im Team. Sie nehmen die Schwangeren auf, führen ein Anamnesege-spräch durch, kontrollieren die Herztöne der Ungeborenen und untersuchen die Schwan-gere. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Betreuung während der Geburt. Verläuft die Geburt physiologisch, wird sie von der Hebamme geleitet, treten Pathologien auf, wird ein Arzt hinzugezogen. Hebammen ar-beiten dabei sehr selbständig und haben bei ihrer Arbeit viel Freiraum.

Auf der WochenbettstationAuf den Wochenbettstationen arbeiten überwiegend Kranken- und Kinderkranken-schwestern, doch vereinzelt auch Hebam-men. Sie betreuen die Schwangeren und die frisch gewordenen Mütter mit ihren Neuge-borenen. Dazu gehört z. B. das Zeigen des Handlings und der Babypflege, Hilfe beim Stillen, Gewichtskontrolle beim Neugebore-nen und Kontrolle der Rückbildung.

Außerklinische GeburtshilfeHebammen haben die Möglichkeit, physio-logisch verlaufende Geburten außerhalb des Krankenhauses zu leiten, entweder in einem Geburtshaus oder bei den Gebärenden zu Hause. Dabei liegt ihr Augenmerk darauf, der Frau eine natürliche, schöne Geburt mit einer persönlichen Betreuung zu ermögli-

chen. In einem auftretenden Notfall stehen die notwendigen Medikamtene zur Verfü-gung und die Gebärende wird ins Kranken-haus gebracht. Ein Geburtshaus ist übrigens eine Art Hebammenpraxis mit speziellen Räumen zum Gebären. In diesen Räumen gibt es ein großes Gebärbett, Gebärhocker, Matten, Gebärbadewanne und alles, was die Hebamme braucht, um eine Geburt zu leiten und das Neugeborene und die Mutter zu versorgen. Frauen wählen diese Geburts-alternative z. B. deswegen, um die Heb-amme ihres Vertrauens bei der Geburt da-bei zu haben, die dann auch von Beginn der Wehen bis nach der Geburt bei ihnen ist. Ein weiterer oft genannter Grund für die Geburt in einem Geburtshaus oder sogar einer Ent-bindung zu Hause ist, dass sich die Frauen eine natürliche Geburt ohne unnötige tech-nische Geräte und Medikamente wünschen.

BeleghebammenMöchte eine Schwangere eine Geburt mit ihrer Hebamme, dabei aber im Krankenhaus sein, besteht in vielen Orten auch die Mög-lichkeit der Beleggeburt. Eine Beleggeburt bedeutet, dass die Hebamme mit der Gebä-renden in das Krankenhaus geht, mit dem die Hebamme einen Vertrag hat. Dort leitet sie die Geburt selber, gibt bei Pathologien die Leitung aber an das im Kreißsaal arbei-tende Personal ab.

Freiberufliche HebammenDie meisten Hebammen arbeiten ganz oder teilweise freiberuflich. Zu ihren Aufga-ben gehören: Geburtsvorbereitungskurse, Schwangerenvorsorge, Beratung der Schwangeren, Wochenbettbesuche, Rück-bildungsgymnastik. Die Hebamme kann die

Schwangere gemeinsam mit dem Gynäkolo-gen oder, abgesehen von Ultraschall-Unter-suchungen, anstelle dessen betreuen. Nach der Geburt kommt die Hebamme anfangs täglich, dann in größer werdenden Ab-ständen zu den Familien nach Hause. Dort kontrolliert sie die Entwicklung des Kindes, den Verlauf der Rückbildung und die Hei-lung der Geburtsverletzungen. Außerdem unterstützt sie die Mutter beim Stillen, be-antwortet Fragen und berät die Familien in der neuen Lebenslage. Die Betreuung ist bis Ende der Stillzeit möglich. Viele Hebam-men bieten zusätzliche Kurse wie z.B. Baby- massage, Babyschwimmen, Säuglingspflege oder auch Gymnastik an.

