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Praxis der VRK zu Auflagen
Urs Gmünder, Präsident Verwaltungsrekurskommission des Kantons St.Gallen
Alkohol-, Drogen-, Medikamenten-Problematik/Verkehrsmedizinische Auflagen im Wandel
Kantonsspital St. Gallen, 24. Oktober 2019
Ablauf
1. Vorbemerkungen
2. Vorstellung der VRK
3. Allgemeine Ausführungen zu Auflagen
4. Fallbesprechungen1. Trinkfestigkeit2. Neigung zu Alkoholmissbrauch3. Soziales Trinkverhalten4. Missachtung von Auflagen
24.10.2019 Praxis der VRK zu Auflagen 2
1. Vorbemerkungen
Persönliche Meinung des Referenten
keine Bindungswirkung für die VRK
weibliche und männliche Form
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2. Vorstellung der VRK
24.10.2019 Praxis der VRK zu Auflagen 4
Kreisgerichte VersicherungsgerichtVerwaltungsrekurskommission
VerwaltungsgerichtKantonsgericht
Bundesgericht (Lausanne und Luzern)
Straf- und Zivilrecht Verwaltungsrecht
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tz kantonales Recht
(Art. 42 Abs. 1 lit. ater, bter und e VRP*)
* Alimentenbevorschussung, a.o. EL; iPV, Kinderzulagen, Mutterschaftsbeiträge
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2. Vorstellung der VRK
24.10.2019 Praxis der VRK zu Auflagen 5
Steuern
Grundstückschätzungen
Kausalabgaben/Ersatzabgaben
Landwirtschaft
Arbeitnehmerschutz
Strassenverkehr/Massnahmen
Berufszulassung
Berufsausübung
Öffentlich-rechtliches Personalrecht
Kindes- und Erwachsenenschutz
Disziplinarmassnahmen gegen Medizinalpersonen
Öffentlichkeit und Information der Verwaltung
Ansprüche aus öffentlich-rechtlichen Verträgen
Zwangsmassnahmen im Ausländerrecht
Berufsbildung
nicht auf Personalrecht beruhende Klagen
Perimeter Strassen-/Wasserbaugesetz
Öffentliche Dienstpflichten
Datenschutz
Schätzungen
3. Allgemeine Ausführungen zu Auflagen
• Auflage = Nebenbestimmung der Verfügung
• Begriff der Verfügung (Legaldefinition z.B. in Art. 5 Abs. 1 VwVG)
• Unterscheidung Verfügung/Entscheid im Kanton St. Gallen
• Abgrenzung Auflage/Bedingung
• Gesetzliche Grundlage?
Aufhebung von aArt. 10 Abs. 3 SVG (per 30. November 2005)
Zulässigkeit aufgrund allgemeiner Grundsätze des Verwaltungsrechts
24.10.2019 Praxis der VRK zu Auflagen 6
3. Allgemeine Ausführungen zu Auflagen
• Voraussetzungen der Auflagen
• Geeignetheit
• Notwendigkeit
• Zumutbarkeit (Verhältnismässigkeit)
• Erfüll- und Kontrollierbarkeit
24.10.2019 Praxis der VRK zu Auflagen 7
3. Allgemeine Ausführungen zu Auflagen
• Praxis des Schweizerischen Bundesgerichts
• z.B. dauerhafte Überwindung einer Sucht -> Behandlung und Kontrolle
während vier bis fünf Jahren (z.B. BGer 1C_342/2009 vom 23.3.2010
E. 2.4)
• Kosten vom Betroffenen zu bezahlen (Kostenhöhe muss
verhältnismässig sein; z.B. BGer 1C_342/2009 vom 23.3.2010 E. 3.1
und 6A.77/2004 vom 1.3.2005 E. 2)
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4. Fallbesprechung (Trinkfestigkeit)
• Tatzeit: 24.4.18, 23.50 Uhr
• im Auto schlafender Mann
• Atemalkohol: 0,85 und 0,87 mg/l
• BAK mind. 2,32, max. 3,10 ‰
• Trinkangaben unvollständig
• vm Untersuchung (1. Segment [kopfhautnah]: kein EtG, 2. Segment: weniger als 7 pg/mg)
• alkoholrelevante Blutparameter im Normbereich
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4. Fallbesprechung (Trinkfestigkeit)
• vm Gutachten• keine Alkoholabhängigkeit• kein Alkoholmissbrauch• Gewöhnungseffekt, deshalb Auflagen
empfohlen
• Strassenverkehrsamt verfügt Auflagen• VRK hebt Auflagen auf
