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Polynesische Musik file:///Users/...nts/Studium/VO Musik der Welt im Überblick II/11 - Polynesische Musik/Polynesische Musik.html[24.06.10 17:41:50] POLYNESISCHE MUSIK Polynesien ("viele Inseln") ist neben Melanesien und Mikronesien ein Teil Ozeaniens, ein riesiges Gebiet im Pazifischen Ozean, das mit einem Dreieck umgrenzt werden kann. Die Eckpunkte dieses Dreiecks sind Neuseeland im Südwesten, die Osterinseln im Südosten und Hawaii im Norden. Innerhalb dieses Dreiecks liegen Fidschi, das eine Übergangskultur zwischen Melanesien und Polynesien darstellt, Tuvalu (früher Ellice-Inseln), Tonga, Samoa, die Cook-Inseln und Französisch-Polynesien mit den Gesellschaft-, Tubuai-, Tuamotu- und den Marquesas-Inseln. Karte von Ozeanien (Quelle: Brockhaus Bd. 16, Leipzig 1998, S. 442). Polynesien, auf der rechten Seite des Bildes, ist türkis umrandet. Zum Vergrößern klicken Sie auf die Karte. Die Musik Polynesiens hat viele Gemeinsamkeiten. Diese gehen zum Teil auf rezentere Entwicklungen zurück, die mit der Missionierung Ende des 18. Jh. einsetzten. Zum Teil aber liegt den Gemeinsamkeiten eine enge kulturelle Verwandtschaft der Völker Polynesiens zugrunde, die zum einen in der gemeinsamen Herkunft der Menschen dieses Raumes beruht, zum anderen in den Kontakten, die die Inselbewohner Polynesiens schon vor der Ankunft der Europäer miteinander unterhielten. Die Vorfahren der heutigen Polynesier kamen aus Südostasien. Über Indonesien und die Philippinen gelangten sie in die Südsee. Um 1500-2000 v. Chr. begann die Besiedlung Polynesiens, ausgehend von Fidschi, Tonga und Samoa, der "Wiege der polynesischen Kultur". Zuletzt wurde im 14. Jh. n. Chr. Neuseeland besiedelt. Später wanderten noch zahlreiche Menschen aus Europa, Amerika, China, Japan und Indien ein. Ihr Einfluss wirkte sich auf die polynesische Kultur in unterschiedlichem Maße aus. Von

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    file:///Users/...nts/Studium/VO Musik der Welt im Uberblick II/11 - Polynesische Musik/Polynesische Musik.html[24.06.10 17:41:50]

    POLYNESISCHE MUSIK

    Polynesien ("viele Inseln") ist neben Melanesien und Mikronesien ein Teil Ozeaniens, ein riesiges Gebietim Pazifischen Ozean, das mit einem Dreieck umgrenzt werden kann. Die Eckpunkte dieses Dreieckssind Neuseeland im Sdwesten, die Osterinseln im Sdosten und Hawaii im Norden. Innerhalb diesesDreiecks liegen Fidschi, das eine bergangskultur zwischen Melanesien und Polynesien darstellt, Tuvalu(frher Ellice-Inseln), Tonga, Samoa, die Cook-Inseln und Franzsisch-Polynesien mit den Gesellschaft-,Tubuai-, Tuamotu- und den Marquesas-Inseln.

    Karte von Ozeanien (Quelle: Brockhaus Bd. 16, Leipzig 1998, S. 442). Polynesien, auf der rechten Seitedes Bildes, ist trkis umrandet. Zum Vergrern klicken Sie auf die Karte.

    Die Musik Polynesiens hat viele Gemeinsamkeiten. Diese gehen zum Teil auf rezentere Entwicklungenzurck, die mit der Missionierung Ende des 18. Jh. einsetzten. Zum Teil aber liegt den Gemeinsamkeiteneine enge kulturelle Verwandtschaft der Vlker Polynesiens zugrunde, die zum einen in dergemeinsamen Herkunft der Menschen dieses Raumes beruht, zum anderen in den Kontakten, die dieInselbewohner Polynesiens schon vor der Ankunft der Europer miteinander unterhielten.

