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8/7/2019 Porträtstücke von Peter Dell / von Georg Habich
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PORTRATSTUCKE
VON
PETfeR
DELL
VON
GEORO
HABICH
135
PORTRATSTUCKE
VON
PETER
DELL
VON
GEORG
HABICH
Das
groBe
Schaustiick
auf den
Bamberger
Domherrn
Willibald
von
Redwitz,
nur
in zwei
vollwertigen
Bronzeexemplaren
bekannt
(Berlin,
Kgl.
Miinzkabinett und
London,
Sammlung Oppenheimer,
Abb.
1),
bildet ein
kunstgeschichtliches
Problem.
Es
steht
unter
den Medaillen
des
XVI.
Jahrhunderts
vereinzelt da
und,
soviel ich
sehe,
ist niemals
ernsthaft
versucht
worden,
mit
dem
stattlichen
Stuck
einen
bestimmten
Meisternamen
zu
verknupfen.
Uber
die
Person des
Dargestellten
ist
nicht mehr
bekannt,
als die
Umschriften
besagen:
Conterfe(t)
H(errn)
Wilbalden
v
Redwiz
Thvmhern
z(u)
Bamberg
Vitzdom
z(u)
Wolfsperg
cz
seines Alters
XLIII
Iarn
und
auf
der
Riickseite:
Bei
Regiervng
des
ho(c)hwirdigen
Fvrsten vnd
H(errn)
H(errn)
Weiganden
Bischove
zv
Bam
b(er)g des Gesle(c)hts avch v(on) Redwiz A(nno) 1536] Willibald war also ein
Vetter
des
Bischofs
Weigand
von
Redwitz,
der den
Bamberger
Bischofstuhl
in den
Jahren
1522
bis 56 innehatte.
Nichts
in
seiner
Erscheinung
erinnert
an
den
geistlichen
Stand.
Die
reiche
Tracht,
eine
prachtige
Damastschaube und
goldgenestelte
Miitze,
ist
rein
weltlich,
und auch
das
energische
Profil
lieBe eher
an
einen
ritterlichen
als
an
einen
geistlichen
Herrn denken.
Die
Medaille,
ein
GuBstiick,
hat
113,5
mm
im
Durchmesser,
und
ungewohnlich
wie
diese
ihre
GroBe
ist
auch
die Form des Portrats
in
halber
Figur
mit
einem
dick
perligen
Rosenkranz
in den
Handen. Nicht minder
singular
ist
die
Ausstattung
mit
Spruchband
hinter
dem
Kopf.
?An
(ohne)
Got
Nichts?
lautet
die
Devise.
Ein
reich
gemusterter
Teppich
dient dem Brustbild als
Hintergrund.
Auch die
Wappenriickseite
fallt
aus
der
gewohnlichen
Typik.
Das stark reliefierte
Wappen
mit der
dekorativ
ge
haltenen
Helmdecke
scheint
gleichsam aufgelegt,
auf den
Fond
aufgesetzt,
ein
Eindruck,
der sich
noch
dadurch
verstarkt,
daB die Helmzier
sowohl
wie die
Rankenenden
der
Decke den
inneren,
kraftig
profilierten
Kreis
uberschneiden.
Auch
die
beiden
Rauten
zweige,.
die das
Ganze
einrahmen,
sind auf Medaillen
ungewohnlich.
Es
ist ein ein
heitlicher
Stil
von
ausgesprochener
Eigenart,
den
die
Medaille
aufweist.
Die
Figur
?
man
beachte
die
Verkiirzung
des rechten
Arms
?
und
in
gleicher
Weise
auch die
Wappenkomposition
ist
von
der Tendenz
beherrscht,
das
Relief
in
dekorativer
Weise
vom
Hintergrund
loszulosen,
den
Eindruck des Vollrunden
zu
erwecken. Beiden
Seiten
gemeinsam
ist dann die
derbe breite
Formgebung.
Trotz reichen
Details
fallt
sie
nirgends
ins
Kleine
oder
Minuziose.
Ein
spezifisch
bildhauerischer
Zug
ist dem
Stuck
eigen,
und hierdurch
unterscheidet
es
sich
von
der
gleiehzeitigen
Medaillenkunst,
die
gerade
in
Franken
um
diese
Zeit eine
entgegengesetzte
Entwicklung
nimmt
und,
was
goldschmiedmaBige
Finesse
anlangt,
damals einen kaum
zu
iiberbietenden
Hohe
punkt
erreicht
hatte.
