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Präpositionen und Komplementierer in Chemini Berber (Taqbaylit) * Sabrina Bendjaballah & Martin Haiden Abstract Die Interaktion zwischen Präpositionalsyntax und der Semantik lokaler Relationen ist sowohl typologisch als auch theoretisch gut studiert. Der Einfluß phonologischer Eigenschaften auf die Syntax präpositionaler Elemente ist hingegen viel weniger untersucht worden. Der vorlie- gende Artikel konzentriert sich auf diesen Aspekt der Grammatik der Kategorie P. Die Daten dazu stammen aus Chemini Berber, einem Dialekt des Berber aus der Taqbaylit-Familie (Afro- asiatisch, Nördliches Algerien). Wir beschreiben eine Reihe von neuen Phänomenen betreffend die Relation zwischen phonologischem Gewicht und syntaktischem Verhalten. Wir versuchen eine umfassende Erklärung, die auf der Analyse in Guerssel (1987), und der Unterscheidung zwischen Wurzeln und Stämmen basiert. Es soll gezeigt werden, dass eine detaillierte mor- pho-phonologische Analyse signifikante Vereinfachungen in der syntaktischen Struktur der Präpositionen erlaubt. 1. Einleitung Die vorliegende Fallstudie untersucht die Grammatik der Kategorie Präposition in einem Dialekt des Berber aus der Taqbaylit-Familie (Nördliches Algerien). Die Daten stammen von einer bilingualen Informantin (Berber/Französisch) aus Chemini (“Petite Kabylie”), die Berber als L1, Französisch in der Grundschule erworben hat. Der Artikel ist folgendermaßen organisiert. Der erste Teil (Sektionen 2-4) stellt die Datenlage auf eine möglichst theorieneutrale Weise dar. In Sektion 2 geben wir einen Überblick über die Datenlage im Vergleich zum nächstver- wandten beschriebenen Dialekt. Wir skizzieren das Verhalten nominaler Kasus in Chemini Berber und beobachten dabei eine Korrelation zwischen phonolo- gischem Gewicht und Kasusrektion: leichte Präpositionen regieren ausschließlich den Status Constructus. In Sektion 3 befassen wir uns mit der Verwendbarkeit der Präpositionen als Komplementierer in Chemini Berber. Wir beobachten, dass genau diejenigen Präpositionen als Komplementierer verwendbar sind, die den freien Status regieren. Wir argumentieren, dass diese Präpositionen tatsächlich Folia Linguistica XXXIX/3-4 0165-4004/05/39-319 $ 2.– (C) Mouton de Gruyter, Berlin Societas Linguistica Europaea Brought to you by | University of Virginia Authenticated | 172.16.1.226 Download Date | 8/10/12 12:22 PM

Präpositionen und Komplementierer in Chemini Berber (Taqbaylit)

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Präpositionen und Komplementierer in Chemini Berber (Taqbaylit) *

Sabrina Bendjaballah & Martin Haiden

Abstract

Die Interaktion zwischen Präpositionalsyntax und der Semantik lokaler Relationen ist sowohl typologisch als auch theoretisch gut studiert. Der Einfl uß phonologischer Eigenschaften auf die Syntax präpositionaler Elemente ist hingegen viel weniger untersucht worden. Der vorlie-gende Artikel konzentriert sich auf diesen Aspekt der Grammatik der Kategorie P. Die Daten dazu stammen aus Chemini Berber, einem Dialekt des Berber aus der Taqbaylit-Familie (Afro-asiatisch, Nördliches Algerien). Wir beschreiben eine Reihe von neuen Phänomenen betreffend die Relation zwischen phonologischem Gewicht und syntaktischem Verhalten. Wir versuchen eine umfassende Erklärung, die auf der Analyse in Guerssel (1987), und der Unterscheidung zwischen Wurzeln und Stämmen basiert. Es soll gezeigt werden, dass eine detaillierte mor-pho-phonologische Analyse signifi kante Vereinfachungen in der syntaktischen Struktur der Präpositionen erlaubt.

1. Einleitung

Die vorliegende Fallstudie untersucht die Grammatik der Kategorie Präposition in einem Dialekt des Berber aus der Taqbaylit-Familie (Nördliches Algerien). Die Daten stammen von einer bilingualen Informantin (Berber/Französisch) aus Chemini (“Petite Kabylie”), die Berber als L1, Französisch in der Grundschule erworben hat.

Der Artikel ist folgendermaßen organisiert. Der erste Teil (Sektionen 2-4) stellt die Datenlage auf eine möglichst theorieneutrale Weise dar. In Sektion 2 geben wir einen Überblick über die Datenlage im Vergleich zum nächstver-wandten beschriebenen Dialekt. Wir skizzieren das Verhalten nominaler Kasus in Chemini Berber und beobachten dabei eine Korrelation zwischen phonolo-gischem Gewicht und Kasusrektion: leichte Präpositionen regieren ausschließlich den Status Constructus. In Sektion 3 befassen wir uns mit der Verwendbarkeit der Präpositionen als Komplementierer in Chemini Berber. Wir beobachten, dass genau diejenigen Präpositionen als Komplementierer verwendbar sind, die den freien Status regieren. Wir argumentieren, dass diese Präpositionen tatsächlich

Folia Linguistica XXXIX/3-4 0165-4004/05/39-319 $ 2.–(C) Mouton de Gruyter, Berlin — Societas Linguistica Europaea

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Komplementierer sind, und nicht topikalisierte PPs. Sektion 4 befasst sich mit A’-verschobenen Präpositionalphrasen in Interrogation, Topikalisierung und im Relativsatz. Wir beobachten, dass phonologisch leichte Präpositionen links-adjazent zum Komplementierer auftreten und mit ihm ein phonologisches Wort bilden, während schwere Präpositionen das nicht tun.

Der zweite, theoretische Teil (Sektion 5) gibt eine Analyse dieser Phänomene, die auf der Analyse in Guerssel (1987), und der Unterscheidung zwischen Wur-zeln und Stämmen basiert.

2. Grundlagen

2.1 Taxonomie der Präpositionen

2.1.1 DatenlageFür Taqbaylit wird in der Grammatik von Mammeri (1976, 1986) zwischen drei Gruppen von Präpositionen unterschieden. Eine erste Gruppe regiert ein Nomen im Status Constructus, eine zweite Gruppe regiert ein Nomen im Genetiv, und eine dritte Gruppe regiert ein Nomen im Freien Status.1 Wir geben die Verteilung der Präpositionen nach Mammeri (1986, Kap. XVII) in (1), und die der Präposi-tionen in Chemini Berber in (2). Wir beginnen mit einer Gegenüberstellung von (1) und (2), und verschieben eine Erläuterung der Termini Status Constructus (CS), Freier Status (FS) und Genetiv auf Sektion 2.2.

(1) Taqbaylit, “Grande Kabylie”(Mammeri 1986)

(2) Chemini Berber(Taqbaylit, “Petite Kabylie”)

A. regieren einen CS (S.107-109) A. regieren einen CSA1. regieren ausschließlich einen CS

(i) phonologisch leichtn von n von

f auf f auf

s mit (instrumental) s mit (instr.)đ mit (comitativ) đ mit (com.)

i Dativ i Dativđ in g in

s aus (ii) phonologisch schwer

r nach/zu ar nach/zu

am wie am wie

r zwischen r zwischen

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A2. regieren einen CS oder einen Genetiv(s )ddaw unter (s)ddaw unter

(s )nni auf nni auf

zđa vor zđa vor (lokal)

(z)đ ffi r hinter đ ffi r hinter

arif nebenB. regieren einen Genetiv (S.110)

suf lla über suf lla über

ttama in der Nähe von ar ama in der Nähe von

b rra außerhalb von ß rra außerhalb von

(z)đax l innerhalb von zđax l innerhalb von

(a)q l weniger als q l weniger als

(a)xir besser als xir besser als

C. regieren einen FS (S. 109-110) B. regieren einen FS

qb l vor uqß l vor (zeitlich)

( m ) b l a=(m )b ir

ohne mbla(= mb ir)

ohne

ala = siwa, ˛a a

außer siwa (= ˛a a) außer

b ađ nach (zeitlich)

s nach/zuar bis zu

Chemini Berber unterscheidet sich von dem in Mammeri (1976, 1986) be-schriebenen Dialekt in einem wesentlichen Aspekt, nämlich der Kasus- bzw. Statusrektion der Präpositionen. In Mammeris Dialekt gibt es eine Gruppe von Präpositionen, die ausschließlich einen Genetiv regieren: Klasse B in (1). In Chemini Berber bilden Genetiv regierende Präpositionen keine unabhängige Klasse. Wir fi nden zwei Hauptklassen: A und B. Klasse A regiert den CS, Klasse B regiert den FS. Klasse A fällt in zwei Untergruppen: A1 regiert ausschließlich den CS, A2 erlaubt sowohl den CS als auch den Genetiv. Die Präpositionen, die bei Mammeri einen Genetiv regieren, regieren in Chemini Berber wahlweise einen CS oder einen Genetiv. Bestimmte Präpositionen, die bei Mammeri aus-schließlich einen CS regieren, regieren in Chemini Berber wahlweise einen CS oder einen Genetiv.

Die Alternation zwischen Genetiv und CS ist frei.2 Insbesondere konnten wir keinen Unterschied zwischen lokalen und direktionalen Interpretationen feststel-

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len. Diese Tatsache ist in (3-4) mit der Präposition arif “neben” illustriert. (3) gibt einen direktionalen Kontext, (4) einen lokalen. In beiden Fällen ist sowohl Genetiv als auch CS möglich.3

(3) a. ru˛ arif w xxam

gehen.IMP.2S neben Haus.CS

=b. ru˛ arif n- -w xxam

gehen.IMP.2S neben GEN Haus.CS

“Geh neben das Haus!”

(4) a. j - -lla arif w xxam

3MS sein.PF neben Haus.CS

=b. j - -lla arif n- -w xxam

3MS sein.PF neben GEN Haus.CS

“Er war neben dem Haus.”

Schlussendlich wollen wir eine Bemerkung zur Abwesenheit bestimmter Präpo-sitionen in Chemini Berber machen. Entsprechend b ad “nach” + FS fi nden wir in Chemini Berber umb đ “später”. Umb đ nimmt aber in Chemini Berber kein N-Komplement:

(5) a. *i- -ppwđ- - d umb đ am i

3ms ankommen.PF DIR nach Katze.FS

b. umb đ a- -d j- -aw đnach PRT DIR 3MS ankommen.AOR

“Er wird dann/später ankommen.”

Wir konzentrieren uns hier auf transitive Präpositionen, die nominale Komple-mente nehmen und lassen daher umb đ außer acht.

