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Institut für medizinische & molekulare Diagnostik AG Falkenstrasse 14 · CH-8008 Zürich · Telefon 0041 44 250 50 20 Enteroviren 1. Bedeutung Die Gattung Enterovirus t zur Familie der Picornaviridae und umfasst 67 Serotypen (Polioviren I-III, Coxsackieviren A und B, Echoviren, Enteroviren 68-71). Enteroviren sind kleine, e RNA Viren und n zu den und wichtigsten Erregern von Viruskrankheiten des Menschen. Obschon Enterovirus Infektionen s symptomlos verlaufen, erkranken allein in den USA e 5-10 Millionen Menschen . Die schwerste durch Enteroviren verursachte Krankheit ist die , die in den Industrienationen jedoch seit der g von Impfstoffen in den n 60er Jahren praktisch nicht mehr beobachtet wird. Sie weltweit auszurotten ist eines der Programme der WHO [1,2,3]. Erkrankungen durch Enteroviren fallen bevorzugt in die Sommer- und Herbstmonate. Sie verursachen eine ganze Reihe von Syndromen, die sich klinisch nicht von denjenigen bakterieller und anderer viraler Infekte abgrenzen lassen. Eine wichtige und e Manifestation ist die aseptische Meningitis. Das Spektrum reicht von unspezifischer, fieberhafter Erkrankung, Rhinitis, Tonsillitis, Pharyngitis , r Konjunktivitis, Exanthem, Pleurodynie (M.Bornholm), Myo-/Perikarditis, Meningitis, Enzephalitis bis zur Paralyse. Enterale Symptome stehen nicht im Vordergrund, doch sehr g sind Enteroviren die Ursache von epidemischen n in der warmen Jahreszeit. Es ist wichtig festzuhalten, dass - von einigen Ausnahmen abgesehen, zu denen nicht einmal die Poliomyelitis t - kein spezifischer Enterovirus Serotyp mit einem bestimmten Krankheitsbild korreliert. Auch umgekehrt kann jede klinische Manifestation von jedem Serotyp verursacht sein. Deshalb t es im allgemeinen auch, von einer g durch Enteroviren zu sprechen und im Labor n Enterovirus nachzuweisen. Einzig bei Polioviren ist die Unterscheidung zwischen Impf- und n bzw. Nicht-Polio-Enteroviren NPEV von Bedeutung. e zwischen Enteroviren und chronischen Erkrankungen wie z.B. juvenilem Diabetes, chronischem Polymyositis werden diskutiert, sind allerdings nicht bewiesen [1]. Infektionsquelle r Enterovirus Infektionen ist der Mensch. Die erfolgt -oral direkt oder r Trinkwasser, r und Lebensmittel. Enteroviren vermehren sich im Rachenraum und vor allem in der Darmwand und disseminieren n in die Zielorgane.

Enterovirenimdlab.ch/wp-content/uploads/2016/03/Enteroviren.pdf · Pleurodynie (M.Bornholm), Myo-/Perikarditis, Meningitis, Enzephalitis bis zur Paralyse. Enterale Symptome stehen

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Institut für medizinische &molekulare Diagnostik AG

Falkenstrasse 14 · CH-8008 Zürich · Telefon 0041 44 250 50 20

Enteroviren

1. Bedeutung

Die Gattung Enterovirus t zur Familie der Picornaviridae und umfasst 67

Serotypen (Polioviren I-III, Coxsackieviren A und B, Echoviren, Enteroviren 68-71).

Enteroviren sind kleine, e RNA Viren und n zu den

und wichtigsten Erregern von Viruskrankheiten des Menschen. Obschon

Enterovirus Infektionen s symptomlos verlaufen, erkranken allein in

den USA e 5-10 Millionen Menschen . Die schwerste durch

Enteroviren verursachte Krankheit ist die , die in den

Industrienationen jedoch seit der g von Impfstoffen in den n 60er

Jahren praktisch nicht mehr beobachtet wird. Sie weltweit auszurotten ist eines

der Programme der WHO [1,2,3].

Erkrankungen durch Enteroviren fallen bevorzugt in die Sommer- und

Herbstmonate. Sie verursachen eine ganze Reihe von Syndromen, die sich

klinisch nicht von denjenigen bakterieller und anderer viraler Infekte abgrenzen

lassen. Eine wichtige und e Manifestation ist die aseptische Meningitis. Das

Spektrum reicht von unspezifischer, fieberhafter Erkrankung, Rhinitis, Tonsillitis,

Pharyngitis , r Konjunktivitis, Exanthem,

Pleurodynie (M.Bornholm), Myo-/Perikarditis, Meningitis, Enzephalitis bis zur

Paralyse. Enterale Symptome stehen nicht im Vordergrund, doch sehr g sind

Enteroviren die Ursache von epidemischen n in der warmen

Jahreszeit. Es ist wichtig festzuhalten, dass - von einigen Ausnahmen abgesehen,

zu denen nicht einmal die Poliomyelitis t - kein spezifischer Enterovirus

Serotyp mit einem bestimmten Krankheitsbild korreliert. Auch umgekehrt kann jede

klinische Manifestation von jedem Serotyp verursacht sein. Deshalb t es im

allgemeinen auch, von einer g durch Enteroviren zu sprechen und im

Labor n Enterovirus nachzuweisen. Einzig bei Polioviren ist die Unterscheidung

zwischen Impf- und n bzw. Nicht-Polio-Enteroviren NPEV von

Bedeutung. e zwischen Enteroviren und chronischen

Erkrankungen wie z.B. juvenilem Diabetes, chronischem

Polymyositis werden diskutiert, sind allerdings nicht bewiesen [1].

