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Neues aus der Publizistik an der FU Berlin 12. Jg., Nr. 22 Dezember 1999 Aus dem Inhalt Weiterbildung Die erste Gruppe der „Journalisten aus Russland“ erobert Berlin Kooperation Freedom Forum und FU organisieren einen deutsch-amerikanischen Workshop zur Journa- listenausbildung Service Die Datenbank Publizistik und Massenkommuni- kation erscheint auf CD-ROM Weiterbildung Mit Gastredner Edzard Reuter begrüßen die Eu- ropäischen Journalisten Fellowships ihre ersten Stipendiaten Millenniumsumfrage EJF-Journalisten antworten Forschung Empiriker befragen Leser und Nicht-Leser der FU-Nachrichten Initiative Studierende besetzen Marktnischen 3 5 6 8 14 7 FU Berlin PR in Europa für Europa Musik ist international. Auf diese Er- kenntnis hatten sich Barbara Baerns und ihr Organisatoren-Team besonnen und zur Eröffnung ihrer Tagung über „Trans- nationale Kommunikation in Europa“ das Quintett „Total Vocal“ als Eisbrecher engagiert. Mit Erfolg: Von Mozarts Zau- berflöte über Bill Joels Ohrwurm „The Longest Time” bis zum Loveparade-Hit „Sonic Empire“ fanden die a-Capella- Stücke den begeisterten Beifall der versammelten Wissenschaftler und PR- Fachleute, die aus verschiedenen EU- Ländern, aus der Schweiz sowie aus Zentral- und Osteuropa nach Berlin ge- reist waren. Evaluation von transnationaler PR, die Entstehung von europäischer Öffent- lichkeit, nationale Kulturen und Stereo- typen und schließlich Information und Interesse in Europa standen auf ihrem dreitägigen Arbeitsprogramm, das die FU-Wissenschaftler gemeinsam mit der Conféderation Européenne des Relati- ons Publiques (CERP-Education) auf die Beine gestellt hatten. Die Mittel für die Tagung kamen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Euro- päischen Kommission, aber auch aus der Wirtschaft – unter anderem von Schering und der ABC Agentur für Kommunikation. LSeite 2 Auftakt in den Räumen der Europäischen Kom- mission (von links): Klaus Löffler (Informa- tionsbüro des Europäi- schen Parlaments), Axel R. Bunz (Vertretung der Europäischen Kommissi- on) und Tagungsorgani- satorin Barbara Baerns Fotos: U. Dahl 13

PR in Europa Œ für Europa - Freie Universität · Abstracts und Kurzlebensläufe unter: Zum Septemberanfang 1999 konnte Günther von Lojewski die ersten Stipendiaten des neuen Programms

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Page 1: PR in Europa Œ für Europa - Freie Universität · Abstracts und Kurzlebensläufe unter: Zum Septemberanfang 1999 konnte Günther von Lojewski die ersten Stipendiaten des neuen Programms

Neues aus der Publizistik an der FU Berlin 12. Jg., Nr. 22Dezember 1999

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Aus dem Inhalt

Weiterbildung

Die erste Gruppe der„Journalisten ausRussland“ erobertBerlin

Kooperation

Freedom Forum und FUorganisieren einendeutsch-amerikanischenWorkshop zur Journa-listenausbildung

Service

Die Datenbank Publizistikund Massenkommuni-kation erscheint aufCD-ROM

Weiterbildung

Mit Gastredner EdzardReuter begrüßen die Eu-ropäischen JournalistenFellowships ihre erstenStipendiaten

Millenniumsumfrage

EJF-Journalistenantworten

Forschung

Empiriker befragen Leserund Nicht-Leser derFU-Nachrichten

Initiative

Studierende besetzenMarktnischen

3

5

6

8

14

7

FU B

erli

n

PR in Europa � für EuropaMusik ist international. Auf diese Er-kenntnis hatten sich Barbara Baerns undihr Organisatoren-Team besonnen undzur Eröffnung ihrer Tagung über „Trans-nationale Kommunikation in Europa“das Quintett „Total Vocal“ als Eisbrecherengagiert. Mit Erfolg: Von Mozarts Zau-berflöte über Bill Joels Ohrwurm „TheLongest Time” bis zum Loveparade-Hit„Sonic Empire“ fanden die a-Capella-Stücke den begeisterten Beifall derversammelten Wissenschaftler und PR-Fachleute, die aus verschiedenen EU-Ländern, aus der Schweiz sowie ausZentral- und Osteuropa nach Berlin ge-reist waren.

Evaluation von transnationaler PR, dieEntstehung von europäischer Öffent-lichkeit, nationale Kulturen und Stereo-typen und schließlich Information undInteresse in Europa standen auf ihremdreitägigen Arbeitsprogramm, das dieFU-Wissenschaftler gemeinsam mit derConféderation Européenne des Relati-ons Publiques (CERP-Education) aufdie Beine gestellt hatten. Die Mittel fürdie Tagung kamen von der DeutschenForschungsgemeinschaft und der Euro-päischen Kommission, aber auch ausder Wirtschaft – unter anderem vonSchering und der ABC Agentur fürKommunikation. èSeite 2

Auftakt in den Räumen

der Europäischen Kom-

mission (von links):

Klaus Löffler (Informa-

tionsbüro des Europäi-

schen Parlaments), Axel

R. Bunz (Vertretung der

Europäischen Kommissi-

on) und Tagungsorgani-

satorin Barbara Baerns

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Editorial

Europavernetzen

è Fortsetzung von Seite 1Nach dem heiteren Auftakt tat es derStimmung keinen Abbruch, dass die Er-öffnungsredner ein eher düsteres Bildder transnationalen Kommunikationzeichneten und von einem europäischen„Öffentlichkeitsdefizit” sprachen. Sostellte Axel R. Bunz (Berlin), Leiter derVertretung der Europäischen Kommis-sion in der Bundesrepublik, fest: „Euro-pa ist besser als seine Perzeption“. Dafürsprächen zunehmend europafreundlicheUmfrageergebnisse. Wie Bunz kritisier-te auch Hans Brunmayr (Brüssel), stell-vertretender Generaldirektor im Rat derEuropäischen Union, die Medienbe-richterstattung in und über Europa, diezu wenig über den nationalen Tellerrandhinaussehe und Brüssel als politischesSchlachtfeld interpretiere. Das Internetverbessere die Kommunikationsstruktu-ren, aber: „Wir werden niemals eine ge-meinsame Kommunikationspolitik derEuropäer haben.“ Kein Wunder, folgtman Klaus Löffler, Leiter des deutschenInformationsbüros des EuropäischenParlaments, der bei der Euro-Kampagne„elf Amtssprachen und 15 ÖffentlicheMeinungen” zählte.

Aus langer Schweizer Erfahrung mitder „Interlinguizität“ warnte am näch-sten Tag der Kommunikationswissen-schaftler Ulrich Saxer (Lugano) die an-deren Europäer: „Sprachkämpfe sindMachtkämpfe“. Die Schweiz habe es ver-standen, die „Dramatik weitgehend zuentschärfen“. Voraussetzungen seien aberdie Wohlhabenheit des Landes, die Min-derheitenprivilegierung innerhalb seinerfreiheitlichen Gesellschaftsordnung unddie „numerische Stabilität“ der Sprach-gemeinschaften.

In der Forderung nach Erfolgskon-trollen für Kampagnen zeigten sichWissenschaftler und Praktiker einig. Sostießen die Briten Paul Noble (Univer-sität Bournemouth) und Tom Watson(Hallmark Public Relations) mit einem„anwenderfreundlichen“ integriertenEvaluatationsmodell auf lebhaftes Inter-esse. Da aber PR-Praktiker lieber kreati-ve Kampagnen als komplexe Erfolgskon-trollen vorführen, musste Michael T.Schröder (ABC Agentur für Kommuni-kation) bei der Frage nach der Evaluati-on seiner Kampagne für die Expo 2000in Hannover erst einmal passen.

Gesichter einer europäischen

Tagung (von oben): Michael

T. Schröder, ABC/EURO

RSCG Agentur für Kommuni-

kation (Berlin), Paul Noble,

PR-Dozent an der Universität

Bournemouth, und Ulrich

Saxer, Kommunikations-

wissenschaftler der Univer-

sità della Svizzera italiana

(Lugano)

Wie steht es an der Schwelle zum neuenJahrhundert um die Europäisierung desJournalismus und der Öffentlichkeitsar-beit? Der Kongress zur transnationalenKommunikation, den Barbara Baernsund ihre Mitstreiter kürzlich in Berlinveranstaltet haben, hat solche Fragennoch einmal aufgeworfen.

