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Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft Politikwissenschaft Bearbeitet von Hiltrud Naßmacher 6., überarbeitete und aktualisierte Auflage 1998. Taschenbuch. XI, 578 S. Paperback ISBN 978 3 486 59759 2 Format (B x L): 17 x 24 cm Gewicht: 968 g Weitere Fachgebiete > Medien, Kommunikation, Politik > Politikwissenschaft Allgemein schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

Politikwissenschaft - ReadingSample · Deichmann, Lehrbuch Politikdidaktik Detjen, Politische Bildung Detterbeck · Renzsch · Schieren (Hrg.), Förderalismus in Deutschland Gabriel

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Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft

Politikwissenschaft

Bearbeitet vonHiltrud Naßmacher

6., überarbeitete und aktualisierte Auflage 1998. Taschenbuch. XI, 578 S. PaperbackISBN 978 3 486 59759 2

Format (B x L): 17 x 24 cmGewicht: 968 g

Weitere Fachgebiete > Medien, Kommunikation, Politik > PolitikwissenschaftAllgemein

schnell und portofrei erhältlich bei

Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft.Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programmdurch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr

als 8 Millionen Produkte.

Lehr- und Handbücher derPolitikwissenschaft

Herausgegeben vonDr. Arno MohrLieferbare Titel:

Barrios · Stefes, Einführung in dieComparative PoliticsBellers · Kipke, Einführung in diePolitikwissenschaft, 4. AuflageBenz, Der moderne Staat, 2. AuflageBierling, Die Außenpolitik derBundesrepublik Deutschland, 2.Aufl.Deichmann, Lehrbuch PolitikdidaktikDetjen, Politische BildungDetterbeck · Renzsch · Schieren (Hrg.),Förderalismus in DeutschlandGabriel · Holtmann, HandbuchPolitisches System der Bundes-republik Deutschland, 3. AuflageJäger · Haas · Welz, Regierungssystemder USA, 3. AuflageKempf, Chinas AußenpolitikKrumm · Noetzel, Das Regierungs-system GroßbritanniensLehmkuhl, Theorien InternationalerPolitik, 3. AuflageLemke, Internationale Beziehungen,2. AuflageLenz · Ruchlak, Kleines Politik-LexikonMaier· Rattinger, Methoden der sozial-wissenschaftlichen DatenanalyseNaßmacher, Politikwissenschaft,6. Auflage

Pilz · Ortwein, Das politische SystemDeutschlands, 3. AuflageReese-Schäfer, Politisches Denkenheute, 2. AuflageReese-Schäfer, Politische Ideenge-schichteReese-Schäfer, Politische Theorie heuteReese-Schäfer, Politische Theorie derGegenwart in fünfzehn ModellenRiescher · Ruß · Haas (Hrg.), ZweiteKammern, 2. AuflageRupp, Politische Geschichte derBundesrepublik Deutschland, 3. Aufl.Schmid,VerbändeSchubert · Bandelow (Hrg.), Lehrbuchder Politikfeldanalyse 2.0Schumann, Repräsentative Umfrage,4. AuflageTömmel,Das politische Systemder EU, 3. AuflageWagschal, Statistik für Politikwissen-schaftler, 2. Auflagevon Westphalen (Hrg.), DeutschesRegierungssystemWilhelm, AußenpolitikXuewu Gu, Theorien der interna-tionalen Beziehungen · Einführung

VonProfessor

Dr. Hiltrud Naßmacher

6., überarbeitete und aktualisierte Auflage

OldenbourgVerlag München

Politikwissenschaft

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. © 2010 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0 oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertungaußerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Lektorat: Kristin Beck Herstellung: Anna Grosser Coverentwurf: Kochan & Partner, München Coverbild: iStockphoto.com Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Grafik + Druck GmbH, München ISBN 978-3-486-59759-2

Inhalt

Kapitel I: Grundlagen 1

A) Dimensionen der Politik .......................................................................................1 B) Grundbegriffe der Politikwissenschaft .................................................................5

1. Interesse ...........................................................................................................6 2. Konflikt und Konsens ......................................................................................8 3. Macht und Opposition ...................................................................................10 4. Legitimität und Legalität ...............................................................................13

C) Gliederung des Faches ........................................................................................14 D) Gegenstandsbereiche ..........................................................................................18 Literatur ...................................................................................................................21

Erster Teil: Politische Soziologie 25

Kapitel II: Partizipation als Bürgerrecht 27

A) Partizipation und Demokratie.............................................................................27 1. Partizipationsformen......................................................................................28 2. Determinanten für Beteiligung ......................................................................31 3. Demokratie als Elitenherrschaft.....................................................................34

B) Wahlen als Partizipationsform............................................................................37 1. Bedeutung von Wahlen und Abstimmungen .................................................37 2. Determinanten des Wahlverhaltens ...............................................................39 3. Determinanten der Wahlbeteiligung..............................................................43

C) Öffentliche Meinung...........................................................................................46 1. Entstehungsbedingungen ...............................................................................47 2. Rolle der Meinungsforschung........................................................................49

Literatur ...................................................................................................................51

