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Editorial 75 Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2010/0802 JDDG | 2 ˙ 2010 (Band 8) Postthrombotisches Syndrom – kein unveränderbares Syndrom Michael Jünger Im Nachgang zur Venenthrombose der unteren Extremität entwickeln sich bei der Hälfte der Patientinnen und Patienten Beschwerden wie Schmerzen, Spannungs- oder Schweregefühl sowie Hyperpigmentierung, Hautverhärtung, Atrophie blanche und Ulcus cruris perimalleolär im Bereich des medialen oder lateralen Unterschen- kels. Die Autoren des Reviews zum postthrombotischen Syndrom, Frau Reich- Schupke, Herr Peter Altmeyer und Herr Markus Stücker, beleuchten diese häufige Folgeerkrankung der Thrombose aus sozialmedizinischer und medizinischer Sicht. Obwohl ungünstige Risikofaktoren wie Adipositas oder Immobilität bekannt sind, lässt sich das Risiko für die Entwicklung eines postthrombotischen Syndroms im Ein- zelfall nicht sicher vorherbestimmen. Gut dokumentiert sind die günstigen Wirkun- gen einer gerinnungshemmenden Therapie, die in der jüngsten ACCP-Leitlinie als vergleichsweise langfristig empfohlen wird, der medizinischen Kompression mit gra- duierten Kompressionsstrümpfen (23–32 mmHg) und der körperlichen Bewegung. Angemessen erscheint eine regelmäßige Nachsorge, denn der Zeitpunkt der sekun- dären Dekompensation der venösen Zirkulation sollte nicht übersehen werden: wenn den dilatierten, varikös veränderten Hautstammvenen keine Kollateralenfunktion zukommt, sollten diese mit einem operativen oder sklerotherapeutischen Verfahren ausgeschaltet werden, um dem Patienten das Schicksal des Ulcus cruris postthrombo- ticum zu ersparen. Prof. Dr. med. Michael Jünger Korrespondenzanschrift Prof. Michael Jünger, M. D., Ph. D., M.Sc.H. Chairman and Director Department of Dermatology University of Greifswald Sauerbruchstraße D-17475 Greifswald E-Mail: [email protected]

Postthrombotisches Syndrom – kein unveränderbares Syndrom

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Editorial 75

Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2010/0802 JDDG | 2˙2010 (Band 8)

Postthrombotisches Syndrom –kein unveränderbares SyndromMichael Jünger

Im Nachgang zur Venenthrombose der unteren Extremität entwickeln sich bei derHälfte der Patientinnen und Patienten Beschwerden wie Schmerzen, Spannungs-oder Schweregefühl sowie Hyperpigmentierung, Hautverhärtung, Atrophie blancheund Ulcus cruris perimalleolär im Bereich des medialen oder lateralen Unterschen-kels. Die Autoren des Reviews zum postthrombotischen Syndrom, Frau Reich-Schupke, Herr Peter Altmeyer und Herr Markus Stücker, beleuchten diese häufigeFolgeerkrankung der Thrombose aus sozialmedizinischer und medizinischer Sicht.Obwohl ungünstige Risikofaktoren wie Adipositas oder Immobilität bekannt sind,lässt sich das Risiko für die Entwicklung eines postthrombotischen Syndroms im Ein-zelfall nicht sicher vorherbestimmen. Gut dokumentiert sind die günstigen Wirkun-gen einer gerinnungshemmenden Therapie, die in der jüngsten ACCP-Leitlinie alsvergleichsweise langfristig empfohlen wird, der medizinischen Kompression mit gra-duierten Kompressionsstrümpfen (23–32 mmHg) und der körperlichen Bewegung.Angemessen erscheint eine regelmäßige Nachsorge, denn der Zeitpunkt der sekun-dären Dekompensation der venösen Zirkulation sollte nicht übersehen werden: wennden dilatierten, varikös veränderten Hautstammvenen keine Kollateralenfunktion zukommt, sollten diese mit einem operativen oder sklerotherapeutischen Verfahrenausgeschaltet werden, um dem Patienten das Schicksal des Ulcus cruris postthrombo-ticum zu ersparen.

Prof. Dr. med. Michael Jünger

KorrespondenzanschriftProf. Michael Jünger, M. D., Ph. D., M.Sc.H.Chairman and DirectorDepartment of DermatologyUniversity of GreifswaldSauerbruchstraßeD-17475 GreifswaldE-Mail: [email protected]