Es gibt gewiss keine einfachen Ant-worten, aber immerhin so etwas wie einplausibles Erfolgsrezept: Wer möchte,dass sich die Kommunikation über Lan-desgrenzen hinweg europäisiert, solltebei den Aus- und Weiterbildungs-Pro-grammen für den Journalismus und diePR ansetzen. Erfreulicherweise gibt esda Fortschritte zu vermelden – undnicht zuletzt wir an der FU Berlin tra-gen unser Scherflein dazu bei. Europa-Themen werden immer häufiger imStudium berücksichtigt. Auch mit denCredits, also der europaweiten Anerken-nung von Leistungsnachweisen, sind wirein Stück weiter. Zum anderen wurdeder internationale Austausch intensi-viert. An der FU gibt es seit einigen Jah-ren einen Studiengang für Kommunika-tions-Profis, der zum European Master’sDegree in Public Relations führt.

Hinzugekommen sind jetzt die Euro-päischen Journalisten-Fellowships unddas Programm „Journalisten aus Russ-land“. Zudem haben sich sowohl dieAus- als auch die weit weniger zahlrei-chen Weiterbildner im Journalismus be-reits Anfang der neunziger Jahre euro-päisch zusammengeschlossen. In der Me-dien- und Kommunikationsforschungsoll jetzt ebenfalls ein europäischerSchulterschluss herbeigeführt werden.Bislang sind Kommunikation und For-schungsaustausch zu sehr auf den angel-sächsichen Raum fixiert. Ein wichtigerSchritt wäre es, europaweit die Fach-zeitschriften zu vernetzen, die sich mitJournalismus, PR und Kommunika-tionsforschung beschäftigen.Packen wir es an ... srm

Stephan Ruß-Mohl

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„Belgische Hühner sind immer fragwür-dig. Nicht weil sie Hühner sind, sondernweil sie aus Belgien sind.” Genüßlichillustrierte Louis Philippe Laprévote vonder Universität Nancy 2 nationale Vor-urteile im zusammenwachsenden Euro-pa. Solche negativen Stereotypen könn-ten Staaten künftig teuer zu stehenkommen, erklärte sein Professoren-kollege Michael Kunczik von der Uni-versität Mainz. Denn Staaten, die wegenihres schlechten Images keine Bonitäterhielten, müssten auf internationalenMärkten mit erheblich höheren Finan-zierungskosten rechnen. Weder trans-nationale Kommunikation noch diewirtschaftliche Vereinigung Europas ma-chen nationale Idenditäten überflüssig.Darin waren sich der Mailänder Wissen-schaftler Stefano Rolando und BernardCandiard vom französischen Serviced’Information du Gouvernement (SIG)einig. „Den Franc für den Euro zu ver-lieren, ja. Aber nicht Frankreich fürEuropa”, so Candiard.

Ganz andere Schlüsse zogen dage-gen Toby Schuster und Guntram Kaiservon Shandwick aus dem Erfolg ihrereuropaweiten Mobiltelefon-Kampagne,die sie mit Show-Prominenz aufgepeppthatten. Statt sich an nationale Stereoty-pen zu halten, müsse man internationa-le Trends rechtzeitig erkennen, erklärteSchuster. Musik, Mode oder Kunst stün-den dabei im Vordergrund – weltweit:„Denn der Lifestyle der Industrienatio-nen gleicht sich immer mehr an.”

Abschließend bürstete Klaus Kocks,Vorstand Kommunikation der Volkswa-gen AG, gängige Erwartungen gegen denStrich. Er wollte nur ein europäischesPhänomen ausgemacht haben: den Euro.Es sei, so Kocks, von vornherein einefalsche Erwartung, dass sich „eine Euro-kultur im Sinne einer Nationalkulturentwickeln wird”. Denn wesentlicheParadigmen der Kommunikation seienDifferenz und nicht Konsens, Dispari-tät und nicht Harmonie.

Fazit: Europa wird mit seinen Un-terschieden nicht nur leben müssen, esmuss sie „erlebbar“ machen – und sei esauf wissenschaftlichen Konferenzen.

Abstracts und Kurzlebensläufe unter:

Zum Septemberanfang 1999 konnte Günther von Lojewskidie ersten Stipendiaten des neuen Programms „Journalisten ausRussland“ (JaR) begrüßen. Bis in den Oktober hinein absol-vierten die zehn 22 bis 35 Jahre alten Teilnehmerinnen undTeilnehmer zunächst an der FU einen fünfwöchigen Seminar-block zur deutschen und europäischen Geschichte sowie zumGesellschafts- und Mediensystem. Dabei begegneten sie nebenvielen FU-Wissenschaftlern auch Ottokar Hahn, dem Botschaf-ter der EU in Moskau und Wojciech Pomianowski, dem Er-sten Sekretär der polnischen Botschaft, als Referenten.

Dem Studienabschnitt folgte ein sechswöchiges Prakti-kum in Berliner Medienunternehmen. Ob Tagesspiegel,

Radio 1 oder ZDF – die deutschenBetriebe dürften sich über die Profes-sionalität ihrer russischen Praktikantengefreut haben. Diese hatten sich schonnach wenigen Tagen das technischeEquipment – u.a. E-Mail-Adressenund kyrillische Tastaturen – organisiert,um für ihre Heimatredaktionen direktaus Berlin zu berichten. Eine Reporta-ge von der Internationalen Funkaus-stellung (IFA) erschien in der Kalinin-

grader Zeitung „Kaskade“. „Saratovskije Wedomosty“ aus Sa-ratow (Wolga-Region) brachte ein Interview mit dem Archi-tekten Daniel Libeskind.

Das große Engagement der Teilnehmer wurde auch vonden Organisatoren honoriert. So beschaffte von Lojewski kurz-fristig einen zusätzlichen Praktikumsplatz bei n-tv. „Wir sindallen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Journalisten-Kol-legs sehr, sehr dankbar“, erklärte umgekehrt JaR-StipendiatinSwetlana Kolbanjowa, Fernseh-Journalistin aus Kaliningrad.

Gut gestartet

Weiterbildung

Diskutierten nationale Identi-

täten: Louis-Philippe Lapré-

vote, Départment d�Étude des

Civilisations du Centre Euro-

péen Universitaire de Nancy,

Stefano Rolando, Università

IULM di Milano und Klaus

Kocks, Vorstand Kommunika-

tion der Volkswagen AG

[email protected]

Cirsten Eichler: 030 / 838-3196

http://www.fu-berlin.de/eur99

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Kooperation

Bildungin Serie

Mysteriöse VerschwörungZur Wissenschaft gehört auch Phanta-sie. Niemand beweist das schöner alsSusanne Fengler, die neben ihrer auf-reibenden Tätigkeit als Gründungsge-schäftsführerin der Europäischen Jour-nalisten-Fellowships im Herbst 1999ihren zweiten Roman „Die Portraitma-lerin“ vollendet hat.

Wie in ihrem Debütroman „DieBallerina“ steht wieder eine attraktiveund intelligente Frau im Mittelpunkteiner intrigenreichen Handlung. DieMalerin Caroline Badura gerät nichts-ahnend in politische Verschwörungendes Berliner Vormärz.

Jetzt investiert Susanne Fengler ihreKreativität wieder in die Wissenschaft:Sie schreibt an ihrer Dissertation überMedienjournalismus in den USA.

Susanne Fengler: Die

Portraitmalerin. Mün-

chen: Marion von Schrö-

der Verlag, 1999

Anders als es das Vorurteil will, sitzenWissenschaftler gar nicht so gern alleinin ihrer Gelehrtenstube, sondern freu-en sich darüber, wenn viele Menschenkommen, um ihren Worten zu lauschen.Und die Universität freut sich, wenn dieaußerakademische Welt ihren Wissen-schaftlern zuhört. So geschah es demFU-Kommunikationshistoriker BerndSösemann, der gleich zweimal hinter-einander mit Vortrag und Originalfilm-vorführung über „Hitlers und Goebbels´Terroraufruf im Berliner Sportpalastvom Februar 1933” den großen Saal derBerliner Volksbildungsinstitution Ura-nia geradezu „überfüllte“.

Den großen Publikumserfolg münz-ten die Veranstalter und Sösemann ineine Vortrags- und Filmreihe über den„Nationalsozialismus – Geschichte undHerrschaftssystem” um, deren 35 Ter-mine in der Urania bis weit ins Jahr2000 reichen. Wissenschaftler aller dreiBerliner Universitäten sowie deutscheund ausländische Gastdozenten referie-ren zur deutschen und internationalenVorgeschichte des Nationalsozialismus,zu den Voraussetzungen für den Auf-bau der faschistischen Diktatur, zu Me-dienpolitik, Theater und Film undschließlich zu Exil, Opposition, Dikta-tur und Demokratie.

