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ALTER! MAI 2013 UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZUM 10. JUGEND- MEDIENWORKSHOP IM DEUTSCHEN BUNDESTAG

politikorange Alter!

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Zum Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag entstand die politikorange zum Thema Demografie. Das Heft spiegelt die derzeitigen Verhältnisse und beschäftigt sich mit Entwürfen für die Zukunft.

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ALTER!

MAI 2013 UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZUM 10. JUGEND-MEDIENWORKSHOP IM DEUTSCHEN BUNDESTAG

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[M] Foto: Simon Ruf

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„E in Land stirbt aus.“ Diese düstere Zukunftsprognose zeichnete die

Frankfurter Allgemeine Zeitung im Juli 2012. Damit liegt die Tageszeitung im medialen Trend. Im Januar 2004 druckte auch Der Spiegel auf sein Cover ein Baby in schwarz-rot-goldener Windel, das die Last von über einem Dutzend Senioren tragen muss, dazugehöriger Titel: „Der letzte Deutsche – Auf dem Weg zur Grei-senrepublik.“ Die unmissverständliche Botschaft: Die Überalterung wird kom-men und langfristig zum Untergang un-serer Gesellschaft führen.

EINSEITIGE INFORMATIONEN

„Die Berichterstattung ist negativ und alarmistisch“, urteilt Björn Schwent-ker, Demografie- und Datenjournalist aus Hamburg. In den Medien werde weitge-hend ein hoffnungsloses Bild gezeichnet.

„Es scheint, als ob wir vor dem demogra-fischen Wandel hergetrieben würden.“ Schwentker beschäftigt sich schon seit Langem mit demografischen Entwick-lungen, unter anderem als freiberuflicher Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock. In der Veränderung der Gesellschaft sieht er kein Problem. Für die einseitige Bericht-erstattung zählt er zwei Gründe auf: „De-mografie ist ein schwieriges und zahlen-lastiges Thema. Viele Journalisten sind damit überfordert und publizieren die Da-ten ohne sie zu hinterfragen. Außerdem ist der finanzielle und zeitliche Druck in den Redaktionen zu groß, um genauer gegenrecherchieren zu können.“ Der ge-sellschaftliche Wandel stellt die Medien vor neue Herausforderungen. Schwentker hat einen Vorschlag, wie diese gemei-stert werden könnten. „Jede Redaktion braucht einen Datenjournalisten.“

Analysematerial gäbe es genug. Ge-burtenraten, Altersstrukturen - alles wird statistisch erfasst. Ein Beispiel: Nach dem vom Statistischen Bundesamt 2011 erstell-ten Datenreport wird bis Ende der 2030er Jahre die Zahl der 65-Jährigen und Äl-teren in Deutschland um über 40 Prozent steigen. Doch eine fundierte und ausge-wogene Berichterstattung über diese Al-tersgruppe scheint vielen noch schwer zu fallen.

DEFIZITÄRES ALTERSBILD

„Es gibt ein defizitäres Altersbild in den Medien“, sagt die Medienwis-senschaftlerin Caja Thimm Professorin an der Universität Bonn. „Bei Journali-stinnen und Journalisten herrscht eine

große Unsicherheit, wie sie richtig über das Alter berichten sollen. Es gilt beides in den Blick zu nehmen: Zum einen The-men wie Verlust oder Gebrechlichkeit, zum anderen die neuen Potentiale, die sich durch das längere und gesündere Leben ergeben. Gerade Letzteres ist nicht ausreichend vertreten.“

Andreas Thewalt, Chefreporter bei bild.de, stimmt den Vorwürfen der Wis-senschaftlerin zu. „Die Berichterstattung über den demografischen Wandel ist zu negativ. Man muss das Thema aus der Verengung herausholen.“ Der Hauptstadt-journalist sieht seine Zunft jedoch auf einem richtigen Weg. „Die Darstellung von Demografie ist in letzter Zeit sach-licher und differenzierter geworden.“

Trotz seiner Kritik schaut auch Björn

Schwentker optimistisch in die Zukunft. Er prognostiziert eine positivere Bericht-erstattung und damit ein ausgeglichene-res Bild von demografischen Entwick-lungen. Statt „Ein Land stirbt aus“ wird vielleicht bald zu lesen sein: „Hundert Jahre Glück.“

Liebe Leserinnen und Leser,

„Die Zukunft ist schon da, sie ist nur ungleich verteilt.” Lässt man sich auf dieses Gedankenspiel des Science-Fic-tion-Autors William Gibson ein, so ist Zukunft nichts Abstraktes vor dem man sich fürchten muss oder in das man sei-ne Sehnsüchte projiziert. Im Gegenteil: Zukunft findet schon heute statt und kann als etwas Konkretes gestaltet wer-den.Ein radikal anderes Zukunftsbild wird in den Debatten über demographische Ent-wicklungen in Deutschland beschworen: Vom „Aussterben der Deutschen” ist die Rede, von „Überalterung” und vom

„Kampf der Generationen”. All diesen Me-taphern gemein ist eine Unausweichlich-keit, die an apokalyptische Phantasien erinnert.

Dieses Heft ist der Versuch sich diesen düsteren Zukunftsszenarien zu entzie-hen. Ganz im Sinne Gibsons suchen die Autoren des Hefts nach Ideen und Lebensformen in der Gegenwart, die für das Zusammenleben der Generationen von Bedeutung werden könnten. Es ist ein Experiment aus der Perspektive ju-gendlicher Autoren, deren Stimmen in einer alternden Medienlandschaft häufig nicht gehört werden.

Eine Woche lang haben sich 30 Nach-wuchsjournalisten aus ganz Deutsch-land in Berlin an diesem Experiment versucht. Dabei standen ihnen Politiker aller Parteien, Wissenschaftler und Jour-nalisten beim Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag 2013 Frage und Antwort. Unter den drei großen Themenfeldern demographischer Ent-wicklung: Geburt (Junge!), Wanderung (Was geht?) und Altern (#Yolo) wurde geträumt, hinterfragt und kritisiert.

Eure ChefredaktionRafael Dernbach und Andreas Hermwille

EDITORIAL

INHALT

»#Yolo« Altersbilder, Barrierefreie Städte, Technik fürs Alter. Ab Seite 19

»Was geht?« Arbeitsmigration, Land-flucht, Integrationspolitik. Ab Seite 11

»Junge!« Neue Familien, Kinderbe-treuung, Wohnmodelle. Ab Seite 5

Andreas Schopf19 Jahre, Ansbach

will in einen sicheren Job in der Printbranche.

EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE SOLLTEN DIE DEUTSCHEN MEDIEN RECHT HABEN, IST UNSER LAND DEM ENDE NAH. KINDERMANGEL, ÜBERALTERUNG, BEVÖLKERUNGSRÜCKGANG - EINE HORRORMELDUNG JAGT DIE NÄCHSTE. DOCH BEI NÄHERER BETRACHTUNG ERWEIST SICH DIE BERICHT-ERSTATTUNG OFT ALS UNANGEMESSEN NEGATIV. VON ANDREAS SCHOPF

ALT ODER JUNG? („MY WIFE AND MY MOTHER IN LAW“ VON WILLIAM ELY HILL, 1915)

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HERR OSWALD, ALS SIE SO ALT WAREN WIE ICH, HATTEN SIE DA SCHON EIN GE-NAUES ZUKUNFTSBILD VON SICH SELBST? SIE HATTEN JA EIGENTLICH EINEN ANDE-REN BERUFSWEG EINGESCHLAGEN.

Mit 19 war ich schon Mitglied der Jungen Union und der CSU. Ich war politisch interessiert, auch engagiert, aber dass dies in einen Beruf des politisch Handelnden münden würde, konnte ich mir damals ganz sicher noch nicht vorstellen. Ich habe immer die Grundeinstellung gehabt, dass jedes Mandat auf Zeit ist. Das heißt, ich war mir immer im Klaren, dass man zunächst einen be-stimmten Beruf als festes Fundament braucht. Denn das politische Engagement kann sofort durch den Willen des Bürgers oder der Partei unterbrochen werden.

GAB ES BESTIMMTE SITUATIONEN, DIE SIE ZUM POLITISCHEN MENSCHEN GEMACHT HABEN?

Ich glaube, das ist ein Prozess, den man durchläuft. Mich hat natürlich die Geschichte Deutschlands sehr geprägt. In der gesamten Zeit meiner Kindheit ist Deutschland erst wieder aufgebaut worden. Vieles musste neu gestal-tet werden, das war meine Motivation. Ich wollte mitwir-ken, damit sich etwas bewegt, denn Politik ist Gestalten.

WENN SIE HEUTE ÜBER DEN DEMOGRA-FISCHEN WANDEL NACHDENKEN, WAS WÄRE IHRE VISION FÜR DEUTSCHLAND IN 20 JAHREN?

Ich glaube, dass das Thema eine Gesamtdimension hat. Es betrifft alle Teile der Gesellschaft und ich habe oft festgestellt, dass man schon vor zehn Jahren mit diesem Thema in öffentlichen Diskussionen hätte beginnen müs-sen. Wir erkennen jetzt, dass sich unsere Gesellschaft in

jeder Hinsicht verändern wird. Dennoch wird es regio-nale Unterschiede geben. Es wird Bereiche und Gebiete geben, in denen es immer weniger Menschen gibt, und es wird Regionen in Deutschland geben, die in nächster Zeit kaum etwas von dieser Entwicklung merken werden. In manchen Kommunen wird jetzt schon diskutiert, ob die Dimensionierung unserer Infrastruktur zu groß ist oder wie sie sich verändern wird. Dem Zusammenleben mehrerer Generationen muss eine neue Chance gegeben werden. Ältere Menschen sollten mit in die Lebenspla-nung einbezogen werden. Aber auch in den Bereichen der Ehrenämter und Vereine könnten sich viele Ältere mehr engagieren. Denn da fehlt der Nachwuchs.

IHRE MOTIVATION WAR DIE NACHKRIEGS-ZEIT, WORAUS SOLLTEN DIE NÄCHSTEN GENERATIONEN IHRE VISIONEN ZIEHEN?

Viele Visionen kann man aus dem gemeinschaftlichen Leben ziehen. Sich zu engagieren, in einer Freundes-gruppe, in einer Sportgruppe oder im Verein. Es ist wich-tig, Verantwortung für Andere zu übernehmen und nicht nur für sich selbst. Sich immer wieder klar zu machen, dass man Teil einer Gesellschaft ist. Man sollte bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Mitspielen wollen wenige, Schiedsrichter sein wollen viele, zuschauen wol-len noch mehr. Aber die Gesellschaft lebt davon, dass es genügend Mitspieler gibt.

DIE OPPOSITION ÄUSSERT SICH SKEP-TISCH DARÜBER, DASS FRAUEN, TROTZ KINDERN, ERWERBSTÄTIG SEIN SOLLEN UND GLEICHZEITIG WIEDER IN FORM DES BETREUUNGSGELDES AN IHR ZUHAUSE GEBUNDEN SIND.Ich glaube, die Familienpolitik ist umfassender zu sehen.

Ich spreche mich für das Recht der Eltern aus, selber zu entscheiden, wie und in welcher Form sie ihre Kinder er-ziehen wollen. Der Staat muss hierfür die Rahmenbedin-gungen schaffen. In meinem Weltbild entscheiden Vater und Mutter gemeinsam, wie der weitere Verlauf ist. Der Staat darf niemandem vorgeben, welche Familienform einzuschlagen ist.

WIESO WOLLEN SIE IM HERBST NICHT MEHR FÜR DEN BUNDESTAG KANDIDIE-REN?

Im Herbst bin ich 66 Jahre alt, davon war ich insgesamt 35 Jahre in Parlamenten tätig. Da sage ich mir selbst, dass es auch immer wieder den Wechsel der Generati-onen geben muss. Ich habe das bei mir auch langfristig geplant und auch in meinem Heimatbereich dafür ge-sorgt, dass immer wieder junge Kräfte an die Politik he-rangeführt werden. Außerdem bin ich jetzt 41 Jahre verheiratet, das ist eine Zeit, in der man auch denkt, dass man der Ehefrau etwas zurück geben muss.

Jasmin Twardawa18 Jahre, Wittingen

will dahin, wo endlich Sommer ist!

EDUARD OSWALD IM GESPRÄCH MIT JASMIN TWARDAWA

BUNDESTAGSVIZEPRÄSIDENT EDUARD OSWALD (CSU) FORDERT EIN STÄRKERES MITEINANDER DER GENERATIONEN. DENNOCH IST ER DER MEINUNG, DIE FAMILIENPLANUNG SEI JEDEM SELBST ZU ÜBERLAS-SEN. VON JASMIN TWARDAWA

„WIR WERDEN JEDES ALTER BRAUCHEN“

Foto: Simon Ruf

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[M] Foto: Simon Ruf

JUNGE!JUNGE! //

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J eder hat schon einmal von Mehrge-nerationenhäusern gehört. Gemein-

schaftlich leben und sich gegenseitig helfen – Oma, Opa, Mama, Papa und die Kinder – drei Generationen unter einem Dach. In den Medien wird diese Wohn-form häufig als Wundermittel für die Probleme unserer Gesellschaft dargestellt. Die Vorstellung: In einem Mehrgenerati-onenwohnhaus würden demographische Probleme gelöst. Eine heile Welt weit entfernt von einsamen Senioren, respekt-losen Kindern oder überforderten allein-erziehenden Müttern. Aber wo und wie findet dieses scheinbar perfekte Wohnen statt? Wir begeben uns auf die Suche und stoßen auf das „KreativHaus“ in Berlin-Mitte.

„WIR BRINGEN ALT UND JUNG ZUSAMMEN“

Das KreativHaus ist riesig. Früher war hier eine Kita. Die langen Flure mit den bunt bemalten Wänden geben dem Gebäude die Atmosphäre einer Jugend-herberge. Als wir das Haus betreten, ist es still, ungewöhnlich still dafür, dass hier Jung und Alt zusammenleben sol-len. Aber halt, Zusammenleben? Ale-xandra Baur schüttelt lachend den Kopf. In dem riesigen Gebäude habe noch nie jemand gewohnt – es diene lediglich als Treffpunkt für verschiedene Kurse und Gruppen. „Es ist ein Missverständnis, dass angenommen wird, man lebe in Mehrgenerationenhäusern zusammen. In den Medien und im Volksmund wird oft ein falsches Bild verbreitet.“, erzählt die Mitarbeiterin. So sei es auch bei den an-deren sechs Mehrgenerationenhäusern in Berlin. Fakt ist: Man muss differenzieren zwischen MehrgenerationenWOHNhäu-sern, wo gemeinschaftlich gelebt wird, und Mehrgenerationenhäusern, wie dem KreativHaus. Doch was ist das Besondere an dieser Begegnungsstätte?