Infektionsquelle r Enterovirus Infektionen ist der Mensch. Die

erfolgt -oral direkt oder r Trinkwasser, r und Lebensmittel.

Enteroviren vermehren sich im Rachenraum und vor allem in der Darmwand und

disseminieren n in die Zielorgane.

Page 2: Enterovirenimdlab.ch/wp-content/uploads/2016/03/Enteroviren.pdf · Pleurodynie (M.Bornholm), Myo-/Perikarditis, Meningitis, Enzephalitis bis zur Paralyse. Enterale Symptome stehen

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Falkenstrasse 14 · CH-8008 Zürich · Telefon 0041 44 250 50 20

2. Nachweismethoden

Klassisch erfolgt die Labordiagnose durch die g der Viren auf

Zellkulturen. Sie ist r einen Grossteil der Enteroviren , vorausgesetzt,

dass verschiedene Zellinien inokuliert werden. 25-30% der Proben bleiben kulturell

negativ wegen r Entnahme oder m Transport oder

infolge von Neutralisation r Viruspartikel durch r in situ.

Methoden zum Antigennachweis sind nicht etabliert, da kein den meisten

Enteroviren gemeinsames Antigen existiert. Gensonden haben sich wegen

mangelnder Empfindlichkeit nicht . Die Serologie ist umstritten.

Neutralisationsteste sind Serotyp spezifisch und n eine entsprechend

grosse Zahl verschiedener Antigene. Die KBR hat den Vorteil, innerhalb der

Gattung Enteroviren breit kreuzreagierende r nachzuweisen, die

allerdings bei jeder Neuinfektion geboostet werden und so r Monate in hohem

Titer persistieren

Mit der Anwendung der PCR wurde der Direktnachweis von Enteroviren

entscheidend verbessert und beschleunigt. Sie ist heute breit akzeptiert und

basiert auf dem Nachweis einer Sequenz, die innerhalb der Familie hoch

konserviert ist. Das RNA Genom wird mit reverser Transkriptase t in cDNA

umgeschrieben, dann mit PCR amplifiziert. Das Produkt wird mit spezifischen

Sonden t [4]. Die PCR ist wesentlich empfindlicher als die Kultur und

praktisch 100% spezifisch [5,6]. Ein kommerzieller Kit r den Nachweis im Liquor

zeigte gute Resultate, ist inzwischen jedoch nicht mehr auf dem Markt [7].

3. Therapie

r die Behandlung der Enterovirus Meningitis wird Pleconaril (VP 63849)

empfohlen [8].

4. Untersuchungsmaterialien

Folgende Materialien sind r eine Untersuchung auf Enteroviren geeignet:

Liquor Gelenkspunktat Augenabstrich Pleurapunktat Biopsie EDTA Plasma/Serum Urin Stuhl

Der Versand der Proben erfolgt nativ in sterilem

Literatur:

[1] H.A. Rotbart. Enteroviruses, p. 990-998. In: Manual of Clinical Microbiology, 7th edition. P.R. Murray, E.J. Baron, M.A. Pfaller, F.C. Tenover, R.H. Yolken. American Society for Microbiology, Washington DC. 1999. [2] J.L. Melnick. Current status of poliovirus infections. Clin. Microbiol. Rev. 1996, 9: 293-300. [3] Centers for Disease Control. Progress toward global eradication of poliomyelitis. Morbid. Mortal. Weekly Report 1995, 45:565-568. [4] H.A. Rotbart, M.H. Sawyer, S. Fast, C. Lewinski, N. Murphy, E.F. Keyser, J. Spadaro, S.Y. Kao, M. Loeffelholz. Diagnosis of enteroviral meningitis by using PCR with a colorimetric microwell detection assay. J. Clin. Microbiol. 1994, 32:2590-2592.

-418. In H.A. Rotbart (ed.). Human Enterovirus Infections. ASM Press, Washington D.C. 1995. [6] M.H. Sawyer, D. Holland, N. Aintablian, J.D. Connor, E.F. Keyser, N.J. Waecker Jr. Diagnosis of enteroviral central nervous system infection by polymerase chain reaction during a large community outbreak. Pediatr. Infect. Dis. J. 1994, 13:177-182. [7] S. Yerly, A. Gervaix, V. Simonet, M. Caflisch, L. Perrin, W. Wunderli. rapid and sensitive detection of enteroviruses in specimens from patients with aseptic meningitis. J. Clin. Microbiol. 1996, 34:199-201. [8] D.N. Gilbert, R.C. Moellering, M.A. Sande. The Sanford guide to antimicrobial therapy. Antimicrobial Therapy Inc., Hyde Park, USA, 2000.