2.1.2 Phonologisches Gewicht und KasusrektionAus der Klassifi zierung der Präpositionen in Chemini Berber in (2) geht eine in-teressante Generalisierung hervor: Kasusrektion korreliert mit phonologischem Gewicht. Und zwar:

(6) Alle phonologisch leichten Präpositionen regieren ausschließlich den CS. Genetiv und FS werden ausschließlich von phonologisch schweren Präposi-

tionen regiert.

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Wir nehmen hier das CV-Modell an (Lowenstamm 1996), und bezeichnen eine Präposition als schwer, wenn ihre Repräsentation das Format CV überschreitet. Zum Beispiel nennen wir f “auf ” leicht, aber uqß l “vor” schwer.

(7) Kasusrektion: ausschließlich CS FS, bzw. CS oder Genetiv

Klassifi zierung: leicht, i.e. CV schwer, i.e. > CV4

Präpositionen: n, f, s, đ, i, g uqß l, mbla, arif, đ ffi r, zđa , nni , (s)ddaw, ß rra etc

Repräsentation:5

Verschiedene Assimilationsprozesse fi nden zwischen einer leichten Präposition und ihrem N-Komplement statt. Diese Tatsache weist darauf hin, dass leichte Präpositionen mit ihrem N-Komplement eine einzige phonologische Domäne bilden. Als Beispiel nehmen wir die Realisierungen der Präpositionen n “on” und g “in”.

Wenn das initiale Segment des folgenden N-Komplements w, j oder † ist, fi nden Assimilationen zwischen der Präposition n “von” und dem Nomen statt. Diese Assimilationen folgen den in (8b) gegebenen Regeln. Diese Regeln sind in (8c), (8d) und (8e) illustriert.6

(8) a. axxam n- -lΩar → [axxam n lΩar]Haus.FS von Nachbar.CS

“Das Haus des Nachbarn”

b. (obligatorisch)(obligatorisch)(optional)

c. axxam n- -w rgaz → [axxam ppw rgaz]

Haus.FS von Mann.CS

“Das Haus des Mannes”

d. axxam n- -j rgaz n → [axxam kk rgaz n]

Haus.FS von Mann.PL.CS

“Das Haus der Männer”

/ n + w / → [ppw]/ n + j / → [kk]/ n + † / → [tt]

C V

f

C V C V C V C

u q ß l

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e. axxam n- - m ttu → [axxam ttm ttu ]

Haus.FS von Frau.CS

“Das Haus der Frau”

[ppw], [kk] und [tt] sind die geminierten Versionen von w, j und . In (9a) geben wir die zugrundeliegende Form des relevanten Teils von (8c).7 (9b) gibt die ent-sprechende Oberfl ächenrepräsentation: das stamm-initiale U Element streut auf die C-Position der Präposition. Das Ergebnis ist ein geminiertes w, i.e. [ppw]. (9c-d) gibt die Derivation für (8d), und (9e-f) für (8e).

(9) a. n + w rgaz

b. → [ppw rgaz]

c. n + j rgaz n

d. → [kk rgaz n]

e. n + m ttu

f. → [ttm ttu ]

Diese Assimilationen sind allgemein in der Sprache ein guter Hinweis dafür, dass wir es mit einem einzigen phonologischen Wort zu tun haben. Zum Bei-spiel fi ndet man /n + / → [tt] typischerweise zwischen einem Stamm und dem femininen Markierer / _ /:

C V C V C V C V C

n U r g a z

C V C V C V C V C

n U r g a z

C V C V C V C V C V C V

n I r g a z n

C V C V C V C V C V C V

n I r g a z n

C V C V C V C V C V C V

n † m t u †

C V C V C V C V C V C V

n † m t u †

.

.

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(10) a. [u n] “der Schakal”

b / + u n + / → [ u tt] “die Schakalin”

Nun zur Präposition g “in”. Man kann wiederum beobachten, dass Assimi-lationen zwischen der Präposition g “in” und ihrem nominalen Komplement stattfi nden:

(11) a. /g + j / → [gg]

b. lla- -n g- -j xxam n → [llan gg xxam n]

sein.PF 3MP in Haus.PL.CS

“Sie sind in den Häusern.”

c. [gg xxam n] “in den Häusern”

Wir fi nden keinen vergleichbaren Prozess zwischen einer schweren Präposition und ihrem N-Komplement. Besonders auffallend ist die Verteilung des [ ] in der schweren Präposition uqß l “vor”.

Die Verteilung des [ ] in Taqbaylit ist vom rechten vokalischen Kontext bestimmt: eine lexikalisch nicht identifi zierte V-Position wird als [ ] realisiert, wenn die darauf folgende V-Position keine phonetische Interpretation besitzt. Im Rahmen der Government Phonology (Kaye et al. 1985, 1990) erklärt man solche Phänomene mit dem Begriff Rektion. [ ] tritt genau dann auf, wenn eine (lexikalisch leere) V-Position nicht echt regiert ist.

Diese Generalisierung ist in (12) illustriert. Die Pfeile stehen für Rektions-verhältnisse. V3 in (12a) hat keine phonetische Interpretation8 und kann V2 nicht regieren. V2 muss daher phonetisch als [ ] interpretiert werden. Folglich regiert V2 V1, und V1 bleibt phonetisch leer. Tritt an den Stamm eine Flexion wie in (12b), so ändern sich die Rektionsverhältnisse, und entsprechend auch die Vokalisierung: auf V3 folgt nun eine nicht interpretierte V-Position. V3 ist also nicht regiert und muss als [ ] interpretiert werden. Folglich regiert V3 V2, und V2 bleibt stumm. V1 ist nicht regiert, und muss als [ ] realisiert werden. In (12b) tritt [ ] zwischen [x] und [đ] auf, die Position zwischen đ und m bleibt stumm.

(12) a. xđ m

arbeiten.IMP2S

“Arbeite!”

b. x đm- -

arbeiten.PF 1S

“Ich habe gearbeitet.”

C V C V C V C V C V C V

g I x a m n

C V1 C V

2 C V

3

x m

C V1 C V

2 C V

3 C V

x m

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Sehen wir uns nun die Relation zwischen einer schweren Präposition und ihrem nominalen Komplement am Beispiel uqß l “vor” an. Würde uqß l mit dem nachfolgenden Nomen ein einziges phonologisches Wort bilden, dann erwarten wir die in (13a) dargestellten Rektionseffekte: Die Position V4 ist durch den in-itialen Vokal des Nomens identifi ziert, sie regiert V3, V3 bleibt leer, und regiert V2 nicht. Folglich tritt [ ] zwischen [q] und [ß] auf, und wir erwarten die pho-netische Interpretation *[uq ßlargaz nni]. Diese Form ist aber ungrammatisch: [ ] tritt zwischen [ß] und [l] auf, wie in (13b) dargestellt.

(13) a. * uqß l argaz- - nni → [uq ßlargaz nni]

vor Mann.FS DEM

b. uqß l argaz- - nni → [uqß l argaz nni]

vor Mann.FS DEM

“Vor diesem Mann”

Die Ungrammatikalität von (13a) kann nicht auf eine lexikalische Stabilität des [ ] in uqß l zurückgeführt werden. Wenn auf uqß l ein pronominales Clitic folgt, fi nden wir nämlich exakt die Struktur von (13a): in (14) tritt [ ] zwischen [q] und [ß] auf. Im Gegensatz zu einer P + Nomen-Sequenz bildet eine P + Clitic-Gruppe ein phonologisches Wort.

(14) uqß l- -is → [uq ßlis], * [uqß lis]

vor POSS.3S

“Vor ihm/r”

Wir können also Generalisierung (6) um eine weitere Beobachtung ergänzen, und fassen beide Phänomene in (15) zusammen.

(15) Generalisierung 1: a. Phonologisch leichte Präpositionen regieren ausschließlich den CS, Gene-

tiv und FS werden ausschließlich von phonologisch schweren Präposi-tionen regiert.

b. Phonologisch leichte Präpositionen bilden eine einzige phonologische Domäne mit ihrem N-Komplement, phonologisch schwere Präpositio-nen bilden eine unabhängige Domäne.

C V1 C V

2 C V

3 C V

4 C V C V C V C V

u q ß l a r g a z

C V1 C V

2 C V

3 C V

4 C V

5 C V

6 C V

7

u q ß l a r g a z

*

C V1 C V

2 C V

3 C V

4 C V

5

u q ß l i s

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2.2 Kasus bzw. Status

Wie bereits in (2) dargestellt, unterscheiden wir bezüglich Kasus- bzw. Sta-tusrektion zwei Gruppen von Präpositionen. Gruppe A regiert den CS, wobei A1 ausschließlich den CS regiert, und A2 auch den Genetiv zulässt. Gruppe B regiert den FS. Im Folgenden verwenden wir als Beispiel hauptsächlich folgen-de Präpositionen: für Gruppe A1 g “in”, für Gruppe A2 arif “neben” und für Gruppe B uqß l “vor”.

Die Beispiele in (16)-(18) geben ein einfaches NP-Komplement in (a), eine adjektivisch modifi zierte NP in (b), und eine durch einen Relativsatz modifi -zierte NP in (c). Man beachte in den (b)-Beispielen, dass das Adjektiv immer im FS erscheint, und zwar auch dann, wenn das modifi zierte Nomen im CS steht. Wir kommen auf diese Beobachtung in Sektion 2.2.1 zurück.

(16) Gruppe A1a. j - -lla g- -w xxam

3MS sein.PF in Haus.CS

“Er ist in dem Haus.”

a’. *j - -lla g- -n- -w xxam

3MS sein.PF in GEN Haus.CS

b. j - -lla g- -w xxam am tu˛3MS sein.PF in Haus.CS klein.FS

“Er ist in dem kleinen Haus.”

c. j - -lla g- -w xxam (i) - -zri- -đ3MS sein.PF in Haus.CS PRT 2S sehen.PF 2S

“Er ist in dem Haus, das du gesehen hast.”

(17) Gruppe A2

a. ru˛ arif w xxam

gehen.IMP2S neben Haus.CS

=a’. ru˛ arif n- -w xxam

gehen.IMP2S neben GEN Haus.CS

“Geh neben das Haus!”

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b. ru˛ arif w xxam am tu˛gehen.IMP2S neben Haus.CS klein.FS

=b’. ru˛ arif n- -w xxam am tu˛

gehen.IMP2S neben GEN Haus.CS klein.FS

“Geh neben das kleine Haus!”

c. ru˛ arif w xxam (i) - -zri- -đgehen.IMP2S neben Haus.CS PRT 2S sehen.PF 2S

=c’. ru˛ arif n- -w xxam (i) - -zri- -đ

gehen.IMP2S neben GEN Haus.CS PRT 2S sehen.PF 2s

“Geh neben das Haus, das du gesehen hast!”