Wie kann man als Hebamme arbeiten?Wie oben schon dargestellt, gibt es sehr viele verschiedene Möglichkeiten, als Heb-amme zu arbeiten. Die wenigsten sind 100 Prozent im Kreißsaal oder auf Wochensta-tion tätig, sondern arbeiten nebenher noch freiberuflich. Wie viele Stunden die Heb-amme im Krankenhaus oder freiberuflich ist, ist sehr unterschiedlich. Viele Hebammen arbeiten allerdings auch nur freiberuflich, ohne Geburtshilfe zu leisten. Hausgeburten sind in den letzten Jahren allerdings weniger geworden. Doch wenn der Wunsch besteht, kann die Hebamme außerklinische Gebur-ten leiten. Sei es bei der Schwangeren zu Hause oder in einem von Hebammen ge-leiteten Geburtshaus. Eine besondere Form ist die Familienhebamme. Sie haben eine zusätzliche Ausbildung und betreuen über ein Jahr lang Familien mit schwierigen Ver-hältnissen. Dies geschieht in enger Zusam-menarbeit mit dem Jugendamt und anderen Behörden. Als Hebamme gibt es auch viele Möglichkeiten, im Ausland zu arbeiten, ge-rade in England und Irland werden ständig Hebammen gesucht. Nach einem Studium besteht außerdem auch die Möglichkeit, als Lehrhebamme zu arbeiten.

Gibt es Schnittpunkte zur Physiotherapie?Schnittpunkte zur Physiotherapie sind sehr viele vorhanden. Besonders ergeben sie sich bei den Kursen, die die Hebammen in Kran-kenhäusern und Praxen anbieten. Manche

BLICKWINKEL: HEBAMME

VORGESTELLT

Text: Dorothea Kruft

foto

lia: ©

det

ailb

lick

Page 10: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

22 physio-Journal

Hebammen arbeiten dabei mit Physiothera-peuten zusammen, die dann die Gymnastik-kurse übernehmen. Die meisten Hebammen leiten diese Kurse jedoch selbst. So werden in der Schwangerschaft z. B. Yoga-, Bauch-tanz-, Pilates- und Entspannungskurse an-geboten. Nach der Entbindung besteht die Möglichkeit, noch Beckenboden-, Rückbil-dungs- oder Babymassagekurse zu belegen. Auch wenn sich manche Behandlungsan-gebote überschneiden, bzw. gerade deswe-gen, ist es enorm wichtig, dass Hebammen und Physiotherapeuten gut zusammenarbei-ten. Dies ist besonders in Wochenbett- und pädiatrischen Stationen wichtig, da man in diesem Bereich besonders viel miteinander zu tun hat. So ist es hier z. B. hilfreich zu wissen, was die andere Berufsgruppe an Maßnahmen durchführt und man sich dem-entsprechend abstimmt. Auch die zeitliche Einteilung der unterschiedlichen Anwen-dungen erfordern eine intensive Absprache zwischen den Berufsgruppen.

Wie ist die Ausbildung gegliedert?Die Ausbildung dauert in Deutschland drei Jahre und fi ndet an Hebammenschulen statt. Sie umfasst 1.600 Stunden Theorie und 3.000 Stunden praktische Ausbildung. Hebammenschulen werden von einer Leh-rerin für Hebammenwesen (Lehrhebamme) und einem ärztlichen Leiter geleitet. Grund-lage für die Ausbildung sind die Ausbil-dungs- und Prüfungsverordnung für Heb-ammen und Entbindungspfl eger HebAPrV und die Europäische Richtlinie 2005/36/EC.Während der theoretische und praktische Unterricht in der Hebammenschule erteilt wird, fi nden die Einsätze in Krankenhäu-sern statt. Die Ausbildungsinhalte sind in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung HebAPrV in Anlage 1 festgelegt. Die prakti-sche Ausbildung umfasst Einsätze im Kreiß-saal, auf der Wochenstation, Neugebore-nenstation, operativen und nichtoperativen Pfl egestation, Operationssaal, Kinderklinik und in einer freien Praxis. Die Hebammen-schülerinnen verbringen dabei ein bis zwei Monate in Hebammenpraxen oder Geburts-häusern. Während der Ausbildung wird ein Ausbildungsentgelt gezahlt. Zum Abschluss der Ausbildung muss man eine staatliche

Prüfung absolvieren. Sie besteht aus einem schriftlichen, mündlichen und praktischen Teil. Bei Nichtbestehen kann die Prüfung oder der entsprechende Teil der Prüfung einmal wiederholt werden. Nach bestandener Prü-fung beantragt man die Erlaubnis zur Füh-rung der Berufsbezeichnung und dem Start ins Berufsleben steht nichts mehr im Wege.