Von Computerkursen über The-ater- und Kabarettprojekte bis hin zu Krabbelgruppen für Kleinkinder bietet das KreativHaus Angebote für ein unter-schiedliches Publikum. Aber wo bleibt der Traum der Generationengemein-schaft? „Wir bringen Alt und Jung zusam-men“, erzählt Alexandra. Generationsmix ist das Stichwort: Viele Angebote sind da-rauf ausgerichtet, Besucher jeden Alters

gleichermaßen anzusprechen und durch gemeinsames Schaffen, Lernen und Spie-len zu verbinden. Auch „Leih-Omas“ gibt es, die regelmäßig als Paten für Kinder fungieren.

EINE STAATLICHE FÖRDERUNG IST NICHT SICHER

„Die Familienstrukturen haben sich gewandelt“ sagt Baur. „In unserer Zeit geht der wichtige Kontakt zwischen Kin-dern und älteren Menschen oftmals ver-loren. Genauso wie zwischen Eltern und Kind.“ Deswegen ist das KreativHaus seit 2007 auch offiziell Familienzentrum. Dieser Titel bringe finanzielle Vorteile. Und natürlich spiele Geld eine Rolle im KreativHaus. Die Leitung ist auf Mitglie-derbeiträge, Spenden oder staatliche För-derung angewiesen. Gerade letztere sei nicht sicher: „Sogar wenn ein Projekt mal ein, zwei Jahre gefördert wird, herrscht immer Unsicherheit.“ Die Leitung be-komme zwar Zuschüsse, aber immer nur für einen gewissen Zeitraum. Dessen Ver-längerung sei unklar.

„Mit 44 000 Euro hat die Regierung einen ersten Anreiz für die Förderung von Mehrgenerationenhäusern getan“, er-zählt SPD-Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis. Ende 2014 wird die staatliche Förderung für diese Begegnungszentren jedoch eingestellt, „weil die CDU andere Schwerpunkte setzt“, so Mattheis weiter.

„Das Projekt an sich sollte man unbedingt fortsetzen, da es eine große Chance ist, den sozialen und familiären Zusammen-halt in der Gesellschaft zu stärken. Auch von Seite des Bundes sollte es Unterstüt-zung für Mehrgenerationenhäuser und Mehrgenerationenwohnhäuser geben.“

FAZIT

Man muss zwischen Mehrgeneratio-nenhäusern und Mehrgenerationenwohn-häusern unterscheiden. Die einen sind ein Treffpunkt für Menschen jeden Alters und bringen die Generationen stunden-weise zusammen. Die anderen verbinden Jung und Alt dauerhaft durch das gemein-same Wohnen und Leben. Die finanzielle Förderung von Mehrgenerationenhäusern ist allerdings nicht gesichert. Weil ein bestehendes Förderprogramm Ende 2014 ausläuft, wurde von Bürgerinnen und

Bürgern eine Petition für den Erhalt der finanziellen Förderung durch den Staat eingereicht – es bleibt abzuwarten, wie sich die Mehrgenerationenhäuser unter der jetztigen und zukünftigen Regierung weiter entwickeln.

Harriet Hanekamp 16 Jahre, UnterkirchbergKaja Klapsa 18 Jahre, Münsterhausen wollen hin, wo die Wol-ken wieder lila sind.

LASST UNS ALLE ZUSAMMEN ZIEHEN! MIT OMA UND OPA ZUSAMMEN ZU WOHNEN, LIEGT IM TREND. SIND MEHRGENE-RATIONENWOHNHÄUSER EIN SINNVOLLES KONZEPT? UND WIE WEIT VERBREITET SIND SIE EIGENTLICH? KAJA KLAPSA & HARRIET HANEKAMP HABEN SICH FÜR UNS UMGESCHAUT.

Figuren: ww

w.clker.com

\\ JUNGE!

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I n Deutschland werden immer weniger Kinder geboren. Die Politik versucht

nun schon seit etlichen Jahren mit im-mer neuen Fördermodellen die sinkende Geburtenrate zu bekämpfen, zuletzt mit dem Betreuungsgeld. Auf Vorschlag der CSU wurde von der Bundesregierung eine Leistung für Eltern eingeführt, die ihre ein- bis dreijährigen Kinder zu Hause be-treuen und nicht in eine öffentliche Kita schicken. Ab dem 1. August 2013 erhalten Eltern 100 € Betreuungsgeld, ab dem 1. August 2014 150 €. Zusätzliche 15 € kön-nen bezogen werden, wenn das Geld für die Kindesausbildung gespart wird.

ELTERLICHE SELBSTBESTIM-MUNG ODER ISOLIERUNG?

Die CDU-Sprecherin im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

im Deutschen Bundestag Dorothee Bär befürwortet das Betreuungsgeld, weil Familien dadurch nicht verpflichtet seien sich einem Leitbild anzupassen. Das sei der Fall, wenn sie ihre Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr in die Krip-penbetreuung geben. Sie betont, dass sich Eltern entscheiden könnten, ob sie einen subventionierten Kitaplatz oder das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen.

Doch das Betreuungsgeld war ein Projekt der Regierungskoalition. Die SPD möchte statt dem Betreuungsgeld den Kitaausbau weiter vorantreiben. Ab August hat jedes Kind unter drei Jah-ren einen Betreuungsanspruch. Christel Humme von der SPD ist im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Sie spricht von der Kita als „Sozialisati-onsinstanz“ und hält das Betreuungsgeld für „eine Katastrophe“.

„FALSCHE ANREIZE GESCHAFFEN“

Auch die Grünen lehnen das Betreu-ungsgeld ab. Tabea Rößner, die medien-politische Sprecherin der Bundestags-fraktion Bündnis 90/Die Grünen, spricht von einem Teufelskreis für Frauen. Sie verdienten tendenziell weniger als ihre Partner und übernähmen so im Zweifel eher die Betreuung. Nach einem Wieder-einstieg in den Beruf hat die Frau so noch geringere Karrierechancen und entschei-det sich beim zweiten Kind deswegen wahrscheinlich wieder für die Berufspau-se. „Es werden falsche Anreize geschaf-fen“, beschreibt es auch Jörn Wunderlich, Bundestagsabgeordneter von den Linken.

Etwa für Arbeitslose sei das Betreu-ungsgeld keine empfehlenswerte Option.Im demografischen Wandel lastet eine

große Verantwortung auf Familien. Dass sie unterstützt werden müssen, ist allen Parteien klar. Welches Konzept eine Zu-kunft hat, hängt wohl vor allem von den kommenden Bundestagswahlen ab.

„Je familienfreundlicher die Kitaland-schaft wird, desto eher entscheiden

sich Familien Kinder zu bekommen“, so die Leiterin der Kita „Stepping Stones“, Gundula Zschaler, in Berlin. Deutsch-land steht vor der Herausforderung des demographischen Wandels und muss die Initiative ergreifen, um Familien eine gute Grundlage für Beruf und Privatleben zu schaffen. Bis 2015 wird jeder neu ge-schaffene Ganztagsplatz vom Staat mit 400€ pro Monat subventioniert. Doch wie wird familienfreundliche Betreuung ge-nau umgesetzt und was bedeutet sie für die Kinder?

DIE GROSSEN KONZERNE GEHEN VORAN

Ein Konzept dieses Problem zu bewältigen, sind betriebseigene oder betriebsnahe Kitas. Die Kita „Stepping

Stones“ in Berlin gehört zu einer Gruppe von 125 Kitas in Mittel- und Norddeutsch-land, welche speziell für Unternehmen betriebsnahe Kitas anbieten. Unterneh-men können Betreuungsplätze für Mitar-beiter auslagern und haben damit nicht die Verpflichtung eine betriebsnahe oder betriebseigene Kinderbetreuung zu er-richten. Die Kita hat Kooperationen mit zehn großen Firmen, die alle am Potsda-mer Platz ansässig sind, darunter auch

„Mercedes Benz“. Gundula Zschaler ist von den Vorteilen ihrer Einrichtung über-zeugt. So müssen die Unternehmen nicht selbst Erzieher ausbilden. „Wir sind die Profis“, sagt Zschaler.

Bereits ab einem Alter von acht Wo-chen können Eltern ihre Kinder in die Kita bringen. Der Hort wirbt zudem mit festen Bezugspersonen für Kleinkinder und ma-ximalen Betreuungszeiten von über neun Stunden. Sie öffnet morgens um sechs

Uhr und schließt um 20 Uhr. Inwieweit ist das noch kinderfreundlich?

VOLLZEIT FÜR KINDER IST „ÜBERDIMENSIONIERT“

Die Kinder-und Jugendtherapeutin Angela Hörl beurteilt die an den Voll-zeitjob angepassten Betreuungszeiten kritisch: „Kinder benötigen besonders in jungen Jahren eine feste Bindung zu den Eltern.“ Letztendlich könnten Erzie-her nicht das leisten, was eigentlich die Aufgabe von Papa und Mama ist. Weil Erzieher Kinder „nur“ pädagogisch be-treuen, sei das Verhältnis zwischen ihnen und dem Kind völlig anders als die Eltern-Kind-Bindung. Als Erwachsener verken-ne man oft auch, wie anstrengend der Tag eines Kindes in der Kita ist: „Neun Stunden sind eine überdimensionierte Zeitspanne für ein Kind“, so Hörl. Sie

ist jedoch auch der Meinung, dass es für Kinder wichtig sei, dass sie mit zwei oder drei Jahren die Kita besuchen. In diesem Alter sei die Sozialisierung, die man in der Kita unter anderen Kindern erfährt, von großer Wichtigkeit.

STREITFALL BETREUUNGSGELD WAS DIE EINEN ALS „KATASTROPHE“ DER FAMILIENPOLITIK BEZEICHNEN, IST FÜR DIE BUNDESRE-GIERUNG DIE UMSETZUNG ELTERLICHER SELBSTBESTIMMUNG. DAS BETREU-UNGSGELD POLARISIERT. VON CAROLIN SIEGEROTH

VOLLZEITSANDKASTEN DEUTSCH-LANDS GROSSE UNTERNEHMEN WOLLEN DURCH BETRIEBSEIGENE KITAS FAMI-LIENFREUNDLICHER WERDEN. IST DAS IM INTERESSE DER KINDER? VON MORITZ FLOCKE

Moritz Flocke16 Jahre, Hünstetten

will immer zu neuen Herausforderungen.

Carolin Siegeroth20 Jahre, Münster

will für ein Semester ins Ausland.

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ANNA KYRIELEIS, 35, LEITET DAS ACHT-KÖPFIGE TEAM DER ABENDSCHAU DES RBB. IHRE KINDER HABEN OBERSTE PRIORITÄT.

„Mein Mann und ich teilen uns die Erziehung un-serer vierjährigen Tochter und unseres zweijährigen Sohnes ausgewogen. Wir waren beide sechs Monate in Elternzeit und somit „nur“ Eltern. Und nur weil wir es beide wollten, hat das funktioniert. Als ich dann wieder Vollzeit in meinen Beruf eingestiegen bin, wurde ich von meinen Kollegen auch sofort wieder aufgenommen. Aber das ist alles abhängig vom Beruf und dem Unternehmen, in dem man arbeitet. Wenn ich jetzt auf der Arbeit bin, stehe ich ständig in Kontakt mit meinen Mann. Wenn er mir schreibt, dass unsere Tochter krank ist und er gerade nicht von der Arbeit weg kann, dann fahre ich in die Kita.

Wenn wir gemeinsam mit unseren Kindern Zu-hause sind, ist das dann auch nur Kinderzeit. Auch die Wochenenden halten wir uns komplett frei für sie. Or-ganisation innerhalb einer Familie ist einfach alles. Wir machen da auch keine rollenspezifischen Unterschiede in unserer Erziehung und investieren genau gleich viel Zeit in das Familienleben. Dadurch habe ich auch kein stärkeres Bindungsgefühl zu unseren Kindern als mein Mann. Trotzdem ist die typische Rollenvertei-lung von Mann und Frau innerhalb einer Familie noch in den Köpfen der Gesellschaft verankert. Mein Mann wird komisch angeschaut, wenn er unsere Kinder vom Kindergarten abholt – ich nicht. Andersherum wer-de ich oft gefragt, wie ich Familie und Beruf unter ei-nen Hut bringe, bei meinem Mann ist das kein Thema. Für uns ist diese Familienform ideal, aber jeder muss das für sich selbst entscheiden. Wir möchten kein Modell für andere sein.“

DER AMERIKANER MICHAEL MARIANEK IST 2006 AUS LIEBE ZU THERESIA NACH DEUTSCHLAND GEZOGEN UND IST NUN ZWEIFACHER VATER.

„Die gemeinsame Zeit mit meinen Kindern erfüllt mich sehr. Durch Kinder handelt man; vorher hat man sich tausend unnötige Gedanken gemacht. Meine Frau Theresia und ich haben beide noch studiert, als unser er-ster Sohn Milan unterwegs war. In meiner neuen Heimat Plauen war ich dann ein Semester lang von Montag bis Freitag alleine mit Milan. So hatte Theresia Zeit, ihr Di-plom zu beenden. Mit unserem zweiten Sohn Mika hatte Theresia unterm Strich mehr Zeit, deswegen ist er auch ein Mamakind. Wenn sich Mika weh tut, ruft er gleich nach meiner Frau.

Ich verdanke Deutschland viel. Nach Milans Geburt hatten wir durch die finanziellen Zuschüs-se seitens des Staates mehr Geld als vorher. Aber das Elterngeld macht niemandem zu einem guten Va-ter – diese Macht hat nur die eigene Motivation. Wir haben als Eltern unglaublich viel Verantwortung. Ich denke, es ist unsere Pflicht, den Kindern Vertrauen und Liebe zu geben. Dafür investieren wir beide viel. Theresia hat eine Stelle bei BMW in München angebo-ten bekommen, ich bin als selbstständiger Filmemacher ortsungebunden. Wir sind in Plauen geblieben, weil wir in München keinen Kitaplatz bekommen hätten. Eltern haben die Zeit, um das überzogene Karriereden-ken aufzugeben. Wir erziehen unsere Kinder gemeinsam und versuchen, nicht egoistisch zu sein. Ich glaube, es ist die Verantwortung des Mannes das veraltete Rollen-denken der Sechziger aufzugeben. Ich will, dass Theresia frei ist und wir unserem Familienleben gemeinsam Tiefe verleihen können.“

F amilie und Beruf, zwei Komponenten, die man vor allem als Frau nicht vereinbaren kann?

