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Pragmatik I

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Page 1: Pragmatik I

Einführung in die LinguistikButt & Co.

Do. 12:15 - 13:45Fr. 12:15 - 13:45

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Pragmatik I

Page 3: Pragmatik I

Pragmatik

Semantik: Kontextunabhängige Bedeutung von Wörter, Phrasen, Sätzen, Wahrheitsbedingungen. Handfester Inhalt, der aus der sprachlichen Form gewonnen wird.

Pragmatik: Verwendung von Sprache im Situationskontext unter Einbezug der Absichten des Kommunikationspartners. Erforderlich sind Schlussfolgerungen, Implikationen, Präsuppositionen, die zu einer Bedeutung führen, die über das vorhandene sprachliche Material der Aussage hinausgeht.

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Aber erst noch: Tempus/Aspekt (Zeitdeixis)

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ZeitdeixisUrdu:

pahle baad mẽ

parsõ kal aaj kal parsõ

abhvorher

Wie kann diese Sprache zwischen gestern und morgen unterscheiden?

Antwort: durch Tempuskodierung am Verb.

kal+Präteritum = gesternkal+Futur = morgen

Tempus/Aspekt wird auch auf der zeitlichen Linie durch Deixis kodiert.

nachher

‘heute’‘gestern’ ‘morgen’‘vorgestern’ ‘übermorgen’

jetzt

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Tempus

jetzt=Sprechzeit

S = Sprechzeit

Reichenbach: Tempus/Aspekt Relationen können mittels 3 Zeiten erklärt werden.

S

E = Ereigniszeit (Zeit wenn das Ereignis stattfindet)

E

E < S Präteritum

E

E > S Futur

E o S Präsens

E

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E o S bedeutet sie finden gleichzeitig statt (overlap)

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Aspekt

jetzt=Sprechzeit

Reichenbach: Tempus/Aspekt Relationen können mittels 3 Zeiten erklärt werden.

S

R = Referenzzeit (Zeit auf die man sich bezieht, z.B. morgen, gestern)

S = SprechzeitE = Ereigniszeit (Zeit wenn das Ereignis stattfindet)

E

E < R

R

(Z.B. gestern)R < S

Peter hatte sich letztes Jahr ein Auto gekauft.

Pluperfekt: E<R, R<S R E

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Aspekt

jetzt=Sprechzeit

S

R = Referenzzeit (Zeit auf die man sich bezieht, z.B. morgen, gestern)

S = SprechzeitE = Ereigniszeit (Zeit wenn das Ereignis stattfindet)

E

E < R

R

(Z.B. morgen)

R > S

Peter wird sich nächstes Jahr ein Auto gekauft haben.

Futurperfekt: E<R, R>S

R E

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jetzt=Sprechzeit

S

R = Referenzzeit (Zeit auf die man sich bezieht, z.B. morgen, gestern)

S = SprechzeitE = Ereigniszeit (Zeit wenn das Ereignis stattfindet)

E

E < R

R

R o S

Peter hat sich ein Auto gekauft.

Perfekt: E<R, R o SE

Aspekt

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R o S bedeutet sie finden gleichzeitig statt (overlap)

Page 10: Pragmatik I

Präteritum und Perfekt unterscheiden sich zwar in Bezug auf die E,R,S Relationen, aber man kann auch sehen, wie die Bedeutung gleich/ähnlich ausgelegt werden kann: E ist immer vor S (E < S).

Peter hat sich gestern ein Auto gekauft.

Tempus/Aspekt: Sprachwandel

SE

E < R

R

R o S

Perfekt

SE

E o R

RPräteritum

R < S Peter kaufte sich gestern ein Auto.

Es kommt also oft zu Bedeutungsverschiebungen vor: das Perfekt von gestern wird das Präteritum von heute (Frz. chanterai). 10

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Futur wird unter Einbezug der R Relation so dargestellt:

Tempus: Sprachwandel

S E

R > S E o R

R

Aber eigentlich gibt es ja keine Garantie, dass ein Ereignis in der Zukunft stattfinden wird.

Peter wird sich nächstes Jahr (möglicherweise) ein Auto kaufen.

Es gibt also mehrere mögliche Welten in der Zukunft (cf. Back to the Future). In einer kauft sich Peter ein Auto, in anderen aber nicht.

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Also sieht das Futur eigentlich so aus:

Tempus: Sprachwandel

Diese semantische Ähnlichkeit führt auch wieder oft zu Bedeutungs-verschiebungen. Z.B., Englisch “I will buy a car.’ (verwandt mit Dt. wollen).