Ganz
in
dekorativem
Geiste
halten sich
auch
die
Schriften.
Hart
8/7/2019 Porträtstücke von Peter Dell / von Georg Habich
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[.
tfrfB^ff^^SBIFui^mS^^B^^S^^^^^Q^BBPlB^K^^
8/7/2019 Porträtstücke von Peter Dell / von Georg Habich
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PORTRATSTUCKE
VON
PETER
DELL
VON GEORG
HABICH
137
WWWWWWWWMWMWWKBBKiMlBKt^w^BBiBmBB^BB
wEKBSBBBBBB'*~
(^mWMMM^BSB.l mi^SB^^B^^S^KmMMBlmW^^BS^KWWWWM^^mMTBi
Abb.
2.
Georg
Knauer
Holz.
Aus
Sammlung
R.
von
Kaufmann,
Berlin
und
ungelenk
sind
sie
offenbar
in
die
Form vertieft
eingegraben.
Die
steifen Charak
tere
verraten,
daB
es
ungewohnte
Arbeit
war,
die
der
Kiinstler
hier
leistete.
Besonders
deutlich
zeigt
die
Devise
auf
dem
Spruchband
den
handschriftlichen
Charakter.
Von
den
bekannten Medailleuren
der Zeit
kommt als Urheber
keiner
in
Betracht.
Der dekorative Charakter der Arbeit, die massive Form, weist vielmehr bestimmt auf
einen
Bildhauer
im
GroBen.
In
der
Bildhauerei,
namlich
in der
Epitaphplastik,
finden
sich denn auch die
nachsten
Analogien.
Typisch
fur die
Bronzegrabplatten
ist
die
Profilfigur
mit dem
Rosenkranz,
und der
aufgehangte
Teppich
im
Hintergrund
ist
ein
stehendes
Requisit
dieser
Monumentengattung.
Ganz
in der
Art
der
tektonisch
ver
wandten
Heraldik
an
Grabsteinen ist
auch die
Wappenruckseite
der
Medaille
angelegt.
Jahrbuch
d.
K.
PreuB.
Kunstsamml. 1918.
18
8/7/2019 Porträtstücke von Peter Dell / von Georg Habich
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138
PORTRATSTUCKE
VON
PETER
DELL
Kurz,
im
Kreise
der
Epitaphbildhauer,
und
zwar
in
Franken,
ist
der
Meister
ohne
Zweifel
zu
suchen.
Die
Medaille
gehort
eng
zu
einer
Gruppe
von
holzgeschnitzten Reliefportraten
kleinen MaBstabs. Auf die richtige Fahrte bringt ein neuerdings aus der Sammlung
v.
Kaufmann
in
Berlin
in den
Munchener
Kunsthandel
gelangtes
Reliefbildnis
des
Georg
Knauer1),
das
hier
in
naturlicher GroBe
in
Abbildung
erscheint
(Abb.
2).
Von der
Abb.
3.
Pankraz
Kemmerer
Holz.
Berlin,
Kaiser-Friedrich-Museum
selben
Hand,
wie mir
scheint,
ruhren
ferner
her:
das kleine
Portratstuck
des
Pankraz
Kemmerer
in Berlin
(Abb. 3)
und
weiter das
schone
Doppelbildnis
eines
ritterlichen
Paares
im
Viktoria-
und
Albert-Museum
in
London
(Abb.
4).
Wie
auf
der
Medaille
erscheinen
auf
den
Reliefs
die
Personen
durchweg
in
Halbfigur
sitzend,
und
zwar
in
einer
sehr
charakteristischen,
durch die
rundlich
abfallenden Schultern
bedingten
Silhouette.
Hier
wie dort
dominiert
das
schwere,
groB gemusterte
Kostiim
mit
wulstiger
Faltengebung
und dick
gebauschten
Armeln.
Samtlichen
Stiicken,
gemeinsam
ist
die
weiche
breite
Anlage
der
Form,
die
den
Eindruck
erweckt,
als handle
es
sich nicht
*)
Auktionskatalog
der
Sammlung
Richard
von
Kaufmann,
Lepke
und
Helbing,
Berlin
1918,
Nr.
