32
Redaktion: Universität Duisburg-Essen Ressort Presse in der Stabsstelle des Rektorats Manuela Münch Telefon: 0203/379-1482 [email protected] www.uni-due.de/de/presse Beachten Sie bitte: Diese PDF-Datei darf nur für interne Zwecke genutzt werden. Das Abspeichern und eine Weitergabe an Dritte in elektronischer oder Print-Form sowie die Komplett- oder Teileinstellung auf anderen Webseiten ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. Pressespiegel Die Universität in den Medien 05.03.2019

Pressespiegel - makro.wiwi.uni-due.de · Fühler per Katheter über die Leiste in die Lungenarterie. Sie transportiert sauerstoffar-mes Blut vom Herzen zur Lunge. Über Empfangsgeräte

  • Upload
    docong

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Redaktion:Universität Duisburg-EssenRessort Presse in der Stabsstelle des RektoratsManuela MünchTelefon: 0203/[email protected]/de/presse

Beachten Sie bitte:Diese PDF-Datei darf nur für interne Zwecke genutzt werden. Das Abspeichern und eine Weitergabe an Dritte in elektronischer oder Print-Form sowie die Komplett- oder Teileinstellung auf anderen Webseiten ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Inhaltsverzeichnis

Tagesaktuelle UDE-Medienauswertung

WDR Lokalzeit Duisburg vom 01.03.2019, Seite 1Forschungsobje(c)kte: Duisburger Wissenschaftler untersucht Rosenmontagszüge . . . . . . . . . . . . . . 4

General-Anzeiger Lüchow-Dannenberg vom 03.03.2019, Seite 7Marker für Mukoviszidose? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Focus vom 02.03.2019, Seite 62Keine Angst vor Dr. Data! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Focus vom 02.03.2019, Seite 26Der Krimi um 5G . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Industry of Things vom 03.03.2019, Seite 1Mood Tracking Liebes Smartphone, es geht mir gut! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

WELT am SONNTAG vom 03.03.2019, Seite 38Mensch gegen Maschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

DIE WELT vom 02.03.2019, Seite 19Kein Verkauf ohne Nummer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Hohenloher Tagblatt vom 05.03.2019, Seite 30Social Bots manipulieren wirkungsvoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Leipziger Volkszeitung Stadt Leipzig vom 04.03.2019, Seite 15Machen Smartphones wirklich dumm? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Baden-Baden vom 02.03.2019, Seite 3Der neue „Krieg der Sterne“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Süddeutsche Zeitung vom 05.03.2019, Seite 15Wickel doch mal das Kind, Schatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Frankfurter Rundschau vom 05.03.2019, Seite 13Das Jahr der Entscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Wiener Zeitung vom 02.03.2019, Seite 5„Das Amazon-Modell für Autos wird kommen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

NRZ Düsseldorf vom 02.03.2019, Seite 1Tesla macht Händler überflüssig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

2

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Augsburger Allgemeine Augsburg vom 02.03.2019, Seite 10Was hinter der Zweck-Ehe der Autobauer steckt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Stuttgarter Zeitung - Stadtausgabe vom 05.03.2019, Seite 10VW kämpft einsam für den Erdgasantrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

dpa-Themendienst vom 01.03.2019(KORR-Bericht - KURZFASSUNG - Z: 3675) Abseits von Car2Go und Co.: Alternativen zum… . . . . 21

ÄRZTE ZEITUNG vom 04.03.2019, Seite 8Hepatitis D: Heilungsraten nach wie vor suboptimal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Focus-Gesundheit vom 05.03.2019, Seite 24Kopfsache Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Focus-Gesundheit vom 05.03.2019, Seite 60Mehr Luft, mehr Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Focus-Gesundheit vom 05.03.2019, Seite 92Schutzschirm für die Abwehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Radio Duisburg/Lokalnachrichten vom 04.03.2019, Seite 1Studentenwohnheim wird saniert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Westdeutsche Allgemeine WAZ Duisburg-Mitte vom 04.03.2019, Seite 17Leihfahrräder werden immer öfter genutzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Straubinger Tagblatt vom 02.03.2019, Seite 4„Wissenschaft ist mein Ding“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 04.03.2019, Seite 16Welcher Zinsregel folgt die EZB? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Ruhr Nachrichten Lünen vom 04.03.2019, Seite 11Wie wird man digital? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

3

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Tagesaktuelle UDE-Medienauswertung

WDR Lokalzeit Duisburg vom 01.03.2019

Forschungsobje(c)kte: Duisburger Wissenschaftleruntersucht RosenmontagszügeDer Physiker Petros Polichronidis von der Universität Duisburg-Essen untersucht Rosenmontagsumzüge.Den Beitrag finden Sie im Internet unter folgendem Link:

https://www1.wdr.de/mediathek/av/video-forschungsobjeckte-duis-burger-wissenschaftler-untersucht-rosenmontagszuege-100.html

General-Anzeiger Lüchow-Dannenberg vom 03.03.2019

Ressort: Lokal Ausgabe: General-Anzeiger Lüchow-Dannenberg

Marker für Mukoviszidose?(dgp). Patienten mit Mukoviszidose bekom-men häufig Lungeninfektionen, die ihrImmunsystem schwächen. Wie schwer dieErkrankung ist, zeigt Interleukin-7 (IL-7) an,ein Botenstoff des Immunsystems, dashaben Forscher der Ruhrlandklinik, derMedizinischen Fakultät der Universität Duis-burg-Essen (UDE) und des Universitätsklini-kums Düsseldorf herausgefunden. IL-7 ist

wichtig, um eine wirksame Reaktion desmenschlichen Immunsystems zu erzeugenund aufrecht zu erhalten. Die Forscher ana-lysierten die Blutwerte von 164 Patienten,die Proben in der Westdeutschen BiobankEssen hinterlegt haben. Beim Vergleich mitKontrollprobanden stellte sich heraus, dassdie IL-7-Konzentration im Blutserum vonMukoviszidose-Patienten deutlich erhöht ist.

"Wir wissen nun, dass es einen statistischenZusammenhang gibt zwischen einem erhöh-ten IL-7-Spiegel und einer verschlechtertenLungenfunktion im Krankheitsverlauf", so Dr.Sivagurunathan Sutharsan, der diese Studiefederführend im Westdeutschen Lungenzen-trum betreut hat.

4© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Focus vom 02.03.2019

Ressort: WISSEN Auflage: 491.267 (gedruckt)

Keine Angst vor Dr. Data!Algorithmen erhöhen die Genauigkeit von Diagnosen, Facebook verhindert Suizide, und die Smartwatch schützt vor dem Schlaganfall. Dieaktuelle Gesundheits-Revolution führt zu besseren Ärzten und kompetenteren Patienten

Text von Kurt-Martin MayerSchnell und kostenlos ist die App Ada aufdas Smartphone geladen. Nun kann ichjederzeit eine Diagnose erhalten – oder eineVordiagnose, wie die Ada-Macher aus recht-lichen Gründen sagen. Ein Chatbot, ein mitmedizinischem Wissen gefüttertes Dialogsy-stem, steht mir jetzt in Gesundheitsfragenjeder Art zur Seite.Anlass für einen ersten Test: Seit einiger Zeitschmerzt meine Achillessehne nach demJoggen. Viele Hobbyläufer kennen das. Wasweiß der Chatbot darüber? Ich beantworteein gutes Dutzend Fragen über Dauer, Ortund Intensität des Schmerzes. Nach vierMinuten ist die Anamnese beendet, und icherhalte eine Diagnose. Mit höchster Wahr-scheinlichkeit handele es sich um eine Plan-tarfasziitis, eine Entzündung der Sehnen-platte der Fußsohle. Als zweite möglicheBeschwerde-Ursache nennt das Programmein knöchernes Auswachsen am Fuß, einenFersensporn. Erst als dritte Möglichkeit ziehtes die korrekte Diagnose in Betracht, eineAchillessehnenentzündung.Wäre ein Orthopäde so lange im Ungefäh-ren geblieben, müsste entweder er sichschämen oder ich mich – wegen meinerUnfähigkeit, meine Beschwerden präzise zuformulieren.Wenige Tage später blicke ich in einer Hin-terhofetage der Adalbertstraße (daher derName Ada) in Berlin-Kreuzberg über dieSchreibtische und Bildschirme der meist jun-gen und aus medizinischen Berufen stam-menden Menschen, die Ada ständig mitInformationen füttern und die App auf dieseWeise klüger, flexibler und umfassendermachen wollen. Das System lernt. „Medizi-nisch ist unser Produkt das zuverlässigsteauf dem Markt“, sagt Ada-Gründer MartinHirsch. Der 56-Jährige, der sich nach sei-nem Medizinstudium für theoretische Fra-gen der Heilkunst interessierte und der Hirn-forschung zuwandte, stammt aus einer Wis-senschaftlerdynastie. Einer seiner Großvä-ter war der Nobelpreisträger und Atomwaf-fenforscher Werner Heisenberg.Hirschs Zuversicht ist berechtigt, denn nochist die Konkurrenz nicht groß. In Europakommt wohl nur der Symptom-Prüfer AskBabylon des britischen Unternehmens Baby-lon Health an Ada heran.

„Dr. Google“ um Rat zu fragen, mit Suchma-schinen Gesundheitsinformationen zu ermit-teln, das macht hingegen mittlerweile fastjeder. 45 Prozent der Smartphone-Nutzer inDeutschland haben einer Bitkom-Studiezufolge zudem mindestens eine Gesund-heits-App auf ihrem Gerät. Es gibt mehr alseine Million derartiger Applikationen, ob beiApple oder Android.Längst geht das Angebot über eher konven-tionelle Ernährungs- und Fitness-Tagebü-cher hinaus. Die künstliche Intelligenz (KI),die den neuen Gesundheitsdienstleistern fürdas Smartphone zugrunde liegt, erkenntKrankheiten, die sich erst anbahnen. „KI ver-bessert die medizinische Versorgung undstärkt die Prävention“, sagt der MedizinerErwin Böttinger, der am Hasso-Plattner-Insti-tut in Potsdam ein universitäres DigitalHealth Center aufbaut.Der bislang größte Feldversuch auf digita-lem Terrain stammt von Apple. Dessen neueSmartwatch verfügt über einen EKG-Sensormit zugehöriger App und über eine weitereApp, die durch eine Pulsmessung Vorhoff-limmern erkennt, die häufigste aller Herz-rhythmusstörungen. Unbehandelt, erhöhtVorhofflimmern das Risiko, einen Schlagan-fall zu erleiden. Beide Applikationen hat dieUS-amerikanische Arzneimittelbehörde FDAals Medizinprodukte zugelassen. Drei Kar-diologie-Professoren der Universität Stan-ford in Kalifornien prüfen in einer klinischenStudie mit mehr als 400000 Teilnehmernnun den Nutzen der Smartwatch bei derHerzüberwachung.Die Konkurrenz bietet Ähnliches an, etwa dieSamsung Gear Fit 2. Doch kein anderesSchwergewicht der Branche setzt so ent-schieden auf Digital Health wie der Techno-logiekonzern aus Cupertino. Der größte Bei-trag seiner Firma zum Wohl der Menschheitwerde das Engagement im Gesundheitsbe-reich sein, sagte Apple-Chef Tim Cook kürz-lich. „Wir befähigen das Individuum, seineGesundheit selbst in die Hand zu nehmen“,so Cook. US-Amerikaner können das iPhonebereits als digitale Gesundheitsakte verwen-den.Mediziner wie Thomas Deneke, Chefarzt fürinterventionelle Elektrophysiologie der Herz-und Gefäßklinik im fränkischen Bad Neu-stadt, begrüßen diese Entwicklung. Deneke

lobt die Kardio-Funktionen der Apple Watch4. Sie könnten „ein wertvolles Monitoring-Werkzeug zur Etablierung wichtiger Informa-tionen für Patienten und deren Ärzte darstel-len“.Gerade Kardiologen wie Deneke müssensich häufig über Kranke ärgern, die Thera-pie-Ratschläge ignorieren und Symptomeunterschlagen. Zuletzt ergab eine Studie imUS-Bundesstaat Michigan, dass bis zu 81Prozent der Patienten ihrem Doktor gegen-über medizinisch relevante Informationenverschweigen. Hochrechnungen fürDeutschland zeigen, dass mindestens einDrittel ihre Medikamente nicht so einneh-men wie verordnet.Gesünder durch Dauerüberwachung?Aus den USA kommt ein Sensor, der Men-schen mit Herzschwäche implantiert wird,damit ihr Kardiologe das Organ fortan rundum die Uhr kontrollieren kann. Zu Beginndes 20-minütigen Eingriffs schiebt der Arztden schmalen, etwa drei Zentimeter langenFühler per Katheter über die Leiste in dieLungenarterie. Sie transportiert sauerstoffar-mes Blut vom Herzen zur Lunge.Über Empfangsgeräte ist der Sensor mit derKlinik verbunden. Erhöht sich der Druck inden Gefäßen, „registrieren wir das und kön-nen den Patienten kontaktieren, um ihm zumBeispiel zu raten, seine Medikation zuändern oder sich sonstwie adäquat zu ver-halten“, erklärt Tienush Rassaf von der Uni-versitätsklinik für Kardiologie und Angiologiein Essen.Rassaf erprobt die Fernüberwachung viaImplantat zurzeit bei 15 Patienten. Erste Stu-dien belegen den Nutzen. Die Zahl der not-fallartigen Einweisungen ins Krankenhausgehe um ein Drittel zurück, zitiert Rassaf ausUntersuchungen. Die Mortalität, also dieRate der Todesfälle, sinke um 20 Prozent.An der Berliner Universitätsklinik Charité ver-glich man 1500 Patienten mit chronischerHerzschwäche. Ein Teil der Probandenerhielt vier verschiedene Messgeräte zurÜberprüfung ihrer Kreislauffunktionen für zuHause, Pfleger schulten sie darin. Die Werteerhielt das Telemedizinzentrum der Charité,das sich bei Bedarf ebenfalls bei den Kran-ken meldete. Ergebnis: In der mit Messgerä-ten für den Heimgebrauch versorgtenGruppe lag die Zahl der „ungeplanten Hospi-

5© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

talisierungen“ bei 3,8 Tagen pro Jahr, in derKontrollgruppe betrug sie 5,6 Tage, so For-schungsleiter Friedrich Köhler.Sensoren können auch Menschen mit ande-ren chronischen Krankheiten vor Krisenbewahren. Diabetiker leben mit der Sorge,dass ihre Blutzuckerwerte entgleisen. Matt-hias Steiner, Weltmeister von 2010 imGewichtheben über 105 Kilogramm, leidetunter einem angeborenen Typ-1-Diabetes.Seit einem Dreivierteljahr nutzt er ein Gerät,das permanent seine Blutzuckerwerte misst.Zeigt ein unter seiner Haut sitzender Sensorzu viel oder zu wenig Glukose an, vibriert einan Steiners Oberarm klebender Sender.Dann kann der 36-Jährige die Zufuhr desBlutzucker-Hormons Insulin mit einer Insulin-pumpe anpassen. Von Zeit zu Zeit analy-siert auch sein Arzt die aufgezeichnetenMessergebnisse und gibt weitere Empfeh-lungen.Vorbehalte gegen diese Art der Vernetzungscheinen selten zu sein. Thomas Danne, derals Chefarzt am Kinderkrankenhaus auf derBult in Hannover meist junge Diabetiker mitInsulinsystemen versorgt, sagt: „Der über-wiegende Teil freut sich über die bessereBetreuung und hegt keine Bedenken, zueinem gläsernen Patienten zu werden.“Selbst bei psychischen Krankheiten, wo Dis-kretion besonders wichtig ist, soll DoktorData präventiv wirken. Eines der ersten Pro-jekte, die Digital-Health-Professor Böttingerin Potsdam durchführen will, heißt „Foreca-sting Mental Earthquakes“. Es beschäftigtsich mit der Vorhersage von Krankheitsschü-ben, denen Psychiatriepatienten manchmalausgesetzt sind.Unter Böttingers Leitung entwickelt die jungePsychologin und ComputerwissenschaftlerinHanna Drimalla automatische Dialogsy-steme für das Smartphone. Sie sollen in derLage sein, Veränderungen in Parameternwie Sprechweise, Mimik und Zeiteinteilungim Alltag abzulesen. Ärzte könnten so früherals bisher erkennen, ob etwa ein Patient miteiner bipolaren Störung gerade dabei ist,von der manischen in eine depressive Phasezu wechseln oder umgekehrt – und thera-peutisch gegensteuern. „Die Betroffenensind heilfroh, wenn sie jemand auffängt“,sagt Böttinger.Mark Zuckerbergs Unternehmen Facebooksetzt seit zwei Jahren eine Software ein, dieBeiträge und Kommentare in dem sozialenNetzwerk nach Hinweisen auf suizidale Ten-denzen ihrer Verfasser durchsucht. Schlägtdas System Alarm, bieten Facebook-Mitar-beiter Hilfe an oder informieren Behörden inder Umgebung des Nutzers. Tausende Malesoll das Suizidprogramm bei Facebookbereits Alarm geschlagen haben. Detailsbehält der Internet-Riese für sich, aber dassdem Programm künstliche Intell igenz,maschinelles Lernen und Algorithmen

zugrunde liegen, ist klar.Der Rohstoff sind Datenmassen, aus denensich Gesetzmäßigkeiten ableiten lassen.Das Magdeburger Unternehmen Neotiv zumBeispiel sucht ständig Freiwillige, die seineApp herunterladen und wöchentlich Fragenzu ihren geistigen Fähigkeiten beantworten.Dieses von der Landesregierung Sachsen-Anhalts unterstützte „Bürgerforschungspro-jekt“ soll so viele – selbstverständlichgeschützte – Informationen sammeln, dassNeurowissenschaftler aus ihnen neueErkenntnisse zum Fortschreiten von Alzhei-mer und anderen Demenzerkrankungen her-auslesen können. Das diene der Früherken-nung und ermögliche, so die Hoffnung, ähn-lich wie bei Herzkranken und Diabetikern,eine engmaschige „Verlaufskontrolle“.Algorithmen übertreffen ÄrzteBei einigen Fertigkeiten erzielt die medizini-sche Schwarmintelligenz mittlerweile bes-sere Ergebnisse als ein erfahrener Arzt. Inimmer kürzeren Abständen erscheinen inden internationalen Fachzeitschriften Stu-dien, die zeigen, dass ein Algorithmus einehöhere Trefferquote erzielt als eine Ver-gleichsgruppe von Ärzten.In „Nature Medicine“ stellten US-amerikani-sche und chinesische Forscher kürzlich einComputerprogramm vor, das Kinderkrank-heiten diagnostiziert. Die Wissenschaftlerhatten es mit der medizinischen Vorge-schichte, mit Laborwerten und Ergebnissenvon Untersuchungen gefüttert. Während dasProgramm in diesem Fall teilweise nur bei79 Prozent der Diagnosen richtig lag, sindandere Systeme auf dem besten Weg zurPerfektion. Eines, das auf die Analyse vonAufnahmen des Gehirns trainiert war,erkannte in allen sieben vorgelegten Fälleneine beginnende Alzheimer-Erkrankung.Mediziner und Informatiker aus Israel, denUSA und Deutschland entwickelten ein Bil-derkennungssystem, das in der Gesichts-form von Babys Hinweise auf seltene geneti-sche Krankheiten findet (FOCUS 3/19). AufAufnahmen vom Gebärmutterhals fand einAlgorithmus mit höherer WahrscheinlichkeitKrebsvorstufen als die Ärzte. Genauso, oderhöchstens Remis, gingen Vergleichstests beiHaut- und Lungenkrebs, bei Augenleidenund mit einem von Google entwickeltenSystem bei Brustkrebsmetastasen aus.Die meisten Doktoren verkraften dieSchmach. Mit den Datenmengen, die ein guttrainiertes KI-System verarbeitet, können siees ohnehin nicht aufnehmen, also bedienensie sich der Algorithmen. Michael Forsting,Chef-Radiologe an der UniversitätsklinikEssen, setzt schon lange auf „Software-Lösungen“, vor allem bei der Früherken-nung von Brust- und Lungenkrebs. Hilfe vonder KI erwartet sich Forsting auch, wenn erdie Aufnahme eines Tumors interpretierenund eine Prognose ableiten soll.