Kapitel III: Der Mediatisierte Bürger 57

A) Kommunikationsmedien.....................................................................................57 1. Aufgaben der Massenmedien.........................................................................57 2. Situation der Printmedien ..............................................................................59 3. Rundfunk, Fernsehen und neue Medien ........................................................61 4. Folgen der Entwicklungstendenzen ...............................................................63

B) Verwaltung .........................................................................................................68 1. Politische Aufgaben der Verwaltung.............................................................68 2. Aufbau und Arbeitsweise der Verwaltung.....................................................71 3. Verwaltung und Demokratie..........................................................................77

Literatur ...................................................................................................................79

VI Inhalt

Kapitel IV: Institutionen der Interessenvermittlung 85

A) Interessengruppen...............................................................................................86 1. Entstehungsbedingungen für Interessengruppen ...........................................87 2. Organisationsstruktur, Organisationsgrad und Willensbildung.....................90 3. Funktionen und Vorgehensweisen.................................................................93 4. Wirkungen der Verbandstätigkeit ..................................................................96

B) Parteien ...............................................................................................................97 1. Parteifunktionen.............................................................................................97 2. Ressourcen der Parteien.................................................................................99 3. Innerparteiliche Demokratie ........................................................................104 4. Parteiensysteme im Wandel.........................................................................107

Literatur .................................................................................................................110

Kapitel V: Muster demokratischer Entscheidungen 115

A) Mehrheitsprinzip und Konkurrenzmodell ........................................................117 B) Proporz als Entscheidungsprinzip.....................................................................121 C) Von der Mehrheits- zur Konkordanzdemokratie? ............................................126 Literatur .................................................................................................................132

Kapitel VI: Politikfelder und Entscheidungsmuster 135

A) Theoretische Grundlagen der Politikfeldanalyse..............................................135 B) Politikinhalte als Vorgabe für Politikprozesse .................................................141 C) Politikinhalte als Ergebnis von Politikprozessen..............................................144 D) Würdigung der Forschungsergebnisse .............................................................148 Literatur .................................................................................................................151

Zweiter Teil: Politische Systeme 155

Kapitel VII: Typen politischer Systeme 157

A) Versuch einer Systematisierung .......................................................................158 B) Grundelemente der westlichen Demokratie......................................................162

1. Demokratietheorie zwischen Legitimation und Partizipation .....................162 2. Rechtsstaat ...................................................................................................164 3. Gewaltenteilung ...........................................................................................166

(a) Horizontale Gewaltenteilung................................................................166 (b) Vertikale Gewaltenteilung ...................................................................167 (c) Zeitliche Gewaltenteilung ....................................................................169 (d) Soziale Gewaltenteilung ......................................................................170

4. Repräsentativprinzip und Direkte Demokratie ............................................171 5. Parteienwettbewerb......................................................................................172 6. Zusammenschau und Perspektiven..............................................................173

Inhalt VII

C) Diktatur als System politischer Herrschaft .......................................................176 1. Autoritäre Diktatur.......................................................................................176

(a) Ursachen des Machterwerbs.................................................................176 (b) Elemente der Machtausübung..............................................................177 (c) Strategien der Machtsicherung.............................................................178

2. Totalitäre Diktatur........................................................................................179 (a) Drittes Reich.........................................................................................181 (b) Stalinismus ...........................................................................................182

Literatur .................................................................................................................183

Kapitel VIII: Demokratie als Institutionengefüge 187

A) Grundtypen .......................................................................................................188 1. Parlamentarische Regierung: Großbritannien..............................................188

(a) Entwicklung .........................................................................................189 (b) Die Praxis des Westminster-Modells ...................................................190 (c) Intermediäre Strukturen........................................................................192 (d) Bewertung ............................................................................................194

2. Präsidentielle Regierung: USA....................................................................195 (a) Entwicklung der sozio-ökonomischen Grundlagen .............................195 (b) Präsidentielles System in der Praxis ....................................................197

B) Mischtypen .......................................................................................................201 1. Konkordanzdemokratie: Österreich.............................................................201 2. Direktorialregierung: Schweiz.....................................................................206 3. Bipolare Exekutive: Frankreich ...................................................................210

(a) Entwicklung .........................................................................................210 (b) Die Fünfte Republik in der Praxis........................................................212

Literatur .................................................................................................................215

Kapitel IX: Westliche Demokratie in Deutschland 221

A) Staatsgründung und -etablierung......................................................................221 B) Interessenvermittlung im politischen Prozess ..................................................224

1. Verbände......................................................................................................225 2. Parteien ........................................................................................................227 3. Medien .........................................................................................................229

C) Elemente des parlamentarischen Regierungssystems.......................................230 1. Bundestag.....................................................................................................230 2. Bundesregierung ..........................................................................................231 3. Bundespräsident...........................................................................................233

D) Gegengewichte zum Regierungshandeln im Bund...........................................234 1. Föderalismus und kommunale Ebene ..........................................................234 2. Bundesverfassungsgericht und Zentralbank ................................................237 3. EU und weltwirtschaftliche Einflüsse..........................................................238

Literatur .................................................................................................................240

VIII Inhalt

Kapitel X: Politische Systeme der Entwicklungsländer 243

A) Gemeinsamkeiten und Unterschiede ................................................................243 1. Probleme der Legitimation und Begründung...............................................243 2. Neopräsidentialismus...................................................................................246 3. Militärherrschaft ..........................................................................................247 4. Einparteienherrschaft ...................................................................................249