Welche Fortbildungs-möglichkeiten gibt es?In der Berufsordnung der Hebammen wird eine Fortbildungspfl icht festgeschrieben, die durch die Gesundheitsbehörde überwacht wird. Es werden 60 Fortbildungsstunden in 3 Jahren gefordert. Geeignete Fortbildun-gen gliedern sich in Fach-, und Methoden-kompetenz und Notfallmanagement. Zu den Fachkompetenzen gehören Vertiefungen der Ausbildungsinhalte wie z.B. Schwange-renvorsorge, Geburtsvorbereitung, Physiolo-gie und Pathologie der Geburt und des Wo-chenbetts, Entwicklung des Neugeborenen, Rückbildungsgymnastik, Physiologie und Pathologie des Stillens sowie Ernährungs-beratung. Zu den Methodenkompetenzen gehören Dokumentation, Gesprächsfüh-rung, wissenschaftliches Arbeiten, Kurslei-

tung, Abrechnung und Buchführung. Viele Hebammen lernen zusätzlich alternative Heilmethoden wie z. B. Akupunktur und Homöopathie. Beliebt sind auch Fortbildun-gen, die das eigene Kursangebot erweitern. Dazu gehören z. B. Babymassage, Baby-schwimmen, Schwangerenschwimmen, Yoga oder auch Pilates.

Wie sieht die Woche einer Hebamme aus?Die Anzahl der jungen Familien, die ich in einem Monat betreue, variiert zwischen 2 und 10, weswegen auch die tägliche Ar-beitszeit sehr unterschiedlich ist. Eine ge-wöhnliche Woche sieht so aus, dass ich Donnerstags vormittags einen Babymassa-gekurs, Dienstags Rückbildungsgymnastik und Freitags ein bis zwei »Bauch-Beine-Po«-Kurse durchführe. Die restliche Zeit ist mit Hausbesuchen gefüllt. Bei einem Haus-besuch gucke ich mir das Kind an, wiege es, kontrolliere die Rückbildung der Gebär-mutter und eventueller Geburtsverletzun-gen, helfe beim Stillen und gebe Tipps bei sämtlichen auftretenden Problemen und Fragen. Nachmittags treffe ich oft Schwan-gere in der Praxis, in der ich ein CTG-Ge-rät stehen habe, mit dem ich die Herztöne des Ungeborenen kontrollieren kann. Des Weiteren helfe ich den Schwangeren bei Beschwerden, höre zu, was die Frauen be-schäftigt und untersuche bei Bedarf den Muttermund, sowie den Blutdruck und Lage und Größe des Kindes. Da viele Schwangere noch berufstätig sind, sind diese Treffen in der Regel Nachmittags oder am frühen Abend. An einem Abend in der Woche biete ich zusätzlich noch einen Schwanger-schaftsgymnastikkurs an. Wenn die Frauen frisch aus dem Krankenhaus kommen, oder es spezielle Probleme gibt, ist auch ein Haus-besuch am Wochenende angebracht. Da so-wohl die Schwangerschaft, als auch die Ge-burt immer Ausnahmesituationen sind, ist es wichtig, den Frauen Sicherheit zu vermitteln und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Um dies jederzeit gewährleisten zu können, ist man auf ein funktionierendes Netzwerk mit anderen Hebammen angewiesen. Auch der Austausch mit Ärzten und anderen Thera-pieberufen ist sehr wichtig und nimmt daher einen großen zeitlichen Stellenwert ein.

