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Klinikleitfaden Pflege 8. Auflage www.pflegeheute.de

Pfl ege - Fachliteratur, Buch, Medizin, Medizinstudenten ... · • Anhaltende, instabile Angina pectoris, durch Ruhe oder Nitrate kaum zu be- einfl ussen • Ausstrahlender Schmerz

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KlinikleitfadenPfl ege

8. Aufl age www.pfl egeheute.de

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7.1 Leitsymptome und Leitbefunde 344

7.2 Diagnostik und Pfl ege 3447.3 Medikamente 3477.4 Erkrankungen 3487.4.1 Koronare Herzerkrankung

(KHK) 348

7.4.2 Myokardinfarkt 3507.4.3 Herzinsuffi zienz 3537.4.4 Herzrhythmusstörungen 3567.4.5 Entzündliche

Herzerkrankungen 3597.4.6 Herzklappen-

erkrankungen 360

7 Pfl ege von Menschen mit HerzerkrankungenMarianne Schoppmeyer

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344 7 Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen

7.1 Leitsymptome und Leitbefunde

Tab. 7.1 Leitsymptome bei Herzerkrankungen

Symptome Beschreibung Wichtige Differenzial-diagnosen

Retrosternale Schmerzen

• Angina pectoris: mit Angst einhergehende Schmerzen, die in den li. Arm, Hals, Oberbauch ausstrahlen können

• Atemabhängigkeit: Zeichen für Reibung der Pleura-blätter

Angina pectoris, Herzin-farkt, Perikarditis, Lun gen-embolie, Pleuraerkran-kungen, vom Ösophagus ausgehende Schmerzen (z. B. heftiges Sodbren-nen), akute Pankreatitis, Gallenkolik, Wirbelsäu-lenerkrankungen, funkti-onelle Herzbeschwerden (Ausschlussdiagnose)

Rhythmusstörungen Als Herzjagen, -klopfen, -stol-pern empfundene Störungen des Herzrhythmus. Angst, Unruhe, Schwindel, evtl. kurz-zeitiger Bewusstseinsverlust (Synkope)• Tachykardie: HF > 100/min• Bradykardie: HF < 60/min• Arrhythmie

KHK, Herzinfarkt, Myo-karditis, Klappenfehler, Hyperthyreose, Elektro-lytstörungen, Hypoxie, psychovegetative Ursa-chen, Medikamente

Stauungszeichen • Linksherzinsuffi zienz: Atemnot, Zyanose, chron. Hustenreiz

• Rechtsherzinsuffi zienz: Ödeme (→ evtl. Nykturie), gestaute Halsvenen, Appe-titlosigkeit, Erbrechen

Herzinsuffi zienz durch KHK, Herzinfarkt, brady-karde Herzrhythmusstö-rungen, Herzklappener-krankungen, dilatative Kardiomyopathie, Peri-karderguss, Lungener-krankungen

Leistungsschwäche Herz-/Kreislauffunktion , all-gemeine Schwäche

Herzinsuffi zienz, Kortiko-steroidmangel, Infekte, maligne Erkrankungen

7.2 Diagnostik und Pfl ege

Tab. 7.2 Diagnostische Maßnahmen in der Kardiologie

Ärztliche Anordnungen Aufgaben der Pfl egenden

LaboruntersuchungenBlut: BB, CRP, Gerinnung, E'lyte, Herz-enzyme (GOT, CK, CK-MB, LDH), Tropo-nin T und I, Myoglobin, Gesamteiweiß, Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure, GPT, γ-GT, Blutfette (Cholesterin, Triglyzeri-de, HDL, LDL), ggf. Digitalisspiegel

• Bereitstellen des Materials• Blutfette nüchtern bestimmen

( abhängig vom zuständigen Labor)

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345 7.2 Diagnostik und Pflege

Tab. 7.2 Diagnostische Maßnahmen in der Kardiologie (Forts.)

Ärztliche Anordnungen Aufgaben der Pfl egenden

Urinstatus Mittelstrahlurin gewinnen (▶ Kap. 2.8.1)

Kreatinin-Clearance Sammelurin nach hausinterner Regelung (> 1,5 l), Gesamtmenge dokumentieren, Beachten: erforderliche Urinprobe u. Blutmonovette ins Labor für Serumkrea-tinin-Bestimmung am Ende der Sammel-periode

Ruhe-EKGBelastungs-EKGKörperliche Belastung → Herzfrequenz-steigerung mit erhöhtem Sauerstoff-bedarf → u. U. EKG-VeränderungenLangzeit-EKGMessung über 24 Stunden, Erfassung von Herzrhythmusstörungen, stummer und nächtlicher Ischämien

Extremitäten- und unipolare Brustwand-ableitungen, Elektroden an defi nierten Punkten anbringen, Medikationspause einhalten bei Digitalis, Chinidin, Antide-pressiva (nur nach ärztl. Anordnung); Überwachung (RR, Puls, Schmerzen, Auf-treten von Beschwerden); Reanimations-bereitschaft (Defi brillator bei Kammer-fl immern), Patienten zur Ereignisdoku-mentation während der Messung anlei-ten (Knopfdruck am Gerät → Protokoll)

Echokardiografi eDarstellung der Herzhöhlen und -klap-pen, Einschätzung der Ventrikelfunk-tionTransösophageale Echokardiografi eSchallkopf wird in Ösophagus einge-führtBelastungs-Echokardiografi eKörperliche Belastung oder Herzbelas-tung mittels Medikamenten, Nachweis von Wandbewegungsstörungen auf-grund von Ischämie

Bei transösophagealer Echokardiografi e: Patienten nüchtern lassen, 2 h nach Un-tersuchung nichts essen

Röntgen-Thoraxin 2 Ebenen (Herzgröße, Gefäßkonfi -guration)

Ggf. Voraufnahmen mitgeben, Wie alt ist die letzte Aufnahme? Röntgen-Pass vorhanden (evtl. anfordern)?

Myokardperfusionsszintigrafi eDarstellung der Myokarddurchblutung bzw. des vitalen Myokards

Patienten nüchtern lassen

Radionuklidventrikulografi e (RNV)Radioaktive Blutstrommarkierung, auch Herzbinnenraumszintigrafi e ge-nannt

Patienten nüchtern lassen

Linksherzkatheter, Koronarangio-grafi ezur Identifi kation von Einengungen der HerzkranzgefäßeLävokardiogramm zur Identifi kation schlecht beweglicher Wandareale; Druckmessung, Bestimmung von Herz-zeitvolumen und Auswurfl eistung

Vorbereitung: Rasur beider Leisten, Pa-tient ist nüchtern. Nach Eingriff Druck-verband (je nach Arztanordnung) bis ca. 4 h nach Beendigung der Untersuchung → Kontrolle Durchblutung, Punktionsstel-le, Fußpulse sowie Vitalzeichen; Flüssig-keitszufuhr 2–3 l (Trinken/Infusion) zur Ausschwemmung des Kontrastmittels (bei Herzinsuffi zienz Arztanordnung be-achten), Bettruhe je nach Arztanordnung

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346 7 Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen

Tab. 7.2 Diagnostische Maßnahmen in der Kardiologie (Forts.)

