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262 Praktisch-~harmaceutische Mittheihzgen. Praktisch = pharmacentische Mittheilungen. Ueber Pingh-war-haT- Jumby. Die in neuerer Zeit unter obigem Namen und zwac von den Holliindern in den Handel gebrachte Drogue, welche sich auch in den Preisverzeichnissen vieler deut- schen Droguisten befindet, besteht aus der Basis der Wedelstiale eines aus Java staminenden baun~artigen Farm, vielleicht des Cibotium glaucescens (nach Berg). Die Stipites sind 1J/, Fuss lang, unten 3 Zoll breit und hocb und mit einer dichten Wolle gekrauselter braunfarbener Haare bedeckt. Letztere, welcher man sich ebeii ah blutstillendes Mittel bedicnt, sind ungchcuer volunkos, so dass man, urn die Flache einer grossen Wunde zu be- decken, dem Gewichte nach eine sehr kleine Menge braucht. In hiesiger Gegend wird es von den Aerzten sehr hiiufig angewandt, uncl hat es seinen Ruf lediglich einem, aber auch sehr merkwiirdigen Falle zu verdanken : Anfangs Juni beging nttmlicti ein gewisser L., ein junger Mann in den 20er Jahren beini Baden die Unklugheit sich an einer der hohen, holzernen SBulen der Badebriicke her- abzulmsen, um SO in das Witsser zu gelangen. Ungliiclr- licher Weise war aber Tags zuvor die Saule durch einen anschwiinmenden Baumstamm dermaassen getroffen wop- den, dass die beiden angebrochenen Enden niittelst einer grossen, eisernen Schraube zusaminengehalten werden mussten. An dem Kopfe dieser Schraube, welcher 1 Zoll hekvorstand, verletzte sich L. beim schnellen Herabgleiten auf eine entsetzliche Weise. Das Fleisch an der Lende wurde zolltief herausgerissen und kein von den herbei- gerufenen Aerzten verordnetes Mittel verniochte das, durch Zerschneiden der Adern, hervorquellende Blut zu stillen. Schon trat, durch den furcbtbaren Blutverlust bedingt, Mattigkeit ein, als der dritte herbeigerufene Arzt auf den gliicklichen Gedanken kam, das ihm dem Namen nach bekannte Pingh-wav-hav-Jumby anzuwenden. Nach

Praktisch-pharmaceutische Mittheilungen

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Page 1: Praktisch-pharmaceutische Mittheilungen

262 Praktisch-~harmaceutische Mittheihzgen.

Praktisch = pharmacentische Mittheilungen. Ueber Pingh-war-haT- Jumby.

Die in neuerer Zeit unter obigem Namen und zwac von den Holliindern in den Handel gebrachte Drogue, welche sich auch in den Preisverzeichnissen vieler deut- schen Droguisten befindet, besteht aus der Basis der Wedelstiale eines aus Java staminenden baun~artigen Farm, vielleicht des Cibotium glaucescens (nach Berg) . Die Stipites sind 1J/, Fuss lang, unten 3 Zoll breit und hocb und mit einer dichten Wolle gekrauselter braunfarbener Haare bedeckt. Letztere, welcher man sich ebeii ah blutstillendes Mittel bedicnt, sind ungchcuer volunkos, so dass man, urn die Flache einer grossen Wunde zu be- decken, dem Gewichte nach eine sehr kleine Menge braucht. In hiesiger Gegend wird es von den Aerzten sehr hiiufig angewandt, uncl hat es seinen Ruf lediglich einem, aber auch sehr merkwiirdigen Falle zu verdanken : Anfangs Juni beging nttmlicti ein gewisser L., ein junger Mann in den 20er Jahren beini Baden die Unklugheit sich an einer der hohen, holzernen SBulen der Badebriicke her- abzulmsen, um SO in das Witsser zu gelangen. Ungliiclr- licher Weise war aber Tags zuvor die Saule durch einen anschwiinmenden Baumstamm dermaassen getroffen wop- den, dass die beiden angebrochenen Enden niittelst einer grossen, eisernen Schraube zusaminengehalten werden mussten. An dem Kopfe dieser Schraube, welcher 1 Zoll hekvorstand, verletzte sich L. beim schnellen Herabgleiten auf eine entsetzliche Weise. Das Fleisch an der Lende wurde zolltief herausgerissen und kein von den herbei- gerufenen Aerzten verordnetes Mittel verniochte das, durch Zerschneiden der Adern, hervorquellende Blut zu stillen. Schon trat, durch den furcbtbaren Blutverlust bedingt, Mattigkeit ein, als der dritte herbeigerufene Arzt auf den gliicklichen Gedanken kam, das ihm dem Namen nach bekannte Pingh-wav-hav-Jumby anzuwenden. Nach