    Die Vorfahren der heutigen Polynesier kamen aus Sdostasien. ber Indonesien und die Philippinengelangten sie in die Sdsee. Um 1500-2000 v. Chr. begann die Besiedlung Polynesiens, ausgehend vonFidschi, Tonga und Samoa, der "Wiege der polynesischen Kultur". Zuletzt wurde im 14. Jh. n. Chr.Neuseeland besiedelt. Spter wanderten noch zahlreiche Menschen aus Europa, Amerika, China, Japanund Indien ein. Ihr Einfluss wirkte sich auf die polynesische Kultur in unterschiedlichem Mae aus. Von

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    allen haben die Europer die grten Vernderungen bewirkt.

    Was nach der Ankunft der Europer in dieser Region - ab 1513 - geschah, kann fr viele Inseln derSdsee mit dem Begriff der Deskulturation, des Auslschens der Kultur umschrieben werden. Anfangswaren es besonders die Aktivitten der Missionare, die groe Auswirkungen hatten, denn sie standen inengstem Kontakt mit der Bevlkerung. Die Missionare waren die ersten Europer, die nicht mitdemselben Schiff, mit dem sie gekommen waren, wieder abreisten, sondern blieben. In denMissionsschulen wurde europisches Denken gelehrt. Als End-Ziel des Unterrichts nennt eine Quelle des19. Jh. bei Knaben "die Heranbildung zu guten Brgern in Kirche und Staat", bei den Mdchen "eineErziehung und Ausbildung, die sie zu wirklich christlichen Hausmttern in ihrem knftigen Heimbefhigt". Die Indoktrination ging bekanntlich bis zur Kleidung ("Every woman must have her neatjacket and skirt of print or other stuff, and the men their shirts and pantaloons", 1880). Die Missionarewaren in der Regel bestrebt, traditionelle religise Praktiken auszulschen. Musikinstrumente alsKultgerte und Attribute "heidnischer" Sitten wurden aus dem Umkreis der Missionen verbannt. Es gibtzahlreiche Beispiele der Ausrottung autochthoner Formen im Kampf der christlichen Kirche gegen das"Heidnische".

    Ebenfalls zahlreich sind die Beispiele der bernahme europischer Formen; zum Teil war es eineerzwungene bernahme. Die europischen Missionare brachten ihre Kirchenlieder mit. Die Texte wurdenbersetzt, die Melodien aber unverndert bernommen und den Einheimischen europische Singweise,Stimmgebung und Intonation eingeblut. Dazu kommt ein psychologischer Aspekt. Die Einschtzung derbodenstndigen Musik durch europische Missionare, Lehrer usw. als "primitiv" wurde von denEinheimischen lange Zeit akzeptiert und verinnerlicht.

    Die Pioniere des uerst vielfltigen Spektrums an Missionen waren in Ozeanien die Missionare derLondon Missionary Society (LMS). Die LMS wurde 1795 von Vertretern mehrerer protestantischerKirchen (Anglikaner, Kongregationalisten) gegrndet. Sie hatte allein die Missionsarbeit zum Ziel, welchebereits 1796 mit der Entsendung eines Missionars nach Tahiti und ein Jahr darauf eines anderenMissionars nach Tonga einsetzte. Die Missionare wurden begleitet von ihren Frauen (die Missionaresollten gefestigte Persnlichkeiten sein und in stabilen Verhltnissen leben und keinesfallsFreundschaften mit einheimischen Frauen schlieen) und von Handwerkern: Baumeistern, Webern,Buchdruckern etc. Die Handwerker hatten wichtige Funktionen in der Missionsstation, waren aber auchin der Ausbildung Einheimischer ttig. Die Gattinnen der Missionare unterwiesen die einheimischenMdchen im Nhen und Stricken oder gaben Musikunterricht. Neben dem Gottesdienst und derUnterweisung der Bevlkerung in Glaubensfragen in den Sonntagsschulen waren die Missionsschulen einzentrales Anliegen der LMS.