336.
8/7/2019 Porträtstücke von Peter Dell / von Georg Habich
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VON
GEORG
HABICH
139
um
hartes
Holz,
sondern
um
pastose
Masse.
Ohne
weiteres
leuchtet
der
Zusammen
hang
zwischen
Redwitz
und
Kemmerer
ein,
aber
auch
Georg
Knauer
zeigt
verwandte
Zuge,
vor
allem
im
Kostum.
Durchgehend
ist der
Hintergrund
in
Schulterhohe hori
zontal abgeteilt. Bei Knauer erscheint hier wieder
der
aufgehangte Teppich. Was
anderseits
Kemmerer
und
Knauer
miteinander
verbindet,
ist
vor
allem
der
gleich
artige
architektonische
Rahmen
mit den
ubereinstimmenden,
in
Tiefschnitt
gegebenen
Pilasterfullungen
und dann die vollkommen
konforme
Schrift.
Ungemein
charakteri
stisch
ist endlich
die
gleichformige Behandlung
des
Hintergrundes
der
Kopfe
mit
den
strahnigen
Strichlagen.
Eine
fuhlbare
Differenz
zwischen
der Medaille und
den
Reliefs
wr^BSBWmBBB&^BBBB&SS
waMMnmaBMa^^BMmwWMMBBmMmLSmW^
WmWWWBB^BBMMMMmBBB&:'y^^
-^t^lT^im^rii^ii
'
JvS^^^BmmBmWt
^mmmmmmmmB^mm^^^ESBBBwBSSSKBB
Abb.
4.
Unbekanntes Paar
Holz. London, Victoria- und Albert-Museum
besteht
nur
in
der
Form
der
Schriftzeichen.
Aber der
Unterschied
erklart
sich
ohne
weiteres
aus
der
Technik. Die
Holzreliefs
tragen
die
Schrift
in
Hochschnitt,
die
Medaillenumschriften verraten
durch ihren
Duktus,
daB
sie nicht
im
Modell
erhoht,
sondern,
wie bereits
bemerkt,
im
Negativ
vertieft
angebracht
sind.
Als
eine
fiinfte
Arbeit
desselben Meisters
mochte
ich,
wenn
auch mit
geringerer
Sicherheit,
das Bildnis
eines Herrn mit
Namen
Wolfhart
von
Werensdorff
(Wernsdorf,
ein
Ort
bei
Bamberg)
anfuhren
(Abb.
5).
Das
Stuck
ist
mir nicht im
Original,
sondern
nur
aus einem GipsabguB imGermanischen Museum bekannt. Mit dem seitlichen Pilaster
abschluB und
der
zinnenartig
gekronten
Mauer
im
Hintergrund
steht
es
dem
Ehepaar
in
London
nicht
fern.
Es
ist
1528
datiert,
so
daB auch
das
freilich
ungleich
feinere
Londoner
Stuck
wohl
in
diese
fruhe Zeit
hinaufzurucken
ist.
Knauer
tragt
die
Jahr
zahl
1537(?),
ist
also
mit
der
Redwitz-Medaille
fast
gleichzeitig,
in deren Nahe
dann
auch
Kemmerer
zu
stellen
sein
wird.
18*
8/7/2019 Porträtstücke von Peter Dell / von Georg Habich
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140 PORTRATSTUCKE
VON
PETER
DELL
Das
Knauer-Relief
ist
signiert.
In dem Zwickel
rechts oben sind
die
Initialen
PD
angebracht.
Die
im
Katalog
vorgeschlagene Lesung
?post
dominum? kann
ich
mir nicht
zu
eigen
machen.
Vielmehr
scheint
es
mir
nicht
zweifelhaft,
daB hier das
von Kleinbildwerken und von Epitaphien bekannte Monogramm des Wiirzburger Bild
hauers Peter
Dell,
und
zwar
des alteren
dieses
Namens,
vorliegt.
Ober
Peter
Dell,
Vater
und
Sohn,
sind
wir
durch die
Studien
von
Leo
Bruhns
unterrichtet').
Der
altere Dell
wird schon 1501
unter
den
Gesellen
Tilmann
Riemen
.d&nEliiiuLiiiy&MHHi
*^M0^&&?fr* f^^^^^^B^^BS^^^B^^BB^^
^^^^BS^^^&T'fc^BBt''^^B^^^B^^^EBB^^Bmi^^B
Abb.