Die Zusammenarbeit mit dem Bundes-filmarchiv garantiert dafür, dass im Zu-sammenspiel mit den Vorträgen vieleOriginalfilmdokumente vorgeführt wer-den können: zum größten Teil verbote-ne Dokumentar- und Spielfilme aus den30er und 40er Jahren. Ganz im SinneSösemanns, der dafür plädiert, dass alleFilme aus jener Zeit dem allgemeinen Pu-blikum zugänglich gemacht werden:Wenn ein propagandistischer Film wie„Bismarck” (1940) freigegeben sei, wäh-rend Leni Riefenstahls „Triumph desWillens” (1939) nicht gezeigt werdendürfe, sei das „schizophren“.

Auch im Nationalsozia-

lismus setzte die Film-

werbung auf Emotionen:

Illustration zum Film

�Mutterliebe�, 1939

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Ausbilder-Workshop

Auf dem Podium (oben, von

links): Hermann Meyn, DJV-

Vorsitzender; Marc Brayne,

BBC World Service; Sabine

Roschke, Journalistenschule

Ruhr; Berndt Schramka,

Henri-Nannen-Schule, und

Imme de Haen, Evangelische

Journalistenschule Berlin

(unten links)

Mercedes Riederer, Leiterin

der Deutschen Journa-

listenschule in München

Aus den USA angereist: Mich

Stevens, New York University;

unten: Robert Giles, The Free-

dom Forum Media Studies

Center, und Peter Prichard,

Präsident des Freedom Forum

Hoffnung verbindet sie, darüber warensich die internationalen Gäste aus Wis-senschaft, Ausbildung und Journalismuseinig, die sich Anfang November zueinem deutsch-amerikanischen „Educa-tors’ Workshop“ trafen: Hoffnung aufdie künftige Entwicklung des Journalis-mus und auf die positive Wirkung einersoliden Aus- und Weiterbildung für dieProfession.

Trotzdem bleiben viele Fragen, diePodiumsgäste wie Plenumsteilnehmervon Berufs wegen umtreiben. Das not-wendige Handwerk lernt der journali-stische Nachwuchs auf vielfältigsteWeise: an den Universitäten, in den Jour-nalistenschulen oder direkt im Volonta-riat. Aber welcher Weg ist der beste?Welche Rolle sollten die Erkenntnisseder Kommunikationswissenschaft in derpraktischen Ausbildung spielen? Wiekann man journalistische Ethik lehren?Und: Gibt es genug Ausbildungsstätten?Sollten diese mehr kooperieren oder eherkonkurrieren? Und wie kann man diebestmöglichste Ausbildung finanzieren?Auch darauf suchten die geladenen Aus-und Weiterbildner zu antworten.

Aufgefordert und eingeladen zudem Workshop-Tag in den Räumen desDeutschlandRadios hatte das FreedomForum (New York/London) in enger Zu-sammenarbeit mit Stephan Ruß-Mohlvon der Freien Universität.

Die Zukunft, darin waren sich alleWorkshop-Teilnehmer einig, liegt in derKooperation der Ausbildungsinstitutio-nen. Nur das Wie der Zusammenarbeitblieb bis auf erste Ansätze noch unge-löst. So wünschte sich Berndt Schram-

ka von der Hamburger Henri-Nannen-Schule eine stärkere Verflechtung vonWissenschaft und Praxis.

Auf Zustimmung stieß der Vor-schlag Hermann Meyns, des Vorsitzen-den des Deutschen Journalistenverban-des, ältere Berufspraktiker im Rahmeneiner Altersteilzeit an die Schulen undUniversitäten zu locken. Wichtig seiauch, so der allgemeine Tenor, den

Kooperation

Nachwuchsjournalisten Rückgrat zuvermitteln. Eine Einstellung, die beson-ders in der alltäglichen Redaktionsar-beit nicht vergessen werden dürfe.

Der Standort Berlin wurde vorsich-tig beurteilt. „Auf dem Gebiet der Aus-und Weiterbildung ist die Stadt erst aufdem Weg, ihre Rolle zu finden”, befandImme de Haen, die sich als Leiterin derEvangelischen Journalistenschule in derHauptstadt auskennt.

Den organisatorischen Rahmen des„Educators’ Workshop“ bildete die Kon-ferenz „The Media at the Millennium“,die das Freedom Forum, eine großeamerikanische Stiftung, zum zehntenJahrestag des Mauerfalls in Berlin ver-anstaltete. Nicht nur die Folgen der Wen-de, sondern auch die Herausforderungder Medien durch neue Technologienstand auf dem Programm. Als Nachfol-gerin der Gannett Foundation (U.S.A.Today) setzt sich das Freedom Forumweltweit für Presse- und Redefreiheit ein.

http://www.freedomforum.org

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Service

Nichtnurdigital

Fachinformationsstelle Publizistik oderauch Informationszentrum für Politikund Massenkommunikation (IPM)nennt sich die kleine Abteilung im fünf-ten Stock des Lankwitzer Hochhauses.Welchen Zweck sie erfüllt, und was dievier Mitarbeiter und Mitarbeiterinnenund Leiter Ulrich Neveling den ganzenTag so treiben, wissen die wenigstenStudenten im Haus und auch mancherKollege nicht so genau.

Dabei wird hier in höchst zeitge-mäßer Weise ein kommunikationswis-senschaftlicher Schatz gepflegt und (fast)täglich erweitert: Das IPM ist nämlicheine digitale Datenbank. Hier werdenLiteraturnachweise von Fachzeitschrif-ten, Aufsätze aus Sammelwerken, Mo-nographien und Grauer Literatur er-fasst, verschlagwortet und mit Abstractsversehen in den Computer eingegeben.Der jährliche Titel-Input liegt zur Zeitbei zirka 3.000 Nachweisen. Gegen-stand der Sammelleidenschaft ist dergesamte Bereich der Kommunikations-wissenschaft – mit Schwerpunkt aufdeutschsprachigen Titeln allerdings.

Die rund 100.000 Literaturnach-weise (Stand 6/1999) stehen nicht nurFU-Angehörigen zur Verfügung, son-dern auch externen Interessenten ausWissenschaft, Forschung und Praxis.

IPM-Mitarbeiter Bernd Meyer

an seinem Arbeitsplatz: Vor

der digitalen Aufbereitung

müssen Berge fachwissen-

schaftlicher �Hardware�

durchgearbeitet werden.

Einen direkten Online-Zugang zur Da-tenbank gibt es noch nicht. Möglich sindjedoch individuelle Rechercheanfragenbei der Fachinformationsstelle, derenMitarbeiter gegen (geringes) Entgelt beider Suche beraten und die gewünschtenLiteraturnachweise und Abstracts an-schließend zuschicken.

Wer lieber am eigenen PC nach Litera-tur sucht, kann jetzt die im Herbst 1999erschienene CD-Rom erwerben, die dengesamten aktuellen Datenbestand desIPM umfasst – und natürlich auch dieentsprechenden Suchfunktionen.

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Bessere Übersichtlichkeit hatten die User gefordert, nutzerfreundlicher undvor allem zielgruppen-orientiert sollte die Website des Instituts für Publizistik-und Kommunikationswissenschaft sein.

Die studentischen Freiwilligen der Internet-Redaktion und MitarbeiterHelmut Degen verbrachten Stunden, die zu Monaten der Selbstausbeutungwurden, über der Neukonzeption und Ausgestaltung der neuen Website.

Und hier ist sie: http://www.kommwiss.fu-berlin.de

Zur Nutzung freigegeben, aber immer noch „Work in Progress“ ... Die Internet-Redaktion freut sich über Kommentare und Anregungen. Für die Inhalte zeich-nen allerdings die Arbeitsbereiche des Instituts verantwortlich.

[email protected]

Bernd Meyer: 030 / 7792-488

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Blick zurück nach vorn

Weiterbildung

Einen „Moment bangen Herzklopfensund großer Freude” erlebte Stephan Ruß-Mohl nach seinen eigenen Worten, als erim Oktober die ersten Stipendiaten derEuropäischen Journalisten Fellowships(EJF) offiziell begrüßte. Nach Jahren desFundraisings und monatelanger Stipen-diaten-Auswahl, die das EJF-Team mitSusanne Fengler, Christian Obad undCarla Neukowski zeitweise an die Grenzeihrer Belastbarkeit brachten, konnte er dieelf Fellows des ersten Jahrgangs willkom-men heißen. Ein Studienjahr lang habendie Journalisten aus ganz Europa nun Zeit,an der Freien Universität und anderenBerliner Institutionen ihren akademi-schen Interessen nachzugehen.