In der Essener Klinik, die sich als „SmartHospital“ bezeichnet, soll die Diagnose-AppAda beweisen, dass sie zu mehr taugt als zueiner grob umrissenen Vorinformation fürden Arztbesuch. Testweise wird Ada in derNotaufnahme bei der „Triagierung“ helfen,also die dringlichen Fälle von jenen trennen,die länger warten können oder in denenPatienten besser zu ihrem Hausarzt gehensollten. Wer in die Essener Notaufnahmekommt, könnte also in Zukunft aufgefordertwerden, seine Beschwerden zunächst ein-mal dem Chatbot von Ada mitzuteilen.„Zugleich soll Ada uns Ärzte in dringendenFragen unterstützen“, sagt Clemens Kill,Direktor des Zentrums für Notfallmedizin inEssen. Ob und wie zeitnah ein Unfallopferzur genaueren Abklärung seiner Verletzun-gen in den Computertomografen geschobenwird, hinge dann auch von der Einschät-zung des E-Health-Produkts aus Berlin-Kreuzberg ab.Noch eine weitere Universitätsklinik, Gießen-Marburg, will Ada erproben. Dort wäre derKooperationspartner Jürgen Schäfer. Weil erals Leiter des Zentrums für unerkannte undseltene Erkrankungen oft detektivischeFähigkeiten benötigt, gilt er als „deutscherDr. House“.Martin Hirsch, der Chef von Ada, traut esseiner Schöpfung jedenfalls zu, auch unterden Leiden mit hohem Seltenheitswert nachEingabe der Symptome das richtige heraus-zufinden. Von den insgesamt rund 10000Krankheitsbildern, die es weltweit gibt,könne ein Arzt zwangsläufig nur ein paarHundert erkennen. Da wäre es fahrlässig,auf Computerhilfe zu verzichten.Acht Jahre nach der Gründung finanziertsich Ada noch allein aus Investorengeldern.Das Unternehmen hat jedoch eine globalePerspektive. Die App gibt es außer in einerdeutschen bereits in einer englischen, portu-giesischen, französischen und spanischenVersion. Als Nächstes soll Kisuaheli folgen,die weitverbreitetste Verkehrssprache Ost-afrikas. Wo es an Ärzten fehle, sei die Nach-frage nach medizinischem Rat aus demSmartphone besonders groß, sagt Hirsch.Anders sieht seine Vision für die Industrie-länder aus. Eines Tages, wenn jeder Bürgersein Genom entschlüsseln lassen könne,werde auch die Nachfrage nach personali-sierter Medizin deutlich zunehmen. Hirschsagt: „Dann wird Ada in der Lage sein, auf-grund des Gentests und der jeweils neue-sten medizinischen Erkenntnisse genaueRatschläge zu erteilen, was man tun oderunterlassen kann, um gesund zu bleiben.“Das wäre die permanente Vorsorgemedizin.„Vernetzung rettet Leben“Natürlich besteht das Risiko, dass dieDatenspur, die jeder Nutzer eines elektroni-schen Informationssystems hinterlässt, infalsche Hände gerät. Klaus Rupp, der als

6© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Leiter des Fachbereichs Versorgungsmana-gement die elektronische Gesundheitsakte„TK-Safe“ der Techniker Krankenkasse ver-antwortet, sagt: „100 Prozent Sicherheit gibtes nicht.“ Eine große Panne passierte vorwenigen Wochen in Singapur, als plötzlichNamen und Adressen von 14200 HIV-infi-zierten Patienten im Internet auftauchten.Wahrscheinlich war Rache das Motiv desTäters.Dennoch suchen in Deutschland, wo sich1987 eine riesige Boykottbewegung gegeneine anonyme Volkszählung wandte, heute80 Prozent der Bürger regelmäßig im Inter-

net nach Informationen zu ihren Krankhei-ten und zu Vorsorgemöglichkeiten. Ahmad-Reza Sadeghi vom System Security Lab derTechnischen Universität Darmstadt unter-suchte vor gut zwei Jahren 17 Fitness-Tracker und kam zu dem Ergebnis: „Dieüberwältigende Mehrheit konnte man mehroder minder sofort hacken.“ Seitdem hättendie Firmen das Sicherheitsniveau erhöht.Vernetzung rettet Leben, meint der EssenerNotfallmediziner Clemens Kill. Der Kliniklei-ter wünscht sich, dass Rettungsleitstellenbereits beim ersten Anruf des Patienten aufdessen Krankengeschichte zugreifen und sie

weiterleiten können: „In Österreich ist dasbereits möglich.“ In Deutschland hingegenseien „die Daten oft besser geschützt alsdas Leben“.Seit Langem ärgern sich Ärzte über Patien-ten, die ihren Rat ignorieren. Schon deshalbbegrüßen sie die neue TechnikEin Sensor im Körper liefert rund um die UhrDaten an die Klinik. Danach richtet sich dieTherapie10000 Krank- heiten sind bekannt. Kein Arztkann sie alle erkennen. Künstlicher Intelli-genz gelingt es

Urheberinformation: Alle Rechte: Focus

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

Focus vom 02.03.2019

Ressort: Politik Auflage: 491.267 (gedruckt)

Der Krimi um 5GVier Unternehmen bieten für das nächste superschnelle mobile Internet. Vor der 5G-Auktion heißt es Politik gegen Wirtschaft, drei großePlayer gegen einen kleinen. Und nebenbei geht es um die Zukunft einer Industrienation

Text von Marc Etzold Und Marcel WollscheidDie hyperschnelle digitale Zukunft Deutsch-lands beginnt, wenn Jochen Homann einengrünen Knopf drückt. Rein mechanisch,ganz analog. Am 19. März um kurz nachzehn Uhr wird der Präsident der Bundes-netzagentur wohl die Stoppuhr betätigen, esist ein symbolischer Akt. Von diesemMoment an können die Delegationen dervier zugelassenen Unternehmen die soge-nannten 5G-Frequenzen ersteigern.Die Auktion findet in einer früheren Kasernemit blauen Fensterrahmen statt, dem Dienst-sitz der Bundesnetzagentur in Mainz. DieVertreter von Telekom, Vodafone, Telefónicaund United Internet werden in abhörsiche-ren Räumen voneinander abgeschottet.Absprachen zwischen den Konzernen strengverboten. Mobiltelefone und Laptops müs-sen die Gesandten am Eingang abgeben.Während der Auktion dürfen sie nur übereine gesicherte Telefonleitung mit ihrer Kon-zernzentrale sprechen. Telefónica etwa wirdmit zwei Teams à sechs Personen, die sichabwechseln, nach Mainz reisen.5G, das ist die Chiffre für die neueste Mobil-funktechnologie. Während der aktuelle 4G-Standard (LTE) Übertragungsraten bis zu1000 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ermög-licht, werden es künftig 10 oder 20 Giga-bitpro Sekunde (Gbit/s) sein, also 10000 oder20000 Mbit/s. Autobauer brauchen 5G bei-

spielsweise, damit selbstfahrende Autosgroße Datenmengen austauschen könnenund Unfälle vermeiden. Künftig werden Mil-lionen Maschinen über das Internet vernetztsein. Je geringer Reaktionszeiten und jeschneller der Datenaustausch funktioniert,desto besser.Bei der Auktion werden die Firmen ihreGebote über ein Computersystem platzieren.Jede Runde dauert 60 Minuten, ein Aukti-onstag geht von 8 bis 18 Uhr. Erst wenn nie-mand mehr bietet, erhält der Höchstbie-tende den Zuschlag. Die Auktion kannWochen dauern, womöglich gar Monate. Dielegendäre UMTS-Auktion, die über 50 Milli-arden Euro im Jahr 2000 einbrachte, dau-erte zweieinhalb Wochen, die Versteigerungder LTE-Lizenzen im Jahr 2010 zog sichüber sechs Wochen. Rund 200 Bieterrun-den hatte es in der Vergangenheit gegeben.Die Emissäre brauchen Geduld, ihre Fami-lien auch.Noch ist unklar, ob die Auktion tatsächlich inzweieinhalb Wochen beginnen kann. Tele-kom, Vodafone und Telefónica klagen gegendie Auflagen der Bundesnetzagentur. MitEilanträgen versuchen die Netzbetreiber, dieAuktion aufzuhalten oder die Bedingungenzu ihren Gunsten zu verändern. Sie sindgenervt von den Auflagen der Bundesnetz-agentur. Sie fürchten um Milliardengewinne.Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

sprach von einem „harten Kampf“ zwischenPolitik, Firmen und der Regulierungsbe-hörde.Es ist aber längst nicht nur ein Kampf umscheinbar dröge Vorschriften. Es stellt sichdie Frage, wer die Regeln bestimmt: diePolitik oder die Wirtschaft? Und es gehtdarum, ob die drei Etablierten künftig einenMitbewerber bekommen. Einen, der dafürsorgen könnte, dass die Netze besser aus-gebaut werden und die Preise sinken. Undes geht um die Frage, ob die Europäer 5Gallein bauen können oder ob sie auf die Hilfeder Chinesen angewiesen sind.1. Wirtschaft gegen Bundesnetzagentur:Wer bestimmt die Regeln für 5G?Telekom, Vodafone und Telefónica habeneinen gemeinsamen Feind: die Bundesnetz-agentur. Die drei Unternehmen halten dieAuflagen der 5G-Auktion für übertrieben undkaum erfüllbar. Bis Ende 2022 müssen sienach dem Willen der Behörde 98 Prozentder Haushalte in jedem Bundesland mitmobilem Internet ausstatten, das minde-stens 100 Mbit/s schnell ist. Hinzu kommenalle Autobahnen, die wichtigsten Bundes-straßen sowie Schienenwege. Bis Ende2024 haben die Betreiber Zeit, dies auf alleübrigen Bundesstraßen auszuweiten. „Dasist eine Lose-lose-Situation“, sagt ein Berli-ner Lobbyist. Wenn die Firmen den Ausbaunicht packen, würde sich die Politik blamie-

7© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

ren.Es klingt paradox, aber die meisten 5G-Auf-lagen betreffen das superschnelle Netz garnicht, schließlich geht es um 100 Mbit/s, also4G. Die Bundesnetzagentur verlangt, dassdie Netzbetreiber dieses endlich im ganzenLand flächendeckend anbieten. Telekom,Vodafone und Telefónica, die seit acht Jah-ren an ihren LTE-Netzen arbeiten, müssende facto nachsitzen und ihre Hausaufgabenunter Aufsicht fertigstellen.Die durchschnittliche Übertragungsrate liegtgerade mal bei 23,7 Mbit/s. Diesen Wert hatOpen Signal ermittelt, ein britisches Unter-nehmen, das Mobilfunkdienste auswertet.Die Südkoreaner surfen doppelt so schnellwie die Deutschen. Norwegen liegt mit 44,1Mbit/s an der europäischen Spitze, auch inSachen Netzabdeckung mit 92 Prozent.Albanien liegt mit 67 Prozent noch knapp vorDeutschland. Das liegt auf Rang 32.Für 5G ist die einzige Auflage, dass die Bie-ter mindestens 1000 Basisstationen errich-ten – ein sehr zaghafter Einstieg in die Tech-nologie, denn Zehntausende Stationen sindnötig, um 5G in die Fläche zu bringen.Wer ist schuld? Aus Sicht der Netzbetreiberist die Politik verantwortlich. Schließlich mus-sten und müssen die Unternehmen für dieFrequenzen in Auktionen viel Geld zahlen.Das wiederum fehle, um die Netze vernünf-tig zu bauen. Torsten Gerpott, Professor fürTelekommunikationswirtschaft an der Uni-versität Duisburg-Essen, sieht darin einenTeil des Problems. „Statt die Milliardener-löse aus den Versteigerungen der UMTS-und LTE-Lizenzen in den Infrastrukturaus-bau zu investieren, ist ein großer Teil derEinnahmen im Staatshaushalt versickert.“Die LTE-Frequenzen, die zuletzt im Jahr2015 versteigert wurden, hatten etwas mehrals fünf Milliarden Euro eingebracht. Diegroße Koalition rechnet mit ähnlich hohenErlösen in diesem Jahr. Auch diesmal ist dasGeld längst verplant. Unter anderem sollendie Schulen damit digitalisiert werden.Die Politik ist allerdings nicht allein verant-wortlich, meint Gerpott. „Es gibt keinenscharfen Wettbewerb. Die großen dreihaben ein Interesse daran, in einemgeschlossenen Markt unter sich zu bleiben.Sie verteidigen ihr Oligopol.“ Ein vierterAnbieter könnte den Markt aufmischen.„Mehr Wettbewerb ist wünschenswert, denner führt zu niedrigeren Preisen und einemschnelleren Netzausbau.“2. Wirtschaft gegen Wirtschaft: die dreiGroßen gegen United InternetDie Rolle des Herausforderers, der für mehrWettbewerb sorgen will, übernimmt RalphDommermuth, Gründer und Chef von Uni-ted Internet. Zu dem Unternehmen gehörenMarken wie 1&1 und Drillisch, die zwareigene Tarife anbieten, aber die Netze derdrei großen Betreiber nutzen. United Inter-

net fungiert als eine Art Subunternehmer,der aus kartellrechtlichen Gründen mitmi-schen darf.Zumindest im Mobilfunksegment könnteDommermuth seine Strategie nun ändern.Der Selfmademilliardär aus dem Wester-wald will sein Unternehmen als vierteneigenständigen Netzbetreiber etablieren. Fürsein eigenes 5G-Netz will DommermuthBankkredite in Höhe von 2,8 Milliarden Eurosowie Eigenmittel in unbestimmter Höheinvestieren. Konkurrent Freenet hatte eben-falls überlegt, sich für die Auktion zu bewer-ben, entschied sich aber dagegen. DieKosten für den 5G-Ausbau hatte Freenet aufmindestens zehn Milliarden Euro geschätzt.Unmöglich.Die Etablierten fürchten, dass United Inter-net nur die Auktionspreise nach oben treibt,dann aber aussteigen und kein eigenes Netzanbieten will. Telekom, Vodafone undTelefónica müssten die Kosten später aufdie Kunden mit teureren Verträgen umlegen.United Internet könnte wie bislang Teile derNetze gegen eine Gebühr nutzen und weiterden Preis drücken.Zuletzt kam United Internet auf einen Jah-resumsatz von 4,2 Milliarden Euro. Telekom,Telefónica und Vodafone setzen zusammenmehr als 90 Milliarden Euro um. Analystensind skeptisch, ob United Internet die hohenInvestitionen in den Netzausbau stemmenkann. Der Aktienkurs des Unternehmenssank in den vergangenen zwölf Monaten um40 Prozent. „Der 5G-Ausbau ist ein erhebli-ches Risiko“, sagt Professor Gerpott. Kampf-los aufgeben will Dommermuth sein großesZiel nicht, wie er kürzlich dem „Handelsblatt“erzählte: „Wir werden nicht mit einem Mes-ser zu einer Schießerei gehen.“Falls United Internet 5G-Frequenzen erstei-gert, müsste das Unternehmen geringereAuflagen erfüllen als die etablierten Unter-nehmen. Weil der Neueinsteiger sein eige-nes Mobilfunknetz erst aufbauen würde,müsste er bis 2025 nur 25 Prozent derHaushalte abdecken. So will die Bundes-netzagentur den Weg für einen viertenPlayer am Markt bereiten. Vodafone-ChefHannes Ametsreiter hält wenig davon. Erregte stattdessen eine Ausbauallianz an, umdie Funklöcher zu schließen. „Wir drei Netz-betreiber, die wir wirklich in DeutschlandsInfrastruktur investieren wollen, teilen unsdie Flecken auf. Jeder baut dann ein Dritteldavon aus“, sagte er der „Welt am Sonntag“.United Internet und Dommermuth ließ derVodafone-Chef unerwähnt.3. Alle gegen alle: Müssen die Betreiber ihreNetze teilen?Sollte United Internet zum Netzbetreiberwerden, wird das Unternehmen vor allem inBallungszentren seine Infrastruktur auf-bauen. Hier leben viele Menschen, die sichauf verhältnismäßig kleinem Raum gut ver-

sorgen lassen. Nur was, wenn die aufs Landfahren? Dort wollen die ja ebenfalls surfenund telefonieren. Hier möchte Dommermuthgern die Netze der drei Mitbewerber nutzen.Das würde über sogenanntes lokalesRoaming funktionieren. Ein Anbieter lässteinen anderen gegen Gebühr sein Netz nut-zen, wenn der in einer Region nicht selbstausgebaut hat. Die drei Großen sind striktdagegen. Sie wollen ihre Netze nicht mitUnited Internet teilen und fürchten, dassDommermuth auf ihre Kosten Gewinnemacht.Die Bundesnetzagentur verpflichtet die Netz-betreiber, künftig über lokales Roamingzumindest zu verhandeln. Können sich dieUnternehmen nicht einigen, will die Behördeals Schiedsrichter fungieren.An dieser Stelle kommt auch die Politik insSpiel. Denn CDU und CSU reicht das nichtaus. „Falls die Netzbetreiber nicht freiwilligkooperieren, muss die Bundesnetzagentur inAusnahmefällen ein lokales Roaming anord-nen“, sagt Tankred Schipanski, digitalpoliti-scher Sprecher der Unionsfraktion im Bun-destag. Wirtschaftsminister Peter Altmaier(CDU) und Verkehrsminister AndreasScheuer (CSU) erwägen Bußgelder von biszu zehn Millionen Euro gegen sture Anbie-ter. Die SPD ist skeptisch, ob das hilft.4. Konflikt: Mit oder ohne Huawei?So konfliktreich der 5G-Ausbau auch wird,eine Auflage gibt es für alle. Jeder Netzbe-treiber muss mindestens 1000 Basisstatio-nen für 5G-Anwendungen errichten. Ohnedas chinesische Unternehmen Huawei wer-den die drei etablierten Netzbetreiber daskaum schaffen – dieser Meinung sind dieUnternehmen selbst, auch wenn sie esöffentlich nicht sagen. Bis zu zwei Jahrekönnte sich der 5G-Start in Deutschland ver-zögern, wenn Huawei als Zulieferer ausge-schlossen würde. Wie in Australien und Neu-seeland. Auch in Deutschland und Europawird das diskutiert – auf Drängen von US-Präsident Donald Trump, der Huawei Spio-nage vorwirft. Beweise blieb er bislangschuldig.Huawei hatte zuletzt knapp 14 MilliardenDollar in Forschung und Entwicklung inve-stiert. Die europäischen Rivalen Nokia undEricsson gaben zusammen nur etwa einDrittel dessen aus. Zudem hält Huawei 90Prozent der Patente für 5G. Die chinesischeÜbermacht ist gewaltig.Dommermuth möchte diesen Kompetenzvor-sprung nutzen. Laut Berichten erwägt er,den zweiten großen chinesischen Telekom-munikationsausrüster, ZTE, für den Aufbaueines eigenen 5G-Netzes zu beauftragen.Dommermuth würde die Infrastruktur nichtbesitzen, nur leasen.Die Bundeskanzlerin strebt nun wohl einAnti-Spionage-Abkommen mit China an, wiedie „Wirtschaftswoche“ berichtete. Im

8© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Gegenzug könnten Huawei und ZTE inDeutschland weiter aktiv sein. Den Netzbe-treibern käme das gelegen. Sie hätten

zumindest ein Problem weniger.» Es braucht acht bis zwölf Jahre, um miteinem neuen Netz eine gute Abdeckung zu

erreichen «Hannes Ametsreiter, Vodafone-Chef

Urheberinformation: Alle Rechte: Focus

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

Industry of Things vom 03.03.2019

Mood Tracking Liebes Smartphone, es geht mir gut!Smarte Uhren, die unsere körperliche Aktivitäten aufzeichnen und dann per App Fitness-Tipps generieren, sind Standard. Apps, die unsereStimmung "tracken" und uns z.B. "aufmuntern" können, sind hingegen noch Neuland. Eine Doktorandin an der Universität Duisburg-Essensucht nun Probanden, die eine solche App testen möchten.

"Ich denke, du brauchst eine Pause." InZukunft könnte unser Smartphone das sug-gerieren, wenn es merkt, dass wir untergroßem Stress stehen. Grundlage dafür sindMood-Tracking-Apps, die helfen können,unseren Alltag zu strukturieren. Wissen-schaftler der Universität Duisburg-Essen(UDE) suchen nun Freiwillige, die ehrlichantworten, wenn ihr Smartphone fragt: "Wiegeht es dir?"Die App für "mentale Gesund-heit"Fitnesstracker und Smart Watches, dieunsere körperlichen Aktivitäten verfolgen,gehören seit langem zum Alltag. Aber wäh-rend wir damit unsere körperliche Fitnessfördern, leidet womöglich unsere Seele. Sindwir für längere Zeit depressiv, so könnte einderartiges System uns sanft ermutigen,einen Arzt aufzusuchen.Sind wir hingegen gut gelaunt, könnte esz.B. eine Fahrradtour für das Wochenende

empfehlen. Die Organisation der Arbeit, diePlanung der Freizeit, aber auch die eigeneGesundheit im Auge zu behalten - all dieseAspekte sollen in Zukunft durch Apps zur"Stimmungsverfolgung" vereinfacht werden.Die Doktorandin Helma Torkamaan von derArbeitsgruppe "Interaktive Systeme" der Uni-versität Duisburg-Essen sucht derzeit Frei-willige, die die Benutzeroberfläche ihrer PAXMood Tracker App für mindestens zweiWochen testen. Zu diesem Zweck hat sieneun verschiedene Varianten wie schriftli-che Abfragen, interaktive Eingaben odervisuell unterstützte Kommunikation ent-wickelt. Interessierte Benutzer können dieApp von hier herunterladen und installieren:http://tinyurl.com/paxmoodDie Daten der App-Tester bleiben anonymDer PAX Mood Tracker für Android Smart-phones kann zu Studienzwecken kostenlosheruntergeladen werden. "Er ist jedoch nicht

in der Lage, die Stimmung der Nutzer vor-herzusagen", erklärt Torkamaan. "Zuerstgeht es darum, die am besten geeigneteBenutzeroberfläche zu finden, um die Stim-mung des Nutzers zu verfolgen." In einerFolgestudie soll die App dann Aktivitäten zurVerbesserung der Stimmung des Benutzersempfehlen.

Während der Studie werden die Benutzerda-ten anonym gespeichert, um den Erfolg desjeweiligen Abfragesystems beurteilen zukönnen. "Aber in der letzten App wollen wiralle Daten nur lokal beim Anwender spei-chern", sagt die 31-Jährige und unterstreichtdamit den Aspekt des Datenschutzes. Dennnur das eigene Smartphone des Benutzerssoll wissen, ob heute ein guter Tag ist, umjenen daran erinnern, mal den Keller auf-zuräumen.

9© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

WELT am SONNTAG vom 03.03.2019

Ressort: FINANZEN Ausgabe: HauptausgabeSeitentitel: WSBE-VP1 Auflage: 419.003 (gedruckt)

Mensch gegen MaschineMit Algorithmen verändern Onlinehändler ständig die Preise. Einige schwanken stark, anderedagegen kaumBenedikt FuestWer Markenprodukte im Internet kauft, kannaus der Suche nach dem besten Angeboteine eigene Wissenschaft machen: Wann istes besonders günstig, wann eher teuer?Drehen die Händler am Wochenende amPreis oder geben sie nachts Rabatte? Dochdie informierten Kunden, die dank Preis-suchportalen den Markt überblicken können,müssen dabei immer mit der Raffinesse derHändler rechnen. Denn die setzen immeröfter automatische Systeme ein, die mittels"Dynamic Pricing" Algorithmus-basiert,sekundenschnell Preise ändern, um aufKonkurrenten und Konsumenten zu reagie-ren. Wer als Kunde die Tricks der Händlerkennt, kann - je nach Produkt - HunderteEuro sparen.WELT AM SONNTAG hat in Zusammenar-beit mit dem Preisvergleichsportal Idealo(das auch zur Axel Springer SE gehört) ineiner mehrmonatigen Analyse einen Waren-korb von 47 Markenartikeln beobachtet, ummehr über die Preisstrategien von Online-händlern zu erfahren. Im Korb waren unteranderem Ski, Sonnenbrillen, Schuhe, Auto-teile, Kameras, eine Drohne und Smartpho-nes. So unterschiedlich die beobachtetenProdukte sind, so verschieden entwickeltensich auch ihre Preise. Die größte Ersparnisin Euro konnten schlaue Kunden bei Can-ons Oberklasse-Spiegelreflexkamera EOS5d Mark IV machen: Das jeweils günstigsteAngebot im Netz bewegte sich zwischen2699 und 2256 Euro. Um vom günstigstenAngebot zu profitieren, musste man als Käu-fer wiederum besonders wachsam sein.Denn so billig gab es die Canon im unter-suchten Zeitraum vom 20. September bis24. Januar nur an einem einzigen Tag.Man braucht schon Geduld, um im Netz einSchnäppchen zu machen. Selten gibt es dasgünstigste Angebot direkt beim ersten oderzweiten Zugriff auf Preisportale. Wer Musterbei der Preisentwicklung erkennt, kanndavon profitieren. Die Analyse bricht mitgängigen Erwartungen: Die Mehrzahl derMarkenprodukte ist unter der Woche teurerals am Wochenende. So war etwa die Auto-felge Brock B37 im Schnitt am Samstag 16Prozent billiger als am teuersten Wochentag.Auch die Tageszeit kann eine Rolle spielen:66 Prozent der betrachteten Produkte waren

nachts oder in den frühen Morgenstundenam günstigsten. Die Sonnenbrille "AviatorMetal" von Ray-Ban konnte man im Schnittnachts um 21 Prozent günstiger kaufen alsmorgens.Schwieriger ist es dagegen, bei Apple-Pro-dukten zu sparen. Geräte wie das iPhone X,die AirPod-Kopfhörer oder das iPad Pro wur-den zwar mittelfristig langsam günstiger,schwankten jedoch kurzfristig um geradeeinmal gut ein Prozent.Manche Produkte haben ihre ganz eigenenZyklen, die es zu erkennen gilt, wenn manbilliger einkaufen will. Ski gehören offenbardazu: Der Atomics Racecarving-Ski "Red-ster G9" kostete vor dem Start der Skisai-son monatelang gleichbleibend 319 Euro(günstigstes Angebot). Kurz vor Weihnach-ten, als die Winterferien vor der Tür standen,sprang der Preis in die Höhe. Nun liegt derSki immer noch bei 499 Euro.Wem es gelingt, über einen Zeitraum vonWochen den richtigen Zeitpunkt abzupas-sen, der kann bei so einem Produkt viel Geldsparen. "Aus unserer Analyse geht hervor,dass sich der Bestpreis von Produkten in derRegel mindestens ein- bis zweimal wöchent-lich ändert, bei Top-Produkten sogar bis zudrei- oder viermal täglich", erklärt PhilippPeitsch, Geschäftsführer von Idealo. "Eszeichnet sich zudem kein wiederkehrendesMuster ab, nach dem man allgemeingültigeRegeln ableiten kann." Wer ein Wunschpro-dukt ins Auge gefasst hat, aber warten kann,sollte sich einen "Preisalarm" auf einem Por-tal eintragen, um Hinweise auf Niedrigpreiseper E-Mail zu bekommen. Dann lohnt essich, schnell zuzuschlagen."Grundsätzlich gibt es sehr dynamische undweniger dynamische Produktkategorien",sagt Peitsch. "Elektronikprodukte wie Smart-phones oder Fernseher unterliegen einemstarken natürlichen Preisverfall, da hier jähr-lich neue Modelle auf den Markt kommen.Dadurch können sich Preise nicht konstanthalten und innerhalb eines Jahres bis zu 40Prozent fallen. Schon zwei Monate nachdem Launch der neuen Produkte lassen sichbis zu 22 Prozent sparen, wie beispiels-weise bei den Samsung-Galaxy-Modellen."In den Vergleich fließt jeweils der günstigsteverfügbare Preis auf der Plattform Idealo ein,daraus ergeben sich die Entwicklungen im