S

ER

Peter will/möchte sich nächstes Jahr ein Auto kaufen.

Interessanterweise trifft dieses Bild auch auf Modalverben zu.

Viele mögliche Welten gehen von der Jetzt-Zeit aus.

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Pragmatik

Semantik: Kontextunabhängige Bedeutung von Wörter, Phrasen, Sätzen, Wahrheitsbedingungen. Handfester Inhalt, der aus der sprachlichen Form gewonnen wird.

Pragmatik: Verwendung von Sprache im Situationskontext unter Einbezug der Absichten des Kommunikationspartners. Erforderlich sind Schlussfolgerungen, Implikationen, Präsuppositionen, die zu einer Bedeutung führen, die über das vorhandene sprachliche Material der Aussage hinausgeht.

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Erinnerung: Schlussfolgerungen durchWeltwissen

Beispiel: Ich habe eigentlich ein ganz gutes Fahrrad.

Diese Aussagen sind gut zu verstehen, weil wir, die wir über Fahrräder Bescheid wissen, folgende Schlussfolgerungen ziehen können:

Nur manchmal geht das Licht nicht.

1) Wir haben ein Individuum “Fahrrad”2) Fahrräder haben Teile (Meronymie), z.B. Reifen, Bremsen, Lichter. 3) Wenn das Individuum “Licht” bekannt sein soll (denn es wird ja mit dem definiten Artikel benutzt), dann kann es nur ein Teil vom Fahrrad sein (und somit bekannt).

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Pragmatik vs. SemantikEs ist nicht immer einfach auseinanderzuhalten, was zur Semantik und was zur Pragmatik gehört.

Semantik: WortbedeutungRelationen zwischen Wörtern (Antonyme, Hypernyme)Wahrheitswerte einer Äusserung (Modelle, Prädikatenlogik, Quantoren)

Pragmatik: Einbezug von Diskurs- und SituationskontextenDeixis

Aber: Definite vs. Indefinite vs. Generische Aussagen (siehe Die kleine Hexe) sind Teil der (Diskurs)Semantik

Tempus/Aspekt (war bei Deixis) ist hauptsächlich Teil der Semantik.

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Präsupposition und Schlussfolgerungen

Wir haben gesehen, dass der definite Artikel einen Schlussfolgerungsprozess bei uns auslöst.

Beispiel: Ich habe eigentlich ein ganz gutes Fahrrad.Nur manchmal geht das Licht nicht.

Die Schlussfolgerung: Wenn das Individuum “Licht” bekannt sein soll (denn es wird ja mit dem definiten Artikel benutzt), dann kann es nur ein Teil vom Fahrrad sein (und somit bekannt).

Das ist, weil uns der definite Artikel in diesem Kontext dazu auffordert, etwas zu präsupponieren: es gibt ein Licht, das uns bekannt ist.

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Präsupposition

Eigenschaften:

Präsuppositionen werden durch bestimmte Worte/Wortbedeutungen ausgelöst (z.B. definite Artikel bei bislang unbekannten Diskursentitäten).

Präsuppositionen stehen im “Hintergrund” der Aussage (entwischen auch der Negation).

Typische Präsuppositionsauslöser:

• faktive Verben (Z.B. bemerken, bereuen)• W-Fragen (Z.B. wer, was, wo)

• Definite Ausdrücke • wieder

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Der Pilot ist betrunken.

Präsuppositionen

Wir bekommen die Information, dass der Pilot betrunken ist, und fügen diese Information unserem Weltmodell hinzu.

Weiterhin löst das Wort “wieder” eine Präsupposition aus: der Pilot (wer immer auch das ist), war mindestens schon einmal betrunken.

Der Pilot ist wieder betrunken.

Wir bekommen die Information, dass der Pilot betrunken ist, und fügen diese Information unserem Weltmodell hinzu --- fertig.

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Präsuppositionen vs. Semantischer Inhalt

t: Der Pilot ist wieder betrunken.

Man kann sehr schnell sehen, dass Präsuppositionen nicht Teil des semantisches Inhalts sind, mit dem man wahrheitstafelnmäßig rechnen kann.

t bedeutet so etwas wie: p: Der Pilot ist betrunken &

q: der Pilot war vorher schon mal betrunken

p q p & q1 1 11 0 00 1 00 0 0

Soweit so gut, das scheint alles so zu funktionieren, wie man es erwarten würde.