Ein Netzwerk von Journalisten mitgesamteuropäischer Perspektive mögeaus diesen Erfahrungen und dem regel-mäßigen Austausch untereinander ent-stehen, hofft Ruß-Mohl. Wie die Teil-nehmer des Projekts „Journalisten ausRussland” (JaR) sollen auch die EJF-Stipendiaten „Kommunikationsbrü-

cken“ bauen helfen und nicht zuletztdie „Universität den Medien – und so-mit der Öffentlichkeit – gegenüber wei-ter öffnen”.

Zum Programmauftakt waren FU-Kollegen und Mitarbeiter, JaR-Stipendia-ten wie auch Sponsoren-Vertreter und an-dere EJF-Freunde gekommen. Für dieFreie Universität gratulierte PräsidentPeter Gaehtgens den Programm-Initiato-

ren für ihr Durchhaltevermögen bei derUmsetzung ihrer innovativen Ideen.

Edzard Reuter sollte als Eröff-nungsredner über „Berlin – Geschichteund Gegenwart“ sprechen. „Herrlichwie der Ozean“, befand der ehemaligeDaimler Benz-Vorstandsvorsitzende, seidas Thema, aber „vage wie dichter Ne-bel“, um dann am Beispiel seiner aben-teuerlichen Familiengeschichte dasSchicksal der Stadt zu illustrieren. DerVater Ernst Reuter, erst KPD-Grün-dungsmitglied, dann aktiver Sozialde-mokrat, war mit der Familie vor denNazis in die Türkei geflohen, nach demKrieg jedoch sofort zum Wiederaufbaunach Berlin zurückgekehrt. „Wird einTürke Oberbürgermeister?“, titelte dasNeue Deutschland bald über die kom-munalpolitischen Aktivitäten des spä-teren Regierenden Bürgermeisters, derzu einem Helden der Berlin-Blockadewurde.

Edzard Reuter selbst sieht mit der„Berliner Republik“ nun die Nach-kriegszeit zu Ende gehen. Deutschlandmüsse seine „europäische Verantwor-tung“ übernehmen. Und: „EuropäischeVerantwortung muss eine weltweiteVerantwortung sein“. Das internatio-nale Publikum in der Dahlemer Silber-laube der FU vernahm es mit Interesse.

Sprach über Geschichte und

Gegenwart Berlins: Edzard

Reuter, früherer Daimler

Benz-Vorstandschef (oben);

FU-Präsident Peter Gaehtgens

gratulierte (unten rechts).

Beim anschließenden Emp-

fang: Günther von Lojewski

mit Gast Peter Schiwy, dem

ehemaligen NDR-Intendanten

(Foto links, von links)

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www.kommwiss.fu-berlin.de/~ejf

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2000

„Der Start ins Jahr 2000? Noch schlimmer als die anderen Silve-ster. 12 Monate lang kann man denken, man sei nicht abergläubisch,aber dann steht ein frisches, unschuldiges Jahr vor einem, und man musshineinstapfen. Und diesmal ist’s nicht nur ein Jahr, sondern gleich einJahrhundert oder sogar ein Jahrtausend. Das ist mir zuviel des Guten,und da wird mir unheimlich zumute; deswegen werde ich versuchen,mich mit ein paar wenigen mir Lieben irgendwie davor zu verstecken.“

Helga Leiprecht (geb. 1965),

stieg nach ihrem Volontariat bei

der Schweizer Kulturzeitschrift

�du� als Redakteurin ein. Ihre

Zeit in Berlin nutzt sie für eine

Studie über �Architektur und Er-

innernung: Die Leningrader

Avangarde�.

„1. Magische Daten betrachte ich mitSkepsis. Silvester möchte ich ab 22 Uhr schla-fen. Doch da meine Freunde über meinenneuen Standort ganz entzückt sind (ichauch!), werde ich mit ihnen wohl durch dieStraßen Berlins toben.2. Ich fürchte, im nächsten Millennium gehtes weiter wie bisher. Andererseits hoffe ich dasauch.“

„Ich weiß noch nicht, wo und wie ich denJahreswechsel feiern werde. Vielleicht zu Hausein Kreuzberg, mit Freunden, vielleicht in derKirche mit Musik, vielleicht in der Kleinstadtmit meiner Mutter. In Berlin bricht für eini-ge Tage fast eine Art Krieg auf den Straßenaus, die Knaller zischen den Passanten an denOhren vorbei. Ich wünsche mir deshalb fürdas nächste Jahrtausend: Dass wir unsere Oh-ren wieder entdecken. Dass wir zuhören, aberauch die Stille schätzen. Dass die Love-Para-de so leise wird, dass sich die Leute dabei un-terhalten können.“

Von der bulgarischen Tageszei-

tung TRUD kommt die Leiterin

des Wirtschaftsressorts, Diana

Ianakieva (geb. 1966). �Der

Euro kommt. Jetzt auch nach

Bulgarien� heißt ihr Recherche-

thema in Berlin.

„Silvesterwerbung: Silvester mal anders!Berlin, Jahr 2000. Dreiunddreißig (33), mid-life-crisis. Das mit dem Kalk im Leben habeich bis vor ein paar Jahren einfach nicht ge-glaubt! Jetzt kann ich Ihnen nur raten, regel-mäßig Berlin zu nehmen. Risiken und Ne-benwirkungen sind bisher nicht bekannt. Mitoder ohne D2, wichtig ist: immer live dabei!Wenn ich einen Wunsch frei hätte? Alles sollso bleiben, wie es ist. Merci, dass es dich gibt!“

Ulla Fröhling (geb. 1945)

ist eine von zwei deutschen Sti-

pendiatinnen im Europäischen

Fellowship-Programm. In Berlin

setzt sie ihre Forschungen zu

�Trauma und Tabu: Wahrneh-

mung, Abwehr und Sprache bei

Tabu-Themen� fort.

Antonia Rötger (geb. 1964) arbeitet und

lebt als freie Wissenschaftsjournalistin in Ber-

lin. Ihr Jahr als EJF-Stipendiatin widmet sie der

Forschungsfrage: �Gibt es einen Bauplan für

die Seele? Möglichkeiten der naturwissenschaft-

lichen Erkundung des Bewusstseins�.

„Ich ziehe es vor, das Feiern von großen Anläs-sen nicht auf lange Sicht zu planen, viel mehrlasse ich mich von spontanen Einfällen trei-ben. Auf jeden Fall scheint es aber eine vielbessere Idee zu sein, die Silvesternacht zum Jahr2000 mit Freunden zu verbringen, anstatt ineinem piekfeinen Restaurant zu sitzen, wo kei-ne Stimmung aufkommen will. Am 31. De-zember wird es aber bestimmt auch mitreißendsein, in der Menge zu baden. Obwohl auchdie zweite Hälfte des Jahrhunderts viele trau-rige Gegenbeispiele gebracht hat, vertraue ichdarauf, dass im dritten Millennium der Ver-stand, die Verantwortung für den Mitmenschenund die kommenden Generationen doch nochHass, Egoismus, zerstörerischen Wahn überwäl-tigen werden.“

in medias res fragte die Stipendiatendes ersten Jahrgangs der Euro-

päischen Journalisten Fellowshipsnach ihren Silvesterplänen:

Die ungarische Zeitung �Magyar Hirlap� hat ihre

leitende politische Redakteurin Katalin Karcagi

(geb. 1955) für ein EJF-Jahr beurlaubt. Sie be-

schäftigt sich mit �Neuen Formen der Vergan-

genheitsbewältigung? Junge Deutsche und der

Holocaust�.

Welche Gefühle, Wünsche,

Vorstellungen verbinden Sie

mit dem Eintritt in

das dritte Millennium?

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9 Nr. 22/1999 ............................................. .............................................. Seite

Sergej Droschin (geb. 1952)

hat sich als freier Journalist in

Moskau schon viel mit deut-

scher Geschichte und Kultur

beschäftigt. In Berlin recher-

chiert er für sein Projekt �Deut-

sche und russische Geschich-

te(n) in deutschen Medien.�

„Bis vor einigen Monaten habe ich mich garnicht getraut zu hoffen, die Jahrtausend-Wen-de im Herzen Europas erleben zu dürfen. DieStadt selbst symbolisiert schon die Wende inder europäischen Geschichte und vor allem immenschlichen Denken. Ich werde die erstenMinuten des Jahres 2000 wahrscheinlich aufdem Potsdamer Platz verbringen, zusammenmit meinem 8-Jährigen Sohn. Meiner Mei-nung nach kann man dort den Geist des Neu-en am stärksten spüren. Hoffentlich bleibtnach dieser Nacht ein Stück dieses Geistes auchin meinem Herzen. Damit ich genug Mutkriege, die Herausforderungen der Zukunft zutreffen und Risiken einzugehen, sowohl im Be-ruf als auch im privaten Leben.“

Ekaterina Nikolova Popova (geb. 1965) ist

Redakteurin in der Innenpolitikabteilung der

bulgarischen Tageszeitung �24 Stunden�. Sie ar-

beitet an einem Projekt über die �Arbeitmigrati-

on von Ost- nach Westeuropa nach 1989�.