B) Darstellung von Beispielen...............................................................................250 1. Indien ...........................................................................................................251 2. Nigeria .........................................................................................................256 3. Mexiko .........................................................................................................259 4. China............................................................................................................262

Literatur .................................................................................................................267

Kapitel XI: Wege zur Demokratie 271

A) Sozialer Wandel und politische Modernisierung..............................................271 B) Postautoritäre Systeme......................................................................................275

1. Italien ...........................................................................................................275 2. Japan ............................................................................................................279 3. Spanien.........................................................................................................282

C) Postkommunistische Systeme in Europa ..........................................................286 1. Polen ............................................................................................................287 2. Tschechien und Slowakei ............................................................................290 3. Russland.......................................................................................................292

D) Gemeinsame Strukturen des Wandels ..............................................................296 Literatur .................................................................................................................298

Dritter Teil: Politische Ideengeschichte 303

Kapitel XII: Dimensionen der politischen Ideengeschichte 305

A) Aufgaben der Ideengeschichte..........................................................................306 B) Auswahlprobleme .............................................................................................308 C) Entwicklungsgeschichtliche Einordnung ausgewählter Autoren .....................311

1. Entwicklung des Rechtsstaates ....................................................................312 2. Entwicklung der Demokratie .......................................................................316 3. Demokratie und Sozialstaat .........................................................................320

Literatur .................................................................................................................323

Kapitel XIII: Staatsformen und Verfassung 327

A) Polis und Demokratie .......................................................................................327 B) Suche nach dem Idealstaat: Platon ...................................................................329

1. Konstruktion des idealen Staates .................................................................330 2. Staatsformen im Wandel..............................................................................333 3. Staatsmann und Gesetze als Notlösung .......................................................334

Inhalt IX

C) Optimierung der Staatsform: Aristoteles ..........................................................336 1. Mensch und Gesellschaft .............................................................................337 2. Gemischte Verfassung .................................................................................339 3. Nachwirkungen............................................................................................343

Literatur .................................................................................................................344

Kapitel XIV: Staatsziele und Gewaltenteilung 347

A) Moderner Staat .................................................................................................347 1. Rationale Politik: Machiavelli .....................................................................348 2. Absoluter Staat: Hobbes ..............................................................................353

B) Begrenzte Staatsmacht......................................................................................358 1. Schutz des Eigentums: Locke ......................................................................358 2. Aufteilung der Staatsgewalt: Montesquieu..................................................363

Literatur .................................................................................................................368

Kapitel XV: Bundesstaat und Demokratie 371

A) Bundes-Republik als Innovation: Federalist Papers.........................................371 B) Fundamentalkritik des bürgerlichen Staates .....................................................376

1. Herrschaft des Gemeinwillens: Rousseau....................................................376 2. Revolution des Proletariats: Marx ...............................................................380

C) Zwischen Verfassungsstaat und Demokratie....................................................383 1. Allgemeines Wahlrecht: Mill.......................................................................384 2. Gefahren der Gleichheit: Tocqueville..........................................................386

Literatur .................................................................................................................389

Vierter Teil: Internationale Beziehungen 393

Kapitel XVI: Dimensionen internationaler Beziehungen 395

A) Internationale Beziehungen als Konfliktsystem...............................................397 1. Krieg und Frieden ........................................................................................397 2. Vermeidung von Kriegen.............................................................................398 3. Kriegsursachen.............................................................................................405

B) Internationale Beziehungen als Integrationsgefüge..........................................409 1. Bedingungen der Integration .......................................................................410 2. Integrationsprozesse.....................................................................................411 3. Innerstaatliche Auswirkungen der Integration.............................................414

C) Internationale Beziehungen als Herrschaftsverhältnis......................................415 1. Internationale Schichtung ............................................................................415 2. „Nationales Interesse“..................................................................................418 3. Legitimation der Außenpolitik.....................................................................420

Literatur .................................................................................................................421

X Inhalt

Kapitel XVII: Wertkonflikte 427

A) Der Ost-West-Konflikt .....................................................................................427 1. Dimensionen des Ost-West-Konflikts .........................................................427 2. Phasen und Strategien des Ost-West-Konflikts ...........................................433 3. Von der Bipolarität zur Multipolarität? .......................................................439

B) Konflikt der Kulturen .......................................................................................442 1. Probleme der Konvergenz ...........................................................................443 2. Internationale Konflikte...............................................................................448

Literatur .................................................................................................................452

Kapitel XVIII: Verteilungskonflikte 457

A) Ursachen der Abhängigkeit ..............................................................................457 1. Theorien des Imperialismus.........................................................................458 2. Bedeutung der theoretischen Erklärungsversuche.......................................460

B) Unterentwicklung durch Abhängigkeit.............................................................463 1. Entwicklung der Unterentwicklung.............................................................464 2. Strukturen des peripheren Kapitalismus ......................................................466 3. Differenzierungsprozesse: Dritte und Vierte Welt ......................................468

C) Entwicklungsstrategien und Entwicklungspolitik ............................................472 1. Entwicklungshilfe vs. Selbsthilfe ................................................................473 2. Perspektiven der Entwicklungshilfe ............................................................477