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Präsuppositionen vs. Semantischer Inhalt

Aber bei der Interaktion mit Negation passiert etwas merkwürdiges.

u: Es ist nicht wahr, dass der Pilot wieder betrunken ist.

u = ¬ t

Evaluieren wir nun diese Aussage in einer Welt, wo der Pilot tatsächlich nur zum ersten Mal betrunken ist:

1) u = ¬ (1 & 0)2) u = ¬ (0)3) u = 1

In einer Welt, in der der Pilot nur zum 1. Mal betrunken ist kommt diese Aussage als wahr raus!

t: p: Der Pilot ist betrunken & q: der Pilot war vorher schon mal betrunken

Probieren wir mal, auf die übliche Weise zu rechnen:

Das entspricht aber nicht dem, was der Satz tatsächlich aussagen möchte: der Pilot war schon mal betrunken, aber jetzt gerade nicht. 20

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Also sind Präsuppositionen etwas, die nicht in die Berechnung des Wahrheitswertes einer Aussage mit einfließen.

Also Teil der Pragmatik, nicht der Semantik.

Sondern: Präsuppositionen fließen als Hintergrundwissen in den Diskurs mit ein, so dass wir Aussagen unseres Diskurspartners schneller/besser verstehen können.

Präsuppositionen vs. Semantischer Inhalt

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Page 22: Pragmatik I

Wer hat den Herd ausgemacht?

Präsuppositionen: Fragen

Fragen mit sogenannten W-Wörtern (wer, was, wie, wo) lösen auch Präsuppositionen aus.

Präsupposition: Jemand hat den Herd ausgemacht.

Wer hat die Übungen nicht gemacht?

Präsupposition: Jemand hat die Übungen gemacht.

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Dr. Frankenstein bemerkte, dass sein Monster ausser Kontrolle geriet.

Präsuppositionen: faktive Verben

Faktive Verben (Verben mit Satzergänzung) lösen auch Präsuppositionen aus:

Präsupposition: Es gibt ein Monster.

Emma bereute, dass sie am Fondue teilgenommen hatte.

Präsupposition: Es gab ein Fondue

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Dr. Frankenstein bemerkte nicht, dass sein Monster ausser Kontrolle geriet.

Präsuppositionen und Negation

Interessant ist (wieder) die Interaktion mit Negation.

Präsupposition: Es gibt ein Monster.

Emma bereute nicht, dass sie am Fondue teilgenommen hatte.

Präsupposition: Es gab ein Fondue

Wenn man den Satz negiert, bleibt die Präsupposition trotzdem erhalten.

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Test für Präsuppositionen

Eine Präsupposition erkennt man daran, dass eine Information, die mit einem Wort oder Satz verbunden ist, erhalten bleibt, wenn der Satz negiert wird.

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Der König von Kyrgyzstan ist kahlköpfig.

Präsuppositionen: Definite Ausdrücke

Wenn dieser Satz “ins Blaue” hinein gesagt wird, dann schliessen oder präsupponieren (=nehmen an) wir, dass:

• Es offensichtlich ein Land names Kyrgyzstan gibt.

• Dieses Land einen König hat.

• Die eigentliche Aussage dieses Satzes ist, dass der König keine Haare auf dem Kopf hat.

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Aber wenn die Präsupposition überhaupt nicht mit unserem Wissen über den derzeitigen Stand der Welt im Einklang ist, haben wir Probleme und müssen uns überlegen, wie wir mit den Aussagen umgehen:

t: Der König von Kyrgyzstan ist kahlköpfig.

PräsuppositionenWir versuchen generell, alle Präsuppositionen zu verarbeiten und mit aufzunehmen.

s: Kyrgyzstan ist eine Republik.

Weltwissen (durch s ausgelöst): alles was man über Republiken weiss. U.a. weiss man, dass sie keinen König haben. Präsupposition (durch t ausgelöst): Kyrgyzstan hat offensichtlich einen König.

Das passt nicht zusammen!!!! ????? 27

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2) Wir wissen, dass unser Diskurspartner eigentlich immer verlässliche Aussagen macht und auch gerade nichts gegen uns hat, also schliessen wir, dass es vielleicht ein Form der Republik gibt, die einen König hat und nehmen nun diese Information in unser Weltwissen mit auf.

t: Der König von Kyrgyzstan ist kahlköpfig.

Präsuppositionens: Kyrgyzstan ist eine Republik.

Was machen wir also mit solchen Aussagen?