Peter Haffner (geb. 1953) ar-

beitet als Redakteur bei NZZ-Fo-

lio, der Monatszeitschrift der

Neuen Zürcher Zeitung. Seinen

Berliner Studienaufenthalt nutzt

er zu Hintergrundrecherchen für

eine Reportage über die deutsch-

polnische Grenze, ein �politisch

wie mentalitätsgeschichtlich in-

teressantes Gebiet�.

Alexa Dvorson (geb. 1954) ist

die einzige Nicht-Europäerin unter

den EJF-Stipendiaten. Sie kommt

aus den USA und ist freie Radio-

Journalistin. Thema ihrer Arbeit:

�Offene Türen oder neuer Eiserner

Vorhang? Immigranten in Deutsch-

land nach dem Fall der Mauer�

Ursula Cerne Potocnik (geb. 1965) stammt aus

Maribor und arbeitet als freie Journalistin. Sie

geht an der FU ihren literarischen Interessen

nach: �Transformation von realen in fiktionale Ge-

gebenheiten im Werk Theodor Fontanes.�

„Ich habe vor, die Silvesternacht mit meinendeutschen Freunden in Berlin zu verbringen, amTisch mit einem Glas Rotwein, oder beimSchlittschuhlaufen. Ich wünsche mir, dass esRussland im neuen Jahr und im neuen Millen-nium gut geht, sodass die Leute wenig mit Poli-tik und mehr mit dem Alltagsleben zu tun ha-ben. Gleichzeitig erwarte ich, dass bei der be-vorstehenden Präsidentschaftswahl eine weiseEntscheidung getroffen wird, die eben dieses nor-male Alltagsleben ermöglicht.“

„Das Ende des Millenniums ist wie alle ande-ren erfundenen Zeitabschnitte nur ein künst-lich eingeführtes Mittel, mit dem das Christen-tum eigene Fehlleistungen der ‘linearen Zeit’nach dem Verschwinden des Rituals korrigiert.Die natürliche Zeit ist zyklisch – in diesem Sin-ne beachte ich nur meine biologisch bedingteZeit, d.h. Tag/Nacht, Kindheit/Adoleszenz usw.Alle abergläubischen Erwartungen sind für michkaum maßgebend, sie nützen jedoch der Kom-merzialisierung der ‘großen Rolle’, die das Endedes Millenniums zu haben scheint. Zur Zeit ha-ben wir noch keine Entscheidung getroffen, wound wie wir die letzte Nacht in unserem Mil-lennium verbringen – entweder mit unserenFreunden und Eltern im Heimatland oder inder Gaststadt Berlin.“

„Was das Millennium betrifft, das ja be-kanntlich erst 2001 beginnt, mache ich mirnoch keine Gedanken. Silvester feiere ich ver-mutlich in Berlin und sicher mit Freunden.“

„Falls ich an Silvester in Berlin bin,möchte ich gern an einem Ort feiern, der fürdie multiethnische Gesellschaft dieser verein-ten Stadt steht. Zum Beispiel am Branden-burger Tor – wie im Oktober 1990 – oder ineinem kleinen Club, in dessen intimerer At-mosphäre sich meine idealistischen Wünschefür das nächste Millennium widerspiegeln:mehr Toleranz zwischen den Rassen, ein ver-stärkter Nord-Süd-Dialog und ein größeres in-dividuelles wie kollektives Engagement fürsozialen Wandel und internationale Gerech-tigkeit und Frieden.“

Ton Olde Monnikhof (geb.

1950), politischer Redakteur

vom Algemen Dagblad in Rot-

terdam, beschäftigt sich derzeit

mit den �Auswirkungen des Um-

zugs der Bundesregierung auf die

westeuropäischen Länder�.

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„Ich werde Silvester nichtin Berlin verbringen. Ich hof-fe, das im nächsten Mai nach-holen zu können, wenn ich 50Jahre alt werde. Dann werdeich mein eigenes Millenniumfeiern. Wie schon die englischeGruppe The Who sagt: ‘I hopeI’ll die before I get old’.“

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Personalia

Dipl. Sozialwirt Torsten Maurer hatzum Wintersemester am ArbeitsbereichEmpirische Kommunikations- und Me-dienforschung die Nachfolge von Dr.Joachim Trebbe als WissenschaftlicherMitarbeiter angetreten. Trebbe ist inzwi-schen Hochschulassistent im selben Be-reich. Zuvor hatte Torsten Maurer schonan verschiedenen Drittmittelprojektendes Instituts mitgearbeitet.

Hardy Dreier M.A. ist mit Ablauf sei-nes Mitarbeitervertrags an das Hambur-ger Hans-Bredow-Institut gewechselt. Erübernimmt dort eine Referentenstellemit dem Schwerpunkt Multimedia.

Dr. Helmut Degen hat nach seiner Pro-motion an der FU seinen Traumjob inMünchen gefunden. Seit Oktober 1999arbeitet er am Fachzentrum „User Inter-face Design“ der Siemens AG. SeinSchwerpunktgebiet ist das Internet.

Prof. Lutz Erbring verbringt im Winterein Forschungssemester an der kalifor-nischen Universität Stanford, unter an-derem um seine Arbeit am DFG-Projekt„Wählerverhalten 1994” abzuschließen.

Hoch her ging die Diskussion beim som-merlichen Jour fixe im Talentschuppen:Die Vorlage lieferte von studentischerSeite Roman Schmidt, der seine Lehr-evaluation für das Publizistik-Grundstu-dium vorstellte. Nicht die Ergebnissestanden im Mittelpunkt, sondern dieFrage, wie man die Qualität von Lehremessen könne. Als „Ausbildungsprakti-kerin“ eingeladen, zweifelte Imme deHaen, Leiterin der Evangelischen Jour-nalistenschule, an der Fairness solcher Er-hebungen: „Niemand fragt, was der Do-zent von seinen Studenten hält“.

Auf weiteren Jour fixes stellte sichunter anderem Michael T. Schröder,ABC Agentur für Kommunikation, demGespräch mit Studenten und Mitarbei-tern des Instituts; der ehemalige Regie-rende Bürgermeister Klaus Schütz be-richtete von seinen Erfahrungen als Om-budsman bei der Berliner Zeitung.

In die Talentschuppen-Förderung wur-de Sebastian Pfotenhauer aufgenommen,den die Berliner Morgenpost seit demWintersemester mit Praktikumsplatzund Hilfskraftgehalt sponsert. WeitereSponsoren sind willkommen.Suche

nachSpon-soren

Praxis

Im Studio„Learning by doing” ist das Prinzip derPraxisseminare „Hörfunk und Fernse-hen” im Bereich Wissenschaftsjournalis-mus, die im Sommersemester gleichdoppelt so viele Studenten anzogen, wiezugelassen werden konnten. Im univer-sitären Schutzraum „dürfen“ die Studen-ten beim Sammeln erster TV-Erfahrun-gen noch Fehler machen, die in derPraxis Konsequenzen hätten, erklärtWinfried Göpfert die Vorteile des „inhouse“-Trainings. Nachteil: Studentenklagen über „mangelnde Qualität derTechnik und zu wenig Tutoren”. Der Be-reich sucht daher personelle wie finan-zielle Unterstützung.

Ausbilder unter sich:

Imme de Haen, Leiterin

der Evangelischen Jour-

nalistenschule, und die

FU-Publizisten Lutz Er-

bring und Winfried Göp-

fert fanden viele gemein-

same Themen.

Immer gut besetzt: Stu-

denten und Studentinnen

drängeln sich am Lank-

witzer Schnittplatz, um

ihre Sendebeiträge fertig-

zustellen.

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www.kommwiss.fu-berlin.de/jobs/talentschuppen

www.kommwiss.fu-berlin.de/ab/wissjour/german/index.html

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Ein Projektseminar der anderen Art ver-anstalteten die Lehrbeauftragte JulianaRaupp und Albert Eckert, der Leiter derÖffentlichkeitsarbeit bei der HeinrichBöll Stiftung. Zur Disposition für eineEvaluation durch die Studenten stand diePR der Stiftung. Untersuchungsgegen-stand war der Begriff der „Geschlechter-demokratie“, mit dem die Stiftung einThema in der öffentlichen Diskussionanstoßen und gleichzeitig für sich beset-zen will. Die Verbindung von „Ge-schlecht“ (im Sinne von „gender“) mit„Demokratie“ solle daran erinnern, dassDemokratie immer ein Prozess sei, dervon allen gemeinsam, gleichberechtigtgestaltet werden müsse, heißt es in derStiftungsdefinition.