Literatur .................................................................................................................481

Kapitel XIX: Internationale Organisationen und Regime 485

A) Konzeptionen internationaler Zusammenarbeit................................................486 1. Weltregierung und Regionalismus...............................................................487 2. Supranationale und intergouvernementale Organisationen .........................489 3. Nichtgouvernementale Organisationen und internationale Regime ............491

B) Beispiele internationaler Zusammenarbeit .......................................................493 1. Vereinte Nationen (UNO)............................................................................493 2. Europäische Gemeinschaften/ Europäische Union......................................499 3. Regime in Europa und in der Welt ..............................................................506

Literatur .................................................................................................................511

Fünfter Teil: Entwicklung der Politikwissenschaft 519

Kapitel XX: Politik als Gegenstand einer Wissenschaft 521

A) Politikwissenschaft als Hochschulfach.............................................................521 1. Vor- und Frühgeschichte (bis 1945) ............................................................522 2. Aufbau und Ausbau (1949–1972)................................................................524 3. Identitätskrise (1973–1983) .........................................................................528 4. Konsolidierung (seit 1984) ..........................................................................529

Inhalt XI

B) Ausrichtungen der Politikwissenschaft („Schulen“) ........................................530 1. Normativ-ontologische Politikwissenschaft ................................................531 2. Kritisch-dialektische Politikwissenschaft ....................................................533 3. Empirisch-analytische Politikwissenschaft..................................................534

C) Paradigmenwechsel in der (empirisch-analytischen) Politikforschung............537 Literatur .................................................................................................................542

Glossar 547

Sachregister 553

Kapitel I: Grundlagen

Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit jenem Bereich menschlichen Handelns, der im Sprachgebrauch des Alltags „Politik“ genannt wird, lässt sich seit dem Al-tertum nachweisen (vgl. Kap. XIII). Jener eigenständige Wissenschaftszweig, als dessen Name „Politikwissenschaft“ heute weithin akzeptiert wird, ist sehr viel jün-ger. Lehrstühle für „Politische Wissenschaft“ wurden an westdeutschen Hochschu-len erst nach 1950, an ostdeutschen Universitäten erst nach 1990 eingerichtet. Zu-nächst hatte sich der an den angelsächsischen Sprachgebrauch („Political Science“) angelehnte Begriff „Politische Wissenschaft“ stark ausgebreitet. Die wis-senschaftliche Vereinigung der akademischen Lehrer und Lehrerinnen des Faches heißt noch heute „Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft“ (DVPW). Jüngere Vertreter der Disziplin bevorzugen seit Jahrzehnten die Bezeichnung „Po-litikwissenschaft“, weil sie den Gegenstand des wissenschaftlichen Bemühens, die Erforschung der Politik, stärker betont. Dieser Begriff wird inzwischen auch an den Universitäten allgemein verwendet.

Seine beiden Bestandteile (Politik, Wissenschaft) erfordern aber noch immer ei-ne weitere Klärung (Definition, Begriffsbestimmung). Unterschiedliche Wissen-schaftsprogramme (Schulen – vgl. Kap. XX, B) und verschiedene Dimensionen des Politikbegriffs (Kap. I, A) ergeben sich schon daraus, dass Politik als Gegenstand des Faches ein sehr facettenreiches Betätigungsfeld ist. Das Fach muss unterschied-liche Schwerpunkte, Interessen und Sichtweisen ertragen können, wenn es seinen Gegenstand angemessen erfassen will. Schließlich sind im Rahmen einer orientie-renden Einführung auch die Gegenstandsbereiche (Kap. I, C und D) festzulegen und damit das inhaltliche Spektrum des Faches vorzustellen.

A) Dimensionen der Politik Als wissenschaftliches Fach bildet Politikwissenschaft neben Soziologie und Öko-nomie eine Teildisziplin der Sozialwissenschaften, die sich mit den menschlichen Lebensbereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Staat beschäftigen. Dabei haben Ö-konomie und Politik miteinander gemeinsam, dass hier menschliches Handeln auf bestimmte Zwecke oder Ziele gerichtet ist. Solche können sich darauf beziehen, gesellschaftliche Macht auszuüben. Ziele betreffen aber in der Regel auch be-stimmte Politikinhalte: Politik will das menschliche Zusammenleben verbessern, z. B. durch geeignete Familienförderung oder Gleichsetzung der nichtehelichen Gemeinschaft mit der Familie. Diese Ziele und die Wege in diese Richtung werden von den verschiedenen Menschen und Gruppierungen unterschiedlich bewertet, so

2 Kapitel I: Grundlagen

dass es über die Art und Weise des Vorgehens zu Diskussionen, Auseinanderset-zungen oder zu Konflikten kommt. Solche Konflikte sind auch dadurch bedingt, dass es meistens um die Verteilung knapper Güter geht. Die Politikwissenschaft untersucht, wie durch Politik verbindliche Regeln für das gesellschaftliche Zu-sammenleben erzielt werden.