    Die Arbeit der LMS, die bald weite Teile Ozeaniens erfasste, erforderte die Zustimmung der lokalenHerrscher. Die LMS war um ein gutes Verhltnis mit diesen bemht und konzentrierte ihremissionarischen Bemhungen insbesondere auf das Umfeld der Knigshuser, wohl wissend dass dieBevlkerung dem Beispiel des Herrschers folgen wrde. Die Missionsarbeit verlief uerstzufriedenstellend, was sich an den jhrlich nach London gesandten Statistiken der Kirchenbesuche,Taufen und Schulen ablesen lie. Probleme bereiteten lediglich die Konkurrenten, denn bald schonmusste man das Terrain mit anderen Kirchen teilen. Das Verhltnis zu den Katholiken war besondersunvershnlich. Mit anderen protestantischen Kirchen konnte man sich hingegen auf Gebietsaufteilungeneinigen.

    Im Laufe der Zeit gewann die Wesleyan Methodist Missionary Society (WMMS), die 1822 ihren erstenMissionar nach Tonga entsandte, die Oberhand. Die Methodisten erreichten im 19. Jh. dass der Knigvon Tonga selbst zum Christentum konvertierte. Die Missionare konnten mit Erfolg die Botschaftkommunizieren, die traditionelle Lebensweise, der Glaube und die Kultur seien unzivilisiert und sndigund htten neuen Formen Platz zu machen. Lieder und Tnze, besonders solche, die mit der altenReligion in Verbindung standen, wurden verbannt. Ein Gesetz aus dem Jahre 1850 verbot in Tonga"Dances and other Heathen Customs".

    Die Missionare sowohl der London Missionary Society alsauch der Methodisten legten groen Wert auf dieKirchenmusik, da sie erkannten, dass diese dieMenschen anzog und die Kommunikation mit ihnenerleichterte. In den Missionsberichten wurde dieMusikalitt der Einheimischen gelobt, insbesondere auchdie Leichtigkeit, mit der sie den vierstimmigen Satzerlernten. Eine in Teilen Polynesiens bereits vor derAnkunft der Missionare vorhandene Mehrstimmigkeit,ber deren Beschaffenheit wir nicht viel wissen (auf

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    Solfaunterricht (Kirche in Tonga)

    Tonga soll sechsstimmiges Singen praktiziert wordensein), drfte dies erleichtert haben.

    Die Bedeutung, die das Chorsingen in der Folgeerlangte, inklusive seines Ausstrahlens auf denweltlichen Bereich, hat ein ganz wesentlichesFundament in der Tonic-Solfa-Methode, die ab der 2.Hlfte des 19. Jh. von den Missionaren der LMS und derWMMS verwendet wurde. Tonic-Solfa ist eine Methodedes Singunterrichts und der Notation. Die Noten derSkala werden durch Buchstaben wiedergegeben: d, r,m, f, s, l, t, d', r' usw.; dies sind Abkrzungen derSolmisationssilben des Guido von Arezzo (11. Jh.): do,re, mi, fa, so, etc. Die Besonderheit dieser von demBriten Reverend John Curwen in den 1830er Jahrenentwickelten Methode ist die, dass das do bei Stckenin Dur immer die Tonika ist: bei einem Stck in C-Durist c das do, bei einem Stck in F-Dur ist f das do usw.Diese Methode hat in der Sdsee (und darber hinaus)weite Verbreitung in den protestantischen Kirchengefunden; die Katholiken verwenden hingegen die 5-Linien-Notation.

    Hrbeispiel: "Himi [Hymne] 639: 'Ko E 'Otua Ko E Fauniteni'" (God the fountain), gesungen von einemChor mit Begleitung durch ein Blserensemble. Tonga. Die Kirchenmusik der Methodisten auf Tonga istunbegleitet. Lediglich bei bedeutenderen Festen kommt manchmal ein Blserensemble zur Begleitungdes Gesanges zum Einsatz. Quelle: CD Ko E Temipale Tapu, Track 24.

    In der katholischen Kirche sind in grerem Ausma Kompositionen einheimischer Meister in Gebrauch.Aber Inkulturationsphnomene, die strker lokale Traditionen bercksichtigen (wie man dies aus Afrikakennt), sind aus Ozeanien nicht bekannt (Eine Ausnahme etwa stellt ein Muschelhornensemble dar,welches der deutsche Missionar Heinrich Zahn Ende der 1920er Jahre in seiner Mission in Neuguineagrndete).