Um zu untersuchen, ob „Geschlech-terdemokratie“ in der interessierten Öf-fentlichkeit mit der Böll Stiftung inVerbindung gebracht wird, befragten die13 Seminarmitglieder insgesamt 82 Per-sonen. Obwohl sich die Umfrage aufPersonen konzentrierte, die vermutlichbereits mit dem Begriff in Berührung ge-kommen waren – Mitglieder der ParteiBündnis 90/Die Grünen, Studierendeder Pädagogik, Politologie und Soziolo-gie – , geriet das Ergebnis aus Sicht der

Böll Stiftung „niederschmetternd“. Zwarwar 66 Prozent der Befragten der Begriffbekannt. Assoziiert wurde er aber an er-ster Stelle mit den Grünen oder der PDS.Ähnlich häufig wurde die Gleichstel-lungsbeauftragte genannt, und nur 35Befragte nannten die Böll Stiftung. PR-Chef Eckert war dennoch angetan: DieStudie zeige genau die Probleme auf, diein der Öffentlichkeitsarbeit der Stiftungaufgetreten seien.

Stiftung im Test

Untersuchten mit Stu-

denten die Öffentlich-

keitsarbeit der Heinrich

Böll Stiftung: Juliana

Raupp, FU-Lehrbeauf-

tragte, und Albert Eckert,

Leiter Öffentlichkeitsar-

beit Böll Stiftung

Ortstermin: Die Stu-

denten präsentieren

die Evaluationser-

gebnisse im Berliner

Haus der Heinrich

Böll Stiftung.

VorwärtsverteidigungEtwas erstaunt mögen die Berliner Publizistik-Studenten ge-wesen sein, als sie im Vorlesungsverzeichnis für das Sommer-semester ein Praxisseminar über „Staatliche Öffentlichkeits-arbeit“ am „Beispiel der Bundeswehr“ angeboten sahen, dasihnen ausführlichen Kontakt mit PR-Fachleuten dieser Insti-tution versprach. Immerhin vierzehn Studierende ergriffen dieChance und lernten dabei als erstes, dass die Bundeswehr nichtnur aktiv Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betreibt, sondernan der „Akademie für Information und Kommunikation“ auchlehrt – und dass diese zentrale Ausbildungsstätte seit 1994ihren Sitz im Berlin-nahen Strausberg hat.

„Kennenlernen“ stand dann auch im Vordergrund zahl-reicher Außentermine, die Barbara Baerns und ihre Ko-Semi-narleiter, die Strausberger Jugendoffiziere Mario Sellmer undThomas Kuhlow, im Laufe des Se-minars organisierten. Die Informa-tions- und Pressestelle der Bundes-wehr in Berlin war ebenso Zieleiner Exkursion, wie die Anlage der Akademie in Strausberg.Daneben analysierten die Seminarteilnehmer Bundeswehr-Werbespots und erarbeiteten Konzepte für staatliche PR-Ar-beit im In- und Ausland.

Höhepunkt und Abschluss des Seminars war ein Besuchauf der Bonner Hardthöhe beim Presse- und Informations-stab des Verteidigungsministeriums. Über die Bedeutung undZukunft der Kommunikation der Bundeswehr informiertenhier mehrere Vorträge. Den Studenten hat es nach eigenenAussagen gefallen: Die Öffnung der Bundeswehr gegenüberder Universität kam an.

Praxis

Fotos: U. Dahl

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Dissertationen

Auf dem Weg zur biblio-theksspezifischen Öffentlich-keitsarbeit. Bilanz und Per-spektiven der organisatori-schen Kommunikation vonBibliotheken in Deutsch-land(Marion Schmidt)

Die Ikone des Realen. ZurBestimmung der Photogra-phie im Werk von Talbot,Benjamin und Barthes(Ronald Berg)

Magisterarbeiten(Auswahl)

Wissenschaft: Abenteueroder Langeweile? Die Dar-stellungsformen von Wissen-schaft im Fernsehen undihre Rezeption(Tatjana Wachau)

Talking Back to the User -Kommunikation im Inter-net unter dem Aspekt vonInteraktivität(Leonie Lentz)

Planung und Erfolgskon-trolle von Online-Werbung(Fanette Behrens)

Kontinuität im „Anschluß“?Das Feuilleton der WienerTageszeitung „Neue Presse“im März 1938(Till Ehrlich)

Einführung des Fernsehensin Tanzania(Kai-Uwe Malmus)

Öffentlichkeitsarbeit imregionalen Fremdenverkehr.Vergleich der Strukturenund Inhalte in den neuenund den alten Bundeslän-dern(Anja Wienicke)

Abschluss-arbeiten

FestefeiernimGarten

Doppelten Grund zum Feiern hatte dieJournalisten-Weiterbildung (JWB) imJuli: Erstens hatte der JWB-Abschluss-jahrgang 1999 erfolgreich seine Prüfun-gen absolviert, und zweitens bot dieseinen Anlass, das Domizil in der frischrenovierten Dahlemer Villa mit vielenGästen einzuweihen. Höhepunkt derAbschlussfeier war die Verleihung desFritz-Eberhard-Preises, der diesmal anzwei Absolventen ging.

Positive Synergieeffekte einer Sen-derfusion hat Uwe Charissé in seinerprämierten Arbeit diagnostiziert. Er un-tersuchte die Regionalberichterstattungvon Südwestfunk und SüddeutschemRundfunk und verglich sie mit den Süd-westrundfunk-Nachrichten nach demZusammenschluss beider Sender. Fazit:Die Landesnachrichten hatten sich aufhohem Niveau einander angeglichen.„Das habe ich aber so nicht gesagt!“ lau-

Viel Platz für viele gut gelaunte Gäste bot die

JWB-Abschlussfeier 1999 im Garten des

Journalisten-Kollegs (links). Sie forschten

besonders erfolgreich: Uwe Charissé und

Klaus Eckardt bei der Verleihung des Fritz-

Eberhard-Preises

tet der Titel der zweiten preisgekröntenStudie. Klaus Eckardt fragte 100 Infor-manten von Zeitungen nach ihrer Zu-friedenheit mit der Verarbeitung „ihrer“Themen: Die meisten zeigten sich mitden veröffentlichten Artikeln einverstan-den. Lediglich sachliche Fehler führtenzu Kritik. Volker Gehrau hielt als Gut-achter die Laudatio. Dann begann dasGartenfest und für die JWBler der Ab-schied von der Berliner Studienzeit.

GlücklicheAbsolventenRisikothemen sind „in“. Gerade derTreibhaus-Effekt hat eine nahezu gran-diose Medienkarriere absolviert. Dasdürfte eigentlich gar nicht sein, denndas Thema ist „enorm komplex“ und„in seinen Auswirkungen schwer ver-ständlich“. Warum der Treibhaus-Effektdennoch so ausführlich in die Mediengelangte, hat Erik Raidt in seiner Ma-gisterarbeit analysiert, die die „Freundeder Publizistik e.V.“ mit ihrem Förder-preis 1999 ausgezeichnet haben. In sei-ner Laudatio auf der Abschlussfeier legteWinfried Göpfert dem Preisträger dennauch nahe, sich weiter mit Thema und

Ausgezeichnet

Ansatz seiner Magisterarbeit zu befassen.Da seien noch interessante Erkenntnis-se zu erwarten.

Zusammen mit den erfolgreichenMagisterkandidaten des Jahrgangs erhiel-ten diesmal auch die beiden Absolven-ten des Studiengangs „European Master’sDegree in Public Relations“, MonikaBloch und Stephan Große Rüschkamp,ihr Diplom.

Blumen für den Preisträ-

ger: Magister-Absolvent

Erik Raidt (oben). Freude

über den Master in PR:

Stephan Große Rüsch-

kamp und Monika Bloch

mit FU-Mitarbeiterin Do-

rothea Lüdke (von links)

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Zu Gast

Forschung

�Über die Gestaltbarkeit des Ungewissen�

wollten die Journalisten-Weiterbildner Gu-

drun Schneider-Nehls und Hartmut Weßler

mit den Teilnehmern ihres Seminars nach-

denken. Beim Basteln in der �Zukunftswerk-

statt Redaktion 2000� stand ihnen auch

Zeit-Redakteur Andreas Lebert zur Seite: Er

berichtete von Konzeption und Entstehung

des neuen Ressorts �Leben�, dessen nach

Berlin ausgelagerte Redaktion er leitet.