Tages- oder Wochenverlauf. Die Preiseeines einzelnen Händlers könnten deutlichstärker schwanken, sagt Martin Spann,Direktor des Instituts für E-Commerce unddigitale Märkte an der LMU München: "VieleHändler setzen Preisermittlungs-Algorith-men ein, die nicht nur auf den Preis der Kon-kurrenz reagieren, sondern auch auf andereFaktoren, wie etwa Konsumentenverhalten,den eigenen Lagerbestand, Einkaufspreiseund Absatzziele." So kann es für einen Onli-nehändler rational sein, den Preis anzuhe-ben, bevor ein Artikel ausverkauft ist und erplötzlich nicht mehr liefern kann. "Der Preisist keineswegs die einzige Möglichkeit fürHändler, sich von der Konkurrenz zu diffe-renzieren", sagt Spann. "Viele Kunden kau-fen bewusst nicht beim günstigsten Händler,sondern achten auch auf Lieferzeiten oderRücknahmebedingungen."Laut dem Marketingexperten können Händ-ler in transparenten Onlinemärkten auch ver-suchen, sich durch besonders gute Kunden-bewertungen von der Konkurrenz abzuset-zen. Sie können ihr Angebot bewusst teuerhalten, um etwa im Weihnachtsgeschäft alseinziger Händler ansonsten ausverkaufteArtikel zu hohen Margen zu verkaufen. "Fürden Konsumenten wirkt sich die Transpa-renz im Markt eher positiv aus: Er kann dankder Informationen effizienter als früherPreise und Marktbedingungen vergleichenund bewusst entscheiden, wie billig er kau-fen möchte."Viele Onlinekäufer betrachten die Preis-Algorithmen dennoch mit Misstrauen: Ineiner Umfrage unter Idealo-Nutzern vermu-tete knapp ein Drittel, dass "Onlinehändlerden Kunden verwirren wollen, damit dieserden Preis nicht gut einschätzen kann". Tat-sächlich sind im Markt immer wieder Lock-angebote zu finden, die beispielsweise mitmehrwöchigen Lieferzeiten verbunden sind."Auch setzen Händler speziell bei hochprei-sigen Waren Strategien ein, um Preissuch-portale auszumanövrieren", erklärt Spann."Bei teurer Haushaltselektronik etwa werdenöfters Produktbezeichnungen in der Schreib-weise variiert. Hochwertige Kameras wer-den mit Objektiven im Paket angeboten,damit werden die Preise ein klein wenigintransparenter."Grob irreführende Lockangebote haben bei

10© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Idealo keine Chance, sagt GeschäftsführerPeitsch: "Alle Shops werden von unsgeprüft, bevor sie in unser System aufge-nommen werden. Die Prüfungen gehen teil-weise so weit, dass wir auch unangekün-digte Testbestellungen bei den potenziellenPartnerhändlern aufgeben und die Shops inBezug auf faire Versandkosten, flexible Zah-lungsweisen und rechtliche Aspekte prüfenund dauerhaft beobachten."Warum ein Teil der Preise sich im Online-

handel wiederum kaum bewegt, erklärtJochen Gönsch, Experte für Preismanage-ment und BWL-Lehrstuhlinhaber an der Uni-versität Duisburg-Essen: "Bei manchen Pro-dukten denken nur sehr wenige Kundenstrategisch - deswegen macht es aus Sichtder Händler keinen Sinn, den Preis zu variie-ren. Damit erreichen sie sämtliche Spontan-käufer und diejenigen, die - etwa weil dieWaschmaschine im Vierpersonenhaushaltdefekt ist - nicht mit dem Kauf warten kön-

nen." Solche Kunden blicken zwar in denPreisvergleich, kaufen dann aber sofort.Viele Händler setzen daher darauf, in Ver-gleichsportalen weit oben zu stehen. Siereagieren mittels Algorithmus fast sofort aufPreisschwankungen der Konkurrenz - selbstwenn die Veränderungen nur gering sind -um ihren Platz unter den ersten fünf oderzehn Angeboten nicht zu verlieren.

Urheberinformation: (c) Axel Springer SE

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

DIE WELT vom 02.03.2019

Ressort: FINANZEN Ausgabe: HauptausgabeSeitentitel: DWBE-HP Auflage: 129.874 (gedruckt)

Kein Verkauf ohne NummerAmazon geht gegen Produktpiraten vor und kennzeichnet MarkenprodukteBenedikt FuestDer E-Commerce-Gigant Amazon will mehrals jeder andere Online-Händler der Welt einAlles-Laden sein - kein Endkunden-Produktder Welt darf fehlen im Online-Kaufhaus desRiesen aus Seattle. Gründer und Chef JeffBezos war bereits relativ früh bewusst:Alleine schafft seine Firma es nicht, diesenAnspruch zu erfüllen. Deswegen eröffnete erim Jahr 2000 Amazons Market-Place-Pro-gramm - fremde Händler können AmazonsOnline-Seiten oder sogar seine Offline-Logi-stik nutzen, um ihre Waren über AmazonsKaufhaus zu verkaufen und mit dem Kon-zern um den besten Preis zu konkurrieren.Bezos holte sich die Konkurrenz auf dieeigenen Seiten, was auf den ersten Blickwenig intuitiv erscheint, war eine seinerbesten Ideen überhaupt. Inzwischen gehenüber fünfzig Prozent aller Verkäufe auf Ama-zons Seiten auf das Konto von Market-Place-Händlern, Amazon verdient bei jedemVerkauf mit, sammelt dabei unbezahlbareDaten über die Händler-Konkurrenz und hatnur ein Problem: Ein geringer Anteil der Mar-ket-Place-Händler nutzt die gute ReputationAmazons bei se inen Kunden dafür ,gefälschte Produkte unters Volk zu bringen.Denn wenn Amazon bislang Warenlieferun-gen von Market-Place-Händlern in seineWarenhäuser übernimmt, dann kann derKonzern nur schwer prüfen, ob der Händlereventuell Fälschungen von Markenwareanliefert. Die Fälschungen von Schuhen,

Handtaschen, Haushaltswaren oder sogarElektronik liegen neben den echten Güternim Warenhaus und werden sogar genau wieAmazons eigene Ware über die hauseigeneLogistik - "fulfilled by Amazon" - und überdas Kundenbindungsprogramm Prime ver-sandt, so der Händler die entsprechendeVersand-Option anbietet.2016 erreichte die Fake-Produkt-Krise einenersten Höhepunkt, als mehrere Markenher-steller - darunter der deutsche Schuhherstel-ler Birkenstock - sich komplett von Amazonzurückzogen, da sie ihre Marke nicht effek-tiv schützen konnten. Seitdem hat Amazonein Markenschutzprogramm eröffnet, umKunden wie Birkenstock zurückzugewinnen.Nun wird der Markenschutz auf der Platt-form unter dem Namen "Projekt Zero" erwei-tert - und Amazon lässt sich für diesesSchutzprogramm sogar bezahlen.In einem Blogbeitrag erklärt Amazons Mar-ket-Place Manager Dharmesh Mehta, wieder Konzern künftig mit technischen Mittelnden Fälschern das Handwerk schwermachen will: Hinter "Projekt Zero" steckendrei Ideen: Erstens sollen von Amazon aus-gesuchte und eingeladene Markenherstellerdas Recht bekommen, selbst gegen Händ-ler mit gefälschter Ware vorzugehen.Sie können künftig Waren von der Plattformwerfen lassen, ohne ers t AmazonsBeschwerdesystem zu bemühen. Zweitensscannen automatische Systeme Angeboteauf der Plattform nach Anzeichen von Fäl-

schungen - etwa wenn Logos von Herstel-lern in Produktfotos auftauchen. Drittens willAmazon eine eigene technische Lösunggegen die Anlieferung gefälschter Produkteetablieren.Künftig sollen Markenhersteller nicht nur ihreeigenen Seriennummern auf die Produktedrucken, sondern auch eine spezielle Ama-zon-Seriennummer. Über diese Nummer, diebeim Wareneingang und Warenausgang inden Logistikzentren gescannt wird, will derKonzern künftig lückenlos den Weg derWare von der Fabrik bis zum Kunden nach-verfolgen. Ware ohne Nummer darf dannnicht mehr angeliefert werden, Fälschungenwird der Eingang in Amazons Logistikketteverwehrt. Die Idee ist gut - so gut, dassAmazon sie sich von den Markenherstellernbezahlen lassen will. Wer an dem Serien-nummernprogramm teilnimmt, muss künftigein bis fünf Cent pro Stück an Amazon zah-len. Das erscheint nicht teuer - andererseitshat wohl nur Amazon die Marktmacht, denMarkenherstellern eine eigene technischeLösung für das Fälschungsproblem auf dereigenen Plattform aufzudrängen."Die Kosten von wenigen Cent sind für Mar-kenhersteller weniger relevant - die dürfteAmazon eher als eine Art Schutzgebühr fürdie Registrierung der Nummern aufrufen",kommentiert Jochen Gönsch, Experte fürOnlinehandel an der Universität DuisburgEssen, im Gespräch mit WELT. "Viel proble-matischer aus Sicht der Hersteller ist der

11© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

vertikale Einblick, den Amazon damit in ihreLieferkette gewinnt."Denn damit ein solches Seriennummernsy-stem auch für die Händler auf dem MarketPlace funktioniert, muss nicht nur die anAmazon selbst gelieferte Ware markiert wer-den, sondern alle Waren eines Herstellers.Jeder Marken-Turnschuh, jede Smartpho-nehülle, jeder Kopfhörer eines Herstellerswird in dem System mit einer eigenen Ama-zon-Nummer versehen und in AmazonsDatenbank registriert werden. "Amazon siehtalso genau, wann der Hersteller welche

Güter in welchen Mengen produziert", kom-mentiert Gönsch.Diese Daten sind für den Konzern extremwertvoll, denn Amazon stellt auch selbstGüter her, die - etwa bei Zubehör für Smart-phones oder im Mode-Segment - auf derPlattform direkt mit den Waren der Marken-hersteller konkurrieren. "Dass ein Versenderüberhaupt ein solches System durchsetzenkann, ist für mich ein klares Zeichen vonMarktmacht - hätte etwa der Otto-Versandso etwas vorgeschlagen, würden wir dar-über gar nicht reden."

Auch für Kunden ergeben sich Datenschutz-Implikationen: Wirft jemand künftig etwaeinen entsprechend markierten Turnschuh inden Müll, könnten Behörden anschließenddie Nummer bei Amazon abfragen - und her-ausfinden, an welchen Kunden der Schuhgeliefert wurde. "Damit entsteht eine neueKette von Datenpunkten von der Fabrik biszum Kunden, deren Verwalter allein Ama-zon ist", sagt Gönsch.

Urheberinformation: (c) Axel Springer SE

Hohenloher Tagblatt vom 05.03.2019

Ressort: RATGEBER MULTIMEDIA Auflage: 13.571 (gedruckt)

Social Bots manipulieren wirkungsvollInternet Eine neue Studie bestätigt die Wirkung automatisierter Meinungsmache in sozialenNetzwerken.Schon eine geringe Anzahl von Social Botsin einem sozialen Netzwerk kann genügen,um die Stimmung zu lenken. Zu diesemErgebnis kommen Forscher der UniversitätDuisburg-Essen in einer Studie. Dafür habendie Wissenschaftler ein Netzwerk mit 1000virtuellen Akteuren simuliert und angenom-men, dass die Meinungen zu einem Themazur einen Hälfte positiv und zur anderennegativ verteilt sind.Ohne die Software-Roboter im Spiel gewannin der Hälfte der Fälle eine Seite die Ober-hand. Aber bereits eine geringe Anzahl vonzwei bis vier Prozent Bots genügte, um Nut-

zer in einer kontroversen Diskussion dazu zubringen, mit ihrer Meinung hinter dem Bergzu halten, fanden die Forscher heraus. Sosteige die Wahrscheinlichkeit, dass sich dievon Social Bots unterstützte Meinung durch-setzt und das Stimmungsbild verfälscht, von50 auf 66 Prozent.Die Forscher schließen daraus, dass Bots inder Lage sind, das bekannte Phänomen derSchweigespirale auszulösen, das die Mei-nungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumannin den 70er Jahren formuliert hat. Dasbedeutet, dass Menschen sich wenigertrauen, ihre Meinung zu vertreten, wenn sie

sich damit in der Minderheit wähnen.Mitentscheidend dafür, wie erfolgreich dieProgrammierer von Social Bots Einfluss neh-men können, seien drei Faktoren: die Anzahlder Verbindungen zwischen den Nutzern,die Platzierung der Bots zentral im oder amRand des Netzwerks sowie die Qualität ihrerProgrammierung. Je menschenähnlicher sieagieren, desto mehr Erfolg hätten die Bots.Allerdings seien sie noch nicht so vollkom-men, dass man sie nicht enttarnen könnte.dpa

Urheberinformation: (c) Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG

12© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Leipziger Volkszeitung Stadt Leipzig vom 04.03.2019

Ressort: LEIPZIG Auflage: 70.286 (gedruckt)Ausgabe: HauptausgabeForscher in Leipzig:

Machen Smartphones wirklich dumm?Zweites Symposium der Pädiatrischen Forschung in Leipzig setzt Schwerpunkt auf Digitalisierungund Neue Medien„Es gibt noch viel zu wenig Forschung dar-über, wie sich elektronische Medien auf dieBildung von Kindern und Jugendlichen aus-wirken.“ Mit diesen Worten eröffnete amSamstag Sachsens WissenschaftsministerinEva-Maria Stange das zweite Symposiumder Pädiatrischen Forschung an der Univer-sität Leipzig. In der Kongresshalle am Zookamen Mediziner, Pädagogen, Medien- undKommunikationswissenschaftler, Psychiater,Informatiker und Ernährungswissenschaftlerzusammen, um über neueste Trends undForschungsergebnisse der Kinderheilkundezu sprechen und Vorträgen zu lauschen.Dieses Jahr stand ein Thema besonders imFokus: Neue Medien wie Smartphones,Tablets und Soziale Netzwerke - und wie siesich auf die geistige und körperl icheGesundheit von Kindern auswirken. Wie-land Kiess, Direktor der Kinder- und Jugend-medizin an der Uniklinik Leipzig, geht esweder darum, die neuen Technologien zuverteufeln, noch ihnen blind zu verfallen:Schlagzeilen wie „Smartphones machendumm“ stoßen bei ihm ebenso auf Unver-ständnis wie die manchmal selbstzweck-hafte Forderung nach mehr Digitalisierung.„Wir müssen immer im Auge behalten, wiedie neue Technik unser Zusammenleben,unsere Gesundheit und unsere gesellschaft-liche Entwicklung verändert“, mahnt er.Viele der in den Redebeiträgen vorgestell-ten Daten bestätigten zwar das, was manauch als Laie im Alltag beobachten kann. Sokonstatierte Michael Kaess von der Universi-tät Bern zu Beginn seines Vortrags überInternetsucht: „Fast jedes Kind befindet sich

fast ständig im Internet.“ Zugleich wurdenaber auch einige solcher Alltagserkennt-nisse entkräftet. Beispielsweise dass exzes-siver Internet- und Spielekonsum noch keineSucht bedeute. Oder dass eine zeitliche Ein-schränkung der Internetnutzung als einzigeelterliche Maßnahme nichts bringe.Zuvorderst, so Claudia Lampert vom Ham-burger Hans-Bredow-Institut für Medienfor-schung, müssten sich Mütter und Väter ihrerVorbildrolle bewusst werden, denn: „DieMediennutzung der Kinder beginnt bereitsmit der Beobachtung ihrer Eltern.“ Vor-schnelles Urteilen oder die Abwertung derInteressen des Kindes („Was für einenQuatsch spielst du denn da wieder?“) seienebenfalls kontraproduktiv. Vielmehr müs-sten sich Eltern mit den Inhalten und Pro-grammen, die der Nachwuchs nutzt, ehrlichauseinandersetzen und Raum für reflek-tierte Gespräche darüber schaffen. Wichtigauch: Erziehungsberechtigte sollten wederzu viel noch zu wenig Kontrolle über dieMediennutzung ihrer Kinder ausüben, damitdiese ein Gefühl für die eigene Selbstregu-lierung entwickeln können.Dennoch sprechen die Zahlen, die TanjaPoulain (Universität Leipzig) und RaynaSariyska (Universität Ulm) präsentierten,eine klare, mahnende Sprache: Schon Zwei-jährige werden von ihren Eltern regelmäßigvor das Familien-Tablet gesetzt, nahezujedes Kind ab einem Alter von zehn Jahrenverbringt täg- lich zwei bis drei Stunden amSmartphone. Auch einen Zusammenhangzwischen exzessivem Internetkonsum undADHS, Übergewicht, Müdigkeit und schlech-

ten Schulnoten konnten die Forscher nach-weisen. Gleichwohl sei noch nicht klar, obund in welcher Richtung es einen kausalenZusammenhang gibt. So wichtig es aberauch ist, auf die Risiken und Gefahren derNeuen Medien hinzuweisen, so dürften auchdie positiven Seiten nicht vergessen werden.Maic Masuch von der Uni Duisburg-Essenstellte deshalb die Potenziale von Computer-spielen in der Kinder- und Jugendmedizinvor - und überraschte das Publikum unteranderem mit Videospielen, die junge Kreb-spatienten für die Medikamenteneinnahmesensibilisieren, Brandopfer beim Verbands-wechsel ihren Schmerz vergessen lassen,Kinder ganz spielerisch die Angst vor einerMRT nehmen oder Depressive wiedersoziale Interaktion erleben lassen.„Wichtig ist zu beachten, dass eine Krank-heit nicht nur eine Ursache hat“, so WielandKiess. Das gelte für körperliche Gebrechenebenso wie für psychische Erkrankungenwie die Internetsucht, die 2018 von der WHOals offizielle Krankheit anerkannt wurde. DerThemenkomplex „Medien und Kinderge-sundheit“ ist vielfältig und wird - das wurdeam Samstag immer wieder deutlich - For-scher und Mediziner noch viele Jahre inten-siv beschäftigen. Eine der größten Heraus-forderungen bestehe darin, mit der rasantenEntwicklung Schritt zu halten, so Kiess: „Wirdürfen uns nicht abhängen lassen.“Das dritte Symposium ist für März 2020geplant und beschäftigt sich mit „Zahn,Auge, Stimme und Seele des Kindes“.

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

13© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Baden-Baden vom02.03.2019

Ressort: ZEITGESCHEHEN Auflage: 1.702 (gedruckt)Ausgabe: Hauptausgabe

Der neue „Krieg der Sterne“US-Präsident Trump treibt Pläne für eine Weltraumarmee voran / Atommächte forschen seitJahrzehnten an Waffen im AllKarlsruhe. Man weiß nicht viel über dasObjekt „Kosmos 2519/2521“. Als gesichertgilt aber, dass sich der Metallwürfel mitKameras, Sensoren und SteuertriebwerkenAnfang 2018 in der Erdumlaufbahn sehrmerkwürdig verhielt. Westliche Quellendokumentieren, wie sich der russische Satel-lit in 650 Kilometer Höhe einem anderen rus-sischen Flugkörper wiederholt näherte undsich entfernte. Hat die Atommacht eine „Kil-ler“-Technologie getestet, die es ihr erlau-ben könnte, feindliche Satelliten zu vernich-ten?Das zumindest ist der Verdacht des US-Außenministeriums, das bei den VereintenNationen (UN) im August 2018 seine „ernst-hafte Besorgnis über die russische Entwick-lung von Anti-Satelliten-Waffen“ zum Aus-druck gebracht hat. Unabhängig davon, obsie wirklich begründet ist oder nicht, treibtPräsident Donald Trump seit etwa einemJahr die geplante neue Verteidigungslinieseines Landes im Weltall voran. Im März2018 hatte Trump erstmals die Gründungeiner „Space Force“ vorgeschlagen, einereigenständigen Streitkraft, die US-Interes-sen außerhalb unseres Planeten notfalls mitWaffengewalt durchsetzen soll. „Wenn esdarum geht, Amerika zu verteidigen, reichtes nicht, nur eine amerikanische Präsenz imAll zu haben. Es muss eine amerikanischeDominanz im All geben“, sagte der Präsi-dent später. Das Pentagon geht davon aus,ihren Aufbau bis zum Jahr 2020 beginnen zukönnen. Um das Verteidigungsministeriummit den notwendigen Vollmachten und Res-sourcen auszustatten, wies Trump denamtierenden Verteidigungsminister PatrickShanahan an, eine konkrete Gesetzesvor-lage für den Kongress auszuarbeiten.Sie scheint ein neues LieblingsprojektTrumps zu werden, die noch nicht näherdefinierte Hightech-Weltraumarmee, die derUS-Präsident mit den Worten ankündigte:„Ich bin begeistert, dieses Dekret zu unter-zeichnen. Meine Administration sieht dasWeltall als einen Bereich der Kriegsführung.“Genau dies bestärkt jedoch die Sorgenanderer Regierungen und zahlreicherSicherheitsexperten, die vor der Gefahreines noch nie da gewesenen Rüstungswett-laufs im Erdorbit warnen.