Denkt man zumindest. Die früher fixen Geschlech-terrollen in der Familie sind im Wandel. Erzie-hung ist längst nicht mehr nur die Sache der Frau. Das weiß auch Dr. Thomas Gesterkamp, Autor des Buches „Die neuen Väter zwischen Kind und Kar-riere“: „Es rollt eine ,Papawelle‘ auf unsere Gesell-schaft zu, die eine Rollenveränderung in der Familie mit sich bringt.“ Immer mehr Väter beziehen laut dem Statistischen Bundesamt Elterngeld; so wa-ren 27,8 % der Männer im Jahr 2012 in Elternzeit.

„Wenn sich die Väter eine Zeit lang alleine um ihre Kin-der kümmern, sind sie keine zweite Wahl und verpassen nichts.“, so Gesterkamp.

Dass neue Familienstrukturen effektiv sind, be-weist auch Ursula von der Leyen. Unter der Woche ist der Mann der Bundesministerin für die familiäre Kinder-betreuung zuständig, die Wochenenden räumt sich die erfolgreiche Mutter komplett frei. Als siebenfache Mutter, ehemalige Familien- und heute Arbeitsministerin weiß sie, wo man ansetzen muss: „Ich errichtete sofort eigene Kitas in den Ministerien“, erzählt die Politikerin. Familie und Karriere? Es geht, wenn man will und an der rich-tigen Stelle sitzt.

DIE VERWANDELTE FAMILIE – SO FUNKTIONIERT ES HEUTE PAPA VERLÄSST UM ACHT DAS HAUS, KOMMT ABENDS ERSCHÖPFT WIEDER. INZWISCHEN KÜMMERT SICH MAMA UM DIE KINDER. DAS IST SCHNEE VON GE-STERN. VON JESSICA ELLER & NELE WOLFRAM

AUF HÄNDEN GETRAGEN: IN NEUEN FAMILIENMODELLEN TEILEN SICH ELTERN DIE VERANTWORTUNG IN DER ERZIEHUNG.

Jessica Eller20 Jahre, Lauf Nele Wolfram17 Jahre, Plauen

wollen zu einem Harlem Shake auf der Abgeordnetenbrücke.

Foto: Simon Ruf

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DIE MYTHEN DER SCHWARZSEHER IN DER DEBATTE UM DEN DEMOGRAFISCHEN WANDEL WERDEN OFT DUNKLE SZENARIEN DER ZUKÜNFTIGEN GESELLSCHAFT ENTWORFEN. VIELE DAVON SIND ABER NICHT MEHR ALS HALTLOSE BEHAUPTUNGEN. FÜNF MYTHEN AUS DEM DEMOGRAFIE-DISKURS – UND WARUM SIE VÖLLIG GEGENSTANDSLOS SIND. VON TOBIAS KOCH ILLUSTRATIONEN: PAUL RAMISCH

MYTHOS 2:

„DIE GESUNDHEITSKOSTEN WERDEN GIGANTISCHE AUSMASSE ANNEHMEN“In den letzten 30 Jahren ist die deutsche Bevölkerung immer weiter gealtert. Doch die Gesundheitsausgaben der Kranken-kassen sind konstant bei sechs Prozent des Bruttoinland-produkts geblieben. Der Volkswirtschaftler Bert Rürup hat im Auftrag der AOK herausgefunden, dass für hohe Kosten die Nähe zum Tod und nicht das Alter entscheidend ist. Auch Professor Elisabeth Steinhagen-Thiessen von der Cha-rité Berlin bestätigt, dass altersspezifische Krankheiten im Lebensverlauf weiter nach hinten rücken. Allein seit den 1990er Jahren habe der Durchschnittsdeutsche zwei gesunde Lebens-jahre hinzugewonnen. Länger leben heißt also nicht länger, sondern höchstens später krank zu sein.

MYTHOS 5:

„ALTER MACHT KRANK UND UNPRODUKTIV“

Die mit dem Alter sinkende Belastbarkeit hat keine direkte Aus-wirkung auf die Produktivität. 2012 hat eine Studie des Max-Planck-Instituts belegt, dass ältere Fließbandarbeiter weniger Fehler als ihre jüngeren Kollegen machen. Ferner nivellieren Er-fahrung und Gewissenhaftigkeit die mit dem Alter nachlassende kognitive und physische Arbeitsleistung. Der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften hat den Zusammenhang von Alter und Arbeitsunfällen untersucht. Während knapp 20 Prozent der Unfälle in der Altersgruppe 20-25 passieren, sind es bei den 50- bis 59-Jährigen nur noch etwa zehn Prozent und bei den Arbeitnehmern 60+ nur noch drei Prozent.

MYTHOS 4:

„DIE DEUTSCHEN WOLLEN KEINE KINDER MEHR“So titelte die FAZ im Dezember 2012. Tatsache ist zwar: Die Geburtenraten stagnie-ren. Aber die Gründe dafür liegen nicht unbedingt darin, dass Kinderwünsche nicht vorhanden sind. Im Februar 2013 veröffentlichte Im Februar 2013 veröffentlichte Der Spiegel eine von der Bundesregierung beauftragte - bis jetzt unter Verschluss gehaltene - Studie der Basler Prognos AG , die die Familien-politik der Regierung als ineffizient und zu teuer beschreibt. Überdies zeigen Umfragen im Rahmen der Initiative „Die de-mographische Chance“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, dass für die meisten Deutschen der ideale Familienentwurf die Zwei-Kind-Familie ist.

MYTHOS 3:

„DAS SCHRUMPFEN DER BEVÖLKERUNG FÜHRT ZU WIRTSCHAFTSKRISEN“Eine kleinere Bevölkerung führt nicht zwingend zu leeren Büros und Fabrikhallen. Die frei werdenden Arbeitsplätze können mittelfristig alle kompensiert werden. „Wir haben sozusagen stille demografische Reserven, die auf dem Arbeits-markt fehlen“, so die Demografie-Expertin und stellvertretende Bundestagsfraktionsvorsitzende der Grünen, Ekin Deligöz. Diese könnten durch die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt und die Immigration von Fachkräften aktiviert werden. Die Qualifizierung benachteiligter Jugend-licher folgt als nächste Möglichkeit. Der Bundesagentur für Arbeit zufolge gibt es daneben derzeit 3,06 Millionen Arbeitssuchende auf dem deutschen Markt. Bei entsprechender Ausbildung und Integration könnten diese die entstehenden Lücken wieder schlie-ßen.

MYTHOS 1:

„DER RUHESTAND IST EIN AUSLAUFMODELL“Im Durchschnitt wird die Zeit in Rente nicht kürzer. Sie kommt nur später. Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit entspricht dabei in etwa der gestiegenen Lebenserwar-tung. Aus heutiger Sicht ist es schwer vorstellbar, dass die Hälfte der heute Neugeborenen älter als 100 Jahre wird. Die Tatsache, dass noch nie zuvor Menschen so gesund so alt ge-worden sind, führt zu Unsicherheiten gegenüber dem späten Lebensabschnitt. Wie Peter Gross, emeritierter Professor für Soziologie der Universität Bamberg, erklärt, werden bis heute kaum positive Erfahrungen mit diesem „neuen“ Lebensabschnitt des hohen Alters verbunden. Weiter sagt er:

„Dieser Lebensabschnitt bietet noch Raum für Angst.“ Umso mehr Hochbetagte es geben wird, desto positiver wird das Alter betrachtet werden.

41,2°C

Tobias Koch18 Jahre, Münsterhausen

möchte ganz nach oben und noch weiter!

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FRUCHTFLEISCH Wie willst du alt werden?

JANA T., 33 JAHREFREIBERUFLICHE JOURNALISTIN

„DA BIN ICH MIR NOCH UNSCHLÜSSIG, DA DIE WIRTSCHAFTLICHE LAGE UNSICHER IST. RENTE WERDE ICH SOWIESO NICHT

BEKOMMEN.“

„SICHER“

JANINA E. ,15 JAHRE SCHÜLERIN

ICH WILL SO LANGE WIE MÖGLICH BE-RUFSTÄTIG BLEIBEN, DAMIT ICH MEINEN

KINDERN ALLES BIETEN KANN. MEINE ZUKUNFT SEHE ICH IN DEUTSCHLAND.“

„BERUFSTÄTIG“

WOLFGANG E. , 61 JAHREBEAMTER

„ICH FREU MICH AUF DEN RUHESTAND, UND HOFFE DANN IMMER NOCH GESUND

ZU SEIN. FINANZIELL HAB ICH SOWEIT AUSGESORGT.“

„IM RUHESTAND“

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W er sich als junger Mensch in Deutschland politisch engagiert,

gehört einer Minderheit an. Die großen Parteien klagen über sinkende Mitglieder-zahlen und schlecht besuchte Veranstal-tungen. Gleichzeitig haben sich Jugendli-che laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) noch nie so stark für Politik interessiert. Eine wichtige Grundlage, um sie in politische Prozesse einzubeziehen. Gab es 2009 noch rund 3,5 Millionen Erstwähler, werden 2013 eine halbe Mil-lion weniger an den Urnen stehen. Eine Gruppe, die selbst wenn sie eine Partei geschlossen wählte, an der fünf-Prozent-Hürde scheitern würde. Allerdings stellt die Gruppe mit knapp über 60% auch die mit Abstand niedrigste Wahlbeteiligung. Was also hält Jugendliche von ihren eige-nen Organisationen und den Wahllokalen fern?

WO BLEIBEN DIE JUGENDLICHEN?

Am meisten beschäftigt diese Frage wohl junge Menschen, die selbst aktiv sind. Sina Doughan, Bundesvorsitzende

der Grünen Jugend, und Erik Bertram, Bundesvorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten, haben ihre ei-gene Sichtweise auf junge Menschen und ihre Teilhabe am demokratischen Prozess.

Erik stimmt dem allgemeinen Trend der sinkenden Mitgliederzahlen zu, macht dafür aber weder Verdrossenheit noch Desinteresse der Jugendlichen ver-antwortlich. Er sieht durchaus „den Wil-len zur Mitbestimmung etwas zu gestal-ten“. Das Problem sei eher der zeitliche Aspekt. „Viele Studiengänge sind mit langen Praktika und Hausarbeiten in den Semesterferien sehr stramm organisiert.“ Dem gehen jetzt auch bundesweit ver-kürzte G8-Schullaufbahnen voraus, die zusätzlich ein karriereorientiertes Den-ken junger Menschen stärker förderten als soziales oder politisches Engagement. Sina sieht einen Auslöser darin, dass „Ju-gendliche nicht gefragt werden, wenn es um sie geht.“ Dabei gibt es einfache Lösungen, Jugendliche entscheiden zu lassen, zum Beispiel, wenn es um Ju-gendräume oder Sportplätze im eigenen Ort geht. Sina fordert gar ein Wahlrecht

ab null Jahren, denn auch Kinder können für sich selbst wichtige Entscheidungen treffen. So beziehen fortschrittliche Kitas zum Beispiel schon jetzt Kinder bei der Essensplanung mit ein.

„VERTEILUNGSKÄMPFE ZWISCHEN JUNG UND ALT“

Jugendliche wählen anders. Schaut man sich beispielsweise das Wahlver-halten der letzten Bundestagswahlen an, profitierten vor allem die Grünen von Jungwählern. „Weil zukünftig im-mer weniger Jungwähler den Interessen einer wachsenden älteren Bevölkerung gegenüberstehen, wird es verstärkt zu Verteilungskämpfen zwischen Jung und Alt kommen.“, prognostiziert Antje Sir-leschtov, Leiterin des Politikressorts beim Tagesspiegel. Sie könnte sich die großen Volksparteien als Gewinner des demo-grafischen Wandels vorstellen. Sicher sei, dass sich „grüne Themen“ durchsetzten, fraglich sei bloß, ob dies mit den Grünen geschieht. Vor dem Hintergrund der aus-gebrochenen Weltwirtschaftskrise wür-den laut Sirleschtov Jüngere künftig auch

verstärkt konservative Parteien wählen. Wobei die Grünen ebenso eine „sehr kon-servative Partei“ seien, weil sie Altes, die Schöpfung im Sinne der Unionsparteien, ebenfalls bewahren wollen.

Wem die Jugend bei der nächsten Bundestagswahl ihre Stimme gibt, wird sich schon in diesem Jahr zeigen. Wenn sie hingeht.

JUGEND&PARTIZIPATIONIN ZUKUNFT GEBEN IMMER WENIGER JUNGE UND IMMER MEHR ALTE POLITI-KERN IHRE STIMMEN. GIBT ES IN ZUKUNFT NUR NOCH POLITIK FÜR RENTNER? LEONARD KEHNSCHERPER & RICHARD BRANDT HABEN ES HERAUSGEFUNDEN.

Richard Brandt16 Jahre, AttendornLeonard Kehnscherper19 Jahre, Berlin wollen nicht zum Bun-destag, aber zum näch-sten Pressefrühstück.

\\ JUNGE!

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11 //

[M] Foto: Simon Ruf

WAS GEHT?WAS GEHT? //

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\\ 12

„In Deutschland sind die Aussichten ein-fach besser.“ Erik ist 27 Jahre alt und

vor 18 Monaten aus Spanien nach Berlin gekommen. Nach seinem Geschichtsstu-dium arbeitet er heute bei einem großen deutschen Verlag. Seine Mutter ist Spani-erin, sein Vater Deutscher, daher hat er als Kind neun Jahre in Deutschland gelebt und war mit der Sprache und Kultur vor-her schon vertraut. Zuhause fühlt er sich allerdings in Madrid. Dort ist er aufge-wachsen, dort ist seine Familie. Doch die aktuelle Situation in seinem Heimatland schätzt er als „sehr schlecht“ ein. „Über 25% der Leute sind arbeitslos trotz Prak-tika, guter Ausbildung und vieler Fremd-sprachenkenntnisse“.

Laut einer Studie des statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2010 sind drei Viertel aller Migranten beim Zuzug nach Deutschland jünger als 40 Jahre. Eriks Geschichte steht also stellvertretend für eine ganze Generation junger Europäer. Sie hat die internationale Finanzkrise von 2008 besonders hart getroffen.

SCHNELL FUSS FASSEN

Ähnlich geht es dem 26-jährigen

Kroaten Matija, der nach seinem Infor-matikstudium nach Deutschland kam, um internationale Erfahrungen zu sam-meln. Er blieb, denn auch in Kroatien ist die wirtschaftliche Lage schlecht. „Man verdient immer weniger, es gibt weniger Arbeit und dabei steigen die Preise und Ausgaben“. Auch seine Kommilitonen sind nach der Uni ausgewandert  - nach Australien, Österreich, in die Schweiz oder wie sein Bruder nach Heidelberg.