• Kriterium der Trinkfestigkeit reicht nicht• Rückschlüsse BAK/EtG-Ergebnis? • Trinkfestigkeit = unklarer Begriff• erstmals auffällig im Strassenverkehr• Haaranalyse = wichtiges Beweismittel• keine Auflagen auf Vorrat
(VRKE IV-2019/2 vom 27.6.19 und IV-2017/142 vom 31.5.2018)
24.10.2019 Praxis der VRK zu Auflagen 10
4. Fallbesprechung (Neigung zu Alkoholmissbrauch)
• Tatzeit: 26.9.2015, 22.15 Uhr
• Verkehrskontrolle in Staad
• BAK 1,67 bis 1,87 bzw. bei Rückrechnung 1,7 bis 2,11 ‰
• vorsorglicher Führerausweisentzug
• vm Gutachten• verkehrsrelevanter, mind. episodisch
übermässiger Alkoholkonsum• zu erarbeitende selbstkritische
Konsumeinschätzung• Empfehlung: mind. 1-jährige
Alkoholtotalabstinenz
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4. Fallbesprechung (Neigung zu Alkoholmissbrauch)
• Strassenverkehrsamt• Aufhebung vorsorgl. Führerausweisentzug
• 4 Monate Warnungsentzug (vollzogen)
• Alkoholtotalabstinenz (mind. 1 Jahr) unter fachlicher Begleitung
• Rekursantrag: keine Auflagen
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4. Fallbesprechung (Neigung zu Alkoholmissbrauch)
• VRK: Bestätigung der Auflagen:• Grundsätzlich keine Bedingungen und
Auflagen nach Ablauf eines Warnungsentzugs
• Führerausweis jederzeit aus besonderen Gründen mit Auflagen versehen können
• Neigung zu Alkoholmissbrauch = besonderer Grund (BGE 131 II 248 E. 6)
• EtG-Werte von 7,7 pg/mg (kopfhautnah) und 30 pg/mg (kopfhautfern)
• Bagatellisierung des Alkoholkonsums
• Gewisse Alkoholgewöhnung(VRKE IV-2016/33 vom 29.9.2016)
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4. Fallbesprechung (social drinking)
• Tatzeit: 11. Februar 2017, 23.30 Uhr
• Selbstunfall mit Fahrrad• BAK mind. 2,33 und max.
3,16 ‰• 2010 Sicherungsentzug
(Trunkenheitsfahrt mit 2,5 ‰)• Empfehlung vm Gutachten:
Fahrabstinenz und soziales Alkoholtrinkverhalten
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4. Fallbesprechung (social drinking)
• Strassenverkehrsamt folgt Gutachten und ordnet Auflagen an
• erste Haarkontrolle Dezember 2017: EtG-Wert von 51 pg/mg
• vorsorglicher Führerausweisentzug
• Rekurs, aufschiebende Wirkung erteilt
• Strassenverkehrsamt widerruft vorsorglichen Führerausweis-entzug
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4. Fallbesprechung (social drinking)
• Weshalb aufschiebende Wirkung?
• keine konkreten Verhaltenspflichten
• Nur was im Rechtsspruch verfügt wird, gilt.
• Erfüll- und Kontrollierbarkeit fraglich
• Auflage = Unterstützung des Betroffenen (keine Falle stellen)
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4. Fallbesprechung (Missachtung der Auflagen)
• Art. 16 Abs. 1 SVG (Kann-Vorschrift)
• Art. 17 Abs. 5 SVG (Entzug zwingend)
• vorsorglicher Führerausweisentzug mit nachträglicher Wiedererteilung (im konkreten Fall analoge Anwendung von Art. 17 Abs. 5 SVG bejaht; VRKE IV-2017/37 vom 30.11.17)
• 20 Joints pro Woche (Cannabisabhängigkeit)• wegen Zeitablaufs kein Sicherungsentzug• Entzug hier auch gestützt auf Art. 16 Abs. 1 SVG möglich
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4. Fallbesprechung (Missachtung der Auflagen)
• Handlungsmöglichkeiten im Fall von Art. 16 Abs. 1 SVG (statt eines Sicherungsentzugs)
• Ermahnung (nicht Verwarnung)• Auflagen neu festsetzen (enger schnüren oder zusätzliche
Nebenstimmungen)
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Herzlichen Dank für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!