Ärztliche Anordnungen Aufgaben der Pfl egenden

Elektrostimulation• Zur Diagnostik/Therapie bei

Arrhythmien• Vorhofstimulation• His-Bündel-Elektrografi e

Patienten nüchtern lassen, Druckverband/Bettruhe nach Anordnung, Kontrolle der Vitalzeichen, Pulse, evtl. Intensiv-Über-wachung

Beobachten• Patientenangaben über Beschwerden, Belastbarkeit (Alltag, Anstren-

gung), Ängste, soziale Situation• Aussehen (Statur, Brustkorbveränderungen)• Herzfrequenz und -rhythmus, RR (▶ Kap. 2.5), evtl. Monitoring• Dyspnoe (Ruhe? Belastung?)• Schmerzen (Wie oft ? Wann? Ausstrahlung? Todesangst?)• Hautfarbe (Zyanose der Lippen? Rötlich-zyanotische Wangen = „ Mit-

ralbäckchen“? ▶ Kap. 7.4.6)• Ödeme: Knöchel? Bei Liegenden am Rücken (Anasarka?) Aszites? Lun-

genödem?• Halsvenenstauung im Sitzen• Appetitlosigkeit bei Herzinsuffi zienz.

Zur Pfl ege gehören das Eingehen auf die psychische Verfassung des Patienten, Beratung, Schulung, Aufk lärung sowie die Verstärkung von gesundheitsfördern-den Verhaltensweisen.

Schonen und unterstützen des Herz-Kreislauf-Systems• Herzbett: Kopf- und Fußteil verstellbar; Bettruhe je nach Zustand• Vitalzeichen überwachen• Vorsichtig mobilisieren, nach Verordnung, ggf. Stufenschema• Physiotherapie, ggf. Hinweis auf Herzsportgruppe.

Verhütung und Therapie von Ödemen• Täglich 1–2-mal Gewicht kontrollieren (Volumenbelastung)• Flüssigkeitsbilanz (Minusbilanz anstreben) → nach ärztlicher Anordnung

Flüssigkeitszufuhr einschränken, evtl. natriumarme Kost• Beine wickeln, im Liegen evtl. MTS anziehen (nur nach ärztlicher Anordnung)• Ggf. die medikamentöse Th erapie (Diuretika) überwachen (Wirkung, NW).

Hautpfl ege• Sorgfältige Hautbeobachtung (Gefahr von Ulzera) und Dekubitusprophylaxe

(▶ Kap. 2.2.11)• Bestehende Ulzera sorgfältig behandeln (▶ Kap. 2.2.11).

Ernährung• Übergewicht reduzieren → kalorienreduzierte, evtl. fettarme Kost (HLP)• Diätberatung organisieren, salzarme Kost• Bei Darmträgheit ballaststoff reiche Kost, leicht verdaulich• Regelmäßige, beschwerdefreie Darmentleerung (z. B. durch Gabe von Laktu-

lose nach Arztanordnung).

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347 7.3 Medikamente

7.3 Medikamente

Tab. 7.3 Medikamente in der Kardiologie

Substanzen Wichtige Nebenwirkun-gen/Wechselwirkungen

Pfl egerische Besonderheiten

Fibrinolytika (= Thrombolytikum) → Lysetherapie

Streptokinase (Streptase ), tPA (= Alteplase, Actily-se ), rtPA (= Reteplase, Rapilysin )

Blutungen, allergische Reaktionen, Kopf-schmerzen, Rücken-schmerzen, Temperatur-anstieg

Auf Nebenwirkungen achten, täglich Stuhl auf Blut untersuchen, keine i. m. Injektionen und kei-ne nichtsteroidalen Anti-phlogistika wegen Blu-tungsgefahr

Herzglykoside (= Digitalispräparate) → Steigerung der Herzkraft

Digoxin (Novodigal ), Digitoxin (Digimerck )

Geringe therapeutische Breite; Rhythmusstörun-gen (Extrasystolen, AV-Block), Übelkeit, Erbre-chen, Durchfall, Kopf-schmerzen, Sehstörun-gen (z. B. Farbensehen)

Auf Kaliummangel achten: Arrhythmien, Muskel-schwäche, Parästhe sien, Obstipation? Bei Nieren-insuffi zienz: Dosisreduk-tion von Digoxin

Medikamente zur Hemmung der Thrombozytenaggregation (-verklumpung)

Acetylsalicylsäure (ASS) (Aspirin )

Erosive Gastritis, Ulcera, Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Asthma, er-höhte Blutungsgefahr

Nach Beschwerden fragen, bei Bedarf Magenschleim-hautschutz ver ordnen las-sen

ADP-BlockerClopidogrel (Plavix ), Prasugrel (Efi ent ), Ticagrelor (Brilique )

Erhöhte Blutungsgefahr u. a.

Nitrate → Gefäßerweiterung (venös > arteriell)

Isosorbidmononitrat (Ismo ), Isosorbiddinitrat (Isoket ), Glyzeroltrinitrat (= Nitroglyzerin) (Nitro-lingual )

Oft Kopfschmerzen zu Beginn der Therapie, Gewöhnung (→ Do-sissteigerung erforder-lich), bei hohen Dosen RR-Abfall, Refl extachy-kardie, Kollaps

RR-/Pulskontrolle, bei lang anhaltendem/star-kem Kopfschmerz Arzt informieren, nitratfreies Intervall zur Verhinde-rung der Gewöhnung (z. B. Tbl.-Gabe 1–1–0)

Antiarrhythmika = heterogene Substanzgruppe zur Therapie der verschiedenen Formen von Herzrhythmusstörungen

Na+-Kanalblocker: Chinidin (Chinidin-Duriles ), Ajma-lin (Gilurytmal ), Lidocain (Xylocain )K+-Kanalblocker: Amioda ron (Cordarex ), Sotalol (Sotalex )Ca2+-Antagonisten: Verapamil (Isoptin ), Diltiazem (Dilzem )

Allgemein: Rhythmus-störungen, Verminde-rung der Herzkraft, ZNS-Störungen. Jede Substanz hat zusätzli-che eigenständige Ne-benwirkungen

Bei allen Antiarrhythmika: häufi ge Kontrolle von Puls, RR und EKG, Moni-toring nach Anordnung, auf ZNS-Symptome (z. B. Tremor) achten. Ältere Menschen sind besonders anfällig gegenüber Neben wirkungen

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348 7 Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen

Tab. 7.3 Medikamente in der Kardiologie (Forts.)