Doch der Umzug nach Deutsch-land ist für die jungen Arbeitsmigranten keineswegs einfach gewesen. Für Eriks Familie war der Abschied schwer, doch sie wollten seiner Entscheidung nicht im Weg stehen. „Sie haben die Chance gesehen und mich unterstützt. Der Kon-takt ist bis heute gut.“ In der Regel sei es kompliziert ohne deutschen Abschluss in Deutschland schnell Fuß zu fassen, aber Erik sagt: „Dank der doppelten Staats-angehörigkeit hatte ich keine Probleme bei den Behördengängen in Deutschland. Nur bei der Wohnungssuche war es ein bisschen schwierig, weil ich keine Schu-fa-Auskunft aus Spanien hatte. Sonst konnte ich mich aber problemlos im Bür-geramt einschreiben.“ Sein Einkommen

und sozialer Stand hätten sich allerdings verschlechtert, da er nun alleine wohne und Miete zahlen müsse.

VERTRAUTES UMFELD WICHTIG

Auch Matija klagt über mehr Ausga-ben durch Miete. Die Wohnungssuche in Berlin sei schwierig gewesen. Für ihn ist klar, dass er nicht für immer in Deutsch-land bleiben will. „Deutschland ist nicht das beste Land, die Welt ist groß und andere Länder sind auch schön.“ Daher möchte er auch keinen deutschen Pass, denn er glaubt: „Ich habe die gleichen Rechte wie deutsche Staatsbürger, aber ich kann die Sprache noch nicht und fühle mich hier nicht zuhause. Warum sollte ich also einen deutschen Pass ha-ben?“ Damit ist Matija kein Einzelfall. Denn 2010 gab es über 15 Millionen Men-schen in Deutschland mit einem Migrati-onshintergrund, davon allerdings hatten nur 8 Millionen einen deutschen Pass.

Obwohl Erik in Berlin eine Arbeits-stelle gefunden hat, würde er gerne wie-der nach Spanien zurückgehen, um in seinem vertrauten Umfeld zu leben. Der anderen Möglichkeit, nämlich ein neues

aufzubauen, will die Politik die Hürden nehmen. „Wir müssen Arbeitsmigranten ein angenehmes Umfeld schaffen, damit sie nicht, sobald sie in ihrem Heimatland eine gute Arbeit gefunden haben, wie-der abwandern“, sagt auch Gernot Erler, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag. Er for-dert, dass sich die Willkommenskultur in Deutschland verändern müsse. Das Ziel sei ausländische Fachkräfte auch dauer-haft in Deutschland halten zu können. Auch seine Kollegin Tabea Rößner (Grü-ne) stimmt ihm zu: „Wir werden nicht nur älter, sondern auch bunter.“

Katharina Penits20 Jahre, Freiburg

will nach ihrer Welt-reise das Theologiestu-dium abschließen und glücklich sein.

BERUFSVERKEHR DEUTSCHLANDS EINWANDE-RER SIND JUNG. VIELE KOMMEN AUF DER SUCHE NACH ARBEIT. WER SIND SIE UND WAS TREIBT SIE AN? VON KATHARINA PENITS

Foto: Simon RufMITFAHRGELEGENHEIT GESUCHT – IMMER MEHR GUT AUSGEBILDETE JUGENDLICHE AUS DEM AUSLAND VERSUCHEN IHR GLÜCK IN DEUTSCHLAND.

\\ WAS GEHT?

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13 //

Deutschland sucht sich aus, wer zuwandern darf und wer nicht. Nach Bil-dungsgrad und unkonkreten Kriterien wie

„Integrationsfähigkeit“ und „Bedarf“ beur-teilen Behörden die potentiellen Zuwan-derer. Viele Politiker glauben, dass das reiche Deutschland das Privileg hat, sich aus den „Bewerbern“ diejenigen heraus-zusuchen, die am besten passen.

Überschriften der BILD wie „Roma kosten uns 15 Millionen im Jahr“, „Bal-kan-Banden überrollen Stuttgart“ oder

„Multi-Kulti ist gescheitert“ beweisen die-se diskriminierende Denkweise. Aber das Land muss sich nicht vor Abermillionen Zuwanderern retten. Im Gegenteil: Wir sind dringend auf qualifizierte Arbeits-kräfte angewiesen. Wer kommen möchte, sollte das auch können. Eine Klassifizie-rung von erwünschten und unerwünsch-ten Menschen lässt Erinnerungen wach werden, in denen in Deutschland die Selektion von „guten“ und „minderwer-tigen“ Menschen propagiert wurden. Der taz-Redakteur Christian Jakob spricht da-bei treffend von „Nützlichkeitsrassismus“. Nützlichkeit gilt mehr als Menschlichkeit.

Die Bundesregierung verpasst eine große Chance, wenn sie Zuwanderer ablehnt. Denn Einwanderungswellen können auch den Bevölkerungsrückgang entschärfen. Außerdem beherrschen viele Einwanderer mehrere Sprachen und brin-gen neue Sichtweisen und Kulturen mit.

Politiker klagen derweil über den „Fachkräftemangel“: Zu wenige Arbeiten-

de in naturwissenschaftlichen Fächern, leere Stellen in Bran-chen wie Erziehung und Pflege. Allerdings heißt das auch: Der Arzt, der aus Bulgarien nach Deutschland kommt, füttert unser Gesundheitssystem, fehlt dann aber in Bulgarien. Rosi-nenpicker Deutschland wird so Nutznießer der qualifizierten Facharbeiter, in die Bulgarien investiert hat.

Max Frischs Zitat aus den Sechzigern „Wir riefen Arbeiter, es kamen Menschen“ ist immer noch hochaktuell. Um diese auch als solche zu behandeln, ist neben einer liberalen Einwanderungspo-litik auch ein effizienteres Integrationsprogramm abso-lut notwendig.

D er deutsche Staat wird laut Bundes-zentrale für politische Bildung (bpb)

im Jahr 2050 3,6 Millionen Migranten pro Jahr brauchen, um sein Wirtschafts-wachstum und den damit verbundenen Wohlstand aufrechtzuerhalten. Es wer-den immer weniger Kinder geboren, die Bevölkerung nimmt stetig ab. So also auch die Zahl der Arbeitskräfte. Der Fach-kräftemangel kann und muss durch Mi-granten ausgeglichen werden.

„Ohne Zuwanderung werden wir gar nicht mehr auskommen“, bestätigt Mar-tin Burkert, Bahnbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion. „Die Deutsche Bahn hat in München zum Beispiel große Pro-bleme, Arbeitskräfte zu finden. Sie kann weder Ingenieurs- noch Schienenleger-stellen besetzen.“ Dies ist ein Trend, der nicht nur in München, sondern in ganz Deutschland zu erkennen ist.

Deswegen sieht der Koalitionsver-trag zwischen CDU/CSU und FDP vor, dass die Zahl der Zuwanderer, die länger im Land bleiben, zunehmen soll. Denn ohne gezielte Zuwanderung könne den wirtschaftlichen Folgen des demogra-fischen Wandels nicht entgegengewirkt werden, meint Bundestagsabgeordneter und Obmann der FDP im Ausschuss für Arbeit und Soziales, Pascal Kober. „Das Potential der Migranten, die schon in

Deutschland leben, sollte nicht unter-schätzt und ungenutzt bleiben“. Deswe-gen startete die Bundesregierung in den vergangenen Jahren Initiativen, die die Einwanderung nach Deutschland ver-einfachen. Beispielsweise das Berufsa-nerkennungsgesetz, das vorsieht, dass die Berufsausbildung im Heimatland der Migranten geprüft und anerkannt wird oder das Aprobationsgesetz, in dem unter anderem steht, dass Ärzte keine deutsche Staatsbürgerschaft mehr brauchen, um zu praktizieren. Auch die Integration und Bildung der Kinder von Migranten wird durch Beratungsprogramme für die Eltern oder speziell eingerichtete Schwerpunkt-Kitas gefördert.

Für die Politik steht das wirtschaft-liche Interesse Deutschlands im Vor-dergrund. „Wir brauchen qualifizierte Arbeitskräfte auf allen Ebenen“, meint Pascal Kober. „Trotzdem können wir nicht jeden aufnehmen. Das würde die Gesell-schafts- und Infrastruktur Deutschlands vollkommen überfordern“, so Kober wei-ter. Deswegen wird die Einwanderung von qualifizierten Arbeitskräften erleich-tert im Gegensatz zu unausgebildeten.

„Die demografische Entwicklung wird durch Einwanderung nicht zu stop-pen sein“, meint Andreas Block, wissen-schaftlicher Mitarbeiter vom Bundesamt

für Migration und Flüchtlinge mit Blick auf die Zukunft Deutschlands. Migration kann also nicht alle Probleme lösen.

Sarah Ashrafian17 Jahre, EssenLuisa Meyer17 Jahre, Hannover

wollen in die weite Welt und viel Staub aufwirbeln.

MIGRATION, DER RETTER IN DER NOT? IM JAHR 2011 SIND 958 000 MENSCHEN NACH DEUTSCHLAND GEZOGEN. DEUTSCHLAND IST EIN EIN-WANDERUNGSLAND UND MIGRATION UNVERZICHTBAR FÜR UNSERE GESELL-SCHAFT. AUCH WENN DIES LANGE NICHT AKZEPTIERT WURDE. VON SARAH ASHRAFIAN & LUISA MEYER

KOMMENTAR

NÜTZLICHE MENSCHENDIE SELEKTION BEI EIN-WANDERERN MUSS AUF-HÖRENVON LUISA MEYER

WAS GEHT? //

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\\ 14

START! Bist du in der Stadtaufgewachsen?

Damit gehörst du zu 74% der in Deutschland lebenden Bevölkerung.

Deutschlands Kommunen haben insgesamt eine Verschuldung von ca. 130 Mio. €! Wie soll da die ausgetretene Laterne bezahlt werden?!

Ich habe lieber mit der Playstation gespielt.

Warum nicht?

In meiner Straße gab es keine Straßenla-terne.

Über 30% wachsen in infrastrukturell benachteiligten Gebieten auf.

Super Mario: Du besiegst den Sensenmann!

26% der Deut-schen wissen wie du, aus eigener Erfahrung, dass Kühe nicht lila sind.

Dann hast du ja viel „frische“ Luft! Seit drei Jahren nimmt die Luftverschmutzung in den Städten wieder zu.

Mahnungen deiner Rentenversicherung verlangen die Einhal-tung deiner Pflichten gegenüber dem Generationenvertrag.Dir bleibt keine Wahl.

Hui! Du bist aber schnell!

Die durchschnittliche Deutsche bekommt ihr erstes Kind mit ca. 29 Jahren.

FLASHBACK: Du bist 7 Jahre alt… Darfst du auf der Straße spielen?

Kannst du eine Straßenlaterne austreten?

Hast du vor aus dei-nem Heimatort weg zu

ziehen?

Denkst du wirklich, dass das eine sinnvolle Beschäftigung ist?

Wann?

Wo wir gerade bei deiner Kindheit

sind… Willst du eigentlich später auch

mal Kinder haben?

Was könnte zum „Ja“ helfen?

JA

JA

JAJA

JA

NEIN

NEIN

NEIN

Vielleicht

Tetris: Der perfekte Planer für Infrastruktur.

Jetzt!

Später!

Wie alt bist du?

Über 25!

Unter 25!

Geld

Sicherheit

Weißnicht...

NEIN

\\ WAS GEHT?

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SPIEL DEIN LEBEN! VOR DIR BREITET SICH DEIN LEBEN AUS. AN SEINEN ANFÄNGEN HAST DU NICHT VIEL ZU RÜTTELN. ABER DANN SIND ES ALLEIN DEINE ENTSCHEIDUNGEN, DIE ZÄHLEN. JEDE ENT-SCHEIDUNG BEEINFLUSST DIE FOLGENDEN. EIN ÜBERBLICK ÜBER DIE KON-SEQUENZEN DEINER ENTSCHEIDUNGEN UND IHREM NUTZEN FÜR DIE GESELL-SCHAFT. VON MAX SPRENGART & CHRISTOPH SAUPP | ILLUSTRATION MAX GÖRGENS,UMSETZUNG PAUL RAMISCH

Ein Leben in der Stadt kannst du dir leider nicht leisten. Daheim ist es doch auch schön.

Du erhälst die volle Ren- te, aber vielleicht musst du etwas länger als bis 67 arbeiten. Wenn du Kinder be-kommen hast, steuerst du deinen Teil zum Generatio- nenvertrag bei!

Die alternativen Kneipen halten sich nie lange, aber der Heimatverein nimmt dich gerne auf. Mach das Beste draus und unterstütze Dein Dorf z.B. beim Erhalt der Infrastruktur.

Für mehr Geld erkaufst du dir mehr Möglichkeiten und machst dich auf in die Stadt.

Dein Kopf ist noch völlig klar. Du brauchst niemanden, der dir sagt, was gut für dich ist.

Ein/e 25-Jährige(r) braucht ca. 1500€ im Monat. Hast du soviel?

Damit liegst du im bundesweiten Durchschnitt.

Die meisten Frauen bekommen im Schnitt ihr erstes Kind mit ca. 29 Jahren, ihr zweites mit ca. 31-32 Jahren.

Du hast endlich andere Gesprächspartner als deinen Teekessel. In Deutschland gibt es über 450 Mehrgenerationen- häuser. Details dazu, wie sie funktionieren erfährst du in diesem Heft auf Seite 8.

Hast du vor aus dei-nem Heimatort weg zu

ziehen?

Die volle Rente wirst du erst mit 67 Jahren erhalten.Willst du so lange arbeiten?

Du hast mehr Zeit als Geld… Kannst du dir als alternativen Zeitvertreib vorstellen, dich mit jungen Leuten in einem Mehrgenartionenhaus zu treffen?

Stell dir nun vor, du bist 60 Jahre alt!

JAJA

JA

NEIN

NEIN

NEIN

NEIN

Über 25!

WAS GEHT? //

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HERR JASPER, SIE SIND WAHL-KREISABGEORDNETER IM KREIS STEINFURT. WAS MACHT DIE LÄNDLICHE REGION UND GERADE DEN KREIS STEINFURT SO ATTRAKTIV?Dieter Jasper: Der wohl wichtigste Grund für einen Umzug der Menschen auf das Land sind die in dieser Region oft noch existenten funktionierenden familiären Strukturen. Für die älteren Menschen in der Bevölkerung wirkt die Stadt manch-mal bedrohlich, die ländliche Region hin-gegen steht meistens in Verbindung mit Vertrautheit und Geborgenheit. Grundvoraussetzung für das Leben auf dem Lande ist die Existenz einer lei-stungsfähigen Infrastruktur, seien es gut sortierte Lebensmittelmärkte, Apotheken, ärztliche und pflegerische Versorgungs-leistungen oder auch ganz einfach Cafés, Tanzveranstaltungen oder Wanderwege.