In Deutschland werden dem Politikbegriff vielfältige Verhaltensweisen zuge-ordnet, die zwischen der positiven Einschätzung eines Berufspolitikers („Politik ist die Kunst des Möglichen“) und dem negativen Vorurteil vieler Staatsbürger („Poli-tik ist ein schmutziges Geschäft“) anzusiedeln sind. Unter Geschäft wird üblicher-weise ein Austausch von Leistung und Gegenleistung verstanden. Ein gutes Ge-schäft hat derjenige gemacht, für den sich ein gewisser Vorteil der eigenen Seite beim Leistungsaustausch abzeichnet. Das Adjektiv „schmutzig“ beinhaltet ein – negatives – moralisches Urteil über politisches Handeln, das entweder auf das Er-gebnis oder auf den Ablauf bezogen werden kann. Unter Umständen besteht auch ein Bezug zum Charakter der handelnden Personen, die in diesem Zusammenhang positiv als „Geschäftspartner“ bezeichnet werden müssten. Bei negativer Betrach-tung ist ihnen aber zu unterstellen, dass sie „Geschäfte zu Lasten Dritter“ machen. Nach der Begriffsbestimmung der Politik als „Kunst des Möglichen“ wird auf das Können von Politikern abgehoben. Dies schließt deren Ziele und Interessen sowie das Überwinden von Widerständen ebenso ein wie das Standhalten und Nachgeben bei der Gestaltung und Durchsetzung von Entscheidungen bzw. der Steuerung des Zusammenlebens.

Weil die gesellschaftliche Wirklichkeit sehr komplex ist, können bei der wissen-schaftlichen Bearbeitung dieser Prozesse nicht alle Aspekte gleichzeitig berück-sichtigt werden. Forscher nehmen normalerweise eine Auswahl zwischen wesentli-chen und weniger wesentlichen Aspekten vor. Die wissenschaftliche Betrachtung abstrahiert in unterschiedlicher Weise von der Wirklichkeit. „Es ist deshalb realis-tisch, davon auszugehen, dass unterschiedliche Politikbegriffe eine unterschiedli-che Selektivität besitzen …“1 Sie unterscheiden sich charakteristisch darin, welche Aspekte der politischen Wirklichkeit sie besonders hervorkehren und welche sie mehr oder minder ausblenden.

Um verbindliche Entscheidungen über unterschiedlich bewertete Lösungswege herbeizuführen, sind die Institutionen des Staates von Bedeutung. Sie bestimmen den Handlungsrahmen oder die Strukturen. Darin spielen sich politische Prozesse um Macht und Politikinhalte ab. Institutionen, der politische Prozess selbst und die wichtigen Politikinhalte bilden jene umfassende Analyseeinheit der Politikwissen-schaft, die als „politisches System“ bezeichnet wird. Dabei ist das Politische durch drei Dimensionen (Form, Prozess, Inhalt – polity, politics, policy) gekennzeichnet. Mit Hilfe dieser drei Dimensionen lässt sich der Politikbegriff näher umschreiben: Politik ist dementsprechend die Verwirklichung von Politikinhalten (im Englischen

1 Rohe, in: Mickel 1983: 350.

Kapitel I: Grundlagen 3

„policy“) mit Hilfe von Politikprozessen (im Englischen „politics“) innerhalb eines Handlungsrahmens von Politikstrukturen (im Englischen „polity“).2

Der als „polity“ bezeichnete Handlungsrahmen, in dem Politik abläuft, ist als Verfassung und in entsprechenden Gesetzen, Rechtsverordnungen oder Satzungen fixiert. Diese sind das Ergebnis von politischen Entscheidungen, die als Auseinan-dersetzungen um die Durchsetzung von Interessen und die Erringung von Macht ablaufen. Die Ergebnisse solcher Auseinandersetzungen spiegeln zugleich gesell-schaftliche Machtverhältnisse wider. Der Handlungsrahmen umfasst relativ dauer-hafte Vereinbarungen, nach denen Politik in Zukunft ablaufen soll. Eine Änderung ist nicht alltäglich. In einer allgemein akzeptierten politischen Ordnung wird der Handlungsrahmen allenfalls marginal fortgeschrieben. Grundlegende Veränderun-gen führen in der Regel zu erheblichen Konflikten, wie die Beispiele Kanada und Belgien, aber auch die Debatte zur Ergänzung des Grundgesetzes um direktdemo-kratische Elemente zeigen. Üblich ist vielmehr, dass der Handlungsrahmen als Verhaltenskodex langfristig akzeptiert wird. Neben dem geschriebenen Hand-lungsrahmen gibt es eine Fülle von informellen Übereinkünften, die allseits in der Gesellschaft als Verhaltensnormen dem Handeln zugrunde liegen. Die politikwis-senschaftliche Forschung bezieht diese informellen Aspekte ein.

Der Handlungsrahmen verschafft den einzelnen Akteuren im politischen Prozess Handlungspotentiale. Dies bedeutet, dass durch ihn Vorkehrungen für das „Politik-treiben“ sowie das „Regieren“ getroffen werden. Typischerweise ist hier festgelegt, „wer auf welche Weise in der Politik mitreden und mitentscheiden darf bzw. auf wen Rücksicht genommen werden muss“.3 Die Möglichkeiten, politische Willens-bildungs- und Entscheidungsprozesse zu beeinflussen, ergeben sich aus den Ver-fahrensregeln, die dem Einen nutzen können, während Andere in ihren Hand-lungsmöglichkeiten dadurch behindert werden. Handlungspotentiale können nur dann ausgeschöpft werden, wenn der Handlungsrahmen genau bekannt ist. So muss der Bundestagsabgeordnete das Grundgesetz und die Geschäftsordnung des Bun-destages, der Kommunalpolitiker die Gemeindeordnung und die Hauptsatzung sei-ner Stadt genau kennen. Derjenige, der sich in seinen Einflussmöglichkeiten behin-dert sieht, muss mit Anderen zusammen darum kämpfen, dass die Bedingungen des Handlungsrahmens zu seinen Gunsten verbessert werden.