Substanzen Wichtige Nebenwirkun-gen/Wechselwirkungen

Pfl egerische Besonderheiten

If-Kanal-Blocker

Ivabradin (Procoralan ) Stabile Angina pectoris bei KI für β-Blocker

Kontrolle der Herzfre-quenz, Absetzen bei Herzfrequenz ≤ 60/min

Diuretika → Vermehrte Urinausscheidung (▶ Tab. 11.4)

Antihypertensiva → Senkung des Blutdrucks (▶ Tab. 8.4)

Medikamente zur Blutfettsenkung (▶ Tab. 12.1)

7.4 Erkrankungen

7.4.1 Koronare Herzerkrankung (KHK) Durch Einengung oder Verschluss der Herzkranzgefäße hervorgerufener myokar-dialer Sauerstoff mangel, der typischerweise bei Belastung zu Symptomen führt. Ursache: Arteriosklerose.

Risikofaktoren Arteriosklerose • Hyperlipidämie• Hypertonie (> 140/90 mmHg)• Diabetes mellitus• Nikotinabusus• Herzinfarkte in der Familie• Lebensalter (Männer > 45 J., Frauen > 55 J.).

SymptomeAngina-pectoris -Anfall: Sekunden bis Minuten anhaltender retrosternaler Schmerz, Druckgefühl, Beklemmung, Schmerzausstrahlung in Schulter, Arm, Hals, Unterkiefer, Oberbauch möglich; Dyspnoe; Patient vermeidet Bewegung.Auslösung durch Kälte, Anstrengung, Tachykardie, Blutdruckspitzen, schwere Mahlzeiten, Hyperthyreose, schwere Anämie (▶ Kap. 14.4.1).Verlaufsformen:• Stabile Angina pectoris: Anfallsbesserung durch Medikamente/körperliche

Ruhe in wenigen Minuten• Instabile Angina pectoris: Jede Erstangina; in Ruhe oder schon bei geringerer

Belastung als gewohnt auft retender Anfall; mit stärkeren und/länger an-dauern den Beschwerden → V. a. Herzinfarkt; Postinfarkt-Angina.

Diagnostik• Beschreibung der Beschwerden durch Patienten• Labor: BB, E'lyte, Gerinnung, BZ, CRP, Blutfette, Herzenzyme, Troponin T

und I, Myoglobin

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349 7.4 Erkrankungen

• Ruhe-EKG, Belastungs-EKG, Langzeit-EKG• Bildgebende Verfahren: Belastungs-Echokardiografi e, nuklearmedizinische

Untersuchung (Myokardperfusionsszintigrafi e, Positronenemissionstomo-grafi e), Koronarangiografi e, MR-Angiografi e.

Therapie

Erstmaßnahmen beim Angina-pectoris-Anfall• Arzt verständigen• Patienten ins Bett bringen, beruhigen, nicht alleine lassen (wenn doch

notwendig: Rufanlage in die Hand geben)• Oberkörper hochlagern, beengende Kleidung entfernen• Vitalzeichen kontrollieren, Monitoring• Sauerstoff gabe vorbereiten, 4–8 l/min sofort geben, Pulsoximetrie-Kontrolle• Wenn RR systolisch > 110 mmHg: 2 Sprühstöße oder 1 Kapsel Nitrogly-

zerin sublingual verabreichen• Ärztliche Maßnahmen

– Venösen Zugang schaff en, Blutentnahme– I. v.-Gabe von Nitrat, Morphin bei starken Schmerzen.

Therapie der stabilen Angina pectoris• Behandlung der Risikofaktoren: Gewichtsnormalisierung, Nikotinkarenz,

Th erapie von Hypertonie, Diabetes und Fettstoff wechselstörung• Basistherapie zur Rezidivprophylaxe: ASS 100 mg täglich, bei Unverträglich-

keit alternativ Clopidogrel; β-Blocker (z. B. Tenormin ), Statine zur Senkung der Blutfette

• Antianginöse Th erapie: Nitrate (z. B. Ismo , Isoket ), alternativ Molsidomin (Corvaton ); bei weiter bestehenden Beschwerden Ca2+-Antagonisten (z. B. Adalat ), Zusatzmedikamente bei unzureichender Wirkung: Ivabradin (If-Kanalblocker am Sinusknoten), Ranolazin

• PTCA (Perkutane transluminale coronare Angioplastie): Ballonkatheterdila-tation mit einem i. d. R. über die Femoralarterie eingeschobenen Katheter, meist mit nachfolgender Stent-Einlage → Intensivüberwachung

• Aortokoronare Bypass-OP (→ kardiochirurgischer Eingriff )• Sonderform: Prinzmetal-Angina durch Koronarspasmen → Th erapie mit

Ca2+-Antagonisten.

KomplikationenIschämie des hinter der Stenose liegenden Gewebes mit Myokardinfarkt, Herz-rhythmusstörungen, plötzlichem Herztod, ischämische Herzmuskelschädigung mit Linksherzinsuffi zienz.

BeobachtenBefi nden, Aussehen, Atmung, Puls, RR, Monitoring, Infusionstherapie, Me-dikamentenwirkung/NW.

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350 7 Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen

Pfl ege• Vitalzeichen überwachen (wegen Gefahr des RR-Abfalls bei Nitro-Gabe halb-

stündlich)• Erfassen der Beschwerden, Th erapie überwachen• Bettruhe nach Anordnung → Hilfestellung bei Körperpfl ege und Nahrungs-

aufnahme (evtl. am Bettrand)• Auf regelmäßigen Stuhlgang achten• Mobilisation in Begleitung und unter Beobachtung der Vitalzeichen, Unter-

stützung durch Physiotherapie• Risikofaktoren der Arteriosklerose reduzieren.

Gesundheitsförderung und PräventionRisikofaktoren der Arteriosklerose so gut wie möglich beseitigen: Rauchen auf-geben, ausreichend Bewegung (Koronarsportgruppen), Übergewicht abbauen (→ Diätberatung), fettarme Ernährung, optimale Einstellung eines Diabetes melli-tus, Fettstoff wechselstörung sowie Hypertonie, Entspannungstechniken zur Stressbewältigung. Betroff ene und deren Angehörige zur Umstellung ihres bishe-rigen Lebensstils motivieren.

Tipps, Tricks und Fallen• Keine i. m. Injektionen (Verfälschung von Herzenzymwerten)• Bei Kopfschmerzen an Nitratkopfschmerzen denken → Arztinformation.

7.4.2 Myokardinfarkt Herzmuskelnekrose durch Verschluss der versorgenden Koronararterie.

Symptome• Anhaltende, instabile Angina pectoris, durch Ruhe oder Nitrate kaum zu be-

einfl ussen• Ausstrahlender Schmerz (linker Arm, Hals, Unterkiefer, Oberbauch, Rü-

cken), bei 20 % keine Schmerzsymptomatik, insbesondere bei älteren Patien-ten und Diabetikern

• Vernichtungsgefühl, Todesangst• Vegetative Symptome (Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen)• Herzrhythmusstörungen, RR • Linksherzinsuffi zienz, u. a. Dyspnoe.