ANGEBLICH STERBEN LAND-

STRICHE BALD AUS. IN IHRER REGION SIND DIE EINWOHNER-ZAHLEN DAGEGEN KONSTANT, TENDENZ STEIGEND. WORAN LIEGT DAS?

Dieter Jasper: Eine gute Wirtschaftslage und ein hoher Bedarf an Fach- und Nach-wuchskräften lockten vor allem junge Fa-milien, aber auch ältere Personen in den Kreis Steinfurt. Der Kreis hat mit 4,7% eine der geringsten Arbeitslosenraten in NRW und somit eine hohe Sogwirkung für Arbeitskräfte. Außerdem locken die ländlichen Regionen mit preiswerten Miet- und Grundstückspreisen. Die Men-schen im Kreis Steinfurt können preisgün-stige Flächen kaufen und diese bebauen.

WER ENTSCHEIDET SICH FÜR DAS LEBEN AUF DEM LAND?

Dieter Jasper: Auffällig ist, dass immer mehr junge Familien wieder den Weg in die ländlichen Regionen finden. Gerade zur Familienplanung und zur Kinderer-

ziehung bevorzugen Familien das Land mit seinen vielen Grünflächen und Park-anlagen. Auch für Ältere ist das Leben auf dem Land zunehmend attraktiv, da hier viele gesellschaftliche und soziale Struk-turen vorhanden sind, die dem Alleinsein und der Anonymität eines Stadtlebens entgegenwirken.

„IMMER MEHR JUNGE FAMILIEN ZIEHEN AUFS LAND“ ÜBERALL IST DIE REDE VON DER „LANDFLUCHT“. DER KREIS STEINFURT IN NRW KANN ENTGEGEN DIESEM TREND STEIGENDE EINWOHNERZAHLEN VERZEICH-NEN. VON MARIE-THERES BÖHMANN

Marie-Theres Böhmann18 Jahre, Mettingen

will nicht weg. Sie findet es eigentlich ganz schön hier.

DIETER JASPER (CDU/CSU)

Ist seit der letzten Bundestags-wahl im Jahr 2009 Mitglied im Deut-schen Bundestag. Der Wahlkreisab-geordnete aus dem Kreis Steinfurt ist Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie sowie stellv. Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales.

Foto: Privat

S eehausen in Sachsen-Anhalt. 5200 Einwohner leben in der Hansestadt

mit Dorfcharakter. Mehr als 13 Prozent der Einwohner hat Seehausen in den vergangenen sieben Jahren verloren. Das Gymnasium wurde geschlossen, Gebäu-de innerhalb des Stadtkerns verfallen und die Arbeitslosenquote im Landkreis liegt bei 16 Prozent. Junge Leute ziehen in die Ballungsräume, zurück bleiben die Alten. Der Anteil der über 65-jährigen liegt bei 22,4 Prozent und wird bis 2025 auf ge-schätzt 32,4 Prozent anwachsen.

Was in Seehausen passiert, steht beispielhaft für die Probleme des demo-grafischen Wandels, der besonders die ländlichen Gebiete trifft. Während seit 2005 Metropolregionen wie Leipzig um etwa 8 oder München um etwa 11 Pro-zent gewachsen sind, stehen viele Land-gemeinden rat- und hilfslos vor den Aus-wirkungen des Bevölkerungsrückgangs.

In Politikerkreisen spricht man so-gar von einer „Landflucht“. Wirtschaft-liche Gründe spielen eine entscheidende Rolle: Viele Jugendliche verlassen das Land, um zu studieren, eine Arbeit auf-

zunehmen sowie Kultur und Nachtleben zu genießen.

Angesichts stetig schrumpfender Dörfer stellen sich viele Gemeinderäte die Frage, wie die örtliche Infrastruktur erhalten werden kann. Lange Wege in Krankenhäuser und Schulen, Wasserlei-tungen, die auch in einem 50-Einwohner-Dorf erhalten werden müssen und die Sanierung von Landstraßen stellen viele klamme Kommunen vor schier unlösbare Aufgaben. Die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen Dr. Valerie Wilms, Stellvertre-tendes Mitglied im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, stellt fest:

„Wir müssen uns fragen, was wir uns als Gesamtgesellschaft leisten können.“ Spritpreise steigen, Leitungsnetze werden marode und in vielen Regionen existieren keine DSL-Leitungen. Wilms Schlussfol-gerung: Politik muss sich auf große Städte konzentrieren.

Florian Bernschneider ist jüngster Abgeordnete im Bundestag und jugendpo-litischer Sprecher der FDP. Er verweist auf den deutschen Föderalismus: „Wir haben

eine Verantwortung gegenüber ländlichen Regionen.“ Sollte sich ein Gebiet jedoch entvölkern, müsse man Kompromisse eingehen. So gibt es beispielsweise Verän-derungen im Gesundheitssystem: Seit die FDP die Residenzpflicht für Ärzte abge-schafft hat, können diese auch außerhalb ihres Wohnorts eine Praxis eröffnen. Das soll dafür sorgen, dass auch Regionen außerhalb der Städte versorgt sind. „Den-noch müssten die Leute damit leben, dass sie ihren Hausarzt nicht mehr vor Ort ha-ben, weil es einfach nicht finanzierbei sei“, erklärt Bernschneider.

Muss man also bestimmte Ortschaf-ten aufgeben? „Es ist ein schmerzlicher Prozess.“, findet Britta Haßelmann. DIe Parlamentarische Geschäftsführerin und kommunalpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen Grünen der Grünen meint, dass solche Entscheidungen nur mit den Ein-wohnern zusammen getroffen werden dürfen.

Verstaubte Weltanschauungen und gesellschaftliche Probleme, wie der Rechtsextremismus, sind oft Phänomene

ländlicher Räume. Florian Bernschneider übt Kritik: „Es gibt manchmal struktu-relle Verkrustungen, bei denen ich sage: Man muss sich nicht wundern, wenn die jungen Leute gehen.“ Wenn ländliche Regionen in Zukunft überleben wollen, brauchen die Jugendlichen die Möglich-keit, ihren Lebensraum so zu gestalten, dass sie bleiben und Familien gründen wollen. Ob die Politiker in den Kommu-nen und in Berlin diese Voraussetzungen schaffen können, wird eine zentrale Fra-gestellung der nächsten Jahrzehnte.

LAND UNTER STÄDTE WACHSEN, LÄNDLICHE REGI-ONEN SCHRUMPFEN. WAS EINFACH KLINGT, SORGT FÜR EIN GROSSES PRO-BLEM: WENIGER MENSCHEN BEI GLEICHEN KOSTEN. KÖNNEN WIR UNS IN ZUKUNFT NOCH DÖRFER MIT STROM UND FLIESSEND WASSER LEISTEN? VON HANNES HARTHUN

Hannes Harthun20 Jahre, Potsdam

will dorthin, wo er noch nie war.

\\ WAS GEHT?

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Dem deutschen Volke - Eine parlamentarischeSpurensuche. Vom Reichstag zum Bundestag.

Kommen Sie mit auf eine Spurensuche durch die deutsche Geschichte und Gegenwart. Erleben Sie einen bewegenden Film über unvergessliche historische Momente, die Entwicklung derparlamentarischen Demokratie in Deutschland und ihre Bedeutung.

Vom 27. Juni bis zum 3. Oktober 2013 zeigt der Deutsche Bundestag allabendlich ab Beginn der Dunkelheit eine abwechslungsreiche Großbildprojektion von Film-, Licht- und Toneffekten an der Fassade des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses.

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www.bundestag.de

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„DIE UNTERNEHMEN DER ZUKUNFT SIND ENTSCHLEUNIGT.“

GESUND UND EFFIZIENT – UNTERNEHMEN DER ZUKUNFT DIE ARBEITSPSYCHOLOGIN IRENE PREUSSNER-MORITZ MACHT UNTERNEHMEN FIT FÜR DIE ZUKUNFT: SIE SETZT AUF GESUNDHEIT UND ZUFRIEDENHEIT DER MITARBEITER VON ANTONIA WEGENER, LAURA VOGT & VIOLA NELLESSEN

„Die Arbeitsverhältnisse müssen von Grund auf verändert werden,“ for-

dert Irene Preußner-Moritz. Die Arbeits-psychologin beschäftigt sich seit langem mit den neuen gesellschaftlichen He-rausforderungen für die Wirtschaft einer alternden Gesellschaft. „Eine gute Ge-sundheitsprävention kann dem Fachkräf-temangel vorbeugen. Nur wenn die Be-legschaften in allen Wirtschaftssektoren lange, gesund und effizient arbeiten, wird es möglich sein, unseren heutigen Le-bensstandard aufrecht zu erhalten.“

Für Preußner-Moritz bedeutet Ge-sundheitsprävention in Unternehmen al-lerdings mehr, als nur Burn-Out-Seminare und Reha-Wochen. Vor 15 Jahren hat sie sich mit „Strategien für Menschen und Organisationen“ (SMEO) selbstständig gemacht. Ihr Büro in Berlin-Charlotten-burg bietet Unternehmen Beratung zu neuen Personalmanagementmodellen.

„Beide Seiten des Betriebs sind mir hierbei wichtig.“ Auf der einen Seite müsse man die Sensibilisierung der Führung im Auge haben, auf der anderen die Wünsche und Vorschläge der Beschäftigten berücksich-tigen.

MEHR RÜCKSICHTNAHME ZWI-SCHEN FÜHRUNGSKRÄFTEN UND MITARBEITERN

In den Einrichtungen der Behin-dertenpflege im Evangelischen Johann-nesstift Berlin hat sie in einem Zeitraum von vier Jahren einen Strukturwandel im Betrieb bewirkt. Dieser kommt besonders der Gesundheit des Pflegepersonals zu Gute. Niemand dürfe unter seiner Tätig-keit leiden. Seit der Zusammenarbeit mit der Arbeitspsychologin hat sich dieser Gedanke im Stift verstärkt. „Mit der Ge-schäftsführerin Sylke Hölscher konnte ich ein Gesundheitsmanagement wie es im Buche steht umsetzen.“

Dabei spielt die Einbindung von Unternehmensführung und Mitarbeite-rInnen eine große Rolle. „Zuerst müssen die Probleme erkannt werden. Die Füh-rung muss verstehen, dass Belastung kein individuelles, sondern ein arbeitsplatzbe-dingtes Problem ist.“ Neben Seminaren und Arbeitszirkeln setzt Preußner-Moritz auf Befragungen der Mitarbeiter, um ein Bild der gesundheitlichen Verfassung des Personals zu bekommen. Es wer-den zudem Wünsche der Belegschaft zusammengetragen. So stellt sich die Führungsetage den inneren Problemen des Unternehmens. In einem langen Pro-zess, der im Jahr 2008 begann, wurden die Arbeitsverhältnisse analysiert und verändert. „Oft lösen Doppelbelastungen oder autoritäre Führungsstile psychische Belastungen in der Belegschaft aus“, so

Preußner-Moritz. Diese tiefgreifenden Probleme könne man nicht durch Prä-ventivmaßnahmen lösen, sondern durch veränderte Arbeitsverhältnisse.

DAS PROBLEM BESCHÄFTIGT AUCH DIE POLITIK

Eine Verbesserung der Arbeitsat-mosphäre und Erhöhung der Zukunftsfä-higkeit fördert auch die „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ der Bundesagentur für Arbeit & Soziales. Sie vernetzt klei-ne und mittelständige Unternehmen mit Projektmanagern und bietet ihnen eine Austauschplattform. „Personalpolitik ist die Königsklasse eines nachhaltigen Ma-nagements“, unterstreicht Peer Oliver Villwock, der im Bundesministerium für Arbeit und Soziales zuständig für die In-itiative ist. Unterstützt werden Projekte mit Fördergeldern des Bundesministeri-ums. Man hat also auch in der Politik die Notwendigkeit eines Wandels in der Per-sonalführung erkannt.

„Mein Unternehmen der Zukunft ist ein entschleunigtes Unternehmen. Das heißt für mich, dass die Mitarbeiter nicht so stark unter Druck stehen und ein ge-sundes Verhältnis von Arbeit und Freizeit leben können.“ So beschreibt die Bundes-tagsabgeordnete Anette Hübinger (CDU) ihre Vorstellung. Bundestagsabgeordnete der Grünen Maria Klein-Schmeink, ver-treten in den Ausschüssen für Gesundheit sowie Arbeit und Soziales, betont auch:

„Altersgerechte Arbeitsbedingungen sind eine große Herausforderung.“ Jede Le-bensphase benötige eine adäquate Ar-beitsorganisation. „Die Belastung muss den individuellen Grenzen entsprechen.“ Regierung und Opposition sind sich einig: Ein Wandel ist unabdingbar.

DER KERN DES PROBLEMS WIRD NOCH NICHT BEKÄMPFT

Trotzdem fordert Irene Preußner-Moritz ein größeres Engagement von der Politik. „Die Probleme sind tiefgrei-fender. Maßnahmen müssen langfristig und nachhaltig gestaltet werden.“ So will sie neben anderen Angeboten weiterhin durch eine zufriedene Belegschaft Unter-nehmen der Zukunft gestalten.

Foto: Privat

Antonia Wegener17 Jahre, LöhneLaura Felicia Vogt17 Jahre, StuttgartViola Nellessen17 Jahre, Saarbrückenwollen in die weite Welt.

\\ WAS GEHT?

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[M] Foto: Simon Ruf

#YOLO# YOU ONLY LIVE ONCE

#YOLO //

Page 20: politikorange Alter!

B enno Kuhn kommt mit einem Eimer Äpfel, die er gerade gepflückt hat, in

die Küche hinein. Der pensionierte Lehrer liebt den Eigenanbau. „Seit ich die Zeit habe, bin ich sehr oft im Garten. Es gibt immer etwas zu tun.“ Mit seinen 73 Jah-re macht er einen aufgeweckten Eindruck.

Lächelnd sagt er: „Alt fühle ich mich nicht, aber ich merke, dass ich der älteren Generation angehöre.“ Mit seinem Selbstbild steht er in seiner Altersgruppe nicht alleine da.