VORGESTELLT

Zahlen und FaktenAnzahl von Hebammen in Deutschlandca. 19.000

Anzahl Schulenca. 58

Größter BerufsverbandDHV mit fast 18.000 Mitglieder

Welt-Hebammen-Tag05. Mai

Anzahl männliche HebammenEiner. Die korrekte Bezeichnung ist übrigens »Entbindungspfl eger«

foto

lia: ©

Mon

key_

Busin

ess

www.sensotape.de

Ihr Ansprechpartner für Kursbuchungen, Terminabsprachen und weitere Informationen:

Benjamin BareissE-Mail: [email protected]

TAPE∏ 10 Unterrichtseinheiten direkt vor Ort in Ihrer Ausbildungsstätte

∏ Grundlagen aus Theorie und Praxis des kinesiologischen Tapings

∏ Therapiemöglichkeiten, Wirkprinzipien, Anlagetechniken und viele Anwendungs-Tipps

∏ Praxisbuch & Tapematerial im Wert von ¤ 60 je Teilnehmer inkl.!

FÜR NUR

Page 11: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

physio-Journal 25

PRÜFUNGSFRAGEN BRAINTUNING?

Egal wo man seine Ausbildung macht oder studiert, um eine Sache kommt man nicht herum: Prüfungen. Sei es das große Abschlussexamen, die Zwischenprüfung oder auch Klausu-ren zum Ende des Semesters, es gilt, eine Menge Lernstoff zu bewältigen. Gut ist es dann, wenn man weiß, worauf

der Dozent in der Prüfung Wert legt, oder was andere Prü-fer bereits abgefragt haben. Damit du einen Einblick be-kommst, welche Themen relevant sein könnten, stellen wir in jeder Ausgabe einen Pool an originalen Prüfungsfragen zusammen, die schon einmal in Klausuren aufgetaucht sind.

1. Was versteht man unter einer motorischen Einheit?

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

2. Nennen Sie mindestens fünf Komplikationen des Diabetes mellitus?

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

3. Welcher Meniskus wird bei einem Genu valgum mehr beschädigt?

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

4. Nennen Sie die Aufgaben der Atemwege.

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

5. Was versteht man unter einer Arthroskopie?

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

6. Wie kann es zur Entstehung eines epiduralen Hämatoms kommen?

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

7. Welcher klinische Test wird bei Verdacht auf eine Achillessehnenruptur durchgeführt?

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

8. Nennen Sie vier Steuerungsmechanismen, die den venösen Rückstrom fördern.

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

9. Welche Aussage über M.Perthes ist richtig?$ a. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungs$ b. Mädchen sind gleich oft betroffen wie Jungs$ c. Jungs sind häufiger betroffen als Mädchen

10. Nennen Sie die wichtigsten aufsteigenden Bahnen.

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

11. Welche Muskeln bilden die Rotatorenmanschette?

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

12. Was ist eine Torsionsfraktur?

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

13. Nennen Sie drei atemerleichternde Körperstellungen und zwei charakteristische Merkmale.

..............................................................................................

..............................................................................................

..............................................................................................

Damit der Pool an Fragen und Aufgaben immer weiter wachsen kann, brauchen wir Dich! Schicke uns Fragen, die dir in Klausuren gestellt wurden, die du deinen Vorgängern aus der Nase ziehen konntest oder die im Dunstkreis geheimer Ordner in deiner Schule kursieren.

Übrigens: Viele dieser Fragen stammen aus den Heller-Skripten, die kurz und bündig die wesentlichen Themen der einzelnen Prüfungs- fächer zusammenfassen und dich anhand von Fragen und Antworten optimal auf das Examen vorbereiten.

Die Antworten zu den Fragen auf dieser Seite kannst du dort und auch in der nächsten Ausgabe nachlesen.

Mehr Infos unter www.hellerskripte.de

Page 12: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

physio-Journal 31

Allgemeine Grundlagen Kommen wir zuerst zur Theorie, aber ihr habt Glück, die reine Physik können wir dieses Mal etwas kürzer abhandeln. Grund dafür ist, dass die Computertomographie (im folgenden mit CT abgekürzt) nichts anderes als ein Röntgenbild ist und wie ein Röntgenbild funktioniert, sollte noch aus der ersten Aus-gabe bekannt sein. Wenn nicht, hier noch mal eine ganz kurze Wiederholung:Röntgenstrahlen werden mit Hilfe einer Röntgenröhre er-zeugt. Dazu werden negativ geladene Teilchen beschleunigt und durch die Röhre geschickt. Dabei treffen sie auf andere Teilchen und werden in Wärme und Strahlung umgewandelt. Ja, und so entstehen Röntgenstrahlen. Wer es genauer wissen möchte kann nochmal den Artikel aus der ersten Ausgabe nachlesen.

