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PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG STAND UND PERSPEKTIVEN DER DIGITAL SIERUNG IN DER VERTRAGS˜RZTLICHEN PSYCHOTHERAPEUTISCHEN VERSORGU wissenschaftlich begleitet und durchgeführt von

Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

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1PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019STAND UND PERSPEKTIVEN DER DIGITALI­SIERUNG IN DER VERTRAGSÄRZTLICHEN UND ­PSYCHOTHERAPEUTISCHEN VERSORGUNG

wissenschaftlich begleitet unddurchgeführt von

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2 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Seite ohne Inhalt

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3PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ZUSAMMENFASSUNG 8

1. HINTERGRUND UND ZIELSETZUNG 11

2. METHODISCHE VORBEMERKUNGEN 13

3. ERGEBNISSE: STAND UND BEWERTUNG DER DIGITALISIERUNG INVERTRAGSÄRZTLICHEN/-PSYCHOTHERAPEUTISCHEN PRAXEN 15

3.1 Praxisinterne Digitalisierung 153.1.1 Patientendokumentation 153.1.2 Praxismanagement 163.1.3 Nutzung digitaler medizinischer Geräte 173.1.4 Digitale Anwendungen in Diagnostik und Therapie 183.2 Digitale Kommunikation 203.2.1 Kommunikation mit anderen Praxen und ambulanten Einrichtungen 203.2.2 Intersektorale Kommunikation mit Krankenhäusern 243.2.3 Kommunikation mit Körperschaften 263.3 Digitale Patientenkommunikation 283.3.1 Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis 283.3.2 Von Patienten selbst erhobene digitale Daten 283.3.3 Elektronische Gesundheitsakte 323.3.4 Fernbehandlung 323.3.5 Digitale Angebote der Praxen für Patienten 343.4 Einstellungen und Einschätzungen zur Digitalisierung in der

ambulanten medizinischen Versorgung 373.4.1 Effekte der Digitalisierung auf die Versorgung 373.4.2 Hemmnisse der Digitalisierung 403.4.3 Unterstützung und Fortbildungen 43

INHALT

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4 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

4. VERÄNDERUNGEN GEGENÜBER DEM VORJAHR 444.1 Fortschritte der Digitalisierung 444.2 Stagnierende Entwicklungen der Digitalisierung 52

5. ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSFOLGERUNGEN DER KBV 565.1 Ärzte begrüßen sinnvolle Digitalisierung zur Verbesserung der

Kommunikations- und Managementprozesse in den Praxen 565.2 Verhältnismäßigkeit von Aufwand und Nutzen: Formulare, QES und Digitalisierung 575.3 Ärzte benötigen mehr Flexibilität, Auswahl und Unterstützung bei der Nutzung digitaler Angebote 595.4 IT-Sicherheit bleibt für Digitalisierungsfortschritt entscheidend: Unterstützung notwendig 595.5 Vernetzung, Interoperabilität und Datenaustausch fördern 605.6 Digitale Gesundheitsanwendungen und Dienste haben Potenzial 605.7 Digitalisierung gestalten 60

ANHANG: METHODISCHER ANSATZ DER BEFRAGUNG UND RÜCKLAUF 61

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5PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNGEN

Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale für die Auswertungen der Befragungsdaten 14Abbildung 3: Digitalisierungsgrad der Patientendokumentation 15Abbildung 4: Digitalisierungsgrad der Patientendokumentation (nach Fachgruppen) 16Abbildung 5: Digitalisierungsgrad des Praxismanagements 17Abbildung 6: Anbindung digitaler medizinischer Geräte an das Praxisverwaltungssystem

(insgesamt und nach Praxisgröße – ohne Psychotherapeuten) 18Abbildung 7: Verwendung von Geräten zur Ferndiagnostik

(insgesamt und nach Fachgruppen – ohne Psychotherapeuten) 19Abbildung 8: Verwendung von digitalen AMTS-Prüfsystemen

(insgesamt und nach Fachgruppen – ohne Psychotherapeuten) 19Abbildung 9: Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit anderen Ärzten/Psychotherapeuten

und ambulanten Einrichtungen (insgesamt und nach Praxisgrößen) 20Abbildung 10: Art der digitalen Kommunikation mit anderen Ärzten/Psychotherapeuten

und ambulanten Einrichtungen 21Abbildung 11: Empfang und Versand digital übermittelter Daten von anderen Praxen

und ambulanten Einrichtungen – ohne Psychotherapeuten 22Abbildung 12: Zusammenhang des Digitalisierungsgrads von Praxisdokumentation

und Datenaustausch 23Abbildung 13: Bewertung digitaler Datenübertragung in der ambulanten Versorgung 23Abbildung 14: Bereitschaft der Umstellung der Patientendokumentation

auf einheitliche Standards für Anamnesen, Befunde und Therapien 24Abbildung 15: Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit Krankenhäusern

(insgesamt und nach Praxisgrößen) 25Abbildung 16: Inhalte des digitalen Austausches mit Krankenhäusern 25Abbildung 17: Digitale Verbindung mit Einweiserportalen

(insgesamt und nach Praxisgrößen – ohne Psychotherapeuten) 26Abbildung 18: Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit Körperschaften und Behörden 27Abbildung 19: Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis

(insgesamt und nach Altersgruppen) 28Abbildung 20: Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis

(insgesamt und nach Altersgruppen von Psychotherapeuten) 29Abbildung 21: Art der digitalen Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis 29Abbildung 22: Anteil von Patienten mit selbst erhobenen digitalen Daten in der Sprechstunde

(nach Praxisgrößen) 30Abbildung 23: Bewertung der von Patienten selbst erhobenen digitalen Gesundheitsdaten

(nach Fachgruppen) 31Abbildung 24: Bewertung der von Patienten selbst erhobenen digitalen Gesundheitsdaten

(nach Regionstypen) 31Abbildung 25: Anteil von Patienten mit der Nutzung einer elektronischen Gesundheitsakte

(nach Praxisgrößen) 32

Page 6: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

6 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Abbildung 26: Bewertung der von Patienten genutzten elektronischen Gesundheitsakte (nach Praxisgrößen) 33Abbildung 27: Bewertung der Möglichkeit der ausschließlichen Fernbehandlung ohne vorherigen unmittelbaren Patientenkontakt (insgesamt und nach Fachgruppen) 33Abbildung 28: Formen der Praxisdarstellung im Internet 34Abbildung 29: Digitale Angebote der ärztlichen Praxen für Patienten 35Abbildung 30: Wunsch nach Ausbau digitaler Angebote ärztlicher und psychotherapeutischer Praxen für Patienten (insgesamt sowie insgesamt ohne Psychotherapeuten) 36Abbildung 31: Bewertung des Nutzens digitaler Anwendungen für die Patientenversorgung 37Abbildung 32: Einschätzung des Einflusses der Digitalisierung auf verschiedene Aspekte der ärztlichen/psychotherapeutischen Tätigkeiten 38Abbildung 33: Erwartung (starker) Verbesserungen infolge der Digitalisierung auf Kommunikation mit Krankenhäusern/anderen Praxen und Praxisprozesse, differenziert nach Fachrichtung 39Abbildung 34: Erwartung (starker) Verbesserungen infolge der Digitalisierung auf Diagnosequalität, Therapieerfolg und Arzt-Patienten-Beziehung, differenziert nach Fachrichtung 40Abbildung 35: Einschätzung zur Stärke möglicher Hemmnisse der Digitalisierung in den Praxen 41Abbildung 36: Teilnahme an einer Fortbildung mit Digitalisierungsbezug innerhalb der letzten drei Jahre 43Abbildung 37: Angabe zur (nahezu) kompletten Digitalisierung des Qualitätsmanagements, 2018-2019 44Abbildung 38: Verwendung von digitalen Systemen zur Prüfung auf AMTS-Risiken (insgesamt ohne Psychotherapeuten und hausärztliche Versorgung), 2018-2019 45Abbildung 39: Bereitschaft auf einheitliche Standards für Anamnesen, Befunde und Therapien in der Patientendokumentation, 2018-2019 45Abbildung 40: Digitale Verbindung mit Krankenhäusern, beispielsweise durch Einweiserportale (nach Praxisgrößen – ohne Psychotherapeuten), 2018-2019 46Abbildung 41: Mindestens hälftige Digitalisierung der schriftlichen Kommunikation mit Krankenhäusern (insgesamt und nach Praxisgrößen), 2018-2019 47Abbildung 42: Mindestens hälftige Digitalisierung der Patientenkommunikation außerhalb der Praxis (insgesamt und nach Fachgruppen), 2018-2019 47Abbildung 43: Wunsch nach Ausbau digitaler Angebote für Patienten, 2018-2019 48Abbildung 44: Bewertung des Nutzens digitaler Anwendungen zur Sammlung medizinischer Daten für die Patientenversorgung (ohne Psychotherapeuten), 2018-2019 49Abbildung 45: Einschätzung des Einflusses der Digitalisierung auf die Arzt-Patienten-Beziehung, 2018-2019 49Abbildung 46: Einschätzung des Einflusses der Digitalisierung auf die Diagnosequalität, 2018-2019 50Abbildung 47: Digitalisierungsgrad der Patientendokumentation (ohne Psychotherapeuten), 2018-2019 52Abbildung 48: Digitalisierungsgrad der schriftlichen Kommunikation im ambulanten Bereich, 2018-2019 53Abbildung 49: Empfang digital übermittelter Daten von anderen Praxen und ambulanten Einrichtungen (ohne Psychotherapeuten), 2018-2019 53Abbildung 50: Ausgewählte digitale Angebote für Patienten (ohne Psychotherapeuten), 2018-2019 54Abbildung 51: Einschätzung ausgewählter Aspekte als starkes Hemmnis der Digitalisierung in den Praxen, 2018-2019 55Abbildung 52: Stand der Digitalisierung in Praxen sowie Einschätzungen der Praxen zu ausgewählten Digitalisierungsaspekten 58

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7PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

TABELLEN

Tabelle 1: Anzahl und Struktur der vertragsärztlichen/-psychotherapeutischen Praxen mit Befragungsteilnahme 2019 13Tabelle 2: Bewertung und Präferenz bezüglich des Nutzens digitaler Patienten-/ Gesundheitsakten, 2018–2019 51Tabelle 3: Zuordnung der Arztgruppen zu den fünf Gruppen differenziert nach Versorgungsebene für die Stichprobenziehung 62Tabelle 4: Verteilung der Grundgesamtheit nach Praxisgrößen und Versorgungsebenen 63Tabelle 5: Schichtung der angestrebten Netto-Stichprobe nach Versorgungsebenen und Praxisgrössen 63Tabelle 6: Anzahl und Struktur der vertragsärztlichen/-psychotherapeutischen Praxen mit Befragungsteilnahme (geschlossen und insgesamt) 65

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abkürzung ErläuterungAMTS ArzneimitteltherapiesicherheitBAG BerufsausübungsgemeinschaftBMG Bundesministerium für GesundheitEBM Einheitlicher BewertungsmaßstabEDV elektronische DatenverarbeitungKBV Kassenärztliche BundesvereinigungKI Künstliche IntelligenzKV Kassenärztliche VereinigungMDK Medizinischer Dienst der KrankenkassenMVZ Medizinische VersorgungszentrenPVS PraxisverwaltungssystemQES qualifizierte elektronische SignaturQR-Code Quick Response-CodeQS QualitätssicherungSGB V Sozialgesetzbuch – Fünftes BuchSGB X Sozialgesetzbuch – Zehntes Buch

Die im Bericht dargestellten Tabellen und Abbildungen basieren auf eigenen Quellen, soweit dies nicht anders ange geben ist.

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8 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ZUSAMMENFASSUNG

Das PraxisBarometer Digitalisierung lieferte im vergangenen Jahr erstmals einen umfassenden Überblick über den Verbreitungsgrad digitaler Anwendungen unter den Vertragsärzten und -psycho-therapeuten sowie zu deren Einstellun-gen, Erfahrungen und Erwartungen mit Blick auf Digitalisierungsfortschritte in der vertragsärztlichen und -psycho-therapeutischen Versorgung. Für das PraxisBarometer Digitalisierung 2019 wurden erneut vertragsärztliche und -psychotherapeutische Praxen befragt.In diesem Jahr beteiligten sich mehr als2.000 Praxen.

DIGITALISIERUNGSFORTSCHRITTE DER PRAXEN IN VIELEN BEREICHEN

Die Ergebnisse zeigen, dass die Digitali-sierung in den vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Praxen in zahl-reichen Bereichen schon weit vorange-schritten ist.

In der öffentlichen Diskussion weniger wahrgenommen, sind Praxisorganisa­tion und ­management ein Schwerpunkt fortschreitender Digitalisierung:

> Bei rund drei Vierteln der Arztpraxen(76 Prozent) ist die Patientendokumen­tation mehrheitlich oder nahezu voll-ständig digitalisiert.

> Rund die Hälfte der vertragsärztlichenund -psychotherapeutischen Praxenorganisiert Termine und Wartezeitennahezu komplett digital; von den großenPraxen mit fünf und mehr Ärzten/Psy-cho therapeuten sind es sogar 88 Prozent.

> Über ein Fünftel der Praxen verfügtüber ein (nahezu) komplett digitalisiertesQualitätsmanagement, ihr Anteil hatsich gegenüber dem Jahr 2018 mehr alsverdoppelt.

Generell zeigt sich, dass der Digitalisie-rungsgrad mit der Praxisgröße über alle Bereiche des Praxismanagements hinweg deutlich ansteigt.

Es gibt aber auch Bereiche, in denen die hausärztlichen Praxen, welche im Durchschnitt kleiner sind, häufiger digi-tal arbeiten. Dies zeigt sich insbesondere bei der Nutzung von digitalen medizini-schen Geräten und Anwendungen:

> Fast 80 Prozent der hausärztlichenPraxen verfügen über medizinischeGeräte mit digitalen Schnittstellen.

> Zwei Drittel der Hausarztpraxen – unddamit spürbar mehr als im Vorjahr –nutzen digitale Anwendungen zur Arz­neimitteltherapiesicherheit, bereits fastein Viertel der Hausarztpraxen Gerätezur Ferndiagnostik.

Die digitale Kommunikation mit Patien-ten außerhalb der Praxen hat deutlich zugenommen. Bei rund 44 Prozent der psychotherapeutischen Praxen findet die Patientenkommunikation mittlerweile mindestens zur Hälfte digital statt, unter den jüngeren Psychotherapeuten bis 50 Jahre sind es sogar rund 54 Prozent. Im Durchschnitt aller Praxen ist der ent-sprechende Anteilswert von 12 Prozent im Vorjahr auf 25 Prozent stark gestiegen.

Patienten verfügen zunehmend über digitale Anwendungen und erheben selbst eigene Gesundheitsdaten. Die Arzt-praxen setzen sich damit auseinander: Bereits zwei Drittel der Hausarztpraxen berichten über – wenn auch noch relativ wenige – Patienten mit selbst erhobenen Daten, und der ganz überwiegende Teil dieser Hausarztpraxen (87 Prozent) hält diese Daten zumindest teilweise für hilfreich.

Knapp die Hälfte der Praxen hat in den letzten drei Jahren an einer Fortbildung mit Digitalisierungsbezug teilgenommen.

DIGITALISIERUNGSPOTENZIALE IN ANDEREN BEREICHEN NICHT AUSGESCHÖPFT

Allerdings gibt es ebenfalls eine Reihe von Bereichen, in denen die Digitali-

sierung nicht oder nur langsam voran-schreitet. So sind in den Praxen nicht alle medizinischen Geräte mit digitalen Schnittstellen auch mit dem Praxisver-waltungssystem verbunden (bei den Hausärzten mit solchen Geräten ist das beispielsweise nur bei knapp einem Drittel der Fall).

Vor allem aber in der praxisexternen Kommunikation gelingt die digitale Kommunikation bislang nur selten:

> Die schriftliche Kommunikation mit anderen Ärzten und Psychotherapeutenoder anderen ambulanten Einrichtungenfindet bei rund 85 Prozent der Praxenmehrheitlich oder nahezu komplett inPapierform statt (auch unter den größe-ren Praxen betrifft dies immer noch runddrei Viertel).

> Die schriftliche Kommunikation undder Austausch von Behandlungsdatenmit Krankenhäusern bleibt ganz über-wiegend papierbasiert. Nur unter dengroßen Praxen hat es hier im Vergleichzum Vorjahr spürbare Fortschritte gege-ben.

> Der digitale Austausch behandlungsre­levanter Daten konzentriert sich derzeitnoch weitgehend auf Labordaten. Dasdürfte auch darauf zurückzuführen sein,dass hierfür keine qualifizierte elektroni-sche Signatur (QES) erforderlich ist unddie Interoperabilität durch ein etabliertesAustauschformat sichergestellt wird.

Erwartungsgemäß sind elektronische Gesundheitsakten noch nicht weit ver-breitet. Immerhin jede fünfte Praxis (20 Prozent) gab an, dass Patienten zumindest vereinzelt eine solche elektro-nische Akte nutzen. Unter den großen Praxen (fünf und mehr Ärzte/Psychothe-rapeuten) traf dies sogar auf mehr als jede dritte zu (36 Prozent).

Die Möglichkeit einer ausschließlichen Fernbehandlung ohne vorherigen Patientenkontakt beurteilt die Mehrheit

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9PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

der Praxen noch zurückhaltend: Zwei Drittel aller Praxen (und 60 Prozent der ärztlichen Praxen) halten einen vorange-henden unmittelbaren Patientenkontakt stets für erforderlich.

Digitale Angebote für Patienten bieten die Praxen nur sehr begrenzt an, am häufigsten noch die Online-Terminver-einbarung (15 Prozent der Praxen). Etwa 60 Prozent der Praxen machen ihren Patienten hingegen keine digi-talen Angebote, bei großen Praxen ist dies seltener der Fall (46 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier kaum Veränderungen.

EDV-SICHERHEIT UND AUFWAND- NUTZEN-VERHÄLTNIS SIND GRÖSSERE HEMMNISSE

Unter den Antworten zu den Ursachen dafür, dass in einigen wesentlichen Bereichen die Digitalisierung stagniert, dominieren weiterhin Probleme mit der EDV-Sicherheit. In diesem Jahr wurde zusätzlich auch nach dem Verhältnis von Aufwand und Nutzen gefragt.

> Für deutlich mehr als die Hälfte (60 Pro zent) der Praxen und damit am häufigsten stellen Sicherheitslücken in den EDV­Systemen starke Hemmnisse für den Digitalisierungsfortschritt dar.

> Ähnlich häufig wird von den Praxen der mit der Digitalisierung verbundene Umstellungsaufwand (56 Prozent) und ein ungünstiges Kosten­Nutzen­Ver­hältnis einer weiteren Digitalisierung (54 Prozent) genannt, gefolgt von der Fehleranfälligkeit der EDV­Systeme (46 Prozent).

> Etwas mehr als ein Drittel der Praxen sieht in fehlender Nutzerfreundlich­keit digitaler Anwendungen, knapp ein Viertel der Praxen in einer mangelnden Geräteanbindung an die Praxisverwal­tungssysteme sowie in einer unzurei­chenden Internetgeschwindigkeit ein starkes Hemmnis für die Digitalisierung.

Größere Praxen scheinen mit diesen Herausforderungen insgesamt besser zurecht zu kommen: Sie werten diese Themen deutlich seltener als starkes Hemmnis. Eine fehlende Nutzerfreund-lichkeit bewerten die psychotherapeuti-schen Praxen am seltensten als starkes Hemmnis.

PRAXEN ÜBERWIEGEND MIT POSITIVEN ERWARTUNGEN

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass sich der in einigen Bereichen relativ geringe Digitalisierungsfortschritt – insbesondere bei der externen Kom-munikation und dem digitalen Daten-austausch – kaum mit einer fehlenden Bereitschaft der Praxen begründen lässt.

Stattdessen stehen große Teile der Praxen dem Digitalisierungsfortschritt meist po-sitiv gegenüber. Dies betrifft wesentliche Aspekte der Patientendokumentation und der Kommunikation:

> Deutlich zugenommen hat die Bereit-schaft, die Patientendokumentation auf einheitliche Standards umzustellen, um den digitalen Datenaustausch mit Kolle-gen zu fördern. Unter den großen Praxen sind dies mittlerweile drei Viertel.

> Mit Blick auf die Kommunikation mit Krankenhäusern erwartet deutlich mehr als die Hälfte (62 Prozent) der ärztlichen Praxen vom Digitalisierungsfortschritt (starke) Verbesserungen. Ähnlich hoch sind die Erwartungen an den Digitali-sierungsfortschritt im Hinblick auf die Kommunikation mit niedergelassenen Kollegen und auf das Praxismanage-ment.

> Viele Arztpraxen würden ihren Patien-ten gerne mehr digitale Dienste anbieten wie Erstellung und Pflege eines elektro-nischen Medikationsplans (63 Prozent der Hausarztpraxen) und eines digitalen Notfalldatensatzes (52 Prozent der Haus-arztpraxen) sowie digitale Verordnun-gen, Überweisungen und Bescheinigun-gen (45 Prozent aller ärztlichen Praxen). Ein Viertel der psychotherapeutischen Praxen würden ihren Patienten gerne Online- oder Video-Sprechstunden anbie-ten (im Vorjahr waren es nur 15 Pro zent). Dies entspricht auch der Einschätzung des Nutzens durch die Praxen: Für den elektronischen Medikationsplan bewerten diesen fast 70 Prozent, für den digitalen Notfalldatensatz 62 Prozent der Arztpraxen als sehr oder eher hoch. Mehr als die Hälfte der ärztlichen Praxen (55 Prozent) finden auch digitale Verord-nungen, Überweisungen und Bescheini-gungen sehr oder eher nützlich.

> Von der digitalen Patientenakte erwar-ten etwas mehr als die Hälfte der ärztli-chen Praxen einen sehr oder eher hohen Nutzen – vorausgesetzt, diese wird vom Arzt verwaltet. Einer ausschließlich von den Patienten selbst verwalteten digita-len Akte sehen lediglich rund ein Fünftel der ärztlichen Praxen positiv entgegen.

Im Hinblick auf den Digitalisierungs-fortschritt in der Patientenversorgung sind die Erwartungen der Praxen jedoch insgesamt zurückhaltender:

> Nur jeweils rund ein Fünftel der Praxen betrachtet Videosprechstunden und Online­Diagnosen/Therapien als sehr oder eher nützlich für die Patientenver-sorgung. Die psychotherapeutischen Praxen schätzen hierbei den Nutzen von Videosprechstunden höher ein (27 Prozent).

> Den Einfluss des Digitalisierungsfort-schritts auf die Diagnosequalität und den Therapieerfolg bewerten relativ viele Praxen als insgesamt neutral; an-sonsten erwarten mehr Praxen Verbesse-rungen als Verschlechterungen.

> Dass sich die Arzt­Patienten­Bezie­hung infolge des Digitalisierungsfort-schritts (stark) verschlechtert, erwarten 43 Prozent der Praxen, nur 14 Prozent rechnen mit Verbesserungen.

Allerdings variieren die Einstellungen mit der Praxisgröße und der fachlichen Spezialisierung: Größere und stärker spe-zialisierte sowie interdisziplinär ausge-richtete Praxen sind hier optimistischer; psychotherapeutische Praxen zeigen im Durchschnitt die größte Skepsis.

Der aktuelle Digitalisierungsprozess wird von der großen Mehrheit der Praxen nicht grundsätzlich in Frage gestellt. So gibt es wesentlich mehr Praxen, die sich auf die offene Frage nach Unterstüt-zungsbedarf durch die Kassenärztlichen Vereinigungen Unterstützung bei der konkreten Umsetzung der Digitalisierung wünschen, als Praxen, die eine Distan-zierung vom gegenwärtig eingeschlage-nen Weg der Digitalisierung oder eine Entschleunigung der Digitalisierung fordern.

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10 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

SCHLUSSFOLGERUNGEN DER KBV

Die Ergebnisse der Befragung wurden von der KBV bewertet und es wurden da-raus Schlussfolgerungen abgeleitet, die ebenfalls Teil des vorliegenden Berichts sind.1

Arztpraxen sind offen für die weitere Digitalisierung und arbeiten auf hohem Niveau zunehmend digital, was sich ablesen lässt am leicht steigenden Anteil von hauptsächlich digital dokumentie-renden Praxen, der zunehmenden Digi-talisierung des Praxismanagements, den steigenden Anteilen von mit dem PVS verbundenen medizinischen Geräten, den Anwendungen für Arzneimittelthe-rapiesicherheit und der Patientendoku-mentation. Die Praxen nutzen bereits zu einem Großteil digitale Anwendungen. Die Bereitschaft zur weiteren Digitalisie-rung ist ebenso mehrheitlich vorhanden. Allerdings sind die aktuellen Angebote sowie Voraussetzungen unzureichend, wie das Beispiel QES zeigt, und der zu betreibende Aufwand steht in einem ungünstigen Verhältnis zum Nutzen. Dieses gilt es durch aufwandsarme und praktikable Lösungen mit echtem Nutzen in der Versorgung zu verbessern.

Aus Sicht der KBV kann die Digitalisie-rung zahlreiche Vorteile für Patienten und Ärzte mit sich bringen und helfen, die Herausforderungen einer älter und kränker werdenden Gesellschaft und den damit einhergehenden Anstieg des Versorgungsbedarfs zu meistern und zu steuern.

Gute digitale Technologien können das Praxis- und Qualitätsmanagement ver-einfachen, die Diagnostik und Therapie beschleunigen und gleichzeitig den Arzt und auch den Patienten zeitlich entlas-

ten. So kann der Therapieerfolg und auch die Arzt-Patienten-Beziehung verbessert und Fehlversorgung vermieden werden. Nicht zuletzt können durch neue Tech-nologien Möglichkeiten der Fernbehand-lung erschlossen werden, die völlig neue (digitale und virtuelle) Versorgungspfade ermöglichen, die die Versorgung insbe-sondere ländlicher Regionen in Zukunft erleichtern. Im günstigsten Fall führt die Digitalisierung der Versorgung zu einer Steigerung der Effizienz aufgrund opti-mierter Abläufe sowie der Vermeidung von Medienbrüchen und Mehrfacheinga-ben durch verbessertes Datenhandling. Im schlimmsten Fall werden Prozesse durch die Digitalisierung umständlicher, stören die Arbeitsabläufe und kosten so Arbeitszeit, die zur Behandlung von Patienten zur Verfügung stehen sollte. Die KBV setzt sich für sichere digitale Verwaltungs- und Versorgungsprozesse für Ärzte und Patienten ein, bei denen digitale Anwendungen dort Anwendung finden, wo sie für Patienten, Ärzte und Psychotherapeuten Mehrwert bringen und so die Versorgungsqualität steigern.