Neben der Raumstation ISS umkreisen der-zeit knapp 2 000 Satelliten aus etwa 60 Län-dern die Erde, mehr als die Hälfte gehörenRussland und den USA. Ohne die vielennützlichen Helfer im All würde heute keinKatastrophenschutz funktionieren, gäbe eskeine Atmosphärenforschung und Erdbeob-achtung, keine moderne Navigation undFlugsteuerung, verlässliche Wettervorhersa-gen oder auch Live-Übertragungen von Fuß-ballspielen. Die meisten Fachleute sind sichsicher, dass größere Ausfälle von Satelliten-netzwerken zu katastrophalen Folgen aufder Erde führen würden.Und auch darüber besteht Einigkeit: Abgese-hen von den modernen Nanosatelliten bie-ten sich die allermeisten der künstlichenHimmelskörper durch ihre großen Ausmaße,die Manövrierunfähigkeit und den fehlendenSchutz als relativ leichte Angriffsziele beiKampfhandlungen an. So könnten die Satel-liten einfach gerammt, abgeschossen, durchLaser geblendet oder auf ihrer Flugbahndestabilisiert werden. Eine andere Möglich-keit ist es, deren Funksignale zur Erde zustören oder deren sensible Elektronik mitMikrowellen oder einem elektromagneti-schen Impuls (EMP) infolge einer Atomex-plosion im All irreparabel zu beschädigen.„Der nächste Krieg wird im All stattfinden. Eswird dabei vor allem um Systeme gehen, diedie militärischen Kapazitäten des Gegnersausschalten“, sagt im Gespräch mit denBNN der Techniksoziologe Johannes Wer-ner von der TU Dortmund.Etwas differenzierter sieht das der Politikfor-scher Arne Sönnichsen von der UniversitätDuisburg-Essen. „Moderne Weltraumtechno-logien weiten die Möglichkeiten der Staatenenorm aus, und es besteht immer die Mög-lichkeit, sie für militärische Zwecke zu benut-zen“, sagt der Experte. Zwar sieht Sönnich-sen keine Gefahr eines futuristischen „Kriegsder Sterne“, er warnt aber: „Ein Strohfeuerbei einer Konfrontation von Großmächtenetwa im südchinesischen Meer könnten inZukunft sehr schnell auch zu Konflikten imAll führen.“Es ist völkerrechtlich nicht verboten, denWeltraum militärisch zu nutzen, konventio-nelle Waffen in den Orbit zu bringen oderauch Atomwaffen zum Abfangen von Rake-

ten zu detonieren. Der von USA, Russlandund anderen Staaten unterzeichnete Welt-raumvertrag von 1967 untersagt lediglich dieStationierung von Massenvernichtungswaf-fen in der Umlaufbahn. Himmelskörper wieder Mond sind generell für Waffentests,Übungen oder den Aufbau von Stützpunk-ten tabu. Die von den Atommächten durch-gesetzten Unschärfen des Vertrags habenes ihnen ermöglicht, seit dem Beginn desWeltraumzeitalters 1961 ihre kosmischenRüstungsprogramme voranzutreiben, umden technologischen Wettlauf des KaltenKrieg gewinnen zu können.So experimentierte die Sowjetunion früh mitLasern und Minen im All, während die USAlange vor Ronald Reagan damit begannen,Anti-Satelliten-Waffen zu erforschen. Rea-gans berühmtes Raketenabwehrprojekt SDI(strategic defence initiative, bekannt auchunter dem Namen „Star Wars“) bildete inden 1980er Jahren den Höhepunkt diesesWettrennens, das viele Milliarden Dollar aufbeiden Seiten verschlang und am Ende denbeiden Mächten doch nur vor Augen führte,wie leicht der jeweilige Gegner die im Allgezogenen Frontlinien überwinden könnte.Dennoch wurden entsprechende Pro-gramme auch nach dem Zusammenbruchder Sowjetunion von Moskau und Washing-ton vorangetrieben.Während Trumps Pläne einer künftigen„Space Force“ für Schlagzeilen sorgen, wirdoft übersehen, dass Russland bereits vor 18Jahren eigene Weltraum-Streitkräfte gegrün-det hat. Zu ihren Aufgaben zählen offizielldie „Bekämpfung von ballistischen Raketendes Gegners“ und die nicht näher definierte„Kontrolle des Weltraums“. Sie kontrollierenheute rund 70 Prozent der russischen Satel-liten, darunter 156 teilweise oder ganz militä-risch genutzten Flugkörper. Glaubt manmanchen Militärquellen, testete Moskau imvergangenen Herbst den Prototyp der neuenAnti-Satelliten-Rakete „Nudol“, die bis zu 1500 Kilometer entfernte Ziele mit bis zuzehnfacher Schallgeschwindigkeit treffensoll. Es sollen ferner Laserkanonen erforschtwerden sowie sehr bewegliche Satelliten, dieandere Satelliten angreifen könnten – siehe„Kosmos 2519/2521“. Allerdings bleibtunklar, wie viele solcher Waffensysteme real

14© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

existieren – und wie viele eher ein Bluff sind.Ähnlich dürfte es auch mit den angeblichenWaffenkapazitäten der USA im All ausse-hen. So hält etwa der Duisburger Wissen-schaftler Sönnichsen eine Weiterentwick-lung von Reagans SDI-Projekt im großen Stilfür unwahrscheinlich, weil es sich als ineffizi-ent erwiesen habe. Trumps Traum von einerWeltraumarmee habe auch eine klare politi-sche Dimension, glaubt der Forscher: „US-Präsidenten setzen gerne ambitionierte Pro-

gramme auf, um in die Geschichtsbüchereinzugehen. Und dieses Projekt ist fürTrump jetzt attraktiv, weil es recht schnellumgesetzt werden kann.“Sönnichsen ist skeptisch, ob die internatio-nale Gemeinschaft den modernen Rüstungs-wettlauf im All aufhalten kann. „Es wäre gut,wenn die Vereinten Nationen eine aktivereRolle spielen würden – aber das ist schwie-rig, solange alle beteiligten Staaten nachdiesen Kapazitäten streben.“ Es sei schon

ein Problem, sich auf die Definition einerWeltraumwaffe zu einigen. „In dem Moment,wenn ich einen Satelliten gegen einen ande-ren einsetze, wird er automatisch zur Waffe.Aber man kann deswegen schließlich nichtalle Satelliten verbieten.“„Es muss eine amerikanische Dominanz imAll geben“Russlands Militär nutzt 156 Satelliten

Urheberinformation: Alle Rechte vorbehalten - Badische Neueste Nachrichten Badendruck GmbH

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

Süddeutsche Zeitung vom 05.03.2019

Ressort: Wirtschaft Auflage: 156.398 (gedruckt)Ausgabe: Hauptausgabe

Wickel doch mal das Kind, SchatzForscher zeigen: Wenn Mütter im Homeoffice oder flexibel arbeiten, kümmern sie sich mehr umihre Kinder. Väter dagegen nutzen diese Instrumente, um mit unbezahlten Überstunden ihreKarriere anzukurbelnVON ALEXANDER HAGELÜKENAnna Weiler mag ihren Beruf. Die Arbeit inder Klinik beginnt um acht Uhr, die Ärztinkommt 20 Minuten vorher, um die Frühbe-sprechung vorzubereiten. Unbezahlt. IhrenBeruf wollte die 35-Jährige auf keinen Fallaufgeben, als sie einen Sohn bekam. AlsMutter fällt es ihr nun schwer, Kind und Kli-nik zu vereinbaren. „Das ist schon ein extre-mer organisatorischer Aufwand“, sagt sie.Etwa, wenn der Junge Fieber kriegt. Dannruft sie die Oma an oder Bekannte. „Mankommt in eine Bringschuldsituation, wennman ständig andere um Hilfe bitten muss“,sagt Anna Weiler, die in Wahrheit andersheißt.Beruf und Familie zu vereinbaren, wird fürMillionen Deutsche zur Herausforderung,seit Mütter arbeiten gehen. Homeoffice undflexible Arbeitszeiten gelten als Abhilfe: Wersich den Weg ins Büro spart und den Tagfreier einteilen kann, bringt Kinder und Kar-riere leichter unter einen Hut. Arbeitsmini-ster Hubertus Heil (SPD) wiederholte amMontag die Forderung, ein Recht aufs Arbei-ten zu Hause zu schaffen. Tatsächlich zeigteine neue Studie, dass Homeoffice Mütternermöglicht, sich jede Woche drei Stundenmehr um ihre Kinder zu kümmern. Sie zeigtaber auch: Flexibles Arbeiten zementiert tra-ditionelle Rollenbilder von Mann und Frau.Denn Väter nutzen Homeoffice ganz anders:Sie machen im Durchschnitt einfach zweiÜberstunden mehr die Woche als die Kolle-

gen, nehmen sich aber nicht mehr Zeit fürihre Kinder.Ähnlich das Bild, wenn Beschäftigte imBetrieb nicht stempeln müssen, sondern sichden Job frei einteilen können. Bei solcherVertrauensarbeitszeit läuft es genauso wiebeim Homeoffice: Väter machen dann vierÜberstunden mehr, oft unbezahlt, ohne ihreKinder mehr zu sehen. Mütter dagegenarbeiten nur etwas mehr, kümmern sich abereineinhalb Stunden mehr um den Nach-wuchs. Sie sind doppelt belastet und blei-ben mit dem Stress allein.„Flexibles Arbeiten, das als wichtige Hilfe beider Vereinbarkeit von Familie und Beruf gilt,hat Schattenseiten“, urteilt die Studienauto-rin Yvonne Lott von der gewerkschaftsna-hen Hans-Böckler-Stiftung. „Frauen über-nehmen nach wie vor mehr Hausarbeit undBet reuung. Paare haben zwar denAnspruch, sich das aufzuteilen. So einenWandel gibt es aber nur vereinzelt.“Ute Klammer bestätigt das aus ihrer eige-nen Forschung. „Flexibles Arbeiten ist keinSelbstläufer“, sagt die Direktorin des Insti-tuts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni-versität Duisburg-Essen. „Wie es für dieFamilie genutzt wird, hängt von der Einstel-lung von Vätern und Müttern ab.“ Gerademännliche Führungskräfte glaubten, vieleÜberstunden leisten zu sollen. „Die Müttermachen bei dieser Verteilung mit. Sie haltenweiter den Männern den Rücken frei.“Mütter wie Anna Weiler erleben, wie sehr

diese Rollenverteilung in der Gesellschaftnach wie vor verankert ist. Bittet sieBekannte um Hilfe, wenn der Kleine fiebert,hört sie oft: „Als verheiratete Frau musst dudoch nicht arbeiten.“ In der Klinik dominie-ren männliche Oberärzte, deren Frauenihnen zu Hause den Rücken freihält. DassAnna Weiler gern in der Klinik ist und beruf-lich vorankommen will, stößt auf Unver-ständnis. Ihr Chef komme öfter und sage,nett gemeint: „Sie haben doch ein Kind, wasmachen Sie denn noch hier?“Viele andere Mütter in Deutschland beugensich solchen Erwartungen und gehen in Teil-zeit. Auch wenn dadurch ihre berufliche Ent-wicklung leidet und sie finanziell von ihremMann abhängig werden.Beim Homeoffice werden die unterschiedli-chen Rollenbilder deutlich. Väter arbeitenviele Stunden am Stück. Mütter stückelnihren Tag, um sich zwischendrin immer wie-der mit den Kindern zu beschäftigen. DieForschung zeigt: Der Nachwuchs spricht dieMutter an, wenn er zum Sport oder zuFreunden gefahren werden will. Und selte-ner den Vater, der zu Hause ist.Wieso verstärkt das flexible Arbeiten, dasdoch Müttern ihre Doppelrolle erleichternsoll, traditionelle Rollen? Das könnte daranliegen, dass es in Deutschland weniger prak-tiziert wird als in anderen Ländern und nurbestimmten Beschäftigten gewährt wird.„Homeoffice stellt häufig ein Privileg dar“,sagt Ute Klammer vom IAQ. „Wer das erhält,

15© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

will etwas zurückgeben. Er will unter Beweisstellen, dass er sein Geld wert ist, und istimmer am Wochenende und im Urlauberreichbar. Wer beruflich vorankommen will,signalisiert mit längerer Arbeitszeit, beson-ders engagiert zu sein.“ Damit Homeofficenicht in Selbstausbeutung mündet, schlägtYvonne Lott vor, klare Regeln auszuhan-deln, auch was die Arbeitszeiten betrifft.Womöglich verändert das ja die Perspektivejener Väter, die Homeoffice als Karriere-turbo sehen.Die beiden Forscherinnen halten jedochgrundsätzlichere Änderungen für nötig, umdie traditionelle Rollenverteilung aufzu-

lockern. Die Abschaffung des Ehegatten-splittings etwa, das Alleinverdiener-Ehensteuerlich begünstigt. Stattdessen ein staatli-cher Lohnzuschuss, wenn beide Elterngemeinsam vorübergehend ihre Arbeitszeitreduzieren, um sich um jüngere Kinder zukümmern. Wichtig seien auch Vorgesetzte,die nicht nur Frauen für die Kinderbetreuungfür zuständig halten, sondern auch die Väter.Und mehr Partnermonate bei der Elternzeit,die einem Paar mehr Geld versprechen,wenn auch der Vater eine längere Auszeitnimmt.Das Elterngeld hat bereits unbestritten dazubeigetragen, Väter ihren Kindern näherzu-

bringen. Doch auch hier zeigen sich oft tradi-tionelle Vorstellungen, die nicht nur arbei-tende Mütter wie Anna Weiler ausbremsen,sondern auch Väter, die sich um ihren Nach-wuchs kümmern wollen. So wie den Techni-ker in einem ostdeutschen Betrieb, derElternzeit nehmen wollte: „Da ging die Strei-terei los, ob ich das überhaupt machenmuss.“ Dabei wollte er sogar länger gehenals die üblichen zwei Monate. Zuvor wareine Kollegin ohne Diskussionen lange inElternzeit. Aber die ist eben eine Frau.Väter, die traditionelle Muster ändern wol-len, stoßen genauso auf Hürden

Urheberinformation: DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

Frankfurter Rundschau vom 05.03.2019

Ressort: Wirtschaft Auflage: 19.315 (gedruckt)Ausgabe: Frankfurter Rundschau Deutschlandausgabe, Hauptausgabe

Das Jahr der EntscheidungHaben die deutschen Autobauer den Umstieg auf das Elektroauto vermasselt?VON STEFAN WINTERM it dem Genfer Autosalon läutet die Bran-che in dieser Woche ein entscheidendesJahr ein: Die Umstellung auf den Elektroan-trieb beginnt, und die Konjunktur ist wackligwie lange nicht mehr."Genf leitet eher ein Jahr der Gewinnwar-nungen statt der großen Erfolge ein", sagtdeshalb Branchenexperte Ferdinand Duden-höffer von der Universität Duisburg-Essen.Während das Geschäft schwieriger wird,müssen die Investitionen steigen, denn allenHerstellern droht das gleiche heikle Datum:Ab 2021 gelten in der Europäischen Uniondeutlich striktere Abgasvorschriften. Um sieeinzuhalten, müssen Hunderttausende Kun-den vom Umstieg auf Elektro- oder wenig-stens Hybridantrieb überzeugt werden.So kommt kaum ein Hersteller ohne ein-schlägige Neuheit nach Genf. Und um klarzu machen, dass eine neue Zeit anbricht,haben viele eigens Elektromarken mit eige-nem Design entwickelt. BMW hat das schonlange mit i3 und i8 vorgemacht. Bei Volks-wagen trägt alles Elektrische den Namens-zusatz ID, bei Mercedes ist es EQ, undVolvo hat die Marke Polestar gegründet.Honda kommt mit einem elektrischen Klein-wagen, Peugeot arbeitet an der Elektrovari-

ante des neuen 208 - während die Kundenzögern, setzen die Hersteller alles auf E.Sie haben keine Wahl. Lange dachte dieBranche, sie könne die künftigen CO2-Vor-schriften mit sparsamen Dieseln und neuenHybridantrieben erreichen, also der Kombi-nation aus Verbrennungs- und Elektromotor.Doch der Diesel ist in Verruf geraten - auchwenn der ADAC bei neuen Modellen gerademakellose Stickoxidwerte gemessen hat.Außerdem wurden die Abgastests ver-schärft, so dass heute höhere Werte als frü-her herauskommen. Das trifft auch die Hybri-dautos, die zudem mit ihrem doppeltenAntrieb teuer sind.Die Alternative ist allerdings noch teurer: Fürjedes Gramm Kohlendioxid, das ihre Autoszu viel ausstoßen, müssen die Hersteller von2021 an 95 Euro Strafe zahlen - multipliziertmit der Zahl der verkauften Autos. Im Durch-schnitt der Modellpalette sind 95 Gramm proKilometer erlaubt. Heute liegen selbst diemeisten Kleinwagen über diesem Wert, imDurchschnitt kauften die Deutschen im ver-gangenen Jahr sogar Neuwagen mit mehrals 120 Gramm CO2-Ausstoß. Marken wieMercedes und BMW könnte das von 2021an Hunderte Millionen Euro im Jahr kosten,bei VW wäre es deutlich mehr als eine Milli-

arde - vom Imageschaden ganz abgesehen.Und im smoggeplagten China, dem wichtig-sten Markt der Branche, dringt der Staatmassiv auf die Umstellung des Antriebs. DieElektromobile müssen also ein Erfolg wer-den."Wir investieren in die Elektromobilität in dennächsten drei Jahren über 40 MilliardenEuro", sagt Bernhard Mattes, Präsident desVerbands der deutschen Automobilindustrie(VDA). Es könnte noch etwas mehr werden,denn überall hinken die Projekte hinter denZeitplänen her. Nächstes Jahr sollen dieAutos im großen Stil verkauft werden.Der Mann, der die hektische Aufholjagd mitausgelöst hat, kämpft unterdessen mit eige-nen Problemen. Tesla-Gründer Elon Musk,seit Jahren Angstgegner der etabliertenAutobauer, hat die Unfallermittler der US-Behörde NTSB im Haus, nachdem sich inFlorida ein neuer tödlicher Unfall mit einemTesla, der unter einen Lastwagen-Anhängerraste, ereignet hat. Trotzdem will Musk sei-nen nächsten Coup landen: Am 14. Märzstellt Tesla eine neue Modellvariante vor -einen SUV mit dem Namen Model Y.

Urheberinformation: Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Rundschau GmbH, Frankfurt am Main

16© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Wiener Zeitung vom 02.03.2019

Ressort: Europa & Welt

„Das Amazon-Modell für Autos wird kommen“Tesla will seine Autos künftig nur noch überdas Internet verkaufen. Laut dem deutschenAutoexperten Ferdinand Dudenhöffer wer-den andere Hersteller wohl schon bald demBeispiel des US-Elektropioniers folgen.Von Ronald SchönhuberSan Francisco/Wien. Knapp drei Jahre ist esher, dass vor den Tesla-Niederlassungenetwas passiert ist, das man in den Konzern-zentralen von BMW, Daimler und VW eigent-lich für unmöglich gehalten hatte. Vor denShowrooms des Elektroautopioniers ausdem kalifornischen Palo Alto hatten tatsäch-lich zahlreiche Menschen im Freien cam-piert, um sich als Erste in die Warteliste fürdas neue Model 3 eintragen zu können.Offenbar wollten die Kunden ein neues Auto,das sie zu diesem Zeitpunkt weder gesehengeschweige denn gefahren hatten, so sehr,dass sie bereit waren, sich stundenlangdafür anzustellen.Die damals gemachte Erfahrung, dass esnicht unbedingt e ine auf Hochglanzgetrimmte Händlerniederlassung mit opulen-ten Ausstellungsflächen braucht, um einAuto zu verkaufen, scheint aber auch fürTesla selbst ein prägendes Erlebnis gewe-sen zu sein, aus dem das Unternehmen nuneine radikale Konsequenz zieht. Denn umdas Model 3, mit dem Tesla in den Massen-markt vorstoßen will, endlich zum verspro-chenen Basispreis von 35.000 Dollar anbie-ten zu können, werden Kunden ihre Teslaskünftig nur noch online kaufen können. LautTesla-Chef Elon Musk wird der Direktver-trieb über das Internet zusammen mit ande-ren Kostensenkungen wie dem schon ange-kündigten Abbau von 3000 Jobs eine wei-tere Senkung der Fahrzeugpreise um sechsProzent möglich machen.Für den Großteil der 378 Tesla-Filialenbedeutet die Umstellung auf den Online-Ver-kauf das unmittelbare Aus, lediglich ein paarNiederlassungen in guten Innenstadtlagensollen als Schauräume und Informationszen-

tren erhalten bleiben, in denen die Kundendas Auto in natura betrachten und auch ein-mal probesitzen können. Auch einen klassi-schen Werkstattbetrieb, der Wartung undReparaturen übernimmt, soll es nicht mehrgeben. Bleibt das Auto liegen, soll der Tesla-Servicedienst zum Kunden kommen – amselben Tag oder vielleicht sogar innerhalbeiner Stunde, wie Tesla verspricht.Autokauf ohne ProbefahrtDen Autokauf will Tesla den Kunden den-noch so einfach wie möglich machen. „Siekönnen einen Tesla in Nordamerika jetztüber das Smartphone in einer Minute kau-fen, und diese Möglichkeit wird es bald welt-weit geben“, heißt es im unternehmenseige-nen Blog, in dem auch versucht wird, denKunden die Angst vor einem Kauf ohne Pro-befahrt zu nehmen. So soll ein neu gekauf-ter Tesla innerhalb von sieben Tagen wie-der zurückgegeben werden können, wenn ernicht mehr als 1600 Kliometer auf demTacho hat.Mit der Umstellung auf den Internet-Vertriebreagiert Tesla laut Experten vor allem auchauf den absehbaren Wegfall staatlicherAnreize, der Elektroautos in vielen Ländernschon bald wieder teurer machen dürfte. FürFerdinand Dudenhöffer, den Leiter des Car-Instituts an der Universität Duisburg-Essen,ist der Verkauf über das Internet aber injedem Fall ein tragfähiges Zukunftsmodell.„Das kann und wird funktionieren“, sagt derdeutsche Autoexperte im Gespräch mit der„Wiener Zeitung“.Denn laut Dudenhöffer gibt es schon jetztAnzeichen dafür, dass sich das in vielenLändern bestehende starre System, in demAutobauer nur an Händler verkaufen dürfen,aufzuweichen beginnt. So erobern vor allemsogenannte Internetvermittler, die Autos auf-grund der enormen verkauften Menge mitdeutlich höheren Rabatten anbieten können,immer mehr Marktanteile. Allein der deut-sche Branchenprimus meinauto.de kommt

auf diese Weise auf etwa 50.000 vermittelteAutos pro Jahr.Fahren im AboNoch disruptiver dürften für die etabliertenHändler allerdings die sogenannten Car-Abos sein, wie sie etwa Volvo seit kurzemanbietet. Dabei bezahlen die Kunden proMonat neben den Treibstoffkosten nur nocheine fixe monatliche Rate für die Benützungeines Autos. Die Fahrzeuge können dabeiauch ohne allzu großen Aufwand gewech-selt werden. „Bisher war der Fahrzeughänd-ler auch eine Art Versicherung. Ich konntehier meine Probefahrt machen und wenn esein Problem mit dem Auto gab, hatte maneinen Ansprechpartner“, sagt Dudenhöffer.„Heute deckt ein Car-Abo all diese Unsicher-heiten ab. Ich kann das Auto sogar zurück-geben, wenn es mir nicht gefällt.“Nach Dudenhöffers Ansicht wird Tesla dahermit Sicherheit nicht der einzige Herstellerbleiben, der ganz auf die Internetvertriebs-schiene setzt. Auch die neuen und immerstärker auf die globalen Märkte drängendenchinesischen Hersteller Byton und Link&Cowollten gänzlich ohne klassisches Händler-netz auskommen. „Gegenüber dem Händler-system sparen Sie als Kunde fast zehn Pro-zent des Preises, wenn die Leistung onlineangeboten wird“, sagt Dudenhöffer. „DasAmazon-Modell wird daher also wohl auchim Autobereich kommen.“ Dass große deut-sche Autobauer wie Daimler, VW und BMWin den nächsten fünf bis zehn Jahren auchauf den Internetvertrieb umstellen, hältDudenhöffer aber für wenig wahrscheinlich.So hätten sich die Hersteller nicht nur fürviele Jahre vertraglich an die Händler gebun-den. „Es ganz ohne die Händler zu machen,dafür fehlt auch der Mut“, sagt Dudenhöffer.Tesla schließt den Großteil seiner 387 Nie-derlassungen. Auch Probefahrten wirdeskünftig nicht mehr geben. Foto: reuters

17© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

NRZ Düsseldorf vom 02.03.2019

Ressort: Region Auflage: 4.676 (gedruckt)Ausgabe: NRZ Düsseldorf

Tesla macht Händler überflüssigNeuwagenkäufe aller Marken via Internet krempeln die Händlerlandschaft um Stephan Hermsen An Rhein und Ruhr. Tesla verkauft seineElektroautos weltweit künftig nur nochonline. Ein Großteil der 378 Tesla-Niederlas-sungen wird dicht gemacht, Wartung undReparaturen werden auf mobilen Serviceumgestellt. Hintergrund: Die Schließungender Händlerstandorte reduzieren Kosten, nurso lässt sich das neue Model 3 zum Basis-preis von 35.000 Dollar (knapp 31.000 Euro)verkaufen. Tesla ist nicht der einzige Auto-hersteller, der derzeit Probleme hat, seineFahrzeuge unter die Leute zu bringen.Immer häufiger suchen die Hersteller Wegean der klassischen Händlerstruktur vorbei.„Für die Autohäuser ist das schlecht, für dieKunden ist das gut“, sagt Prof. FerdinandDudenhöffer, Leiter des „CAR“ – des CenterAutomotive Research an der UniversitätEssen. Die Autohäuser bräuchten rund zehnProzent des Verkaufspreises zum Überle-

ben: „Für Personal, für den Showroom unddie Infrastruktur.“ Geschützt sind die Händ-ler durch die Freistellungsverordnung: Her-steller verkauften Fahrzeuge nur an sie –einen Direktkauf bei Opel, Volkswagen undCo. gibt es nicht.„Doch diese chinesische Mauer fällt“, soDudenhöffer, bei der EU stehe diese Rege-lung in fünf bis sechs Jahren vor dem Aus.Doch bereits jetzt gibt es Internet-Portale wie„Mein Auto“, wo auch der Professor seinneues Fahrzeug bestellt hat: Das Portal ver-mittelt Verkäufe überall in Deutschland. „DerHändler hat fast keine Kosten“ – und gibt dieErsparnis weiter. Rabatte von bis zu 30 Pro-zent auf den Listenpreis sind keine Selten-heit.Online-Verkauf, Angebote beim Lebensmit-teldiscounter Lidl oder bei Internet-Anbie-tern wie 1&1 bereiten dem Zentralverbanddes Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes

(ZDK) Kopfschmerzen: „Diese Entwicklun-gen beobachten wir durchaus kritisch. Dennunser Credo lautet: Auch in zukünftigenGeschäftsmodellen muss der stationäreAutomobilhandel eingebunden sein. Auto-häuser und Werkstätten sind die unverzicht-bare Schnittstelle zwischen Hersteller undKunde“, so ein Sprecher des ZDK.Eine Studie des Instituts für Automobilwirt-schaft im Auftrag der Dekra kommt jedochzum Ergebnis: „Die Entwicklung in der Bran-che ist an einem Punkt angelangt, wo es tat-sächlich um die Grundsatzfrage geht: Hatder stationäre Handel überhaupt noch eineZukunftschance?“ Übereinstimmend schil-dern Händler, dass immer weniger Men-schen in die Autohäuser kommen: Hatte derHändler früher fünf bis sechs Kontakte, ehees zum Kauf kam, reichen jetzt 1,3 Kontakte.NRZ/BerichtWirtschaft

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

18© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Augsburger Allgemeine Augsburg vom 02.03.2019

Ausgabe: Hauptausgabe Auflage: 30.449 (gedruckt)

Was hinter der Zweck-Ehe der Autobauer stecktDigitalisierung Tesla verlässt die analoge Welt und schließt fast alle Autohäuser. Google ist beimautonomen Fahren weit voraus. Nun arbeiten BMW und Daimler künftig zusammen, um Schritt zuhalten. Gelingt die Aufholjagd?von Philipp WehrmannAugsburg Tesla-Chef Elon Musk hält wenigvon Konventionen, denn sie bremsen Inno-vation. Gelegentlich tritt er im T-Shirt auf.Verganenes Jahr offenbarte er, wie dieArbeit ihm den Schlaf raubt. Und auf Twitterkündigte er im selben Jahr an, Tesla von derBörse zu nehmen – später zog er das Vor-haben zurück. Über Besonnenheit, Diskre-tion, Zurückhaltung – klassische Eigenschaf-ten eines Managers – verfügt er nicht. Sohat Tesla am Donnerstag kurzerhandbekannt gegeben, fast alle Autohäuser zuschließen und künftig nur noch im InternetAutos zu verkaufen.Daimler-Chef Dieter Zetsche trägt zwar nichtT-Shirt, aber immerhin Jeans und aufge-knöpftes Hemd. Und auch er traf nun eineüberraschende Entscheidung: Daimler undBMW gehen eine enge Partnerschaft ein.Die beiden Autokonzerne möchten das auto-matisierte Fahren gemeinsam weiterent-wickeln. Zuletzt hatten die Unternehmenschon verkündet, ihre Carsharing-FirmenDrivenow und Car2go zusammenzulegen.Jetzt wollen die beiden Unternehmengemeinsam bis Mitte des kommenden Jahr-zehnts erreichen, dass ihre Fahrzeuge aufAutobahnen selbstständig fahren. Nach derAbfahrt muss aber trotzdem der Fahrer wie-der übernehmen. Bis vor einigen Jahren wareine solche Kooperation noch nicht denkbar.Zu abgeschottet waren die einzelnen Kon-zerne, zu groß die Angst, dass der Konkur-rent die eigenen Ideen stehlen könnte. Mitt-lerweile hat die deutsche Industrie jedocheingesehen, dass sie handeln muss. „Es ist

klar, dass niemand die Herausforderungendes vernetzten und automatisierten Fahrensalleine schaffen kann“, sagt Eckehart Rotter,Sprecher des Verbands der deutschen Auto-mobilindustrie.Auch, weil Google bereits deutlich weiter istals die deutschen Anbieter. Wenige Kilome-ter von der Küste des Pazifischen Ozeansentfernt fahren schon jetzt Autos ohne Fah-rer. Das Tochterunternehmen Waymo desInternetkonzerns bietet in der Nachbar-schaft des Silicon Valley einen Taxidienstmit selbstfahrenden Autos an. Perfekt fah-ren sie offenbar noch nicht, denn andereAutofahrer ärgern sich über die Fahrzeuge,wie der amerikanische FernsehsenderCNBC berichtet. „Ich hasse sie“, wird eineFrau zitiert. Sie sei fast auf ein Waymo-Autoaufgefahren, weil es ohne Grund plötzlichangehalten habe.Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Auto-mobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, warnt vor dem Vorsprung der Inter-netkonzerne. „Waymo ist deutschen Auto-bauern in allen Belangen voraus“, sagte erunserer Redaktion. Die Kooperation zwi-schen BMW und Daimler sei deshalb rich-tungsweisend. Die Unternehmen müsstenihre Kompetenz und Finanzen bündeln, umSchritt zu halten. Die Investition in die Ent-wicklung automatisierter Fahrzeuge sei teuerund riskant. Erst in einigen Jahren könntesie Geld in die Kassen spülen.Auch beim Vertrieb sieht Dudenhöffer Nach-holbedarf. Autos wie Tesla online zu verkau-fen, hält er für zeitgemäß. Er geht aber nocheinen Schritt weiter: Kunden könnten mittler-

weile Auto-Abos abschließen, bei denen sietäglich ein anderes Auto wählen. Neuwagenkönne man in Deutschland bisher aber nurbei Vertragshändlern kaufen – und das kosteden Kunden etwa zehn Prozent des Kauf-preises. „Die Autobauer müssen den Ver-trieb öffnen. Sie sind noch in der lokalenWelt und haben in mehr als 20 Jahren Inter-net nichts gemacht, außer eine Websitegebaut.“Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirt-schaft, sieht hingegen weiterhin eine Not-wendigkeit für Händler – auch wenn er Tes-las Schritt als sinnvoll erachtet. Von derKooperation zwischen BMW und Daimler ister nicht überrascht. Im Vergleich zu demVorreiter Waymo seien die Errungenschaf-ten der deutschen Autobauer überschaubar:„Ein Audi A8 ist technisch darauf vorbereitet,bis 60 Stundenkilometer auf der Autobahnselbstständig zu fahren.“ Allerdings fehledafür in Deutschland die rechtliche Grund-lage. Die Hersteller kämen schlechter voranals erhofft. Die Kooperation von BMW undDaimler sei ein erster Schritt. Nun stelle sichallerdings die Frage: „Was macht Volkswa-gen?“Ob auch das Wolfsburger Unternehmen einBündnis für autonomes Fahren eingeht, istungewiss. Derzeit prüft der Konzern eineKooperation mit Ford. Im Januar war einegemeinsame Entwicklung von Nutzfahrzeu-gen bekannt gegeben worden. Jedenfallskleidet sich auch der VorstandsvorsitzendeHerbert Diess immer häufiger wie Musk undZetsche: ohne Krawatte.

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

19© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Stuttgarter Zeitung - Stadtausgabe vom 05.03.2019

Ressort: WIRT Ausgabe: Hauptausgabe

VW kämpft einsam für den ErdgasantriebAutoindustrie Das Interesse steigt, aber trotz seiner ökologischen Vorzüge führt komprimiertes Erdgas (CNG) ein Nischendasein. Fachleutebedauern das, rechnen aber nicht mehr mit dem Durchbruch. Mercedes ist ausgestiegen und setzt auf die E-Mobilität. Michael Heller

Zumindest die Wachstumsraten sind ein-drucksvoll: Im vergangenen Jahr haben sichdie Neuzulassungen von Autos mit Erdgas-antrieb in Deutschland annähernd verdrei-facht. Exakt 10 804 Personenwagen, diekomprimiertes Erdgas (CNG) als Antrieb nut-zen, wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes neu zugelassen. Gleichwohlist CNG mit einem Anteil von nicht mehr als0,2 Prozent am gesamten Fahrzeugbestandein Exot. Dabei kann der Methan-Antriebgegenüber Benzin- und Dieselmotoren mitdeutlich niedrigeren Emissionen und gerin-geren Kosten an der Tankstelle punkten;dem stehen freilich höhere Anschaffungsko-sten gegenüber. Trotzdem bezweifeln Auto-experten, dass dem Erdgasantrieb, derdurch die Beimischung von Biogas „nochgrüner“ werden kann, der Durchbruch gelin-gen wird.Volkswagen, der Pionier auf dem Gebiet desGasantriebs, hält aber unbeirrt an seinemZukunftsprogramm „Together – Strategie2025“ fest, in dem CNG einen festen Platzhat. Der Autoexperte Klaus Schmitz von derUnternehmensberatung Arthur D. Little kanndas nachvollziehen. „CNG hat den Vorteil,dass das gesamte System sehr schnell ingroßen Stückzahlen verfügbar wäre“, sagter. „Wenn wir kurzfristig eine weitere Verbes-serung der Luftqualität und eine bessere Kli-mabilanz wollen, dann ist das ein überzeu-gendes Angebot.“VW strebt an, die Zahl der in Deutschlandzugelassenen CNG-Fahrzeuge bis zum Jahr2025 auf rund eine Million zu verzehnfachen.Da dämpft Schmitz die Erwartungen: „Dashalte ich bei den derzeitigen Rahmenbedin-gungen nicht für realistisch“, sagt er. Trotz-dem ist er nicht pessimistisch. „Das Inter-esse am Gasantrieb nimmt zu“, sagt Schmitzund verweist nicht nur auf die Zulassungs-zahlen aus Flensburg, sondern auch auf dieaktuelle Umfrage „Zukunft der Mobilität“ sei-ner Beratungsgesellschaft: „Von 8000 Auto-fahrern in 13 Ländern haben 0,5 Prozentangegeben, dass sie ein Auto mit Gasan-trieb haben“, sagt Schmitz, „aber viermal soviele wollen sich bei einer Neuanschaffunghierfür entscheiden.“Volkswagen hat eine stattliche Flotte mit 18Erdgas-Modellen der Marken VW, Audi,Skoda und Seat, die fortwährend überarbei-

tet werden. So wird in den nächsten Wochennach dem Klein-Geländewagen Seat Aronavoraussichtlich ein Golf Variant mit demneuen 1,5-Liter-TGI-Motor auf den Marktkommen. Allerdings folgen Volkswagen aufdiesem Weg in Deutschland nur wenigeAnbieter wie Opel und Fiat. Wegen derUmstellung auf den WLTP-Testzyklus sindgegenwärtig zudem nicht alle angebotenenFahrzeuge auch wirklich verfügbar.BMW hat sich gar nicht auf den Antrieb ein-gelassen, Mercedes ist ausgestiegen. DieStuttgarter hatten bis Ende 2015 ein E-Klasse-Modell mit Erdgasantrieb in Pro-gramm und bis Ende 2017 einen MercedesB 200 Natural Gas Drive. „Die Nachfragewar zu gering“, begründet eine Sprecherindas Aus für den Erdgasantrieb im Pkw – inder Nutzfahrzeugsparte gibt es weiter ent-sprechende Angebote. „Wir setzen auf denbatterieelektrischen Antrieb und perspekti-visch auf die Brennstoffzelle“, ergänzt sie.Das überschaubare Interesse der Herstellerscheint nicht zu den aktuellen Erfolgsmel-dungen zu passen. Aber mit CNG geht eskeineswegs kontinuierlich aufwärts; in denJahren 2008 und 2009 lagen die CNG-Neu-zulassungen schon einmal auf dem Niveauvon 2018, nahmen danach aber stark ab.Der Autoexperte Willi Diez, Gründer desInstituts für Automobilwirtschaft (IfA) an derHochschule Nürtingen-Geislingen, bedauertdas: „CNG hätte eigentlich auf Jahre, viel-leicht sogar auf Jahrzehnte hinaus einenwichtigen Beitrag zur Lösung der Umwelt-probleme leisten können“, sagt er. „Es wäreein Beitrag gewesen, durch den sich miteinem geringen Aufwand ein großer Effekthätte erzielen lassen.“ Ein Grund für die ein-getretene Entwicklung ist aus Sicht von Diezdas Henne-Ei-Problem: „Gibt es kein Ange-bot, dann wird auch nichts gekauft und auchnicht in die Infrastruktur investiert. Fehlt dieNachfrage, und die Infrastruktur ist mangel-haft, dann bleibt auch das Angebot aus.“Gegenwärtig gibt es in Deutschland etwa850 Erdgas-Tankstellen. Es waren auchschon einmal mehr: gut 900 zu Beginn desJahrzehnts. Volkswagen hat sich mit Betrei-bern von CNG-Tankstellen und Gasnetzan-bietern in einer Initiative zusammengetanund das Ziel ausgegeben, die Zahl der CNG-Tankstellen bis 2025 auf 2000 Stationen zu

erhöhen.Diez kann sich nicht vorstellen, dass derGasantrieb den Durchbruch noch schafft.Und das hat nichts damit zu tun, dass eswomöglich klar bessere Alternativen gäbe.„Die Forderung nach der Elektromobilitätüberrollt gegenwärtig alles, die Politik ist fastverrückt danach“, sagt Diez und ergänzt:„Wir sind in einer Schieflage.“ Denn ob sichdie Elektromobilität in der gewünschtenWeise durchsetzen wird, ist aus seiner Sichtangesichts der vielen offenen Probleme vonden Batterien bis zur Ladeinfrastruktur offen.Allerdings: Die E-Mobilität öffnet die Tür zumautonomen Fahren, einem völlig neuenMarkt.Auch Ferdinand Dudenhöffer, Chef des For-schungsinstituts CAR an der Uni Duisburg-Essen, hält das Rennen mittlerweile für ent-schieden. Noch vor zehn Jahren hat er demErdgasmotor große Chancen eingeräumt,aber der Erfolg ist aus seiner Sicht durchden Siegeszug des steuerlich gefördertenDieselantriebs verhindert worden. Zu Bucheschlagen aus Sicht des Wissenschaftlersauch die hohen Neupreise, die ein CNG-Auto allenfalls für Vielfahrer attraktivmachen, die wenigen Tankstellen und dieeingeschränkte Verbreitung des Antriebs imeuropäischen Ausland.„In der Vergangenheit hat der Diesel denGasantrieb ausgebremst“, sagt Dudenhöffer,„in der Zukunft wird es das Elektroauto sein.“Dass die Hersteller ihre Entwicklungskostenlieber auf den E-Antrieb und die Verbesse-rung des Diesels konzentrieren, anstatt sichtrotz geringer Stückzahlen auch noch mitCNG zu beschäftigen, versteht Dudenhöffer.„CNG hat innerhalb von 20 Jahren denDurchbruch nicht geschafft, da ist dieChance, dass das in den nächsten zehnJahren gelingt, gleich null.“Gar so hart fällt das Urteil von Berater KlausSchmitz nicht aus. Zwar spricht auch ausseiner Sicht die zeitliche Perspektive für denE-Antrieb, „genauer: die Zeit mit Blick nach2040“. CNG, so sagt er, sei zwar saubererals der Diesel, aber eben nicht emissionsfrei.„Deshalb ist es wohl nur eine interessanteZwischenlösung, in die zurzeit nicht jederHersteller investiert.“

20© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

dpa-Themendienst vom 01.03.2019

Ressort: Vermischtes

(KORR-Bericht - KURZFASSUNG - Z: 3675) Abseits von Car2Go und Co.:Alternativen zum klassischen Carsharing Von Thomas Flehmer, dpa (MitBildern tmn0710-0713 vom 01.03.19)Das klassische Carsharing weitet sich immermehr aus. Doch auch darüber hinaus gibt eszahlreiche Alternativen, um ohne eigenesAuto mobil zu bleiben.Berlin (dpa/tmn) - Über zwei Millionen Perso-nen nutzen laut Bundesverband Carsharing(bcs) in über 700 deutschen Städten daskurzzeitige Anmieten von Fahrzeugen. Dochneben Car2Go und Co. bleiben Verkehrsteil-nehmer ohne eigenes Auto nicht auf denÖffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)beschränkt. Steht eine Fernreise an, so bie-ten sich seit Jahrzehnten Mitfahrzentralenan. Diese haben ihre Funktionen mittler-weile deutlich erweitert. «Im Vergleich zuanderen Mitfahrzentralen gibt es bei unseinen Kundenservice an sieben Tagen in derWoche», sagt Jasmin Schlegel, Pressespre-cherin von Blablacar. Neben dem Service istjede gebuchte Fahrt versichert. Sollte dasAuto eine Panne haben, sorge eine Versi-cherung für die Weiterbeförderung von Fah-rer und Mitfahrern zu ihrem Ziel. «Nebeneinem Ersatzfahrzeug kann das auch einTaxi oder ein Zugticket sein», so Schlegelweiter.Aber auch der Fahrer geht nicht leer aus,wenn ein Fahrgast die Buchung nicht wahr-nimmt. Er erhalte eine Ausgleichszahlungzwischen 50 und 100 Prozent, je nach zeitli-chem Rahmen der Absage. Der Preis selbstrichtet sich nach der Strecke, pro Kilometerwerden fünf Cent veranschlagt, die online

oder bar bezahlt werden können. «Der Fah-rer hat ein wenig Spielraum, darf aber keinGeld verdienen», sagt Schlegel. Lediglichdie Fahrtkosten dürften aus versicherungs-technischen und steuerlichen Gründengedeckt werden.Mit einem Bus, aber eine Nummer kleiner,ist Moia unterwegs. Die Volkswagen-Toch-ter kutschiert seit rund sechs Monaten Fahr-gäste in Hannover umher und wird ab Aprilauch in Hamburg mit zunächst 100 Fahrzeu-gen unterwegs sein. «Wir s ind eineMischung aus Bus und Taxi und positionie-ren uns in der Mitte der beiden Transportmit-tel», sagt Moia-Pressesprecher ChristophZiegenmeyer. Bei dem sogenannten Ride-pooling-Modell - also der Mitnahme vonmehreren Personen gleichzeitig - sind 75Fahrzeuge in der niedersächsischen Lan-deshauptstadt unterwegs, die per App geor-dert werden können. Auf der App sieht derKunde, welche Strecke das Fahrzeugzurücklegt und kann dann zusteigen oder einanderes Angebot des Anbieters nutzen.Aber auch Einzelpersonen können fernabvon Carsharing und Taxi oder Limousinen-service chauffiert werden. Der Fahrdienst-vermittler Uber ist seit 2015 in München undBerlin unterwegs, seit einigen Monaten auchin Düsseldorf und Frankfurt. Nachdem derBeginn mit UberPop und lediglich privatenFahrern gerichtlich gestoppt wurde, ist dasamerikanische Unternehmen mittlerweile

unter dem Namen Uber X mit professionel-len Mietwagenunternehmen und lizenziertenFahrern unterwegs. Ähnl ich wie dasGeschäftsmodell von Flixbus verfügt Uberselbst über keine Fahrer und Fahrzeuge,sondern versteht sich als reiner Vermittlervon Fahrten zwischen Nutzern und profes-sionellen Fahrern, wie Uber-PressesprecherTobias Fröhlich erläutert.Zahlen, wie viele Fahrten vermittelt werdenund wie viele Fahrer und Fahrzeuge dafürbereitstehen, nennt das Unternehmen nicht.Eine Fahrt soll dabei günstiger sein als miteinem Taxi. Auch wenn die Verantwortli-chen betonen, eine Ergänzung zum ÖPNVdarzustellen, kommen zahlreiche kritischeStimmen aus der Taxibranche, die eine zustarke Konkurrenz fürchten. FerdinandDudenhöffer vom CAR-Institut der Universi-tät Duisburg-Essen aber beruhigt: «Dieneuen Ridesharingdienste sind überschau-bar und machen derzeit etwa zwei bis dreiProzent vom Kuchen aus.»Eine Nische in der Nische bieten Unterneh-men wie Blacklane. Das 2011 gegründeteUnternehmen befördert Business-Kunden inluxuriösen Autos. Je nach Fahrzeug kostetdie Fahrt etwa ein Drittel mehr als in einemTaxi, so Blacklane-Chef und Gründer JensWohltorf. Der klassische Limousinenservicesei dagegen drei bis vier Mal teurer alsBlacklane.

21© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

ÄRZTE ZEITUNG vom 04.03.2019

Ressort: Medizin Auflage: 49.399 (gedruckt)

Hepatitis D: Heilungsraten nach wie vor suboptimalAufgrund der HIDIT-IIStudie kann bei Hepa-titis-D- Patienten eine Verlängerung der The-rapie auf zwei Jahre zwar nicht generellempfohlen werden. Bei gutem Therapieansprechen kann sie aber in Betracht gezogen werden.Hannover. Eine Verlängerung der Therapiebei Hepatitis D hat zwar positive Auswirkun-gen auf den Zustand der Leber und kanndamit das Fortschreiten der Erkrankunghemmen, sie führt jedoch nicht zu wesent-lich höheren Heilungsraten. Zu diesemErgebnis kommt die jetzt veröffentlichteHIDIT-II-Studie (The Lancet InfectiousDiseases 2019; 19 (3): 275-286). Diese welt-weit größte Studie zur Behandlung beiHepatitis D wurde im HepNet Study-Houseder Deutschen Leberstiftung durchgeführt,heißt es in einer Mitteilung der Stiftung.Erneuter Anstieg der Viruslast Die derzeit einzige Therapieoption beiHepatitis D ist eine einjährige Behandlungmit pegyliertem Interferon alfa, basierend aufder HIDIT-I-Studie des „KompetenznetzHepatitis“, einem Projekt der DeutschenLeberstiftung. Diese Studie hatte ergeben,dass bei etwa 25 bis 30 Prozent der Infizier-ten zum Therapieende das Virus nicht mehrnachweisbar war.Im Langzeitverlauf kam es bei vielen Patien-

ten jedoch zu einem erneuten Anstieg derViruslast, sodass nur bei wenigen Betroffe-nen eine langfristige Viruskontrolle erreichtwerden konnte, heißt es in der Mitteilungweiter. Unklar blieb, ob mit einer verlänger-ten Therapie oder durch eine Behandlung inKombination mit einem weiteren Medika-ment gegen die gleichzeitig bestehendeHepatitisB die Ausheilungsraten erhöht wer-den können.Im HepNet Study-House der DeutschenLeberstiftung wurde daher in Zusammenar-beit mit der Medizinischen Hochschule Han-nover, unterstützt von den UnternehmenRoche und Gilead, die HIDIT-II-Studie initi-iert. In dieser Studie wurden in internationa-ler Zusammenarbeit von Zentren in Deutsch-land, Griechenland, Rumänien und der Tür-kei 120 Patienten für 96 Wochen mit PEGInterferon alfa-2a und Tenofovir disoproxil(bei Hepatitis B zugelassen) oder mit PEGInterferon alfa-2a und Placebo behandelt.Verminderung der VernarbungIn der Studiewurde zum Ende der Therapie eine deutli-che Verminderung der Lebervernarbung undeine Verbesserung der Funktion der Leberbeobachtet. „Dieser Befund konnte in derForm weltweit erstmals dokumentiert wer-den, was für die Langzeitprognose der Pati-enten von wesentlicher Bedeutung ist“, wird

der Koordinator der Studie Professor HeinerWedemeyer, Uniklinik Essen, zitiert. „Damitist die Wahrscheinlichkeit für Komplikatio-nen wie Leberzirrhose oder Leberzellkrebsdeutlich reduziert.“ Wichtig ist auch diedurchaus gute Verträglichkeit der verlänger-ten Therapie, obwohl Interferone ja uner-wünschte Effekte wie grippeartige Sym-ptome oder Blutbildveränderungen verursa-chen können.Auch mit der zweijährigen Therapie konntenjedoch Rückfälle nach Therapieende nichtverhindert werden. Professor Cihan Yurday-din, Universität Ankara, verantwortlicherPrüfarzt für die Türkei, erklärt in der Mitteilung, dass aufgrund der HIDIT-II-Studie eine auf zwei Jahre verlän-gerte Therapie nicht generell empfohlen wer-den kann. „Diese für die klinische Praxissehr wichtige Studie zeigt aber, dass beiPatienten mit gutem Therapieansprecheneine Verlängerung durchaus in Betrachtgezogen werden kann“, stellt er klar. (eb)Die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen wie Leberzirrhose oder Leberzellkrebs istdeutlich reduziert.Professor Heiner Wedemeyer Universitätsklinik Essen

Urheberinformation: © 2018 Springer Medizin Verlag GmbH

22© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Focus-Gesundheit vom 05.03.2019

Ressort: Rubriken Auflage: 100.000 (gedruckt)

Kopfsache GesundheitWer Stress empfindet, ist auch anfälliger für Erkrankungen. Nun entdecken Forscher, warum auch Infektionen auf die Stimmung schlagen,und entwickeln eine Impfung für mehr psychische Widerstandskraft

In Ulm, wo das Allgäu mit seinen Bilderbuch-Kuhweiden nicht weit ist, hat Stefan Rebervon der Universitätsklinik ein ungewöhnli-ches Experiment veranstaltet. Der Immuno-loge und sein Team luden 20 Landbewoh-ner und 20 Städter zu einem fingierten Vor-stellungsgespräch ein. Die Probanden soll-ten sich gestresst fühlen. Die Forscher inter-essieren sich dafür, warum Menschen, dieauf dem Land groß geworden sind, mehr insich ruhen und entspannter sind als Stadtbe-wohner. Sie vermuteten, dass ausgerechnetKühe dafür verantwortlich sind.Sicher, der Anblick der Tiere beruhigt. Dochsteht nicht die Ästhetik im Mittelpunkt derArbeit der Wissenschaftler, sondern dasImmunsystem. Bei Menschen, die auf demBauernhof aufgewachsen sind, ist es bessertrainiert und schützt vor Allergien undAsthma. Das ist seit einiger Zeit bekannt. DieForscher in Schwaben vermuten, dassetwas Ähnliches auch für die Resilienz gilt,die Fähigkeit, mit Stress umzugehen. Wermit Mikroben aus dem Stall in Berührungkam, der steckt Belastungen besser weg.„Davon sind wir fest überzeugt“, erklärt Bio-loge Reber. Weil das für immer wenigerMenschen möglich ist, suchen die Forschernach einem therapeutischen Weg – einerImpfung gegen Stress. „Bei Mäusen funktio-niert das schon“, sagt Reber.Dass die Psyche und das Immunsystemaufs Engste miteinander verwoben sind, wis-sen die Immunologen schon seit Jahren. IhrInteresse konzentrierte sich stets auf einenAspekt: Wer unter Dauerstress steht, etwaweil der Druck bei der Arbeit enorm ist, wirdschneller krank und braucht mehr Zeit, umzu genesen. Krankheitserreger haben einleichtes Spiel, Wunden heilen langsamer,und sogar Impfungen wirken bei dauerhaftGestressten schlechter.Inzwischen finden Wissenschaftler immermehr Hinweise, dass umgekehrt auch dasImmunsystem das seelische Befinden beein-flusst. Wer einen Infekt erleidet, und sei esnur eine kleine Erkältung, ist ängstlicher undfühlt sich niedergeschlagen. Bei gravieren-den klinischen Leiden beobachten Ärzteähnliche Phänomene. Patienten mit derAutoimmunkrankheit multiple Sklerose etwaleiden verdächtig häufig auch an einer

Depression.Die Ursachen blieben lange rätselhaft. Dannentdeckten die Forscher, dass die Boten-stoffe des Immunsystems auch im Gehirnwirken. Im Zentrum des Geschehens stehtnach ihrer Überzeugung die Entzündungsre-aktion, eine Art schnelles Notprogramm, umden Menschen vor Krankheit zu schützen.Im Alarmzustand, wenn etwas Feindseligesdroht, aktiviert der Körper seine Systeme.Atmung und Herzschlag beschleunigen sich.Organe und Gehirn werden besser mit Sau-erstoff und Blut versorgt. Die Muskeln span-nen sich an. Biologisch bereitet dies denMenschen auf Flucht oder Kampf vor. ImJob hilft die Alarmbereitschaft, sich besserauf Aufgaben zu konzentrieren.Für den gestressten Menschen nicht spür-bar, aktivieren konfrontative Situationenstets das Immunsystem. Der Spiegel derStresshormone und der Entzündungsboten-stoffe steigt. So baut die Abwehr Verletzun-gen vor, die im Fall eines Kampfes oder beider Flucht wahrscheinlich sind – und schütztden Körper vor Infektionen.Entzündungsreaktionen können also dieFolge einer psychischen Belastung sein. Sietreten aber auch bei einem Infekt auf undschlagen auf die Psyche, wie ManfredSchedlowski vom Universitätsklinikum Essenin einfachen Experimenten entdeckte. DerImmunologe stellt das Geschehen bei einerInfektion im Labor nach. „Wir machen imPrinzip gesunde Leute krank und schauendann, was mit deren psychischer Befindlich-keit und im Gehirn passiert“, erklärt er.Dazu spritzt Schedlowski seinen ProbandenBruchstücke aus der Zellhülle von Bakterien.Wirklich krank werden sie davon nicht. Dochdas Immunsystem tritt in Aktion und versetztden Körper für einen Zeitraum von vier bissechs Stunden in einen Zustand, der dieEntzündungsreaktion herbeiführt. Und tat-sächlich berichten die Versuchsteilnehmer,dass sie sich ängstlicher fühlen.Schedlowski hat entdeckt, dass sich die Ent-zündungsreaktion bis ins Gehirn auswirkt.Die Botenstoffe des Immunsystems tretennicht nur im Blut, sondern mit etwas zeitli-cher Verzögerung auch in der Rückenmarks-flüssigkeit auf, die mit dem Liquor im Den-korgan identisch ist. „Wir wissen heute, dass

diese Botenstoffe auf verschiedenen Wegendie Blut-Hirn-Schranke überqueren oderumgehen können“, sagt Schedlowski. Ganzbesonders scheinen sich die Moleküle aufdie Amygdala zu konzentrieren. Dabei han-delt es sich um das Zentrum im Gehirn, dasGefühle wie Angst kontrolliert. „Kollegen ausEngland konnten dies mithilfe bildgebenderVerfahren bei Menschen beobachten“, soSchedlowski. Der Schluss liegt nahe, dassdie Entzündungsreaktion mit ihren Boten-stoffen die Aktivität der Amygdala beein-flusst, was wiederum auf die Stimmungschlägt.Endgültig bewiesen ist die Brücke zwar nochnicht. Allerdings stützen einige Beobachtun-gen an Patienten den Zusammenhang. Bei-spiel multiple Sklerose, kurz MS: Die Autoim-munerkrankung geht mit vielfältigen neurolo-gischen Problemen einher wie Krämpfen,Schwierigkeiten beim Sprechen oder einge-schränkter Sehfähigkeit. Rund 70 Prozentaller MS-Patienten durchleben zudemirgendwann eine depressive Phase. „Dassind statistisch gesehen zu viele, um dieUrsache allein in der Belastung durch diegravierende Diagnose zu suchen“, sagt Ste-fan Gold, Professor an der Charité in Berlin.Der Psychiater hat entdeckt, dass dieAutoimmunreaktion bei multipler Sklerosediffuse Entzündungen im Gehirn nach sichzieht – besonders in jenen Bereichen, dieEmotionen regulieren. Das Depressionsri-siko steigt. Eine britische Studie berichtetzudem, dass die depressiven Symptomesogar umso gravierender waren, je stärkerdie Entzündungsreaktion im Gehirn tobte.Auch bei Patienten mit schweren Depressio-nen treten vermehrt Entzündungen im Kör-per auf. „Der Effekt ist nicht so deutlich wiebei MS-Patienten, aber er ist unübersehbarda“, sagt Gold. Allerdings diskutieren For-scher noch darüber, was Ursache und wasWirkung ist, ob also die Entzündungsreak-tion die Depression auslöst oder deren Folgeist. Denn Depressive ernähren sich oftschlechter, rauchen häufiger und bewegensich weniger als Gesunde – alles Faktoren,die Entzündungen fördern. „Sicher habennicht alle Depressionen eine immunologi-sche Ursache“, erklärt Gold. „Aber es gibteine Untergruppe, für die das relevant ist

23© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

und die wir besser untersuchen müssen, umsie gezielter behandeln zu können.“ Tat-sächlich belegen klinische Studien, dassEntzündungshemmer in einigen Fällen psy-chische Beschwerden lindern können.Eine gängige Behandlungsstrategie sind dieMedikamente nicht. Allerdings würde dieEntzündungsreaktion eine Erklärung dafürliefern, warum etwa Tai-Chi, Achtsamkeits-übungen oder Chorsingen die Widerstands-kräfte stärken. Der Stresslevel geht zurück,die Entzündungsreaktion flaut ab, Erschöp-fung und Niedergeschlagenheit lassen nach.„Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, sichgeistig und körperlich zu stärken und so dasRisiko für körperliche und psychischeErkrankungen zu senken“, sagt ChristianSchubert. Bei einer Brustkrebspatientin hät-ten derartige Übungen sogar den Heilungs-prozess gefördert, meint der renommierteArzt und Psychologe an der Universität Inns-bruck.Weiterer Stoff für seelische Widerstands-kraft steckt im Kuhstall – und er bietet dieChance auf eine Therapie für alle, nicht nurfür Landbewohner. „Dort existieren Mikroor-ganismen, mit denen der Mensch seit Jahr-tausenden friedlich zusammenlebt“, sagtBiologe Reber. „Wir bezeichnen sie daherauch als ,old friends‘.“ Die alten Freunde unddas Immunsystem haben sich im Lauf derEvolution einander angepasst. Ja, die

Abwehr scheint den Kontakt mit den Bakte-rien geradezu zu brauchen. Nur so lernt dasImmunsystem, in seinen Reaktionen nichtvöllig überzuschießen – ein Zusammenhang,den die Immunforschung bereits erkannt hat:Menschen mit Kontakt zu Kühen leiden sel-tener an allergischen Erkrankungen als jene,die nur in einer hygienischen Umgebunggroß geworden sind.In den Stall-Bakterien vermutet Reber auchden Grund dafür, dass die Landbewohnerbei den Experimenten mit dem fingiertenVorstellungsgespräch allesamt gelassenerblieben als die Städter.Belege dafür fanden er und sein Team beiihren Versuchen mit Mäusen. Ihnen gelanges, die Nagetiere gegen Stress zu wappnen– indem sie diese mit einem typischen Ver-treter der „old friends“, dem Mycobacteriumvaccae, impften. „Die Therapie funktioniertnicht nur vorbeugend, sondern auch wenndie Tiere bereits unter Stress stehen“, freutsich Reber. In weiteren Tests geht es imAugenblick um die Darreichungsform, obsich die freundlichen Keime durch die Naseoder den Mund verabreichen lassen. Dieersten Ergebnisse seien recht vielverspre-chend, so Reber, der nun Studien mit Men-schen anstrebt. Möglich also, dass baldNasensprays oder ein Saft gegen Stresserhältlich sein werden. Was gestresste Städ-ter bis dahin tun können? „Mehr Naturkon-

takt und weniger übertriebene Hygiene“,empfiehlt Reber. Oder einfach öfter mal diealten Freunde besuchen. Stefanie ReinbergerWohltuende FreundeDer Ulmer Arzt Stefan Reber untersucht,warum Menschen, die mit Huhn und Kuh aufdem Land groß wurden,gelassener sind»Eine Impfung gegen Stress? Bei Mäusenfunktioniert das schon!« Stefan Reber, 40Professor für Psychosomatik an der KlinikPsychosomatik und Psychotherapie in Ulm70% der MS-Patienten durchleben einedepressive Phase – das sind auffällig viele«Stefan GoldProfessor an der Klinik für Psychiatrie undPsychotherapie der Berliner CharitéIm Zentrum steht die EntzündungsreaktionPsychische Belastung aktiviert das Immun-systems und löst eine Entzündungsreaktionaus. Ebenso führen Krankheitserreger zueiner Entzündungsreaktion und bewirken imGehirn Gefühle der Angst (Krankheitsverhal-ten)Quelle: Dr. Schubert/ Med. Univ. InnsbruckTai-Chi als HebelDer Innsbrucker Psychologe Christian Schu-bert, 57, erkundet die heilende Wirkung derEntspannung

Urheberinformation: Alle Rechte: FOCUS Gesundheit

24© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Focus-Gesundheit vom 05.03.2019

Ressort: Rubriken Auflage: 100.000 (gedruckt)

Mehr Luft, mehr LebenNeue Medikamente und Therapien behandeln Asthma heute maximal individuell. Von Antikörpern profitieren sogar Patienten, denen bislangnichts gegen die Atemwegs- erkrankung geholfen hat

Block-Bälle sind Klaus Richters* Spezialität.Bei Tischtennismatches mit seinen Sport-kumpels entschärft der 61-Jährige Angriffs-bälle oft so geschickt, dass er damit punktet.Trotzdem hat er immer einen Nachteilgegenüber seinen Kontrahenten. „Und diewissen das auch noch“, ärgert er sich. Abund zu wird ihm die Luft knapp, und er inha-liert ein Spray gegen sein Asthma. „Manmuss damit leben, öfter zu verlieren“, sagtder Pensionär aus Bayern. „Spaß macht mirder Sport ja trotzdem.“Seit Richter drei Jahre alt ist, leidet er anschwerem Asthma, seine Atemwege sindchronisch entzündet. Und fast ebenso langeliebt der frühere Verwaltungsbeamte Tisch-tennisturniere – ein Hobby, das er in seinerJugend entdeckte und bis heute begeistertbetreibt.Das Asthma hat Richter gleichwohl geprägt.Die Hälfte seiner Kindheit habe er in Sanato-rien und Kliniken verbracht, erzählt er.Damals gab es keine Medikamente. „DerJunge muss an die See“, rieten die Ärzte.Das half aber nur für die Zeit des Aufent-halts. Dann kamen die Asthma-Sprays zumInhalieren. Sie stecken seither im Reisege-päck, wenn Richter mit seiner Frau Urlaubmacht. Doch bei ihm ist die Erkrankung soschwer ausgeprägt, dass er mehrmals in derWoche trotz Arzneien Luftnot bekommt.Besonders schlimm ist es nachts. Wie einverschleimter Klumpen hängt die Lungedann in seiner Brust. Und immer diesesGefühl, nicht genug Luft zu bekommen.Manchmal kann Richter nur im Sitzen schla-fen.„Ich habe die gesamte Entwicklung derAsthma-Medikamente am eigenen Leiberfahren“, sagt der Pensionär. Deshalbhegte er auch keine sonderlichen Erwartun-gen, als sein Lungenarzt ihm vor vier Jah-ren wieder eine neue Arznei empfahl. Allezwei Wochen bekommt Richter seither einenAntikörper injiziert, der das überschießendeImmunsystem regulieren soll. Für ihn wardas – zu seiner eigenen Überraschung – einWendepunkt: „Es ist wirklich so, dass es mirseither spürbar besser geht“, sagt der Bayer,„meine Lebensqualität ist eine ganz andere.“Die Asthma-Anfälle seien um die Hälftezurückgegangen.

Die Antikörper gelten als Durchbruch und alseine der wichtigsten Neuerungen in derAsthma-Therapie. Derzeit stehen zurBehandlung vier verschiedene Antikörper inden Apotheken auf Rezept zur Verfügung.„Sie verschaffen vielen Betroffenen Linde-rung“, urteilt Christian Taube, Direktor derKlinik für Pneumologie an der Universitäts-medizin Essen Ruhrlandklinik.Jedes zehnte Kind und jeder 20. Erwach-sene haben Asthma. Durch die dauerhafteEntzündung sondern die Atemwege mehrSekret ab, und die Bronchien fühlen sichenger an. Das Atemvolumen ist vermindert.Mithilfe von Medikamenten sind die Betroffe-nen jedoch oft beschwerdefrei. „Sie könnenein ganz normales Leben führen“, sagtSonja Lämmel vom Deutschen Allergie- undAsthmabund.Bei Kindern und Jugendlichen ist Asthmafast immer allergisch bedingt. Weil dasImmunsystem in der Pubertät weniger emp-findlich reagiert, haben die Heranwachsen-den außerdem gute Chancen, dieses allergi-sche Asthma wieder loszuwerden. Bei knappder Hälfte verschwindet es, besonders häu-fig bei Jungen. „Schwerer zu behandeln sindErwachsene, besonders jene, die plötzlich,meist nach einer Erkältung, die Atemwegser-krankung entwickeln“, sagt Johann ChristianVirchow, Pneumologe und Direktor der Uni-versitätsmedizin Rostock. „Klassischerweisesind sie recht gesund. Im Alter von 35 bis 40Jahren haben sie einen Infekt. Dieser ver-schwindet, aber der Husten bleibt. Und dannkommt immer mehr Asthma dazu.“ Aller-gisch bedingt ist es nicht. Die Ärzte spre-chen daher von „nicht allergischem“ oder„intrinsischem“ Asthma. Wie genau es ent-steht, ist noch unbekannt.Ingrid Mertens* ist einer jener rätselhaftenFälle. „Nach einem Infekt wurde der Hustengar nicht mehr besser“, erinnert sich die 60-jährige Rechtsanwaltsfachangestellte ausdem Umland von Marburg. Der Arzt diagno-stizierte Asthma und wies ein deutlich herab-gesetztes Lungenvolumen nach. 20 Jahre istdas her. Sie inhaliert seitdem ein Spray, dassowohl Cortison gegen die Entzündung alsauch einen bronchienerweiternden Wirkstoffenthält – die Standardtherapie bei leichtemoder mittelgradigem Asthma. So konnte sie

ein Fortschreiten der Krankheit verhindern.Laut Zentralinstitut für die kassenärztlicheVersorgung hat Asthma zwischen 2009 und2016 um 35 Prozent zugenommen (sieheGrafik S. 64). Etliche Erwachsene leidendabei an „gemischtem Asthma“: teils aller-gisch, teils intrinsisch verursacht. Meist ent-wickelt es sich aus einem ursprünglich aller-gischen Asthma.Klaus Richter ist ein Beispiel dafür. Er rea-giert auf Hausstaub und Pollen. Aber auchwährend der Sommerurlaube an der Nord-see lässt ihn die Erkrankung nicht los.Anders als Pollenallergiker haben Patientenmit gemischtem Asthma nie Ruhe von ihremLeiden und können nicht in die Berge oderan die See flüchten.Bei schweren Fällen wie Richter – sie stel-len fünf bis zehn Prozent der erwachsenenAsthmatiker – lassen sich häufig spezielleEntzündungszellen vermehrt im Blut nach-weisen: Die sogenannten eosinophilen Gra-nulozyten gehören zur Familie der weißenBlutkörperchen und mehren sich im Entzün-dungszustand. Sie tragen ursächlich zu denBeschwerden der Atemwegserkrankung bei.Erstmals ist deshalb in der Leitlinie von 2017vom „eosinophilen Asthma“ als eigenständi-ger Krankheitsform die Rede.Gerade für Patienten mit schwerem allergi-schen und eosinophilen Asthma sind dieAntikörper hilfreich. Über Spritze oder Infu-sion gelangen sie in das Blut und schließlichin die Lunge. Dort unterdrücken sie die Ent-zündungsreaktion und normalisieren so dasVerhalten des Immunsystems. Im Fall deseosinophilen Asthmas dezimieren sie dieentzündungsfördernden Granulozyten.Auch die Asthma-Anfälle werden so selte-ner. Die Betroffenen müssen in schlechtenZeiten keine oder weniger Cortison-Tablet-ten schlucken. Wie deutlich die Effekte sind,zeigte eine Studie von 2017. Von 220schweren Asthmatikern erhielt eine Hälftezusätzlich zur konventionellen Behandlungden Antikörper, die andere ein Placebo. Mitdem neuen Medikament reduzierten sich dieAtemnotanfälle um 70 Prozent. Der Effekthielt ein Jahr an. Auch mussten die mit demAntikörper Behandelten seltener ins Kran-kenhaus. Viele benötigten weniger Cortison-Tabletten. Ein besonders großer Fortschritt,

25© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

weil ältere entzündungshemmende Mittelwie Cortison, zeitlebens eingenommen, hef-tige Nebenwirkungen verursachen: „Ich habeeine regelrechte Papierhaut vom Cortison“,sagt Richter. „Sobald ich irgendwo anstoße,blute ich sofort.“ Auch ein Diabetes kannentstehen. Ebenso steigt das Risiko fürOsteoporose, die Knochen werden im Laufeder Zeit brüchiger.Allerdings sind auch die Langzeitwirkungender neuen Antikörper-Therapie noch nichtbekannt. Weil die Medikamente zudem teuersind, verordnen Ärzte sie nur zurückhaltend.Kurzzeitig würden die Mittel „sehr gut vertra-gen“, berichtet Thomas Bahmer, Juniorpro-fessor und Pneumologe an der UniversitätKiel.Einige Zeit hatten Mediziner gehofft, dieneuen Antikörper könnten die Erkrankungursächlich bekämpfen. Mittlerweile kristalli-siert sich heraus: Wer die Spritzen absetzt,bei dem kehrt das Asthma in vorherigerStärke wieder zurück.Eine Heilung bleibt damit vorerst einWunschtraum. Einzige Ausnahme: Ist dieErkrankung frisch und allergisch bedingt,kann manchmal eine Hyposensibilisierunghelfen. Sie steht mittlerweile nicht nur fürPollen, sondern auch für Hausstaub zur Ver-fügung. Dabei spritzt ein Arzt künstlich her-gestellte Bestandteile der allergieauslösen-den Stoffe entweder unter die Haut, oder siewerden in Form von Tabletten oder Tropfenunter die Zunge gelegt. Ganz allmählich stei-gert der Behandler die Dosis, bei der nochkeine allergische Reaktion auftritt. Übereinen Zeitraum von mindestens einem Jahrangewandt, soll diese Kur das überreagie-rende Immunsystem austarieren.Die Meinungen der Experten über den Erfolgder Hyposensibilisierung sind geteilt. Wohlauch, weil diese bei Patienten unterschied-lich gut anschlägt. „Sie kann die entschei-dende Therapie sein, das Asthma deutlichzu lindern oder ganz zu heilen“, so Pneumo-loge Virchow. Er verweist auf seine Studiean 834 Hausstaub-Asthmatikern. Die Hälftedavon durchlief über sechs Monate eineHyposensibilisierung. Das verminderte dieHäufigkeit von Asthma-Anfällen um neun biszehn Prozentpunkte.„Die Hyposensibilisierung bringt oft wenig“,urteilt dagegen Lungenarzt Thomas Bahmer.„Die Patienten kommen in vielen Fällen zuspät in die Praxen, sodass die Erkrankungnicht mehr auf Behandlung anspricht.“ Einigsind sich beide Experten darin, dass dieHyposensibilisierung jenen Patienten, diebereits lange an Asthma erkrankt sind, sel-ten nützt.Auch Patient Richter hat die Desensibilisie-rung nach eigenem Empfinden nichtsgebracht. Trotzdem hielt er die Therapie tap-fer durch.Damit hebt sich der Pensionär von vielen

Asthmatikern ab. Richter nimmt seine Medi-kamente seit Jahrzehnten penibel ein. „Ichkann blind morgens und abends inhalieren“,scherzt er. Betroffenen fällt genau das häu-fig sehr schwer. Weil die Sprays nur die Ent-zündung lindern und einer Verschlechterungentgegenwirken, bemerkt man nicht unmit-telbar einen positiven Effekt. Das kann dazuverleiten, die Arzneien bald abzusetzen.Laut „Weißbuch Lunge 2014“ der Deut-schen Lungenstiftung nehmen viele die Arz-neien nicht oder nicht regelmäßig. Bei denPatienten mit schwerem Asthma sei es garnur jeder Hundertste, der sich zu 100 Pro-zent an die Verordnung hält. Hinzu kommt,dass das tiefe Einatmen des ArzneinebelsÜbung verlangt und die „Patienten sichanfangs damit schwertun. So als würden siedas erste Mal auf ein Fahrrad steigen“, ver-gleicht Lungenexperte Virchow. Etliche Her-steller bieten Inhalierhilfen, sogenannteSpacer, an. Diese erleichtern die Abstim-mung zwischen Ausatmung und Auslösendes Sprühstoßes. So gelangt mehr Wirkstoffin die Lunge, und weniger davon lagert sichim Mund- und Rachenraum ab.Routine beim Inhalieren hat Ingrid Mertensin den 20 Jahren seit der Diagnose ent-wickelt. Die Angestellte nimmt ihr Spray mor-gens und abends. In ihrer Handtasche hatsie auch immer ein Notfallspray mit einembronchienerweiternden Wirkstoff dabei fürden Fall, dass die Luft bei einem Anfallschlagartig knapp wird. Hin und wiederwiderfährt ihr das. „Das Wichtigste ist, ruhigzu bleiben. Obwohl man in diesem Momentvom Sofa bis zum Telefon jeden Schritt pla-nen muss, weil es so unglaublich anstren-gend ist“, sagt Mertens. Besonders sensibelreagiert sie während einer Erkältung. Imsogenannten Kutschersitz, den Oberkörperleicht nach vorn geneigt, kann sie bald wie-der besser Luft holen. Alles in allem habe sieGlück, weil sie lediglich leichtes Asthmahabe, das sich nicht verschlechtert hat. „Ichhalte mich fit und gehe einmal die Wochezum Lungensport“, erzählt sie.In Bewegung bleiben, bei den Medikamen-ten nicht nachlässig werden – keine leichte,aber eine wichtige Aufgabe für Patienten.Denn werden die Medikamente falsch einge-nommen oder eigenmächtig abgesetzt, ver-schlechtert sich oft die Erkrankung. Die Ent-zündung in den Bronchien schreitet voranund verändert das Gewebe dauerhaft.„Remodeling“ nennt sich diese schleichendeZerstörung der Atemwege.Auch wenn Asthma ein harmloseres Imagehat als eine Krebserkrankung, vergessenviele, dass das Lungenleiden immer nochjährlich beinahe 1000 Menschen in Deutsch-land das Leben kostet. „Immerhin sind asth-mabedingte Todesfälle in den letzten Jah-ren zurückgegangen, was den Medikamen-ten zugeschrieben wird“, sagt Pneumologe

Virchow.„Man braucht sich das Leben nicht verleidenzu lassen, aber man darf die Krankheit auchnicht auf die leichte Schulter nehmen“, fin-det Asthmatiker Richter, der froh gewesenwäre, wenn es in seiner Jugend Therapiengegeben hätte. „Dann stünde ich heute bes-ser da.“ Richters Sohn hat die Krankheitgeerbt. Anders als bei seinem Vater wurdesie bei dem 26-Jährigen von klein auf ange-messen behandelt. „Er hat nur eine mildeForm“, sagt Richter. Und setzt lächelndhinzu: „Zum Glück spielt er Fußball und kannmich nicht im Tischtennis schlagen.“ Susanne Donner»Viele lassen sich zu spät wegen ihres Asth-mas untersuchen und behandeln« JohannChristian Virchow, 56Pneumologe und Direktor der Universitäts-medizin RostockGut bei PusteIn beschwerdefreien Zeiträumen könnenAsthmatiker ihre Atemmuskulatur durchgezielte Übungen trainieren. Wie kraftvollder Atemfluss bei der Ausatmung ist, mes-sen Lungenärzte mit dem sogenanntenPeak-Flow-Meter – eine wichtige Kontrolleüber den Erfolg der Behandlung10% der Asthmatiker sind schwer betroffen.Sie leiden mehr als einmal pro Woche unterAtemnotQuelle: Deutscher LungeninformationsdienstAsthma oder nicht?Immer wieder sehen Fachärzte Patienten,die Atembeschwerden haben, aber keinAsthma. Eine sorgfältige Untersuchung istdaher wichtig. Dazu gehört:• ein Allergietest bei Verdacht auf allergi-sches Asthma;• ein Atemtest. Er zeigt, ob das Atemvolu-men überhaupt eingeschränkt ist. Auchandere Krankheiten verursachen ein Gefühlvon Enge im Brustkorb, ohne dass die Lun-genfunktion beeinträchtigt wird.• ein Differenzialblutbild, das die Zellen imBlut analysiert. Daran erkennt der Arzt etwaein eosinophiles Asthma, bei dem die Anzahlweißer Blutkörperchen einer bestimmtenGruppe erhöht ist.• Am schwierigsten ist Asthma von der chro-nisch obstruktiven Lungenerkrankung COPDzu unterscheiden, selbst Spezialisten kön-nen sie nicht immer voneinander trennen –Letztere betrifft zumeist Raucher.Bleibt am BallAsthma-Patient KlausRichter beim wöchentlichen Tischtennistrai-ning»Sport mit Asthma ist kein Problem. ImGegenteil, er hilft sogar« Asthma musseinem das Leben nicht verleiden, man darfes aber nicht auf die leichte Schulter neh-men« Asthma-Patient Klaus Richter, 61»Thomas Bahmer, 33

26© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Pneumologe und Juniorprofessoran der Universität KielWie verbreitet ist Asthma?Die Atemwegserkrankung gehört bei Kin-dern und Jugendlichen sowie bei Erwachse-nen zu den häufigsten chronischen Gesund-heitsproblemen. Die Ursachen sind nochunklar. Studien zeigen, dass genetische wieUmweltfaktoren die Entstehung begünstigen

könnenErwachsene Zwischen 2009 und 2016 hatAsthma bei Deutschen über 18 Jahren um35 Prozent zugenommen, die Erkrankungs-häufigkeit stieg von 4,3 auf 5,8 Prozent.Frauen & Männer Bis zum Alter von 17 Jah-ren erkranken Jungen häufiger, ab 35 stei-gen die Diagnosen bei Frauen bis 70 an,während sie bei Männern sinken.

Quelle: Akmatov MK, Holstiege J, Steffen A,Bätzing J: Diagnoseprävalenz und -inzidenzvon Asthma bronchiale – Ergebnisse einerStudie mit Versorgungsdaten aller gesetz-l i c h V e r s i c h e r t e n i n D e u t s c h l a n d( 2 0 0 9 – 2 0 1 6 )*Name von der Redaktion geändert*Name von der Redaktion geändert

Urheberinformation: Alle Rechte: FOCUS Gesundheit

Focus-Gesundheit vom 05.03.2019

Ressort: Rubriken Auflage: 100.000 (gedruckt)

Schutzschirm für die AbwehrRegelmäßige Bewegung, gute Ernährung, sorgfältige Mundhygiene und eine stabile Psyche – worauf es wirklich ankommt, damit dasImmunsystem seine Arbeit machen kann

Drei Erkältungen in Folge? Verständlich,dass man sich da irgendwann fragt, wie esum die eigenen Abwehrkräfte bestellt ist –und ob sich da nachhelfen lässt. Vor allemwenn der Kollege auf der anderen Schreib-tischseite die Robustheit eines Stiers zuhaben scheint. So weit die gängige Meinung.Leider stimmt sie nicht. „Die Gleichung ,niekrank gleich starke Abwehr und häufig krankgleich schwaches Immunsystem‘ geht sonicht auf“, sagt Thomas Kamradt, Leiter desInstituts für Immunologie am Universitätskli-nikum Jena. Entscheidend sind genetischeFaktoren und Umwelteinflüsse – auf wieviele krank machende Erreger man zum Bei-spiel trifft, etwa im Kollegenkreis, in der U-Bahn oder beim Umgang mit Kindern.„Ob und wie wir das Immunsystem unterstüt-zen können, angemessen zu reagieren, wis-sen wir noch nicht“, sagt Immunologe Kam-radt. „Allerdings kennen wir Faktoren wieRauchen und Stress, die es nachweisbarbeeinträchtigen.“ Von Mitteln wie Echinaceaoder Vitamin C zur Prävention von Infektenhält er nicht viel. „Es gibt bislang keineBelege, dass die Einnahme von Nahrungser-gänzungsmitteln einen Effekt hat“, so derExperte. Das Immunsystem sei komplex, derNormalbereich sehr groß. „Bestimmte Wertekönnen sich stark verändern, ohne dass dieseine funktionelle Auswirkung hat.“Ausreichend schlafen, nicht rauchenIm Alltag kommt es darauf an, das Immunsy-stem nicht zu schwächen. Zu viel Alkoholoder UV-Strahlung durch ausgedehnte Son-nenbäder beeinträchtigen die Abwehrkraft.„Auch in Bezug auf Schlafmangel gibt es

verlässliche Daten“, sagt Immunologe Kam-radt, „höchstwahrscheinlich schadet er demImmunsystem.“ Schlafentzug verursachedeutliche immunologische Veränderungenund fördere Entzündungsprozesse.Forscher aus Pittsburgh zeigten, dass wenigSchlaf zu Erkältungen führen kann. Für ihreStudie mussten 153 Probanden über 14Tage ihr Schlafverhalten dokumentieren undbekamen dann ein Erkältungsvirus verab-reicht. Die Personen, die auf weniger als sie-ben Stunden Nachtruhe kamen, erkältetensich danach fast dreimal häufiger als jene,die mindestens acht Stunden schliefen. DieForscher vermuten, dass ein gestörterSchlaf die Produktion wichtiger Substanzenbeeinflusst, die das Immunsystem zumKampf gegen die Infektion benötigt.Dass Raucher ein mehr als doppelt sohohes Risiko haben, an der Autoimmun-krankheit Rheuma zu erkranken, wie Nicht-raucher, konnten vor einigen Jahren Wissen-schaftler des schwedischen Karolinska-Insti-tuts belegen. Grund dafür sind Substanzenim Zigarettenrauch, die den Angriff desImmunsystems auf das eigene Gewebe för-dern. „Rauchen aktiviert das angeboreneImmunsystem der Lunge“, bestätigt RalfGold, Direktor der Neurologischen Klinik derRuhr-Universität Bochum. „Die Teerstoffemachen bestimmte Immunzellen aggressi-ver. Diese fehlgeleitete Immunabwehr ruftdann entzündliche Prozesse etwa an Gelen-ken und Bindegewebe hervor.“Darmbakterien viel Gemüse vorsetzenEin Großteil der Immunzellen sitzt in derDarmschleimhaut. Das „darm-assoziierte

Immunsystem“ namens GALT (gut-associa-ted lymphoid tissue) ist die größte Einheitunserer Abwehr. „Dass das Mikrobiom mas-siven Einfluss hat, belegen inzwischen vieleStudien“, sagt Experte Kamradt. „Die Stoff-wechselprodukte der Bakterien im Darmbestimmen das Immunsystem nachhaltig.“Die Art, wie man sich ernährt, zieht unter-schiedliche Bakterienstämme an. Beson-ders wertvoll sind jene, die aus der Nahrungkurzkettige Fettsäuren wie Propionsäureherstellen. Sie wirken regulierend aufImmunprozesse. „Wer viele Faser- und Bal-laststoffe aus Gemüse und Obst zu sichnimmt, produziert dann auch reichlich Propi-onsäure, weil der Darm mit den entspre-chenden Bakterien besetzt ist“, sagt Neuro-loge Gold.Langkettige Fettsäuren stehen dagegen imVerdacht, Entzündungsprozesse zu befeu-ern. Sie stecken zum Beispiel in Fast Food,rotem Fleisch, Fett und Süßigkeiten. UmEntzündungsprozesse zu reduzieren, sollteman auch auf sein Gewicht achten. „In Fett-depots von Übergewichtigen werden stän-dig langkettige Fettsäuren freigesetzt, die imPrinzip wie Kerosin für das Immunsystemsind und es übermäßig anfeuern“, sagt derNeurologe. „Ein Body-Mass-Index unter 25ist förderlich“. (Berechnungsformel etwaunter bmi-rechner.net).Neurologen der Universitätsklinik Bochumkonnten sogar zeigen, dass Fettsäuren inder Nahrung auch Einfluss auf Entstehungund Verlauf von Autoimmunerkrankungenwie multiple Sklerose haben. „Bei MS-Pati-enten verändern sich Darmbakterien und

27© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

können selbst aus gesunder Nahrung weni-ger kurzkettige Fettsäuren produzieren“, soExperte Gold. Als Zusatzgabe neben derBasis-MS-Therapie wirkten kurzkettige Fett-säuren ausgleichend auf das Immunsystem.Die Heilkraft der Bewegung nutzen„Viele Studien deuten darauf hin, dass regel-mäßiges Training die allgemeine Erkran-kungsrate senkt, genau wie die Todesratebei Herz-Kreislauf- und manchen Krebser-krankungen“, sagt Immunologe Kamradt.Inzwischen vermuten die Forscher, dassleichte Stressreize durch Sport das Immun-system trainieren, es stimulieren und auf dieAnforderungen hin optimieren, die der Kör-per s te l l t . „Spor t macht d ie Abwehreffektiver“, bestätigt auch Hans-Georg Pre-del, Leiter des Instituts für Kreislauffor-schung und Sportmedizin der Sporthoch-schule Köln. „Der Körper schüttet vermehrtBotenstoffe wie Interleukin-6 aus. Zusam-men mit Adrenalin werden so Abwehrzellenmobilisiert, die Entzündungen bekämpfenund etwa verstärkt Tumorgewebe erreichen“,erklärt der Sportmediziner.Stress abbauen, Tempo rausnehmenDas Phänomen ist bekannt: Nach Stress inder Arbeit liegt man am Wochenende oderim Urlaub erst mal flach. Aber wie stark istder Zusammenhang zwischen psychischerVerfassung und der Häufigkeit von Infektenwirklich? „Forschungsergebnisse belegeneindeutig, dass es ihn gibt“, sagt ManfredSchedlowski, Direktor des Instituts für Medi-zinische Psychologie und Verhaltensimmun-biologie am Uniklinikum Essen. Der Grund:„Die Verbindung zwischen Gehirn undImmunsystem wird durch Stresshormonereguliert.“ Geraten wir unter Druck, werdendie Immunzellen in ihrer Aktivität einge-schränkt.Als Wegmarke der Stressforschung gilt eineStudie der amerikanischen Carnegie MellonUniversity: 420 Probanden wurden fünf Tagelang in Einzelzimmern eines Hotels einquar-tiert. Vorher führten sie über mehrereWochen Tagebuch, in dem sie anhand einerSkala ihre Belastungslage einschätzten.Danach träufelten die Forscher den Testper-sonen Schnupfenviren in die Nase. Ergeb-nis: Je stabiler die Probanden psychischwaren, desto höher musste die Virusdosissein, um sie krank zu machen. Und je gest-resster und depressiver sie sich einschätz-ten, desto leichter waren sie zu infizieren.„Die Studie beweist, dass psychische Ein-flussfaktoren eine klare Auswirkung haben“,sagt Experte Kamradt.Wem die Häufigkeit seiner Infekte nichtgeheuer ist, der kann überlegen, inwieweitStress oder seine Lebenssituation Auslösersein kann. „Und dann wird es anstrengend“,sagt Verhaltensimmunologe Schedlowski,

„denn etwas an seinem Alltag oder denArbeitsbedingungen zu ändern und für mehrEntspannung zu sorgen ist nicht einfach. Woes möglich ist, sollte man Geschwindigkeitrausnehmen und sich weniger verplanen.“Zahnfleischbluten ernst nehmenChronische Entzündungen, die unbemerktim Körper schwelen, kosten das Immunsy-stem Kraft. „Der Laborwert CRP (C-reakti-ves Protein) misst das Entzündungsgesche-hen“, erklärt Immunologe Kamradt. „SogarMenschen, die an der oberen Grenze desNormalbereichs dieses Wertes liegen, habenlangfristig ein erhöhtes Risiko für diverseKrankheiten.“Weitverbreitet unter den „low grade inflam-mations“ ist Parodontitis: Jeder zweite deut-sche Erwachsene leidet unter der entzündli-chen Erkrankung des Zahnhalteapparats,die durch Bakterien in den Zahnbelägen ent-steht. Bei jedem zehnten ist sie schwer aus-geprägt. „Die Krankheit entsteht durch einWechselspiel zwischen Bakterien undImmunsystem“, erklärt Lisa Hezel, Vor-standsmitglied der Deutschen Gesellschaftfür Parodontologie. Durch die Entzündung istin den Zahnfleischtaschen das Gewebe auf-gelockert. Bakterien und Zellen des Immun-systems, die bestimmte Botenstoffe abge-ben, können so in den Blutkreislauf gelan-gen und sich im Körper festsetzen. „Die Bak-terien wurden schon an den verrücktestenOrten gefunden: in der Gelenkflüssigkeit, imGehirn, in Gefäßwänden“, sagt Hezel.In letzter Zeit konnten Forscher Zusammen-hänge zwischen Parodontitis und Arthritits,Atherosklerose und Schwangerschaftskom-plikationen feststellen. Beim Diabetes ist dieWirkung sogar wechselseitig. „Parodontitisverstärkt die Insulinresistenz, wodurch derBlutzuckerspiegel ansteigt“, erklärt dieExpertin. Umgekehrt verstärke ein unkontrol-lierter Diabetes den Abbau des Zahnhalteap-parats.„Eine schwer ausgeprägte Parodontitis hatdie Entzündungsfläche einer Handfläche“,verdeutlicht Zahnärztin Hezel, „man kannsich vorstellen, wie sich das Immunsystemhier abarbeitet.“ Zahnfleischbluten undschlechten Atem nähmen viele allerdingsnicht ernst. Halbjährliche Kontrollen beimZahnarzt helfen, die Entzündung rechtzeitigzu entdecken. Alle zwei Jahre führt diesereinen Parodontalen Screening-Index durch,bei dem er Zähne und Zahnfleisch beurteilt.Die Profi-Reinigung der Zahn- und Wurzelo-berflächen ist Voraussetzung, dass Zahn-fleischtaschen ausheilen können. „Eine sorg-fältige Mundhygiene des Patienten ist derSchlüsselfaktor“, sagt Zahnärztin Hezel.„Alle Zahnflächen sollten täglich gründlichmit Zahnbürste, Interdentalbürstchen und –wo nötig – Zahnseide gereinigt werden.“ Bei

Patienten mit reduziertem Immunsystem seies essenziell, dass alle Entzündungsherdeder Mundhöhle beseitigt werden, um dieAbwehr nicht zusätzlich zu belasten.Wer dann noch genügend schläft, sich vielbewegt und gesund ernährt, hat gute Chan-cen, die nächste Erkältungsattacke schad-los zu überstehen – genau wie sein robusterKollege. Carolin Binder»Leichte Reize, etwa durch moderatenSport, stimulieren das Immunsystem« Tho-mas Kamradt, 59Direktor des Instituts für Immunologie amUniversitätsklinikum Jena und Präsident derDeutschen Gesellschaft für ImmunologieWarum Ballaststoffe bedeutsam für einegute Darmflora sind• Darmbakterien fungieren als Vermittler zwi-schen dem Immunsystem und der Nahrung.• Bestimmte Bakterien stellen aus faser- undinulinreichem Gemüse und Obst kurzkettigeFettsäuren wie Propionsäure und Butyrather, die das Immunsystem regulieren.• Langkettige Fettsäuren in Fast Food,Fleisch, Süßem begünstigen Entzündungs-prozesse.»Langkettige Fettsäuren, wie sie in FastFood vorkommen, feuern das Immunsystemübermäßig an« Ralf Gold, 58Direktor der Neurologischen Klinik der Ruhr-Universität BochumWie die Abwehr durch Sport profitiert – undwann nicht• Die WHO rät zu mindestens 150 Minutenpro Woche moderater körperlicher Aktivitätbzw. 75 Minuten bei hoher Intensität.• Nicht zu sehr verausgaben. Bei einemMarathonlauf vermehren sich Abwehrzellenim Blut. In der Entspannungsphase danachsinkt die Zahl der Immunzellen aber rasant.Erreger können wie durch ein offenes Fen-ster eindringen. Dieses Open-Window-Phä-nomen führt häufiger etwa zu Erkältungenund Infekten.• Wenn man krank Sport treibt, schafft dasAbwehrsystem es nicht immer, Viren zubeseitigen, Immun- oder Entzündungsreak-tionen schwelen weiter – eine gefährlicheHerzmuskelentzündung kann folgen. Nacheinem fieberhaften Infekt sollte man eineWoche mit dem Training pausieren.Bewegung als TherapeutikumModerater Sport reduziert das Risiko fürviele KrankheitenObst und Gemüse sattWer sich faserreich ernährt, unterstützt dieDarmflora und damit das Immunsystem50% der Deutschen über 35 Jahren leidenunter ParodontitisQuelle: Deutsche Mundgesundheitsstudie2016

Urheberinformation: Alle Rechte: FOCUS Gesundheit

28© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Radio Duisburg/Lokalnachrichten vom 04.03.2019

Studentenwohnheim wird saniertDas Studierendenwerk saniert ab sofort dasWohnheim am Schemkesweg in Neudorf.Für mehr als 2,7 Millionen Euro erneuern

Arbeiter Küchen, Bäder und Elektroinstalla-tionen. Im Herbst soll alles fertig sein.