Diagnostik• EKG: zwei Ableitungen im Abstand von 24 h (▶ Abb. 7.1), Aussagen zu Loka-

lisation, Ausmaß und Alter des Infarkts, Unterscheidung ST-Streckenhe-bungsinfarkt (STEMI) von Nicht-ST-Streckenhebungsinfarkt (NSTEMI)

• Labor: BB, E'lyte, Gerinnung, BZ, CRP, Herzenzyme (CK, CK-MB, GOT, LDH), Troponin T und I, Myoglobin, Blutfette

• Bildgebende Verfahren: Rö-Th orax, Echokardiografi e, Koronarangiografi e, MRT.

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351 7.4 Erkrankungen

Erstmaßnahmen bei Myokardinfarkt Siehe Erstmaßnahmen beim Angina-pectoris-AnfallNach Arztanordnung:• Nitroglyzerin: 2 Sprühstöße oder 1 Kapsel (0,8 mg) sublingual unter RR-

Kontrolle, evtl. Nitroinfusion; KI: RR < 90 mmHg, Schock, Einnahme von Sildenafi l (Viagra)

• Bei Blutdruckkrise Ca2+-Antagonist 10 mg sublingual• Defi brillationsbereitschaft • Venösen Zugang schaff en, Blutentnahme• Schmerzbekämpfung (z. B. 10–20 mg Morphin i. v.), Sedierung (z. B.

5–10 mg Diazepam i. v.) nach Bedarf• Duale Plättchenhemmung: ASS 150–300 mg per os plus ADP-Rezeptor-

blocker (z. B. Ticagrelor, Clopidogrel, Prasugrel)• Heparin oder niedermolekulare Heparine (z. B. Enoxaparin)• So schnell wie möglich auf Intensivstation verlegen; nur in Arztbeglei-

tung mit Notfallkoff er, transportablem EKG/Defi brillator, Sauerstoff ga-be und vollständigen Unterlagen.

Therapie• Fortführung der Erstmaßnahmen (Monitoring, O2-Gabe, Sedierung, Analge-

sie, antithrombozytäre Th erapie) auf Intensivstation• Meist zentralvenöser Katheter

Erstickungs-T

Initialstadium

Stadium I (frischesStadium)

Zwischenstadium

Stadium II(Folgestadium)

Stadium III(Endstadium)

Beträchtliche T-Überhöhung(Erstickungs-T); meist beiKlinikeinweisung nicht mehrnachweisbar

ST-Hebung, mit Abgang aus demabsteigenden QRS-Schenkel,evtl. in den gegenüberliegendenAbleitungen spiegelbildlicheSenkung

ST-Hebung, Auftretenpathologisch tiefer Q-Zacken,evtl. R-Verlust, terminal spitz-negative T-Welle. ST-Hebung > 6 Wochen:an Aneurysma denken!

Rückbildung der ST-Hebung,T-Welle wird tiefer, spitzer,evtl. Aufbau einer kleinen R-Zacke, pathologische Q-Zackenpersistieren (Pardée-Q)

Pathologische Q-Zacken, ST-Hebung nicht mehr nachweisbar,T-Wellen positiv, R-Zacke nimmtwieder an Höhe zu

Abb. 7.1 Typische EKG-Veränderungen beim ST-Streckenhebungsinfarkt [L157]

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352 7 Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen

• Evtl. Blasendauerkatheter• Nitroglyzerin über Perfusor (1 Amp. à 50 mg auf 50 ml NaCl), initial 3 mg/h,

dann nach Wirkung 1–5 mg/h unter EKG- und RR-Kontrolle, Mischung ist nicht über 24 h stabil, daher maximale Laufzeit eines Ansatzes 12 h

• Erweiterte medikamentöse Th erapie: β-Blocker, ACE-Hemmer oder alterna-tiv AT1-Rezeptorblocker, Statine (CSE-Hemmer, anzustreben LDL-Choleste-rin < 70 mg/dl).

Reperfusionstherapie• Muss so schnell wie möglich erfolgen („time is muscle“), Ziel: verschlossenes

Herzkranzgefäß wieder durchgängig zu machen• Innerhalb von 90 min nach medizinischem Erstkontakt (Notarzt) perkutane

koronare Intervention (PCI) möglich: Ballondilatation mit Stent-Implantati-on (▶ Kap. 7.4.1)

• Intravenöse Lysetherapie mit Fibrinolytika (z. B. Streptokinase, tPA):– Zahlreiche KI (z. B. Hämorrhagische Diathese, Z. n. Punktion, Nephroli-

thiasis, Ulkus, Colitis, Ösophagusvarizen, Leber-, Niereninsuffi zienz, Sep-sis, Endokarditis)

– Bereitstellung von Ery-Konzentraten vor Beginn der Lyse-Th erapie• Prophylaxe einer Restenose durch duale Plättchenhemmung (ASS plus ADP-

Rezeptorblocker), evtl. Cumarin.

Therapie bei Postinfarktpatienten• Allgemeinmaßnahmen: Kein Nikotin, mediterrane Ernährung, körperliche

Bewegung, Einstellung von Hypertonie und Diabetes• β-Blocker, ASS (lebenslang), ADP-Rezeptorblocker (ein Jahr), ACE-Hemmer

oder alternativ AT1-Rezeptorblocker, Statine für alle Patienten.

Komplikationen• Frühkomplikationen innerhalb von 48 h: Rhythmusstörungen, Linksherzin-

suffi zienz und kardiogener Schock, Ventrikelseptumruptur, Herzwandruptur, akute Mitralinsuffi zienz durch Papillarmuskelabriss

• Spätkomplikationen nach 48 h: Perikarditis, Herzwandaneurysma, Th rombo-embolien, Reinfarkt.

Pfl ege

Befi nden des Patienten beobachten und dokumentieren• Kreislaufüberwachung (EKG-Monitoring, arterieller Blutdruck), nach An-

ordnung ZVD-Messung (▶ Kap. 3.7.5)• Bei Lysetherapie auf Blutungszeichen achten, Gerinnungswerte 2× tgl. • Bilanzierung.

Im Akutstadium absolute körperliche und psychische Entlastung• Bettruhe nach Anordnung (Patient zu zweit betten, um Anstrengung zu ver-

meiden)• Übernahme/Unterstützung bei der Körperpfl ege• Konsequente Durchführung aller notwendigen Prophylaxen• Hilfe bei der Nahrungsaufnahme• Ernährung: leichte Kost, bei Übergewicht Kalorien reduziert/fettarm• Ausscheidung: auf regelmäßigen Stuhlgang achten, Obstipationsprophylaxe

(▶ Kap. 2.8.4)• Ggf. Besuchsregelung zur Entlastung.