(18) Gruppe B

a. i- -ppwđ- - d uqß l am i3MS ankommen.PF DIR vor Katze.FS

“Er ist vor der Katze angekommen.”

b. i- -ppwđ- - d uqß l am i am tu˛3MS ankommen.PF DIR vor Katze.FS klein.FS

“Er ist vor der kleinen Katze angekommen.”

c. i- -ppwđ- - d uqß l am i (i) - -zri- -đ3MS ankommen.PF DIR vor Katze.FS PRT 2S sehen.PF 2S

“Er ist vor der Katze angekommen, die du gesehen hast.”

In den folgenden Sektionen geben wir Informationen zu CS, FS und Genetiv.

2.2.1 CS (Status Constructus) und FS (Freier Status)Ein volles Nomen9 erscheint im Berber in einem von zwei Formen, im Freien Status (FS), oder im Status Constructus (CS). Die FS-Form ist die unmarkierte Form. Die CS-Form unterscheidet sich von der FS-Form durch (a) den Schwund des ersten Vokals im Maskulinum Singular und im Femininum, (b) den zusätz-lichen Glide w im Maskulinum Singular. Im Maskulinum Plural sind beide Formen phonetisch identisch.10 In (19) sind die häufi gsten Markierer illustriert: FS a → CS w im M.SG., FS j → CS j im M.PL, FS a → CS ( ) im FEM.SG, und FS i → CS ( ) im FEM.PL.

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(19) FS CS GlosseSINGULAR MASK. argaz w rgaz Mann

FEM. aßrats ßrats Brief

PLURAL MASK. j rgaz n j rgaz n Männer

FEM. ißra in ßra in Briefe

Die Verteilung der Formen CS und FS entspricht nicht den aus der generativen Kasustheorie resultierenden Erwartungen (vgl. Ouhalla 1996). Insbesondere korrelieren die Status nicht direkt mit den grammatischen Funktionen Subjekt und Objekt, sondern mit einer Kombination aus grammatischer Funktion und Position im Satz. Das Subjekt wird im CS realisiert, wenn es an seiner un-markierten, postverbalen Position auftritt (20a). In präverbaler, topikalisierter Position wird das Subjekt im FS realisiert (20b).

(20) a. j - -ff - - d w rgaz g- -w xxam

3MS ausgehen.PF DIR Mann.CS in Haus.CS

b. argaz j - -ff - - d g- -w xxam

Mann.FS 3MS ausgehen.PF DIR in Haus.CS

“Der Mann ist aus dem Haus gegangen.”

Das Objekt wird in beiden Positionen im FS realisiert. Topikalisierung des di-rekten Objekts erfordert manchmal Verdopplung als Clitic (21b).

(21) a. j - -tt a açsum- - nni

3MS essen.PF Fleisch.FS DEM

b. açsum- - nni j - -tt a- -

Fleisch.FS DEM 3MS essen.PF DO:3MS

“Er hat dieses Fleisch gegessen.”

Ein Spezifi kum der Status ist weiters die Tatsache, dass es sich zumindest beim CS nicht um ein Merkmal der gesamten Nominalphrase handelt, sondern um eine Auszeichnung, die ausschließlich das Nomen betrifft. Adjektivische Modifi zierer des Subjekts erscheinen immer im FS, auch wenn es sich um ein postverbales Subjekt handelt (22a). Dasselbe Phänomen hatten wir schon oben in (16b) und (17b) bei den CS-regierenden Präpositionen bemerkt.

(22) a. j - -tt a w m i am qwran

3MS essen.PF Katze.CS groß.FS

“Die große Katze hat gegessen.”

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b. *j - -tt a w m i w mqwran

3MS essen.PF Katze.CS groß.CS

c. j - -tt a w mqwran- - nni

3MS essen.PF groß.CS DEM

d. am qwran- - nni j - -tt a

groß.FS DEM 3MS essen.PF

“Der Große hat gegessen.”

Wäre der CS ein struktureller Kasus im Sinn der generativen Kasustheorie, dann sollte er ein Merkmal der gesamten Nominalphrase und am Adjektiv realisiert sein. Das ist nicht der Fall (22b). Des weiteren sollte ein struktureller Kasus unter A’-Bewegung, d.h. bei präverbalem Subjekt, erhalten bleiben. Auch das ist nicht der Fall: (20b) und (22d).

Der CS des Berber ist also kein struktureller Kasus, sondern vielmehr die morpho-phonologische Auszeichnung einer unmittelbaren Relation zu einem lizensierenden Element.

Diese Eigenschaft macht den CS des Berber mit dem Status Constructus der semitischen Sprachen verwandt (Borer 1996, Ritter 1988, Siloni 2001). Im Semitischen spricht man von einem Status Constructus, wenn eine genetivische Relation zwischen zwei Nomina durch blosse Aneinanderstellung ausgedrückt wird: (23a). Das Kopfnomen beit (Haus) ist dabei phonologisch reduziert (Siloni 2001).

(23) a. beit mora HebräischHaus.CS Lehrer

b. bayit Sel moraHaus.FS von Lehrer“ein Haus eines Lehrers” (adaptiert aus Bsp. (7) in Borer 1999)

Im Berber tritt nicht der Kopf, sondern das abhängige Nomen im Status Constructus auf. Der Kopf ist (meist) kein Nomen, sondern ein kongruierendes Verb bzw. eine Präposition der Klasse A (Bendjaballah & Haiden 2005).

Neben diesen Kontexten fi nden wir einen (scheinbar) dritten Kontext, in dem im Berber ein CS verwendet wird, nämlich nach kardinalen Zahlwörtern. Auch in den Kontexten, in denen wir einen FS erwarten, erzwingt das Zahlwort den CS. (24a) gibt ein direktes Objekt, (24b) das Komplement einer (FS-re-gierenden) Klasse B-Präposition.

(24) a. j - -zra jiw n w xxam

3MS sehen.PF ein Haus.CS

“Er hat ein Haus gesehen.”

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b. i- -ppwđ- - d uqß l jiw n w mdukk l

3MS ankommen.PF DIR vor ein Freund.CS

“Er ist vor einem Freund angekommen.”

Dieser Kontext lässt sich mit dem klassischen, genetivischen Constructus des Semitischen vergleichen, wenn wir annehmen, dass Numeralia wie jiw n “ein” ein stummes Klassifi zierernomen zum Komplement nehmen (Kayne 2003). Der CS in (24) ist dann als N-N Relation lizensiert. Dieser Kontext wird uns allerdings nicht weiter beschäftigen (s. Guerssel 1983a zum N-N Constructus im Berber).

2.2.2 CS und PräpositionenDer CS kann schon allein deswegen kein struktureller Subjektskasus im strengen Sinn sein, weil er am Komplement von Präpositionen realisiert wird. Nominativ tritt in dieser Position nicht auf. Ist der CS hingegen die Markierung unmittel-barer Abhängigkeit von einem lizensierenden Element, wie wir hier annehmen, dann ist sein Auftreten unter P ohne zusätzliche Annahmen erwartet. Die Distri-bution des CS ist zusammengefasst unter (25). (25a) illustriert ein postverbales Subjekt, (25b) das Komplement einer Präposition, und (25c) ein N unter einem Zahlwort.

(25) Generalisierung 2: Kontexte des CSa. postverbales Subjekt b. CS-regierende Präposition

c. N unter Num

Aus dieser Analyse des CS ergibt sich eine Erwartung für die Präpositionen der Gruppe B, die ausschließlich den FS regieren. Die Präsenz eines FS am Nomen deutet darauf hin, dass das Nomen nicht unmittelbar von der Präposition lizen-siert wird. Entweder es interveniert ein Kopf zwischen N und P (26a), oder die NP ist ein Adjunkt und kein Komplement der Präposition (26b). In Sektion 5 werden wir für Struktur (26a) argumentieren, und den intervenierenden Kopf X als ein funktionales Morphem der Kategorie N identifi zieren.

V-Agr

N

Num

N NP

N

P NP

N

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(26) Generalisierung 3: Klasse Ba. bzw. b.

2.2.3 Genetiv und DativEs stellt sich nun die Frage nach der Struktur der Genetiv regierenden Präposi-tionen. Eine Antwort auf diese Frage setzt Annahmen zur Struktur des Genetivs voraus, denen wir uns jetzt zuwenden. Die Markierer von Genetiv und Dativ sind Präpositionen der Klasse A1, und zwar n “Gen” bzw. i “Dat”.

(27) a. axxam [PP n- -w rgaz]Haus.FS GEN Mann.CS

“Das Haus des Mannes”

b. axxam [PP n- - m ttu ]Haus.FS GEN Frau.CS

“Das Haus der Frau”

(28) a. j - -fka- -jas- - [PP i- -w rgaz]3MS geben.PF IO:3S DO:3MS DAT Mann.CS

“Er hat es dem Mann gegeben.”

b. j - -fka- -jas- - [PP i- - m ttu ]3MS geben.PF IO:3S DO:3MS DAT Frau.CS

“Er hat es der Frau gegeben.”

c. j - -fka- - [PP i- -j rgaz n]3MS geben.PF DO:3MS DAT Mann.PL.CS

“Er hat es den Männern gegeben.”

Genetiv und Dativ sind dementsprechend keine reinen nominalen, sondern prä-positionelle Kasus der Struktur (25b). Diese Beobachtung hat eine Konsequenz für die Analyse der Präpositionen in Klasse A2. Wir haben vorerst die Struktu-ren in (30) anzunehmen. In Sektion 5 werden wir diese Strukturen allerdings modifi zieren.

PP

PP NP

P XP N uqßel argaz X

PP

P XP uqßel X NP

N argaz

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333

(29) a. a an [PP arif [NP

w xxam]]

DEM.MS neben Haus.CS

b. a an [PP arif [PP n- [

NP -w xxam]]

DEM.MS neben GEN Haus.CS

“Er ist neben dem Haus.”

(30) Generalisierung 4: Klasse A2a. mit CS b. mit Genetiv

3. Präpositionen als Komplementierer

Drei Präpositionen kommen mit Satz-Komplement vor: uqßel “vor”, mbla/mb ir “ohne” und ˛a a “außer”. Diese Präpositionen regieƒren den FS. Tatsächlich haben wir es wieder mit einer vollständigen Korrespondenz zu tun:11

(31) Generalisierung 5: Wenn eine Präposition den FS regiert, und nur dann, kann sie auch mit Satz-

komplement verwendet werden.

Wir argumentieren nun, dass die Klasse B-Präpositionen in Sätzen wie (32) tatsächlich Komplementierer und keine topikalisierten PPs sind.

(32) a. - -ppwđ- - d uqß l ađ j- - tt

3fs ankommen.PF DIR vor PRT 3MS essen.AOR

“Sie ist angekommen, bevor er gegessen hat.”

b. n- -x đm- -i mbla ma i- -ru˛- - d= mb ir

1P machen.PF DO:3MS ohne NEG 3MS gehen.PF DIR

“Wir haben es gemacht, ohne dass er angekommen wäre/ohne ihn.”