5.
Wolfhart
von
Werensdorff
Nach
Gips
Schneiders
genannt,
aber
erst
1534
wurde
er
Meister.
Er
fungierte
dann
in der Zunft
1541?49
als
Geschworener des Handwerks.
Sein
gleichnamiger
Sohn
erhielt
1551
das
Meisterrecht.
Aus
der Zahl der
Gesellen,
die
beide
beschaftigten,
ist
auf einen
groBeren
Werkstattbetrieb
zu
schlieBen.
Epitaphien
in
Stein
waren
es
vorwiegend,
was
sie
arbeiteten,
und eine
ganze
Anzahl
von
solchen
findet
sich
noch heute
in
den
Kirchen
des
Maingebiets
und
weiter
in
Hessen
sowie
in
Baden
zerstreut.
Nicht
weniger
als
elf
tragen
die
Signatur
PD.
Dasselbe
Monogramm
weist
eine
Reihe
von
Kleinbildwerken
auf,
bei denen ich
schon vor Jahren den Namen Peter Dell vermutungsweise vorgeschlagen hatte. Es sind
Reliefs
religios-dogmatischen
Inhalts:
Gnadenstuhl
im
Kaiser-Friedrich-Museum
in
Berlin,
])
Grabplastik
des
ehemaligen
Bistums
Wiirzburg,
Leipzig
1912,
S.
54.
?
Die beiden
Peter Dell
und
Thomas
Kistner,
drei
Wiirzburger
Bildhauer
des XVI.
Jahrhunderts,
Arch. d.
Hist.
Ver.
f.
Unterfranken,
Bd.
LV,
S. 105.
8/7/2019 Porträtstücke von Peter Dell / von Georg Habich
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VON
GEORG
HABICH
141
Kreuzigung,
Auferstehung
und eine
symbolisch-allegorische
Darstellung
der
Heilslehre
im
Griinen
Gewolbe
in Dresden
(Abb.
6
u.
7)
und
endlich eine
Allegorie
des christlichen
Glaubens im
Germanischen Museum. Die Initialen
erscheinen auf
dreien
der
Tafeln,
allerdings mehr monogrammatisch ineinandergestellt, aber der Duktus mit dem bauchigen
P
ist doch
unverkennbar
derselbe
wie
auf
dem
Knauer-Portrat.
Wegen
einer
Widmung
an
Herzog
Heinrich
von
Sachsen,
die eine
der
Dresdener
Tafeln
tragt,
hielt
man
die
Arbeiten fiir
sachsisch,
und
der Name des
frankischen Bildhauers
fand
keinen
Anklang.
Abb.
6.
Philipp
Melanchthon
Blei.
Oxford
Nun aber
bestatigt
Bruhns diese
Vermutung
auf
Grund
der
monogrammierten
fran
kischen
Epitaphien,
und
so
sehr diese auch
der
festen
Typik
ihrer
Gattung
unterliegen,
weisen
doch
manche
von
ihnen
stilistische
Vergleichungspunkte
mit
den
Holzbildwerken
auf.
So findet
sich als
ein
Beleg
fiir die
seltsam
symbolisierende
Neigung
des
Meisters
auf
einem
Stein
in
Hammelburg
(Bruhns,
Die beiden Peter
Dell,
Taf.
HI,
Abb.
4)
der
Kruzifixus,
von
einem
Weinstock
umrankt,
in
derselben
Stilisierung
und
offenbar auch
in
derselben
Bedeutung
wie auf
dem
Gnadenstuhl
in Berlin.
Die
Reliefs
sind
zum
Teil datiert. Zwei
von
den Dresdener Stiicken
tragen
die
Jahreszahlen 1528 und 1529. Die Allegorie in Niirnberg stammt aus dem Jahr, da Dell
zum
Meisterrecht
gelangte,
1534.
Der Berliner Gnadenstuhl
dagegen
ist 1548
entstanden,
also ein
Alterswerk.
Uberall
in
diesen
Kompositionen
erweist
sich
Dell
als
skrupel
loser
Eklektiker,
der
das
Gute
nahm,
wo
er
es
fand,
von
Holbein
und
Mantegna
')
Munchener
Jahrbuch
fur bildende
Kunst
I
(1916),
S.