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353 7.4 Erkrankungen

Weitere Maßnahmen• Atemgymnastik bei Bettruhe, Frühmobilisation nach Plan und Absprache mit

dem Arzt durch Physiotherapeuten• Anschlussheilbehandlung (AHB) in Reha-Klinik oder ambulantem Th erapie-

zentrum einleiten• Schulung des Patienten: Risikofaktoren reduzieren/ausschalten (Übergewicht,

Hyperlipidämie, Bewegungsmangel, Stress, Nikotin)• Off enes Ohr für Fragen/Sorgen haben (Infarkt = tiefer Einschnitt ins Leben),

Abbau von Ängsten• Beschäft igung mit Lebensführung unter veränderten Bedingungen• Hinweis auf ambulante Herzgruppen/Koronarsport• Wenn nötig, Einschaltung des Sozialdienstes.

Tipps, Tricks, Fallen• Transport nur mit ärztlicher Begleitung (siehe Erstmaßnahmen)• Keine i. m. Injektionen! (Blutungsgefahr bei anschließender Lysethera-

pie, Verfälschung der Enzymwerte), Abklärung bei Neuaufnahme: In-jektion außerhalb der Klinik?

• Im Akutstadium absolute körperliche und psychische Entlastung• Bei Veränderung des Befi ndens an Komplikationen denken → sorgfälti-

ge Dokumentation, Arzt informieren.

7.4.3 Herzinsuffi zienz Unvermögen des Herzens, den Körper mit ausreichend Blut und damit mit O2 zu versorgen. Ursachen können sein: KHK (70 %), Kardiomyopathie (15 %), Myo-karditis, Herzklappenfehler, Hypertonie.

Symptome• Linksherzinsuffi zienz ( Blutrückstau in den Lungenkreislauf): Ruhe- und Be-

lastungsdyspnoe, Tachypnoe, Orthopnoe v. a. nachts, Zyanose, bei Lungen-ödem Rasselgeräusche, Hustenreiz, rostbraunes Sputum, Tachykardie, Herz-rhythmusstörungen, Nykturie, Leistungsminderung, zerebrale Funktionsstö-rungen besonders bei alten Menschen

• Rechtsherzinsuffi zienz ( Blutrückstau in den großen Kreislauf): Ödeme der unten liegenden Körperpartien (Knöchel, Unterschenkel, Anasarka) → Ge-wichtszunahme, Venenstauung an Hals und Zungengrund, Stauungsleber, Stauungsgastritis (→ Appetitlosigkeit), Stauungsnieren, Pleuraerguss, Nykt-urie, Tachykardie.

Tab. 7.4 Stadieneinteilung der New York Heart Association (NYHA)

I Keine Beschwerden bei normaler Belastung, aber Nachweis einer beginnen-den Herzkrankheit, z. B. im EKG

II Beschwerden bei stärkerer körperlicher Belastung, Leistungsminderung

III Beschwerden bei leichter körperlicher Belastung

IV Beschwerden in Ruhe

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354 7 Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen

Diagnostik• Patientenangaben über Beschwerden• Inspektion (Dyspnoe, Halsvenen, Ödeme)• Labor: Natriuretisches Peptid BNP erhöht• EKG (Zeichen einer KHK? Infarktzeichen? Rhythmusstörungen? Entzün-

dung?)• Bildgebende Verfahren: Rö-Th orax (Herzgröße? Lungenödem?), Echokardio-

grafi e (Herzgröße? Auswurfl eistung? Herzfehler?), Kardio-MRT (Wanddi-cke? Klappenstrukturen? Wandbewegungen?)

• Abklärung der Ursachen einer Herzinsuffi zienz.

Therapie• Kausale Th erapie von z. B. Rhythmusstörungen, Hypertonie, KHK, Myokar-

ditis• Oberkörper hoch lagern, evtl. Beine tief (▶ Abb. 7.2)• Kaliumreiche, kochsalzarme Diät, Trinkmengenbeschränkung bei Ödemen,

leicht verdauliche Kost• Bei Bettlägerigkeit Prophylaxen• Bei Bedarf O2 geben• Tägliche Gewichtskontrolle/Bilanzierung• Medikamente: ACE-Hemmer (ab NYHA Stadium I), alternativ AT1-Rezep-

torblocker, β-Blocker (ab NYHA Stadium II), Diuretika (bei Flüssigkeitsre-tention bzw. ab NYHA Stadium III), Ivabradin (ab NYHA-Stadium II), Herz-glykoside (ab NYHA Stadium III)

• Evtl. Implantation Kardioverter-Defi brillator (ICD) ab NYHA Stadium III.

KomplikationenRhythmusstörungen, Lungenödem, kardiogener Schock, venöse Th rombosen, Schlafapnoe (▶ Kap. 2.9.2).

Oberkörper:halb aufrecht größtmögliche

Atemfläche für die Lunge

Beine:Blutvolumen verschoben reduzierter venöser Rückstrom Entlastung der Herzens

Abb. 7.2 Lagerung bei Linksherzinsuffi zienz [L190]

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355 7.4 Erkrankungen

BeobachtenBei schwerer Linksherzinsuffi zienz kann es akut zu einem Lungenödem kom-men. Die Patienten bedürfen kontinuierlicher Beobachtung, vor allem von Puls, RR, Atmung (Dyspnoe?), Beinen (Ödeme?) und Halsvenen (Stauung?).

Pfl ege• Vitalzeichen kontrollieren• Oberkörper hoch lagern → Atemerleichterung; Beine tief lagern → Verminde-

rung der Vorlast; beengende Kleidung entfernen (▶ Abb. 7.2)• Bettruhe nach Anordnung, körperliche Anstrengung meiden → Prophylaxen

(Th rombose, Pneumonie, Dekubitus), vorsichtige Mobilisation (geringe Be-lastbarkeit)

• Hilfestellung bei Körperpfl ege und Nahrungsaufnahme• Flüssigkeitsbilanzierung (bei Ödemen negative Bilanz anstreben)• Täglich Gewicht kontrollieren• Überwachung der medikamentösen Th erapie, Beobachtung von Wirkung/

Nebenwirkungen• Ggf. Darmtätigkeit anregen, für regelmäßigen Stuhlgang sorgen• MTS nur nach Anordnung, Beine nicht wickeln (Gefahr der Abschnürung

durch verrutschte Binden).

Akutes kardiales Lungenödem Lungenstauung bei Linksherzinsuffi zienz mit massivem Austritt von Flüssigkeit aus den Lungenkapillaren in das Interstitium und den Alveolarraum.

Symptome• Zu Beginn Tachypnoe, verschärft es Atemgeräusch, evtl. Giemen, Dyspnoe,

Orthopnoe, Husten (Asthma cardiale) • Rasch zunehmende Atemnot• Feuchte Rasselgeräusche, feuchtes Sputum• Zyanose, Tachykardie, RR• Schweißausbruch, Angst.

Diagnostik• Anamnese und Klinik, Auskultation• BGA (▶ Kap. 23) zur Einschätzung des O2-Mangels• Bildgebende Verfahren: Rö-Th orax, Echokardiografi e.