„DEFIZITORIENTIERTE ALTERSBILDER“

„Alter wird undifferenziert meist noch mit körperlichem und geistigem Abbau und erhöhten Belastungen gleich-gesetzt. Den meisten Menschen ist es un-bekannt, dass die heute 70-jährigen bio-logisch-medizinisch aber so fit sind wie 60-jährige vor einer Generation.“, sagt Katja Patzwaldt von der Uni Bremen.

Die Generali Altersstudie 2013 des Allensbach Instituts für Demoskopie kommt zu dem Schluss, dass das vor-herrschende Altersbild ein „defizitorien-tiertes“ ist. Besonders die Themen ‚Pflege‘ und ‚eingeschränkte Mobilität‘ würden mit Alter verbunden werden. Im Gegen-satz dazu steht das Selbstbild der älteren Generation. Sie fühlen sich, wie Benno Kuhn, meist noch aktiv, fit und offen für

Neues im Alter.Dieser Kontrast zwischen gesell-

schaftlichem und individuellem Alters-bild führt zu Verständigungsproblemen zwischen den und auch innerhalb der Generationen.

Die Generali Altersstudie belegt: „Im Durchschnitt liegt das gefühlte Alter rund zehn Jahre unterhalb des biologischen Al-ters.“ Dadurch kommt es zu Fehleinschät-zungen. Die Einzelperson nimmt sich jünger wahr, während die Gesellschaft sie immer noch älter sieht. Im sechsten Al-tersbericht der Bundesregierung kommen Fachexperten zu dem Schluss, dass ins-besondere das Kommunikationsverhalten zwischen jüngeren und älteren Menschen von diesen weltfremden Bildern geprägt ist. Ein Ausbrechen aus diesen Verhal-tensmustern scheint aktuell nicht zu ge-lingen.

„Ich finde meine Generation ist in den Medien nur selten gut dargestellt“, bemängelt Benno Kuhn. In den letzten Jahrzehnten sei das öffentliche Altersbild vor allem durch negative Berichterstat-tung in den Medien beeinflusst worden, bestätigt auch die Medienwissenschaftle-rin Caja Thimm von der Universität Bonn. Die Medien thematisierten das Thema Alter sehr einseitig. Thimm wünscht sich eine bessere mediale Aufarbeitung von Tabu-Themen wie Tod und Sex. Auf der anderen Seite gibt es auch überspitzt po-

sitive Darstellungen, die natürliche Ein-schränkungen im Alter leugnen. Zum Beispiel Berichte über einen hundertjäh-rigen Marathonläufer würden ein ebenso einseitiges Bild auf die Thematik werfen.

„Oft habe ich den Eindruck, dass alte Menschen als Anhängsel der Gesellschaft dargestellt werden“, beklagt Benno Kuhn.

„Wir Alten werden immer unterschätzt.“ Auch die Altersstudie sieht das „Potenzial“ älterer Frauen und Männer in der Gesell-schaft nicht ausreichend wahrgenommen. So können ältere Menschen durch ein fle-xibles Renteneintrittsalter länger im Beruf tätig sein. Eine Chance, die noch nicht überall gesehen wird. Auf institutioneller Ebene werden alten Menschen noch viel zu viele Steine in den Weg gelegt - etwa durch Altersgrenzen bei Personaleinstel-lungen oder Umschulungen.

BIOLOGISCHE ENTWICKLUNG VOR GESELLSCHAFTLICHER ENTWICKLUNG

Noch nicht zeitgemäße Altersbilder machen sich besonders in festgelegten Verhaltensstrukturen bemerkbar, welche nicht an die steigenden Lebenserwar-tungen angepasst sind. „Immerhin gibt es etwas Bewegung nach oben“, freut sich Patzwaldt. In Niedersachsen beispiels-weise stehe ein flexibleres Rentenalter zur Diskussion. Dadurch könnten Ältere bis

zu ihrem 70. Lebensjahr im Beruf bleiben.Altersbilder befinden sich im Um-

bruch – allerdings nicht schnell genug. Gesellschaftliche Bilder hinken den bio-logischen Entwicklungen hinterher. Statt starrem Denken in den Kategorien Alt und Jung muss das Lebensgefühl jedes Einzelnen in den Vordergrund rücken.

Obwohl Benno Kuhn merkt, dass ihn die Gartenarbeit mittlerweile stärker anstrengt, empfindet er wenn er zurück-blickt, die dritte Lebensphase, wie er sie nennt, als die schönste. „Ich genieße es morgens bis um 10 Uhr Zeitung zu lesen“, erzählt er mit einem Lachen und macht sich auf den Weg zurück in den Garten.

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Katharina Grewe20 Jahre, PassauMoritz Leiner17 Jahre, FuchstalFranziska Röpke17 Jahre, Waldshut

wollen in die Kiste.

FOREVER YOUNG, NIEMAND WILL ALT SEIN, ABER ALLE WOLLEN ALT WERDEN. WARUM EIGENTLICH? VON KATHARINA GREWE, MORITZ LEINER & FRANZISKA RÖPKE

Fotos: Privat, Simon RufIM ALTER WIRD MAN SCHWACH UND LANGSAM? SECHS „ALTERSBILDER“ ZUM GEGENTEIL.

\\ #YOLO

Page 21: politikorange Alter!

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FRUCHTFLEISCH Wie wollen Sie alt werden?

FRANZ MÜNTEFERING, 71 JAHREBUNDESTAGSABGEORDNETER, SPD

„MIT HOFFENTLICH KLAREM KOPF, AKTIV UND DEM WISSEN, DASS MAN NUR EIN-

MAL LEBT UND JEDEN TAG NUTZEN MUSS.“

„KLAR“

DR. LUKREZIA JOCHIMSEN, 77 JAHREBUNDESTAGSABGEORDNETE, DIE LINKE

„WIE BISHER, MIT AUFGABEN UND DEM BEWUSSTSEIN, AM ENDE DES LEBENS

ANGEKOMMEN ZU SEIN.“

„WIE BISHER“

HEINZ RIESENHUBER, 77 JAHREALTERSPRÄSIDENT DES 17. DEUTSCHEN

BUNDESTAGES, CDU

„LANGSAM“

„LANGSAM“

Foto: Sim

on Ruf

M aßgeschneiderte Programme für die Jüngsten gibt es schon seit den

90ern. Wer heute Anfang 20 ist, ist mit Kika, MTV und Co. aufgewachsen. Doch die junge Zielgruppe wird immer kleiner und das merkt gerade auch die Fernseh-branche. Einen eigenen Sender für Alte gab es nicht - bis jetzt. Als erstes hat in Deutschland die ProSiebenSat.1 Grup-pe reagiert. Seit dem 17. Januar gibt es den Privatsender für Frauen von 49 bis 64 Jahren: Sat.1 Gold. Mit dem Zusatz

„Gold“ referiert der Sender der Pro Sie-ben Sat.1 Mediengruppe auf das goldene Lebensgefühl der weiblichen Zielgruppe jenseits der Vierziger. Das Selbstbild der Sat.1 Gold Frau ist entspannt, kreativ und selbstbestimmt. „Mit einem Piccolo macht sie es sich gerne daheim bequem, liest

„Shades of Grey“ und träumt dabei von Henning Baum,“ heißt es über den Pro-totyp der Sat.1 Gold Zuschauerin „Stella“. Im bisherigen Dualismus von privatem Jugendfernsehen und öffentlich-recht-lichen Altenprogramm haben diese

„goldenen“ Frauen keinen Platz, meint Senderchef Marc Rasmus: „Das Durch-schnittsalter bei ARD und ZDF liegt bei über 60. Unserer Zielgruppe ist das zu verstaubt.“ Was ältere Frauen sehen wol-len, liegt für ihn auf der Hand: Deutsche Sendungen ohne englischen Sprachwirr-

warr, leichte Nachrichtenformate und vor allem das, was sie schon kennen.

„WIEDERSEHEN MIT ALTEN FREUNDEN“

Während Produktionen wie die Gerichtssendung „Richter Alexander Hold“ oder die Paartherapie „Zwei bei Kallwass“ bei Sat.1 spätestens in diesem Jahr abgeschafft werden, dient Sat.1 Gold zur Zweitverwertung, „Wiedersehen mit alten Freunden“ nennt Rasmus dieses kostengünstige Konzept. Nur fünf Sen-dungen werden exklusiv produziert, da-runter Servicesendungen wie „Gesund und lecker“. Und der Titel verrät: Hier ist drin, was draufsteht. Einfach und vor allem deutsch will das Fernsehen für Alte sein: Laut Selbsteinschätzungen spre-chen 69% der 50- bis 69-jährigen Frauen wenig oder gar kein Englisch, gerade in den neuen Bundesländern haben viele von ihnen Russisch in der Schule gelernt.

WER SIND DIE GOLDENEN WIRKLICH?

Rentner sind heutzutage nicht ein-fach im Ruhestand. In einer Zeit, in der die Medien sie gerne als „Best Ager“ be-zeichnen, erscheint das Alter als Hinder-

nis, das es zu überwinden gilt - fraglich ist nur, ob Sat.1 Gold die richtige Me-thode ist. Die Journalistin Annette Zoch hat zu „Mediennutzung bei Senioren“ promoviert und meint, dass „Medien ei-nen funktionalen Ersatz für die Erwerbs-arbeit bieten und die psychische Bewäl-tigung des Alterns erleichtern können“. Denn wenn die Rente kommt, geht viel verloren. Und der Fernseher wird treu-er Begleiter: 83 Prozent der Menschen über 50 sehen täglich fern und zwar im Durchschnitt 200 bis 250 Minuten. Das sind ungefähr vier Stunden. Am Tag. Keine wirklich goldenen Aussichten. Aber wie golden kann sich die Generation 50

+ heute überhaupt fühlen? Angela Merkel will noch vor den Wahlen eine Regelung gegen Altersarmut auf den Weg bringen. Und ihr Vorstoß ist berechtigt: Experten schätzen, dass in Deutschland bis 2030 jeder zehnte Rentner unterhalb der Ar-mutsgrenze leben wird. Das ist schon jetzt zu spüren, meint Meike Chors von der Diakonie in Köln. Sie betreut Schuld-ner, immer häufiger sind auch Senioren dabei: „Wir merken schon, dass es mehr wird. Bei alten Menschen geht es um die Grundsicherung, da wird Miete nicht gezahlt oder Strom. Wenn wir gerufen werden, leben die schon in Armut.“ Wer kann noch vom goldenen Alter sprechen,

wenn 10 Prozent der Rentner verarmen? Fakt ist: Es gibt sie, die Älteren, die so ver-mögend und fit sind wie keine Generation vor ihnen im Alter. Für diese Menschen wird das Fernsehen der Zukunft Pro-gramme entwickeln, seine Zielgruppe er-forschen und ihren Ansprüchen genügen. Um die Jungen werden sich vermehrt die Online Kanäle kümmern, das Öffentlich-Rechtliche hat mit ZDFneo, ZDFkultur und ZDFinfo das Jugendprogramm schon ausgelagert. Das Fernsehen der Zukunft wird alt sein. Und auch dann, wenn „alt“ nicht tot ist, sondern reif und auch wenn Service-Sendungen das Leben im Alter wirklich erleichtern können: Ein Fernse-her kann nur reden, nicht zuhören - er bleibt ein Fernseher. Auch mit goldener Mattscheibe.

Jil Blume23 Jahre, Köln

will mit der gesamten politikorange-Redakti-on ins Bällchenbad. #YOLO!

„MIR GEHT’S GOLD!“ IN DEUTSCHLAND LEBEN IMMER MEHR ALTE MENSCHEN IN ARMUT. GLEICHZEITIG HAT DAS FERNSEHEN DIE KONSUMFREUDIGE GENERATION 50 + FÜR SICH ENTDECKT. SAT.1 GOLD HEISST DER NEUE SENDER FÜR DAS GOLDENE LEBENSGEFÜHL IM ALTER. WIE PASST DAS ZUSAMMEN? VON JIL-MADELEINE BLUME

Foto: Privat

Foto: Privat

#YOLO //

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DEMAGOGIE TRIFFT DEMOGRAFIE – DIE DISKUSSION UM DIE AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS IN DEUTSCHLAND IST GUT 100 JAHRE ALT. WIE HABEN SICH DIE ARGUMENTE GEWANDELT? EINE HI-STORISCHE PERSPEKTIVE VON MAX GÖRGENS

„Deutschland in Gefahr. Wir sterben aus“. Solche apokalyptisch anmu-

tenden Äußerungen wiederholen sich in heutigen Debatten zum demografischen Wandel.

Dr. Thomas Bryant, Historiker und Demografie-Experte aus Berlin kennt das Problem: Panikmache. Für die Parole selbst hat er nur ein Lachen übrig: „Wer ist eigentlich wir?“, fragt er. Eine Frage der Definition und Dimension. Entweder man beschränkt sich auf die „Ethnisch- Deutschen“, die sogenannten Ursprungs- bzw. Biodeutschen, oder man schließt alle mit ein, die im politischen Sinn deut-sche Staatsbürger sind.

Das „Wir“ ist uneindeutig. Wa-rum es jedoch wichtig ist, sich über die Bedeutung dieses „Wir“ klar zu wer-den, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. 1911 begann der Demografie-Diskurs in Deutschland, als zum ersten Mal ein Ge-burtenrückgang verzeichnet wurde. Als schließlich die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, war „Wir sterben aus“ schon zu einem Schreckensszenario geworden. Mit dem Aufkommen der NS-Ideologie wurde der Begriff „Wir“ aus-schließlich und restriktiv im Sinne einer sich selbst erhaltenden Gesellschaft der

„Ethnisch Deutschen“ interpretiert. Diese demografische Entwicklung sollte des-halb mit allen Mitteln bekämpft werden.

EMOTIONALISIERTE DEBATTE IM NATIONALSOZIALISMUS

Die nationalsozialistische Propa-ganda setzte dabei gezielt auf Emoti-onen. Statt „Demografischer Wandel“ nutzte der Nationalsozialismus Begriffe wie „Vergreisung des Volkskörpers“,

„Schrumpfvergreisung“, oder bezeichnete die Überalterung als „die Volkskrankheit“. Bevölkerungswissenschaftler der dama-ligen Zeit wie Friedrich Burgdörfer schür-ten mit einprägsamen Formeln die Angst in der Bevölkerung. „Volk ohne Jugend“ war eine davon. Der Historiker Bryant erwähnt in diesem Zusammenhang auch den von Burgdörfer geprägten Begriff

„Urne“, mit dem neben „Pyramide“ und „Glocke“ auch heute noch die grafische Darstellungen der demografischen Ent-wicklung bezeichnet wird. Die Assoziati-on des Begriffs „Urne“ mit dem Tod ist geblieben.