Westdeutsche Allgemeine WAZ Duisburg-Mitte vom 04.03.2019

Ressort: Lokales Auflage: 8.735 (gedruckt)Ausgabe: Westdeutsche Allgemeine WAZ Duisburg-Mitte Kommentar: Text auch in Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung

Leihfahrräder werden immer öfter genutztZielzahlen für 2018 wurden weit übertroffen. AStA der Uni fordert weiteren Ausbau der Rad-Infrastruktur Martin AhlersDie Leihräder von Nextbike finden immermehr Nutzer. Von Januar bis August 2018haben die Studierenden der UniversitätDuisburg-Essen (UDE) 123.934 mal vondem Angebot Gebrauch gemacht, ein Leih-fahrrad für bis zu eine Stunde am Stückkostenlos zu nutzen, teilt der AStA der Unimit.Nextbike ist mit Metropolradruhr seit 2010 inDuisburg aktiv und stellt an über 30 Statio-nen – viele von ihnen im Umfeld der Fakultä-ten – den Radlern derzeit rund 400 Mietfahr-räder zur Verfügung. Mit den Ausleihzahlenhat der AStA sein selbst gestecktes Zielnoch deutlich übertroffen. „Es ist schön zu

sehen, dass das Angebot so gut bei der Stu-dierendenschaft ankommt und wir diesesJahr wohl die 100.000 Ausleihen erreichenwerden“, hatte Carlotta Behle vom Referatfür Ökologie und Mobilität noch im vergange-nen August gesagt.Der steigende Zuspruch sei nicht überra-schend, findet Esther Smollich, AStA-Refe-rentin für Hochschulpolitik: „Neben demÖPNV bieten Nextbikes oft eine schnellealternative Fortbewegungsart in den Ruhrge-bietsstädten, die die ganze Nacht und ohneWartezeiten an Bahnsteigen nutzbar ist.“Dass in Duisburg Nextbikes so stark genutztwerden, führt sie auf die fahrradfreundli-chere Umgebung der Uni, aber auch auf die

schlechtere Anbindung mit Bus und Bahnzurück.Trotzdem sei in Sachen Radverkehr nochviel Luft nach oben, findet der AStA. „Um dieNutzung noch attraktiver und sicherer zugestalteten, sind die Städte Duisburg undEssen an der Reihe, sich beispielsweise denFahrradwegen rund um ihren Campus unddarüber hinaus anzunehmen“, sagt Smollich.Insbesondere der zügige Weiterbau desRadschnellwegs von Essen nach Duisburgwäre für die Fahrradfreundlichkeit der Uni-versität wünschenswert. Info: www.metropol-radruhr.de

29© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Straubinger Tagblatt vom 02.03.2019

Ausgabe: Hauptausgabe Kommentar: Text in weiteren RegionalzeitungenAuflage: 16.751 (gedruckt)

„Wissenschaft ist mein Ding“Die Arbeit als studentische Hilfskraft kann der Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere seinAktuell arbeiten so viele Studierende wienoch nie neben dem Studium: 68 Prozentverdienen sich nach Angaben des Deut-schen Studentenwerks etwas zum Lebens-unterhalt dazu. Ein Drittel von ihnen arbeitetdirekt an der Uni. Jakob Kemper studiert imachten Bachelor-Semester Politikwissen-schaft an der Universität Duisburg-Essen –und hat gleich zwei Jobs als studentischeHilfskraft. Er arbeitet an seiner Uni am Lehr-stuhl für empirische Politikwissenschaft undaußerdem an der NRW School of Gover-nance.Zu seinen Aufgaben gehört es, Daten zurecherchieren oder bei Veranstaltungen wieGastvorlesungen zu helfen. Außerdembetreut er gemeinsam mit anderen Hilfskräf-ten die Social-Media-Kanäle des Lehrstuhls.In der Klausurenphase führt er Aufsicht undunterstützt Dozenten beim Korrigieren. „DieAufgaben sind wirklich sehr vielfältig undinteressant“, meint Jakob Kemper und lacht:„Kaffee kochen musste ich erst ein oder zweiMal.“Die Stelle an der Uni hatte Kemper bekom-men, weil sein Professor ihn nach einer sehrgelungenen Klausur ansprach, ob er alsTutor arbeiten möchte. „Das habe ich danndrei Semester lang gemacht und anschlie-ßend als studentische Hilfskraft bei ihmangefangen.“ Die Tätigkeit an der NRWSchool of Governance ergab sich ebenfallsüber den direkten Kontakt: „Ein Dozent hatim Seminar gesagt, dass er Bedarf hat – unddann habe ich mich einfach beworben.“

Ab dem dritten Semester

In der Arbeit als studentische Hilfskraft siehter nur Vorteile: „Man lernt den Wissen-

schaftsbetrieb kennen und bekommt einenBlick hinter die Kulissen.“ Außerdem lerneman viele Dozenten und wissenschaftlicheMitarbeiter kennen – das helfe einem auchim Studium. „Man baut Scheu ab und trautsich in Veranstaltungen eher, auch maletwas zu fragen.“Jobs für studentische Hilfskräfte gibt es inder Regel sowohl direkt an den Fakultätenals auch in anderen Hochschuleinrichtun-gen wie zum Beispiel der Bibliothek oder derKommunikation.An einen Job können Studierende auf ver-schiedenen Wegen kommen, sagt Ruth Gir-mes vom Career Center der UniversitätDuisburg-Essen. „Manche Professorengehen auf Studierende zu, wenn sie sehen,dass die sich wacker schlagen. Aber Studie-rende können auch selber den Dozentenansprechen.“ Außerdem seien alle Stellenöffentlich ausgeschrieben – zum Beispiel inder Jobbörse der Uni oder direkt am schwar-zen Brett der Fakultät. Da Studierende fürden Job fachliche Grundkenntnisse benöti-gen, sei eine Bewerbung meist erst ab demdritten Semester sinnvoll.Unterschieden wird bei den Studentenjobszwischen studentischen und wissenschaftli-chen Hilfskräften. Als studentische Hilfskraftkann man bereits während des Bachelorsarbeiten. Zu den Aufgaben zählen dann ver-anstaltungsbegleitende Aufgaben: beispiels-weise Material heraussuchen und auf Lern-plattformen stellen oder Tutorien abhalten.Als wissenschaftliche Hilfskräfte könnendagegen Studierende arbeiten, die bereitseinen Bachelor in der Tasche haben: Dannsind die Anforderungen entsprechend höher.Wer beispielsweise im Labor arbeitet, darfnach Anleitung Versuchsreihen durchführen.

Gerade eben Mindestlohn

„Natürlich ist dann der Verdienst auchhöher“, sagt Girmes. Wie Aufgaben und Ver-gütung im Einzelfall geregelt sind, steht imLandeshochschulgesetz. Je nach Bundes-land gibt es Unterschiede. Im schlechtestenFall bekommen studentische Hilfskräftegerade so den Mindestlohn, manchmal wer-den sie auch etwas besser bezahlt. In Bay-ern erhalten studentische Hilfskräfte denMindestlohn von 9,19 Euro pro Stunde, wis-senschaftliche Hilfskräfte mindestens 11,50Euro.Insgesamt dürfen studentische Hilfskräfte imSemester nicht mehr als 20 Stunden proWoche arbeiten – sonst verlieren sie ihrenStatus als Vollzeit-Student. Auf das Bafögangerechnet wird das Einkommen nur, wennStudierende mehr als 450 Euro monatlichverdienen. Allerdings sind Studierende beieinem Job als Hilfskraft versicherungspflich-tig, wenn sie bestimmte Einkommensgren-zen überschreiten. So müssen sie sich bei-spielsweise selbst krankenversichern, wennsie pro Monat mehr als 435 Euro oder 450Euro bei geringfügiger Beschäftigung verdie-nen.Wer später in der Wissenschaft arbeitenmöchte, fährt mit einem Job als studenti-sche Hilfskraft richtig. „Das ist der Einstieg ineine klassische akademische Karriere“, sagtStefan Grob vom Deutschen Studentenwerk.Auch Jakob Kemper, der gerade an seinerBachelorarbeit schreibt, möchte in Zukunftweiter im Wissenschaftsbetrieb tätig sein.Denn sein Job als studentische Hilfskraft hatihm gezeigt: „Wissenschaft ist mein Ding.“

Urheberinformation: Alle Rechte vorbehalten - Zeitungsgruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

30© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 04.03.2019

Ressort: Wirtschaft Ausgabe: HauptausgabeSeitentitel: Wirtschaft Auflage: 256.026 (gedruckt)DER VOLKSWIRT

Welcher Zinsregel folgt die EZB?Die Taylor-Regel ist es offensichtlich nicht / Aber auch von der Orphanides-Wieland-Regel weichtsie nach unten abVor gut einem Vierteljahrhundert stellte deramerikanische Makroökonom John Tayloreine geldpolitische Formel vor, die seitdemin einer Fülle von Forschungsarbeiten debat-tiert wurde. Mehr als 10 000 Mal wurde seinAufsatz "Discretion versus policy rules inpractice" (1993) bislang zitiert. Vereinfachtausgedrückt, besagt die Formel des Stan-ford-Professors, dass die Notenbanken beider Leitzinsfestlegung drei Dinge berück-sichtigen sollen: Basis ist der langfristiggleichgewichtige Realzins, den Taylor bei 2Prozent ansetzte. Der Leitzins soll dannhöher sein, wenn die laufende Inflation überdem Inflationsziel der Notenbank liegt unddie Wirtschaftsleistung über dem Potential.Wenn die Inflation unter dem Zielwert liegtund die Konjunktur lahmt (positive Output-Lücke), soll der Leitzins tiefer gesetzt wer-den. Taylors Formel beschrieb sehr genaudie Zinspolitik der amerikanischen Noten-bank Fed in den Jahren 1988 bis 1993.Später haben die Notenbanken die Zinsenaber oft niedriger gesetzt als die ursprüngli-che Taylor-Regel empfahl. Das war vor derFinanzkrise besonders in den Jahren 2003bis 2005 der Fall. Damals lag der Leitzinsder Europäischen Zentralbank bis zu 2 Pro-zentpunkte unter dem nach der Taylor-Regeloptimalen Niveau. Nach Ansicht von Kriti-kern hat eine zu lockere Geldpolitik dazubeigetragen, dass sich Blasen etwa auf demImmobilienmarkt bildeten, die dann platzten.Das Verhalten der EZB lässt sich besser

erklären mit einer anderen geldpolitischenFormel, die Athanasios Orphanides, der2007 bis 2012 Notenbankchef von Zypernund EZB-Ratsmitglied war, entwickelt hatund mit Volker Wieland, seit 2013 Mitglieddes deutschen Sachverständigenrats, aufden Euroraum anwandte. Sie beschreibeneine Zins-Änderungsregel: Ausgehend vomLeitzins der Vorperiode soll der Zins angeho-ben (gesenkt) werden, wenn die prognosti-zierte Inflation über (unter) dem Zielwert unddie Wachstumsprognose über (unter) demPotentialwachstum liegt. Die EZB-Ökono-men Philipp Hartmann und Frank Smetshaben jüngst hervorgehoben, dass EuropasZentralbank sich eng an die Orphanides-Regel gehalten habe. Wieland indes betont,dass die Regel den EZB-Zinspfad nur bis2014 erkläre. "Seit 2014 hat die EZB eineaggressive Lockerung vorgenommen, sie istnach unten abgewichen." Wieland findet, dieEZB-Politik sei zu locker gewesen. Aktuellkühlt die Konjunktur ab, daher liegt die EZBaktuell richtig. Nach Ansicht von Wielandsollten die Zentralbanker aber auch die vonder Taylor-Regel empfohlenen Niveaus nichtaus den Augen verlieren: "Die Taylor-Regelhat vor der Krise ein klares Signal geliefert,dass die Sache nicht in Ordnung war, dassdie Geldpolitik zu locker war." Nur wurde dasSignal ignoriert.Ein Problem der Taylor-Regel (wie auchanderer geldpolitischer Regeln) ist, dass sieteils auf unbeobachtbaren Parametern

beruht. Das Potentialwachstum der Wirt-schaft ist schwer zu schätzen. Umstritten istauch, wo der langfristige gleichgewichtigeRealzins liegt (der Sparen und Investitionenzum Ausgleich bringt). Taylor hatte die 2Prozent aus dem längerfristigen Durch-schnittswachstum geschätzt. Andere For-scher wie Thomas Laubach und John C. Wil-liams meinten später, der Gleichgewichts-zins sei niedriger und sogar auf null gefallen- das entspräche der These einer "säkula-ren Stagnation". Das hält Wieland für über-trieben. Er schätzt den realen Gleichge-wichtszins auf etwa 1 Prozent. Verschie-dene Gründe für den Rückgang sind denk-bar: Genannt werden die demografischeEntwicklung, geringeres Produktivitäts-wachstum, zu hohe Verschuldung und ande-res.In der Eurozone kommt erschwerend dieHeterogenität hinzu. Für einige Krisenländerläge der "optimale" Realzins weit unter null.Ansgar Belke und Jens Klose haben jüngsteine neue Berechnung nach dem Laubach-Williams-Modell vorgestellt. Demnach lägeder gleichgewichtige Realzins für Griechen-land, aber auch Italien deutlich unter null, inDeutschland und im Euroraum insgesamtaber bei 1 Prozent. Der EZB-Leitzinserscheint also deutlich zu niedrig.PHILIP PLICKERT

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

31© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis

PressespiegelDie Universität in den Medien

05.03.2019

Ruhr Nachrichten Lünen vom 04.03.2019

Ressort: Lünen Auflage: 9.860 (gedruckt)Ausgabe: Ruhr Nachrichten Lünen

Wie wird man digital?Lünen. Digi tal is ierung ist das großeZukunftsthema, heißt es. Ist das wirklich so?In vielen Unternehmen ist es vielmehr einThema der Gegenwart. In Lünen macht eineBranche hingegen Sorgen.Von Benjamin Legrand und Kristina Gerstenmaier Digitalisierung ist komplex und vielschichtig.Dass sich ein Mittelständler oder ein Hand-werksunternehmen eine Homepage bautoder sich in Sozialen Netzwerken präsen-tiert – geschenkt. Das ist seit Jahren Stan-dard. Das Thema Digitalisierung meint nichtmehr nur die Außendarstellung im Internet,sondern auch sämtliche internen Abläufe biszu den Produkten selbst. Das Thema trifftden Kern des Geschäftes. „Es geht bei Digi-talisierung heute um Prozesse und Produkt-entwicklung“, sagt Matthias Parlings, Leitervon „Digital in NRW, dem Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum“ in Dortmund. Es beglei-tet viele Unternehmen in diesem Prozess.Der Wirtschaft gehe es zwar gerade gut, soParlings: „Sobald sich das ändert, gewinnendie, die sich anpassen können.“ Heuteschon an morgen denken also, was Organi-sation und Mitarbeiter-Know-how angeht.In Lünen bieten die Industrie- und Handels-kammern Möglichkeiten der Vernetzung.Das Wirtschaftsförderzentrum hat Veranstal-tungen im Programm, „um den Unterneh-men auf die Sprünge zu helfen“, wieGeschäftsführer Eric Swehla sich ausdrückt.Einsteigerseminare, die verdeutlichen, inwelchen Bereichen Digitalisierung Sinnmacht, sollen Unternehmen einen erstenÜberblick verschaffen. „Neben Internationali-sierung sind Digitalisierung und die Industrie4.0 die wichtigsten Themen“, sagt Swehla.Dennoch seien es bisher weniger als dieHälfte der Lüner Unternehmen, die digitaleStrategien umsetzen. „Und bei Handwerks-betrieben ist das bisher leider kaum ange-kommen.“Mit Blick auf Zulieferer und Dienstleister sagtMatthias Parlings: „Man braucht auch neuePartner.“ Doch Vertrauen aufzubauen, kostetZeit – und auch Geld. Spätestens wenn manqualifiziertes Personal einstellen oder neueProdukte entwickeln möchte. Viele in derdeutschen Wirtschaft glauben nicht, dass

dies im normalen Arbeitsablauf eines Unter-nehmens gelingen kann. Lösungen werdenausgelagert, um sie reifen zu lassen. DreiStrategien von Unternehmen hat der AutorChristoph Keese für sein Buch „Disrupt your-self“ ausfindig gemacht: ein Start-up selbstaufbauen, sich mit anderen Partnern zusam-mentun oder in Start-ups investieren. Sounterschiedlich dabei der Grad des Engage-ments ist, gemeinsam ist ihnen: Sie kostennicht wenig Geld.Rund 100 Millionen nahm beispielsweisedas Unternehmen Evonik 2017 für Digitali-sierung in die Hand und gründete eine Evo-nik Digital GmbH. 30 junge Mitarbeiter ver-suchen seitdem in einer angemieteten ehe-maligen Bankfiliale in Essen, digitale Mög-lichkeiten für den Spezialchemiekonzern zuerschließen. Neue Zusammenarbeiten mitTechnologieunternehmen und Start-ups ste-hen im Fokus. Es ist ein Weg, der natürlichfast nur Konzernen vorbehalten ist. „Daskann ein Mittelständler nicht selbst“, sagtMatthias Parlings. „Aber es gibt viele Hubs.Da bieten wir mittelständischen Unterneh-men die Möglichkeit, sich auszugründen.“Ein Hub ist eine Art Gründerzentrum oderLaboratorium, in dem viele kleine Firmenoder Gründer zusammenkommen und sichaustauschen. Ein Netzwerkknoten, um Wis-sen zu teilen, damit alle Beteiligten profitie-ren und Schritt halten können. Das bedeutetpraktisch: Ein Mittelständler entsendet einkleines Team mit einer klaren Aufgabenstel-lung in das Hub, wo viele neue Partner, digi-tale Experten sich austauschen. Ein weite-rer Vorteil: Die entsendeten Kollegen sindraus aus dem Alltag. Allzu leicht würde dortdie Projektgruppe wieder rausgerissen,wenn Not am Mann ist und ein Kunde miteinem neuen Auftrag kommt.Hört man Nachrichten, fokussiert sich dasThema Digitalisierung auf den Ausbau derNetze. Im Vergleich zu anderen Ländernhinke Deutschland hinterher, viele Mittel-ständler gerade in ländlichen Regionen ken-nen „schnelles Internet“ nur vom Hörensa-gen. In Lünen ist das nur ein kleines Pro-blem. Im vergangenen Jahr hat die StadtLandesmittel in Höhe von 2,25 MillionenEuro bewilligt bekommen, um „letzten

Lücken im Lüner Stadtgebiet schließen undso unser Profil als IT- und wirtschaftsfreund-liche Kommune weiterentwickeln“ zu kön-nen, wie Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns erklärte. „Eigentlich stehen hier alleAmplen auf Grün“, sagt auch Eric Swehla.Schnelle Verbindungen sind die Basis fürden Austausch mit externen Partnern undKunden.Schön. Da sitzt dann der junge, ambitio-nierte Kollege irgendwo in seinem Hub underzählt den alten Hasen in der Firma, wie esgehen soll. Diese Diskussionen kennt wohljede Firma. Skepsis paart sich mit Unsicher-heit.Evonik hat eigens eine Kooperation mit derUniversität Essen-Duisburg ins Leben geru-fen, um die „menschliche Seite der Digitali-sierung“ zu untersuchen: Konkret geht eszum Beispiel darum, Schulungen amArbeitsplatz so zu gestalten, dass sie Mitar-beiter motivieren und auch Spaß machen.Bei jeder Veränderung machten sich Men-schen Sorgen und seien skeptisch, sagtHenrik Hahn: „Wahr ist, dass die Digitalisie-rung in Unternehmen Veränderungen brin-gen wird. Doch das bedeutet auch, dassArbeitsabläufe gesünder, abwechslungsrei-cher und kreativer werden können.“ Hahnverantwortet die Digitalisierungsstrategie beiEvonik. Die Digitalisierung gehöre nicht denChefetagen, sondern sie bringt allen Arbeit-nehmern neue Gestaltungs- und Entwick-lungsmöglichkeiten.Unternehmen täten gut daran, so Hahn, ihreMitarbeiter auf die neuen Chancen und Mög-lichkeiten gut vorzubereiten, sie zu informie-ren, zu schulen und zu motivieren. Dazugehöre auch, über Veränderungen klar undehrlich zu sprechen, denn auch Berufsbilderwerden sich ändern.Es muss nicht ein großes Ding sein, auto-nome Systeme oder rollende Roboter. Digi-talisierung ist nicht nur eine Anstrengung,sagt Matthias Parlings: „Das ist eineChance: Ein Thema, mit dem man junge Mit-arbeiter an traditionelle Unternehmen bin-den kann.“

Urheberinformation: Ruhr Nachrichten

Artikellayout (Format) wurde nachträglich verändert

32© PMG Presse-Monitor GmbH Zum Inhaltsverzeichnis