Um den Prozess der Digitalisierung der ambulanten Versorgung auch weiterhin qualifiziert begleiten zu können, wird die KBV das PraxisBarometer Digitalisierung auch in Zukunft fortsetzen, um Verände-rungen zu dokumentieren, Trends früh-zeitig zu erkennen und die Perspektive der Vertragsärzte auf die Digitalisierung der Versorgung zu vertreten...................................................................

SCHLUSSFOLGERUNG DER KBV AUF EINEN BLICK:

> Digitalisierung im Gesundheitswesen kann Verbesserungen für die Versorgung mit sich bringen, bspw. Effizienzgewin-ne, Vermeidung von Informationsverlus-

ten aufgrund von Medienbrüchen und durch neue digitale Gesundheitsanwen-dungen wie KI-basierte diagnostische Systeme...................................................................

> Digitalisierung bedeutet zunächst vor allem Aufwand für die Niedergelassenen als Sender und Vorteile für die Empfän-ger von Informationen: Effizienzgewinne durch die Digitalisierung, insbesondere „arztferner“, administrativer, bürokrati-scher Tätigkeiten, müssen sich in mehr Zeit für die Arzt-Patienten-Beziehung niederschlagen...................................................................

> Die KBV fördert die reibungslose und aufwandsarme Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen, um interoperab-len Informationsaustausch zu ermög-lichen, bspw. durch die Definition von Medizinischen Informationsobjekten...................................................................

> Die KBV setzt sich für sinnvolle digitale Gesundheitsanwendungen ein, die evi-denzbasierten Kriterien entsprechen und die Patientenbetreuung unterstützen...................................................................

> Es müssen hinsichtlich der Sicherheit und Usability attraktive digitale Ange-bote geschaffen und sinnvolle politi-sche Regelungen zum Schutz sensibler Gesundheitsdaten gefunden werden, die eine praktikable Umsetzung bei den Niedergelassenen ermöglichen...................................................................

> IT-Sicherheit ist insbesondere im Gesundheitswesen ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Digitalisierung und braucht entsprechende ideelle wie finanzielle Förderung für die Niederge-lassenen.

1 Die KBV veröffentlicht ausgewählte Ergebnisse des Berichts unter http://kbv.de/html/gesundheitsdaten.php.

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11PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

1. HINTERGRUND UND ZIELSETZUNG

ABBILDUNG 1: THEMENBEREICHE IM PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

PATIENTENKOMMUNIKATION UND -VERSORGUNG........................................................................> digitale Angebote der Praxen........................................................................> Art und Umfang digitaler Kommunikation........................................................................> Praxisdarstellung in digitalen Medien........................................................................> selbstgenerierte digitale Daten........................................................................> Nutzung elektronischer Gesundheitsakten........................................................................> Möglichkeit ausschließlicher Fernbe handlung........................................................................> digitale Anwendungen für Patientenver sorgung

EINSTELLUNGEN/EINSCHÄTZUNGEN........................................................................> Chancen/Risiken........................................................................> Hemmnisse........................................................................> Nutzen digitaler Anwendungen........................................................................> Unterstützungsmöglichkeiten durch KVen/KBV........................................................................> Fortbildung zur Digitalisierung

PRAXISEXTERNE KOMMUNIKATIONMIT ANDEREN PRAXEN, AMBULANTEN EINRICHTUNGEN UND KRANKENHÄUSERN..........................................................................> Inhalte, Art und Umfang digitaler Kommunikation..........................................................................> Potenziale mit Körperschaften/Behörden..........................................................................> Umfang digitaler Kommunikation

PRAXISINTERNALLGEMEINE PRAXISORGANISATION/ QUALITÄTSMANAGEMENT...............................................................> Patientendokumentation...............................................................> medizinische Geräte...............................................................> Diagnostik/Therapie

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12 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Das PraxisBarometer Digitalisierung lieferte im vergangenen Jahr erstmals einen umfassenden Überblick über den Verbreitungsgrad digitaler Anwendungen unter den Vertragsärzten und -psycho-therapeuten sowie zu deren Einstellun-gen, Erfahrungen und Erwartungen mit Blick auf Digitalisierungsfortschritte in der vertragsärztlichen und -psycho-therapeutischen Versorgung. Auf der Grundlage einer Befragung, an der sich knapp 1.800 Praxen beteiligten, zeigten sich große Unterschiede hinsichtlich der Digitalisierungsdynamik in Arztpraxen. Diese Unterschiede lassen sich darauf zurückführen, dass sich die Aufwand- Nutzen-Verhältnisse der Digitalisierung nicht nur zwischen den Praxen je nach Größe und Spezialisierung unterschei-den können, sondern auch – teilweise unabhängig hiervon – nach den jeweili-gen Bereichen, in denen digitale Anwen-dungen zum Einsatz kommen können. So konzentrierten sich die Digitalisie-rungsfortschritte bei Vertragsärzten und -psychotherapeuten mehrheitlich auf größere Praxen mit spezialisiertem fachärztlichen Versorgungsangebot oder interdisziplinärer Ausrichtung. Dies war aber nicht durchgängig der Fall, denn bei

einer Reihe von Digitalisierungsthemen – darunter Patientendokumentation, Nutzung von Geräten (Ferndiagnostik), Anwendungen für Arzneimitteltherapie-sicherheit, elektronischer Medikations-plan – erwiesen sich Hausarztpraxen als am fortschrittlichsten. Die digitale Kom-munikation mit Patienten war unter psy-chotherapeutischen Praxen am häufigsten.

Für das PraxisBarometer Digitalisierung 2019 wurden erneut vertragsärztliche und -psychotherapeutische Praxen befragt. In diesem Jahr beteiligten sich mehr als 2.000 Praxen. Einer wiederum repräsentativ ausgewählten Stichprobe der Praxen wurden zum Großteil die-selben Fragen gestellt wie im vergange-nen Jahr, um Veränderungen und das Ausmaß an Digitalisierungsfortschritten in den unterschiedlichen Anwendungs-bereichen der vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Versorgung auf-zeigen zu können. Die Befragung enthielt darüber hinaus einige neue Aspekte. Hierzu zählte beispielsweise die Nutzung von elektronischen Gesundheitsakten, die teilweise erst im Jahr 2019 gestartet wurde. Auch die Möglichkeit einer aus-schließlichen Fernbehandlung, die nach

dem 121. Deutschen Ärztetag im Mai 2018 schrittweise von den meisten Landes-ärztekammern beschlossen wurde, war Gegenstand der diesjährigen Befragung. Den Hintergrund hierfür bildet auch, dass der Deutsche Psychotherapeuten-tag im November 2018 einer Öffnung der Musterberufsordnung für eine psychotherapeutische Fernbehandlung zugestimmt hat. Abbildung 1 visualisiert die weiteren Themenbereiche im Praxis-Barometer Digitalisierung 2019.

In diesem Jahr wurden im Verlauf der Monate Juni und Juli zusätzlich mit 35 Praxen vertiefende qualitative Interviews zu ausgewählten Aspekten geführt. Aus diesen Gesprächen ergaben sich Hinweise zur Interpretation einiger quantitativer Ergebnisse der Befragung sowie Ansatz-punkte für zukünftige Befragungen.

Nach einer kurzen Erläuterung zur Methodik der diesjährigen Befragung (Kapitel 2 und detailliert im Anhang) werden in Kapitel 3 die Ergebnisse dar-gestellt und mit denen des Vorjahres ver-glichen (Kapitel 4). Abschließend zieht die KBV Schlussfolgerungen (Kapitel 5).

Page 13: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

13PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

2. METHODISCHE VORBEMERKUNGEN

Die Ergebnisse aus dem PraxisBarometer Digitalisierung 2019 beruhen auf den An-gaben von insgesamt 2.099 vertragsärzt-lichen und -psychotherapeutischen Pra-xen, die an der Befragung teilgenommen haben. Der Großteil der Angaben stammt von 1.859 Praxen aus der geschlossenen Befragung, die im Rahmen einer geschich-teten Stichprobenziehung zufällig aus-gewählt und individuell angeschrieben wurden. Darüber hinaus machten 239 Praxen Angaben im Rahmen des offenen Teils der Befragung, welche über die Website der KBV frei zugänglich war.

Die Stichprobe wurde aus der Grund-gesamtheit aller Vertragsarztpraxen, Psychotherapeutenpraxen und wei-teren Praxisformen (Medizinische Versorgungs zentren, Berufsausübungs-

gemeinschaften) gemäß Bundesarztregis-terdaten gezogen. Geschichtet wurde die Stichprobe nach

> Praxisgröße (gemessen an der Anzahl der dort jeweils tätigen Vertragsärzte/ -psychotherapeuten) und

> fachlicher Spezialisierung (in Anleh-nung an die Versorgungsebenen gemäß Paragraph 5 der Bedarfsplanungsricht-linie des Gemeinsamen Bundesaus-schusses).

Die Schichtung war dabei teilweise disproportional zur Verteilung in der Grundgesamtheit, um für unterschied-liche Praxistypen getrennte und ver-gleichende Auswertungen durchführen zu können.

Grundlagen für die Nutzung von Adress-daten und den dazugehörigen Angaben zu den Schichtungsmerkmalen der Praxen waren, wie im Vorjahr, eine Genehmigung durch das Bundesminis-terium für Gesundheit (BMG) sowie eine Vereinbarung zur Übermittlung von Sozialdaten für die Forschung und Pla-nung gemäß Paragraph 75 des Zehnten Sozialgesetzbuches (SGB X) zwischen dem IGES Institut und der KBV.

Die Verteilung des Rücklaufs aus geschlossener und offener Befragung hinsichtlich der Merkmale Praxisgröße und fachlicher Spezialisierung (bezie-hungsweise Versorgungsebene) zeigt Tabelle 1.2

FACHLICHE SPEZIALISIERUNG (VERSORGUNGSEBENE) EINZELPRAXIS 2 BIS 4 ÄRZTE/

PSYCHOTHERAPEUTEN5+ ÄRZTE/PSYCHOTHERAPEUTEN INSGESAMT

hausärztlich 258 137 35 430

allgemein fachärztlich 292 124 65 481

spezialisiert/gesondert fachärztlich 190 115 85 390

psychotherapeutisch 440 48 7 495

versorgungsebenenübergreifend 4 110 188 302

insgesamt 1.184 534 380 2.098

TABELLE 1: ANZAHL UND STRUKTUR DER VERTRAGSÄRZTLICHEN/-PSYCHOTHERAPEUTISCHEN PRAXEN MIT BEFRAGUNGSTEILNAHME 2019

2 Eine Praxis aus der offenen Befragung konnte keiner Praxisgröße zugeordnet werden.

Page 14: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

14 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 2: DIFFERENZIERUNGSMERKMALE FÜR DIE AUSWERTUNGEN DER BEFRAGUNGSDATEN

Praxisgröße> Einzelpraxis > 2-4 Ärzte/Psychotherapeuten> 5+ Ärzte/Psychotherapeuten

Fachgruppen/ Versorgungsebenen

> hausärztlich> allgemein fachärztlich> spezialisiert/ gesondert fachärztlich> psychotherapeutisch> versorgungsebenenübergreifend

(interdisziplinär)

Altersgruppen*> < 50 Jahre> 50 bis 60 Jahre> > 60 Jahre

Regionstyp> kreisfreie Großstädte> städtische Kreise> ländliche Kreise

* Bei Praxen mit mehr als einem Arzt/Psychotherapeuten (geschlossene Befragung): Durchschnittsalter aller in der Praxis tätigen Ärzte/Psychotherapeuten.

Alle Auswertungen wurden gewichtet durchgeführt, um Verzerrungen der Aus-wertungsergebnisse aufgrund des un-balancierten Stichprobenplans und der unterschiedlichen Rücklaufquoten in den einzelnen Subgruppen zu korrigie-ren und unverzerrte Schätzungen für die Antworthäufigkeiten zu ermitteln. Das Gewicht wurde dabei so bestimmt, dass die Versorgungsebene und Praxisgröße im Ergebnis entsprechend ihrer Anteile in der Grundgesamtheit in die Auswer-tungen eingingen.3

Die Schätzgenauigkeit ist für die Gesamt-stichprobe maximal und erlaubt reprä-sentative Rückschlüsse auf alle Praxen mit einem maximalen Standardfehler von circa 1,3 Prozentpunkten. Für die Einzelpraxen ist die Schätzgenauigkeit mit einem maximalen Standardfehler von circa 1,6 Prozentpunkten etwas niedriger. Da für die spezialisierten fachärztlichen und versorgungsebenen-

übergreifenden Praxen der Rücklauf geringer ist als für die anderen Fach-gruppen und Versorgungsebenen, sind die Konfidenzintervalle für sie breiter, woraus eine geringere Schätzgenauigkeit und größere Standardfehler (circa 2,7 beziehungsweise 3,4 Prozentpunkte) resultieren.

Im Anhang findet sich eine ausführliche Darstellung des Stichprobenkonzepts, der Durchführung der Befragung und des Rücklaufs.

Für die folgende Ergebnisdarstellung wurden die Antworten der Praxen so-wohl aus der geschlossenen als auch aus der offenen Befragung gemeinsam ausgewertet.4 Die Befragungsdaten kon n -ten nach vier verschiedenen Merkmalen differenziert werden (Abbildung 2). Nachfolgend werden zum Zweck der Übersichtlichkeit die Gesamtergebnisse primär ohne diese Differenzierungen

3

4

Die Analysen wurden in Stata 14.1 mit Surveymethoden (svy: proportion) durchgeführt. Die ermittelten Gewichte wurden als „probability weights“ implementiert.

Im Rahmen der Auswertungen wurde geprüft, wo die Antwortverteilungen aus der offenen Befragung deutlich von denen der geschlossenen Befragung abweichen. In den folgenden Darstellungen findet sich an den Stellen, in denen dies festgestellt wurde, eine entsprechende Erläuterung.

dargestellt. Bei größeren Abweichungen zwischen den Subgruppen, die sich nach den aufgeführten Merkmalsausprägun-gen bilden, werden diese (textlich oder auch graphisch) alternativ oder ergän-zend dargestellt.

Die inhaltliche Gliederung der Ergebnis-darstellung folgt den oben aufgeführten Themenbereichen im PraxisBarometer (Abbildung 1).

Neben der Darstellung im vorliegenden Bericht können ausgewählte Auswertun-gen auf der Internetseite zum PraxisBa-rometer Digitalisierung sowie den KBV- Gesundheitsdaten eingesehen werden.Zudem werden die Befragungsergebnisse als Forschungsdatensatz auf Anfrage zur Verfügung gestellt.

Mehr Informationen dazu erhalten Sie auf der KBV-Webseite unter: http://www.kbv.de/html/praxisbarometer.php.

Page 15: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

15PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

3. ERGEBNISSE: STAND UND BEWERTUNG DER DIGITALISIE­RUNG IN VERTRAGSÄRZTLICHEN/­PSYCHOTHERAPEUTISCHEN PRAXEN

In der öffentlichen Diskussion über Digi talisierungsfortschritte in der ärzt lichen Versorgung stehen häufig Datenflüsse zwischen den Beteiligten im Vordergrund. Digitalisierungsfort-schritte be treff en aber auch ganz wesentlich praxisinterne Prozesse. So zählt das Praxismanagement zu den Bereichen, für die gemäß der letztjähri-gen Befragung die Praxen am häufigsten Verbesserungen durch Digitalisierung erwarteten. Daher wurden auch in diesem Jahr die Praxen nach dem Digitalisierungsfortschritt in zentralen praxisinternen Bereichen befragt, näm lich in der Patientendokumentation, im

Praxismanagement, bei der Nutzung digitaler medizinischer Geräte und digitaler Anwendungen in Diag nostik und Therapie.

3.1.1 PATIENTENDOKUMENTATION

Insgesamt 44 Prozent der Praxen und 58 Prozent der Arztpraxen (ohne Psycho-therapeuten) gaben an, ihre Patientendo-kumentation nahezu komplett digitalisiert zu haben (Abbildung 3). Nahezu komplett in Papierform führt etwas mehr als jede zehnte Praxis ihre Patientendokumenta-tion (12 Prozent), aber nur vier Prozent der Arztpraxen.

Die Ergebnisse zeigen eine deutlich geringere Digitalisierung der Patienten-dokumentation in den psychotherapeu-tischen Praxen, bei knapp 60 Prozent von ihnen ist diese nahezu komplett oder mehrheitlich in Papierform, während der entsprechende Anteilswert der ärztlichen Fachgruppen zwischen sechs Prozent und zehn Prozent liegt (Abbildung 4). Der Anteil der ärztlichen Praxen, deren Patientendokumentation nahezu kom-plett oder mehrheitlich digitalisiert ist, liegt in den verschiedenen Fachgrup-pen bei mindestens 70 Prozent bis zu 84 Prozent bei den versorgungsebenen-übergreifenden Praxen.

3.1 PRAXISINTERNE DIGITALISIERUNG

ABBILDUNG 3: DIGITALISIERUNGSGRAD DER PATIENTENDOKUMENTATION

nahezu komplett digitalisiert

mehrheitlich digitalisiert

hälftig digitalisiert und hälftig in Papierform

mehrheitlich in Papierform

nahezu komplett in Papierform

Frage: „Welche Aussage trifft auf die Patientendokumentation in Ihrer Praxis am ehesten zu?“ „Die Patientendokumentation ist…“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

44%

17%

17%

11%

12%

insgesamt (n=2.069)

15%

4%

insgesamt ohnePsychotherapeuten

(n=1.603)58%

4%

18%

Anteil der Praxen in %

Page 16: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

16 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 4: DIGITALISIERUNGSGRAD DER PATIENTENDOKUMENTATION (NACH FACHGRUPPEN)

hausärztlicheVersorgung (n=428)

allgemein fachärztlicheVersorgung (n=481)

spezialisierte und gesonderte fachärztlicheVersorgung (n=390)

versorgungsebenen­übergreifend(n=302)

psychotherapeutischeVersorgung(n=495)

nahezu komplett digitalisiert

mehrheitlich digitalisiert

hälftig digitalisiert und hälftig

in Papierform

mehrheitlich in Papierform

nahezu komplett in Papierform

Frage: „Welche Aussage trifft auf die Patientendokumentation in Ihrer Praxis am ehesten zu?“ „Die Patientendokumentation ist…“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

53% 17% 20% 6% 4%

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

59% 16% 4%18%

58% 18% 14% 5% 5%

7% 13% 21% 27% 33%

60% 24% 10% 4%

2%

3%

Der deutlich geringere Digitalisierungs-grad der Patientendokumentation unter den psychotherapeutischen Praxen hängt teilweise auch mit der Praxisgröße zusammen. So beträgt der Anteil der nahezu komplett oder mehrheitlich in Papierform arbeitenden Praxen fünf Prozent bei Großpraxen, aber 28 Prozent bei Einzelpraxen. Der Digitalisierungs-grad steigt auch bei den Psychotherapeu-ten mit der Praxisgröße an, allerdings arbeiten 89 Prozent der psychotherapeu-tischen Praxen als Einzelpraxen.

3.1.2 PRAXISMANAGEMENT

Wie in der letztjährigen Befragung sind Terminplanung und Wartezeiten-management die Teile des Praxisma-nagements, die am stärksten digital organisiert sind. Rund die Hälfte der vertragsärztlichen und -psychothera-peutischen Praxen gab an, Termine und Wartezeiten nahezu komplett digital zu organisieren (Abbil dung 5). Rund ein Drittel der Praxen nutzt hierfür immer

noch mindestens mehrheitlich, wenn nicht fast ausschließlich, die Papierform.

Bei rund 45 Prozent der Praxen ist die Planung der Raumbelegung und Geräte-auslastung mehrheitlich oder nahezu komplett digitalisiert, während für rund 31 Prozent der Praxen die Digitalisierung in diesem Bereich keine Rolle spielt oder sie keine Auskunft darüber erteilen konnten. Letzteres kann auch bedeuten, dass eine Belegungsplanung aufgrund einer geringen Raumanzahl irrelevant ist. So waren fast drei Viertel (74 Prozent) der Praxen, die mit „weiß nicht/trifft nicht zu“ geantwortet haben, Einzel-praxen. Knapp zwei Drittel der Praxen haben ihr Qualitätsmanagement und rund 57 Prozent ihre Materialbestellung (ohne Sprechstundenbedarf) mindestens hälftig digital organisiert.

Der Digitalisierungsgrad steigt mit der Praxisgröße über alle Bereiche des Praxismanagements hinweg im Durch-schnitt deutlich an. So lag der Anteil

der Praxen mit mehrheitlicher oder nahezu kompletter Digitalisierung der Terminplanung und des Wartezeiten-managements unter den Einzelpraxen bei 51 Prozent im Vergleich zu rund 88 Prozent unter den Praxen mit fünf und mehr Ärzten/Psychotherapeuten. Für die Digitalisierung der Planung der Raumbelegung und der Geräteauslas-tung liegen die entsprechenden Anteils-werte bei 39 Prozent (Einzelpraxen) gegenüber 75 Prozent (Praxen mit fünf oder mehr Ärzten/Psychotherapeuten). Der Anstieg verläuft aber nicht gleichmä-ßig, der Abstand zwischen der mittleren (zwei bis vier Ärzte/Psychotherapeuten) und höchsten (fünf oder mehr) Größen-kategorie ist je nach Bereich teilweise ge-ringer, teilweise aber auch größer als der Abstand zur Kategorie der Einzelpraxen.

Zwischen den fachlichen Subgruppen sind die Unterschiede der Digitalisie-rungsgrade beim Praxismanagement weniger stark ausgeprägt, mit Ausnahme der psychotherapeutischen Praxen.5

5 In den psychotherapeutischen Praxen ist das Praxismanagement – bis auf den Bereich der Materialbestellung – deutlich weniger digitalisiert als in den ärztlichen Praxen

Page 17: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

17PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 5: DIGITALISIERUNGSGRAD DES PRAXISMANAGEMENTS

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

Qualitäts management z. B. Dokumentation Hygienemanagement, meldepflichtige Krankheiten, Fehler­/Ereignisdokumen­tation, häufige/komplizierte Behandlungspfade(n=2097)

Materialbestellung(ohne Sprechstunden­bedarf) (n=2095)

Belegungsplan der Praxis­räume/Geräteauslastung (n=2097)

Terminplanung bzw. Wartezeitenmanagement (n=2098)

nahezu komplett digitalisiert

mehrheitlich digitalisiert

hälftig digitalisiert und hälftig in

Papierform

mehrheitlich in Papierform

nahezu komplett in Papierform

weiß nicht/trifft nicht zu

Frage: „Bitte geben Sie für jeden Aspekt an, in welchem Ausmaß Ihr Praxismanagement hier digital oder in Papierform organisiert ist.“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

22% 20% 20% 15% 19% 5%

17% 21% 19% 14% 21% 8%

35% 10%

3%

3%

18% 31%

50% 9% 6% 5% 28%

2%

Die Praxisgröße ist nach wie vor das maßgebliche Merkmal zur Kennzeich-nung der Digitalisierungsunterschiede beim Praxismanagement. Von den Fachgruppen ist die Digitalisierung des Praxismanagements daher unter den versorgungsebenenübergreifenden Praxen am weitesten fortgeschritten, bei denen gleichzeitig auch der Anteil großer Praxen mit Abstand am höchsten ist.

3.1.3 NUTZUNG DIGITALER MEDIZINISCHER GERÄTE

Aufgrund der relativ geringen Relevanz von digital vernetzten medizinischen Geräten für die psychotherapeutische Versorgung wurden die nachfolgend dargestellten Informationen nur von ärztlichen Praxen erhoben.

Von diesen verfügen knapp drei Viertel (74 Prozent, n = 1.216) über medizinische Geräte mit digitalen Schnittstellen. Bei den größeren Praxen sind es überdurch-schnittlich viele (90 Prozent), unter den Einzelpraxen ist der Anteil etwas gerin-ger (68 Prozent). Im Vergleich der Fach-gruppen haben hausärztliche Praxen (79 Prozent) nach den versorgungsebe-nenübergreifenden Praxen (83 Prozent) am häufigsten medizinische Geräte mit digitalen Schnittstellen.

In 90 Prozent der Arztpraxen, die über medizinische Geräte mit digitalen Schnittstellen verfügen, waren diese zumindest teilweise mit dem PVS verbunden (Abbildung 6). Zwischen den Praxisgrößen und Fachgruppen gab es hierbei nur relativ geringfügige Unter-

schiede, wobei der Anteilswert unter den versorgungs ebenenübergreifenden Praxen mit 96 Prozent am höchsten war.

Von den Arztpraxen, die über medizini-sche Geräte mit digitalen Schnittstellen verfügen, können rund 68 Prozent mit diesen Geräten erhobene Daten in Form von PDF-Dokumenten, Filmen und Bildern an das PVS senden. Eine Über-mittlung der mit den Geräten erhobenen Messwerte an das PVS ist bei rund 63 Prozent der Arztpraxen möglich. Wie im Vorjahr ist bemerkenswert, dass der Anteil der Arztpraxen, die angaben, dass ihre verbundenen Geräte vom PVS auch Auftragslisten (inklusive Patienten-daten) empfangen können, mit 35 Prozent erneut deutlich geringer ausfiel.

Page 18: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

18 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Einzelpraxis(n=488)

2 bis 4 Ärzte(n=394)

5 und mehr Ärzte(n=334)

insgesamt(n=1.216)

ABBILDUNG 6: ANBINDUNG DIGITALER MEDIZINISCHER GERÄTE AN DAS PRAXISVERWALTUNGSSYSTEM (INSGESAMT UND NACH PRAXISGRÖSSE – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN)

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Alle Geräte sind mit dem PVS verbunden.

Die Geräte sind mehrheitlich mit dem PVS verbunden.

Die Geräte sind teilweise mit dem PVS verbunden.