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PFaktisch-pharmaceutische Mittheilungen. 263

ofterem Au0egen und Festdrucken dieses eigenthiimlichen Mittels stand das Blut, nach Aussage des Arztes, in kur- zer Zeit und der Mensch war gerettet. Wie gesagt, trug dieser Fall, welcher ruchbar wurde, das Meiste zur An- wendung und Verbreitung des Pingh-war-har-Jamby bei. Dasselbe hat sich bei uns aber auch in allen den tausend andern Fallen bewahrt und so mogen diese wenigen Zei- len mit dazu beitragen es weiter zu verbreiten und die Herren Apotheker dazu bewegen es anzuschaffen, den Aerzten zu empfehlen und die glucklichen Resultate mit eigenen Augen wahrzunehnien.

Wallnussblattersyrup. Uieser zuerst in Frankreich unter dem ebenfalls ein-

t'achen Namen ,,Sy~op des feuilles du nuyerU angewandte Syrup wird jetzt auch haufig von deutschen Aerzten ge- gen Scropheln und Hautkrankheiten verordnet und also vom Apotheker verlangt. S imon in Berlin hat in seinem Preiscourante die Flasche mit 12 Sgr. resp. fur Apothe- ker mit 8 Sgr. verzeichnet, wer diesen Preis aber zu hoch findet oder nicht mit Herrn S imon in Geschafts- verbindung steht, bediene sich folgender bewahrten Vor- schrift, wornach das Pfund 51jr Sgr. zu stehen konimt.

30 Pfund' frische Wallnussblatter werden im Stampf- troge zerkleinert, mit 31i2 Pfund Wasser ubergossen und dann mittelst einer Real'schen (eine gewohnliche Schrau- benpresse genugt auch) Presse erschtipft. Der erhaltene, dunkelbraune Saft, welcher, wenn die Blatter frisch und i m Friihjahre gepfliickt waren, 11 Pfund betragen MUSS,

wird nun so lange eingedanipft, bis 7'12 Pfund zuruck- bleiben, d. h. bis die hinzugesetzten 31i2 Pfund Wasser vertrieben sind. Die Flussigkeit wird nun filtrirt und in derselben 711, Pfund besten Zuckers aufgelost. Der s o bereitete nicht zu dicke Syrup enthalt in 1 Pfunde die wirkenden Stoffe von 2 Pfund frischen Wallnuss- blattern. Der Syrup muss auf kleine vielleicht Pfund fassende Flaschen gefullt und an einem kalten, sehr dunk- len Orte aufbewahrt werden.

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264 Neese,

Collodiuna nus der Wolle von Eriophoi-um angustifoliuna. Die wolligen nach dem Verbluhen die Niisschen urn-

hiillenden Borsten des in vielen Gegenden auf feuchten und torfigen Wiesen vorkommenden E~ophorvm anguati- folium liefern eine sehr brauchbare Schiessbaumwolle. Ein speculativer Fabrikant, welcher glaubte, dass sich diesc Pflanzenwolle auch zu technischen Zwecken eigne, iibergab mir selbige im Gewichte einiger Unzen urn dar- am pSroxylin und Collodiiim darzustellen. Der Versuch gelang, nach der S ch ach t 'schen Methode, vollkommen. Durch Eintragcn einer Unze obiges Wolle in die Mischung von Salpeter und Schwefelsaure, und durch I/q stiindige Einwirkung derselben erhielt ich 3jsjg eines etwas gelb- lichen, aber ohnc allen Ruclrstand verbrennenden Pyroxy- lins, welches mit 18 Theilen Aether und 3 Theilen abso- luten Alkohol ein vollkommen klares, ausgezeichnet bin- dendes, sowohl zu medicinischen, wie photographischen Zwecken taugliches Collodium gab.

G. B. --

Einige praktische Mittheilnngen ; yon

Universitiits-Apotheker in Kiew. N. Neese ,

Calcaria hypophosphorosa. Von Frankreich aus empfohlen, ist dieses Praparat

als ein irn letzten Stadiuin der Lungenschwindsucht an- zuwendendes Mittel bereits in Gebrauch gekommen. Ich habe Gelegenheit gehabt, es mehrere Male zu bereiten, es hat mir aber nicht gelingen wollen, eine bequemere oder ergiebigere Methode ausfindig zu machen, als die folgende, deren Mittheilung im Einzelnen hier oder da erwiinscht sein konnte. 6 Unzeu Phosphor, 8 Unzen ge- loschter Kalk und 48 Unzen Wasser werden in eine ge- rgumige tubulirte Betorte zusammengegcben und im Sand- bade zum Kochen erhitzt. Durch den Tubulus fuhrt man ein Trichterrohr, durch welches man, im Falle die Masse