EntstehungEntwickelt wurde das CT vom britischen Ingenieur Godfrey N. Hounsfield zusammen mit dem amerikanischen Arzt Allan M. Cormack im Jahre 1972 in London. Beide erhielten dafür 1979 den Nobelpreis für Medizin. Die CT hat heutzutage besondere Relevanz bei Untersuchungen des Schädels z. B. bei Verdacht auf Frakturen, Tumore oder frische Blutungen. Daneben findet sie noch in vielen anderen Bereichen Anwendung z. B. bei der Untersuchung von Knochen, Lunge, Verdauungstrakt, Leber und Gefäßen. Das Wort Tomographie kommt übrigens aus dem griechischen und setzt sich zusammen aus »tomos« für »Schnitt« oder »schneiden« und »graphein«, was »schreiben« bedeutet. Ein CT-Bild ist also eine Aufnahme einer Schicht des Körpers oder anders gesagt, der Körper wird virtuell in viele kleine Scheiben geschnitten.

AufnahmetechnikWie entstehen nun die Schnittbilder? Genau wie bei der Rönt-genaufnahme wird eine Röntgenröhre sowie ein Schirm (auch als Detektor bezeichnet) benötigt. Die Strahlung wird von der Röhre ausgesandt, trifft auf den Patienten und hinter dem Patienten auf den Detektor (siehe Abb. 1). Bisher verläuft die Untersuchung analog zum Standardröntgen. Um nun aber räumliche Darstellungen des Körpers bzw. einzelner Teile zu erhalten, bedarf es weiterer Einzelaufnahmen. Das Prinzip besteht darin, dass die Röntgenröhre und der De-tektorschirm sich nach einer Aufnahme ein kleines Stück wei-ter um den Patienten drehen und an dieser neuen Position ein weiteres Röntgenbild aufnehmen. Danach dreht sich das Aufnahmegerät erneut und macht auch hier wiederum eine Aufnahme. Dies geschieht mehrmals, bis das Gerät sich um

FÜR DEN PRAXISALLTAG

DIAGNOSTIK: COMPUTERTOMOGRAPHIE

In der zweiten Folge der Diagnostikreihe möchte ich die Computertomo-graphie besprechen. Analog zum vorherigen Artikel starten wir mit et-was Theorie und der zweite Teil widmet sich dann praktischen Beispielen.

Text: Susanne Klotz

Abbildung 1

fotolia: © Dimitry_Vereshchagin

Page 13: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

36 physio-Journal

& Ziel einer US-Amerikanischen Stu-die war es, herauszufi nden, wie Kraft-training die Lebensqualität nach einer Brustkrebserkrankung beeinfl usst.

Dazu wurden 84 Frauen, deren Brustkrebs erfolgreich behandelt wurde, in zwei Grup-pen eingeteilt. Die eine Gruppe bekam ein zweimal wöchentlich durchgeführtes 6-monatiges Trainingsprogramm, während die andere Gruppe keine Intervention er-hielt. Das Trainingsprogramm bestand aus 9 Übungen für die untere und obere Ext-remität und setzte sich aus freien sowie aus gerätegestützten Übungen zusammen.

Vor und nach den 6 Monaten mussten alle Teilnehmer einen Fragebogen ausfüllen, der Fragen zum Thema Lebensqualität, wie z. B. Beeinträchtigung von alltäglichen Tä-tigkeiten oder auch Beziehungsproblemen enthielt. Die Auswertung ergab, dass die Trainingsgruppe weniger Probleme in der Ausführung von alltäglichen Tätigkeiten hatte, als zum Zeitpunkt vor der Intervention, während es dagegen bei der Kontrollgruppe sogar zu einer Verschlechterung kam. Auch im psychosozialen Bereich konnte eine deut-liche Verbesserung erzielt werden.Somit ist es nach dieser Studie ratsam, bei Frauen nach einer erfolgreich durchge-

führten Brustkrebserkrankung Krafttraining durchzuführen. Die Aufgabe von Physiothe-rapeuten ist es, neben der Aufklärung der Patientinnen über den Nutzen von Krafttrai-ning, die Frauen zu motivieren, mindestens zweimal in der Woche selbstständig zu trai-nieren.