    Hrbeispiel: Gloria-Gesang, mehrstimmiger Volksgesang, in einer katholischen Kirche auf Samoa. Dievon den Ministranten geschttelten Glckchen und die groe Kirchenglocke sind hrbar. Diese Aufnahmeentstand whrend des Ostergottesdienstes, bei dem das Gloria die Auferstehung Christi feiert. Quelle:CD-Beilage zu Australia and the Pacific Islands, Track 6.

    Das durch die Zerstrung vieler Traditionen entstandene kulturelle Vakuum wurde im Verlaufe des 20.Jh. mit neuen Formen, insbesondere im Bereiche der Chormusik und der von Saiteninstrumentenbegleiteten Musik, gefllt. Einige dieser Formen weisen ber den ganzen Pazifik hinweg hnlichkeitenauf, was auf Arbeitsmigration, Kulturfestivals und herumziehende Musikgruppen zurckgeht.

    In diesem Zusammenhang ist die ukulele zu nennen,die sich von Hawaii aus verbreitete. Vorbild war die inder 2. Hlfte des 19. Jh. von Einwanderern aus Madeira,einer zu Portugal gehrenden Insel, in Hawaiieingefhrte braguinha. Hierbei handelt es sich um einkleines, gitarrenartiges Instrument mit vier Saiten,welches in Portugal cavaquinho genannt wird. In Hawaiiblieb die braguinha zunchst ein Instrument derPortugiesen, das von portugiesischen Handwerkern dorthergestellt und an Landsleute verkauft wurde. Bald

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    Braguinha (links), ukulele (rechts)

    schon bedienten sich Einheimische des kleinen undleicht transportablen Instruments und bauten es nach.Sie nannten es ukulele ("hpfender Floh"), derSpitzname eines damaligen Spielers oder von derraschen Bewegung der Finger auf dem Griffbrettabgeleitet. Die frheste Quelle fr diese Bezeichnungstammt aus dem Jahre 1896. Das Instrument wurderasch sehr beliebt; in einer Quelle aus dem Jahre 1916wird es "the most popular instrument" genannt. Bisheute sind unterschiedliche Stimmungen inVerwendung, aber die meist gebrauchte ist a'-d'-fis'-h'.Heute gibt es auch die Tenor-ukulele und dieBariton-ukulele, die entsprechend grer sind. Mit demBekanntwerden der Musik von Hawaii in Amerika wurdedie ukulele auch dort populr und herumziehendehawaiianische Truppen machten das Instrument auchberall in Ozeanien und bis nach Indonesien bekannt.

    Hrbeispiel: Selbstgebaute ukulele, gespielt von einemMusiker aus Samoa, gefolgt vom Spiel einer industriellerzeugten ukulele (ebenfalls Samoa). Quelle: CD-Beilage zu Australia and the Pacific Islands, Track 48und 49.

    Mehr noch als die ukulele wurde die Hawaii-Gitarre ein Welterfolg. Die Gitarre wurde in Hawaii schonum 1832 von Mexikanern, die Knig Kamehameha III als Cowboys angeheuert hatte, eingefhrt. Wie diebraguinha wurde auch die Gitarre von den Einheimischen adaptiert und in abgenderter Formverwendet. Angeblich hatte ein Schler namens Joseph Kekuku Mitte der 1890er Jahre die Idee, miteinem Metallgegenstand ber die Saiten zu gleiten und so den typischen Glissando-Sound zu erzeugen.Andere Musiker haben die Erfindung jedoch ebenfalls fr sich reklamiert.

    Bei der Hawaii-Gitarre handelt es sich - sieht man von neueren Fabrikaten ab - um eine herkmmlicheGitarre mit Stahlsaiten. Die Stimmung ist: E-A-e-a-cis'-e' (also A-Dur). Mit dem Ausdruck Hawaii-Gitarre meint man weniger ein spezifisches Instrument, sondern eine spezifische Spielweise. DasInstrument liegt auf den Oberschenkeln des Spielers, der die Saiten nicht durch Abdrcken mit denFingern, sondern durch Auflegen eines Metallstabes oder -rohres (slide) verkrzt (von daher kommt dieBezeichnung steel guitar, die fr die Hawaii-Gitarre auch gebruchlich ist). Typisch sind bei dieserSpielweise Glissandi von Einzeltnen und Akkorden.