Politbüroprozess und Verfahren gegen To-

desschützen an der Mauer: Wie problema-

tisch es ist, DDR-Unrecht im Nachhinein

strafrechtlich zu verfolgen, erläuterten Dirk

Lammer (Foto), Strafverteidiger von Günter

Schabowski, und Bernhard Jahntz, Ober-

staatsanwalt beim Landgericht Berlin,

mit den Teilnehmern des JWB-Orientie-

rungsseminars zur �Wissenschaftlichen

Sicht des Vereinigungsprozesses�.

In derJWB

Als Dienstleister im eigenen Haus betä-tigte sich im Sommer 1999 der Arbeits-bereich Empirische Kommunikations-und Medienforschung. Die FU-Pressestel-le wollte mehr über die Rezeption ihrerZeitschrift FU-Nachrichten erfahren.Lutz Erbring und seine Mitarbeiter Vol-ker Gehrau und Andreas Dams entwar-fen das Umfragedesign: Rund 6.000 fest-angestellte FU-Mitarbeiter bekamen denFragebogen zugestellt; die FU-Nachrich-ten-Leser wurden durch eine Einlage imHeft zum Mitmachen aufgefordert.

Der Rücklauf geriet aus Wissen-schaftlersicht „durchaus zufriedenstel-lend“. 2.001 Personen antworteten,darunter 261 Professorinnen und Pro-fessoren, 514 Wissenschaftliche Mitar-beiter, 628 Sonstige Mitarbeiter sowie417 Studierende und 151 Externe. Rundein Drittel der Antwortenden waren„Stammleser“ (alle Ausgaben gelesen),

DieLeserbefragt

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weitere 50 Prozent wurden als „Gele-genheitsleser“ eingestuft. Allesamt wa-ren sie sehr an Neuigkeiten über deneigenen Arbeits- bzw. Studienbereichinteressiert. Das Interesse an der FUinsgesamt und anderen Hochschulenwar jedoch bei den FUN-Lesern stär-ker ausgeprägt. Allerdings gibt es An-zeichen dafür, dass Nicht-Leser ihreHochschulinformationen verstärkt ausdem Internet beziehen.

Die Befragten wünschten sich dieFUN „informativ“ und „aktuell“; mehrKontroversen und Kritikfähigkeit wur-den angeregt. Kritisiert wurde der man-gelhafte Vertrieb innerhalb der Uni.

Der neue Auftritt, mit dem die FU-Nachrichten im Oktober den Leserngegenübertraten, hatte mit den Umfra-geergebnissen allerdings nichts zu tun:Als Zeitung ist sie jetzt halb so teuerwie zuvor als Zeitschrift.

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Manche junge Menschen drängt esschneller in den sogenannten Ernst desLebens als andere. Das gilt auch für Stu-dierende der Publizistik. Gar nicht sowenige versuchen schon während desStudiums die eigene Geschäftstüchtig-keit auszutesten. Und einige werden –die relative Sicherheit des Studentensta-tus im Rücken und die anregende Infor-mationsvielfalt der Universität vor Au-gen – sogar fündig bei der Suche nachder vielversprechenden Marktnische.

Arnold Strömer zum Beispiel hat-te die Idee für sein „radioagent.de”, alser im Bereich Wissenschaftsjournalis-mus arbeitete und Studenten in dieTücken der hauseigenen Rundfunkpro-duktionstechnik einwies – und dabei dieBeobachtung machte, dass sich auch derschönste Radiobeitrag mit der Ausstrah-lung quasi „in Luft auflöst“. Was lagda näher, als eine Agentur zur Zweit-

vermittlung von Radiobeiträgen zugründen? Zeitgemäß via Internet soll„radioagent.de“ den Rundfunksendernden Zugriff auf interessante Beiträgeleicht, schnell und kostengünstig er-möglichen.

Seit einigen Monaten sind Strömerund seine Geschäftspartnerin Lara Buhlmit ihrem Angebot auf dem Markt undnach eigenen Worten „ganz überraschtvom Zuspruch“. Noch verdienen sie„nicht wirklich“ Geld damit, aber an-dererseits sind die Unterhalts- und An-laufkosten für ihr Projekt auch nichtsehr hoch.Aufwendiger ist da schon die geschäft-liche „Nebenbeschäftigung“ von AnjaKoepping: Die gelernte Schriftsetzerinbetreibt schon seit eineinhalb Jahren zu-sammen mit ihrem Freund das „Gra-fikcenter Stralau” in Friedrichshain. Ne-ben der digitalen Erstellung von Logosund Grafiken im Internet gehört auchdas Setzen von Zeitungsanzeigen, Fly-ern oder Plakaten in ihren Kompetenz-bereich. Lieber noch betreuen sie einekomplette Kampagne – wie für die

Initiative

Voller Optimismus ins Inter-

net-Geschäft: Arnold Fried-

rich Strömer (32), hat sein

Publizistikstudium inzwi-

schen abgeschlossen.

Blick in die Zukunft:

Unternehmerin Anja

Koepping (25) studiert

im 6. Semester Publi-

zistik

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UFA-Theater AG. Das Grafikcenter hatsich schon einen festen Kundenstammaufgebaut, Reichtümer sind damit abernoch längst nicht in Sicht.

Die Charlottenburger Agentur„brainworkers & more“ hat sich nichtnur ein schickes Firmen-Design, sondernauch gleich noch eine „Philosophie“ zu-gelegt: „Im Mittelpunkt steht derMensch“. Mitbegründerin und Publi-zistikstudentin Nicole Geserick ist ge-lernte Hotelfachfrau und PR-Beraterin.Partner Arndt R. Renneberg ist Kame-ramann und Fotograf. Nicht ganz vonungefähr haben sich die beiden “Allroun-der mit professionellem Hintergrund”

daher mit ihrer Agentur auf Kunden ausTourismus und Hotellerie konzentriert.Mit Erfolg, wie beide übereinstimmendmeinen. Auch künftig setzen sie auf ei-nen kleinen Kundenkreis und eine in-tensive persönliche Betreuung.

SpassamErnstdesLebens

www.radioagent.dewww.grafikcenter-stralau.dewww.brainworkers.de

Mit professionellem Hin-

tergrund: Nicole Geserick

(29) studiert im 8. Se-

mester Publizistik; auch

Partner Arndt R. Renne-

berg (30) war Publizis-

tik-Student.

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Kostprobe

Zehn Jahre Mauerfall, das müsste deutsche

Hörer in Ost und West berühren, dachte

sich Peter Marx, Redakteur beim Deutsch-

landRadio. Vielleicht fiele den Berliner Pu-

Impressum in medias res ist der Newsletter des Institutsfür Publizistik- und Kommunikationswissenschaftan der FU Berlin. Er erscheint zweimal jährlichund wird im Rahmen einer einführenden Übung„Methoden der Öffentlichkeitsarbeit“ gemeinsammit Studierenden erstellt.Verantwortlich: Dr. Barbara HeldRedaktion: Nicole Anton, Antje Bieschke, HeikeBrosig, Cathleen Eberhardt, Tobias Ehrig, Pamela

Fischer, Joachim Grau, Nadine Groß, ChristinaHerbst, Cordula Hermsen, Stephanie Kossinna,Yvonne Küchler, Anne-Kathrin Menger, KatrinMier, Sebastian Pfotenhauer, Hardy Puls,Roman Schmidt, Sabine Schubert, JoachimSenger, Mareike Vorsatz, Kristin Wächtler,Juliane Walther, Gesa Wetzel, Jens ZimmerSatz + Layout: Joachim Senger Druck: ZUDAuflage: 2000

Anmoderation: „Nichtswird mehr so, wie eseinmal war. Dazu gehört,daß auch wir im Westennicht an mehr oder weni-ger schönen Parolen vongestern gemessen werden,sondern an dem, was wirheute und morgen zu tun,zu leisten bereit und inder Lage sind, geistigund materiell.”

Diese Worte kamen am 9.November 1989 von WillyBrandt. Gebaut haben andem einen deutschenStaat seither viele.Neben den Goldgräbern,die im „wilden Osten”kurzfristigen Profitgesucht hatten, gab esnoch die anderen: dieideellen Abenteurer. Wassie denken, zehn Jahrenach dem Fall der Mauer,wieder zurück im Westen?

Katja Flieger hat sichmit einem unterhalten.

Atmo(Bahnsteig-Ansage):

„Willkommen in Saalfeld– ihre nächste Reise-möglichkeit, nachPösneck bis Waldau 15Uhr 35 von Gleis sechs;Regionalbahn nach...”

AUSBLENDE nach 10 sec

Sprecher: Diese Ansagekennt Ralph Nienkirchengut. Er hat sie überfünf Jahre lang fastjedes Wochenende gehört.Auf dem Weg von Dresdennach München am Freitagund dann wieder auf demWeg zurück von West nachOst am Sonntag. Auf demWeg zur Arbeit.