LiteraturTetsuya Ohira et. al. (2005): Effects of Weight Training on Quality of Life in Recent Breast Cancer Survivors

STUDIENZUSAMMENFASSUNGEN

Studien liefern uns interessante und wichtige Informati-

onen zur Behandlung unserer Patienten. Doch leider hat

man gerade in der Ausbildung

nicht immer die Zeit, sich in-

tensiv mit wissenschaftlichen

Arbeiten zu beschäftigen. Damit man trotzdem einen

Einblick in die neuesten Erkenntnisse bekommt, fi ndet

ihr hier verschiedene Zusammenfassungen von Studien,

die für die Therapie interessant sein könnten.

Krafttraining verbessert die Lebensqualität nach Brustkrebs Stephan Kruft

& Ziel einer norwegischen Studie war es, herauszufi nden, ob Mobilisation in-nerhalb der ersten 24 h nach Aufnahme in eine Klinik aufgrund eines Schlag-anfalls einen positiven Einfl uss auf den Verlauf innerhalb der ersten 3 Monate hat.

Insgesamt wurden 56 Patienten für die Stu-die eingeschlossen. 27 Probanden waren in der Interventionsgruppe und wurden in-nerhalb der ersten 24 h nach Aufnahme in die Klinik mobilisiert. 29 Teilnehmer befan-den sich in der Kontrollgruppe und wurden zwischen 24 h und 48 h nach Aufnahme

Frühzeitige Physiotherapie nach Schlaganfall trägt zu einer

besseren Rehabilitation bei Anna Heller

mobilisiert. Primär wurde das Ausmaß der Behinderung nach Schlaganfall mit der mo-difi zierten Rankin-Skala gemessen. Wei-terhin hat man die Anzahl der Todesfälle, das Ausmaß der Selbständigkeit mit dem Barthel-Index und die neurologische Beein-trächtigung (NIHSS) bei beiden Gruppen ge-messen und miteinander verglichen.Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass durch Frühmobilisation innerhalb der ersten 24 Stunden nach Schlaganfall die Anzahl der Todesfälle geringer und die Funktionsfä-higkeit im Alltag im Vergleich zur Kontroll-gruppe etwas besser ist. Bei der Kontroll-gruppe waren die neurologischen Defi zite

3 Monate nach dem Schlaganfall tendentiell geringer ausgeprägt.In Anbetracht dieser Studie ist die frühe Phy-siotherapie absolut wichtig, um die Letalität nach einem Schlaganfall zu reduzieren und die Funktionsfähigkeit im Alltag zu verbes-sern.

LiteraturSundseth et. al. (2012): Outcome After Mobilization Within 24 Hours of Acute Stroke. A Randomized Controlled Trial.

fotolia: © Amero

foto

lia: ©

Ale

xand

er_R

aths

FÜR DEN PRAXISALLTAG

Page 14: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

38 physio-Journal

Im Juni 2012 zog es ein kleines Team um den Juniorenbeauftragten aus dem Lan-desverband Berlin-Brandenburg, Jens Aßmann, in ein kleines Waldstück in der Nähe von Päwesin, genannt: Bollmanns-ruh. Das Ziel: Physiotherapie-Schülern eine schöne Zeit zu bereiten und sie ein bisschen vom Lernstress abzulenken.