Die Geräte sind nicht mit dem PVS verbunden.

weiß nicht

Frage: „Inwieweit sind vorhandene medizinische Geräte mit digitalen Schnittstellen mit Ihrem Praxisverwaltungssystem (PVS) verbunden?“ Lediglich Praxen, in denen medizinische Geräte mit digitalen Schnittstellen vorhanden sind und ohne psychotherapeutische Praxen; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

Ante

il de

r Pra

xen

in %

10%

18%

46%

31%

27%

36%

27%

10%

24%

36%

29%

9%

26%

37%

28%

1%3%

3.1.4 DIGITALE ANWENDUNGEN IN DIAGNOSTIK UND THERAPIE

Als Anwendungsbereiche der Digita-lisierung in der Patientenbehandlung wurden die Ärzte und Psychotherapeu-ten zur Ferndiagnostik und Arzneimit-telverordnung befragt. Insgesamt nutzen 14 Prozent der Arztpraxen Geräte für die Ferndiagnostik (zum Beispiel zur digitalen Übertragung von Messwerten vom EKG und des Blutdrucks, Gewichts-verlaufs oder der Gerinnungsfaktoren) (Abbildung 7).6 Unter den größeren Pra-xen war der Anteil mit 18 Prozent etwas höher. Von den Fachgruppen verwenden die hausärztlichen Praxen mit einem Anteil von 24 Prozent am häufigsten Geräte zur Ferndiagnostik, gefolgt von den versorgungsebenenübergreifenden

Praxen (17 Prozent).7 Am höchsten sind die Anteile unter den mittelgroßen und großen Hausarztpraxen mit 30 Prozent und 40 Prozent, die Geräte zur Ferndiag-nostik verwenden.

In ländlichen Kreisen ist der Anteil der Arztpraxen, die Geräte zur Ferndiagnos-tik verwenden, mit 18 Prozent höher als in Großstädten (zehn Prozent).

Mehr als die Hälfte der ärztlichen Praxen (56 Prozent) nutzt digitale Systeme zur Prüfung auf Arzneimitteltherapiesicher-heits-(AMTS)-Risiken (Abbildung 8). Die psychotherapeutischen Praxen sind in Abbildung 8 nicht dargestellt, da von ihnen lediglich sechs Prozent digitale AMTS-Prüfsysteme nutzen. Dieser

ge ringe Anteil ist unter anderem da durch zu erklären, dass die Befragung sowohl ärztliche als auch psychologische Psychotherapeuten – welche keine Arzneimittel verordnen dürfen – um-fasst. Unter den hausärztlichen Praxen war die Verwendung digitaler AMTS- Prüfsysteme mit Abstand am häufigsten (67 Prozent). Der mit 37 Prozent relativ geringe Anteil unter den Praxen der spezialisierten und gesonderten fach-ärztlichen Versorgung, welche digitale Anwendungen zum Erkennen von Arzneimittelkontraindikationen ein-setzen, könnte darauf zurückzuführen sein, dass diese Gruppe auch Fachrich-tungen umfasst, die typischerweise keine Arzneimittel verordnen (zum Beispiel Radiologie).

6

7

Aufgrund der nicht weiter spezifizierten Fragestellung können unter Geräten zur Ferndiagnostik unter Umständen auch Verwendungen ohne automatisierte telemedizinische Übertragung von Messwerten subsumiert worden sein, also zum Beispiel Blutdruckmessgeräte, die zwar zur Ferndiagnostik eingesetzt werden, bei denen die Messergebnisse aber erst in der Arztpraxis in die Patientendokumentation der Praxis übertragen werden.

Die psychotherapeutischen Praxen wurden nicht einbezogen, da in der letztjährigen Befragung nur ein geringer Anteil von ihnen angab, Ferndiagnostik- Geräte zu verwenden.

Page 19: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

19PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

100 80 60 40 20 0 20 40 60 80 100 Anteil der Praxen in %

ABBILDUNG 8: VERWENDUNG VON DIGITALEN AMTS-PRÜFSYSTEMEN (INSGESAMT UND NACH FACHGRUPPEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN)

insgesamt (ohnePsychotherapeuten)(n=1.603)

hausärztlicheVersorgung (n=430)

allgemein fachärztlicheVersorgung (n=390)

spezialisierte undgesonderte fachärztlicheVersorgung (n=302)

versorgungsebenen­übergreifend(n=481)

ja

nein

weiß nicht

48%47%

56%40%

67%29%

48%45%

37%55%8%

5%

4%

4%

6%

100 80 60 40 20 0 20 40 60 80 100 Anteil der Praxen in %

ABBILDUNG 7: VERWENDUNG VON GERÄTEN ZUR FERNDIAGNOSTIK (INSGESAMT UND NACH FACHGRUPPEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN)

ja

nein

weiß nicht

95%

14%83%

24%73%

77% 17%

12%86%

Frage: „Werden in Ihrer Praxis Geräte zur Ferndiagnostik (z. B. Blutdruck, Gewichtsverlauf, Gerinnungsfaktoren) verwendet?“ Ohne psychotherapeutische Praxen; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

insgesamt (ohnePsychotherapeuten)(n=1.601)

hausärztlicheVersorgung (n=430)

allgemein fachärztlicheVersorgung (n=480)

spezialisierte undgesonderte fachärztlicheVersorgung (n=390)

versorgungsebenen­übergreifend(n=301)

2%

3%

4%1%

2%

6%

Frage: „Nutzen Sie in Ihrer Praxis eine digitale Anwendung zur Erkennung von Sicherheitsrisiken der Arzneimitteltherapie (Arzneimittelinteraktionen, ­kontraindikationen etc.)?“ Ohne psychotherapeutische Praxen, gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

Page 20: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

20 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 9: DIGITALISIERUNGSGRAD DER KOMMUNIKATION MIT ANDEREN ÄRZTEN/PSYCHOTHERAPEUTEN UND AMBULANTEN EINRICHTUNGEN (INSGESAMT UND NACH PRAXISGRÖSSEN)

Frage: „Welche Aussage über die schriftliche Kommunikation Ihrer Praxis mit Ihren Kolleginnen und Kollegen im ambulanten Bereich trifft am ehesten zu?“ „Die Kommunikation ist…“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

Einzelpraxis(n=1.170)

2 bis 4 Ärzte/Psychotherapeuten (n=527)

5 und mehr Ärzte/Psychotherapeuten(n=379)

insgesamt(n=2.076)

nahezu komplett digitalisiert

mehrheitlich digitalisiert

hälftig digitalisiert und hälftig in Papierform

mehrheitlich in Papierform

nahezu komplett in Papierform

0%

31%

12%

37%

39%

9%9%

32%

0%

7%

5%

0%

32%

8%4%

53%53%54%

3% 1% 1%1% 3%

3.2 DIGITALE KOMMUNIKATION

Im Folgenden werden die Ergebnisse zum Stand der Digitalisierung darge-stellt, welche die Kommunikation der Praxen nach außen (praxisextern), das heißt mit anderen Praxen oder ambulan-ten Einrichtungen oder – intersek toral – mit Krankenhäusern sowie mit Körper-schaften und Behörden betreffen. Auf die Frage nach der Nutzung von – bislang wenig verbreiteten – sektorenübergrei-fenden digitalen Patientenakten wurde bei der diesjährigen Erhebung verzichtet. Stattdessen wurde in die Befragung zum Thema „digitale Patientenkommunikati-on“ (Kapitel 3.3) die mögliche Nutzung digitaler Gesund heitsakten, wie sie derzeit von Krankenkassen angeboten werden, einbezogen.

3.2.1 KOMMUNIKATION MIT ANDEREN PRAXEN UND AMBULANTEN EINRICHTUNGEN

Die schriftliche Kommunikation mit anderen Ärzten und Psychotherapeuten oder anderen ambulanten Einrichtungen findet bei rund 85 Prozent der Praxen mehrheitlich oder nahezu komplett in Papierform statt (Abbildung 9). Unter den größeren Praxen mit fünf und mehr Ärzten/Psychotherapeuten sowie unter den versorgungsübergreifenden Praxen waren die Anteile geringer (76 Prozent und 77 Prozent). Von den hausärztlichen Praxen gab nur jede zehnte an, mindes-tens hälftig mit Kollegen in der ambulan-ten Versorgung digital zu kommunizieren – das war im Fachgruppenvergleich der geringste Anteilswert.

Am häufigsten findet die digitale Kom-munikation mit anderen Ärzten und Psychotherapeuten per E-Mail (z. B. im Rahmen von KV-Connect) statt, nämlich bei etwas mehr als der Hälfte der Praxen (Abbildung 10). Unter den großen Praxen (fünf und mehr Ärzte/Psychotherapeu-ten) nutzen sogar 66 Prozent E-Mail (zum Beispiel im Rahmen von KV-Connect) für die digitale Kommunikation. Die anderen Kommunikationsformen werden von den Praxen deutlich seltener verwen-det. Rund 39 Prozent nutzen keine der Möglichkeiten zur digitalen Kommu-nikation mit externen Kollegen (von den hausärztlichen Praxen 44 Prozent). Als sonstiges digitales Kommunikati-onsmedium wurden beispielsweise die folgenden genannt: KV SafeNet, digitale Telefonie, direkte Serververbindung über

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21PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 10: ART DER DIGITALEN KOMMUNIKATION MIT ANDEREN ÄRZTEN/PSYCHOTHERAPEUTEN UND AMBULANTEN EINRICHTUNGEN

E­Mail (z. B. KV­Connect)

Austausch von Datenträgern(DVDs, USB­Sticks)

Messenger­Dienste/SMS

Online­Chats

Videokonferenzen

nichts davon

Sonstiges

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

51%

12%

Frage: „Wie kommunizieren Sie digital mit anderen niedergelassenen Ärztinnen/Ärzten bzw. Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten oder ambulanten Einrichtungen?“ Mehrfachnennungen möglich; gewichtete Verteilung; n = 2.097.

9%

39%

13%

1%

1%

gesicherte Netzwerke. In den meisten Fällen wurden hier jedoch analoge Kom munikationsarten aufgeführt, wie Telefonate, Briefe, Faxe oder das persön-liche Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen.

Der Austausch behandlungsrelevanter Daten bildet einen wichtigen Teil der digitalen Kommunikation. In digitaler Form werden dabei vor allem Labordaten zwischen den ärztlichen Praxen und mit anderen Einrichtungen der ambulanten Versorgung ausgetauscht. So empfangen mehr als zwei Drittel der ärztlichen Praxen Labordaten in digitaler Form. Mit Ausnahme von Überweisungen (inkl. Laborbeauftragungen) gaben jeweils mehr ärztliche Praxen an, behandlungs-relevante Daten digital zu empfangen als digital zu versenden (Abbildung 11). Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Arztpraxen versenden demnach keine behandlungsrelevanten Daten in digitaler Form. Plausibel erscheint in

diesem Zusammenhang, dass Arztpraxen deutlich seltener Labordaten versenden als empfangen, weil sich der Versand überwiegend auf spezialisierte Labore konzentriert.

Weitaus weniger häufig empfangen die Praxen Befunddaten (16 Prozent), Arzt-briefe (15 Prozent) oder Bildmaterial zur Diagnostik (11 Prozent) digital. Rund ein Viertel der Arztpraxen empfängt keiner-lei digitale Daten von anderen ambulan-ten Einrichtungen.

Zwei Gründe lassen sich für die wesent-lich häufigere digitale Übertragung von Labordaten im Vergleich zu anderen behandlungsrelevanten Daten anführen: Erstens können Labordaten im Gegen-satz zur digitalen Überweisung und dem elektronischen Arztbrief auch ohne QES digital ausgetauscht werden. Zum zwei-ten ist bei den Labordaten die Interoper-abilität zwischen Sender und Empfänger sichergestellt, da es hier – anders als zum

Beispiel beim Befunddatenaustausch – ein definiertes Austauschformat (Labor-datentransfer, LDT) gibt.

Eine differenzierte Betrachtung nach Praxisgrößen zeigt einen geringeren Grad der Digitalisierung der Einzelpraxen bei der Kommunikation innerhalb des am-bulanten Bereichs: Rund 27 Prozent von ihnen empfangen keine digitalen Daten von anderen Praxen, während es bei den größeren Arztpraxen deutlich geringere Anteile sind (23 Prozent der mittelgroßen und 22 Prozent der großen Praxen).

Obwohl von den hausärztlichen Praxen, die an der Befragung teilgenommen haben, ein großer Teil (60 Prozent) Einzelpraxen sind, war der Anteil mit digitalem Empfang von Labordaten auch im Jahr 2019 im Fachgruppenvergleich mit 85 Prozent der höchste. Es folgen erst mit größerem Abstand die versorgungs-ebenenübergreifenden Praxen, von denen 68 Prozent Labordaten digital empfangen.

Page 22: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

22 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 11: EMPFANG UND VERSAND DIGITAL ÜBERMITTELTER DATEN VON ANDEREN PRAXEN UND AMBULANTEN EINRICHTUNGEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN

Labordaten

Befunddaten

Arztbriefe

Bilder oder andere Aufnahmen zur Diagnostik

Konsiliarbericht

Überweisungen(inkl. Laborbeauftragung)

Sonstiges

nichts davon

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

13%

Frage: „Was empfangen/senden Sie von anderen niedergelassenen Ärztinnen/Ärzten bzw. Psychotherapeutinnen/Psychothera­peuten oder ambulanten Einrichtungen in digitaler Form?“ Mehrfachnennungen möglich; ohne psychotherapeutische Praxen, gewichtete Verteilung; n = 1.603.

Empfang

Versand67%

69%25%

11%16%

12%15%

6%11%

3%5%

7%4%

2%2%

Im Rahmen der qualitativen Interviews werteten die Gesprächspartner die unter anderem für den Versand des Arztbriefes erforderliche QES grundsätzlich positiv, da sie die Nutzung eines beschleunigten Informationsaustausches – vor allem in Kombination mit der ePA – ermöglicht. Um das damit verbundene Potenzial auszuschöpfen, sollte nach Ansicht der Interviewpartner die Nutzung der QES aber vereinfacht werden. So seien bio-metrische Abgleiche praktikabler als die Verwendung einer PIN. Darüber hinaus sei eine Datenchiffrierung und -übertra-gung mittels Ende-zu-Ende-Verschlüsse-lung wünschenswert. Schließlich zeigten die Gespräche, dass sich allgemeine Zwei-fel an der Datensicherheit auch auf die Nutzungsbereitschaft der QES übertragen.

Anhand der Befragungsergebnisse lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Digitalisierung der Patientendokumen-tation und dem Versand digitaler Daten

feststellen (Abbildung 12): Die Praxen, die ihre Patientendokumentation mehr heitlich oder (nahezu) komplett in Papierform organisieren, versenden behandlungsrelevante Daten erwar-tungsgemäß überwiegend nicht digital (87 Prozent und 95 Prozent). Unter den Praxen mit (nahezu) vollständig digitalisierter Patientendokumentation versenden dagegen nur 66 Prozent Daten nicht digital.

Das bislang größte ungenutzte Potenzial für die digitale Datenübertragung sehen die Praxen bei Arztbriefen, Befunddaten und Konsiliarberichten (Abbildung 13). Rund 59 Prozent aller Praxen erwar-ten von der digitalen Übertragung von Arztbriefen die größte Unterstützung im Praxisalltag, unter den großen Praxen mit fünf und mehr Ärzten/Psychothera-peuten waren es sogar 78 Prozent. Die digitale Übertragung von Befunddaten favorisieren 45 Prozent der Praxen zur

Unterstützung im Alltag (66 Prozent der großen Praxen) und 38 Prozent der Praxen die digitale Übertragung von Konsiliar-berichten.

Schließlich äußerten 47 Prozent der Praxen die (tendenzielle) Bereitschaft, ihre Patientendokumentation auf einheitliche Standards für Anamnesen, Befunde und Therapien umzustellen, um einen schnellen Datenaustausch mit Kolleginnen/Kollegen zu ermöglichen. Dabei nimmt diese Bereitschaft mit der Praxisgröße deutlich zu: So waren 55 Prozent der mittelgroßen und 75 Prozent der großen Praxen (eher) dazu bereit, auf einheitliche Dokumentations-standards umzustellen (Abbildung 14). Von den Fachgruppen war die Bereit-schaft unter den psychotherapeutischen Praxen am geringsten (26 Prozent), wäh-rend sie unter den versorgungsebenen-übergreifenden Praxen von 67 Prozent geäußert wurde.

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23PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 12: ZUSAMMENHANG DES DIGITALISIERUNGSGRADS VON PRAXISDOKUMENTATION UND DATENAUSTAUSCH

Anteil der Praxen ohne digitalen Versand von Daten nach Digitalisierungsgrad der Patientendokumentation. Kreuzbetrachtung der Fragen gem. Abbildung 3/Abbildung 4 und gem. Abbildung 11; n = 1.484.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

95%

nahezu komplett digitalisiert

mehrheitlich digitalisiert

hälftig digitalisiert und hälftig in

Papierform

mehrheitlich in Papierform

nahezu komplett in Papierform

87%82%

66%

74%

Ante

il de

r Pra

xen

in %

Digitalisierungsgrad des Datenaustauschs

Frage: „In welchen Bereichen würde die externe digitale Datenübertragung Ihrer Praxis im Alltag vermutlich am meisten helfen?“ Mehrfachnennungen möglich; Gewichtete Verteilung; n = 2.098.

ABBILDUNG 13: BEWERTUNG DIGITALER DATENÜBERTRAGUNG IN DER AMBULANTEN VERSORGUNG

Arztbriefe

Befunddaten

Konsiliarbericht

Überweisungen (inkl. Laborbeauftragung)

Bilder oder andere Aufnahmen zur Diagnostik

Labordaten

nichts davon

weiß nicht

Sonstiges

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

59%

45%

23%

26%

38%

22%

24%

3%

2%

Page 24: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

24 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 14: BEREITSCHAFT DER UMSTELLUNG DER PATIENTENDOKUMENTATION AUF EINHEITLICHE STANDARDS FÜR ANAMNESEN, BEFUNDE UND THERAPIEN

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Frage: „Denken Sie an Ihre Patientendokumentation: Wären Sie bereit, auf einheitliche Standards für Anamnesen, Befunde und Therapien umzustellen, um einen schnellen Datenaustausch mit Kolleginnen/Kollegen zu ermöglichen?“ Gewichtete Verteilung.

Ante

il de

r Pra

xen

in %

Einzelpraxis(n=1.184)

2 bis 4 Ärzte/Psycho­therapeuten (n=533)

5 und mehr Ärzte/Psycho­therapeuten (n=380)

insgesamt(n=2.097)

dazu wäre ich bereit

dazu wäre ich eher bereit

dazu wäre ich eher nicht bereit

dazu wäre ich nicht bereit

weiß nicht

12%

5%

8%

35%

40%

19%

20%

31%

24%

6%

33%

20%

23%

19%

4%

29%

20%

26%

21%

5%

3.2.2 INTERSEKTORALE KOMMUNIKA-TION MIT KRANKENHÄUSERN

Den Befragungsergebnissen zufolge findet die schriftliche Kommunikation mit den Krankenhäusern nach wie vor bei den meisten Praxen (93 Prozent) mehrheitlich oder nahezu komplett in Papierform statt (Abbildung 15). Nur unter den größeren Praxen mit fünf und mehr Ärzten/Psychotherapeuten sieht es mittlerweile etwas anders aus: Von ihnen gab immerhin fast jede fünfte (19 Prozent) an, dass ihre schriftliche Kommunikation mit Krankenhäusern zumindest hälftig digital stattfindet. Im Vergleich der Fachgruppen sind es die Praxen der spezialisierten und ge-sondert fachärztlichen Versorgung, die am häufigsten zumindest hälftig digital mit Krankenhäusern kommunizieren (14 Prozent).

Entsprechend hoch bleibt mit insgesamt 90 Prozent der Anteil der Praxen, der keine behandlungsrelevanten Inhalte mit Kliniken auf digitalem Wege austauscht (Abbildung 16). Aber auch hier ist der Digitalisierungsgrad unter den großen Praxen (fünf und mehr Ärzte/Psychothe-rapeuten) höher, der entsprechende An-teilswert liegt bei lediglich 70 Prozent. So gaben 16 Prozent der großen Praxen an, dass (Labor-)Befunde mit Kranken-häusern digital kommuniziert werden. Mit Blick auf die Fachgruppen tauschen die versorgungsebenenübergreifenden Praxen am häufigsten behandlungs-relevante Daten mit Krankenhäusern digital aus, beispielsweise trifft dies bei 17 Prozent von ihnen auf Entlass-briefe zu. Unter den Einzelpraxen und hausärztlichen Praxen sind es dagegen nur Anteile von jeweils maximal sechs Prozent oder weniger, bei denen Entlass-briefe oder (Labor-)Befunde mit Kranken-häusern digital kommuniziert werden.

Während insgesamt nur sechs Prozent der Praxen gegenwärtig Entlassbriefe digital mit Krankenhäusern austauschen, würden dies aber mehr als zwei Drittel (68 Prozent) von ihnen als sehr hilfreich ansehen (Abbildung 16). Unter den großen (fünf oder mehr Ärzte/Psycho-therapeuten) sowie den hausärztlichen Praxen sind es sogar mehr als drei Viertel (jeweils 77 Prozent) und unter den ver-sorgungsebenenübergreifenden Praxen 82 Prozent.

Befragt nach den Bereichen, in denen ein digitaler Austausch mit Krankenhäusern den Praxisalltag am meisten erleichtern würde, folgten Informationen über die Medikation (43 Prozent) und (Labor-) Be-funde (42 Prozent) – wobei diese Bereiche unter den größeren Praxen und vor allem von den hausärztlichen und versorgungs-ebenenübergreifenden Praxen deutlich häufiger genannt wurden.

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25PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 15: DIGITALISIERUNGSGRAD DER KOMMUNIKATION MIT KRANKENHÄUSERN (INSGESAMT UND NACH PRAXISGRÖSSEN)

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Frage: „Welche Aussage über die schriftliche Kommunikation Ihrer Praxis mit Krankenhäusern trifft am ehesten zu?“ „Die Kommunikation ist … digitalisiert.“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

Ante

il de

r Pra

xen

in %

Einzelpraxis(n=1.183)

80%

14%

77%

16%

Die Kommunikation ist nahezu komplett digitalisiert

Die Kommunikation ist mehrheitlich digitalisiert

Die Kommunikation ist hälftig digi­talisiert und hälftig in Papierform

Die Kommunikation ist mehrheitlich in Papierform

Die Kommunikation ist nahezu komplett in Papierform

weiß nicht

2 bis 4 Ärzte/Psycho­therapeuten (n=533)

5 und mehr Ärzte/Psycho­therapeuten (n=380)

insgesamt(n=2.096)

78%

15%

55%

23%

6%

10%

2% 2% 1%

1%3% 3% 3%

3%3% 2%

ABBILDUNG 16: INHALTE DES DIGITALEN AUSTAUSCHES MIT KRANKENHÄUSERN

Entlassbriefe

Information über Medikation

(Labor­) Befunde

Einweisung

OP­Berichte

Information über Verlegungen

nichts davon

weiß nicht

Sonstiges

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

68%

tatsächliche Nutzung

potenziell am meisten hilfreich6%

4%1%

43%1%

42%3%

36%1%

34%3%

28%1%

23%90%

2%2%

Frage zur tatsächlichen Nutzung: „Was tauscht Ihre Praxis mit Krankenhäusern in digitaler Form aus?“ (n = 2.097) Frage zum potenziellen Nutzen: „In welchen Bereichen würde die externe digitale Datenübertragung Ihrer Praxis im Alltag vermutlich am meisten helfen?“ (n = 2.096) gewichtete Verteilung; Mehrfach nennungen möglich

Page 26: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

26 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 17: DIGITALE VERBINDUNG MIT EINWEISERPORTALEN (INSGESAMT UND NACH PRAXISGRÖSSEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN)

Frage: „Ist Ihre Praxis mit bestimmten Krankenhäusern digital verbunden, beispielsweise durch Einweiserportale?“ Ohne psychotherapeutische Praxen; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

100 80 60 40 20 0 20 40 60 80 100 Anteil der Praxen in %

digitale Verbindung mit

Einweiserportalen

keine digitale Verbindung

mit Einweiserportalen

weiß nicht

8%90%

92%

23%75%

93%

1% 7%

2%

2%

1% 5%

insgesamt (n=1.600)

5 und mehr Ärzte (n=373)

2 bis 4 Ärzte (n=485)

Einzelpraxis (n=741)

Unter den größeren Praxen ist auch der Anteil derjenigen wesentlich höher, die mit Kliniken digital durch Einweiser-portale verbunden sind (23 Prozent gegenüber nur sieben Prozent der Praxen insgesamt) (Abbildung 17). Die Befragungsergebnisse differenziert nach Fachgruppen zeigen, dass die versor-gungsebenenübergreifenden Praxen am häufigsten die Form der digitalen Ver-bindung über Einweiserportale nutzen (19 Prozent), gefolgt von den Praxen der spezialisierten und gesondert fachärzt-lichen Versorgung (14 Prozent).

Nach Gründen für das geringe Ausmaß der digitalen Kommunikation zwischen Praxen und Krankenhäusern wurde auch in den qualitativen Interviews gefragt.

Hier nannten die Befragten vor allem mangelndes Interesse und Bemühen von Praxen und Krankenhäusern, die sowohl aus Sicherheitsbedenken resultierten, als auch aus einem als zu hoch empfun-denen Umstellungsaufwand. Dagegen sei die benötigte Technik grundsätzlich vorhanden.

3.2.3 KOMMUNIKATION MIT KÖRPERSCHAFTEN

Rund 52 Prozent der ärztlichen und psy-chotherapeutischen Praxen kommuni-zieren mit ihrer Kassenärztlichen Vereinigung mehrheitlich oder nahezu komplett digital, mehr als drei Viertel der Praxen mindestens hälftig digital (Abbildung 18).

Mit anderen Körperschaften tauschen sich die meisten Praxen dagegen nach wie vor noch überwiegend in Papierform aus. Zumindest für 38 Prozent der Praxen ist die Kommunikation mit Ärzte- und Psychotherapeutenkammern mindestens hälftig digitalisiert. Der wie im Vorjahr erneut geringe Digitalisierungsgrad in der Kommunikation mit Berufsgenossen-schaften gilt nur für die Gesamtheit der Praxen, dürfte aber für Durchgangsärzte und andere mit der Berufsgenossenschaft in einem unmittelbaren Vertragsverhält-nis stehende Ärzte deutlich höher sein.