123.
8/7/2019 Porträtstücke von Peter Dell / von Georg Habich
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142 PORTRATSTUCKE
VON
PETER
DELL
wie
von
dem
ihm
im
Grunde
wesensfremden
Hans
Leinberger,
mit
dem
man
ihn
in
Schulzusammenhang
hat
bringen
wollen. Aber
neben der
Leinbergers
schwungvolles
Barock
imitierenden
Kreuzigung
von
1528 in
Dresden
steht die
Auferstehung
daselbst
von 1529, die zwar in der Hauptfigur das Leinbergersche Pathos durch eine elegante
Emphase
zu
iiberbieten
trachtet,
aber
im
iibrigen
sich
eher
in der
Richtung
der
klassi
zistischen
Renaissance
etwa
der
Augsburger
Bildhauer
von
der Art
der
Daucher
und
Abb.
7.
Auferstehung
Holz.
Dresden,
Grimes
Gewolbe
(verkleinert)
des
Loy Heririg
bewegt.
Ein
ausgesprochen
akademischer
Zug
geht
durch die
figuralen
Kompositionen,
und der
abstruse
Symbolismus,
der ihren
geistigen
lnhalt ersetzen
soil,
macht die Sachen
nicht
schmackhafter. Der
stilistische
Zusammenhang
zwischen
den
Portratstiicken
und den
Figurenreliefs
ist bei der
gegenstandlichen
Verschiedenheit
naturgemaB
nicht
groB.
Immerhin
gibt
es
Vergleichungspunkte.
Die
strahnigen
Wolkenziige
wie bei Knauer und Kemmerer finden sich
genau
entsprechend
auf der
Dresdener
Auferstehung
(Abb.
7),
und die
Wolken
in
Form
von
schmalen
Banken
zu
Haupten
des
Werensdorff
sind ebenso
auf der
Allegorie
der Heilslehre in
Dresden
zu
finden
(Abb.
8).
Hier
erscheinen denn
auch
dieselben
halbierten
Balustern wie bei
Werensdorff
und
dem
Londoner
Doppelportrat
als
seitlicher
AbschluB.
Die
landschaft
liche
Ausgestaltung
des
Hintergrundes
der
beiden Londoner
Figuren
hat
in den
Pro
8/7/2019 Porträtstücke von Peter Dell / von Georg Habich
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VON
OEORO
HABICH
143
spekten
der
figiirlichen
Reliefs
mit
ihren
romantischen
Bergschlossern
eine nahe
Ana
logie.
Nicht
zu
ubersehen
sind
auch die
reichlich
angebrachten Schriften;
sie
zeigen
denselben
Duktus
wie
die
beschrifteten
Portratstucke.
Die Sitte, sich in Form kleiner Reliefplatten in Holz oder in Kelheimer Stein
portratieren
zu
lassen,
ist im
Anfang
des
XVI.
Jahrhunderts
in
ganz
Oberdeutsch
Abb. 8.
Allegorie
der
Heilslehre
Holz.
Dresden,
Griines
Gewolbe
(verkleinert)
land
verbreitet
und
steht im
Zusammenhang
mit
der
Entwicklung
der
Medaille
einerseits und der
Epitaphplastik
anderseits. Der
Schritt
von
diesen
Kleinreliefs
zur
Medaille
ist nicht
groB,
und
es
kann
nicht
iiberraschen,
wenn
sich
z.
B. auf
dem
prachtigen Reliefkonterfei des Herrn Schad von Mittelbiberach im Kaiser-Friedrich
Museum
(Voge, Katalog
Nr.
108)
dieselbe,
freilich
noch
nicht entratselte
Kunstlersignatur
findet
wie auf
einigen
Medaillen. Andere
Beispiele
dieser
Gattung
finden
sich
in
Museen und
Privatsammlungen,
so
die
stattliche
Landsknechtfigur
eines
Wolfgang
von
Thenn,
Kniestiick
sitzend,
mit
einer
Jagddarstellung
im
Hintergrund
(London,
Britisches
Museum,
Waddeston
Collection),
ferner die
mit den
Initialen
MW
bezeichnete
Halb
8/7/2019 Porträtstücke von Peter Dell / von Georg Habich
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144 PORTRATSTUCKE
VON
PETER
DELL VON
GEORG
HABICH
figur
eines
jungen
Mannes in einer
Landschaft
von
Altdorferschem
Charakter
im
Wiener
Hofmuseum
(v.