Problematisch ist es in der Regel, wenn der Handlungsrahmen einer Gesellschaft aufgesetzt wird und nicht als Ergebnis von langfristigen Entwicklungen zustande kommt. Die Überlebenschance einer solchen „polity“ ist meist nicht besonders groß. Zumindest muss ein Handlungsrahmen auf tradierte Werte der Bevölkerung eingehen und sie berücksichtigen. Da dies in der Gründungsphase der Weimarer Republik nicht in ausreichender Weise geschehen ist, gab es von Anfang an Akzep-tanzprobleme. Aber viel deutlicher werden solche Probleme in Ländern der Dritten

2 Vgl. Rohe 21994: 67. 3 Rohe, in: Mickel 1983: 352.

4 Kapitel I: Grundlagen

Welt. Der Versuch, westliche politische Ordnungen zu übertragen, scheiterte an den sozialen Besonderheiten (s. Kap. X).

So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Handlungsrahmen einzelner politi-scher Systeme in vielen Aspekten unterscheiden. Dennoch haben sich verschiedene Prinzipien in den einzelnen politischen Systemen über Jahrhunderte herausgebildet und in der Praxis bewährt, so dass sie generell zur Anwendung gelangen. Manche gelten geradezu als grundlegende oder notwendige Bestandteile für einzelne Regie-rungsformen, z. B. für die Demokratie.

Mit dem Begriff „politics“ wird die prozessuale Dimension von Politik einge-fangen, also das Ringen um die Durchsetzung bestimmter machtpolitischer oder inhaltlicher Ziele. Dabei kommt es zum Kräftemessen zwischen einzelnen Akteu-ren (Politikern und/oder Gruppierungen, Parteien, Fraktionen, Verbänden). Im poli-tischen Prozess müssen Prioritäten gesetzt werden; teilweise ist dies nur möglich, wenn bestimmte Ziele oder Gruppierungen ausgegrenzt oder deren Artikulation unterdrückt wird. Dabei sind Konflikte unvermeidlich, und die Suche nach Über-einstimmungen bzw. Mehrheiten ist notwendig. Wird das Handeln der Regierung im Mittelpunkt gesehen, so lässt sich „politics“ auch als Regieren kennzeichnen.

„Policy“ kennzeichnet den inhaltlichen Aspekt von Politik. Solche Inhalte kön-nen materielle und immaterielle Ziele und Werte sein. Häufig sind beide Aspekte verbunden, z. B. in der Familienpolitik. Von Interesse ist hier, über welche Inhalte wann, warum und wie diskutiert wird und welche Ergebnisse sich dabei abzeich-nen. Denn keineswegs wird über alle gesellschaftlichen Probleme dauernd disku-tiert, für alle Probleme ständig nach Lösungen gesucht. Daher ist neben der Be-trachtung des Entscheidungsprozesses auch interessant, wer die Bearbeitung be-stimmter Probleme verhindert und warum dies geschieht. Insgesamt geht es also um die Frage, mit welcher Effizienz und Qualität inhaltliche Leistungen erzeugt werden. Als Ergebnisse sind dabei Gesetze, Programme und Verordnungen anzu-sehen. Weiterhin wird betrachtet, wie die verbindlichen Entscheidungen der Regie-renden in der Praxis umgesetzt werden, wie z. B. Gesetze und Verordnungen ge-genüber dem Bürger zur Anwendung kommen, also implementiert werden.

Die drei Dimensionen „polity“, „politics“ und „policy“ stehen gleichzeitig Pate für den unterschiedlichen Zugang der Politikwissenschaftler zur Erforschung von Politik. So gehen Politologen, die an „politics“ oder „policy“ interessiert sind, von der Analyse von Entscheidungsprozessen aus. Sie untersuchen also die Frage, wel-che Entscheidungen von wem unter welchen Bedingungen aus welchen Motiven mit welchen Zielsetzungen getroffen wurden oder werden. Hierbei ergeben sich Berührungspunkte mit Forschungsinteressen von Historikern. Der Politologe möchte vor allem wissen, „welche Entscheidungen in einer bestimmten histori-schen Situation überhaupt möglich waren, ob es reale Alternativen gab und welche Chancen sie, gegebenenfalls, gehabt hätten.“4 Dem Historiker geht es im Gegensatz zum Politikwissenschaftler darum, aus der Rückschau eine bestimmte Entwicklung 4 Roloff 1969: 70.