Page 27: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

27PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 18: DIGITALISIERUNGSGRAD DER KOMMUNIKATION MIT KÖRPERSCHAFTEN UND BEHÖRDEN

Kassenärztliche Vereinigung (n=2.098)

Ärzte-/Psychotherapeuten-kammer (n=2.093)

Berufsgenossenschaften/DALE-UV (n= 2.097)

gesetzliche Kranken-kassen (n=2.097)

Rentenversicherungen (n=2.097)

Sonstige Kostenträger (n=2.097)

Gesundheitsämter (n=2.096)

Apotheken (n=2.097)

Pflegeeinrichtungen (n=2.097)

MDK (n=2.097)

nahezu komplett digitalisiert

mehrheitlich digitalisiert

hälftig digitalisiert und hälftig in

Papierform

mehrheitlich in Papierform

nahezu komplett in Papierform

weiß nicht/trifft nicht zu

Frage: „In welchem Ausmaß kommuniziert Ihre Praxis mit Körperschaften, Behörden und sonstigen Einrichtungen in digitaler Form? Bitte schätzen Sie die jeweiligen Anteile digitaler an der gesamten Kommunikation.“ Gewichtete Verteilung, Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

100 80 60 40 20 0 20 40 60 80 100 Anteil der Praxen in %

25% 33% 19%

17%35%9%

9%59%25%

16%71%

9%76%13%

9%70%18%

8%66%23%

8%57%31%

7%54%35%

11%73%13%

11% 11%

19% 15%

2%

2%2%

3%

1%2%

5%

1%

4%

1%

4%

1%

2%1%

2%1%

2%1%

2%1%

Page 28: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

28 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

3.3 DIGITALE PATIENTENKOMMUNIKATION

3.3.1 KOMMUNIKATION MIT PATIENTEN AUSSERHALB DER PRAXIS

Rund ein Viertel der Praxen kommuni-ziert mit Patienten außerhalb der Praxis mindestens zur Hälfte auf digitalem Weg (Abbildung 19). Dabei zeigt sich, dass jüngere Ärzte/Psychotherapeuten öfter mit ihren Patienten digital kommunizie-ren als Ihre älteren Kollegen. Während in der Altersgruppe unter 50 Jahren der entsprechende Anteilswert bei rund 32 Prozent liegt, beträgt dieser in der Altersgruppe über 60 Jahre lediglich rund 18 Prozent.

Von den Fachgruppen nutzen psychothe-rapeutische Praxen die digitale Kommu-nikationsmöglichkeit mit ihren Patienten außerhalb der Praxis am häufigsten: Rund 44 Prozent von ihnen kommunizie-ren mindestens hälftig digital mit ihren Patienten, unter den jüngeren Psycho-therapeuten bis 50 Jahre sind es sogar rund 54 Prozent (Abbildung 20).

Für die digitale Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis wird wei-terhin E-Mail (zum Beispiel im Rahmen von KV-Connect) am häufigsten genutzt (56 Prozent der Praxen) (Abbildung 21). Mit deutlichem Ab stand folgen Messen-ger-Dienste/SMS (20 Prozent). Überdurch-schnittlich hoch ist die Nutzungshäufig-keit von E-Mail und Messenger-Dienste/SMS unter den psychotherapeutischen Praxen (67 Prozent und 39 Prozent). Auch jüngere Ärzte/Psychotherapeuten (jünger als 50 Jahre) nutzen beide Formen der digitalen Kommunikation häufiger (E-Mail: 66 Prozent, Messenger- Dienste/SMS: 21 Prozent).

3.3.2 VON PATIENTEN SELBST ERHOBENE DIGITALE DATEN

Deutlich mehr als ein Drittel aller Praxen (37 Prozent) berichten, dass ihnen Pa-tienten bereits selbst erhobene digitale Daten gezeigt haben. Unter den hausärzt-lichen Praxen lag dieser Anteil sogar

bei zwei Dritteln (66 Prozent) und unter den versorgungsebenenübergreifenden Praxen bei 45 Prozent. Häufiger werden von Patienten selbst erhobene Daten außerdem in größeren Praxen gezeigt (in 41 Prozent der Praxen mit fünf und mehr sowie in 47 Prozent der Praxen mit zwei bis vier Ärzten/Psychotherapeuten).

Allerdings sind die Anteile der Patienten mit selbst erhobenen Daten immer noch sehr gering (Abbildung 22). Von den Praxen, in denen Patienten solche Daten präsentiert haben, gaben 77 Prozent an, dass dies nur vereinzelt oder bei weniger als jedem zehnten Patienten geschehe. Nur jeweils rund zwölf Prozent der gro-ßen Praxen (fünf und mehr Ärzte/Psy-chotherapeuten) und versorgungsebe-nenübergreifenden Praxen berichteten, dass schon fast jeder dritte Patient oder mehr selbst erhobene digitale Daten in den Behandlungsprozess einbringt.

ABBILDUNG 19: DIGITALISIERUNGSGRAD DER KOMMUNIKATION MIT PATIENTEN AUSSERHALB DER PRAXIS (INSGESAMT UND NACH ALTERSGRUPPEN)

insgesamt(n=2.089)

Ärzte/Psychotherapeutenunter 50 Jahren (n=620)

Ärzte/Psychotherapeutenzwischen 50 und 60 Jahren (n=1.046)

Ärzte/Psychotherapeutenüber 60 Jahre (n=423)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

10% 12% 28% 38% 9%

5% 11% 16% 29% 31% 8%

11% 11% 26% 41% 8%

8% 8% 29% 41% 13%

Frage: „Welche Aussage über die Kommunikation mit Ihren Patientinnen und Patienten außerhalb der Praxis trifft am ehesten zu?“ „Die Kommunikation ist … digitalisiert.“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

3%

2%

2%

nahezu komplett digitalisiert

mehrheitlich digitalisiert

hälftig digitalisiert und hälftig in

Papierform

mehrheitlich in Papierform

nahezu komplett in Papierform

weiß nicht/trifft nicht zu

Page 29: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

29PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 20: DIGITALISIERUNGSGRAD DER KOMMUNIKATION MIT PATIENTEN AUSSERHALB DER PRAXIS (INSGESAMT UND NACH ALTERSGRUPPEN VON PSYCHOTHERAPEUTEN)

insgesamt Ärzte/Psychotherapeuten (n=2.089)

Psychotherapeutenunter 50 Jahren (n=158)

Psychotherapeutenzwischen 50 und 60 Jahren (n=187)

Psychotherapeutenüber 60 Jahre (n=149)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

10% 12% 28% 38% 9%

9% 21% 24% 20% 17% 9%

6% 24% 18% 16% 21% 15%

16% 11% 26% 23% 20%

Frage: „Welche Aussage über die Kommunikation mit Ihren Patientinnen und Patienten außerhalb der Praxis trifft am ehesten zu?“ „Die Kommunikation ist … digitalisiert.“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

3%

3%

nahezu komplett digitalisiert

mehrheitlich digitalisiert

hälftig digitalisiert und hälftig in

Papierform

mehrheitlich in Papierform

nahezu komplett in Papierform

weiß nicht/trifft nicht zu

ABBILDUNG 21: ART DER DIGITALEN KOMMUNIKATION MIT PATIENTEN AUSSERHALB DER PRAXIS

E­Mail

Messenger­Dienste/SMS

Austausch von Datenträgern(DVDs, USB­Sticks)

paraxisindividuelle Patienten­App

Online­Chats

Austausch über elektr. Gesund­heitsakte z. B. Vivy, TK­Safe, AOK­ Gesundheitsnetzwerk, myhealth, Gesundheitscloud

Sonstiges

nichts davon

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

56%

20%

6%

2%

1%

5%

36%

1%

Frage: „Wie kommunizieren Sie digital mit Ihren Patientinnen und Patienten?“ Mehrfachnennungen möglich; gewichtete Verteilung, n = 2.097.

Page 30: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

30 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 22: ANTEIL VON PATIENTEN MIT SELBST ERHOBENEN DIGITALEN DATEN IN DER SPRECHSTUNDE (NACH PRAXISGRÖSSEN)

Frage: „Wie häufig zeigen Ihnen Patientinnen und Patienten Informationen aus selbst erhobenen digitalen Daten (z. B. Pulswerte aus Apps und Fitness­Trackern, digitales Patiententagebuch, psychotherapeutische Apps)? Bitte schätzen Sie den Anteil an allen Patientinnen und Patienten Ihrer Praxis.“Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

Einzelpraxis(n=360)

2 bis 4 Ärzte/Psychotherapeuten (n=231)

5 und mehr Ärzte/Psychotherapeuten(n=151)

insgesamt(n=742)

mehr als die Hälfte ( > 50%)

mäßiger Patientenanteil (30% bis 50%)

geringer Patientenanteil (10% bis 30%)

sehr geringer Patientenanteil ( < 10%)

vereinzelt ( < 5%)

kein Patient ( > 0%)

0%

18%

17%

5%

57%

30%

14%

52%

19%

18%

10%

50%

22%

16%

5%

55%

1% 1%

1% 1% 1%

3% 3%

Der ganz überwiegende Teil der Praxen (81 Prozent) bewertet die von den Patien-ten selbst erhobenen digitalen Daten als zumindest teilweise oder als eher/sehr hilfreich (Abbildung 23). Dabei ist unter den hausärztlichen Praxen diese (teil-weise) positive Bewertung der von den Patienten selbst erhobenen Daten am weitesten verbreitet (87 Prozent), gefolgt von den versorgungsebenenübergreifen-den Praxen (85 Prozent). Relativ skep-tisch sind dagegen die fachärztlichen so-wie die psychotherapeutischen Praxen: Von ihnen halten 29 Prozent (allgemein fachärztlich), 23 Prozent (spezialisiert/gesondert fachärztlich) und 22 Prozent (psychotherapeutisch) von den Patienten selbst erhobene digitale Daten für weni-ger oder gar nicht hilfreich.

Darüber hinaus zeigt sich, dass Praxen in ländlichen Regionen die von Patienten selbst erhobenen digitalen Gesundheits-daten häufiger als hilfreich bewerten: Von ihnen betrachten 45 Prozent diese Daten als sehr oder eher hilfreich, wäh-rend es unter den Praxen in Großstädten nur 34 Prozent und in städtischen Krei-sen 40 Prozent sind (Abbildung 24).

Aus den qualitativen Interviews ergaben sich Anhaltspunkte für den bislang relativ geringen Anteil von Patienten, die selbst erhobene Daten in der Sprech-stunde präsentieren. Demnach handelt es sich nach den Angaben der Interview-partner überwiegend um männliche und technikaffine Patienten. Das größte Poten zial für selbst erhobene Daten

bestehe bei chronischen Erkrankungen, bei denen Krankheitsverläufe (etwa an-hand von Vitalparametern und in Kalen-derform) dokumentiert würden. Solche Daten der Patienten ließen sich dann auch für die ärztliche Primärdokumen-tation nutzen. Allerdings sei dies häufig für ältere Patienten relevant, denen ein Interesse an neuen Technologien fehle oder die Bedienungsschwierigkeiten hätten. Eine Nutzung von Daten, die der Patient selbst erhoben hat, sei dann mit erhöhtem Zeitaufwand verbunden.

Page 31: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

31PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 24: BEWERTUNG DER VON PATIENTEN SELBST ERHOBENEN DIGITALEN GESUNDHEITSDATEN (NACH REGIONSTYPEN)

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

kreisfreie Großstadt(n=250)

städtischer Kreis (n= 251)

ländlicher Kreis(n=229)

insgesamt(n=743)

sehr hilfreich

eher hilfreich

teils­teils

weniger hilfreich

gar nicht hilfreich

weiß nicht

23%

43%

11%

5%

17%

31%

42%

9%

17%14%

28%

41%

17%

11%

27%

42%

12%

17%14%

Frage: „Wie bewerten Sie die Informationen aus selbst erhobenen digitalen Daten (z.B. Pulswerte aus Apps, Fitness­Tracker), die Ihnen Patientinnen und Patienten zeigen?“ (Die Frage wurde nur denjenigen Praxen gestellt, die von Patienten mit selbst erhobenen digitalen Daten berichtet haben.) Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

1%1% 2% 2%3%2%2%

ABBILDUNG 23: BEWERTUNG DER VON PATIENTEN SELBST ERHOBENEN DIGITALEN GESUNDHEITSDATEN (NACH FACHGRUPPEN)

sehr hilfreich

eher hilfreich

teils­teils

weniger hilfreich

gar nicht hilfreich

weiß nicht

Frage: „Wie bewerten Sie die Informationen aus selbst erhobenen digitalen Daten (z.B. Pulswerte aus Apps, Fitness­Tracker), die Ihnen Patientinnen und Patienten zeigen?“ (Die Frage wurde nur denjenigen Praxen gestellt, die von Patienten mit selbst erhobenen digitalen Daten berichtet haben.) Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

insgesamt(n=743)

hausärztlicheVersorgung (n=293)

allgemein fachärztlicheVersorgung (n=118)

spezialisierte und gesonderte fachärztlicheVersorgung (n=128)

versorgungsebenen­übergreifend (n=129)

psychotherapeutischeVersorgung (n=75)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

12% 27% 42% 14%

14% 32% 41% 10%

11% 20% 38% 23% 6%

10% 25% 38% 21% 4%

8% 26% 52% 12%

6% 18% 51% 18% 4%

2%

1%

2%

1%

1%

2%

3%

3%

3%

Page 32: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

32 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 25: ANTEIL VON PATIENTEN MIT DER NUTZUNG EINER ELEKTRONISCHEN GESUNDHEITSAKTE (NACH PRAXISGRÖSSEN)

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Frage: „Welcher Anteil Ihrer Patientinnen und Patienten nutzt eine elektronische Gesundheitsakte (z.B. Vivy, TK­Safe, AOK­Gesundheitsnetzwerk, myhealth, Gesundheitscloud)?“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

Ante

il de

r Pra

xen

in %

Einzelpraxis(n=1.179)

2 bis 4 Ärzte/Psychotherapeuten (n=530)

5 und mehr Ärzte/Psychotherapeuten(n=380)

insgesamt(n=2.089)

mehr als die Hälfte ( > 50%)

mäßiger Patientenanteil (30% bis 50%)

geringer Patientenanteil (10% bis 30%)

sehr geringer Patientenanteil ( < 10%)

vereinzelt ( < 5%)

kein Patient ( > 0%)

weiß nicht

0%

16%

4%

54%

20%

5%5%

41%

23%

9%

4%

57%

25%

4%

22%

11%

4%

56%

24%

2%1%1%

1%1%

1%1%2%

3%3%

3.3.3 ELEKTRONISCHE GESUNDHEITSAKTE

In diesem Jahr wurden die Praxen erst-malig gefragt, wie häufig Patienten eine elektronische Gesundheitsakte (z. B. Vivy, TK-Safe, AOK-Gesundheitsnetz-werk, myhealth, Gesundheitscloud) nutzen. Erwartungsgemäß sind elektro-nische Gesundheitsakten noch nicht weit verbreitet. Immerhin jede fünfte Praxis (20 Prozent) gab an, dass Patienten zumindest vereinzelt eine solche elek-tronische Akte nutzen (Abbildung 25). Unter den großen Praxen (fünf und mehr Ärzte/Psychotherapeuten) traf dies sogar auf mehr als jede dritte zu (36 Prozent). Im Vergleich der Fachgruppen berichten psychotherapeutische Praxen deutlich seltener, dass Patienten zumindest ver-

einzelt eine elektronische Gesundheits-akte nutzen (zwölf Prozent), während die entsprechenden Anteilswerte unter den haus- und fachärztlichen Praxen bei 23 Prozent bis 24 Prozent liegen, unter den versorgungsebenenübergreifenden Praxen bei 36 Prozent.

Insgesamt bewertet ein Drittel der Praxen die Nutzung elektronischer Ge sund heits akten als teilweise oder eher/sehr hilf reich (Abbildung 26). Unter den mit tel großen und großen Praxen sind es deutlich höhere Anteile (43 Prozent und 58 Prozent).

3.3.4 FERNBEHANDLUNG

Neu war in diesem Jahr ebenfalls die Frage, wie die Praxen die Möglichkeit

einer ausschließlichen Fernbehandlung ohne vorherigen unmittelbaren Patien-tenkontakt beurteilen. Hier zeigt sich die Mehrheit der Praxen bislang zurückhal-tend: Rund zwei Drittel von ihnen mei-nen, dass ein vorheriger unmittel barer Patientenkontakt stets erforderlich sei (Abbildung 27). Positiv wird die Möglich-keit einer ausschließlichen Fernbehand-lung hingegen von jeder fünften Praxis beurteilt, wobei dies unter den ärztlichen Praxen deutlich häufiger der Fall ist – die Anteile mit positiver Bewertung reichen von 21 Prozent (allgemein fachärztlich) bis zu 30 Prozent (versorgungsebenen-übergreifend) – als bei den psychothera-peutischen Praxen (zwölf Prozent).8

8 Eine ausschließliche Fernbehandlung mit unbekannten Patienten ist nach der psychotherapeutischen Berufsordnung nicht möglich, da Eingangs-diagnostik, Indikationsstellung und Aufklärung die persönliche Anwesenheit des Patienten erfordern (§ 5 Abs. 5 MBO-PT).

Page 33: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

33PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 26: BEWERTUNG DER VON PATIENTEN GENUTZTEN ELEKTRONISCHEN GESUNDHEITSAKTE (NACH PRAXISGRÖSSEN)

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Frage: „Für wie hilfreich halten Sie die Nutzung einer elektronischen Gesundheitsakte (z.B. Vivy, TK­Safe, AOK­Gesundheitsnetzwerk, myhealth, Gesundheitscloud)?“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

Ante

il de

r Pra

xen

in %

sehr hilfreich

eher hilfreich

teils­teils

weniger hilfreich

gar nicht hilfreich

weiß nicht

Einzelpraxis(n=1.179)

2 bis 4 Ärzte/Psychotherapeuten (n=530)

5 und mehr Ärzte/Psychotherapeuten(n=380)

insgesamt(n=2.089)

6%

23%

19%

12%

25%

11%

12%

18%

9%

4%

33%

23%

17%

16%

21%

15%

23%

11%

4%

30%

22%

16%

17%

8%16%

ABBILDUNG 27: BEWERTUNG DER MÖGLICHKEIT DER AUSSCHLIESSLICHEN FERNBEHANDLUNG OHNE VORHERIGEN UNMITTELBAREN PATIENTENKONTAKT (INSGESAMT UND NACH FACHGRUPPEN)

Negativ – ein vorheriger unmittel­barer Patientenkontakt ist aus meiner Sicht stets erforderlich.

unentschieden

Positiv – es gibt durchaus Fälle, in denen ein vorheriger unmittel­barer Patientenkontakt nicht unbedingt erforderlich ist.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

66% 14% 20%

62% 15% 23%

insgesamt(n=2.089)

hausärztlicheVersorgung (n=428)

allgemein fachärztlicheVersorgung (n=478)

spezialisierte und gesonderte fachärztlicheVersorgung (n=388)

versorgungsebenen­übergreifend (n=302)

psychotherapeutischeVersorgung (n=493)

65% 13% 21%

62% 16% 23%

53% 17% 30%

76% 13% 12%

Frage: „Wie beurteilen Sie die Möglichkeit der ausschließlichen Fernbehandlung (z. B. Telediagnostik, Video­Sprechstunde) ohne vorherigen unmittelbaren Patientenkontakt für Ihre Praxis?“ Gewichtete Verteilung, Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

Page 34: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

34 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 28: FORMEN DER PRAXISDARSTELLUNG IM INTERNET

Internetseite der Praxis(Homepage)

Eintrag in Suchmaschinen,Kartendiensten

aktive Nutzung von Portalenzur Arztsuche/­bewertung

Angebote Sozialer Medien

Sonstiges

nichts davon

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

58%

31%

14%

4%

3%

30%

Frage: „In welcher Form stellen Sie Ihre Praxis im Internet dar?“ Mehrfachnennungen möglich; gewichtete Verteilung (n = 2.092, davon 0,7 % mit „weiß nicht“)

Im Rahmen der qualitativen Interviews wurde das Thema Fernbehandlung vertieft. Gemäß der Einschätzung der Interviewpartner liegt das Nutzenpoten-zial der Fernbehandlung vor allem in der Vorbereitung und der Nachkontrolle von Behandlungen (zum Beispiel postope-rativ zum frühzeitigen Erkennen von Komplikationen) oder bei kurzfristigen Nachfragen und Kurzzeittherapien. Ein weiterer sinnvoller Einsatzbereich seien Rückfragen während Hausbesuchen durch nichtärztliche Praxisassistenten. Insgesamt könnten Fernbehandlungen so zu einer Entlastung in den Wartezim-mern beitragen. Ausschließliche Fernbe-handlungen sollten jedoch auf dem Arzt bekannte Patienten beschränkt bleiben. Während die ärztlichen Interviewpart-ner einen Entlastungseffekt vor allem von zeitversetzten Fernbehandlungen erwarten, stellt dies für beteiligte Psy-chotherapeuten keine sinnvolle Option dar. Sowohl nach Aussage der ärztlichen als auch der psychotherapeutischen Gesprächspartner würde eine Fernbe-

handlung derzeit nur von sehr wenigen Patienten aktiv nachgefragt.

3.3.5 DIGITALE ANGEBOTE DER PRAXEN FÜR PATIENTEN

Die eigene Homepage bleibt die häufigste Form der Praxisdarstellung im Internet: Rund 58 Prozent der Praxen nutzen diese Form zur Selbstdarstellung im Netz (Abbildung 28). Hierbei lassen sich jedoch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Praxissubgruppen feststellen. Die großen Praxen (fünf und mehr Ärzte/Psychotherapeuten) verfügen fast alle (95 Prozent) über eine eigene Website, dagegen nur etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Einzelpraxen. Die versorgungsebenenübergreifenden und die spezialisierten Facharztpraxen nutzen ebenfalls überdurchschnittlich häufig eine eigene Praxishomepage (87 Prozent und 76 Prozent), hingegen nur 55 Prozent der Hausarztpraxen und lediglich 37 Prozent der psychothera-peutischen Praxen. Die zweithäufigste Darstellungsform der Praxen im Internet

bilden Einträge in Suchmaschinen und/oder Kartendiensten. Rund 31 Prozent der Praxen nutzen diese Option, unter den großen Praxen (fünf und mehr Ärzte/Psychotherapeuten) liegt der Anteil mit 43 Prozent noch höher.

Digitale Angebote für Patienten bieten die Praxen nach wie vor nur sehr begrenzt an (Abbildung 29): Bei jeweils rund 15 Prozent der ärztlichen Praxen haben Patienten die Möglichkeit, online Termine zu vereinbaren, Unterlagen aus ihrer Patientenakte digital zu erhalten und online (Wiederholungs-)Rezepte9 zu bestellen. Einen digitalen Erinnerungs service (Termine, Vorsorge, Impfen) sowie die Bereitstellung des Medikationsplans in digitaler Form10 bietet lediglich etwas mehr als jede zehnte ärztliche Praxis ihren Patienten. Unter den psychotherapeutischen Praxen sind die entsprechenden Anteilswerte noch geringer. Rund 60 Prozent der Praxen machen ihren Patienten nach eige-nen Angaben noch gar keine digitalen Angebote.

9

10

Der entsprechende Anteilswert war unter den Praxen, die an der offenen Befragung teilnahmen, mit 21 Prozent noch höher (geschlossene Befragung: 14 Prozent).

Für den Patienten wird zurzeit der bundeseinheitliche Medikationsplan nach § 31a SGB V in Papierform ausgestellt. Noch gibt es kein einheitliches Vorgehen, den Medikationsplan Patienten auch als elektronisches Dokument zur Verfügung zu stellen – es gibt lediglich vereinzelte Angebote elektronischer Medikationspläne in Apps und Gesundheitsakten. Zukünftig sollen die Inhalte des bundeseinheitlichen Medikationsplans auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert und dem Patienten auch digital zugänglich gemacht werden. Weiterhin ist davon auszugehen, dass die Praxen, welche die Bereitstellung des Medikationsplanes als digitales Angebot angaben, hierzu auch die Nutzung des elektronischen Abbildes des bundeseinheitlichen Medikationsplans (zum Beispiel als PDF-Datei) oder anderer elektronischer Medikationspläne zählen.

Page 35: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

35PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 29: DIGITALE ANGEBOTE DER ÄRZTLICHEN PRAXEN FÜR PATIENTEN

Online­Terminvereinbarung

Bereitstellung von Unter­lagen aus der Patienten­dokumentation

Online­Rezeptbestellung

Erinnerungen an Termine, Vorsorge und Impfungen

Bereitstellung des Medikationsplans

Ausfüllen von Aufklärungs­ und Anamnesebögen

Sonstiges

nichts davon

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

15%

15%

15%

11%

11%

4%

Frage: „Welche digitalen Angebote machen Sie Ihren Patientinnen und Patienten?“ Mehrfach nennungen möglich; gewichtete Verteilung. Bei der Online­Rezeptbestellung handelt es sich um die „Bestellung“ eines Wiederholungsrezeptes in den Fällen, in denen der Patient dem Arzt bereits bekannt ist. n = 1.603.

3%

59%

Betrachtet man die Praxen differenziert nach Größe und Fachgruppe, zeigt sich, dass den Patienten digitale Service- Angebote stellenweise häufiger ange-boten werden: So können Patienten in 28 Prozent der großen Praxen (fünf und mehr Ärzte/Psychotherapeuten) und 21 Prozent der versorgungsebenenüber-greifenden Praxen Termine online ver-einbaren sowie in jeweils etwas mehr als jeder fünften Großpraxis oder Hausarzt-praxis Rezepte online bestellen.

Mögliche Erklärungen dafür, dass An-gebote zur Online-Terminvereinbarung unter den Praxen nicht stärker verbreitet sind, lieferten die qualitativen Interviews. Zum einen erhöhe sich durch das Online- Angebot das Missbrauchspotenzial für Patienten, mehr Termine zu vereinbaren als tatsächlich benötigt würden mit dem Ziel, Wartezeiten zu verringern. Zum anderen ermögliche die telefonische Terminvereinbarung dem Praxisperso-nal, besser die voraussichtliche zeitliche Dauer eines Termins und eine mit dem Termin einhergehende Gerätenutzung einzuschätzen.