Schlosser,
Werke der
Kleinplastik,
Bd.
II,
Taf.
XXIII),
das
Brustbild
des
Georg
Tannstetter
und seines
kleinen
Sohnes im
Kloster
Melk,
ein
Unbekannter
in architektonischem Rahmen mit Adlerflug imWappen, Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum
(Amtliche
Berichte
Bd.
XXXIV,
S.
241)
usw.
Ein
hubsches Stuck
dieser Art
in
Stutt
gart,
Hans
Froschauer
darstellend,
ist als kleine
Holztafel mit
Schiebedeckel
eingerichtet
und
mit
einem
Kettchen
zum
Tragen
versehen.
Hierher
gehoren
weiter
die
kleinen
Steinmodelle
zu
Epitaphien.
Schon
das
Mittelalter
kannte
solche.
Die
Solenhofer
Platte
Ludwigs
des
Gebarteten
von
Bayern
Ingolstadt
in
Miinchen ist
das alteste
Beispiel.
Im XVI.
Jahrhundert
werden diese
kleinen
Reliefs,
von
denen
freilich nicht
recht
sicher
ist,
ob sie
wirklich
als
Mo
delle
fiir
die
groBe
Bildhauerarbeit
gedient
haben
oder
nur
als
zierliche
?Memento
mori?
aufbewahrt
wurden,
mit
besonderer
Feinheit
durchgebildet.
Otto Heinrich
von
der Pfalz besaB ein solches Miniaturepitaph in einem Kastchen in seinem Schreib
zimmer.
Das
reichste Stuck
dieser
Art,
eine
schone
Architektur
mit dem
Portrat des
Mainzer
Erzbischofs
Daniel Brendel
von
Homburg, gelangte
aus
der
Sammlung
Spitzer
an
Pierpont
Morgan
').
Es ist
signiert
HK
?
VB,
und auch
diese
Signatur
kennen
wir
von
einigen
Medaillen.
Etwa
im
Typus
der
Professorenepitaphien
halt sich eine Blei
plakette
mit dem
Bildnis
Melanchthons
im
Ashmolean-Museum
in
Oxford
(Abb. 6).
Auf
der
Riickseite
steht
vertieft,
vielleicht
von
Melanchthons
Hand:
NE
O
5
.
I
K
?1
N.
(sic).
Ein
Epitaph
im
kleinen
stellt
auch
das
Relief
bildnis
des
Ulmer
Superintendenten
Ludwig
Rabus
dar,
das
sich
ebenfalls bei
Pierpont Morgan
befindet.
Es
tragt
die
Signatur
HAB.
Von
den
Epitaphien
stammt
naturlich bei den
Portratstiicken die
architektonische
Um-,
rahmung,
und
auch Peter
Dell entlehnt
seine
Renaissancearchitekturen
dorther.
?
Schlichter,
sachlicher und
weniger
reflektiert
als in
seinen
figiirlichen
Zusammen
stellungen
zeigt
Dell sich in
diesen
kleinen
Bildnissen
jedenfalls
von
der
sympathi
scheren
Seite.
Er
bewegt
sich hier
auf
einem
Gebiet,
das ihm
von
seinem
eigentlichen
Metier
her
offensichtlich
vertraut
war,
und
auch die
Medaille
laBt seine
Geiibtheit
im
Portratistischen vorteilhaft
erkennen.
NACHTRAG
Wie ich erst wahrend des Druckes durch Herrn Geheimrat von Falke erfahre,
befindet sich
das
in
Holz
geschnitzte
Original
des Wolff
(sic)
von
Werensdorff
(siehe
oben
Seite
140,
Abb.
5)
im
Besitz
von
Baron
Heyking-Truntlack.
Das
Stuck
ist,
wie
mir im
GipsabguB entgangen
war,
auf dem
seitlichen
Baluster
oben
signiert:
P?D.
')
Abgebildet Early
German
Art,
Katalog
der
Ausstellung
des
Burlington-Klubs
1906,
Taf.
L,
22.
?
Collection
Spitzer
(groBer
Katalog),
Bois
et
pierres
de
Munich,
PL
XL