P'

P NP

N

P'

P1 PP

P2 NP

Gen N

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334

c. a- -d ru˛- - n akwi

prt DIR gehen.AOR 3MP alle

˛a a ma u- -d- -ru˛ ara

außer NEG NEG DIR-3FS gehen.PFNEG NEG

“Alle werden kommen, außer sie kommt.”

Bei mbla “ohne” und ˛a a “außer” treten Polaritätseffekte auf, die klare Urteile zu den relevanten Daten nicht immer zulassen. Wir konzentrieren uns daher hier auf uqß l “vor”.

3.1 Allgemeines zu den Partikeln

Vier Partikeln werden im Flexion- und Komplementiererbereich verwendet.

(33) Satzpartikeln:ur Negationa(đ) Irrealis12

i Subordination + Perfektivara Subordination + Irrealis

Wir konzentrieren uns auf ađ, i, ara, und lassen wiederum das Negationselement ur außer acht. Die Partikel ađ selegiert ausschließlich den Aorist-Stamm des Verbs. Die Modalität eines ađ-Satzes ist der Irrealis.13 ađ kommt sowohl im Hauptsatz (34a) als auch in Einbettung vor (34b-c).

(34) a. ađ j - -ddu jiđ- - s

PRT 3MS gehen.AOR mit IO:3S

“Er wird mit ihm/ihr gehen.”

b. i- -nwa- -jas ađ j - -ddu jiđ- - s

3MS vorkommen.PF IO:3S PRT 3MS gehen.AOR mit IO:3S

“Ihm kommt vor, dass er mit ihm/ihr gehen wird.”

c. i- -gguma ađ j- - tt

3ms sich weigern.PF PRT 3MS essen.AOR

“Er weigert sich zu essen.”

Wir interpretieren diese Distribution dahingehend, dass ađ zwar Flexionsmerk-male, nicht aber den Satztyp markiert. Mit anderen Worten, ađ ist eine Flexi-onspartikel und kein Komplementierer.

Im Gegensatz dazu haben i und ara eindeutig die Distribution von Komple-mentierern. Sie kommen typischerweise in Einbettung vor (35). Im Hauptsatz treten sie nur dann auf, wenn eine Interrogativ- oder Topikalisierungskonstruk-tion eine Einbettungskonfi guration erzwingt.

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335

(35) a. axxam g- -i - -tt a

Haus.FS in PRT 3FS essen.PF

“Das Haus, in dem sie gegessen hat”

b. axxam g- -ara - - tt

Haus.FS in PRT 3FS essen.AOR

“Das Haus, in dem sie essen wird”

c. *ara j - -ddu jiđ- - s

PRT 3MS gehen.AOR mit IO:3S

Die beiden Partikeln sind aber nicht ausschließlich Komplementierer, sie mar-kieren ebenso Flexionsmerkmale. i ist beschränkt auf indikativische Kontexte, und es selegiert den Perfektiv- oder Intensiv-Stamm des Verbs (35a). ara ist be-schränkt auf Irrealis-Kontexte und selegiert einen Imperfektiv-Stamm des Verbs, nämlich Aorist oder Intensiv (35b). Die Annahme, dass i und ara sowohl Kom-plementierer- als auch Flexionsmerkmale ausdrücken, ist in (36) illustriert.

(36)

3.2 uqß l als subordinierender Komplementierer

uqß l nimmt diesbezüglich eine Zwischenstellung ein. Einerseits ist es be-schränkt auf eingebettete Kontexte, was auf einen Komplementierer hindeutet. Andererseits muß es mit der Flexionspartikel ađ vorkommen, was darauf hin-deutet, dass ihm die Fähigkeit fehlt, Flexionsmerkmale auszudrücken.

Die Verschiebeprobe zeigt, dass uqß l eine Konstituente mit dem nachfol-genden Satz bildet. (37) ist zu vergleichen mit (32a).

(37) [uqß l ađ j- - tt ] i- -d n- -ppw đvor PRT 3MS essen.AOR PRT DIR 1P ankommen.PF

“Bevor er gegessen hat sind wir angekommen.”

uqß l ist mit den Einbettungspartikeln i und ara komplementär verteilt, und zwar unabhängig von der Tempus/Modus-Spezifi zierung der involvierten Verben (38a-d). Es kommt ausschließlich mit der Flexionspartikel ađ vor (38e).

CP

C IP

I VP i ara

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336

(38) a. * - -ppwđ- - d [ uqß l ara n- - tt ]

3FS ankommen.PF DIR vor PRT 1P essen.AOR

b. * - -ppwđ- - d [ uqß l i n- - tt ]3FS ankommen.PF DIR vor PRT 1P essen.PF

c. *ađ j- - tt [ uqß l ara- -d n- -aw đ ]PRT 3MS essen.AOR vor PRT DIR 1P ankommen.AOR

d. *ađ j- - tt [ uqß l i- -d n- -ppw đ ]PRT 3MS essen.AOR vor PRT DIR 1P ankommen.PF

e. - -ppwđ- - d [ uqß l ađ j- - tt ]3FS ankommen.PF DIR vor PRT 3MS essen.AOR

“Sie ist angekommen, bevor er gegessen hat.”

Die Irrealis-Form ađ + Aorist tritt meist im Hauptsatz auf (34a). Man könnte also auf den ersten Blick annehmen, dass der auf uqß l folgende Satz ein Haupt-satz ist. An der Tempusinterpretation sieht man aber, dass dieser Satz eingebettet ist: obwohl in beiden Fällen in (39) nach uqß l dieselbe Flexionsform verwendet wird, nämlich ađ + Aorist, ist die Zeitreferenz verschieden. (39a) referiert auf eine vergangene Zeit, (39b) auf eine zukünftige. Die Zeitreferenz des uqß l-Sat-zes ist also vom Matrixtempus bestimmt. Der uqß l-Satz ist eingebettet.

(39) a. - -ppwđ- - d uqß l a n- - tt3FS ankommen.PF DIR vor PRT 1P essen.AOR

“Sie ist angekommen, bevor wir gegessen haben.”

b. ađ j- - tt uqß l a- -d n- -aw đPRT 3MS essen.AOR vor PRT DIR 1P ankommen.AOR

“Er wird essen, bevor wir ankommen werden.”

Was Komplementierereigenschaften betrifft, so gleicht uqß l also den Partikeln i und ara. Allerdings unterscheidet es sich in Bezug auf Flexionseigenschaften. Während die Partikeln i und ara mit ađ komplementär verteilt sind, ist ađ nach uqß l obligatorisch (40). Im Gegensatz zu i und ara ist uqß l ein reiner Kom-plementierer (41).

(40) a. ađ j- - tt uqß l a- -d n- -aw đPRT 3MS essen.AOR vor PRT DIR 1P ankommen.AOR

“Er wird essen, bevor wir ankommen (werden).”

b. *ađ j- - tt uqß l n- -awđ- - dPRT 3MS essen.AOR vor 1P ankommen.AOR DIR

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337

(41)

3.3 Doppelt besetztes Comp

Wir sehen uns nun die Spezifi katorposition in C an, um zu zeigen, dass uqßel tatsächlich ein Komplementierer und keine A’-verschobene Präpositionalphrase ist.

Berber erlaubt sog. doppelt besetztes Comp: das gemeinsame Auftreten eines Komplementierers mit einer vorangestellten Konstituente. Ein Beispiel ist gm bzw. im “wenn/als”: gm/im darf vor i/ara auftreten. (42) illustriert die verschiedenen Bedeutungen von gm/im. (43) zeigt, dass gm/im mit dem einge-betteten Satz eine Konstituente bildet.

(42) a. ađ j- - tt im/gm- -ara- -d n- -aw đprt 3MS essen.AOR wann PRT DIR 1P ankommen.AOR

“Er wird essen, wenn wir ankommen (werden).”

b. n - -ppwđ- - d im/gm- -i g - -tt a1p ankommen.PF DIR wann PRT 3MS essen.PF

“Wir sind angekommen, als er fertig gegessen hatte.”

c. a- -d j- -aw đ im/gm- -ara n- -setts

prt DIR 3MS ankommen.AOR wann PRT 1P essen.INT

“Er wird ankommen, während wir essen.”

d. i- -ppwđ- - d im/gm- -i n- -setts

1p ankommen.PF DIR wann PRT 1P essen.INT

“Er ist angekommen, während wir aßen.”

(43) a. [ im/gm- -ara- -d n- -aw đ ] ađ j- - ttwann PRT DIR 1P ankommen.AOR PRT 3MS essen.AOR

“Er wird essen, wenn wir ankommen.”

b. [ im/gm- -i- -d ppwđ- - ]wann PRT DIR ankommen.PF 1S

j - -nna- -ji- -d qqim3MS sagen.PF IO:1S DIR sich setzen.IMP2S

“Als ich angekommen bin, hat er mir gesagt: setz dich hin!”

CP

Spec C'

C IP uqßel I VP ađ

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Das gemeinsame Auftreten von gm/im mit den Einbettungspartikeln i und ara ist klare Evidenz dafür, dass doppelt besetztes Comp in Chemini Berber gram-matisch ist. Wäre uqß l in der satzeinleitenden Position eine A’-verschobene Präposition, dann sollte es mit i/ara gemeinsam auftreten. Die Tatsache, dass das nicht möglich ist, zeigt, dass uqß l selbst ein Komplementierer ist.

Es stellt sich natürlich nun die Frage, warum uqß l nie selbst einen overten Spezifi kator wie gm erlaubt. Diese Frage werden wir in Sektion 5 beantworten. Vorerst belassen wir es bei einer Beobachtung. (44b) will ausdrücken, dass uqß l ein Komplementierer ist, der die [Spec, C] Position für andere Elemente blockiert.

(44) Generalisierung 6:a.

b.

4. Die Distribution der Präpositionen unter A’-Bewegung

Unter Interrogation und Topikalisierung, sowie im Relativsatz treten die leichten Präpositionen der Klasse A1 linksadjazent zum Komplementierer. Die schwe-ren Präpositionen der Klassen A2, B bleiben immer phonologisch unabhängig. Diese Sektion illustriert diese Generalisierung. Es muss an dieser Stelle betont werden, dass man in bezug auf die Distribution von Präpositionalphrasen im C-Bereich starke Unterschiede zwischen den verschiedenen Berbersprachen fi ndet. In Sonderheit unterscheidet sich der hier beschriebene Taqbaylit Dialekt von Tashl˛it (Dell & Elmedlaoui 1989) und Tarifi t (Ouhalla 2000, 2005); s. auch Bendjaballah & Haiden (2005), Chaker (1983).

CP

PP C'

C IP

I VP i ara CP

Spec C'

C IP uqßel I VP ađ

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4.1 Interrogation

In allen Fällen lösen Wh-Fragen eine Einbettungsstruktur aus: es werden obli-gatorisch die Einbettungspartikeln i und ara verwendet.