Generell würden gerne 48 Prozent der ärztlichen Praxen ihren Patienten die Er-stellung und Pflege eines elektronischen Medikationsplans anbieten, 45 Prozent von ihnen die Möglichkeit, Verordnun-gen, Überweisungen und Bescheinigun-gen digital auszustellen, und 40 Prozent die Erstellung und Pflege eines digitalen Notfalldatensatzes (Abbildung 30). Bei anderen möglichen Digitalangeboten für Patienten sind die ärztlichen Praxen zu-rückhaltender: So würden nur 15 Prozent von ihnen generell gerne Video-Sprech-stunden anbieten und nur 11 Prozent digitale medizinische Anwendungen als Therapiebestandteil empfehlen oder verordnen können. Bei diesen beiden Optionen zeigen die psychotherapeuti-schen Praxen eine größere Bereitschaft zum digitalen Angebot (25 Prozent und 23 Prozent).

Hinsichtlich der Verordnungsfähig-keit von Gesundheits-Apps wurde im Rahmen der qualitativen Interviews kritisch angemerkt, dass die Auswahl therapierelevanter Apps vor allem unter qualitativen Gesichtspunkten getroffen

werden sollte und nicht primär unter dem Aspekt einer möglichen Erstattung durch die Kranken kassen, wodurch die Wählbarkeit faktisch als eingeschränkt empfunden werden könnte.

Mit Blick auf das Angebot digitaler Patientenakten hängt die Angebots-bereitschaft der Praxen davon ab, wer diese Akten verwaltet: Ist es die Praxis selbst, würden 29 Prozent aller Praxen (und 36 Prozent der Arztpraxen) gerne ein solches Angebot machen. Handelt es sich hingegen um patientenverwaltete Akten, äußern nur noch zwölf Prozent aller Praxen (14 Prozent der ärztlichen Praxen) einen entsprechenden Angebots-wunsch (vgl. hierzu auch die Ergebnisse in Kapitel 3.4.1). Etwa jede fünfte Arzt-praxis wünscht keinen Ausbau digitaler Angebote für Patienten in den genannten Bereichen, unter den psychotherapeuti-schen Praxen ist es knapp die Hälfte (47 Prozent).

Page 36: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

36 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 30: WUNSCH NACH AUSBAU DIGITALER ANGEBOTE ÄRZTLICHER UND PSYCHOTHERAPEUTISCHER PRAXEN FÜR PATIENTEN (INSGESAMT SOWIE INSGESAMT OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN)

Erstellung und Pflege eines elektronischen Medikationsplans

Verordnungen (z. B. Rezept), Über­weisungen, Bescheinigungen (z. B. elektronische AU­Bescheinigung)

Erstellung und Pflege eines digitalen Notfalldatensatzes

arztverwaltete digitale Patienten­akte (einrichtungsübergreifend – z. B. elektronische Fallakte, nicht Primärdokumentation)

digitale Verlaufskontrollen (z. B. Diabetestagebücher, Migräne­App)

Online­Fallbesprechungen mit Kolleginnen/Kollegen

digitale Version Mutterpass, Impf­/ Allergie­/Implantateausweis, Untersuchungsheft

Fernabfrage von medizinischen Daten (z. B. Blutdruck)

Video­Sprechstunde

Online­Diagnose / Therapie bei geeigneten Patienten / Krankheitsbildern

Empfehlung ggf. Verordnung von digitalen medizinischen Anwendungen als unterstützenden (Psycho­)Therapiebestandteil

patientenverwaltete elektronische Gesundheitsakte ( z. B. Vivy, TK­Safe, AOK­ Gesundheitsnetzwerk, myhealth, Gesundheitscloud)

weiß nicht

Sonstiges

nichts davon

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

insgesamt ohne Psycho­therapeuten (n=1.590)

insgesamt (n=2.081)

48%36%

5%4%

45%36%

40%30%

36%29%

30%26%

21%28%

1%1%

Frage: „Welche der nachfolgenden digitalen Anwendungen würden Sie Ihren Patientinnen und Patienten generell gerne anbieten?“ Mehrfachnennungen möglich; gewichtete Verteilung.

14%12%

11%14%

18%16%

15%18%

23%18%

31%23%

27%26%

Page 37: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

37PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

3.4 EINSTELLUNGEN UND EINSCHÄTZUNGEN ZUR DIGITALISIERUNG IN DER AMBULANTEN MEDIZINISCHEN VERSORGUNG

Neben dem aktuellen Stand der Digi-talisierung in den Praxen wurden die Vertragsärzte/-psychotherapeuten erneut nach ihren Einstellungen und Einschät-zungen zum Digitalisierungsfortschritt und seinen möglichen Auswirkungen auf die ambulante medizinische Patienten-versorgung befragt. Gegenstand der Befragung waren ebenfalls wieder die wesentlichen Hemmnisse der Digitali-sierung aus Sicht der Praxen.

3.4.1 EFFEKTE DER DIGITALISIERUNG AUF DIE VERSORGUNG

Die Befragungsergebnisse zeigen, wie hoch die Praxen den Nutzen verschie-dener digitaler Anwendungen für die Patientenversorgung einschätzen. Ganz vorne steht hierbei der elektroni-sche Medikationsplan, dessen Nutzen 59 Prozent der Praxen als sehr oder eher hoch bewerten (Abbildung 31). Unter den

ärztlichen Praxen (ohne Psychotherapeu-ten) liegt der entsprechende Anteil noch deutlich höher (69 Prozent). An zweiter Stelle folgt der digitale Notfalldatensatz; seinen Nutzen schätzen 56 Prozent aller Praxen (und 62 Prozent der ärztlichen Praxen) als sehr/eher hoch ein. Etwas mehr als die Hälfte der Praxen erken-nen einen sehr hohen oder eher hohen Nutzen in digitalen Verordnungen, Überweisungen und Bescheinigungen

ABBILDUNG 31: BEWERTUNG DES NUTZENS DIGITALER ANWENDUNGEN FÜR DIE PATIENTENVERSORGUNG

Frage: „Unabhängig davon, welche digitalen Anwendungen für Ihre Patientinnen und Patienten attraktiv erscheinen: Wie hoch schätzen Sie den Nutzen der folgenden Anwendungen für die Versorgung Ihrer Patientinnen und Patienten ein?“ Gewichtete Verteilung, Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

sehr hoch

eher hoch

eher gering

sehr gering

weiß nicht/trifft nicht zu

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

22% 37% 13% 11% 17%

23% 33% 13% 14% 17%

17% 34% 18% 18% 12%

17% 29% 16% 15% 23%

11% 32% 20% 23% 15%

10% 33% 25% 20% 12%

11% 28% 19% 23% 19%

8% 29% 25% 22% 16%

8% 28% 24% 21% 19%

15% 28% 36% 18%

4% 15% 29% 38% 14%

19% 35% 32% 11%

elektronischer Medikationsplan (n=2.043)

digitaler Notfalldatensatz(n=2.043)

digitale Verordnungen, Überweisun­gen und Bescheinigungen (n=2.044)

digitale Version Mutterpass, Impf­/Allergie­/Implantatepass, Untersu­chungsheft (n=2.043)

arztverwaltete digitale Patienten akte(einrichtungsübergreifend – z. B. elek­tronische Fallakte, nicht Primärdoku­mentation) (n=2.044)

Online­Fallbesprechungen mit Kollegin­nen/Kollegen (n=2.042)

digitale Anwendungen zur Sammlung medizinischer Daten (n=2.044)

digitale Anwendungen als Bestand­teit / zur Unterstützung der Therapie (n=2.044)

Fernabfrage von medizinischen Daten (z. B. Blutdruck) (n=2.044)

Video­Sprechstunde (n=2.044)

Online­Diagnose / Therapie bei geeig­neten Patienten / Krankheitsbildern (n=2.044)

patientenverwaltete elektronische Gesundheitsakte (z. B. Vivy, TK­Safe, AOK­ Gesundheitsnetzwerk, myhealth, Gesundheitscloud) (n=2.044) 3%

3%

Page 38: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

38 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 32: EINSCHÄTZUNG DES EINFLUSSES DER DIGITALISIERUNG AUF VERSCHIEDENE ASPEKTE DER ÄRZTLICHEN/PSYCHOTHERAPEUTISCHEN TÄTIGKEITEN

Frage: „Was denken Sie: Welchen Einfluss hat der Fortschritt der Digitalisierung alles in allem im Hinblick auf die nachfolgenden Aspekte?“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

14% 42% 26% 5% 6%

12% 40% 29% 6% 4%

12% 40% 25% 10% 6% 4%

26% 37% 14% 7% 5%

23% 39% 14% 8% 6%

12% 34% 27% 16%

starke Verbesserungen

Verbesserungen

insgesamt neutral

Verschlechterungen

starke Verschlechterungen

kein Einfluss

weiß nicht

6%

6%

6%

9%

4%

8%

3%

3%

3%

3%

2%

2%

Kommunikation mit Krankenhäusern (n=2.037)

Kommunikation mit nieder gelassenen Kolleginnen und Kollegen (n=2.036)

Praxismanagement/ Praxisprozesse (n=2.037)

Diagnosequalität (n=2.036)

Therapieerfolg (z. B. Therapietreue) (n=2.037)

Arzt­Patienten­Beziehung (n=2.037)

(nur ärztliche Praxen: 55 Prozent), wäh-rend der entsprechende Anteil für eine digitale Version von Mutterpass, Impf-/Allergie-/Implantatausweis oder Unter-suchungsheften rund 46 Prozent betrug (nur ärztliche Praxen: 53 Prozent).

Ähnlich wie bei den Präferenzen zum Ausbau digitaler Angebote für Patien -ten (vgl. Abbildung 30) fällt auch die Be wertung der Praxen zur digitalen Patientenakte aus: Den Nutzen einer arztverwalteten Akte schätzen 43 Prozent der Praxen (und 52 Prozent der ärztlichen Praxen) als sehr/eher hoch ein, während dies im Fall einer patientenverwalteten Akte nur 17 Prozent (und 20 Prozent der ärztlichen Praxen) sind. Im Rahmen der qualitativen Interviews wurden Gründe dafür genannt, dass Ärzte ihren Patien-ten keine Patientenakten empfehlen würden, die diese selbst führen müssten: Die Interviewpartner bewerten das Füh-ren und Verwalten der Patientenakte als an spruchsvolle Aufgabe, sowohl im Hin-blick auf die Vollständigkeit und Korrekt-heit der einzugebenden Daten als auch im Hinblick auf eine Reihe ungeklärter

ethischer und rechtlicher Fragen (unter anderem Haftung und Datenschutz). Die Mehrheit der Inter viewpartner sprach sich aber für ein Mitspracherecht der Pa-tienten aus, ins besondere bezüglich der Lese-/Zu griffsrechte, Speicherung und Löschung von Daten. Eine patientenver-waltete Akte bietet auch Vorteile bei der Integration von Daten, die von Patienten selbst erhoben wurden. Die Mehrheit der Interviewpartner befürwortet daher eine „kombinierte“ Patientenakte, bei der ein Teil von den Patienten selbst verwaltet werden könne.

Nur eine Minderheit von jeweils rund einem Fünftel der Praxen geht von einem sehr/eher hohen Nutzen aus, den Video-sprechstunden und Online- Diagnosen/ Therapien auf die Patientenversorgung hätten. Die psychotherapeutischen Praxen schätzen hierbei den Nutzen von Videosprechstunden höher ein (27 Prozent).

Darüber hinaus wurden die Praxen erneut nach dem Einfluss des Digitali-sierungsfortschritts auf verschiedene

Aspekte der Versorgung befragt. Dem-nach werden (starke) Verbesserungen durch den Digitalisierungsfortschritt am häufigsten in der Kommunikation mit Krankenhäusern gesehen (55 Prozent al-ler Praxen und 62 Prozent der ärztlichen Praxen) (Abbildung 32). Die entsprechen-den Anteilswerte im Hinblick auf den Einfluss des Digitalisierungsfortschritts auf die Kommunikation mit niedergelas-senen Kolleginnen und Kollegen sowie auf das Praxismanagement/die Praxis-prozesse sind mit jeweils 52 Prozent (nur ärztliche Praxen: 57 Prozent) ähnlich hoch. Dabei nehmen die Anteile, die (starke) Verbesserungen erwarten, mit steigender Praxisgröße deutlich zu und betragen für große Praxen 78 Prozent (Kommunikation mit Krankenhäusern), 79 Prozent (Kommunikation mit nieder-gelassenen Kolleginnen und Kollegen) und 82 Prozent (Praxismanagement/Praxisprozesse).

Den Einfluss des Digitalisierungsfort-schritts auf die Diagnosequalität und den Therapieerfolg schätzen relativ viele Pra-xen als insgesamt neutral ein (37 Prozent

Page 39: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

39PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

und 39 Prozent), wobei von den übrigen Praxen jeweils mehr mit Verbesserungen als mit Verschlechterungen rechnen. Dagegen erwartet ein relativ großer Anteil der Praxen (43 Prozent) (starke) Verschlechterungen der Arzt-Patien-ten-Beziehung infolge des Digitalisie-rungsfortschritts – gegenüber nur 14 Prozent, die mit einer (starken) Ver-besserung rechnen, und 34 Prozent, die von einem insgesamt neutralen Effekt ausgehen. Dabei sinkt der Anteil der Praxen, die eine (starke) Verschlech-terung der Arzt-Patienten- Beziehung erwarten, stark mit zunehmender Praxisgröße: von 46 Prozent unter den Einzelpraxen auf nur noch 21 Prozent der großen Praxen mit fünf und mehr Ärzten/Psychotherapeuten.

Neben der Praxisgröße gibt es auch deutlichere Einschätzungsunterschiede zwischen den Fachgruppen. Generell er warten die psychotherapeutischen

Praxen seltener Verbesserungen infolge der Digitalisierung in Hinblick auf die Kommunika tion mit anderen Praxen oder Kranken häusern sowie auf das Pra-xismanagement als die ärztlichen Praxen (Abbildung 33). Unter den ärztlichen Praxen nimmt der Anteil der Praxen, die Verbesserungen erwarten, überwiegend mit dem Grad der Spezialisierung zu; am häufigsten gehen die versorgungs-ebenenübergreifend tätigen Praxen von Verbesserungen aus.

Differenziert nach Altersgruppen zeigt sich, dass die jüngeren Ärzte/Psycho-therapeuten unter 50 Jahren häufiger (starke) Verbesserungen vom Digitalisie-rungsfortschritt erwarten als die älteren über 60 Jahre, und zwar beim Praxisma-nagement (59 Prozent versus 44 Prozent), bei der Kommunikation mit niederge-lassenen Kollegen (60 Prozent versus 46 Prozent) und bei der Kommunikation mit Krankenhäusern (62 Prozent versus 48 Prozent).

Ein ähnliches Muster zeigt sich bei den Praxisanteilen, die vom Digitalisierungs-fortschritt (starke) Verbesserungen der Diagnosequalität, des Therapieerfolgs und der Arzt-Patienten-Beziehung erwar-ten (Abbildung 34). Die entsprechenden Anteile sind unter den psychotherapeu-tischen Praxen – außer bezüglich der Arzt-Patienten-Beziehung – geringer. Unter den ärztlichen Praxen erwarten die spezialisierten oder interdisziplinären Facharztpraxen häufiger Verbesserun-gen, allerdings sind die hausärztlichen Praxen hinsichtlich der Diag nosequalität und vor allem hinsichtlich des Therapie-erfolgs optimistischer als die allgemein fachärztlichen Praxen. Auch in diesen Bereichen erwarten jüngere Ärzte/Psycho therapeuten häufiger (starke) Verbesserungen als ältere.

ABBILDUNG 33: ERWARTUNG (STARKER) VERBESSERUNGEN INFOLGE DER DIGITALISIERUNG AUF KOMMUNIKATION MIT KRANKENHÄUSERN/ANDEREN PRAXEN UND PRAXISPROZESSE, DIFFERENZIERT NACH FACHRICHTUNG

Frage: „Was denken Sie: Welchen Einfluss hat der Fortschritt der Digitalisierung alles in allem im Hinblick auf die nachfolgenden Aspekte?“ Gewichtete Verteilung.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

psychotherapeutische Versorgung

hausärztliche Versorgung

allgemein fachärztliche Versorgung

insgesamt

Kommunikation mit Krankenhäusern

Kommunikation mit andern Praxen

Praxismanagement/ Praxisprozesse

38%40%

39%

61%

53% 51%

60%57% 59%

67% 67% 68%71%

67%

76%

55% 52% 52%

spezialisierte/gesonderte fachärztliche Versorgung

versorgungsebenen­übergreifend

Page 40: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

40 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

In den qualitativen Interviews wurde vertiefend nach den Gründen für die vergleichsweise pessimistischen Erwar-tungen der Praxen zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arzt-Patien-ten-Beziehung gefragt. Im Vordergrund steht für die Befragten die zunehmende Nutzung von medizinischen Informati-onsangeboten im Internet und von (Diag-nose-)Apps durch Patienten. Dadurch könnten zwar Arzt-Patienten-Gespräche positiv stimuliert werden, aber hierfür bedürfe es derzeit besonderer Fähigkei-ten der Patienten, um zuverlässige von unseriösen Angeboten zu trennen. Auf-grund der mangelnden Qualitätstrans-parenz überwögen eher negative Effekte, insbesondere in Form eines erhöhten Zeitaufwands für Ärzte zur Patienten-aufklärung. Je mehr es jedoch gelinge, seriöse Informationsangebote im Internet in die Patientenaufklärung einzubinden, desto eher könne die Digitalisierung hier positiv wirken.

Die Möglichkeiten, Entscheidungshilfen auf Basis von wissensbasierten EDV- Systemen („künstliche Intelligenz“, KI) für ärztliche und psychotherapeutische

Diagnose- und Therapieentscheidungen zu nutzen, würden rund 24 Prozent der Praxen auf alle Fälle in Betracht ziehen. Unter den ärztlichen Praxen ist der An teil etwas höher (28 Prozent). Etwas mehr als ein Viertel (26 Prozent) sieht den Einsatz solcher KI-Systeme dagegen sehr kritisch. Gegenüber der Thematik sind die spezialisierten und gesondert sowie die interdisziplinär besetzten Facharztpraxen insgesamt aufgeschlos-sener, von denen jeweils 36 Prozent dem Einsatz von KI für ärztliche Diagnose- und Therapieentscheidungen sehr aufge-schlossen gegenüberstehen, während 20 Prozent und 18 Prozent von ihnen einen solchen Einsatz sehr kritisch sehen. Mehr als jeder zehnte Arzt/Psychotherapeut (13 Prozent) konnte sich hierzu noch kein Urteil bilden.

3.4.2 HEMMNISSE DER DIGITALISIERUNG

Wie im Vorjahr stellen aus Sicht der Ärzte und Psychotherapeuten die Sicherheits-lücken in den EDV-Systemen das größte Hemmnis der Digitalisierung in den Praxen dar. Rund 60 Prozent der Praxen

sehen hierin ein starkes Hem mnis (Abbildung 35). Allerdings variiert diese Sichtweise stark mit der Praxisgröße: Während die Einzelpraxen EDV-Sicher-heitslücken zu 63 Prozent als starkes Hemmnis einstufen, sind es unter mittelgroßen Praxen 53 Prozent und unter großen Praxen mit 42 Prozent deutlich weniger als die Hälfte. Von den Fachgruppen betrachten die psycho-therapeutischen Praxen Sicherheitslü-cken am häufigsten als starkes Hemm-nis (73 Prozent), von den ärztlichen Praxen sind es die der allgemein fach ärztlichen Versorgung (59 Prozent), während es unter den spezialisiert/gesondert fachärztlichen sowie den versorgungs ebenenübergreifend tätigen Praxen jeweils weniger als die Hälfte sind (47 Prozent und 46 Prozent).

Jeweils mehr als die Hälfte der Praxen sehen auch in dem mit der Digitalisie-rung verbundenen Umstellungsaufwand sowie in einem ungünstigen Kosten- Nutzen-Verhältnis starke Hemmnisse. Zu beiden Aspekten wurden die Praxen in diesem Jahr zum ersten Mal nach ihrer Einschätzung gefragt. Auch hier

ABBILDUNG 34: ERWARTUNG (STARKER) VERBESSERUNGEN INFOLGE DER DIGITALISIERUNG AUF DIAGNOSEQUALITÄT, THERAPIEERFOLG UND ARZT-PATIENTEN-BEZIEHUNG, DIFFERENZIERT NACH FACHRICHTUNG

Frage: „Was denken Sie: Welchen Einfluss hat der Fortschritt der Digitalisierung alles in allem im Hinblick auf die nachfolgenden Aspekte?“ Gewichtete Verteilung.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

psychotherapeutische Versorgung

hausärztliche Versorgung

allgemein fachärztliche Versorgung

insgesamt

16%11%

21%

33% 34%

17%

30%24%

17%

37%33%

21%

42% 42%

28% 28%25%

14%

spezialisierte/gesonderte fachärztliche Versorgung

versorgungsebenen­übergreifend

Diagnosequalität

Therapieerfolg (z. B. Therapietreue)

Arzt­Patienten­Beziehung

Page 41: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

41PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 35: EINSCHÄTZUNG ZUR STÄRKE MÖGLICHER HEMMNISSE DER DIGITALISIERUNG IN DEN PRAXEN

Frage: „Inwieweit hemmen Ihrer Einschätzung nach die folgenden Faktoren die weitere Digitalisierung in Ihrer Praxis?“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt; n = 2.022 (außer bei der Kategorie andere Faktoren).

stark

mittel

schwach

gar nicht

weiß nicht

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

60% 25% 9% 4%

54% 25% 10% 5% 6%

46% 31% 14% 6%

36% 33% 14% 7% 9%

24% 26% 18% 18% 13%

24% 27% 22% 24%

21% 29% 19% 16% 16%

14% 26% 26% 31%

Sicherheitslücken in den EDV­Systemen

Umstellungsaufwand (z. B. Kosten, Info­ und Schulungs­aufwand, Zeitbedarf)

ungünstiges Kosten­Nutzen­Verhältnis

Fehleranfälligkeit der EDV­Systeme

fehlende Nutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen

fehlende oder nicht funktionierende Geräteanbindung zum PVS

unzureichende Internetgeschwindigkeit

fehlende digitale Angebote am Markt

fehlende eigene Erfahrung im Umgang mit digitalen Medien

andere Faktoren (n=327)

2%

56% 25% 11% 6%2%

52% 6%2%

39%1%

3%

3%

3%

wird die Einstufung als starkes Hemmnis mit zunehmender Praxisgröße seltener: Insbesondere unter den großen Praxen (fünf und mehr Ärzte/Psychotherapeu-ten) sind die Anteile, die den Umstel-lungsaufwand und ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis als starke Hemmnisse sehen, mit 41 Prozent und 35 Prozent deutlich niedriger. Differen-ziert nach Fachgruppen zeigen sich die höchsten Anteile, die beide Aspekte als stark digitalisierungshemmend bewer-

ten, unter den allgemein fachärztlichen sowie den hausärztlichen Praxen (zwischen 64 Prozent und 55 Prozent).Die Fehleranfälligkeit von EDV-Systemen und die fehlende Nutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen werden von 46 Prozent und 36 Prozent der Praxen als starke Hemmnisse eingestuft. Erneut variiert diese Einschätzung mit der Praxisgröße (hinsichtlich der Fehler-anfälligkeit 47 Prozent/46 Prozent der Einzel-/mittelgroßen Praxen gegenüber

35 Prozent der großen Praxen) und mit der Fachrichtung (hinsichtlich Fehler-anfälligkeit zwischen 50 Prozent der Praxen der allgemein fachärztlichen Versorgung und 38 Prozent der ver-sorgungsüber greifend tätigen Praxen). Eine fehlende Nutzerfreundlichkeit be werten die psychotherapeutischen Praxen am seltensten als starkes Hemm nis (29 Prozent) und die allge -mein fachärztlichen Praxen am häufigs-ten (43 Prozent).

Page 42: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

42 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Für psychotherapeutische Praxen stellen fehlende digitale Angebote am Markt, die unzureichende Internetgeschwindigkeit und eine fehlende/nicht funktionierende PVS-Anbindung deutlich seltener Digi-talisierungshemmnisse dar. Für die ärzt-lichen Praxen liegen die Anteile derer, die in diesen Faktoren Hemmnisse für ihre Digitalisierung sehen, systematisch höher (zum Beispiel bezüglich fehlender digitaler Angebote am Markt: 24 Prozent der hausärztlichen und 26 Prozent der spezialisierten und gesondert fachärztli-chen Praxen).

Erwartungsgemäß ist für Praxen in ländlichen Regionen die unzureichende Internetgeschwindigkeit häufiger ein starkes Hemmnis der Digitalisierung als für Praxen in städtischen Regionen. Die entsprechenden Praxisanteile betra-gen 31 Prozent in ländlichen Kreisen, 26 Prozent in städtischen Kreisen und 17 Prozent in kreisfreien Großstädten. Auch fehlende digitale Angebote am Markt werden von den Praxen in länd-lichen Regionen häufiger als starkes Hemmnis genannt (24 Prozent versus 17 Prozent der Praxen in Großstädten).

In den qualitativen Interviews wurde eine Reihe zusätzlicher Gründe ge-nannt, die den Digitalisierungsfortschritt hemmen und vor allem für fehlende Nutzerfreundlichkeit und die Instabilität von EDV-Systemen stehen. So erschwere eine Vielzahl erforderlicher Benutzer-namen und Passwörter die Nutzung digitaler Anwendungen sowie der Telematikinfrastruktur. Das Einpflegen von Daten, die durch die Patienten selbst erhoben werden, sei aufwendig und vorhandene Software-Lösungen häufig nicht an den konkreten Praxisbedarf angepasst. Problematisch sei weiterhin, wenn sämtliche digitalen Prozesse der Praxis über einen zentralen Server liefen, dieser wegen erhöhter Instabilität häufig ausfalle und dann mehrere Technik-dienste gleichzeitig kontaktiert werden müssten. Aufgrund fehlender Kompa-tibilität der einzelnen Komponenten würden Software-Updates regelmäßig Systemstörungen verursachen. Der mit den technischen Problemen verbundene Zeitaufwand sei auch finanziell spürbar, und zwar direkt (Kosten für Techniksup-port) als auch indirekt (weniger Zeit für Patientenbehandlung).