Mehrere Möglichkeiten, z.B.:1) Wir beschliessen, dass unser Diskurspartner uns auf den Arm nehmen will und reden nicht mehr mit ihm/ihr.

Letzteres nennt sich Akkomodation. 28

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Präsuppositionsverletzungen

Bei einigen Aussagen ist es ziemlich klar, dass wir auf den Arm genommen werden sollen:

t: Caesar hat nicht oft telefoniert.

u: Der CDU-Generalsekretär sollte aus der SPD austreten.

v: Der gegenwärtige Kaiser der USA sollte seine Truppen zurückziehen.

Oder will uns unser Gesprächspartner vielleicht doch etwas indirekt und ironisch vermitteln?

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Generell sind wir Menschen nötigen Akkomodationen gegenüber sehr aufgeschlossen.

Akkomodation

D.h., wir überlegen, was dieser Diskurs implizieren soll:

D.h., wenn wir auf einen eigentlich unsinningen Diskurs stossen, machen wir nicht gleich dicht (z.B. schmeissen das unverständliche Buch verärgert von uns oder reden nicht mehr mit dem Diskurspartner), sondern überlegen, was das jetzt soll, und ob wir daraus noch einen Sinn erschliessen können.

Wir stellen Implikaturen auf.

Implikaturen unterscheiden sich von Präsuppositionen weil sie mit der Struktur des Diskurses zu tun haben, nicht mit Weltwissen, dass mit einzelnen Wörtern zu tun hat. 30

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Kooperationsprinzip

Paul Grice machte in den 60er Jahren folgende Beobachtung:

Alle Diskurse unterliegen einem Kooperationsprinzip:1) Gestalte deine Äußerung so, dass sie dem anerkannten Zweck dient, den du gerade mit deinen Kommunikationspartnern verfolgst.2) Nimm an, dass dein Kommunikationspartner genauso agiert.

(Probleme gibt es natürlich mit Lügnern, etc. Dieser Teil der Kommunikation ist noch weniger erforscht).

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Grice identifizierte einige Konversationsmaxime, die wir anscheinend alle befolgen.

Akkomodation: Konversationsmaxime

Mache deinen Diskursbeitrag so informativ, wie es für den Zweck des Diskurses nötig ist.

Beispiel: wenn Hans 4 Kinder hat, wäre es zwar wahr diese Aussage zu machen:

M1: Maxim der Quantität:

Aber es ist irreführend, und somit eine Verletzung des Maxims.

Mache deinen Beitrag nicht informativer, als es nötig ist.

Hans hat 2 Kinder.

Also macht man sowas nicht. 32

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Was passiert aber, wenn man so eine Verletzung antrifft?

Maxim der Quantität

Ganz klar Verletzung der Quantität, denn die Aussage wird 2mal gemacht.

Wir schlussfolgern, dass der Diskurspartner betonen will, dass die gespielte Karte unbedingt liegenbleiben muss (so sind die Regeln).

Was liegt, das liegt.

Nach dem Kooperationsprinzip, überlegt man, was der Diskurspartner wohl damit ausdrücken will.

Beispiel: im Kontext eines Kartenspiels:

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Akkomodation: Konversationsmaxime

Liefere einen Diskursbeitrag, der wahr ist:

Beispiel:

M2: Maxim der Qualität:

Wenn dieses Maxim verletzt wird, entstehen generell Metaphern oder Ironie.

Sage nichts, was falsch ist.

Es brennt!

Sage nichts, wofür du keine hinreichende Gründe hast.

Tony Blair is made of butter.

Alle Banker sind zuverlässig.

Ja, und die Sonne kreist um die Erde. 34

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Akkomodation: Konversationsmaxime

Sage nur relevantes.

Beispiel, wenn gefragt wird: Wie spät ist es?

M3: Maxim der Relevanz:

Wenn dieses Maxim verletzt wird, schliesse ich, dass mein Diskurspartner mir eigentlich Informationen geben will, die relevant sind.

13 Uhr 45

Die Einführung in die Sprachwissenschaft ist gleich vorbei.

(also ist es so um 13 Uhr 45) 35

Page 36: Pragmatik I

Maxim der Relevanz

Oder, eine Verletzung zeigt mir, dass der Diskurspartner mit auffordern will, dringend das Thema zu wechseln.

Kannst du mir 50 Euro leihen?

Schönes Wetter heute, nicht?