    Hrbeispiel: "Ua Like No A Like" (Du bist immer dieselbe fr mich). Komponiert 1882 ist dieses Stckauch heute noch bekannt und beliebt. Der Song wird hier im alten Stil von Hawaii-Gitarre und mitPlektrum gespielter Gitarre vorgetragen. Quelle: CD Tickling the Strings, Track 11.

    Ukulele und Hawaii-Gitarre verbreiteten sich ab Anfang des 20. Jh. mit hawaiianischen Truppen, diezuerst die USA bereisten (Hawaii wurde 1898 von den Vereinigten Staaten annektiert) und spter dannauch nach Europa kamen. Sehr beliebt wurde die Hawaii-Gitarre in europischen Tanzorchestern in derersten Hlfte des 20. Jh. Auch in Afrika war sie populr und ist es bis heute, in Mosambik und Malawietwa unter dem Namen hauyani.

    Der Kontakt mit Nordamerika hinterlie Spuren in der hawaiianischen Musik. Eine neue Art von Musik,genannt hapa haole (halb fremd) bildete sich heraus. In diesen Gesngen ging es zumeist um Hawaii,aber die Texte waren in Englisch geschrieben. Einer der bekanntesten Komponisten dieses Genres warJonny Noble, der Leiter der Band des Moana Hotels in Waikiki. 1920 schrieb er den "Hula Blues", eineder erfolgreichsten Nummern der hawaiianischen Musik aller Zeiten.

    Hrbeispiel: "Hula Blues", Instrumentalversion, gespielt von dem Ensemble Tau Moe. Tau Moe wurde in

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    Samoa geboren und kam als Kind nach Hawaii. Mit seinem Ensemble, welches sich berwiegend ausFamilienmitgliedern zusammensetzte, verlie er 1928 Hawaii um sich auf eine groe Tournee zubegeben. Diese dauerte 50 Jahre und fhrte die Gruppe durch Asien und Europa. Die vorliegendeAufnahme wurde 1952 in Kopenhagen aufgenommen und von Polydor als Schellackplatteherausgebracht. Wenige Gruppen haben so viel zur Bekanntmachung polynesischer Musik beigetragenwie jene von Tau Moe. Quelle: CD Tickling the Strings, Track 1.

    Die hawaiianische Musik vor der Beeinflussung durch die Europer (James Cook war 1778 der ersteEuroper, der Hawaii besuchte) war primr vokal. Die pahu, eine mit einer Haifischhaut bespannte, biszu 1,40 m hohe Trommel war das wichtigste Begleitinstrument, besonders in sakralen Kontexten. Einanderes Begleitinstrument war die ipu, ein aus einer Kalebasse hergestelltes Idiophon. Die Gesngewaren vielfach rezitativisch und auf einem oder wenigen Tnen gesungen, jedoch mit vielen Ornamentenversehen und einer reichen Ausstattung an unterschiedlichen vokalen Techniken. Dazu kamen rituelleBewegungen, die die Europer als "Tanz" wahrnahmen.

    Abb.: Menschenopfer auf Tahiti. Die Darstellung zeigt die Zeremonie eines Menschenopfers auf Tahiti,zu der James Cook, rechts im Bild, um 1774 eingeladen war. Vor der Kulisse einer stattlichenSammlung an Totenkpfen und einem Altar mit Opfertieren liegt in der Mitte das Opfer, ein Mannmittleren Alters der unteren Klasse, Vor ihm sitzen die Priester (arioi) und hinter diesen stehen zwei diegroen Trommeln pahu spielende Mnner. Wenngleich das Thema sensationslstern erscheint, so drftedoch die Darstellung der Realitt sehr nahe kommen. Die Zeichnung wurde an Ort und Stelle von einemgewissen John Webber, der mit auf dem Schiff Cooks war (auf dem Schiff befanden sich insgesamt 94Mnner, darunter 2 Zeichner), angefertigt. Die groe Genauigkeit der Darstellung bis in kleinste Detailslsst sich an den Trommeln erkennen. Sie stimmen mit heute in Gebrauch stehenden Instrumentenexakt berein. James Cook, der wohl bekannteste Entdeckungsreisende der Sdsee, unternahm ab 1768drei Reisen nach Ozeanien. 1779 wurde er auf Hawaii im Zuge von Kampfhandlungen mit denEingeborenen gettet. Quelle: stliche Ferne - sdliche See, S. 297.