Unter Junioren … 70 Leute kamen am 15. Juni 2012 in einen der abgelegensten Flecken Brandenburgs. Darunter waren nicht nur bekannte Gesich-ter, sondern auch eine Vielzahl an neuen Gleichgesinnten. Alle wollten sich dieses Juniorentreffen der besonderen Art nicht entgehen zu lassen. Das diesjährige Spekta-kel zog sowohl Auszubildende als auch Stu-dierende der Physiotherapie an. So wurde die Veranstaltung von zwei Mitgliedern des BundesStudierendenRates tatkräftig unter-stützt. Maximilian Matthes aus dem primär-qualifizierenden Studiengang an der Alice Salomon Hochschule in Berlin nahm zum ersten Mal teil, und erläuterte im Rahmen eines Workshops den Stellenwert des Phy-siotherapie-Studiums in Deutschland. Seine bisherigen Erfahrungen veranschaulichte er mit Herzblut, auch bei anschließenden Ge-sprächen mit den Teilnehmern bei gemütli-cher Dämmerung. Zweiter im Bunde war Ro-bert Haueisen, Studierender an der Diploma Leipzig in Sachsen. Wie bereits die Jahre zu-vor, unterstützte der junge Physiotherapeut auch in diesem Jahr das Organisations-Team und stellte im Kontext eines Workshops die Bedeutung der »Triggerpunkttherapie« vor, wobei nicht zuletzt Erkenntnisse und Ergeb-nisse seiner diesjährigen Bachelorarbeit zum Tragen kamen.

Weiteres Thema auf dem diesjährigen Tref-fen war das Kinesio-Taping. Die Teilneh-mer haben sich vielseitig beklebt, was sich noch unterstützend auf das am Nachmittag stattgefundende Volleyballtunier auswirken sollte! Des Weiteren kamen einige ordent-lich ins Schwitzen mit Zumba-Fitness, was seid jüngster Zeit in Deutschland der ab-solute Hit ist; aber schon Anfang der 90er Jahre als Tanzfitnessform in Kolumbien ent-standnen ist. Abends gab es ein gemütliches Beisammensein zum Grillen und später zum WSDS (Wir Suchen Den Superphysio). Das wurde wieder erfolgreich bestritten durch Murad Abu Sliman aus Bad Wilsnack. Wir gratulieren nochmals herzlichst an dieser

KONGRESSBEOBACHTERDa man leider nicht immer und überall dabei sein kann, su-chen wir für Euch zu jedem wichtigen Kongress oder jeder wichtigen Veranstaltung in der Physiowelt einen Kongressbe-obachter! Der- oder diejenige fasst für euch die wichtigsten Infos zusammen, sodass euch nichts durch die Lappen geht!Auch ihr könnt gerne eure Eindrücke schreiben und an die Redaktion mailen, wenn ihr auf einem für die Physiotherapie spannenden Event gewesen seid!

LANDESJUNIORENTREFFEN IN BOLLMANNSRUH

Stelle. Wir haben dann den Abend mit Mu-sik und Tanz ausklingen lassen. Einige woll-ten aber noch nicht ins Bett und haben bis spät nachts in kleinen Grüppchen an ihren Bungalows zusammen gesessen. Am nächs-ten Morgen wurde dann der Gewinner des Volleyballtuniers gekürt: Die Knochenbre-cher 1 aus Bad Wilsnack haben ihren Titel verteidigt. Herzlichen Glückwunsch!

Das Treffen hat wieder einmal den Austausch zwischen Junioren und Studierenden auf amüsante Weise gestärkt. Auch dieses Juni-orentreffen hat gezeigt, wie wichtig ein Tref-fen des Physio-Nachwuchses für ein starkes und kollegiales »Physio-Deutschland« ist.

Text und Bild: Robert Haueisen, Viktoria Martens

Page 15: physio -   · PDF fileGelenk aus, während der Patient seine Ex-tremität aktiv in die zuvor schmerzhaft ein-geschränkte Bewegungsrichtung bewegt. ... 8 physio-Journal 1

physio-Journal 43

Charlotte Klenke, BraunschweigNach meinem Abitur habe ich mich für ei-nen Medizinstudienplatz beworben. Da der NC jedoch zu hoch war, musste ich mir eine Alternative überlegen, falls ich keinen Stu-dienplatz bekommen sollte. Ich habe mich für die Ausbildung zur Physiotherapeutin entschieden, weil diese dem Studium in vielen Dingen ähnelt und mich alle Ausbildungsinhalte sehr stark angesprochen ha-ben. Mittlerweile bin ich im dritten Semester, habe immer noch keinen Studienplatz aber trotzdem vom Gefühl her alles richtig gemacht. Am schönsten ist es für mich, mit meinem Beruf Men-schen helfen zu können.