Erstmaßnahmen bei akutem kardialen Lungenödem, dekompensierter Herzinsuffi zienz• Oberkörper hoch lagern, Beine tief lagern, beengende Kleidung entfer-

nen, Atemwege freimachen (ggf. Absaugung ▶ Kap. 9.4.1)Nach Arztanordnung:• Sauerstoff gabe 2–8 l/min über Nasensonde oder Maske, Sekretabsau-

gung• Nitrospray 2 Sprühstöße oder sublingual, dann je nach RR über Perfu-

sor• Meist Blasendauerkatheter mit (stündlicher) Bilanzierung; Flüssigkeits-

restriktion.

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356 7 Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen

• Kausale Th erapie z. B. Blutdrucksenkung bei hypertoner Krise, Reperfu-sion bei Myokardinfarkt

• Furosemid (z. B. Lasix ) initial 20–40 mg i. v.• Sedierung: Morphin oder Diazepam; KI: Atemdepression• Evtl. Dopamin/Dobutamin (z. B. Dobutrex ) über Perfusor• Nicht-invasive Beatmung, z. B. im CPAP-Modus (continuous positive

airway pressure), in schweren Fällen Intubation und Überdruckbeat-mung

• Behandlung auslösender Faktoren, z. B. Tachyarrhythmie, Hypertonie.

Pfl ege• Erkennen der Situation → Arzt informieren• Patienten beruhigen, Hektik vermeiden, nicht alleine lassen, Patientenrufan-

lage in die Hand geben• Oberkörper hochlagern (▶ Abb. 7.2), Frischluft zufuhr, Sauerstoff gabe (2–8 l/

min)• Notfallkoff er, Beatmungsgerät besorgen bzw. Intensivnotruf starten.

7.4.4 Herzrhythmusstörungen • Ursachen: KHK, Herzinfarkt, Myokarditis, Kardiomyopathie, Klappenfehler,

Medikamente (z. B. Herzglykoside, Antiarrhythmika), Störungen der kardia-len Erregungsausbreitung (z. B. WPW-Syndrom), Elektrolytstörungen, Hy-perthyreose, Hypovolämie, Anämie, Lungenembolie, psychogen (Aufregung, Angst)

• Diagnostik: Anamnese, Puls, Auskultation, Ruhe-EKG, Langzeit-EKG, Belas-tungs-EKG elektrophysiologische Diagnostik.

Tachykarde HerzrhythmusstörungenSupraventrikuläre tachykarde Herzrhythmusstörungen• Sinustachykardie: Frequenz ≥ 100/min Th erapie: Behebung der Ursache (z. B.

Hypovolämie, Herzinsuffi zienz), evtl. β-Blocker• Supraventrikuläre Extrasystolen: vorzeitig einfallende, unveränderte QRS-

Komplexe. Th erapie: bei Herzgesunden in der Regel nicht nötig, Kontrolle Kalium und Digitalisspiegel

• Paroxysmale (= anfallsweise) supraventrikuläre Tachykardien: Frequenz 160–200/min. Th erapie: Patient beruhigen, Vagusreiz (kaltes Wasser trinken las-sen), Karotisdruck (Arzt!), Verapamil oder β-Blocker

• Vorhoffl attern: Vorhoff requenz 220–350/min Gefahr: Überleitung auf die Kammern. Th erapie: Th romboembolie-Prophylaxe, Elektrokardioversion, evtl. Amiodaron

• Vorhoffl immern: Vorhoff requenz 350–600/min, keine P-Wellen, „unruhige Nulllinie“ im EKG, meist absolute Arrhythmie der Kammern. Th erapie: vor einem Versuch der medikamentösen oder elektrischen Kardioversion (= Wiederherstellung des Sinusrhythmus) Th romboembolie-Prophylaxe ( wegen Gefahr der embolischen Verschleppung von Vorhoft hromben bei Wiedereinsetzen der Vorhofk ontraktionen); elektrische Kardioversion = EKG-gesteuerte Defi brillation in Kurznarkose (Eingriff oft auf Intensivstation bzw. in Herzkatheterlabor); medikamentöse Kardioversion mit Amiodaron;

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357 7.4 Erkrankungen

alternativ medikamentöse Normalisierung der Kammerfrequenz mit β-Blocker, Verapamil

• Atrioventrikuläre Reentrytachykardie (z. B. Wolff - Parkinson-White-Syndrom = WPW-Syndrom): anfallsweise Tachykardien aufgrund eines akzessorischen Leitungsbündels zwischen Vorhof und Kammer, evtl. Synkopen, evtl. Angina pectoris. Th erapie: akut Ajmalin langsam i. v. unter EKG-Kontrolle; Durch-trennung der akzessorischen Leitungsbahnen.

Ventrikuläre tachykarde Herzrhythmusstörungen• Ventrikuläre Extrasystolen (VES): Deutlich deformierte QRS-Komplexe ohne

P-Wellen, danach jeweils Pause. Th erapie (nicht immer nötig): Antiarrhyth-mika

• Ventrikuläre Tachykardien (lebensgefährlich!): Schneller Rhythmus mit meist einheitlich deformierten QRS-Komplexen. Th erapie: Ajmalin (50 mg i. v.) unter EKG-Kontrolle, u. U. Elektrokardioversion in Kurznarkose; Rezi-divprophylaxe mit β-Blockern

• Kammerfl attern– Frequenz 250–320/min, sägezahnartiger Kurvenverlauf im EKG– Minimale Auswurfl eistung des Herzens– Th erapie: Defi brillation, Reanimation (▶ Kap. 22.4.1), Verlegung auf In-

tensivstation (Überwachung)– ICD-Implantation (Implantierbarer Cardioverter Defi brillator)

• Kammerfl immern– Frequenz > 320/min, kleine, unregelmäßige Ausschläge im EKG– Funktioneller Herzstillstand– Th erapie: Reanimation (▶ Kap. 22.4.1), Defi brillation, ICD-Implantation.

Erstmaßnahmen bei Herzrhythmusstörungen• Arzt informieren oder informieren lassen• Bettruhe, Patienten möglichst nicht alleine lassen• Monitoring, Ereignis mittels EKG-Streifen dokumentieren• Defi brillator• Medikamente (i. v.) vorbereiten (▶ Tab. 7.3).

Pfl ege• Bettruhe nach Anordnung → Prophylaxen, Hilfestellung bei Körperpfl ege und

Nahrungsaufnahme• Befi nden des Patienten beobachten und kontrollieren, Patienten mit tachy-

karden Herzrhythmusstörungen müssen engmaschig überwacht werden (Monitor) – wenn nötig auf Intensiv-/Überwachungsstation

• Pulsfrequenz immer 1 Minute lang zählen• Puls zentral (A. carotis) und peripher tasten (Pulsdefi zit?)• Antiarrhythmikagabe: Zeitintervalle beachten, z. B. 3 × tgl. im 8-h-Abstand• Häufi ge EKG-Kontrollen, auch Langzeit-EKG• Bei Monitoring wenn möglich Ereignisdokumentation durch Ausdruck.