Die leichten Präpositionen der Klasse A1 verhalten sich signifi kant anders als schwere Präpositionen: sie treten linksadjazent zum Komplementierer auf. Ihr nominales Komplement steht als bloße NP am Satzanfang (45a). Selbst bei Voranstellung der gesamten PP, wie in (45b), wird die leichte Präposition am Komplementierer verdoppelt.14

(45) a. anwa axxam g- -i- -ts ruΩa- -nwelch.M.FS Haus.FS in PRT DO:3FS warten.PF 3MP

“In welchem Haus haben sie auf sie gewartet?”

b. g- -w nwa axxam g- -i- -ts ruΩa- -nin welch.M.CS Haus.FS in PRT DO:3FS warten.PF 3MP

c. *g- -w nwa axxam i- -ts ruΩa- -nin welch.M.CS Haus.FS PRT DO:3FS warten.PF 3MP

Die Präpositionen der Gruppen A2 und B verbleiben in ihrer kanonischen Posi-tion links ihres NP Komplements. Sie treten nicht am Komplementierer auf.

(46) a. arif anwa axxam i - -qqimneben welch.M.FS Haus.FS PRT 3FS sitzen.PF

“Neben welchem Haus ist sie gesessen?”

b. *arif anwa axxam arif i - -qqimneben welch.M.FS Haus.FS neben PRT 3FS sitzen.PF

c. *anwa axxam arif i - -qqimwelch.M.FS Haus.FS neben PRT 3fs sitzen.PF

(47) a. uqß l anwa argaz i- -ts i- -zravor welch.M.FS Mann.FS PRT DO:3FS 3MS sehen.PF

“Vor welchem Mann hat er sie gesehen?”

b. *uqß l anwa argaz uqß l i- -ts i- -zravor welch.M.FS Mann.FS vor PRT DO:3FS 3MS sehen.PF

c. *anwa argaz uqß l i- -ts i- -zrawelch.M.FS Mann.FS vor PRT DO:3FS 3MS sehen.PF

4.2 Topikalisierung

Topikalisierung löst ebenso eine Einbettungsstruktur aus. Man kann wiederum zwischen zwei Klassen von Präpositionen unterscheiden: A1-Präpositionen treten optional am Komplementierer auf (48). Wenn sie das tun, kommt es zur

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340

Verdopplung der leichten Präposition. In Klasse A2 und B ist ein Auftreten am Komplementierer unmöglich (49), (50).

(48) a. [g- -w xxam- -aki] (g)- -i zđ - -in Haus.CS DEM in PRT wohnen.PF 1S

“In diesem Haus wohne ich.”

b. [s- - nΩaw - -aki] (s)- -i tt i- -mit Löffel.CS DEM mit PRT essen.PF 1S

“Mit diesem Löffel habe ich gegessen.”

(49) a. [nni w đrar- -aki] i- - zri- -auf Berg.CS DEM PRT DO:3MS sehen.PF 1S

“Auf diesem Berg habe ich ihn gesehen.”

b. *nni w đrar- -aki nni i- - zri- -auf Berg.CS DEM auf PRT DO:3MS essen.PF 1S

c. *w đrar- -aki nni i- - zri- -Berg.CS DEM auf PRT DO:3MS essen.PF 1S

(50) a. [uqß l argaz- -aki] i- -d ppwđ- -vor Mann.FS DEM PRT DIR ankommen.PF 1s“Vor diesem Mann bin ich angekommen.”

b. *uqß l argaz- -aki uqß l i- -d ppwđ- -vor Mann.FS DEM vor PRT DIR ankommen.PF 1s

c. *argaz- -aki uqß l i- -d ppwđ- -Mann.FS DEM vor PRT DIR ankommen.PF 1s

Der entscheidende Faktor für das Auftreten am Komplementierer ist das Gewicht der Präposition, und nicht ihre Statusrektion: phonologisch schwere Präpositio-nen der Gruppe A1 treten nämlich nicht an den Komplementierer.

(51) a. [ r j xxamn- -aki] i- - zri- -zwischen Haus.PL.FS DEM PRT DO:3MS sehen.PF 1S

“Zwischen diesen Häusern habe ich ihn gesehen.”

b. * ( r) j xxamn- -aki r i- - zri- -zwischen Haus.PL.FS DEM zwischen PRT DO:3MS sehen.PF 1S

4.3 Relativsätze

Relativsätze zeichnen sich im Berber dadurch aus, dass (a) kein overtes Relativ-pronomen vorhanden ist, und (b) der Komplementierer optional ist.

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(52) axxam (i) - -zri- -đHaus.FS PRT 2S sehen.PF 2S

“Das Haus, das du gesehen hast”

Bei Relativierung aus einer PP beobachten wir in Gruppe A1, dass die Präposi-tion wiederum am Komplementierer auftritt (53a-b). Der Komplementierer ist nun obligatorisch (53c).

(53) a. axxam [g- -i - -tt a]Haus.FS in PRT 3FS essen.PF

“Das Haus, in dem sie gegessen hat”

b. addar [g- -ara - - tt ]Dorf.FS in PRT 3FS essen.AOR

“Das Dorf, in dem sie essen wird”

c. * axxam [g - -tt a]Haus.FS in 3FS essen.PF

A2- und B-Präpositionen treten auch linksadjazent zum Komplementierer auf. Bemerkenswert ist aber die Ungrammatikalität der Vokalisierung *[uq ßl] in (54d). Sie zeigt, dass die Präposition keine phonologische Domäne mit dem Komplementierer bildet.

(54) a. j - -ßna axxam arif i - -zđ3MS bauen.PF Haus.FS neben PRT 3FS wohnen.PF

“Er hat das Haus gebaut, neben dem sie wohnt.”

b. argaz uqß l i- -d ppwđ- -Mann.FS vor PRT DIR ankommen.PF 1S

ism- -is HansName.FS POSS.3S H.“Der Mann, vor dem ich angekommen bin, heißt Hans.”

c. argaz uqß l ara- -d awđ- -

Mann.FS vor PRT DIR ankommen.AOR 1S

ism- -is HansName.FS POSS.3S H.“Der Mann, vor dem ich ankommen werde, heißt Hans.”

d. *argaz uq ßl- -ara- -d awđ- - ...

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Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass leichte Präpositionen in Inter-rogation und Relativsatz obligatorisch, in Topikalisierung optional linksadjazent zum Komplementierer auftreten, während schwere Präpositionen unter A’-Ver-schiebung immer phonologisch unabhängig bleiben.

(55) Generalisierung 7: Leichte Präpositionen treten unter A’-Bewegung am Komplementierer auf,

schwere Präpositionen bleiben immer unabhängig.

5. Analyse

5.1 FS, CS, Präpositionen und funktionale Kategorien

In Sektion 1 haben wir bereits festgestellt, dass die nominalen Kasus CS und FS nicht als strukturelle Kasus im Sinn der generativen Kasustheorie gesehen werden können. Vielmehr zeichnet den CS die Notwendigkeit einer unmittelba-ren Relation zu einem lizensierenden Kopf aus.

Wir interpretieren dieses Verhalten nun dahingehend, dass der CS die morpho-phonologische Auszeichnung eines nackten, lexikalischen Nomens darstellt (56b). Der FS markiert ein unabhängiges Nomen, dh. ein Nomen, das sowohl über ein lexikalisches als auch über ein funktionales Element verfügt (56a). Der Kopf eines Nomens im FS ist das grammatische Morphem n. Wir folgen hier einer Konvention in van Riemsdijk (1990), und notieren lexikalische Kategorien mit Großbuchstaben, funktionale Elemente derselben Kategorie mit Kleinbuchstaben. Also ist N ein lexikalisches Nomen, n ein funktionales Ele-ment der Kategorie N.

(56) a. FS b. CS

Wie alle anderen lexikalischen Kategorien projiziert eine Präposition sowohl lexikalische, als auch funktionale Struktur.15 Diese Annahme ist in (57) darge-stellt.

(57) Vollständige Präpositionalphrase

nP

n NP

NP

N

pP

p PP

P (XP)

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343

Die höchsten rein lexikalischen Projektionen notieren wir in (56a) und (57) wie allgemein üblich als NP bzw. PP, auch wenn diese Projektionen im tech-nischen Sinn von van Riemsdijk (1990, 1998) nicht maximal sind.

Mit Lowenstamm (1999) nehmen wir an, dass lexikalische Kategorien phonologisch durch eine initiale leere CV-Einheit ausgezeichnet sind; vgl. Bendjaballah & Haiden (2005) zur phonologischen und morpho-syntaktischen Motivierung dieser Position. Funktionalen Kategorien fehlt eine derartige Auszeichnung. Der Kopf des CS ist N, also eine lexikalische Kategorie. Seine phonologische Struktur ist demgemäß (58a). Der Kopf des FS hingegen ist das grammatische Morphem n. Als phonologische Struktur des FS nehmen wir daher (58b) an.

(58) a. N (i.e. CS): w xxam b. nP (i.e. FS): axxam

5.2 Präpositionen der Klasse B

Eine Präposition der Klasse B kann sowohl mit Satzkomplement, als auch mit einer Nominalphrase im FS auftreten. Das ist das universell attestierte Verhalten von Präpositionen, wie es Emonds (1985) beschreibt. Nicht die Verwendbarkeit als Komplementierer in (der numerisch kleinen) Klasse B, sondern die Abwesen-heit dieser Verwendung in Klasse A bedarf einer Erklärung. Wir nehmen daher als Nullhypothese an, dass Klasse B die vollständige Struktur in (57) projiziert. Der Lexikoneintrag einer Präposition der Klasse B muss entsprechend folgende Informationen spezifi zieren:

(59) Lexikoneintrag Klasse B

(59) sagt aus, dass es sich bei uqß\l um einen Stamm mit skelettalem Gerüst handelt, der sowohl für syntaktische Kategorie (P), als auch für funktionale Merkmale (p) spezifi ziert ist.

Erinnern wir uns an Generalisierung 3: Eine Präposition der Klasse B regiert den lexikalischen Kopf N seines Komplements nicht unmittelbar. Die Struktur, die wir aufgrund der Distribution der Status erwartet hatten, ist in (60) wiedergegeben.

[C V] C V C V C V C V

U x a m

C V C V C V C V

a x a m

C V C V C V C V , P , p, ... u q ß l [ ]

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(60)

Mit (56), (57) und (59) können wir diese Struktur präzisieren. Eine Präposition der Klasse B projiziert eine funktional erweiterte Projektion und nimmt eine maximale nominale Projektion zum Komplement (61). (61) ist die minimale Struktur einer vollständigen Präpositionalphrase (vgl. den Dikken 2003). Die wenigen Elemente in Klasse B sind damit im Sinn von Guerssel (1987) die einzigen “eigentlichen” Präpositionen des Chemini Berber.