    Das Interesse der Hawaiianer an der Musik der Europer fhrte zu Neuschpfungen, in denenStilelemente von beiden Seiten miteinander verbunden wurden. In der Stimmgebung, im Tanz u.a.dominierte das hawaiianische Element, in der Mehrstimmigkeit, die die Einheimischen in ihrer Musiknicht kannten, das europische. So konnte sich der vierstimmige Satz in der Chormusik mit Leichtigkeitdurchsetzen und fr die Begleitung von Liedern des leichteren Genres griff man auf europischeSaiteninstrumente zurck. Dennoch blieb das alte Erbe in der einen oder anderen Form erhalten undseit den 1970er Jahren haben pflegerische Bemhungen groen Erfolg. Musik und Tanz sind daswichtigste Identifikationsmedium der hawaiianischen Urbevlkerung.

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    Der wichtigste Begriff der hawaiianischen Musik ist hula. Hula ist ein erzhlender Tanz, der stets inVerbindung mit einem Gesang (mele) aufgefhrt wird. Man unterscheidet hula kahiko (hula von damals)und hula 'auana ("vom Weg abgekommener" hula, moderner hula). Hula kahiko wird mit ipu- oder pahu-Begleitung aufgefhrt, hula 'auana hingegen mit ukulele und Hawaii-Gitarre.

    Heute ist hula eine Kunstform, die in Schulen gelernt wird und oft in Veranstaltungen mitWettbewerbscharakter aufgefhrt wird. Ein wichtiges Element sind dabei die versteckten Botschaften,die in Metaphern vorgetragen und auf subtile Weise in tnzerischen Bewegungen und Gestenausgedrckt werden. Die Arme und Hnde spielen dabei die Hauptrolle. Verschiedene Finger- undArmstellungen knnen sich auf Wrter im Text beziehen, auf eine Blume, einen Vogel etc., andere sindabstrakt.

    Die Interpretengruppen des hula leben heute vielfach vom Tourismus. Der Inhalt der Gesangstexte, derfrher so bedeutend war, tritt dabei zurck. Ein passives Publikum, fr das der Inhalt unerheblich ist,bekommt eine visuelle Show vorgesetzt, in welcher nicht viel mehr als Klischees vermittelt werden: vonwunderbaren Inselparadiesen und sorglosen Naturmenschen.

    Abb.: "Hula Girls" mit Ukulelen und Gitarre. Studiophotographie, Hawaii um 1800. Quelle: stliche Ferne - sdliche See, Gtersloh 1977, S. 365.

    Hrbeispiel: "Kaulilua i ke anu Wai ale ale", hula pahu (mit pahu-Trommel begleiteter hula). Quelle: CD-Beilage zu Australia and the Pacific Islands, Track 27.

    Quellen:

    Ko E Temipale Tapu - The Holy Temple. Church Music of Tonga. CD, Pan Records 7007CD, 1996. [SV3810 CD]

    Tickling the Strings, 1929-1952. CD, HQ CD 28 (Grobritannien 1993). [SV 3807 CD]

    Kaeppler, Adrienne L. und J. W. Love (eds.): Australia and the Pacific Islands. New York 1998 (TheGarland Encyclopedia of World Music 9) [C 15585/9]

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    stliche Ferne - sdliche See. Gtersloh 1977.

    Hinweis: Derzeit ist im Museum fr Vlkerkunde (Heldenplatz) die Ausstellung "James Cook und dieEntdeckung der Sdsee" zu sehen.

    Lokale FestplattePolynesische Musik