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358 7 Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen

Tipps, Tricks und Fallen• Ca2+-Antagonisten und β-Blocker dürfen in aller Regel nicht kombiniert

werden• Zeitplan für Medikamentengabe aufstellen → ggf. beim Arzt nachfragen!• Vorsicht mit Herzglykosiden bei bereits digitalisierten Patienten: Gefahr

der Überdosierung → ggf. Spiegel kontrollieren.

Bradykarde Herzrhythmusstörungen Herzfrequenz < 60/min, kann physiologisch (Sportler, Vagotoniker) oder patho-logisch (Erregungsbildungs-/Erregungsleitungsstörungen, Medikamente) sein.• Sinusbradykardie: meist asymptomatisch• SA-(sinuatrialer-)Block: Leitungsverzögerung vom Sinusknoten auf die Vor-

hofmuskulatur• AV-(atrioventrikulärer) Block: Leitungsverzögerung vom Vorhof zur Kam-

mer → im EKG Verlängerung der PQ-Zeit– I. Grades: Überleitung der Vorhoferregung auf die Kammern verlängert,

jedoch nicht aufgehoben (im EKG kein Ausfall von Kammerkomplexen)– II. Grades: Erregungsleitung von den Vorhöfen zu den Kammern ist ver-

zögert, intermittierend fallen einzelne Weiterleitungen ganz aus. Bei wechselndem Überleitungsverhältnis ist der Puls unregelmäßig. Übergang in totalen AV-Block möglich

– III. Grades (totaler AV-Block): Vorhöfe und Kammern schlagen unab-hängig voneinander; Herzinsuffi zienz meist vorhanden, drohender Adams-Stokes- Anfall durch zerebrale Minderperfusion.

Therapie• Bei schmerzbedingter Vagotonie: Schmerzbekämpfung• Auslösende Medikamente (β-Blocker, Verapamil, Digitalispräparate, Antiar-

rhythmika) absetzen• Atropin 1 Amp. langsam i. v. (Monitorkontrolle!)• Bei AV-Block III. Grades: bis zur Versorgung mit einem permanenten

Schrittmacher: passagerer Schrittmacher– Ausstellung eines Schrittmacher-Passes (muss Patient immer bei sich tra-

gen)– Regelmäßige Kontrolle der Schrittmacherfunktionen notwendig– Info über zu meidende Orte (Sicherheitskontrollen im Flughafen), keine

MRT-Untersuchungen.

Pfl ege

Sofortmaßnahmen bei akutem Ereignis• Bettruhe• Patienten beruhigen und informieren• Atropin bereitstellen, Material für passageren Schrittmacher bereitlegen• Verlegung auf Intensivstation vorbereiten.

Spätere Maßnahmen• Beobachtung/Dokumentation des Befi ndens der Patienten• Bettruhe, Prophylaxen, Hilfe bei Körperpfl ege und Nahrungsaufnahme• Monitoring

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359 7.4 Erkrankungen

• Passagerer Schrittmacher: Verbandswechsel (auf sichere Fixierung achten!), Patient sollte Arm und Kopf wenig bewegen, Gefahr der Sondendislokation

• Permanenter Schrittmacher:– Eingriff meist in Lokalanästhesie– Vorbereiten: Rasur, nüchtern, Heparin nach Anordnung, ggf. Anästhesie-

konsultation, BA nach Arztanordnung (OP-Vorbereitung ▶ Kap. 16.2.2), ggf. Antibiotika (Arztanordnung)

• Nachbereiten:– Bettruhe (Dauer nach Arztanordnung); ggf. Sandsack auf die Wunde– Überwachung der Vitalzeichen/Monitoring– Aseptischer VW– Schrittmacher- und EKG-Kontrolle– Mobilisation: zur Vermeidung der Wunddehnung (Schmerz) Arm der be-

treff enden Seite über Bauch legen und fi xieren, Achtung: Sondendislokati-on.

Tipps, Tricks und Fallen• Passagerer Schrittmacher: Bettruhe, Vorsicht bei jeder Manipulation:

schon Kopfb ewegung kann eine Sondendislokation auslösen, sorgfältige Fixierung/Kontrolle des Verbandes

• Armbewegung vermeiden• Vorsicht: Schrittmacher-Dysfunktion bei passagerem Schrittmacher

nicht selten → regelmäßige Kontrolle durch den Arzt.

7.4.5 Entzündliche Herzerkrankungen

Bakterielle Endokarditis Entzündung der Herzinnenwand, die durch Klappenzerstörung zu Herzfehlern (▶ Kap. 7.4.6) führen kann. Meist sind bereits vorgeschädigte Klappen betroff en, am häufi gsten Mitral- und Aortenklappe.• Ätiologie:

– Keimbesiedelung (Staphylokokken ca. 50 %, Streptokokken ca. 30 %) meist vorgeschädigter Herzklappen

– Rheumatisches Fieber kann Ursache einer abakteriellen Endokarditis sein• Symptome: Fieber, Schwäche, (Mikro-)Embolien (z. B. Haut, Nagelbett),

Herzinsuffi zienz, Splenomegalie, Nierenbeteiligung, Arrhythmien• Diagnostik: Labor (BB, BSG, CRP, wiederholte Blutkulturen), Auskultation

(neu aufgetretenes Herzgeräusch?), Echokardiografi e (Klappenschäden?), Urin (Proteinurie, Erythrozyturie, Zylinder)

• Th erapie: Antibiose anfangs ungezielt, dann nach Antibiogramm, später ggf. chirurgische Th erapie zerstörter Klappen

• Endokarditisprophylaxe wird gezielt bei Eingriff en am Respirationstrakt oder an den Zähnen durchgeführt bei Patienten mit Klappenprothese, Klappenre-konstruktion (6 Monate nach Eingriff ), die bereits eine Endokarditis hatten, nach Herztransplantation mit Klappenfehler, bei angeborenen Herzfehlern.

Myokarditis Entzündung des Herzmuskels.• Ätiologie:

– Infektiös: Viren (50 %), Bakterien, Pilze, Protozoen, Parasiten

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360 7 Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen

– Nicht-infektiös: bei rheumatoider Arthritis, Kollagenosen, Vaskulitiden, nach Bestrahlung des Mediastinums

• Symptome: Schwäche, Herzrhythmusstörungen (Tachykardie, Extrasystolen), Herzinsuffi zienz

• Diagnostik: Anamnese und Klinik; BB, BSG, CRP, CK, CK-MB, Troponin T und I; Rö-Th orax, (Langzeit)-EKG, Echokardiografi e, evtl. Myokardbiopsie

• Th erapie: Bettruhe, Behandlung der Grunderkrankung (z. B. Antibiotika), Be-handlung von Arrhythmien und Herzinsuffi zienz.