Der prominenteste Begriff des da-maligen Diskurses sei jedoch nach 1945 zurückgedrängt worden, so Bryant: der

„Rassenbegriff“, eine Art NS-Allzweck-waffe, die je nach Bedarf entsprechend genutzt wurde.

„Das ist das eine“, gibt der Demo-grafie-Experte zu bedenken: „die ideolo-gische Ebene oder die Ebene des diskursi-ven Überbaus. Und das andere sind dann doch die konkreten politischen Praktiken“. Durch staatliche Maßnahmen wie Eutha-

nasie (Vernichtung „lebensunwerten Le-bens“) und Sterilisation bei gleichzeitiger Förderung arischer Familien sollte die Bevölkerungs-, Sozial- und Altersstruktur der Gesellschaft manipuliert werden. Die moderne Politikwissenschaft zählt auch diese radikalen Maßnahmen zum soge-nannten „Social Engineering“.

VERSACHLICHUNG IN DER MODERNE

Nach 1945 hat sich die Demografie-Debatte stark geändert. Die Emotionalisie-rung wurde zugunsten eines sachlichen Diskurses zurückgefahren. Die Begriffe der NS-Zeit sind nahezu verschwunden, wohl finden sie jedoch in der Bilderspra-che oft noch Verwendung – etwa wenn ein junger Mensch als Versorger für viele Alte dargestellt wird.

Auch „Social Engineering“ kommt in dieser Art und Weise natürlich nicht mehr vor. Einige Überbleibsel gibt es al-lerdings noch in der heutigen Politik. Bei-spielsweise das Kindergeld ist ursprüng-lich eine Idee aus dem Dritten Reich, wobei es da nur zur Unterstützung der

„Volksdeutschen“ genutzt wurde. Eine weitere geburtenfördernde Maßnahme, die Verleihung des Mutterkreuzes an be-sonders fruchtbare Frauen, wurde hinge-gen nach 1945 wieder abgeschafft. Die modernen politischen Maßnahmen, etwa für mehr Kinder, sind dagegen weniger

mit emotionalen als sachlichen Anreizen ausgestattet. Bryant nennt den Ausbau von Kita- und Krippenplätzen. Dieser sei noch nicht so gediehen, wie man sich das wünschen würde. Panikmache sei jedoch eine falsche Reaktion, die habe nicht mehr Hintergrund als das, was Burgdör-fer schon in den 20er und 30er Jahren ge-sagt habe, so der Experte.

Dabei gibt es in der Moderne eine völlig neue und positive Entwicklung: Deutschland versteht sich mehr und mehr als Einwanderungsland. Im Gegen-satz zum Dritten Reich ist die Frage, ob man deutsch ist oder nicht, nicht mehr allein von der Herkunft der Eltern abhän-gig. Das „Wir“ ist also geöffnet worden, und die Geburt als alleinige Eintrittsmög-lichkeit wurde abgeschafft. Man kann per Antrag beitreten. Damit stellt der „Volks-tod“ keine Gefahr mehr dar.

Max Görgens19 Jahre, Niederbreitbach

geht immer der Nase nach.

\\ #YOLO

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Wie wollen wir leben?Zunkunftsentwürfe für eine älter werdende Gesellschaft

03. – 04. Juli 2013, Frankfurt am Main

Mehr Informationen unter: www.bpb.de/demografie

Wir werden alle alt und älter. Deutschland wird älter. Aber das ist kein Problem, sondern birgt Potenziale. Für jeden Einzelnen, die Gesellschaft und die Demokratie.

Der Kongress „Wie wollen wir leben?“ stellt die Potenziale einer älter werdenden Gesellschaft ins Zentrum und fragt nach Entwürfen für ein Deutschland von morgen. Er ist ein experi-mentelles Labor für den Austausch der Generationen über neue Bilder vom Alter(n), zukünftige Lebenskonzepte und sich da-ran dynamisch anpassende Systeme in Politik, Wirtschaft oder auch (politischer) Bildung.

Inputs von Experten aus Wissenschaft, Politik und verschiede-nen Praxisfeldern (Bildung, Wirtschaft, Gesundheit, IT, Medien, Kunst) sind im Programm genauso zu finden wie Methoden und Formate der kulturellen Bildung, die eine kreative und aktionsbe-tonte Auseinandersetzung mit dem Thema anbieten.

Vom Theaterworkshop bis zum Science Slam ist für junge wie ältere Menschen etwas dabei.

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D ieses Szenario kann man an vielen deutschen Bahnhöfen erleben, denn

viele Stationen sind noch nicht auf dem neuesten baulichen Stand. Der demogra-fische Wandel lässt Deutschlands Bevöl-kerung altern. Doch wie muss eine Stadt für die „Generation 65plus“, die dem-nächst einen Großteil der Bevölkerung ausmachen wird, aussehen?

In Berlin leben aktuell mehr als 3,5 Millionen Menschen. Dadurch kann man hier auf kleinem Raum die Folgen des demografischen Wandels gut beobach-ten. Nach dem Statistischen Bundesamt Berlin-Brandenburg beträgt das Durch-schnittsalter in der Hauptstadt momen-tan 42,9 Jahre. Die Tendenz ist steigend. Menschen über dem 65. Lebensjahr ma-chen mit 20 Prozent schon jetzt den größ-ten Teil der Berliner EinwohnerInnen aus.

DENKMALSCHUTZ GEGEN BARRIEREFREIHEIT

Obwohl es bereits so viele Seni-oren in der Stadt gibt, sind nur die Hälfte der Gebäude barrierefrei angelegt. Laut der Berliner Bauaufsicht sind besonders Wohnhäuser noch nicht für ältere Be-wohner ausgelegt: „Bei neu gebauten Ei-genheimen müssen mittlerweile Gesetze eingehalten werden, die festlegen, dass eine Wohnung pro Etage barrierefrei ge-baut sein muss. Dies scheint zunächst für

die zumeist jungen Eigentümer irrelevant, doch diese Vorschrift dient zur Zukunfts-absicherung“, erklärt Bettina Prill von der Bauaufsicht in Berlin.

Mehr sichtbare Erfolge in der Um-setzung von Barrierefreiheit sieht man im öffentlichen Bereich. In Altbauten werden behindertengerechte Toiletten eingebaut und Treppen durch Aufzüge ersetzt. Dabei geht es nicht nur um die alten Menschen. „Klar möchte man Ber-lin insgesamt barrierefreier gestalten, aber nicht nur für Senioren. Kinderwagen haben Probleme im öffentlichen Nahver-kehr oder in Gebäuden“, beschreibt Prill die Situation näher.

Ein Hindernis für viele Projekte der Barrierefreiheit ist der Gebäude-Denk-malschutz. Denkmalgeschützte Gebäude dürfen architektonisch nicht verändert werden, neue Aufzüge oder breitere Flure sind dementsprechend unmöglich.

GUTER NAHVERKEHR

Wo die Rechtslage es zulässt, wird jedoch an der Umsetzung gearbeitet. Ein Positiv-Beispiel ist der öffentliche Nah-verkehr Berlins.

Fast 90 Prozent der Bahnhöfe sind stufenfrei erreichbar, 115 der Berliner Sta-tionen sind mit einem Blindenleitsystem ausgestattet. Wo es nötig ist, helfen spe-ziell geschulte Mitarbeiter den Reisenden

ihr Ziel zu erreichen. „In einer Großstadt wie Berlin sind

die Rahmenbedingungen für den öffentli-chen Verkehr wesentlich besser als in der ländlichen Region, und es gibt neben Bus und Bahn auch Sonderfahrdienste, die älteren Leuten helfen aus dem Haus zu kommen“, sagt Ulrich Wiebusch, Fachre-ferent der Senatsverwaltung für Gesund-heit und Soziales.

Dass alle Menschen problemlos im öffentlichen Verkehr ihren Weg finden, kann aber weiter nur als Wunsch gelten. Die meisten Berliner Bahnhöfe sind zwar wie beschrieben barrierefrei, aber nicht die Züge selbst. Schmale Gänge und nur über Stufen erreichbare Abteiltüren stel-len für Mütter mit Kinderwagen, Roll-stuhlfahrer oder Senioren ein bleibendes Hindernis dar.

ANGEBOTE OHNE NACHFRAGE

Wer also beschränkt mobil ist, und einen Zug nehmen will, muss sich auf Unannehmlichkeiten einstellen – wenn er den Zug überhaupt erreicht. Denn ein weiteres Problem stellen die Fahrpläne der Verkehrsbetriebe dar. Sie gelten als unübersichtlich und schwer verständlich. Die Berliner Verkehrsverbunde versuchen mit dem Programm „Berlin barrierefrei 2013“ Abhilfe zu schaffen. So bietet der Verkehrsverbund Kurse für Senioren an,

bei denen sie beispielsweise lernen, Fahr-pläne richtig zu lesen, um einfacher durch den Verkehr zu kommen. Die Nachfrage nach den Seminaren ist laut der Koordina-torin Andrea Neuhaus von der Volkshoch-schule Berlin Schöneberg aber gering.

Das Problem aufgrund der nicht ge-nutzten Nachfrage für nicht vorhanden zu erklären, stellt keine Option dar. Es be-deutet nur, dass andere Wege zu besserer Fahrplanübersicht führen müssen. Und langfristig gilt dies nicht nur für Fahr-pläne. Die Stadtplanung im Allgemeinen wird sich in Berlin, und in anderen Groß-städten damit beschäftigen müssen, Bar-rierefreiheit zum Normalstatus zu heben.

DIE STADT DER ZUKUNFT IST BARRIEREFREI EINE ALTE DAME STEHT MIT IHREM ROLLSTUHL IM BAHNHOFSGEBÄUDE. RATLOS UND VERLOREN SCHAUT SIE SICH UM. KEINER BEACHTET SIE. ES GIBT KEINEN AUF-ZUG. „WIE SOLL ICH DENN JETZT IN DEN ZUG KOMMEN?“ VON LEANDRA MÜLLER

Leandra Müller17 Jahre, Möhnsee

möchte als Journali-stin in einer Großstadt leben.

\\ #YOLO

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DER PFLEGE-FALL BIS 2020 WERDEN 2,9 MIL-LIONEN MENSCHEN PFLEGEBEDÜRFTIG SEIN. DAS AKTUELLE PFLEGESY-STEM MUSS MIT DER ZEIT GEHEN. WIE SOLL DAS ALTENHEIM DER ZUKUNFT AUSSEHEN? VON LISA MEYER & MARTIN THOMA

„Hilf mir!“, sagt Rosi mit forschem Ton. Sie sitzt in einem hellen Esszimmer

und isst geschmierte Marmeladenbrote. „Ich kann das nicht alleine essen!“ Doch die Pflegerin, die ein gelbes T-Shirt mit der Aufschrift „Senioren-Domizil Invali-denstraße“ trägt, bleibt standhaft: „Das kannst du selbst machen, Rosi!“

Der demografische Wandel macht sich in vielen Berufsfeldern bemerkbar, doch in keinem so direkt wie in der Al-tenpflege. Wir werden immer älter und bleiben länger fit. Aber trotzdem brau-chen wir Pflege. Und das in immer größe-rem Ausmaß. Dieser Meinung ist auch die ausgebildete Krankenschwester Annegret Witt, die die Pflegestation des Senioren-Domizils Invalidenstraße leitet. Die Ar-beit als Pflegerin versteht sie als ihre Be-rufung – mit 30 Jahren Berufserfahrung in der Altenpflege wird sie aber immer mehr zum Einzelfall. Sie selbst sieht für die Branche eine dunkle Zukunft voraus, denn der Fachkräftemangel falle beson-ders stark aus.

„WAS MACHST DU DENN DEN GANZEN TAG? – ALTE LEUTE WASCHEN?“

Laut Elisabeth Scharfenberg, Bun-destagsabgeordnete und Sprecherin für Alten- und Pflegepolitik der Bundes-tagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hat das drei wichtige Ursachen: familienun-freundliche Arbeitszeiten, niedrige Be-zahlung und das negative Bild von der Altenpflege in den Medien. Altenpflege-rin Witt bemängelt, dass der Beruf des Altenpflegers innerhalb der Gesellschaft schlichtweg zu wenig Anerkennung be-kommt. „Da begegnen mir oft komische Blicke oder Sprüche wie: Was machst du denn den gesamten Tag? Alte Leute waschen?“ Die meisten Menschen unter-schätzen dabei, dass es sich um schwere körperliche und psychische Arbeit han-delt, die ein hohes Maß an Fachwissen, aber auch menschlicher Kompetenz vo-raussetzt.

Der zwölffache Deutsche Meister im Ringen Manfred Krammer ist einer der Bewohner und Heimratsvorsitzen-der des Senioren-Domizils. Dort setzt er sich für die Wünsche der anderen Seni-oren ein. Die Auswirkungen des demo-grafischen Wandels spürt der Senior vor allem daran, dass die Pflegerinnen und Pfleger zu wenig Zeit haben. Obwohl staatliche Finanzierungen dieses Problem abfangen sollen, kommt das Geld nicht bei den richtigen Einrichtungen an. Geld bekommt, wer möglichst viele Bewohner in hohen Pflegestufen hat. Altenpolitike-rin Scharfenberg spricht dabei von einem

„Fehler im System“, denn es fehle dadurch häufig der Anreiz, Patienten so gesund zu pflegen, dass die Pflegestufe sinkt. Die personellen Lücken werden zunehmend mit Leiharbeitskräften gefüllt. Der Be-wohner Krammer fühlt sich von denen jedoch schlechter betreut als von Fachan-gestellten. „Man braucht mehr ausge-bildete Kräfte, die wissen, wie man sich kümmert.“

ALLES IN EINEN TOPF

Um Pflegeberufe attraktiver zu ma-chen, wird über die Reform der Ausbil-dung von Alten-, Kranken- und Kinder-pflegern überlegt. Ein Entwurf fordert, die verschiedenen Felder zu einer ein-heitlichen Gesamtausbildung zusammen zu fassen. Diese Idee stößt allerdings in der Praxis auf wenig Zuspruch. Kran-kenschwester Witt betont, dass sie die Aufteilung für notwendig halte, um sicher

zu stellen, dass Pfleger sich auf ihre je-weilige Zielgruppe spezialisieren können. Witt macht deutlich: „Die Altenpflege ist ein sehr spezieller Beruf, der sich von der Krankenpflege in vielen Dingen unterscheidet“. So lernen Altenpfleger zum Beispiel, jemanden sehr lange zu pflegen und rückläufige und schlimmer werdende Symptome zu unterscheiden. Auch Scharfenberg äußert die Sorge, dass Pflegerinnen und Pfleger nach einer gene-ralisierten Ausbildung die erforderlichen Spezialkompetenzen auf private Kosten nachlernen müssen.