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Akkomodation: Konversationsmaxime

Vermeide Unklarheit und Mehrdeutigkeit

Beispiel: Kochbuchinstruktion

M4: Maxim der Modalität (Maxim of Manner)

Zwiebeln andünsten, Temperatur herunterschalten, Paprikapulver dazugeben und verrühren. Fleisch dazugeben und vorsichtig anbraten. Rotwein angießen.

Wenn nichts anderes gesagt wurde, können wir auf Grund des Maxims der Modalität schließen, dass die Handlungen in dieser Reihenfolge ausgeführt werden sollen.

Vermeide unnötige WeitschweifigkeitVermeide Ungeordnetheit

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Beispiel zur Verletzung dieses Maxims:

Maxim der Modalität

Warum so umständlich formuliert?

Die Sängerin öffnete den Mund und stieß eine Folge von Tönen aus, die eine Wiedergabe der Arie der “Königin der Nacht” darstellten.

Mögliche Schlussfolgerung: etwas hat mit dem Gesang wohl nicht gestimmt (abwertende Beschreibung).

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Page 39: Pragmatik I

Weitere Beispiele für die Maxime?

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M3: Maxim der Relevanz:

M1: Maxim der Quantität:

M2: Maxim der Qualität:

Der Vogel hat einen Flügel.

Sie hat goldene Hände

Kein Mensch hat 3 Beine, aber mindestens 1.

Alle Monate haben 28 Tage.

Deutschland hat 8 Bundesländer.

Wieviel Prozent hast du in der Linguistikklausur? -- Ich habe bestanden.

Wie spät ist es? --- Zeit um eine Uhr zu kaufen!

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Zur Pragmatik gehört auch die Untersuchung von Sprechakten.

Sprechakte

John Searle, Philosoph, befasste sich als erster mit dieser Diskursmöglichkeit.

Ich bitte dich (hiermit), zuzuhören.

Direkte Sprechakte werden durch sog. performative Verben ausgedrückt:

Ich verbiete dir, ....

Ich lade dich ein, ....

Ich erkläre euch zu ....

Ob ein direkter Sprechakt wahr ist, hängt damit zusammen, ob dessen Ausführung geglückt ist. 40

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Sprechakte: Glückungsbedingungen

Direkte Sprechakte gelingen natürlich nicht (immer) einfach dadurch, dass man sie ausspricht.

Das gelingt nur, wenn das gesamte Ritual gestimmt hat (beide haben “Ja” gesagt) und wenn die Person befugt ist, diesen Sprechakt auszuführen (also ich kann diesen Sprechakt nicht ausführen).

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Ich erkläre euch hiermit zu Mann und Frau.

Ich erkläre euch hiermit zu Frau und Frau.

Das gelingt nur, wenn es ein staatlich sanktioniertes Ritual gibt und jemanden, der das dann ausführen darf.

Page 42: Pragmatik I

Sprechakte: Glückungsbedingungen

Direkte Sprechakte gelingen natürlich nicht (immer) einfach dadurch, dass man sie ausspricht.

Ich gebe Ihnen hiermit eine 1.

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Das gelingt nur, wenn die Person befugt ist, Noten zu vergeben (also ich, aber nicht die Tutoren, z.B.).

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Sprechakte

Kannst du mir den Pfeffer reichen?

Indirekte Sprechakte müssen durch Schlussfolgerungen erkannt werden:

Falsche Reaktion: als Antwort nur “Ja”.

Richtige Reaktion: Pfeffer rübergeben.

Denn: dieses war ein indirekter Sprechakt, nämlich eine Aufforderung/Bitte, den Pfeffer rüberzureichen.

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Page 44: Pragmatik I

Sprechakte

Ich habe gerade Kekse gebacken.

2) Illokution: Die Tatsache, dass eine Aussage generell eine kommunikative Bedeutung hat

Aussage erklärt etwas (warum ich keine Zeit hatte, die Blumen zu gießen), oder bringt uns einfach auf den neuesten Stand der Dinge (Information).

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John Austin (auch ein Philosoph, 60er Jahre) hat sich auch mit der Frage der Sprechakte befasst und hat vorgeschlagen, dass jede Sprechakt aus 3 Teilen besteht.

1) Lokution: Die Aussage selber.

Page 45: Pragmatik I

Sprechakte

Ich habe gerade Kekse gebacken.

3) Perlokution: Aussage sollte einen Effekt (meist beim Zuhörer) auslösen.

Aufforderung an Zuhörer, den tollen Geruch zu genießen, oder sich etwas von den Keksen zu nehmen...

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