Perikarditis Herzbeutelentzündung, häufi g auch Myokard betroff en (Perimyokarditis).• Ätiologie: infektiös, Systemerkrankung (z. B. Lupus erythematodes), rheuma-

tisches Fieber, nach Myokardinfarkt, urämisch, neoplastisch, traumatisch• Symptome:

– Trockene Perikarditis: Dyspnoe, retrosternaler atemabhängiger Schmerz, Perikardreiben (lageabhängig)

– Feuchte (exsudative) Perikarditis: Schmerz und Reiben verschwinden, Herztöne werden leiser, bei großen Exsudatmengen obere Einfl ussstauung

• Diagnostik: Labor (BB, CRP, BSG, Virusserologie, Blutkultur), Auskultation (systolisches Reibegeräusch), Rö-Th orax (Bocksbeutelform des Herzens), EKG, Echokardiografi e (Erguss?), MRT oder CT

• Th erapie: Behandlung der Grunderkrankung (z. B. Antibiotika, Dialyse), Bett-ruhe, Analgetika, Antiphlogistika, evtl. Kortikosteroide, evtl. Colchicin; bei Perikarditis exsudativa Entlastungspunktion; bei häufi gen Rezidiven evtl. Perikardfensterung

• Komplikationen: Herzbeuteltamponade, Verschwielung (chronisch konstrik-tive Perikarditis).

Pfl ege• Beobachtung und Dokumentation des Befi ndens• Bettruhe → Prophylaxen, Hilfe bei Körperpfl ege und Nahrungsaufnahme• Kontrolle der Vitalzeichen (Herzrhythmusstörungen? Zeichen der Herzinsuf-

fi zienz?), Temperaturkontrollen mehrmals täglich• Überwachung der medikamentösen Th erapie• Bei Fieber ggf. temperatursenkende Maßnahmen• Vorsichtige Mobilisation nach Anordnung• Evtl. OP-Vorbereitung (▶ Kap. 16.2.2).

Beobachten• Auf regelmäßigen Wechsel von Venenverweilkanülen achten (Gefahr

der Infektion)• Bei Perikarditis besteht die Gefahr der Herzbeuteltamponade mit

Schockentwicklung: RR, Puls kontrollieren. Notfall → sofort Arzt ver-ständigen, da umgehende Entlastungspunktion erforderlich!

7.4.6 Herzklappenerkrankungen Herzklappenveränderung im Sinne einer Stenose (ungenügende Klappenöff nung mit Druckbelastung des Herzens) oder Insuffi zienz (ungenügender Klappen-schluss mit Volumenbelastung durch Pendelblut).

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361 7.4 Erkrankungen

Ursache: Entzündliche oder degenerative Prozesse, KHK, Kardiomyopathie, an-geboren.Diagnostik bei allen Herzklappenfehlern: Auskultation, EKG, Rö-Th orax, Echo-kardiografi e, Herzkatheter mit Lävokardiogramm.

Mitralklappenstenose• Symptome: Vorhoffl immern, Th rombenbildung in Ventrikel → Embolie, Dys-

pnoe, Leistungsminderung, Hämoptoe (Bluthusten), Rechtsherzinsuffi zienz mit Venenstauung

• Th erapie:– Konservativ: Behandlung von Rhythmusstörungen und Herzinsuffi zienz,

Endokarditisprophylaxe, Th romboembolie-Prophylaxe mit Antikoagulan-zien

– Katheterverfahren: Mitralklappensprengung mittels Ballonkatheter (Mit-ralklappenvalvuloplastie)

– Operativ: Kommissurotomie (= Trennen verwachsener Klappen), Klap-penrekonstruktion oder Klappenersatz (in den Stadien NYHA III und evtl. IV).

• Komplikationen: Vorhoffl immern mit absoluter Arrhythmie → Bildung von Vorhoft hromben mit arteriellen Embolien (Gehirn, Extremitäten, Nieren), Druck- und Volumenbelastung der Lungengefäße, Lungenödem, Rechtsherz-belastung.

Mitralklappeninsuffi zienz• Häufi g langsame Entwicklung, Symptome und Komplikationen ähnlich der

Mitralklappenstenose, bei akutem Auft reten (Papillarmuskelabriss nach Myo-kardinfarkt) Lungenödem und kardiogener Schock

• Th erapie:– Konservativ: Siehe Mitralklappenstenose– Operativ: Wenn möglich Mitralklappenrekonstruktion, ansonsten Klap-

penersatz.

Mitralklappenprolaps Anteile des Mitralklappensegels wölben sich während der Systole in den linken Vorhof, häufi ges Vorkommen, selten symptomatisch (Palpitationen, Dyspnoe, Müdigkeit, Synkopen, Angina pectoris)• Komplikationen: schwere Mitralklappeninsuffi zienz, Endokarditis, Th rombo-

embolien, Arrhythmien, plötzlicher Herztod• Th erapie: evtl. Endokarditisprophylaxe, Bluthochdruck behandeln, bei

Th rombusnachweis orale Antikoagulation.

Aortenklappenstenose• Symptome: rasche Ermüdung, Schwindel, Synkopen, Angina pectoris, im

Spätstadium Lungenstauung, Dyspnoe, Ödeme, Rhythmusstörungen; meist über lange Zeit asymptomatisch, daher sind klinische Zeichen Alarmsignal

• Th erapie: bei asymptomatischen Patienten regelmäßige Kontrolluntersu-chungen; bei symptomatischen Patienten operativer Klappenersatz.

Aortenklappeninsuffi zienz• Symptome: vom Beginn der Erkrankung bis zum Auft reten von Atembe-

schwerden oft 20–30 Jahre, dann: Dyspnoe, Tachykardie, Herzrhythmusstö-rungen, Angina pectoris, sichtbarer Kapillarpuls bei Druck auf Fingernagel

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362 7 Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen

• Th erapie:– Konservativ: Behandlung der Linksherzinsuffi zienz (ACE-Hemmer, Digi-

talis, Diuretika)– Operativ: Klappenersatz bei symptomatischen Patienten.

Pfl ege• Herzinsuffi zienz (▶ Kap. 7.4.3)• OP-Vorbereitung (▶ Kap. 16.2.2)• Vitalzeichenkontrolle, Ödeme? Herzrhythmusstörungen?• Bettruhe nach Anordnung, Unterstützung bei Nahrungsaufnahme und Kör-

perpfl ege• Vorsichtige Mobilisation nach Anordnung.

LiteraturhinweiseLindner U. K.: Wenn es eng wird im Gefäß. Arteriosklerose. Pfl egezeitschrift 2014 (2)

118–122.Gurk, S.: Problemfall Herzinfarkt. In: Altenpfl ege 1/2011, S. 46–47.Flottmann A.: Schnelles Handeln rettet Herzen. Heilberufe 2014, 66 (11), 36–37.Gerlach C.; Seltmann, I.: Pfl ege bei terminaler Herzinsuffi zienz. Der Tod kommt schlei-

chend. Heilberufe 2014, 66 (3).

WebsiteDeutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkran-

kungen e. V. (DGPR), www.dgpr.de

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