(61) Klasse B mit FS

Erinnern wir uns nun an Generalisierungen 5 und 6:a. Nur Klasse B-Präpositionen werden als Komplementierer verwendet.b. In der Komplementiererverwendung kann der Spezifi kator der C-Projektion

nicht mehr besetzt werden:

(62)

Diese beiden Beobachtungen interpretieren wir folgendermaßen: a. die Präposition projiziert wie universell attestiert (Emonds 1985) eine CP.b. der Spezifi kator dieser Projektion wird von einem phonologisch leeren

pronominalen Element besetzt, dessen Referenz von der Ereigniszeit des Matrixsatzes bestimmt ist.

PP

P XP uqßel X NP N argaz

pP

p PP P nP n NP

N

CP

Spec C’

C IP uqßel I VP ađ

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345

(63) Klasse B mit Satz

5.3 Präpositionen der Klasse A

Die Präpositionen der Klasse A sind syntaktisch defektiv: sie können nicht als Komplementierer verwendet werden, und sie tolerieren keine vollständige No-minalphrase (dh. keinen FS) als Komplement, sondern nehmen eine nackte NP im CS, bzw. einen Genetiv. A-Präpositionen sind syntaktisch defektiv. Um zu präzisieren inwiefern, machen wir folgende Annahme:16

(64) Annahme zur Subkategorisierung der Präpositionen a. Die Anwesenheit funktionaler Merkmale im Lexikoneintrag einer Präpo-

sition ist eine notwendige (aber nicht hinreichende) Bedingung für die Selektion eines nP-Komplements.

b. Die Anwesenheit funktionaler Merkmale im Lexikoneintrag einer Präpo-sition ist eine notwendige (aber nicht hinreichende) Bedingung für die Selektion eines Satzkomplements.

Die syntaktische Defektivität der Präpositionen der Klasse A können wir nun darauf zurückführen, dass diese Präpositionen in ihrem Lexikoneintrag kein funktionales Merkmal aufweisen:

(65) Lexikoneintrag Klasse A

Um syntaktisch als Präpositionalphrase wohlgeformt zu sein, muss eine Klas-se-A-Präposition von einem funktionalen Element lizensiert werden, dh. nach Struktur (57) aufgebaut sein. Wir nehmen an, dass das grammatische Lexikon des Chemini Berber ein stummes Morphem p

Ø wie in (66) listet.

(66) Lexikoneintrag pØ

Die syntaktische Struktur einer Klasse A-Präposition mit CS ist demnach (67):

c/pP

nP c/p' [zero]

c/p S uqßel

[ ], P ...

... P ...

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(67) Syntax Klasse A mit CS

Wir haben in Sektion 5.1 betont, dass der CS die Notwendigkeit einer unmittel-baren Relation zu einem lizensierenden Kopf signalisiert. Wenn sich, wie wir annehmen, das Lizenzbedürfnis des CS vom Fehlen einer funktionalen Schale herleitet, dann kann eine unmittelbar c-kommandierende lexikalische Präpositi-on dieses Bedürfnis nicht stillen. Wie ist also der CS in (67) lizensiert? Um diese Frage zu beantworten, bauen wir wieder auf die Hypothese in Guerssel (1987, 1992), dass die Elemente der Klasse A keine Präpositionen, sondern Kasusmar-kierer sind. Wir schlagen vor, dass N mit P einen komplexen Kopf bildet (dh. reanalysiert). N-P-Reanalyse erweitert die Lizensierungsdomäne des Nomens von P zu p. Das stumme Morphem p

Ø bietet nun das funktionale Merkmal, das

dem komplexen Kopf P-NCS

fehlt.(67) wirft eine unmittelbare Frage bezüglich der Verfügbarkeit von Deter-

minierern auf. Unter Standardannahmen schließt (67) die Präsenz solcher Ele-mente aus. Tatsächlich kann aber der CS in allen Kontexten mit demonstrativen Suffi xen verwendet werden:

(68) a. zđ - - [g- -w xxam- -aki]

wohnen.PF 1S in Haus.CS DEM

“Ich wohne in diesem Haus.”

b. [g- -w xxam- -aki] (g)- -i zđ - -

in Haus.CS DEM in PRT wohnen.PF 1S

“In diesem Haus wohne ich.”

In Anlehnung an Borer (1999) nehmen wir an, dass es sich bei diesen Suffi xen zum CS um Merkmale des Kopfes N handelt, die in einer syntaktischen Deri-vation angehoben werden müssen. In referentiellen Nominalphrasen ist das Ziel dieser Anhebung der syntaktische Kopf D. In referentiellen Präpositionalphrasen kann es hingegen auch p sein.

Wir analysieren also Präpositionen der Klasse A und ihr nominales Komple-ment als Teile einer einzigen erweiterten Projektion. (67) genügt der Bedingung zur Erweiterung von Projektionen in van Riemsdijk (1998:41):

pP

p^ PP P NP

N

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(69) Categorial Identity ThesisWithin a projection, the following well-formedness condition holds:

(where α, β, γ, δ range over + and –)

unless either (i) α=γ and β,=δor (ii) at most one of α, β, γ, δ has the value +.

Funktionale Erweiterung der nackten N-Projektion zu einer P-Projektion re-spektiert sowohl Guerssels Beobachtung, dass sich Präpositionen der Klasse A morpho-syntaktisch wie Kasusmarkierer verhalten, als auch ihre klar präposi-tionelle Semantik.

Klasse A fällt in zwei Untergruppen. Gruppe A1 ist phonologisch leicht und regiert ausschließlich den CS, Gruppe A2 ist phonologisch schwer und erlaubt neben dem CS auch den Genetiv.17 Da eine Theorie der leichten Präpositionen notwendig ist, um den Genetiv zu verstehen, wenden wir uns erst der Gruppe A1 zu.

5.3.1 Klasse A1Leichte Präpositionen der Klasse A1 bestehen typischerweise aus einem ein-zigen konsonantischen Segment. Dieses Segment klitisiert obligatorisch an ein nachfolgendes Wort. Es wird nie als eigenständiges Wort realisiert.18 Wir nehmen daher an, dass leichte Präpositionen nur segmentales Material besitzen, jedoch kein Skelett. Das heisst, sie sind Wurzeln und keine Stämme. Nehmen wir weiters an, dass Wurzeln kategorieneutral sind, dann erhalten wir Lexikon-einträge wie (70) für eine Präposition der Klasse A1. Um syntaktisch als Prä-position realisiert zu werden, muss eine leichte Präposition A1 das Komplement der funktionalen Präposition p sein (71).

(70) Lexikoneintrag Klasse A1

(71) Syntax Klasse A1

A1-Präpositionen benötigen einen Wirt, um phonetisch realisiert zu werden. Das N-Komplement einer A1-Präposition ist im CS. Seine phonologische Struktur

* [αN, βV]

[γN, δV]

[g], ...

pP p PP

P NP

N

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enthält also eine initiale leere CV-Einheit, mit der das segmentale Material der Präposition assoziiert und daher phonetisch realisiert werden kann (72).

(72) A1 phonologischa.

[g bwat] “in der Schachtel”b.

[gg xxam n] “in den Häusern”

Wir verstehen nun, warum phonologische Prozesse zwischen einer A1-Präpo-sition und ihrem N-Komplement stattfi nden (siehe Sektion 1): A1-Präposition und N bilden gemeinsam eine phonologische Domäne.

Wir verstehen weiters, warum leichte Präpositionen A1 keinen Genetiv regieren. Da es sich beim Genetivmarkierer selbst um eine leichte Präposition handelt, stehen die beiden Elemente im Wettstreit um dieselbe initiale [CV] Position.

Die Abwesenheit von Komplementen im FS folgt aus Annahme (64a) zur Subkategorisierung von Präpositionen: kategorieneutrale Wurzeln nehmen kein maximales nP-Komplement.

5.3.2 GenetivDer Genetiv wurde in Sektion 1 als Präposition der Klasse A1 klassifi ziert, weil er phonologisch leicht ist und den CS regiert. Im Gegensatz zu allen anderen Präpositionen dieser Klasse kann der Genetiv aber innerhalb der Domäne ande-rer A-Präpositionen vorkommen.19 Sehen wir uns Beispiel (73b) an. Dieses Bei-spiel ist in Chemini Berber nicht ambig. Nur die Zwei-Konstituenten-Lesung, also die Klammerung in (73b) ist möglich. Die Konstituenz in (73a) ist keine mögliche Lesung. Um die Einkonstituenteninterpretation zu erhalten, muss anstatt der semantisch gehaltvollen Präposition s “mit” der Genetivmarkierer n “von” verwendet werden (73c).

(73) a. * i- -ru˛- - d g- [-w xxam [s- -w m i ]]

b. i- -ru˛- - d [g- -w xxam] [s- -w m i ]3MS gehen.PF DIR in Haus.CS mit Katze.CS

“Er ist mit der Katze aus dem Haus gekommen.”nicht: “Er ist aus dem Haus mit der Katze (drin) gekommen.”

[C V] C V C V C V

g bw a t

[C V] C V C V C V C V C V

g I x a m n

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c. i- -ru˛- - d [g- -w xxam [n- -w m i ]]3MS gehen.PF DIR in Haus.CS von Katze.CS

“Er ist aus dem Haus der Katze (/mit der Katze drin) gekommen.”

Der Genetiv unterscheidet sich in seiner Distribution von anderen Präpositio-nen A1 weiters dadurch, dass er ausschließlich im Komplement zu [αN, –V] vorkommt, also unter N und P, aber nie als Komplement oder Modifi kator eines verbalen Prädikats (76b). In dieser Hinsicht unterscheidet sich Genetiv n im Chemini Berber etwa vom französischen Genetiv de in (76c).

(74) a. axxam n- -w m iHaus.FS GEN Katze.CS

“Das Haus der Katze”

b. la maison de la voisine“Das Haus der Nachbarin”

(75) a. arif n- -w m i

neben GEN Katze.CS

“Neben der Katze”

b. à côté de la voisine“Neben der Nachbarin”

(76) a. i- -ru˛ g- -w xxam3MS gehen.PF in Haus.CS

“Er hat das Haus verlassen.”

b. * i- -ru˛ n- -w xxam3MS gehen.PF GEN Haus.CS

c. Il est parti de la maison.“Er hat das Haus verlassen./Er ist vom Haus weg gegangen.”

Im Gegensatz zum Französischen de kann Berber n keine vollständige pP pro-jizieren: die Ungrammatikalität von (76b) spricht gegen die Anwesenheit von p beim Genetiv.

Wenn der Genetiv wie andere leichte Präpositionen eine kategorieneutrale Wurzel ist, dann muss seine Kategorie vom morpho-syntaktischen Kontext be-stimmt sein. Bei anderen leichten Präpositionen ist das das stumme Morphem p

Ø. In der Abwesenheit einer funktionalen Präposition kann n keinen eigenstän-

digen syntaktischen Kopf instanzieren, sondern lediglich ein Merkmal seines Wirtsstammes. Die Struktur des Genetiv ist demgemäß wie in (77) dargestellt. Diese Struktur folgt einer Beobachtung der traditionellen Grammatik, die den

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Genetiv bisweilen als “état d’annexion renforcé” (Mammeri 1986:29ff.), also als verstärkten CS analysiert.