11 Die bisherige Erprobung der Telematikinfrastruktur durch die gematik war auf das Versichertenstammdatenmanagement beschränkt, für das sich auch relativ geringe Bandbreiten als ausreichend erwiesen hätten. Für die Sichere Kommunikation zwischen den Leistungserbringern würden für die Nachrichtenübertragung ebenfalls nicht zwingend hohe Bandbreiten benötigt. Dagegen lasse sich für die elektronische Patientenakte sowie für die Übertragung hochauflösender Bilder, insbesondere bei Echtzeitübertragungen im Kontext von Videokonferenzen, noch keine Aussage zu den letztlich benötigten Bandbreiten treffen.

Deutlich seltener – wenn auch immer noch von jeweils mehr als einem Fünftel der Praxen – werden eine fehlende oder nicht funktionierende Anbindung zum PVS, eine unzureichende Internetge-schwindigkeit11 oder fehlende Angebote am Markt als starke Hemmnisse bewertet. Bemerkenswerterweise werden unzurei-chende Internetgeschwindigkeit und Marktangebote häufiger von großen Praxen als starke Hemmnisse gewertet (32 Prozent und 29 Prozent) als von Ein-zelpraxen (23 Prozent und 19 Prozent).

Von den Praxen, die andere Faktoren als Hemmnis angaben (n = 201 ohne Kategorie „weiß nicht“), wurde am häufigsten Datenschutz/-sicherheit genannt (31 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgten der (zeitliche) Aufwand (zwölf Prozent), das Fehlen kompatibler EDV-Lösungen (zehn Prozent) und der Mangel an persönlichem Patientenkon-takt sowie die fehlende Kompatibilität mit anderen Ärzten/Krankenhäusern (jeweils sieben Prozent).

Page 43: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

43PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

3.4.3 UNTERSTÜTZUNG UND FORTBILDUNGEN

Zu der offen gestellten Frage, welche Unterstützung die Ärzte/Psychothera-peuten sich im Hinblick auf die Digi-talisierung von ihrer Kassenärztlichen Vereinigung und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wünschen, machten rund 47 Prozent der Befragten keine Angaben. Unter den übrigen Vertrags-ärzten und -psychotherapeuten führt eine „angemessene Kostenübernahme“ (von 28 Prozent der Praxen genannt) die Wunschliste an, gefolgt von „In-formationen und Hilfestellungen zur Umsetzung der Digitalisierung“ in ihrer Praxis und von „Unterstützung bei da-tenschutzrechtlichen Aspekten“ (jeweils 22 Prozent). Etwa jede siebte der Praxen, die sich zu der offenen Frage äußerten, wünscht einheitliche Standards und eine Vereinfachung oder Anpassungen der Systeme, ein nur etwas geringerer Anteil

mehr Entscheidungsfreiheit der Praxen und zehn Prozent eine klare (kritische) Positionierung gegenüber der Politik und Industrie. Dagegen nannten jeweils rund sieben Prozent der Praxen mit Wunsch-äußerung eine Entschleunigung der Digi-talisierung zugunsten von Pilotprojekten sowie eine zumindest teilweise Abkehr vom gegenwärtigen Pfad der Digitalisie-rung. Zwischen jeweils sechs Prozent und sieben Prozent der Praxen wünschen von den Kassenärztlichen Vereinigun-gen, dass sich der Fokus wieder stärker von der Digitalisierung zum Patienten hinwendet, dass digitale Infrastruktur und Anwendungen besser funktionieren, differenzierte Unterstützungsangebote für bestimmte Arztgruppen und eine Vereinfachung der digitalen Kommuni-kation (auch im ambulanten Bereich). Rund fünf Prozent wünschen sich keine weitere Unterstützung. Außerdem wurde von geringeren Anteilen der Praxen Unter-stützungsbedarf für folgende Themen ge-

nannt: klare Haftungsregelungen (nicht zu Lasten der Ärzte), Beschleunigung bestehender digitaler Anwendungen sowie eine Unterstützung moderner und flexibler Angebotsstruktur. Zwischen den Praxisgrößen gab es bei dieser Frage keine systematischen Unterschiede.

In diesem Jahr wurden die Praxen erstmals gefragt, ob sie in den letzten drei Jahren eine Fortbildung mit Digi-talisierungsbezug besucht haben. Auf knapp die Hälfte aller Praxen trifft dies zu (Abbildung 36). Rund 5 Prozent der Befragten konnten keine Aussage dies -bezüglich treffen. Mit steigender Praxis-größe ging häufiger eine Teilnahme an einer solchen Fortbildung einher. Rund 55 Prozent der großen Praxen (fünf und mehr Ärzte/Psychotherapeuten) nah-men in den letzten drei Jahren an einer Fortbildung mit Digitalisierungsbezug teil – bei den Einzelpraxen waren es noch 46 Prozent.

ABBILDUNG 36: TEILNAHME AN EINER FORTBILDUNG MIT DIGITALISIERUNGSBEZUG INNERHALB DER LETZTEN DREI JAHRE

ja

nein

weiß nichtFrage: „Haben Sie in den letzten drei Jahren eine Fortbildung mit Digitalisierungsbezug besucht?“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

Einzelpraxis(n=1.137)

50%

46%

5%

2 bis 4 Ärzte/ Psychotherapeuten(n=515)

6%

46%

48%5 und mehr Ärzte/ Psychotherapeuten(n=366)

4%

41%55%

Anteil der Praxen in %

Page 44: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

44 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Ein Vergleich der Ergebnisse der Praxis-befragung 2019 mit denen des Vorjah-res zeigt Veränderungen, die sowohl eine fortschreitende Digitalisierung

dokumentieren als auch stagnierende Entwicklungen. Für die folgenden Dar-stellungen wurden durch die Autoren der Studie die Bereiche ausgewählt, die

entweder durch größere Veränderungen oder gerade durch das Ausbleiben von Veränderungen gekennzeichnet sind.

4. VERÄNDERUNGEN GEGENÜBER DEM VORJAHR

Gegenüber dem Jahr 2018 haben sich die Anteile der Praxen mit einem (nahezu) komplett digitalisierten Qualitätsmanage-ment mehr als verdoppelt (Abbildung 37).Der Vergleich wird möglicherweise durch eine Umformulierung des betref-fenden Items verzerrt.12 Besonders ausge-prägt war der Sprung bei den versor-

gungsebenenübergreifenden Praxen.Auch der Anteil der Arztpraxen, welche digitale Systeme zur Prüfung auf AMTS- Risiken verwenden, hat sich gegenüber dem Vorjahr erhöht, vor allem unter den hausärztlichen Praxen (Abbildung 38). Hier ist der entsprechende Anteil von 60 Prozent auf 67 Prozent gestiegen.

Von 37 Prozent auf 46 Prozent hat sich der Anteil der Praxen erhöht, die (eher) bereit wären, auf einheitliche Dokumenta tions-standards umzustellen (Abbildung 39). Der Vergleich wird möglicherweise durch eine Umformulierung der Frage verzerrt.13 Besonders stark war die Zunahme unter den hausärztlichen Praxen (von 40 Prozent auf 56 Prozent).

4.1 FORTSCHRITTE DER DIGITALISIERUNG

ABBILDUNG 37: ANGABE ZUR (NAHEZU) KOMPLETTEN DIGITALISIERUNG DES QUALITÄTSMANAGEMENTS, 2018-2019

2018

2019

Frage: „Bitte geben Sie für jeden Aspekt an, in welchem Ausmaß Ihr Praxismanagement hier digital oder in Papierform organisiert ist.“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

insgesamt

hausärztlicheVersorgung

allgemein fachärztlicheVersorgung

spezialisierte und gesonderte fachärztlicheVersorgung

versorgungsebenen­übergreifend

psychotherapeutischeVersorgung

10%22%

10%23%

12%26%

15%31%

13%33%

6%13%

12

13

Wortlaut 2018: „Hygiene-/Qualitätsmanagement (z.B. Temperaturkontrolle Medikamentenkühlschrank, Dokumentation der Aufbereitung bei Medizin-produkten, QM-Handbuch)“, Wortlaut 2019: „Qualitätsmanagement (z.B. Dokumentation Hygienemanagement, meldepflichtige Krankheiten, Fehler-/Ereignisdokumentation, häufige/komplizierte Behandlungspfade)“.In der diesjährigen Fragestellung wurde der Ausdruck „einheitliche Kodierung“ durch „einheitliche Standards“ ersetzt, ansonsten war die Formulierung der Frage identisch.

Page 45: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

45PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 38: VERWENDUNG VON DIGITALEN SYSTEMEN ZUR PRÜFUNG AUF AMTS-RISIKEN (INSGESAMT OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN UND HAUSÄRZTLICHE VERSORGUNG), 2018-2019

insgesamt (ohne Psychotherapeuten)

hausärztliche Versorgung

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

Frage: „Nutzen Sie in Ihrer Praxis eine digitale Anwendung zur Erkennung von Sicherheitsrisiken der Arzneimitteltherapie (Arzneimittelinteraktionen, ­kontraindikationen etc.)?“ Ohne psychotherapeutische Praxen, gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

2018

201951%56%

60%67%

ABBILDUNG 39: BEREITSCHAFT AUF EINHEITLICHE STANDARDS FÜR ANAMNESEN, BEFUNDE UND THERAPIEN IN DER PATIENTENDOKUMENTATION, 2018-2019

2018

2019

Frage: „Denken Sie an Ihre Patientendokumentation: Wären Sie bereit, auf einheitliche Standards für Anamnesen, Befunde und Therapien umzustellen, um einen schnellen Datenaustausch mit Kolleginnen/Kollegen zu ermöglichen?“ Anteilswerte beziehen sich auf die Praxen, die hierzu bereit oder eher bereit wären. Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

insgesamt

hausärztlicheVersorgung

allgemein fachärztlicheVersorgung

spezialisierte und gesonderte fachärztlicheVersorgung

versorgungsebenen­übergreifend

psychotherapeutischeVersorgung

37%46%

40%56%

42%49%

50%59%

54%67%

21%26%

Page 46: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

46 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 40: DIGITALE VERBINDUNG MIT KRANKENHÄUSERN, BEISPIELSWEISE DURCH EINWEISERPORTALE (NACH PRAXISGRÖSSEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN), 2018-2019

Frage: „Ist Ihre Praxis mit bestimmten Krankenhäusern digital verbunden, beispielsweise durch Einweiserportale?“ Ohne psychotherapeutische Praxen; gewichtete Verteilung.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

Einzelpraxis 2 bis 4 Ärzte 5 und mehr Ärzte

5% 5%8% 8%

16%23%

2018

2019

Unter den großen Praxen ist der Anteil, der digital mit Krankenhäusern (zum Beispiel über Einweiserportale) verbun-den ist, mit 23 Prozent höher als noch im Jahr 2018 (16 Prozent) (Abbildung 40).

Deutlich höher fiel unter den großen Praxen auch der Anteil derjenigen aus, die mit Krankenhäusern mindestens zur Hälfte

digital kommunizieren (Abbildung 41): Traf dies im Jahr 2018 noch auf 8 Prozent von ihnen zu, ist es im Jahr 2019 fast schon jede fünfte große Praxis.

Der Anteil der Praxen, die mindestens zur Hälfte mit ihren Patienten außerhalb der Praxis digital kommunizieren, hat sich im Vergleich zum Vorjahr von zwölf

Prozent auf 25 Prozent erhöht und damit mehr als verdoppelt (Abbildung 42). Be-sonders stark war die Zunahme – relativ betrachtet – unter den allgemein und spezialisiert/gesondert fachärztlichen Praxen sowie unter den großen Praxen.

Page 47: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

47PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 41: MINDESTENS HÄLFTIGE DIGITALISIERUNG DER SCHRIFTLICHEN KOMMUNIKATION MIT KRANKENHÄUSERN (INSGESAMT UND NACH PRAXISGRÖSSEN), 2018-2019

Frage: „Welche Aussage über die schriftliche Kommunikation Ihrer Praxis mit Krankenhäusern trifft am ehesten zu?“ Gewichtete Verteilung.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

Einzelpraxis 2 bis 4 Ärzte 5 und mehr Ärzte

3% 3% 4% 6% 8%

19%

2018

2019

3% 4%

insgesamt

ABBILDUNG 42: MINDESTENS HÄLFTIGE DIGITALISIERUNG DER PATIENTENKOMMUNIKATION AUSSERHALB DER PRAXIS (INSGESAMT UND NACH FACHGRUPPEN), 2018-2019

2018

2019

Frage: „Welche Aussage über die Kommunikation mit Ihren Patientinnen und Patienten außerhalb der Praxis trifft am ehesten zu?“ Gewichtete Verteilung.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

insgesamt

hausärztlicheVersorgung

allgemein fachärztlicheVersorgung

spezialisierte und gesonderte fachärztlicheVersorgung

versorgungsebenen­übergreifend

psychotherapeutischeVersorgung

12%25%

8%12%

10%24%

9%22%

11%21%

22%44%

Page 48: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

48 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 43: WUNSCH NACH AUSBAU DIGITALER ANGEBOTE FÜR PATIENTEN, 2018-2019

Erstellung und Pflege eines elektronischen Medikationsplans

Verordnungen (z. B. e­Rezept), Über­weisungen, Bescheinigungen (z. B. elektronische AU­Bescheinigung)

Erstellung und Pflege eines digitalen Notfalldatensatzes

digitale Version Mutterpass, Impf­/Allergie­/Implantateausweis, Untersuchungsheft

Online­Fallbesprechungen mit Kolleginnen/Kollegen

Fernabfrage von medizinischen Daten (z. B. Blutdruck)

Online­Diagnose / Therapie bei geeigneten Patienten / Krankheitsbildern

Online­/Video­Sprechstunde

Empfehlung ggf. Verordnung von digitalen medizinischen Anwendungen als unterstützenden (Psycho­)Therapiebestandteil

Sonstiges

2018 (ohne Psycho­therapeuten)

2019 (ohne Psycho­therapeuten)

2018 (nur Psycho­therapeuten)

2019 (nur Psycho­therapeuten)

Frage: „Welche der nachfolgenden digitalen Anwendungen würden Sie Ihren Patientinnen und Patienten generell gerne anbieten?“ Mehrfachnennungen möglich; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

36%

48%

35%45%

24%40%

21%31%

22%27%

10%11%

15%25%

11%18%

18%23%

6%1%

14%15%

Im Vergleich zum Jahr 2018 äußerten mehr Praxen den Wunsch, bestimmte digitale Angebote für ihre Patienten auszubauen (Abbildung 43): Am stärks-ten war die Zunahme hinsichtlich des Angebots von Online-Diagnosen/-Thera-pien (Anteil stieg von elf Prozent auf 18 Prozent) sowie der Erstellung und Pflege eines digitalen Notfalldatensatzes (von 24 Prozent auf 40 Prozent). Dagegen würden insgesamt kaum mehr Praxen ihren Patienten generell gerne Online- oder Video-Sprechstunden anbieten – mit Ausnahme der psychotherapeu-tischen Praxen: Während 15 Prozent von ihnen im Jahr 2018 angaben, dass sie ihren Patienten generell gerne eine Online-Sprechstunde anbieten würden,

waren es in diesem Jahr 25 Prozent, die generell gerne eine Video-Sprechstunde nutzen oder ihren Patienten anbieten würden.

Der Nutzen von digitalen Anwendungen zur Sammlung medizinischer Daten wird im Vergleich zum Vorjahr von wesentlich mehr ärztlichen Praxen als (sehr) hoch eingeschätzt, nämlich von 47 Prozent gegenüber einem Anteil von lediglich 17 Prozent im Jahr 2018 (Abbildung 44). Der Vergleich wird möglicherweise durch eine Umformulierung des betreffenden Items verzerrt.14

Deutliche Veränderungen gab es auch bei der Einschätzung des Einflusses

des Digitalisierungsfortschritts auf die Arzt-Patienten-Beziehung. In diesem Jahr gab es die zusätzliche Antwort-möglichkeit „insgesamt neutral“. Etwa ein Drittel (34 Prozent) der Praxen hat diese Antwortmöglichkeit gewählt (Abbildung 45). Alle anderen Bewertungs kategorien, die bereits im Vorjahr gewählt werden konnten, er-hielten weniger Zustimmung als im Jahr 2018. Dabei zeigt sich, dass vor allem der Anteil der Praxen, der entweder keinen Einfluss der Digitalisierung auf die Arzt-Patienten-Beziehung sieht oder hierzu keine Meinung hat, deutlich ge-ringer ausfällt (neun Prozent gegenüber 30 Prozent im Vorjahr).

14 Wortlaut 2018: „Gesundheits-Apps zur Datensammlung“, Wortlaut 2019: „digitale Anwendungen zur Sammlung medizinischer Daten“.

Page 49: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

49PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 44: BEWERTUNG DES NUTZENS DIGITALER ANWENDUNGEN ZUR SAMMLUNG MEDIZINISCHER DATEN FÜR DIE PATIENTENVERSORGUNG (OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN), 2018-2019

Frage: „Unabhängig davon, welche digitalen Anwendungen für Ihre Patientinnen und Patienten attraktiv erscheinen: Wie hoch schätzen Sie den Nutzen der folgenden Anwendungen für die Versorgung Ihrer Patientinnen und Patienten ein?“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

sehr hoch eher hoch eher gering

4%14% 13%

33%30%

21%

2018 (n=1.211)

2019 (n=1.559)

36%

19%

sehr gering weiß nicht/trifft nicht zu

16% 14%

Frage: „Was denken Sie: Welchen Einfluss hat der Fortschritt der Digitalisierung alles in allem im Hinblick auf die nachfolgenden Aspekte?“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

(starke) Verbesserung

insgesamt neutral

(starke) Verschlechterung

18%14%

52%

43%

30%

9%

2018

2019

weiß nicht/ kein Einfluss

34%

ABBILDUNG 45: EINSCHÄTZUNG DES EINFLUSSES DER DIGITALISIERUNG AUF DIE ARZT-PATIENTEN-BEZIEHUNG, 2018-2019

Page 50: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

50 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Für eine insgesamt etwas stärker positive Einschätzung spricht, dass der Anteils-wert der Praxen, der von der Digitali-sierung eine (starke) Verschlechterung der Arzt-Patienten-Beziehung erwartet, stärker zurückgegangen ist (-9 Prozent-punkte) als der Anteilswert, der hier -von (starke) Verbesserungen erwartet (-4 Prozentpunkte).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Ein schätzung des Einflusses des Digita-lisierungsfortschritts auf die Diagnose-qualität: 37 Prozent der Praxen schätzen diesen Einfluss insgesamt als neutral ein und im Vergleich zum Vorjahr, als diese Bewertungskategorie noch nicht verfügbar war, reduziert sich der Anteil der Praxen, die hiervon keinen Einfluss erwarten oder keine Einschätzung hierzu haben, stark (Abbildung 46). Der Anteil der Praxen, der infolge der Digitalisie-rung von (starken) Verbesserungen der Diagnosequalität ausgeht, hat sich etwas

erhöht, wobei sich die Zunahme der positiven Einschätzung vor allem auf die hausärztlichen und die versorgungs-ebenenübergreifend tätigen Praxen kon-zentriert (dort jeweils +5 Prozent punkte). Dagegen werden seltener (starke)Ver schlechterungen erwartet (Rückgang um acht Prozentpunkte), wobei der Rückgang unter den hausärztlichen Praxen überdurchschnittlich groß war (-11 Prozentpunkte).

Die Einschätzung der Praxen zu digi talen Patientenakten wurde in den beiden Er-hebungsjahren unterschiedlich erfragt. Im vergangenen Jahr bezog sich die Frage auf einrichtungsübergreifende Patienten-akten, wie sie bislang nur vereinzelt im Rahmen besonderer Ver sorgungsformen eingesetzt werden, und ohne konkrete Angabe, wer diese Patientenakten ver-waltet. In diesem Jahr richtete sich die Frage auf die mittlerweile bereits auch von einigen Krankenkassen angebotenen,

patientenverwalteten elektronischen Ge-sundheitsakten sowie auf die alternative Option einer arztverwalteten digitalen Patientenakte (Tabelle 2). Die bei der dies-jährigen Befragung verwendete Differen-zierung in patienten- und arztverwaltete Akten bringt deutliche Bewertungsun-terschiede zum Vorschein (vgl. Abschnitt 3.3.3). Der geschätzte Nutzen der von den Praxen mehrheitlich präferierten Variante einer arztverwalteten digitalen Patientenakte fällt dabei höher aus, als dies im Vorjahr in Bezug auf einrich-tungsübergreifende digitale Patienten-akten der Fall war. Dasselbe gilt für den Wunsch, eine solche digitale Akte den eigenen Patienten anzubieten. Bei der qualitativen Befragung der Vertragsärzte stellte sich heraus, dass neben der Frage, wer die Akte führt, auch weitere Aspekte der konkreten Ausgestaltung von Bedeu-tung sind. Hierzu zählen insbesondere die Integrität der Daten, Usability und Haftungsfragen.

Frage: „Was denken Sie: Welchen Einfluss hat der Fortschritt der Digitalisierung alles in allem im Hinblick auf die nachfolgenden Aspekte?“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

(starke) Verbesserung

insgesamt neutral

(starke) Verschlechterung

26%28% 29%

21%

45%

13%

2018

2019

weiß nicht/ kein Einfluss

37%

ABBILDUNG 46: EINSCHÄTZUNG DES EINFLUSSES DER DIGITALISIERUNG AUF DIE DIAGNOSEQUALITÄT, 2018-2019

Page 51: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

51PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

TABELLE 2: BEWERTUNG UND PRÄFERENZ BEZÜGLICH DES NUTZENS DIGITALER PATIENTEN-/GESUNDHEITSAKTEN, 2018–2019

Anteil der Arztpraxen (2018) Anteil der Arztpraxen (2019)

einrichtungsübergreifende digitale Patientenakte

patientenverwaltete eGA

arztverwaltete digitalePatientenakte

Einschätzung eines sehr/eher hohen Nutzens digitaler Patienten-/Gesundheitsakte(2018: n = 1.203; 2019: n = 1.559)

45 % 20 % 52 %

Nutzung/Angebot für Patienten gewünscht (2018: n = 1.203; 2019: n = 1.590)

21 % 14 % 36 %

Fragen: „Welche der nachfolgenden digitalen Anwendungen würden Sie generell gerne nutzen bzw. Ihren Patientinnen und Patienten anbieten? Unabhängig davon, welche digitalen Anwendungen für Ihre Patientinnen und Patienten attraktiv erscheinen:“; „Wie hoch schätzen Sie den Nutzen der folgenden Anwendungen für die Versorgung Ihrer Patientinnen und Patienten ein?“ Gewichtete Verteilung, Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

Page 52: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

52 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Bei der Digitalisierung der Patienten-dokumentation zeigt sich im Vorjahres-vergleich kein klarer Trend. Der Anteil der Praxen mit nahezu kompletter oder mehrheitlicher Digitalisierung hat insgesamt nur leicht zugenommen (Abbildung 47). In einzelnen Subgrup-pen, zum Beispiel bei Praxen mittlerer Größe oder bei Praxen der spezialisier-ten/gesondert fachärztlichen Versorgung, ist die Entwicklung sogar gegenläufig.

Der hohe Anteil von Praxen, die nahezu komplett oder mehrheitlich in Papier-form miteinander kommunizieren, ist insgesamt nahezu unverändert geblieben (85 Prozent gegenüber 86 Prozent im Vorjahr) (Abbildung 48). Allerdings gab es in einigen Subgruppen (große Praxen, spezialisierte/gesonderte Facharztpraxen, versorgungsebenenübergreifende Pra-xen) etwas deutlichere Veränderungen in Richtung Digitalisierung der Patienten-dokumentation.

4.2 STAGNIERENDE ENTWICKLUNGEN DER DIGITALISIERUNG

Auch beim Empfang digital übermittelter Daten von anderen Praxen und ambulan-ten Einrichtungen gibt es im Vorjahres-vergleich insgesamt kaum Veränderun-gen – und zwar unabhängig vom bisher erreichten Niveau (Abbildung 49).

ABBILDUNG 47: DIGITALISIERUNGSGRAD DER PATIENTENDOKUMENTATION (OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN), 2018-2019

Frage: „Welche Aussage trifft auf die Patientendokumentation in Ihrer Praxis am ehesten zu?“ „Die Patientendokumentation ist…“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

nahezu komplett digitalisiert

mehrheitlich digitalisiert

hälftig digitali­siert und hälftig in Papierform

56% 58%

17% 18%15% 15%

2018 (n=1.203)

2019 (n=1.603)

7%4%

mehrheitlichin Papierform

nahezu komplett in Papierform

4% 4%

Page 53: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

53PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ABBILDUNG 48: DIGITALISIERUNGSGRAD DER SCHRIFTLICHEN KOMMUNIKATION IM AMBULANTEN BEREICH, 2018-2019

Frage: „Welche Aussage über die schriftliche Kommunikation Ihrer Praxis mit externen Kolleginnen und Kollegen im ambulanten Bereich trifft am ehesten zu?“ „Die Kommunikation ist…“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

nahezu komplett digitalisiert

mehrheitlich digitalisiert

hälftig digitali­siert und hälftig in Papierform

2% 1%5% 4% 7% 8%

2018 (n=1.764)

2019 (n=2.096)

30%32%

mehrheitlichin Papierform

nahezu komplett in Papierform

56% 53%

ABBILDUNG 49: EMPFANG DIGITAL ÜBERMITTELTER DATEN VON ANDEREN PRAXEN UND AMBULANTEN EINRICHTUNGEN (OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN), 2018-2019

Labordaten

Befunddaten

Arztbriefe

Bilder oder andere Aufnahmen zur Diagnostik

Überweisungen(inkl. Laborbeauftragung)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Praxen in %

Frage: „Was empfangen Sie von anderen niedergelassenen Ärztinnen/Ärzten bzw. Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten oder ambulanten Einrichtungen in digitaler Form?“ Mehrfachnennungen möglich; ohne psychotherapeutische Praxen, gewichtete Verteilung.