PT-GEFLÜSTER Gründe für eine Physiotherapie-Ausbildung gibt es viele: die direkte Arbeit an den Patienten, eigenständiges Handeln und vielseitige Arbeitsmöglichkeiten – um nur Einige zu nennen. Jeder hat dabei seine eigene Motivation, die Ausbil-dung zu beginnen. Wie die so aussehen kann, könnt ihr hier lesen.

INSIDER

Anna-Lena Pitz, MarburgIch habe mich für die Aus-bildung zur Physiothera-peutin entschieden, weil ich vor 4 Jahren selbst drei Schulter-OPs hatte und daraufhin (durch die

Nachbehandlung) Einblicke in die Physio-therapie gewinnen konnte und vieles darü-ber erfahren habe. Ich finde die Arbeit mit Menschen sehr interessant, zu sehen wie sie im Laufe der Behandlung Vertrauen fassen, Fortschritte machen und dann oftmals sehr dankbar für diese sind. Und da ich früher Tennis als Leistungssport betrieben habe, möchte ich versuchen, im Idealfall über die Sportphysiotherapie beruflich wieder eine Verbindung zum Sport herstellen zu können.

Christin Küster, BochumAls ich mir zum Tag der offenen Tür das Konzept der HSG in Bochum angesehen habe, wusste ich: Genau das will ich! Und das, obwohl mir damals noch nicht bewusst war, welche Möglichkeiten mir die Physiothe-

rapie noch bietet. In diesem Beruf kann ich direkt MIT meinen Patienten arbeiten, dabei ist das Patientenspektrum einfach riesig. Ob ich nun eine ältere Dame dabei unterstütze, von den Gehstützen loszukommen, damit sie ohne Hindernisse mit ihren Mädels nochmal in den Urlaub fahren kann, oder einem Marathonläufer nach seiner Verletzung helfe, damit er beim nächsten Rennen wieder alles geben kann. Falls mir das nicht reicht, habe ich immer noch die Möglichkeit, in die Forschung zu gehen, mein Wissen als Dozentin weiter zu geben, Leitungspositionen zu übernehmen oder auch im Ausland zu arbeiten.

Michael Meyer, FuldaDie Arbeit mit Menschen und das Auseinandersetzen mit anatomischen und physiologischen Prozessen war für mich zu Beginn der Ausbildung einer der Hauptbeweggründe, den Beruf des Physio- therapeuten zu erlernen. Häufig bin ich dabei auf Fra-gen gestoßen die mir keiner plausibel beantworten »konnte«. Ferner wollte ich mir die Möglichkeiten, im Ausland zu arbeiten, ein wenig verbessern, weshalb ich im Oktober 2009 das Bachelorstudium in Fulda begon-nen habe.

Sarah Lorig, BraunschweigIch habe mich vor allem für die Ausbildung zur Physiotherapeutin entschieden, weil ich sehr gerne mit Menschen zusammenarbeite. Es macht mir Spaß, ihnen zu helfen, wieder »auf die Beine zu kommen« und ich freue mich drüber, wenn ich die Erfolge sehe, die sie während meiner Behandlung machen. Das motiviert mich dann, auch weiterhin die Schulbank zu drücken, um die ganze Theorie rund um die Physiotherapie zu lernen.

Theresa Weber, MarburgFür die Ausbildung zur Phy-siotherapeutin habe ich mich entschieden, weil ich Freude daran habe, kranke Menschen ein Stück weit auf ihrem Genesungsweg zu begleiten. Durch die verschiedenen Therapiemöglichkeiten kann ich dem Patienten helfen, erneut sein gesamtes Bewe-gungsausmaß zu erlangen. Die Tatsache, dass sich der Patient im Anschluss an die Therapie wieder problemlos und schmerzfrei im Alltag bewegen kann, ermutigt mich dazu, immer wieder neue Be-handlungsmethoden zu erlernen.

MACHT MIT!! MACHT MIT!! MACHT MIT!! MACHT