(77) Genetiv syntaktisch

Als nackte NP ist der Genetiv von einem lizensierenden Kontext abhängig, der der Categorial Identity Thesis genügt. Die Genetiv-NP muss mit einem funktionalen Kopf der Kategorie n oder p eine erweiterte Projektion bilden. Da der Genetiv offenbar mit p inkompatibel ist, muss der lizensierende Kopf entweder funktionales n sein, oder der Genetiv reanalysiert mit einem höheren lexikalischen Kopf N oder P. Die erste Option fi nden wir bei Numeralia, die neben dem CS auch den Genetiv erlauben (78b). Die zweite Option fi nden wir unter N (74a), sowie unter Präpositionen der Klasse A2 (75a).

(78) a. a ra j xxam nzehn Haus.PL.CS

=b. a ra n- -j xxam n

zehn GEN Haus.PL.CS

“Zehn Häuser”

Phonologisch verhält sich der Genetiv exakt so wie eine Präposition A1: n kli-tisiert zum nachfolgenden Nomen, und wir können Assimilationen beobachten, die auf die Bildung eines phonologischen Wortes hindeuten (siehe Sektion 2.1.2). Diese Tatsache ist mit der Annahme konsistent, dass die Präposition n mit dem initialen CV des N-Komplements assoziiert wird, und somit ein ein-ziges Wort mit ihm bildet. Der Lexikoneintrag des Genetiv kann also mit dem anderer leichter Präpositionen konsistent gehalten werden. Es handelt sich um eine kategorieneutrale Wurzel (79).

(79) Lexikoneintrag Genetiv:

5.3.3 Klasse A2Klasse A2 unterscheidet sich vorerst von Klasse A1 durch die phonologische Gestalt. Klasse A2 ist immer phonologisch unabhängig und klitisiert nie. Wir nehmen dementsprechend an, dass es sich bei diesen Präpositionen um Stämme, nicht um Wurzeln handelt. Als Stämme besitzen diese Elemente eine syntak-tische Kategorie. Tatsächlich wird die Wurzel von manchen A2-Präpositionen, z.B. arif “neben”, aber auch “die Seite”, auch als Nomen verwendet. Das Pa-

NPGen

NGen

[n], ...

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radigma dieses Nomens ist allerdings defektiv: ein CS fehlt. Generell sind die Elemente in Klasse A2 ausschließlich präpositionell verwendbar. Wir nehmen daher an, dass A2 Präpositionen im Lexikon wie folgt als kategoriespezifi zierte Stämme eingetragen sind.

(80) Lexikoneintrag Klasse A2:

Aus der phonologischen Unabhängigkeit folgt die Möglichkeit genetivischer Komplemente: die initiale leere CV-Einheit des Nomens im CS bleibt frei und kann der Wurzel n als Skelettposition dienen. Komplemente im CS unter-scheiden sich nur phonologisch, nicht aber syntaktisch vom Genetiv. Die freie Verwendbarkeit beider Kasus nach einer A2-Präposition überrascht daher nicht. In beiden Fällen reanalysiert N mit P, und bildet eine erweiterte Projektion mit p.

(81) a. A2 syntaktisch

b. A2 phonologisch: mit Gen

[arif ppw xxam] “neben dem/das Haus”

c. A2 phonologisch: mit CS

[arif w xxam] “neben dem/das Haus”

Die Abwesenheit von Komplementen im FS nach A2-Präpositionen folgt aus (64a): nur vollständig spezifi zierte Präpositionen (also Klasse B, deren Lexi-koneintrag ein funktionales p-Merkmal aufweist) sind imstande, vollständige Nominalphrasen zu selegieren.

pP

p PP

P NPGen/CS

C V C V C V , P , p, ... a r i f [ ]

C V C V C V [C V] C V C V C V C V

a r i f U x a m

C V C V C V C V C V C V C V C V

a r i f n U x a m

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5.3.4 Klasse A1.iiEine kurze Bemerkung ist nun notwendig zur Klasse der schweren Präposi-tionen, die ausschließlich den CS regieren (A1.ii). Wir nehmen ohne weitere Diskussion an, dass es sich in dieser Klasse um kategoriespezifi sche Stämme handelt, deren Lexikoneintrag idiosynkratisch die Rektion eines Genetiv aus-schließt; für einen Erklärungsversuch s. Bendjaballah & Haiden (2005).

5.4 A‘-Bewegung

5.4.1 A1 in InterrogationSehen wir uns erst Klasse A1 in Interrogation an. Wir hatten beobachtet, dass es sich bei anwa/anta “welch-” um einen Quantor handelt, der nur mit einer vollständigen nP (dh. FS) vorkommt: anwa erzwingt auch in Gegenwart einer leichten Präposition der Klasse A1 den FS. Wir hatten weiters beobachtet, dass eine leichte Präposition in Interrogation stets zur Linken des Komplementierers auftritt.

(82) a. anwa axxam g- -i- -ts ruΩa- -nwelch.M.FS Haus.FS in PRT DO:3FS warten.PF 3MP

“In welchem Haus haben sie auf sie gewartet?”

b. g- -w nwa axxam g- -i- -ts ruΩa- -n

in welch.M.CS Haus.FS in PRT DO:3FS warten.PF 3MP

c. *g- -w nwa axxam i- -ts ruΩa- -n

in welch.M.CS Haus.FS PRT DO:3FS warten.PF 3MP

In Anlehnung an Chaker (1983) schlagen wir vor, dass eine leichte Präpositi-on unter Interrogation zusammen mit dem Komplementierer einen komplexen syntaktischen Kopf bildet. Kraft seiner Kategorie ([–N, –V]) lizensiert der Komplementierer die leichte Präposition als Präposition. Im Spezifi kator des komplexen Komplementierers fi nden wir eine bloße nP (83).

(83) a. Interrogation mit A1 syntaktisch c/pP

nP c/p' anwa axxam c/p S

P c/p g i/ara

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b. komplexer Komplementier phonologisch

Diese Analyse setzt voraus, dass der Komplementierer einer leichten Präposition immer genügend skelettales Material zur Verfügung stellt. Das ist tatsächlich der Fall. Wir haben in Sektion 2 erwähnt, dass Chemini Berber über zwei Kom-plementierer verfügt: i und ara. Beide sind vokal-initial. In einem CV-Rahmen bedeutet das, dass ihre Repräsentation mit einer leeren C-Position beginnt:

(84) a. i b. ara

Diese eine C-Position steht Präpositionen der Klasse A1 zur Verfügung. Wir sa-gen daher voraus, dass vokalische Präpositionen der Klasse A1 in Interrogation nicht in dieser Konfi guration auftreten.

Es gibt ein in Frage kommendes Element, nämlich Dativ i (85a). In Inter-rogation fi nden wir die in (85b) illustrierte Konfi guration.

(85) a. j- -uç r- - i- -w qΩun3MS stehlen.PF DO:3MS DAT Hund.CS

“Er hat ihn dem Hund weggenommen/gestohlen.”

b. anwa aqΩun m- -i- - j- -uç rwelch.M Hund.FS DAT PRT DO:3MS 3MS stehlen.PF

“Welchem Hund hat er ihn weggenommen/gestohlen?”

In (85b) wird das konsonantische Allomorph m des Dativmarkierers verwendet. Im Gegensatz zu i kann m an die initiale C-Position des Komplementierers assoziiert werden. Die beobachtete Allomorphie bestätigt also unsere Analyse in (83).

5.4.2 A2 und B in InterrogationWährend leichte Präpositionen in Interrogation zum Komplementierer klitisie-ren, und mit diesem einen komplexen syntaktischen Kopf bilden, projizieren schwere Präpositionen unter Interrogation im Wesentlichen dieselbe Struktur wie in Grundstellung.

(86) a. arif anwa axxam i - -qqim

neben welch.M Haus.FS PRT 3FS sitzen.PF

“Neben welchem Haus ist sie gesessen?”

C V

g i

C V

i

C V C V

a r a

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b. *arif anwa axxam arif i - -qqimneben welch.M Haus.FS neben PRT 3FS sitzen.PF

c. *anwa axxam arif i - -qqimwelch.M Haus.FS neben PRT 3FS sitzen.PF

(87) a. uqß l anwa argaz i- -ts i- -zravor welch.M Mann.FS PRT DO:3FS 3MS sehen.PF

“Vor welchem Mann hat er sie gesehen?”

b. *uqß l anwa argaz uqß l i- -ts i- -zravor welch.M Mann.FS vor PRT DO:3FS 3MS sehen.PF

c. *anwa argaz uqß l i- -ts i- -zrawelch.M Mann.FS vor PRT DO:3FS 3MS sehen.PF

(88) schwere P in Interrogation

5.4.3 RelativsatzZum Relativsatz hatten wir beobachtet, dass die leichten Präpositionen A1, ge-nau so wie in Interrogation, zur Linken des Komplementierers auftreten (89a). Das ist zu erwarten, da das Relativpronomen im Berber ein stummes Morphem ist. Als solches kann es die leichte Präposition phonologisch nicht unterstützen. Das einzige verfügbare Wirtsmorphem für die Präposition ist nun der Komple-mentierer.

(89b) gibt ein Beispiel aus Klasse A2, (89c) aus Klasse B. In allen Fällen notieren wir das stumme Relativpronomen als nP. Die Anordnung von nP links der Präposition in (89a), zur Rechten in (89b,c) ist konsistent mit der Position overter Nominalphrasen in Interrogation und Topikalisierung.

c/pP

pP c/p'

p PP c/p S i/ara P nP

QP n'

n NP

N

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(89) a. axxam [ [nP] g- -i - -tt a]Haus.FS in PRT 3FS essen.PF

“Das Haus, in dem sie gegessen hat”

b. axxam [arif [nP] i - -zđ ]

Haus.FS neben PRT 3FS wohnen.PF

“Das Haus, neben dem sie gewohnt hat”

c. argaz [uqß l [nP] i- -d ppwđ- - ]

Mann.FS vor PRT DIR ankommen.PF 1S

“Der Mann, vor dem ich ankommen werde”

Syntaktisch sind Relativsätze nahe verwandt mit Interrogation, und tatsächlich ist die Struktur, die wir oben für Interrogation angenommen haben, direkt auf den Relativsatz übertragbar.

Leichte Präpositionen A1 treten zur Linken des Komplementierers auf und hinterlassen eine maximale nominale Projektion nP in [Spec, C]:

(90) A1 im Relativsatz

Schwere Präpositionen der Klassen A2 benötigen keinen phonologischen Wirt. Wie bei Interrogationen wird eine vollständige pP verschoben. Im Unterschied zu Interrogation bleibt das nP-Komplement aller Präposition im Relativsatz stumm: das Relativpronomen des Berber ist phonologisch leer.