Kapitel I: Grundlagen 5

– mitunter wie eine logische Kausalkette – nachzuzeichnen, deren Resultat offen-sichtlich ist. Der Politikwissenschaftler sieht dagegen in historischen, gegenwärti-gen und möglichen zukünftigen Situationen die offenen Entscheidungen.5 Das poli-tikwissenschaftliche Erkenntnisinteresse ist also auf die Zukunft gerichtet. Aus der Systematisierung, der Suche nach Regelhaftigkeit bei Offenlegung einzelner Fakto-ren, die politische Ziele und Abläufe erklären und die der Politikwissenschaftler in den unterschiedlichsten Entscheidungssituationen vergleichend herausdestillieren möchte, will er allgemeingültige Aussagen und Prognosen über zukünftige Politik-prozesse ableiten. Diese besagen, dass unter ähnlichen Umständen bestimmte Er-eignisse zu erwarten sind. Ziel ist die politikwissenschaftliche Theorie.6

Die drei Betrachtungsschwerpunkte „polity“, „politics“ und „policy“ ermögli-chen also einen präziseren Zugriff auf den Erkenntnisbereich der Politikwissen-schaft. Allerdings unterscheiden sich die dabei verfolgten Ziele der Forschung e-benfalls: Manchen geht es darum, eine bessere Ordnung des menschlichen Zusam-menlebens zu ermöglichen oder die Beherrschung der Alltagswirklichkeit zu verbessern, andere wollen Verhaltensnormen für die Zukunft erarbeiten. In diesem Zusammenhang kann zwischen dem technischen, dem praktischen und dem eman-zipatorischen Erkenntnisinteresse unterschieden werden. Beim technischen Er-kenntnisinteresse geht es um die Sicherung anwendungsbezogenen Wissens und um die Lösung funktioneller Probleme. Zielvorstellung ist eine Sozialtechnologie, wie sie u. a. in der Policy-Forschung und der Implementationsforschung angesteu-ert wird (s. Kap. VI). Das praktische Erkenntnisinteresse ist zunächst auf Sinnver-ständnis politischer Zusammenhänge, erst in zweiter Linie auf Anleitungen zum Handeln gerichtet (s. Kap. XX, B, 1). Davon war z. B. die traditionelle Regierungs-lehre geleitet. Beim emanzipatorischen Erkenntnisinteresse sollen Abhängigkeiten sowie kollektive und individuelle Freiräume untersucht werden. Ein Beispiel dafür ist die Partizipationsforschung (s. Kap. II).

B) Grundbegriffe der Politikwissenschaft Politikwissenschaft beschäftigt sich, wie die Soziologie, mit dem gesellschaftlichen Zusammenleben der Menschen. Im Unterschied zur Soziologie geht es in der Poli-tikwissenschaft nicht nur darum, wie sich dabei Gruppen von Menschen z. B. in ihren Lebensstilen und Lebenschancen unterscheiden. Vielmehr befasst sich die Politikwissenschaft damit, wie und in welcher Weise das Zusammenleben der Menschen gesichert werden kann, wie und unter welchen Bedingungen es im Hin-blick auf bestimmte Ziele zu verändern ist. So steht seit den 1990er Jahren die Fra-ge im Mittelpunkt, wie das Zusammenleben der Menschen so gestaltet werden kann, dass nachfolgende Generationen nicht geschädigt werden. Trotz breiter Ak-

5 Ebenda: 71. 6 Sonstige Fächer, die von Bedeutung sind, bei Goodin/Klingemann 1996: 103.

6 Kapitel I: Grundlagen

zeptanz der Zielvorstellung „Nachhaltigkeit“ spielen unterschiedliche Interessen eine zentrale Rolle.

Das im Wesentlichen friedvolle Zusammenleben der Menschen verlangt nach der Anerkennung oder der Zustimmung zu einer Ordnung der menschlichen Sozi-albeziehungen, einem Konsens. Damit müssen zumindest einzelne gemeinsame Ziele oder Interessen vorhanden sein bzw. Werte oder Normen akzeptiert oder tole-riert werden. Erst dann gilt die Ordnung als legitim. Zur Sicherung dieser Ordnung ist es nötig, dass Sanktionen angedroht und ausgeübt werden können, wenn diese in Gefahr gerät. Dazu ist Macht erforderlich. Über die Art und Weise der Machtaus-übung und die Formen des Zusammenlebens gibt es zwangsläufig Auseinanderset-zungen oder Konflikte. Dabei wird in der Regel die Anerkennung oder Legitimität der Ordnung nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Solche Konflikte müssen in ge-eigneter Weise ausgetragen werden. Durch Kommunikation der Menschen unter-einander oder durch entsprechende Institutionen der Meinungsbildung wird die Bewertung der politischen Ordnung insgesamt und von Einzelbereichen vorge-nommen. In demokratischen Systemen zeigt vor allem die Opposition alternative Vorgehensweisen auf. Schließlich muss im Zuge der Konfliktaustragung, also im Prozess der Willensbildung, eine – meist vorläufige – Lösung gefunden werden.

