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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 1 Linguistik Grundkurs Plenum Ruhr Universität Bochum Germanistisches Institut ********************************** Wolf Peter Klein Grundlegendes zur Semantik 4. Januar 2005

Plenum - Ruhr-Universität Bochum · Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 1 Linguistik Grundkurs Plenum Ruhr Universität Bochum Germanistisches Institut ***** Wolf Peter

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 1

Linguistik GrundkursPlenum

Ruhr Universität BochumGermanistisches Institut

**********************************

Wolf Peter KleinGrundlegendes zur Semantik

4. Januar 2005

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 2

Zum Inhalt des Vortrags

• Was untersucht die Semantik? Welche Probleme stellen sich dabei?

• Wichtige semantische Terminologie.• Semantische Theorien im Überblick:

– Semantische Beziehungen („Relationen“)

– Merkmalsemantik („Dekomposition“)– Prototypensemantik.

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 3

Was untersucht die Semantik?Die Semantik untersucht die Inhaltsseite („Bedeutung“) der

sprachlichen Zeichen in verschiedenen Dimensionen.

Wortsemantik

Wörter

Satzsemantik

Sätze

Textsemantik

Texte

Semantikkann sich beziehen auf:

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 4

Definition von „(Wort-)Bedeutung“?

Alltagssprachlich wird der Begriff der Bedeutung oft mit dem Bezug auf Gegenstände (= Referenz) gleichgesetzt: „Wörter stehen für die Dinge der Welt“(klassisch: „aliquid [Zeichen] stat pro aliquo [Ding]“).Problematik dieses Bedeutungsbegriffs:

– ggf. nur auf Inhaltswörter (Subst., Adj., Verben), nicht auf Funktionswörter (z.B. Konj., Präp.) anwendbar, aber für welches Ding stehen z.B. Freiheit, Ding, Tisch, Bochum.

– nicht auf Wörter mit einer sozialen Komponente anwendbar (z.B. Danke, Tschüss, Du/Sie),

– nicht auf Wörter mit einer expressiv-wertenden Komponente anwendbar(z.B. toll, Fresse, Köter, saufen, latschen, pofen, Klitsche, Gattin (vs.Ehefrau), Liebling).

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 5

Semantische Relationen: BasisZwischen den Bedeutungen vieler Wörter gibt es bestimmte Beziehungen, die sich auf einige grundlegende semantische Relationen zurückführen lassen, z.B.:

Synonymie: A (Samstag, fast, Diskussion) und B (Sonnabend, beinahe, Debatte) sind bedeutungsgleich (Unterscheidung: totale vs. partielle Synonymie).Hyponymie: A (Ente, Eiche, Fisch) ist Unterbegriff (Hyponym) zum Oberbegriff B (Vogel, Baum, Tier).Antonymie: A (Krieg, groß, fern) ist auf einer Skala ein Gegenbegriff zu B (Frieden, klein, nah).

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 6

Semantische Relationen (2)Komplementarität (Kontradiktion): A (tot, Frau, verschieden) ist (absoluter) Gegenbegriff zu B (lebendig, Mann, gleich).Direktionale Opposition: A (anziehen, lernen, vor) stellt auf einer Achse eine entgegengesetzte Rich-tung zu B (ausziehen, vergessen, nach) dar.Heteronymie: A (Montag..., rot..., Arzt...) und B (Dienstag..., blau..., Schaffner...) stellen jeweils eine von mehreren Alternativen dar.Konversität: A (kaufen, geben, mieten) stellt mit ver-tauschten Perspektiven dasselbe dar wie B (verkau-fen, erhalten, vermieten).

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 7

Semantische Relationen (3)Meronymie: A, B... (Kopf, Hals...) sind Meronyme, wenn durch durch ihre Bedeutungen konstitutive Teile der Bedeutung von X (Körper) erfasst werden.

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 8

Merkmalsemantik: Basis

Grundannahmen der Merkmalsemantik:– Bedeutungen sollen strukturalistisch wie andere sprach-

liche Einheiten (z.B. Phoneme) durch distinktive seman-tische Merkmale bestimmt werden,

– Bedeutungen sind demnach aus sog. Semen (= semanti-schen Merkmalen) zusammengesetzt,

– Seme müssen stets sprachbasiert sein und möglichst binär (zweiwertig) entworfen werden,

– bedeutungsähnliche Wörter verfügen teilweise über identische Sembündel (so sind etwa einige semantische Relationen merkmalsemantisch darstellbar).

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 9

Merkmalsemantik: Matrixdarstellung

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 10

Prototypensemantik: Basis

Grundannahmen der Prototypensemantik:– Wortbedeutungen (von Inhaltswörtern) werden nicht als

zerlegbar begriffen, sondern als organisiert um sog. Prototypen (= exemplarische Vertreter),

– Prototypen bilden demnach das Zentrum von Wort-bedeutungen, daneben existieren periphere Vertreter am Rande,

– zwischen den Wortbedeutungen existieren unscharfe Grenzen,

– beim Spracherwerb werden die Wortbedeutungen anhand prototypischer Vertreter erlernt.

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 11

Prototypensemantik (2)Typische Exemplare für die Wortbedeutung von Vogel?

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 12

Prototypensemantik:Zentrum & Peripherie

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Wintersemester 04/05 Semantik (W.P.Klein) Nr. 13

Zum Nachlesen!

Literatur:• Angelika Linke u.a.: Studienbuch Linguistik. Tübingen: Niemeyer

(verschiedene Auflagen) Kap. 4: Semantik. [Erster Überblick]

• Sebastian Löbner:Semantik. Eine Einführung. Berlin/New York: de Gruyter 2003.[Zur Vertiefung, dort weitere Literatur]

• John Lyons: Semantik. München: Beck 1980. [Ein moderner Klassiker]

Internet-Material:Online-Wörterbuch zur Semantik (und Pragmatik) unter:http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/asw/gfs/deutsch/onlinewb/frames.html