Durch den demografischen Wan-del entsteht eine neue Form des Alterns. Das Altenheim sollte also einen Lebens-raum darstellen, in dem eine individuelle Betreuung für verschiedene Charaktere möglich ist. PflegerInnen müssen Seni-orinnen wie Rosi dazu auffordern, ihre Eigenständigkeit nicht zu verlieren und selbstständige Bewohner wie Krammer

nicht unterfordern. Der plant gerade ei-nen Besuch des Rock-Musicals „Hinterm Horizont“, um sich ein Stück Zeitge-schichte in Erinnerung zu rufen – aber auch um weiterhin Teil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens zu sein.

Foto: Martin Thoma

HERAUSFORDERUNG FÜR DIE PFLEGER: GLEICHZEITIG HELFEN UND SELBSTSTÄNDIGKEIT ERHALTEN.

Lisa Meyer18 Jahre, Remscheid

Martin Thoma16 Jahre, Selb

gehen ab!

#YOLO //

Page 26: politikorange Alter!

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W enn auf Technikmessen die Innova-tionen der Zeit vorgestellt werden,

ist die Zielgruppe meistens jung, mit der Technik bereits vertraut, und selbstver-ständlich im Umgang schon geübt. Doch da, wo Technik helfen kann, ist sie eben-so interessant für die ältere Generation.

Er ist 94 Jahre alt, im Immobilien-geschäft tätig und hat gerade verstanden, was eine „App“ ist. Hans-Jürgen Müller* ist einer von vielen vom oberen Ende des demografischen Dönerspießes. Im iPad-Kurs von Hanna Jansen lernen er und seine Altersgenossen den Umgang mit di-gitalen Medien. Im Schnitt sind die Kurs-

besucher 72 Jahre alt.„Man unterstellt der kompletten äl-

teren Generation eine Art Technikrück-ständigkeit oder Verdrossenheit“, erklärt Jansen. „Das ist aber völlig unbegründet. Die Teilnehmer sind nur noch nicht be-wandert im Umgang mit der Materie“.

NEUER ABSATZMARKT: DIE ALTEN

Längst haben digitale Technologien auch den Einzug in die Lebenswelt der Alten geschafft. Der sogenannte „Silber-markt“ wächst zu einem immer wich-

tigeren Wirtschaftszweig heran. Es wird viel experimentiert: Von utopischen Zu-kunftsfantasien bis alltagstauglichen Pro-dukten kann man dort alles finden. Das kreative „ChatBrett“ ermöglicht beispiels-weise, über weite Entfernungen mit sei-nen Angehörigen in Verbindung zu treten. Was man auf das Brett malt oder schreibt erscheint wie von magischer Hand auch auf dem Schwesterstück, welches bei den Geliebten an der Wand hängt.

„Ältere werden es nicht ablehnen, sich helfende Technik anzuschaffen“, sagt Petra Crone, SPD, Sozialwissenschaftlerin und Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deut-schen Bundestages. „Sie werden diese wohl auch sinnvoll zu nutzen wissen.“

Gerade in den ländlicheren Ge-genden, die von Ärztemangel betroffen sind, ist es praktisch, wenn sich Rentner via Skype beim Arzt Rat holen können. Weitere nützliche Erfindungen sind Sen-soren, die im Gürtel oder im Boden an-gebracht werden, Stürze registrieren und dann Kontaktpersonen benachrichtigen. Besonders beliebt ist auch die Möglich-keit, die komplette individuelle Wohnung über ein Tablet zu kontrollieren. So wer-den Tür, Temperatur, Licht und Fenster-läden von einer zentralen Einheit aus gesteuert. Während der moderne Abort aus dem Hause „Daiwa“ direkt Urin- und Blutwerte ermittelt und an die Verant-wortlichen weiterleitet.

RUNDUM-SERVICE ODER RUNDUM-ÜBERWACHUNG?

Dem Senior der Zukunft, dem sol-ch‘ totale Überwachung aber zuviel wird, kann seine Pflegeeinrichtung eigenstän-dig per Knopfdruck auf „AUS“ stellen und sich so seine Privatsphäre und Mün-digkeit nach Belieben wiederherstellen. So machen es zumindest einige Modelle, wie das der Firma pme-familienservice vor, welche sich auf die Betreuung Ange-höriger von Berufstätigen spezialisiert hat.

Nicht so einfach mit dem Abschal-ten ist es jedoch mit „ALIAS“, einem Roboter-Projekt der TU München. Dies liegt hauptsächlich an dem verträumten Hundeblick, mit dem der sprachgesteu-erte Roboter durch die Wohnung rollt. Mit dem Körperbau einer riesigen Mensch-Är-gere-Dich-Nicht-Figur, einem Sprachchip und einem Rucksack voll mit kognitiven Spielen wie Online-Schach ausgestattet, die den Kopf fit halten, hilft er, soziale Kontakte zu erhalten. So überträgt er Vi-deokonferenzen, kann per Wii-Controller

ferngesteuert werden und gibt Dinge von sich wie: „Du hast Emma schon länger nicht mehr angerufen.“

Doch all diese Hilfeleistungen ha-ben ihren Preis. „Moderne Pflegetechnik ist zur Zeit leider nur für die wenigsten Senioren finanzierbar“, meint Ulrike Gottschalk, Mitglied des Bundestags-Aus-schusses für Bau- und Stadtentwicklung für die SPD.

Natürlich hat auch die Vernetzung der eigenen vier Wände ihre Schwach-punkte. Da am Ende jede Technologie

„hackbar“ ist, birgt eine zentrierte Kon-trolle der Wohnung die Gefahr des Ein-griffs Fremder. Kriminelle Machenschaf-ten sind nicht auszuschließen. Zentrales Element ist in vielen Systemen das W-Lan, welches am Ende geknackt werden könnte.

Jene unterstützenden Geräte aber, die eingebaut werden, können individu-ell an die persönlichen Verhältnisse ange-passt, per Baukastensystem zusammen-gesetzt, und so jedem Krankheitsbild bzw. jeder Lebenslage gerecht werden.

„ROBOTER SIND UNTERSTÜT-ZUNG, KEIN ERSATZ.“

„Trotzdem können Roboter zwar unterstützen und erleichtern, aber die Pflege nicht ersetzen“, betont Kathrin Vogler, stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit im Deut-schen Bundestag. „Alte Menschen brau-chen Nähe und Kontakt zu Pflegern und Angehörigen.“ Die positiven Aus-wirkungen des menschlichen Umgangs auf die Fähigkeiten der Senioren seien unbestritten. Trotz des großen Potentials der neuen Technologien für Pflege und Begleitung des Alterungsprozesses kann diese höchstens als Assistenz dienen.

Jan-Hendrik Walter22 Jahre, Köln

Robert Herrmann17 Jahre, Rehau

wollen einfach nur weg!

NEUES SPIELZEUG FÜR DIE KINDER VON GESTERN VON JAN-HENDRIK WALTER & ROBERT HERRMANN

Foto: Simon Ruf

LICHT AN: PER TOUCHPAD DIE ELEKTRIK DER KOMPLETTEN WOHNUNG ÜBERWACHEN.

\\ #YOLO

Page 27: politikorange Alter!

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FRISCH, FRUCHTIG, SELBSTGEPRESST – [email protected]

Diese Ausgabe von politikorange entstand beim Jugendmedienworkshop im Deut-schen Bundestag 2013, der vom 17. bis 23. März in Berlin statt fand.

Herausgeber und Redaktion:politikorange – c/o Jugendpresse Deutschland e.V.,Alt-Moabit 89, 10559 Berlinwww.politikorange.de

Der Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag ist ein Projekt der Jugendpres-se Deutschland in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Deutschen Bundestag.

Chefredaktion (V.i.S.d.P.):Rafael Dernbach ([email protected]), Andreas Hermwille ([email protected])

Redaktionsleitung: Jil Madeleine Blume, Maria Hörl

Redaktion: Sarah Ashrafian, Richard Brandt, Marie-Theres Böhmann, Jessica Eller, Moritz Flocke, Katharina Grewe, Maximilian Gör-gens, Harriet Hanekamp, Hannes Harthun, Robert Herrmann, Leonard Kehnscherper, Kaja Klapsa, Tobias Koch, Moritz Leiner, Lisa Meyer, Luisa Meyer, Leandra Müller, Viola Nellessen, Katharina Penits, Franziska Röpke, Christoph Saupp, Andreas Schopf, Carolin Siegeroth, Max Sprengart, Martin Thoma, Jasmin Twardawa, Laura Felicia Vogt, Jan-Henrik Walter, Antonia Wegener, Nele Wolfram

Bildredaktion: Simon Ruf ([email protected])

Layout: Paul Ramisch ([email protected])

Projektleitung: Juliane Jesse ([email protected]), Tina Leskien ([email protected])

Betreuung:Britt Schlünz, Nadine Penner, Pia Bayer

Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH

Auflage: 15.000

Ein besonderer Dank gilt den Partnern: dem Deutschen Bundestag, insbesondere Andrea Arolt und Reinhild Schornack, der Bundes-zentrale für politische Bildung, insbesondere Benedikt Meurer und Milena Mushak, sowie dem Team der Jugendpresse Deutschland.Zuletzt danken wir den zahlreichen engagier-ten Abgeordneten.

IMPRESSUM

Foto: Simon Ruf

A ls Veranstaltungszeitung, Magazin, Onlinedienst und Radioprogramm

erreicht das Mediennetzwerk politikoran-ge seine jungen Hörer und Leser. Krieg, Fortschritt, Kongresse, Partei- und Ju-gendmedientage – politikorange berichtet jung und frech zu Schwerpunkten und Veranstaltungen. Junge Autoren zeigen die große und die kleine Politik aus einer frischen, fruchtigen, anderen Perspektive.

POLITIKORANGE – DAS MULTIMEDIUM

politikorange wurde 2002 als Veranstal-tungszeitung ins Leben gerufen. Seit da-mals gehören Kongresse, Festivals und Jugendmedienevents zum Programm. 2004 erschienen die ersten Themenma-gazine: staeffi* und ortschritt*. Während der Jugendmedientage 2005 in Hamburg wurden erstmals Infos rund um die Ver-anstaltung live im Radio ausgestrahlt und eine 60-minütige Sendung produziert.

WIE KOMM’ ICH DA RAN?

Gedruckte Ausgaben werden direkt auf Veranstaltungen, über die Landesver-bände der Jugendpresse Deutschland e.V. und als Beilagen in Tageszeitungen verteilt. In unserem Online-Archiv ste-hen bereits über 50 politikorange-Ausga-ben und unsere Radiosendungen sowie Videobeiträge zum Download bereit. Dort können Ausgaben auch nachbe-stellt werden.

WARUM EIGENTLICH POLITIKORANGE?

In einer Gesellschaft, in der oft über das fehlende Engagement von Jugend-lichen diskutiert wird, begeistern wir für eigenständiges Denken und Han-deln. politikorange informiert über das Engagement anderer und motiviert zur Eigeninitiative. Und politikorange selbst ist Beteiligung – denn politikorange ist frisch, jung und selbstgemacht.

WER MACHT POLITIKORANGE?

Junge Journalisten – sie recherchieren, berichten und kommentieren. Wer neu-gierig und engagiert in Richtung Journa-lismus gehen will, dem stehen hier alle Türen offen. Genauso willkommen sind begeisterte Knipser und kreative Köpfe fürs Layout. Den Rahmen für Organisa-tion und Vertrieb stellt die Jugendpresse Deutschland. Ständig wechselnde Redak-tionsteams sorgen dafür, dass politikoran-ge immer frisch und fruchtig bleibt. Viele erfahrene Jungjournalisten der Jugend-presse stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Wer heiß aufs schreiben, fotogra-fieren, mitschneiden ist, findet Infos zum Mitmachen und zu aktuellen Ver-anstaltungen im Internet oder schreibt einfach eine eMail.. Die frischesten Mit-machmöglichkeiten landen dann direkt in Deinem Postfach

[email protected]

DER JUGENDMEDIENWORK-SHOP IM DEUTSCHEN BUN-DESTAG

U nser Foto zeigt das Team und die Teilnehmer des Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag 2013. Beim Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag setzen sich jedes Jahr 30

junge Journalisten kritisch mit dem ak-tuellen politisch-parlamentarischen und gesellschaftlichen Geschehen auseinan-der. Vorab und während des Workshops werden journalistische Grundlagen ver-mittelt und die kritische Auseinanderset-zung mit den Medien geschult.

2013 trafen die jungen Medienma-cher während der Workshopwoche auf

Parlamentarier des Deutschen Bundes-tages, erfahrene Hauptstadtkorrespon-denten und Experten zum Workshopthe-ma „Wohin wollen wir gehen? Irrgarten Demografie – Lebenswege 3.0“. Diese Treffen bildeten die Recherche-Grundla-ge für die Ausgestaltung dieses Themen-magazins.

IMPRESSUM //

Page 28: politikorange Alter!

„DAS ALTER IST EIN KALTES FIEBERIM FROST VON GRILLENHAFTER NOTHAT EINER DREISSIG JAHR VORÜBERSO IST ER SCHON SO GUT WIE TOTAM BESTEN WÄR‘S, EUCH ZEITIG TOTZUSCHLAGEN.“

„ALTER IST IRRELEVANT, ES SEI DENN, DU BIST EINE FLASCHE WEIN.“

„ICH WOLLTE, ES GÄBE GAR KEIN ALTER ZWISCHEN 10 UND 23, ODER DIE JUNGEN LEUTE VERSCHLIEFEN

DIE GANZE ZEIT; DENN DAZWISCHEN IST NICHTS, ALS DEN DIRNEN KIN-

DER SCHAFFEN, DIE ALTEN ÄRGERN, STEHLEN UND BALGEN.“JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

FAUST II

JOAN COLLINS

WILLIAM SHAKESPEARE, EIN WINTERMÄRCHEN

ALTER?

ALT

DU BIST NICHT IN DER LAGE DEI-NE HEMDEN ZU BÜGELN ODER BUTTERBROTE ZU SCHMIEREN.

DU TRÄGST PULLUNDER UND HORNBRILLE.

DU WEISST JETZT NICHT MEHR WAS DU IN DEN LETZTEN TAGEN GE-MACHT HAST.

3 UND DEIN LIEBLINGSTIER IST EIN DINO.

ANFANG 20 UND ZU COOL

FÜR DIESE WELT.

MITTE 40, UND WOHNST NOCH

BEI MUTTI.