Interesse, Konflikt, Macht, Konsens, Opposition und Legitimität gelten als poli-tikwissenschaftliche Grundbegriffe. Alle drücken Beziehungen zwischen Indivi-duen, zwischen Individuen und Gruppen oder zwischen verschiedenen Gruppen aus. Normen, die Übergriffe der Individuen oder Gruppen auf andere begrenzen, müssen zusätzlich als grundlegend angesehen werden. Diese werden durch die Begriffe Menschenrechte und Völkerrecht symbolisiert. Einzelne Begriffe lassen sich einander als Gegensatzpaare zuordnen: Konflikt und Konsens, Macht und Op-position. Dies macht zudem deutlich, dass die Begriffe auf einem Kontinuum ange-siedelt sind. Als einen Endpunkt eines solchen Kontinuums lässt sich im Hinblick auf Konflikt und Konsens z. B. der totale Konflikt verorten, als weitere Abstufun-gen in Richtung auf Konsens wären dann beispielsweise der begrenzte Konflikt oder der Konflikt in einzelnen Bereichen denkbar. Dabei kann dann das Interesse in anderen Bereichen übereinstimmen, also Konsens herrschen.

1. Interesse

Unter Interesse ist ein das Handeln bestimmender Faktor zu verstehen, der wie an-dere Impulse, z. B. Angst und Liebe, wirksam wird. Individuelle Interessen erge-ben sich aus Bedürfnissen des Menschen, wie z. B. Freiheit, Solidarität, Stolz, Leistung, Stabilität, Bildung.7 Interessen unterscheiden sich von ziellosen Wün-schen, Meinungen und Empfindungen darin, „dass sie einen bestimmten Zusam-menhang zwischen einem Handlungssubjekt und einem bzw. mehreren Objekten bezeichnen. Damit soll deutlich werden, dass das Interesse keine rein psychologi-sche Kategorie darstellt, sondern das Ergebnis einer … Beziehung ist, sich also nur 7 Vgl. von Alemann 1987: 27 f.

Kapitel I: Grundlagen 7

in einem sozialen Kontext konkretisiert.“8 Interessen sind „verhaltensorientierte Ziele … einzelner und Gruppen in einem sozialen Umfeld.“9 Auch Staaten oder Regionen können Interessen haben.

Mehrere Handelnde haben gemeinsame oder unterschiedliche Interessen. Auch ein gemeinsames Interesse kann zu ganz unterschiedlichen Verhaltensweisen füh-ren. Das gemeinsame Interesse an Sicherheit in einer Hausgemeinschaft veranlasst den einen, darauf zu vertrauen, dass der Staat die Kriminalität unter Kontrolle hat, während andere möglicherweise einen privaten Wachdienst einschalten. Das glei-che Verhalten muss nicht durch das gleiche Interesse hervorgerufen werden. Ein Fahrer eines sich mit mittlerer Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Autobahn be-wegenden Autos denkt vielleicht primär an die Umwelt (ideelles Interesse), wäh-rend ein anderer auch materielle Interessen (Sparen von Benzin) im Auge hat. Das Interesse kann mehr (wie im zweiten Beispiel vorherrschend) individueller Art sein; es kann sich aber auch um ein Interesse handeln, das auf die Erzielung von Nutzen in der Interaktion mit anderen angelegt ist. Das Einzel- oder Partikularinte-resse kann zum Gemeinschaftsinteresse werden. Es zeigt sich, dass dabei die Be-wertung sozialer Lagen und deren Überspitzung in Ideologien eine wichtige Rolle spielt. Wenn der Nutzen der Gemeinschaft oder der gesamten Menschheit zugute kommt, wird häufig von Gemeinwohlorientierung gesprochen.

Beide Aspekte, nämlich die individuelle und die alle Menschen betreffende Di-mension, werden vielfach miteinander verbunden. Derjenige, der individuelle Inte-ressen verfolgt, kann diese besser gegenüber der Allgemeinheit vertreten, wenn das allgemeine Interesse in den Vordergrund gerückt wird. Dies ist z. B. bei höheren Gesundheitskosten und bei höheren Löhnen möglich, mit denen auf eine bessere Gesundheitsversorgung bzw. auf die Verbesserung der Massenkaufkraft verwiesen wird. Schließlich ist auch die These vertreten worden, dass Einzelinteresse und Gesamtinteresse keine Gegensätze sind, sondern die Verfolgung des Ein-zelinteresses einen wichtigen Motor des Fortschritts darstellt (so z. B. der Natio-nalökonom Adam Smith).10 Auch der Erwartung, dass sich das Gemeinwohl zwangsläufig aus dem Kampf der Gruppen um ihre Interessen ergibt, wurde Aus-druck verliehen.11 Andere Wissenschaftler warnen vor der Gemeinwohlkonzeption, weil sich dahinter eher eine Leerformel verberge.12 Dabei werde die Vorstellung erzeugt, es handele sich um eine (a priori) vorgegebene Größe, die jeder politischen Entscheidung vorausgehe.13 Tatsächlich wird das Gemeinwohl je nach fachlicher Ausrichtung und ideologischer Bindung jeweils anders interpretiert. Denn in die-sem Begriff werden mehrere Werte zusammengefasst, z. B. „Freiheit, Rationalität, 8 Weber 1977: 31. 9 Ebenda. 10 Heidt, in: Neumann 1996: 231 ff. 11 Bentley 1908; Truman 1951. 12 Anderer Meinung Schütt-Wetschky 1997: insb. 12 ff.; zur Diskussion s. Fuchs, in: Schuppert /Neidhardt 2002: 109 ff. 13 Weber 1977: 34; s. d. auch Rohe 21994: 92 ff.