2018

201969%67%

17%16%

13%15%

11%11%

5%4%

Page 54: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

54 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Bei den digitalen Angeboten, welche die Praxen ihren Patienten machen, zeigt sich ebenfalls insgesamt wenig Bewe-gung im Vergleich zum Vorjahr. So liegt der Anteil der Praxen, die ihren Patienten keine digitalen Angebote machen, weiter-hin knapp unter 60 Prozent (Abbildung 50). Bemerkenswert ist der Rückgang des Anteils der Praxen, die ihren Patienten anbieten, einen Medikationsplan in elektronischer Form bereitzustellen. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass der bundeseinheitliche Medikationsplan nach Paragraph 31a SGB V derzeit in Papierform ausgestellt wird und es noch

kein einheitliches Vorgehen gibt, ihn den Patienten auch als elektronisches Dokument zur Verfügung zu stellen (vgl. Erläuterungen in Fußnote 10, S. 34).

Im Hinblick auf starke Hemmnisse der Digitalisierung in den Praxen nann-ten die Befragten noch häufiger als im Vorjahr vor allem Sicherheitslücken im EDV-System (Abbildung 51). Hierzu dürfte beigetragen haben, dass während des Befragungszeitraums eine intensive öffentliche Diskussion über Datenschutz und Haftungsfragen im Zusammenhang mit der Anbindung der Praxen an die

Telematikinfrastruktur geführt wurde.15 Andere Aspekte wie die Fehleranfällig-keit von EDV-Systemen und – auf niedrigerem Niveau – unzureichende Internetgeschwindigkeit sowie fehlende oder nicht funktionierende Geräteanbin-dung an das PVS werden in ähnlichem Ausmaß als starke Hemmnisse betrach-tet wie im Vorjahr. Das bedeutet, dass aus Sicht der Praxen hier bislang kein wesentlicher Abbau von Hemmnissen stattgefunden hat. Allein das Fehlen digitaler Angebote am Markt wurde ins-gesamt seltener als im Vorjahr als starkes Hemmnis eingestuft.

ABBILDUNG 50: AUSGEWÄHLTE DIGITALE ANGEBOTE FÜR PATIENTEN (OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN), 2018-2019

Frage: „Welche digitalen Angebote machen Sie Ihren Patientinnen und Patienten?“ Mehrfachnennungen möglich; gewichtete Verteilung.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

Online­Termin­vereinbarung

Bereitstellung des Medikationsplans (ohne Psychotherapeuten)

nichts davon

14% 15% 18%11%

58% 59%

2018 (n=1.203)

2019 (n=1.603)

15 Vgl. hierzu die Pressemitteilung der KBV (https://www.kbv.de/html/2019_40707.php) vom 27. Mai 2019.

Page 55: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

55PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Frage: „Inwieweit hemmen Ihrer Einschätzung nach die folgenden Faktoren die weitere Digitalisierung in Ihrer Praxis?“ Gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Ante

il de

r Pra

xen

in %

Fehleranfälligkeit der EDV­Systeme

Sicherheitslücken in den EDV­Systemen

unzureichende Internetgeschwin­digkeit

43%46%

23% 24% 25% 24%

2018 (n=1.764)

2019 (n=2.022)

fehlende oder nicht funktionierende Geräte­anbindung zum PVS

ABBILDUNG 51: EINSCHÄTZUNG AUSGEWÄHLTER ASPEKTE ALS STARKES HEMMNIS DER DIGITALISIERUNG IN DEN PRAXEN, 2018-2019

54%60%

Page 56: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

56 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Wie im vergangenen Jahr hat die KBV mit dem PraxisBarometer Digitalisierung eine repräsentative und die weiter hin umfassendste wissenschaftlich beglei-tete Befragung von Vertragsärzten und -psychotherapeuten zum Stand der Digitalisierung durchführen lassen. Ziel der Erhebung war erneut die Erfassung des Verbreitungsgrades digitaler Anwen-dungen und die Frage, welcher Nutzen diesen Anwendungen von den Niederge-lassenen für die Versorgung zugeschrie-ben wird. Gefragt wurde dabei auch, welche Unterstützung das KV-System im digitalen Wandel leisten kann.

Aus Sicht der KBV kann die Digitalisie-rung zahlreiche Vorteile für Patienten und Ärzte mit sich bringen und helfen, die Herausforderungen einer älter und kränker werdenden Gesellschaft und den damit einhergehenden Anstieg des Versorgungsbedarfs zu meistern und zu steuern. Gute digitale Technologien kön-nen das Praxis- und Qualitätsmanage-ment vereinfachen, die Diagnostik und Therapie beschleunigen und gleichzeitig den Arzt und auch den Patienten zeitlich entlasten.16 So können der Therapieerfolg und auch die Arzt-Patienten-Beziehung verbessert und Fehlversorgung vermie-den werden. Nicht zuletzt können durch neue Technologien Möglichkeiten der Fernbehandlung erschlossen werden, die völlig neue (digitale und virtuelle) Versorgungspfade ermöglichen, die die

Versorgung insbesondere ländlicher Regionen in Zukunft erleichtern. Im günstigsten Fall führt die Digitalisierung der Versorgung zu einer Steigerung der Effizienz aufgrund optimierter Abläufe sowie der Vermeidung von Medienbrü-chen und Mehrfacheingaben durch ver-bessertes Datenhandling. Im schlimmsten Fall werden Prozesse durch die Digi-ta li sierung umständlicher, stören die Arbeitsabläufe und kosten so Arbeitszeit, die zur Behandlung von Patienten zur Verfügung stehen sollte.

Auch die diesjährige Befragung zeigt, dass die Niedergelassenen digitale An-wendungen standardmäßig nutzen und sogar mehr nutzen wollen. Weiterhin gehört die Vernetzung der Akteure auf Basis der Telematikinfrastruktur und die Verfügbarmachung von für die Versor-gung nutzbringenden Anwendungen zu den zentralen Herausforderungen der weiteren Digitalisierung des Gesund-heitswesens. Die KBV leistet zu beiden Fragen bereits heute einen produktiven Beitrag, wie in Kapitel 5.2. näher aus-geführt wird. Die kommende Heraus-forderung besteht in der Schaffung von Interoperabilität beim Datenaustausch, beispielsweise durch die Definition der medizinischen Informationsobjekte so-wie in der Definition von Anwendungen für die Versorgung (eRezept, eAU, weitere Formulare und Bescheinigungen).

Die Niedergelassenen stellen – völlig zu Recht – hohe Ansprüche an die Datensi-cherheit und -souveränität, was aber in der Regel mit zusätzlichem Aufwand in der konkreten Nutzung verbunden ist. Während der gesamtgesellschaftliche Nutzen der Digitalisierung der Versor-gung gemeinhin positiv gesehen wird, ist für die Ärzteschaft (insbesondere vor dem Hintergrund einer oft subopti-malen Umsetzung der Digitalisierung) mit zusätzlichen Belastungen durch weitere Aufgaben, Haftungsrisiken und Umstellungsaufwand zu rechnen. Für eine gelungene Digitalisierung sollte aus Sicht der KBV unter dem Strich aber neben einem Zugewinn an Diagnose- und Therapiequalität auch ein Anstieg der Behandlungszeit stehen, der durch Prozessvereinfachungen erreicht werden kann.

Die KBV setzt sich für eine weitere Digi-talisierung ein, die für die Vertragsärzte und -psychotherapeuten vorteilhaft und praktisch umsetzbar ist, höchsten Sicherheitsanforderungen genügt und gleichzeitig die Versorgung von Pati-enten verbessert, ohne zu gesteigerten Haftungsrisiken für Praxen zu führen. Im Folgenden erfolgt eine detailliertere Aus-einandersetzung mit den Befunden der Umfrage und den daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen.

5. ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSFOLGERUNGEN DER KBV

Arztpraxen arbeiten auf hohem Niveau zunehmend digital, was sich ablesen lässt am leicht steigenden Anteil von hauptsächlich digital dokumentieren-den Praxen, der zunehmenden Digita-lisierung des Praxismanagements, den steigenden Anteilen von mit dem PVS verbundenen medizinischen Geräten, den Anwendungen für Arzneimittelthe-rapiesicherheit und der Patientendoku-mentation (Kapitel 3.1.).

Die Niedergelassenen sind somit sehr offen für die weitere Digitalisierung des Gesundheitswesens. Insbesondere für das Praxismanagement wird diese als besonders nutzbringend bewertet, sogar stärker als in der letzten Befragung. Dies wird auch deutlich anhand des steigenden Anteils von Praxen, die einen Nutzen in digitalen Anwendungen sehen (Abbildung 31). Auch zeigt sich ein zu nehmend größer werdender Anteil

5.1 ÄRZTE BEGRÜSSEN SINNVOLLE DIGITALISIERUNGvon Ärzten (von 40 Prozent auf 56 Prozent bei hausärztlichen Praxen, siehe Abbildung 39) bereit, mit einheitlichen Standards für Anamnesen, Befunde und Therapien in der Patientendokumentati-on zu arbeiten, um den Datenaustausch so zu beschleunigen und zu vereinfachen. Dahingegen erfolgt aktuell die Kommuni-kation sowohl innerhalb des ambulanten Sektors als auch zwischen den Sektoren weiterhin weitgehend papiergebunden

16 Vgl. hierzu die Pressemitteilung der KBV (https://www.kbv.de/html/2019_40707.php) vom 27. Mai 2019.

Page 57: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

57PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

(Abbildungen 40, 41, 49). Dabei wird gerade die digitale Kommunikation mit den niedergelassenen Kollegen in besonders hohem Maße als vorteilhaft im Ver gleich zur analogen Welt gesehen (Abbildungen 13 und 33). Allerdings machen circa 60 Prozent der Praxen ihren Patienten keine digitalen Versor-gungsangebote (Abbildung 29), wobei sich der Wunsch, diese vorzuhalten, gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel erhöht hat (Abbildung 43).

Insbesondere der elektronische Arztbrief wird von knapp 60 Prozent der Praxen als nutzbringendste Anwendung der externen Praxiskommunikation ein ge-schätzt (Abbildung 13), aber wie auch im letzten Jahr kaum genutzt (Abbildung 49). Dies ist aus Sicht der KBV auf die für den Versand erforderliche QES zurückzu-führen. Diese ist umständlich umzuset-zen und nur in wenigen Praxen stehen die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen zur Verfügung. Zudem wurde wahrscheinlich auf die Telema-tikinfrastruktur und ihre Möglichkeiten gewartet.

Diese Zahlen machen eine Diskrepanz zwischen der Nutzenbewertung von digitalen Anwendungen durch Ärzte und den damit verbundenen Wünschen, diese anzubieten gegenüber der in der Praxis gelebten Digitalisierung deutlich. Die Praxen nutzen also bereits zu einem Großteil digitale Anwendungen und Kommunikation, und die Bereitschaft zur weiteren Digitalisierung ist ebenso mehr-heitlich vorhanden, allerdings sind die aktuellen Angebote sowie Voraussetzun-gen unzureichend und der zu betreibende Aufwand steht in einem ungünstigen Verhältnis zum Nutzen.

Von der Mehrheit der Vertragsärzte und -psychotherapeuten wird das Verhältnis von Aufwand und Nutzen kritisch bewer-tet: Als starkes Hemmnis für die weitere Digitalisierung wird ein ungünstiges Kosten- Nutzen-Verhältnis (56 Prozent) sowie der Umstellungsaufwand (54 Prozent, Abbildung 35) gesehen. Hier ist es Aufgabe der Industrie, attraktivere Angebote zu schaffen. Gleichzeitig ist aber auch die Politik gefordert, Regelun-gen zu schaffen oder anzupassen, die eine praktikable Umsetzung ermöglichen.

Die digitale Übermittlung von Infor-mationen ist eher mit Vorteilen für den Empfänger verbunden, der schnell, strukturiert und weiterverarbeitbar die gewünschten Daten erhält. Da die nieder-gelassenen Ärzte und Psychotherapeuten zumeist Produzenten solcher Informati-onen sind, ist für sie durch die Digitali-sierung oft keine direkte Verbesserung feststellbar. Im Gegenteil: Bei Formula-ren, die digitalisiert werden, zeigt sich, dass insbesondere die Anforderung, die händische Unterschrift des Arztes durch eine QES zu ersetzen, die Prozesse in der Praxis verkompliziert. Daher fordert die KBV, die QES nur dort einzusetzen, wo sie zwingend erforderlich ist. Dort, wo eine QES nicht vermieden werden kann, müssen organisatorische Verein-fachungen, die durch die Komfort- oder Mehrfachsignatur die Handhabung er-leichtern, zeitnah zur Verfügung gestellt werden.

MEHR AUFWAND DURCH DIGITALISIERUNG

Zudem führt nur die vollständige Digita-lisierung eines Musters zur gewünschten Prozesseffizienz, da bei einer Teildigi-talisierung doppelte Infrastruktur und doppelte Prozesse vorgehalten werden müssen. Ein Negativbeispiel ist in diesem Zusammenhang die geplante unvollstän-dige Digitalisierung der Arbeitsunfähig-keitsbescheinigung (AU): Der Arzt muss nach der aktuellen Gesetzeslage den Datensatz für die Krankenkasse signieren und zusätzlich auch Papierbescheini-gungen für Patienten und Arbeitgeber ausstellen und handschriftlich signieren. Da dieser zusätzliche Aufwand Unver-ständnis und Ärger in den Arztpraxen hervorrufen kann, fordert die KBV seit langem einen vollständig digitalen Pro-zess, der keine zusätzlichen Aufwände in der Praxis hervorruft.

Abbildung 43 zeigt, dass der Anteil der Befragten, die digitalen Muster, Bescheinigungen und insbesondere den elektronischen Medikationsplan den eigenen Patienten anbieten möchten, für die meisten Anwendungen um ein Drittel gestiegen ist. Der steigende Anteil dürfte darauf zurückzuführen sein, dass sich mit zunehmendem Konkretisierungsgrad der Anwendungen auch deren Nutzen klarer zeigt. Die KBV wird daher die weitere Digitalisierung von Formularen und Bescheinigungen in den Bereichen

5.2 VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT VON AUFWAND UND NUTZEN

vorantreiben, die in der Versorgung von Ärzten als eher nutzbringend bewertet werden. Um den zukünftig zunehmen-den, sinnvollen Formulardatenaustausch insgesamt einfach und einheitlich zu gestalten, bietet sich aus Sicht der KBV für die digitale Kommunikation eine zentrale Instanz, beispielsweise in Form eines Formularservers, an. Über diesen könnten Ärzte, Patienten, Krankenkas-sen, Apotheken und weitere Leistungs-erbringer Formulare und Verordnungen digital und sicher übermitteln, zuweisen und verwalten. Ein weiterer Vorteil des Formularservers bestünde darin, dass auch Patienten ohne elektronische Pati-entenakte abgedeckt werden könnten.

Die KBV ist der Überzeugung, dass sich praxistaugliche und sinnvolle digitale Angebote aufgrund ihrer Vorteile in der Anwendung und ihres Nutzens in der Versorgung durchsetzen sollten und nicht, weil hierzu gesetzliche Pflichten geschaffen werden. Daher sollte aus Sicht der KBV die Digitalisierung von Verwaltungs- und Versorgungsprozessen zunächst auf freiwilliger Basis erfolgen. Die KBV sieht hier auch mehr Flexibilität und Möglichkeiten zur (eigenständigen) Ausgestaltung von Vorgaben als hilfreich an. Diese können im weiteren Verlauf auf ihren Erfolg überprüft und, entsprechen-de Praxistauglichkeit und Akzeptanz vorausgesetzt, verpflichtend gemacht werden.

Page 58: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

58 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

der Vertragsarztpraxen haben die Patienten dokumentation mehrheit­lich oder voll ständig digitalisiert.

der Hausärzte nutzen eine digitale Anwendung zur Arznei­mitteltherapiesicherheit.

der Praxen sind bereit, ihre Patienten dokumentation auf ein­heitliche Standards umzustellen.

der Vertragsärzte und ­psycho­therapeuten haben in den letzten 3 Jahren an einer Fortbildung zur Digitalisierung teilgenommen.

67%

47%46%

ABBILDUNG 52: STAND DER DIGITALISIERUNG IN PRAXEN SOWIE EINSCHÄTZUNGEN DER PRAXEN ZU AUSGEWÄHLTEN DIGITALISIERUNGSASPEKTEN

76%

ERWARTETER NUTZEN DER DIGITALISIERUNG:.............................................................................. 59% elektronischer Medikationsplan ..............................................................................

56% Notfalldatensatz..............................................................................

51% digitale Verordnungen..............................................................................

46% digitale Pässe (z.B. Mutterpass, Impfpass etc.).............................................................................. 43% arztverwaltete Patientenakte..............................................................................

HEMMNISSE DER DIGITALISIERUNG:..................................................................................

85% Sicherheitslücken in der IT..................................................................................

81% Umstellungsaufwand..................................................................................

79% ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis..................................................................................

77% Fehleranfälligkeit der IT-Systeme..................................................................................

69% fehlende Nutzerfreundlichkeit der Anwendungen..................................................................................

der Vertragsarztpraxen mit medizischen Geräten haben diese mindestens teil weise an ihr PVS angebunden.

91%

STAND DER DIGITALISIERUNG

IN PRAXEN

DER PRAXEN BEFÜRCHTEN EINE VERSCHLECHTERUNG DER ARZT- PATIENTEN-BEZIEHUNG

43%

DER PRAXEN ERWARTEN VERBESSERUNGEN BEI:

≥50%

> Kommunikation mit Krankenhäusern

> Kommunikation mit Niedergelassenen

> Praxismanagement

Page 59: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

59PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Plattformartig integrierende Lösungen, die als Grundlage für weitere Module die vorhandene Patientendokumenta-tion nutzen, sind am effizientesten in der alltäglichen Arbeit in den Praxen. Die Ärzte sind aber in der Regel an ihr PVS gebunden, deren Anbieter nicht in jedem Fall alle sinnvollen Anwendungen nutzerfreundlich umsetzen können. Zudem können sie sich neue Features aufgrund hoher Kosten beim Wechsel des PVS teuer bezahlen lassen. Die Ärzte sind abhängig von ihren Anbietern und dies oft unabhängig von deren Qualität und Preisen (sogenannter Lock-In-Effekt). Die IT-Hersteller sind deshalb aus Sicht der KBV in die Pflicht zu nehmen, funktio-nierende, nutzerfreundliche und preis-lich angemessene Lösungen anzubieten. Eine Möglichkeit der Abhilfe besteht hier in der Zertifizierung von Lösungen durch die KBV und die Definition von Modu-larisierungs- und Wechselschnittstellen (Paragraph 291d SGB V). Für letztere hat

die KBV das Mandat erhalten und defi-niert diese aktuell. Wie auch im letzten Jahr weisen größere und spezialisiertere Praxen in der Regel einen höheren Digi-talisierungsgrad auf, was wohl auf Ska-leneffekte bei der Digitalisierung und die ausgeprägteren internen Kommunika-tions- und Dokumentationserfordernisse zurückzuführen ist. Da Einzelpraxen in der Fläche für eine wohnortnahe Versor-gung unerlässlich sind, müssen geeig-nete digitale Lösungen auch für kleinere Praxen als Rückgrat der ambulanten Gesundheitsversorgung in Deutschland attraktiv bleiben. Ziel des KV-Systems muss es deshalb sein, durch Zurver-fügungstellung von unterstützender Infrastruktur, Beratungsdienstleistungen und Standardisierung zu versuchen, den Aufwand bei der Einführung digitaler Anwendungen insbesondere für kleine Arztpraxen zu reduzieren. Gegebenen-falls sind aber auch finanzielle Anreize erforderlich, um die infrastrukturellen

5.3 ÄRZTE BENÖTIGEN MEHR FLEXIBILITÄT, AUSWAHL UND UNTERSTÜTZUNG BEI DER NUTZUNG DIGITALER ANGEBOTE

Nachteile kleiner Praxen bei der Digitali-sierung zu kompensieren.

Die Nutzerfreundlichkeit und Umsetz-barkeit von Normen hängt von der Güte der zugrundeliegenden Regelungen ab. Es ist Ziel der KBV, möglichst praktikable und implementationsgerechte Vorgaben zu machen und Datenaustauschformate und Muster möglichst nutzerfreundlich zu gestalten. Insbesondere für die Opti-mierung von Prozessen greift die KBV da-her auf die Expertise der Formularlabore in den KVen zurück und steht im Kontakt mit der Ärzteschaft und den Kranken-kassen. Im Projekt der „KBV Zukunft-spraxen“ erfolgt zudem die Förderung neuer digitaler Anwendungen, die nach Abschluss der Testphase möglicherweise einen Nutzen für die Organisation von Praxen und in der Versorgung mit sich bringen könnten.

Ärzte sind ebenso wie Patienten selbst sehr sensibel, was die Sicherheit der Pa-tientendaten anbetrifft: Im Vergleich zum letzten Jahr wird der Themenkomplex „Bedenken aufgrund unzureichender IT-Sicherheit“ von mittlerweile 60 Prozent der Befragten als starker hemmender Faktor der weiteren Digitalisierung der Praxis angesehen, insbesondere bei kleineren Praxen (Abbildung 51). Hier besteht ggf. auch vor dem Hintergrund der Medienberichterstattung im ersten Halbjahr 2019 aktuell viel Unsicherheit. Es ist deshalb umso wichtiger, dass Ärzte sich auf Sevice, Qualität und Sicherheit von Dienstleistern verlassen können. Für kleinere Praxen sind sowohl der

Aufwand und die Verunsicherung hin-sichtlich der Thematik Datenschutz und -sicherheit relativ größer als bei größeren Praxen. Zudem ist teilweise erheblicher Umstellungsaufwand erforderlich, um die organisatorischen und technischen Abläufe anzupassen. Im Gesetzgebungs-verfahren Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) ist aktuell geplant, der KBV die Möglichkeit zur Erstellung einer Richtli-nie zur IT-Sicherheit in der vertragsärzt-lichen Versorgung zu gewähren. Durch diese Richtlinie besteht die Möglichkeit, den kleineren, gegebenenfalls verun-sicherten Praxen Hilfestellung bei der Durchsetzung von Sicherheitsmaßnah-men gegenüber ihren Dienstleistern zu geben.

5.4 IT­SICHERHEIT BLEIBT FÜR DIGITALISIERUNGSFORTSCHRITT ENTSCHEIDEND: UNTERSTÜTZUNG NOTWENDIG

Die Rückmeldungen aus den Arztpraxen untermauern die Einschätzung der KBV, dass die mit der IT-Sicherheit verbun-denen Aufwände durch bestehende Vergütungsformen nicht hinreichend abgedeckt sind und vornehmlich durch die Vertragsärzte und -psychotherapeu-ten selbst getragen werden müssen. Daher sind weitere Mittel erforderlich, die entweder über den EBM oder ein gesondertes, zielgerichtetes Investitions-programm für Informationssicherheit für Vertragsärzte und -psychotherapeuten finanziert werden müssen.

Page 60: Praxisbarometer Digitalisierung 2019 - KBV...PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Themenbereiche im PraxisBarometer Digitalisierung 2019 11 Abbildung 2: Differenzierungsmerkmale

60 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

Die weitere Digitalisierung der Kommu-nikation zwischen Niedergelassenen untereinander und mit den Krankenhäu-sern bleibt eine anhaltende Herausforde-rung (Abbildung 12). Hier setzt die KBV sich dafür ein, dass durch die Telema-tik-Infrastruktur eine sektorenübergrei-fende Vernetzung gelingt. Der niedrige Digitalisierungsgrad der Kommunikation von Praxen mit anderen öffentlichen Institutionen (Rentenversicherung, Unfallversicherung, MDK, Gesundheits-ämter etc.) zeigt, dass hier noch weiteres Potenzial liegt (Abbildung 18).

Fakt ist, sobald definierte und prakti ka-ble Austauschformate und -wege zur Verfügung stehen, gelingt die digitale Datenübertragung, wie bspw. der Labor datentransfer in Abgrenzung zum E-Arzt brief zeigt (Abbildung 11). Um einen

schnellen, nahtlosen und effizienten Datenaustausch für gute Behandlungs-ergebnisse zu ermöglichen, sind offene und einheitliche Schnittstellen sowie technische, organisatorische, syntakti-sche wie semantische Interoperabilität der medizinischen Informationsobjekte erforderlich, wobei die KBV im gesetzli-chen Auftrag deren Standardisierung verantwortet. Die steigende Anzahl an Ärzten, die eine Standardisierung in der Arztdokumentation befürworten, zeigt, dass die KBV hier auf dem richtigen Weg ist.

Die befragten Ärzte und Psychothera-peuten zeigen in Abhängigkeit davon, ob die Inhalte vom Patienten oder von Ärzten verwaltet werden, eine differen-zierte Einschätzung hinsichtlich des Nutzens von digitalen Gesundheits-

5.5 VERNETZUNG, INTEROPERABILITÄT UND DATENAUSTAUSCH FÖRDERN

und Patienten akten und der Bereit-schaft, diese anzubieten (Tabelle 2). Die befragten Ärzte erwarten im Praxisalltag eher eine hilfreiche Unterstützung durch eine digitale arztgeführte Akte. Hier darf vermutet werden, dass bei vom Patienten selbst geführten Akten insbesondere ein hoher ärztlicher Aufwand befürchtet wird, diese zu durchsuchen und medi-zinisch relevante von nicht relevanten Inhalten im Behandlungskontext zu un-terscheiden. Basierend auf den Aus sagen der befragten Ärzte scheint sich die Bedeutung der Unterscheidung je nach der tatsächlichen technischen Ausgestal-tung und Funktionalität zu relativieren, solange die Integrität der Daten gewahrt bleibt, die Usability praxisnah und funktional ausgestaltet ist und sich der Arzt durch die Nutzung keinen Haftungs-risiken aussetzt.

Deutlich mehr als ein Drittel aller Pra-xen (37 Prozent, Abbildung 22) berich-ten, dass Patienten ihnen bereits selbst erhobene digitale Daten gezeigt haben. Der überwiegende Teil der Praxen (81 Prozent) bewertet die von den Pati-enten selbst erhobenen digitalen Daten als zumindest teilweise oder als eher/sehr hilfreich (Abbildung 23). Zwar ist es ein herausragendes Anliegen und Teil des Versorgungsauftrags der Niederge-lassenen, ihre Patienten auch bei der Interpretation von Daten aus digitalen Gesundheitsanwendungen zu beraten

und die Daten in Diagnose und Behand-lung einzubeziehen. Die Verordnung solcher Anwendungen, wie im DVG-Ent-wurf vorgesehen, wäre allerdings aus Sicht der KBV auf ärztlich geführte, the-rapieunterstützende oder -begleitende Anwendungen zu beschränken. Apps, die rein der Prävention dienen sowie be-ratende Anwendungen sollten weiterhin als Satzungsleistung der Kassen gelten. Insbesondere ist die Verordnung und Berücksichtigung in der Behandlung nur sinnvoll, wenn diese mit dem thera-peutischen Vorgehen kompatibel ist.