O-TON Nienkirchen:

“Nach’m Fall der Mauerhab’m sie Experten ge-sucht zum Aufbau der

jeweiligen Verwaltungen, und da ichneben meiner juristischen Ausbil-dung auch EDV gemacht hab, und imOrganisationsbereich tätig war,hab’m sie mich, da ich diese beidenBereiche abdecken konnte, in denOsten geholt, zum Aufbau der Fi-nanzverwaltung.”

Sprecher: Der Münchner Ex-Finanz-richter Ralph Nienkirchen hat vonDresden aus das sächsische Steuer-recht mitverfasst und eingeführt.

Damit war er gleich nach der Wendeeiner von vielen Wessi-Beamten imRahmen der sogenannten „AufbauhilfeOst”. Im Spitzenjahr 1993 einer vonknapp über 3000 Beamten. Davon sindheute noch etwa 300 übrig geblie-ben.

Aber zu ihnen gehört RalphNienkirchen nicht mehr.

Nach dem Idealismus und der Auf-bruchstimmung am Anfang holte näm-lich auch ihn der wohlbekannteBehördentrott wieder ein.

O-TON Nienkirchen:

„Das Beste, was natürlich voll imNachhinein auch in der Erinnerungbleibt ist, daß man total frei war.Es war’n zusammengebrochenes Sys-tem, es war wirklich ‘ne freieLandschaft und man konnte frei vonirgendwelchen Konventionen oderüberkommenden Rahmenbedingungen dieArbeit machen, ‘ne Aufbauarbeit,die es sonst nirgendwo mehr gibt.

Jetzt isses Ost wie West, weil diegleichen Rahmenbedingungen instal-liert sind, auch die gleichen ...(SCHNITT) ... Beschränkungen indeiner Tätigkeit, die Rücksichtnah-me auf verschiedene Interessengrup-pen und des ist jetzt genauso in-stalliert im Osten wie im Westen,des ist kein Unterschied mehr.”

Sprecher: Wo die politischen Ent-scheidungen zunehmen, nehmenSachentschei-dungen ab.

Für ihn ein Hauptgrund, zurückzu-kehren.

Neben dem eigenen politischen En-gagement, das nach kurzer Zeitauch in Sachsen für die weitereKarriere nötig geworden wäre.

Also zurück, zurück von einer gut-dotierten Stelle im Dresdner Mini-sterium an einem Finanzamt...

Musik „Klarinettenländler” unterText ziehen

... in der Peripherie Münchens,nach Fürstenfeldbruck. Sein enge-res Umfeld fragt nach den Erfah-rungen in Dresden, aber sonst istdie Wiedervereinigung kein Thema.Je südlicher, desto weniger.

Musik “Klarinettenhändler” kurzstehen lassen, dann unter O-Tonausblenden

O-TON Nienkirchen:

„(Schnitt)... Sag ‘mer, daß dieMauer weggefallen is‘, weiß jeder;daß mer’s wirklich selber spürt,und was damit zu tun hat, is‘ si-cher im Zonenrandgebiet anders,als sag’n mer jetzt im Allgäu oderin Südbayern, in Bad Reichenhalloder sonst wo – denen isses egal,es sei denn plötzlich tauchen mehrsächsiche Touristen auf, die ihrenSkiurlaub dort verleben wollen, unddie waren vorher nicht da. Anson-sten glaub‘ ich nicht, daß es imalltäglichen Leben eines normalenBürgers Auswirkungen g’habt hat.”

Sprecher: Für sich persönlich wer-tet Ralph Nienkirchen die Zeit inDresden als gute, einmalige Erfah-rung. In der Beamtenhierachie läßtsich der Wert der Aufbauarbeitschwer schätzen, und so taugt ernicht als Richtlinie für Beförde-rungen. Seiner Karriere hat der„Aufenthalt Ost” zwar nicht ge-schadet, aber auch nicht genutzt.Ralph Nienkirchen sieht das gelas-sen, und glaubt sich damit nichtallein.

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O-TON Nienkirchen:

„Wir sin‘ einfach jetztwieder zurückgegangennach Bayern, wenigerGeld, auch weniger vonder hervorgehobenenPosition, aber es warvon vornherein klar.Und es macht nichtsaus.

Die, die sich mehr er-hofft haben und zurückwollen, die sind zumTeil immer noch imOsten und warten aufadäquate Stellen.”

Sprecher: Eine, dienoch auf so eineadäquate Stelle hofft,ist seine Frau. Sie mußmangels West-Stellevermutlich noch einigeZeit in Dresden blei-ben.

Atmo(Bahnsteig-Ansage):

„Meine Damen und Her-ren, Gleis fünf,Schnellzug nach Münchenbitte steigen sie ein.”

Ausblende unter demText

Sprecher: Die freundli-che Stimme der Ansage-rin im Bahnhof Saal-feld, ziemlich genauzwischen Dresden undMünchen, hört RalphNienkirchen also nachwie vor.

Allerdings jetzt nuralle vierzehn Tage.

ENDE

Die Rückkehr des WessisEin DeutschlandRadio-Beitrag von Katja Flieger

blizistik-Studenten und Stu-

dentinnen dazu Originelles

ein? In seinem Praxislabor

hat er es ausprobiert und mit

den Teilnehmern einen 25-

minütigen LänderReport pro-

duziert, der im August 1999

gesendet wurde. Wir drucken

das Manuskript zu einem

Beitrag.

Anschrift und Copyright:Institut für Publizistik- undKommunikationswissenschaftMalteserstr. 74-10012249 BerlinTel. 030 / 7792-405Das Institut im Internet:www.kommwiss.fu-berlin.de

Foto: U. Dahl

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Galleryin medias res stellt erfolgreiche Absolventen

und Absolventinnen des Instituts vor

Seit Februar 1999 arbeitet Miriam Holl-stein als Redakteurin für die Zeitschrift„Internationale Politik“, einer Publika-tion der Deutschen Gesellschaft fürAuswärtige Politik. Das dort neben derEuropäischen Union und dem NahenOsten vor allem Frankreich zu denSchwerpunkten der 29-Jährigen zählen,überrascht nicht, studierte die gebürtigeKarlsruherin doch nicht nur Publizistik,sondern auch Romanistik an der FreienUniversität Berlin.

Mit Kai-Marcus Thäsler verfügt n-tvseit Mai 1999 über einen neuen Nach-richtenchef. Seinen ersten Arbeitstagbeim Nachrichtensender erlebte dergebürtige Berliner aber bereits vor sie-ben Jahren. Als Redakteur war er dortschon während seines Studiums tätig.Den Magisterabschluss an der FreienUniversität Berlin machte der heute 31-Jährige im Bereich der Publizistik mitden Schwerpunkten Journalismus undMedienmanagement sowie auf dem Ge-biet der Theater- und Filmwissenschaft.

Vielfalt hat Katja Schroeder schon im-mer groß geschrieben. So studierte sienicht nur Publizistik und Kommunika-tionswissenschaft an der Freien Univer-sität Berlin. Durch Aufenthalte an derHIBO Gent und an der CELSA/Sor-bonne in Paris erhielt sie zudem einDiplom in European Public Relations.Seit 1998 arbeitet die 29-Jährige nunals PR-Beraterin bei Trimedia Inc., NewYork. Dort ist sie unter anderem für dasManagement des internationalen Netz-werks der Agentur zuständig.

Seit März 1999 ist Alexander ArtopéMitbegründer und Geschäftsführer desInternet Start-Ups „datango.de”, einerSite für moderierte Führungen durch dasWeb. Er arbeitete zuvor als ManagingEditor des European CommunicationCouncil in Berlin und im Silicon Valley.Bereits während seines Studiums derWirtschaftswissenschaften und der Pu-blizistik an der Uni München und derFU Berlin war er im Marketingbereichu.a. beim Burda-Verlag, der MediaGrup-pe München und bei PRO 7 tätig.

Hoppla „Für ein rundum schmackhaftes Zeitungsmenü gibt es kein Patentrezept.“

Aus einer Abschlussarbeit in der Journalisten-Weiterbildung

Publikationen

DPRG (Fachkommission Junioren):

Einstieg in die Public Relations. Bonn

1999. Erhältlich gegen Einsendung eines

mit DM 3,- frankierten DIN A5 Rückum-

schlags bei: DPRG e.V., St. Augustiner

Straße 21, 53225 Bonn.

Hermann Haarmann: �Pleite glotzt Euch

an. Restlos� � Satire in der Publizistik der

Weimarer Republik. Opladen/Wiesbaden:

Westdeutscher Verlag, 1999.

Viola Falkenberg: Interviews meistern.

Ein Ratgeber für Führungskräfte, Öffentlich-

keitsarbeiter und Medien-Laien.

Frankfurt/Main: F.A.Z.-Institut, 1999.

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