(91) A2/B im Relativsatz c/pP

pP c/p'

p PP c/p S i/ara P nP [zero]

c/pP

nP c/p' [zero] c/p S

P c/p g i/ara

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5.4.4 TopikalisierungZur Topikalisierung hatten wir beobachtet, dass leichte Präpositionen optional am Komplementierer auftreten (92a). Schwere Präpositionen tun das nicht (92b,c).

(92) a. [g- -w xxam- -aki] (g)- -i zđ - -in Haus.CS DEM in PRT wohnen.PF 1S

“In diesem Haus wohne ich.”

b. [nni w đrar- -aki] i- - zri- -auf Berg.CS DEM PRT DO:3MS sehen.PF 1S

“Auf diesem Berg habe ich ihn gesehen.”

c. [uqß l argaz- -aki] i- -d ppwđ- -vor Mann.FS DEM PRT DIR ankommen.PF 1S

“Vor diesem Mann bin ich angekommen.”

Topikalisierung erfordert also bei allen Präpositionsklassen die Projektion einer vollständigen pP im Spezifi kator von C. Die Tatsache, dass eine leichte Prä-position am Komplementierer verdoppelt werden kann, interpretieren wir als morphologischen Ausdruck der spec-head Kongruenz zwischen pP und c.

(93) a. Topikalisierung

b. Verdoppelung

c/cP

pP c/p'

p PP c/p S i/ara P NP

c/cP

pP c/p'

p PP c/p S

P NP P c/p g g i/ara

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6. Schluss

In diesem Aufsatz haben wir für folgende Annahmen argumentiert. Den CS sehen wir mit Guerssel (1987), Ouhalla (1988), contra Ouhalla (1996), nicht als strukturellen Kasus, sondern als Markierung eines extern zu lizensierenden Nomens. Der freie Status (FS) kennzeichnet eine Nominalphrase ohne externen Lizenzbedarf. Es ist uns dadurch möglich, den Status Constructus parallel zu seinem semitischen Namensvetter (vgl. Borer 1996, Siloni 2001) als morpho-phonologischen Ausdruck reduzierter Nominalsyntax zu analysieren: dem CS fehlt eine funktionale Schale. Die Notwendigkeit eines lizensierenden Elements in der unmittelbaren Domäne erklärt die eingeschränkte Distribution des CS. Im Gegensatz zum CS markiert der FS eine funktional abgeschlossene, syntaktisch unabhängige NP. Ein Nomen im FS ist das Komplement einer funktionalen Kategorie n. Phonologisch ist ein Nomen im CS (als lexikalische Kategorie) durch die Präsenz eines initialen leeren CV gekennzeichnet (Lowenstamm 1999). Diese Konstituente ist am Kopf eines FS, nämlich funktionalem n, nicht vorhanden.

Bei Präpositionen unterscheiden wir ebenfalls zwischen lexikalischen und funktionalen Kategorien. Nur diejenigen Präpositionen, die inhärent lexikalische und funktionale Merkmale besitzen (Klasse B), selegieren vollständige nP-Kom-plemente im FS. Inhärente funktionale Merkmale sind außerdem notwendig für die Verwendung als Komplementierer. Die Mehrheit der Präpositionen in Chemini Berber ist defektiv: es fehlen ihnen inhärente funktionale Merkmale (Klasse A). Diese Präpositionen müssen eine funktionale Schale im syntak-tischen Kontext erwerben. Als nackte lexikalische Elemente regieren diese Präpositionen lexikalische Komplemente, dh. im Wesentlichen den CS.

Von besonderer Bedeutung für das Chemini Berber ist aber eine andere Unterscheidung: die zwischen kategorieneutralen Wurzeln im Gegensatz zu Stämmen. Die schweren Präpositionen der Klasse A2 haben wir als Stämme ana-lysiert, die inhärent eine syntaktische Kategorie und skelettales Gerüst besitzen. Wurzeln sind dagegen syntaktisch kategorieneutral und phonologisch abhängig. Wir haben die leichten Präpositionen der Klasse A1 als Wurzeln analysiert, und daraus sowohl ihre phonologische Abhängigkeit, als auch ihre syntaktische Distribution erklärt. Um als Präposition realisiert zu werden, benötigen diese Elemente ein funktionales Morphem der Kategorie P. Ist ein solches Element abwesend, dann wird eine leichte Präposition als Merkmal des Wirtsstammes realisiert. Auf diese Weise ist es uns gelungen, den Genetiv wie in traditionellen Grammatiken als “verstärkte” Form des CS zu analysieren.

Auf einer allgemeineren Ebene hoffen wir gezeigt zu haben, dass in der Syntax präpositionaler Elemente neben der Semantik lokaler Relationen auch formalen Eigenschaften, insbesondere der Morpho-Phonologie, eine zentrale Bedeutung zukommt.

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Anmerkungen

* Wir bedanken uns bei unserer Informantin, Nedjma Brakbi, für ihre Geduld und ihre Hilfe mit den Daten. Für Kommentare bedanken wir uns bei Patricia Cabredo Hofherr, Jacque-line Lecarme, Jean Lowenstamm, Jamal Ouhalla und Henk van Riemsdijk. Diese Arbeit ist durch Zuschüsse der Gruppe “Formes faibles” der “Fédération Typologie et universaux linguistiques” (CNRS) und der UMR 8528 Silex (Université Lille 3 – CNRS) mitfi nanziert worden.

1 Die Termini bei Mammeri sind: für Status Constructus “État d’annexion”, für Genetiv “Complément déterminatif ” und für Freier Status “État libre”.

2 In manchen Dialekten beschränkt die Flexionsklasse des Nomens die Verfügbarkeit eines CS unter Präpositionen der Klasse A2; s. Guerssel (1983a) zum Tamazight.

3 In diesem Artikel werden folgende Abkürzungen verwendet: aor = Aorist, cs= Status Constructus, dat = Dativ, dem = Demonstrativ, dir = direktionale Partikel, do = direktes Objekt, f = Femininum, fs= Freier Status, gen = Genetiv, imp = Imperativ, int = Intensiv, io = indirektes Objekt, ipf = Imperfektiv, m = Maskulinum, neg = Negation, pf = Perfektiv, pfneg = negatives Perfektiv, pl = Plural, poss = Possessiv, prt = Partikel.

4 Die Präpositionen in A1.ii sind schwer und regieren ausschließlich den CS. Wir kommen auf diesen Punkt in Sektion 5 kurz zurück.

5 In Sektion 5 argumentieren wir, daß leichte Präpositionen lexikalisch über kein skelettales Gerüst verfügen. Leichte Präpositionen sind sog. schwebende Elemente. Die Darstellung ist also mit Vorbehalt zu lesen.

6 Die Regeln in (8) gelten, wenn das Komplement von Genetiv n ein volles N ist. Wenn das Komplement ein Clitic ist, dann gelten andere Regeln. Zu bemerken ist hier, dass die labiale bzw. velare Assimilation zu wortinitialen Geminaten führt. Das Berber kennt solche Geminaten auch lexikalisch.

7 Wir stellen periphäre Vokale der Einfachheit halber als kurz dar. Tatsächlich gibt es Argu-mente zur Annahme, dass periphäre Vokale im Berber phonologisch lang sind. Nur schwa ist phonologisch kurz (Bendjaballah 2005). Man beachte, dass diese Annahme mit unserer weiter unten vorgeschlagenen Analyse der nominalen Status nicht nur kompatibel ist, sondern diese unterstützt. Für eine Diskussion verweisen wir auf Bendjaballah & Haiden (2005).

8 Die Möglichkeit einer wortfi nalen leeren V-Position ist parametrisiert, cf. Kaye (1990).9 Pronomina fl ektieren nach einem anderen Kasussystem, vgl. Mammeri (1986).10 Zum Status Constructus bzw. état d’annexion, siehe u.a. Achab (2003), Basset (1932, 1945),

Chaker (1983, 1995), Dell & Jebbour (1991, 1995), El Moujahid (1993), Guerssel (1983a, b, 1987), Idrissi (2000a, b), Ouhalla (1988, 1996).

11 In den Grammatiken fi ndet man auch ar + FS und ar + Satz-Komplement. Bei unserer Informantin fi nden wir: ar + CS, und * ar + Satz-Komplement.

12 Die Realisierung des [đ] in ađ ist phonologisch gesteuert: wenn auf ađ eine konsonantische Subjektskongruenz oder ein konsonantisches Clitic folgt, dann wird ađ als [a] realisiert.

13 Der Irrealis hat eine sehr breite Distribution. Er wird überall dort verwendet, wo spezifi sche Ereignisreferenz ausgeschlossen ist, zB. Futur, imperfektives Präsens, als Optativ, unter intentionalen Verben etc. Perfektiv löst spezifi sche Ereignisreferenz aus.

14 Man beachte, dass das Interrogativwort anwa nach leichter P im CS auftritt. Es verhält sich in dieser Hinsicht wie ein Nomen. Das Kopfnomen erscheint im FS. Eine Erklärung der NP-internen Struktur unter Interrogation erfordert ein besseres Verständnis der Syntax der Quantifi kation im Berber, und kann hier nicht geleistet werden.

15 Zur Theorie der erweiterten Projektionen s. Grimshaw (1991), van Riemsdijk (1990, 1998).

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16 (64a) dürfte wohl mit Kasuslizenz zusammen hängen (vgl. Koopman 1993, Zeller 1999), und hat Korrelate in der reduzierten Syntax verbaler Partikel in den germanischen Sprachen (Haiden in Druck). (64b) fi ndet komparative Unterstützung in der Beobachtung, daß Präpo-sitionen mit Satzkomplement im Deutschen typischerweise morphologisch komplex sind:

a. vor der Abfahrt c. *be-vor der Abfahrt b. *vor er abfuhr d. be-vor er abfuhr17 Eine kleine dritte Gruppe ist phonologisch schwer und regiert ausschließlich den CS, vgl.

Sektion 5.3.4.18 Eine Ausnahme bilden P-Clitic-Sequenzen. Allerdings haben die entsprechenden Prä-

positionen genau dann eine andere phonologische Gestalt. Eine Diskussion von P-Clitic Sequenzen muss auf zukünftige Arbeit verschoben werden.

19 Die Einbettung unter P haben wir nicht vollständig studiert, daher geben wir nur die Ge-neralisierungen, die hier relevant sind; vgl. Guerssel (1987, 1992) zum ähnlichen (jedoch nicht identischen) Verhalten der Präpositionen in Tamazight.

Adressen der Autorin und des Autors

Sabrina Bendjaballah & Martin HaidenCNRS - UMR 8528 SILEXUniversité Lille 3BP 60149F-59653 Villeneuve d’Ascq CedexFrancee-mail: [email protected] [email protected]

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