5.6 DIGITALE GESUNDHEITSANWENDUNGEN UND DIENSTE HABEN POTENZIAL

Etwa ein Drittel der Niedergelassenen (Abbildung 27) steht der ausschließli-chen Fernbehandlung positiv bis neutral gegenüber. Diese stellt für dafür geeigne-te Indikationen eine sinnvolle Ergänzung dar, sofern sie durch vertragsärztliche Praxen geleistet und nicht den Profitinte-ressen von Konzernen unterworfen wird. Um gesellschaftlich wertvolle digitale Dienste wie die Fernbehandlung, die Terminservicestellen, die Fallakten etc. zu etablieren, muss die Expertise der KVen und der KBV einbezogen werden, um die hohe Qualität der vertragsärzt-lichen Versorgung und die Patientensi-cherheit weiter gewährleisten zu können.

Auch wenn der Anteil der Ärzte, die durch die Digitalisierung eine Verschlechterung des Arzt-Patienten-Verhältnisses befürch-ten, leicht zurückgegangen ist, wird diese Sorge weiterhin von einem erheblichen Anteil der Vertragsärzte artikuliert. Die Digitalisierung der Versorgung muss immer das Wohl des Patienten im Blick

behalten und darf nicht zum Selbstzweck werden. Deshalb ist als Ergebnis eines gesellschaftlichen Aushandlungspro-zesses ein sensibler Umgang mit den Möglichkeiten, aber auch den Grenzen der digitalen Versorgung erforderlich. Um den Prozess der Digitalisierung der ambulanten Versorgung auch weiterhin

5.7 DIGITALISIERUNG GESTALTEN

qualifiziert begleiten zu können, wird die KBV das PraxisBarometer Digitalisierung auch in Zukunft fortsetzen, um Verände-rungen zu dokumentieren, Trends früh-zeitig zu erkennen und die Perspektive der Vertragsärzte auf die Digitalisierung der Versorgung zu vertreten.

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61PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

ANHANG: METHODISCHER ANSATZ DER BEFRAGUNG UND RÜCKLAUF

17 18

19

20

In die Befragung wurden somit ermächtigte Ärzte nicht einbezogen, zumal diese in der Regel die IT-Struktur des Krankenhauses nutzen. Maßgeblich war hierfür die Personenzahl, nicht die Anzahl der Versorgungsaufträge oder Vollzeitäquivalente, weil davon auszugehen ist, dass der Bedarf an interner Abstimmung/Kommunikation eher von der Zahl der Personen als vom Umfang der Versorgungsaufträge abhängt. Dieser Wert gilt für die hausärztliche Versorgungsebene mit dem größten Anteil der Praxen. Für die spezialisierte/gesonderte fachärztliche Versorgungs ebene liegt der niedrigste empfohlene Stichprobenumfang (netto) mit 368 nur geringfügig niedriger.

Der niedrigste empfohlene Netto-Stichprobenumfang liegt bei einem Stichprobenfehler von fünf Prozentpunkten und einem Konfidenzintervall von 95 % für die Praxisgrößenklasse 5+ Ärzte bzw. Psychotherapeuten bei 342.

STICHPROBENKONZEPT

Als Einheiten der Grundgesamtheit wurden die Vertragsarztpraxen, Psy-chotherapeutenpraxen und als weitere Praxisformen vor allem Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sowie Be-rufsausübungsgemeinschaften (BAG) festgelegt.17 Aus dieser Grundgesamt-heit wurde eine nach Praxisgröße und Fachgruppe teilweise disproportional geschichtete Stichprobe gezogen, um für unterschiedliche Praxistypen getrenn-te und vergleichende Auswertungen durchführen zu können. Dabei wurde die Praxisgröße nach der Anzahl der dort jeweils tätigen Vertragsärzte/-psychothe-rapeuten differenziert.18 Unterschieden wurde die Einzelpraxis ohne angestellte Ärzte/Psychotherapeuten einerseits und Einzelpraxen mit angestellten Ärzten/Psychotherapeuten, MVZ sowie andere Praxisformen andererseits. Die Praxen mit mehr als einem Arzt oder Psycho-therapeuten wurden wiederum in zwei Größenklassen unterteilt: zwei bis vier sowie fünf und mehr Ärzte/Psychothera-peuten. Diese Grenzziehung basiert auf einer Auswertung der Mengenverteilung unterschiedlicher Praxisgrößen im Bun-desarztregister.

Für die Stichprobenziehung wurde die Aufteilung nach Praxisgröße weiterge-hend nach Fachgruppen differenziert. Hierfür wurden – in Anlehnung an die Versorgungsebenen gemäß Paragraph 5 der Bedarfsplanungsrichtlinie des Ge-mein samen Bundesausschusses – vier Gruppen gebildet:

> Praxen der hausärztlichen Versorgung,

> Praxen der allgemeinen fachärztlichen Versorgung (gemäß Bedarfsplanungs-richtlinie, exklusive Psychotherapeuten),

> Praxen der spezialisierten und geson-derten fachärztlichen Versorgung (gemäß Bedarfsplanungsrichtlinie),

> Praxen der ärztlichen und nicht-ärztli-chen psychotherapeutischen Versorgung.

Des Weiteren wurde eine interdisziplinä-re Gruppe (vor allem bei MVZ) gebildet, wenn Ärzte/Psychotherapeuten aus mehreren der oben aufgeführten Grup-pen versorgungsebenenübergreifend zusammenarbeiten. Die Zuordnung der einzelnen Arztgruppen zu diesen Versor-gungsebenen zeigt Tabelle 3.

Die Stichprobe wurde nicht regional differenziert geschichtet, da bei der an-gestrebten Stichprobengröße auch durch eine Zufallsauswahl alle KV- Regionen vertreten waren und zudem eine Diffe-renzierung der Auswertungsergebnisse nach Regionstypen (zum Beispiel städ-tisch/ländlich) möglich ist. Eine reprä-sentative Auswertung nach KV-Regionen oder Bundesländern war nicht vorgese-hen. Des Weiteren wurde die Stichprobe auch nicht nach Altersgruppen geschich-tet, da auch bei diesem Kriterium bei der angestrebten Stich probengröße durch eine Zufallsauswahl alle Altersgruppen in einem ausreichenden Maße vertreten waren.

Die Stichprobengröße wurde so be-messen, dass im Hinblick auf die oben aufgeführte Differenzierung jeweils nach Praxisgröße, Fachgruppen/Versorgungs-ebenen – mit Ausnahme der versor-gungsenebenübergreifenden Praxen –, Regionstyp sowie Altersgruppen reprä-sentative Aussagen aus den Befragungs-ergebnissen abgeleitet werden können. Die Anzahl der Praxen der Grundge-samtheit wurde anhand der Daten des Bundesarztregisters differenziert nach den oben aufgeführten fachlichen Ver-

sorgungsebenen und nach Praxisgröße ermittelt (Tabelle 4).

Bis auf die versorgungsebenenübergrei-fend tätigen Praxen, auf die lediglich drei Prozent der Grundgesamtheit entfallen, sollte die Stichprobe hinsichtlich der vier Versorgungsebenen repräsentativ sein. Bei einer zugrunde gelegten Genauigkeit (Stichprobenfehler) von fünf Prozent-punkten und einer Sicherheit (Konfiden-zintervall) von 95 Prozent liegt der nied-rigste empfohlene Stichprobenumfang (netto) je Versorgungsebene bei min. 380 zu befragenden Praxen.19 Für die Gruppe der versorgungsebenen-übergreifenden Praxen wurde der Netto-Stichproben-umfang zunächst auf die Hälfte (190) festgelegt. Innerhalb der Versorgungse-benen wurde die Stichprobe jeweils pro-portional zur Verteilung nach Praxisgröße (Ein zelpraxis, zwei bis vier oder fünf und mehr Ärzte oder Psychotherapeuten) geschichtet.

Gleichzeitig sollte die Stichprobe auch hinsichtlich der drei unterschiedenen Praxisgrößenklassen repräsentativ sein, also ebenfalls eine Netto-Stichproben-größe von etwa 380 Praxen oder mehr je Größenklasse erreicht werden.20 Da die oberste Praxisgrößenklasse (5+) am häufigsten unter den versorgungsebe-nenübergreifend tätigen Praxen vertreten ist, diese aber aufgrund ihrer insgesamt relativ geringen Anzahl in der Stichpro-be nicht repräsentativ vertreten sind, läge die Netto-Stichprobengröße für die „5+“-Praxen insgesamt lediglich bei 132. Die Netto-Stichprobe wurde daher um 248 (= Differenz bis 380) erhöht und diese zusätzlichen Praxen gemäß der Verteilung der „5+“-Praxen auf die Versorgungsebenen geschichtet. Somit ergibt sich schließlich eine Netto-Stich-probengröße von insgesamt 1.958 Praxen (Tabelle 5).

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62 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

TABELLE 3: ZUORDNUNG DER ARZTGRUPPEN ZU DEN FÜNF GRUPPEN DIFFERENZIERT NACH VERSORGUNGSEBENE FÜR DIE STICHPROBENZIEHUNG

Für die Berechnung der Brutto-Stich-probe wurde die bei der letztjährigen Erhebung tatsächlich realisierte Rück-laufquote von insgesamt rund 22 Prozent zugrunde gelegt und dadurch die Anzahl von ca. 8.900 anzuschreibender Praxen ermittelt.

Die Stichprobe wurde von der KBV auf Basis dieses Konzepts aus den Bundes-arztregisterdaten gezogen. Für die Durch-führung der Befragung erhielt das IGES Institut von der KBV die Adressdaten der Praxen sowie die dazugehörigen Merkmale (Fachgruppenzugehörigkeit in Bezug auf die Versorgungsebene, Anzahl

Ärzte/Psychotherapeuten, Regionstyp, Altersgruppe).21 Grundlagen hierfür waren eine Genehmigung durch das Bun-desministerium für Gesundheit (BMG) sowie eine Vereinbarung zur Übermitt-lung von Sozialdaten für die Forschung und Planung gemäß Paragraph 75 SGB X zwischen dem IGES Institut und der KBV.

21 Bei Praxen mit mehr als einem Arzt/Psychotherapeuten wurde das Durchschnittsalter der dort tätigen Ärzte/Psychotherapeuten berechnet.

GRUPPEN NACH VERSORGUNGSEBENE ARZTGRUPPEN

hausärztliche Versorgung> Allgemeinärzte> Praktische Ärzte> hausärztlich tätige Internisten

allgemeine fachärztliche Versorgung

> Augenärzte> Chirurgen> Frauenärzte> Hautärzte> HNO­Ärzte> Nervenärzte> Orthopäden> Urologen> Kinderärzte

spezialisierte fachärztliche Versorgung

> Anästhesisten> Fachinternisten> Kinder­ und Jugendpsychiater> Radiologen

gesonderte fachärztliche Versorgung

> Humangenetiker> Laborärzte> Neurochirurgen> Nuklearmediziner> Pathologen> Physikalische­ und Rehabilitations­Mediziner> Strahlentherapeuten> Transfusionsmediziner

psychotherapeutische Versorgung> Ärztliche Psychotherapeuten> Kinder­ und Jugendlichenpsychotherapeuten> Psychologische Psychotherapeuten

interdisziplinäre/versorgungsebenenübergreifende Versorgung (v.a. MVZ)

> arztgruppenübergreifend/interdisziplinär

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63PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

TABELLE 4: VERTEILUNG DER GRUNDGESAMTHEIT NACH PRAXISGRÖSSEN UND VERSORGUNGSEBENEN

VERSORGUNGSEBENE EINZELPRAXIS 2 BIS 4 ÄRZTE/PSYCHOTHERAPEUTEN

5+ ÄRZTE/PSYCHOTHERAPEUTEN INSGESAMT

hausärztlich22.753(67 %)

10.879(32 %)

374(1 %)

34.006(100 %)

allgemein fachärztlich19.580(67 %)

8.754(30 %)

711(3 %)

29.045(100 %)

spezialisiert/gesondert fachärztlich

4.665(57 %)

2.737(34 %)

745(9 %)

8.147(100 %)

psychotherapeutisch27.553(95 %)

1.502(5 %)

71(0 %)

29.126(100 %)

versorgungsebenen­ übergreifend

0(0 %)

1.766(56 %)

1.361(44 %)

3.127(100 %)

74.551(72 %)

25.638(25 %)

3.262(3 %)

103.451(100 %)

QUELLE: IGES auf Basis von Auswertungen der Daten des Bundesarztregisters durch die KBV (Stichtag 30.09.2018).

TABELLE 5: SCHICHTUNG DER ANGESTREBTEN NETTO-STICHPROBE NACH VERSORGUNGSEBENEN UND PRAXISGRÖSSEN

VERSORGUNGSEBENE EINZELPRAXIS 2 BIS 4 ÄRZTE/PSYCHOTHERAPEUTEN

5+ ÄRZTE/PSYCHOTHERAPEUTEN INSGESAMT

hausärztlich 254 122 33 409

allgemein fachärztlich 256 115 63 434

spezialisiert/gesondert fachärztlich

218 128 91 437

psychotherapeutisch 359 20 6 385

versorgungsebenen­ übergreifend

0 107 186 293

1.087 491 380 1.958

QUELLE: IGES auf Basis von Auswertungen der Daten des Bundesarztregisters durch die KBV (Stichtag 31.12.2017).

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64 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

22 Da zu diesem Zeitpunkt die Beteiligung der Psychotherapeuten schon überdurchschnittlich hoch war, wurden allerdings keine psychotherapeu-tischen Praxen telefonisch kontaktiert.

DURCHFÜHRUNG DER BEFRAGUNG

In der 14. Kalenderwoche erhielten die Praxen der Stichprobe die Erhebungs-unterlagen per Post (Versand am 1. April 2019), bestehend aus einem Anschreiben des IGES Instituts und einem Begleit-schreiben des KBV-Vorstands. Mit dem Anschreiben wurden die Praxen darüber informiert, wie sie an der Befragung teilnehmen konnten:

> online (mit Angabe der Internetadresse und eines individuellen Zugangscodes oder eines individuellen QR-Codes zum Direktaufruf per Smartphone oder Tablet- Computer) oder

> in Papierform (mit Angaben zur Anfor-derung eines Papier-Fragebogens inkl. frankierten Rückumschlags per E-Mail, Telefon/Fax oder per Post).

Im Anschreiben waren darüber hinaus Datenschutzhinweise und Kontaktan-gaben für Rückfragen enthalten. Der KBV-Vorstand erläuterte in seinem Begleitschreiben den Hintergrund und die Ziele der Befragung, verbunden mit der Bitte um Teilnahme. Darüber hinaus wurde in diesem Schreiben auf die Ergebnisse der Befragung vom letzten Jahr verwiesen mit einer Angabe zu einer Übersicht auf der KBV-Website: http://www.kbv.de/html/praxisbarometer.php.

Darüber hinaus wurde am 11. April 2019 auf der Website der KBV ein offener Link zur Befragung freigeschaltet, so dass auch Praxen außerhalb der Stichprobe teilnehmen konnten. Im Rahmen dieser offenen Befragung wurden zusätzlich die für die Stichprobenschichtung relevan-ten Merkmale abgefragt, um gleiche Differenzierungen bei der Auswertung der Antworten von geschlossener und offener Befragung zu ermöglichen.Aufgrund des geringen zwischenzeitli-chen Rücklaufs von den großen Praxen wurde auf Grundlage der angenomme-nen Rücklaufquote von 22 Prozent ein-schließlich der Effekte der Erinnerungs-

schreiben eine Bruttogröße von 635 Praxen für die Nachziehung berechnet, um für alle Praxisgrößen den angestrebten Rück lauf zu erreichen.

Nach etwas mehr als fünf Wochen wur-den in der 19. Kalenderwoche Erinne-rungsschreiben an die Praxen versandt. Darin wurde als zusätzliche Option eine telefonische Beantwortung des Frage-bogens angeboten.

Ab dem 13. Mai 2019 wurden rund 250 Praxen, die bis dahin nicht teilgenom-men hatten, telefonisch kontaktiert. Die Auswahl der Praxen erfolgte zufällig.22 Insgesamt wurden bei den Praxen maxi-mal fünf Kontaktversuche innerhalb der Praxisöffnungszeiten unternommen. Von den Praxen, die telefonisch kontaktiert wurden, haben rund 13 Prozent teilge-nommen.

Aus diversen Gründen (zum Beispiel auch wegen zwischenzeitlicher Aufgabe der Praxistätigkeit) gab es 125 Retouren, für die gemäß dem Stichprobenkonzept Adressen nachgezogen wurden.

Die Befragung endete am 27. Mai 2019. Sämtliche Rückläufe mit Eingang bis zum darauffolgenden Tag wurden in die Auswertungen einbezogen.

RÜCKLAUF

An der geschlossenen Befragung im Rahmen der repräsentativen Stichprobe beteiligten sich insgesamt 1.859 vertrags-ärztliche und -psychotherapeutische Pra-xen. Hiervon haben acht Praxen anonym an der Befragung teilgenommen. Von den anonymen Fragebögen beantworteten alle die Fragen hinsichtlich der Strich-probenmerkmale, so dass sie der Stich-probenschichtung zugeordnet werden konnten und insgesamt eine Zuordnung von allen Praxen möglich war (Tabelle 6). Die Rücklaufquote der geschlossenen Befragung betrug damit rund 19,5 Prozent und der angestrebte Umfang der Netto-stichprobe von 1.958 Praxen wurde zu 95 Prozent erreicht.

Hinsichtlich der Stichprobenschich-tung nach Fachgruppen zeigt sich, dass vier der fünf betrachteten Fachebenen beim Rücklauf überrepräsentiert waren, während der Rücklauf für die speziali-sierte und gesondert fachärztliche Versorgung mit rund 89 Prozent unter dem angestrebten Wert lag. Bezüglich der Schichtung nach Praxisgrößen wurden die angestrebten Zielgrößen vom Stichprobenkonzept entweder eingehal-ten (100 Prozent für die Praxen mit fünf und mehr Ärzten/Psychotherapeuten) oder übertroffen (jeweils 108 Prozent für Einzelpraxen und den Praxen in der mittleren Größenkategorie).

Der überwiegende Teil der Praxen beteiligte sich online an der Befragung (97 Prozent), drei Prozent wählten die Papierform und nur eine Praxis nutzte die Option der telefonischen Beantwor-tung der Fragen.

An der offenen Befragung nahmen zusätzlich 240 Praxen teil, von denen lediglich eine Praxis gemäß den Schich-tungsmerkmalen der Stichprobe nicht zugeordnet werden konnte.

Insgesamt konnten Angaben von 2.099 Praxen ausgewertet werden (rund 107 Prozent der gemäß Stichprobenkon-zept angestrebten Anzahl beantworteter Fragebögen). Bei 2.098 Praxen hiervon konnten diese Angaben gemäß den Schichtungsmerkmalen der Stichprobe vollständig differenziert ausgewertet werden. Bis auf die Fachgruppe der spezialisierten und gesondert fachärzt-lichen Versorgung (89 Prozent) wurden die Zielgrößen unter Einbeziehung der Rückläufe der offenen Befragung erreicht oder sogar übertroffen. Da einige Befra-gungsteilnehmer die Möglichkeit hatten, den Fragebogen schriftlich auszufüllen, gab es Einzelfälle, die nicht bei jeder Frage geantwortet haben. Daher kann die Zahl der berücksichtigten Fälle je nach Fragestellung geringfügig variieren.

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65PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

TABELLE 6: ANZAHL UND STRUKTUR DER VERTRAGSÄRZTLICHEN/-PSYCHOTHERAPEUTISCHEN PRAXEN MIT BEFRAGUNGS-TEILNAHME (GESCHLOSSEN UND INSGESAMT)

Anmerkung: Werte in grau unterlegten Bereichen zeigen die Summe der Teilnehmerzahlen aus geschlossener und offener Befragung. Zuordnung von Einzelpraxen zu Merkmal „versorgungsebenenübergreifend“ beruht auf Eigenangaben von Praxen, die sich anonym oder an der offenen Befragung beteiligt haben, wenn z. B. Praxisinhaber über mehr als einen fachlichen Abschluss verfügen.

VERSORGUNGS­EBENE

TEILNAHME­BEFRAGUNG

EINZELPRAXIS2 BIS 4 ÄRZTE/PSYCHOTHERA­PEUTEN

5+ ÄRZTE/PSYCHOTHERA­PEUTEN

INSGESAMTIN % DER VORGABE

hausärztlichgeschlossene 215 106 30 351 86 %

insgesamt 258 137 35 430 105 %

allgemein fachärztlich

geschlossene 265 103 64 432 100 %

insgesamt 292 124 65 481 111 %

spezialisiert/ge­sondert fachärztlich

geschlossene 186 109 83 378 86 %

insgesamt 190 115 85 390 89 %

psychothera­peutisch

geschlossene 376 34 5 415 108 %

insgesamt 440 48 7 495 129 %

versorgungsebenen­übergreifend

geschlossene 1 100 182 283 97 %

insgesamt 4 110 188 302 103 %

insgesamtgeschlossene 1.043 452 364 1.859 95 %

insgesamt 1.184 534 380 2.098 107 %

in % der Vorgabegeschlossene 96 % 92 % 96 %

insgesamt 109 % 109 % 100 %

Die Struktur der Rückläufe aus der offenen Befragung wich teilweise wie im letzten Jahr von derjenigen der ge schlossenen Befragung ab: Bei der offenen Befragung nahmen relativ mehr hausärztliche Praxen (Anteil: 33 Prozent gegenüber 19 Prozent in der geschlosse-nen) und Praxen mittlerer Größe an der Befragung teil (34 Prozent versus 24 Prozent), dahingegen relativ weniger spezialisiert/gesondert fachärztliche Praxen (Anteil: fünf Prozent versus

20 Prozent) und große Praxen (sieben Prozent versus 20 Prozent).

Im Vergleich zur letztjährigen Befragung hat sich die Verteilung der Rückläufe zwischen den Fachgruppen von den psychotherapeutischen Praxen hin zu den anderen betrachteten Fachgruppen verlagert. Diese Verlagerung erklärt sich vor allem durch den Verzicht des Ver-sandes der Erinnerungsschreiben an die psychotherapeutischen Praxen, deren

Zielgröße unter Berücksichtigung ihrer Praxisgröße bereits erreicht wurde. Im Verhältnis zu den anderen Fachgruppen ist der größte Anstieg zum Vorjahr bei den versorgungsebenenübergreifenden Praxen zu erkennen (+5 Prozent). Da eine Nachziehung für die großen Praxen erfolgte und in der Grundgesamtheit strukturell die meisten großen Praxen der versorgungsebenenübergreifenden Kategorie zugehören, ist dieser Anstieg auch nachvollziehbar.

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66 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

QUALITATIVE BEFRAGUNG

Zur Vertiefung ausgewählter Fragen wurde die quantitative schriftliche Befra-gung durch kurze qualitative Interviews ergänzt. Ziel dieser zusätzlichen, telefo-nisch durchgeführten Befragungen war es, ergänzende qualitative Informationen für ausgewählte Ergebnisse der quan-titativen Befragung zu erhalten (unter anderem detailliertere Erläuterungen zu einzelnen Items, mögliche Erklärungen für Häufigkeitsverteilung).

Zu diesem Zweck wurden nach Auswer-tung und auf Grundlage der Ergebnisse der quantitativen Befragung im Juni 2019 die folgenden sieben Vertiefungsthemen für die qualitative Befragung ausgewählt und in Form von Interviewleitfäden konkretisiert:

> digitaler Austausch mit anderen Praxen und Krankenhäusern

> Nutzung von Patienten selbst erhobener Daten

> Patientenakten

> Hemmnisse der Digitalisierung

> QES als Hemmnis

> Auswirkungen der Digitalisierung auf das Arzt-Patienten-Verhältnis

> Möglichkeit der ausschließlichen Fernbehandlung

Für die Durchführung der qualitativen Interviews war die Auswahl auf dieje-nigen Ärzte sowie Psychotherapeuten limitiert, die im Rahmen der schriftli-

chen oder Online-Befragung zugestimmt hatten, für Nachfragen zur Verfügung zu stehen. Die Auswahl der für die quali-tativen Befragungen konkret angespro-chenen Praxen wurde im Hinblick auf die Antworten zu den erläuterungs- oder erklärungsbedürftigen Vertiefungsthe-men getroffen und geschah innerhalb der jeweils relevanten Subgruppe zufällig.

Die qualitativen Interviews wurden im Zeitraum zwischen dem 27. Juni bis 26. Juli 2019 durchgeführt. Zu jedem der sieben Vertiefungsgebiete wurden fünf Ärztinnen und Ärzte oder Psycho-therapeutinnen und -therapeuten im Rahmen eines Telefongesprächs von durchschnittlich rund 15 Minuten Dauer befragt. Sämtliche Gespräche wurden protokolliert und in einem mehrstufigen Verfahren ausgewertet.

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68 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 2019

IMPRESSUM

Herausgeberin: Kassenärztliche BundesvereinigungHerbert­Lewin­Platz 2, 10623 BerlinTelefon 030 4005-0, [email protected], www.kbv.de

Erstellung des Berichts (Kapitel 1 bis 4) Dr. Martin Albrecht, Ender Temizdemirmit Unterstützung von: Margaretha Nissing, Hendrik BockIGES Institut GmbHFriedrichstr. 180, 10117 Berlin

in Zusammenarbeit mit: Dr. Marcus Ottenotten software GmbH Röntgenring 7, 40878 Ratingen

Kassenärztliche Bundesvereinigung (Kapitel 5)

Gestaltung: 31° branddesign

Druck: Kohlhammer Druck

Umschlagfoto: © istockphoto ipopba

Stand: 25. Oktober 2019

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde meist nur eine Form der Personenbezeichnung gewählt. Hiermit sind selbst-verständlich auch alle anderen Formen gemeint.